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Von Kreta nach Kuba

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Von Kreta nach Kuba

Kathrin Muller, Birgit Schiller und der Fachschaftsrat desWinckelmann-Instituts der Humboldt-Universitat zu Berlin(Hrsg.)

Von Kreta nach KubaGedenkschrift zu Ehren des Berliner ArchaologenVeit Sturmer

Logos Verlag Berlin

λογος

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet uber http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Abbildung von Herrn Sturmer: Winckelmann-Institut/Antonia Weiße

Abbildung Umschlag: Winckelmann-Institut/Antonia Weiße

Abbildung Schuber: Winckelmann-Institut/Antonia Weiße

Fur die Bildrechte ihrer Beitrage sind die Autoren selbst verantwortlich.

Gedruckt mit finanzieller Unterstutzung von

und der Gerd-Rodenwaldt-Stiftung, Berlin.

c© Copyright Logos Verlag Berlin GmbH 2018

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-8325-4275-7

Logos Verlag Berlin GmbHComeniushof, Gubener Str. 47,10243 Berlin

Tel.: +49 (0)30 / 42 85 10 90Fax: +49 (0)30 / 42 85 10 92

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 11

Gruß- und Geleitworte 13

En hommage a Veit Sturmer 21

Martin Schmid

Biographie Veit Sturmer 29

Schriftenverzeichnis 35

Chronologietabellen 41

Kreta 45

Der Fellrock als Ritualgewand in der Altpalastzeit des minoischen Kreta? 47

Fritz Blakolmer

Couches de destruction et remblais de l’age du Bronze a Malia (Crete) 59Pascal Darcque

Fruhminoische Siedlungslandschaften. Eine vorlaufige Studie uber dierelative raumliche Verbreitung der fruhminoischen Siedlungen 75

Tibor-Tamas Daroczi

Les rues de Malia : actualisation des donnees recentes 85

Thibaut Gomree

Thoughts about Light and Water at the Oval House of Chamaizi 101

Lucy Goodison

6

ΚΕΙΜΗΛΙΟΝ. Zu einer zyprischen Schnabelkanne der spaten Bronze-zeit in der eisenzeitlichen Nekropole von Prinias 121

Hartmut Matthaus

Ein altpalastzeitlicher Raumkomplex im Palast von Malia – Formen derrituellen Nutzung und Inszenierung eines moglichen Pfeilerraum-Vorlaufers 137

Kathrin Muller

L’ensemble architectural de Chrysolakkos a Malia : une mise a jour 163

Sylvie Muller Celka

‘Dans ma maison sous terre’...Depot de fondation, � rites d’enfouisse-ment � et fosses-depotoirs dans le batiment Pi de Malia 181

Maia Pomadere

Von Pferden und Wildziegen. Einige Gedanken zum Sarkophag vonAgia Triada (Kreta) 197

Stephan G. Schmid – Nicole Neuenfeld

Ein Fest am Hofe des Minos. Der Illustrator Fritz Krischen und dieVermittlung archaologischer Erkenntnisse 229

Peter I. Schneider

Fleeting Fingers, Silent Pots? A Case Study of Human-Vessel Engage-ment from the Minoan Palace of Galatas Pediados, Crete 247

Anna Simandiraki-Grimshaw

Die Agais und ihre Nachbarn 263

Musikarchaologie 265

Ricardo Eichmann

Kontakte zwischen Agypten und Kreta vor dem Neuen Reich 279

Eva Lange-Athinodorou

7

Die Troja-’Dubletten‘ – Bemerkungen zu ihrer Verteilung 301

Tobias Muhlenbruch

Early Iron Age Fragments from Mycenae and Archaeology at large:On Teaching with Original Materials 315

Wolf Rudolph

Zu einigen Aspekten des Handels zwischen dem minoischen Kreta undAgypten wahrend der Neupalastzeit 327

Birgit Schiller

Die minoische Libationsformel:Zum

”Namen“ (J)A-SA-SA-RA 345

Evelina Teneva

Sammlung des Winckelmann-Instituts 363

Tradition trifft Innovation. Die Sammlung des Winckelmann-Institutsder Humboldt-Universitat zu Berlin blickt in die Zukunft 365

Agnes Henning – Susanne Muth

Ein Rundgang durch die Kleinkunst-Sammlung des Winckelmann-Instituts 373

Franziska Lehmann – Jenny H. Schlehofer

Veit Sturmer, das Winckelmann-Institut und seineSammlungen 395

Henning Wrede unter Mitarbeit von Thomas Baetjer

Museen und ihre Sammlungen 409

Die Sammlung von August Kestner im Werkzweier archaologischer Zeitgenossen:Wilhelm Abeken und Johann Jakob Bachofen 411

Christian E. Loeben

8

Veit Sturmer und die Zusammenarbeit der universitaren Lehrsamm-lungen in Berlin 435

Lorenz Winkler-Horacek

Archaologische Forschungen Veit Sturmers außerhalbKretas 447

Porolissum. Forschungen im Kastell auf dem Pomet von 2009 bis 2011 449Manuel Fiedler – Constanze Hopken – Szilamer-PeterPanczel und Istvan Bajusz – Gregor Dohner – Laszlo Lenkey– Christoph Merzenich – Mihaly Pethe und Zsolt Vasaros

Forschung vor der Haustur. Die Pfahlbauten und Kaffenkahne imWerbellinsee 469

Michaela Reinfeld

Griechisch-romische Antike 483

Hellenistische Silberarbeiten aus Unteritalien: Der Schatz von Paterno 485

Agnes Schwarzmaier

Androklos und die Ephesier opfern der Artemis von Ephesos. Zu denBasisreliefs ihrer Statuetten und des Kultbildes im Artemision 499

Norbert Franken – Henning Wrede

Siedlung, Stadt und Heiligtum: Zentralisierungs- und Marginalisie-rungsprozesse in Latium wahrend des 8.–7. Jh. v. Chr. 521

Gabriel Zuchtriegel

Antikenrezeption 537

Nochmals zu antiken Bronzen auf fruhen Fotografien 539

Norbert Franken

Zwei Gedichte von Konstantinos Kavafis 549

Ubersetzt und kommentiert von Jorg Schafer

9

Kuba 555

The Collection of Greek Vases at the National Museum of Fine Artsin Havana 557

Marıa Castro

The Work of Veit Sturmer in Havana: The Rescue of a Collection ofPlaster Casts of Greek and Roman Art 563

Glisel Delgado Toirac

Zwei faszinierende Skulpturen: ein’skopasischer Kopf‘ und ein

Kampfender 573

Othmar Jaeggi

Fruhminoische Siedlungslandschaften. Einevorlaufige Studie uber die relative raumlicheVerbreitung der fruhminoischen Siedlungen

Tibor-Tamas Daroczi

Dem Andenken an Veit Sturmer gewidmet, der mich in meinem Strebennach Minoischer Archaologie immer unterstutzt und herzlich betreut hat.

1 Einleitung

Die Verknupfung des mobilen und immobilen Fundgutes in Zusammen-hang mit der Landschaft und der topographischen Lage einiger Fundstattenermoglicht weitreichende Schlussfolgerungen. Das fruhminoische Kreta bie-tet uns die seltene und in vielerlei Hinsicht einzigartige Moglichkeit furUntersuchungen einer Siedlungslandschaft, da die Insel naturgemaß klareAbgrenzungen zur Außenwelt und auch die fruhminoische Keramiksequenzeine deutliche zeitliche Begrenzung hat. Ferner erlauben die Siedlungsland-schaften das Erkennen inselweiter Beziehungen und Tendenzen. AhnlicheStudien1, die sich auf das minoische Kreta konzentriert haben, erbrachtenwichtige Resultate, die mit den folgenden ubereinstimmen.

2 Fundstattenverbreitung wahrend der Periode FM I

Die Unterteilung der Periode FM I anhand des Fundgutes ist noch nichtgenugend vorangeschritten. Aus diesem Grund ist die Differenzierung derVerbreitung von Fundstatten innerhalb dieser Periode fast unmoglich. Diemeisten Fundplatze werden in die ganze Periode datiert, egal ob sie bereits imSpatneolithikum gegrundet wurden oder Neugrundungen dieser Zeitspannesind. Ausnahmen von dieser Regel sind die Fundstatte von Lakoudia Vraskasim Gebiet von Sphakia, die in FM IA datiert werden kann, und von Malia

1 Branigan 1988; Tsipopoulou 1989.

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an der mittleren Nordkuste, wo die Ansiedlung zurzeit nur fur die PhaseFM IB belegt ist, obwohl der spate Palast die Entdeckung alterer Fundebehindern konnte.

Abb. 1: Anzahl von FM Fundstatten in Beziehung zur relativen und absolu-ten Chronologie (nach Manning 1995, 143–153, 217–222).

Wahrend meiner Forschungen stellte ich fest, dass 110 Fundstatten ausder Zeit FM I auf Kreta dokumentiert sind, 109 datieren in FM IA unddieselbe Zahl in FM IB. Diese decken eine Zeitspanne von 400–500 Jahrenab, die in den letzten Jahrhunderten des 4. Jahrtausends vor der Zeitwendebeginnen und bis zur Mitte der ersten Halfte des 3. Jahrtausends vor derZeitwende dauern (Abb. 1). Nicht alle Aufenthaltsorte sind zeitgleich, abereine genauere Bestimmung ist auf Grund der Problematik des Fundgutesdieser Zeit nicht moglich. Einige davon konnten auch nur saisonal besiedeltworden sein, was z. B. bei der Lasithi Hochebene angenommen wird.

Mit Beginn von FM I wurden auf Kreta 36 Siedlungen gegrundet, wobei inder spaten Phase nur Malia als Neugrundung belegt ist. Diese Ansiedlungensollten eher als Teil einer langeren Entwicklung gesehen werden statt alszeitlich begrenztes Phanomen. Ahnliche langere Ablaufe sollte man auchin den dokumentierten Fallen der Siedlungsabbruche annehmen. LakoudiaVraskas ist die einzige Fundstatte, die schon in der fruhen Phase von FM Iverlassen wurde. Ansonsten erfolgt erst in der spaten Phase von FM Idie Aufgabe von 49 weiteren Fundstatten. Die Dialektik der Ansiedlungund Siedlungsaufgabe vertritt die Annahme einer exponentiell wachsenden,lokalen Bevolkerung, die sich im Spiegel dieser Fundstatten auf ganz Kreta

Fruhminoische Siedlungslandschaften 77

ausgebreitet hat und aktiv durch einen ziemlich langen Zeitraum hinwegihre Siedlungsorte wechselte. Das Auftreten neuer Bevolkerungsgruppen,auch wenn nur in einem geringen Anteil, ist sehr wahrscheinlich, und dieBeweise sollten nicht nur im Import (z. B. in den uppigen Luxuswarenvon Mochlos) sondern auch in den Befunden (z. B. in den stark kykladischgepragten Grabern von Ayia Photia) gesucht werden. Die meisten solcherWaren konzentrieren sich auf Ostkreta und nehmen in FM II verstarkt zu,wodurch sie ebenfalls die Zunahme des Uberseehandels betonen.

Abb. 2: Topographische Lage der FM Fundstatten (Grafik erstellt vomAutor).

Die FM I Fundstatten befinden sich auf unterschiedlichem Gelande (Abb. 2).Die meisten befinden sich an Hangen (56), von denen sich 41 zusatzlichin der Nahe von Gipfeln, Bergrucken und Talern befinden. Gipfel sinddie zweithaufigste Wahl bei der topographischen Lage der Siedlungen, mit17 dokumentierten Punkten nur auf dieser Reliefform, wahrend sich 36 inFM IA und 35 in FM IB auf benachbarte Hange oder Bergrucken ausdehnen.Taler und Ebenen sind in der ersten Periode der fruhminoischen Zeit alsSiedlungsorte nicht bevorzugt, dasselbe gilt auch fur die Kuste. Die restlichenFundstatten befinden sich am Fuß von Hugeln, auf Bergrucken und einigeauch auf Spornen. Die hochste Zahl von Hohlensiedlungen ist ebenso in diefruheste Phase der fruhminoischen Zeit einzuordnen.

Mehr als die Halfte der FM I Siedlungen sind in einer Lage, deren Hohe 300 muber dem Meeresspiegel nicht uberschreitet. Die restlichen 31 in FM IA und

78 Tibor-Tamas Daroczi

30 in FM IB befinden sich zwischen 300 und 1000 m Hohe. Obwohl nur einDrittel der Fundstatten sich zwischen dem letzten erwahnten Hohenabstandbefinden, weisen sie keine Anhaufung um ein bestimmtes Hohenniveau aufund sind relativ homogen verstreut. Die meisten Siedlungen konzentrierensich in einem Streifen von ca. 5 km entlang der Kuste, bevorzugt in derNahe zu Ebenen und Talern. Uber den Kustenstreifen hinaus wird dieVerbreitung der Siedlungen zum Inneren der Insel hin sparlicher. Jedoch isteine regelmaßige Abnahme nicht zu erkennen. Die naturlichen Gegebenheitendes inneren Kretas, das durch hohe Gebirge und Hugel dominiert ist, erklarendie sparliche Nutzung des Hinterlandes.

3 Fundstattenverbreitung wahrend der Periode FM II

Die mittlere Periode der fruhminoischen Zeit ist die am besten bekannte derfruhen Bronzezeit auf Kreta, was die Keramikabfolge und die Dokumentationder Schichtenabfolge angeht. Diese Periode weist auch intensivere Kontaktemit der Agais und dem ostlichen Mittelmeerraum auf.

116 Fundstatten sind in der Periode FM II dokumentiert, wovon 114 bereitsin der fruhen, FM IIA und 113 noch in der spaten, FM IIB Phase vorhandensind. Mit Ausnahme von funf Siedlungen dauern alle anderen durch die ganzePeriode fort. Drei wurden wahrend FM IIA aufgegeben und zwei weiterewurden erst in FM IIB gegrundet. Aus der Perspektive der relativen Chro-nologie scheint sich die Intensitat des Siedlungswesens nicht substanziell zuandern. Aber dieselbe Anzahl von Fundstatten in einer kurzeren Zeitspanne,namlich innerhalb von 350–400 Jahren, bedeutet eine dichtere BesiedlungKretas. Der Wandel des Siedlungswesens in Beziehung zu absoluten Jahrenzeigt eine exponentielle Zunahme, die schon in FM I begonnen hat (Abb. 1).

Der Anfang von FM II ist durch die hochste Zunahme von Neugrundungen(54) wahrend der ganzen FM gekennzeichnet und bezeugt Stabilitat derAufenthaltsorte und moglicherweise auch Siedlungsbestandigkeit. Eine leichteTendenz zur Auflassung der Orte ist besonders in der spaten Phase von FMII erfasst; hier werden 19 Siedlungen aufgegeben.

Siedlungen befinden sich wahrend FM II hauptsachlich auf Hangen undbreiten sich bis auf benachbarte Reliefformen wie Gipfel, Bergrucken, Talerund am Fuß von Hugeln aus (Abb. 2). Die Anzahl von Hohlenfundstattenist gering, ebenso wie die auf Spornen. Aber Ortschaften in Talern undEbenen nehmen zu. In beiden Zeitabstanden der Periode FM II befinden

Fruhminoische Siedlungslandschaften 79

sich mehr als zwei Drittel der Fundstatten in einer Hohe von bis zu 300 muber dem Meeresspiegel. Die restlichen sind zwischen 300 und 1300 mdokumentiert, mit einer allmahlichen Abnahme der Anzahl der Siedlungenmit der Hohensteigerung. Die meisten der FM II Statten befinden sich ineinem Streifen von 4 km entlang der Kuste und das ubrige Viertel liegt ineiner Entfernung von bis zu 17 km vom Meer. Gleichwohl ist eine gradualeAbnahme nicht zu erkennen. Das Hinterland wurde moglicherweise furspezialisierte Tatigkeiten benutzt. Die Fundstatten befanden sich somit inan die Bedurfnisse der FM II Bevolkerung angepassten Lagen.

4 Fundstattenverbreitung wahrend der Periode FM III

Die Periode FM III umspannt einen relativ kurzen Zeitraum von 150–200Jahren. In diesen zwei Jahrhunderten ist dieselbe Anzahl von Fundstattenvorhanden wie in der vorherigen Phase FM II, was auf eine ausgedehnte Be-siedlung Kretas deutet. Die Neugrundungen vertreten weniger als ein Viertelder Ortschaften der Zeit von FM III. Dies spricht fur Siedlungsstabilitat undBestandigkeit innerhalb der betrachteten FM Phase.

Hange mit benachbarten hoheren Gipfeln, Bergrucken und zu Fußen vonHugeln sind auch in dieser Periode die bevorzugten Lagen zur Ansiedlung, sosind mehr als die Halfte der Fundstatten auf diesen zu finden (Abb. 2). Diedanach zweitbeliebteste topographische Lage der FM III Bevolkerung sindEbenen, flache Taler oder die Kuste, wahrend Sporne und Hohlen nur ganzselten besiedelt wurden. Mehr als drei Viertel der FM III Statten befindensich in einer Hohe, die 300 m uber dem Meeresspiegel nicht uberschreitet.Die restlichen Fundstatten befinden sich zwischen 300 und 1600 m uberdem Meeresspiegel, wobei allerdings mehrere Hohenzonen unberucksichtigtbleiben. Die letzteren Fundstatten konnten wieder eine spezialisierte Ver-wendung der Landschaft betonen, wo das Hinterland z.B. fur die Zucht vonZiegen und Schafen oder die Bienenhaltung geeignet ist. Ortschaften dieserPhase konzentrieren sich in einem 3 km breiten Streifen entlang der Kuste.Es folgt ein weiterer Streifen zwischen 3 und 6 km um die Kuste herum, woungefahr drei Viertel der Siedlungen zu finden sind. Im Hinterland befindensich sehr wenige, ungleich verteilte Siedlungen, die maximal 17 km von derKuste entfernt liegen.

80 Tibor-Tamas Daroczi

Abb. 3: FM Siedlungen Kretas (Karte erstellt vom Autor).

5 Schlussfolgerungen

In der Entwicklung der fruhminoischen Siedlungslandschaft ist eine Tendenzzur starkeren Ausrichtung auf die Kuste festzustellen, sowie eine Haufungder Fundstatten in einem Kustenstreifen von unterschiedlicher Breite, jenach Phase zwischen 3 und 5 km (Abb. 3). Starke regionale Verbindungensind belegt, eine wesentliche Bevolkerungszunahme ist aber unwahrschein-lich. Die Anderungen in der fruhminoischen Besiedlung der Insel sind alsEffekte des internen, kretischen Wandels anzusehen. Das Auftreten vonfremden archaologischen Funden weist nicht unbedingt auf eine große Ein-wanderungswelle fremder Bevolkerungsgruppen nach Kreta. Eher ist, wieschon Warren betonte, uber einen langeren Zeitraum ein schrittweises Ein-sickern kleinerer Menschengruppen anzunehmen. Diese Zuwanderung fangthochstwahrscheinlich in der Wendezeit von FM I zu FM II an. Das Ergebnisdieses Eindringens ist die Explosion der Beziehungen zwischen Kreta undder Agais wahrend FM II. Das Siedlungsmuster in FM III deutet auf einfundiertes Kontaktnetz und auf den Handel zwischen den Regionen der Inselhin.

6 FM Siedlungsfundstatten

1. Agasterouli, westliche Kuste: FM III; 2.Agios Phanourios 1, Vrokastro Gebiet: FM

II-III; 3. Agios Phanourios 11, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 4. Agios Phanourios

7/9, Vrokastro Gebiet: FM I-IIA; 5. Alexenia, Lasithi Hochebene: FM I; 6. Alykomouri,

Fruhminoische Siedlungslandschaften 81

Kavousi Gebiet: FM I; 7. Amygdaloi, sudliche Fußhugeln, Lasithi: FM III; 8. Aphendi

Christos 3, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 9. Aphendi Christos 4, Vrokastro Gebiet:

FM I-IIA; 10. Aphendi Christos 5, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 11. Avgo, Kavousi

Gebiet: FM I-III; 12. Ayia Photia caves, Siteia Bucht, nordostliche Kuste: FM I; 13.

Ayia Sophia, Topolia, zentrale Westkreta: FM I; 14. Ayia Triada, westliche Mesara:

FM II-III; 15. Ayia Varvara, nordliche Kuste, Malia: FM II; 16. Ayios Yioryios

4, sudwestliche Kuste: FM II; 17. Boubouli, sudliche Fußhugeln, Lasithi: FM III; 18.

Charakia, Lasithi Hochebene: FM I-III; 19. Chrysokamino, Kavousi Gebiet: FM I-III;

20. Chrysoskalitissa, westliche Kuste: FM II-III; 21. Debla, Chania Gebiet: FM I-IIA;

22. Diakymi, sudliche Kuste, Westkreta: FM I; 23. Drepani Akrotiri, nordliche Kuste,

Malia: FM I; 24. E11, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM I-III; 25. E12, Ayiofaran-

go Tal, sudlich von Mesara: FM I- III; 26. E13, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM

II-III; 27. E14, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM II-III; 28. E18, Ayiofarango

Tal, sudlich von Mesara: FM I-III; 29. E20, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM

II-III; 30. E24–25, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM II-III; 31. E4, Ayiofarango

Tal, sudlich von Mesara: FM II-III; 32. E5, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FMI-II;

33. E6, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM II-III; 34. Elias to Nisi, Vrokastro

Gebiet: FM I; 35. Ephendi Christou, Lasithi Hochebene: FM II-III; 36. Fournou

Korifi (Myrtos), sudliche Kuste, Hierapetra: FM II; 37. Galana Kharakia/Kavousi

(Ano Viannos), sudliche Fußhugeln, Lasithi: FM III; 38. Gaze, Heraklion Gebiet: FM

I/III; 39. Ginara 1:1, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 40. Ginara 2A:1, Vrokastro Gebiet:

FM II-III; 41. Ginara 2A:2, Vrokastro Gebiet: FM I-II; 42. Ginara 4, Vrokastro Gebiet:

FM I; 43. Gournia, nordliche Kuste, Mirabello Bucht: FM I-III; 44. Ioannimiti 1,

Vrokastro Gebiet: FM I-III; 45. Ioannimiti 10, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 46. Ioan-

nimiti 11, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 47. Ioannimiti 2, Vrokastro Gebiet: FM II-III;

48. Ioannimiti 3, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 49. Ioannimiti 5, Vrokastro Gebiet:

FM I-III; 50. Ioannimiti 6, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 51. Ioannimiti 7, Vrokastro

Gebiet: FM I-III; 52. Ioannimiti 8, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 53. Ioannimiti 9,

Vrokastro Gebiet: FM II-III; 54. Istron river 2, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 55. Kalami

2, sudliche Kuste, Lasithi: FMI; 56. Kalo Chorio 1, Vrokastro Gebiet: FM III; 57. Kalo

Chorio 5, Vrokastro Gebiet: FM IIB-III; 58. Kalo Chorio 6, Vrokastro Gebiet: FM

I-II; 59. Kalyvomouri, ostliche Kuste: FM I-III; 60. Kamares, sudliche Hange, Ida

Gebirge: FM III; 61. Kambria, sudliche Kuste, Westkreta: FM I; 62. Kanli Kastelli,

Yuktas Gebiet: FM II-III; 63. Karavi, Gavdhos, Libysches Meer: FM I; 64. Kastelli,

Chania: FM I-III; 65. Kastello (Khnondru), sudliche Fußhugeln, Lasithi: FM III; 66.

Kastello, Milatos, nordliche Kuste, Malia: FM I; 67. Kastellos (Sellia), sudliche Kuste,

Ayios Vasilios: FM I; 68. Kastellos, Lasithi Hochebene: FM II-III; 69. Kastri (Kerato-

kampou), sudliche Kuste, Lasithi: FM III; 70. Kastri, Xerokampos, ostliche Kuste: FM I;

82 Tibor-Tamas Daroczi

71. Katharo, Lasithi Hochebene: FM II-III; 72. Kato Arniko 1, Vrokastro Gebiet: FM

II-III; 73. Kato Arniko 2, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 74. Kato Sarakina/Eleniko,

Thersio, zentrale Westkreta: FM I; 75. Katsoucheiroi, Lasithi Hochebene: FM I-II;

76. Kavousi 2, Kavousi Gebiet: FM I-III; 77. Kavousi 3, Kavousi Gebiet: FM I-III;

78. Kavousi 4, Kavousi Gebiet: FM I-III; 79. Kavousi 5, Kavousi Gebiet: FM I-III;

80. Kefala, Finiakis, sudliche Kuste, Ayios Vasilios: FM I-II; 81. Kefalia, Spili, Ayios

Vasilios Gebiet: FM I-III; 82. Kendromouri 1, Vrokastro Gebiet: FM III; 83. Kendro-

mouri 1A, Vrokastro Gebiet: FM IIB-III; 84. Kendromouri 2, Vrokastro Gebiet: FM

II-III; 85. Kendromouri 3, Vrokastro Gebiet: FM I-II; 86. Kera Spiliotissa, Chania

Gebiet: FM I-III; 87. Keraton or ”Vigla“, sudliche Kuste, Lasithi: FM I; 88. Kha

Gorge, Kavousi Gebiet: FM I-III; 89. Khori (Amira), sudliche Fußhugeln, Lasithi: FM

III; 90. Knossos, Heraklion Gebiet: FM I-III; 91. Kommos, westliche Mesara: FM I;

92. Kopranes 1, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 93. Kopranes 10, Vrokastro Gebiet: FM

I; 94. Kopranes 2,3, Vrokastro Gebiet: FM I; 95. Kopranes 2/4, Vrokastro Gebiet:

FM II-III; 96. Kopranes 6, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 97. Korakoskidhaki, sudliche

Kuste Westkreta: FM I-III; 98. Korfi tou Koukkoyiani (Ellenes, Amariou), Amari

Ebene: FM I; 99. Koumaro, Akrotiri Halbinsel: FM I; 100. Lakka tou Dragataki,

Lasithi Hochebene: FM I; 101. Lakoudia, Vraskas, sudliche Kuste, Sfakia: FM IA; 102.

Langos, westliche Mesara: FM II-III; 103. Lera, Akrotiri Halbinsel: FM I-III; 104. Listis,

sudliche Kuste, Lasithi: FM II-III; 105. Malaxa, Chania Gebiet: FM I; 106. Malia,

nordliche Kuste: FM IB-III; 107. Maryiou, sudliche Kuste, Ayios Vasilios: FM II-III;

108. Melidhoni, nordliche Fußhugeln, Ida Gebirge: FM I-III; 109. Mesa Kephala 1,

Vrokastro Gebiet: FM II-III; 110. Miamou, Asteroussia Gebirge: FM I; 111. Mochlos,

nordliche Kuste, Mirabello Bucht: FM I-III; 112. Mokhos, Malia Gebiet: FM II-III;

113. Moni Vidiani, Lasithi Hochebene: FM I; 114. Mouri, Lasithi Hochebene: FM I;

115. MoW1, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM II-III; 116. MoW2, Ayiofarango

Tal, sudlich von Mesara: FM II-III; 117. Nisi Pandeleimon, Vrokastro Gebiet: FM I;

118. Oleros 8, Vrokastro Gebiet: FM I-II; 119. Palaikastro, ostliche Kuste: FM II-III;

120. Patrikies, westliche Mesara: FM III; 121. Pesa 3, Vrokastro Gebiet: FM II-III;

122. Petras, ostliche Kreta, Siteia: FM I-III; 123. Phaistos, westliche Mesara: FM I-III;

124. Phrouzi 1, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 125. Phrouzi 2, Vrokastro Gebiet: FM

III; 126. Pirovolos 1, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 127. Plakaki Kriou, sudwestliche

Kuste: FM II-III; 128. Plakamoura, Lasithi Hochebene: FM I; 129. Platanomouri,

Lasithi Hochebene: FM I; 130. Plativola, zentrale Westkreta: FM I; 131. Poros and

Katsambas, Heraklion Gebiet: FM I-III; 132. Poros, Lasithi, Lasithi Hochebene: FM

I; 133. Potamoi 1, Vrokastro Gebiet: FM I-II; 134. Praisos, Ziros Gebiet: FM I; 135.

Prina 1, Vrokastro Gebiet: FM I-II; 136. Prina 2, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 137.

Prina 3:1, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 138. Priniatikos Pyrgos 1, Vrokastro Gebiet:

Fruhminoische Siedlungslandschaften 83

FM II-III; 139. Prophitis Ilias 1, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 140. Prophitis Ilias 5,

Vrokastro Gebiet: FM I; 141. Psathi, Galatas, Chania Gebiet: FM II-III; 142. Pseira,

nordliche Kuste, Mirabello Bucht: FM I-FM III; 143. Psychro, Lasithi Hochebene: FM

I; 144. Pyrgos (Khondru), sudliche Fußhugeln, Lasithi: FM III; 145. Pyrgos (Myrtos),

sudliche Kuste, Hierapetra: FM II-III; 146. Pyrgos 2, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 147.

’Pyrgos river valley site‘, sudliche Fußhugeln, Lasithi: FM II-III; 148. Pyrgos, Pro-

phitis Ilias, nordliche Kuste, Malia: FM I-FM II; 149. Riza, sudliche Kuste, Westkreta:

FM I; 150. Rouphas, nordostliche Mesara: FM I; 151. Roussanos, Lasithi Hochebene:

FM I; 152. Roussocharakas, sudliche Kuste, Hierapetra: FM I; 153. SC 5, sudliche

Kuste, Mesara: FM I-II; 154. Schinauria Koriphi 8, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 152.

Schinauria Koriphi 9, Vrokastro Gebiet: FM III; 156. Site 2 (Listis), sudliche Kuste,

Lasithi: FM II-III; 157. Skallopoula, Lasithi Hochebene: FM I; 158. Skourocharako,

sudliche Kuste, Lasithi: FM III; 159. Sopatika (Apodhoulou), sudwestliche Fußhugeln,

Ida Gebirge: FM I-III; 160. Sphoungaras, nordliche Kuste, Mirabello Bucht: FM I; 161.

Spilia 1A, Vrokastro Gebiet: FM II-III; 162. sta Khalasmena, zentrale Westkreta: FM

I-III; 163. Stavromyti, Yuktas Gebiet: FM I/III; 164. Ta Grivila (Perama), nordliche

Fußhugeln, Ida Gebirge: FM I; 165. Tartari (Arvi), sudliche Kuste, Lasithi: FM II-III;

166. Tholos, Kavousi Gebiet: FM I-III; 167. Thrimbokambos, westliche Kuste: FM III;

168. Trapeza, Lasithi Hochebene: FM I; 169. Troulos, sudliche Kuste, Westkreta: FM

I; 170. Trypiti, sudliche Kuste, Mesara: FM II-III; 171. Tylissos, Heraklion Gebiet: FM

III; 172. Tzamachi 10, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 173. Vasiliki, Hierapetra Landenge:

FM II-III; 174. Vasilikou Ridge, Lasithi Hochebene: FM I; 175. Virani Episkopi

(Fundstatte 2,3 km ostlich), nordliche Kuste, Ida Gebirge: FM I-III; 176. Voithodos,

Ziros Gebiet: FM I; 177. Vrionisi 1, Vrokastro Gebiet: FM I-III; 178. Vrionisi 2, Vro-

kastro Gebiet: FM I-III; 179. Vrokastro 1, Vrokastro Gebiet: FM I; 180. Vrokastro 7,

Vrokastro Gebiet: FM II-III; 181. W11B, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM I-III;

182. W7, Ayiofarango Tal, sudlich von Mesara: FM II-III; 183. Zakros, ostliche Kuste:

FM I.

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