landschaftsarchäologische forschungen im näheren siedlungsumfeld des burgwalles von lossow: erste...

20
79 Landschaftsarchäologische Forschungen im näheren Siedlungsumfeld des Burgwalles von Lossow Erste Ergebnisse aus dem Bereich der Vorburgsiedlung Andreas Mehner Bei der Wiederaufnahme der Forschungen in Lossow im Rahmen des DFG-Projektes wird erstmals das spätbron- ze- und früheisenzeitliche Siedlungsumfeld der bekannten Burganlage in die Untersuchungen einbezogen. Neben der Kartierung und Neubewertung bereits bekannter Funde und Befunde geschieht das vor allem auch durch aktuelle archäologische Feldforschungen. Im Frühjahr 2009 wurde mit Prospektionen und Ausgrabungen in dem unmittelbar westlich des Burgwalles gelegenen Areal begonnen, da es mehrere Anzeichen für die Existenz einer Vorburgsiedlung in diesem Bereich gab. Urgeschichtliche Zentralorte Ein wesentlicher Punkt der aktuellen Untersuchungen ist die Betrachtung der Anlage unter dem Aspekt ihrer zen- tralörtlichen Funktion während der jüngeren Bronze- und frühen Eisenzeit, wobei das Konzept der zentralen Orte im Wesentlichen auf die Wirtschaftsgeographen W. Christal- ler (1933) und A. Lösch (1940) zurückgeht. Es findet seit den 1980er Jahren in zunehmendem Maße Anwendung in der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie als Modell für Siedlungsstrukturen und -hierarchien. 1 Grundlegende Annahmen der Theorie der zentralen Orte nach Christaller sind, dass Zentralität einen Bedeutungsüber- schuss voraussetzt, der über den engsten Umkreis des Ortes hinauswirkt, und dass die qualitative Größe seines Interakti- onsgebietes Maßstab für den Grad seiner Zentralität sei. Dieser Bedeutungs- bzw. Funktionsüberschuss eines ur- bzw. frühgeschichtlichen Zentralortes lässt sich nach E. Gringmuth-Dallmer (1999, 10 ff.) in fünf überörtlich wirk- same Funktionsbereiche als Maßstab gliedern: Herrschaft, Schutz, Rohstoffgewinnung/Handwerk/Gewerbe – also nichtagrarische Produktion – sowie Handel und Kult. Je mehr dieser Funktionen ein Ort auf sich vereinigen kann, desto höher ist seine Stellung im Siedlungsgefüge (ebd., Abb. 1). Dabei bedingen sich einzelne Faktoren; so ist z. B. ein Schutz ohne Herrschaft (Macht) kaum denkbar. Eine zentrale Funktion von befestigten Siedlungen (Brandt 2007, 73) ist die Verteidigung, auf die sich Fluchtburgen beschränken. Weitere Funktionen von Siedlungen, wie zur Repräsentation und als ökonomisches, soziopolitisches und rituelle Zentrum, folgen mit ihrer dauerhaften Nutzung resp. Besiedlung (ebd., 78). Ein Kriterium für die Hierarchie der Zentralorte ist die Reichweite ihrer Wirkung (Christaller 1933, 48 ff.), wobei solche mit regionaler bzw. überregionaler Wirkung zu un- terscheiden sind und beide Dimensionen sich ausschließen können (Steuer 2007, 882). Die Zentralorte der Bronzezeit sind oft mit Eliten verbun- den (Steuer 2007, 886 f.), deren Existenz sich in den ar- chäologischen Quellen niederschlägt. War in Mitteleuropa ihr Nachweis durch repräsentative Bauten nicht möglich, sind sie doch in einer reicheren Grabausstattung zu fassen, die sich durch schichtspezifische Objekte, wie Schwerter, Edelmetalle und Pferdegeschirr auszeichnen kann (Jocken- hövel 1990, 224). In den Gräbern der Lausitzer Kultur ist eine soziale Schichtung nur im Ansatz erkennbar (Breddin 1986; Bönisch 1990). 2 Die Burgwälle der Lausitzer Kultur gelten als befestigte Dauersiedlungen. Dafür sprechen zahlreiche Befunde, wie mächtige Kulturschichten, Herdstellen, Hausstruktu- ren und andere typische Siedlungsbefunde, sowie ein weit gefächertes Fundspektrum (u. a. Uslar 1981, 146; Jocken- hövel 1990, 219, Kobyliski/Nebelsick 2008, 39). In den Burgwällen der Göritzer Gruppe, wie z. B. Lossow, Lebus, Wildenbruch und Soldin, konnten ebenfalls ausgeprägte Kulturschichten nachgewiesen werden (Griesa 1982 b, 27), wobei jedoch selbst in den besser untersuchten Anlagen Anzeichen sozialer Differenzierungen fehlen. 3 Während früher häufig eine strategische Anlage von Bur- gen gegen einen äußeren Feind angenommen wurde (Uslar 1981, 147), geht die neuere Forschung davon aus, dass der Bau von Burgen sich aus den Siedlungsgemeinschaften heraus kristallisierte, in denen sie mehrere Funktionen inne hatten (Buck 1969a; Jockenhövel 1990, 220 f.). So zeigten bereits in den 1960er Jahren A. Gauszka (1963, 513 ff.) für die Lausitzer Burgwälle Niederschlesiens und W.-D. Buck (1969, Abb. 1) für die Burgwälle der Billendorfer Gruppe in Brandenburg deutlich, dass befestigte Siedlungen Zen- tren von Siedlungskonzentrationen waren. Es befand sich kein Burgwall außerhalb eines solchen Siedlungsgebietes. Zudem konnte in keiner Fundplatzkonzentration mehr als eine Burganlage nachgewiesen werden (Buck 1969a, 51). 1 Zum Weg vom ideologisch belasteten Planungskonzept zur Grundlage moderner Siedlungsarchäologie s. Bahn 2007, 39 f. 2 Vgl. dagegen das Seddiner Kulturgebiet (Wüstemann 1978, 195 ff.). 3 Besonders deutlich wird das bei der außergewöhnlich gut erhaltenen frü- heisenzeitlichen Burganlage von Biskupin mit ihrer nahezu symbolhaft egalitären Bebauungsstruktur. Trotz dieser nicht erkennbaren sozialen Differenzierung war die Anlage als Zentrum einer Siedlungskonzentrati- on (vgl. Rajewski 1963, Abb. 1; ders. 1969, Abb. 3) und vermutlich auch ein Machtzentrum.

Upload: independent

Post on 29-Jan-2023

0 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

79

Landschaftsarchäologische Forschungen im näheren Siedlungsumfeld des Burgwalles von LossowErste Ergebnisse aus dem Bereich der Vorburgsiedlung

Andreas Mehner

Bei der Wiederaufnahme der Forschungen in Lossow im Rahmen des DFG-Projektes wird erstmals das spätbron-ze- und früheisenzeitliche Siedlungsumfeld der bekannten Burganlage in die Untersuchungen einbezogen. Neben der Kartierung und Neubewertung bereits bekannter Funde und Befunde geschieht das vor allem auch durch aktuelle archäologische Feldforschungen. Im Frühjahr 2009 wurde mit Prospektionen und Ausgrabungen in dem unmittelbar westlich des Burgwalles gelegenen Areal begonnen, da es mehrere Anzeichen für die Existenz einer Vorburgsiedlung in diesem Bereich gab.

Urgeschichtliche Zentralorte

Ein wesentlicher Punkt der aktuellen Untersuchungen ist die Betrachtung der Anlage unter dem Aspekt ihrer zen-tralörtlichen Funktion während der jüngeren Bronze- und frühen Eisenzeit, wobei das Konzept der zentralen Orte im Wesentlichen auf die Wirtschaftsgeographen W. Christal-ler (1933) und A. Lösch (1940) zurückgeht. Es findet seit den 1980er Jahren in zunehmendem Maße Anwendung in der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie als Modell für Siedlungsstrukturen und -hierarchien.1 Grundlegende Annahmen der Theorie der zentralen Orte nach Christaller sind, dass Zentralität einen Bedeutungsüber-schuss voraussetzt, der über den engsten Umkreis des Ortes hinauswirkt, und dass die qualitative Größe seines Interakti-onsgebietes Maßstab für den Grad seiner Zentralität sei. Dieser Bedeutungs- bzw. Funktionsüberschuss eines ur- bzw. frühgeschichtlichen Zentralortes lässt sich nach E. Gringmuth-Dallmer (1999, 10 ff.) in fünf überörtlich wirk-same Funktionsbereiche als Maßstab gliedern: Herrschaft, Schutz, Rohstoffgewinnung/Handwerk/Gewerbe – also nichtagrarische Produktion – sowie Handel und Kult. Je mehr dieser Funktionen ein Ort auf sich vereinigen kann, desto höher ist seine Stellung im Siedlungsgefüge (ebd., Abb. 1). Dabei bedingen sich einzelne Faktoren; so ist z. B. ein Schutz ohne Herrschaft (Macht) kaum denkbar.Eine zentrale Funktion von befestigten Siedlungen (Brandt 2007, 73) ist die Verteidigung, auf die sich Fluchtburgen beschränken. Weitere Funktionen von Siedlungen, wie zur Repräsentation und als ökonomisches, soziopolitisches und rituelle Zentrum, folgen mit ihrer dauerhaften Nutzung resp. Besiedlung (ebd., 78).

Ein Kriterium für die Hierarchie der Zentralorte ist die Reichweite ihrer Wirkung (Christaller 1933, 48 ff.), wobei solche mit regionaler bzw. überregionaler Wirkung zu un-terscheiden sind und beide Dimensionen sich ausschließen können (Steuer 2007, 882).Die Zentralorte der Bronzezeit sind oft mit Eliten verbun-den (Steuer 2007, 886 f.), deren Existenz sich in den ar-chäologischen Quellen niederschlägt. War in Mitteleuropa ihr Nachweis durch repräsentative Bauten nicht möglich, sind sie doch in einer reicheren Grabausstattung zu fassen, die sich durch schichtspezifische Objekte, wie Schwerter, Edelmetalle und Pferdegeschirr auszeichnen kann (Jocken-hövel 1990, 224). In den Gräbern der Lausitzer Kultur ist eine soziale Schichtung nur im Ansatz erkennbar (Breddin 1986; Bönisch 1990).2

Die Burgwälle der Lausitzer Kultur gelten als befestigte Dauersiedlungen. Dafür sprechen zahlreiche Befunde, wie mächtige Kulturschichten, Herdstellen, Hausstruktu-ren und andere typische Siedlungsbefunde, sowie ein weit gefächertes Fundspektrum (u. a. Uslar 1981, 146; Jocken-hövel 1990, 219, Kobyliski/Nebelsick 2008, 39). In den Burgwällen der Göritzer Gruppe, wie z. B. Lossow, Lebus, Wildenbruch und Soldin, konnten ebenfalls ausgeprägte Kulturschichten nachgewiesen werden (Griesa 1982 b, 27), wobei jedoch selbst in den besser untersuchten Anlagen Anzeichen sozialer Differenzierungen fehlen.3

Während früher häufig eine strategische Anlage von Bur-gen gegen einen äußeren Feind angenommen wurde (Uslar 1981, 147), geht die neuere Forschung davon aus, dass der Bau von Burgen sich aus den Siedlungsgemeinschaften heraus kristallisierte, in denen sie mehrere Funktionen inne hatten (Buck 1969a; Jockenhövel 1990, 220 f.). So zeigten bereits in den 1960er Jahren A. Gauszka (1963, 513 ff.) für die Lausitzer Burgwälle Niederschlesiens und W.-D. Buck (1969, Abb. 1) für die Burgwälle der Billendorfer Gruppe in Brandenburg deutlich, dass befestigte Siedlungen Zen-tren von Siedlungskonzentrationen waren. Es befand sich kein Burgwall außerhalb eines solchen Siedlungsgebietes. Zudem konnte in keiner Fundplatzkonzentration mehr als eine Burganlage nachgewiesen werden (Buck 1969a, 51).

1 Zum Weg vom ideologisch belasteten Planungskonzept zur Grundlage moderner Siedlungsarchäologie s. Bahn 2007, 39 f.

2 Vgl. dagegen das Seddiner Kulturgebiet (Wüstemann 1978, 195 ff.).3 Besonders deutlich wird das bei der außergewöhnlich gut erhaltenen frü-heisenzeitlichen Burganlage von Biskupin mit ihrer nahezu symbolhaft egalitären Bebauungsstruktur. Trotz dieser nicht erkennbaren sozialen Differenzierung war die Anlage als Zentrum einer Siedlungskonzentrati-on (vgl. Rajewski 1963, Abb. 1; ders. 1969, Abb. 3) und vermutlich auch ein Machtzentrum.

80 Mehner, Landschaftsarchäologische Forschungen

Die hier sichtbar werdende regelhafte Lage der Burgwälle innerhalb von Siedlungskonzentrationen ist ein Beleg für deren Zentralität, auch wenn die funktionellen Hintergründe dieser Zentralität noch nicht aufgezeigt werden konnten. Wie nahezu alle befestigten Siedlungen der Göritzer Grup-pe liegt auch der Burgwall Lossow innerhalb einer Sied-lungskonzentration (Griesa 1982 a, 28, Kt. 8 u. 25). Die im relativ flachem Umland sehr markante Lage auf einem 20 m hohen Kliff über der Oder und der heute noch bis in eine Höhe von sechs Meter aufragende Abschnittswall, der im Süden von einem ebenfalls 20 m tiefem Kerbtal gesi-chert ist, machen die befestigte Siedlung von Lossow zu ei-nem besonderen und gut geschützten Ort, der ursprünglich eine Fläche von nahezu vier Hektar umfasste. Die aktuel-len Untersuchungen (s. Beitrag Beilke-Voigt, 65 ff.) bestä-tigen die intensive Siedlungstätigkeit während der jünge-ren und jüngsten Bronzezeit (Ha A und B), für die zudem Belege für Fernkontakte, wie Briquetage und graphitierte Keramik, sowie für Metallhandwerk vorhanden sind (ebd.; Griesa 1982 b; Geisler 1980; ders. 1986).Die überregionale Bedeutung der Anlage während der frü-hen Eisenzeit belegen die in der Region weitgehend singu-lären Opferschächte,4 ebenso wie der aktuelle Fund einer Bronzekleinplastik in Form eines Widders, für die sich Parallelen vor allem im ägäischen Raumfinden lassen (s. Beitrag Beilke-Voigt, 70 ff.).Die Betrachtung des zentralörtlichen Charakters des Burg-walles Lossow soll im Rahmen von so genannten Interak-tionsräumen nach I. Beilke-Voigt (2010) geprüft werden. Dabei umfasst der Kernraum das unmittelbare Siedlungs-umfeld des Burgwalles, das die innerhalb der kleinsten geomorphologisch abgegrenzten Raumeinheit gelege-nen Fundplätze mit ihren Wechselwirkungen beinhaltet (Abb. 1). Das sind im vorliegenden Falle die Vorburgsied-lung (Fundplatz 4) und das Gräberfeld (Fundplatz 12), in deren Bereichen archäologische und naturwissenschaftli-che Feldforschungen stattfinden. Als zweiter Interaktionsraum wird die gesamte Siedlungs-kammer um den Burgwall betrachtet. Dieser umfasst Sied-lungsareale, welche in unmittelbarer Wechselwirkung mit dem Burgwall stehen. Die Siedlungskammer lässt sich ent-weder naturräumlich und/oder archäologisch abgrenzen. Die zugehörigen Siedlungen sind durch die Faktoren Erreichbar-keit, möglicherweise sogar durch Sichtverbindung zum Zen-tralort gekennzeichnet. In diesem Interaktionsraum werden neben einer umfassenden archäologischen Fundplatzaufnah-me geoarchäologische Untersuchungen und Kartierungen durchgeführt. Die Charakterisierung und Abgrenzung der Siedlungskammer erfolgt aufgrund von Daten, die mit Hilfe geographischer Informationssysteme gewonnen wurden.

Der dritte Interaktionsraum nach I. Beilke-Voigt (2010) ist die Stellung des postulierten Zentralortes im Rahmen von überregionalen Strukturen sowie der Vergleich mit anderen zentralen Orten. Hier werden überregionale Zusammen-hänge und Erscheinungen, wie die Wechselwirkung zwi-schen Zentralorten, der Austausch von Gütern, der Verlauf eventuell vorhandener Handelswege, die Verteilung von Schatzfunden und ähnliches exemplarisch untersucht.

Naturräumliche Standortfaktoren für die Besiedlung

Die Struktur der urgeschichtlichen Besiedlung ist von ver-schiedenen Standortfaktoren, z. B. der Geomorphologie, der Bodenbeschaffenheit, dem Klima und der Hydrologie abhängig. Neben dem Einbeziehen vorhandener Erkennt-nisse aus diesen Bereichen werden im Rahmen des Projek-tes eigene geoarchäologische Forschungen angeregt und durchgeführt.Die Siedlungskammer Lossow liegt südlich der Frankfur-ter Eisrandlage, am östlichen Rand der weichselzeitlichen Geschiebemergelhochfläche der Lebuser Platte (Marcinek 2002, 398). Das mittlere Odertal verengt sich zwischen Ziltendorfer Niederung und Oderbruch auf eine Breite von etwa zwei Kilometer. Hier bündelten sich bis zur neuzeit-lichen Regulierung der Oder zahlreiche, im breiten und feuchten Tal der Ziltendorfer Niederung mäandrierende Wasserläufe zu einem tief eingeschnittenen Fluss (Huth 1975, 19). Etwa zwei Kilometer südlich des Burgwalls tritt das Berlin-Warschauer-Urstromtal westlich aus dem Oder-tal aus. Das Siedlungsgebiet im engeren Sinne wird im Osten von der „Steilen Wand“ begrenzt, einer markanten Geländestu-fe, welche die Lebuser Platte zur Oder hin begrenzt. Es handelt sich um einen Prallhang der Oder an der Westseite des Oderdurchbruchtals, also um ein noch aktives Kliff. Die „Steile Wand“ hat eine Höhe von 20 bis 30 m über der Oder, eine Länge von zirka 500 m und wird von einem etwa 100 m breiten Erosionstal geteilt (Schulz 2000, 78). Durch die bis in die Gegenwart andauernde Erosionswir-kung des Flusses ist mit einem nicht zu quantifizierendem Flächenverlust im Bereich des Burgwalles seit Beginn der bronzezeitlichen Besiedlung zu rechnen. Den Untergrund des Untersuchungsgebietes bilden präkä-nozoische Ablagerungen mit Ton und Kalkmergelsteinen aus der Kreidezeit. Darüber liegen känozoische Locker-gesteine, die in ihrer Mächtigkeit und Tiefenlage räumlich variieren, sowie weitere känozoische Schichten, die sich ebenfalls je nach Lage teilweise stark unterscheiden (Han-nemann/Seidemann 2000, 39 f.). Im unmittelbaren Umfeld des Burgwalls liegen saale- und weichselzeitliche Schichten von geringer Mächtigkeit auf einem 30 bis 80 m mächtigen elsterkaltzeitlichen Geschiebemergelhorizont. Warmzeitli-che Ablagerungen fehlen weitgehend (Hannemann/Seide-mann 2000, 40).

4 Die einzige vergleichbare Anlage im nordmitteleuropäischen Flachland ist der Burgwall von Gzin an der unteren Weichsel (Chudziakowa 1992). Ein aufgrund von Keramikfunden in die Stufe Göritz I datierter Opfer-schacht ist auch von der nahe gelegenen Burganlage von Lebus bekannt (Unverzagt 1958, 121).

81

Fpl. 12Gräber-feld

Lesefunde

Fpl. 4Siedlung

Fpl. 2Burgwall

Fpl. 6Siedlung

Fpl. 10Gräber-feld

Fpl. 24Siedlg.?

500 m

60,9

60

60

62,5

45

Od e r b e r g e

Abb. 1: Bekannte Fundplätze im Umfeld des Burgwalls Lossow

82 Mehner, Landschaftsarchäologische Forschungen

Ein wichtiger Standortfaktor prähistorischer Besiedlung ist die Hangneigung. Kleinräumige statistische Untersuchungen haben gezeigt, dass sie für Siedlungen der jungbronzezeitli-chen Lausitzer Kultur der wichtigste Standortfaktor sein kann (Zabel 2002, 144). Im norddeutschen Flachland beschränkt sich die prähistorische Besiedlung auf Standorte, die eine Hangneigung von weniger als zwei Grad aufweisen (Leube 1975, 13 f.; Matthes 2007, 178 f.). Allerdings spiegelt dieses Verhältnis nicht nur die Standortwahl prähistorischer Gesell-schaften wieder. Die Hangneigung hat ebenfalls Einfluss auf die Erhaltung urgeschichtlicher Fundplätze und auf deren Erkennbarkeit. Während auf Kuppen gelegene Fundplätze stark von Abtragungen bedroht sind, können Fundplätze in der Niederung stark kolluvial überdeckt sein, was ihre Erken-nung verhindern kann (Gringmuth-Dallmer 1998, 17 f.).Die im Rahmen der geoarchäologischen Untersuchungen durchgeführte Wölbungskartierung (Stolpe 2009) diente der Abgrenzung des potentiellen Siedlungsareals im unmit-telbaren Umfeld des Burgwalls. Die Kartierung (Abb. 2) zeigt, dass nahezu die gesamte heutige Ackerfläche unter dem Aspekt der Hangneigung für die prähistorische Be-siedlung relevant ist.5

Für agrarische Gesellschaften sind, neben der Verfügbar-keit von Wasser, die Bodenverhältnisse ein entscheidender Standortfaktor (Gringmuth-Dallmer/Altermann 1985). Im nordostdeutschen Flachland wurden unbefestigte Siedlun-gen von der mittleren Bronze- bis zur frühen Eisenzeit er-wartungsgemäß häufig auf sandigem Substrat angelegt.6

Die Kartierung und Auswertung der pedologischen Ver-hältnisse ist ein wichtiger Bestandteil landschaftsarchäolo-gischer Untersuchungen im Rahmen von Umfeldanalysen, den sog. sitecatchment-analyses (z.B. Saile 1997; Poslusch-ny 2002; Behm/Vergin 2002; Schneeweiß 2003). Diese die-nen der Einschätzung des Potentials der den Siedlungen zu-gehörigen Wirtschaftsflächen.Diese nicht sicher zu rekons-truierenden Areale können unter anderem mit dem Modell der sog. Thünenschen Kreise, bei dem eine Kreisfläche mit einem Radius von 0,75-2 km um die Siedlungsstelle als potenzielles Wirtschaftsareal betrachtet wird, idealisiert dargestellt werden (Gringmuth-Dallmer/Altermann 1985,

Abb. 2: Wölbungskartierung zur Abgrenzung des potenziellen Siedlungsareals (nach Stolpe 2009)

200 m

Od

er

5 Ich danke Fabian Stolpe (Berlin) für die Einsicht in die Ergebnisse seiner Arbeit.

6 Untersuchungen von J. Schneeweiß (2003, 47 ff.) auf dem Werder bei Neubrandenburg zeigen für die vorrömische Eisenzeit eine leichte Bevor-zugung von Sandböden gegenüber lehmigen Substraten. Eine wichtige Beobachtung in dieser Kleinlandschaft ist, dass Siedlungen oft in Berei-chen angelegt worden sind, in denen verschiedene Substrate aufeinan-der stoßen(ebd.). Bönisch (1996, 78 f., 89, 106 f., 114 f.) konnte in der Niederlausitz eine gegenüber der Bronzezeit vermehrte Nutzung von Ge-schiebemergel-Standorten während der frühen Eisenzeit nachweisen.

83

344; Schneeweiß 2003, 28).7 So konnten H. Behm und R. Vergin (2002) in der Siedlungskammer Schwennenz/Lebehn/Glasow zeigen, dass die Umfelder der metallzeit-lichen Siedlungen einen hohen Anteil an fruchtbaren Mer-gelböden aufweisen (ebd., 110 f.), auch wenn die Siedlung selbst auf sandigem Untergrund liegen konnte (ebd., Abb. 50).Ob dieser Standortfaktor auch für die Anlage von Zen-tralorten eine Rolle spielte, die ihre Bedeutung, wie be-schrieben, vor allem den über die landwirtschaftliche Produktion hinausgehenden Funktionen verdankten, wird erneut zu prüfen sein. Andere Faktoren, wie eine verteidi-gungstechnisch günstige oder eine herausgehobene Lage sowie der Bezug zu einem zu rekonstruierenden Wegenetz waren wahrscheinlich die wichtigeren Kriterien für die Wahl des Standortes. Ältere Untersuchungen zu spätbron-ze- bzw. früheisenzeitlichen Burgwällen der Lausitzer Kul-tur führten diesbezüglich zu uneinheitlichen Ergebnissen. Während man einerseits eine sehr geringe Abhängigkeit der Burgwälle von den Faktoren Bodenfruchtbarkeit und Schwere der Böden herausstellte,9 ging man andererseits

davon aus, dass leicht zu bearbeitende Böden bei der Anla-ge von Lausitzer Burgwällen bevorzugt worden sind (Cob-lenz 1971, 428; Bukowski 1974, 20; Griesa 1974, 38).Im nordostdeutschen Tiefland bilden meist glaziale, selte-ner holozäne Sedimente das Ausgangsmaterial für die Bo-denbildung, wobei ältere Sedimente häufig von weichsel-kaltzeitlichem Schmelzwasserdecksand überdeckt werden (Schmidt 2000, 42 f.). Sandböden weisen aufgrund ihres geringen Vermögens Nährstoffe und Wasser zu binden eine relativ geringe Ertragsfähigkeit auf, sind aber leicht zu be-arbeiten (Schachtschabel et al. 1992, 24) und eignen sich als Weideland. Durch ihre guten Drainageeigenschaften sind sie gut als Standort zur Errichtung von Siedlungen gut geeignet, so dass eine enge Bindung von Siedlungsbefun-den an sandige Standorte beobachtet werden kann (Mehner 2006, 315). Setzt man das Vorhandensein von Sandböden als Standortfaktor für die Anlage prähistorischer Sied-lungen voraus, kann die Kartierung der weichselkaltzeit-lichen Schmelzwasserdecksande helfen das potenzielle Siedlungsgebiet im Umfeld des Burgwalls einzugrenzen (Abb. 3).Gerade in den Grenzbereichen zwischen einzelnen Boden-arten ist eine genaue Abgrenzung notwendig. Diese Ge-nauigkeit ist durch entsprechende Felduntersuchungen mit Sondagen in einem engen Raster oder durch die Verwen-

7 Bernbeck (1997, 163) schätzt die maximal nutzbare Größe der Wirt-schaftsareale auf fünf Kilometer.8 Für Niederschlesien: Gauszka 1963, 513 f. Für die Billendorfer Gruppe: Buck 1969a.

Abb. 3: Kartierung der Decksande

200 m

Od

er

84 Mehner, Landschaftsarchäologische Forschungen

dung von großmaßstäblichen geologischen Karten gewähr-leistet. Für das Arbeitsgebiet erscheinen die Geologische Karte des Landes Brandenburg9 (Maßstab 1:50000) sowie die Geologische Karte der DDR10 (Maßstab 1:25000) für diesen Zweck geeignet.Neben den reinen Sandböden überwiegen in der Losso-wer Siedlungskammer Böden aus Lehm/Sand-Gemischen. Lehmböden besitzen ein hohes Wasserspeichervermö-gen und sind nährstoffreich (Schachtschabel et al. 1992, 25). Da sie zu den ertragreichsten Böden zählen, ist ihre ackerbauliche Nutzung daher im Umkreis von prähistori-schen Siedlungen als sicher anzunehmen. Auch die in den Siedlungsbefunden des Burgwalles Lossow nachgewiese-nen Getreidearten Weizen, Hafer, Gerste und Rispenhirse (Griesa 1995, 28) legen dieses nahe.11

Die vorherrschenden Bodentypen in der Siedlungskammer um den Burgwall Lossow sind Fahlerde-Braunerden und Fahlerden (Schmidt 2000, 48 ff.), im Bereich der Vorburg-siedlung Braunerden.12

Klimatisch fällt die Bronzezeit in die relativ heterogene Epoche des Subboreals (Harding 1982). Von den meisten Autoren wird allerdings die Bronzezeit auch für das Ar-beitsgebiet als eine Zeit des Klimaoptimums beschrieben (Brose/Heußner 2002, 29). K.-D. Jäger und V. Loek (1978, 214 f.) belegten durch den Nachweis der Ausbildung von Trockenböden eine synchrone Verschiebung der Küstenli-nien (ebd., 217) und eine vom Beginn der jüngeren Bronze-zeit bis in die frühe Eisenzeit dauernde Trockenphase, wel-che die Besiedlung von sonst feuchten Niederungen zuließ (Breddin/Buck 1970, 33; Jäger/Laser 1971; Küster 1995, 116ff.). Häufig reihten sich die Fundplätze entlang der da-maligen Uferlinien (Bönisch 1996, 89; Mehner 2008, 41). Jockenhövel (1990, 219) betonte, dass die Errichtung der urnenfelderzeitlichen Burgen in eine klimatisch günstige Trockenphase fiel, welche die Erwirtschaftung von land-wirtschaftlichen Überschüssen ermöglichte, und in einer Feuchtphase endet. Die Spiegelschwankungen der Oder seit dem Subboreal verdeutlichen die bis etwa 300 v. Chr. herrschenden tro-ckenen Verhältnisse (Brose 1994, 153 ff.), die ebenfalls durch Pollenprofilen aus dem Osten Brandenburgs bestä-tigen werden (Jahns 1999, 138; Kloss 1994, 103). Eine ab etwa 300 v. Chr. einsetzende Klimaänderung, die größere Niederschlagsmengen mit sich brachte, führte zu einem Wasserspiegelanstieg, welcher durch den Anstieg des Meeresspiegels verstärkt wurde (Brose/Heußner 2002, 29).

Die Auswirkungen dieser Klimaänderung für die Besied-lung des Oderbruchs zeigten Jäger und S. Griesa (1980, 89). Griesa (1982 a, 17 f.) vermutete in dieser Feuchtphase die Ursache für das Aufgeben der Besiedlung des unteren Odergebietes in der Stufe Ha D. Der Osten Brandenburgs, speziell der Ostrand der Lebuser Platte, ist stark von Einflüssen des kontinentalen Klimas geprägt. Im Vergleich zu den umliegenden Niederungs-bereichen, wie dem nördlich des Untersuchungsgebiets liegenden Oderbruch und dem östlich gelegenen Odertal, sind die Temperaturen auf der Lebuser Platte stets etwas niedriger (Heyer 1962, 55 f.). Innerhalb Brandenburgs ge-hört die Region um Frankfurt an der Oder zu den Gebie-ten mit den niedrigsten Niederschlägen. Jedoch weisen die höher gelegenen Teile der Lebuser Platte größere Nieder-schlagssummen als das Odertal auf (ebd., 34 ff.).Die Siedlungskammer Lossow liegt am Mittellauf der Oder. Der Fluss hat sich aufgrund seines geringen Gefälles in viele stark mäandrierende Arme verzweigt, wodurch ein breites Tal entstand. Der bereits erwähnte starke Einfluss des osteuropäischen Kontinentalklimas begünstigt das Vorkommen niederschlagsarmer Sommermonate mit nied-rigem Oderpegel (Spiegelberg 2001, 11). Wegen der oben beschriebenen Klimaentwicklung wird bis zum ersten Anstieg während der frühen Eisenzeit von einem spätbronzezeitlichen Oderpegel ausgegangen, der etwa 1,5 m unter dem heutigen lag (Brose 1994, 153 ff.). Damit befand sich auch das durchschnittliche Auenniveau der jüngeren Bronzezeit 1,2-1,6 m unter der heutigen Ober-fläche. Charakteristisch für die Oder ist, dass sie jedes Jahr sowohl ein Winter- als auch ein Sommerhochwasser führt (Spiegelberg 2001, 11).Wenn auch die frühesten Belege für eine Regulierung des Oder-Flusssystems aus dem Mittelalter stammen (Hotzan 2000, 59), hatte aufgrund der exponierten Lage des Burg-walles Lossow der Fluss kaum direkten Einfluss auf diesen und sein engeres Siedlungsumfeld. Ein nordwestlich der Ortslage Lossow entspringendes Fließ durchquert das westliche Vorfeld des Burgwalls zwischen Vorburgsiedlung und Gräberfeld und entwässert über die Seufzerschlucht in die Oder. Luftbilder lassen erkennen, dass das Gewässer ehemals einen anderen Verlauf hatte. Heute ist der nur noch wenig Wasser führende Bach kurz vor dem Eintritt in das Erosionstal zu einem kleinen Wei-her angestaut.Im Umfeld des Burgwalles gibt es heute vier Quellen (Taf. 4). Während die Weidenquelle im westlichen, höher gelegenen Bereich der Seufzerschlucht liegt, befinden sich drei weitere Quellen am Fuß der Steilen Wand.13 Keine der Quellen war in das befestigte Areal einbezogen, sie belegen jedoch das Vorhandensein von Wasser führenden Schichten unter dem untersuchten Areal.

9 Blatt L 3752: Frankfurt (Oder)/Slubice (2007). 10 Blatt 3753/54: Brieskow/Ziltendorfer Niederung (1969).11 Die Untersuchung der Makroreste aus Siedlungsbefunden der aktuellen Ausgrabungen im Burgwall und in der Vorburgsiedlung erfolgt durch Dr. S. Jahns, BLDAM Wünsdorf.12 Vgl. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hrsg.), Bo-denübersichtskarte Bundesrepublik Deutschland 1:200000, Blatt CC3950 Frankfurt/Oder (Hannover 2004) bzw. H. Hurttig, Bodengeologische Übersichtskarte der Deutschen Demokratischen Republik, 1:100000, Blatt N-33-137/138 Eisenhüttenstadt (Berlin 1968).

13 Digitales Basis-Landschaftsmodell 1:10000 der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg.

85

Untersuchungen an hessischen Ringwällen zeigten, dass die Tendenz, die Wasserversorgung in den geschützten Bereich einer befestigten Siedlung einzubeziehen vor Ha D nicht zu beobachten ist (Klopsch 1994, 313 ff.). Nur von wenigen Lausitzer Burgen sind Einrichtungen zur Wasserversorgung bekannt.14 Auch für die Lossower Schächte gab es die Deutung einer Primärnutzung als Brunnen (Geisler/Griesa 1982, 273), was aufgrund ih-rer zu vermutenden Gesamtzahl und der Tatsache, dass sie trotz ihrer Tiefe von teilweise über sieben Meter nur unregelmäßig fließendes Schichtenwasser erreichten, zu hinterfragen ist.

Die Fundplätze des unmittelbaren Siedlungs-umfeldes

Zum unmittelbaren Siedlungsumfeld des Burgwalles ge-hören die westlich vor dem Burgwall gelegene Vorburg-siedlung Fundplatz 4, auf die an anderer Stelle näher ein-gegangen wird, und das Gräberfeld Fundplatz 12. Dieses liegt etwa 500 m westlich des Burgwalles auf einer flachen Kuppe von ca. 61 m NN in der Biegung des kleinen Fließ-gewässers, welches hier rezent zu einem kleinen Teich an-gestaut ist (Abb. 1). Beide Fundplätze befinden sich zusam-men mit dem Burgwall in einer naturräumlichen Einheit.Das Gräberfeld Fundplatz 12, das 1888 bei Erdarbeiten ent-deckt und großflächig zerstört wurde, beschrieb. M. Weigel (1890) als Urnenfriedhof mit Steinpackungsgräbern. Die 34 entdeckten Gräber enthielten neben der Urne bis zu drei Beigefäße und nur wenige Bronzebeigaben. Aufgrund der von Weigel beschriebenen Verzierungen ist der Fundplatz in die späte Bronzezeit (Aurither Gruppe) einzuordnen sind. Die von A. Götze (1920, Abb. 51-55) vorgestellten Gefäße bestätigen diese zeitliche Einordnung (vgl. Agahd 1911, Taf. 44). Neuere Funde von diesem Areal sprechen für eine Nutzung des Gräberfeldes bis in die frühe Eisen-zeit (Göritzer Gruppe, Stufe I).15 In südlicher Nachbarschaft zum Burgwall liegen die Fund-plätze 6 und 10. Sie sind durch die Seufzerschlucht vom Burgwall getrennt. Von der Siedlung Fundplatz 6 sind vor al-lem Funde aus dem Neolithikum und der Römischen Kaiser-zeit bekannt. Funde der späten Bronze- und frühen Eisenzeit zeigen jedoch, dass die Stelle auch in im hier betrachteten Zeitraum genutzt wurde, wobei die genaue räumliche und zeitliche Abgrenzung des spätbronze-/früheisenzeitlichen Fundplatzes noch unklar ist. Ebenfalls fehlen bislang si-chere Siedlungsbefunde, so dass weitere Feldforschungen zeigen müssen, ob sich hier eine Siedlung der betreffenden Zeitstellung sicher nachweisen und abgrenzen lässt. Das unmittelbar südlich an Fundplatz 6 anschließende Grä-berfeld, Fundplatz 10, datiert aufgrund von wenigen Kera-

mikfunden, die 1898 beim Stubbenroden geborgen werden konnten, in die Stufe II der Göritzer Gruppe (Götze 1920, 34; Griesa 1982 b, 134).

Die Vorburgsiedlung

Der Begriff Vorburgsiedlung, seltener Außensiedlung, be-inhaltet primär eine Lagebezeichnung, aus der nicht unmit-telbar auf eine Funktion geschlossen werden kann. F. Bier-mann (2008, 38 f., 40 Anm. 12) spricht für die mittelsla-wische Periode, in der dieses Phänomen regelhaft auftritt und ungleich besser untersucht ist als für die Bronze- und Eisenzeit, einfach und treffend von „im unmittelbaren Vorfeld von Burgwällen gelegenen offenen oder allenfalls leicht befestigten Siedlungen“ in begrifflicher Abgrenzung zur befestigten Vorburg.16

Während aus dem keltischen Kulturgebiet archäologisch untersuchte Vorburgsiedlungen vorliegen (z. B. Kurz 2008), fehlen derartige Untersuchungen für das Gebiet der spätbronze- und früheisenzeitliche Lausitzer Kultur. Buck (1979, 204 f.) konnte nur für sechs der 65 von ihm erfass-ten sicheren bzw. vermuteten befestigten Siedlungen der früheisenzeitlichen Billendorfer Gruppe Hinweise auf eine oder mehrere Vorburgsiedlungen aufzeigen (ebd., 47). Die-se Überlieferungen sind sehr lückenhaft. Meist meist die Annahme einer zur Burg gehörenden Siedlung nur auf we-nigen Keramikfunden aus der Nähe des Burgwalles beruht. Der Charakter der jeweils als Vorburgsiedlung angespro-chenen Fundplätze ist dabei häufig ebenso unsicher wie deren Gleichzeitigkeit mit dem nahen Burgwall.Im Umfeld der jungbronze-/früheisenzeitlichen Niede-rungsburg Malitschkendorf, Lkr. Elbe-Elster, gibt es gibt es nach Buck (1977, 62 ff.; ders. 1979, Abb. 31G) An-haltspunkte für drei derartige Siedlungen. Lesefunde in der Nähe der während der Stufe Ha D errichteten Befestigun-gen von Podrosche, Gemeinde Krauschwitz, Lkr. Görlitz, (ders. 1969b, 111) und Falkenberg, Lkr. Elbe-Elster, (ders. 1977, 59) wurden ebenfalls als Belege für die Existenz ei-ner Außensiedlung gedeutet. Weitere Vorburgsiedlungen können in Nieder-Neundorf, Lkr. Görlitz, Polanowice, Gmina Gubin, woj. Lubuskie (Buck 1979, 47) sowie in Burg, Lkr. Spree-Neiße, und Groß Mehßow in Calau, Lkr. Oberspreewald-Lausitz, (Koepke 1996, 54) angenommen werden.17

Auf dem Bricciusberg in Belzig, Lkr. Potsdam-Mittelmark, befand sich vermutlich die einzige befestigte spätbronze-/früheisenzeitliche Siedlung des Fläming. Der nahe Sied-lungsfundplatz Belzig 7 wäre seiner Lage entsprechend (Horst 1964, 83, Abb. 4) als Vorburgsiedlung anzuspre-

14 Z. B. Schafberg bei Löbau (Simon/Gerlach 1987, 8), Goldkuppe-Hein-richsburg (Coblenz 1957, 400) und Senftenberg (Uslar 1981, 149).15 Frdl. Mttlg. Frau Vera Kliemann, Frankfurt/Oder; Ortsakten BLDAM.

16 Biermann (ebd., 60 ff.) konnte für die mittelslawische Zeit keine we-sentlichen strukturellen und funktionalen Unterschiede zu anderen zeit-gleichen und offenen Siedlungen feststellen. Der wesentliche Unterschied ist die längere Platzkontinuität der Vorburgsiedlungen.17 Kartierung der Burgen mit Vorburgsiedlung im heutigen Land Branden-burg: Buck 1982, Abb. 3A.

86 Mehner, Landschaftsarchäologische Forschungen

chen.18 Im Umfeld des Burgwalles „Horstberg“ bei Zützen, einem Ortsteil der Stadt Golßen, Lkr. Dahme-Spreewald, konnten zwei durch Lesefunde bekannte Vorburgsiedlun-gen in jüngerer Zeit durch im Luftbild sichtbare Strukturen verifiziert werden (Wetzel/Agthe 1991, Taf. 46b; Koepke 1996, 44, Abb. 3).Diesen Vorburgsiedlungen aus dem Bereich der Billen-dorfer Gruppe stehen – mit Ausnahme der Fundstelle in Lossow (Griesa 1965; ders. 1982 a, 27) – keine derartigen Hinweise aus dem Verbreitungsgebiet der Göritzer Gruppe entgegen. Das Beispiel Lossow zeigt, dass grundsätzlich auch in diesem Raum mit Außensiedlungen zu rechnen ist.

Aktuelle Untersuchungen der Vorburgsied-lung Lossow

Neben vereinzelten Lesefunden belegt der Nachweis einer Kulturschicht 150 m westlich des Burgwalls das Vorhan-densein einer Vorburgsiedlung. Bei einer in den 1960er Jahren auf einer Fläche von 1 x 3 m Größe durchgeführten Notbergung wurde sie direkt unter dem Pflughorizont als 0,2 m mächtige, schwarze Schicht dokumentiert (Griesa 1965), aus welcher der Ausgräber neben Knochen, Holz-kohle und Hüttenlehm auch einige charakteristische Scher-ben der späten Bronze- und frühen Eisenzeit barg (ebd., Abb. 2). Die ungefähre Lage dieser Sondage konnte an Hand der Ortsakten des BLDAM ermittelt werden.Erste systematische Untersuchungen im Bereich der Vor-burgsiedlung (Fundplatz 4) wurden im März 2009 durch den Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen des aktuellen DFG-Pro-jektes durchgeführt. Ziel der Untersuchungen war der si-chere Nachweis von Siedlungsstrukturen sowie deren Da-tierung und räumliche Abgrenzung. Den archäologischen Untersuchungen ging ein umfang-reiches Programm non-invasiver bzw. minimal-invasiver Prospektionen voraus. Neben der klassischen Flurbege-hung wurden naturwissenschaftliche Prospektionsmetho-den eingesetzt sowie fast 200 Luftbilder ausgewertet.

Geoarchäologische Prospektionen

Die Struktur der Landschaft grenzt das potenzielle Sied-lungsareal natürlich ein. Legt man allein die oben beschrie-benen Faktoren, wie Hangneigung von weniger als 2° und sandiges Substrat als Bedingungen für die Anlage einer Siedlung zugrunde, beschränkt sich die mögliche Ausdeh-nung der Vorburgsiedlung auf den durch Prospektionen eingegrenzten Bereich (Abb. 2 u. 3).Ein Indiz für die Existenz eines prähistorischen Siedlungs-fundplatzes kann ein erhöhter Phosphatgehalt im Boden

sein (Zölitz 1980, 20), da es im Umfeld vorgeschichtli-cher Siedlungen meist zu vermehrtem Eintrag von organi-schen Abfällen in den Boden gekommen ist (Zimmermann 2001, 69). Die Phosphate besitzen die Fähigkeit, schwer-lösliche Verbindungen einzugehen (Zölitz 1980, 19), wes-wegen sie noch nach Jahrtausenden im Boden nachgewie-sen werden können (Heinrich 1987, 201).Im Rahmen einer Bachelor-Arbeit am Institut für Geogra-phische Wissenschaften der Freien Universität Berlin ist im Bereich der Siedlungsverdachtsfläche eine Phosphat-kartierung durchgeführt worden (Stolpe 2009). Auf der ge-samten Ackerfläche westlich des Burgwalles wurden dafür in einem Raster von 50 x 50 m unter dem Pflughorizont Bohrproben aus zwei verschiedenen Tiefen entnommen. Das Proberaster wurde aus methodischen Gründen inner-halb eines Nord-Süd-Ost-West-Kreuzes auf 25 m verdich-tet. Die Bestimmung des Phosphatgehaltes im Labor er-folgte mittels Zitronensäureaufschluss.Die Messwerte der unmittelbar unter dem Pflughorizont entnommenen Proben zeigen in einer Kartierung signi-fikante Unterschiede im Phosphat-Gehalt. Vor allem im Süden und Westen der über 60 m NN gelegenen Fläche sind hohe (436–636 µg/g P) bis sehr hohe Konzentrationen (>636 µg/g P) zu finden (Abb. 4). Der deutliche Abfall der Werte im Norden unter 200 µg/g P ist ein Indiz dafür, dass die Besiedlung sich auf die 300 x 300 m große flache Kup-pe oberhalb von 60 m NN beschränkt.19 Bemerkenswert ist die Beobachtung von hohen bis sehr hohen Phosphatwer-ten im Bereich der natürlichen Grenzen des Fundplatzes im Süden und Westen, die eine intensive Siedlungstätigkeit in diesen Arealen nahe legen. Im Februar 2009 wurde mit geomagnetischen Untersu-chungen im Bereich der potenziellen Siedlungsfläche der Vorburgsiedlung begonnen.20 Dabei konnte eine hohe Dichte von Magnetanomalien kartiert werden, die teils ar-chäologisch relevant sind, teils durch moderne Störungen verursacht wurden (Taf. 8.1). Die Abgrenzung der Flächen größerer Siedlungsaktivität von den befundfreien Berei-chen war innerhalb der untersuchten, etwa vier Hektar großen Fläche wegen der Vielzahl der Anomalien nicht eindeutig möglich. Dass sich das Verfahren der geomag-netischen Untersuchung hervorragend zur Erfassung grö-ßerer zusammenhängender Strukturen eignet (Kurz 2008, 173 ff.), bestätigen die Befunde von Lossow. So zeichnen sich im Magnetogramm vor dem westlichen Burgwallgra-ben zwei lineare Objekte deutlich ab (Taf. 8.1). Diesen be-reits aus dem Luftbild bekannten Strukturen werden wegen ihres Lagebezuges zu oberflächig feststellbaren Formen in der Wall-Graben-Anlage weitere Untersuchungen gewid-met (s. u.).

19 Der natürliche Phosphatgehalt in ungedüngtem sandigen Böden liegt unter 100 µg/g P (Scheffer/Schachtschabel 2002, 295 f.).20 Diese Messungen führte die Firma eastern atlas (Berlin) mit einem fahr-baren, GPS-gestützten Fluxgate-Gradiometer-Array-Geomagnetikmess-system mit acht parallelen Sensoren im Abstand von 0,50 m durch.

18 Allerdings wurde die urgeschichtliche Datierung der Befestigung in-zwischen durch neuere Untersuchungen infrage gestellt (Biermann/Ge-buhr 2006, 233 f.).

87

Im Herbst 2008 boten Erntearbeiten mit anschließendem Pflügen auf der betreffenden Fläche gute Bedingungen für eine Flurbegehung. Bei dieser klassischen Methode der archäologischen Prospektion konnten innerhalb eines Are-als von 350 x 60 m etwa 600 urgeschichtliche Lesefunde – erwartungsgemäß hauptsächlich Keramik – geborgen werden. Die Kartierung der tachymetrisch eingemessenen Funde zeigt etwa 150 m westlich des Walles eine Verdich-tung. Ein weiterer Survey im Herbst 2009 ermöglichte die vollständige Abgrenzung der im Vorjahr erfassten Fundkon-zentration sowie die Erfassung einer weiteren Fundstelle etwa 200 m nördlich der ersten, wobei die Nordgrenze des neuen Fundplatzes noch nicht erreicht wurde (Abb. 5).21 Die Zahl der Lesefunde wuchs damit auf etwa 5000, auf einer untersuchten Fläche von etwa 300 x 400 m.Zum Erfassen von Siedlungsbefunden und Kulturschichten wurden im Frühjahr 2009 grabungsvorbereitende Bohrpro-spektionen durchgeführt. Diese Methode hatte sich schon zur Prospektion der Innenfläche des Burgwalles bewährt (s. Beitrag Beilke-Voigt, 65 ff.). Es konnten die bereits aus

den geomagnetischen Untersuchungen und Luftbildern be-kannten linearen Strukturen in den Bohrprofilen (Transekt E) als grabenförmige Struktur verifiziert werden (Taf. 5,1). Auch die im Magnetogramm schwach erkennbaren längli-chen Objekte (Transekt A) spiegelten sich in den Bohrker-nen A2 bis A4 wider.In Transekt B konnte unter dem rezenten Ackerhorizont eine etwa 0,40 m mächtige schwach humose Kulturschicht nachgewiesen werden, die teilweise von einer schwach röt-lichen Schicht überdeckt wurde. Sie war nach Norden bis Bohrung C18 mit abnehmender Mächtigkeit (unter 15 cm) vorhanden. In den Transekten Da und Db war sie vor al-lem im Westen mit einer zwischen 0,05 und 0,4 m schwan-kenden Stärke weniger deutlich zu fassen. In Bohrung B7 wurde ein 0,6 m tiefer Befund erfasst, in C11 ein Befund von 0,9 m Tiefe.22 Die Ergebnisse der Bohrungen wurden durch zwei bei den B7 und B9 angelegte archäologische Sondagen bestätigt.Das umfangreiche Prospektionsprogramm erwies sich als eine gute Entscheidungshilfe für die Auswahl der Flächen der eigentlichen archäologischen Untersuchung. Die Flä-chen I und II wurden bei den prospektierten Befunden

Abb. 4: Phosphatkartierung nach Stolpe 2009. Werte in µg/g P

200 m

Od

er

129-436

436-636

636-836

>836

21 An dieser Stelle sei den Mitarbeitern der GEM Eisenhüttenstadt mbH unter Leitung von Herrn Becker für ihr Engagement herzlich gedankt. Be-sonderer Dank gilt Herrn Reinhard Probst, BLDAM Wünsdorf, der diesen Einsatz ermöglichte.

22 Die Befunde erwiesen sich in der archäologischen Untersuchung als Siedlungsgruben (Befunde 2 und 11).

88 Mehner, Landschaftsarchäologische Forschungen

angelegt; später wurden beide durch Fläche III verbun-denverbunden, so dass insgesamt eine Fläche von 70 m2 ergraben wurde.Im untersuchten Bereich wurde eine hellbraune bis braungraue Kulturschicht freigelegt, deren Mächtigkeit zwi-schen 0,05 und 0,2 m schwankt. Wie bereits in den Bohrpro-filen erkennbar, war diese Kulturschicht in vielen Teilen von einer bis zu 0,2 m dicken, rötlichbraunen Schicht überlagert. Diese war von der Materialbeschaffenheit mit der Kultur-schicht vergleichbar und enthielt ebenfalls zahlreiche Fun-de. Offensichtlich handelt es sich bei dieser Schicht um eine Rotfärbung des oberen Teils der Siedlungsschicht, der sei-ne Färbung durch Eisenoxidausfällungen erhalten hat, die durch längere Einwirkung von Staunässe bedingt waren.23

In allen Flächen wurden jeweils zwei Plana angelegt, bei besonderer Befundlage zusätzliche Zwischenplana. Die Befunderhaltung kann als gut bezeichnet werden; lediglich die Gruben Befund 2 und 11 waren durch moderne Eingra-bungen geschnitten worden. Insgesamt wurden vier Feuer-stellen, 38 Siedlungsbefunde, darunter vier tiefere Gruben, und 19 Pfostengruben dokumentiert (Taf. 6,1-3).

Die tiefen Gruben, die einen oberen Durchmesser von 0,9-1,4 m und eine Tiefe zwischen 0,6 und 0,8 m be-sitzen, können allgemein als Siedlungsgruben bezeich-net werden. Sie weisen im Planum eine rundovale Form auf, im Profil stellen sie sich allerdings unterschiedlich dar. Während Befund 2 als tief muldenförmig bezeichnet werden kann, weist Befund 11 ein eher trapezoides Profil auf. Die Grubenbefunde 16 und 41 sind am ehesten als sackförmig zu bezeichnen. Diese Form tritt häufig bei jungbronzezeitlichen Speichergruben im Bereich der Lausitzer Kultur auf. Neben einer intentionellen Anla-ge sackförmiger Gruben (Bönisch 1996, 85) ist auch ein Einbruch der Grubenwand als Ursache für die Erwei-terung im unteren Bereich denkbar (ebd., 87). Bei der Untersuchung konnten keine Reste von Speichergut fest-gestellt werden, so dass für eine endgültige Aussage die Analyse der botanischen Makroreste abgewartet werden muss.Die Verfüllung der Gruben, insbesondere der Befunde 11 und 16, erfolgte nach ähnlichem Muster. Einem ca. 0,2 m mächtigen, meist stark humosen Verfüllhorizont an der Grubensohle, der relativ viel Keramik und Stei-ne enthält sowie den besten Aufschluss über die Nutzung der Grube geben kann, folgt ein Eintrag mit hohem Anteil von anstehendem Material aus dem Aushub. Der obere

Abb. 5: Verteilung der Lesefunde der Surveys 2008 und 2009

200 m

23 Ähnliche Erscheinungen sind von bronze- bzw. früheisenzeitlichen Siedlungen in der Gemarkung Pritzen, Lkr. Oberspreewald-Lausitz, be-kannt (Bönisch 1996, 23. 345. 362).

89

Verfüllungskegel besteht zum großen Teil aus einem Ma-terialeintrag der Kulturschicht. Derartige Befunde sind typisch für jungbronzezeitliche Siedlungen (vgl. u. a. Coblenz 1986, Abb. 13).Die in den Gruben enthaltenen Fundmengen variieren stark. Während Befund 2 nur etwa eine Hand voll Kera-mikfragmente erbrachte, konnten aus den Befunden 11 und 41 jeweils etwa 170 Scherben und zahlreiche Knochen ge-borgen werden.Pfostengruben konnten nur in Fläche I und in der nördli-che Hälfte von Fläche II dokumentiert werden (Abb. 6), wobei größere Pfostenstrukturen im untersuchten Areal bisher nicht sicher identifiziert werden konnten. Die 19 als Pfostengruben bezeichneten Befunde wiesen einen Durch-messer zwischen 0,26 und 0,4 m auf. Ihre Tiefe betrug von der Unterkante der Kulturschicht 0,12 bis 0,35 m. Sie sind recht einheitlich mit mittel- bis graubraunem humosen Fein- bis Mittelsand verfüllt.Die Befunde 7, 10, 13 und 14 können als Feuerstellen angesprochen werden. Sie unterscheiden sich in ihrer flä-chigen Ausdehnung. Während die kleinste, Befund 7, 0,6 x 0,7 m misst, weist Befund 13 einen Durchmesser von 1,70 m auf. Ihre größte Tiefe beträgt 0,3 m, wobei keine klare Unterkante vorhanden ist. Die Feuerstellen fallen durch eine dunkel- bis schwarzgraue Verfärbung und Ansammlung von zumeist hitzerissigen Steinen an ihrer Oberfläche auf. Sie enthalten hohe Konzentrationen von Holzkohle- und Rußpartikeln. Nur selten konnten größere Holzkohlestücke geborgen werden. Alle Befunde enthiel-ten etwas Keramik, wobei im Befund 14 eine auffallende Menge großer Scherben sowie stark sekundär gebrann-te Keramikfragmente waren. Insgesamt sind nur wenige Anhaltspunkte für die Funktionsbestimmungen dieser Befunde vorhanden.Die Prospektionen und Ausgrabungen im Frühjahr 2009 erbrachten etwa 3500 Scherben und andere Funde. Im Vergleich zu den Untersuchungen im Inneren des Burg-walls fällt auf, dass der Knochenanteil im Fundmaterial der Vorburgsiedlung viel geringer ist. Nur etwa ein Zehn-tel der hier geborgenen Keramikfragmente lässt formen-kundliche und chronologische Aussagen zu. Es handelt sich um ein typisches Inventar des nördlichen Bereiches der Lausitzer Kultur. Die regionalen Besonderheiten in der Ausprägungen der Keramik im Raum westlich der mittleren Oder werden für die jüngere und jüngste Bron-zezeit sowie die beginnende Eisenzeit vor allem durch den Begriff des Aurither Stils beschrieben (zuletzt Rücker 2007, 164 ff.). Während der frühen Eisenzeit sind die Stil-elemente der Göritzer Gruppe für die Region bestimmend (Griesa 1982 a; Suhr 2007), wobei sowohl stilistisch als auch chronologisch eine Schnittmenge beider Keramik-stile existiert.Das keramische Fundmaterial aus dem untersuchten Be-reich der Vorburgsiedlung ist überwiegend der jüngeren und jüngsten Bronzezeit zuzuordnen. Funde, die ausschließlich

eine früheisenzeitliche Einordnung zulassen, fehlen bisher. Eine Überraschung stellten dagegen typische Aunjetitzer Keramikformen dar. Sie sind die ersten Anhaltspunkte für eine Besiedlung des Lossower Raumes während der frühen Bronzezeit.Ungewöhnlich für einen Siedlungsfundplatz ist der Fund eines bronzenen Rasiermessers (Taf. 6,5) Das einschnei-dige Exemplar weist einen nur schwach keilförmigen Querschnitt auf. Der Oberflächenfund ist offensichtlich durch Landmaschinen stark beschädigt worden. Die 7,5 cm lange, trapezförmige Klinge besitzt einen nahezu ge-raden Rücken. Aufgrund der Form und dem vom Rücken der Klinge abgehenden Griffansatz ist es den Lausitzer Rasiermessern der Typen Lhá und Hruov nach Jocken-hövel (1971, 188 ff.) zuzuordnen, die vor allem von der March über die obere und mittlere Elbe bis zur Saale in Gräbern der älteren Urnenfelderzeit bzw. Fremdgruppen- und Übergangszeit vorkommen (ebd., 190 f., Taf. 48 A).24 Das bisher nördlichste Exemplar dieses Typs stammt aus dem 18 km südöstlich von Lossow gelegenem Gräber-feld von Grzmica (Gedl 1981, 19). Dieses Stück ist auch durch seinen flachen Querschnitt und die fehlende Verstärkung des Rückens dem Lossower Fund sehr ähn-lich und wird von Gedl (ebd.) in Periode III eingeordnet. Das Rasiermesser aus Lossow markiert damit derzeit die Nordgrenze der Verbreitung dieses Typs (Abb. 7).Neben den vorgestellten Siedlungsbefunden konnten im Areal westlich des Walls größere zusammenhängende Strukturen erkannt werden. Diese wurden erstmals bei Re-cherchen im Luftbildarchiv des BLDAM entdeckt. Beson-ders auffällig waren zwei sich tangierende lineare Objekte im Bereich der Ackerfläche vor dem westlichen Außengra-ben des Burgwalles (Taf. 5,2).Objekt 1 war eine sich kräftig vom helleren Hintergrund durch positive Bewuchsmerkmale abhebende, nahezu in Nord-Süd-Richtung verlaufende, etwa zwei Meter breite Struktur. Sie ist auf einer Länge von etwa 195 m erkenn-bar und orientiert sich scheinbar an der heutige Wald-/Acker-Grenze, weshalb eine Deutung als neuzeitlicher Weg nicht auszuschließen ist. Von dieser Struktur zweigt Objekt 2 nach Südost ab und führt direkt auf den Burg-wall zu. Es verbreitert sich nach Südost zu einer größten Breite von etwa 6,5 m und konnte durch die geomagne-tischen Untersuchungen ebenfalls deutlich nachgewiesen werden (Taf. 8,1).Ein drittes, im Luftbild sichtbares Objekt lag außerhalb der 2009 geophysikalisch untersuchten Fläche. Es handelt sich um eine ringförmige Struktur, die einen Durchmesser von etwas mehr als 20 m aufweist.Ein Profilschnitt durch Objekt 2 sollte Erkenntnisse über Form, Funktion und Datierung bringen, und damit klären,

24 Rasiermesser vom Typ Lhá kommen, wie das vorliegende Exemplar, auch ohne verstärkten Rücken vor (Jockenhövel 1971, 188 f. [Nr. 374]; Gedl 1981, 19 [Nr. 9]).

90 Mehner, Landschaftsarchäologische Forschungen

Abb. 6: Interpretierter Befundplan der Grabung 2009

Schraffuren:

Pfosten

Vorratsgrube

Feuerstelle

Graben

Befund, unsicher

Fläche II

Fläche III

Fläche I

91

ob die prospektierten Strukturen für die jungbronze- bis früheisenzeitliche Besiedlung relevant sind. Bereits die durchgeführten Bohrprospektionen (Taf. 4,1) deuteten auf ein muldenförmiges Profil. Die an der selben Stelle angelegte archäologische Sondage von 7 x 1 m bestätigte das Ergebnis der Prospektion. Das angelegte Nordwest-Profil (Taf. 6,3) zeigt im Querschnitt einen etwa fünf Me-ter breiten, flach muldenförmigen Graben von etwa 0,7 m Tiefe. Dieser tieft von den humosen Schichten aus ab, die als Siedlungshorizont angesprochen werden können. Aufgrund der aus der Grabenfüllung geborgenen Kera-mikfragmente ist der Befund in die jüngere Bronzezeit zu datieren.In Verlängerung von Objekt 2 konnten im sowohl im westlichen Wall als auch im davor gelegenen Außengra-ben Reliefanomalien beobachtet werden, die einen funk-tionalen Zusammenhang zwischen Burgwall und Objekt 2 vermuten lassen. Um präzisere Aussagen zur Funktion dieser Objekte und ihren Beziehung zur Wallanlage tref-fen zu können, sind jedoch weitere Feldforschungen not-wendig. Bereits im Herbst 2009 wurde mit einem dreidi-mensionalen archäologisch-topografischem Feinaufmaß des Wallkörpers begonnen, das momentan ausgewertet wird. Daneben ist ein geophysikalisches Untersuchungs-programm geplant.

FazitIm Rahmen der aktuellen Forschungen in Lossow wurden erstmals umfangreiche archäologische Untersuchungen im Bereich einer Vorburgsiedlung eines Burgwalls der Lau-sitzer Kultur durchgeführt. Diesen ging ein umfangreiches Programm geoarchäologischer Prospektionen voraus. Ziel der Untersuchungen war es, erste Aussagen über die Aus-dehnung, Struktur und Datierung der Siedlung zu erhalten. Der Burgwall von Lossow ist als Zentrum einer Siedlungs-konzentration und damit als prähistorischer Zentralort zu betrachten. Weitere zentralörtliche Merkmale sind die überregional einzigartigen, als Kultanlagen zu interpretie-renden Opferschächte, Nachweis von Bronzeguss sowie Importe von überregionaler und im Falle der Bronzefiguri-ne eines Widders sogar von europäischer Bedeutung. Das Eingrenzen der Vorburgsiedlung gelang mittels Phosphat-kartierung, archäologischer Surveys und Bohrprospektio-nen. Für den untersuchten Abschnitt kann die Hauptphase der Besiedlung, wie erwartet, in die jüngere und jüngste Bronzezeit datiert werden. Die aktuellen Forschungen er-brachten jedoch auch Belege dafür, dass dieser Platz be-reits seit der frühen Bronzezeit genutzt worden ist. Bei Prospektionen im unmittelbaren Umfeld des Burgwalles wurden große, für Lausitzer Burgen nicht typische lineare Strukturen entdeckt.

Abb. 7: Einschneidige Lausitzer Rasiermesser vom Typ Lhán (Quadrat) und Hrušov (Kreis). Neufund von Lossow (Stern

200 km

92 Mehner, Landschaftsarchäologische Forschungen

LiteraturAgahd 1911R. Agahd, Zwei altgermanische Burgen an der Oder I. Der Burg-wall von Lossow bei Frankfurt a. O. Praehist. Zeitschr. 3, 1911, 308–323.Bahn 2007B. W. Bahn, Zur Frage der Zentralität von Landschaften, Orten und Trassen. In: G. H. Jeute/J. Schneeweiß/C. Theune (Hrsg.), aedificatio terrae. Beitr. Umwelt- und Siedlungsarch. Mitteleuropas. [=Internat. Arch. Studia honoria] Festschr. Eike Gringmuth-Dallmer zum 65. Geburtstag (Rahden/Wesf. 2007) 39–44.Behm/Vergin 2002H. Behm/R. Vergin, Die Beziehungen zwischen Besiedlung und na-turräumlichen Verhältnissen im Raum Schwennenz/Lebehn/Glasow. In: E. Gringmuth-Dallmer/L. Leciejewicz (Hrsg.), Forschungen zu Mensch und Umwelt im Odergebiet in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Röm.-Germ. Forsch. 60 (Mainz 2002), 107–115.Beilke-Voigt 2010I. Beilke-Voigt, Methodische Überlegungen zu bronze-/früheisen-zeitlichen Zentralorten mit Bezug auf den Burgwall von Lossow bei Frankfurt (Oder). F. Biermann et al. (Hrsg.), Festschrift für Johann Callmer zum 65. Geburtstag (Rahden/Westf. 2010, i. Dr.).Bernbeck 1997R. Bernbeck, Theorien in der Archäologie (Tübingen/Basel 1997).Biermann 2008F. Biermann, Mittelslawische Vorburgsiedlungen (9./10. Jahrhun-dert) im nördlichen elbslawischen Gebiet. Gestalt und Funktion. In: I. Boháová/L. Poláek (Hrsg.), Burg – Vorburg – Suburbium. Zur Problematik der Nebenareale frühmittelalterlicher Zentren (Brno 2008) 35–78.Biermann/Gebuhr 2006F. Biermann/R. Gebuhr, Fiktion und Befund. Archäologische und historische Untersuchung von Schanzen auf dem Bricciusberg in Belzig. Ethnogr.-Arch. Zeitsch. 47, 2006, 193–247.Bönisch 1990E. Bönisch, Das jungbronzezeitliche Gräberfeld der Lausitzer Kultur Saalhausen 2, Kr. Senftenberg. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Pots-dam 24 (Berlin 1990) 63–169.Bönisch 1996E. Bönisch, Die urgeschichtliche Besiedlung am Niederlausitzer Landrücken. Forsch. Arch. Land Brandenburg 4 (Potsdam 1996).Brandt 2007J. Brandt, Landmarken im politischen Raum. Höhenbefestigungen als ethnisches oder soziopolitisches Konstrukt. In: S. Möllers/W. Schlüter/S. Sievers (Hrsg.), Keltische Einflüsse im nördlichen Mittel-europa während der mittleren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Akten Internat. Koll. Osnabrück vom 29. März bis 1. April 2006. Koll. Vor- u. Frühgesch. 9 (Bonn 2007) 73–85.Breddin 1986R. Breddin, Aussagen zur gesellschaftlichen Struktur anhand jung-bronzezeitlicher Gräberfelderuntersuchungen im Gebiet zwischen Elbe-Mulde und Oder-Neiße. In: D.-W. Buck/B. Gramsch (Hrsg.), Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft während der jüngeren Bron-ze- und Hallstattzeit in Mitteleuropa. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 20 (Berlin 1986) 313–315.Breddin 1989R. Breddin, Die bronzezeitlichen Lausitzer Gräberfelder von Tornow, Kr. Calau. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 23 (Berlin 1989) 97–145.Breddin/Buck 1970R. Breddin/D.-W. Buck, Untersuchungen auf der befestigten Lausit-zer Siedlung von Lübbenau, Kr. Calau. Veröff. Mus. Ur- u. Früh-gesch. Potsdam 5 (Berlin 1969 [1970]) 113–117.Brose 1994F. Brose, Das untere Odertal. Talentwicklung, Nutzung und Wasser-bau. In: J. H. Schroeder (Hrsg.), Bad Freienwalde – Parsteiner See. Führer Geologie Berlin Brandenburg 2 (Berlin 1994) 152–157.Brose/Heußner 2002F. Brose/K.-U. Heußner, Zur Klimaentwicklung. In: E. Gringmuth-Dallmer/L. Leciejewicz (Hrsg.), Forschungen zu Mensch und Um-

welt im Odergebiet in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Röm.-Germ. Forsch. 60 (Mainz 2002) 27-32.Buck 1969aD.-W. Buck, Zur Funktion der befestigten Billendorfer Siedlungen in Brandenburg. In: W. Coblenz (Hrsg.), Beiträge zur Lausitzer Kul-tur. Arbeits- u. Forschber. Sächs. Bodendenkmalpfl. Beih. 6 (Berlin 1969) 49–52.Buck 1969bD.-W. Buck, Zur Datierung der befestigten Siedlungen von Klein-Priebus, Ot. Podrosche, Kr. Weißwasser, und Senftenberg. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 5 (Berlin 1969) 109–112.Buck 1977D.-W. Buck, Die Billendorfer Gruppe. Katalog. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 11 (Berlin 1977).Buck 1979D.-W. Buck, Die Billendorfer Gruppe. Text. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 13 (Berlin 1979).Buck 1982D.-W. Buck, Befestigte Burgen der Lausitzer Kultur im Norden der DDR. In: B. Chropovský/J. Herrmann (Hrsg.), Beiträge zum bronze-zeitlichen Burgenbau in Mitteleuropa (Berlin/Nitra 1982), 97–116.Buck 1989D.-W. Buck, Zur chronologischen Gliederung der Lausitzer Gruppe. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 23 (Berlin 1989) 75–95.Christaller 1933W. Christaller, Die zentralen Orte in Süddeutschland. Eine ökono-misch-geographische Untersuchung über die Gesetzmäßigkeit der Verbreitung und Entwicklung der Siedlungen mit städtischer Funk-tion (Jena 1933).Chudziakowa 1992J. Chudziakowa, Grodzisko kultury luzyckiej w Gzinie (Toru 1992).Coblenz 1957W. Coblenz, Die Burgen an der Rauhen Furt und ihre Vermessung. Ar-beits- u. Forschber. Sächs. Bodendenkmalpfl. 6 (Berlin 1957) 367–416.Coblenz 1971W. Coblenz, Die Lausitzer Kultur der Bronze- und frühen Eisenzeit Ostmitteleuropas als Forschungsproblem. Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 12, 1971, 425–438.Coblenz 1986W. Coblenz, Bemerkungen zu den offenen und befestigten Siedlun-gen sowie zu den Gräberfeldern im Bereich der sächsisch-lausitzi-schen Gruppe. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 20 (Berlin 1986) 99–112.Gauszka 1963A. Gauszka, Die Frage von Genese und Funktion der Burgwälle der Lausitzer Kultur in Niederschlesien. Arbeits- u. Forschber. Sächs. Bodendenkmalpfl. 11/12, 1963, 551–517.Gedl 1981M. Gedl, Die Rasiermesser in Polen. PBF VIII 4 (München 1981).Geisler 1980H. Geisler, Hinweise auf Bronzeverarbeitung vom Burgwall Frank-furt/O. – Lossow. Ausgr. u. Funde 25, 1980, 77 f.Geisler 1986H. Geisler, Spätbronzezeitliche Tongußformen von Frankfurt (Oder) – Lossow. In: D.-W. Buck/B. Gramsch (Hrsg.), Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft während der jüngeren Bronze- und Hallstattzeit in Mitteleuropa. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 20 (Berlin 1986) 235 f.Geisler/Griesa 1982H. Geisler/S. Griesa, Neue Forschungsergebnisse auf dem Burgwall Frankfurt/O. – Lossow. Ausgr. u. Funde 27, 1982, 272–274.Götze 1920A. Götze, Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Lebus und der Stadt Frankfurt/O. Kunstdenkmäler Prov. Branden-burg Bd. 6, Teil 1, Beih. (Berlin 1920).Griesa 1965S. Griesa, Einiges zur Besiedlung vor dem Burgwall von Lossow, Kr. Eisenhüttenstadt. Ausgr. u. Funde 10, 1965, 138–140.Griesa 1982aS. Griesa, Die Göritzer Gruppe. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Pots-dam 16 (Berlin 1982).

93

Griesa 1982bS. Griesa, Ergebnisse und Probleme der Feldforschung auf dem Burgwall von Lossow. In: B. Chropovský/J. Herrmann (Hrsg.), Bei-träge zum bronzezeitlichen Burgenbau in Mitteleuropa (Berlin, Nitra 1982), 221–228.Griesa 1995S. Griesa, Der früheisenzeitliche Kultplatz auf der Burgwallanlage von Frankfurt (Oder) – Lossow. Frankfurter Jahrb. 1995, 21–31.Gringmuth-Dallmer 1998E. Gringmuth-Dallmer, Das Projekt „Mensch und Umwelt im Oder-gebiet in ur- und frühgeschichtlicher Zeit“. Eine Zwischenbilanz. Ber. RGK 78, 1997, 5–27.Gringmuth-Dallmer 1999E. Gringmuth-Dallmer, Methodische Überlegungen zur Erforschung zentraler Orte in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. In: S. Mozdzioch (Hrsg.), Centrum i zaplecze we wczesnoredniowiecznej Europie rodkowej. Spotkanie Bytomskie III (Wroclaw 1999) 9–20.Gringmuth-Dallmer/Altermann 1985E. Gringmuth-Dallmer/M. Altermann, Zum Boden als Standortfaktor ur- und frühgeschichtlichen Siedlungen. Jahresschr. Mitteldt. Vor-gesch. 68, 1985, 339–355.Hannemann/Seidemann 2000M. Hannemann/A. Seidemann, Lagerungsverhältnisse im Raum Frankfurt (Oder). In: J. H. Schroeder (Hrsg.), Frankfurt (Oder) – Ei-senhüttenstadt. Führer Geologie Berlin Brandenburg 7 (Berlin 2000) 39–41.Harding 1982A. F. Harding, Climatic change in later prehistory (Edinburgh 1982).Heinrich 1987U. Heinrich, Vergleichende Untersuchungen zur optimalen sied-lungshistorischen Phosphatbestimmung. Ergebnisse von Phosphat-untersuchungen in Schuby, Kreis Schleswig-Flensburg. Offa 44, 1987, 185–247.Herrmann 1969J. Herrmann, Die früheisenzeitlichen Burgen von Podrosche, Kr. Weißwasser, und Senftenberg in der Niederlausitz. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 5 (Berlin 1969) 87–108.Heyer 1962E. Heyer, Das Klima des Landes Brandenburg (Berlin 1962).Horst 1964F. Horst, Ausgrabungen auf dem früheisenzeitlichen Burgwall von Belzig im Jahre 1961. In: P. Grimm (Hrsg.), Varia Archaeologica. Wil-helm Unverzagt zum 70. Geburtstag dargebracht. Dt. Akademie Wiss. Berlin. Schr. Sektion Vor- u. Frühgesch. 16 (Berlin 1964) 77–88.Hotzan 2000G. Hotzan, Hydrographie und Hydrogeologie. In: J. H. Schroeder (Hrsg.), Bad Freienwalde – Parsteiner See. Führer Geologie Berlin Brandenburg 7 (Berlin 2000) 59–69.Huth 1975E. W. Huth, Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Frankfurt (Oder) und ihr Kulturbild vom 13. bis zum frühen 17. Jahrhundert auf Grund archäologischer Befunde (Berlin 1975).Jäger 1965K.-D. Jäger, Verkohlte Samen aus einem bronzezeitlichen Grabgefäß von Tornow, Kr. Calau. Ein Beitrag zur Anbaugeschichte der Acker-bohne (Vicia faba L.) in Mitteleuropa. Ausgr. und Funde 10, 1965, 131–138.Jäger/Griesa 1980K.-D. Jäger/S. Griesa, Siedlungsverhältnisse im Oderbruch – vom Neolithikum bis zur Slawenzeit. In: F. Schlette (Hrsg.), Urgeschicht-liche Besiedlung in ihrer Beziehung zur natürlichen Umwelt. Wiss. Beitr. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg 6, L 15 (Halle/Saale 1980) 85–94.Jäger/Laser 1971K.-D. Jäger/R. Laser, Die siedlungsgeschichtliche Aussage strati-graphischer und bodenkundlicher Untersuchungen im Gelände der kaiserzeitlichen Ansiedlung bei Wüste Kunersdorf, Kr. Seelow. Ver-öff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 4 (Berlin 1968[1971]) 11–22.Jäger/Loek 1978K.-D. Jäger/V. Loek, Umweltbedingungen und Landesausbau wäh-rend der Urnenfelderbronzezeit in Mitteleuropa. In: W. Coblenz/F.

Horst (Hrsg.), Mitteleuropäische Bronzezeit. Beiträge zur Archäolo-gie und Geschichte (Berlin 1978), 211–229.Jahns 1999S. Jahns, Der Felchowsee. Ein Archiv für die Vegetationsgeschichte der letzten 10200 Jahre. Angermünder Heimatkalender 1999, 136–138.Jockenhövel 1971A. Jockenhövel, Die Rasiermesser in Mitteleuropa. PBF VIII 1 (München 1971).Jockenhövel 1990A. Jockenhövel, ronzezeitlicher Burgenbau in Mitteleuropa. Untersu-chungen zur Struktur frühmetallzeitlicher Gesellschaften. In: Orien-talisch-ägäische Einflüsse in der europäischen Bronzezeit. Ergebnis-se eines Kolloquiums. Koll. Mainz 16.–19.10.1985. RGZM Monogr. 15 (Bonn 1990) 209–228.Klopsch 1994E. Klopsch, Zur Frage der Wasserversorgung hessischer Ringwälle im 1. Jahrtausend v. Chr. In: O.-H. Frey, H. W. Böhme and C. Dobiat (Hrsg.), Festschrift für Otto-Herman Frey zum 65. Geburtstag. Mar-burger Stud. Vor- und Frühgesch. 16 (Marburg 1994) 305–315.Kloss 1994K. Kloss, Das Pollendiagramm vom Schlangenpfuhl in Eberwalde, Kr. Barnim. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 28 (Berlin 1994) 99–104.Kobyliski/Nebelsick 2008Z. Kobyliski/L. D. Nebelsick, Bronze- and Early Iron Age strong-holds between the Elbe and the Vistula – seen from the perspective of the Polish-German Excavations in the Upper Lusation Stronghold „Sumpfwall Biehla“. In: F. Falkenstein/M. Schönfelder/H. Stäuble, Langfristige Erscheinungen und Brüche von der Bronze- zur Eisen-zeit. Beitr. Ur- und Frühgesch. Mitteleuropas 51 (Langenweissbach 2008) 37–40.Koepke 1996H. Koepke, Der Burgwall von Zützen, Lkr. Dahme-Spreewald. Ver-öff. Brandenburgischen Landesmus. Ur- u. Frühgesch. 30 (Berliln 1996) 41–120.Kurz 2008S. Kurz, Neue Forschungen im Umfeld der Heuneburg. Zwischenbe-richt zum Stand des Projektes „Zentralort und Umland: Untersuchun-gen zur Struktur der Heuneburg-Außensiedlung und zum Verhältnis der Heuneburg zu umgebenden Höhensiedlungen“. In D. Krausse (Hrsg.), Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse. Jörg Biel zum 65. Geburtstag. Forsch. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 101, 163–184.Küster 1995H. Küster, Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa (München 1995).Leube 1975A. Leube, Die römische Kaiserzeit im Oder-Spree-Gebiet Veröff. Brandenburgischen Landesmus. Ur- u. Frühgesch. 9 (Berlin 1975).Lösch 1944A. Lösch, Die räumliche Ordnung der Wirtschaft (Jena 1944).Marcinek 2002J. Marcinek, Die Oberflächenformen des Jungmoränenlandes. In: H. Liedtke/J. Marcinek (Hrsg.), Physische Geographie Deutschlands3 (Gotha, Stuttgart 2002), 274–278.Matthes 2007Ch. Matthes, Standortfaktoren von Luftbild- und Lesefundplätzen am Beispiel des Testgebietes 4 Fläming. In: J. Kunow/J. Müller/F. Schopper, Archäoprognose Brandenburg 2. Forsch. Arch. Land Bran-denburg 10 (2007) 177–185.Mehner 2006A. Mehner, Ein Siedlungsplatz der frühen Eisenzeit und der Völ-kerwanderungszeit bei Vetschau, Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Einsichten. Arch. Beitr. Süden Land Brandenburg 2004/2005 [= Ar-beitsber. Bodendenkmalpfl. 16], 2006, 315–321.Mehner 2008A. Mehner, Die jüngere Bronzezeit zwischen Finowtal und Anger-münder Eisrandlage. In: R. Bräunig/A. Mehner, Studien zum Sied-lungswesen der Jungbronzezeit und der Älteren Römischen Kaiser-zeit in Brandenburg. Studien Arch. Europas 9 (Bonn 2008) 7–127.

94 Mehner, Landschaftsarchäologische Forschungen

Posluschny 2002A. Posluschny, Die hallstattzeitliche Besiedlung im Maindreieck. GIS-gestützte Fundstellenanalysen. BAR Internat. Ser. 1077 (Oxford 2002).Rajewski 1963Z. Rajewski, Über befestigte Siedlungen der Lausitzer Kultur aus der Hallstattperiode im Gebiet Polens. Arbeits- u. Forschber. Sächs. Bo-dendenkmalpfl. 11/12 (Berlin 1963) 483–510.Rajewski 1969Z. Rajewski, Wehrsiedlungen und offene Siedlungen. In: W. Coblenz (Hrsg.), Beiträge zur Lausitzer Kultur. Referate der Internat. Arbeits-tagung zu Problemen der Lausitzer Kultur vom 24. bis 26. Nov. 1967 (Berlin 1969) 221–228.Rösler 1979H. Rösler, Zur Frage der sogenannten „Aurither Gruppe“ im Gebiet westlich der Oder (unpubl. Diplomarbeit, Berlin 1979).Rücker 2007J. Rücker, Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. Studien zur Lausitzer Kultur in Ostbrandenburg (Bonn 2007, URN: urn:nbn:de:hbz:5-10267).Saile 1997Th. Saile, Landschaftsarchäologie in der nördlichen Wetterau (Hes-sen). Umfeldanalysen mit einem geographischen Informatiossystem (GIS). Archäol. Korbl. 27, 1997, 221–232.Schachtschabel et al. 1992P. Schachtschabel/H.-P. Blume/G. Brümmer/K.-H. Hartge/U. Schwert-mann, Lehrbuch der Bodenkunde (Stuttgart 1992).Scheffer/Schachtschabel 2002F. Scheffer/P. Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde (Heidel-berg 2002).Schmidt 2000R. Schmidt, Bodenbildung und Bodenvergesellschaftung. In: J. H. Schroeder (Hrsg.), Frankfurt (Oder) – Eisenhüttenstadt. Führer Geo-logie Berlin Brandenburg 7 (Berlin 2000) 42–50.Schneeweiß 2003J. Schneeweiß, Der Werder zwischen Altentreptow-Friedland-Neu-brandenburg vom 6. Jh. vor bis zum 13. Jh. n.Chr. Siedlungsarchä-ologische Untersuchungen einer Kleinlandschaft in Nordostdeutsch-land. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 102 (Bonn 2003).Schneider 1958J. Schneider, Die Keramik des Aurither Stils westlich der Oder. In: Studien zur Lausitzer Kultur. Forsch. Vor- u. Frühgesch. 3 (Berlin 1958) 5–70.Schopper 1994F. Schopper, Das urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Straubing-Ka-gers. Jahresber. Histor. Ver. Straubing 95, 1993 (1994), 59–210.Schuchhardt 1926C. Schuchhardt, Witzen und Starzeddel, zwei Burgen der Lausitzer Kultur. Prähist. Zeitschr. 17, 1926, 184–199.Schulz 2000R. Schulz, Die „Steile Wand“ von Lossow. In: J. H. Schroeder (Hrsg.), Frankfurt (Oder) – Eisenhüttenstadt. Führer Geologie Berlin Brandenburg 7 (Berlin 2000) 78 f.Simon/Gerlach 1987K. Simon/T. Gerlach, Neue archäologische Untersuchungen auf dem Schafberg bei Löbau. Ausgr. u. Funde 32, 1987, 6–13.Spiegelberg 2001K. Spiegelberg, Das Oderstromsystem (Frankfurt/Oder 2001).Steuer 2007RGA2 XXXV (2007), 878–914, s. v. Bewaffnung (H. Steuer).Stolpe 2009F. Stolpe, Geoarchäologische Phosphatkartierung vor dem Burgwall von Lossow (unpubl. BA-Arbeit, Berlin 2009).Suhr 2007B. Suhr, Das Siedlungswesen der frühen Eisenzeit im Bereich der Göritzer Gruppe im Oderraum. Eine Übersicht sowie Studien zur Siedlung Neuenhagen Fpl. 10. Stud. Arch. Europas 4 (Bonn 2007).Unverzagt 1958W. Unverzagt, Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder während der Jahre 1941–1944. Ausgr. u. Funde 3, 1958, 119–126.

Uslar 1981RGA2 IV (1981), 124–197, s.v. Burg. III: Archäologisches (R. von Uslar).Weigel 1890M. Weigel, Urnengräberfeld und Burgwall von Lossow, Kr. Lebus, Prov. Brandenburg. Nachr. Dt. Altfunde 1, 1890, 20 f.Wetzel/Agthe 1991G. Wetzel/M. Agthe, Eisenzeitliche Burgwälle in der Lausitz aus neu-er Sicht. Ausgr. u. Funde 36, 1991, 248–255.Wüstemann 1978H. Wüstemann, Zur Sozialentwicklung während der Bronzezeit im Norden der DDR. In: W. Coblenz/F. Horst (Hrsg.), Mitteleuropäische Bronzezeit. Beiträge zur Archäologie und Geschichte (Berlin 1978) 195–209.Zabel 2002M. Zabel, Die Beziehung zwischen urgeschichtlicher Besiedlung und naturräumlichen Verhältnissen auf der Neuenhagener Oderinsel. In: E. Gringmuth-Dallmer/L. Leciejewicz (Hrsg.), Forschungen zu Mensch und Umwelt im Odergebiet in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Röm.-Germ. Forsch. 60 (Mainz 2002), 143–151.Zimmermann 2001W. H. Zimmermann, Phosphatkartierung mit großem und kleinem Probenraster in der Siedlungsarchäologie. Ein Erfahrungsbericht. In: M. Meyer (Hrsg.), „... trans Albim fluvium“. Forschungen zur vor-römischen, kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Archäologie [Fest-schrift für Achim Leube zum 65. Geburtstag]. Internat. Arch. Stud. honoria 10 (Rahden/Westf. 2001) 69–79.Zölitz 1980R. Zölitz, Bodenphosphat als Siedlungsfaktor. Möglichkeiten und Grenzen der siedlungsgeographischen und archäologischen Phosph-atmethode. Offa-Erg.reihe 5 (Neumünster 1980) 1–91.

Abbildungsnachweis

Abb. 1: A. Mehner (Quelle: Ortsakten BLDAM)Abb. 2: A. Mehner nach Stolpe 2009Abb. 3: A. Mehner nach: Geologische Karte der DDR 1 : 25.000, Blatt 3753/54: Brieskow/Ziltendorfer Niederung (1969); Geologi-sche Karte des Landes Brandenburg 1:50000, Blatt L 3752: Frankfurt (Oder)/Slubice (2007).Abb. 4: A. Mehner (nach Stolpe 2009, 47)Abb. 5: A. MehnerAbb. 6: A. MehnerAbb. 7: A. Mehner (nach Jockenhövel [1971] und Gedl [1981] ergänzt)Taf. 4: Luftbild Geobasis Brandenburg 2002Taf. 5.1: A. MehnerTaf. 5.2: Luftbild G. Wetzel, BLDAM 2009Taf. 6.1–5: Fotos: A. Mehner, Zeichnung: Th. Stupp

Anschrift

Andreas MehnerHumboldt-Universität zu BerlinLehrstuhl für Ur- und FrühgeschichteHausvogteiplatz 5-710117 Berlin

110

Taf. 4: Lage der Quellen, kartiert

Silberquelle

Weidenquelle An den Oderbergen

An der Steilen Wand

111

Taf. 5: 1. Bohrprospektionen (orange) und Grabungsflächen (blau) im Bereich der Vorburgsiedlung;2. Luftbild G. Wetzel, BLDAM 2009

200 m

50 m

D19 - D29

A5 - A1

B6 - B9

C10

- C

18

E30

- E

41

1

2

112

2 m 4

2

1

3

Taf. 6: 1-3. Befunde; 4. Profil; 5. Rasiermesser aus Lossow (2009)

5

MATERIALIEN ZUR ARCHÄOLOGIE

IN BRANDENBURG · BAND 4

M A B 4

ISBN 978-3-86757-314-6ISSN 1866-6744

Ines Beilke-Voigt Franz Schopper (Hrsg.)

Lossow. Alte Forschungen und neue Projekte

Bei

lke-

Voi

gt/S

chop

per ·

Los

sow