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‚Irreguläre‘ Bestattungen in der Urgeschichte: Norm, Ritual, Strafe …?

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‚Irreguläre‘ Bestattungen in der Urgeschichte:Norm, Ritual, Strafe …?

RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION, FRANKFURT A. M.EURASIEN-ABTEILUNG, BERLIN

des Deutschen Archäologischen Instituts

Kolloquien zur Vor- und FrühgeschichteBand 19

Dr. Rudolf Habelt GmbH ∙ Bonn 2013

Dr. Rudolf Habelt GmbH ∙ Bonn 2013

RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION DESDEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS

‚Irreguläre‘ Bestattungen in der Urgeschichte:Norm, Ritual, Strafe …?

Akten der Internationalen Tagung in Frankfurt a. M.vom 3. bis 5. Februar 2012

herausgegeben vonNils Müller-Scheeßel

X und 518 Seiten, 239 Abbildungen und 34 Tabellen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über <https: // portal.dnb.de> abrufbar

© 2013 by Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen InstitutsFrankfurt a. M.

Redaktion: N. Müller-Scheeßel und N. BaumannSatz: Müller-Scheeßel, Frankfurt a. M.

Einband: S. Berg, unter Verwendung einer Grafik von J. SchroeterDruck: ruksaldruck GmbH, Berlin

gedruckt auf alterungsbeständigem PapierISBN 978-3-7749-3862-2

Gedruckt mit Unterstützung der , Düsseldorf

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . � IX

Nils Müller-Scheeßel‚Irreguläre‘ Bestattungen in der Urgeschichte: einführende Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . 1

Theorie und Methode

Ulrich Veit‚Sonderbestattungen‘: Vorüberlegungen zu einem integrierten Ansatz ihrer Erforschung . . . 11

Edeltraud AspöckÜber die Variabilität von Totenpraktiken. Oder: Probleme einer dichotomen Auffassung von Toten- bzw. Bestattungsbrauchtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Cătălin PavelThe Social Construction of Disability in Prehistoric Societies – What Funerary Archaeology Can and Cannot Say . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Janina DuerrDie verkehrte Jenseitswelt (mundus inversus): Eine Deutung zerbrochener, verbogener oder vertauschter Grabbeigaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Andy Reymann‚Schamane‘ oder nicht ‚Schamane‘? Zur Problematik der Nutzung eines ethnologischen Terminus bei der Analyse vorgeschichtlicher Bestattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

Július JakabBrüche an menschlichen Knochen aus urgeschichtlichen Siedlungsgruben der Südwestslowakei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

Antje KohseSonderbestattungen in Ägypten von der prädynastischen Zeit bis zum Mittleren Reich (ca. 4500–1750 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Das 5. Jahrtausend v. Chr. und früher

Reena PerschkeKopf und Körper – der ‚Schädelkult‘ im vorderasiatischen Neolithikum . . . . . . . . . . . . . . . 95

Christian Meyer, Christian Lohr, Hans-Christoph Strien, Detlef Gronenborn und Kurt W. AltInterpretationsansätze zu ,irregulären‘ Bestattungen während der linearbandkeramischen Kultur: Gräber en masse und Massengräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111

Joachim Pechtl and Daniela HofmannIrregular Burials in the LBK – All or None? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

Lech Czerniak and Joanna PyzelUnusual Funerary Practices in the Brześć Kujawski Culture in the Polish Lowland . . . . . . . 139

InhaltVI

Noémi Pažinová und Alena Bistáková Die Bestattungssitten der Lengyel-Kultur im Lichte ausgewählter Beispiele aus der südwestlichen Slowakei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Das 4. Jahrtausend v. Chr.

Claudia SachßeSonderbestattungen in der Badener Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

Amelie AlteraugeSilobestattungen aus unbefestigten Siedlungen der Michelsberger Kultur in Süd- und Südwestdeutschland – Versuch einer Annäherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185

Sara SchiesbergÜberlegungen zu Normen und Abweichungen im Bestattungsbrauch der Trichterbecherzeit unter besonderer Berücksichtigung des Gräberfeldes von Ostorf-Tannenwerder . . . . . . . . . 197

Christoph Rinne und Katharina FuchsBestattungen in Siedlungen. Norm und Sonderfall in der Bernburger Kultur . . . . . . . . . . . . 211

Das 2. Jahrtausend v. Chr.

Michal ErnéeUniformität oder Kreativität im Totenbrauchtum? Zum Bestattungsritus der Aunjetitzer Kultur aus Sicht der Phosphatanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

Michaela Langová und Alžběta DanielisováBestattungsritus der Aunjetitzer Kultur in Brandýs an der Elbe (Mittelböhmen): ,Siedlungsbestattungen‘ – ein ganz normaler Teil des Bestattungsritus? . . . . . . . . . . . . . . . . 239

Anna Pankowská, Miroslav Daňhel and Jaroslav PeškaFormal Classification of Settlement Burials from Moravia (Czech Republic) Dating to the Early Bronze Age . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

Pavol Jelínek and Július VavákHuman Remains in Settlement Pits of the Maďarovce Culture in Slovakia (Early Bronze Age) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265

Vera Hubensack und Carola Metzner-NebelsickMitteldeutsche frühbronzezeitliche Sonderbestattungen in Siedlungsgruben . . . . . . . . . . . . 279

Immo Heske und Silke Grefen-PetersRückkehr in die Bestattungsgemeinschaft – ,Zerrupfte‘ Bestattungen der Bronze- und frühen Eisenzeit am Nordharz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289

Das 1. Jahrtausend v. Chr.

Ágnes Király, Katalin Sebők, Zsuzsanna K. Zoffmann and Gabriella KovácsEarly Iron Age ‘Mass Graves’ in the Middle Tisza Region: Investigation and Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307

Inhalt VII

Monika Griebl und Irmtraud HellerschmidMenschenknochen und Menschenniederlegungen in Siedlungsgruben der befestigten Höhensiedlung von Stillfried an der March, Niederösterreich: Gängige Praxis der Totenbehandlung in der jüngeren Urnenfelderkultur? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327

Stefan Flindt, Susanne Hummel, Verena Seidenberg, Reinhold Schoon, Gisela Wolf, Henning Haßmann und Thomas Saile

Die Lichtensteinhöhle. Ein ,irregulärer‘ Ort mit menschlichen Skelettresten aus der Urnenfelderzeit – Vorbericht über die Ausgrabungen der Jahre 1993–2011 . . . . . . . . . . . . . 347

Melanie Augstein‚Reguläre‘ und ‚irreguläre‘ Bestattungen der Hallstattzeit Nordostbayerns . . . . . . . . . . . . . . 365

Lydia Hendel und Elisabeth NoackRegel- oder Sonderfall? Die eisenzeitlichen Menschenknochen am Hohlen Stein bei Schwabthal, Lkr. Lichtenfels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377

Peter TrebscheDie Regelhaftigkeit der ‚irregulären‘ Bestattungen im österreichischen Donauraum während der Latènezeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387

Nils Müller-Scheeßel, Carola Berszin, Gisela Grupe, Annette Schwentke, Anja Staskiewicz und Joachim Wahl

Ältereisenzeitliche Siedlungsbestattungen in Baden-Württemberg und Bayern . . . . . . . . . . 409

Christian Meyer, Leif Hansen, Frauke Jacobi, Corina Knipper, Marc Fecher, Christina Roth und Kurt W. Alt

Irreguläre Bestattungen in der Eisenzeit? Bioarchäologische Ansätze zur Deutung am Beispiel der menschlichen Skelettfunde vom Glauberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425

Felix Fleischer, Michaël Landolt und Muriel Roth-ZehnerDie eisenzeitlichen Siedlungsbestattungen des Elsass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439

Sandra Pichler, Hannele Rissanen, Norbert Spichtig, Kurt W. Alt, Brigitte Röder, Jörg Schibler und Guido Lassau

Die Regelmäßigkeit des Irregulären: Menschliche Skelettreste vom spätlatènezeitlichen Fundplatz Basel-Gasfabrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 471

Stefan BurmeisterMoorleichen – Sonderbestattung, Strafjustiz, Opfer? Annäherungen an eine kulturgeschichtliche Deutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485

Schlussbetrachtungen

Alexander GramschWer will schon normal sein? Kommentare zur Interpretation ‚irregulärer‘ Bestattungen . . . 509

Der vorliegende Band ist aus einer Tagung entstan-den, die unter dem Titel „‚Irreguläre‘ Bestattungen in der Urgeschichte: Norm, Ritual, Strafe …?“ vom 3. bis 5. Februar 2012 in Frankfurt a. Main von der Römisch-Germanischen Kommission und dem Institut für Vor- und Frühgeschichte der Goethe-Universität Frankfurt a. M. organisiert wurde1. Die Gerda Henkel-Stiftung hat zu dieser Tagung einen substantiellen Beitrag gestiftet, ohne den sie in der Form, wie sie durchgeführt wurde, nicht hätte rea-lisiert werden können. Auch zur Herstellung dieses Bandes hat sie unbürokratisch einen erheblichen Beitrag geleistet. Für dieses doppelte finanziel-le Engagement danke ich ihr an dieser Stelle ganz herzlich.

Gegenüber dem ursprünglichen Tagungspro-gramm2 sind eine Reihe von Änderungen zu ver-zeichnen. Einige Vortragenden sahen sich zeitlich nicht in der Lage, ihre Ergebnisse zu Papier zu bringen, bzw. teilweise sind sie in ähnlicher Form inzwischen anderswo veröffentlicht3. Dafür wurden die Autoren einiger während der Tagung präsen-tierten Poster gebeten, diese für den Tagungsband auszuarbeiten, da sie m. E. neuartige Aspekte in die Diskussion einbringen. Der Vortragsvorschlag von Melanie Augstein konnte ursprünglich aus Zeitgrün-den nicht mehr berücksichtigt werden, hat nun aber

in gedruckter Form Eingang in den Band gefunden. Ebenfalls neu hinzugekommen ist das Resümee von Alexander Gramsch.

Ich danke Susanne Sievers und Svend Hansen, die sich spontan bereit erklärt haben, den vorlie-genden Band in die Reihe „Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte“ aufzunehmen. Susanne Sie-vers hat die Entstehung des Bandes darüber hinaus mit Rat und Tat begleitet, wofür ich ihr herzlich danke.

Zum erfolgreichen Zustandekommen dieses Ban-des haben ferner in erheblichem Umfang beigetra-gen Nadine Baumann, der ich für ihre sorgfältige Textkorrektur danken möchte, sowie Christoph v. Rummel, dem ich für die Korrektur der englischen Texte und Summaries Dank schulde. Kirstine Rup-pel hat dankenswerterweise einen Teil der Grafiken überarbeitet und Silke Berg den Umschlagentwurf erstellt. Martin Sorg von ruksaldruck, Berlin, sorgte für einen reibungslosen Ablauf bei der Drucklegung des Buches.

Schließlich ist es mir eine besondere Freude, den zahlreichen Autorinnen und Autoren für die ange-nehme Zusammenarbeit bei der Erstellung dieses Bandes zu danken.

Frankfurt a. M., Juli 2013 Der Herausgeber

Vorwort

1 Siehe den Tagungsbericht von Reena Perschke: <http: // hsozkult.geschichte.hu-berlin.de / tagungsberich-te / id=4216> (15.06.2013).

2 Siehe dazu <http: // hsozkult.geschichte.hu-berlin.de / termine / id=16614> und <http: // hsozkult.geschichte.hu-berlin.de / termine / id=18078> (15.06.2013).

3 So der Vortrag von S. Sievers „Menschliche Ske-lettreste aus dem Oppidum von Manching im Wechsel-spiel der Interpretationen“, der in den Schriften des Kel-ten Römer Museums Manching erscheinen wird.

Einleitung

Der Fundort Stillfried an der March steht für einen 1874 von Matthäus Much entdeckten und durch außergewöhnliche Funde quer durch die Zeiten be-

rühmt gewordenen Höhenrücken, ca. 40 km nord-östlich von Wien an der Grenze zur Slowakei gele-gen (Abb. 1). In der Urnenfelder- und am Übergang zur Hallstattkultur befand sich hier eine befestigte

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in Siedlungsgruben der befestigten Höhensiedlung von Stillfried an der March, Niederösterreich: Gängige Praxis der Totenbehandlung in der jüngeren Urnenfelderkultur?

Zusammenfassung: In der jüngeren mitteldonauländischen Urnenfelderkultur und am Übergang zur Hall-stattkultur befand sich auf einem Höhenrücken bei Stillfried an der March eine befestigte Ansiedlung. Von den etwa 200 ergrabenen archäologischen Befunden sprechen wir rund 25 Objekten kultischen Charakter zu. Dabei handelt es sich großteils um 2–3 m tiefe, im Profil trapezförmige Gruben, die sich in ihrer Form nicht von den damals üblichen Wirtschaftsgruben unterscheiden. Darin wurden menschliche Überreste als einzelne menschliche Knochen (Schädel und Schädelteile mit einer Ausnahme, 7 Nachweise) und Nieder-legungen von Menschen im Sehnenverband (3 Nachweise) entdeckt, darunter zwei Massendepositionen: Die Überreste von 23 Menschen in Verfärbung V841 gelangten in vier Handlungsschritten bzw. Nieder-legungsphasen in die Grube, während die sieben Individuen aus Verfärbung 1141, die alle einer Familie angehörten, in einem Ereignis abgelegt wurden (drei Erwachsene, vier Kinder). Darüber hinaus gibt es Nie-derlegungen von Wild- und Haustieren in allen Kombinationen, wobei der Gattung Rothirsch die Haupt-rolle zukommt. Auch gemeinsame Niederlegungen menschlicher und tierischer Knochen sind vertreten, vollständige Menschendepositionen sind jedoch nie mit Tierniederlegungen vergesellschaftet. Räumlich betrachtet, ist die Häufung dieser Befunde am Innenfuß des westlichen Abschnittswalles, dem höchster Punkt der Anlage mit großartigem Fernblick deutlich erkennbar. Dort befindet sich auch eine Reihe von fünf gleichgestalteten ehemaligen Kuppelöfen (Ofenbatterie), die aufgrund der Lage und auch aufgrund ihrer Verfüllung mit verbranntem Gras / Getreide den Kultbefunden zugerechnet werden. Die Beweggründe für dieses Verhalten liegen im Dunkeln. Die Autorinnen versuchen mit Hilfe von antiken Schriftquellen, ethnographischen Parallelen u. ä. – bewusst frei von Interpretationsschranken – Gedankenmodelle für das Entstehen dieser Phänomene zu entwickeln.

Summary: The hillfort site of Stillfried existed during the late Urnfield Culture until the transition to the fol-lowing Hallstatt Culture (950–800 / 750 BC). 25 of the approximately 200 excavated archaeological feature show a ‘ritual character’ characterized by intentional depositions of un-burnt human and animal skeletons or poorly burnt human and animal skeleton parts. The pits which contained these ritual depositions were 2–3 m deep and did not differ from the usual storage-pits within the settlement. The authors deal with the human re-mains by dividing them into two groups. The first group includes seven instances of un-burnt human skele-ton parts, which all originate from skulls (one exception). The second group comprises three cases of human depositions, including two mass-graves: Pit number 841 contained the remains of 23 individuals; the authors reconstructed the deposition process (four sequences). Pit 1141 contained seven individuals, all of them members of a family (three adults and four children). Most of the animal depositions originate from deer. Domestic animal depositions and combined human and animal depositions were also found in Stillfried. The combination of complete human bodies and game was not found. It is significant that the findings with ritual character are concentrated towards the inner parts of the western rampart which is the highest point of the fort and provides the best view into the landscape. A line of five dome-shaped identically constructed stoves was also located in this part of the site. Their position and their fill – burnt grass and / or cereals – also show the ‘ritual character’. We do not know the reasons or hidden motives of the procedures which took place in Stillfried. The authors try to develop models using examples from Classical Antiquity and ethnological stud-ies and terms which could help to explain the phenomena discussed in this contribution.

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid328

Ansiedlung. Kulturell gehört die Fundstelle der mit-teldonauländischen Urnenfelderkultur an, die das Gebiet von Niederösterreich, das Burgenland, Teile der Steiermark, sowie Südmähren, die Südwest-Slo-wakei und Westungarn umfasste1. Die an wichtigen Handelsstraßen wie der späteren Bernsteinstraße2 gelegene, 23 ha große Anlage wurde an der leicht zugänglichen Westseite mit einem Wall versehen, dem ein tiefer Graben vorgelagert war3. Dort und am angrenzenden sog. ,Hügelfeld‘ sind von 1969 bis 1989 Forschungsgrabungen von der Universität Wien unter der Leitung von F. Felgenhauer durch-geführt worden4.

Von den etwa 200 archäologischen Befunden der jüngeren Urnenfelderzeit5 sprechen wir rund 25 Objekten ,kultischen Charakter‘ zu (Abb. 2). Die meisten befinden sich am Innenfuß des westlichen Abschnittswalles, der den höchstgelegenen Bereich der Wallburg darstellt, so auch eine Reihe von fünf gleich ausgerichteten, baulich übereinstimmen-den Öfen, deren Funktion derzeit noch unklar ist (V1172, 1143, 1144, 1145, 1220).

Als ,kultisch‘ bezeichnen wir spezielle Funde bzw. Befunde, die aus heutiger Sicht keinen dem alltäglichen Leben dienenden Zweck erkennen las-sen (in dem profanen Verständnis von Überlebens-sicherung). Nach dieser Definition ist jede Nieder-legung eines verstorbenen Menschen und Tieres in einer vorbereiteten Anlage (Grube / Grab) kultisch, insofern der Körper absichtlich dorthin verbracht wurde und nicht achtlos hineingeworfen wurde.

1 HELLERSCHMID 2006, 297–299.2 GÖMÖRI 1999; GRIEBL 2008.3 BARG 1987; DERS. 1988a; DERS. 1988b; HELLER-

SCHMID 2006, 17–20.4 FELGENHAUER 1974; DERS. 1976; DERS. 1978a;

DERS. 1980; DERS. 1982; DERS. 1986; DERS. 1988; EIB-NER 1990–1992a. – Zur Zeit läuft am Institut für Orien-talische und Europäische Archäologie (OREA) der Ös-terreichischen Akademie der Wissenschaften das Projekt „Menschen- und Tierdepositionen. Opferkult in Still-fried?“. Es hat sich zur Aufgabe gestellt, alle Befunde mit Tier- und Menschenniederlegungen der Siedlung un-ter Einbeziehung naturwissenschaftlicher Untersuchun-gen neu auszuwerten. Maßgeblich unterstützt wird das Vorhaben vom Fonds zur Förderung der wissenschaftli-chen Forschung (Projektnr. P22577-G19, Laufzeit 2011–2015). Die Projektleitung hat I. Hellerschmid inne. Neue naturwissenschaftliche Ergebnisse liegen noch nicht vor, sodass in diesem Beitrag die derzeit vorliegenden Er-kenntnisse vorgestellt werden. Folgende Analysen sind zur Zeit in Bearbeitung: Anthropologische und archäo-zoologische Untersuchungen (K. Wiltschke-Schrotta und E. Pucher, beide Naturhistorisches Museum Wien) sowie die aDNA-Verwandschaftsanalysen zur Massen-deposition Grube V841 (Universität Salzburg IFFB Ge-richtsmedizin und Forensische Neuropsychiatrie) und eine 3D-Animation der Handlungsabschnitte aus Grube V841. Chemisch-archäometrische Untersuchungen von Ascheschichten aus den Sonderbefunden sind geplant (E. Puchinger, Technische Universität Wien). Die zu diesem Thema vorliegende Dissertation von I. HEILING-SCHMOLL (1987) bildet eine sehr wertvolle Grundlage für das Vorhaben.

Abb. 1. Stillfried an der March. Luftbild von Westen Richtung Slowakei; der Bereich der Wallanlage ist rot gekenn-zeichnet (Foto: Luftbildarchiv des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, Universität Wien Nr. 02030701.096).

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in der befestigten Höhensiedlung von Stillfried 329

Bevor wir im Folgenden auf die Sonder- oder Kultbefunde näher eingehen, soll die sog. Norm-bestattung der Menschen, die diese Siedlung über 200 Jahre bewohnten, erwähnt sein: In einem klei-nen Tal ungefähr 200 m südlich der Wallanlage6 wurde in Sichtweite der Ansiedlung ein für den Besiedlungszeitraum typisches Brandgräberfeld angelegt, dessen ursprüngliche Belegungszahl auf etwa 2 000 Bestattungen geschätzt wird. M. Kaus legte knapp über 100 Gräber frei, in denen der Lei-chenbrand gemeinsam mit Keramikbruchstücken – ohne erkennbare Urne – in das Grab eingestreut worden war7. Der Leichenbrand stammt mit einer Ausnahme jeweils von nur einer Person. Die bei der Ausgrabung geborgenen Mengen waren mit einem Gewicht von großteils unter 100 g gering8. Der Lei-chenbrand bestand hauptsächlich aus Schädel- und Langknochenbruchstücken9, aber immer wieder waren auch tierische Knochen darunter gemischt. Verbrennungsplätze wurden nicht gefunden.

Sonder- und Kultbefunde

Die untersuchten Sonder- und Kultbefunde befan-den sich vor allem in der am häufigsten auftre-tenden Befundgruppe, den 2–3 m tiefen, im Profil trapezförmigen Speichergruben. Ob sie vor ihrer spezifisch ,kultischen‘ Nutzung für den Alltag im Sinn von Speichergruben errichtet und verwendet wurden, lässt sich nicht nachweisen, aber auch nicht eindeutig ausschließen. Die Bereiche der Grube, in denen die Niederlegung durchgeführt wurde, sind oft speziell vorbereitet worden, wie sog. Scherben-pflaster u. ä. zeigen. Auch nach der Niederlegung kam es zu Maßnahmen, wie der Überdeckung der-selben mit Scherben oder massiven Materialein-schlämmungen rund um die Deposite. Darauf lassen die von den AusgräberInnen beschriebenen „harten Schichten“ im Niederlegungsumfeld schließen. Be-sonders hinweisen möchten wir auf die auffälligen Verfüllungen einiger Gruben durch abwechselnde Löss- und Humuslagen, die in der Befunddokumen-tation als helle und dunkle Ringe erkennbar waren. Viele Gruben wurden direkt nach der Niederlegung in einem Vorgang verfüllt. Anders liegt der Fall bei Grube V841, in der die letzte Deposition nur über-deckt wurde, sodass bis zum Grubenrand ein Hohl-raum verblieb. In diesem Fall ist nicht auszuschlie-ßen, dass eine weitere Niederlegung geplant war. Zwei Deponierungen fanden sich in Pfostengruben: ein menschlicher Unterkiefer in einer Pfostengrube von Grubenhaus V128 und eine Birkenpechknolle in V748.

Vor dem Hintergrund unseres heutigen Wertesys-tems unterscheiden wir Niederlegungen mit ,realem‘ und solche mit ,ideellem‘ Wert. Zu den Inhalten mit

realem Wert zählen wir in erster Linie das nieder-gelegte Tier als Fleischlieferant, Getreidegaben10, Bernstein, kleine Bronzegegenstände wie Ringlein, Spiralen und Knöpfe sowie Hirschgeweihstücke, die als Rohmaterial für Gebrauchsgegenstände dien-ten. Bei der zweiten, eher ideellen Gruppe sind die Funde selbst als außergewöhnlich zu bezeichnen. Zu nennen sind eine zylindrische Deckeldose, ein Topf mit gelochtem Boden sowie absichtlich zer-störtes Werkmaterial – hier vor allem unbrauchbar gemachtes Birkenpech11. Auch die menschlichen Überreste, die sich in den Gruben fanden, reihen wir hier ein, genauso die hochbetagten Wildtiere mit auffälligen Gebissanomalien12. Die Haltung dieser Tiere in Gefangenschaft steht außer Frage.

5 950–800 / 750 v. Chr., entspricht den Zeitstufen Ha B2 und Ha B3 nach H. Müller-Karpe. – Die Hochflä-che war auch in der anschließenden Hallstattkultur besie-delt (800 / 750–500 v. Chr.). Der Siedlungsschwerpunkt dürfte sich dabei Richtung Plateaumitte verlagert haben, welche noch nicht bearbeitet wurde (Grabungsfläche ,Wagneracker‘).

6 Das Gräberfeld liegt zum Teil im Tal (Stillfried, Flur ,Gans‘, Wienerstraße) und zum Teil am Nordabhang des Rochusberges (Stillfried, Flur ,Burenberg‘, Muse-umsstraße).

7 STROHSCHNEIDER 1976; KAUS 1984; DIES. 1988, 113.

8 KAUS 1984, 43.9 19 Schädelnachweise stehen sechs Langknochen-

bestimmungen gegenüber. Altersbestimmungen konnten an 21 Gräbern durchgeführt werden: infans I (1 Nach-weis); infans II (1); infans II / juvenil (1); juvenil (1); ju-venil / adult (3); erwachsen (13); adult / matur (2); matur (2). Als ,männlich‘ wurden acht Leichenbrände klassifi-ziert, als ,weiblich‘ kein einziger (ebd. 44).

10 Vor allem Gerste, Gerstenspelzen und „emmerähn-licher Spelzweizen“. Mit emmerähnlichem Spelzwei-zen („new“ glume wheat) wird eine Spelzweizenart umschrieben, die bis vor zehn Jahren für Mitteleuropa nicht belegt war (KOHLER-SCHNEIDER 2001, 116–125). Seitdem finden sich auch für Mitteleuropa immer mehr Nachweise (vom Mittelneolithikum bis in die Eisenzeit, frdl. Mitt. M. Kohler-Schneider; beispielhaft KOHLER-SCHNEIDER / CANEPPELE 2009). In Stillfried ist diese Spelzweizenart bisher in zwei urnenfelderzeitlichen (Sonder) Befunden nachgewiesen: in V643 als sorgfältigst gereinigtes Erntegut / Saatgut in großer Menge, auf dem sich ein Hasen (teil) skelett befand (KOHLER-SCHNEIDER 2003; DIES. 2001, 77–82), sowie in einem Ofen aus der Ofenreihe am westlichen Abschnittswall (ebd. 101–103 „Ofen 7“); die Zuordnung der Probe zu V1172 ist aller-dings (noch) nicht vollständig gesichert.

11 V1138: SAUTER u. a. 1990–1992.12 PUCHER 1986a, 26–34; 38–39. Zusammenfassend

weisen alle aufgefundenen Skelette von Carnivoren (drei Wölfe, ein Fuchs, zwei Hunde) darüber hinaus auch ähnliche Spuren von Gewalteinwirkungen auf. Die Ge-bissanomalien (wie ausgeschlagene Zähne) könnten auf

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid330

Dies gilt auch für den Befund einer niedergelegten Hirschkuh, die das Höchstalter ihrer Art von über 16 Jahren offensichtlich verletzungsfrei erreichte (V195)13. Das Hirschkuh (teil) skelett fand sich zu-sammen mit den annähernd vollständigen Skeletten eines Wildschweinfrischlings und eines Feldhasen.

Zahlenmäßig stehen im betrachteten Zeit-raum etwa 14 Niederlegungen von ausschließlich Tier (teil) en zehn Befunde mit menschlichen Über-resten gegenüber. Bei ersteren finden sich Wild- und Haustiere in allen Zusammenstellungen, wobei dem Rothirsch die Hauptrolle zufällt. Fast ebenso zahl-reich sind unter den Wildtieren die Hasendepositi-onen14. Bei den Haustieren überwiegt anteilsmäßig das Hausschwein15. Menschliche Überreste wurden zweimal im Verband mit Haustierniederlegungen entdeckt. In beiden Fällen handelt es sich um ein-zelne Kalvarien16. Vollständige menschliche Körper sind jedoch nie mit vollständigen Tierdepositionen kombiniert. Einzelne Hirschknochen und Flussmu-schelschalen wurden aber auch in diesen Gruben nachgewiesen.

Parallelen zu den Stillfrieder Tierniederlegungen sind uns aus der Urnenfelderzeit vor allem aus dem

Befreiungsversuche hindeuten (aus Schlagfallen, Gittern o. Ä.). Das dritte bisher unveröffentlichte Wolfsskelett reiht sich gut hier ein (frdl. Mitt. E. Pucher).

13 Der besondere Befund des Vordergebisses (Man-dibel) dieses Hirschkuhteilskeletts (Extremitäten fehlen) soll hier Erwähnung finden: „Vier der fünf erhaltenen Zähne sind bis auf einen kleinen Rest der Zahnkrone ab-getragen. … Besonders am rechten Caninus, in geringe-rem Maße auch an den anderen Zähnen, fällt eine glatt polierte, tief einschneidende, teilweise umlaufende Ein-kerbung des Zahnhalses auf, die die Basis der Krone un-tergräbt. Die Ebenen dieser Furchen liegen dabei jeweils senkrecht zur Zahnachse“ (PUCHER 1986a, 51). Weiter fehlte dem Schädel die Schnauzenspitze (ebd. 50). Die Zahnveränderungen stellen in dieser starken Ausprägung bis heute eine Einzelerscheinung dar, wodurch gesicherte Erklärungen dafür ausstehen (ebd. 51–54; 61–64).

14 Sieben Hirschskelette (männlich und weiblich, 1–16 Jahre alt; ein weiteres ist in die Stufe Ha C2 / D1 zu stel-len) und sechs juvenile bis adulte Feldhasen (teilskelette). – Zweimal wurde das Skelett eines Feldhasen zusammen mit Getreide gefunden: V643 mit verkohltem Saatgut; V479 v. a. mit Druschresten (KOHLER-SCHNEIDER 2001, 77–82; 85; HELLERSCHMID 2006, CD-ROM 1, 48–50; 74–76).

0 10m

V29

V128

SO/G4

V38

V43

V52

V67

.

V102

V106

V119

0462

V121

V156

V164

V171

V176V183

V193

V195

V198

Kn

KnKn0433

V204

V234

V341

V383V394

V407

V409

V412

V445

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V526

V572+V573

V591

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V603

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V1133

V1139

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V1143

V1141

V1220

Abb. 2. Stillfried an der March. Vorläufiger Grabungsplan des sog. ,Hügelfeldes‘ und des westlichen Abschnittswalles der befestigten Höhensiedlung; die Sonder- oder Kultbefunde sind farbig unterlegt.

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in der befestigten Höhensiedlung von Stillfried 331

weiteren Umfeld bekannt, ein gewisser Schwer-punkt dieser Handlungsweise zeichnet sich dabei in der Lausitzer Kultur ab17.

Die Sonder- oder Kultbefunde mit menschlichen Überresten teilen wir in zwei Gruppen: Die grö-ßere Gruppe ist jene mit einzelnen menschlichen Knochen, worunter fast ausschließlich Schädel und Schädelteile fallen. Am Fundort gibt es sieben Nachweise aus der Urnenfelderkultur18, von denen im Folgenden auf zwei näher eingegangen wird.

In der am Innenfuß des westlichen Abschnitts-walles gelegenen, beutelförmigen Grube V1133 be-fanden sich der Schädel eines etwa zwölfjährigen höchstwahrscheinlich weiblichen Individuums und das Skelett eines halbjährigen Hundes19 (Abb. 3). Die archäozoologischen Untersuchungen ergaben, dass der Hund wegen verformter Halswirbel den Kopf zu Lebzeiten schief gehalten haben muss20. Der menschliche Schädel zeigt fünf Hiebspuren und ein postmortal künstlich erweitertes Hinter-

15 Vier niedergelegte Hausschweine und ein Bastard-schwein (Kreuzung zwischen Wild- und Hausschwein), alle großteils deutlich jünger als sechs Monate.

16 Grube V1133: Kalvarium eines jugendlichen (wahrscheinlich weiblichen) Individuums mit jungem Hund und Getreidenachweis; Grube V445: männliches Kalvarium mit jungem Schwein und Gerstenspelzen. Eine Ausnahmesituation ergibt sich bei V601, wo das Hundeskelett den Beginn und die Frauenleiche die End-phase des Grubenhauses anzeigen.

17 BEHRENS 1964; LADENBAUER-OREL 1965; BENE-CKE 1994 / 1995; DERS. 1998; HÜSER / DÖHLE 2011. – E. Pucher sei für den Hinweis auf diese Literaturzitate herz-lich gedankt.

18 Die bisher bekannten sieben Belege aus der nach-folgenden Hallstattkultur stammen alle von menschlichen Schädeln, darunter zwei Schädel, drei Kalvarien und ein Unterkiefer.

19 Die stratigrafische Abfolge kann aufgrund der Gra-bungsmethode und der sich daraus ergebenden Grabungs-dokumentation nicht mehr festgestellt werden. Ebenso

Abb. 3. Stillfried an der March. Grube V1133: Kalvarium eines etwa 12-jährigen, wahrscheinlich weiblichen Indivi-duums mit Hiebspuren (in drei Ansichten) und eine keramische Sonderform (sog. Deckeldose), die mit veraschten

Gerstenspelzen befüllt war (Höhe der Deckeldose: 7 cm).

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid332

hauptsloch. Anthropologen können nicht ausschlie-ßen, dass diese Manipulation zum Zweck einer Gehirnentnahme erfolgte21. Auch fanden sich große Mengen veraschter Gerstenspelzen22, u. a. in einer nur 7 cm hohen zylindrischen Keramik, einer sog. Deckeldose (Abb. 3)23. Für diese Sonderform mit seitlichen Ösen, die zum Aufhängen bzw. als Hal-terung eines Deckels bestimmt waren, finden sich kaum Parallelen. C. Eibner nennt als Vergleichsstü-cke Grabgefäße aus Hessen, die ebenfalls ohne De-ckel aufgefunden wurden und nach Ha A datieren24. Zylindrisch geformte Gefäße hatten über lange Zeit eine besondere (kultische) Bedeutung inne; man denke an die großen bronzenen (Rippen-) Zisten der Hallstattzeit25 oder an die cistae im antiken Kultge-schehen. Diese zylindrischen gedeckelten Kultge-fäße bargen im Geheimkult zu Ehren der Erd- und Kornmutter Demeter wahrscheinlich die heiligen Gegenstände26. Bei der veraschten Gerste handelt es sich um Verbrennungsrückstände von hochge-rechnet etwa 40 kg Gerstenkörnern bzw. 10–20 kg spelzenreichem Mahlabfall27. In der Vergesellschaf-tung mit einem menschlichen Schädel und der De-ckeldose kann u. a. aus diesem Befund auf die Be-deutung von Getreide im Kult der Urnenfelderzeit geschlossen werden. Die besondere Stellung der Gerste unter den Getreidesorten ist aus dem frühen

griechischen Kultgeschehen mehrfach überliefert. So bestand ein beliebtes Mischgetränk im antiken Griechenland aus Wasser, Gerstenmehl und Minze

ist der Nachweis einer intentionellen Niederlegung nicht möglich. Siehe dazu das Positivbeispiel Grube V841, wo die Schichtabfolge festgehalten wurde, sodass eine Viel-zahl an unterschiedlichen und gleichlaufenden Hand-lungsabfolgen für die BearbeiterInnen erkennbar wurde.

20 PUCHER 1986a, 37 f.21 BREITINGER 1976, 98 f.22 SAUTER u. a. 1976.23 EIBNER 1976.24 HERRMANN 1966, 32; 34; EIBNER 1976, 77.25 PRÜSSING 1991, 83–88.26 GIEBEL 2000, 39; 44. – Das Motiv der cista findet

sich in viel späterer Zeit häufig auf Kunstdenkmalen, z. B. auf einer kleinasiatischen Münzsorte des 2. Jahrhunderts v. Chr. (sog. Cistophoren). Ihr kennzeichnendes Motiv ist die von Schlangen umringte cista, das mit dem Di-onysos- / Bacchuskult in Zusammenhang gebracht wird (PINDER 1855, 533; siehe auch KLEINER / NOE 1977). Cistophoros bezeichnet eigentlich eine Person, welche die heilige cista trägt, sei es bei Mysterien des Dionysos, der Demeter und Persephone oder auch bei dem Kult an-derer Gottheiten (PINDER 1855, 534).

27 SAUTER u. a. 1976, 102; 107.

Abb. 4. Stillfried an der March. Grube V1141 (,Kirchhügel‘). Niederlegung von sieben Individuen (ein Mann, zwei Frauen und vier Kinder) (Foto: Grabungsdokumentation Stillfried, Niederösterreichische Landessammlung für Ur-

und Frühgeschichte).

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in der befestigten Höhensiedlung von Stillfried 333

mit darüber gestreutem geriebenen Käse (das sog. Kykeon)28.

Unter den Befunden mit einzelnen menschlichen Knochen möchten wir noch V445, ebenfalls eine im Profil trapezförmige Grube mit dem Kalvarium eines etwa 40-jährigen Mannes erwähnen29. Der Fund war u. a. mit einem Hirschschädel und einem 6–8 Wochen alten Schwein vergesellschaftet. Dabei könnte es sich um ein sog. Bastardferkel handeln, eine Kreuzung von Wild- und Hausschwein30. Au-ßerdem sind Flussmuschelschalen, darunter zwei gelochte, zu verzeichnen31.

Bei der zweiten Gruppe der Sonder- oder Kultbe-funde mit menschlichen Funden handelt es sich um drei Befunde mit Niederlegungen von Menschen im Sehnenverband, also vollständige menschliche De-posite. Davon sind bisher vor allem zwei Massennie-derlegungen in großen Speichergruben am Innenfuß des westlichen Abschnittswalles bekannt geworden. Zum einen handelt es sich um Grube V1141 mit sie-ben vollständig erhaltenen Skeletten (Abb. 4). Die Grube liegt bereits im Grabungsbereich des sog. ,Kirchhügels‘, welcher unmittelbar südlich an das ,Hügelfeld‘ anschließt. In diesem außergewöhnli-

chen Befund lagen auf einem Aschekegel ein etwa 30-jähriger Mann, eine ungefähr 40- und eine etwa 45-jährige Frau (Skelett Nr. 3 und 5) sowie vier Kin-der, alle Ost–West-ausgerichtet32. In der Ohrgegend beider Frauen wurden je zwei bronzene Drahtohr-ringe entdeckt. Skelett Nr. 3 trug am Ringfinger der rechten Hand zusätzlich einen Drahtring. Beim Skelett des 8-jährigen Knaben (Skelett Nr. 6) fand sich in der Brustregion ein kleiner Ringschmuck so-wie ein Zierknopf und im Rückenbereich ein Ohr-ring in der Machart, wie ihn die Frauen trugen. Auf dem linken Oberschenkel des Mannes lag eine in drei Teile zerrissene Kette aus Bronzeringlein mit Lederresten und einer Wolfskralle. In der Nähe der Skelette wurden ein Webgewicht und eine steiner-ne Reibplatte entdeckt. Vorliegende epigenetische Untersuchungen legen nahe, dass es sich bei diesen Menschen um Mitglieder derselben Familie han-delt, deren überdurchschnittliche Körpergröße und guter Gesundheitszustand auf eine bevorzugte ge-sellschaftliche Stellung deuten33. Der aufgefundene Schmuck mag diesen Schluss noch unterstreichen. Auffallend ist, dass bei beiden Frauen an der linken Schädelseite Knochennarben festgestellt wurden34. Diese entstanden noch zu deren Lebzeiten im Zuge von chirurgischen Eingriffen unbekannter Ursache. Die Todesursache dieser Individuen ist unklar, da Spuren von massiver körperlicher Gewalt fehlen35.

Als zweites Beispiel wollen wir das Grubenhaus V601 vorstellen (Abb. 5). Auf dem primären Bege-

28 GIEBEL 2000, 34. – In der griechischen Mythologie wurde dieses Getränk Demeter während ihrer Suche nach ihrer Tochter Persephone gereicht und spielte deshalb in den großen Eleusischen Mysterien eine wichtige Rolle (GIEBEL 2000, 34; Homerische Hymnen 1951, 7–33). Darüber hinaus wurden Opferkuchen aus Weizen und Gerste dargebracht, die auf dem der Göttin heiligen, rha-rischen Feld geerntet wurde (GIEBEL 2000, 20; NILSSON 1992, 79 f.). Nach Aristoteles wurde dieser Geheimkult bereits zwischen 1500 und 1300 v. Chr. gefeiert (GIEBEL 2000, 21).

29 HELLERSCHMID 2006, 72 Taf. 37; CD-ROM 1, 47.30 PUCHER 1986a, 46 f.31 HELLERSCHMID 2006, CD-ROM 1, 47 f. Taf. 37.32 EIBNER 1988, 79–82.33 SZILVASSY u. a. 1988, 60.34 Ebd. 42 f.35 Im Arbeitsbericht der Grabung und der Planbe-

schreibung wird ein Steinsplitter beim Skelett der Frau (Nr. 5) erwähnt: „Das Skelett einer Frau mit zwei Draht-spiralen in der Ohrgegend und einem Steinbeilsplitter zwischen rechter Clavicula und Scapula“ (FELGENHAU-ER 1978b, 104). „Beim Freilegen unter rechter Ohrge-gend von V [Skelett Nr. 5] Spiralröllchen aus Bronze, bei rechter Clavicula Silexsplitter (Absplissung von Knauf-hammer?)“ (Planbeschreibungen Stillfried 1976, Plan K25, Kirchhügel, 27.9.1976, dritte Skelettlage). In den

SO

Abb. 5. Stillfried an der March. Grubenhaus V601. Eine etwa 50-jährige Frau wurde mit eingeschlagenem Schä-del in dem abgebrannten Grubenhaus niedergelegt (Foto: Grabungsdokumentation Stillfried, Niederösterreichi-

sche Landessammlung für Ur- und Frühgeschichte).

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid334

hungshorizont war neben einer gebrannten Lehm-platte und zahlreichen Haustierknochen eine junge, nach heutigem Verständnis stark misshandelte Hün-din abgelegt36. Zu den mannigfachen nachzuwei-senden verheilten Verletzungen am Schädel und am postkranialen Skelett kommt ein kantiger Einbruch auf der linken Stirnbeule des Stirnbeins. Diese wohl durch einen harten spitzen Gegenstand verursach-te Verletzung zeigt eine beginnende Ausheilung. Das Tier hat diesen Gewalteingriff also nicht lange überlebt, obwohl er als unmittelbare Todesursache nicht in Betracht kommt37. Darüber schüttete man eine etwa 20 cm mächtige lehmige Verfüllschicht, die möglicherweise den jüngeren Fußboden des Gebäudes bildete. In dieser Phase brannte das Gru-benhaus ab, sodass sich die Oberfläche der Lehm-schicht durch die Brandhitze estrichartig verhärtete. Darüber lagen verkohlte Holzbalken, die mögli-cherweise von der Dachkonstruktion stammen. In dieser Brandschicht fanden die AusgräberInnen eine teilverbrannte, etwa 50-jährige Frau mit ein-geschlagenem Schädel in Rückenlage. Ihr Kopf lag im Norden, stratigrafisch über den Resten der nordwestlichen Pfostengrube des Grubenhauses. Neben und über dem Skelett befanden sich weitere verkohlte Holzbalken38.

Massenniederlegung in Speichergrube V841

Beim dritten Befund mit Deponierungen von Men-schen im Sehnenverband handelt es sich um die größte in Stillfried entdeckte Massenniederlegung, die überdies mit dem Ende der urnenfelderzeitli-chen Besiedlung in Verbindung zu bringen ist. In die 2,7 m tiefe, im Profil trapezförmige Speicher-grube V841 (,Hügelfeld‘), wurden die Reste von 23 Individuen deponiert (Abb. 6–7). 16 unverbrannte

späteren Veröffentlichungen wird dieser Splitter, der auf körperliche Gewalteinwirkung hinweist, nicht mehr auf-geführt (SZILVASSY u. a.1988, 23; EIBNER 1988, 82).

36 HEILING-SCHMOLL 1987, 138. 37 PUCHER 1986a, 35–37. – An dieser Stelle sei auf

die zoologische Auswertung eines Hundeskeletts aus ei-nem Grab von Neusiedl a. d. Zaya (Zeitstellung Ha A) hingewiesen, die auf eine vergleichbar grausame Be-handlung schließen lässt, wie sie die Hunde von Stillfried erlitten haben müssen: „Mehrere Knochen fallen durch schwere pathologische Veränderungen auf. Die distalen Teile des rechten Hinterbeins scheinen noch zu Lebzeiten des Hundes abgetrennt worden zu sein“ (PUCHER 1986b, 315).

38 HELLERSCHMID 2006, CD-ROM 1 Taf. 48 / 1–2, 66–68; EIBNER 1990–1992b; BREITINGER 1990–1992.

Abb. 6. Stillfried an der March. Grube V841 (,Hügelfeld‘). Überblicksfoto der Grabungssituation von 1986 mit den Überresten von 23 Menschen (Foto: Grabungsdokumentation Stillfried, Niederösterreichische Landessammlung für

Ur- und Frühgeschichte).

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in der befestigten Höhensiedlung von Stillfried 335

Körper waren teils sorgfältig abgelegt, teils acht-los hineingeworfen. Konkret handelt es sich um zehn Kinder, drei Männer und drei Frauen. Dazu kommen noch schlecht verbrannte Reste von mög-licherweise weiteren sieben Menschen. Es lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass diese ver-brannten Reste Teile jener Gruppe beinhaltet, die scheinbar achtlos in die Grube verbracht wurden („Skelettlage 3“). Die Einbringung lässt sich aus der vorliegenden Grabungsdokumentation relativ eindeutig rekonstruieren, sodass die Autorinnen vier Handlungsschritte herausstellen können. Der-zeit noch fehlende DNA-Analysen über mögliche Verwandtschaftsverhältnisse dieser Personengrup-pe werden im Rahmen des Projekts durchgeführt. Insgesamt weisen die Skelette auf einen schlechten Gesundheitszustand mit schwerwiegenden Erkran-kungsphasen dieser Bevölkerungsgruppe hin. Als die augenfälligsten Anomalien bzw. Krankheitsbil-der sind bei zwei jungen Frauen angeborene Wir-belveränderungen (Spaltbildung bzw. Überzahl bei Skelett 14 und 5 / I) sowie die Kleinköpfigkeit eines Kindes zu nennen (Skelett Nr. 10). Bei vier Indivi-

duen liegt das Krankheitsbild einer Hirnhautent-zündung vor.

Im Folgenden möchten wir die Vorgänge, die in diesem Objekt stattgefunden haben, kurz vorstel-len. Abbildung 7 bietet dazu eine grobe schemati-sche Abfolge. Die darin verzeichneten fünf großen Schichtpakete (360–364) setzen sich aus vielen kleinen Schichteinheiten zusammen, darunter auch Teilüberschüttungen einzelner Skelette.

Handlungsabschnitt 1: In die leere Grube wur-de die erste Verfüllung bestehend aus hellem Löss und dunklem aschig-humosen Material einge-bracht (Schicht Nr. 360, Phase 1). Darauf wurden die ersten drei Leichen abgelegt („Skelettlage 1“, Phase 2) (Abb. 8). Es handelt sich um eine etwa 50-jährige Frau, die am Nordrand der Grube in ge-streckter Bauchlage, Ost–West orientiert, zu liegen kam (Skelett Nr. 13). Östlich ihres Kopfes stellte man den Unterteil eines Topfes mit Bodenloch ab (Abb. 11,1). Unmittelbar daneben lagen verbrannte Lehmbrocken, plattige Steine mit schlackenarti-gem Belag und Keramikbruchstücke. Der Kopf der Frau wurde so gedreht, dass ihr Gesicht auf zwei

Abb. 7. Stillfried an der March. Grube V841 (,Hügelfeld‘). Das schematische Gesamtprofil zeigt die unterschiedli-chen Verfüllschichten (360–364) und die ungefähre Lage der darin befindlichen Skelette (1–15) sowie den Bereich der schlecht verbrannten menschlichen Reste von mindestens sieben Individuen (16–22). Rot: primäre Grubenkante;

grün: sekundärer Verfülltrichter des Hohlraumes; gelb: sekundäre Abbruchkante.

0 1 m

Rezente Oberfläche

OberflächeHa B/C

Abdeckung

Liegender Löss

HallstattzeitlicherTrethorizont

12 1113

360

14 15109 8

3617

65/15/2

33624 16-221 2

Liegender Löss

Primärer Humus

364

363

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid336

etwa achtjährige Kinder, die am Südrand der Grube in leicht gehockter Stellung mit Blick nach Osten niedergelegt wurden, gerichtet war (Skelette Nr. 11–12). Neben dem hohen Alter der Frau ist auch ihre Körperhaltung, die Bauchlage, auffallend. Anti-ke und historische Quellen erklären diese in erster Linie als eine Kennzeichnung von Toten mit spe-zifischen Krankheiten (z. B. Epilepsie), Behinde-rung, aber auch einem speziellen Sozialstatus. Des Weiteren werden die Angst vor Wiedergängertum, Bestrafung für ein Verbrechen und eine andersar-tige religiöse Haltung genannt39. Der beim Kopf der Frau abgestellte Topf mit Bodenloch deutet auf

eine damit verbundene Handlung hin. Von den alten Hochkulturen Griechenlands sind Gefäße mit Bo-denloch als sogenannte Rhytha zum Ausgießen von Trankopfern bekannt40. Aus unserem Raum kann

39 CROMARTY 2008, 43; GOLLNER 2008, 11–17. – P. Aigner vom Institut für Kulturgeschichte der Antike (Ös-terreichische Akademie der Wissenschaften) hat dan-kenswerterweise antike Schriftquellen nach Hinweisen auf Kult- und Opferrituale, bezogen auf unsere Befunde, in einem Manuskript durchleuchtet.

40 KOEHL 2006, 311; CROMARTY 2008, 15.

Abb. 8. Stillfried an der March. Grube V841. Rekonstruktion des Handlungsabschnittes 1: Unterste Aufschüttung (Phase 1) und Skelettlage 1 (eine Frau und zwei Kinder, Phase 2).

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in der befestigten Höhensiedlung von Stillfried 337

zum jetzigen Zeitpunkt der Bearbeitung auf keine Parallele verwiesen werden.

In Handlungsabschnitt 2 wurden weitere Kin-der, Jugendliche und Frauen niedergelegt (Abb. 9): Zuerst wurde ein drei- bis vierjähriges Kind in Rü-ckenlage in die Grube gelegt (Ost–West-Lage mit Blick nach Süden, Nr. 10, Phase 3). Das Kind litt unter Kleinköpfigkeit (Mikrozephalie), wodurch es körperlich und geistig behindert war. Sein Kör-per wurde sorgfältig mit großen Gefäßscherben abgedeckt. Danach wurde aschiges Material41 ein-gebracht (Phase 4, Schicht 361), auf das drei voll-

ständige und ein unvollständiges Skelett in Süd–Nord-Richtung nebeneinander abgelegt wurden (Skelettlage 2, Phase 5): ein subadultes Individuum in gehockter Stellung mit Blick nach Osten (Nr. 9), ein 15–18-jähriges höchstwahrscheinlich männli-ches Individuum mit gleicher Blickrichtung (Nr. 8) sowie Skelett Nr. 14, das von einer 20–25-jährigen Frau in extremer Hockerlage stammt, was eine Fes-

41 Die Zusammensetzung ist unbekannt, da keine Pro-be entnommen wurde.

Abb. 9. Stillfried an der March. Grube V841. Rekonstruktion des Handlungsabschnittes 2: Die großteils vollständigen Skelette von zwei Kindern, zwei Jugendlichen und einer Frau wurden in folgenden Schritten in der Grube abgelegt: Skelett Nr. 10 (Phase 3); Einschüttung eines zentralen Aschekegels (Phase 4) und Ablage von Skelettlage 2 (Phase 5).

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid338

selung sehr wahrscheinlich macht. Ihr Kopf wurde so gedreht, dass sie zu einem 3–4-jährigen Kind (Nr. 15) ,blickt‘, von dem laut Angaben der Ausgrä-berin W. Antl nur der Oberkörper vorhanden war, also eine Teildeposition vorliegt.

Für Handlungsabschnitt 3 wurde eine 50 cm mächtige Ascheschicht eingefüllt, in die Skelettla-ge 3, bestehend aus sechs Individuen in allen Ver-wesungs- und Vollständigkeitsgraden, geworfen wurde (Phase 6, Schicht 362) (Abb. 10). Anthro-pologisch konnten an allen Skeletten mehr oder

weniger starke Spuren von Tierverbiss, Krankheit und körperlicher Gewalteinwirkung festgestellt werden: Skelett Nr. 7, ein etwa 18-jähriges Indivi-duum, kam in gestreckter, verdrehter Lage in die Grube. Deutlich erkennbar am annähernd vollstän-digen Skelett Nr. 7 ist die verdrehte Haltung und die nach vorne gestreckten Arme, die auf eine Fes-selung im Arm- und Beinbereich hinweisen. Tier-verbiss zeigt sich bei diesem Menschen ausschließ-lich am linken Fuß. Daraus lässt sich ableiten, dass der Leichnam bis zum Einbringen in die Grube so

Abb. 10. Stillfried an der March. Grube V841. Rekonstruktion des Handlungsabschnittes 3: In mächtige, aschige Einschüttung(en) wurden sechs Individuen in unterschiedlichen Verwesungs- und Vollständigskeitsgraden in die Gru-

be eingebracht (Skelettlage 3, Phase 6).

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in der befestigten Höhensiedlung von Stillfried 339

gelagert gewesen sein muss, dass herumstreunen-de Hunde oder Wölfe nur an die Ferse gelangen konnten. Im Südwesten kamen die miteingeschüt-teten Körperteile (Becken und Oberschenkel) einer 20–25-jährigen Frau zum Liegen (Skelett Nr. 5 / I). Zugehörige Wirbel zeigen angeborene Verände-rungen. Dann folgte ein – wahrscheinlich männli-cher – Körperrest bestehend aus Kopf und wenigen Rippen (Skelett Nr. 3). Südwestlich davon wurde der schädellose Rumpf einer etwa 30-jährigen Frau dokumentiert (Skelett Nr. 6). Von Skelett Nr. 5 / II, einem 10–12 Jahre alten Individuum, wurde hinge-gen nur mehr der Kopf in die Grube geworfen. Er weist perimortale Hiebspuren auf. Anlagerungen im Schädelinneren lassen darauf schließen, dass das Kind zum Todeszeitpunkt an einer Hirnhaut-entzündung litt. Zuletzt landete an der westlichen Grubenwand der relativ vollständige Körper eines 13–15-jährigen Individuums (Skelett Nr. 4). Wie bereits erwähnt, wiesen alle diese Körperreste Tier-verbiss auf. Aufgrund der Tiefe der Grube (2,7 m) dürften lebende Tiere nicht in die Grube gelangt sein, was den Schluss erlaubt, dass die Leichen län-gere Zeit ohne Schutz außerhalb der Grube gelegen haben müssen.

Handlungsabschnitt 4 (Abb. 12): Nun wurden über die Ascheschicht mit menschlichen Körper-resten direkt ins Grubenzentrum schlecht verbrann-te Skelettteile, also Leichenbrand bestehend aus

Gliedmaßen und Beckenteilen von insgesamt sie-ben Individuen eingeschüttet (Skelette Nr. 16–22, Phase 7, Schicht 363). In diesem Bereich zeigte sich weiche, weißliche Asche, die mit schlecht verbrann-ten Tierknochen durchsetzt gewesen sein soll. Darin eingesunken sind die vollständigen Skelette zweier Menschen befundet (Phase 8): Es handelt sich um einen 40–60-jähriger Mann (Skelett Nr. 1), der in diesem Befüllungsabschnitt rücklings vom west-lichen Grubenrand in die Grube gestürzt war bzw. gestürzt worden war. Sein Kopf lag im Osten. Es ist das einzige Individuum, bei dem Gegenstände des Alltags befundet werden konnten. Im Becken-bereich des Skelettes lagen in situ ein Schleifstein, zwei Angelhaken und ein Bronzemesser (Abb. 11,2–4) – Utensilien, die der Mann zum Zeitpunkt sei-nes Todes in einem Lederbeutel oder Ähnlichem bei sich getragen hatte42. Unmittelbar östlich des Mannes und mit diesem mutmaßlich in Verbindung stehend wurde Skelett Nr. 2, ein 8–9-jähriges Indi-viduum, befundet.

Damit endet das Einbringen von menschlichen Individuen in die Grube, die im Gegensatz zu Be-fund 1141 keinerlei Schmuck- und Trachtbestand-teile am Körper trugen. Es erfolgte eine letzte

42 HELLERSCHMID 2006, 94 Taf. 84,2; CD-ROM 1, 113; PENZ 2006, Taf. 26,1,4–6.

Abb. 11. Stillfried an der March. Grube V841. 1 Gelochter Topfbodenunterteil, beim Kopf von Skelett 13 (Handlungs-abschnitt 1); 2 Schleifstein; 3 Angelhaken; 4 Bronzemesser. 2–4 lagen im Beckenbereich von Skelett 1 (Handlungs-

abschnitt 4). 1 M. 1 : 5; 2–4 M. 1 : 2.

1

2 3

4

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid340

Überschüttung mit humosem Siedlungsmaterial von 76 cm Mächtigkeit (Schicht 364). Bis zum Grubeneinstieg verblieb jedoch ein Hohlraum von etwa 1 m (Phase 9), der abgedeckt wurde (Phase 10). Möglicherweise waren weitere Einbringungen geplant. Die Abdeckung der Grube erschließt sich indirekt aus dem Befund, da trotz nachfolgender Überschüttung der Grube dieser Hohlraum solange erhalten blieb, bis die Seitenwände der Grube ein-schließlich der Abdeckung nachgaben. Erst dann gelangte ein Schuttkegel aus jüngerer Zeit in den Hohlraum.

Eine völlig andere Befundgattung stellt die bereits angesprochene Ofenbatterie dar. Darin sind weder

Menschen- noch Tierdepostitionen nachgewiesen. Was diese Öfen so einmalig macht, ist ihre Lage, die reihige Anordnung, die in ihnen befundeten Asche- und Holzkohleschichten – und nicht zuletzt bauli-che Details, für die noch keine Parallelen gefunden wurden. So war der Bereich des Kuppelraumendes gegenüber dem des Ofenmundes durch einen in den Boden eingelassenen Stein- oder Lehmbrocken er-höht worden. Aus den Schlämmproben der Öfen konnten verkohlte Reste als Kultur- und Wildpflan-zen bestimmt werden. An Kulturpflanzen fanden sich darin hauptsächlich Getreidearten, an Wild-pflanzen waren fast nur Ackerunkräuter vertreten, darunter großteils Grasfrüchte (Bromus-Arten). Da

Abb. 12. Stillfried an der March. Grube V841. Rekonstruktion des Handlungsabschnittes 4: Zum Abschluss kamen schlecht verbrannte Skelettteile von sieben Individuen (Phase 7) und zwei vollständig erhaltene Menschen in die Grube (Skelette Nr. 1 und 2, Phase 8). Darauf erfolgte eine Überschüttung mit humosem Material bei Belassung eines

Hohlraumes (Phase 9) und die Abdeckung des Grubeneinstieges (Phase 10).

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in der befestigten Höhensiedlung von Stillfried 341

andere Wildpflanzen praktisch fehlen, könnte hier auf eine Nutzung als Sammel- bzw. Nahrungspflan-zen geschlossen werden43 . Aus Ofen V1145 wurde ein Ascherest beprobt und als „weitgehend reine Gramineen-Asche (Gräserasche)“ erkannt44. Der Befund von verbrannten Gräsern (Getreide?) ist für unsere Fragestellung höchst bedeutend, da sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Ofens die Grube mit dem Mädchenkalvarium und der veraschten Gerste befindet (V1133).

Diskussion

Ein Ziel des Projektes ist die Systematisierung der in Stillfried vorliegenden Befunde und die Einordnung ähnlicher Erscheinungen von zeitgleichen Fund-stellen. Die für unsere Fragestellungen vorliegende Grabungsdokumentation macht dieses Unterfangen manchmal schwierig. Lässt sich ein Fund beispiels-weise nicht mehr eindeutig einer Schicht zuweisen, ist der Niederlegungsvorgang im Befund nicht mehr genau nachvollziehbar.Trotz der in Stillfried anzutreffenden Vielfältigkeit der Befunde ist ihre konzentrierte Lage am höchstge-legenen Bereich der Anlage bemerkenswert, genau-so wie der verbindende Charakter der Befunde selbst – die absichtsvolle Niederlegung von menschlichen oder tierischen Körpern oder Teilen davon in tra-pezförmigen Gruben. Die Vielfalt der Niederlegun-gen erwächst zu einem Gutteil aus den unterschied-lichen Vergesellschaftungen von Haustier, Wildtier und Mensch mit Ausnahme der Kombination von Wildtier und Mensch. Dabei zeigen sich haupt-sächlich folgende Vergesellschaftungen: Mensch / Hausschwein (V445); Mensch / Hund (V1133); Wildschwein / Feldhase / Hirschkuh (V195); Feld-hase / Wildschwein / Fuchs (V648); Hirsch / Wolf (V628); Feldhase / Hausschwein (V479). Bei den Tierdepositionen dominiert der Rothirsch. Die Nie-derlegungen sind begleitet von Vorbereitungen wie der Errichtung von pflasterartigen Unterlagen bzw. Handlungen wie dem Einschlämmen derselben.

Auch die beiden Massenniederlegungen am Wallfuß zeigen wenige Gemeinsamkeiten. Sowohl Einbringungsart und Gesundheitszustand der Indi-viduen als auch der Nachweis von Schmuck und anderen Gegenständen lassen im Falle von Objekt V1141 an ein spezielles Begräbnis, abweichend vom gängigen Ritus der Verbrennung, denken45, während die menschlichen Deposite von V841 un-terschiedliche Erhaltungszustände aufwiesen. Letz-tere Skelette, die in vier Abschnitten in die Grube gelangten, sind gekennzeichnet von Mangelernäh-rung, Krankheiten, körperlichen Anomalien und Gewalteinwirkungen. Schmuck war nicht nachzu-weisen. Beide Befunde zeigen jedoch im weitesten

Sinn einen ,offiziellen‘ Charakter in dem Sinne, dass ihr Zustandekommen durch ,Nacht-und Nebel-aktionen‘ auszuschließen ist. Dies liegt in der Lage und der Größe beider Anlagen begründet.

Die Besonderheit der Befunde wird ergänzt durch weitere Funde wie große Mengen an verbranntem Getreide (Gerste, Gerstenspelzen, emmerähnlicher Spelzweizen), Hirschgeweih(teile) und Rehkrickel, der Niederlegung des wertvollen Rohstoffes Bir-kenpech, importierte Gegenstände wie Bernstein sowie außergewöhnliche Keramikgefäße, die Hin-weise auf deren Benutzung im Zuge von Trank- und Speiseopfern (?) liefern.

Die erwähnte Ofenreihe im Zentrum der Son-derbefunde impliziert einen speziellen Gebrauch in Zusammenhang mit den Ereignissen im Umfeld. Es wird als wahrscheinlich angenommen, dass sie es-sentieller Bestandteil von Kulthandlungen war.

So ungewöhnlich die hier vorgestellten Befunde von Stillfried auch wirken, sie sind keine Einzeler-scheinungen in der späten Urnenfelderzeit Europas. In der zeitgleichen befestigten Siedlung von Thu-nau am Kamp (Niederösterreich) kann auf einen gut vergleichbaren Befund mit menschlichen Skeletttei-len verwiesen werden46. Mehrere ähnliche Befunde

43 KOHLER-SCHNEIDER 2001, 100 f. – Von einer gro-ßen Anzahl an „Erd- und Schlämmproben“ allein aus Ofen 1172 ist bisher eine Schlämmprobe archäobotanisch untersucht worden (Probe Nr. ST7580). In einer zweiten Probe (Nr. ST7594), die zum jetzigen Zeitpunkt nicht ge-sichert Ofen V1172 zugeordnet werden kann, fand sich unter den Getreidesorten als Besonderheit „emmerähn-licher Spelzweizen“ (ebd. 103). Durch eine große Sieb-maschenweite gingen allerdings viele kleinere Diasporen verloren, was die Aussagemöglichkeiten leider sehr stark einschränkt.

44 SAUTER u. a. 1976, 102 f. („Asche aus Ofen 1“ = V1145). – Zur großen Gruppe der Gramineen (Gräser) gehört auch das Getreide.

45 Trotz fehlender Spuren von Gewalteinwirkung an den Skeletten dieser Familienmitglieder ist eine gewalt-same Tötung anzunehmen. Vor diesem Hintergrund fügt sich die besondere Bestattungsart gut ein.

46 Schnitt 161 / 167, Sig. 3, Arbeits- oder Speicher-grube (Dm. 3 m) mit menschlichen Skelettresten von drei Individuen (Mann und Frau, beide matur, 40–60-jährig, Kind Infans II, 8–9-jährig, Geschlecht unbestimmt), die nach der ersten Sichtung der Anthropologin keine Spu-ren von Gewalteinwirkung aufweisen. Die Skelettteile lagen zentral unmittelbar am Grubenboden auf und wa-ren stark disloziert, kleinere Verbände von Skelettteilen waren noch in situ. Einige Schädelknochen waren ange-brannt, ein Brustwirbel zeigte grüne Patinaspuren. Am Grubenboden befanden sich auch vollständig erhaltene keramische Gefäße in aufrecht stehender Position, die den Befund als Niederlegung im oben vorgeschlagenen Sinn ausweisen. Datierung: Ha B3 (LOCHNER in Vorb.).

Monika Griebl und Irmtraud Hellerschmid342

derselben Zeitstellung sind von der als Bronzever-arbeitungszentrum47 ausgewiesenen Höhensiedlung von Gór-Kápolnadomb, Komitat Vas in Westungarn, bekannt geworden48.

Gute Vergleiche zu mehr oder weniger allen Varianten der Stillfrieder Befunde mit menschli-chen Niederlegungen finden sich in Siedlungen der Knovízer Kultur Mittel- und Nordwestböhmens49.

Der Schwerpunkt liegt dort in der Mittelstufe der Knovízer Kultur (Ha A2, 1100–1000 v. Chr.), also etwas früher als die Stillfrieder Befunde (950–800 / 750 v. Chr.). Einzelne Schädelteile sind auch aus niederösterreichischen und süddeutschen Sied-lungen der späten Urnenfelderzeit bekannt50.

Deutungsmöglichkeiten

Wir gehen davon aus, dass die Wallanlage von Still-fried eine besondere Stellung inne hatte, also politi-sches, wirtschaftliches und religiöses Zentrum einer Siedlungskammer innerhalb einer größeren Ge-meinschaft in der späten Urnenfelderkultur war51. In Anlehnung an die Fachbegriffe aus der Ethnologie ist von einem Häuptlingstum innerhalb einer Stam-mesgesellschaft auszugehen. Der Stamm oder die Stammesgesellschaft besteht aus mehreren Häupt-lingstümern, die politisch unabhängig voneinan-der sind. Die Deszendenzgruppen innerhalb dieser Häuptlingtümer, wie z. B. Klane, stehen in einer Rangordnung zueinander, wobei eine der Gruppen als die Häuptlings- oder adelige Gruppe betrachtet wird. Der Häuptling hat ein offizielles, festumrisse-nes Amt inne, das eine auf Erbschaftsprinzip beru-hende Nachfolgeordnung reguliert. Gewöhnlich hat der Häuptling die Gewalt über Leben und Tod sei-ner Untertanen und stellt das Hauptbindeglied zwi-schen dem Volk, den adeligen Vorfahren und ande-ren übernatürlichen Kräften dar52. Diese politische Struktur ist gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Grausamkeit, Innovationsbereitschaft und Instabi-lität. Diese Charakteristika erklären sich auch aus der Tatsache heraus, dass der Häuptling und sein Klan ihre Machtstellung in Politik, Religion und Rechtsprechung aktiv behaupten müssen, da es im-mer möglich ist, dass eine andere Gruppe so stark wird, dass sie diese stürzen und an ihre Stelle tre-ten kann53. Dies lässt sich unschwer aus den Befun-den von Stillfried ablesen: Tötung von Menschen, auch ganzer Familien (als Vernichtung potentieller ,Thronanwärter‘?), körperliche Gewaltanwendung auch bei Wild- und Haustieren, damit verbundene Zähmung von Wildtieren, Errichtung mächtiger Wallanlagen und Anderes mehr. Es ist davon aus-zugehen, dass der Machtinhaber (,Häuptling‘) in-nerhalb der Anlage residierte, hier Recht sprach und hier den offiziellen Kult ausüben ließ. Diese öffent-

lichen, Macht bezeugenden Handlungen wurden am höchstgelegenen Bereich der Anlage vollzogen. Der Grabungsplan zeigt, dass die hier angesprochenen Kultbefunde nicht gleichmäßig entlang des Wallin-nenfußes verteilt sind, sondern sich in zwei Berei-chen verdichten: einer nördlichen in der Planmitte (Abb. 2) und einer südlich davon gelegenen Gruppe. Diese lassen ferner eine unterschiedliche Ausrich-tung in der Art der Niederlegungen erkennen und ermutigen uns zu der Hypothese, dass es sich um Kultbereiche unterschiedlicher Funktion handeln könnte. Weniger vorsichtig könnte man von hypo-thetischen Kultplätzen für zwei unterschiedliche Wesenheiten (Gottheiten) sprechen: In der ,nördli-chen‘ Gruppe befindet sich mit Ofenreihe, der Gru-be mit dem Mädchenschädel (1133) und unbrauch-bar gemachtem Birkenpech (V1138) der Kultplatz für eine weibliche Gottheit (Erde, Fruchtbarkeit). Die südliche Gruppe vertritt mit sieben Wildtieren (darunter Wolf und Fuchs) sowie der Massende-ponierung von Menschen (V841) das gegenteilige – zur Ganzheit jedoch notwendige – aktive und zer-störerische Element.

47 ILON 1996.48 ILON 2001, 245: Quadrant K-6 Grube „a“, mit drei

männlichen Skeletten in adultem Alter in teilweise ana-tomischer Lage. Beifunde: Beilschaft aus Hirschgeweih, Knochen eines Feldhasen, Datierung Ha B2. Die Anthro-pologin konnte keine Spuren von Gewalt an den Knochen feststellen (ZOFFMANN 2001). – Für weitere ähnliche Be-funde siehe auch den Beitrag von Király u. a. in diesem Band, allerdings mit abweichender Interpretation.

49 Nach N. Wiesner stammen von 241 individuali-sierbaren Siedlungsbefunden mit menschlichen Knochen des südlichen Mitteleuropas 224 aus Böhmen (WIESNER 2009, 150; 902–907 Liste 24). – Siehe auch STAPEL 1999, 410.

50 Nach Wiesner verteilen sich diese Nachweise auf die Zone I (Ostösterreich) und Zone II (Süddeutschland) und zwar etwa zu gleichen Teilen auf Ha A und Ha B. Von den elf Befunden dieser sieben Fundorte umfassen sieben menschliche Einzelknochen von fünf Fundorten (groß-teils Schädelreste) und 3–4 mehr oder weniger vollstän-dige Skelette von drei Fundorten. Letztere datieren nach Ha A bzw. Ha A / B (WIESNER 2009, 908 Liste 25). – Siehe auch STAPEL 1999, 367 f.

51 Eine solche Siedlungskammer als Zusammen-schluss eines bestimmten politischen Machtbereiches innerhalb eines Stammesgebietes, bestehend aus Sied-lungen von unterschiedlichem Rang, schlug beispiels-weise U. LANGENECKER (1996, bes. 226–230) für den Bereich südlich und östlich des Leithagebirges mit dem Burgstall von Sopron (Ungarn) als Zentrum vor (ältere Eisenzeit / Hallstattkultur).

52 VIVELO 1981, 202; SAGAN 1987, 346–348.53 VIVELO 1981, 202; SAGAN 1987, 339–343; 346–

348; 351–355 (einfaches Königtum).

Menschenknochen und Menschenniederlegungen in der befestigten Höhensiedlung von Stillfried 343

Die im Titel dieses Beitrags gestellte Frage, ob die menschlichen Überreste im Siedlungsbereich eine gängige Praxis im Umgang mit Toten wider-spiegeln, würden wir mit einem bedingten „Ja“ beantworten. Unzweifelhaft ist mit ihnen eine To-tenbehandlung zusätzlich zur landläufigen Brand-bestattung im Gräberfeld belegbar.

Es zeigt sich eine Palette von Erscheinungen be-ginnend mit der Deposition des ganzen Körpers, sorgfältig und sehr ähnlich der Niederlegung in einem Körpergrab (Grube 1141, Skelettlage 1 und 2 von Grube V841), Depositionen von Körpertei-len (Skelettlage 2 von V841), achtlosem Entsorgen menschlicher Körperteile (Skelettlage 3 von V841) oder dem Niederlegen vorzugsweise menschlicher Schädelteile gemeinsam mit tierischen Deponie-rungen (V1133, V445). Vielfältige Spekulationen in Bezug auf ihre Entstehung bieten sich vor allem für die Teilskelette aus der Massendeponierung V841 an. Waren diese Menschen Kriegsgefange-ne, besondere Personen, Auserwählte, die an einem heiligen Ort absichtlich und zu Ehren von Gotthei-ten der Verwesung ausgesetzt wurden? Oder war es der Bevölkerung aufgrund von Krankheit oder kriegerischen Überfällen einfach nicht möglich, für ihre Toten in gewohnter Weise zu sorgen? Handelte es sich vielleicht um Fremde, die führende Persön-lichkeiten mit dieser Vorgehensweise herabwürdig-ten?

Neben den in diesem Beitrag angesprochenen Deutungsversuchen sind demgemäß noch weitere, bisher nicht näher verfolgte Thesen zu erarbeiten. Es ist wichtig, dass wir alle erdenklichen Möglich-keiten und Deutungsansätze aussprechen und ver-suchen, nichts auszuschließen. Dies geschieht in dem Bewusstsein, dass wir als Bearbeiterinnen un-sere von der heutigen Gesellschaft geprägte Welt-sicht nie vollkommen ausblenden können. E.-M. Winkler und B. Schweder drücken dies folgender-maßen aus: „Schon die Auswahl der Erklärungska-tegorien ebenso wie die Art unserer Argumentation ist durch unser eigenes zeit- und gesellschaftsab-hängiges Bewusstsein bestimmt“54. Ein Korrelat dazu bieten die antiken Quellen, deren Inhalte uns teilweise unglaubwürdig anmuten mögen, doch als Brücke vom Hier und Jetzt in die Vergangenheit dienen können.

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Österreichische Akademie der WissenschaftenInstitut für Orientalische und

Europäische Archäologie (OREA)Fleischmarkt 22

A-1010 [email protected]

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