jüngste ausgrabungen in vetera i. die nordwestecke des neronischen lagers

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An den Grenzen des Reiches Grabungen im Xantener Legionslager am Vorabend des Ersten Weltkrieges

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An den Grenzen des ReichesGrabungen im Xantener Legionslager am Vorabend des Ersten Weltkrieges

KATALOGE DES LVR-RÖMERMUSEUMS

IM ARCHÄOLOGISCHEN PARK XANTEN

Band 6

Eine Veröffentlichung des LANDSCHAFTSVERBANDES RHEINLAND

LVR-Archäologischer Park Xanten / LVR-RömerMuseum

An den Grenzen des Reiches

Grabungen im Xantener Legionslager

am Vorabend des Ersten Weltkrieges

Ausstellung im LVR-RömerMuseum im Archäologischen Park Xantenvom 16. 5. 2014 bis 7. 9. 2014

AUSSTELLUNG im LVR-RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten

Gesamtleitung

Martin Müller

Kuratoren

Maike Sieler, Ralph Trost, Kathrin Jaschke und Dirk Schmitz

Projektleitung

Charlotte Schreiter

Ausstellungsplanung und -realisierung

Petra Becker, Dirk Bütow, Norbert Damker, Janos Neumann, Dirk Sander, Mario Schiebold, Frank Termath, Jens Weinkath, Volker Wärmpf und Nicola Will

Museumspädagogisches Programm

Marianne Hilke und Kathrin Jaschke

Kommunikation, Marketing, Presse

Ingo Martell

Gestaltung weiterer Printprodukte

Sebastian Simonis Mediendesign

BEGLEITBUCH

Koordination

Dirk Schmitz und Charlotte Schreiter

Redaktion

Kathrin Jaschke, Dirk Schmitz, Maike Sieler und Ralph Trost

Fotoarbeiten

Stefan Arendt, LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Düsseldorf

Grafische Bildbearbeitung

Horst Stelter

Katalogproduktion und -gestaltung

Nünnerich-Asmus Verlag & Media

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National -bibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne ausdrückliche Genehmigung des Museums sowie des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2014 Landschaftsverband Rheinland, LVR-Archäologischer Park Xanten / LVR-RömerMuseum © 2014 Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz am Rhein

Printed in GermanyGedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier.

ISBN 978-3-943904-68-0

LVR-Archäologischer Park Xanten

LVR-RömerMuseum

LVR-AMT FÜR

BODENDENKMALPFLEGE

IM RHEINLAND

„1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“ ist ein Projekt des LVR-Dezernats Kultur und Umwelt mit verschiedenen Partnern. Schirmherrin des Projektes ist Ute Schäfer, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.

Projektidee und Konfiguration

Milena Karabaic, LVR-Dezernentin Kultur und Umwelt

Gesamtkonzeption und Projektleitung

Thomas Schleper

Wissenschaftliche Projektassistenz

Stephanie Buchholz

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Inhaltsverzeichnis

Ute Schäfer Grußwort 8

Jürgen Wilhelm und Ulrike Lubek1914 – Mitten in Europa 9

Milena Karabaic und Thomas SchleperRömermacht mit Germanenstolz – Eine Schizophrenie der Moderne 10

Julia Obladen-Kauder und Charlotte SchreiterGrabungen im Xantener Legionslager am Vorabend ds Ersten Weltkrieges 12

Charlotte Schreiter und Dirk SchmitzAn den Grenzen des Reiches – Eine Einleitung 15

Das Lager Vetera I auf dem Fürstenberg bei Xanten und seine Erforschung

Maike SielerVetera castra. Stützpunkt Roms am Niederrhein 23

Steve BödeckerDer Niedergermanische Limes und der Beginn gezielter „Militärarchäologie“ 32

Julia Obladen-KauderWo lag Vetera I? Die Suche nach dem römischen Militärlager im Raum Xanten seit der frühen Neuzeit bis Anfang des 20. Jahrhunderts 40

Nobert HanelAuf der Suche nach Vetera castra – Die römischen Militärlager auf dem Fürstenberg als Forschungsgegenstand während des zweiten Deutschen Kaiserreiches 54

Marion Brüggler mit einem Beitrag von Claudia KlagesJüngste Ausgrabungen in Vetera I – Die Nordwestecke des neronischen Lagers 64

Baoquan Song und Norbert HanelLuftbildarchäologie – Neue Perspektiven der Erforschung des Fürstenbergs 76

Archäologie und Imperium. Preußisches Militär und römische Legionen

Eva Hausteiner und Herfried MünklerDeutsche, Germanen, Römer? Wilhelminische Selbstdeutungen mit und gegen Rom 92

Ralph Trost„(…) mit lebhaftem Interesse“ – Wilhelm II., die Archäologie und Vetera 99

Zentrum und Provinz. Das Kaiserreich vor Ort

Stefan Kraus und Charlotte SchreiterXanten – Bonn – Berlin. Rheinische Funde und preußische Museumspolitik 116

Dirk Schmitz„Im übrigen geht alles recht und in altem Geleise weiter“. Organisation und Alltag der Grabung auf dem Fürstenberg zwischen 1905 und 1914 127

Imaginationen und Rekonstruktionen. Römer und Germanen im Deutschen Kaiserreich

Jürgen ObmannPopuläre Germanenbilder 164

Stefanie KlammRömer und Germanen im Schulwandbild 174

Alexandra W. BuschRekonstruktionen und Modelle römischer Militärarchitektur in wilhelminischer Zeit 182

Nach Ausbruch des Krieges

Dirk SchmitzDas Provinzialmuseum Bonn und seine Akteure während des Ersten Weltkrieges 192

Katalog 204

Anhang

Literaturliste 268

Abkürzungen 279

Personenglossar 280

Leihgeber 284

Abbildungsnachweise 286

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Marion Brüggler (Mit einem Beitrag von Claudia Klages)

Jüngste Ausgrabungen in Vetera I –

Die Nordwestecke des neronischen Lagers

EinleitungDas Bodendenkmal Vetera I ist einerseits durch die intensive ackerbauliche Nutzung und damit Schä-den durch Pflug und Erosion bedroht, andererseits beeinträchtigen massive Raubgräbereien seinen Erhalt. Es bestehen daher bereits seit den 1980er-Jahren Bestrebungen, ein archäologisches Reservat einzurichten, d. h. die Flächen nach und nach aufzukaufen und in eine Grünlandnutzung zu überfüh-ren1. Die Planungen sehen außerdem vor, den Verlauf der Umfassungsmauer sowie der Gräben des neronischen Zweilegionenlagers durch Hecken und die Standorte von Toren durch Bäume zu markie-

ren. Die geplante Bepflanzung soll jedoch leicht versetzt zu den antiken Relikten erfol-gen, sodass das Wurzelwerk die Befunde nicht noch weiter beeinträchtigt2.

In den Ausgrabungen des ersten Drit-tels des 20. Jahrhunderts wurden in zahl-reichen Suchschnitten auch die Umfas-sungsgräben und die Holz-Erde-Mauer des neronischen Lagers erfasst. Doch lässt sich das Messnetz der damaligen Kam-pagnen nicht mehr exakt in moderne Kar-tengrundlagen übertragen, sodass die genaue Lage nicht zu ermitteln war3. Aus diesem Grund und um den derzeitigen Erhaltungszustand des Bodendenkmals zu ermitteln, wurden im Jahr 2011 durch die Außenstelle Xanten des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR) im Bereich der Nordwestecke drei Suchschnitte platziert.

Abb. 31Übersicht der in der Nähe der Suchschnitte von 2011 ausgeführten Altschnitte des Jahres 1906. Die in Abb. 32 als Pofile zusammenge-fassten Schnitte sind grün markiert.

Bisherige Untersuchungen an der Nordwestecke

In diesem Bereich waren bereits im Jahr 1906 mehrere Suchschnitte durch das Provinzialmuseum Bonn mit dem Ziel angelegt worden, die Umwehrung des neronischen Lagers ausfindig zu ma-chen. In acht der elf hier gezeigten Suchschnitte wurden zwei Gräben, in den Zeichnungen mit a und b bezeichnet, dokumentiert; in drei Schnitten ist allerdings nur ein Graben erfasst (Abb. 31 und 32). Wie unten noch zu zeigen sein wird, wurden diese Schnitte nicht weit genug nach Westen ausgedehnt, um den zweiten, äußeren Graben zu erfassen.

Zwischen November 2007 und Februar 2008 untersuchten Jobst Wippern und Thomas Becker (beide LVR-ABR) die Nordwestecke geomagnetisch. Es zeigte sich entlang der Lagernordflanke der Verlauf eines Doppelgrabens und dessen nahezu rechtwinklige Ecke (Abb. 33)4. Der äußere Graben ließ sich an der Westflanke nicht nachweisen. Mehrere deutli-che Anomalien nördlich der Nordumwehrung waren nicht ein-deutig zu interpretieren, könnten aber als Gruben mit verbranntem Material anzusprechen sein. Ge-nau im Winkel der Lagerecke ist eine punktförmige Anomalie vor-handen, auf die weiter unten noch einzugehen sein wird. Der Beginn der Innenbebauung hinter der via sagularis, dem an der Innenseite der Umwehrung um das Lager he-rum laufenden Weg, zeichnete sich ebenfalls ab. Den Verlauf dieser La-gergasse scheint jedoch am östli-chen Ende der Messfläche ein Ge-bäude zu überlagern5.

Im Zuge systematischer Beflie-gungen durch Baoquan Song, Ruhr-Universität Bochum, wurde auch die Nordwestecke des Lagers in mehreren Luftbildern des Jahres 2009 erfasst (Abb. 34)6. Als posi-tive Bewuchsmerkmale sind die Nordwestecke und die beiden Gräben der Nordumwehrung zu erkennen. Exakt in der Nordwest-ecke nahe dem inneren Graben zeichnet sich eine rechteckige Struk-tur ab, die im 45°-Winkel zur Nordumwehrung liegt. Sie war be-reits in der geomagnetischen Mes-

Abb. 32Profile der Suchschnitte von 1906.

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sung als punktförmige Anomalie bemerkt wor-den. An dieser Stelle wäre an einen Eckturm zu denken, wie er in der Nordostecke in ei-nem weiteren Luftbild nachgewiesen ist. Hier sind allerdings sechs Pfosten als Fundamentie-rung des Eckturmes erkennbar7.

Die Suchschnitte des Jahres 2011

Die Stelle der 2011 angelegten Sondagen liegt auf einem nach Süden bis Südwesten ab-fallenden Hang westlich der höchsten Erhe-bung des Fürstenbergs. Das Gefälle beträgt an dieser Stelle etwa 9–10%. In römischer Zeit dürfte das Relief noch stärker ausgeprägt gewesen sein; es ist seitdem verflacht8. Zu-nächst wurden zwei Suchschnitte jeweils or-thogonal durch die anhand der geomagneti-schen Messungen in ihrer Lage bekannte Nord- und Westumwehrung angelegt. Nach der exakten Lokalisierung der Lagergräben wurde eine dritte Sondage so gewählt, dass sie die nordöstliche Lagerecke und außerdem die in den Luftbildern und der Geomagnetik erkennbare, oben erwähnte Struktur im Win-kel erfasste. Die Ausmaße der Schnitte blieben aus bodendenkmalpflegerischen Gründen beschränkt9.

In der südlichen Sondage wurde eine ver-füllte Schachtung der Altgrabung – Nr. 31 von 1906 – angetroffen (Abb. 35). Soweit diese innerhalb des aktuellen Schnitts lag, wurde die Verfüllung manuell entfernt. Offenbar waren 1906 römische Funde nur sehr selektiv gebor-

gen worden, da sich derart viele Objekte in der Verfüllung des Altschnitts fanden, dass ein zufälli-ges Übersehen ausgeschlossen werden kann.

Der Altschnitt hatte nur eine Breite von 0,5–0,7 m, aber eine Tiefe von bis über 2 m unter der aktuellen Oberfläche. Die Sohle war nicht waagerecht, sondern folgte den angetroffenen Befun-den. Die geringen Ausmaße erklären sich aus der zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch fehlenden Verfügbarkeit von Maschinen zur Erdarbeit – alles Erdreich musste durch Körperkraft bewegt wer-den. Aus denkmalpflegerischer Sicht sind die kleinen Eingriffe günstig, da dadurch auch die Zerstö-rung, die eine Ausgrabung immer mit sich bringt, nur minimal bleibt. Ein solch schmaler und zugleich tiefer Schacht ohne Abstufung oder Böschung entspricht jedoch nicht mehr modernen Vorschriften zur Unfallverhütung, droht doch bei einer Tiefe ab 1,25 m bei einem Abrutschen des Profils ein im Graben stehender Mitarbeiter verschüttet zu werden, zumal der Boden auf dem Fürstenberg sehr

Abb. 33Ergebnisse der geomagnetischen Untersuchung. Oben: Mess-bild, unten: Umzeichnung der Befunde.

locker ist10. Eine zeichnerische und vor allem fotografische Dokumen-tation wäre ebenfalls sehr schwie-rig. Es ging bei den Altgrabungen aber auch nur um die Lokalisie-rung der Umfassungsgräben; auf eine detaillierte Befundansprache von verschiedenen Verfüllschich-ten und Ähnlichem, wie sie heute üblich ist, wurde offenbar wenig Wert gelegt, wie aus der im Orts-archiv des LVR-Amts für Boden-denkmalpflege vorliegenden Gra-bungsdokumentation ersichtlich ist (Abb. 36)11.

Die Lagerumwehrung

In allen drei Suchschnitten wurden jeweils beide Umwehrungsgräben des neronischen Zweilegionenla-gers angetroffen (Abb. 37)12. Es handelt sich um Spitzgräben, wo-bei die Spitzen durchgehend ei-nen Abstand von 6,6–6,7 m ha-ben.

Der äußere Graben ist oben noch ca. 2 m breit und unter dem Ackerboden noch bis zu 1,1 m tief erhalten13. An der Westflanke weist er eine Rinne unter der Sohle auf, die sich durch abfließendes Wasser gebildet haben könnte. Seine Verfüllung enthielt einige Ei-senobjekte, Basaltlavabruchstü-cke und Keramik. Näher datier-bare Gefäßfragmente stammen aus der zweiten Hälfte des 1. Jahr-hunderts n. Chr.

Der innere Graben war mit etwa 4,7 m Breite und noch 2 m erhaltener Tiefe deutlich größer als der äußere. Im Nordprofil der Westumwehrung zeigten die Flan-ken in den unteren 0,8 m im anste-

Abb. 34 Luftbild der Nordwestecke des neronischen Lagers aus dem Jahr 2009.

Abb. 35Schnitt durch die Westumwehrung mit Suchschnitt des Jahres 1906.

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henden Sand eine Brandrötung. Hier liegt auch eine dünne, holzkohlenreiche Schicht auf (Abb. 38). Die Spitze ist nicht deutlich zu erkennen, da aus diesem Bereich scheinbar schon bei der alten Grabung Material entnommen wurde. An anderen Stellen der Umwehrung wurden in den Grabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts verkohlte Hölzer auf der äußeren Böschung des inneren Grabens beobachtet. In einem Fall lagen unter einem verkohlten Balken noch Ziegel, so-dass daraus geschlossen wurde, dass ein außen mit Ziegeln verkleideter Pfosten der Holz-Erde-Mauer brennend in den Graben gestürzt war14. Diese Brandspuren sind sicherlich in Zusammen-hang mit den Ereignissen des Bataveraufstands zu bringen15.

Der innere Graben scheint zur Lagerseite hin flacher zu sein als zur Außenseite. Insgesamt sind

Abb. 36Skizze des Profils von Schnitt 31. 1906.

die Profile allerdings etwas unregelmä-ßig, was bereits von Lehner festgestellt worden war. Dies kann mit dem locke-ren Material – Sand und Kies – des Untergrundes zusammenhängen, das immer wieder Reparaturen nötig machte16. Die Verfüllung enthielt zahlrei-che Eisenteile, darunter einen Zelthe-ring17, Schlacke, das Bruchstück eines Ofenbauteils aus verziegeltem Lehm, vereinzelt nicht weiter bestimmbare Ob-jekte aus Kupferlegierung, Glas und Marmor, außerdem Gefäßkeramik. Wo sich diese näher datieren ließ, han-delt es sich um frühkaiserzeitliche Ge-fäße, aber auch solche aus der Mitte bis zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts waren vertreten. Zwei Keramikfrag-mente waren eisenzeitlich.

In allen drei Suchschnitten konnten jeweils zwei Gräben des neronischen Zweilegionenlagers dokumentiert wer-den. Der Verlauf entspricht den in der geomagnetischen Untersuchung sowie im Luftbild angetroffenen Befunden (Abb. 39).

Von der unmittelbar hinter dem inne-ren Graben anzunehmenden Mauer aus Fachwerk mit Lehm wurden keine Spuren mehr vorgefunden. Jedoch fie-len in der südlichen, zur Lagerinnenseite gewandten Hälfte der Verfüllung des inneren Lagergrabens der Nordum-wehrung Verfüllschichten auf, die ver-mehrt lehmiges Material enthielten. Da Lehm im direkten Umfeld der Grabung nicht natürlich entstehend vorkommt, ist es möglich, dass hier Schichten der Ver-füllung der Holz-Erde-Mauer in den Graben gelangt sind.

Befunde, die auf einen Turm in der nordwestlichen Lagerecke des neronischen Lagers schließen ließen, wurden nicht gefunden. Möglicherweise war die Eintiefung der hierfür erforderlichen Pfos-tengruben oder Gruben für Ständersteine nicht sehr tief, sodass die Befunde einer Erosion zum Opfer gefallen sind.

Abb. 37Gegenüberstellung der Gräben in Stelle 2 (Nordflanke) und Stelle 3 (Westflanke).

Abb. 38Schnitt durch den inneren Lagergraben der Westumwehrung mit Verzie-gelung und Holzkohlenschicht auf der Grabensohle.

Abb. 39Der Gesamtplan der Grabungsbefunde mit Ergebnissen der Geomagne-tik (magenta) wurde auf das Luftbild übertragen. Die grünen Linien mar-kieren die Grabenspitzen, wie sie 2011 dokumentiert wurden.

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Eine rätselhafte Grube in der LagereckeEtwa 1 m von der inneren Kante des inneren Grabens entfernt und im Winkel der Nordwestecke erstreckte sich eine 8,6 × 3 m große, rechteckige Grube (Abb. 40). Sie war bereits in Luftbildern sowie der geomagnetischen Messung zu erkennen. Die kastenförmige Eingrabung hatte senk-rechte Wände und war noch bis zu 1 m tief erhalten (Abb. 41). Die flache Sohle fiel entsprechend dem Gelände von Nordwest nach Südost um 0,55 m ab.

Nach Herausnahme der Verfüllung zeigte sich an der Grubensohle eine randliche Pfostenstel-lung. Die Pfosten maßen im Durchmesser nur zwischen 6 und 15 cm. Die Eintiefung und dadurch bedingte Erhaltung variierte stark. Während sie an der Südecke noch zwischen 20 und 40 cm tief erhalten waren und auch zwei Pfosten der Langseiten noch eine Erhaltung bis zu 26 cm zeigten, waren alle anderen nur zwischen 1 und 3 cm tief erhalten. Angesichts dieser teils nur

sehr geringen Erhaltung ist es möglich, dass nicht alle Pfosten erkannt worden sind. Die Pfosten der Langseiten sitzen unge-fähr paarig, korrespondieren aber nicht genau. Auch ihre ge-ringe Stärke und Eintiefung sprechen gegen eine dachtragende Funktion. Am Grubenrand und Grubenboden fand sich eine durchgängige, dunklere Schicht, die wohl als Rest einer Ver-schalung aus Holzbrettern oder Flechtwerk anzusprechen ist. Die Pfosten hätten dann die Verschalung gehalten. Eine solche Verschalung ist angesichts des lockeren, sandigen Sediments angebracht, um eine Eingrabung offenzuhalten.

Die Verfüllung bestand aus verschiedenen sandigen und holz-kohlereichen Schichten und enthielt zahlreiche Funde, darunter auffällig viele Eisenobjekte und Schlacken. Unter letzteren fan-den sich auch verschlackte Lehmstücke, die als Ofenbauteile zu identifizieren sind.

Bei den Eisenobjekten sind zwei Flachhacken (Abb. 42), ei-nige Kettenglieder, ein kleines Beil (Abb. 43), eine Radnabe, zwei dreiflügelige Pfeilspitzen (Abb. 44)18, mehrere Schuhnägel sowie das Seitenstück einer Trense (Abb. 45) nennenswert. Bei einer Hacke handelt es sich um ein einseitiges Exemplar mit an-nähernd rechteckigem Blatt und kurzem Nacken. Ein vergleich-bares Objekt ist bereits unter den Altfunden aus Vetera publi-ziert19. Bei der zweiten Hacke, die ein kurzes, rechteckiges Blatt aufweist, ist eine Schäftung mit Zwinge vorhanden, die auf einen langen Holm schließen lässt, sodass es sich wohl um ein Ziehge-rät handelt20. Im Zusammenhang mit dem militärischen Umfeld der beiden Hacken kann an einen Einsatz zu Schanzarbeiten gedacht werden. Das Beil ist aufgrund seiner geringen Größe von nur 10 cm den Miniaturbeilen zuzurechnen21. Für diese wird überlegt, ob sich neben einer Verwendung als Werkzeug auch um symbolische oder kultische Stücke, oder aber Kinderspiel-zeug handeln könnte22. Der Kontext eines Militärlagers dürfte aber eher für einen Gebrauch als Werkzeug sprechen.

Es fanden sich auch drei kleine Bronzeringe, die wohl als Riemen-verteiler angesprochen werden können23. Ein Spielstein aus blaugrü-nem Glas stammt ebenfalls aus der Verfüllung. Der Grund für das Vorhandensein von 144 g verbrannter Knochen, vermutlich Leichen-brand, ist unklar. Insgesamt fanden sich acht Bronze- und eine Silber-münze in der Verfüllung. Unter den Keramikgefäßen waren neben Fragmenten provinzialrömischer Herkunft auch germanische Gefäße vorhanden (Abb. 46). Die datierenden Funde der Verfüllung sind alle der augusteisch-tiberischen bis claudischen Zeit zuzurechnen.

Es handelt sich bei dem vorliegenden Befund wahrscheinlich um eine holzverschalte Grube. Angesichts der zahlreichen Schla-

Abb. 40Rechteckige Grube im Winkel der Nordwestecke. Foto von Südosten.

Abb. 41Pfostenstellungen an der Grubensohle. Umzeichnung des Grubenprofils.

Abb. 42Zwei römische Flachhacken aus der Grubenverfüllung.

Abb. 43Miniaturbeil.

Abb. 44Zwei dreiflügelige Pfeilspitzen.

Abb. 45Trensenteil.

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cken und Eisenteile sowie der Holzkohle käme ein Zusammenhang mit eisenverarbeitendem Hand-werk in Betracht. Da fabricae, die Werkstätten eines Lagers, im Allgemeinen an oder in der via sagularis lagen24, wäre der Ort also nicht ungewöhnlich. Die Ausrichtung der Grube nimmt jeden-falls deutlich Bezug zur Lagerecke. Jedoch liegt sie nur einen Meter entfernt vom inneren Umweh-rungsgraben, sodass hier kein Platz für die Holz-Erde-Mauer vorhanden wäre. Angesichts des älte-ren Fundmaterials in der Verfüllung, das nicht jünger als claudisch ist, wird eine Zugehörigkeit zum neronischen Lager unwahrscheinlich. Möglicherweise handelt es sich daher um einen Befund, der für die Errichtung des neronischen Lagers benötigt und anschließend von der Holz-Erde-Mauer überbaut wurde. Ebenfalls ist nicht ausgeschlossen, dass der Bezug zur neronischen Lagerecke nur zufällig ist. So wurden etwa nördlich des äußeren Grabens der Nordumwehrung mehrere Befunde aufgedeckt, die zu einer früheren Lagerphase gehören.

Vorneronische Befunde

Nördlich der Umwehrung des neronischen Lagers wurden ältere römische Phasen angetroffen. Außer Planierschichten sind hier ein Wandgräbchen sowie drei Pfostengruben zu nennen. Eine nähere Datierung anhand des Fundmaterials lässt sich nicht ermitteln. Aus dem Wandgräbchen stammt eine Feile mit halbrundem Querschnitt, auf dem noch in Ansätzen ein Hieb erkennbar ist (Abb. 47)25. Eine der Pfostengruben enthielt Reste eines Schildbuckels (Abb. 48). Eine vorneroni-sche Schicht enthielt das Fragment eines Bratspießes (Abb. 49). Aus einer ebenfalls älteren Schicht stammt auch ein Fragment einer Fibel in Form eines springenden Löwen (Abb. 50). Dieser seltene Fibeltyp wurde in Bibracte (Frankreich) zwischen 20/15 und 10/5 v. Chr. hergestellt26. Die nächste Parallele findet sich im Neusser Legionslager27.

Zerstörung eines Bodendenkmals: Raubgräber auf dem Fürstenberg

Ein großes Problem auf zahlreichen archäologischen Plätzen sind Raubgräber bzw. illegale Son-dengänger28. Auch am Niederrhein ist dieses Phänomen leider sehr verbreitet. Die Raubgräber verwenden meist eine Metallsonde: Schlägt diese an, wird ein Loch gegraben und eventuell ange-troffene Funde entwendet. Zusammenhänge, die Archäologinnen und Archäologen Anhaltspunkte zur Datierung oder Interpretation eines Befundes geben können, werden hierbei zerstört. Die Funde verschwinden auf dem Antiquitätenmarkt oder in privaten Vitrinen. So werden sie der Allgemeinheit vorenthalten.

Der Fürstenberg ist seit langem Ziel dieser illegalen Tätigkeiten, er gilt sogar in einschlägigen Kreisen als „abgegrast“29. Aber offenbar ist nicht jeder Raubgräber dieser Meinung, da während der Grabungen im Jahr 2011 – wahrscheinlich nachts oder am Wochenende – in direkter Nach-barschaft zu den Suchschnitten eine Raubgräbersondage angelegt wurde (Abb. 51 und 61). Auch auf einem angrenzenden Feld fanden sich während der Grabung Spuren eines Sondengängers in Form einer Aneinanderreihung von zahlreichen kleineren Löchern.

Ausblick

Die Forschungen auf dem Fürstenberg sind mit Abschluss der Grabungen nicht beendet: Bereits im Herbst 2011 konnte im Rahmen einer Übung des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln unter Leitung von Michael Heinzelmann im Bereich der Westumwehrung eine Prospektion mittels Geomagnetik und Bodenradar durchgeführt werden. In dem durch die landwirtschaftliche Nut-zung bedingt geringen Ausschnitt ließen sich lineare Strukturen erkennen, die als Gräben und mögliche Innenmauer zu interpretieren sind. Auch die Befliegungen durch Baoquan Song werden fortgesetzt und in einem derzeit laufenden Projekt der Ruhr-Universität Bochum zusammen mit Nor-bert Hanel ausgewertet (Beitrag Song/Hanel).

Abb. 47Feile.

Abb. 48Schildbuckelfragment.

Abb. 49Bratspießfragment.

Abb. 50Löwenfibelfragment.

Abb. 46Germanisches Gefäß aus der Gruben-verfüllung.

Abb. 51Raubgräbergrube direkt neben dem Grabungs-schnitt.

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Frühkaiserzeitliche Fundmünzen aus Vetera (Claudia Klages)

Die Ausgrabungen (aber auch Aktivitäten privater Sucher) in Vetera brachten neben anderen Funden stets auch Münzen zutage. Während der Kampagne von 2011 fand man fünfzehn Bronze- und Sil-berprägungen (Abb. 52 und Tab. 1). Sie entsprechen im Wesentlichen denen aus den frühen Gra-bungen. Fast alle Münzen sind in frühaugusteischer Zeit entstanden. Ausnahme ist ein As des Kaisers Claudius mit Minerva und erhobenem Schild als Rückseitenmotiv, der jüngsten Münze dieser Gra-bung30. Das Spektrum ist typisch für den frühkaiserzeitlichen Geldumlauf in Germanien. Es beinhaltet überwiegend Dupondien und Asses aus den Münzstätten Nemausus/Nîmes (ca. 20–10 v. Chr.) und Lugdunum/Lyon (ca. 15 – nach 10 n. Chr.), eine römische Münzmeisterprägung und wenige Silbermünzen. Die auffälligen Nemausus-Prägungen sind teilweise recht gut erhalten und lassen das Münzbild noch in Teilen erkennen: Auf der Vorderseite die nach außen blickenden Köpfe von Ag-rippa und Augustus, auf der Rückseite ein an eine Palme gekettetes Krokodil. Nach Ausweis der Alt-

1 OBLADEN-KAUDER 2011 B, 112-117; OBLADEN-KAUDER 2012, 90. 2 OBLADEN-KAUDER 2011 B, 112-117; OBLADEN-KAUDER 2012, 90. 3 OBLADEN-KAUDER 2012. 4 BECKER/WIPPERN 2011, 100 Abb. 82. 5 BECKER/WIPPERN 2011, 100 f. 6 Davon wurde eines veröffentlicht in SONG/HANEL 2011, 87–96

Abb. 71. 7 BECKER/WIPPERN, 100 f. Abb. 83. 8 BRIDGER 2011, 13. 9 Die Suchschnitte waren 23 m, 27 m und 34 m lang, jedoch nur 3

m breit; lediglich der Schnitt im Grabenwinkel wurde auf 9 m verbreitert.

10 UNFALLKASSE NRW 2013, 31–34. 11 Vgl. zur Dokumentationsmethode detailliert HANEL 1995, 12. 12 Profilschnitte wurden an der Nordumwehrung und der Westumweh-

rung angelegt, aus bodendenkmalpflegerischen Gesichtspunkten jedoch nicht in der Lagerecke.

13 LEHNER 1930, 28 spricht von nur einem Graben. 14 LEHNER 1930, 29. 15 Vgl. SCHMITZ 2008 A. 16 LEHNER 1930, 28. 17 Zu weiteren Zeltheringen aus Vetera vgl. HANEL 1995, 85 B

1415–B 1433, zu Xanten vgl. GAITZSCH 1993, 99. 18 Eine weitere stammt aus der Verfüllung des inneren Grabens oder

der angrenzenden Pfostengrube; vgl. auch HANEL 1995 B 803. B.804. 50. Die bei Hanel vorgelegten Exemplare unterscheiden sich von den genannten durch das Vorhandensein von Widerha-ken.

19 HANEL 1995 B 916. Es handelt sich um eine gängige Form, ver-gleichbare Funde sind bereits aus Xanten bekannt (GAITZSCH 1993, 91f.), daneben etwa aus Pompeji (GAITZSCH 1983, 6 Abb. 6 und 11. 10 Abb. 17), dem Kastell Saalburg (PIETSCH 1983, 21), Neu-potz (KÜNZL 1993 H 57, 350); siehe auch Breithackentyp NH12 (nach POHANKA 1986, Taf. 12–14).

20 Freundliche Mitteilung Wolfgang Gaitzsch. 21 Es entspricht in der Form einem Altfund, vgl. HANEL 1995 B 887. 22 PIETSCH 1983, 12. 23 Vgl. etwa ALFÖLDY-THOMAS 1993, 339. 24 VON PETRIKOVITS 1974, 402. 25 Sie dienten der Ausarbeitung von Kehlungen und bilden mit ca.

30% die zweitgrößte Gruppe der römischen Feilen. Frühe Stücke sind bereits aus Oberaden bekannt, weitere aus der Saalburg, Augsburg-Oberhausen, Vindonissa und Augst; vgl. GAITZSCH 1980, 59 f.

26 FEUGÈRE 1985, 285 Typ 18b1. 27 GECHTER 1979, 85 f. 28 Vgl. jetzt BECKER/WAWRZINEK 2013. Das Suchen mit einer Metall-

sonde ist in Nordrhein-Westfalen nicht grundsätzlich verboten, bedarf aber einer Genehmigung der Kreisverwaltung unter Zustim-mung des Fachamtes.

29 Laut Aussage eines mit dem LVR-ABR zusammenarbeitenden Son-dengängers.

30 Fd.-Nr. 37, St. 3–14 sowie drei schlecht erhaltenen und deshalb nicht genauer bestimmbaren Aes-Prägungen.

31 Besonders ausführlich dazu HANEL 1995, 23–30. 32 HANEL 1995, 25.

Abb. 52Fundmünzen aus der Grabung von 2011. Von oben links nach unten rechts: As der Claudius; übrige augusteisch: Lugdunum-As (Teilstück, antike Teilungsversuche), 2 x Ne-mausus-Dp/As, Denar, Silber-Quinar, Lugdunum-As, Münz-meister-As mit gegenstempel CAESAR (ligiert).

Abb. 53Augustus-Denar (15–13 v. Chr.), in Lugdunum geprägt (Vorder- und Rückseite). Auf der Rückseite Apollo Citharoedus.

Münzliste zur Grabung Vetera I, Fürstenberg,

NI 2011/52

1. Augustus, D 15-13v. Lug, 2,93g, RIC (2) 171a, F-Nr. 35, St. 3-11

2. Augustus, AR-Quinar, frgmt., ca. 21v. (?) nordpelop. Mzst.?, Dm 13,3mm, 0,69g, RIC(2) 474 (?), F-Nr. 296, St. 313-9

3. Augustus, Dp (?) ca. 20-10v. Nem, RIC (2) 154, F-Nr.290, St. 313-8

4. Augustus, Dp (?) ca. 20-10v. Nem, RIC (2) 154, F-Nr. 295, St. 313-9

5. Augustus, Dp (?) ca. 20-10v. Nem, RIC (2) 154, F-Nr. 209, St. 221-15

6. Augustus, Dp (?) ca. 20-10v. Nem, RIC (2) 154 (155 Typ?), F-Nr. 295, St. 313-9

7. Augustus, As (?) ca. 20-10v. Nem, RIC (2) 155 (Typ), F-Nr. 290, St. 313-8

8. Augustus, As (?) ca. 20-10v. Nem, RIC (2) 155 (Typ), F-Nr. 276, St. 290-9

9. Augustus, As (?) ca. 20-10v. Nem, RIC (2) 156/155, F-Nr. 290, St. 313-8

10. Augustus, As, fragmt., ca. 15-n.10v. Lug (Einhiebe, Teilungs-versuche), RIC(2) 230, F-Nr. 34, St. 3-10

11. Augustus, Volusus Valerius Messalla, Mzmstr.-As, 6v. Rom, Rs. Gst. CAESAR (lig.), RIC 441, F-Nr. 36, St. 3-12

12. Augustus, Mzmstr.-As, fragmt., Typ unkenntl., F-Nr. 295, St. 313-9

13. Augustus, Dp/As, Typ unkenntl., F-Nr.46, St. 14-11 14. Claudius, As ca. 41-50 (?+), Rom, RIOV(2), F-Nr. 37, 3-14 15. 1. Jh. (Augustus?), Mzmstr-As?, Typ unkenntl., F-Nr. 184, St.

189-10 16. 1. Jh. (Augustus?), Lug-As?, Typ unkenntl., F-Nr. 180, St.

186-10 17. 1. Jh./2. Jh., Dp/As?, Typ unkenntl., F-Nr. 37, 3-14

Tabelle 1

funde gab es auch zahlreiche gegengestempelte Münzen in Vetera31. Sehr häufig kommt der Ge-genstempel CAESAR vor, den auch eines der neueren Fundstücke trägt, ein Münzmeister-As von Volusus Valerius Messala aus dem Jahr 6 v. Chr. 32. Der Gegenstempel wurde mitten auf die Rück-seite über das große SC (SENATUS CONSULTO = auf Senatsbeschluss) gesetzt. Auch ein Beispiel für Münzhalbierungen findet sich unter den neuen Fundstücken. Allerdings ist sie nur schlecht gelun-gen, denn anstelle einer Halbierung brach nicht mehr als ein Drittel der Münze aus dem As heraus. Zuerst erfolgte der Schlag, der von schräg rechts unten bis etwa zur Mitte der Münze reicht, da das Werkzeug zu kurz war, um die Münze zu spalten. Mit dem zweiten Hieb (der oberhalb der linken Bruchkante verläuft) hatte sich der Handwerker offenbar verschätzt und ihn zu weit oben platziert. Ein dritter Schlag war schließlich notwendig, um die Münze zu zerkleinern.

Besonders schön erhalten ist ein Denar des Augustus (Abb. 53). Auf der Rückseite der zwischen 15 und 13 v. Chr. geprägten Münze ist Apoll mit einer Kithara dargestellt. Das Bild nimmt Bezug auf den Sieg des Augustus über Marcus Antonius bei Actium im Jahr 31 v. Chr., versinnbildlicht durch den Sieg des Apoll gegen Dionysos. Die zweite, stark fragmentierte und korrodierte Silber-münze ist der Rest eines augusteischen Quinars, eines Münztyps, der nicht nur in Vetera, sondern am ganzen Niederrhein nur sehr selten gefunden wird.

Anmerkungen