die frühbuddhistischen suttas als erzähltexte

55
Galasek, Bruno. 2009. “Die frühbuddhistischen Suttas als Erzähltexte.” In Modi des Erzählens in nicht- abendländischen Texten, edited by Stephan Conermann, 73–126. Narratio aliena? 2. Berlin: EB-Verlag.

Upload: independent

Post on 19-Nov-2023

0 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Galasek Bruno 2009

ldquoDie fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexterdquo

In Modi des Erzaumlhlens in nicht-abendlaumlndischen Texten edited by Stephan Conermann 73ndash126 Narratio aliena 2 Berlin EB-Verlag

73Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

von Bruno Galasek

1 Einleitung

Mit dem vorliegenden Aufsatz verfolge ich zwei eng miteinander verbundene Anliegen Zum einen moumlchte ich zeigen dass die fruumlhbuddhistischen Suttas1 des Theravāda-Kanons bestimmte charakteristische Merkmale aufweisen die es erlauben sie als Erzaumlhltexte im Sinne der modernen Erzaumlhlforschung zu be-stimmen Zum anderen moumlchte ich anhand von Beispielen aus dem Piyajātika-Sutta einem Sutta des Majjhima-Nikāya (MN 87) einige sprachliche und erzaumlhl-technische Mittel beschreiben und analysieren die dazu dienen die Suttas auf einheitliche Art und Weise im Sinne einer Erzaumlhlung zu strukturieren Letzteres soll die Moumlglichkeiten einer exakteren Beschreibung aufzeigen die sich durch die Anwendung narratologischer Konzepte bei der Analyse der Suttas ndash v a auch in Ergaumlnzung zu ihrer historisch-kritischen Betrachtungs-weise ndash ergeben und darauf aufbauend neue Ebenen des Verstaumlndnisses der Texte eroumlffnen Fuumlr eine Beschreibung der Narrativitaumlt der Suttas eignet sich m E besonders die kleine Schrift Erzaumlhlliteratur des Germanisten und Litera-turwissenschaftlers Dietrich Weber in der pointiert grundlegende Merkmale des Erzaumlhlens dargelegt werden2 denn im Fall der ersten sieben seiner Grund-saumltze geht Weber davon aus dass sie bdquosich auf jedwedes Erzaumlhlen in jedweder Literatur beziehen lassenldquo3

1 Statt als Suttas werden diese Texte haumlufig auch als Suttantas bezeichnet vgl NormaN 1983 30 Fn 3 Zu einem moumlglichen Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Bezeichnungen vgl Klaus 20Abschnitt 6

2 Dabei soll allerdings nicht der Eindruck erweckt werden sbquoErzaumlhlenlsquo sei ein statisches Konzept Der Grad der Narrativitaumlt eines Textes kann durchaus variieren vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 Auch wenn Webers Schrift vielleicht gewisse Eigenheiten aufweist und in dem ein oder anderen Punkt nicht unbedingt den neuesten Stand der Narratologie widerspiegelt habe ich sie hier dennoch herangezogen weil die ersten sieben Grundsaumltze im Fall der Suttas erfuumlllt sind Es existieren in der (poststrukturalistischen) Narratologie verschiedene Sichtweisen daruumlber worin spezifisch die Narrativitaumlt von Texten besteht

3 Weber 1998 8 u 10

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 73 08112009 125547

74 Bruno Galasek

11 Der Pāli-Kanon

Einleitend soll fuumlr den buddhistisch nicht vorgebildeten Leser ein knapper Uumlberblick uumlber die Theravāda-Tradition des Buddhismus und uumlber den Pāli-Kanon speziell den darin enthaltenen bdquoKorb der Lehrredenldquo (Sutta-Piṭaka) gegeben werden Es lassen sich grundlegend zwei in ihrer religioumlsen Zielset-zung wie in ihren Heilswegsmethoden verschiedene Richtungen oder bdquoFahr-zeugeldquo (Skt yāna) des Buddhismusrsquo indischen Ursprungs unterscheiden das aumlltere Śrāvakayāna das bdquoFahrzeug der Houmlrer [des Buddha]ldquo und das juumlngere Mahāyāna das bdquogroszlige Fahrzeugldquo Das Śrāvakayāna gliedert sich in mehrere in den ersten Jahrhunderten nach Buddhas Tod entstandene Schulrichtungen von denen der sogenannte Theravāda (bdquoWeg der Aumllterenldquo) als einzige heute noch lebendig ist Dieser hat sich bereits im 3 Jh v Chr auf Ceylon etabliert und in nachchristlicher Zeit auch auf dem suumldostasiatischen Festland erfolg-reich ausgebreitet Als Grundlage der Theravāda-Tradition werden die bdquoWorte Buddhasldquo (buddha-vacana) im Pāli-Kanon angesehen der innerhalb des Spekt-rums der gesamten bekannten buddhistischen Literatur als die aumllteste vollstaumln-dig erhaltene Uumlberlieferung gilt4 Man muss davon ausgehen dass mit der Abfassung bzw Sammlung eines betraumlchtlichen Teils des Theravāda-Kanons bald nach dem Tod Buddhas begonnen wurde5 und dass dieser bis zu seiner schriftlichen Fixierung ndash nach der Theravāda-Tradition im 1 Jh v Chr auf Ceylon6 ndash ausschlieszliglich muumlndlich uumlberliefert worden ist7 Der heute bekannte

4 Vgl voN HiNuumlber (1994) Untersuchungen zur Muumlndlichkeit fruumlher mittelindischer Texte der Buddhisten Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse Jahrg 1994 Nr 5 Mainz Akademie der Wissenschaften und der Literatur 5

5 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 9 der vorsichtig von mehr als einem wenn nicht zwei Jahrhunderten muumlndlicher Uumlberlieferung spricht D h er rechnet hier wohl von der Datierung von Buddhas Ver-loumlschen nach der so genannten sbquokurzen Chronologielsquo (zw 420 und 350 v Chr vgl becHert Heinz (2000) Der Buddhismus Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen [Die Religionen der Mensch-heit Bd 241] Stuttgart Kohlhammer S 6f) bis zum Auftauchen erster schriftlicher Zeugnisse in den Edikten und Inschriften des Aśoka (reg 268 ndash nach 240 v Chr) deren Formulierungen einigen im Kanon vorkommenden bereits stark aumlhneln Vieles in den Inschriften benannte (z B bestimmte Texttitel) laumlsst sich im heute bekannten Pāli-Kanon allerdings nicht wiederfinden vgl voN HiNuumlber 2009 158ff ferner lamotte 1988 236f [1958 258f]

6 Die Niederschrift erfolgte auf Veranlassung des Koumlnigs Vaṭṭagāmaṇi Abhaya waumlhrend dessen zweiter Regierungszeit (27ndash19 v Chr) vgl sHimoda Masahiro (2006) An Essay on the Formation Process of Buddhist Scriptures in Ancient India In Conflict between tradition and creativity in Indian phi-losophy text and context Edited by Toshihiro WADA Nagoya Graduate School of Letters Nagoya University 28 Fn 10

7 Fuumlr die Uumlberlieferung der einzelnen nikāyas waren jeweils Spezialisten die so genannten bhāṇakas bdquoRezitatorenldquo zustaumlndig die ihre jeweilige Textgruppe auswendig konnten und weitergaben vgl voN HiNuumlber 1996 sect 49 Zur Rolle der bhāṇakas bei der Uumlbermittlung der einzelnen bdquoKoumlrbeldquo vgl auch NormaN 1983 8f u geNeral iNdex s v bhāṇaka

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 74 08112009 125547

75Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Kanon der Theravādins besteht aus den sogenannten bdquodrei Koumlrbenldquo (tipiṭaka) dem Vinaya-Piṭaka dem bdquoKorb der Ordensdisziplinldquo dem Sutta-Piṭaka dem bdquoKorb der Lehrredenldquo und dem Abhidhamma-Piṭaka dem bdquoKorb der auf die Lehren bezogenen Dingeldquo8 Diese Koumlrbe sind ihrerseits wiederum unterteilt Das Sutta-Piṭaka besteht aus fuumlnf bdquo[Text-] Gruppenldquo oder bdquoHaufenldquo (nikāya) dem Dīgha- Majjhima- Saṃyutta- Aṅguttara- und Khuddaka-nikāya Sie enthalten der Reihe nach jeweils lange mittellange9 und kurze nach thematischen bzw numerischen Gesichtspunkten geordnete Suttas sowie eine Reihe uumlberwiegend metrischer Texte sehr verschiedenen Inhalts die zu den bekanntesten und teil-weise aumlltesten Zeugnissen des Buddhismus zaumlhlen Der uns heute zugaumlngliche Wortlaut des Kanons ist erst seit ca dem 5 Jh n Chr durch die dem Moumlnchs-gelehrten Buddhaghosa zugeschriebenen Kommentare verbuumlrgt10 Uumlber Form und Inhalt des Kanons vor dieser Zeit sind also keine absolut sicheren Aussa-gen moumlglich

12 Der allgemeine Aufbau der Suttas

Alle Suttas in den nikāyas zumindest alle Suttas im MN und DN werden mit dem Satz bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) eingeleitet Darauf folgt eine Ortsangabe die den Aufenthaltsort des Buddha zum Zeitpunkt des berichte-ten Ereignisses mitteilt mit den Worten bdquoZu einer Zeit verweilt der Erhabe-ne [= der Buddha] beiin hellip (Name eines groumlszligeren Ortes oder einer Stadt z B Sāvatthī) im hellip (detaillierte Ortsangabe z B im Jeta-Hain dem Park des Anāthapiṇḍika)ldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati hellip)11 Daran schlieszligt sich ge-woumlhnlich die Einfuumlhrung des Hauptgespraumlchspartners des Buddha oder eines der Hauptakteure an Das Ende ist ebenfalls formalisiert wenn auch nicht so streng wie der Beginn Hier existiert eine Auswahl an sprachlichen Wendun-gen von denen die haumlufigste (im MN) lautet bdquoSo hat der Erhabene gesprochen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo (Idam avoca bhagavā Attamanā te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun ti)12 Einge-8 Vgl oberlies Thomas (2000) Heilige Schriften des Buddhismus In tWoruscHKa Uwe (2000)

Heilige Schriften eine Einfuumlhrung Darmstadt Wiss Buchges S 167ndash197 173f voN HiNuumlber 1996 64

9 Vgl dazu NormaN 1983 30 bdquoWe can in any case deduce from the fact that the content of the nikāyas do not agree exactly in the canons of the various sects that the division of suttas by length was at best a somewhat rough and ready method of classificationldquo

10 Vgl raHula Walpola (1956) History of Buddhism in Ceylon the Anuradhapura period 3d century BC ndash10th century AC Colombo MD Gunasena S xix voN HiNuumlber 1996 sectsect 204ndash7

11 Vgl dazu Klaus 200712 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 27f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 75 08112009 125547

76 Bruno Galasek

rahmt von diesen Expositions- bzw Schlussformeln wird nun vom eigentlichen Geschehen berichtet Dabei lassen sich grundlegend zwei Arten der Ausfuumlh-rung unterscheiden Einmal folgt nach den stereotypen Einleitungssaumltzen ein Bericht in Form einer direkten Anrede der Moumlnche durch den Buddha an die sich eine recht bdquotechnischldquo anmutende Darlegung oder Eroumlrterung der Lehre anhand einer Reihe heilswegrelevanter Begriffe anschlieszligt13 Im anderen Fall entfaltet sich ein Bericht uumlber eine Lehrdarlegung oder bestimmte Taten des Buddha bei irgendeiner Gelegenheit in Form einer regelrechten und zuweilen auch sehr verschachtelten Erzaumlhlung mit je laumlngerer oder kuumlrzerer Einleitung bzw sbquoExpositionlsquo14

Beim Lesen der Suttas im Pāli-Original fallen gewisse fuumlr den bdquowestli-chenldquo Leser gewoumlhnungsbeduumlrftige Eigentuumlmlichkeiten ins Auge Aumluszligerste Kuumlrze des Ausdrucks kontrastiert mit weitschweifigen Wiederholungen und Parallelismen sowie Aneinanderreihungen von Synonymen Bestimmte Phra-sen manchmal auch als Perikopen bezeichnet finden sich wortwoumlrtlich paral-lel in mehreren Suttas Stereotype Formeln werden immer wieder fuumlr aumlhnliche Vorgaumlnge verwendet z B wenn berichtet wird dass eine Person oder eine bestimmte Gottheit sich von einem Ort zum anderen bewegt oder wenn eine Person sich dem Buddha naumlhert um ihm beispielsweise eine Frage zu stellen15 Der Sinn vor allem der teilweise ermuumldenden Wiederholungen erschlieszligt sich

13 Die im Pāli-Kanon selbst verwendeten Bezeichnungen fuumlr solche Lehrdarlegungen sind dhammapariyāya veyyākaraṇa oder dhammī-kathā vgl Ped svv dhamma-kathā (338 I) dhamma-pariyāya (339 I) veyyākaraṇa (649 II)) Letzterer Begriff ist Bestandteil der Einteilung der kanonischen Tex-te (des buddha-vacana) in neun Glieder (aṅgas) vgl z B MN I 13324f NormaN 1983 15 sowie va voN HiNuumlber O (1994) Die neun Aṅgas Ein fruumlher Versuch zur Einteilung buddhistischer Texte In WzKs 38 (= Orbis Indicus Festschrift G Oberhammer) 121ndash135 S z B MN 1ndash3 (Bud-dha Sāriputta) 10 15 (Mahāmoggallāna) 16 17 20 28 (Sāriputta) 33 39 (43 (Sāriputta) u 44 (Dhammadinnā)) 45ndash47 64 (101)ndash103 106 (111) 112ndash115 117 (118) (119) 120 129 131 137 139 (141 BuddhaSāriputta) 148 149 (diese Belege entsprechen den Bedingungen der bdquoganz schmucklosenldquo Suttas Anrede der Moumlnche durch den Buddha oder einen prominenten Schuumller Darlegung der Lehre oder eines Punktes der Lehre in Dialogform bzw monologischer woumlrtl Rede und Schlussformel)

14 S die genannten Beispiele in Fn 36 unten Vgl ferner WiNterNitz 1913 35 bdquoSo ist Nr 86 [Aṅgulimāla-Sutta MN B G] ein regelrechtes Ākhyāna in welchem in Prosa und Versen von dem schrecklichen Raumluber Aṅgulimāla erzaumlhlt wird [hellip] ndash ein wertvolles Stuumlck altbuddhistischer Dichtungldquo

15 Eine haumlufige sprachliche Formel und zugleich eine komplexere Variante unter den von alloN als bdquoapproach-formulasldquo bezeichneten Wendungen ist z B (atha kho) [Person XY] yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami (upasaṃkamiṃupasaṅkamiṃsu) upasaṅkamitvā Bhagavatā saddhiṃ sammodi (sammodiṃ sammodiṃsu) sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdi (nisīdiṃnisīdiṃsu) ekamantaṃ nisinno (nisinnā) kho [Person XY] Bhagavantam etad avocum hellip) (bdquoDann begab sich die Person XY dort-hin wo der Erhabene war Nachdem [sie sich dem Erhabenen] genaumlhert hatte tauschte [sie die Person XY] mit dem Erhabenen Gruszligworte aus und nachdem houmlfliche und freundliche Gruszligwor-te ausgetauscht worden waren setzte [sie sich] auf eine Seite nieder Die auf einer Seite sitzende

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 76 08112009 125547

77Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

zumindest dem modernen Leser nicht unmittelbar Darin liegt schon ein ganz wesentlicher Unterschied zu unserem europaumlischen Literaturverstaumlndnis in dem eher die Variation des sprachlichen Ausdrucks als aumlsthetisch ansprechend gilt Das Wiederholungsphaumlnomen ist z T sicherlich als Relikt aus der Zeit der muumlndlichen Tradierung der Texte zu sehen16 ndash wortwoumlrtliche Wiederholungen erleichtern das Memorieren Des Weiteren begegnen zahlreiche wiederkeh-rende Formeln und sprachliche Wendungen die die Geschichte konturieren oder vorantreiben (z B atha kho tena pana samayena etc) auf diese werde ich spaumlter ausfuumlhrlicher eingehen Betrachtet man also die formale Ebene der Suttas die so genannte sbquoErzaumlhloberflaumlchelsquo17 erscheinen sie recht einheitlich gestaltet18 Inhaltlich kommen in den Texten des Sutta-Piṭaka allermeistens um das bdquoGravitationszentrumldquo des Buddha herum vor allem (fruumlhbuddhistische) Lehrinhalte zur Sprache19 daruumlberhinaus aber auch Personen Orte und Be-gebenheiten die uns ein bestimmtes Bild vom alten Indien zur Zeit des Bud-dha vermitteln Die Historizitaumlt also [die historische] Referenzialisierbarkeit des Berichteten ist allerdings problematisch Die Texte im Pāli-Kanon sind eher normativ als deskriptiv20 und auszligertextliche Informationen sind spaumlrlich vorhanden21 d h die in den Texten dargestellte Welt ist heute im Einzelnen nicht (mehr) verifizierbar

[Person] sagte Folgendes zum Erhabenen bdquohellipldquo) (s alloN 1997 171) Vgl auch im Piyajātika-Sutta MN II 108 14ndash18

16 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 51 FrauWallNer Erich (1953) Geschichte der indischen Philosophie Bd I Salzburg O Muumlller 151 sowie davidsoN Ronald Mark (1992) [1990] An Introduction to the Standards of Scriptural Authenticity in Indian Buddhism In busWell R E (Hrsg) Chinese Bud-dhist apocrypha Bibliotheca Indo-Buddhica series 114 [First Indian Edition] Delhi Sri Satguru Publ 1992 S 291ndash327 293

17 FluderNiK 22008 Kap V18 In den Pāli-Literaturgeschichten wird demgegenuumlber eher der Aspekt der Verschiedenartigkeit des

Inhalts der Suttas betont vgl NormaN 1983 44f voN HiNuumlber 1996 sect 49 S 24f und sect 8319 Vgl z B baileymabbett 2003 8 bdquoThe texts of the Vinaya concerned with monastic discipline

are often treated indiscriminately along with the books of the Sutta Piṭaka (narratives [B G] em-bodying the Buddharsquos preaching) as evidence of early Buddhism However it seems better to treat the Vinaya and this concords with archeological findings relating to the earliest stūpas and monaster-ies as generally representing a later stage of development hellipldquo

20 Vgl voN HiNuumlber 2009 153f21 Vgl z B basHam A L(402003) [1954] The Wonder that was India A survey of the history and culture of

the Indian sub-continent before the coming of the Muslims [= third Revised Edition] Rupa amp Co New Delhi 44 bdquoThe early history of India resembles a jigsaw puzzle with many missing piecesldquo und Witzel M (2003) Das alte Indien Muumlnchen CH Beck S 8 u 59 bdquoLeider sind aber nur etwa eine Handvoll Ausgrabungen [der Siedlungen im alten Reich Magadha um ca 500400 v Chr] aus-fuumlhrlich publiziert so daszlig unser Bild damit luumlckenhaft bleibtldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 77 08112009 125548

78 Bruno Galasek

13 Der Forschungsstand

In der Erforschung der Texte des fruumlhen Buddhismus lassen sich zwei dominante Forschungsansaumltze erkennen22 zum einen der sbquodiachrone Ansatzlsquo ie die Anwendung historisch-kritischer Methoden und zum zweiten das was man in Opposition dazu den sbquosynchronen Ansatzlsquo nennen kann Die Vertreter des sbquodiachronen Ansatzeslsquo weisen auf bestimmte inhaltliche und formale Widerspruumlche und Bruumlche (sbquoInkohaumlrenzenlsquo) in den Suttas hin und gehen demzufolge von einem historischen Gewachsensein (z B durch Interpolationen23) der Texte aus Die Vertreter des sbquosynchronen Ansatzeslsquo setzen demgegenuumlber eine grundlegende Homogenitaumlt der Uumlberlieferung voraus und erkennen nur in geringem Maszlige Inkohaumlrenzen und spaumltere Hinzufuumlgungen (an) Sie gehen also davon aus dass der Pāli-Kanon schon relativ fruumlh formiert und mehr oder weniger geschlossen war24 Bei den Vertretern beider Ansaumltze ist allerdings die Annahme weit verbreitet dass es sich bei den Suttas um sbquoLehrredenDialoge mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo handelt bei denen der sbquoRahmenlsquo bloss eine marginale Rolle spielt die dialogischen Passagen hingegen den eigentlichen Gehalt eines Suttas darstellen da sie eben die Unterweisungen Buddhas wiedergeben25

Eine umfassende Untersuchung und detaillierte Analyse der Bauprinzi-pien Kompositionstechniken sowie der sprachlichen und inhaltlichen Mittel der Verknuumlpfung in den Suttas liegt bisher allerdings nicht vor26 Eine solche

22 S dazu ausfuumlhrlicher scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In ruegg D S amp L scHmitHau-seN Earliest Buddhism and Madhyamaka (Ed) Leiden EJ Brill und de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30 Vgl dazu auch eg-ger 41996 20ff

23 Vgl vetter T (1988) The ideas and meditative practices of early Buddhism Leiden EJ Brill ix Vetter geht dabei von einem ausschlieszliglich positiven Wachstum aus d h seiner Ansicht nach wurde den Suttas lediglich Text hinzugefuumlgt bzw durfte da fuumlr die Theravāda-Tradition der Pāli-Kanon den originalen Worten Buddhas (buddha-vacana) entspricht nichts aus dem uumlberlieferten Text getilgt werden

24 Vgl z B baileymabbett 2003 1 bdquo[hellip] and its social context in northern India in about the fifth to third centuries BCE assuming that these were the centuries during which the Pāli Canon took shape [B G] though its formation could have continued for another two hundred yearsldquo

25 Vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Vielleicht handelt es sich dabei forschungsgeschichtlich betrachtet um die Rezeption des Selbstverstaumlndnisses der Theravādins mit dem Pāli-Kanon als Grundlage der Tradition eine historische Aufzeichnung von Buddhas Leben und Lehre zu besitzen (vgl colliNs 1990 89)

26 Vgl dazu auch voN HiNuumlber 1996 sectsect 1 u 51 alloN (1997) hat mit seiner Studie bestimmter For-meln Bedeutungseinheiten und dem Wiederholungsphaumlnomen im DN eine wichtige Grundlagen-arbeit im Sinne einer synchronen Betrachtungweise geleistet vgl auch voN simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistische Sanskritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 78 08112009 125548

79Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erscheint aber sinnvoll bevor ein Urteil uumlber die Kohaumlrenz bzw Inkohaumlrenz der kanonischen Pāli-Texte und der in ihnen dargestellten Lehren (also des Sutta-Inhalts des bdquoWasldquo der Darstellung) gefaumlllt wird und daraufhin Untersu-chungen in die eine bzw andere Richtung durchgefuumlhrt werden Methodisch begruumlndet wurde die Notwendigkeit einer der diachronen vorausgehenden synchronen Betrachtungsweise von uumlberlieferten kanonischen Texten mit dem (text-)linguistischen bdquoAxiom vom Primat der Synchronie vor der Diachronieldquo schon von M tHeobald im Zusammenhang mit den Evangelien27 Dabei rekrutiert sich die so genannte synchrone Analyse aus Methoden sowohl der Linguistik als auch der Narratologie28

2 Hauptteil

Obwohl der Pāli-Kanon dank der lateinschriftlichen Editionen der 1881 von T W rHys davids gegruumlndeten Pāli Text Society (PTS) fuumlr die Forschung schon geraume Zeit leicht zugaumlnglich ist29 wurde in der eigentlich grundlegenden Frage nach dem literarischen Status bzw der Klassifizierung der Pāli-Suttas bisher offenbar kein Konsens erzielt Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht moumlglich einen erschoumlpfenden Uumlberblick uumlber die Klassifizierungsversuche der Suttas zu geben Zusammenfassend koumlnnen wir in Beziehung zum Thema dieses Aufsatzes jedoch festhalten dass auch wenn verschiedentlich z B in Handbuumlchern zur Pāli-Literatur oder in der Sekundaumlrliteratur30 auf den nar-rativen Charakter groszliger Teile des Sutta-Piṭaka hingewiesen wird doch bislang eine ausdruumlckliche Bestimmung der Suttas als Erzaumlhltexte oder Erzaumlhlberichte im Sinne der Narratologie nicht erfolgt ist Moriz WiNterNitz z B spricht in seiner bdquoGeschichte der indischen Litteratur [sic]ldquo von bdquoReden des Buddha [hellip] de-nen bloszlig eine kurze Einleitung vorausgehtldquo und von bdquoDialoge[n] mit Rahmen-

27 tHeobald Michael (1978) Der Primat der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Li-terarkritik Methodische Erwaumlgungen an Hand von Mk 21ndash17 Mt 99ndash13 In Biblische Zeitung (BZ) 22 (1978) S 161ndash186 S 161 bdquoIn diesem Sinne moumlchte die vorliegende Untersuchung das Axiom erproben daszlig der Weg in die Vorgeschichte eines Textes nur dann methodisch gesichert werden kann wenn zuerst dessen gegenwaumlrtige Gestalt unter ihren beiden Aspekten Form und Inhalt hin-reichend analysiert worden istldquo Die so genannte synchrone Analyse gehoumlrt ca seit den 1980er Jah-ren zum Methoden-Kanon der Bibelwissenschaften vgl egger 41996 3 Teil (S 74ndash159)

28 Vgl z B egger 41996119ndash13329 Es sei angemerkt dass die Ausgaben der PTS keine kritischen Ausgaben darstellen vgl Hamm

F-R (1962) Zu einigen neueren Ausgaben des Pali-Tipiṭaka In Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndi-schen Gesellschaft (ZDMG) 112 (= Nf 37 S 353ndash378) 365

30 Z B colliNs S (1982) Selfless Persons Imagery and Thought in Theravāda Buddhism Cambridge Cam-bridge University Press 21f und Ders (199192)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 79 08112009 125548

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

73Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

von Bruno Galasek

1 Einleitung

Mit dem vorliegenden Aufsatz verfolge ich zwei eng miteinander verbundene Anliegen Zum einen moumlchte ich zeigen dass die fruumlhbuddhistischen Suttas1 des Theravāda-Kanons bestimmte charakteristische Merkmale aufweisen die es erlauben sie als Erzaumlhltexte im Sinne der modernen Erzaumlhlforschung zu be-stimmen Zum anderen moumlchte ich anhand von Beispielen aus dem Piyajātika-Sutta einem Sutta des Majjhima-Nikāya (MN 87) einige sprachliche und erzaumlhl-technische Mittel beschreiben und analysieren die dazu dienen die Suttas auf einheitliche Art und Weise im Sinne einer Erzaumlhlung zu strukturieren Letzteres soll die Moumlglichkeiten einer exakteren Beschreibung aufzeigen die sich durch die Anwendung narratologischer Konzepte bei der Analyse der Suttas ndash v a auch in Ergaumlnzung zu ihrer historisch-kritischen Betrachtungs-weise ndash ergeben und darauf aufbauend neue Ebenen des Verstaumlndnisses der Texte eroumlffnen Fuumlr eine Beschreibung der Narrativitaumlt der Suttas eignet sich m E besonders die kleine Schrift Erzaumlhlliteratur des Germanisten und Litera-turwissenschaftlers Dietrich Weber in der pointiert grundlegende Merkmale des Erzaumlhlens dargelegt werden2 denn im Fall der ersten sieben seiner Grund-saumltze geht Weber davon aus dass sie bdquosich auf jedwedes Erzaumlhlen in jedweder Literatur beziehen lassenldquo3

1 Statt als Suttas werden diese Texte haumlufig auch als Suttantas bezeichnet vgl NormaN 1983 30 Fn 3 Zu einem moumlglichen Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Bezeichnungen vgl Klaus 20Abschnitt 6

2 Dabei soll allerdings nicht der Eindruck erweckt werden sbquoErzaumlhlenlsquo sei ein statisches Konzept Der Grad der Narrativitaumlt eines Textes kann durchaus variieren vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 Auch wenn Webers Schrift vielleicht gewisse Eigenheiten aufweist und in dem ein oder anderen Punkt nicht unbedingt den neuesten Stand der Narratologie widerspiegelt habe ich sie hier dennoch herangezogen weil die ersten sieben Grundsaumltze im Fall der Suttas erfuumlllt sind Es existieren in der (poststrukturalistischen) Narratologie verschiedene Sichtweisen daruumlber worin spezifisch die Narrativitaumlt von Texten besteht

3 Weber 1998 8 u 10

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 73 08112009 125547

74 Bruno Galasek

11 Der Pāli-Kanon

Einleitend soll fuumlr den buddhistisch nicht vorgebildeten Leser ein knapper Uumlberblick uumlber die Theravāda-Tradition des Buddhismus und uumlber den Pāli-Kanon speziell den darin enthaltenen bdquoKorb der Lehrredenldquo (Sutta-Piṭaka) gegeben werden Es lassen sich grundlegend zwei in ihrer religioumlsen Zielset-zung wie in ihren Heilswegsmethoden verschiedene Richtungen oder bdquoFahr-zeugeldquo (Skt yāna) des Buddhismusrsquo indischen Ursprungs unterscheiden das aumlltere Śrāvakayāna das bdquoFahrzeug der Houmlrer [des Buddha]ldquo und das juumlngere Mahāyāna das bdquogroszlige Fahrzeugldquo Das Śrāvakayāna gliedert sich in mehrere in den ersten Jahrhunderten nach Buddhas Tod entstandene Schulrichtungen von denen der sogenannte Theravāda (bdquoWeg der Aumllterenldquo) als einzige heute noch lebendig ist Dieser hat sich bereits im 3 Jh v Chr auf Ceylon etabliert und in nachchristlicher Zeit auch auf dem suumldostasiatischen Festland erfolg-reich ausgebreitet Als Grundlage der Theravāda-Tradition werden die bdquoWorte Buddhasldquo (buddha-vacana) im Pāli-Kanon angesehen der innerhalb des Spekt-rums der gesamten bekannten buddhistischen Literatur als die aumllteste vollstaumln-dig erhaltene Uumlberlieferung gilt4 Man muss davon ausgehen dass mit der Abfassung bzw Sammlung eines betraumlchtlichen Teils des Theravāda-Kanons bald nach dem Tod Buddhas begonnen wurde5 und dass dieser bis zu seiner schriftlichen Fixierung ndash nach der Theravāda-Tradition im 1 Jh v Chr auf Ceylon6 ndash ausschlieszliglich muumlndlich uumlberliefert worden ist7 Der heute bekannte

4 Vgl voN HiNuumlber (1994) Untersuchungen zur Muumlndlichkeit fruumlher mittelindischer Texte der Buddhisten Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse Jahrg 1994 Nr 5 Mainz Akademie der Wissenschaften und der Literatur 5

5 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 9 der vorsichtig von mehr als einem wenn nicht zwei Jahrhunderten muumlndlicher Uumlberlieferung spricht D h er rechnet hier wohl von der Datierung von Buddhas Ver-loumlschen nach der so genannten sbquokurzen Chronologielsquo (zw 420 und 350 v Chr vgl becHert Heinz (2000) Der Buddhismus Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen [Die Religionen der Mensch-heit Bd 241] Stuttgart Kohlhammer S 6f) bis zum Auftauchen erster schriftlicher Zeugnisse in den Edikten und Inschriften des Aśoka (reg 268 ndash nach 240 v Chr) deren Formulierungen einigen im Kanon vorkommenden bereits stark aumlhneln Vieles in den Inschriften benannte (z B bestimmte Texttitel) laumlsst sich im heute bekannten Pāli-Kanon allerdings nicht wiederfinden vgl voN HiNuumlber 2009 158ff ferner lamotte 1988 236f [1958 258f]

6 Die Niederschrift erfolgte auf Veranlassung des Koumlnigs Vaṭṭagāmaṇi Abhaya waumlhrend dessen zweiter Regierungszeit (27ndash19 v Chr) vgl sHimoda Masahiro (2006) An Essay on the Formation Process of Buddhist Scriptures in Ancient India In Conflict between tradition and creativity in Indian phi-losophy text and context Edited by Toshihiro WADA Nagoya Graduate School of Letters Nagoya University 28 Fn 10

7 Fuumlr die Uumlberlieferung der einzelnen nikāyas waren jeweils Spezialisten die so genannten bhāṇakas bdquoRezitatorenldquo zustaumlndig die ihre jeweilige Textgruppe auswendig konnten und weitergaben vgl voN HiNuumlber 1996 sect 49 Zur Rolle der bhāṇakas bei der Uumlbermittlung der einzelnen bdquoKoumlrbeldquo vgl auch NormaN 1983 8f u geNeral iNdex s v bhāṇaka

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 74 08112009 125547

75Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Kanon der Theravādins besteht aus den sogenannten bdquodrei Koumlrbenldquo (tipiṭaka) dem Vinaya-Piṭaka dem bdquoKorb der Ordensdisziplinldquo dem Sutta-Piṭaka dem bdquoKorb der Lehrredenldquo und dem Abhidhamma-Piṭaka dem bdquoKorb der auf die Lehren bezogenen Dingeldquo8 Diese Koumlrbe sind ihrerseits wiederum unterteilt Das Sutta-Piṭaka besteht aus fuumlnf bdquo[Text-] Gruppenldquo oder bdquoHaufenldquo (nikāya) dem Dīgha- Majjhima- Saṃyutta- Aṅguttara- und Khuddaka-nikāya Sie enthalten der Reihe nach jeweils lange mittellange9 und kurze nach thematischen bzw numerischen Gesichtspunkten geordnete Suttas sowie eine Reihe uumlberwiegend metrischer Texte sehr verschiedenen Inhalts die zu den bekanntesten und teil-weise aumlltesten Zeugnissen des Buddhismus zaumlhlen Der uns heute zugaumlngliche Wortlaut des Kanons ist erst seit ca dem 5 Jh n Chr durch die dem Moumlnchs-gelehrten Buddhaghosa zugeschriebenen Kommentare verbuumlrgt10 Uumlber Form und Inhalt des Kanons vor dieser Zeit sind also keine absolut sicheren Aussa-gen moumlglich

12 Der allgemeine Aufbau der Suttas

Alle Suttas in den nikāyas zumindest alle Suttas im MN und DN werden mit dem Satz bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) eingeleitet Darauf folgt eine Ortsangabe die den Aufenthaltsort des Buddha zum Zeitpunkt des berichte-ten Ereignisses mitteilt mit den Worten bdquoZu einer Zeit verweilt der Erhabe-ne [= der Buddha] beiin hellip (Name eines groumlszligeren Ortes oder einer Stadt z B Sāvatthī) im hellip (detaillierte Ortsangabe z B im Jeta-Hain dem Park des Anāthapiṇḍika)ldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati hellip)11 Daran schlieszligt sich ge-woumlhnlich die Einfuumlhrung des Hauptgespraumlchspartners des Buddha oder eines der Hauptakteure an Das Ende ist ebenfalls formalisiert wenn auch nicht so streng wie der Beginn Hier existiert eine Auswahl an sprachlichen Wendun-gen von denen die haumlufigste (im MN) lautet bdquoSo hat der Erhabene gesprochen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo (Idam avoca bhagavā Attamanā te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun ti)12 Einge-8 Vgl oberlies Thomas (2000) Heilige Schriften des Buddhismus In tWoruscHKa Uwe (2000)

Heilige Schriften eine Einfuumlhrung Darmstadt Wiss Buchges S 167ndash197 173f voN HiNuumlber 1996 64

9 Vgl dazu NormaN 1983 30 bdquoWe can in any case deduce from the fact that the content of the nikāyas do not agree exactly in the canons of the various sects that the division of suttas by length was at best a somewhat rough and ready method of classificationldquo

10 Vgl raHula Walpola (1956) History of Buddhism in Ceylon the Anuradhapura period 3d century BC ndash10th century AC Colombo MD Gunasena S xix voN HiNuumlber 1996 sectsect 204ndash7

11 Vgl dazu Klaus 200712 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 27f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 75 08112009 125547

76 Bruno Galasek

rahmt von diesen Expositions- bzw Schlussformeln wird nun vom eigentlichen Geschehen berichtet Dabei lassen sich grundlegend zwei Arten der Ausfuumlh-rung unterscheiden Einmal folgt nach den stereotypen Einleitungssaumltzen ein Bericht in Form einer direkten Anrede der Moumlnche durch den Buddha an die sich eine recht bdquotechnischldquo anmutende Darlegung oder Eroumlrterung der Lehre anhand einer Reihe heilswegrelevanter Begriffe anschlieszligt13 Im anderen Fall entfaltet sich ein Bericht uumlber eine Lehrdarlegung oder bestimmte Taten des Buddha bei irgendeiner Gelegenheit in Form einer regelrechten und zuweilen auch sehr verschachtelten Erzaumlhlung mit je laumlngerer oder kuumlrzerer Einleitung bzw sbquoExpositionlsquo14

Beim Lesen der Suttas im Pāli-Original fallen gewisse fuumlr den bdquowestli-chenldquo Leser gewoumlhnungsbeduumlrftige Eigentuumlmlichkeiten ins Auge Aumluszligerste Kuumlrze des Ausdrucks kontrastiert mit weitschweifigen Wiederholungen und Parallelismen sowie Aneinanderreihungen von Synonymen Bestimmte Phra-sen manchmal auch als Perikopen bezeichnet finden sich wortwoumlrtlich paral-lel in mehreren Suttas Stereotype Formeln werden immer wieder fuumlr aumlhnliche Vorgaumlnge verwendet z B wenn berichtet wird dass eine Person oder eine bestimmte Gottheit sich von einem Ort zum anderen bewegt oder wenn eine Person sich dem Buddha naumlhert um ihm beispielsweise eine Frage zu stellen15 Der Sinn vor allem der teilweise ermuumldenden Wiederholungen erschlieszligt sich

13 Die im Pāli-Kanon selbst verwendeten Bezeichnungen fuumlr solche Lehrdarlegungen sind dhammapariyāya veyyākaraṇa oder dhammī-kathā vgl Ped svv dhamma-kathā (338 I) dhamma-pariyāya (339 I) veyyākaraṇa (649 II)) Letzterer Begriff ist Bestandteil der Einteilung der kanonischen Tex-te (des buddha-vacana) in neun Glieder (aṅgas) vgl z B MN I 13324f NormaN 1983 15 sowie va voN HiNuumlber O (1994) Die neun Aṅgas Ein fruumlher Versuch zur Einteilung buddhistischer Texte In WzKs 38 (= Orbis Indicus Festschrift G Oberhammer) 121ndash135 S z B MN 1ndash3 (Bud-dha Sāriputta) 10 15 (Mahāmoggallāna) 16 17 20 28 (Sāriputta) 33 39 (43 (Sāriputta) u 44 (Dhammadinnā)) 45ndash47 64 (101)ndash103 106 (111) 112ndash115 117 (118) (119) 120 129 131 137 139 (141 BuddhaSāriputta) 148 149 (diese Belege entsprechen den Bedingungen der bdquoganz schmucklosenldquo Suttas Anrede der Moumlnche durch den Buddha oder einen prominenten Schuumller Darlegung der Lehre oder eines Punktes der Lehre in Dialogform bzw monologischer woumlrtl Rede und Schlussformel)

14 S die genannten Beispiele in Fn 36 unten Vgl ferner WiNterNitz 1913 35 bdquoSo ist Nr 86 [Aṅgulimāla-Sutta MN B G] ein regelrechtes Ākhyāna in welchem in Prosa und Versen von dem schrecklichen Raumluber Aṅgulimāla erzaumlhlt wird [hellip] ndash ein wertvolles Stuumlck altbuddhistischer Dichtungldquo

15 Eine haumlufige sprachliche Formel und zugleich eine komplexere Variante unter den von alloN als bdquoapproach-formulasldquo bezeichneten Wendungen ist z B (atha kho) [Person XY] yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami (upasaṃkamiṃupasaṅkamiṃsu) upasaṅkamitvā Bhagavatā saddhiṃ sammodi (sammodiṃ sammodiṃsu) sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdi (nisīdiṃnisīdiṃsu) ekamantaṃ nisinno (nisinnā) kho [Person XY] Bhagavantam etad avocum hellip) (bdquoDann begab sich die Person XY dort-hin wo der Erhabene war Nachdem [sie sich dem Erhabenen] genaumlhert hatte tauschte [sie die Person XY] mit dem Erhabenen Gruszligworte aus und nachdem houmlfliche und freundliche Gruszligwor-te ausgetauscht worden waren setzte [sie sich] auf eine Seite nieder Die auf einer Seite sitzende

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 76 08112009 125547

77Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

zumindest dem modernen Leser nicht unmittelbar Darin liegt schon ein ganz wesentlicher Unterschied zu unserem europaumlischen Literaturverstaumlndnis in dem eher die Variation des sprachlichen Ausdrucks als aumlsthetisch ansprechend gilt Das Wiederholungsphaumlnomen ist z T sicherlich als Relikt aus der Zeit der muumlndlichen Tradierung der Texte zu sehen16 ndash wortwoumlrtliche Wiederholungen erleichtern das Memorieren Des Weiteren begegnen zahlreiche wiederkeh-rende Formeln und sprachliche Wendungen die die Geschichte konturieren oder vorantreiben (z B atha kho tena pana samayena etc) auf diese werde ich spaumlter ausfuumlhrlicher eingehen Betrachtet man also die formale Ebene der Suttas die so genannte sbquoErzaumlhloberflaumlchelsquo17 erscheinen sie recht einheitlich gestaltet18 Inhaltlich kommen in den Texten des Sutta-Piṭaka allermeistens um das bdquoGravitationszentrumldquo des Buddha herum vor allem (fruumlhbuddhistische) Lehrinhalte zur Sprache19 daruumlberhinaus aber auch Personen Orte und Be-gebenheiten die uns ein bestimmtes Bild vom alten Indien zur Zeit des Bud-dha vermitteln Die Historizitaumlt also [die historische] Referenzialisierbarkeit des Berichteten ist allerdings problematisch Die Texte im Pāli-Kanon sind eher normativ als deskriptiv20 und auszligertextliche Informationen sind spaumlrlich vorhanden21 d h die in den Texten dargestellte Welt ist heute im Einzelnen nicht (mehr) verifizierbar

[Person] sagte Folgendes zum Erhabenen bdquohellipldquo) (s alloN 1997 171) Vgl auch im Piyajātika-Sutta MN II 108 14ndash18

16 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 51 FrauWallNer Erich (1953) Geschichte der indischen Philosophie Bd I Salzburg O Muumlller 151 sowie davidsoN Ronald Mark (1992) [1990] An Introduction to the Standards of Scriptural Authenticity in Indian Buddhism In busWell R E (Hrsg) Chinese Bud-dhist apocrypha Bibliotheca Indo-Buddhica series 114 [First Indian Edition] Delhi Sri Satguru Publ 1992 S 291ndash327 293

17 FluderNiK 22008 Kap V18 In den Pāli-Literaturgeschichten wird demgegenuumlber eher der Aspekt der Verschiedenartigkeit des

Inhalts der Suttas betont vgl NormaN 1983 44f voN HiNuumlber 1996 sect 49 S 24f und sect 8319 Vgl z B baileymabbett 2003 8 bdquoThe texts of the Vinaya concerned with monastic discipline

are often treated indiscriminately along with the books of the Sutta Piṭaka (narratives [B G] em-bodying the Buddharsquos preaching) as evidence of early Buddhism However it seems better to treat the Vinaya and this concords with archeological findings relating to the earliest stūpas and monaster-ies as generally representing a later stage of development hellipldquo

20 Vgl voN HiNuumlber 2009 153f21 Vgl z B basHam A L(402003) [1954] The Wonder that was India A survey of the history and culture of

the Indian sub-continent before the coming of the Muslims [= third Revised Edition] Rupa amp Co New Delhi 44 bdquoThe early history of India resembles a jigsaw puzzle with many missing piecesldquo und Witzel M (2003) Das alte Indien Muumlnchen CH Beck S 8 u 59 bdquoLeider sind aber nur etwa eine Handvoll Ausgrabungen [der Siedlungen im alten Reich Magadha um ca 500400 v Chr] aus-fuumlhrlich publiziert so daszlig unser Bild damit luumlckenhaft bleibtldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 77 08112009 125548

78 Bruno Galasek

13 Der Forschungsstand

In der Erforschung der Texte des fruumlhen Buddhismus lassen sich zwei dominante Forschungsansaumltze erkennen22 zum einen der sbquodiachrone Ansatzlsquo ie die Anwendung historisch-kritischer Methoden und zum zweiten das was man in Opposition dazu den sbquosynchronen Ansatzlsquo nennen kann Die Vertreter des sbquodiachronen Ansatzeslsquo weisen auf bestimmte inhaltliche und formale Widerspruumlche und Bruumlche (sbquoInkohaumlrenzenlsquo) in den Suttas hin und gehen demzufolge von einem historischen Gewachsensein (z B durch Interpolationen23) der Texte aus Die Vertreter des sbquosynchronen Ansatzeslsquo setzen demgegenuumlber eine grundlegende Homogenitaumlt der Uumlberlieferung voraus und erkennen nur in geringem Maszlige Inkohaumlrenzen und spaumltere Hinzufuumlgungen (an) Sie gehen also davon aus dass der Pāli-Kanon schon relativ fruumlh formiert und mehr oder weniger geschlossen war24 Bei den Vertretern beider Ansaumltze ist allerdings die Annahme weit verbreitet dass es sich bei den Suttas um sbquoLehrredenDialoge mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo handelt bei denen der sbquoRahmenlsquo bloss eine marginale Rolle spielt die dialogischen Passagen hingegen den eigentlichen Gehalt eines Suttas darstellen da sie eben die Unterweisungen Buddhas wiedergeben25

Eine umfassende Untersuchung und detaillierte Analyse der Bauprinzi-pien Kompositionstechniken sowie der sprachlichen und inhaltlichen Mittel der Verknuumlpfung in den Suttas liegt bisher allerdings nicht vor26 Eine solche

22 S dazu ausfuumlhrlicher scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In ruegg D S amp L scHmitHau-seN Earliest Buddhism and Madhyamaka (Ed) Leiden EJ Brill und de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30 Vgl dazu auch eg-ger 41996 20ff

23 Vgl vetter T (1988) The ideas and meditative practices of early Buddhism Leiden EJ Brill ix Vetter geht dabei von einem ausschlieszliglich positiven Wachstum aus d h seiner Ansicht nach wurde den Suttas lediglich Text hinzugefuumlgt bzw durfte da fuumlr die Theravāda-Tradition der Pāli-Kanon den originalen Worten Buddhas (buddha-vacana) entspricht nichts aus dem uumlberlieferten Text getilgt werden

24 Vgl z B baileymabbett 2003 1 bdquo[hellip] and its social context in northern India in about the fifth to third centuries BCE assuming that these were the centuries during which the Pāli Canon took shape [B G] though its formation could have continued for another two hundred yearsldquo

25 Vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Vielleicht handelt es sich dabei forschungsgeschichtlich betrachtet um die Rezeption des Selbstverstaumlndnisses der Theravādins mit dem Pāli-Kanon als Grundlage der Tradition eine historische Aufzeichnung von Buddhas Leben und Lehre zu besitzen (vgl colliNs 1990 89)

26 Vgl dazu auch voN HiNuumlber 1996 sectsect 1 u 51 alloN (1997) hat mit seiner Studie bestimmter For-meln Bedeutungseinheiten und dem Wiederholungsphaumlnomen im DN eine wichtige Grundlagen-arbeit im Sinne einer synchronen Betrachtungweise geleistet vgl auch voN simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistische Sanskritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 78 08112009 125548

79Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erscheint aber sinnvoll bevor ein Urteil uumlber die Kohaumlrenz bzw Inkohaumlrenz der kanonischen Pāli-Texte und der in ihnen dargestellten Lehren (also des Sutta-Inhalts des bdquoWasldquo der Darstellung) gefaumlllt wird und daraufhin Untersu-chungen in die eine bzw andere Richtung durchgefuumlhrt werden Methodisch begruumlndet wurde die Notwendigkeit einer der diachronen vorausgehenden synchronen Betrachtungsweise von uumlberlieferten kanonischen Texten mit dem (text-)linguistischen bdquoAxiom vom Primat der Synchronie vor der Diachronieldquo schon von M tHeobald im Zusammenhang mit den Evangelien27 Dabei rekrutiert sich die so genannte synchrone Analyse aus Methoden sowohl der Linguistik als auch der Narratologie28

2 Hauptteil

Obwohl der Pāli-Kanon dank der lateinschriftlichen Editionen der 1881 von T W rHys davids gegruumlndeten Pāli Text Society (PTS) fuumlr die Forschung schon geraume Zeit leicht zugaumlnglich ist29 wurde in der eigentlich grundlegenden Frage nach dem literarischen Status bzw der Klassifizierung der Pāli-Suttas bisher offenbar kein Konsens erzielt Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht moumlglich einen erschoumlpfenden Uumlberblick uumlber die Klassifizierungsversuche der Suttas zu geben Zusammenfassend koumlnnen wir in Beziehung zum Thema dieses Aufsatzes jedoch festhalten dass auch wenn verschiedentlich z B in Handbuumlchern zur Pāli-Literatur oder in der Sekundaumlrliteratur30 auf den nar-rativen Charakter groszliger Teile des Sutta-Piṭaka hingewiesen wird doch bislang eine ausdruumlckliche Bestimmung der Suttas als Erzaumlhltexte oder Erzaumlhlberichte im Sinne der Narratologie nicht erfolgt ist Moriz WiNterNitz z B spricht in seiner bdquoGeschichte der indischen Litteratur [sic]ldquo von bdquoReden des Buddha [hellip] de-nen bloszlig eine kurze Einleitung vorausgehtldquo und von bdquoDialoge[n] mit Rahmen-

27 tHeobald Michael (1978) Der Primat der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Li-terarkritik Methodische Erwaumlgungen an Hand von Mk 21ndash17 Mt 99ndash13 In Biblische Zeitung (BZ) 22 (1978) S 161ndash186 S 161 bdquoIn diesem Sinne moumlchte die vorliegende Untersuchung das Axiom erproben daszlig der Weg in die Vorgeschichte eines Textes nur dann methodisch gesichert werden kann wenn zuerst dessen gegenwaumlrtige Gestalt unter ihren beiden Aspekten Form und Inhalt hin-reichend analysiert worden istldquo Die so genannte synchrone Analyse gehoumlrt ca seit den 1980er Jah-ren zum Methoden-Kanon der Bibelwissenschaften vgl egger 41996 3 Teil (S 74ndash159)

28 Vgl z B egger 41996119ndash13329 Es sei angemerkt dass die Ausgaben der PTS keine kritischen Ausgaben darstellen vgl Hamm

F-R (1962) Zu einigen neueren Ausgaben des Pali-Tipiṭaka In Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndi-schen Gesellschaft (ZDMG) 112 (= Nf 37 S 353ndash378) 365

30 Z B colliNs S (1982) Selfless Persons Imagery and Thought in Theravāda Buddhism Cambridge Cam-bridge University Press 21f und Ders (199192)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 79 08112009 125548

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

74 Bruno Galasek

11 Der Pāli-Kanon

Einleitend soll fuumlr den buddhistisch nicht vorgebildeten Leser ein knapper Uumlberblick uumlber die Theravāda-Tradition des Buddhismus und uumlber den Pāli-Kanon speziell den darin enthaltenen bdquoKorb der Lehrredenldquo (Sutta-Piṭaka) gegeben werden Es lassen sich grundlegend zwei in ihrer religioumlsen Zielset-zung wie in ihren Heilswegsmethoden verschiedene Richtungen oder bdquoFahr-zeugeldquo (Skt yāna) des Buddhismusrsquo indischen Ursprungs unterscheiden das aumlltere Śrāvakayāna das bdquoFahrzeug der Houmlrer [des Buddha]ldquo und das juumlngere Mahāyāna das bdquogroszlige Fahrzeugldquo Das Śrāvakayāna gliedert sich in mehrere in den ersten Jahrhunderten nach Buddhas Tod entstandene Schulrichtungen von denen der sogenannte Theravāda (bdquoWeg der Aumllterenldquo) als einzige heute noch lebendig ist Dieser hat sich bereits im 3 Jh v Chr auf Ceylon etabliert und in nachchristlicher Zeit auch auf dem suumldostasiatischen Festland erfolg-reich ausgebreitet Als Grundlage der Theravāda-Tradition werden die bdquoWorte Buddhasldquo (buddha-vacana) im Pāli-Kanon angesehen der innerhalb des Spekt-rums der gesamten bekannten buddhistischen Literatur als die aumllteste vollstaumln-dig erhaltene Uumlberlieferung gilt4 Man muss davon ausgehen dass mit der Abfassung bzw Sammlung eines betraumlchtlichen Teils des Theravāda-Kanons bald nach dem Tod Buddhas begonnen wurde5 und dass dieser bis zu seiner schriftlichen Fixierung ndash nach der Theravāda-Tradition im 1 Jh v Chr auf Ceylon6 ndash ausschlieszliglich muumlndlich uumlberliefert worden ist7 Der heute bekannte

4 Vgl voN HiNuumlber (1994) Untersuchungen zur Muumlndlichkeit fruumlher mittelindischer Texte der Buddhisten Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse Jahrg 1994 Nr 5 Mainz Akademie der Wissenschaften und der Literatur 5

5 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 9 der vorsichtig von mehr als einem wenn nicht zwei Jahrhunderten muumlndlicher Uumlberlieferung spricht D h er rechnet hier wohl von der Datierung von Buddhas Ver-loumlschen nach der so genannten sbquokurzen Chronologielsquo (zw 420 und 350 v Chr vgl becHert Heinz (2000) Der Buddhismus Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen [Die Religionen der Mensch-heit Bd 241] Stuttgart Kohlhammer S 6f) bis zum Auftauchen erster schriftlicher Zeugnisse in den Edikten und Inschriften des Aśoka (reg 268 ndash nach 240 v Chr) deren Formulierungen einigen im Kanon vorkommenden bereits stark aumlhneln Vieles in den Inschriften benannte (z B bestimmte Texttitel) laumlsst sich im heute bekannten Pāli-Kanon allerdings nicht wiederfinden vgl voN HiNuumlber 2009 158ff ferner lamotte 1988 236f [1958 258f]

6 Die Niederschrift erfolgte auf Veranlassung des Koumlnigs Vaṭṭagāmaṇi Abhaya waumlhrend dessen zweiter Regierungszeit (27ndash19 v Chr) vgl sHimoda Masahiro (2006) An Essay on the Formation Process of Buddhist Scriptures in Ancient India In Conflict between tradition and creativity in Indian phi-losophy text and context Edited by Toshihiro WADA Nagoya Graduate School of Letters Nagoya University 28 Fn 10

7 Fuumlr die Uumlberlieferung der einzelnen nikāyas waren jeweils Spezialisten die so genannten bhāṇakas bdquoRezitatorenldquo zustaumlndig die ihre jeweilige Textgruppe auswendig konnten und weitergaben vgl voN HiNuumlber 1996 sect 49 Zur Rolle der bhāṇakas bei der Uumlbermittlung der einzelnen bdquoKoumlrbeldquo vgl auch NormaN 1983 8f u geNeral iNdex s v bhāṇaka

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 74 08112009 125547

75Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Kanon der Theravādins besteht aus den sogenannten bdquodrei Koumlrbenldquo (tipiṭaka) dem Vinaya-Piṭaka dem bdquoKorb der Ordensdisziplinldquo dem Sutta-Piṭaka dem bdquoKorb der Lehrredenldquo und dem Abhidhamma-Piṭaka dem bdquoKorb der auf die Lehren bezogenen Dingeldquo8 Diese Koumlrbe sind ihrerseits wiederum unterteilt Das Sutta-Piṭaka besteht aus fuumlnf bdquo[Text-] Gruppenldquo oder bdquoHaufenldquo (nikāya) dem Dīgha- Majjhima- Saṃyutta- Aṅguttara- und Khuddaka-nikāya Sie enthalten der Reihe nach jeweils lange mittellange9 und kurze nach thematischen bzw numerischen Gesichtspunkten geordnete Suttas sowie eine Reihe uumlberwiegend metrischer Texte sehr verschiedenen Inhalts die zu den bekanntesten und teil-weise aumlltesten Zeugnissen des Buddhismus zaumlhlen Der uns heute zugaumlngliche Wortlaut des Kanons ist erst seit ca dem 5 Jh n Chr durch die dem Moumlnchs-gelehrten Buddhaghosa zugeschriebenen Kommentare verbuumlrgt10 Uumlber Form und Inhalt des Kanons vor dieser Zeit sind also keine absolut sicheren Aussa-gen moumlglich

12 Der allgemeine Aufbau der Suttas

Alle Suttas in den nikāyas zumindest alle Suttas im MN und DN werden mit dem Satz bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) eingeleitet Darauf folgt eine Ortsangabe die den Aufenthaltsort des Buddha zum Zeitpunkt des berichte-ten Ereignisses mitteilt mit den Worten bdquoZu einer Zeit verweilt der Erhabe-ne [= der Buddha] beiin hellip (Name eines groumlszligeren Ortes oder einer Stadt z B Sāvatthī) im hellip (detaillierte Ortsangabe z B im Jeta-Hain dem Park des Anāthapiṇḍika)ldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati hellip)11 Daran schlieszligt sich ge-woumlhnlich die Einfuumlhrung des Hauptgespraumlchspartners des Buddha oder eines der Hauptakteure an Das Ende ist ebenfalls formalisiert wenn auch nicht so streng wie der Beginn Hier existiert eine Auswahl an sprachlichen Wendun-gen von denen die haumlufigste (im MN) lautet bdquoSo hat der Erhabene gesprochen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo (Idam avoca bhagavā Attamanā te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun ti)12 Einge-8 Vgl oberlies Thomas (2000) Heilige Schriften des Buddhismus In tWoruscHKa Uwe (2000)

Heilige Schriften eine Einfuumlhrung Darmstadt Wiss Buchges S 167ndash197 173f voN HiNuumlber 1996 64

9 Vgl dazu NormaN 1983 30 bdquoWe can in any case deduce from the fact that the content of the nikāyas do not agree exactly in the canons of the various sects that the division of suttas by length was at best a somewhat rough and ready method of classificationldquo

10 Vgl raHula Walpola (1956) History of Buddhism in Ceylon the Anuradhapura period 3d century BC ndash10th century AC Colombo MD Gunasena S xix voN HiNuumlber 1996 sectsect 204ndash7

11 Vgl dazu Klaus 200712 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 27f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 75 08112009 125547

76 Bruno Galasek

rahmt von diesen Expositions- bzw Schlussformeln wird nun vom eigentlichen Geschehen berichtet Dabei lassen sich grundlegend zwei Arten der Ausfuumlh-rung unterscheiden Einmal folgt nach den stereotypen Einleitungssaumltzen ein Bericht in Form einer direkten Anrede der Moumlnche durch den Buddha an die sich eine recht bdquotechnischldquo anmutende Darlegung oder Eroumlrterung der Lehre anhand einer Reihe heilswegrelevanter Begriffe anschlieszligt13 Im anderen Fall entfaltet sich ein Bericht uumlber eine Lehrdarlegung oder bestimmte Taten des Buddha bei irgendeiner Gelegenheit in Form einer regelrechten und zuweilen auch sehr verschachtelten Erzaumlhlung mit je laumlngerer oder kuumlrzerer Einleitung bzw sbquoExpositionlsquo14

Beim Lesen der Suttas im Pāli-Original fallen gewisse fuumlr den bdquowestli-chenldquo Leser gewoumlhnungsbeduumlrftige Eigentuumlmlichkeiten ins Auge Aumluszligerste Kuumlrze des Ausdrucks kontrastiert mit weitschweifigen Wiederholungen und Parallelismen sowie Aneinanderreihungen von Synonymen Bestimmte Phra-sen manchmal auch als Perikopen bezeichnet finden sich wortwoumlrtlich paral-lel in mehreren Suttas Stereotype Formeln werden immer wieder fuumlr aumlhnliche Vorgaumlnge verwendet z B wenn berichtet wird dass eine Person oder eine bestimmte Gottheit sich von einem Ort zum anderen bewegt oder wenn eine Person sich dem Buddha naumlhert um ihm beispielsweise eine Frage zu stellen15 Der Sinn vor allem der teilweise ermuumldenden Wiederholungen erschlieszligt sich

13 Die im Pāli-Kanon selbst verwendeten Bezeichnungen fuumlr solche Lehrdarlegungen sind dhammapariyāya veyyākaraṇa oder dhammī-kathā vgl Ped svv dhamma-kathā (338 I) dhamma-pariyāya (339 I) veyyākaraṇa (649 II)) Letzterer Begriff ist Bestandteil der Einteilung der kanonischen Tex-te (des buddha-vacana) in neun Glieder (aṅgas) vgl z B MN I 13324f NormaN 1983 15 sowie va voN HiNuumlber O (1994) Die neun Aṅgas Ein fruumlher Versuch zur Einteilung buddhistischer Texte In WzKs 38 (= Orbis Indicus Festschrift G Oberhammer) 121ndash135 S z B MN 1ndash3 (Bud-dha Sāriputta) 10 15 (Mahāmoggallāna) 16 17 20 28 (Sāriputta) 33 39 (43 (Sāriputta) u 44 (Dhammadinnā)) 45ndash47 64 (101)ndash103 106 (111) 112ndash115 117 (118) (119) 120 129 131 137 139 (141 BuddhaSāriputta) 148 149 (diese Belege entsprechen den Bedingungen der bdquoganz schmucklosenldquo Suttas Anrede der Moumlnche durch den Buddha oder einen prominenten Schuumller Darlegung der Lehre oder eines Punktes der Lehre in Dialogform bzw monologischer woumlrtl Rede und Schlussformel)

14 S die genannten Beispiele in Fn 36 unten Vgl ferner WiNterNitz 1913 35 bdquoSo ist Nr 86 [Aṅgulimāla-Sutta MN B G] ein regelrechtes Ākhyāna in welchem in Prosa und Versen von dem schrecklichen Raumluber Aṅgulimāla erzaumlhlt wird [hellip] ndash ein wertvolles Stuumlck altbuddhistischer Dichtungldquo

15 Eine haumlufige sprachliche Formel und zugleich eine komplexere Variante unter den von alloN als bdquoapproach-formulasldquo bezeichneten Wendungen ist z B (atha kho) [Person XY] yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami (upasaṃkamiṃupasaṅkamiṃsu) upasaṅkamitvā Bhagavatā saddhiṃ sammodi (sammodiṃ sammodiṃsu) sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdi (nisīdiṃnisīdiṃsu) ekamantaṃ nisinno (nisinnā) kho [Person XY] Bhagavantam etad avocum hellip) (bdquoDann begab sich die Person XY dort-hin wo der Erhabene war Nachdem [sie sich dem Erhabenen] genaumlhert hatte tauschte [sie die Person XY] mit dem Erhabenen Gruszligworte aus und nachdem houmlfliche und freundliche Gruszligwor-te ausgetauscht worden waren setzte [sie sich] auf eine Seite nieder Die auf einer Seite sitzende

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 76 08112009 125547

77Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

zumindest dem modernen Leser nicht unmittelbar Darin liegt schon ein ganz wesentlicher Unterschied zu unserem europaumlischen Literaturverstaumlndnis in dem eher die Variation des sprachlichen Ausdrucks als aumlsthetisch ansprechend gilt Das Wiederholungsphaumlnomen ist z T sicherlich als Relikt aus der Zeit der muumlndlichen Tradierung der Texte zu sehen16 ndash wortwoumlrtliche Wiederholungen erleichtern das Memorieren Des Weiteren begegnen zahlreiche wiederkeh-rende Formeln und sprachliche Wendungen die die Geschichte konturieren oder vorantreiben (z B atha kho tena pana samayena etc) auf diese werde ich spaumlter ausfuumlhrlicher eingehen Betrachtet man also die formale Ebene der Suttas die so genannte sbquoErzaumlhloberflaumlchelsquo17 erscheinen sie recht einheitlich gestaltet18 Inhaltlich kommen in den Texten des Sutta-Piṭaka allermeistens um das bdquoGravitationszentrumldquo des Buddha herum vor allem (fruumlhbuddhistische) Lehrinhalte zur Sprache19 daruumlberhinaus aber auch Personen Orte und Be-gebenheiten die uns ein bestimmtes Bild vom alten Indien zur Zeit des Bud-dha vermitteln Die Historizitaumlt also [die historische] Referenzialisierbarkeit des Berichteten ist allerdings problematisch Die Texte im Pāli-Kanon sind eher normativ als deskriptiv20 und auszligertextliche Informationen sind spaumlrlich vorhanden21 d h die in den Texten dargestellte Welt ist heute im Einzelnen nicht (mehr) verifizierbar

[Person] sagte Folgendes zum Erhabenen bdquohellipldquo) (s alloN 1997 171) Vgl auch im Piyajātika-Sutta MN II 108 14ndash18

16 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 51 FrauWallNer Erich (1953) Geschichte der indischen Philosophie Bd I Salzburg O Muumlller 151 sowie davidsoN Ronald Mark (1992) [1990] An Introduction to the Standards of Scriptural Authenticity in Indian Buddhism In busWell R E (Hrsg) Chinese Bud-dhist apocrypha Bibliotheca Indo-Buddhica series 114 [First Indian Edition] Delhi Sri Satguru Publ 1992 S 291ndash327 293

17 FluderNiK 22008 Kap V18 In den Pāli-Literaturgeschichten wird demgegenuumlber eher der Aspekt der Verschiedenartigkeit des

Inhalts der Suttas betont vgl NormaN 1983 44f voN HiNuumlber 1996 sect 49 S 24f und sect 8319 Vgl z B baileymabbett 2003 8 bdquoThe texts of the Vinaya concerned with monastic discipline

are often treated indiscriminately along with the books of the Sutta Piṭaka (narratives [B G] em-bodying the Buddharsquos preaching) as evidence of early Buddhism However it seems better to treat the Vinaya and this concords with archeological findings relating to the earliest stūpas and monaster-ies as generally representing a later stage of development hellipldquo

20 Vgl voN HiNuumlber 2009 153f21 Vgl z B basHam A L(402003) [1954] The Wonder that was India A survey of the history and culture of

the Indian sub-continent before the coming of the Muslims [= third Revised Edition] Rupa amp Co New Delhi 44 bdquoThe early history of India resembles a jigsaw puzzle with many missing piecesldquo und Witzel M (2003) Das alte Indien Muumlnchen CH Beck S 8 u 59 bdquoLeider sind aber nur etwa eine Handvoll Ausgrabungen [der Siedlungen im alten Reich Magadha um ca 500400 v Chr] aus-fuumlhrlich publiziert so daszlig unser Bild damit luumlckenhaft bleibtldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 77 08112009 125548

78 Bruno Galasek

13 Der Forschungsstand

In der Erforschung der Texte des fruumlhen Buddhismus lassen sich zwei dominante Forschungsansaumltze erkennen22 zum einen der sbquodiachrone Ansatzlsquo ie die Anwendung historisch-kritischer Methoden und zum zweiten das was man in Opposition dazu den sbquosynchronen Ansatzlsquo nennen kann Die Vertreter des sbquodiachronen Ansatzeslsquo weisen auf bestimmte inhaltliche und formale Widerspruumlche und Bruumlche (sbquoInkohaumlrenzenlsquo) in den Suttas hin und gehen demzufolge von einem historischen Gewachsensein (z B durch Interpolationen23) der Texte aus Die Vertreter des sbquosynchronen Ansatzeslsquo setzen demgegenuumlber eine grundlegende Homogenitaumlt der Uumlberlieferung voraus und erkennen nur in geringem Maszlige Inkohaumlrenzen und spaumltere Hinzufuumlgungen (an) Sie gehen also davon aus dass der Pāli-Kanon schon relativ fruumlh formiert und mehr oder weniger geschlossen war24 Bei den Vertretern beider Ansaumltze ist allerdings die Annahme weit verbreitet dass es sich bei den Suttas um sbquoLehrredenDialoge mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo handelt bei denen der sbquoRahmenlsquo bloss eine marginale Rolle spielt die dialogischen Passagen hingegen den eigentlichen Gehalt eines Suttas darstellen da sie eben die Unterweisungen Buddhas wiedergeben25

Eine umfassende Untersuchung und detaillierte Analyse der Bauprinzi-pien Kompositionstechniken sowie der sprachlichen und inhaltlichen Mittel der Verknuumlpfung in den Suttas liegt bisher allerdings nicht vor26 Eine solche

22 S dazu ausfuumlhrlicher scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In ruegg D S amp L scHmitHau-seN Earliest Buddhism and Madhyamaka (Ed) Leiden EJ Brill und de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30 Vgl dazu auch eg-ger 41996 20ff

23 Vgl vetter T (1988) The ideas and meditative practices of early Buddhism Leiden EJ Brill ix Vetter geht dabei von einem ausschlieszliglich positiven Wachstum aus d h seiner Ansicht nach wurde den Suttas lediglich Text hinzugefuumlgt bzw durfte da fuumlr die Theravāda-Tradition der Pāli-Kanon den originalen Worten Buddhas (buddha-vacana) entspricht nichts aus dem uumlberlieferten Text getilgt werden

24 Vgl z B baileymabbett 2003 1 bdquo[hellip] and its social context in northern India in about the fifth to third centuries BCE assuming that these were the centuries during which the Pāli Canon took shape [B G] though its formation could have continued for another two hundred yearsldquo

25 Vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Vielleicht handelt es sich dabei forschungsgeschichtlich betrachtet um die Rezeption des Selbstverstaumlndnisses der Theravādins mit dem Pāli-Kanon als Grundlage der Tradition eine historische Aufzeichnung von Buddhas Leben und Lehre zu besitzen (vgl colliNs 1990 89)

26 Vgl dazu auch voN HiNuumlber 1996 sectsect 1 u 51 alloN (1997) hat mit seiner Studie bestimmter For-meln Bedeutungseinheiten und dem Wiederholungsphaumlnomen im DN eine wichtige Grundlagen-arbeit im Sinne einer synchronen Betrachtungweise geleistet vgl auch voN simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistische Sanskritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 78 08112009 125548

79Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erscheint aber sinnvoll bevor ein Urteil uumlber die Kohaumlrenz bzw Inkohaumlrenz der kanonischen Pāli-Texte und der in ihnen dargestellten Lehren (also des Sutta-Inhalts des bdquoWasldquo der Darstellung) gefaumlllt wird und daraufhin Untersu-chungen in die eine bzw andere Richtung durchgefuumlhrt werden Methodisch begruumlndet wurde die Notwendigkeit einer der diachronen vorausgehenden synchronen Betrachtungsweise von uumlberlieferten kanonischen Texten mit dem (text-)linguistischen bdquoAxiom vom Primat der Synchronie vor der Diachronieldquo schon von M tHeobald im Zusammenhang mit den Evangelien27 Dabei rekrutiert sich die so genannte synchrone Analyse aus Methoden sowohl der Linguistik als auch der Narratologie28

2 Hauptteil

Obwohl der Pāli-Kanon dank der lateinschriftlichen Editionen der 1881 von T W rHys davids gegruumlndeten Pāli Text Society (PTS) fuumlr die Forschung schon geraume Zeit leicht zugaumlnglich ist29 wurde in der eigentlich grundlegenden Frage nach dem literarischen Status bzw der Klassifizierung der Pāli-Suttas bisher offenbar kein Konsens erzielt Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht moumlglich einen erschoumlpfenden Uumlberblick uumlber die Klassifizierungsversuche der Suttas zu geben Zusammenfassend koumlnnen wir in Beziehung zum Thema dieses Aufsatzes jedoch festhalten dass auch wenn verschiedentlich z B in Handbuumlchern zur Pāli-Literatur oder in der Sekundaumlrliteratur30 auf den nar-rativen Charakter groszliger Teile des Sutta-Piṭaka hingewiesen wird doch bislang eine ausdruumlckliche Bestimmung der Suttas als Erzaumlhltexte oder Erzaumlhlberichte im Sinne der Narratologie nicht erfolgt ist Moriz WiNterNitz z B spricht in seiner bdquoGeschichte der indischen Litteratur [sic]ldquo von bdquoReden des Buddha [hellip] de-nen bloszlig eine kurze Einleitung vorausgehtldquo und von bdquoDialoge[n] mit Rahmen-

27 tHeobald Michael (1978) Der Primat der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Li-terarkritik Methodische Erwaumlgungen an Hand von Mk 21ndash17 Mt 99ndash13 In Biblische Zeitung (BZ) 22 (1978) S 161ndash186 S 161 bdquoIn diesem Sinne moumlchte die vorliegende Untersuchung das Axiom erproben daszlig der Weg in die Vorgeschichte eines Textes nur dann methodisch gesichert werden kann wenn zuerst dessen gegenwaumlrtige Gestalt unter ihren beiden Aspekten Form und Inhalt hin-reichend analysiert worden istldquo Die so genannte synchrone Analyse gehoumlrt ca seit den 1980er Jah-ren zum Methoden-Kanon der Bibelwissenschaften vgl egger 41996 3 Teil (S 74ndash159)

28 Vgl z B egger 41996119ndash13329 Es sei angemerkt dass die Ausgaben der PTS keine kritischen Ausgaben darstellen vgl Hamm

F-R (1962) Zu einigen neueren Ausgaben des Pali-Tipiṭaka In Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndi-schen Gesellschaft (ZDMG) 112 (= Nf 37 S 353ndash378) 365

30 Z B colliNs S (1982) Selfless Persons Imagery and Thought in Theravāda Buddhism Cambridge Cam-bridge University Press 21f und Ders (199192)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 79 08112009 125548

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

75Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Kanon der Theravādins besteht aus den sogenannten bdquodrei Koumlrbenldquo (tipiṭaka) dem Vinaya-Piṭaka dem bdquoKorb der Ordensdisziplinldquo dem Sutta-Piṭaka dem bdquoKorb der Lehrredenldquo und dem Abhidhamma-Piṭaka dem bdquoKorb der auf die Lehren bezogenen Dingeldquo8 Diese Koumlrbe sind ihrerseits wiederum unterteilt Das Sutta-Piṭaka besteht aus fuumlnf bdquo[Text-] Gruppenldquo oder bdquoHaufenldquo (nikāya) dem Dīgha- Majjhima- Saṃyutta- Aṅguttara- und Khuddaka-nikāya Sie enthalten der Reihe nach jeweils lange mittellange9 und kurze nach thematischen bzw numerischen Gesichtspunkten geordnete Suttas sowie eine Reihe uumlberwiegend metrischer Texte sehr verschiedenen Inhalts die zu den bekanntesten und teil-weise aumlltesten Zeugnissen des Buddhismus zaumlhlen Der uns heute zugaumlngliche Wortlaut des Kanons ist erst seit ca dem 5 Jh n Chr durch die dem Moumlnchs-gelehrten Buddhaghosa zugeschriebenen Kommentare verbuumlrgt10 Uumlber Form und Inhalt des Kanons vor dieser Zeit sind also keine absolut sicheren Aussa-gen moumlglich

12 Der allgemeine Aufbau der Suttas

Alle Suttas in den nikāyas zumindest alle Suttas im MN und DN werden mit dem Satz bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) eingeleitet Darauf folgt eine Ortsangabe die den Aufenthaltsort des Buddha zum Zeitpunkt des berichte-ten Ereignisses mitteilt mit den Worten bdquoZu einer Zeit verweilt der Erhabe-ne [= der Buddha] beiin hellip (Name eines groumlszligeren Ortes oder einer Stadt z B Sāvatthī) im hellip (detaillierte Ortsangabe z B im Jeta-Hain dem Park des Anāthapiṇḍika)ldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati hellip)11 Daran schlieszligt sich ge-woumlhnlich die Einfuumlhrung des Hauptgespraumlchspartners des Buddha oder eines der Hauptakteure an Das Ende ist ebenfalls formalisiert wenn auch nicht so streng wie der Beginn Hier existiert eine Auswahl an sprachlichen Wendun-gen von denen die haumlufigste (im MN) lautet bdquoSo hat der Erhabene gesprochen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo (Idam avoca bhagavā Attamanā te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun ti)12 Einge-8 Vgl oberlies Thomas (2000) Heilige Schriften des Buddhismus In tWoruscHKa Uwe (2000)

Heilige Schriften eine Einfuumlhrung Darmstadt Wiss Buchges S 167ndash197 173f voN HiNuumlber 1996 64

9 Vgl dazu NormaN 1983 30 bdquoWe can in any case deduce from the fact that the content of the nikāyas do not agree exactly in the canons of the various sects that the division of suttas by length was at best a somewhat rough and ready method of classificationldquo

10 Vgl raHula Walpola (1956) History of Buddhism in Ceylon the Anuradhapura period 3d century BC ndash10th century AC Colombo MD Gunasena S xix voN HiNuumlber 1996 sectsect 204ndash7

11 Vgl dazu Klaus 200712 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 27f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 75 08112009 125547

76 Bruno Galasek

rahmt von diesen Expositions- bzw Schlussformeln wird nun vom eigentlichen Geschehen berichtet Dabei lassen sich grundlegend zwei Arten der Ausfuumlh-rung unterscheiden Einmal folgt nach den stereotypen Einleitungssaumltzen ein Bericht in Form einer direkten Anrede der Moumlnche durch den Buddha an die sich eine recht bdquotechnischldquo anmutende Darlegung oder Eroumlrterung der Lehre anhand einer Reihe heilswegrelevanter Begriffe anschlieszligt13 Im anderen Fall entfaltet sich ein Bericht uumlber eine Lehrdarlegung oder bestimmte Taten des Buddha bei irgendeiner Gelegenheit in Form einer regelrechten und zuweilen auch sehr verschachtelten Erzaumlhlung mit je laumlngerer oder kuumlrzerer Einleitung bzw sbquoExpositionlsquo14

Beim Lesen der Suttas im Pāli-Original fallen gewisse fuumlr den bdquowestli-chenldquo Leser gewoumlhnungsbeduumlrftige Eigentuumlmlichkeiten ins Auge Aumluszligerste Kuumlrze des Ausdrucks kontrastiert mit weitschweifigen Wiederholungen und Parallelismen sowie Aneinanderreihungen von Synonymen Bestimmte Phra-sen manchmal auch als Perikopen bezeichnet finden sich wortwoumlrtlich paral-lel in mehreren Suttas Stereotype Formeln werden immer wieder fuumlr aumlhnliche Vorgaumlnge verwendet z B wenn berichtet wird dass eine Person oder eine bestimmte Gottheit sich von einem Ort zum anderen bewegt oder wenn eine Person sich dem Buddha naumlhert um ihm beispielsweise eine Frage zu stellen15 Der Sinn vor allem der teilweise ermuumldenden Wiederholungen erschlieszligt sich

13 Die im Pāli-Kanon selbst verwendeten Bezeichnungen fuumlr solche Lehrdarlegungen sind dhammapariyāya veyyākaraṇa oder dhammī-kathā vgl Ped svv dhamma-kathā (338 I) dhamma-pariyāya (339 I) veyyākaraṇa (649 II)) Letzterer Begriff ist Bestandteil der Einteilung der kanonischen Tex-te (des buddha-vacana) in neun Glieder (aṅgas) vgl z B MN I 13324f NormaN 1983 15 sowie va voN HiNuumlber O (1994) Die neun Aṅgas Ein fruumlher Versuch zur Einteilung buddhistischer Texte In WzKs 38 (= Orbis Indicus Festschrift G Oberhammer) 121ndash135 S z B MN 1ndash3 (Bud-dha Sāriputta) 10 15 (Mahāmoggallāna) 16 17 20 28 (Sāriputta) 33 39 (43 (Sāriputta) u 44 (Dhammadinnā)) 45ndash47 64 (101)ndash103 106 (111) 112ndash115 117 (118) (119) 120 129 131 137 139 (141 BuddhaSāriputta) 148 149 (diese Belege entsprechen den Bedingungen der bdquoganz schmucklosenldquo Suttas Anrede der Moumlnche durch den Buddha oder einen prominenten Schuumller Darlegung der Lehre oder eines Punktes der Lehre in Dialogform bzw monologischer woumlrtl Rede und Schlussformel)

14 S die genannten Beispiele in Fn 36 unten Vgl ferner WiNterNitz 1913 35 bdquoSo ist Nr 86 [Aṅgulimāla-Sutta MN B G] ein regelrechtes Ākhyāna in welchem in Prosa und Versen von dem schrecklichen Raumluber Aṅgulimāla erzaumlhlt wird [hellip] ndash ein wertvolles Stuumlck altbuddhistischer Dichtungldquo

15 Eine haumlufige sprachliche Formel und zugleich eine komplexere Variante unter den von alloN als bdquoapproach-formulasldquo bezeichneten Wendungen ist z B (atha kho) [Person XY] yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami (upasaṃkamiṃupasaṅkamiṃsu) upasaṅkamitvā Bhagavatā saddhiṃ sammodi (sammodiṃ sammodiṃsu) sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdi (nisīdiṃnisīdiṃsu) ekamantaṃ nisinno (nisinnā) kho [Person XY] Bhagavantam etad avocum hellip) (bdquoDann begab sich die Person XY dort-hin wo der Erhabene war Nachdem [sie sich dem Erhabenen] genaumlhert hatte tauschte [sie die Person XY] mit dem Erhabenen Gruszligworte aus und nachdem houmlfliche und freundliche Gruszligwor-te ausgetauscht worden waren setzte [sie sich] auf eine Seite nieder Die auf einer Seite sitzende

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 76 08112009 125547

77Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

zumindest dem modernen Leser nicht unmittelbar Darin liegt schon ein ganz wesentlicher Unterschied zu unserem europaumlischen Literaturverstaumlndnis in dem eher die Variation des sprachlichen Ausdrucks als aumlsthetisch ansprechend gilt Das Wiederholungsphaumlnomen ist z T sicherlich als Relikt aus der Zeit der muumlndlichen Tradierung der Texte zu sehen16 ndash wortwoumlrtliche Wiederholungen erleichtern das Memorieren Des Weiteren begegnen zahlreiche wiederkeh-rende Formeln und sprachliche Wendungen die die Geschichte konturieren oder vorantreiben (z B atha kho tena pana samayena etc) auf diese werde ich spaumlter ausfuumlhrlicher eingehen Betrachtet man also die formale Ebene der Suttas die so genannte sbquoErzaumlhloberflaumlchelsquo17 erscheinen sie recht einheitlich gestaltet18 Inhaltlich kommen in den Texten des Sutta-Piṭaka allermeistens um das bdquoGravitationszentrumldquo des Buddha herum vor allem (fruumlhbuddhistische) Lehrinhalte zur Sprache19 daruumlberhinaus aber auch Personen Orte und Be-gebenheiten die uns ein bestimmtes Bild vom alten Indien zur Zeit des Bud-dha vermitteln Die Historizitaumlt also [die historische] Referenzialisierbarkeit des Berichteten ist allerdings problematisch Die Texte im Pāli-Kanon sind eher normativ als deskriptiv20 und auszligertextliche Informationen sind spaumlrlich vorhanden21 d h die in den Texten dargestellte Welt ist heute im Einzelnen nicht (mehr) verifizierbar

[Person] sagte Folgendes zum Erhabenen bdquohellipldquo) (s alloN 1997 171) Vgl auch im Piyajātika-Sutta MN II 108 14ndash18

16 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 51 FrauWallNer Erich (1953) Geschichte der indischen Philosophie Bd I Salzburg O Muumlller 151 sowie davidsoN Ronald Mark (1992) [1990] An Introduction to the Standards of Scriptural Authenticity in Indian Buddhism In busWell R E (Hrsg) Chinese Bud-dhist apocrypha Bibliotheca Indo-Buddhica series 114 [First Indian Edition] Delhi Sri Satguru Publ 1992 S 291ndash327 293

17 FluderNiK 22008 Kap V18 In den Pāli-Literaturgeschichten wird demgegenuumlber eher der Aspekt der Verschiedenartigkeit des

Inhalts der Suttas betont vgl NormaN 1983 44f voN HiNuumlber 1996 sect 49 S 24f und sect 8319 Vgl z B baileymabbett 2003 8 bdquoThe texts of the Vinaya concerned with monastic discipline

are often treated indiscriminately along with the books of the Sutta Piṭaka (narratives [B G] em-bodying the Buddharsquos preaching) as evidence of early Buddhism However it seems better to treat the Vinaya and this concords with archeological findings relating to the earliest stūpas and monaster-ies as generally representing a later stage of development hellipldquo

20 Vgl voN HiNuumlber 2009 153f21 Vgl z B basHam A L(402003) [1954] The Wonder that was India A survey of the history and culture of

the Indian sub-continent before the coming of the Muslims [= third Revised Edition] Rupa amp Co New Delhi 44 bdquoThe early history of India resembles a jigsaw puzzle with many missing piecesldquo und Witzel M (2003) Das alte Indien Muumlnchen CH Beck S 8 u 59 bdquoLeider sind aber nur etwa eine Handvoll Ausgrabungen [der Siedlungen im alten Reich Magadha um ca 500400 v Chr] aus-fuumlhrlich publiziert so daszlig unser Bild damit luumlckenhaft bleibtldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 77 08112009 125548

78 Bruno Galasek

13 Der Forschungsstand

In der Erforschung der Texte des fruumlhen Buddhismus lassen sich zwei dominante Forschungsansaumltze erkennen22 zum einen der sbquodiachrone Ansatzlsquo ie die Anwendung historisch-kritischer Methoden und zum zweiten das was man in Opposition dazu den sbquosynchronen Ansatzlsquo nennen kann Die Vertreter des sbquodiachronen Ansatzeslsquo weisen auf bestimmte inhaltliche und formale Widerspruumlche und Bruumlche (sbquoInkohaumlrenzenlsquo) in den Suttas hin und gehen demzufolge von einem historischen Gewachsensein (z B durch Interpolationen23) der Texte aus Die Vertreter des sbquosynchronen Ansatzeslsquo setzen demgegenuumlber eine grundlegende Homogenitaumlt der Uumlberlieferung voraus und erkennen nur in geringem Maszlige Inkohaumlrenzen und spaumltere Hinzufuumlgungen (an) Sie gehen also davon aus dass der Pāli-Kanon schon relativ fruumlh formiert und mehr oder weniger geschlossen war24 Bei den Vertretern beider Ansaumltze ist allerdings die Annahme weit verbreitet dass es sich bei den Suttas um sbquoLehrredenDialoge mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo handelt bei denen der sbquoRahmenlsquo bloss eine marginale Rolle spielt die dialogischen Passagen hingegen den eigentlichen Gehalt eines Suttas darstellen da sie eben die Unterweisungen Buddhas wiedergeben25

Eine umfassende Untersuchung und detaillierte Analyse der Bauprinzi-pien Kompositionstechniken sowie der sprachlichen und inhaltlichen Mittel der Verknuumlpfung in den Suttas liegt bisher allerdings nicht vor26 Eine solche

22 S dazu ausfuumlhrlicher scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In ruegg D S amp L scHmitHau-seN Earliest Buddhism and Madhyamaka (Ed) Leiden EJ Brill und de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30 Vgl dazu auch eg-ger 41996 20ff

23 Vgl vetter T (1988) The ideas and meditative practices of early Buddhism Leiden EJ Brill ix Vetter geht dabei von einem ausschlieszliglich positiven Wachstum aus d h seiner Ansicht nach wurde den Suttas lediglich Text hinzugefuumlgt bzw durfte da fuumlr die Theravāda-Tradition der Pāli-Kanon den originalen Worten Buddhas (buddha-vacana) entspricht nichts aus dem uumlberlieferten Text getilgt werden

24 Vgl z B baileymabbett 2003 1 bdquo[hellip] and its social context in northern India in about the fifth to third centuries BCE assuming that these were the centuries during which the Pāli Canon took shape [B G] though its formation could have continued for another two hundred yearsldquo

25 Vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Vielleicht handelt es sich dabei forschungsgeschichtlich betrachtet um die Rezeption des Selbstverstaumlndnisses der Theravādins mit dem Pāli-Kanon als Grundlage der Tradition eine historische Aufzeichnung von Buddhas Leben und Lehre zu besitzen (vgl colliNs 1990 89)

26 Vgl dazu auch voN HiNuumlber 1996 sectsect 1 u 51 alloN (1997) hat mit seiner Studie bestimmter For-meln Bedeutungseinheiten und dem Wiederholungsphaumlnomen im DN eine wichtige Grundlagen-arbeit im Sinne einer synchronen Betrachtungweise geleistet vgl auch voN simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistische Sanskritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 78 08112009 125548

79Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erscheint aber sinnvoll bevor ein Urteil uumlber die Kohaumlrenz bzw Inkohaumlrenz der kanonischen Pāli-Texte und der in ihnen dargestellten Lehren (also des Sutta-Inhalts des bdquoWasldquo der Darstellung) gefaumlllt wird und daraufhin Untersu-chungen in die eine bzw andere Richtung durchgefuumlhrt werden Methodisch begruumlndet wurde die Notwendigkeit einer der diachronen vorausgehenden synchronen Betrachtungsweise von uumlberlieferten kanonischen Texten mit dem (text-)linguistischen bdquoAxiom vom Primat der Synchronie vor der Diachronieldquo schon von M tHeobald im Zusammenhang mit den Evangelien27 Dabei rekrutiert sich die so genannte synchrone Analyse aus Methoden sowohl der Linguistik als auch der Narratologie28

2 Hauptteil

Obwohl der Pāli-Kanon dank der lateinschriftlichen Editionen der 1881 von T W rHys davids gegruumlndeten Pāli Text Society (PTS) fuumlr die Forschung schon geraume Zeit leicht zugaumlnglich ist29 wurde in der eigentlich grundlegenden Frage nach dem literarischen Status bzw der Klassifizierung der Pāli-Suttas bisher offenbar kein Konsens erzielt Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht moumlglich einen erschoumlpfenden Uumlberblick uumlber die Klassifizierungsversuche der Suttas zu geben Zusammenfassend koumlnnen wir in Beziehung zum Thema dieses Aufsatzes jedoch festhalten dass auch wenn verschiedentlich z B in Handbuumlchern zur Pāli-Literatur oder in der Sekundaumlrliteratur30 auf den nar-rativen Charakter groszliger Teile des Sutta-Piṭaka hingewiesen wird doch bislang eine ausdruumlckliche Bestimmung der Suttas als Erzaumlhltexte oder Erzaumlhlberichte im Sinne der Narratologie nicht erfolgt ist Moriz WiNterNitz z B spricht in seiner bdquoGeschichte der indischen Litteratur [sic]ldquo von bdquoReden des Buddha [hellip] de-nen bloszlig eine kurze Einleitung vorausgehtldquo und von bdquoDialoge[n] mit Rahmen-

27 tHeobald Michael (1978) Der Primat der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Li-terarkritik Methodische Erwaumlgungen an Hand von Mk 21ndash17 Mt 99ndash13 In Biblische Zeitung (BZ) 22 (1978) S 161ndash186 S 161 bdquoIn diesem Sinne moumlchte die vorliegende Untersuchung das Axiom erproben daszlig der Weg in die Vorgeschichte eines Textes nur dann methodisch gesichert werden kann wenn zuerst dessen gegenwaumlrtige Gestalt unter ihren beiden Aspekten Form und Inhalt hin-reichend analysiert worden istldquo Die so genannte synchrone Analyse gehoumlrt ca seit den 1980er Jah-ren zum Methoden-Kanon der Bibelwissenschaften vgl egger 41996 3 Teil (S 74ndash159)

28 Vgl z B egger 41996119ndash13329 Es sei angemerkt dass die Ausgaben der PTS keine kritischen Ausgaben darstellen vgl Hamm

F-R (1962) Zu einigen neueren Ausgaben des Pali-Tipiṭaka In Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndi-schen Gesellschaft (ZDMG) 112 (= Nf 37 S 353ndash378) 365

30 Z B colliNs S (1982) Selfless Persons Imagery and Thought in Theravāda Buddhism Cambridge Cam-bridge University Press 21f und Ders (199192)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 79 08112009 125548

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

76 Bruno Galasek

rahmt von diesen Expositions- bzw Schlussformeln wird nun vom eigentlichen Geschehen berichtet Dabei lassen sich grundlegend zwei Arten der Ausfuumlh-rung unterscheiden Einmal folgt nach den stereotypen Einleitungssaumltzen ein Bericht in Form einer direkten Anrede der Moumlnche durch den Buddha an die sich eine recht bdquotechnischldquo anmutende Darlegung oder Eroumlrterung der Lehre anhand einer Reihe heilswegrelevanter Begriffe anschlieszligt13 Im anderen Fall entfaltet sich ein Bericht uumlber eine Lehrdarlegung oder bestimmte Taten des Buddha bei irgendeiner Gelegenheit in Form einer regelrechten und zuweilen auch sehr verschachtelten Erzaumlhlung mit je laumlngerer oder kuumlrzerer Einleitung bzw sbquoExpositionlsquo14

Beim Lesen der Suttas im Pāli-Original fallen gewisse fuumlr den bdquowestli-chenldquo Leser gewoumlhnungsbeduumlrftige Eigentuumlmlichkeiten ins Auge Aumluszligerste Kuumlrze des Ausdrucks kontrastiert mit weitschweifigen Wiederholungen und Parallelismen sowie Aneinanderreihungen von Synonymen Bestimmte Phra-sen manchmal auch als Perikopen bezeichnet finden sich wortwoumlrtlich paral-lel in mehreren Suttas Stereotype Formeln werden immer wieder fuumlr aumlhnliche Vorgaumlnge verwendet z B wenn berichtet wird dass eine Person oder eine bestimmte Gottheit sich von einem Ort zum anderen bewegt oder wenn eine Person sich dem Buddha naumlhert um ihm beispielsweise eine Frage zu stellen15 Der Sinn vor allem der teilweise ermuumldenden Wiederholungen erschlieszligt sich

13 Die im Pāli-Kanon selbst verwendeten Bezeichnungen fuumlr solche Lehrdarlegungen sind dhammapariyāya veyyākaraṇa oder dhammī-kathā vgl Ped svv dhamma-kathā (338 I) dhamma-pariyāya (339 I) veyyākaraṇa (649 II)) Letzterer Begriff ist Bestandteil der Einteilung der kanonischen Tex-te (des buddha-vacana) in neun Glieder (aṅgas) vgl z B MN I 13324f NormaN 1983 15 sowie va voN HiNuumlber O (1994) Die neun Aṅgas Ein fruumlher Versuch zur Einteilung buddhistischer Texte In WzKs 38 (= Orbis Indicus Festschrift G Oberhammer) 121ndash135 S z B MN 1ndash3 (Bud-dha Sāriputta) 10 15 (Mahāmoggallāna) 16 17 20 28 (Sāriputta) 33 39 (43 (Sāriputta) u 44 (Dhammadinnā)) 45ndash47 64 (101)ndash103 106 (111) 112ndash115 117 (118) (119) 120 129 131 137 139 (141 BuddhaSāriputta) 148 149 (diese Belege entsprechen den Bedingungen der bdquoganz schmucklosenldquo Suttas Anrede der Moumlnche durch den Buddha oder einen prominenten Schuumller Darlegung der Lehre oder eines Punktes der Lehre in Dialogform bzw monologischer woumlrtl Rede und Schlussformel)

14 S die genannten Beispiele in Fn 36 unten Vgl ferner WiNterNitz 1913 35 bdquoSo ist Nr 86 [Aṅgulimāla-Sutta MN B G] ein regelrechtes Ākhyāna in welchem in Prosa und Versen von dem schrecklichen Raumluber Aṅgulimāla erzaumlhlt wird [hellip] ndash ein wertvolles Stuumlck altbuddhistischer Dichtungldquo

15 Eine haumlufige sprachliche Formel und zugleich eine komplexere Variante unter den von alloN als bdquoapproach-formulasldquo bezeichneten Wendungen ist z B (atha kho) [Person XY] yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami (upasaṃkamiṃupasaṅkamiṃsu) upasaṅkamitvā Bhagavatā saddhiṃ sammodi (sammodiṃ sammodiṃsu) sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdi (nisīdiṃnisīdiṃsu) ekamantaṃ nisinno (nisinnā) kho [Person XY] Bhagavantam etad avocum hellip) (bdquoDann begab sich die Person XY dort-hin wo der Erhabene war Nachdem [sie sich dem Erhabenen] genaumlhert hatte tauschte [sie die Person XY] mit dem Erhabenen Gruszligworte aus und nachdem houmlfliche und freundliche Gruszligwor-te ausgetauscht worden waren setzte [sie sich] auf eine Seite nieder Die auf einer Seite sitzende

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 76 08112009 125547

77Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

zumindest dem modernen Leser nicht unmittelbar Darin liegt schon ein ganz wesentlicher Unterschied zu unserem europaumlischen Literaturverstaumlndnis in dem eher die Variation des sprachlichen Ausdrucks als aumlsthetisch ansprechend gilt Das Wiederholungsphaumlnomen ist z T sicherlich als Relikt aus der Zeit der muumlndlichen Tradierung der Texte zu sehen16 ndash wortwoumlrtliche Wiederholungen erleichtern das Memorieren Des Weiteren begegnen zahlreiche wiederkeh-rende Formeln und sprachliche Wendungen die die Geschichte konturieren oder vorantreiben (z B atha kho tena pana samayena etc) auf diese werde ich spaumlter ausfuumlhrlicher eingehen Betrachtet man also die formale Ebene der Suttas die so genannte sbquoErzaumlhloberflaumlchelsquo17 erscheinen sie recht einheitlich gestaltet18 Inhaltlich kommen in den Texten des Sutta-Piṭaka allermeistens um das bdquoGravitationszentrumldquo des Buddha herum vor allem (fruumlhbuddhistische) Lehrinhalte zur Sprache19 daruumlberhinaus aber auch Personen Orte und Be-gebenheiten die uns ein bestimmtes Bild vom alten Indien zur Zeit des Bud-dha vermitteln Die Historizitaumlt also [die historische] Referenzialisierbarkeit des Berichteten ist allerdings problematisch Die Texte im Pāli-Kanon sind eher normativ als deskriptiv20 und auszligertextliche Informationen sind spaumlrlich vorhanden21 d h die in den Texten dargestellte Welt ist heute im Einzelnen nicht (mehr) verifizierbar

[Person] sagte Folgendes zum Erhabenen bdquohellipldquo) (s alloN 1997 171) Vgl auch im Piyajātika-Sutta MN II 108 14ndash18

16 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 51 FrauWallNer Erich (1953) Geschichte der indischen Philosophie Bd I Salzburg O Muumlller 151 sowie davidsoN Ronald Mark (1992) [1990] An Introduction to the Standards of Scriptural Authenticity in Indian Buddhism In busWell R E (Hrsg) Chinese Bud-dhist apocrypha Bibliotheca Indo-Buddhica series 114 [First Indian Edition] Delhi Sri Satguru Publ 1992 S 291ndash327 293

17 FluderNiK 22008 Kap V18 In den Pāli-Literaturgeschichten wird demgegenuumlber eher der Aspekt der Verschiedenartigkeit des

Inhalts der Suttas betont vgl NormaN 1983 44f voN HiNuumlber 1996 sect 49 S 24f und sect 8319 Vgl z B baileymabbett 2003 8 bdquoThe texts of the Vinaya concerned with monastic discipline

are often treated indiscriminately along with the books of the Sutta Piṭaka (narratives [B G] em-bodying the Buddharsquos preaching) as evidence of early Buddhism However it seems better to treat the Vinaya and this concords with archeological findings relating to the earliest stūpas and monaster-ies as generally representing a later stage of development hellipldquo

20 Vgl voN HiNuumlber 2009 153f21 Vgl z B basHam A L(402003) [1954] The Wonder that was India A survey of the history and culture of

the Indian sub-continent before the coming of the Muslims [= third Revised Edition] Rupa amp Co New Delhi 44 bdquoThe early history of India resembles a jigsaw puzzle with many missing piecesldquo und Witzel M (2003) Das alte Indien Muumlnchen CH Beck S 8 u 59 bdquoLeider sind aber nur etwa eine Handvoll Ausgrabungen [der Siedlungen im alten Reich Magadha um ca 500400 v Chr] aus-fuumlhrlich publiziert so daszlig unser Bild damit luumlckenhaft bleibtldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 77 08112009 125548

78 Bruno Galasek

13 Der Forschungsstand

In der Erforschung der Texte des fruumlhen Buddhismus lassen sich zwei dominante Forschungsansaumltze erkennen22 zum einen der sbquodiachrone Ansatzlsquo ie die Anwendung historisch-kritischer Methoden und zum zweiten das was man in Opposition dazu den sbquosynchronen Ansatzlsquo nennen kann Die Vertreter des sbquodiachronen Ansatzeslsquo weisen auf bestimmte inhaltliche und formale Widerspruumlche und Bruumlche (sbquoInkohaumlrenzenlsquo) in den Suttas hin und gehen demzufolge von einem historischen Gewachsensein (z B durch Interpolationen23) der Texte aus Die Vertreter des sbquosynchronen Ansatzeslsquo setzen demgegenuumlber eine grundlegende Homogenitaumlt der Uumlberlieferung voraus und erkennen nur in geringem Maszlige Inkohaumlrenzen und spaumltere Hinzufuumlgungen (an) Sie gehen also davon aus dass der Pāli-Kanon schon relativ fruumlh formiert und mehr oder weniger geschlossen war24 Bei den Vertretern beider Ansaumltze ist allerdings die Annahme weit verbreitet dass es sich bei den Suttas um sbquoLehrredenDialoge mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo handelt bei denen der sbquoRahmenlsquo bloss eine marginale Rolle spielt die dialogischen Passagen hingegen den eigentlichen Gehalt eines Suttas darstellen da sie eben die Unterweisungen Buddhas wiedergeben25

Eine umfassende Untersuchung und detaillierte Analyse der Bauprinzi-pien Kompositionstechniken sowie der sprachlichen und inhaltlichen Mittel der Verknuumlpfung in den Suttas liegt bisher allerdings nicht vor26 Eine solche

22 S dazu ausfuumlhrlicher scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In ruegg D S amp L scHmitHau-seN Earliest Buddhism and Madhyamaka (Ed) Leiden EJ Brill und de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30 Vgl dazu auch eg-ger 41996 20ff

23 Vgl vetter T (1988) The ideas and meditative practices of early Buddhism Leiden EJ Brill ix Vetter geht dabei von einem ausschlieszliglich positiven Wachstum aus d h seiner Ansicht nach wurde den Suttas lediglich Text hinzugefuumlgt bzw durfte da fuumlr die Theravāda-Tradition der Pāli-Kanon den originalen Worten Buddhas (buddha-vacana) entspricht nichts aus dem uumlberlieferten Text getilgt werden

24 Vgl z B baileymabbett 2003 1 bdquo[hellip] and its social context in northern India in about the fifth to third centuries BCE assuming that these were the centuries during which the Pāli Canon took shape [B G] though its formation could have continued for another two hundred yearsldquo

25 Vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Vielleicht handelt es sich dabei forschungsgeschichtlich betrachtet um die Rezeption des Selbstverstaumlndnisses der Theravādins mit dem Pāli-Kanon als Grundlage der Tradition eine historische Aufzeichnung von Buddhas Leben und Lehre zu besitzen (vgl colliNs 1990 89)

26 Vgl dazu auch voN HiNuumlber 1996 sectsect 1 u 51 alloN (1997) hat mit seiner Studie bestimmter For-meln Bedeutungseinheiten und dem Wiederholungsphaumlnomen im DN eine wichtige Grundlagen-arbeit im Sinne einer synchronen Betrachtungweise geleistet vgl auch voN simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistische Sanskritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 78 08112009 125548

79Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erscheint aber sinnvoll bevor ein Urteil uumlber die Kohaumlrenz bzw Inkohaumlrenz der kanonischen Pāli-Texte und der in ihnen dargestellten Lehren (also des Sutta-Inhalts des bdquoWasldquo der Darstellung) gefaumlllt wird und daraufhin Untersu-chungen in die eine bzw andere Richtung durchgefuumlhrt werden Methodisch begruumlndet wurde die Notwendigkeit einer der diachronen vorausgehenden synchronen Betrachtungsweise von uumlberlieferten kanonischen Texten mit dem (text-)linguistischen bdquoAxiom vom Primat der Synchronie vor der Diachronieldquo schon von M tHeobald im Zusammenhang mit den Evangelien27 Dabei rekrutiert sich die so genannte synchrone Analyse aus Methoden sowohl der Linguistik als auch der Narratologie28

2 Hauptteil

Obwohl der Pāli-Kanon dank der lateinschriftlichen Editionen der 1881 von T W rHys davids gegruumlndeten Pāli Text Society (PTS) fuumlr die Forschung schon geraume Zeit leicht zugaumlnglich ist29 wurde in der eigentlich grundlegenden Frage nach dem literarischen Status bzw der Klassifizierung der Pāli-Suttas bisher offenbar kein Konsens erzielt Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht moumlglich einen erschoumlpfenden Uumlberblick uumlber die Klassifizierungsversuche der Suttas zu geben Zusammenfassend koumlnnen wir in Beziehung zum Thema dieses Aufsatzes jedoch festhalten dass auch wenn verschiedentlich z B in Handbuumlchern zur Pāli-Literatur oder in der Sekundaumlrliteratur30 auf den nar-rativen Charakter groszliger Teile des Sutta-Piṭaka hingewiesen wird doch bislang eine ausdruumlckliche Bestimmung der Suttas als Erzaumlhltexte oder Erzaumlhlberichte im Sinne der Narratologie nicht erfolgt ist Moriz WiNterNitz z B spricht in seiner bdquoGeschichte der indischen Litteratur [sic]ldquo von bdquoReden des Buddha [hellip] de-nen bloszlig eine kurze Einleitung vorausgehtldquo und von bdquoDialoge[n] mit Rahmen-

27 tHeobald Michael (1978) Der Primat der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Li-terarkritik Methodische Erwaumlgungen an Hand von Mk 21ndash17 Mt 99ndash13 In Biblische Zeitung (BZ) 22 (1978) S 161ndash186 S 161 bdquoIn diesem Sinne moumlchte die vorliegende Untersuchung das Axiom erproben daszlig der Weg in die Vorgeschichte eines Textes nur dann methodisch gesichert werden kann wenn zuerst dessen gegenwaumlrtige Gestalt unter ihren beiden Aspekten Form und Inhalt hin-reichend analysiert worden istldquo Die so genannte synchrone Analyse gehoumlrt ca seit den 1980er Jah-ren zum Methoden-Kanon der Bibelwissenschaften vgl egger 41996 3 Teil (S 74ndash159)

28 Vgl z B egger 41996119ndash13329 Es sei angemerkt dass die Ausgaben der PTS keine kritischen Ausgaben darstellen vgl Hamm

F-R (1962) Zu einigen neueren Ausgaben des Pali-Tipiṭaka In Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndi-schen Gesellschaft (ZDMG) 112 (= Nf 37 S 353ndash378) 365

30 Z B colliNs S (1982) Selfless Persons Imagery and Thought in Theravāda Buddhism Cambridge Cam-bridge University Press 21f und Ders (199192)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 79 08112009 125548

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

77Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

zumindest dem modernen Leser nicht unmittelbar Darin liegt schon ein ganz wesentlicher Unterschied zu unserem europaumlischen Literaturverstaumlndnis in dem eher die Variation des sprachlichen Ausdrucks als aumlsthetisch ansprechend gilt Das Wiederholungsphaumlnomen ist z T sicherlich als Relikt aus der Zeit der muumlndlichen Tradierung der Texte zu sehen16 ndash wortwoumlrtliche Wiederholungen erleichtern das Memorieren Des Weiteren begegnen zahlreiche wiederkeh-rende Formeln und sprachliche Wendungen die die Geschichte konturieren oder vorantreiben (z B atha kho tena pana samayena etc) auf diese werde ich spaumlter ausfuumlhrlicher eingehen Betrachtet man also die formale Ebene der Suttas die so genannte sbquoErzaumlhloberflaumlchelsquo17 erscheinen sie recht einheitlich gestaltet18 Inhaltlich kommen in den Texten des Sutta-Piṭaka allermeistens um das bdquoGravitationszentrumldquo des Buddha herum vor allem (fruumlhbuddhistische) Lehrinhalte zur Sprache19 daruumlberhinaus aber auch Personen Orte und Be-gebenheiten die uns ein bestimmtes Bild vom alten Indien zur Zeit des Bud-dha vermitteln Die Historizitaumlt also [die historische] Referenzialisierbarkeit des Berichteten ist allerdings problematisch Die Texte im Pāli-Kanon sind eher normativ als deskriptiv20 und auszligertextliche Informationen sind spaumlrlich vorhanden21 d h die in den Texten dargestellte Welt ist heute im Einzelnen nicht (mehr) verifizierbar

[Person] sagte Folgendes zum Erhabenen bdquohellipldquo) (s alloN 1997 171) Vgl auch im Piyajātika-Sutta MN II 108 14ndash18

16 Vgl voN HiNuumlber 1996 sect 51 FrauWallNer Erich (1953) Geschichte der indischen Philosophie Bd I Salzburg O Muumlller 151 sowie davidsoN Ronald Mark (1992) [1990] An Introduction to the Standards of Scriptural Authenticity in Indian Buddhism In busWell R E (Hrsg) Chinese Bud-dhist apocrypha Bibliotheca Indo-Buddhica series 114 [First Indian Edition] Delhi Sri Satguru Publ 1992 S 291ndash327 293

17 FluderNiK 22008 Kap V18 In den Pāli-Literaturgeschichten wird demgegenuumlber eher der Aspekt der Verschiedenartigkeit des

Inhalts der Suttas betont vgl NormaN 1983 44f voN HiNuumlber 1996 sect 49 S 24f und sect 8319 Vgl z B baileymabbett 2003 8 bdquoThe texts of the Vinaya concerned with monastic discipline

are often treated indiscriminately along with the books of the Sutta Piṭaka (narratives [B G] em-bodying the Buddharsquos preaching) as evidence of early Buddhism However it seems better to treat the Vinaya and this concords with archeological findings relating to the earliest stūpas and monaster-ies as generally representing a later stage of development hellipldquo

20 Vgl voN HiNuumlber 2009 153f21 Vgl z B basHam A L(402003) [1954] The Wonder that was India A survey of the history and culture of

the Indian sub-continent before the coming of the Muslims [= third Revised Edition] Rupa amp Co New Delhi 44 bdquoThe early history of India resembles a jigsaw puzzle with many missing piecesldquo und Witzel M (2003) Das alte Indien Muumlnchen CH Beck S 8 u 59 bdquoLeider sind aber nur etwa eine Handvoll Ausgrabungen [der Siedlungen im alten Reich Magadha um ca 500400 v Chr] aus-fuumlhrlich publiziert so daszlig unser Bild damit luumlckenhaft bleibtldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 77 08112009 125548

78 Bruno Galasek

13 Der Forschungsstand

In der Erforschung der Texte des fruumlhen Buddhismus lassen sich zwei dominante Forschungsansaumltze erkennen22 zum einen der sbquodiachrone Ansatzlsquo ie die Anwendung historisch-kritischer Methoden und zum zweiten das was man in Opposition dazu den sbquosynchronen Ansatzlsquo nennen kann Die Vertreter des sbquodiachronen Ansatzeslsquo weisen auf bestimmte inhaltliche und formale Widerspruumlche und Bruumlche (sbquoInkohaumlrenzenlsquo) in den Suttas hin und gehen demzufolge von einem historischen Gewachsensein (z B durch Interpolationen23) der Texte aus Die Vertreter des sbquosynchronen Ansatzeslsquo setzen demgegenuumlber eine grundlegende Homogenitaumlt der Uumlberlieferung voraus und erkennen nur in geringem Maszlige Inkohaumlrenzen und spaumltere Hinzufuumlgungen (an) Sie gehen also davon aus dass der Pāli-Kanon schon relativ fruumlh formiert und mehr oder weniger geschlossen war24 Bei den Vertretern beider Ansaumltze ist allerdings die Annahme weit verbreitet dass es sich bei den Suttas um sbquoLehrredenDialoge mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo handelt bei denen der sbquoRahmenlsquo bloss eine marginale Rolle spielt die dialogischen Passagen hingegen den eigentlichen Gehalt eines Suttas darstellen da sie eben die Unterweisungen Buddhas wiedergeben25

Eine umfassende Untersuchung und detaillierte Analyse der Bauprinzi-pien Kompositionstechniken sowie der sprachlichen und inhaltlichen Mittel der Verknuumlpfung in den Suttas liegt bisher allerdings nicht vor26 Eine solche

22 S dazu ausfuumlhrlicher scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In ruegg D S amp L scHmitHau-seN Earliest Buddhism and Madhyamaka (Ed) Leiden EJ Brill und de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30 Vgl dazu auch eg-ger 41996 20ff

23 Vgl vetter T (1988) The ideas and meditative practices of early Buddhism Leiden EJ Brill ix Vetter geht dabei von einem ausschlieszliglich positiven Wachstum aus d h seiner Ansicht nach wurde den Suttas lediglich Text hinzugefuumlgt bzw durfte da fuumlr die Theravāda-Tradition der Pāli-Kanon den originalen Worten Buddhas (buddha-vacana) entspricht nichts aus dem uumlberlieferten Text getilgt werden

24 Vgl z B baileymabbett 2003 1 bdquo[hellip] and its social context in northern India in about the fifth to third centuries BCE assuming that these were the centuries during which the Pāli Canon took shape [B G] though its formation could have continued for another two hundred yearsldquo

25 Vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Vielleicht handelt es sich dabei forschungsgeschichtlich betrachtet um die Rezeption des Selbstverstaumlndnisses der Theravādins mit dem Pāli-Kanon als Grundlage der Tradition eine historische Aufzeichnung von Buddhas Leben und Lehre zu besitzen (vgl colliNs 1990 89)

26 Vgl dazu auch voN HiNuumlber 1996 sectsect 1 u 51 alloN (1997) hat mit seiner Studie bestimmter For-meln Bedeutungseinheiten und dem Wiederholungsphaumlnomen im DN eine wichtige Grundlagen-arbeit im Sinne einer synchronen Betrachtungweise geleistet vgl auch voN simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistische Sanskritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 78 08112009 125548

79Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erscheint aber sinnvoll bevor ein Urteil uumlber die Kohaumlrenz bzw Inkohaumlrenz der kanonischen Pāli-Texte und der in ihnen dargestellten Lehren (also des Sutta-Inhalts des bdquoWasldquo der Darstellung) gefaumlllt wird und daraufhin Untersu-chungen in die eine bzw andere Richtung durchgefuumlhrt werden Methodisch begruumlndet wurde die Notwendigkeit einer der diachronen vorausgehenden synchronen Betrachtungsweise von uumlberlieferten kanonischen Texten mit dem (text-)linguistischen bdquoAxiom vom Primat der Synchronie vor der Diachronieldquo schon von M tHeobald im Zusammenhang mit den Evangelien27 Dabei rekrutiert sich die so genannte synchrone Analyse aus Methoden sowohl der Linguistik als auch der Narratologie28

2 Hauptteil

Obwohl der Pāli-Kanon dank der lateinschriftlichen Editionen der 1881 von T W rHys davids gegruumlndeten Pāli Text Society (PTS) fuumlr die Forschung schon geraume Zeit leicht zugaumlnglich ist29 wurde in der eigentlich grundlegenden Frage nach dem literarischen Status bzw der Klassifizierung der Pāli-Suttas bisher offenbar kein Konsens erzielt Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht moumlglich einen erschoumlpfenden Uumlberblick uumlber die Klassifizierungsversuche der Suttas zu geben Zusammenfassend koumlnnen wir in Beziehung zum Thema dieses Aufsatzes jedoch festhalten dass auch wenn verschiedentlich z B in Handbuumlchern zur Pāli-Literatur oder in der Sekundaumlrliteratur30 auf den nar-rativen Charakter groszliger Teile des Sutta-Piṭaka hingewiesen wird doch bislang eine ausdruumlckliche Bestimmung der Suttas als Erzaumlhltexte oder Erzaumlhlberichte im Sinne der Narratologie nicht erfolgt ist Moriz WiNterNitz z B spricht in seiner bdquoGeschichte der indischen Litteratur [sic]ldquo von bdquoReden des Buddha [hellip] de-nen bloszlig eine kurze Einleitung vorausgehtldquo und von bdquoDialoge[n] mit Rahmen-

27 tHeobald Michael (1978) Der Primat der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Li-terarkritik Methodische Erwaumlgungen an Hand von Mk 21ndash17 Mt 99ndash13 In Biblische Zeitung (BZ) 22 (1978) S 161ndash186 S 161 bdquoIn diesem Sinne moumlchte die vorliegende Untersuchung das Axiom erproben daszlig der Weg in die Vorgeschichte eines Textes nur dann methodisch gesichert werden kann wenn zuerst dessen gegenwaumlrtige Gestalt unter ihren beiden Aspekten Form und Inhalt hin-reichend analysiert worden istldquo Die so genannte synchrone Analyse gehoumlrt ca seit den 1980er Jah-ren zum Methoden-Kanon der Bibelwissenschaften vgl egger 41996 3 Teil (S 74ndash159)

28 Vgl z B egger 41996119ndash13329 Es sei angemerkt dass die Ausgaben der PTS keine kritischen Ausgaben darstellen vgl Hamm

F-R (1962) Zu einigen neueren Ausgaben des Pali-Tipiṭaka In Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndi-schen Gesellschaft (ZDMG) 112 (= Nf 37 S 353ndash378) 365

30 Z B colliNs S (1982) Selfless Persons Imagery and Thought in Theravāda Buddhism Cambridge Cam-bridge University Press 21f und Ders (199192)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 79 08112009 125548

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

78 Bruno Galasek

13 Der Forschungsstand

In der Erforschung der Texte des fruumlhen Buddhismus lassen sich zwei dominante Forschungsansaumltze erkennen22 zum einen der sbquodiachrone Ansatzlsquo ie die Anwendung historisch-kritischer Methoden und zum zweiten das was man in Opposition dazu den sbquosynchronen Ansatzlsquo nennen kann Die Vertreter des sbquodiachronen Ansatzeslsquo weisen auf bestimmte inhaltliche und formale Widerspruumlche und Bruumlche (sbquoInkohaumlrenzenlsquo) in den Suttas hin und gehen demzufolge von einem historischen Gewachsensein (z B durch Interpolationen23) der Texte aus Die Vertreter des sbquosynchronen Ansatzeslsquo setzen demgegenuumlber eine grundlegende Homogenitaumlt der Uumlberlieferung voraus und erkennen nur in geringem Maszlige Inkohaumlrenzen und spaumltere Hinzufuumlgungen (an) Sie gehen also davon aus dass der Pāli-Kanon schon relativ fruumlh formiert und mehr oder weniger geschlossen war24 Bei den Vertretern beider Ansaumltze ist allerdings die Annahme weit verbreitet dass es sich bei den Suttas um sbquoLehrredenDialoge mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo handelt bei denen der sbquoRahmenlsquo bloss eine marginale Rolle spielt die dialogischen Passagen hingegen den eigentlichen Gehalt eines Suttas darstellen da sie eben die Unterweisungen Buddhas wiedergeben25

Eine umfassende Untersuchung und detaillierte Analyse der Bauprinzi-pien Kompositionstechniken sowie der sprachlichen und inhaltlichen Mittel der Verknuumlpfung in den Suttas liegt bisher allerdings nicht vor26 Eine solche

22 S dazu ausfuumlhrlicher scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In ruegg D S amp L scHmitHau-seN Earliest Buddhism and Madhyamaka (Ed) Leiden EJ Brill und de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30 Vgl dazu auch eg-ger 41996 20ff

23 Vgl vetter T (1988) The ideas and meditative practices of early Buddhism Leiden EJ Brill ix Vetter geht dabei von einem ausschlieszliglich positiven Wachstum aus d h seiner Ansicht nach wurde den Suttas lediglich Text hinzugefuumlgt bzw durfte da fuumlr die Theravāda-Tradition der Pāli-Kanon den originalen Worten Buddhas (buddha-vacana) entspricht nichts aus dem uumlberlieferten Text getilgt werden

24 Vgl z B baileymabbett 2003 1 bdquo[hellip] and its social context in northern India in about the fifth to third centuries BCE assuming that these were the centuries during which the Pāli Canon took shape [B G] though its formation could have continued for another two hundred yearsldquo

25 Vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Vielleicht handelt es sich dabei forschungsgeschichtlich betrachtet um die Rezeption des Selbstverstaumlndnisses der Theravādins mit dem Pāli-Kanon als Grundlage der Tradition eine historische Aufzeichnung von Buddhas Leben und Lehre zu besitzen (vgl colliNs 1990 89)

26 Vgl dazu auch voN HiNuumlber 1996 sectsect 1 u 51 alloN (1997) hat mit seiner Studie bestimmter For-meln Bedeutungseinheiten und dem Wiederholungsphaumlnomen im DN eine wichtige Grundlagen-arbeit im Sinne einer synchronen Betrachtungweise geleistet vgl auch voN simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistische Sanskritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 78 08112009 125548

79Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erscheint aber sinnvoll bevor ein Urteil uumlber die Kohaumlrenz bzw Inkohaumlrenz der kanonischen Pāli-Texte und der in ihnen dargestellten Lehren (also des Sutta-Inhalts des bdquoWasldquo der Darstellung) gefaumlllt wird und daraufhin Untersu-chungen in die eine bzw andere Richtung durchgefuumlhrt werden Methodisch begruumlndet wurde die Notwendigkeit einer der diachronen vorausgehenden synchronen Betrachtungsweise von uumlberlieferten kanonischen Texten mit dem (text-)linguistischen bdquoAxiom vom Primat der Synchronie vor der Diachronieldquo schon von M tHeobald im Zusammenhang mit den Evangelien27 Dabei rekrutiert sich die so genannte synchrone Analyse aus Methoden sowohl der Linguistik als auch der Narratologie28

2 Hauptteil

Obwohl der Pāli-Kanon dank der lateinschriftlichen Editionen der 1881 von T W rHys davids gegruumlndeten Pāli Text Society (PTS) fuumlr die Forschung schon geraume Zeit leicht zugaumlnglich ist29 wurde in der eigentlich grundlegenden Frage nach dem literarischen Status bzw der Klassifizierung der Pāli-Suttas bisher offenbar kein Konsens erzielt Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht moumlglich einen erschoumlpfenden Uumlberblick uumlber die Klassifizierungsversuche der Suttas zu geben Zusammenfassend koumlnnen wir in Beziehung zum Thema dieses Aufsatzes jedoch festhalten dass auch wenn verschiedentlich z B in Handbuumlchern zur Pāli-Literatur oder in der Sekundaumlrliteratur30 auf den nar-rativen Charakter groszliger Teile des Sutta-Piṭaka hingewiesen wird doch bislang eine ausdruumlckliche Bestimmung der Suttas als Erzaumlhltexte oder Erzaumlhlberichte im Sinne der Narratologie nicht erfolgt ist Moriz WiNterNitz z B spricht in seiner bdquoGeschichte der indischen Litteratur [sic]ldquo von bdquoReden des Buddha [hellip] de-nen bloszlig eine kurze Einleitung vorausgehtldquo und von bdquoDialoge[n] mit Rahmen-

27 tHeobald Michael (1978) Der Primat der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Li-terarkritik Methodische Erwaumlgungen an Hand von Mk 21ndash17 Mt 99ndash13 In Biblische Zeitung (BZ) 22 (1978) S 161ndash186 S 161 bdquoIn diesem Sinne moumlchte die vorliegende Untersuchung das Axiom erproben daszlig der Weg in die Vorgeschichte eines Textes nur dann methodisch gesichert werden kann wenn zuerst dessen gegenwaumlrtige Gestalt unter ihren beiden Aspekten Form und Inhalt hin-reichend analysiert worden istldquo Die so genannte synchrone Analyse gehoumlrt ca seit den 1980er Jah-ren zum Methoden-Kanon der Bibelwissenschaften vgl egger 41996 3 Teil (S 74ndash159)

28 Vgl z B egger 41996119ndash13329 Es sei angemerkt dass die Ausgaben der PTS keine kritischen Ausgaben darstellen vgl Hamm

F-R (1962) Zu einigen neueren Ausgaben des Pali-Tipiṭaka In Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndi-schen Gesellschaft (ZDMG) 112 (= Nf 37 S 353ndash378) 365

30 Z B colliNs S (1982) Selfless Persons Imagery and Thought in Theravāda Buddhism Cambridge Cam-bridge University Press 21f und Ders (199192)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 79 08112009 125548

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

79Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erscheint aber sinnvoll bevor ein Urteil uumlber die Kohaumlrenz bzw Inkohaumlrenz der kanonischen Pāli-Texte und der in ihnen dargestellten Lehren (also des Sutta-Inhalts des bdquoWasldquo der Darstellung) gefaumlllt wird und daraufhin Untersu-chungen in die eine bzw andere Richtung durchgefuumlhrt werden Methodisch begruumlndet wurde die Notwendigkeit einer der diachronen vorausgehenden synchronen Betrachtungsweise von uumlberlieferten kanonischen Texten mit dem (text-)linguistischen bdquoAxiom vom Primat der Synchronie vor der Diachronieldquo schon von M tHeobald im Zusammenhang mit den Evangelien27 Dabei rekrutiert sich die so genannte synchrone Analyse aus Methoden sowohl der Linguistik als auch der Narratologie28

2 Hauptteil

Obwohl der Pāli-Kanon dank der lateinschriftlichen Editionen der 1881 von T W rHys davids gegruumlndeten Pāli Text Society (PTS) fuumlr die Forschung schon geraume Zeit leicht zugaumlnglich ist29 wurde in der eigentlich grundlegenden Frage nach dem literarischen Status bzw der Klassifizierung der Pāli-Suttas bisher offenbar kein Konsens erzielt Es ist im Rahmen dieses Aufsatzes nicht moumlglich einen erschoumlpfenden Uumlberblick uumlber die Klassifizierungsversuche der Suttas zu geben Zusammenfassend koumlnnen wir in Beziehung zum Thema dieses Aufsatzes jedoch festhalten dass auch wenn verschiedentlich z B in Handbuumlchern zur Pāli-Literatur oder in der Sekundaumlrliteratur30 auf den nar-rativen Charakter groszliger Teile des Sutta-Piṭaka hingewiesen wird doch bislang eine ausdruumlckliche Bestimmung der Suttas als Erzaumlhltexte oder Erzaumlhlberichte im Sinne der Narratologie nicht erfolgt ist Moriz WiNterNitz z B spricht in seiner bdquoGeschichte der indischen Litteratur [sic]ldquo von bdquoReden des Buddha [hellip] de-nen bloszlig eine kurze Einleitung vorausgehtldquo und von bdquoDialoge[n] mit Rahmen-

27 tHeobald Michael (1978) Der Primat der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Li-terarkritik Methodische Erwaumlgungen an Hand von Mk 21ndash17 Mt 99ndash13 In Biblische Zeitung (BZ) 22 (1978) S 161ndash186 S 161 bdquoIn diesem Sinne moumlchte die vorliegende Untersuchung das Axiom erproben daszlig der Weg in die Vorgeschichte eines Textes nur dann methodisch gesichert werden kann wenn zuerst dessen gegenwaumlrtige Gestalt unter ihren beiden Aspekten Form und Inhalt hin-reichend analysiert worden istldquo Die so genannte synchrone Analyse gehoumlrt ca seit den 1980er Jah-ren zum Methoden-Kanon der Bibelwissenschaften vgl egger 41996 3 Teil (S 74ndash159)

28 Vgl z B egger 41996119ndash13329 Es sei angemerkt dass die Ausgaben der PTS keine kritischen Ausgaben darstellen vgl Hamm

F-R (1962) Zu einigen neueren Ausgaben des Pali-Tipiṭaka In Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndi-schen Gesellschaft (ZDMG) 112 (= Nf 37 S 353ndash378) 365

30 Z B colliNs S (1982) Selfless Persons Imagery and Thought in Theravāda Buddhism Cambridge Cam-bridge University Press 21f und Ders (199192)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 79 08112009 125548

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

80 Bruno Galasek

erzaumlhlungenldquo gesteht aber auch einigen Suttas des Majjhimanikāya durchaus den Status einer sbquoregelrechten Erzaumlhlunglsquo zu31 K R NormaN32 aumluszligert sich in Pāli Literature (1983) uumlberhaupt nicht zur literarischen Form der Suttas und Os-kar voN HiNuumlber33 scheint WiNterNitzlsquo sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlunglsquo-Idee aufzugreifen wenn er Anfang und Ende der Suttas also ihren sbquoRahmenlsquo als bdquofixedldquo und bdquoformalizedldquo sowie den Teil dazwischen als bdquohighly formalized dialogueldquo34 beschreibt Auch wenn das zumindest formal fuumlr einige Suttas zu-treffend sein mag35 so wird diese Beschreibung doch keinesfalls allen Suttas (des DN und MN) gerecht36 Joy B maNNeacute (1990) schlieszliglich unterbreitet den Vorschlag die Suttas entsprechend der von ihr postulierten praktischen Ver-wendung derselben in sbquosermonslsquo (bdquoLehrvortraumlgeldquo) sbquodebateslsquo (bdquoDebattenldquo) und sbquoconsultationslsquo (bdquoBeratungenldquo) einzuteilen37

Aber betrachten wir die weit verbreitete Beschreibung der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo einmal genauer unter narratologischen Gesichtspunkten Als eine sbquoklassische wohlgeformte Erzaumlhlunglsquo gilt ein Text wenn er mit einer Raum Zeit und Hauptcharakter(e) der Geschichte einfuumlhrenden orientierenden bdquoExpositionldquo beginnt und mit einer die im

31 WiNterNitz (1913) 27 bzw 35 fuumlhrt folgende Beispiele an Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) Makhādeva-Sutta (MN 83) Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82) vgl auch Klaus (20 Fn 12)

32 NormaN 1983 44ndash49 33 voN HiNuumlber 1996 sect 55 S 2834 voN HiNuumlber 1996 sect 53f S 27f35 S oben Fn 1336 Als prominente Beispiele sind das Pāṭika- (bzw Pāthika-) Sutta (DN 24) das Raṭṭhapāla-Sutta (MN 82)

das Aṅgulimāla-Sutta (MN 86) und das hier besprochene Piyajātika-Sutta (MN 87) zu nennen Diese zeichnen sich durch eine komplexe Verschachtelung von den gemeinhin als bdquoRahmenldquo und bdquoDi-alogeldquo bezeichneten Redeteilen aus sie enthalten bisweilen auch laumlngere Binnenerzaumlhlungen mit Figurenrede die wiederum erzaumlhlende Passagen und bdquoEinleitungenldquo enthalten deren bdquoErzaumlhlerldquo gleichzeitig Figuren auf der ersten Ebene der Geschichte sind Im Aṅgulimāla-Sutta beispielsweise findet sich inmitten der Erzaumlhlung eine Passage die im Wortlaut abgesehen von tatra sudaṃ statt ekaṃ samayaṃ genau der formalisierten Standard-Einleitung der Suttas entspricht (MN II 10015ndash19 Atha kho bhagavā āyasmatā aṅgulimālena pacchāsamaṇena yena Sāvatthī tena cārikaṃ pakkāmi Anupubbena cārikaṃ caramāno yena Sāvatthī tadavasari Tatra sudaṃ bhagavā Sāvatthīyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme Tena kho pana samayena rantildentildeo pasenadissa kosalassa antepuradvāre mahājanakāyo santipatitvā uccāsaddo mahāsaddo hoti [B G])

37 Dieser Klassifizierungsversuch scheint zumindest von voN HiNuumlber positiv aufgenommen worden zu sein vgl voN HiNuumlber 1996 sect 54ndash56 u Ders 2009 157

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 80 08112009 125548

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

81Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Verlauf aufgetretene Komplikation loumlsenden38 bdquoKonklusionldquo abschlieszligt39 Die-se Struktur erfuumlllt den ersten Grundsatz zum Erzaumlhlen bei Weber40 unter dem Aspekt des sbquoErzaumlhlens im engeren Sinnelsquo und spricht sehr dafuumlr in den Suttas eine Gesamtkomposition zu sehen bei der der uumlber die Begleitumstaumlnde be-richtende bdquoRahmenldquo nicht etwa eine bloszlig marginale Rolle spielt sondern eher ein wesentliches Strukturmerkmal eines Suttas darstellt41

Die Frage nach der Klassifizierung der Texte in den nikāyas ndash also ob man sie als bdquoLehrredenldquo (sbquosermonslsquo sbquodiscourseslsquo) oder Erzaumlhlungen bzw Erzaumlhlberich-te ansieht ndash spielt eine zentrale Rolle fuumlr ihr Verstaumlndnis und den Umgang mit ihnen

21 Erzaumlhlebenen

Texte stellen eine spezielle Form der Kommunikation dar Das gelaumlufige Mo-dell von einem Sender (Autor) der uumlber ein bestimmtes Medium einen Inhalt (Botschaft) an einen Empfaumlnger bdquoschicktldquo muss im Fall von (fiktionalen) Er-

38 Zweitrangig ist fuumlr die Bestimmung hier ob der Mittelteil aus den klassischen drei (in Anlehnung an das bdquoPyramiden-Schemaldquo des klassischen Dramas nach Gustav Freytag bdquoAuftauchen von Kri-senfaktoren Krise Krisenabwicklungldquo) oder nur aus einer Phase (bdquoKomplikationldquo) besteht es liegt dann je nach dem bdquoErzaumlhlen als Geschichtenerzaumlhlen im engsten Sinneldquo oder bdquoErzaumlhlen als Ge-schichtenerzaumlhlen im engeren Sinneldquo vor vgl Weber 1998 11ff sbquoErster Grundsatz Erzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo) vgl auch NeumaNNNuumlNNiNg 2008 49ff und 10ff fuumlr einen Abriss unterschiedlicher Basisdefinitionen von Narrativitaumlt

39 Man kann wohl sagen dass der haumlufige oben bereits zitierte Schluss (bdquoSo hat der Erhabene gespro-chen Die Moumlnche waren entzuumlckt und freuten sich uumlber das vom Buddha Gesagteldquo) einen ndash min-destens fuumlr Buddhisten ndash sehr zufriedenstellenden Endzustand einer Ereignisentwicklung darstellt Eine interessante Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang der Schluss des Mūlapariyāya-Sutta bdquoIdam avoca bhagavā Na [BG] te bhikkhū bhagavato bhāsitaṃ abhinandun tildquo bdquoDies sagte der Erhabene Die Moumlnche waren uumlber das Gesagte nicht erfreutldquo Falls es sich hier um ein uumlberliefertes Textver-derbnis handeln sollte waumlre dieses von betraumlchtlichem Alter Denn es veranlasste den Kommen-tator Buddhaghosa (5 Jh) zu einer langen Erklaumlrung (Ps I 565ndash5920) Obwohl das Sutta per-fekt vom Buddha gesprochen wurde haben die anwesenden Moumlnche den Sinn aus Unwissenheit nicht verstanden bzw wollten ihn aus Stolz nicht verstehen und konnten sich daher nicht uumlber die Worte Buddhas freuen Zu einem spaumlteren Zeitpunkt dann kann Buddha ihren Stolz zerschlagen und durch das Houmlren eines weiteren Suttas des Gotamaka-Sutta (AN III 123) erreichen schlieszliglich diese Moumlnche die Stufe eines Arhat (Die PTS-Ausgabe (MN I 624f) hat den uumlblichen Schluss bdquoAttamanā te bhikkhūldquo und in den Anmerkungen findet sich keinerlei Bemerkung zu einer evt ande-ren Lesart Die burmesische (Chaṭṭhasaṅgāyana Rangoon 1956 819) und die thailaumlndische Ausgabe (Devanāgarī-Ausgabe Nālandā 1958 S 10 Fn 2) verzeichnen beide ein na Ob der Herausgeber der PTS-Ausgabe (V treNcKNer) die Stelle evt konjiziert hat ist nicht klar) Der Schluss des Sutta und diese Geschichte Buddhaghosas sind vielleicht im Hinblick auf eine evt vorhandene Gesamt-konzeption und Pragmatik des MN interessant Dies bedarf aber weiterer Beobachtungen

40 Weber 1998 11ndash2441 S Klaus 20 Abschnitt 5 insbes Fn 23

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 81 08112009 125548

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

82 Bruno Galasek

zaumlhltexten entsprechend der vorliegenden Erzaumlhlebenen (siehe unten) erwei-tert werden42 Ist in einem strukturell als Erzaumlhlung zu bestimmenden Text eine zwischen dem berichteten Geschehen und einem Adressaten (bzw einer Adressatengruppe) vermittelnde Instanz vorhanden die nicht mit dem Au-tor identisch ist liegt eine sbquodoppelte Kommunikationssituationlsquo vor43 Dem traumlgt ein modifiziertes Kommunikationsmodell Rechnung Um nun den Ver-wendungszweck (= sbquoIllokutionlsquo) also die Funktion eines Textes zu bestimmen ist es essentiell zunaumlchst dessen Kommunikationsstruktur zu kennen44 Bei nicht-aktuellen Texten stehen wir vor der Schwierigkeit uumlber keinerlei oder nur sehr begrenztes auszligertextliches Wissen uumlber den konkreten historischen Kommunikationskontext zu verfuumlgen45 Wir koumlnnen daher nur noch den Text selbst bdquobefragenldquo Bevor demnach die Frage nach der Pragmatik der Suttas gestellt werden kann muss wenigstens mit einer Differenzierung der unter-schiedlichen Orte des Erzaumlhlens im Text also der Erzaumlhlebenen46 oder Kom-

42 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 25ff43 S martiNezscHeFFel 32002 17 Weber 1998 104f vgl FluderNiK 22008 69ff Beim sbquoErzaumlhler

der Erzaumlhlinstanzlsquo handelt es sich nicht um eine empirische Person sondern um ein erzaumlhltheore-tisches Konzept das das Vermitteltsein einer Erzaumlhlung begrifflich fasst bzw das die Kontaktauf-nahme zwischen berichtetem Geschehen und Adressaten bewerkstelligt Auf die Situation in den Suttas uumlbertragen bedeutet dies in Bezug auf die verschiedenen Kommunikationsebenen analog dass wir zwischen einem Sprecher des Textes als bdquoderjenigen Person aus dessen Rede der Text be-stehtldquo (Weber 1998 104) in der Erzaumlhlerrolle einem (bzw mehreren) anonymen Autor(en) (bzw Kompilator(en)) die diesen Text fruumlher verfasst haben und bestimmten Figuren innnerhalb der berichteten Ereignisse (= in der Geschichte) unterscheiden koumlnnen Die Annahme einer Trennung von VerfasserKompilator und Sprecher (= Erzaumlhlinstanz) in den Suttas wird z B im emplotment von Erzaumlhleinheiten wirksam fuumlr das der Erzaumlhler bdquoverantwortlichldquo ist (vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30) oder auch in der simplen Tatsache dass wir es zuweilen mit mehreren Erzaumlhlern (= Sprechern) innerhalb eines Suttas (z B in den Binnenerzaumlhlungen) zu tun haben (ebd 29) vgl Weber 1998 103-107 (sbquo13 Grundsatzlsquo) Klaus 2007 320

44 Vgl egger 41996 136f 45 Vgl Ders 134 u 139 Was fuumlr die bei egger besprochenen biblischen Texte gilt laumlsst sich auch

auf den Pāli-Kanon uumlbertragen Als Verstaumlndnishilfe oder Anregung kann im Fall des Sutta-Piṭaka die Wirkungsgeschichte in Form von Buddhaghosas Kommentaren (ca 5 Jh n Chr) dienen Al-lerdings koumlnnen uns diese aufgrund des groszligen zeitlichen Abstands ndash wenn wir von einem hohen Alter des Inhalts der Suttas ausgehen (1 Jh v Chr) ndash keineswegs verlaumlssliche Informationen zur ur-spruumlnglichen Intention der Texte liefern

46 Fuumlr diese Ebenen werden in der Narratologie unterschiedliche Bezeichnungen verwendet Das wohl gelaumlufigste Gegensatzpaar geht auf den Strukturalismus und den russischen Formalismus zu-ruumlck sbquofabulalsquo und sbquosjuzhetlsquo bzw im deutschsprachigen Raum sbquoGeschichtelsquo (engl story) und sbquoDiskurslsquo (engl discourse) sbquoGeschichtelsquo bezeichnet dabei die (chronologische) Reihenfolge der erzaumlhlten Ereig-nisse (das bdquoWasldquo der Erzaumlhlung) sbquoDiskurslsquo die Art und Weise der Vermittlung (das bdquoWieldquo) fuumlr die eine vermittelnde Instanz bzw ein Erzaumlhler verantwortlich ist vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13f Webers etwas eigenwilliger vierter Grundsatz bdquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungzentrenldquo meint die-se beiden grundsaumltzlichen Erzaumlhlebenen auch wenn er dies an keiner Stelle ausdruumlcklich bemerkt (Weber 1998 43ff) Beide Begriffe lassen sich wiederum in eine Vielzahl von untergeordneten Ka-tegorien aufgliedern von denen einige im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommen werden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 82 08112009 125549

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

83Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

munikationsebenen begonnen worden sein47 Dies tut z B Joy B maNNeacute48 nicht wenn sie wahrscheinlich aufgrund der oben skizzierten Sichtweise der Suttas als sbquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlungenlsquo behauptet die Suttas des MN beispielsweise haumltten praktisch zur Unterweisung der neu-ordinierten Moumlnche gedient weil sie wegen ihres Inhalts uumlberwiegend als sbquosermonslsquo bdquoPredigtenldquo klassifizierbar seien Wenn die narrative Instanz in den Suttas den Buddha oder einen seiner Hauptschuumller im Verlauf der berichteten Ereignisse auf der Geschichtsebene (histoire) sprechen laumlsst dann ist es ndash wenn es sich nicht klar um eine Metalepse49 handelt ndash erzaumlhltheoretisch geboten den Adressaten auf der gleichen Ebene zu verorten Die Rede ist an einen Gespraumlchspartner des Buddha zur Zeit des Erzaumlhlten nicht als Appell an einen realen Leser bzw Houmlrer zur Zeit des Erzaumlhlens gerichtet Selbstverstaumlndlich ist es moumlglich auf der intradiegetischen Ebene50 die damalige berichtete Sprechsituation zu ana-lysieren und nach der Sprecher-Intention bzw dem Zweck oder Anlass fuumlr die jeweilige Belehrung durch den Buddha zu fragen Diese dann interpretatorisch herausgearbeite Wirkabsicht darf allerdings nicht uneingeschraumlnkt in einen ndash bloszlig vermuteten ndash bdquorealenldquo historischen Kommunikationskontext verpflanzt werden Genau das tut man aber wenn man behauptet die Suttas (als bdquoLehr-redenldquoLehrvortraumlge Buddhas) haumltten aufgrund ihres Inhalts dazu gedient die Novizen in der buddhistischen Lehre zu unterweisen51 Es handelt sich klar um

47 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 13 bdquoOne vital point that the distinction between story and dis-course highlights is that we never deal with a story directly but instead always gather it through the narrative discourseldquo

48 maNNeacute (1990) 8149 Von Metalepse spricht man wenn die Erzaumlhlebenen bdquowiderrechtlichldquo uumlberschritten werden z B

wenn in einem Roman die Figuren beschliessen ihren Autor bzw Erzaumlhler zu besuchen vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v Metalepse

50 bdquoIntradiegetischldquo (von altgr διήγησις bdquoErzaumlhlen Erzaumlhlungldquo) bezeichnet in der Terminologie Geacuterard geNettes des bedeutenden vom Strukturalismus gepraumlgten franzoumlsischen Literaturwissen-schaftlers die Erzaumlhlebene der Geschichte (story) im Gegensatz zur bdquoextradiegetischen Ebeneldquo dem Diskurs vgl oben Fn 46

51 Etwas anderes ist es wiederum zu sagen die Suttas des MN z B haumltten weil sie bdquobald veraltetldquo ge-wesen waumlren als Modelle buddhistischer Unterweisungsmethoden gedient wie dies voN HiNuumlber (1996 sect58 S 30 und 2009 157) fuumlr die Texte des DN die Joy maNNeacute als Debatten klassifiziert hat vorschlaumlgt Dies verschiebt aber das Problem lediglich auf die Verfasser-Kompilatoren-Ebene Bei einem solchen Vorgehen ist dann wiederum der Situations- bzw Kommunikationskontext also die jeweilige synchrone Ebene auf der der textus receptus zu verorten ist zu beachten wie dies von col-liNs (1990 89) zu bedenken gegeben wurde Es ist an einer pragmatischen Analyse grundsaumltzlich gewiss nichts auszusetzen Eine entsprechende (Text-)Pragmatik gilt aber immer nur fuumlr ihre jewei-lige Kommunikationsebene Es gibt zudem einen viel plausibleren naheliegenderen Grund fuumlr die Sammlung und Kodifizierung der Texte der im Kanon selbst (Vin II 2845) auch benannt wird naumlmlich den zu Dokumentationszwecken um eine drohende Verfaumllschung der Lehren nach dem Tod des Buddha zu verhindern vgl Klaus 20 Abschnitt 5 Fn 25 Wenn auszligerdem der Zweck der Suttas der der Unterweisung gewesen waumlre was man in der Textpragmatik je nachdem als co-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 83 08112009 125549

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

84 Bruno Galasek

unterschiedliche Seinsbereiche die im Text selbst mittels deiktischer Woumlrter und Phrasen markiert sind52

Es ergibt sich aus diesem Grundverstaumlndnis eine ganz praktische Konse-quenz Wenn wir zwischen diesen verschiedenen Ebenen nicht bewuszligt un-terscheiden fuumlhrt das im Extremfall dazu dass Uumlbersetzungen aus dem Pāli-Kanon mit Titeln wie bdquoDie Reden Gotamo Buddhos53ldquo oder bdquoDie Lehrreden des Buddha aus der mittleren Sammlungldquo54 bzw bdquoThe Middle Length Discourses of the Buddhaldquo55 erscheinen Daraus ergibt sich dann weiterhin dass man in elektronischen Bibliothekskatalogen zu dem Suchtitel bdquoDie Reden Gotamo Buddhosldquo den Verfassernamen bdquoGotamo Buddholdquo d h bdquoGotama der Er-wachteldquo findet Es ist offensichtlich so dass es sich hierbei um die Spiegelung fehlender Praumlgnanz auf der Begriffsebene handelt Um die Pointe fuumlr Nicht-Indologen vielleicht etwas verstaumlndlicher zu machen Das waumlre ungefaumlhr so als wuumlrde man in einem Bibliothekskatalog oder in einer Bibliographie auf den Eintrag stossen Jesus Christus Das Neue Testament Stuttgart 1973

Aus dieser in jedwedem Erzaumlhlen zu findenden Unterscheidung von zwei Ebenen nach geNette der extradiegetischen und der intradiegetischen Ebe-ne wird dann auch deutlich dass die bisher als sbquoLehrredenlsquo klassifizierten Dialoge bzw Figurenreden ein Element des Erzaumlhlerdiskurses also des bdquoWieldquo der Darstellung bilden Der direkten Rede als einem Modus des Erzaumlhlens in den Pāli-Suttas ndash und noch deutlicher in der ebenfalls nicht selten vorkom-menden Autonomen direkten Figurenrede (die sich durch das Fehlen einer inquit-Formel auszeichnet) ndash kann die Funktion zugeschrieben werden mi-

native (= direktive appellative) oder referentielle (uumlber ein Thema oder einen Sachverhalt infor-mierende) Funktion bezeichnet (egger 41996 137) was fuumlr einen Sinn haumltten dann solche erzaumlh-lerischen Passagen wie z B die Wuumlrfelspieler-Episode im Piyajātika-Sutta oder Erwaumlhnungen wie diese im Raṭṭhapāla-Sutta bdquoDanach brachte er seine Lagerstaumltte in Ordnung [B G] nahm seine Schale und aumluszligere Robe und machte sich auf den Weg um in Richtung Thullakoṭṭhita zu wandernldquo ([hellip] senāsanaṃ saṃsāmetvā pattacīvaraṃ ādāya yena Thullakoṭṭhitaṃ tena cārikaṃ pakkāmi (MN II 61 22ndash24))ldquo Saumlmtliche Passagen in den Suttas die nicht unmittelbar mit der zentralen dogma-tischen Begriffsreihe etc in Zusammenhang stehen waumlren dann eigentlich uumlberfluumlssig

52 Der Begriff sbquoDeixislsquo bezeichnet in der Linguistik die sprachliche Bezugnahme mittels Pronomen bestimmter Artikel Tempusgebrauch und oder lokaler Adverbien deren Bezugspunkt die jeweili-ge aktuelle Sprechsituation ist Evaṃ me sutaṃ (bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo) z B verweist in den Suttas auf einen (moumlglicherweise aktuellen) Sprecher ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati (bdquoZu einer Zeit haumllt sich der Erhabene hellip aufldquo) auf die Ebene der Geschichte und die Verwendung der dritten Person fuumlr den Buddha (bhagavā) z B impliziert eine vermittelnde Erzaumlhlinstanz

53 (1922) Die Reden Gotamo Buddhos aus der mittleren Sammlung Majjhimanikāyo des Pli-Kanons Erstes Halbhundert 1 Uumlbers v Karl Eugen NeumaNN Muumlnchen Piper

54 zumWiNKel K (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Uttenbuumlhl Jhana-Verl 55 NtildeāṆamolibodHi (22001) The middle length discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya

Oxford Pali Text Soc [ua]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 84 08112009 125549

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

85Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

metisch56 die Distanz zwischen Leser bzw Houmlrer und Geschehen also der Dialogsituation zu verringern Unter dem Aspekt der Zeit betrachtet kom-men dabei die Erzaumlhlzeit und die erzaumlhlte Zeit beinahe zur Deckung was den Realitaumltscharakter (bzw die bdquoRealitaumlts-Illusionldquo) des Dargestellten zusaumltzlich erhoumlht57 Die deutliche Scheidung zwischen einer extradiegetischen Ebene die ua im Erzaumlhlerbericht greifbar wird und einer intradiegetischen Ebe-ne entspricht Webers viertem Grundsatz zum Erzaumlhlen sbquoErzaumlhlen hat zwei Orientierungszentrenlsquo58

56 Die Unterscheidung von Mimesis (altgr μίμησις bdquoNachahmungldquo) und Diegesis (διήγησις bdquoEroumlrte-rung Darstellungldquo) findet sich schon bei Aristoteles (Poetik) und Platon Im Platonschen Sinn be-zeichnet Mimesis die Unmittelbarkeit in der Darstellung also in TextenLiteratur die direkte Fi-gurenrede (oder auch den inneren Monolog) durch die der Leser (scheinbar) unmittelbarer am dargestellten Geschehen teilhat als dies bei der Diegesis der Fall ist bei der eine wahrnehmbare Instanz vermittelt vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhltechnischer Terminilsquo s v bdquoDiegesisldquo martiNezscHeFFel 32002 22f insbes Fn 4 u 47f

57 Es koumlnnte hier eingewendet werden dass das Pāli nur die direkte Redewiedergabe kenne und die dialogischen bdquomonologischenldquo Passagen daher kein verfasserintendiertes Stilmittel darstellen koumlnnten Dagegen moumlchte ich folgende Punkte zu bedenken geben 1) Das Ende der direkten Rede-wiedergabe wird im Pāli wie auch im Sanskrit mit der Partikel iti bdquosoldquo (im Pāli meist verkuumlrzt zu ti mit gelaumlngtem vorausgehenden Vokal) angezeigt Diese Wendung zur Wiedergabe von Rede- oder Gedankeninhalten in der (unveraumlnderten) Form in der sie von ihrem Urheber geaumluszligert oder ge-dacht wurden gilt als idiomatisch Im Sanskrit und im Pāli gibt es Formen die grammatikalisch der deutschen indirekten Rede aumlhneln die aber nicht als idiomatisch gelten etwa Relativsatzkonstruk-tionen oder die sbquoAkkusativ-mit-Partiziplsquo-Konstruktion (fuumlr das Pāli vgl PerNiola Vito (1997) Pali grammar Oxford Pali Text Society sect 307 S 395 der diese Konstruktion dort als bdquoreal indirect speechldquo bezeichnet) Im Sanskrit gibt es auszligerdem eine Vielzahl von Verwendungsmoumlglichkeiten der Parti-kel iti z B zur Gedankenwiedergabe der Angabe von Gruumlnden Motiven etc (vgl sPeiJer Jakob S (51998) [1886] Sanskrit Syntax (Fifth Indian Reprint First Edition Leiden) Delhi [u a] Motilal Banarsidass Publ sect 493 S 382) Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-Und auch im Pāli existieren entsprechende Beudeutungsschat-tierungen (s duroiselle Charles (31997) A Practical Grammar of the Pāli Language (Elektronische Download-Ausgabe der 2nd Edition Rangoon British Burma Press 1915 httpwwwbuddha-netnetebooks_shtm) S 176 sect 624 (5) bdquoOften iti has the sense of ldquobecause with the intention of lsquoshowingrsquo cause motive intention purposeldquo ldquojīvituṃ asakkontāldquo ti because we are unable to make a living ldquomaksaṃ paharissāmi [sic]ldquo ti pitu matthakaṃ dvidhā bhindi intending to kill the mosqui-to he broke his fatherrsquos head in twoldquo vgl auch colliNs S (2006) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books S 141f) Fuumlr die Wiedergabe von Gedanken gibt es im Pāli auszligerdem die idiomatische Wendung des Genetivs (der Person) mit einem Verb des Seins (assa etad ahosi bdquoihm war [= kam] folgender [Gedanke]ldquo) 2) Daruumlberhinaus gibt es auch Beispiele fuumlr den sbquoRedeberichtlsquo etwa folgende Stelle aus dem Piyajātika-Sutta bdquo[hellip] und (Nāl ijhaṅga) ging auf dem [Wege] auf wel-chem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] [Dort] angekommen berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenenldquo ([hellip] yena mallikā devī tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpo taṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi) Ich denke die Bsp zei-gen dass es im Pāli sehr wohl moumlglich ist Rede- oder Gedankeninhalte auf verschiedene Weise wiederzugeben wie Redebericht Indirekte Rede und Direkte Rede (vgl FluderNiK 22008 80ff) Lediglich die Erlebte Rede scheint es im Pāli nicht zu geben Der Charakter der Unmittelbarkeit einer Gespraumlchssituation in den laumlngeren Redepassagen der Suttas ist m E also intendiert

58 Weber 1998 43ndash48 vgl dazu auch oben Fn 46

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 85 08112009 125549

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

86 Bruno Galasek

22 Drei wesentliche Strukturelemente in den Suttas

221 Zuerst gilt es den stereotypen Rahmen59 der Suttas strukturell ab-zutrennen Er besteht aus der Einleitungsformel evam me sutaṃ und der die Suttas abschlieszligenden Partikel ti Die Einleitungsformel die Ausdruck ei-ner Authentifizierungsstrategie der Uumlberlieferungstraumlger ist wurde ausfuumlhr-lich von Klaus60 behandelt Hier koumlnnen wir in Bezug auf den fraglichen fiktionalen oder faktualen Status der Suttas aus Sicht der Narratologie eine wichtige Unterscheidung treffen Sprachpraktisch kennzeichnet diese Rah-mung den sich zwischen ihr befindenden Text (= sbquoErzaumlhldiskurslsquo) bzw Bericht (= sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo)61 quasi als Zitat (Die Partikel ti im Pāli entspricht hier den deutschen Anfuumlhrungszeichen)62 bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo bringt zum Ausdruck dass derjenige der diese Worte spricht nicht den Anspruch erhebt Urheber oder Verfasser des Folgenden sondern bdquolediglichldquo der Vermittler zu sein63 Der Rahmen gehoumlrt demnach nicht zum eigentlichen Erzaumlhlbericht Er sig-nalisiert dass der Inhalt des Sutta nicht etwa vom Vortragenden erfunden wurde sondern zum anerkannten Uumlberlieferungsgut der (Theravāda-)Tra-dition gehoumlrt Schenken wir den Berichten Glauben dass zur Sicherung der Uumlberlieferung mehrere buddhistische Konzile (eigentlich saṃgīti bdquo[Versamm-lung zur] gemeinsame[n] Rezitationldquo) stattgefunden haben64 dann richtete sich diese Formel wohl an die bei den Versammlungen Anwesenden bzw in spaumlterer Zeit als der Kanon (mehr oder weniger) geschlossen vorlag an die

59 Als bdquoRahmenldquo bezeichne ich hier nur die Einleitungsformel evam me sutaṃ Das was meist als bdquoRahmenerzaumlhlungldquo bezeichnet wird nenne ich Exposition

60 Klaus 200761 Der sbquoErzaumlhldiskurslsquo bezeichnet das Ergebnis eines Erzaumlhlaktes also die geaumluszligerten Worte oder den

gedruckten Text sbquoErzaumlhlerdiskurslsquo meint die Aumluszligerungen eines Erzaumlhlers bzw einer unpersoumlnli-chen narrativen Instanz (was man in der Narratologie auch sbquocovert narratorlsquo bdquoverdeckter Erzaumlhlerldquo nennt) Eine solche verdeckte Erzaumlhlinstanz liegt in den Suttas eindeutig vor Der Erzaumlhlakt wiede-rum bildet den kommunikativen Rahmen einer Erzaumlhlung und entspricht dem Begriff der narration in Geacuterard geNettes Terminologie (geNette unterscheidet zwischen histoire bdquoGeschichteldquo discours bdquoDiskursldquo und narration bdquoErzaumlhlaktldquo (s oben Fn 46)) (vgl FluderNiK 22008 sbquoKleine Fibel erzaumlhl-technischer Terminilsquo s v bdquoErzaumlhldiskursldquo)

62 Im Sanskrit findet man iti auch am Ende von Werken oder Abschnitten derselben vgl sPeiJer 51998 380 Fn 2

63 Klaus (2007 317) hat dargelegt dass die Formel nicht bedeuten kann dass jemand tatsaumlchlich Oh-renzeuge der folgenden Lehrdarlegung gewesen ist sondern dass bdquoevam me sutaṃ in der Formelspra-che des Theravāda-Kanon Wissen kennzeichnet das [hellip] durch Mitteilung durch andere erworben wurdeldquo (ebd 319) vgl allerdings NormaN 1983 8

64 Vgl zu den Konzilen von Rājagṛha und Vaiśāli lamotte 1988 124ndash410 [1958 136ndash155] (und die Verweise S 124 Fn 43 auf die einschlaumlgige Literatur zum Thema) und zu den Quellen NormaN 1983 sbquoThe History of the Theravādin Traditionlsquo (S 7ff) zusammen mit den dortigen Literatur-verweisen sowie voN HiNuumlber 1996 sect 8 sectsect 181ndash202 (sbquoThe Chronicleslsquo)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 86 08112009 125550

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

87Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Anhaumlnger dieser (Theravāda-)Tradition Wenn ein bestimmtes Sutta dann von einem Gremium aufgrund bestimmter bdquoEchtheitskriterienldquo65 als Buddhawort (buddha-vacana) offiziell anerkannt worden war wurde es in den Kanon aufge-nommen Die Formel evam me sutaṃ am Beginn eines Sutta repraumlsentiert bzw signalisiert narratologisch ausgedruumlckt einen bdquoWahrhaftigkeitspaktldquo66 der zwi-schen dem Vermittler und den Houmlrern bzw Lesern geschlossen wurde und auch fuumlr spaumltere Generationen ndash sofern sie Angehoumlrige der Tradition sind ndash noch gilt In diesem Fall ist also Webers fuumlnfter Grundsatz erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist (kategorial) adressiertlsquo67

Wenn es keine Moumlglichkeit der Uumlberpruumlfung des Dargestellten gibt gilt auf der pragmatischen Ebene lediglich dieser bdquoPaktldquo als hinreichendes Krite-rium fuumlr die Annahme der Faktualitaumlt der Suttas Man kann also sagen dass die Suttas einen Faktualitaumlts-Anspruch geltend machen der sich sich auf die Garantie erstreckt fuumlr authentisch befundenes Uumlberlieferungsgut wiederzu-geben68 Dies ist aber etwas anderes als tatsaumlchlich eine faktuale Erzaumlhlung vorliegen zu haben gabriel beschreibt diesen Sachverhalt aus sprachphiloso-phischer Sicht folgendermassen

bdquoOb Rede fiktional also nicht-behauptend und ohne Anspruch auf Referentialisierbarkeit oder Erfuumllltheit ist laumlszligt sich der Rede selbst nicht ohne weiteres entnehmen [hellip] Fiktionalitaumlt ist deshalb kein se-mantisches Merkmal von Texten in dem Sinne daszlig aufgrund bloszliger Textanalyse entscheidbar waumlre ob ein Text fiktional ist oder nicht Auszligerdem ist zwar in der Regel (textextern) feststellbar daszlig bestimmte Behauptungen wahr oder falsch nicht referentialisierbar oder nicht erfuumlllt sind ob man es uumlberhaupt mit behauptender Referentialisier-

65 Vgl den Begriff der vier mahāpadesa bdquoFour Appeals to Authorityldquo (colliNs 1990 109 Fn 18 u voN HiNuumlber 1996 sect 9 mit den dortigen Verweisen) im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 12330ndash1265 und AN II 16733ndash17019) bdquoDer Traumlger einer muumlndlichen Uumlberlieferung kann sich auf den Buddha selbst berufen von dem er einen Suttanta gehoumlrt hat auf die Moumlnchsgemeinde eines ganz be-stimmten Klosters auf eine groumlszligere Zahl von Moumlnchen und schlieszliglich auf einen einzelnen gelehr-ten Moumlnchldquo (voN HiNuumlber 2009 155f)

66 Der Begriff stammt aus einem Vortrag von Dr Stephan Jaeger (Associate Professor of German Studies University of Manitoba Winnipeg Canada) im Rahmen eines Workshop der Forschergruppe bdquoNarratio aliena Erzaumlhlstrategien in nicht-abendlaumlndischen Kulturenldquo Rheinische Friedrich-Wilhelms Universitaumlt Bonn am 29 Mai 2009 mit dem Titel bdquoPragmatik oder Struktur Zum Spannungsverhaumlltnis von Fiktionalitaumlt und Faktualitaumlt in historiographischen Textenldquo

67 Weber 1998 49ndash5768 Etwas anderes ist es naumlmlich ein Sutta mit dem AnspruchAusspruch enden zu lassen evaṃ etad

bhūtapubban ti bdquoSo [war (= geschah)] dies in alter Zeitldquo wie im Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) im Anschluss an die Aufzaumlhlung der Fuumlrstentuumlmer in denen die aufgeteilten Reliqiuen Buddhas in verschiedenen Stūpas beigesetzt wurden (vgl dazu voN HiNuumlber 1996 sect 54 S 28 und sect 60)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 87 08112009 125550

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

88 Bruno Galasek

barkeit oder Erfuumllltheit beanspruchender Rede zu tun hat ist nicht ohne Beruumlcksichtigung der Intention des Sprechers (Autors) der Re-zeption des Houmlrers (Lesers) und den Konventionen einer Houmlrer- bzw Lesergemeinschaft entscheidbarldquo69

Doch kommen wir zuruumlck zum Erzaumlhlcharakter der Suttas Auf welche Le-benswirklichkeit der Inhalt auch verweisen mag ndash die grammatische Form sei-ner Darbietung bdquoSo habe ich gehoumlrtldquo (evam me sutaṃ) und bdquoZu einer Zeit hielt sich der Erhabene in hellip auf hellipldquo (ekaṃ samayaṃ bhagavā hellip viharati) verweist in jedem Fall auf das Folgende als in der Vergangenheit liegend Damit ist der zweite Grundsatz nach Weber erfuumlllt sbquoErzaumlhlen gilt Nichtaktuellemlsquo70

222 Der sich zwischen diesem Rahmen befindende Bericht ist in der Haupt-sache durch zwei Elemente charakterisiert Zum einen durch die Erzaumlhlerrede oder den Erzaumlhlerbericht (auf deren Gliederungselemente werde ich weiter unten noch zu sprechen kommen) und zum anderen durch zahlreiche teils lange Dialoge bzw Strecken zitierter (Figuren-)Rede Zusaumltzlich wird in den Suttas nicht selten auch noch eine dritte meta- oder hypodiegetische71 Ebene durch laumlngere Erzaumlhlungen einer der Figuren eroumlffnet72 Im Erzaumlhlerbericht wird eine vermittelnde narrative Instanz (= Erzaumlhlinstanz) greifbar die zwi-schen dem Leser (bzw korrekter zwischen der sbquoLeserfigurlsquo vgl die Kommuni-kationsebenen) und dem dargestellten Geschehen vermittelt (s oben Fn 43 u 61) Bedingt durch die Tatsache dass der groumlszligte Teil der Erzaumlhlerrede im Ver-gangenheitstempus (Aorist) verfasst ist und die Erzaumlhlinstanz von den Figuren stets in der dritten Person berichtet liegt die Erfuumlllung des dritten Grundsatzes von Weber vor sbquoErzaumlhler sind Auszligenstehendelsquo73

69 gabriel G (1975) Fiktion und Wahrheit eine semantische Theorie der Literatur Problemata 51 Stuttgart-Bad Cannstatt Frommann-Holzboog 30

70 Weber 1998 24ff71 Die in der Binnenerzaumlhlung dargestellte Welt befindet sich auf einer Ebene unterhalb bzw innerhalb

der Geschichtsebene (histoire) vgl FluderNiK 22008 39 und 113f Der Begriff sbquohypodiegetischlsquo geht auf M Bal zuruumlck und wird von M Fludernik favorisiert da sie geNettes Begriff sbquometadegetischlsquo fuumlr missverstaumlndlich haumllt Allerdings ist wohl keiner der beiden Begriffe bei weiteren subordinierten Geschichtsebenen wirklich nuumltzlich ndash es handelte sich dann naumlmlich um meta-metadiegetische bzw hypo-hypodiegetische etc Ebenen

72 Vgl z B im Piyajātika-Sutta die Binnegeschichte des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder die Geschichte uumlber fruumlhere aumlhnliche Ereignisse in Sāvatthī wie die mit dem Haushaumllter die der Buddha dem Brahmanen Nāl ijhaṅga erzaumlhlt

73 Weber 1998 33ndash43

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 88 08112009 125550

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

89Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

2221 Im Erzaumlhlerbericht aller Suttas gibt es v a zwei sprachliche Wendun-gen die wiederkehrend strukturgebend wirken Ich werde diese Wendungen ndash grammatikalisch handelt es sich um adverbiale Zeitbestimmungen bzw Zeit-adverbien ndash in Anlehnung an alloN74 als Formelnlsquo bezeichnen Zunaumlchst moumlchte ich die tena kho pana samayena-Formel naumlher betrachten die ich als bdquowaumlhrenddessenldquo uumlbersetze75 Diese steht im DN und MN niemals ganz am Beginn eines Sutta76 denn sie ist linguistisch betrachtet auf einen Referenz-zeitraum angewiesen auf den sie pronominal durch das Demonstrativprono-men tena im Instrumental verweist Das kann beispielsweise der durch ekaṃ samayaṃ bdquozu einer Zeitldquo gegebene Zeitraum sein Diese Verwendungsweise deckt sich mit Untersuchungen zur Kasussyntax von burstoN (1977) und voN HiNuumlber (1968) die dem Instrumental im Pāli als Hauptcharakteristikum eine Form der Begleitung der Haupthandlung sei es als Beitrag zur Durchfuumlhrung eines Prozesses (Mittel) als Zusatzinformation (Art und Weise) oder als sbquoinciden-tal involvementlsquo (bdquoNebenhandlung -ereignisldquo) bescheinigen77 Die Eigenschaften des Instrumentals sind Marginalitaumlt Nicht-Essentialitaumlt und Begrenztheit in Bezug zur Satzaussage bzw zum Inhalt (sbquosemantic content of the messagelsquo 78) Dieser Grundcharakter bleibt in saumlmtlichen Verwendungsweisen wiederzuerkennen Im Zusammenhang mit Zeitangaben stellt burstoN die spezifizierte Variante der Simultanitaumlt von Ereignissen und Handlungen fest wenn der Zeitbegriff im Instrumental auf eine kurze Zeiteinheit oder einen Zeitpunkt referiert Die Verbalhandlung ereignet sich an einem Punkt irgendwann im Verlauf eines bestimmten Zeitraums wirkt aber daruumlber hinaus

bdquoEkaṃ samayaṃ und tena kho pana samayena meinen denselben Zeitabschnitt der verschieden gesehen wird Der acc bezeichnet den

74 Vgl alloN 1997 9ndash18 fuumlr seine Diskussion der unterschiedlichen gebraumluchlichen Begriffe (bdquoformulas stock-formulas stock-phrases sterotyped phrasesldquo etc)

75 Die Formel tena kho pana samayena taucht im MN in folgender Haumlufigkeit auf Mūlapaṇṇāsapāl i 24 Mal Majjhimapaṇṇāsapāl i 62 Mal Uparipaṇṇāsapāl i 23 Mal Folgende Suttas des MN haben die For-mel zu Beginn Mūlapaṇṇāsapāl i MN 12 21 22 23 27 31 35 36 38 42 48 50 d h das Verhaumllt-nis ist 11Majjhimapaṇṇāsapāl i MN 52 53 56 61 67 68 69 71 76 77 78 79 85 86 87 89 90 91 93 94 97 98 99 100 d h 23 Mal zu 39 Mal Uparipaṇṇāsapāl i MN 104 105 108 109 110 122 125 128 132 134 136 143 144 d h 13 Mal zu 10 Mal

76 Anders stellt sich die Situation im Vinaya-Piṭaka dar Dort steht die Formel tena samayena in der Tat am Beginn von Berichten vgl dazu voN HiNuumlber 1968 sectsect 132ndash138 Dennoch stimme ich aus og Grund nicht mit der dort geaumluszligerten Ansicht uumlberein dass bdquoekaṃ samayaṃ und tena samayena [hellip] am Beginn von Berichten [stehen] ohne daszlig ein Unterschied zu erkennen istldquo ebd S 142 Auf den Vinaya konnte im Rahmen dieserUntersuchung nicht naumlher eingegangen werden

77 Vgl burstoN 1977 20678 Ebd

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 89 08112009 125550

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

90 Bruno Galasek

gesamten Zeitabschnitt der instr bestimmt die Zeit einer Handlung die mit dem Verlauf dieser Zeit eintrittldquo79

Beide Saumltze die mit bdquozu einer Zeitldquo und bdquowaumlhrendessenldquo beginnen stehen zudem immer im Praumlsens Welche Funktion hat diese Formel nun im Rah-men der Erzaumlhltechnik Die ersten beiden Saumltze nach der Einleitungsformel im Piyajātika-Sutta die ich als Exposition bezeichnen moumlchte vermitteln dem Leser eine Zustandsbeschreibung Mit den Praumldikaten (Bhagavā) viharati bdquo(der Erhabene) verweiltldquo und (ekaputtako) kālakato hoti bdquo(der einzige kleine Sohn) [irgendeines Haushaumllters] ist gestorbenldquo liegen Zustands-Praumldikate vor die an dieser Stelle eine statische Funktion ausuumlben In ihr werden Hintergrundinfor-mationen zum darauf folgenden eigentlichen narrativen Geschehen gegeben in dem Personen bestimmte Handlungen vollziehen Diese Eigenschaft laumlsst sich genauso auch in den anderen nicht am Sutta-Beginn stehenden tena kho pana samayena-Passagen beobachten z B in dem die Wuumlrfelspieler-Episode einleitenden Satz bdquoWaumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfelnldquo (tena kho pana samayena sambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti) Zwar kommt hier mit dem Verb dibbanti bdquosie spielenldquo eine dynamische aktive Verbalhandlung zum Ausdruck deren Funktion ist aber die Darstellung eines Zustandes oder ndash in diesem Fall besser ndash eines Vor-gangs der eine gewisse Zeit andauert(e) Das Praumlsens druumlckt an dieser Stelle also nicht als rein grammatische Kategorie das bdquoJetztldquo eines Geschehens oder eines Ereignisses aus sondern hat hier vielmehr eine bestimmte der Diskurs-ebene zuzurechnende Funktion naumlmlich die Beschreibung eines Ruhezu-stands bdquovor dessen Hintergrund sich schon Handlungen ankuumlndigenldquo80 Als erzaumlhltechnisches Mittel bewirkt das Praumlsens im Zusammenhang mit einem beschreibenden Erzaumlhlmodus die Erzeugung einer Unmittelbarkeit Beim Le-serHoumlrer kann so ein inneres Bild der beschriebenen Szene evoziert werden Der erste Handlungssatz der Geschichte wird in den Suttas stets mit atha kho oder tatra kho in Verbindung mit der Vergangenheitsform des Verbs eingeleitet Die Geschichte ist also in der Exposition noch in einer Art Schwebezustand Da in der Pāli-Sprache praktisch nur noch drei grammatische Zeiten Ver-gangenheit (Aorist) Praumlsens und Futur Verwendung finden kommt fuumlr den beschriebenen Zweck nur das Praumlsens in Betracht Das Pronomen tena referiert hier auf den Zeitraum des gesamten zuvor geschilderten Geschehens naumlmlich auf die berichtete Unterhaltung zwischen dem Buddha und dem Haushaumllter

79 voN HiNuumlber 1968 sect 13480 Vgl FluderNiK 22008 54 Im Englischen wuumlrde man hier das (past) progressive verwenden

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 90 08112009 125550

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

91Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

und nicht auf einen explizit bestimmten Referenzzeitraum wie im Fall von ekaṃ samayaṃ

Eine weitere Funktion dieser Formel im Zusammenhang mit der Konturierung der Handlung ist die Synchronisierung von Handlungsverlaumlufen indem ndash wie wir gesehen haben ndash die zeitliche Bestimmung zweier Vorgaumlnge oder Zustaumlnde zur Deckung gebracht werden und so die jeweiligen Aktanten zusammentreffen81 Denn inhaltlich ist mit jedem durch tena kho pana samayena eingeleiteten Satz auch die Neu- oder Wiedereinfuumlhrung von Charakteren oft auch ein Ortswechsel und somit die Schilderung eines zum vorausgegangenen Bericht parallel verlaufenden Zustandes oder eines parallel verlaufenden Ereignisses verbunden Diese unterschiedlichen Bereiche werden durch die grammatische Verknuumlpfung zeitlich synchronisiert was von FluderNiK als ein wesentliches Merkmal von Handlungsstraumlngen bezeichnet wird Da den Verfassern hier m E der Aspekt der Synchronisierung wichtig war moumlchte ich die durch diese Formel eingeleiteten Handlungssequenzen als Handlungsstraumlnge bezeichnen auch auf die Gefahr hin dass das was dabei in den Pāli-Texten vorliegt wahrscheinlich nicht uneingeschraumlnkt mit dem was in Romanen oder Novellen darunter verstanden wird deckungsgleich ist82 In jedem Fall aber ist durch diese Formel letztlich der sechste Grundsatz zum Erzaumlhlen nach Weber in den Suttas erfuumlllt sbquoErzaumlhlen ist entfaltetes Berichtenlsquo ndash es bdquoakzentuiert den Verlaufldquo83 nicht das Ergebnis wie bei einem Bericht

2222 Ein weiteres wichtiges und strukturgebendes Element in den Suttas ist die bereits erwaumlhnte Formel atha kho bdquo[und] danndann fuumlrwahrda nun etcldquo durch die Saumltze des Erzaumlhlerberichts in denen Figurenhandlungen beschrie-ben werden eingeleitet werden84 Das Tempus des Verbs in diesen Saumltzen ist immer der Aorist also das bdquoklassischeldquo Erzaumlhltempus im Pāli fuumlr das Erzaumlhlen

81 Interessanterweise verhaumllt sich die Liste der Suttas in welchen die tena kho pana samayena-Formel vorkommt genau komplementaumlr zu der oben in Fuszlignote 13 aufgestellten Allein der Gebrauch der tenahellip-Formel (sie findet sich im MN immerhin insgesamt 109 Mal in 90 Suttas) zeigt also schon an dass das entsprechende Sutta eine komplexere Erzaumlhlstruktur aufweist Das wuumlrde be-deuten dass mit knapp 60 der Suttas des MN Erzaumlhlungen vorliegen auf die das bdquoLehrreden-mit-Rahmenerzaumlhlungenldquo-Schema uumlberhaupt nicht zutrifft

82 Vgl FluderNiK 22008 57f Ein Handlungsstrang zeichnet sich im Gegensatz zur Episode z B durch seine Laumlnge aus Die Untersuchung von Handlungsstraumlngen und ihrer Verknuumlpfung bietet sich streng genommen eher zur Beschreibung von Makrostrukturen laumlngerer Texte wie Romanen an

83 Weber 1998 62 (sechster Grundsatz S 58-64)84 Atha ist im Pāli wie im Sanskrit eine indeklinierbares (Temporal-)Adverb mit der Bedeutung bdquonun

dann uumlberdiesldquo Kho (Skt Khalu) ist ein emphatische Partikel welche das unmittelbar vorangehende Wort betont oft aber als Fuumlllwort unuumlbersetzt bleibt Eine Angabe von Belegstellen dieser Formel eruumlbrigt sich da sie ubiquitaumlr ist Hervorzuheben ist der Einsatz von atha kho (bzw tatra kho) am Be-

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 91 08112009 125551

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

92 Bruno Galasek

von Vergangenem und zwar das Berichten von Handlungen der Figuren der Geschichte in der dritten Person Das Zeitadverb atha [kho] strukturiert sprach-lich den Verlauf der Handlung auf der Diskursebene chronologisch Von den so eingeleiteten Saumltzen gehen daruumlber hinaus die wesentlichen Impulse fuumlr den Handlungsverlauf aus Da bdquozwischenldquo den Saumltzen des Erzaumlhlerberichts oft-mals Ellipsen Zeitspruumlnge in der dargestellten Welt auftreten und sie in aller Regel zeitraffend sind wird hier das Erzaumlhltempo gegenuumlber den dialogischen Passagen deutlich beschleunigt85

Mit diesem sprachlichen Gliederungselement liegt in den Suttas ein weiteres grundlegendes Merkmal fuumlr Erzaumlhlen im Sinne des ersten Grundsatzes von Dietrich Weber vor das er als bdquodas Prinzip des Geschichtenerzaumlhlensldquo uumlberhaupt bezeichnet sbquoErzaumlhlen ist serielle Rede von zeitlich bestimmten Sachverhaltenlsquo und zwar Erzaumlhlen als Darstellung von Situationsveraumlnderung nach dem Muster bdquoUnd dann hellipldquo86

An dieser Stelle sei noch angemerkt dass es noch weitere sprachliche For-meln gibt die die Handlung voranbringen Zum einen geschieht dies durch die locativus absolutus-Konstruktion evaṃ vutte bdquonachdem so gesprochen worden war hellipldquo Zum zweiten mittels der ndash fuumlr das Pāli ungewoumlhnlichen ndash prolep-tischen Satzanfangsstellung des Verbs ebenso gefolgt von der emphatischen Partikel kho wodurch der Handlungscharakter des betreffenden Satzes betont wird Worin der praktische Unterschied in der Verwendung dieser Formeln liegt muumlsste eingehend an einer groumlszligeren Zahl von Texten untersucht werden Eine Beobachtung kann ich hier mitteilen naumlmlich dass zumindest an einer Stelle im Text des Aṅgulimāla-Sutta (MN II 9818-25) im gleichen Satz in einer woumlrtlich wiederholten Passage einmal evaṃ vutte und einmal atha kho steht Der Unterschied ist hier offensichtlich der dass die Verwendung von evaṃ vutte im Gegensatz zu atha kho auf den Anschluss an Direkte Rede eingeschraumlnkt ist

23 Kohaumlrenz

Da im Piyajātika-Sutta kein wirklicher Haupthandlungsstrang ausgemacht wer-den kann stellt sich die Frage nach dem Zusammenhalt der Kohaumlrenz des

ginn eines jeden Suttas nach der Exposition als bdquoTextsignalldquo fuumlr den ersten Handlungssatz inner-halb der Erzaumlhlung

85 Vgl z B im Piyajātika-Sutta (MN II 1081f) die Passage wo der Koumlnig Pasenadi die Koumlnigin Mallikā wuumltend wegschickt und im naumlchsten Satz Mallikā den Hofpriester (purohita) Nāl ijaṅgha anspricht (atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi) Es wird nicht berichtet wann oder wie sie zu ihm gelangt ist

86 Weber 1998 15f

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 92 08112009 125551

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

93Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

Textes Es handelt sich strukturell bei den einzelnen Textabschnitten ndash also z B der Begegnung des Haushaumllters mit den Wuumlrfelspielern oder der Bin-nengeschichte des Buddha ndash eigentlich um Episoden denn sie besitzen einen deutlich erkennbaren Anfang und Schluss und eine logische innere Struktu-rierung87 Uumlberhaupt scheint der gesamte Text episodisch aufgebaut zu sein ndash eine Episode reiht sich an die andere M E gibt es dennoch einen bdquoroten Fa-denldquo eine Verbindung zwischen den einzelnen Textpassagen die es erlaubt von einer fortlaufenden zusammenhaumlngenden Erzaumlhlung zu sprechen und die in der Hauptsache aus zwei Elementen besteht Das eine Element ist der Buddha sprachlich manifest durch seinen Ehrentitel bhagavat bdquoder Erhabe-neldquo und das zweite Element ist der vom Buddha dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerte Ausspruch bdquoGerade durch die die uns lieb sind werden Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā piyappabhavikā) Die Kontinuitaumlt dieser Elemente durch den gesamten Erzaumlhlverlauf hindurch wird durch sprachliche Wiederaufnahme hergestellt wodurch eine hintergruumlndige Kohaumlrenz des gesamten Sutta be-wirkt wird Der Ausspruch wird insgesamt 28 Mal im Verlauf der Erzaumlhlung woumlrtlich wiederholt Im Kontrast dazu steht der vom Haushaumllter geaumluszligerte und von den Wuumlrfelspielern gutgeheiszligene Ausspruch des Haushaumllters bdquoDurch die die uns lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die uns lieb sind werden [jene Gefuumlhle] verursachtldquo (piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhāvikā) Direkte semantische Gegensatzpaare bilden hier bdquoKummer vs Freudeldquo (soka vs ānanda) und bdquoNiedergeschlagenheit vs Gluumlckldquo (domanassa vs somanassa) in Bezug auf die die einem lieb sind Ein wei-teres Gegensatzpaar tut sich in der ersten Aumluszligerung des Buddha gegenuumlber dem Haushaumllter auf als dieser jenen aufsucht In dem Satz bdquoNicht sind deine Sinneskraumlfte die eines im eigenen Geist fest Stehenden es liegt eine Unbestaumln-digkeit (Anderssein Abweichung) deiner Sinneskraumlfte vorldquo (na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) stehen sich die Begriffe bdquoṭhitassaldquo und bdquoantildentildeathattaṃldquo in der Bedeutung bdquofest stehen [im eigenen Geist] ruhenldquo und bdquoVeraumlnderung Unbestaumlndigkeit Anderssein Abweichungldquo als Beschreibungen unterschiedlicher (unsteter) Geisteszustaumlnde gegenuumlber Diese beiden Gegensatzpaare aus Buddhas Aumluszligerungen werden gegen Ende des

87 Der Beginn der Wuumlrfelspieler-Episode ist sprachlich durch tena kho pana samayena und inhaltlich durch das Aufsuchen der Wuumlrfelspieler durch den Haushaumllter bestimmt der Schluss durch den (scheinbaren subjektiven) Ruhezustand des Haushaumllters seine Zufriedenheit mit der Antwort der Wuumlrfelspieler die seine eigene Auffassung der Lage bestaumltigt Der Haushaumllter tritt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wieder in Erscheinung

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 93 08112009 125551

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

94 Bruno Galasek

Piyajātika-Suttas in dem Gespraumlch zwischen Koumlnig Pasenadi und der Koumlni-gin Mallikā von dieser woumlrtlich wieder aufgegriffen und zusammengefuumlhrt in der Frage bdquoWas meinst du groszliger Koumlnig wuumlrden dir Kummer Klage Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Unbestaumlndigkeit Anderssein der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo (taṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyuṃ soka-parideva-dukkha-domanasslsquo-upāyāsā) Der Wahrnehmungsfehler auf den durch den Ausdruck bdquoUnbestaumlndigkeit Anderssein der Sinneskraumlfteldquo (indriyānaṃ antildentildeathattaṃ) hin-gewiesen wird und dessen Bedeutung in der Binnengeschichte des Buddha durch die Fragesaumltze bdquoHabt Ihr meine (Mutter etc) gesehenldquo (api me hellip adda-satha) noch verdeutlicht wird besteht darin dort Bestaumlndiges anzunehmen wo es in Wirklichkeit nur Veraumlnderliches gibt Bestaumlndigkeit kann nur bdquoim eigenen Geistldquo (sake citte) gefunden werden Aus Haumlngen an Veraumlnderlichem entsteht nur Leiden Zugrunde liegt dem die im Buddhismus in der Form der tilakkhaṇas (bdquodrei Kennzeichnen [allen Seins]ldquo) formulierte Einsicht Buddhas in die Unbe-staumlndigkeit aller Gegebenheiten

24 Frequenz

Ein weiteres auffaumllliges Merkmal der Pāli-Suttas ist in diesem Zusammenhang das in der Einleitung bereits erwaumlhnte Phaumlnomen des Wiederholungsreichtums uumlber weite Strecken des Textes also eine ungewoumlhnliche zumindest fuumlr die europaumlischen Literaturen eher seltene Form des singulativen Erzaumlhlens Hier wird sbquon-mal erzaumlhlt was sich n-mal ereignet hatlsquo88 und zwar meistens syntak-tisch absolut parallel Ein anschauliches Beispiel hierzu gibt die Binnenerzaumlh-lung des Buddha im Piyajātika-Sutta ab in der er zur Illustration des von ihm am Anfang der Geschichte dem Haushaumllter gegenuumlber geaumluszligerten Spruchs von fruumlheren aumlhnlichen Ereignissen in Sāvatthī berichtet Es aumlndern sich in diesen Saumltzen lediglich die Personen(-bezeichnungen) denen der Verlust eines nahen Menschen jeweils zustoumlsst Der Vorgang hingegen ist immer der gleiche und er wird immer gleich erzaumlhlt Warum aber geschieht das Aus der zitierten Figurenrede des Buddha an den Brahmanen Nāl ijhaṅga erfahren wir dass die folgende Erzaumlhlung seinen fruumlher geaumluszligerten Ausspruch illustrieren werde bdquoDas kann man nun auch Brahmane auf die folgende Weise verstehenldquo (tad aminā plsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ) Der bdquowestlicheldquo LeserHoumlrer

88 Vgl martiNezscHeFFel 32002 45f die hier als Beispiel fuumlr die bdquoProblematik dieser Art von buchstaumlblicher Reproduktionldquo (ebd 45) eine Passage aus Cervanteslsquo Don Quijote anfuumlhren in der diese Erzaumlhlweise karikiert wird

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 94 08112009 125551

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

95Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

erwartet im Folgenden sicherlich eine Erklaumlrung und Interpretation des ange-sichts eines so gravierenden menschlichen Verlustes schwer nachvollziehbaren Ausspruchs Zumindest wuumlrde man doch auch von einer religioumlsen Autoritaumlt wie dem Buddha eine Art troumlstender Ratschlag oder sogar eine Handlungsan-weisung erwarten die das entstandene Leid vielleicht etwas mildern wuumlrde

Stattdessen aber folgt eine ndash bei der Wiedergabe des Textes im Anhang stark abgekuumlrzte ndash sich uumlber 14 Wiederholungen erstreckende Aufzaumlhlung von aumlhnlichen Faumlllen in der Vergangenheit ndash keine Erklaumlrung keine Interpretation kein Rat Diese Passage wird nur im Licht der buddhistischen Weltsicht des anfangs- und endlosen Kreislaufs der Existenzen und der darin inhaumlrenten Probleme (dukkha) verstaumlndlich89 Das sprachliche Mittel der Wiederholung bildet an dieser Stelle foumlrmlich jenen Kreislauf saṃsāra ab Leid ist nicht laumln-ger Eigentum und bdquogutes Rechtldquo des Haushaumllters weil dessen einziger Sohn gestorben ist Die Tatsache des Leidens ist allgegenwaumlrtig und universal es bedarf keiner individuellen Erlaumluterung Ihren tragischen Houmlhepunkt erreicht die Binnengeschichte in der Schilderung des Mordes eines Mannes an seiner Frau mit anschlieszligendem Selbstmord der die drohende Trennung des Paares verhindern soll

In dieser gesamten Passage kommt sehr anschaulich ein kulturspezifischer Topos zum Ausdruck Das Rad als altes vedisches (eigentlich indogermani-sches) Symbol fuumlr die Sonne und ihren periodischen Lauf und somit als Aus-druck eines ewigen ordnenden Prinzips (rta) stand auch Pate fuumlr die erstmals in den Upaniṣaden zum Ausdruck kommende Interpretation der Welt bzw des wiederkehrenden Weltgeschehens als (Existenz-)Kreislauf (saṃsāra-cakra) Die Tatsache der in der kosmischen zyklischen Bewegung impliziten Vergaumlng-lichkeit wird in Upaniṣaden und besonders im Buddhismus bezogen auf das Individuum als Teil dieses Kreislaufs als leidhaft bewertet90

Es ist zu vermuten dass auch hinter anderen sprachlichen Repraumlsentationen bzw Formeln im Pāli-Kanon Adaptationen aumlhnlicher kulturell spezifischer bdquoweltinterpretierenderldquo Symbole stecken91 Wenn etwa der Besuch des Koumlnigs Pasenadi beim Buddha im Aṅgulimāla-Sutta (MN II 10026f) mit der

89 Vgl etwa emmricH Christoph (1996) Die lange und die guumlnstige Zeit Strukturen religioumlser Zeiter-fahrung im Sutta-Piṭaka In Berliner Indologische Studien (BIS) 910 S 139ndash149 140f ferner colliNs (199192)

90 Vgl HorscH 1957 62ndash70 Im vedischen Kontext war dies indes noch nicht der Fall Dort stand eher eine Vorstellung von periodischer Erneuerung des Lebens durch rituelle Handlungen (karma) und der lebensbejahende Wunsch nach einer bdquovollen Lebenspanneldquo (sarvam āyus) im Diesseits im Fokus der Betrachtungen Wie und warum es zu dem radikalen Wandel in der Bewertung kam konnte bisher nicht befriedigend erklaumlrt werden

91 Ebd 62

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 95 08112009 125551

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

96 Bruno Galasek

formelhaften Wendung beschrieben wird bdquoNachdem [er Pasenadi] mit dem Wagen so weit gefahren war wie der Grund fuumlr Wagen [befahrbar] war stieg er ab und ging als bloszliger (eva) Fuszliggaumlnger dorthin wo der Erhabene warldquo (yāvatiko yānassa bhūmi yāyena gantvā yānā paccārohitvā pattiko va yena Bhagavā tenlsquo upasaṃkami) dann bdquoschwingtldquo hier auch eine symbolische Ebene neben der woumlrtlichen mit Nicht nur dass der Buddha (im woumlrtlichen Sinne) vermutlich oft in Zuruumlckgezogenheit in unzugaumlnglichen Waumlldern verweilte und somit wahrscheinlich einfach schwer erreichbar war ndash das zum Stillstand kommen der Raumlder des koumlniglichen Wagens der das Machtsymbol des Weltenherrschers (cakra-vartin) ist bedeutet auch dass der Koumlnig hier seinen Machtbereich verlassen muss und als Fuszliggaumlnger das (geistige) Reich des Buddha betritt Der Einsatz solcher sprachlichen Mittel dient in der pragmatischen Dimension von Texten der sbquoLeserlenkunglsquo und wird als sbquoStrategielsquo bezeichnet92

Ganz unabhaumlngig von der Verfasserfrage offenbart sich hier einmal mehr der Konstruktcharakter der Suttas Erzaumlhlungen sind mehr Rekonstruktionen oder Interpretationen von Welt und Welterleben als objektive Repraumlsentatio-nen derselben93

25 Die narrative Instanz94

Nach einigem zum bdquoWieldquo moumlchte ich zum Schluss noch auf eine weitere Besonderheit der Darstellung in den Pāli-Suttas eingehen und mich anhand textinterner Uumlberlegungen der Frage annaumlhern bdquoWer spricht hier eigentlichldquo Wenden wir uns also mit der etwas modifizierten Ausgangsfrage bdquoWer erzaumlhlt hier eigentlich wem wasldquo fuumlr geNettes Kategorie der Stimme (voix)95 im Hin-

92 Vgl egger 41996 13893 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 894 Ich werde im Folgenden die Terminologie des erzaumlhltheoretischen Modells von geNette verwenden

vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 FluderNiK 22008 113ndash118 Sein Modell ist m E variabler in der Anwendung auf jedwede Literatur wegen der groumlszligeren Unabhaumlngigkeit seiner einzelnen (strukturalistischen) Kategorien die dementsprechend freier kombiniert und angewendet werden koumlnnen Franz K staNzels sbquoTypenkreislsquo seiner drei sbquoErzaumlhlsituationenlsquo reflektiert sehr stark die Situation in europaumlischer fiktionaler Literatur (vgl FluderNiK 22008 117)

95 sbquoStimmelsquo (voix) stellt eine der drei Grundkategorien geNettes auf der Diskursebene dar (die beiden anderen sind sbquoZeitlsquo (temps) und sbquoModuslsquo (mode)) Die zentrale Kategorie der Stimme gibt Antwort auf die Frage bdquoWer sprichtldquo Wie bereits oben in der Diskussion der Erzaumlhlebenen angesprochen fungiert hauptsaumlchlich der AutorKompilator als Verbindungsglied zwischen einer Erzaumlhlung und ihrem entsprechenden historischen Kontext und nicht die Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 29ff Innerhalb der Kategorie Stimme lassen sich drei Aspekte unterscheiden sbquoZeitpunkt des Erzaumlhlenslsquo (beschreibt das Zeitverhaumlltnis zwischen dem Erzaumlhlakt und dem erzaumlhlten Geschehen) sbquoErzaumlhlebenelsquo (beschreibt auf welcher Erzaumlhlebene sich die Erzaumlhlinstanz befindet (Diskurs- oder

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 96 08112009 125552

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

97Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

terkopf noch einmal dem Beginn des Piyajātika-Sutta zu Nachdem uns der Aufenthaltsort des Buddha mitgeteilt wurde erfahren wir nun im naumlchsten Satz von einem gewissen Haushaumllter und dessen psychischer Verfassung nach-dem dessen noch kleiner Sohn gestorben ist Dieser zweite Satz der Exposition liefert uns in einer Art knapper Ruumlckblende Hintergrundinformationen zu einem gerade eingefuumlhrten Charakter der Geschichte Der Erzaumlhler hat hier offensichtlich Kenntnis uumlber unterschiedliche Geschehnisse und Zustaumlnde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten und er zieht Schlussfolge-rungen wenn er ndash durchaus durch Auszligensicht moumlgliche ndash Beobachtungen der Handlungen des Haushaumllters mit dem Tod des Sohnes und der psychischen Verfassung desselben in Verbindung bringt Dann folgt ein chronologisches Fortschreiten der Geschichte mit dem Besuch des Haushaumllters beim Buddha und der stattfindenden Unterhaltung

Als naumlchstes aber erfahren wir von der Begegnung desselben Haushaumllters mit Wuumlrfelspielern bei der dieser in einer Binnenerzaumlhlung das gesamte bis-herige von einem heterodiegetischen Erzaumlhler in der dritten Person erzaumlhlte Geschehen wortwoumlrtlich in der Ich-Form (als so genanntes sbquoerzaumlhlendes Ichlsquo) wiederholt Was bedeutet dieser Sachverhalt fuumlr unsere Erzaumlhlinstanz Doch nichts anderes als dass die Quelle der Informationen ndash und erinnern wir uns an die Ausgangsfragestellung ndash die wir vorher als die Rede bzw genauer als die uumlbergreifende Sicht (= sbquoNullfokalisierunglsquo s unten Fn 98) eines extradiegeti-schen Erzaumlhlers verstanden hatten ebensogut eine empirische Person gewesen sein koumlnnte An diesem Punkt muumlssen wir uns zwei Besonderheiten der Suttas in Erinnerung rufen erstens machen sie selbst fuumlr sich einen Faktualitaumltsan-spruch geltend (bdquoevam me sutaṃldquo) und zweitens sind sie anonym verfasst Wir haben in den Texten keine greifbare Erzaumlhlerfigur vorliegen wohl aber eine verdeckte Erzaumlhlinstanz (bdquocovert narratorldquo) Der Erzaumlhler in den Suttas druumlckt sich selbst nicht aus er wertet nicht er erhellt dem Leser nichts indem er etwa kommentiert er appelliert nicht explizit an den Leser wie dieser eine Aumluszlige-rung Handlung oder Begebenheit in der Geschichte bewerten oder verstehen soll Zuweilen tritt er sogar ganz hinter eine der Figuren zuruumlck wie in der Binnenerzaumlhlung des Haushaumllters Auf die Frage wer da eigentlich spricht er-halten wir aus dem Text selbst also keine Antwort Und ist es nicht vielmehr so dass es eigentlich gar keinen Erzaumlhler gibt Ist es nicht so ndash wie allgemein ange-nommen wird ndash dass uns als vermittelnde Instanz in der zu Beginn so bezeich-

Geschichts- bzw hypodiegetische Ebene) und sbquoDistanzlsquo (beschreibt die Stellung der Erzaumlhlinstanz zum Erzaumlhlten die zwei Enden einer Skala sind dabei nach geNette Der Erzaumlhler ist am Geschehen beteiligt (= sbquohomodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) oder er ist nicht beteiligt (= sbquoheterodiegetischer Erzaumlhlerlsquo) vgl martiNezscHeFFel 32002 67ndash89

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 97 08112009 125552

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

98 Bruno Galasek

neten Erzaumlhlerrede eine Reihe von anonymen Kompilatoren entgegentreten deren Leistung darin bestand muumlndlich Uumlberliefertes zusammenzustellen und zu ordnen Andererseits zeigt der Umgang mit dem Material dass es ein em-plotment gibt wenn z B der Ich-Bericht des Haushaumllters uumlber seine Begegnung mit dem Buddha als Exposition an den Beginn des Piyajātika-Sutta gestellt wird Eine solche Aufbereitung wie auch immer gewonnener realer oder fiktiver Informationen geht eindeutig uumlber bloszliges Kompilieren hinaus sie laumlsst eine zwar einfache aber aktive Strukturierung und Gestaltung von Textmaterial erkennen Ein emplotment ist wie wir schon an fruumlherer Stelle gesehen haben (s oben Fn 43) auch ein deutliches Anzeichen fuumlr das Vorhandensein einer Erzaumlhlinstanz der eben genau diese Kompetenzen eignen96 Und wie verhaumllt es sich mit der Passage in der die narrative Instanz den Buddha in seiner Bin-nenerzaumlhlung berichten laumlsst bdquoDann schnitt der Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend mit der Klinge] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen seinlsquoldquo Handelt es sich dabei um einen Kommentar der Erzaumlhlinstanz oder um einen Kommentar des Buddha oder darum was jemand anderes dazu gedacht hat und in seinen Bericht aufgenommen hat der dann dem Buddha zu Ohren gekommen ist und den er hier wiedergibt Die Beispiele in dieser Richtung waumlren anhand von Textstellen beliebig zu vermehren Es wird aber bereits ersichtlich dass dieses zugegebenermaszligen etwas verwirrende Fragespiel die nicht allein durch textinterne Merkmale zu entscheidende Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw der Faktualitaumlt der Pāli-Suttas widerspiegelt denn das Vorhandensein einer sbquodop-pelten Kommunikationssituationlsquo gilt als wichtiges Indiz fuumlr Fiktionalitaumlt97

Stellen wir zusaumltzlich noch die Frage bdquoWer siehtldquo d h nach der Ka-tegorie der Fokalisierungsinstanz in der Terminologie geNettes98 ergeben sich weitere interessante Einsichten Denn nicht nur die narrative Instanz ist schwierig zu fassen auch die Fokalisierungsinstanzen koumlnnen offenbar wech-

96 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 30 bdquoThe narrator manages the exposition decides what is to be told how it is to be told (especially from what point of view and in what sequence) and what is to be left outldquo

97 Vgl martiNezscHeFFel 32002 17f98 Der Begriff der sbquoFokalisierunglsquo wurde von geNette als narratologische Kategorie zur Beschrei-

bung der Perspektive von Erzaumlhlungen eingefuumlhrt Fokalisierung traumlgt der Tatsache Rechnung dass in fiktionalen Texten der Standpunkt des Sprechers der Erzaumlhlinstanz nicht mit dem Standpunkt der wahrnehmenden Instanz identisch sein muss Die Begriffe sbquoErzaumlhlperspektivelsquo oder sbquoErzaumlhlsitu-ationenlsquo (F K Stanzel) machen nach geNette diese Unterscheidung nicht bzw basieren daruumlber-hinaus auf einer unklaren Vermischung von Wahrnehmungs- und Erzaumlhlinstanz vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 92ndash96 insbes 92 Es werden drei verschiedene sbquoFokalisierungstypenlsquo beschrieben Nullfokalisierung interne und externe Fokalisierung vgl martiNezscHeFFel 32002 63ndash67 Flu-derNiK 22008 47ndash50 die dort ein modifiziertes Modell vorschlaumlgt

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 98 08112009 125552

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

99Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

seln Als recht illustratives Beispiel kann eine Passage aus dem Aṅgulimāla-Sutta (MN II 98 27ndash10012) dienen In diesem Sutta wird berichtet wie der Buddha durch die Demonstration seiner Wunderkraumlfte (iddhi) den Moumlrder Aṅgulimāla der an einer Hauptstrasse im Koumlnigreich Kosala Reisenden auflauert um sie zu toumlten das Handwerk legt und ihn sogar in den saṅgha den Moumlnchsorden aufnimmt wo er spaumlter die Arhatschaft erlangt Die Textstelle wo beschrieben wird wie Aṅgulimāla mit dem Buddha zusammentrifft vermittelt deutlich die Perspektive Aṅgulimālas Ich moumlchte hier kurz eine Uumlbersetzung der Passagen oder Phrasen geben die das verdeutlichen Im ersten Satz finden wir eine proleptische Anfangsstellung das Verbs vor das im Pāli normalerweise am Ende eines Satzes steht bdquo[Da] sah der Raumluber Aṅgulimāla den Erhabenen [hellip]ldquo (Addasā kho coro Aṅgulimāla Bhagavantaṃ [hellip]) Es wird also der Vorgang des Sehens bei Aṅgulimāla betont Das naumlchste Signal in demselben Satz das auf den Moumlrder Aṅgulimāla als Fokalisierungsinstanz hinweist ist die Phrase bdquo[hellip] schon von weitem herankommenldquo ([hellip] dūrato va āgacchantaṃ)99 Dar-auf folgt eingeleitet durch die idiomatische Wendung bdquoihm kam folgender [Gedanke]ldquo (assa etad ahosi) ein laumlngeres Gedankenzitat in welchem zum Aus-druck kommt wie sich Aṅgulimāla daruumlber verwundert dass ein Wanderasket (samaṇa) ohne Begleitung die von ihm kontrollierte Straszlige heraufkommt Die simple Tatsache dass der Buddha von Aṅgulimāla hier unerkannt als samaṇa als Wanderasket identifiziert wird zeigt schon an dass die Situation als aus dessen Sicht wahrgenommen beschrieben wird Es folgen darauf noch weitere Gedankenzitate waumlhrend der Moumlrder sich anschickt den Buddha zu uumlberfal-len Aber ich will es bei diesem Beispiel belassen Im Anschluss daran wechselt die Perspektive wieder in die einer unpersoumlnlichen verdeckten Erzaumlhlinstanz In dieser Passage liegt also interne Fokalisierung ndash oder vorsichtiger formuliert eine Annaumlherung an den Wahrnehmungshorizont der Figuren100 ndash als erzaumlhl-technisches Mittel vor Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung als dass das Phaumlnomen des Erzaumlhlens bei dem das Erzaumlhlte uumlber laumlngere Textpassagen hinweg als durch das Bewuszligtsein einer so genannten sbquoReflektorfigurlsquo bdquogefiltertldquo wahrgenommen dargestellt wird in der Narratologie als relativ jung angese-hen wird101

Wir haben also gesehen dass sich die Erzaumlhlinstanz uumlberwiegend als auszligenstehend also extradiegetisch (= bdquoOrt der Sicht von auszligerhalb der 99 Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen in den Suttas haumlufig vorkommenden formelhaften

Ausdruck100 Vgl etwa Weber 1996 61 zum bdquoerlebnisperspektivischen Erzaumlhlenldquo101 Vgl Weber 1998 61 NeumaNNNuumlNNiNg 2008 87 bdquoWith the exception of important forerunners

(eg the novels of Jane Austen) the figural narrative situation [= Stanzelrsquos lsquopersonale Erzaumlhlsitua-tionrsquo] developed out of the authorial narration at the end of the 19th centuryldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 99 08112009 125552

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

100 Bruno Galasek

Geschichtsebeneldquo) heterodiegetisch (= bdquoals nicht gleichzeitig Figur der Geschichteldquo) verdeckt (bzw neutral) und aus Nullfokalisierung (= nicht an einen eingeschraumlnkten Wahrnehmungshorizont gebunden) vermittelnd geriert dass aber die Fokalisierung durchaus variabel ist Die Frage nach dem bdquoWer sprichtldquo gestaltet sich letztlich schwierig und scheint an die Beantwortung der Frage nach der Fiktionalitaumlt bzw Faktualitaumlt der Suttas gekoppelt zu sein

3 Fazit

Jetzt koumlnnen wir vielleicht auch verstehen wie es zu der Annahme kommen kann bei den Suttas handele es sich um bdquoLehrreden mit Rahmenerzaumlhlun-genldquo Uumlbernimmt man einfach den Faktualitaumltsanspruch der Suttas in Bezug auf die dialogischen Passagen dann kann der Eindruck entstehen dass es sich um kompilierte Texte handelt in denen der oder die Verfasser mit dem Erzaumlh-ler bzw der narrativen Instanz gleichzusetzen sind Dann wirken die Passagen der Figurenreden tatsaumlchlich sehr lebendig im Gegensatz zum Erzaumlhlerbe-richt der einen eher kuumlnstlichen Eindruck erweckt durch die Verwendung ste-reotyper Formeln und festgelegter Textbausteine fuumlr bestimmte Handlungen und Vorgaumlnge Aber abgesehen davon dass diese Einschaumltzung einer differen-zierten Betrachtung des Textmaterials nicht standhaumllt102 ist daruumlber hinaus immer noch die Unterscheidung zwischen einer Lehrrede und einem Bericht uumlber eine Lehrrede zu treffen Wie wir gesehen haben ist auszligerdem aufgrund bestimmter interner Textmerkmale103 ebenso an manchen Textstellen die An-nahme einer sbquodoppelten Kommunikationssituationlsquo einer zwischen Verfasser und realem LeserHoumlrer zu verortenden fiktiven Sprechsituation und damit einer Trennung zwischen AutorKompilator und Erzaumlhlinstanz denkbar und an manchen Stellen draumlngt sich eine solche nahezu auf Textimmanent kann daruumlber aber keine Entscheidung gefaumlllt werden da wir nicht mehr mit absolu-ter Gewissheit sagen koumlnnen wann die Erzaumlhlerrede auf Fiktives und wann sie

102 Vgl auch alloN (1997 Conclusion to Part Ilsquo 109ff) der in diesem Zusammenhang (fuumlr den DN) von bdquofixed units of meaningldquo spricht aber auch anerkennt dass bdquo[hellip] the text is not beyond sur-prises and anomalies nor were the authors incapable of varying the arrangement of units and in-troducing new elements [hellip] Meaning was still the ultimate determinant of dictionldquo ferner voN HiNuumlber (1996 sect 55) bdquoIn contrast to a modern author however who might imitate an actual con-versation in creating a fictitious oralitylsquo the true orality found in early Buddhist texts avoids the natural ways of conversation [hellip] [hellip] the remembered and originally true orality of the Bud-dhists is ultimately much more artificial than the fictitious orality in a modern novelldquo

103 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 21ndash25 (insbes die Auflistung S 23) z B bdquoAnwendung von Verben innerer Vorgaumlnge auf dritte Personenldquo (Kaumlthe Hamburger) eine quasi uumlber dem Geschehen schwebende nicht empirische Erzaumlhlinstanz an vielen Textstellen etc

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 100 08112009 125552

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

101Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

auf Reales verweist Da anzunehmen ist dass ndash uumlbrigens aumlhnlich wie bei den neutestamentlichen Evangelisten104 ndash die Trennlinie zwischen Kompilation und Autorschaft unscharf wird kann folglich auch nicht mehr sicher bestimmt werden wann der Autor bzw die Autoren der Pāli-Suttas historische Vorgaumlnge berichten und wann nicht bzw wie hoch ihr Interpretationsanteil d h ihre Eigenleistung in der Darstellung von Ereignissen zu veranschlagen ist

Ich denke anhand von eine paar Beispielen gezeigt zu haben dass es sich bei den Pāli-Suttas um Erzaumlhltexte im Sinne der Narratologie handelt und dass sich in vielen Aspekten unter narratologischen Gesichtspunkten betrach-tet und analysiert der Konstruktcharakter der Texte im Suttapiṭaka offenbart Letztlich bleiben die Suttas formal in einem Schwebezustand zwischen den beiden Polen faktuales und fiktionales Erzaumlhlen105 Ganz im Sinne des achten und neunten Grundsatzes von Dietrich Weber bleibt jedenfalls festzuhalten dass es sich so wie die Texte erscheinen um kuumlnstlerisches Schriftwerk in Form der Erzaumlhlung handelt106

104 Vgl httpwwwbibelwissenschaftdewibilexdas-bibellexikondetailsquelleWIBIrefe-renz15249 cache76c035fac5 (letzter Zugriff am 100709) s unter Pkt 4 bdquoUumlberlieferungs-kritikUumlberlieferungsgeschichteldquo

105 Vgl NeumaNNNuumlNNiNg 2008 22 oben106 Weber 1998 71ndash79

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 101 08112009 125552

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

102 Bruno Galasek

Literatur

Literaur auf die nur einmal verwiesen wurde erscheint nicht im folgenden Verzeichnis In [ ] steht das Jahr der Erstausgabe

alloN Mark (1997) Style and function a study of the dominant stylistic features of the prose portions of Pāli canonical sutta texts and their mnemonic function Studia philologica Buddhica 12 Tokyo The International Institute for Buddhist Studies of the International College for Advanced Buddhist Studies

bailey Greg u mabbett Ian W (2003) The sociology of early Buddhism Cambridge UK Cambridge University Press

burstoN M A (1977) A Semantic Analysis of the Pali Case System Ann Arbor London Xerox University Microfilms

colliNs Steven (1990) On the Very Idea of the Pali canon in Journal of the Pali Text Society (JPTS) 15 89ndash126

Ders (199192) Nirvāṇa Time and Narrative In History of Religions (HRC) vol 31 No 3 (Feb 1992) S 215ndash246

egger Wilhelm (41996) [1987] Methodenlehre zum Neuen Testament Einfuumlhrung in linguistische und historisch-kritische Methoden (Dritte durchgesehene und aktu-alisierte Auflage) Freiburg im Breisgau Herder

FluderNiK Monika (22008) [2006] Erzaumlhltheorie Eine Einfuumlhrung (Zweite durchgesehene Auflage) Darmstadt Wiss Buchges

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft NF 2 Muumlnchen Kitzinger

ders (1996) A handbook of Pāli literature Indian philology and South Asian studies v 2 Berlin Walter de Gruyter

ders (2009) bdquoVerwischte Spuren Der Gebrauch buddhistischer Texte nach dem Zeugnis von Literatur Inschriften und Dokumentenldquo In reiNHard Wolfgang (Hrsg) Sakrale Texte Hermeneutik und Lebenspraxis in den Schriftkulturen Verlag C H Beck Muumlnchen 153ndash174

de JoNg Jan Willem (1993) The Beginnings of Buddhism In The Eastern Buddhist Vol XXVI No 2 S 11ndash30

HorscH Paul (1957) The Wheel An Indian Pattern of Wolrd-Interpretation In Kshitis roy (ed) Sino-Indian Studies [Liebenthal Festschrift on occasion of the 70th birthday of Prof Walter Liebenthal] Santiniketan India Visvabharati Vol 5 Parts 3 4 (1957) S 62ndash79

Klaus Konrad (2007) Zu den formelhaften Einleitungen der buddhistischen Sūtras In Indica et Tibetica Festschrift fuumlr Michael Hahn Hrsg von K Klaus und J-U Hartmann Wien 309ndash322

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 102 08112009 125553

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

103Die fruumlhbuddhistischen Suttas als Erzaumlhltexte

ders (20) Zu den buddhistischen literarischen Fachbegriffen sutta und suttanta In FraNco W aNd ziN (ed) From Turfan to Ajanta Festschrift for Dieter Schlingloff on the Occasion of his Eightieth Birthday Lumbini (im Druck)

lamotte Eacutetienne (1988) [1958] History of Indian Buddhism from the origins to the Saka era [= Histoire du Bouddhisme Indien des Origines ā lrsquoEgravere Śaka] Publications de lrsquoInstitut orientaliste de Louvain 36 Louvain-la-Neuve Universiteacute catholique de Louvain Institut Orientaliste (translated from the French by Sara Webb-boiN)

maNNeacute Joy Berenice (1990) Categories of Sutta in the Pāli Nikāyas and Their Implications for Our Appreciation of the Buddhist Teaching and Literature In Journal of the Pāli Text Society 15 (1990) 29ndash87

martiNez Matias amp Michael scHeFFel (32002) [1999] Einfuumlhrung in die Erzaumlhltheorie Muumlnchen Beck

[mN] treNcKNer V (ed) (31979) [1888] The Majjhima Nikāya Vol I London The Pāli Text Society

[mN] cHalmers R (ed) (31977) [1896] The Majjhima Nikāya Vol II London PTSNtildeāṆamoli Bhikkhu amp Bhikkhu bodHi (22001) [1995] The middle length discourses

of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NeumaNN Birgit amp Ansgar NuumlNNiNg (2008) An Introduction to the Study of Narrative Fiction Uni-Wissen AnglistikAmerikanistik Stuttgart Klett

NormaN Kenneth Roy (1983) Pāli Literature Including the Canonical Literature in Prakrit and Sanskrit of all the Hi nayāna schools of Buddhism (A history of Indian literature Vol 7 Fasc 2 [Buddhist and Jaina literature] hrsg von Gonda J) Wiesbaden Harrassowitz

[Ped] rHys-davids t W amp W stede (22003) [1921ndash1925] Pali-English Dictio-nary Delhi Motilal [first published London]

[Ps] Woods J H amp d Kosambi (ed) (1922) Papantildecasūdanī Majjhimanikāyāṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1ndash10 London Oxford University Press

scHoumlNert Joumlrg (2006)Was ist und was leistet Narratologie Anmerkungen zur Geschichte der Erzaumlhlforschung und ihrer Perspektiven In literaturkritikde httpwwwliteraturkritik depublicrezensionphprez_id=9336amp ausgabe=200604

scHmitHauseN Lambert (1990) Preface In Earliest Buddhism and Madhyamaka ruegg D S amp L scHmitHauseN (ed) Leiden EJ Brill

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttingen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiNterNitz Moriz (1913) Geschichte der indischen Litteratur Zweiter Band ndash erste Haumllfte Die buddhistische Litteratur Leipzig Amelangs-Verlag

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 103 08112009 125553

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

104 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text107

A) Einleitungsformel (Rahmen)

evam me sutaṃ B) ExpositionStandardeinleitung (Erzaumlhlerbericht heterodiegetische Ebene Ebene der bdquonarrative transmissionldquo)

ekaṃ samayaṃbhagavā sāvatthiyaṃ viharati jetavane anāthapiṇḍikassa ārāme

tena kho pana samayenaantildentildeatarassa gahapatissa ekaputtako piyo manāpo kālakato hotitassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhātiso āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandati C) (Figurenrede) raquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālaquo ti

(Der Haushaumllter sucht Trost beim Buddha)

atha kho so gahapati yena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavantaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinnaṃ kho taṃ gahapatiṃ bhagavā etad avoca

raquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlaquo ti

107 Quelle des Textes GRETIL (Goumlttingen Register of Electronic Texts in Indian Languages) httpwwwsubuni-goettingendeebene_1fiindologretilhtmTipit mit folgenden Modifikationen Der Text des Sutta wurde in Sinnzeilen eingeteilt Die von den Editoren sekundaumlr eingefuumlgte Zeichen-setzung wurde wieder entfernt Dementsprechend wird konsequent klein geschrieben (auch Eigen-namen) Neu eingefuumlhrt wurden die Zeichen raquolaquo und rsaquolsaquo zur Markierung von Figurenrede Die Angaben der Seitenzahlen der PTS-Ausgabe in [ ] wurden im Text belassen Die Wortgrenzen in laumlngeren Komposita wurden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit ndash kenntlich gemacht Die Einruuml-ckungen sollen die unterschiedlichen kommunikativen Ebenen graphisch deutlich machen Rah-men gt Erzaumlhlerrede gt Figurenrede gt zitierte Rede innerhalb der Figurenrede Fett sind die im Aufsatz behandelten sprachlichen Gliederungselemente Fett-kursiv die jeweils neu eingefuumlhrten handelnden Personen markiert Der Text wurde gegliedert und mit Inhaltsuumlberschriften versehen Die Praumldikate wurden teilweise flaumlchig markiert um einen schnellen Uumlberblick uumlber Tempuswech-sel etc zu erhalten

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 104 08112009 125553

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

105Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputto piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquolaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha- domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālaquo ti

raquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati bhagavato bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvāuṭṭhāyāsanā pakkāmi

Binnenerzaumlhlung 1 Der Haushaumllter sucht Trost bei den Wuumlrfelspielern

tena kho pana samayenasambahulā akkhadhuttā bhagavato avidūre akkhehi dibbanti

atha kho so gahapati yena te akkhadhuttā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā akkhadhutte etad avoca

Haushaumllter-Figur in Erzaumlhlerrolle (hypodiegetische Ebene) idhāhaṃ bhonto yena samaṇo gotamo tenrsquo upasaṅkami upasaṃkamitvā samaṇaṃ gotamaṃ abhivādetvā ekamantaṃ nisīdiṃ

ekamantaṃ nisinnaṃ kho maṃ bhonto samaṇo gotamo etad avoca

rsaquona kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni atthi te indriyānaṃ antildentildeathattanlsaquo ti

evaṃ vutte ahaṃ bhonto samaṇaṃ gotamaṃ etad avocaṃ

rsaquokiṃ hi me bhante indriyānaṃ nāntildentildeathattaṃ bhavissati mayhaṃ hi bhante ekaputtako piyo manāpo kālakato tassa kālakiriyāya nrsquo eva kammantā paṭibhanti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 105 08112009 125553

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

106 Bruno Galasek

na bhattaṃ paṭibhāti sohaṃ āḷāhanaṃ gantvā gantvā kandāmi

rsaquokahaṃ ekaputtaka kahaṃ ekaputtakālsaquo ti

rsaquoevam etaṃ gahapati evaṃ etaṃ gahapati108

piyajātikā hi gahapati soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

rsaquokassa kho nāmrsquo etaṃ bhante evaṃ bhavissati rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo piyajātikā hi kho bhante ānanda-somanassā piyappabhavikālsaquo

ti

atha khvāhaṃ bhonto samaṇassa gotamassa bhāsitaṃ anabhinanditvā paṭikkositvā uṭṭhāyrsquo āsanā pakkaminlaquo ti

raquoevam etaṃ gahapati evam etaṃ gahapati piyajātikā hi gahapati ānanda-somanassā piyappabhavikālaquo ti

atha kho so gahapati raquosameti me akkhadhuttehīlaquo ti pakkāmi

Episode Koumlnig Pasenadi und Koumlnigin Mallikā

atha kho idaṃ kathāvatthuṃ anupubbena rājantepuraṃ pāvisi

atha kho rājā pasenadi kosalo mallikaṃ deviṃ āmantesi

raquoidan te mallike samaṇena gotamena bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquo laquo ti

raquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlaquo ti

raquoevam evaṃ panāyaṃ mallikā yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati108 Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-Die Wiederholung hier und im Folgenden legt die alternative Lesart (in ChS) auch fuumlr die entspre-

chende Stelle weiter oben nahe

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 106 08112009 125553

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

107Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

taṃ tad evrsquo assa abbhanumodati rsaquosace taṃ mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti seyyathāpi nāma yantildentildeadeva ācariyo antevāsissa bhāsati taṃ

tad evrsquo assa antevāsī abbhanumodati rsaquoevam etaṃ ācariya evam etaṃ ācariyālsaquo ti evam eva kho tvaṃ mallike yantildentildeadeva samaṇo gotamo bhāsati taṃ tad evrsquo assa abbhanumodasi rsaquosace taṃ [PTS 108] mahārāja bhagavatā bhāsitaṃ evam etanlsaquo ti cara pi re mallike vinassālaquo ti

atha kho mallikā devī nāḷijaṅghaṃ brāhmaṇaṃ āmantesi

raquoehi tvaṃ brāhmaṇa yena bhagavā tenrsquo upasaṅkama upasaṃkamitvā mama vacanena bhagavato pāde sirasā vandāhi appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ puccha

rsaquomallikā bhante devī bhagavato pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ

pucchatīlsaquo ti

evantilde ca vadehi

rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā

rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquo ti

yathā ca te bhagavā vyākaroti taṃ sādhukaṃ uggahetvā mamaṃ āroceyyāsi na hi tathāgatā vitathaṃ bhaṇantīlaquo ti

raquoevaṃ bhotīlaquo ti kho

nāḷijaṅgho brāhmaṇo mallikāya deviyā paṭissutvāyena bhagavā tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā bhagavatā saddhiṃ sammodi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 107 08112009 125553

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

108 Bruno Galasek

sammodanīyaṃ kathaṃ sārāṇīyaṃ vītisāretvā ekamantaṃ nisīdiekamantaṃ nisinno kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavantaṃ etad avoca

raquomallikā bho gotama devī bhoto gotamassa pāde sirasā vandati appābādhaṃ appātaṅkaṃ lahuṭṭhānaṃ balaṃ phāsuvihāraṃ pucchati evantilde ca vadeti rsaquobhāsitā nu kho bhante bhagavatā esā vācā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolsaquolaquo ti

Binnenerzaumlhlung 2 (ausfuumlhrliche Erlaumluterungen eines kurzen Ausspruchs des Buddha durch ihn selbst hypodiegetische Ebene) raquoevam etaṃ brāhmaṇa evam etaṃ brāhmaṇa rsaquopiyajātikā hi brāhmaṇa soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsā piyappabhavikālsaquo ti

tad aminā prsquo etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā mātā kālam akāsi sā tassā kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ

siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

[PTS Page 109]

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassā itthiyā pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 108 08112009 125554

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

109Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi sāmiko kālam akāsi sā tassa kālakiriyāya ummattikā khittacittā rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me sāmikaṃ addasatha api me sāmikaṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imissā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa mātā kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me mātaraṃ addasatha api me mātaraṃ addasathālsaquo ti

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarassa purisassa pitā kālam akāsi ndash pe ndash bhātā kālam akāsi bhaginī kālam akāsi putto kālam akāsi dhītā kālam akāsi pajāpati kālam akāsi so tassā kālakiriyāya ummattako khittacitto rathiyāya rathiyaṃ siṅghāṭakena siṅghāṭakaṃ upasaṃkamitvā evam āha

rsaquoapi me pajāpatiṃ addasatha api me pajāpatiṃ addasathālsaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 109 08112009 125554

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

110 Bruno Galasek

iminā pi kho etaṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

Klimax Binnenerzaumlhlung

bhūtapubbaṃ brāhmaṇa imassā yeva sāvatthiyā antildentildeatarā itthi ntildeātikulaṃ agamāsi tassā te ntildeātakā sāmikaṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā sā ca taṃ na icchati

atha kho sā itthī sāmikaṃ etad avoca

rsaquoime maṃ ayyaputta ntildeātakā taṃ acchinditvā antildentildeassa dātukāmā ahantilde ca taṃ na icchāmīlsaquo ti

atha kho so puriso taṃ itthiṃ dvidhā chetvā [PTS 110] attānaṃ uppāṭesi

rsaquoubho pecca bhavissāmālsaquo ti

iminā pi kho taṃ brāhmaṇa pariyāyena veditabbaṃ yathā rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā

piyappabhavikālsaquo ti

atha kho nāḷijaṅgho brāhmaṇo bhagavato bhāsitaṃ abhinanditvāanumoditvā uṭṭhāyrsquo āsanāyena mallikā devī tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā yāvatako ahosi bhagavatā saddhiṃ kathāsallāpotaṃ sabbaṃ mallikāya deviyā ārocesi

atha kho mallikā devīyena rājā pāsenadi109 kosalo tenrsquo upasaṅkamiupasaṃkamitvā rājānaṃ pasenadiṃ kosalaṃ etad avoca

109 Sic (Druck- bzw Tippfehler) ChS pasenadi

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 110 08112009 125554

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

111Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vajīrī kumārīlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vajīrī kumārīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vajīriyā te kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovajiriyā me mallike kumāriyā vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te vāsabhā khattiyālaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me vāsabhā khattiyālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja vāsabhāya te khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquovāsabhāya me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti [PTS 111]

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 111 08112009 125554

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

112 Bruno Galasek

raquoevaṃ mallike piyo te viḍūḍabho senāpatīlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja viḍūḍabhassa senāpatissa vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquoviḍūḍabhassa me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te ahanlaquo ti

raquoevaṃ mallike piyā me rsquosi tvanlaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja mayhaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquotuyhaṃ me mallike khattiyāya vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassa pi siyā antildentildeathattaṃ kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-

upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja piyā te kāsi-kosalālaquo ti

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 112 08112009 125554

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

113Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash Text

raquoevaṃ mallike piyā me kāsi-kosalā kāsi-kosalānaṃ mallike ānubhāvena kāsikacandanaṃ paccanubhoma

mālāgandhavilepanaṃ dhāremālaquo ti

raquotaṃ kim mantildentildeasi mahārāja kāsi-kosalānaṃ te vipariṇāmantildentildeathābhāvā uppajjeyyuṃ soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsālaquo ti

raquokāsi-kosalānaṃ hi me mallike vipariṇāmantildentildeathābhāvā jīvitassapi siyā antildentildeathattaṃ

kiṃ pana me na uppajjissanti soka-parideva-dukkha-domanassrsquo- upāyāsālaquo ti

raquoidaṃ kho taṃ mahārāja tena bhagavatā jānatā passatā arahatā sammāsambuddhena sandhāya bhāsitaṃ rsaquopiyajātikā soka-parideva-dukkha-domanassrsquo-upāyāsā piyappabhavikālsaquolaquo ti

raquoacchariyaṃ mallike abbhutaṃ mallike yāvantilde ca so [PTS 112] bhagavā pantildentildeāya ativijjha pantildentildeāya passati ehi mallike ācāmehīlaquo ti

atha kho rājā pasenadi kosalo uṭṭhāyrsquo āsanā ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃkaritvāyena bhagavā tenrsquo antildejalim paṇāmetvā tikkhattuṃ udānaṃ udānesi

Schlussformel raquonamo tassa bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa

bhagavato arahato sammāsambuddhassa namo tassa ndash pe ndash sammāsambuddhassālaquo

Rahmenti

Piyajātikasuttaṃ sattamaṃ

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 113 08112009 125554

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

114 Bruno Galasek

Piyajātikasuttaṃ (MN 87) ndash UumlbersetzungbdquoErzeugt durch die die uns lieb sindldquo

So habe ich gehoumlrt Zu einer Zeit weilt der Erhabene110 bei Sāvatthī111 im Jeta-Hain112 dem Park des Anāthapiṇḍika113

Waumlhrenddessen114 ist115 der einzige teure und geliebte kleine Sohn eines Haushaumllters gestorben Seit dessen Tod116 kommt [ihm dem Haushaumllter] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr (nrsquo eva) in den Sinn Essen kommt [ihm] nicht in den Sinn Immer wieder geht er zum Verbrennungsplatz und jammert bdquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist duldquo

Dann117 ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte]118 Er ging [dorthin] gruumlszligte den Erhabenen respektvoll und setzte

Die Uumlbersetzung orientiert sich nach Moumlglichkeit sehr stark am ausgangssprachlichen Text Um dem Leser ein Erkennen der von mir besprochenen Erzaumlhlstrukturen und Formeln zu erleichtern erschien mir dieses Vorgehen sinnvoller als auf sprachliche Eleganz oder denotative Aumlquivalenz zu achten

110 Bhagavat m ist ein (Ehren-)Titel fuumlr den Buddha im Englischen meist mit bdquoThe BlessedExalted Oneldquo wiedergegeben

111 Sāvatthī (Skt Śrāvastī) war die Hauptstadt des altinidischen Staates Kosala die beim heutigen Sāheṭh Māheṭh am Fluss Rāpti (Aciravatī) in Uttar Pradesh gelegen war

112 Jeta der Name des Prinzen dem der Park vor dem Kauf durch Anāthapiṇḍika (s folgende Fn) ge-houmlrte

113 Anāthapiṇḍika war ein reicher Kaufmann oder Bankier (seṭṭhi) aus Sāvatthī Er gilt als der Groszlig-zuumlgigste unter den prominenten Laienanhaumlngern des Buddhas Eine bekannte Geschichte erzaumlhlt vom Kauf des Jeta-Hains (jeta-vana) fuumlr eine immens hohe Summe durch den Anāthapiṇḍika als Geschenk fuumlr den Buddha und Aufenthaltsort fuumlr den Saṅgha Der ganze Grund des Parks wur-de mit Goldstuumlcken als dem ausgehandelten Kaufpreis ausgelegt vgl malalaseKara 1937 svv bdquoAnāthapiṇḍikaldquo bdquoJetavanaldquo

114 zumWiNKel 2001 361 bdquoBei jener Gelegenheit hellipldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoNow on that occasion hellipldquo

115 kālakato hoti Die passiven perfektiven Partizipia werden im Pāli oftmals als Adjektive verwendet und druumlcken so den sbquoAspektlsquo aus und nicht die Zeitstufe Im Verhaumlltnis zum Vollverb zeigen sie an ob eine Handlung oder ein Ereignis vollendet oder unvollendet ist vgl colliNs 2005 155f

116 (tassa) kālakiriyāya HorNer 1957 292 zumWiNKel 2001 361 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 uumlbersetzen sinngemaumlszlig nach dessen Todnachdem er (der Sohn) gestorben war (Vgl auch coNe 2001 sv kāla- gt kālakiriyā) Wenn man die vorliegende Form als Ablativ Sg bestimmt bietet sich m E besser eine Wie-dergabe mit entweder bdquoseitldquo oder bdquowegen dessen Todldquo an (vgl WiJeseKera 1993 150 bzw 159)

117 upasaṅkami Mit diesem ersten Handlungssatz in der Geschichte findet ein Wechsel des Tempus in den Aorist statt

118 Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-Die Formulierung klingt im Deutschen umstaumlndlich gibt aber adaumlquat diese idiomatische Wen-dung mit dem sbquoInstrumental des Wegeslsquo wieder (yena [maggena] hellip tena hellip) vgl voN HiNuumlber 1968 sectsect 125ndash131 ferner voN simsoN Georg (1977) Zur Phrase sbquoyena hellip tenopajagāma upetyalsquo und ih-ren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 114 08112009 125554

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

115Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

sich zu einer Seite nieder Der Erhabene sagte zu dem auf einer Seite sitzenden Haushaumllter Folgendes bdquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden119 Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenldquo120

bdquoWie koumlnnte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und ge-liebter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere sbquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsquo ldquo

bdquoSo ist es121 Haushaumllter Gerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

bdquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr sbquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo122 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtldquo

119 na kho te gahapati sake citte ṭhitassa indriyāni Diese Stelle ist nicht ganz eindeutig Die Formulierung kommt so nur an dieser Stelle im Kanon vor Die Uumlbersetzung haumlngt ua von der Interpretation des Begriffs indriyāni ab vgl PED sv indriya bdquo[1) ruling or controlling principle] 2) (a) with reference to sense-perceptibility bdquofaculty functionldquo often wrongly interpreted as bdquoorganldquo (b) w ref to objective aspects of form and matter bdquokind characteristic determinating principle sign markldquo (vgl ferner NyaNatiloKa 1952 86f) Die Uumlbersetzungen dieser Passage variieren demenstprechend vgl zB HorNer 1957 292 und NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoHave not you householder controlling faculties [B G] for stilling your own mindldquo und bdquoHouseholder your faculties [B G] are are not those of one in control of his own mindldquo Meine Uumlbersetzung folgt der von NtildeāṆamolibodHi Der Kommentar erklaumlrt indriyāni als manovintildentildeeya dhammā bdquomit dem Geist(-bewuszligtsein als der sechs-ten Sinneskraft) wahrzunehmende Gegebenheiten (= Geistobjekte)ldquo

120 NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoYour faculties are derangedldquo bdquodeine Sinne-(skraumlfte) sind verwirrtldquo HorNer 1957 292 bdquoThere is a change in your facultiesldquo Vgl CPD sv bdquoantildentildeathattaldquo bdquob) in the same sense esp the change of mind into delusion depression anxiety remorse etcldquo vgl ferner zB MN 66 (NtildeāṆamolibodHi 22001 552 bdquoVenerable Sir I was upset and sad hellipldquo (Tassa mayhaṃ bhante ahudeva antildentildeathattaṃ ahudeva domanassaṃ hellip)) MN 67 MN 81 Der Buddha eroumlffnet das Ge-spraumlch mit der FeststellungBeobachtung dass der Geist des Haushaumllters emotional aufgewuumlhlt ist Die Formulierung im Pāli ist nicht ganz leicht verstaumlndlich Ich habe (auch hier) versucht diese in der Zielsprache so getreu wie moumlglich abzubilden

121 Diese Phrase wird in ChS wiederholt vgl NtildeāṆamolibodHi (22001 718) und zumWiNKel (2001 361) bdquoSo ist es Haushaumllter so ist esldquo

122 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in direkter Rede wieder NtildeāṆamolibodHi (22001 718) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 115 08112009 125555

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

116 Bruno Galasek

Dann erhob sich der Haushaumllter von seinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fort

Waumlhrenddessen spielen mehrere Wuumlrfelspieler unweit des Erhabenen mit Wuumlrfeln

Dann ging der Haushaumllter auf dem [Weg] auf dem man zu den Wuumlrfel-spielern [gelangte] Nachdem er zu den Wuumlrfelspielern gegangen war sagte er [zu ihnen] Folgendes bdquoHier123 Herren ging ich auf dem [Weg] auf dem man zum Bettelmoumlnch124 Gotama [gelangt] Ich ging zum Bettelmoumlnch Go-tama gruumlszligte [ihn] respektvoll und setzte mich zu einer Seite nieder Der Bet-telmoumlnch Gotama sagte zu mir der ich auf einer Seite saszlig Folgendes sbquoDeine Sinneskraumlfte Haushaumllter sind nicht die eines im eigenen Geist fest stehenden Dir ist ein Zustand der Zerfahrenheit der Sinneskraumlfte zu Eigenlsquo

Nachdem er so gesprochen hatte Ihr Herren sagte ich zum Bettelmoumlnch Gotama Folgendes

sbquoWie sollte mir denn Herr auch kein Zustand der Zerfahrenheit der Sin-neskraumlfte zu Eigen sein Mir (mayhaṃ hi) ist [mein] einziger teurer und gelieb-ter kleiner Sohn gestorben Seit dessen Tod kommt [mir] Arbeit uumlberhaupt nicht mehr in den Sinn Essen kommt [mir] nicht in den Sinn Ich gehe immer wieder zum Verbrennungsplatz und jammere rsaquoEinziges Soumlhnchen wo bist du Einziges Soumlhnchen wo bist dulsaquolsquo

sbquoSo ist es Haushaumllter so ist es Gerade durch die die [uns] lieb sind wer-den Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein er-zeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo

sbquoAlso wer wuumlrde denn so etwas denken Herr rsaquoGerade durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquo125 Durch die die [uns] lieb sind Herr werden doch Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verur-sachtlsquo

123 zumWiNKel 2001 361 bdquoGerade eben ldquo NtildeāṆamolibodHi 22001 718 bdquoJust now ldquo Uumlberset-zungsmoumlglichkeiten sind bdquoJetztldquo (zeitlich) oder bdquoHierldquo (raumlumlich) Idha wird aber eher als raumlumliches Adverb verwendet vgl coNe sv idha In jedem Fall liegt ein deiktisches Adverb als erzaumlhltechni-sches Element vor das einen Sprecher- und Perspektivenwechsel an dieser Stelle markiert Es han-delt sich um bdquoerlebnisperspektivische[s] Erzaumlhlen [hellip] wenn die Zeitbestimmungen nicht mehr auf die Situation des Erzaumlhlenden bezogen werden sondern auf die Situation des Erzaumlhltenldquo (Weber 1998 61)

124 Der Uumlbergang des Haushaumllters zur Anrede samaṇa fuumlr den Buddha ist peiorativ Als samaṇa wird der Buddha nur von anderen nicht-buddhistischen Asketen bezeichnet

125 Nur HorNer (1957 292) gibt diese Passage in Direkter Rede wieder zumWiNKel (2001 362) sowie NtildeāṆamolibodHi (22001 719) setzen sie in die Indirekte Rede Um moumlglichst nah am Original zu bleiben uumlbersetze ich hier mit Direkter Rede

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 116 08112009 125555

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

117Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Dann [Ihr] Herren erhob ich mich von meinem Sitz und ging die Worte des Erhabenen ablehnend und miszligbilligend fortldquo

bdquoSo ist es Haushaumllter so ist es Durch die die [uns] lieb sind Herr werden Freude und Gluumlck erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtldquo

Dann ging der Haushaumllter fort in dem Gedanken bdquoEs trifft sich fuumlr mich mit den Wuumlrfelspielernldquo126

Dann gelangte dieser Unterhaltungsgegenstand nach und nach in den Koumlnigspalast

Dann sprach der Koumlnig Pasenadi von Kosala die Koumlnigin Mallikā an bdquoFolgendes Mallikā hat dein (te) Bettelmoumlnch Gotama gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsquo ldquo

bdquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das soldquobdquoWas auch immer der Bettelmoumlnch Gotama sagt Mallikā pflichtet dem

(taṃ tad eva) von ihm [Gesagten] (assa) auf diese Weise (evam evaṃ panāyaṃ) be-geistert bei sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo127 Genauso wie naumlmlich was auch immer ein Lehrer zu seinem Schuumller sagt der Schuumller dem vom Lehrer [Gesagten] begeistert beipflichtet [mit den Worten] (ti) sbquoSo ist es Lehrer so ist es Lehrerlsquo in genau der Weise pflichtest auch du Mallikā allem was der Bettelmoumlnch Gotama auch sagt begeistert bei [mit den Worten] sbquoWenn das Maharadscha der Erhabene gesagt hat dann ist das solsquo Geh weg Mallikā verschwindeldquo128

Dann sprach die Koumlnigin Mallikā den Brahmanen Nāḷijhaṅga anbdquoKomm Brahmane geh auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen

[gelangt] und bring nachdem du [dorthin] gegangen bist in meinem Na-

126 zumWiNKel (2001 362) uumlbersetzt bdquoI agree with the gamblersldquo von NtildeāṆamolibodHi (22001 719) mit bdquoIch stimme mit den Wuumlrfelspielern uumlbereinldquo

127 Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-Der Kommentar erklaumlrt bdquo sbquoWenn das Maharadscha so lsquo etc so spricht [Mallikā] aus Vertrau-en zum Lehrer [= Buddha] obwohl sie die Bedeutung dessen [= des vom Buddha Gesagten] nicht untersucht hatldquo (Sace taṃ mahārājāti tassa atthaṃ asallakkhayamānāpi satthari saddhāya evaṃ vadati Ps III 344 [10726])

128 cara pi re mallike vinassā ti Die Bedeutung von pi re ist nicht ganz klar Der Audruck kommt nur einmal im Suttapiṭaka vor (und einmal im Vinaya s PED 460) Das PED haumllt pi und re fuumlr Exklamationsp-artikeln Der Kommentar zu dieser Stelle (Ps III 344 [1081]) zeigt an dass der Kommentator wohl pare statt pi re lesen wollte (bdquoCara pireldquo ti apehi amhākaṃ pare anajjhattikabhūte ti attho) Die Bedeutung dieser Stelle ist mir allerdings nicht ganz klar Die unmittelbar darauf folgende Passage ist klarer atha vā cara pire ti parato gaccha mā idha tiṭṭhātipi attho bdquoOder aber sbquogehlsquo weglsquo hat den Sinndie Bedeu-tung gehlsquo woandershin bleiblsquo nicht hierldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 117 08112009 125555

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

118 Bruno Galasek

men129 mit dem Kopf zu Fuumlssen des Erhabenen Verehrung dar130 und frage [ob er] frei von Krankheit131 frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit132 und stark ist133 und [ob er] in Wohlbefinden verweilt134 [mit den Worten] sbquoDie Koumlnigin Mallikā ehrwuumlrdiger Herr bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Erhabenen [ihre] Verehrung dar und fragt [ob der Erhabene] frei von Krank-heit frei von Unwohlsein bei guter Gesundheit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweiltlsquo Und sage so sbquoHat der Erhabene ehwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo Und wie der Erhabene [es] dir erklaumlrt so moumlgest du [es] gut aufnehmen und mir berichten135 denn Sogegangene136 verkuumlnden nicht die Unwahrheitldquo

Der Brahmane Nāl ijaṅgha willigte [der Weisung] der Koumlnigin Mallikā ein und ging auf dem [Weg] auf dem man zum Erhabenen [gelangte] [Dort] angekommen tauschte er freundlich Gruumlszlige mit dem Erhabenen aus Nach-dem [sie] houmlfliche und freundliche Gruszligworte ausgetauscht hatten137 setzte sich der Brahmane Nāl ijaṅgha zu einer Seite hin [und] nun sagte der zu einer Seite Sitzende Folgendes zum Erhabenen bdquoDie Koumlnigin Mallikā Freund Got-ama bringt mit dem Kopf zu Fuumlszligen des Freundes Gotama und fragt [ob der Freund Gotama] frei von Krankheit frei von Unwohlsein bei guter Gesund-heit und stark ist und [ob er] in Wohlbefinden verweilt Und sie sagt so sbquoHat der Erhabene ehrwuumlrdiger Herr die folgenden Worte gesprochen rsaquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

129 mama vacanena bdquomit meiner Stimmeldquo130 Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufi ges Zeichen houmlch-Mit dem Kopf die Fuumlsse zu beruumlhren stellt ein im indischen Kulturkreis gelaumlufiges Zeichen houmlch-

ster Ehrerbietung und houmlchsten Respekts dar Damit erkennt der Begruumlszligende den houmlheren sozialen Status des Begruumlszligten an und nimmt selbst einen niedrigen Status ein Im Pāli-Kanon gibt es zahl-reiche Variationen der Begruumlszligung einer Respektsperson in Abhaumlngigkeit des sozialen Ranges im Vergleich zum jeweiligen Gespraumlchspartner vgl alloN 2007 75ndash85 (sbquoStudy Ilsquo insbes bdquoSummary of B1 ndash B7 formulas)

131 puccha (Imperativ) mit Akk woumlrtl etwa bdquoFrage nach der Kraft geringerkeiner Krankheit etc [des Erhabenen]ldquo

132 lahuṭṭhānaṃ bdquoLeichtigkeit des Koumlrpersldquo133 balaṃ bdquo[Frage nach] der Kraft [des Erhabenen]ldquo134 Diese Passage ist hier in Anlehnung an die Uumlbersetzungen von zumWiNKel und NtildeāṆamolibodHi

der Verstaumlndlichkeit halber in indirekter Rede wiedergegeben obwohl das nicht genau der Diktion des Pāli entspricht

135 Hier kommt mE zum Ausdruck dass Wert auf den Wortlaut der Aumluszligerungen des Buddhas gelegt wird

136 tathāgata Titel bzw Beiname des Buddha den er nach seiner Erleuchtung annahm137 In der Formelsprache des Kanons bedeutet dieses Gruszligformeln auszutauschen Sammodanīyaṃ kathaṃ

sārāṇīyāṃ vītisāreti etwa woumlrtlich bdquoeine houmlfliche freundliche Rede hin- und herflieszligen lassenldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 118 08112009 125555

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

119Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursachtlsaquolsquo ldquo

bdquoSo ist es Brahmane so ist es Brahmane Ja Brahmane durch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Gefuumlhle] verursacht Man kann es nun auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher138 einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mut-ter einer Frau Sie [die Frau] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] der Vater einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Vater gesehen habt Ihr meinen Vater gesehenlsquo

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehemann einer Frau Sie [die Frau] ging seit dessen Tod auszliger sich

(verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meinen Ehemann gesehen habt Ihr meinen Ehemann gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

138 bhūtapubbaṃ bezeichnet eine unbestimmte Vergangenheit vgl Ped sv bhūta bdquo(b) as adv (bhūtapubbā) meaning before all happening before creation at a very remote stage of the world in old times formerly []ldquo vgl aber Mahāparinibbāna-Sutta (DN II 16721) wo mit bhūtapubba eine konkrete bzw nicht ganz so ferne Vergangenheit gemeint ist

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 119 08112009 125555

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

120 Bruno Galasek

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Ge-fuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier] die Mutter eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger sich (verruumlckt gewor-den) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Mutter gesehen habt Ihr meine Mutter gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese [folgende] Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane starb in eben diesem Sāvatthī [hier]hellip der Bruder helliphellip die Schwester helliphellip der Sohn helliphellip die Tochter hellip hellip der Ehefrau eines Mannes Er [der Mann] ging seit deren Tod auszliger

sich (verruumlckt geworden) und bestuumlrzt [immer wieder] von Straszlige zu Straszlige [und] von Kreuzung zu Kreuzung und sprach sbquoHabt Ihr meine Ehefrau gese-hen habt Ihr meine Ehefrau gesehenlsquo

Man kann es nun Brahmane auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]

Fruumlher einmal Brahmane ging in eben diesem Sāvatthī [hier] eine Frau zur Familie [ihrer] Verwandten139 Diese (te) ihre Verwandten wollten den Ehe-mann [von ihr] trennen und [sie] einem Anderen geben Aber sie wollte den nicht Dann sagte die Frau das Folgende zu ihrem Ehemann sbquoDiese Verwand-ten mein lieber Mann wollen dich [von mir] trennen und mich einem Ande-ren geben Ich aber will den nichtlsquo

Dann schnitt dieser Mann die Frau entzwei und nahm sich [anschlieszligend] selbst das Leben in dem Gedanken sbquoNachdem [wir] gestorben sind werden wir zusammen140 seinlsquo

Man kann es Brahmane also auch auf diese Weise verstehen wie durch die die [uns] lieb sind Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und

139 NtildeāṆamolibodHi (22001 720) uumlbersetzen bdquoOnce in this same Sāvatthī there was a certain woman who went to live with [B G] her relativesrsquo familiyldquo Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-Im Pli-Text selbst wird nicht erwaumlhnt dass die-se Frau zu ihren Verwandten ging um sbquomit ihnen zu lebenlsquo

140 ubho bdquozu zweitldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 120 08112009 125555

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

121Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Aufgewuumlhltsein erzeugt werden [wie] durch die die [uns] lieb sind [jene Gefuumlhle] verursacht [werden]ldquo

Dann erhob sich der Brahmane Nāl ijaṅgha von dem was der Erhabene gesagt hat erfreut und begeistert und ging auf dem [Weg] auf dem man zur Koumlnigin Mallikā [gelangte] Nachdem er [dorthin] gegangen war berichtete er der Koumlnigin Mallikā die gesamte Unterhaltung mit dem Erhabenen141

Dann ging die Koumlnigin Mallikā auf dem [Weg] auf dem man zu Pasenadi dem Koumlnig von Kosala [gelangt] Nachdem sie [dorthin] gegangen war sagte sie zum Koumlnig Pasenadi von Kosala Folgendes bdquoWas meinst du Maharadscha ist dir die Prinzessin Vajīrī142 liebldquo

bdquoJa143 Mallikā Prinzessin Vajīrī ist mir liebldquobdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel144 und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī entstehenldquo145

bdquoWandel und Veraumlnderung der Prinzessin Vajīrī waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat146 der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch

141 Woumlrtl bdquoNachdem er sich genaumlhert (upasaṅkamitvā) hatte berichtete er der Koumlnigin Mallikā so viel wieviel [an] Unterhaltung mit dem Erhabenen gewesen warldquo Die Syntax der Relativsaumltze im Pāli ist im Deutschen unveraumlndert nicht gut abzubilden Der Relativsatz (als protasis) geht dem Haupt-satz (als apodosis) meist voraus im Deutschen muumlssen die Satzteile entsprechend umgestellt wer-den

142 Koumlnig Pasenadis einzige Tochter vgl malalaseKera 1938 sv Vajīrī143 evaṃ hier in seiner Verwendung als vacana-sampaṭiggahaṇa bdquoZustimmungldquo vgl Ps I 36144 vipariṇāma bdquoWandel [zum Schlechteren]ldquo (schwere Krankheit Tod etc) vgl NtildeāṆamolibodHi

22001 1293 Fn 828145 NtildeāṆamolibodHi 22001 721 bdquoWhat do you think sire If change and alteration took place in

[B G] Princess Vajīrī would sorrow lamentation pain gief and despair arise in youldquo bdquoChange and alteration in Princess Vajīrī would mean [B G] an alteration in my life hellip ldquo zumWiNKel (2001 365) behaumllt in seiner deutschen Uumlbersetzung die Praumlposition bdquoinldquo bei was m E nicht der Vorlage entspricht Im Englischen steht bdquoalterationldquo mit dieser Praumlposition ohne die Bedeutung bdquoin innerhalbldquo zu haben vgl an alteration in prices bdquoeine Preis-Kursaumlnderungldquo Ich hielt es auszligerdem nicht fuumlr noumltig dem Wortlaut des Pāli-Originals etwas hinzuzufuumlgen (wie z B bdquowould meanldquo) und interpretiere vajīriyā kumāriyā als Genetiv Sg f des ndashī-Stammes Veraumlnderung (vipariṇāma) in Form von Tod oder Krankheit betreffen letztlich die ganze Person (puggala) und finden nicht nur in einer Person statt (und was genau in der Person sollte das sein das sich veraumlndert) Daruumlber hinaus legt die Verwendung des Personlapronomens der 2 Pers im GenDat Sg in tuyham me mallike khattiyā vipariṇāma-hellip bdquoWandel und Veraumlnderung von dir (deiner) waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikāldquo nahe dass es sich auch in den anderen Faumlllen um den Gen Sg handeln sollte

146 Der Begriff arahat n bezeichnet als terminus technicus die letzte Entwicklungsstufe (= nibbāna) der vier

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 121 08112009 125556

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

122 Bruno Galasek

die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir die Edle [Koumlnigin]147 Vāsabhā liebldquo

bdquoJa Mallikā die Edle [Koumlnigin] Vāsabhā ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung der Edlen [Koumlnigin] Vāsabhā entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung der adligen [Koumlnigin] Vāsabhā waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha ist dir der General Viḍūḍabha liebldquobdquoJa Mallikā der Genaral Viḍūḍabha148 ist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid

Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung des Genarals Viḍūḍabha waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

uumlberweltlichen Stadien die ein bdquoEdlerldquo (ariya-puggala) auf dem Weg zur Losloumlsung vom als leidhaft empfundenen Daseinskreislauf (saṃsāra) durchlaumluft Diese vier so genannten uumlberweltlichen Pfade oder Entwicklungsstadien markieren graduelle Einsichten des nach Erloumlsung Strebenden dass aller Dasein vergaumlnglich (anicca) unbefriedigend (dukkha) und nicht selbst (anattā) ist was zu Losloumlsung von eben diesem Daseinszwang bzw -wunsch fuumlhrt Diese Losloumlsung geschieht durch sukzessives Loumlsen der so genannten zehn sbquoFesselnlsquo (saṃyojana) die eine Person an den Daseinskreislauf binden vgl NyaNatiloKa 1954 sv ariya-puggala saṃyojana

147 Vāsabhā-khattiyā Eine von Koumlnig Pasenadis Frauen Sie war die Tochter des Sākya-Fuumlrsten Mahānāma und einer Sklavin und daher eigentlich nicht wie ihr Name vermuten laumlsst von adli-ger Herkunft (die khattiyas bezeichnen die Kriegerkaste die herrschende Klasse zu Buddhas Zeit) Dem Koumlnig Pasenadi soll bei der Brautschau ihre Herkunft durch einen Schwindel verschwiegen worden sein vgl malalaseKera 1938 sv Vāsabhā-khattiyā) NtildeāṆamolibodHi (22001 721) uumlber-setzen Vāsabhā-khattiyā mit bdquothe noble Queen Vāsabhāldquo (bdquoadligldquo) zumWiNKel (2001 366) hat bdquoKoumlnigin Vāsabhāldquo Der Eintrag bei malalaseKera suggeriert dass katthiyā ein Namensbestandteil ist

148 Gleichzeitig der Sohn von Pasenadi und Vāsabhā vgl malalaseKera 1938 sv Viḍūḍabha

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 122 08112009 125556

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

123Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha bin ich dir liebldquobdquoJa Mallikā du bist mir liebldquo bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Nie-

dergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein aufgrund von Wandel und Veraumlnde-rung meiner entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung von dir waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnde-rung meines [eigenen] Lebens Edle Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kum-mer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wis-sende der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte das gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo

Was meinst du Maharadscha sind [die Staaten] Kāsī und Kosala dir liebldquo

bdquoJa Mallikā Kāsī und Kosala sind mir lieb Dank [der Staaten] Kāsī und Kosala haben149 wir Sandelholz aus Kāsī [und] tragen (Sandelholz-)Girlanden Parfum und Salbe (aus Sandelholz)150ldquo

bdquoWas meinst du Maharadscha wuumlrden dir Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein wegen Wandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas entstehenldquo

bdquoWandel und Veraumlnderung Kāsīs und Kosalas waumlren auch eine (Zustands-)Veraumlnderung meines [eigenen] Lebens Mallikā Wie koumlnnten mir [da] nicht Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein entstehenldquo

bdquoGenau in Bezug auf dieses Maharadscha hat der Erhabene der Wissen-de der Sehende der Arahat der vollkommen Erwachte dies gesagt sbquoDurch die die [uns] lieb sind werden Kummer Klagen Leid Niedergeschlagenheit und Aufgewuumlhltsein erzeugt durch die die [uns] lieb sind [werden jene Ge-fuumlhle] verursachtlsquo ldquo

149 kāsikacandanaṃ paccanubhoma woumlrtl bdquowir erfahrenldquo bdquoSandelholz aus Kāsī ist Teil unserer Erfah-rungldquo

150 mālāgandhavilepanaṃ dhāremā Ich interpretiere diesen Nachsatz (quasi appositionell) als naumlhere Be-stimmung von kāsikacandanaṃ bdquoSandelholz aus Benaresldquo

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 123 08112009 125556

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

124 Bruno Galasek

bdquoWunderbar Mallikā erstaunlich Mallikā wie sehr der Erhabene mit Einsicht [die Dinge] durchdringt und mit Einsicht sieht (erkennt)151 Komm Mallikā hilf [mir mich] zu waschen152ldquo

Dann erhob sich der Koumlnig Pasenadi von Kosala von seinem Sitz legte [sein] Obergewand uumlber eine Schulter153 verneigte sich mit zusammengelegten Handflaumlchen [in Richtung] des Erhabenen und aumluszligerte dreimal bdquoVerehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem Erhabenen dem Arahat dem vollkommen Erwachten Verehrung dem ldquo

[(ChS) Beendet ist] das siebte das Piyajātika-Sutta

151 Vgl Ped 21 I sv ativijjhati bdquo[] only in phrase pantildentildeāya ativijjha (ger) passati to recognise in all detailsldquo

152 NtildeāṆamolibodHi (22001 722) bdquoCome Mallikā give me the ablution waterldquo Die genaue Bedeu-Die genaue Bedeu-tung dieser Passage ist fraglich vgl coNe sv ācamati ācameti ācamayati 2 caus pr 3 sg b) ācāmeti) ācāmehi bdquoverursachenhelfen zu waschenldquo Gemeint ist hier wohl eine rituelle Waschung der Haumln-de Fuumlsse und des Gesichts (bzw Ausspuumllen des Mundes) vor der Verehrung des Buddha wozu Mallikā Wasser holen soll vgl Ps III 346 oben Ācāmehīti [ChS Ācamehīti] ācāmanodakaṃ [ChS ācamanodakaṃ] dehi Ācamitvā hatthapāde dhovitvā mukhaṃ vikkhāletvā satthāraṃ namassitukāmo evamāha Worauf zumWiNKel (2001 367 Fn 3) seine Annahme stuumltzt bdquo[a]ber moumlglicherweise tat er es auch um sich symbolisch bei seiner Frau zu entschuldigenldquo ist voumlllig unklar und wohl rein spekulativ Un-klar ist auch der Eintrag im Ped bdquoĀcāmeti [for ācameti cp Sk ācāmayati Caus of ā + cam] at M ii112 in imper ācāmehi be pleased or be thanked [B G]() perhaps the reading is incorrectldquo vgl radiccam eigentlich immer in der Bedeutung bdquoto sip (water for purification) to rinseldquo

153 ekaṃsaṃ uttarāsaṅgaṃ karitvā Das Obergewand wird unter der rechten Achsel entlang gefuumlhrt so daszlig die rechte Schulter entbloumlszligt ist und der verbleibende Zipfel uumlber die andere Schulter geworfen

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 124 08112009 125556

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

125Piyajātikasuttaṃ (MN 87)

Literatur amp Abkuumlrzungen

burstoN Monique A (1977) A semantic analysis of the Pali case system Thesis (Ph D)-Cornell University

ChS = Online-Version der Chaṭṭhasaṅgāyana Edition des Pālikanons (plus nachkanonischen und auszligerkanonischen Texten) publ Buddha Sasana Council Rangoon 1956ff httpwwwtipitakaorgromn

colliNs Steven (2005) A Pali grammar for students Chiang Mai Silkworm Books

coNe Margaret (2001) A dictionary of Pali Part 1 a-kh Oxford Pali Text So-ciety

CPD = treNcKNer V A critical Pāli dictionary Copenhagen Commissioner Munksgaard Vol I (1924ndash1948)

DN = J estliN carPeNter (ed) The Dīgha-Nikāya London Pali Text Society 1911

voN HiNuumlber Oskar (1968) Studien zur Kasussyntax des Pāli besonders des Vinaya-Piṭaka [Muumlnchner Studien zur Sprachwissenschaft Beihefte NS 2] Muumlnchen Kitzinger

HorNer i b (tr) (1957)The collection of the Middle Length Sayings The middle fifty discourses (Majjhimapaṇṇāsa) 2 London Luzac

MN = cHalmers Robert (ed) The Majjhima-Nikāya Vol II London Pali Text Society 1898

malalaseKera G P (1937) Dictionary of Pāli proper names A - Dh 1 London Murray

Ders (1938) Dictionary of Pāli proper names N - H 2 London MurrayNtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi (tr) (22001) [1995] The middle length

discourses of the Buddha a translation of the Majjhima Nikāya translated from the Pali (2nd Revised Ed) Boston Wisdom Publ

NyaNatiloKa (1954) Buddhistisches Woumlrterbuch Kurzgefasstes Handbuch der buddhis-tischen Lehren und Begriffe in alphabetischer Anordnung Buddhistische Handbib-liothek 3 Konstanz Christiani

Ped = rHys davids T W amp William stede The Pali Text Societyrsquos Pali-English Dictionary Reprint Delhi Motilal 2003 (first published London Luzac amp Company 1921ndash1925)

Ps i = Woods J H amp d Kosambi (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhaghosacirccariya Part I Suttas 1 ndash 10 London Pali Text Society 1922

Ps III = HorNer i b (ed) Papantildecasūdanī Majjhimanikāya-aṭṭhakathā of Buddhag-hosacirccariya Part III Suttas 51ndash100 London Pali Text Society 1933

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 125 08112009 125556

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite

126 Bruno Galasek

von simsoN Georg (1965) Zur Diktion einiger Lehrtexte des buddhistischen Sans-kritkanons Muumlnchener Studien zur Sprachwissenschaft H Muumlnchen In Kommission bei J Kitzinger

Ders (1977) Zur Phrase sbquoyena tenopajagāma upetyalsquo und ihren Varianten im buddhistischen Sanskrit in Beitraumlge zur Indienforschung Ernst Waldschmidt zum 80 Geburtstag gewidmet Berlin S 479ndash488

Weber Dietrich (1998) Erzaumlhlliteratur Schriftwerk Kunstwerk Erzaumlhlwerk Goumlttin-gen Vandenhoeck amp Ruprecht

WiJeseKera Oliver Hector de Alwis (1993) [1936] Syntax of the cases in the Pali Nikayas Sri Lanka Postgraduate Institute of Pali and Buddhist Studies University of Kelaniya (zugl PhD-Thesis ndash University of London 1936)

zumWiNKel Kay (2001) Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung Bd II Uttenbuumlhl Jhana-Verlag (basiert im Wesentlichen auf der englischen Uumlbersetzung von NtildeāṆamoli bHiKKHu amp biKKHu bodHi s d)

Gesamttext_BZTN_2_Druckfreigabeindb 126 08112009 125556

  • Leere Seite