die analyse stabiler isotope (δ18o, δ13c, δ15n) an schmelz und dentin von hirschzähnen aus der...

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Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (IPNA) Universität Basel Die Analyse stabiler Isotope (δ 18 O, δ 13 C, δ 15 N) an Schmelz und Dentin von Hirschzähnen aus der horgenzeitlichen Seeufersiedlung Zug-Riedmatt Unterschiedliche Jagdgebiete im Laufe der Besiedlung aufgrund wechselnder klimatischer Bedingungen? Masterarbeit im Studiengang MSc PNA von Elisa Schumpf unter der Leitung von Dr. Prof. J. Schibler 2012/2013

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Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie

(IPNA)

Universität Basel

Die Analyse stabiler Isotope (δ18O,

δ13C, δ15N) an Schmelz und Dentin

von Hirschzähnen aus der

horgenzeitlichen Seeufersiedlung

Zug-Riedmatt

Unterschiedliche Jagdgebiete im Laufe der

Besiedlung aufgrund wechselnder klimatischer

Bedingungen?

Masterarbeit

im Studiengang MSc PNA

von Elisa Schumpf

unter der Leitung von Dr. Prof. J. Schibler

2012/2013

1

Inhalt

1. Einleitung ....................................................................................................................................... 3

2. Archäologische und naturwissenschaftliche Grundlagen ........................................................ 4

2.1 Das Neolithikum und die Horgener Kultur in der Zentralschweiz ........................................... 4

2.1.1 Chronologie ..................................................................................................................... 4

2.1.2 Umwelt und Wirtschaft ................................................................................................... 5

2.2 Die Fundstelle Zug-Riedmatt ................................................................................................... 7

2.2.1 Lage und Zustand der Fundstelle .................................................................................... 7

2.2.2 Die Stratigraphie .............................................................................................................. 8

2.3 Der Hirsch .............................................................................................................................. 10

2.3.1 Biologie, Lebensraum und Nahrung .............................................................................. 10

2.3.2 Der Hirsch im Neolithikum ............................................................................................ 11

2.3.3 Zahnaufbau und –entwicklung des Rothirsches ............................................................ 11

2.4 Theoretische Grundlagen zur Isotopenanalyse ..................................................................... 14

2.4.1 Forschungsgeschichte ................................................................................................... 14

2.4.2 Allgemeine Grundlagen ................................................................................................. 15

2.4.3 Temperatur- und Klimarekonstruktion anhand von Sauerstoffisotopen (δ18O) ........... 16

2.4.4 Rekonstruktion von Ernährung und Lebensweise anhand von Kohlenstoff- und

Stickstoffisotopen (δ13C/δ15N) ....................................................................................... 18

2.4.4.1 Anwendungen von Kohlenstoffisotopen (δ13

C) zur Habitat- und

Ernährungsrekonstruktion ......................................................................................... 18

2.4.4.2 δ13

C in Karbonat (aus Apatit) und Kollagen .............................................................. 20

2.4.4.3 Anwendung von Stickstoffisotopen (δ15

N) zur Nahrungs- und Umweltrekonstruktion .

................................................................................................................................... 20

2.5 Die sequenzielle Beprobung von Zahnschmelz und Dentin .................................................. 22

2.5.1 Zahnschmelz .................................................................................................................. 22

2.5.2 Dentin ............................................................................................................................ 24

3. Material ......................................................................................................................................... 25

3.1 Auswahl des Probenmaterials ............................................................................................... 25

3.2 Wasserproben ....................................................................................................................... 26

4. Methoden ...................................................................................................................................... 27

4.1 Einführung in Mainz .............................................................................................................. 27

4.2 Die Analyse von Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopen (δ18O/δ13C) aus dem Zahnschmelz .. 28

4.2.1 Die Vorbereitung der Zähne für die Beprobung ............................................................ 28

2

4.2.2 Sequenzierte Entnahme der Zahnschmelzproben ........................................................ 29

4.2.3 Aufreinigung des Zahnschmelzes .................................................................................. 30

4.2.4 Massenspektrometrie ................................................................................................... 31

4.3 Die Analyse von Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen (δ13C/δ15N) aus dem Collagen im

Dentin .................................................................................................................................... 32

4.3.1 Vorbereitung der Zähne für die Beprobung .................................................................. 32

4.3.2 Sequenzierte Beprobung des Dentins ........................................................................... 32

4.3.3 Aufreinigung des Dentins und Extraktion des Kollagens ............................................... 33

4.3.4 Massenspektrometrie ................................................................................................... 34

4.4 Wasserproben ....................................................................................................................... 35

5. Resultate ....................................................................................................................................... 35

5.1 Die δ18O/δ13C – Werte aus dem Zahnschmelz....................................................................... 35

5.1.1 Die Messergebnisse aus Mainz und Basel im Vergleich ................................................ 35

5.1.2 Die Messergebnisse aus Mainz...................................................................................... 37

5.1.3 Messergebnisse aus Basel ............................................................................................. 39

5.2 Die δ13C/δ15N-Werte aus dem Collagen des Zahndentins ..................................................... 44

5.3 Die δ13C-Werte aus dem Karbonat und dem Kollagen im Vergleich ..................................... 48

5.4 Resultate Wasserproben ....................................................................................................... 49

6. Diskussion .................................................................................................................................... 50

6.1 Grosse Unterschiede im Verlauf der Isotopenkurven (δ18O/δ13C) aus dem Zahnschmelz –

Hinweis auf verschiedene Populationen oder normale Variation zwischen Individuen? ..... 50

6.2 Der Lebensraum – bewaldete Täler oder luftige Höhen? ..................................................... 52

6.3 Klimatische Bedingungen ...................................................................................................... 54

6.4 Unterschiede zwischen den Siedlungsphasen – ist eine Entwicklung zu erkennen? ............ 55

6.5 Synthese ................................................................................................................................ 56

7. Zusammenfassung ...................................................................................................................... 58

8. Tabellen ........................................................................................................................................ 59

9. Literaturverzeichnis .................................................................................................................... 64

10. Danksagung ................................................................................................................................. 72

3

1. Einleitung

Das Neolithikum ist die erste Epoche, in denen der Mensch nicht mehr nur von seinem Jagdglück

abhängig war, sondern durch Ackerbau und Viehzucht eine gewisse Sicherheit der

Nahrungsversorgung garantieren konnte. Dies setzte ein gewisses Mass an Sesshaftigkeit voraus, da

für den Anbau von Getreide Flächen gerodet werden mussten. Weil das Landschaftsbild im

Neolithikum hauptsächlich von Wald geprägt war und es kaum natürliche Freiflächen gab, war dies

eine aufwändige Arbeit. Nur durch eine ortsgebundene Lebensweise in Dörfern lohnte sich dieser

Aufwand, da durch die Rodung nicht nur Ackerland, sondern auch potentielles Weideland für die

Haustiere entstand. So konnte eine Grundmenge an Nahrungsmitteln produziert werden, welche die

Bevölkerung eines Dorfes sowohl im Sommer als auch im Winter zu ernähren vermochte.

Dennoch wurde im Neolithikum die Jagd nie ganz aufgegeben. Betrachtet man die neolithischen

Siedlungen in der Schweiz so fällt auf, dass die Anteile der Wildtiere im Nahrungsspektrum sehr stark

schwanken (Schibler 2006). Die Gründe dafür können vielfältig sein. Es gibt aber Hinweise für einen

möglichen Zusammenhang zwischen vermehrter Jagdtätigkeit und kurzzeitigen Klimaeinbrüchen.

Sehr nasse, kalte Sommer konnten beträchtliche Einbussen in den Ernteerträgen zur Folge gehabt

haben – was zu Nahrungsknappheit führen konnte. War es nicht möglich, diese Verluste durch

bestehende Vorräte oder durch die Schlachtung von Haustieren auszugleichen, musste die

Bevölkerung auf die wilden Ressourcen zurückgreifen. Dabei spielte vor allem der Rothirsch eine

wichtige Rolle, der im ganzen Neolithikum das wichtigste Jagdwild darstellte.

Hielt eine Klimadepression über längere Zeit an, musste die Jagd auf den Rothirsch intensiviert

werden, was zu erhebliche Schäden an lokalen Hirschpopulationen führen konnte. Für die Jäger

bedeutete dies, für eine erfolgreiche Jagd auf andere Gebiete mit intakten Populationen ausweichen

zu müssen. Bei der Betrachtung des archäozoologischen Materials aus Zug-Riedmatt fielen die hohen

Anteile an Hirschknochen auf - vor allem in den älteren Schichten, wo ein regelrechter

„Knochenhaufen“ von Hirschknochen zu finden war (Anteil Hirschknochen nach Gewicht 93%, mündl.

Mitteil. Sandra Billerbeck).

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, mit Hilfe von Isotopenanalysen mögliche Unterschiede von

Lebensraum, Ernährung und Herkunft der Hirsche aus den archäologischen Schichten von Zug-

Riedmatt aufzudecken und so Hinweise auf das Jagdverhalten der Bevölkerung der horgenzeitlichen

Seeufersiedlung zu erlangen. Die Analyse von Sauerstoff-, Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen an den

Hirschzähnen erlaubt Rückschlüsse auf verschiedene Faktoren der Lebensumstände der Tiere. Es

können Unterschiede in der Saisonalität, der Umwelt, der Nahrung und der klimatischen Bedingungen

sichtbar gemacht werden, was wiederum Hinweise auf verschiedene Hirschpopulationen und folglich

auf unterschiedliche Jagdgründe liefern könnte. Da die Hirschzähne aus verschiedenen

Siedlungsschichten aus einem Zeitraum von ca. 150 Jahren stammen wird auch versucht, allfällige

chronologische Entwicklungen oder Unterschiede zu erkennen und dadurch Hinweise auf eine

Klimaentwicklung und deren Einfluss auf die Jagd zu bekommen.

4

Abb. 1

Tabelle der Chronologie des Neolithikums in

der West-, Zentral- und Ostschweiz (Stöckli

1995, 21).

Die Isotopenanalysen wurden am IPNA (Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche

Archäologie) Basel in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltgeowissenschaften der Universität

Basel sowie am Departement für Anthropologie/Institut für Geowissenschaften an der Johannes-

Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt. Da in Basel zuvor noch keine Erfahrungen mit

Isotopenanalysen an Zähnen und Knochen aus archäologischen Zusammenhängen gemacht wurden,

ist die erfolgreiche Durchführung dieses Pilotprojektes vor allem der Unterstützung des erfahrenen

Teams der Universität Mainz zu verdanken.

2. Archäologische und naturwissenschaftliche Grundlagen

2.1 Das Neolithikum und die Horgener Kultur in der Zentralschweiz

2.1.1 Chronologie

Die Horgener Kultur datiert zwischen 3500 und 2750 v.

Chr. und fällt in die Zeit des Spätneolithikums. In der

Zentralschweiz folgt sie auf die Cortaillod- bzw. Pfyn-

Kultur. Zu Beginn des 4. Jahrtausends. v. Chr. werden

die Fundstellen in der Zentralschweiz zum klassischen

zentralschweizerischen Cortaillod (Siedlung Egolzwil 5)

zugerechnet. Dieses weist aber schon Einflüsse aus

östlichen Kulturen auf. Um 3800 v. Chr. ist in den

Regionen des Zürichs- und Zugersees ein Wechsel zur

Pfyner Kultur (Zürich-Mozartstrasse Schicht 4, Risch-

Oberrisch) zu beobachten. Ab dieser Zeit scheint der

kulturelle Einfluss in der Zentralschweiz aus Osten bzw.

Mitteleuropa zu kommen. Das darauffolgende Horgen ist

anhand der Keramik sowie den Steinbeilklingen mit

rechteckigem Querschnitt dem östlichen Horgen

zuzuordnen (Abb. 1; Stöckli 1995, 35-36; Hafner/Suter

2003, 35).

Aus der Zeit des frühen Horgens um 3400 v. Chr. sind in

der Zentralschweiz einige Dendrodaten vorhanden,

jedoch ohne dazugehörige Fundkomplexe. Erst ab dem

älteren Horgen sind grössere Fundkomplexe aus mehreren Siedlungen vorhanden. So z.B. vom

Zürichseebecken Zürich Mozartstrasse Schicht 3, Zürich-Kleiner Hafner Schicht 3A/3B, Kansan

Seefeld Schicht 2-4, AKAD/Pressehaus Schicht E/G (ausführlich mit absoluten Datierungen Stöckli

2007, 54/64; Hafner/Suter 2003, 35), sowie Pfäffikon-Burg (Eberli 2010). Vom Zugersee, also der

unmittelbaren Umgebung der Fundstelle Zug-Riedmatt, sind mehrere Fundstellen aus der Zeit um

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3200 v. Chr. bis 3000 v. Chr. bekannt, so z.B. Hünenberg-Dersbach/-Strandbad, Cham St. Andreas

und Zug-Schützenmatt (Abb. 2). Diese könnten teilweise gleichzeitig mit der Siedlung von Zug-

Riedmatt bestanden haben (Huber/Schaeren 2009, 113; Stöckli 2007, 90). Leider liegen für Zug-

Riedmatt noch keine absoluten Daten aus der Dendrochronologie vor.

Aufgrund der räumlichen Nähe von Zuger- und Zürichsee sind für allfällige Vergleiche zwischen den

Fundstellen die oben genannten Fundstellen zu bevorzugen. Obwohl STÖCKLI (Stöckli 2007, 90) bei

der Keramik von Zug-Schützenmatt und KanSan3 erhebliche Unterschiede feststellt, dürfte die

kulturelle Verbundenheit der beiden Regionen grösser gewesen sein als zur Westschweiz (Bieler- und

Neuenburgersee) sowie zur Bodenseeregion. Diese aus der Keramik ersichtlichen, kulturelle

Dreiteilung – in Westschweiz, Zürichseebecken/Zentralschweiz und Bodenseegebiet/Ostschweiz –

findet erst in der auf die Horgener Kultur folgende Schnurkeramik um ca. 2750 v. Chr. ein Ende

(Stöckli 2007, 196).

2.1.2 Umwelt und Wirtschaft

Ohne den Einfluss des Menschen durch die Landwirtschaft wäre Mitteleuropa im Neolithikum

vollständig von Wald bedeckt gewesen. So zeigen Pollenprofile aus dem Mesolithikum einen Anteil

von weit über 90% an windblütigen Gehölzen (Rösch 2010, 166).

Ab dem Frühneolithikum zeigen pollenanalytische Untersuchungen in der Nordschweiz

Veränderungen in der Vegetation, welche möglicherweise auf moderaten Ackerbau und Viehzucht

zurückzuführen sind. Funde aus der 2. Hälfte des 6. Jahrtausends belegen u.A. den Anbau von

Emmer, Einkorn und Lein (Schibler/Brombacher 1995, 87). Ausgeprägte Waldlandschaften zeigen

aber, dass keine grösseren Flächen entwaldet wurden. Gerodet wurde ausschliesslich für den

Siedlungsbau und dem Anlegen vom Ackerland mittels Brandrodung, worauf feine Holzkohlehorizonte

in Pollendiagrammen hinweisen (Schibler/Brombacher 1995, 90; Rösch 2010, 166). Schon in dieser

frühen Phase des Schweizer Neolithikums wurde der Fleischbedarf fast ausschliesslich über die

Haustierarten Schaf, Ziege und Rind gedeckt, wie Funde aus dem Wallis belegen (Schibler/Chaix

1995, 98-99).

Ab 4300 v. Chr. sind an den Seeufern des Schweizer Mittellandes die ersten Seeufersiedlungen zu

finden. Durch die Feuchtbodenerhaltung und der damit verbundenen guten Erhaltung von organischen

Materialien, vergrössert sich die Datengrundlage zur Interpretation von Wirtschaft und Umwelt

markant (Schibler/Chaix 1995, 102; Schibler 2010, 173). Die angebauten Kulturpflanzen sind jetzt vor

allem Nacktweizen, während Emmer und Einkorn an Bedeutung verlieren. Die Bodenbearbeitung auf

den Feldern war wenig intensiv, was ein längeres Brachestadium der Böden nach mehrjährigem

Anbau nötig machte. Es entstand eine Art „Flickenteppich“ von aktuellen Anbauflächen und Zonen mit

unterschiedlich fortgeschrittener Wiederbewaldung (Schibler/Brombacher 1995, 90; Rösch 2010, 166).

Die Anteile der Haustiere im Knochenspektrum liegen für diese Zeit bei etwa 50%, schwanken jedoch

in Relation zu den Wildtieren bis ca. 3500 v. Chr. immer wieder stark. Es konnte aufgezeigt werden,

dass die hohen Wildtieranteile direkt mit kurzfristigen Klimaschwankungen in Verbindung gebracht

werden können. In Phasen von nassen und kalten klimatischen Bedingungen wurde also vermehrt

gejagt. Da aber gleichzeitig die Fundkonzentrationen der Haustiere mehr oder weniger unverändert

6

blieben ist davon auszugehen, dass die intensivierte Jagd verminderte Ernteerträge von Getreide und

anderen Kulturpflanzen ausgleichen sollte. Aus den Funden der Schichten 4 u, m und o der Siedlung

Zürich „Mozartstrasse“ geht hervor, dass vor allem die Jagd auf den Rothirsch sowie das Sammeln

von kohlenhydrat- und fetthaltigen Samen intensiviert wurde (Schibler/Chaix 1995, 104; Schibler 2010,

173-178).

Ab der Horgener Zeit, also ab ca. 3400 v. Chr., sind schliesslich deutliche Veränderungen in der

Wirtschaftsweise feststellbar. Der Anbau von Emmer nimmt wieder zu und derjenige von Lein und

Mohn erreicht seinen Höhepunkt. Dies scheint die Folge intensiverer Bodennutzung zu sein, welche

zu einer Bodenverschlechterung führte und den Anbau von genügsameren Pflanzen erforderlich

machte. Die Brachezeiten wurden verkürzt und die um die Dörfer liegenden Felder längerfristig

bewirtschaftet. Gleichzeitig deutet ein Rückgang der sommerannuellen Unkräuter auf einen dichteren

Stand der Kulturpflanzen hin, woraus ein höherer Ertrag pro genutzte Fläche resultierte. Diese

Veränderungen in der Landwirtschaft deuten auf eine Zunahme der Bevölkerungsdichte hin, wodurch

der Druck auf die umliegende Natur stieg, da mehr offene Landschaftsfläche geschaffen werden

musste (Brombacher 1995, 87-92).

Die Bedeutung der Jagd (vor allem auf den Rothirsch) ist in der Horgener Kultur nicht einheitlich. In

vielen Fundstellen liegen die Anteile der Haustiere im Knochenspektrum mit ca. 60% höher als die

der Wildtiere (Schibler/Chaix 1995, 104-105). Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass es auch in

der Zeit zwischen 3200 und 3000 v. Chr. grössere Schwankungen in den Anteilen von Wildtieren im

Knochenspektrum gibt, mit z.T. sehr hohen Werten von bis über 70% (Schibler 2006, Abb. 4, 55). Da

diese Schwankungen nicht von kulturellen Grenzen beeinflusst zu sein scheinen, wird auch hier eine

intensivierte Jagd bei gleichbleibender Dichte von Haustierknochen mit kurzzeitigen

Klimaschwankungen in Verbindung gebracht (Schibler 2006, 54-55).

Bei den Haustieren lässt sich in der Horgener Zeit eine deutliche Tendenz feststellen. War vor der

wirtschaftlichen Krise des 36. Jh. v. Chr. das Rind mit 50-60% mit Abstand das häufigste Haustier, so

übernahm jetzt das Schwein diese Rolle. In den horgenzeitlichen Siedlungen Arbon-Bleiche 3 und

jenen am Zürichsee liegen die Rinderanteile durchschnittlich bei 20% (s. Abb. 5 in Schibler 2006, 56;

Hüster-Plogmann 2002, 103). Der Stellenwert des Rindes scheint sich in dieser Zeit des

landwirtschaftlichen Aufschwungs verändert zu haben. Archäozoologische Untersuchungen haben

gezeigt, dass die Tiere erst in höherem Alter geschlachtet wurden und das Geschlechterverhältnis

ausgeglichen war, also auch männliche Tiere ein höheres Alter erreichten. Dies ist ein Hinweis auf

eine intensivierte Nutzung der Rinder als Zug- und Arbeitstiere, was als Begleiterscheinung der

wachsenden Landwirtschaft bzw. des Ackerbaus interpretiert werden kann (Hüster-Plogmann 2002,

105-106). Ebenfalls aus der Horgener Zeit bzw. aus der Siedlung Arbon-Bleiche 3 stammen

Nachweise von der Nutzung von Milch und Milchprodukten, die aus der Analyse von Fetten aus

angekohlten Speiseresten in Kochtöpfen hervorgehen (Schibler 2010, 177).

7

Abb. 2

Die Lage der fünf horgenzeitlichen Fundstellen Zug-Riedmatt (1), Zug-Schützenmatt (2), Zug-

Schutzengel/Bärenbächli (3), Hünenberg-Strandbad/-Derbach (4), Cham-St.Andreas, Strandbad (5) sowie der

bronzezeitlichen Fundstelle Zug-Sumpf (6). Angaben über die Lage der Fundstellen aus Huber/Schären

(2009). Karte: search.ch, swisstopo.

2.2 Die Fundstelle Zug-Riedmatt

2.2.1 Lage und Zustand der Fundstelle

Die Fundstelle Zug-Riedmatt liegt am nördlichen Zugerseeufer, in der sogenannten „Steinhauser

Bucht“ (Abb. 2, Nr.1). Sie befindet sich somit in der Nähe der bekannten Fundstellen Zug-Sumpf und

Zug-Schützenmatt (Abb. 2, Nr.6/Nr.2).

Da der Seespiegel und folglich auch der Grundwasserspiegel vor über 400 Jahren künstlich

abgesenkt wurden, waren die Schichten von Feuchtbodenfundstellen rund um den Zugersee von

partieller oder vollständiger Austrocknung betroffen. Dies wirkte sich negativ auf die Erhaltung von

organischem Material aus, da dieses sich im äroben Milieu rasch zersetzt (Huber/Schaeren 2009,

128).

Bei der Entdeckung der Siedlung Zug-Riedmatt im Jahre 2006 wurde aber aufgrund des guten

Zustandes der Pfähle in über 5 m Tiefe rasch klar, dass dieser Bereich immer noch auf oder unter

dem Grundwasserniveau liegen musste. Anschliessende Bohrungen ergaben eine Ausdehnung der

erhaltenen Siedlungsschichten von ca. 2500 m2. Da der Untergrund in diesem Gebiet sehr weich ist,

waren für das geplante Bauprojekt auf einer Fläche von etwa 230 m2 Fundationsträger geplant, welche

bis in die Tiefe der Siedlungsschichten gereicht und diese somit zerstört hätten. Da nur vier Monate für

die archäologische Ausgrabung zur Verfügung standen, war eine ausgedehnte Grabung nicht

realisierbar. In Absprache mit der Bauherrschaft konnten die Anzahl Pfähle und somit die Fläche der

Rettungsgrabung auf 80 m2 reduziert werden (Huber/Schaeren 2009, 128).

Die Kulturschichtpakete waren von 5 m Lorze- und Seesedimenten bedeckt und neigten sich gegen

den See hin um etwa 1,5 m. Welchen Einfluss nachträgliche Setzungsvorgänge oder

1

4

5

3

2

6

8

Abb. 3

Schichtpakete von Zug-Riedmatt mit

Kulturschichten und Schwemmhorizonten.

Zwischen dem

Überschwemmungshorizont C2 und der

Siedlungsphase D1/D2 ist ein grösserer

zeitlicher Hiatus zu vermuten (nach E.

Gross 2012, unpubl. Protokoll).

Hervorgehoben sind die

Siedlungsschichten, aus denen

Hirschzähne für die Isotopenanalyse zur

Verfügung standen.

Schichtpressungen hatten, ist beim momentanen Stand der Forschung noch nicht klar. Die Schieflage

und teilweise Zerstörung der Pfähle im Südwesten (Seeseite) der Grabung belegen aber, dass solche

Einflüsse eine Rolle spielten. Insgesamt konnten im ausgegrabenen Bereich 972 Pfähle identifiziert

werden, die z.T. fast einen Meter über die Kulturschicht hinaus ragten (Huber/Schaeren 2009, 129).

Die Funde bewegen sich in einem für die Horgener Zeit zu erwartendem Formenspektrum. Es wurden

grosse Mengen an Keramik geborgen, deren Erhaltungszustand aber aufgrund ihrer tiefen

Brenntemperatur sehr uneinheitlich war. Allgemein herrschte in den Schichten eine sehr grosse

Funddichte. Neben der Keramik gibt es über 400 Knochen- und Geweihartefakte, Steinbeile inkl.

Produktionsbestandteile und zahlreiche Silexwerkzeuge. Durch die guten Erhaltungsbedingungen

kommen auch spezielle Funde aus organischen Materialien dazu, wie etwa Schnüre, Zunderstücke,

Beilholme, ein sog. Horgener Messer und verschiedenste Artefakte aus Holz. Als aussergewöhnlich

darf wohl ein kleines Kupferbeil mit Randleisten bezeichnet werden (Huber/Schaeren 2009, 130).

2.2.2 Die Stratigraphie

Über die Stratigraphie der Fundstelle Zug-Riedmatt liegen noch keine publizierten Angaben vor. Die

folgenden Beschreibungen stammen aus Protokollen von Mai 2012, bereitgestellt von Eda Gross

(Kantonsarchäologie Zug). In der Stratigraphie konnten vier Schichtkomplexe ausgemacht werden, die

je eine Siedlungsphase darstellen. Getrennt werden diese durch organische

Überschwemmungshorizonte, wobei die letzte Siedlungsphase durch einen Erosionshorizont

abgeschlossen wird (Abb. 3). Eine grobe Datierung war vorerst nur durch die Keramik- und

Geweihartefakttypologie möglich. Demnach datieren die Kulturschichten in die Zeit zwischen 3200 v.

Chr. und 3000 v. Chr.

G Lorze-Sand und Torfe

F Limnische Ablagerungen nach Erosion

E3 Erosionshorizont nach Schichtkomplex E

E2 Organische Überschwemmungsschicht

E1 Schichtkomplex, Siedlungsphase E

D3 Organische Überschwemmungsschicht

D1/D2 Schichtkomplex, Siedlungsphase D

_____________________________________

C2 Organische Überschwemmungsschicht

C1 Schichtkomplex, Siedlungsphase C

B3 Organische Überschwemmungsschicht

B2 Schichtkomplex, Lehmschicht

B1 Schichtkomplex, Knochenhaufen

B Schichtkomplex B allgemein

A3 Organische Überschwemmungsschicht

A2 Seekreide, Installationshorizont

A1 Seekreide

A Seekreide Strandplatte vor Besiedlung

A L

T

J

U N

G

9

Die Ausrichtung verschiedener Strukturen und die Lage der Lehmlinsen lassen eine zeitliche Nähe der

Entstehung der Phasen B und C sowie D und E vermuten. Die Überschwemmungsschicht C2 scheint

also markanter zu sein als die anderen Überschwemmungsereignisse. Diese Beobachtung bestätigt

sich in der typochronologischen Gliederung der Zwischenfutter. Es bestehen Unterschiede zwischen

den Siedlungsschichten, vor allem aber zwischen den Phasen C und D. Auch bei der groben

Durchsicht der Tierknochen ist dort eine Veränderung zu beobachten. Während in den Schichten B

und C sehr viele Wildtierknochen (vor allem Hirsch) vorhanden sind, steigt in den jüngeren Phasen der

Anteil an Haustierknochen (v.a. Schwein) und Wildtiere – insbesondere Hirsch – nehmen deutlich ab

(mündl. Mitteil. Sandra Billerbeck).

Die Besiedlung scheint sich im Laufe der Zeit von Nordosten nach Südwesten verschoben zu haben.

Das heisst, die Strukturen der ältesten Besiedlungsphasen liegen am nordöstlichen Ende der

Grabungsfläche und beinhalten u.a. den Knochenhaufen. Nachweise von Hüttenböden oder

Feuerstellen fehlen in dieser Phase, diese könnten weiter landeinwärts und somit ausserhalb der

Grabungsfläche gelegen haben oder die Häuser dieser Phase waren architektonisch anders

konstruiert. Der Knochenhaufen wird am Rand von einer dünnen organischen Schicht überdeckt,

darüber folgt eine kompakte, nicht geschichtete Lehmphase. In diesem Bereich ist die

Überschwemmungsschicht B3 nicht vorhanden, was die eindeutige Trennung zwischen den Phasen B

und C erschwert.

Die Siedlungsphase C ist durch Aschelinsen und markante Keramikkonzentrationen mit recht gut

erhaltenen Gefässen geprägt. Hüttenböden und Herdstellen fehlen aber weiterhin. Ob es sich um die

Überreste eines Brandereignisses oder um Abraum von gereinigten Feuerstellen handelt, ist nicht

geklärt. Die Überschwemmungsschicht C2 ist im seewärtigen Bereich deutlich ausgeprägt, auf den

erhöhten Lagen landeinwärts nur partiell. Dies führt wiederum zu Schwierigkeiten in der

durchgehenden Trennung der Phasen C und D.

Siedlungsphase D liegt deutlich weiter seewärts, sie ist charakterisiert durch eine durchgehende,

dicke, organische Schichtabfolge. Sie wird praktisch auf der ganzen Fläche unterteilt durch eine

dünne (Bau-?)Lehmlage. Die Schicht ist von Keramikkonzentrationen und liegenden Hölzern

durchzogen. Die darüber liegende Überschwemmungsschicht ist z.T. gekappt oder erodiert.

Die jüngste Siedlungsphase E ist stark durch Erosion beeinflusst, sie ist vor allem durch grosse

Lehmlinsen repräsentiert die aufgrund ihres Gewichts in den weichen Untergrund einsanken und so

erhalten blieben. Diese Lehmlinsen liegen direkt über denjenigen von Schicht D und können

möglicherweise mit bestimmten Pfostenreihen (v.a. Eichenspältlinge und Eiben) in Verbindung

gebracht werden. Da aufgrund des intensiven Schneitelungseinflusses noch keine

dendrochronologische Datierung der Pfähle möglich war, sind bisher keine eindeutigen

Hausgrundrisse erkennbar. Im Umkreis der Lehmlinsen sind grosse Steinplatten,

Keramikkonzentrationen und kreuzweise geschichtete Hölzer zu beobachten.

10

2.3 Der Hirsch

2.3.1 Biologie, Lebensraum und Nahrung

Der Rothirsch (Cervus elaphus) gehört zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla) und zur

Unterordnung der Wiederkäuer (Ruminantia). Die Gattung der Edelhirsche (Cervus) umfasst rund 15

Arten, wobei die ersten „Ur-Rothirsche“ vor ca. einer Million Jahre auftraten (Righetti 1995, 434-435).

Heutzutage ist der Rothirsch in der Schweiz mit Schulterhöhen bis zu 150 cm und einem Gewicht bis

260 kg das grösste einheimische Säugetier (Righetti 1995, 434). Die durchschnittliche Grösse der

mitteleuropäischen Hirsche (männlich, ausgewachsen) liegt aber wohl eher bei etwa 115 cm bis max.

124 cm (Wagenknecht 1996, 38). Dies ist deutlich kleiner als die errechneten Grössen für

prähistorische Zeiträume. In Arbon-Bleiche 3 zum Beispiel schwanken die Wiederristhöhen der

männlichen Tiere zwischen 125 und knapp 132 cm (Deschler-Erb/Marti-Grädel 2004, 196).

Hirsche leben in Familien- sowie Junggesellen-Rudeln. Diese verlassen sie lediglich in der Brunftzeit

im September, wenn die Männchen möglichst viele Weibchen um sich scharen und ihr Harem gegen

Rivalen verteidigen. Nach der Brunft im Oktober kehren Männchen sowie Weibchen wieder in ihre

Rudel zurück, bis die Hirschkühe im Mai und Juni nach ca. 34 Wochen Tragezeit abseits der Herde

meist ein Kalb gebären (Righetti 1995, 435; Bützler 1986, 128). Normalerweise erfolgt die

Entwöhnung des Kalbes im Alter von 5-7 Monaten. Wird die Mutter im Herbst aber nicht erneut

trächtig, kann das Kalb bis weit in den nächsten Sommer hinein gesäugt werden (Bützler 1986, 131-

132).

Der bevorzugte Lebensraum des Rothirsches sind grundsätzlich lichte Auenwälder im Tal, wo er auch

im Winter genügend Nahrung findet. In der warmen Jahreszeit wandert er in höhere Lagen der

Voralpen und Alpen, im Hochsommer sogar über die Baumgrenze hinaus. Die Besiedlung der Täler

durch den Menschen sowie die Rodung der Auenwälder und Nutzung der Alpen führte aber immer

mehr dazu, dass der Hirsch sich in grössere, dichte Waldgebiete zurückzog (Bützler 1986, 125,

Righetti 1995, 436). Durch diesen menschlichen Einfluss kann der heutige Lebensraum und somit

auch die Lebensweise des Rothirsches z.T. nicht mehr als natürlich betrachtet werden. Es zeigt aber

die aussergewöhnliche Anpassungsfähigkeit dieser Art.

Der Rothirsch wird in Bezug auf seine Nahrung als Intermediärtyp bezeichnet. D.h. er verwertet

sowohl Rauhfutter wie auch reichhaltigere Nahrung wie Gräser und Früchte. Das Nahrungsspektrum

umfasst darüber hinaus auch Knospen, Zweige und Rinde von Bäumen und Sträuchern sowie

Flechten, Moose und Pilze (Bützler 1986, 125-127). Untersuchungen haben gezeigt, dass der Hirsch

über 90% der verfügbaren Pflanzen als Nahrung nutzt und einige Arten wie z.B. Esche, Feldahorn und

Sahlweide dadurch stark dezimiert werden können (Bützler 1986, 126). Täglich benötigt der Rothirsch

3 bis 4 kg Futter und deckt darüber auch den Grossteil seines Flüssigkeitsbedarfs (Righetti 1995,

436).

11

2.3.2 Der Hirsch im Neolithikum

Während des gesamten Schweizer Neolithikums war der Rothirsch die wichtigste Jagdbeute

(Schibler/Hüster-Plogmann 1995, 77; Schibler 1997a, 60; Schibler et al. 1997b, 89; Schibler/Steppan

1999, 95; Schibler 2006, 60). In den zahlreichen neolithischen Seeufersiedlungen erreicht der Hirsch

in gewissen Zeitabschnitten Anteile in den Wildtierüberesten von bis zu 90% (Schibler/Steppan 1999,

95). Besonders in der Zeit von 3950 bis ca. 3600 v. Chr. ist eine sehr intensive Hirschjagd

festzustellen, die zu einer messbaren negativen Beeinflussung der Rothirschpopulationen geführt hat.

Dazu ist eine anhaltende intensive Bejagung von 80-120 Jahren notwendig, was sogar zu lokaler

Ausrottung der Hirsche führen kann (Schibler/Hüster-Plogmann 1995, 77; Schibler et al. 1997b, 93;

Schibler/Steppan 1999, 95; Schibler 2006, 60). Anhand der Hirschknochen aus den Schichten 4-6 der

Fundstelle Mozartstrasse am Zürichsee konnte gezeigt werden, dass eine hohe Bejagung zu einer

geringeren Körpergrösse der Hirsche führte (Schibler et al. 1997b, 96; Schibler/Steppan 1999, 95-96).

Gleichzeitig ist anzunehmen, dass die Dichte der Hirschpopulationen im Umkreis der

Seeufersiedlungen abnahm, was zu einem grösseren Einzugsgebiet des Jagdrevieres geführt haben

könnte.

In den ersten Horgener Siedlungen am Zürichsee im 33. Jh. v. Chr. ist der Anteil der Hirschknochen

mit weniger als 10% im Knochenspektrum relativ gering, stieg aber bis zum 28. Jh. v. Chr. erneut

kontinuierlich an. Neben der Haltung von Schweinen nahm die Bedeutung der Jagd also wieder zu

(Schibler et al. 1997b, 97). Die Schwankungen lassen sich primär mit dem unterschiedlichen Anteil

von Fleisch in der Gesamternährung erklären. Bei Ernteausfällen aufgrund schlechter klimatischer

Bedingungen oder kurzfristigen negativen Einflüssen, liess sich das Defizit an produzierter Nahrung

nicht mit vermehrtem Schlachten von Haustieren ausgleichen, sondern führte zu einem höheren

Konsum von Wild und Sammelfrüchten wie Nüssen und Früchten (Schibler/Hüster-Plogmann 1995,

116; Schibler/Steppan 1999, 93). Dieses Phänomen ist vor allem für die Zeit der Cortaillod- und Pfyn-

Kultur zwischen 4300 und 3400 v. Chr. belegt (Schibler/Hüster-Plogmann 1995, 116), kann aber auch

für steigenden Wildtier-Anteilen im Horgen verantwortlich sein. In der Fundstelle von Zug-Riedmatt

erscheinen die Anteile der Rothirsche im Vergleich zu den Haustieren relativ hoch, was auf eine

negative Veränderung des Klimas in dieser Zeit schliessen lässt.

2.3.3 Zahnaufbau und –entwicklung des Rothirsches

Die Zahnformel des Hirsches ist 0 1 3 3

3 1 3 3. Die Zähne bestehen wie bei allen Säugetieren aus einer

Krone (Corona dentis) und einer oder mehreren Wurzeln (Radix dentis), der Übergang von Krone zur

Wurzel wird als Zahnhals (Collum dentis) bezeichnet. Sowohl die Krone als auch die Wurzel sind aus

Dentin oder Zahnbein aufgebaut, das eine knochenähnliche Zusammensetzung hat. Das Dentin der

Zahnkrone wird von Zahnschmelz (Enamelum) umschlossen, die Zahnwurzeln sind mit

knochenähnlichem Zahnzement (Cementum) überzogen (Brown/Chapman 1991, 371; Vohberger

2011, 22 nach Drenckhahn/Fleischhauer 1994; Knipper 2011, 130 nach Schumacher et al. 1990)

12

Abb. 4

Bildung von Zahnschmelz an einem

menschlichen Eckzahn. (Knipper

2011, 131, Abb. 8.2 nach Vorlage

von Hillson & Antoine 2003, Fig. 6.l)

Zahnschmelz ist das härteste vom Körper gebildete Gewebe. Es hat mit 95 Gewichts-% einen viel

höheren Anteil an mineralischen Komponenten als Dentin (ca. 70 Gew-%) oder Knochen (ca. 45

Gew.-%). Die Mineralphase besteht hauptsächlich aus karbonathaltigem Hydroxylapatit

(mineralogische Bezeichnung: Dahllit; Summenformel Ca10(PO4)6OH2), das neben den

Hauptelementen Kalzium und Phosphor unter anderem auch Karbonat enthält, was für die Messung

von Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopen entscheidend ist. Die Apatitkristalle sind sehr gross und

bilden regelmässige Schmelzprismen, die sehr dicht angeordnet sind. Dadurch resultiert eine viel

geringere Porosität als bei Dentin oder Knochen, was den Zahnschmelz sehr hart und

widerstandsfähig macht. Es ermöglicht eine gute Erhaltung über Jahrtausende, ohne dass die

Element- oder Isotopenzusammensetzung diagenetisch verändert würde. Höchstens an der

Oberfläche kann es zum Austausch von in Wasser gelösten Ionen kommen. Entscheidend ist, dass

der Zahnschmelz nach seiner Bildung keinem aktiven Stoffwechsel unterliegt, d.h. er enthält keine

lebenden Zellen. Das Verhältnis und die Konzentration von

Elementen und Isotopen im Zahnschmelz verändert sich also

nach seiner Entstehung nicht mehr (u.a. Tütken 2010, 35-36;

zusammenfassend Knipper 2011, 130 und Knipper 2004, 14-

15).

Die Bildung und Mineralisation des Zahnschmelzes beginnt an

der Schmelz-Dentin-Grenze an der Zahnspitze und wächst

schrittweise von oben nach unten respektive nach aussen. So

entstehen verschieden Schichten, die sich schuppenförmig

überlappen. Trotz dieser Überschneidung bildet sich eine

chronologische Abfolge des gebildeten Zahnschmelzes von

oben nach unten bis zur Schmelzgrenze am Zahnhals (Abb.

4). Dies ermöglicht eine zeitliche Auflösung durch

sequenziertes Beproben des Zahnschmelzes (s. Kapitel 2.4.4)

(Suga 1982; Brown/Chapman 1991, 88; zusammenfassend

Knipper 2011, 131).

Das Dentin macht den grössten Teil des Zahnes aus, es bildet den Kern der Zahnkrone sowie die

Wurzel. Es ist viel weicher als der Zahnschmelz, jedoch härter als Knochen und besteht zu 70% aus

Hydroxylapatit. Die restlichen organischen Anteile sind Wasser (10%) und Kollagen (20%). Es können

drei Arten von Dentin unterschieden werden: Primär-, Sekundär- und Tertiärdentin. Das Primärdentin

bildet die Zahnkrone und –wurzel und wird während des Wachstums des Zahns gebildet. Danach folgt

am Rande der Pulpahöhle das Sekundärdentin, das eine ähnliche Struktur aufweist wie das

Primärdentin. Davon unterscheidet sich das Tertiärdentin, das punktuell bei Beschädigung des Zahns

durch Abrasion oder Karies entstehen kann (Knipper 2004, 15 u.a. nach Frank/Nalbandian 1989 und

Schumacher et al. 1990).

Wie auch beim Zahnschmelz beginnt das Wachstum des Dentins in der Kronspitze des Zahns und

setzt sich bis zur Wurzel fort. Dies kann wesentlich länger dauern als die Bildung des Zahnschmelzes.

Da das Dentin keinen festen Umbauprozessen unterliegt wie Knochen, entsteht auch hier eine

13

chronologische Abfolge der geochemischen Zusammensetzung des Dentins ähnlich wie beim

Zahnschmelz. Dieser Effekt betrifft aber nur das Primärdentin: das später gebildete Sekundär- oder

Tertiärdentin kann durchaus eine andere chemische Zusammensetzung mit abweichenden

Isotopenverhältnissen aufweisen als das Primärdentin. Dies kann bei einer sequenzierten Beprobung

des Dentins zu einer Abschwächung oder Verfälschung der sich chronologisch verändernden

Isotopenwerte kommen, da es nicht möglich ist, ausschliesslich das Primärdentin zu beproben. Dazu

kommt, dass Dentin viel poröser ist als Zahnschmelz, was eine höhere Kontaminationsgefahr bei

längerer Bodenlagerung zur Folge hat (Knipper 2004, 15-20 u.a. nach Buddecke 1981,

Frank/Nalbandian 1989 und Schumacher et al. 1990).

Über die Zahnentwicklung beim Hirsch liegen aus älteren und jüngeren Quellen sehr unterschiedliche

Daten vor, aus denen hervorgeht, dass der Zeitpunkt der Zahnmineralisation und –durchbruch je nach

Individuum stark variieren kann. Im Folgenden werden nur der 2. und 3. Molar näher betrachtet, da

diese aufgrund ihrer relativ späten Entwicklung für die Isotopenanalysen in dieser und anderen

Arbeiten verwendet werden.

BROWN (1991) untersuchte die Zahnentwicklung von 113 rezenten Rothirschen aus halbwilden

Verhältnissen aus dem Richmond Park (Surrey, UK), wobei nur 82 Individuen für die

Altersklassenbildung verwendet werden konnten, da bei den restlichen Hirschen die Zahnentwicklung

nach dem 40. Lebensmonat schon abgeschlossen war. Es wurden Röntgenbilder gemacht, um den

Stand des Wachstums, der Mineralisation und der Wurzelentwicklung eruieren zu können. So konnten

sechs Stufen (a-g) der Zahnentwicklung bestimmt werden, die zur Altersbestimmung bis zum 50.

Lebensmonat herangezogen werden können (s. Brown 1991, 88-89). Gemäss diesen

Untersuchungen beginnt die Mineralisation des M2 schon vor dem 3. Lebensmonat und ist spätestens

mit 9 Monaten abgeschlossen. Die Entwicklung dieses Zahns scheint für alle Individuen recht

einheitlich zu sein, es wurden keine grösseren Unterschiede festgestellt. Anders beim M3, wo die

erste Mineralisation zwischen dem 9. und 13. Lebensmonat beginnen kann und zwischen dem 18.

und 26. Lebensmonat abgeschlossen ist (Brown 1991, 91). Es scheinen also beim Hirschen

Entwicklungsunterschiede bei der Zahnschmelzbildung des M3 von über einem halben Jahr möglich

zu sein. Dies könnte sich auch in den Isotopenwerten der vorliegenden Untersuchung zeigen, da die

Werte des Zahnschmelzes von der Jahreszeit, in der er gebildet wurde, beeinflusst werden (s. Kapitel

2.4.3).

Wie neuere Untersuchungen von AZORIT ET AL. (2002) zeigen, gibt es nicht nur grosse Unterschiede

beim Mineralisationszeitraum der Zähne, sondern auch beim Zeitpunkt ihres vollständigen

Durchbruchs. Es wurden Unterkiefer von 158 rezenten spanischen Hirschen aus Gefangenschaft im

Alter zwischen 4 und 44 Monaten untersucht. Von jedem Hirsch war der Zeitpunkt seiner Geburt

bekannt, was ein exaktes Bestimmen seines Alters ermöglichte (Azorit et al. 2002, 108). Die

beobachteten Zahndurchbruchsalter wurden mit älteren Forschungsergebnissen von verschiedenen

Autoren aus Europa verglichen. Dabei variiert der Zeitpunkt des vollständigen Wachstums des M2

zwischen 12 Monaten (Wagenknecht 1980; Muller-Using 1971; Mitchell 1967; Godawa 1989) und 14-

16 Monaten (O.N.C. 1984; Mitchell 1967; Azorit et al. 2002). Beim M3 schwanken die Werte noch

stärker, nämlich zwischen 21 Monaten (Wagenknecht 1980; Muller-Using 1971) und 31-32 Monaten

14

(Mariezkurrena 1983; Mitchell 1967; Azorit et al. 2002), wobei die hinterste Säule des M3 sogar erst

mit 37-44 Monaten gänzlich hochgewachsen ist (Azorit et al 2002, 112). Das bedeutet, dass bei

Hirschen bis zum 3. Lebensjahr kaum mit Abrasion an der Kaufläche des M3 zu rechnen ist. Dies ist

ein Vorteil für die Beprobung des Zahns für Isotopenanalysen, da in diesem Fall keine Reduktion der

im Zahnschmelz repräsentierten Zeitspanne auftritt. Bei älteren Individuen verringert sich die Höhe der

Zahnkrone mit jedem Lebensjahr – im vorliegenden Material war die Krone eines M3 von einem 10-

jährigen Individuum noch knapp 11mm hoch, während die Höhe eines M3 ohne Abrasion bei jüngeren

Hirschen bis zu 25mm betrug.

2.4 Theoretische Grundlagen zur Isotopenanalyse

2.4.1 Forschungsgeschichte

Die Analyse stabiler Isotope aus Knochen oder Zähnen in archäologischen Zusammenhang wird

schon seit den 60er- Jahren angewendet, um Informationen über (paläo-)klimatische Bedingungen

und später auch über Klimaentwicklung, Umwelt, Lebensräume, Migration und Ernährung von

Menschen oder Tieren zu gewinnen. Die ersten Forschungen beschäftigten sich mit der

Klimageschichte anhand der Sauerstoffisotopen-Verhältnissen in Molluskenschalen, Knochen und

Zähnen aus maritimem Umfeld (z.B. Longinelli 1966). Später wurden sie auf terrestrische Systeme

und verschiedenste archäologische Fundorte ausgeweitet (Stephan 2008, Übersicht in Longinelli

1995).

Es gibt mittlerweile unzählige Arbeiten, die anhand von Sauerstoff-, Kohlenstoff- und

Stickstoffisotopen Erkenntnisse zu Klima (z.B. Fricke/O‘Neil 1996; Fricke et al.1998; Stephan 1999;

Zazzo 2002; Bernard et al. 2009), Umwelt (z.B. Cerling/Herris 1999; Balasse 2002; Hoppe et al.

2004), Ernährung (z.B. Luz/Kolodny 1985; Ambrose/Norr 1993; Richards et al. 2002;

Bocherens/Drucker 2003; Bösl et al. 2006; Frémondeau et al. 2012) und Lebensbedingungen/Mobilität

(z.B. Balasse et. al 2002; Bentley/Knipper 2005; Balasse/Ambrose 2005; Balasse/Tresset 2007;

Balasse et al. 2012a; Knipper 2011) von Menschen und Tieren aus allen Epochen gewinnen konnten.

Mit der Entwicklung des Verfahrens der sequentiellen Beprobung von Zahnschmelz entlang der

vertikalen Achse von hochkronigen Tierzähnen in den 90er- Jahren erweiterten sich die Möglichkeiten

zur Untersuchung von Saisonalität, Nahrungsumstellungen, Lebensraumwechsel und kurzzeitigen

Klimaschwankungen erheblich (siehe Kapitel *Sequenzierung* und Zusammenstellung von Balasse

2003, 3). Mittlerweile wird diese Art der Beprobung standardmässig zur Untersuchung von

hochkronigen Zähnen angewendet. Die meisten Resultate gibt es für Rinderzähne (z.B. Balasse et al.

2001; Balasse/Tresset 2002; Zazzo et al. 2005; Hoppe 2006; Blasse/Tresset 2007; Knipper 2011),

Schafszähne (z.B. Balasse et al. 2002; Balasse et al. 2003; Balasse et al. 2006; Balasse et al. 2012a;

Balasse et al. 2012b), Schweinezähne (z.B. Richards et al. 2002; Frémondeau 2012) und

Pferdezähne (z.B. Hoppe 2004; Stevens/Hedges 2004).

Der Hirsch eignet sich als weit verbreitetes und sehr anpassungsfähiges Säugetier gut für

Isotopenanalysen aller Art (Saisonalität, Klimarekonstruktion und –entwicklung,

15

Landschaftsrekonstruktion etc.). DRUCKER ET AL. (2003) führten Messungen von Kohlenstoff- und

Stickstoffisotopen im Knochenkollagen von holozänen Hirschen aus dem nördlichen Jura

(Rochedane) durch (Drucker et al. 2003). Die Ergebnisse wurden mit Werten einer früheren

Auswertung aus Frankreich verglichen, in der ebenfalls Hirschknochen aus verschiedenen

archäologischen Schichten (Präboreal bis Bölling-Alleröd) beprobt wurden (Drucker 2001;

Drucker/Célérier 2001). In einer weiteren Untersuchung der δ18

O-Werte des Knochenphosphates

derselben Individuen aus Rochedane konnten DRUCKER ET AL. aufzeigen, dass eine positive

Korrelation zwischen den δ15

N- und den δ18

O-Werten besteht (Drucker et al. 2009). Eine neuere

Studie zeigt anhand von Kohlenstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- und Sulfurisotopen die unterschiedliche

Entwicklung von Hirschpopulationen im Französischen Jura und den westlichen Alpen von der

Späteiszeit bis zum frühen Holozän (Drucker et al. 2011). Überreste von Hirschen aus

archäologischen Schichten sind jedoch weitgehend nur in Einzelfällen beprobt worden, zusammen mit

der restlichen Fauna aus der jeweiligen Epoche bei Betrachtung eines ganzen Ökosystems (z.B.

Jedrzejewski et al. 2000; Bösl et al. 2006).

Zwei sehr umfangreiche Studien wurden an rezenten Hirschen aus Nordeuropa durchgeführt.

STEVENS ET AL. (2006) beprobten Knochenkollagen von 154 Hirschen aus fünf Populationen aus

Grossbritannien und Polen. Es konnten so wichtige Erkenntnisse über die Interpretierbarkeit von

Kohlenstoff- und Stickstoffisotopenwerte gewonnen werden (Stevens et al. 2006). In einer weiteren

Studie wurde erstmals der Zahnschmelz von Hirschen sequentiell beprobt. Dabei handelte es sich um

neun rezente, ausgewachsene Hirsche von der Isle of Rum, Schottland. Es konnte u.a. gezeigt

werden, dass die δ18

O-Werte aus den 2. und 3. Molaren der Hirsche eine positive Korrelation mit den

Sauerstoffisotopen-Kurven des Niederschlags im jahreszeitlichen Verlauf aufweisen (Stevens et al.

2011).

2.4.2 Allgemeine Grundlagen

Die Isotope eines Elements unterscheiden sich lediglich in ihrer Anzahl Neutronen im Atomkern und

weisen alle prinzipiell dieselben chemischen Eigenschaften auf. Sauerstoff hat drei stabile Isotope

(16

O, 17

O, 18

O), Kohlenstoff und Stickstoff deren zwei (12

C, 13

C; 14

N, 15

N). Grundlegend für die Isotopie

ist die Tatsache, dass die Isotope aufgrund ihrer unterschiedlichen Masse (± 1-2 Neutronen) in

physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen unterschiedliche

Reaktionsgeschwindigkeiten aufweisen. Dadurch kommt es im Verlaufe dieser Prozesse zu einer

Veränderung der Isotopenverhältnisse, was als Isotopenfraktionierung bezeichnet wird. Innerhalb

einer Probe wird immer das leichtere (häufigere) Isotop zu dem schwereren (selteneren) Isotop ins

Verhältnis gesetzt. Dieses wird gegen einen internationalen Standard verglichen und die Abweichung

davon wird als δ-Wert in Promille (‰) angegeben. Folgende Gleichung wird dafür verwendet (Sharp

2005; Hoefs 2009):

δ (‰) = [(RProbe – RStandard)/(RStandard)] * 1000

Wobei R = 18

O/16

O; 13

C/12

C; 15

N/14

N

16

Abb. 5

Vereinfachte Darstellung

der Fraktionierung von

Sauerstoffisotopen

während dem

atmosphärischen

Wasserzyklus (Stephan

2008, nach Hoefs 1980).

Resultiert aus dieser Gleichung ein positiver δ-Wert, so ist der Anteil des schwereren Isotopes in der

Probe höher als im Standard (Anreicherung), bei einem negativen δ-Wert ist der Anteil geringer als im

Standard (Abreicherung). Diese Standards werden üblicherweise verwendet (Sharp 2005; Stephan

2008; Hoefs 2009):

18O/

16O (aus Phosphatgruppe): VSMOW = Vienna Standard Mean Ozean Water (Ozeanwasser)

18O/

16O (aus strukturellem Karbonat): PDB = Pee Dee Belemnit (aus kreidezeitlichem Fossil,

mittlerweile durch andere Standards ersetzt, die auf PDB kalibriert sind)

13C/

12C: PDB = Pee Dee Belemnit (aus kreidezeitlichem Fossil, mittlerweile durch andere Standards

ersetzt, die auf PDB kalibriert sind)

15N/

14N: AIR = Atmosphärischer Stickstoff N2

2.4.3 Temperatur- und Klimarekonstruktion anhand von Sauerstoffisotopen (δ18O)

Sauerstoffisotope im Wasser durchlaufen zwei Fraktionierungsprozesse zwischen ihrem Ursprung im

Ozean und dem Verhältnis, wie sie in biogenem Hartgewebe (Knochen oder Zahn) von Tieren oder

Menschen eingelagert werden. Die erste Fraktionierung findet im Verlauf des atmosphärischen

Wasserzyklus statt. Sie beginnt mit dem Verdampfen von Wasser aus dem Ozean. Dabei verdunsten

die leichteren H216

O-Moleküle eher als die schwereren H218

O-Moleküle, es kommt also zu einer

Abreicherung von 18

O im Wasserdampf. Daraus folgt, dass der Niederschlag, der aus diesem zu

Wolken kondensierten Wasserdampf auf die Erde fällt („meteorisches Wasser“), in jedem Fall negative

δ18

O-Werte aufweist.

Durch das bevorzugte Abregnen von H218

O-Molekülen wird dieser Effekt verstärkt, je weiter die

Regenwolken schon gezogen sind. Der fallende Niederschlag wird mit 18

O angereichert, im

übriggebliebenen Wasserdampf hingegen sinkt die Konzentration, d.h. es resultieren niedrigere δ18

O-

Werte (Abb. 5). Folgende vier Effekte sind dabei entscheidend (Stephan 2008; Knipper 2011 u.a.

nach Dansgaard 1964, Sharp 2005 und Stephan 1999):

17

Kontinentaleffekt: Je weiter im Inland bzw. je weiter vom Ozean entfernt, umso negativer

werden die δ18

O-Werte des Niederschlags im Vergleich zum Ozeanwasser.

Höheneffekt: Durch die verstärkte Abreicherung von 18

O an Gebirgen resultieren in höheren

Lagen besonders niedrige δ18

O-Werte.

Temperatureffekt (besonders wichtig): Bei hohen Temperaturen ist die Konzentration von

18O im Niederschlag grösser als bei niedriger Temperatur. Dies gilt sowohl für längerfristige

(klimatische) Bedingungen einer Region, als auch für die jahreszeitlichen

Temperaturschwankungen. D.h. in warmen Regionen (oder im Sommer) sind die δ18

O-Werte

höher bzw. weniger negativ als in kälteren Regionen (oder im Winter). In der Schweiz

betragen die Schwankungen der δ18

O-Werte im Niederschlag zwischen kalter und warmer

Jahreszeit ca. 4-6‰ (Schotterer et al. 2000).

„amount-Effekt“, Niederschlagsmenge: Bei sehr starken saisonalen Schwankungen in der

Niederschlagsmenge lassen sich in Trockenzeiten höhere δ18

O-Werte feststellen als in der

Niederschlagsreichen Zeit (Regenzeit).

Die zweite Fraktionierung der Sauerstoffisotope findet innerhalb der Säugetiere während der

Aufnahme und Metabolismus bis zum Einbau des Sauerstoffs in das biogene Gewebe statt. Dabei

besteht eine positive Korrelation zwischen den δ18

O-Werten des Trinkwassers und dem δ18

O-Wert im

Phosphat des Knochen- oder Zahnapatits. Dieser Zusammenhang kann mittels einer

Regressionsgleichung beschrieben werden, die aufgrund der unterschiedlichen

Nahrungszusammensetzung und Stoffwechsel je Tierart variiert (Stephan 1999; Zusammenstellung

siehe Stephan 2008, 52-53). Da schon sehr früh eine direkte Korrelation zwischen Temperatur und O-

Isotopenverhältnis im Niederschlag nachgewiesen wurde (Dansgaard 1964), besteht so im besten Fall

die Möglichkeit, mithilfe der δ18

O-Werten aus Knochenphosphat von Faunenresten den 18

O-Anteil im

Niederschlag und somit die Durchschnittstemperatur eines archäologisch relevanten Zeitraums zu

bestimmen (Stephan 1999; Stephan 2008).

Für den Hirsch wurde bisher keine empirische Regressionsgleichung für den Zusammenhang von

δ18

O-Werten im Trinkwasser und Knochenphosphat erstellt. An den rezenten Hirschen von Schottland

gelang es STEVENS ET AL. (2011) aber, einen linearen Zusammenhang zwischen den δ18

O-Werten

aus dem Karbonat des Zahnschmelzes und den Sauerstoffisotopenverhältnissen im Niederschlag

bzw. der Temperatur zu ermitteln. Die Umrechnung der Maxima bzw. Minima der Isotopenwerte im

Zahnschmelz in Durchschnittstemperaturen von Sommer und Winter der entsprechenden Lebensjahre

der Hirsche erwies sich beim Vergleich mit den aufgezeichneten Temperaturmessungen als zutreffend

(Stevens et al. 2011, 68). Dies könnte die Grundlage für zukünftige Versuche, mithilfe von δ18

O-

Werten aus Hirschzähnen Hinweise auf paläoklimatische Verhältnisse zu gewinnen, bilden. Da aber

die Auswirkung von unterschiedlichen Lebensräumen von Hirschpopulationen auf die Fraktionierung

von Sauerstoffisotopen innerhalb der Tiere (noch) nicht abgeschätzt werden kann, sind

Rekonstruktionen von klimatischen Bedingungen aufgrund solcher Modelle mit Zurückhaltung zu

18

handhaben. Sie könnten allenfalls als Ergänzung zu anderen klimaanalytischen Methoden wie z.B.

Pollenanalyse, Seeablagerungen oder Eisbohrkernen dienen.

Weiter ist zu bedenken, dass das Trinkwasser von Wildtieren (z.B. Hirsche) nicht direkt von kürzlich

gefallenem Niederschlag stammen muss. Möglich ist auch ein Wasserbezug aus Flüssen, Seen und

Tümpeln, in denen sehr unterschiedliche Verweilzeiten des Wassers vorliegen und sich Niederschläge

aus längeren Zeiträumen vermischen. Dies kann zu einer Dämpfung des Isotopensignals im

Zahnschmelz führen und somit saisonale Unterschiede nahezu unsichtbar machen (vertiefend z.B.

Fricke et al. 1996; Hoppe et al. 2004; Stevens et al. 2011).

2.4.4 Rekonstruktion von Ernährung und Lebensweise anhand von Kohlenstoff- und

Stickstoffisotopen (δ13C/δ15N)

Die Kohlenstoff- und Stickstoffisotopenwerte im Gewebe eines Säugetiers stehen in direktem

Zusammenhang zu denjenigen seiner aufgenommenen Nahrung (z.B. DeNiro/Eppstein 1981;

Ambrose 1993; Ambrose/Norr 1993; Ambrose 2000). Die isotopische Zusammensetzung in der

Nahrung sowie die Fraktionierung zwischen Nahrung und Konsument hängen von verschiedensten

Umweltfaktoren ab, deren Einfluss und Wirkungsweise z.T. noch ungeklärt oder umstritten sind. Dies

hat zur Folge, dass das Ausmass der möglichen Variabilität von Isotopenwerten auch innerhalb einer

Population im gleichen Habitat nicht genau eingeschätzt werden kann. Solange gewisse

Zusammenhänge und ihr Ablauf nicht an einer genügend grossen Anzahl von Proben belegt sind und

rekonstruiert werden können, sollte bei der Interpretation von absoluten Aussagen abgesehen werden

(Bocherens/Drucker 2003; Stevens et al. 2006).

2.4.4.1 Anwendungen von Kohlenstoffisotopen (δ13

C) zur Habitat- und

Ernährungsrekonstruktion

Der Kohlenstoff in den Pflanzen stammt aus dem atmosphärischen Kohlendioxid in der Luft und wird

im Laufe der Photosynthese in die Zellen eingebaut. Beim Verzehr der Pflanzen durch Landsäugetiere

werden die Kohlenstoffisotope aufgenommen, wobei weitere Fraktionierungsprozesse ablaufen.

Unabhängig von den δ13

C-Werten der Pflanzen beträgt die 13

C-Anreicherung im Kollagen von

Herbivoren gegenüber der Nahrung ca. 5‰ und im Apatit ca. 9-14‰ (z.B. DeNiro/Eppstein 1978;

Ambrose/Norr 1993; Cerling/Harris 1999).

Im Folgenden werden die wichtigsten Fraktionierungsprozesse von Kohlenstoffisotopen kurz

vorgestellt. Eingegangen wird vor allem auf diejenigen, die für die Interpretation der vorliegenden

Daten der Hirsche aus Zug-Riedmatt relevant sind.

Canopy-Effekt (Baldachin-Effekt): Pflanzen, die unter einem geschlossenen Blätterdach

wachsen haben bis zu 5‰ tiefere δ13

C-Werte als die Vegetation im Offenland oder in den

Baumkronen (z.B. Vogel 1978; Tieszen 1991). Die Wissenschaft macht mehrere Gründe für

diesen Umstand verantwortlich (siehe Drucker 2003, 379-380), u.a. die geringere

Luftzirkulation am Waldboden, veränderte CO2-Konzentration (Durchmischung von biogenem

und atmosphärischem CO2 vermindert), geringerer Lichteinfall sowie Wasserverfügbarkeit.

19

Der Canopy-Effekt wurde anfangs vor allem in tropischen bzw. äquatorialen Gebieten

beobachtet (z.B. Tieszen/Button 1989; Broadmeadow et al. 1992). Mittlerweile wird er aber

auch in Studien aus Mitteleuropa zur Rekonstruktion von Lebensräumen miteinbezogen (z.B.

Bocherens et al. 1999; für Hirsche Drucker et al. 2003; Stevens et al. 2006; Drucker et al.

2009; Drucker et al. 2011).

DRUCKER ET AL. (2003) haben mit Hilfe von δ13

C-Werten aus modernem Kollagen von

Rehen aus Frankreich (aus Rodière et al. 1996) einen maximalen δ13

C-Wert von -22.5‰

errechnet, den Tiere bzw. Hirsche im Kollagen aufweisen sollten, wenn sie ausschliesslich

Nahrung vom Waldboden unter geschlossenem Blätterdach konsumieren (Drucker et al.

2003, 381). Dieser Wert ist aber lediglich eine Konstruktion und konnte in einem späteren

Artikel (Drucker et al. 2008) nicht absolut bestätigt werden. Er kann aber als Richtlinie dienen,

um bei grösseren Probenmengen mit hoher Variabilität einen allfälligen Unterschied der

Lebensräume in Betracht ziehen zu können.

Unterscheidung C3/C4-Pflanzen: Während der Photosynthese von C3-Pflanzen (Calvin-

oder C3-Zyklus) wird stärker gegen das schwere Isotop 13C diskriminiert als bei der

Photosynthese von C4-Pflanzen (Hatch-Slack- oder C4-Zyklus). Dies hat zur Folge, dass C3-

Pflanzen mit durchschnittlich ca. -26.5‰ deutlich tiefere δ13

C-Werte aufweisen als C4-

Pflanzen mit ca. -12.5‰. C4-Pflanzen (z.B. Mais, Hirse, Zuckerrohr, Savannengräser)

kommen vor allem in warmen, trockenen Regionen vor und machen nur ca. 10-20% der

Vegetation aus (z.B. Amrose/DeNiro 1986; Ambrose 1993; Hoefs 2009, 178; Stephan 2008,

58-60). Da die früheste C4-Pflanze in Mitteleuropa - die Hirse - erst ab der Bronzezeit

angebaut wurde (Schibler et al. 1997, 234), ist diese Möglichkeit der

Ernährungsrekonstruktion für neolithische Hirsche aber nicht von Bedeutung.

Feuchtigkeit: Die Fraktionierung von Kohlenstoff innerhalb der Pflanzen hängt stark mit der

Aktivität der Stomata zusammen. Bei zunehmender Trockenheit schliessen sich die Stomata,

es wird weniger CO2 aufgenommen. Dies führt zu einer Anreicherung von 13

C im Blatt, da der

leichte Kohlenstoff (12

C) bevorzugt in der Photosynthese verarbeitet wird. Daraus resultieren

bei trockenen Verhältnissen höhere δ13

C-Werte als bei grosser Wasserverfügbarkeit (v.a.

Luftfeuchtigkeit!). Es besteht also eine negative Korrelation zwischen den δ13

C-Werten und

der Feuchtigkeit (Übersicht Heaton 1999; Drucker et al. 2011, 269.).

Höheneffekt: Die Leitfähigkeit der Stomata, die Effizienz der Wassernutzung sowie die

Intensität der Photosynthese können durch verschiedene Faktoren wie Lichtintensität,

Temperatur, Salzgehalt des Bodens sowie CO2-Druck beeinflusst werden (Drucker et al. 2011

nach Tieszen 1991, Heaton 1999). Diese Faktoren können durch die Höhenlage beeinflusst

werden. So steigen die δ13

C-Werte in der Höhe mit grösserer Wassernutzungseffizienz bei

sinkenden Temperaturen und CO2-Druck (Drucker et al. 2011 z.B. nach Körner et al. 1991).

20

Grosse Variabilität in aquatischen Systemen: Da aquatische Lebewesen auch Kohlenstoff

aus dem Kohlendioxid und dem Bicarbonat des Wassers sowie Carbonate aus Gesteinen und

Böden aufnehmen, ist die Variabilität der δ13

C-Werte viel höher als bei terrestrischen

Organismen. Aufgrund der Anreicherung von 13

C im Bicarbonat des Meerwassers um ca. 7‰,

weisen marine Organismen höhere δ13

C-Werte auf als terrestrische Lebewesen.

Für die Interpretation der δ13

C-Werte der neolithischen Hirsche aus Zug-Riedmatt sind vor allem der

Canopy-Effekt sowie die Faktoren Feuchtigkeit und Höhe wichtig. Es wäre zu erwarten, dass Tiere

aus tieferen/bewaldeten Lagen niedrigere Kohlenstoffwerte aufweisen als solche aus höher

gelegenen, offenen Landschaften (Drucker et al 2011, 269).

2.4.4.2 δ13

C in Karbonat (aus Apatit) und Kollagen

Die Kohlenstoffisotopenverhältnisse werden üblicherweise zusammen mit dem Sauerstoff im Karbonat

sowie mit dem Stickstoff im Kollagen gemessen. Dabei fällt auf, dass beim gleichen Individuum

unterschiedliche δ13

C-Werte aus diesen beiden Quellen resultieren. Dies liegt an der z. T.

unterschiedlichen Herkunft des Kohlenstoffs, der in das jeweilige biogene Gewebe eingebaut wird.

Während die δ13

C-Werte im Karbonat des Apatits (im vorliegenden Fall Zahnschmelz) die

Kohlenstoffwerte der gesamten Nahrung reflektieren, stammen die δ13

C-Werte im Kollagen vor allem

von den Proteinen der zuletzt aufgenommenen Nahrung. Zusammen mit der unterschiedlich starken

Fraktionierung während des Einbaus des Kohlenstoffs entstehen Abweichungen zwischen den Werten

aus Kollagen und Apatit von durchschnittlich 4-7‰. Diese sind von der Nahrungszusammensetzung

(Trophiestufe), der Verstoffwechselung sowie der Knochen- und Zahnbildung einer Tierart abhängig

(Lee-Thorp et al. 1989; Ambrose/Norr 1993; Hedges 2003). Das heisst, die beobachteten

Unterschiede zwischen den δ13

C-Werte aus Kollagen und Apatit variieren zwischen verschiedenen

Tierarten (siehe Zusammenstellung Stephan 2008, Abb. 1.24) und ermöglichen eine Unterscheidung

von herbivorer, omnivorer und carnivorer Ernährung (Lee-Thorp 1989; Hedges 2003).

Bei Hirschen, für die eine rein herbivore Ernährung angenommen werden kann, sind δ13

C-Differenzen

aus Kollagen und Apatit von 7±1‰ zu erwarten (Lee-Thorp 1989). Da die Fraktionierung im Apatit des

Zahnschmelzes mit bis zu 14‰ stärker ist als im Knochenapatit (ca. 9.4‰), könnte diese Differenz

aber auch etwas höher ausfallen (z.B. Ambrose/Norr 1993; Cerling/Harris 1999).

2.4.4.3 Anwendung von Stickstoffisotopen (δ15

N) zur Nahrungs- und Umweltrekonstruktion

Stickstoff gelangt bei der Fixierung durch Mikroorganismen im Boden in den terrestrischen Kreislauf.

Die Pflanzen nehmen den im Boden verfügbaren Stickstoff auf und spiegeln die grosse Variation der

δ15

N-Verhältnisse wieder, wobei es immer zu einer Anreicherung mit dem schwereren Isotop kommt.

Diese Verhältnisse werden wiederum mit einer durchschnittlichen Anreicherung von 3-5‰ an ihre

Konsumenten (Herbivoren) weitergegeben. Daraus folgt eine stetige Anreicherung von 15

N mit

aufsteigender Trophie-Stufe (Schöninger/DeNiro 1984; Ambrose 1993; Ambrose 2000).

Da bei Hirschen von einer rein herbivoren Ernährung ausgegangen werden kann, müssen für allfällige

Variationen der δ15

N-Werte ausschliesslich die Unterschiede zwischen den gefressenen Pflanzen

21

verantwortlich sein. In verschiedensten Untersuchungen konnten folgende Faktoren für die Variabilität

der δ15

N-Werte in Pflanzen festgestellt werden:

Trockenheit: In vielen Arbeiten wurde Trockenheit als Faktor für erhöhte δ15

N-Werte

angegeben (z.B. Ambrose/DeNiro 1986; Bocherens et al. 2000). DRUCKER ET AL. (2003)

geben aber zu bedenken, dass sehr grosse Variationen in den Stickstoffisotopenwerten nicht

alleine auf die unterschiedlichen Niederschlagsmengen zurückzuführen sind (Drucker et al.

2003, 382). Für ein gemässigtes Klima wie beispielsweise im nördlichen Jura ist sogar der

umgekehrte Trend beobachtet worden – dass trockene und kalte Gebiete wie z.B.

Bergkuppen durch geringen Stickstoffkreislauf niedrigere δ15

N-Werte produzieren (Drucker et

al. 2003, 383). In der Studie von STEVENS ET AL. (2006) an rezenten Hirschen ist der

Zusammenhang zwischen Niederschlag und δ15

N-Werten nicht beobachtet worden, was damit

begründet wird, dass der Effekt nur in Regionen mit unter 400 mm Niederschlag/Jahr auftritt –

z.B. bei Savannen- oder Wüstenböden (Stevens et al. 2006, 17; Stephan 2008, 60).

Stickstoffkreislauf: Bei erhöhtem Stickstoffkreislauf steigen die δ15

N-Werte in den Pflanzen

an, da mehr vom leichten 14

N von den Pflanzen und Mikroorganismen absorbiert wird oder

verdunstet. Diese Faktoren können zu einem erhöhten Stickstoffkreislauf führen:

- Düngung/Feuer: Die Bearbeitung von Boden mittels Düngung bzw. Feuerlegung führt zu

einem gesteigerten Stickstoffkreislauf und somit zu erhöhten δ15

N-Werten

(zusammenfassend: Drucker et al. 2003, 382-383),

- Temperatur: Die Resultate verschiedenster Untersuchungen lassen vermuten, dass die

Konzentration von schweren Stickstoffisotopen mit der durchschnittlichen

Jahrestemperatur zusammenhängt (Drucker et al. 2003; Stevens et al. 2006; Drucker et

al. 2009; Drucker et al. 2011). Höhere Temperaturen begünstigen den Abbau von

organischem Material, was zu einer natürlichen Düngung des Bodens führt (Drucker et al.

2011, 273) und die δ15

N-Werte ansteigen lässt.

- Höhenunterschied: Ähnliche Gründe wie bei der Temperaturabhängigkeit sind für die

Variation von δ15

N-Werten im Boden und somit in Pflanzen/Herbivoren in verschiedenen

Höhenlagen verantwortlich. So wurden z.B. bei Hirschen aus dem frühen Holozän in den

Alpen deutlich niedrigere Stickstoffwerte gemessen als bei den Hirschen aus dem Jura

zur gleichen Zeit (Drucker et al. 2011). Bei den rezenten Hirschen aus den

Untersuchungen von STEVENS ET AL. (2006) konnte dieser Zusammenhang aber nicht

bestätigt werden (Stevens et al. 2006, 17).

Zusammenfassend kann angenommen werden, dass bei optimalen Wachstumsbedingungen

für die Vegetation höhere δ15

N-Werte resultieren. Limitierende Faktoren wie niedrige

Temperaturen, Trockenheit oder Nährstoffknappheit bremsen den Stickstoffkreislauf und

führen zu niedrigen δ15

N-Werten.

Durch die Anreicherung von 15

N von einer Trophie-Stufe zur nächsten, weisen auch Jungtiere

während ihrer Stillphase durch die Aufnahme von Muttermilch höhere δ15

N-Werte auf als erwachsene

22

Abb. 6

Beispiel von drei Beprobungsstellen (Sequenzen),

die verschiedene Zahnschmelzinkremente

anschneiden (Knipper 2011, 135, Abb. 8.5)

Abb. 7

Hirschzahn aus Zug-Riedmatt mit sieben

Beprobungsstellen (Sequenzen).

Individuen. Dieses Still-Signal ist vor allem im Dentin des 1. Molaren nachzuweisen bzw. in dem

Gewebe, das während der Säuglingsphase gebildet wurde (z.B. Balasse 2001; Balasse/Tresset

2002). Aus diesem Grund sollten Proben zur Nahrungs-, Lebensraum- und Klimarekonstruktion mittels

Stickstoffisotopenverhältnissen immer aus den 2. oder 3. Molaren stammen, um einen Einfluss des

Stillsignals ausschliessen zu können.

2.5 Die sequenzielle Beprobung von Zahnschmelz und Dentin

2.5.1 Zahnschmelz

Die Veränderung der Sauerstoff-Isotopenverhältnisse im Zahnschmelz von hochkronigen Tierzähnen

wurde erstmals 1996 von FRICKE und O’NEIL (Fricke/O’Neil 1996) mit Hilfe der sequenziellen oder

seriellen Beprobungstechnik untersucht und seither in zahlreichen verschiedenen Forschungsarbeiten

angewandt und weiterentwickelt (z.B. Wiedemann et al. 1999; Balasse 2002; Balasse 2003;

Higgins/MacFadden 2004; Zazzo et al. 2005; Knipper et al. 2006; Stevens et al. 2011; Balasse et al.

2012; Frémondeau et al. 2012; Knipper 2011; Weitere Literatur aufgelistet von Balasse 2003, 155-156

sowie Knipper 2011, 135). Die Grundlage dieser Methode ist die in Kapitel 2.3.3 beschriebene Art der

Zahnschmelzbildung. Der Zahnschmelz bildet sich von der Zahnspitze bis zum Zahnhals in einer

bestimmten Zeit aus, was zu verschiedenen Schmelzinkrementen führt, die sich schuppenartig

überlappen. Die isotopische Zusammensetzung des Zahnschmelzes an einer bestimmten Stelle

spiegelt die Zeit wieder, zu welcher die Mineralisation stattgefunden hat. Durch die sequentielle

Beprobung entlang der Zahnkrone können so Veränderungen der Isotopenwerte festgestellt werden,

die sich während der Zeitspanne der Zahnschmelzmineralisation ergeben haben. Diese können

aufgrund von veränderter Nahrung oder Aufenthaltsort sowie Saisonalität entstehen (s. Kapitel 2.4).

Es ist jedoch zu beachten, dass bei einer Probe aus einer bestimmten Stelle bzw. Höhe des

Zahnschmelzes immer ein Mischsignal aus einem gewissen Zeitraum gemessen wird. Einerseits

findet die Mineralisation einer Schmelzschicht in mehreren Schritten statt, das heisst der äussere

23

Tab. 1

Verringerung der Kronhöhen mit

zunehmendem Alter, ersichtlich an

Hirschzähnen aus Zug-Riedmatt.

Zahnschmelz und derjenige an der Schmelz-Dentin-Grenze werden nicht zur gleichen Zeit gebildet.

Man unterscheidet zwischen der schwach mineralisierten Matrix zu Beginn der Reifung und der

darauffolgenden sogenannten sekundären Mineralisation, in der sich 80-90% der anorganischen

Komponenten des Zahnschmelzes ausbilden. Dieser Schmelzreifungsprozess breitet sich

kontinuierlich in verschiedene Richtungen über der ursprünglichen Matrix aus (Balasse 2002; Balasse

2003; Zazzo et al. 2005; Knipper 2011). Andererseits bilden sich die Wachstumsinkremente über dem

Dentin nicht horizontal, sondern in einem Winkel von ca. 45 Grad aus. Das heisst, dass bei einer

horizontalen Beprobung immer mehrere Inkremente durchschnitten werden, was wiederum zu einer

Mischung von Isotopenverhältnissen aus verschiedenen Bildungszeiträumen führt (Abb. 6 und Abb.

7). Eine Untersuchung von BALASSE (2003) zeigt aber, dass die Beprobungsrichtung am

Zahnschmelz keinen Einfluss auf die resultierenden Isotopenwerte hat (Balasse 2003).

Trotz dieser Einschränkungen zeigen serielle Beprobungen aus den verschiedensten Untersuchungen

einen graduellen Verlauf der Isotopenwerte entlang der Zahnkrone, welche die Veränderung der

Isotopenverhältnisse in der aufgenommenen Nahrung und im Trinkwasser wiederspiegeln. Die

Isotopenwerte aus einem Zahnschmelzquerschnitt von ca. 1mm sind aber als Mittelwerte aus einem

gewissen Zeitraum zu verstehen, in der die verschiedenen Schmelzschichten mineralisiert wurden.

Dies kann eventuell zu einer Dämpfung der Isotopenkurve führen, deren Ausmass wesentlich durch

die Dauer der Zahnschmelzmineralisation sowie der Probengrösse beeinflusst wird (z.B. Balasse

2002; Balasse 2003; Higgins/MacFadden 2004; Zazzo et al. 2005; Knipper 2011). Der effektive

Zeitraum, der in einer durchschnittlichen Probe von ca. 1-2mm Länge, 2-5mm Breite und 1mm Tiefe

(durch die gesamte Dicke des Zahnschmelzes) repräsentiert ist, wird unterschiedlich geschätzt. Für

Pferde werden 3-4 Monate (Hoppe et al. 2004) bzw. 1-1,5 Monate (Balasse 2002; Kohn et al. 2002)

angegeben und für Rinder bzw. Bisons ca. 2 Monate (Higgins/MacFadden 2004). Für Hirsche liegen

keine solche Schätzungen vor, STEVENS ET AL. (2011) sprechen von einem unbestimmten

Zeitraum, den eine Sequenz an einem Hirschzahn abdeckt (Stevens et al. 2011, 65).

Ohne Zweifel ist es sinnvoll, möglichst kleine bzw. viele Proben von einem Zahn zu entnehmen, um

die Auflösung des Ergebnisses zu erhöhen. An hochkronigen Zähnen wie bei denen vom Rind oder

Schaf sind bei aufwendiger Probenentnahme 20 bis über 30 Sequenzen an einer einzigen Zahnkrone

möglich (Balasse et al. 2012a; Balasse et al. 2012b), wobei entscheidend ist, wie viel Material an der

Kaufläche durch natürliche Abrasion schon verlorengegangen ist (Stevens et al. 2011). Das heisst, je

jünger ein Individuum und je höher die Zahnkrone, umso mehr Sequenzen pro Zahn sind möglich.

Hirsche weisen eine wesentlich kürzere Zahnkrone auf als Rinder, Pferde oder Schafe. Nach dem

Durchbruch sind die Zähne einer starken Abrasion ausgesetzt, ohne dass sie sich weiter aus dem

Kiefer schieben könnten. Das heisst, die Höhe der Zahnkrone verringert sich mit jedem Lebensjahr um

ca. 1mm, wie aus dem vorliegenden Material aus Zug-Riedmatt sichtbar wurde:

Nr. Alter Kronhöhe M3 [mm]

1067.1.3 Ca. 1 Jahr 24.2

1348.2.3 4-5 Jahre 18.6

1535.1.3 Ca. 10 Jahre 13.9

24

Bei älteren Tieren muss also beachtet werden, dass durch die Abrasion bereits bis zu 10mm

Zahnschmelz nicht mehr vorhanden sind und somit auch die Anfangszeit der Schmelzbildung nicht

mehr in den Isotopenverhältnissen repräsentiert wird. Die Einschätzung des Kurvenverlaufs ist auch

mit nur vier bis fünf Datenpunkten möglich, bei der Interpretation muss aber die verkürzte

repräsentierte Zeitspanne berücksichtigt werden

2.5.2 Dentin

Dentin aus Tier- und Menschenzähnen diente neben Knochen schon in einigen Untersuchungen als

Quelle für Ernährungs- und Umweltrekonstruktionen (z.B. Bocherens et al. 1994; Koch et al. 1995;

Balasse et al. 1999; Wright/Schwarcz 1999). Die sequenzierte Beprobung von Dentin ist aber erst in

wenigen Studien angewandt worden. Als Vorstufe davon könnte man die Studien von KOCH ET AL.

(1989) und HOBSON/SEASE (1998) betrachten, die Wachstums-Inkremente von Stosszähnen bzw.

Zähnen von Meeressäuger untersuchten und Veränderungen in Umwelt- und Ernährungs-

bedingungen der Tiere aufzeigen konnten. Diese Methode ist aber bei den meisten Landsäugetieren

nicht anwendbar, da deren Zähne keine so klaren Wachstumsstrukturen des Dentins aufweisen oder

schlichtweg zu klein sind (Balasse et al. 2001, 236). BALASSE ET AL. (2001) testeten eine andere

Form der Sequenzierung, welche auf die meisten Zähne angewendet werden kann. Anstatt in der

Dicke wird das Dentin der Längsachse des Zahns nach beprobt (Balasse et al. 2001, 236). Sie

konnten an den Zähnen von rezenten Rindern nachweisen, dass sich sowohl der Zeitpunkt der

Entwöhnung als auch die Ernährungsumstellung von C3 auf C4-Pflanzen in den Stickstoff- und

Kohlenstoffisotopen-verhältnissen des Dentins erkennen lassen. In einer darauffolgenden Studie

konnten diese Erkenntnisse auf das archäologische Material von Bercy (F) angewendet werden

(Balasse/Tresset 2002).

Wie in Kapitel 2.3.3 beschrieben, unterliegt das Dentin - anders als Knochen - nach der Bildung

keinen Umbau- und Erneuerungsprozessen und speichert somit wie der Zahnschmelz die

Isotopenverhältnisse vom Zeitpunkt der Entstehung. Dies gilt aber lediglich für das Primärdentin.

Sekundärdentin wird erst im darauffolgenden Zeitraum gebildet und enthält somit auch abweichende

Isotopensignale. Weiter muss mit einer stärkeren diagenetischen Überprägung gerechnet werden als

beim Zahnschmelz, da die Struktur von Dentin wesentlich poröser ist. Trotzdem kann der Vergleich

der Isotopenverhältnissen aus Dentin und Knochen v.a. bei älteren Individuen einen Hinweis über

veränderte Lebensumstände zwischen Jugend- und Erwachsenenalter liefern. Denn während das

Dentin die mehr oder weniger deutliche Signale aus der Zeit der Bildung des Gewebes enthält, wird

das Kollagen des Knochens ständig erneuert und die isotopische Zusammensetzung so an die

aktuellen Lebensumstände angepasst (Balasse et al. 2001).

Bei Isotopenanalysen zur Rekonstruktion von Lebensraum und Ernährung sollte Dentin aus den 3.

Molaren beprobt werden. Die 1. und 2. Molaren werden in jenem Zeitraum gebildet, in dem die

Jungtiere noch gesäugt werden. Das hat zur Folge, dass die Stickstoffisotopenzusammensetzung

noch vom sogenannten „Stilleffekt“ (s. Kapitel 2.4.2.3) beeinflusst wird.

25

Das Wachstum des Dentins dauert länger als das des Zahnschmelzes, da es nicht nur die Zahnkrone,

sondern auch die Zahnwurzel bildet. Die Zeitspanne, die mit der Beprobung des Dentins abgedeckt

wird, beinhaltet die Anfangsphase der Zahnbildung bis zur Vervollständigung der Wurzel. Die dauert

beim M3 des Rothirsches ca. vom 9. bis zum 40. Lebensmonat, also über 2 Jahre (Brown 1991, 91-

94).

3. Material

3.1 Auswahl des Probenmaterials

Mittels der Isotopenanalysen an den Hirschzähnen könnte es möglich sein, Unterschiede zwischen

den Siedlungsphasen in Bezug auf Jagdtätigkeit und Herkunft der Hirsche zu beobachten. Da es in

den Phasen D und E aber weniger Hirschknochen und kaum vollständige Zähne gibt, wurde der

Grossteil der Zähne aus den Phasen B (n=3), B1 (n=8), B2 (n=7) und C1 (n=4) entnommen. Das

heisst die meisten Zähne stammen aus dem Knochenhaufen und den darüber liegenden Lehmlagen.

Aus der Schicht D (n=1) konnten lediglich ein 1. Molar aus dem Oberkiefer eines jungen Hirsches

beprobt werden, da keine Unterkiefer von Hirschen vorhanden waren. Insgesamt standen also 23

Zähne von 22 Individuen für die Isotopenanalysen zur Verfügung (Tab. 2).

Bei der Auswahl des zu beprobenden Materials musste auf verschieden Faktoren geachtet werden.

Für das Auswahlverfahren wurden nur die mehr oder weniger vollständig erhalten Unterkiefer

ausgelegt. Da die Altersbestimmung schon gemacht war und die Kieferhälften nach rechts und links

getrennt wurden, konnte die doppelte Beprobung eines Individuums ausgeschlossen werden.

Die meisten Unterkiefer stammten aus der Siedlungsphase B, vor allem aus dem Knochenhaufen (B1)

und der Lehmschicht (B2). Diejenigen Stücke, die keinem der beiden Strukturen zugeordnet werden

konnten, wurden zur allgemeinen Schicht B gezählt. Auch in der Schicht C waren genug Unterkiefer

vorhanden, so dass eine Auswahl getroffen werden konnte.

Da vor allem die 3. Molaren beprobt werden sollten, war deren Vorhandensein im Kiefer das

wichtigste Kriterium. Bei den Probeläufen in Mainz wurde darüber hinaus festgestellt, wie wichtig die

gute Erhaltung der Zähne für eine genaue und vollständige Beprobung ist. Risse und Absplitterungen

im Zahnschmelz sind ein Anzeichen dafür, dass der Zahn während der Probenentnahme weiter

zerfallen und ein sauberes Arbeiten dadurch erschweren würde.

Weiter wurde darauf geachtet, in jedem Schichtkomplex Hirsche aus verschiedenen Altersklassen zu

beproben. Die Altersbestimmung wurde von Sandra Billerbeck im Rahmen der archäozoologischen

Auswertung nach WAGENKNECHT (2000) und RAESFELD (1988) durchgeführt. Aus den Schichten

B und C konnten Individuen im Alter zwischen 19-27 Monaten und 9-10 Jahre ausgelesen werden. So

können Altersgruppen gebildet werden und die Isotopenwerte untereinander auf Unterschiede hin

verglichen werden. Zudem variiert die Kronhöhe der M3 durch die unterschiedliche Abrasion.

26

Tab. 2

Auflistung der 23 beprobten Zähne aus Zug-Riedmatt. Der Abkauungsgrad steht in direktem Zusammenhang

mit der Höhe des Zahns sowie der Anzahl der entnommenen Sequenzen aus Zahnschmelz und Dentin. Die

Höhe des Dentins [mm] beinhaltet die Wurzellänge und die Krondentinhöhe.

Siedlungs- phase

Nr. Alter Zahn Abrasion Höhe Krone [mm]

Anz. Sequenzen

Zahnschmelz

Höhe Dentin [mm]

Anz. Sequenzen

Dentin

B 799.1 10 J M2 sehr stark 10.8 4 27.8 5

B 1890.1 19-27 M M3 sehr leicht 22.8 8 27.5 4

B 1901.1 2 J M3 leicht 23.5 8 22.0 5

B1 1763.1 19-27 M M3 keine; kaum durchgebrochen 25.2 6 17.1 3

B1 1763.2 8-9 J M3 sehr stark 11.2 4 29.6 5

B1 1776.1 4-5 J M3 deutlich 19.3 6 28.1 5

B1 1846.1 2-3 J M2 leicht 22.0 6 30.2 6

2-3 J M3 sehr leicht 24.0 9 29.2 6

B1 1846.2 2-3 J M3 leicht 23.0 8 23.2 5

B1 1846.3 2 J M3 leicht-deutlich 23.6 7 25.8 5

B1 1846.4 3 J M3 stark 18.7 6 29.0 5

B2 1342.1 4-5 J M3 leicht 18.0 6 26.9 6

B2 1342.2 3 J M3 stark 20.0 6 32.6 5

B2 1348.1 4-5 J M3 deutlich 19.3 6 28.8 6

B2 1348.2 4-5 J M3 deutlich 18.6 6 26.4 5

B2 1348.3 4-5 J M3 stark 16.1 6 30.1 5

B2 1464.1 19-27 M M3 nicht- sehr schwach 23.5 7 23.1 4

B2 1535.1 bis 10 J M3 sehr stark 13.9 5 25.6 5

C1 952.1 19-27 M M3 nicht-sehr schwach 23.9 7 24.4 4

C1 1067.1 22-25 M M3 leicht 24.2 5 31.2 6

C1 1238.1 6-7 J M3 sehr stark 17.9 6 29.5 5

C1 1244.1 4-5 J M3 leicht 17.0 5 32.7 5

D1/D2 710.1 11-12 M M1 OK leicht 18.5 6 18.1 3

3.2 Wasserproben

Im Rahmen der nationalen Grundwasserbeobachtung wurde 1992 ein Modul zur Beobachtung der

Isotope im Wasserkreislauf gegründet (ISOT). Dieses umfasst 23 Messstationen in den verschiedenen

Klimaregionen der Schweiz, wo die Anteile an 18

O, Deuterium und Tritium im Wasser gemessen

werden. Die Messdaten dieser Stationen werden an die International Atomic Energy Agency (IAEA)

weitergeleitet und sind dort für die Öffentlichkeit zugänglich bzw. können für die Forschung genutzt

werden (Schotterer et al. 2000, Schotterer 2010; http://www.univie.ac.at/cartography/project/wiser/).

Leider liegt keine dieser Messstationen im Gebiet um Zug, was bedeutet, dass keine genauen

Isotopendaten für die Gewässer im möglichen Einzugsgebiet der neolithischen Hirschpopulation

vorhanden sind. Aus diesem Grund wurden für diese Untersuchungen eigene Wasserproben

genommen, um einen ungefähren Eindruck zu bekommen, in welcher Grössenordnung sich die δ18

O-

Daten bewegen. Zudem kann der Temperatur- und Höheneffekt an konkreten Daten nachvollzogen

werden.

Am Tag der Beprobung (Anfang Oktober 2012) regnete es stark und ausdauernd, was einen Einfluss

auf die Werte aus den Seen haben kann. Aufgrund des Höheneffektes kann deshalb mit

27

Tab. 3

Übersicht der entnommenen Wasserproben aus verschiedenen Höhenlagen in der Region

Zug, Ägeri und Schwyz.

unterschiedlichen Werten gerechnet werden, da die Proben eher die Zusammensetzung des

Niederschlags- als des Seewassers repräsentieren werden. Deshalb wurde eine weitere

Regenwasserprobe auf 1500 m. ü. M. genommen, wo ein deutlicher Werteunterschied zu erwarten ist

(Tab. 3).

Nr. Gewässer Ort Höhe [m. ü. M.] Temperatur [°C] Koordinaten

1 Zugersee Zug 413 15 681.500/224.450

2 Zugersee Arth 413 14 682.320/213.190

3 Lorze Neuägeri 685 14 685.250/223.100

4 Ägerisee Unterägeri 724 13 687.750/221.320

5 Regenwasser Sternegg 1500 10 699.500/206.950

Die Proben aus den Seen stammen von gut zugänglichen Uferbereichen, diejenige aus der Lorze von

einem kanalisierten Abschnitt. Das Regenwasser wurde aus einer tiefen, sauberen Pfütze

entnommen, die sich durch den Regen innerhalb von wenigen Stunden gebildet hatte.

4. Methoden

4.1 Einführung in Mainz

Um einen ersten Einblick in die Anwendungen der Isotopieforschung in der Archäologie zu erhalten,

hatte ich mehrmals die Möglichkeit, an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bei Corina Knipper

erste theoretische und praktische Erfahrungen in dieser Forschungsrichtung zu sammeln. Im Januar

2012 fand ein Blockkurs statt, bei dem die Grundlagen der verschiedenen Methoden der Isotopie

erläutert und vorgeführt wurden.

Zurück in Basel konnten nach erster Durchsicht des Knochenmaterials vier Hirsch-Unterkiefer

ausgewählt werden, die bei einem Probelauf in Mainz bearbeitet werden sollen. Von diesen vier

Individuen wurden fünf Zähne ausgewählt, an denen der gesamte Ablauf der Aufbereitung von der

Entnahme der Zähne bis zur Trocknung des behandelten Zahnschmelzpulvers durchgespielt wurde.

An einem weiteren Zahn („Dummie-Zahn“) wurde die Demineralisierung in Salzsäure mit

anschliessender Aufbereitung des Dentins zur Messung von Stickstoff- und Kohlenstoff-Isotopen

getestet. Durch die besondere Erhaltung der Zähne in feuchtem Milieu war zu vermuten, dass die

Vorgänge bei der Aufbereitung eventuell an das Material angepasst werden müssen und nicht aus

anderen Arbeitsprotokollen übernommen werden können.

28

Tab. 4

In Mainz

analysierte

Hirschzähne aus

Zug-Riedmatt.

Die Bearbeitung dieser Zähne wurde in Mainz durchgeführt:

Probe Nr. Zahn Alter Abrasion Siedlungsphase

RIZG1846.1.2 1846.1 M2 2-3 J leicht B1

RIZG1846.1.3

M3 2-3 J sehr leicht B1

RIZG1846.2.3 1846.2 M3 2-3 J leicht B1

RIZG1342.1.3 1342.1 M3 4-5 J leicht B2

RIZG1244.1.3 1244.1 M3 4-5 J leicht C1

Die Benennung der Proben wurde folgendermassen festgelegt:

RIZG 1846. 1. 3

Fundstelle (Riedmatt Zug) Fundkomplex Zahn aus Fundkomplex M3 oder M2

Diese Identifikation soll einheitlich für alle Proben aus dem Zahnschmelz gelten. Da jeder Zahn

sequenziell beprobt wird, folgt hinter der Probennummer noch die Nummerierung der Sequenz. Für

die Zahnschmelzproben ergibt sich also folgende definitive Bezeichnung einer einzelnen gemessen

Probe: RIZG 1846.1.3.1-9. Bei den Sequenzen aus dem Dentin hat die Probennummer denselben

Aufbau, zur Unterscheidung von den Zahnschmelzproben wird aber noch ein „d“ hinten angefügt.

Während der Bearbeitung dieser fünf Zähne in Mainz wurde ein Arbeits- und Laborprotokoll erstellt,

welches bei der weiteren Beprobung in Basel genau eingehalten wurde. Abweichungen betreffen

höchstens einzelne Geräte oder Laborutensilien, da diese am IPNA teilweise extra für diese

Forschungsarbeit neu angeschafft werden mussten. Falls diese Unterschiede einen Einfluss auf den

Ablauf der Aufbereitung der Proben hatten, wird dies in der folgenden Beschreibung der Methodik

erwähnt.

Für die Aufnahme und Verarbeitung aller Daten wurde von Corina Knipper eine Access-Datenbank zur

Verfügung gestellt, die für dieses Projekt beliebig verändert und ausgebaut werden konnte.

4.2 Die Analyse von Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopen (δ18O/δ13C)

aus dem Zahnschmelz

4.2.1 Die Vorbereitung der Zähne für die Beprobung

Von jedem Individuum wurden der 2. und der 3. Molar aus dem Kieferknochen entnommen, sofern

beide vorhanden waren. Bei einem Individuum (RIZG799.1) war lediglich der M2 vorhanden. Da in

dieser Arbeit aber primär die möglichst hohe Anzahl an beprobten Hirschen im Vordergrund steht,

konnte pro Tier nur ein Zahn bearbeitet werden. Die übrigen Zähne, vorwiegend also M2, könnten

aber für zukünftige Analysen verwendet werden. Weiter musste auch damit gerechnet werden, dass

während der Beprobung oder Aufbereitung Material verloren gehen oder zerstört werden könnte. So

hätte man mit den restlichen Zähnen weiterarbeiten können und nicht auf Messergebnisse von

einzelnen Tieren verzichten müssen.

29

Nachdem die Kiefer mitsamt Zähnen fotografiert waren, konnten die einzelnen Zähne mit Hilfe einer

Trennscheibe (Bohrer EV250-230 Emax EVOlution) aus dem Knochen entnommen werden. Durch die

gute Erhaltung des Materials war es grösstenteils nicht möglich, die Zähne ohne teilweise Zerstörung

des Kieferknochens zu entfernen. Die Knochenteile, die durch die Entnahme der Zähne vom Kiefer

gelöst werden mussten, wurden beschriftet und aufgehoben. In weiteren Untersuchungen könnte so

noch das Isotopenverhältnis von Stickstoff und Kohlenstoff aus dem Knochenkollagen des

zugehörigen Unterkiefers gemessen werden.

Die entnommenen Zähne mussten gründlich gereinigt werden, da sich in offenen Wurzeln und

zwischen den Schmelzfalten viel Sediment und organisches Material abgelagert hatte. Dies würde

sich bei der folgenden Entnahme der Zahnschmelzproben lösen und die Proben verunreinigen.

Zur Reinigung wurden die Zähne ins Ultraschallbad gelegt und wo nötig anschliessend manuell vom

restlichem Sediment befreit. Nach der Trocknung im Trockenschrank wurde von jedem Zahn die Säule

ausgewählt, die am besten erhalten war bzw. keine oder möglichst wenig Haarrisse aufwies. Da sich

zwischen den einzelnen Säulen immer noch kleinste Mengen an störendem Sediment befinden

konnten, wurde die ausgewählte Säule mit der Trennscheibe abgetrennt und nochmals gereinigt.

Anschliessend wurde die Schmelzoberfläche der Zahnsäule mit dem Dremel sehr gründlich gereinigt,

bis keine dunklen Verfärbungen mehr sichtbar waren. Dabei muss sehr vorsichtig vorgegangen

werden, denn durch die Vibrationen des Dremels können weitere Haarrisse im Zahnschmelz

entstehen und zu dessen Absplitterung führen. Bei Zähnen die schon Risse aufweisen, kann die

Oberflächenreinigung auch mit dem Schleifkopf 1,8mm erfolgen. Dies dauert länger, es entstehen

aber weniger starke Vibrationen als mit dem Dremel.

4.2.2 Sequenzierte Entnahme der Zahnschmelzproben

Die Sequenzen wurden in möglichst regelmässigen Abständen von ca. 3-4mm entnommen, was aber

aufgrund der Erhaltung und unterschiedlicher Schmelzdicke nicht immer eingehalten werden konnte.

So ergaben sich bei den Zähnen, bei denen die Schmelzsäule abbrach und die Proben mit der

Trennscheibe gesägt werden mussten, tendenziell weniger Sequenzen, da der Materialverlust relativ

gross war. Die Anzahl der Sequenzen bzw. deren Abstand musste so gewählt werden, dass sich pro

Probe 15-20mg Zahnschmelzpulver ergab. Dies führte zu einer sehr unterschiedlichen Anzahl von

Sequenzen pro Zahn – es wurden zwischen vier und neun Proben entnommen. Durch eine feinere

Beprobung mit kleineren Probenmengen wäre es möglich gewesen, eine höhere Auflösung der

Ergebnisse zu erzielen. Dies hätte aber zu einer wesentlich grösseren Gesamtzahl der Proben geführt

und somit zu einem grösseren zeitlichen und finanziellen Aufwand, was im Rahmen dieser Arbeit nicht

sinnvoll gewesen wäre. Im vorliegenden Zusammenhang war es wichtiger, die Isotopenverhältnisse

möglichst vieler Zähne bzw. Individuen messen zu können.

Das Verfahren der Sequenzierung hing davon ab, ob der Zahnschmelz keine Risse aufwies und so

direkt vom Dentin abgefräst werden konnte - oder ob er sich der Länge nach vom Zahn ablöste.

30

Abb. 8

Sequenziell

beprobter

Hirschzahn (M3)

von Zug-Riedmatt.

Zahnschmelz bricht nicht

Mit dem Schleifkopf (1,8mm) wurden die Sequenzen aus dem Zahnschmelz

gebohrt. Diese verlaufen quer und sind ca. 2mm breit. Zwischen jeder

Sequenz blieb ein Steg von ca. 1-2mm stehen. Dies ergab pro Zahn zwischen

vier und acht Proben, je nach Höhe und Erhaltung der Zahnkrone. Um pro

Sequenz genügend Probenmaterial zu erhalten (15-20mg), wurde bis kurz vor

die Zahnschmelz-Dentin-Grenze gebohrt. Bei der untersten Probe an der

Schmelzgrenze war es trotzdem notwendig, eine etwas breitere Sequenz zu

bohren, da der Schmelz dort oft schon sehr dünn ist (Abb. 8).

Bei einigen Zähnen brach der Zahnschmelz während der Beprobung trotz aller

Vorsicht weg, was ein Bohren an dieser Stelle unmöglich machte. In diesem

Fall konnte auf eine andere Säule des Zahns ausgewichen werden, wobei der

Abstand von der Zahnschmelzgrenze natürlich genau abgemessen werden

musste.

Die Abstände der einzelnen Probesequenzen wurde notiert und das Pulver in

beschriftete 2ml-Eppendorftubes abgefüllt.

Zahnschmelz ist abgebrochen

Um abgesplitterten Zahnschmelz zur Probengewinnung zu verwenden, ist eine durchgehender Splitter

der Zahnsäule von 4-5mm Breite nötig. Dieser kann dann mit Hilfe der Trennscheibe in einzelne

Sequenzen von 2-4mm Höhe zerlegt werden.

Von den 23 Hirschzähnen wurde dieses Verfahren an insgesamt sieben Zähnen angewendet. Da die

Unterseite der Zahnschmelzsplitter noch deutlich braun verfärbt waren, musste diese mit dem

Schleifkopf gründlich gereinigt werden, bis nur noch weisser Zahnschmelz übrig war. In einigen Fällen

war dies extrem schwierig, weil die einzelnen Proben weiter zersplitterten und kaum mehr zu

handhaben waren. Bei Schwierigkeiten in der Reinigung wurde dies im Probenheft vermerkt und kann

allenfalls bei der Auswertung berücksichtigt werden.

Die Zahnschmelzstückchen wurden anschliessend einzeln in einem Achat-Mörser zu Pulver zerrieben,

was für die Aufreinigung des Karbonates nötig ist. Auch hier sollte das Gewicht jeder Probe zwischen

15 und 20mg liegen. Nach der Pulverisierung im Mörser konnte mit diesen Proben gleich verfahren

werden wie mit denjenigen, die gefräst wurden.

4.2.3 Aufreinigung des Zahnschmelzes

Die Aufbereitung des Karbonats erfolgte mit leichten Abweichungen der von BALASSE (2002)

entwickelten und von VOHBERGER (2011) modifizierten Methode. Weitere Änderungen für die

vorliegenden Untersuchungen beruhen auf mündlichen Mitteilungen von Corina Knipper.

Vor der Aufreinigung wurde von jeder Probe 10-11mg Material in ein frisches, beschriftetes 2ml-

Eppendorftube eingewogen. Soviel Pulver ist nötig, um nach der Reinigung noch genügend Material

für mehrere Messungen im Massenspektrometer übrig zu haben. Das restliche Pulver wird

unaufbereitet für allfällige weitere Messungen aufbewahrt.

31

Als erstes wurde jede Probe mit 1,8ml Natriumhypochlorid (NaOCl 2%) versetzt und über Nacht bei

Raumtemperatur gemischt. Dies führt zur Oxidation der organischen Fraktion im Zahnschmelz, welche

sich unter Gasbildung herauslöst.

Anschliessend wurden die Proben dreimal mit deionisiertem Wasser gespült, wobei das Material bei

jedem Durchgang auf dem Vortexer aufgeschüttelt und anschliessend wieder zentrifugiert wurde, um

das Wasser abpippetieren zu können. Im nächsten Schritt folgte eine Behandlung mit 0.1 molarer

Essigsäure, die mit einem Litiumacetate-Puffer versehen war. Nach dem Zufügen von 1,8ml

Essigsäure wurden die Proben 10 Minuten ins Ultraschallbad gestellt. Das Ziel der Zugabe leichter

Säure ist, sekundär absorbiertes Karbonat zu entfernen und nur das strukturelle Karbonat im Apatit zu

erhalten.

Es folgten erneut drei Spüldurchgänge mit Wasser und anschliessend konnten die Proben bei

offenem Deckel im Trockenschrank getrocknet und daraufhin ausgewogen werden. Die Ausbeute lag

je nach Einwaage und Sequenz zwischen sechs und neun Milligramm, was genügend Material für bis

zu fünf Messdurchgänge entspricht.

4.2.4 Massenspektrometrie

Die in Mainz aufbereiteten Proben der ersten fünf Zähne wurden schon im Mai 2012 am Institut für

Geowissenschaften der Universität Mainz gemessen. Diese Resultate dienten zur ersten Orientierung

und erlaubten einen Einblick in die Interpretationsmöglichkeiten.

Da genügend Probenmaterial vorhanden war, wurden dieselben Proben zusammen mit den

restlichen 18 Zähnen in Basel am Institut für Umweltgeowissenschaften vom Labor für stabile Isotope

(Leitung: Moritz Lehmann) erneut gemessen, um eine Kontrolle über die Vergleichbarkeit der beiden

Labors zu erhalten.

Basel

Am Institut für Umweltgeowissenschaften in Basel wurden die Karbonat-Messungen mit einem

Thermo Finnigan Gasbench II und einem Thermo Finnigan Delta V Advantage durchgeführt. Dafür

wurden zwischen 1.5 und 2.0 mg aufgereinigtes Zahnschmelzpulver auf einer Mettler Toledo

Präzisionswaage abgewogen und in Langhals-Rundbodengläschen (Exetainer) gegeben.

Als Standards wurden NBS 19 und UBC 1 verwendet, wovon je 4 kleine (40-60 µg) und vier grosse

(90-110 µg) Proben eingewogen wurden. Beide Standards sind auf PDB kalibriert. Die Messungen

erfolgten nach einem leicht modifizierten Protokoll nach VENNEMANN ET AL. (2002). Für einige

Proben erfolgten routinemässige Doppelmessungen, wobei davon der Durchschnittswert errechnet

wurde. Die Abweichungen der Kohlenstoffwerte waren dabei meist gering, diejenigen der

Sauerstoffwerte aber bis zu 0.95‰.

32

Mainz

Im Institut für Geowissenschaften in Mainz wurden die Proben mit einem Thermo Finnigan MAT 253

gekoppelt mit einer Gas Bench II gemessen. Dafür wurden 800 ± 50 µg Probenmaterial auf einer

Präzisionswaage eingewogen. Von dem Standard IVA Carrara wurden drei Proben an je 40, 65, 90

und 120 µg eingewogen und vom internationalen Standard NBS 19 zweimal 80-100 µg.

4.3 Die Analyse von Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen (δ13C/δ15N) aus

dem Collagen im Dentin

4.3.1 Vorbereitung der Zähne für die Beprobung

Da die Zähne für die Beprobung bzw. Sequenzierung des Dentins demineralisiert werden müssen,

steht der Zahnschmelz danach nicht mehr für weitere Beprobungen zur Verfügung. Deshalb wurden

nur die Teile des Zahns für diese Analyse ausgewählt, die sich zuvor für die Sequenzierung des

Zahnschmelzes als ungeeignet erwiesen hatten. Das heisst meistens konnten zwei Säulen des M3

verwendet werden, in einzelnen Fällen (M2 oder sehr schlechte Erhaltung) nur eine Säule. Da die

Schmelzgrenze nach der Demineralisation eventuell nicht mehr klar erkennbar sein würde, wurden für

alle Zähne die Höhe der Krone und die Länge der Wurzel notiert.

Die Zahnteile wurden gereinigt, aber ansonsten unbehandelt in Bechergläser mit 0.5 molarer

Salzsäure (HCl) gegeben. Je nach Grösse und Erhaltung des Zahns dauerte es 4-6 Wochen, bis sich

alle Zahnschmelzreste aufgelöst hatten und das Dentin vollständig demineralisiert war. Die Salzsäure

wurde einmal pro Woche ausgetauscht und die Zähne immer wieder stundenweise bei

Raumtemperatur stehen gelassen, um die Reaktion zu beschleunigen. Ansonsten lagerten die Proben

im Kühlraum bei 4 Grad Celsius.

Nach vollständiger Demineralisation wurden die Zähne 5-6 Mal mit deionisiertem Wasser gründlich

gespült, bis ein ph-Wert von 7 erreicht war. Einige Zähne hatten sich trotz dem wochenlangen

Säurebad vollständig erhalten, die meisten waren aber stark zerfallen und beim Spülen musste darauf

geachtet werden, nicht zu viele Dentin-Stückchen zu verlieren. Die kleinsten Teile wurden entsorgt, da

sie bei der sequenzierten Probenentnahme nicht mehr ihrer ursprünglichen Lage am Zahn zugeordnet

werden konnten.

4.3.2 Sequenzierte Beprobung des Dentins

Die Erhaltung des Dentins war nach der Demineralisierung sehr unterschiedlich und führte zu einer

verschiedenen Anzahl Probesequenzen, die pro Zahn genommen werden konnte. Es waren zwischen

drei und sechs Sequenzen möglich, wobei zwei bis drei aus dem Bereich der Zahnkrone stammen

und ein bis drei aus der Wurzel. In zwei Fällen konnten nur drei Proben gewonnen werden, da die

Erhaltung des Dentins sehr schlecht war (RIZG1763.1.3 (Abb. 9) und RIZG710.1.1).

33

Abb. 11

Dentinsequenzen der Hirschzähne aus Zug-Riedmatt,

eingelegt in Natronlauge.

Abb. 10

Hirschzahn aus Zug-Riedmatt (RIZG1763.2.3), vor und

nach der Sequenzierung des Dentins.

Abb. 9

Hirschzahn aus Zug-Riedmatt (RIZG1763.1.3) demineralisiert, vor

Sequenzierung des Dentins.

RIZG1763.1.3.1d Bereich Zahnkrone

RIZG1763.1.3.2d

RIZG1763.1.3.3d Bereich Zahnwurzel

Die Zerlegung des Zahns erfolgte mit einem Skalpell, wobei bei der Krone begonnen wurde und nach

jedem Schnitt die Entfernung zur Schmelzgrenze - die in den meisten Fällen noch als Abdruck auf

dem Dentin sichtbar war - gemessen wurde (Abb. 10).

Zerteilung mit Skalpell in fünf Sequenzen

4.3.3 Aufreinigung des Dentins und Extraktion des Kollagens

Die einzelnen Dentinsequenzen wurden in ein 15ml-

Tube gegeben (passend zum EZEE-Filter), beschriftet

und anschliessend mit 5ml Natronlauge (NaOH 0.5N)

versetzt. Der Deckel wurde mit Luftlöchern versehen

und die Proben 2-3 Tage stehen gelassen. Je nach

34

Erhaltung und Grad der Verfärbung des Dentins konnte so eine Aufhellung des Dentins erreicht

werden. Bei manchen Proben musste das NaOH nach zwei Tagen ausgetauscht werden. Abbildung

11 zeigt deutlich die unterschiedlichen Verfärbungen der Proben durch Huminstoffe. Diese Sequenzen

stammen von verschiedenen Zähnen aus unterschiedlichen Positionen. Generell waren die

Sequenzen aus der Krone weniger stark verfärbt als jene aus der Wurzel und konnten durch die

Natronlauge dementsprechend besser aufgehellt werden. Dies muss eventuell bei der

Qualitätskontrolle der Messungen von δ15

N/δ13

C berücksichtigt werden. Es ist jedoch nicht bekannt,

welchen Einfluss die starke Verfärbung auf die Messergebnisse haben kann.

Sobald bei allen Proben eine zufriedenstellende Aufhellung erreicht war, wurden die Proben erneut 6-

7 Mal mit deionisiertem Wasser gespült, bis der ph-Wert wieder 7 betrug. Anschliessend wurden 4ml

Wasser und ca. 100µl Salzsäure (HCl 0.5N) hinzugefügt. Der ph-Wert sollte bei 2 liegen, was bei

manchen Proben einige Tropfen zusätzliches HCl erforderte.

Die angesäuerten Proben wurden anschliessend 2 Tage bei 70 Grad im Ofen geschmolzen, bis keine

Kollagen-Klümpchen mehr sichtbar waren. Anschliessend wurden mit den EZEE-Filtern alle

Verunreinigungen rausgefiltert, sodass nur reines gelöstes Kollagen übrig blieb. Diese Lösung wurde

in beschriftete 5ml-Tubes umgefüllt, welche daraufhin geöffnet und mit Parafilm umwickelt in den

Gefrierschrank gestellt wurden.

Für die folgende Gefriertrocknung wurde das Gerät vom Botanischen Institut der Uni Basel zur

Verfügung gestellt. Die tiefgefrorenen Proben wurden in einer isolierten Kiste transportiert, um ein

Auftauen zu verhindern. Nach der Instruktion zur Handhabung des Gefriertrockners durch den

Techniker Giacomo Busco, konnten alle Proben auf einmal während zwei Tagen getrocknet werden.

Leider stelle sich heraus, dass die Temperatur der Proben beim Einfüllen in den Trockner doch schon

zu hoch war, was zu einem mangelhaften Trocknungsvorgang führte und die Kollagenlösung z.T.

überschäumen liess. Nach zwei Tagen waren neun Proben noch nicht trocken und mussten erneut

eingefroren werden. Auf Hinweis von Herrn Thomas Boller (Botanisches Institut Universität Basel)

wurden diese Proben vor erneutem Trocknen noch für eine Stunde in den -80 Grad Gefrierschrank

gestellt. Dies stellte sich als eine wirkungsvolle Massnahme heraus, denn die Trocknung verlief

problemlos und vollständig.

Übrig blieb ein Kollagenfadennetz, das vor der Einwaage für die Massenspektrometrie noch mit einem

Spatel durchmischt wurde.

4.3.4 Massenspektrometrie

Für die Messungen der Kohlenstoff- und Stickstoffwerte aus dem Collagen wurde ca. 0.5 - 1.0 mg

Probenmenge eingewogen. Als Standards wurde EDTA und AO-1 verwendet, wovon je 0.3 – 1.0 mg

zur Messung eingewogen wurde. Die Messungen erfolgten mit einem Thermo Finnigan FlashEA 1112

in Verbindung mit dem Thermo Finnigan Delta V Advantage.

Es erfolgten routinemässige Doppelmessungen von ca. jeder 10. Probe, wobei sich die Abweichungen

für die Kohlenstoff- sowie Stickstoffwerte als gering herausstellten.

35

4.4 Wasserproben

Das Wasser wurde bei der Probenentnahme in 5ml-Tubes gefüllt und möglichst ohne Lufteinschluss

verschlossen. Die Tubes wurden beschriftet und im Labor für stabile Isotope des Institutes für

Umweltgeowissenschaften der Universität Basel abgegeben. Die Sauerstoffisotopenverhältnisse im

Wasser wurden dort mit einem LGR liquid water isotopes analyser gemessen.

5. Resultate

5.1 Die δ18O/δ13C – Werte aus dem Zahnschmelz

5.1.1 Die Messergebnisse aus Mainz und Basel im Vergleich

Die ersten Messungen in Mainz wurden mit Proben aus fünf verschiedenen Zähnen von vier

Individuen durchgeführt. Es handelt sich dabei um vier 3. Molare und einen 2. Molaren von

ausgewachsenen Hirschen. In Basel wurden anschliessend die Isotopenverhältnisse im Zahnschmelz

von allen zur Verfügung stehenden 23 Hirschzähnen gemessen (21 3. Molare, zwei 2. Molare und ein

1. Molar). Daraus resultieren die Doppelmessungen der ersten fünf Zähne. Es ergab sich somit die

Möglichkeit, die Messungen von beiden Labors (Mainz, Basel) zu vergleichen und allenfalls

Rückschlüsse auf die Qualität und Genauigkeit der Resultate zu ziehen.

Die ersten Ergebnisse der δ18

O-Werte aus Mainz (Abb. 12, grün) zeigen klare Kurvenverläufe, was

eine genaue und zuverlässige Datengenauigkeit vermuten lässt. Von den Messungen in Basel wurde

somit erwartet, dass sie diesen Werten möglichst nahe kommen, sich im Idealfall sogar decken

würden. Aus dem ersten Messdurchgang im Basler Labor resultierten allerdings Werte (Abb. 12,

blau), die z.T. grob von denjenigen aus Mainz abwichen (z.B. RIZG1846.1.2.2, RIZG1846.1.2.4,

RIZG1846.1.3.1). Zudem zeigen die Kurven keinen klaren Verlauf, sondern weisen durch einige

Ausreisser eher einen Zick-Zack-Kurs auf. Da dies die Interpretation erheblich erschwert, wurde eine

zweite Messung durchgeführt.

36

Abb. 12

δ18

O-Werte der fünf Hirschzähne aus Zug-Riedmatt; Messung der Universität Mainz sowie der 1. Und 2.

Messung der Universität Basel im Vergleich. Zur Erklärung der Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

-16.00

-15.00

-14.00

-13.00

-12.00

-11.00

-10.00

-9.00

-8.00

-7.00

-6.00

12

44

.1.3

.1

12

44

.1.3

.3

12

44

.1.3

.5

13

42

.1.3

.1

13

42

.1.3

.3

13

42

.1.3

.5

18

46

.1.2

.2

18

46

.1.2

.4

18

46

.1.2

.6

18

46

.1.3

.1

18

46

.1.3

.3

18

46

.1.3

.5

18

46

.1.3

.7

18

46

.1.3

.9

18

46

.2.3

.1

18

46

.2.3

.3

18

46

.2.3

.5

18

46

.2.3

.7

δ18

O (

‰)

δ18O-Werte aus Mainz und Basel im Vergleich

1.δ18O_BS

2.δ18O_BS

δ18O_MZ

Die Resultate dieser zweiten Messung in Basel (Abb. 12, rot) ergaben klarere Kurvenverläufe in der

Grafik. Einzelne Ausreisser sind zwar auch hier vorhanden (z.B. Probe RIZG1846.1.3.4 mit

Standardfehler von 1.3‰ in der Doppelmessung), doch allgemein passen sich die Verläufe der Kurven

gut an diejenigen von Mainz an (schön zu sehen bei Zahn RIZG1846.2.3). Auffallend ist aber die klare

Verschiebung der Werte um ca. 1.3‰. Es bleibt abzuklären, wodurch diese deutliche Verschiebung

ausgelöst wird. Denkbar wären methodische Unterschiede während den Messabläufen im Labor. Bis

der Grund für diese beobachteten Unterschiede gefunden worden ist und somit die Glaubwürdigkeit

der Werte gesichert ist, wird auf eine Interpretation der absoluten δ18

O-Werte verzichtet. Die

Kurvenverläufe sowie die relativen Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen können aber

trotzdem in die Auswertung miteinbezogen werden.

Trotz dieser Unklarheit wird im Folgenden mit den Resultaten aus der 2. Messung gearbeitet, da sie

deutlich weniger Ausreisser zeigen und somit klarere Kurvenverläufe (Tendenzen) sichtbar machen.

Die Kohlenstoffwerte (Abb. 13) zeigen sich im Gegensatz zu den δ18

O-Werten grösstenteils einheitlich

und reproduzierbar. Sowohl im Vergleich zu den δ13

C-Werten aus Mainz als auch zwischen den

beiden Messungen aus Basel bewegen sich die Daten in einem ähnlichen Rahmen und mit

übereinstimmenden Tendenzen. Einzige Ausnahme bildet die 2. Basler Messung von Zahn

RIZG1846.1.2. Da aber für die Sauerstoffisotope die 2. Messung genauer zu sein scheint, werden im

Folgenden auch nur die δ13

C-Werte aus derselben Messung berücksichtigt.

37

Abb. 14

δ18

O-Werte der fünf Hirschzähne aus Zug-Riedmatt; Messungen der Universität Mainz. Zur Erklärung der

Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

Abb. 13

δ13

C-Werte der fünf Hirschzähne aus Zug-Riedmatt; Messung der Universität Mainz (grün) sowie der 1. (blau)

und 2. Messung (rot) der Universität Basel im Vergleich. Zur Erklärung der Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

-17.50

-17.00

-16.50

-16.00

-15.50

-15.00

-14.50

-14.00

12

44

.1.3

.1

12

44

.1.3

.3

12

44

.1.3

.5

13

42

.1.3

.1

13

42

.1.3

.3

13

42

.1.3

.5

18

46

.1.2

.2

18

46

.1.2

.4

18

46

.1.2

.6

18

46

.1.3

.1

18

46

.1.3

.3

18

46

.1.3

.5

18

46

.1.3

.7

18

46

.1.3

.9

18

46

.2.3

.1

18

46

.2.3

.3

18

46

.2.3

.5

18

46

.2.3

.7

δ1

3 C (

‰)

δ13C-Werte aus Mainz und Basel im Vergleich

1.δ13C_BS

2.δ13C_BS

δ13C_MZ

5.1.2 Die Messergebnisse aus Mainz

Die δ18

O-Werte

-13.00

-12.50

-12.00

-11.50

-11.00

-10.50

-10.00

-9.50

-9.00

-8.50

-8.00

12

44

.1.3

.2

12

44

.1.3

.4

13

42

.1.3

.2

13

42

.1.3

.4

13

42

.1.3

.6

18

46

.1.2

.1

18

46

.1.2

.3

18

46

.1.2

.5

18

46

.1.3

.2

18

46

.1.3

.4

18

46

.1.3

.6

18

46

.1.3

.8

18

46

.2.3

.2

18

46

.2.3

.4

18

46

.2.3

.6

18

46

.2.3

.8

δ18

O (

‰)

δ18O-Werte aus Mainz

38

Abb. 15

δ13

C-Werte der fünf Hirschzähne aus Zug-Riedmatt; Messungen der Universität Mainz. Zur

Erklärung der Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

-17.50

-17.00

-16.50

-16.00

-15.50

-15.00

-14.50

-14.00

12

44

.1.3

.2

12

44

.1.3

.4

13

42

.1.3

.2

13

42

.1.3

.4

13

42

.1.3

.6

18

46

.1.2

.1

18

46

.1.2

.3

18

46

.1.2

.5

18

46

.1.3

.2

18

46

.1.3

.4

18

46

.1.3

.6

18

46

.1.3

.8

18

46

.2.3

.2

18

46

.2.3

.4

18

46

.2.3

.6

18

46

.2.3

.8

δ1

3 C (

‰)

δ13C-Werte aus Mainz

Die δ18

O-Werte haben eine Variation von -12.5 und -8.8‰. Das heisst, die Sauerstoffisotopen-Werte

aller vier Individuen bewegen sich innerhalb von knapp 4‰.

An allen fünf Zähnen ist eine mehr oder weniger deutliche Variation der δ18

O-Werte ersichtlich. Die

Amplitude beträgt von 0.7‰ beim 3. Molar von Individuum RIZG1244.1 bis 2.6‰ beim 2. sowie 3.

Molar von Individuum RIZG1846.1. Der Kurvenverlauf ist unterschiedlich, wie aus Abb. 14 hervorgeht.

Es sind sowohl ansteigende (RIZG1342.1.3, RIZG1846.1.2) als auch fallende (RIZG1244.1.3,

RIZG1846.1.3, RIZG1846.2.3) Kurven zu beobachten. Die Werte des 2. und 3. Molars von Individuum

RIZG1846.1 lassen aneinandergehängt eine sinusoidale Kurve erkennen, wie sie auch in zahlreichen

früheren Untersuchungen an hochkronigen Zähnen beobachtet werden konnte (z.B. Balasse/Ambrose

2002; Balasse et al. 2006; Stevens et al. 2011; Balasse et al. 2012a).

Die δ13

C-Werte

Die δ13

C-Werte der fünf Zähne liegen zwischen -17.1 und -14.4‰. Die Kohlenstoffisotopen-Werte

bewegen sich also in einem Rahmen von knapp 3‰.

Wie bei den Sauerstoffisotopen ist auch hier an jedem Zahn eine grössere Variation der δ13

C-Werte

festzustellen. Diese beträgt zwischen 0.5‰ beim 3. Molar von Individuum RIZG1846.1 und 2.1‰ beim

2. Molar desselben. Betrachtet man nur die 3. Molaren, so weist Individuum RIZG1244.1 mit 1.9‰ die

grösste Wertespanne auf. Die Kurvenverläufe sind hier einheitlicher, bei vier Zähnen sind die Werte

aufsteigend, nur beim 3. Molar des Individuums RIZG1846.1 ist eine leicht absteigende Kurve zu

beobachten, die wiederum eine deutlich sinusoidale Form aufweist (Abb. 15). Anders als bei den

Sauerstoff-Werten schliesst sich diese Kurve nicht unmittelbar an diejenige des 2. Molaren an.

39

Abb. 16

δ18

O- und δ13

C-Werte der fünf Hirschzähne aus Zug-Riedmatt im Vergleich; Messungen der Universität Mainz.

Zur Erklärung der Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

Die δ18

O-Werte und die δ13

C-Werte im Vergleich

Legt man die Kurven der Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopenwerte übereinander so fällt auf, dass sie

bei zwei Zähnen (RIZG1342.1.3, RIZG1846.1.2) beinahe deckungsgleich sind und auch bei

RIZG1846.1.3 eine ähnliche Tendenz aufweisen. Die Kurven der Zähne RIZG1244.1.3 sowie

RIZG1846.2.3 weichen jedoch deutlich voneinander ab, bewegen sich sogar in gegensätzliche

Richtungen. Für die Beschreibung der Lage der Isotopenkurve zueinander werden im Folgenden die

Begriffe gleichläufig bzw. gegenläufig verwendet. Bei der Interpretation ist vor allem die Tendenz (also

auf- oder absteigend) wichtig und nicht die genaue Deckungsgleichheit der δ18

O- und δ13

C-Kurven. So

werden auch die Kurven von Zahn RIZG1846.1.3 als gleichläufig angesprochen.

Auffallend bei Zahn RIZG1244.1.3 ist, dass sich die Spanne der Werte stark unterscheidet. So ist die

Amplitude der δ13

C-Kurve sehr gross (1.9‰), diejenige der δ18

O-Kurve aber auffallend klein (0.8‰).

Bei den beiden ebenfalls gegenläufigen Kurven von Zahn RIZG1846.2.3 liegen die Amplituden (-1.0

bzw. -1.9‰) im Vergleich mit den anderen Zähnen im mittleren Bereich.

5.1.3 Messergebnisse aus Basel

Die δ18

O-Werte

Die δ18

O-Werte der 23 Hirschzähne bewegen sich zwischen -12.4 und -5.7‰, also innerhalb von fast

7‰. Wie schon bei den fünf Zähnen die in Mainz gemessen wurden, sind auch hier die Werte

innerhalb eines Zahnes sehr unterschiedlich. Die Amplitude reicht von 0.8‰ bei Zahn RIZG1244.1.3

bis zu 4.5‰ bei Zahn RIZG1890.1.3 (Abb. 19-21).

Die Kurvenverläufe sind sehr unterschiedlich, es ist kein einheitliches Bild zu erkennen. Vereinzelt

zeigen sich angedeutete sinusoidale Kurven wie bei den Zähnen RIZG1763.1.3 und RIZG952.1.3,

ansonsten sind die Isotopenwerte der einzelnen Proben auf- oder absteigend. Da auch grössere

Messungenauigkeiten nicht gänzlich ausgeschlossen werden können, sind die „peaks“ in den

-17.50

-17.00

-16.50

-16.00

-15.50

-15.00

-14.50

-14.00

-13.00

-12.50

-12.00

-11.50

-11.00

-10.50

-10.00

-9.50

-9.00

-8.50

-8.00

12

44

.1.3

.2

12

44

.1.3

.4

13

42

.1.3

.2

13

42

.1.3

.4

13

42

.1.3

.6

18

46

.1.2

.1

18

46

.1.2

.3

18

46

.1.2

.5

18

46

.1.3

.2

18

46

.1.3

.4

18

46

.1.3

.6

18

46

.1.3

.8

18

46

.2.3

.2

18

46

.2.3

.4

18

46

.2.3

.6

18

46

.2.3

.8

δ1

3 C (‰

)

δ1

8 O (

‰)

δ18O- und δ13C-Werte aus Mainz

δ18O

δ13C

40

-13

-12

-11

-10

-9

-8

-7

-6

-5

δ1

8 O (

‰)

δ18O-Wertespannen nach Schicht

Abb. 17

δ18

O-Wertespannen aus dem Zahnschmelz aller 23

Hirschzähne aus Zug-Riedmatt. Nach Siedlungsschichten

getrennt und innerhalb derer aufsteigend nach Minimalwert

geordnet. Erläuterungen zur Stratigraphie s. Kapitel 2.2.2.

einzelnen Kurven nur bedingt zu interpretieren (wie z.B. bei den Zähnen RIZG1890.1.3, RIZG1846.3.3

oder RIZG1464.1.3). Es können lediglich die Trends sowie die Unterschiede zwischen den Individuen

bewertet werden.

Die δ18

O-Wertespannen getrennt nach Schicht

Um allfällige Unterschiede in den δ18

O-Werten zwischen den einzelnen Siedlungsschichten sichtbar

zu machen, werden die Wertespannen nach Schicht getrennt und nach aufsteigendem Minimalwert

dargestellt (Abb. 17).

Es zeigt sich, dass zwischen den

Schichten keine deutlichen Unterschiede

in der Werteverteilung vorhanden sind,

die Spannweite der Werte liegt in allen

Siedlungsphasen (ausser D1/D2, da nur

ein Individuum) zwischen 4.7‰ (Schicht

C1) und 5.5‰ (Schicht B2). D.h. es fällt

keine Schicht mit einer Anhäufung von

besonders tiefen oder hohen Werten auf.

Auf eine genauere statistische Analyse

der Verteilung wird verzichtet, da bei der

Messgenauigkeit der Sauerstoffisotopen-

Werte noch Verbesserungen

vorgenommen werden müssen.

In allen vier Siedlungsphasen mit

mehreren beprobten Zähnen befinden

sich Individuen, deren δ18

O-Werte sich

nicht oder nur ganz leicht mit denjenigen

von anderen Hirschen aus der gleichen

Schicht überschneiden.

Die δ13

C-Werte

Die δ13

C-Werte der 23 Hirschzähne bewegen sich zwischen -16.8‰ und -13.0‰, also innerhalb von

fast 4‰. Die Variation innerhalb der Zähne schwankt sehr stark zwischen 0.4‰ (RIZG1901.1.3) und

1.9‰ (RIZG1244.1.3) (Abb. 19-21).

Die Kurvenverläufe sind etwas klarer als diejenige der Sauerstoffwerte - Ausreisser die nicht in den

Verlauf passen sind nur selten zu beobachten (z.B. RIZG1348.3.3.4, RIZG1342.2.3.4). Mehrheitlich

verlaufen die Kurven aufsteigend, entweder gerade (z.B. RIZG1342.1.3, RIZG799.1.2, RIZG1348.1.3)

oder mehr oder weniger deutlich sinusoidal (z.B. RIZG1890.1.3, RIZG1763.1.3, RIZG1464.1.3,

RIZG952.1.3, RIZG710.1.1).

D1/

D2

B B1

1

B2 C1

41

-17.5

-16.5

-15.5

-14.5

-13.5

-12.5

δ1

3 C (

‰)

δ13C- Wertespannen nach Schicht

B B1 B2 C1 D1/D2

Abb. 18

δ13

C-Wertespannen aus dem

Zahnschmelz aller 23 Hirschzähne aus

Zug-Riedmatt. Nach Siedlungsschichten

getrennt und innerhalb derer aufsteigend

nach Minimalwert geordnet. Erläuterungen

zur Stratigraphie s. Kapitel 2.2.2.

Die δ13

C- Wertespannen getrennt nach Schicht

Wie bei den δ18

O-Werten sind keine offensichtlichen Unterschiede der Wertespannen zwischen den

Siedlungsschichten erkennbar. Die Werte liegen alle ca. zwischen -14.3 und -16.7‰ (Abb. 18,

markierter Bereich). Nur die Werte der beiden Individuen RIZG799.1.2 (Schicht B) und RIZG1763.1.3

(Schicht B1, Knochenhaufen) liegen deutlich höher, bei einer überdurchschnittlich hohen Spannweite

der Werte innerhalb des markierten Bereichs überschneiden sich die Werte der einzelnen Individuen

einer Schicht grösstenteils deutlich bzw. teilweise.

Die δ18

O- und die δ13

C-Werte im Vergleich

Die Beobachtungen aus den Resultaten der Mainzer Messungen bestätigen sich an den Sauerstoff-

und Kohlenstoffisotopen-Werten aus Basel. Die Verläufe der Sauerstoff- und Kohlenstoff-Kurven

scheinen zumindest teilweise einen Zusammenhang zu haben. Es können Gruppen von gleichläufigen

(Abb. 19) und gegenläufigen (Abb. 20) Kurvenpaaren gebildet werden, sowie von solchen mit nicht

genau zu definierendem Verhältnis zueinander (Abb. 21). Um als gleich- oder gegenläufig

beschrieben zu werden, müssen die Kurven mindestens zu 50% die definierte Tendenz aufweisen.

Bei Kurven mit unklarem Verlauf oder stark schwankenden Werten (Ausreisser) muss die Möglichkeit

in Betracht gezogen werden, dass die Ursache dafür in Messfehlern mit bisher unbekannter Ursache

und Ausmass liegen könnte.

42

-17.50

-16.50

-15.50

-14.50

-13.50

-12.50

-13.00

-12.00

-11.00

-10.00

-9.00

-8.00

-7.00

-6.00

-5.00

13

42

.1.3

.21

34

2.1

.3.4

13

42

.1.3

.67

99

.1.2

.17

99

.1.2

.3

18

90

.1.3

.21

89

0.1

.3.4

18

90

.1.3

.61

89

0.1

.3.8

17

63

.1.3

.11

76

3.1

.3.3

17

63

.1.3

.5

17

63

.2.3

.21

76

3.2

.3.4

17

76

.1.3

.11

77

6.1

.3.3

17

76

.1.3

.5

13

48

.1.3

.21

34

8.1

.3.4

13

48

.1.3

.61

53

5.1

.3.1

15

35

.1.3

.31

53

5.1

.3.5

95

2.1

.3.1

95

2.1

.3.3

95

2.1

.3.5

95

2.1

.3.7

10

67

.1.3

.11

06

7.1

.3.3

10

67

.1.3

.5

δ13

C (

‰)

δ18

O (

‰)

δ18O- und δ13C-Kurve gleichläufig

δ18O

δ13C

Abb. 19

Die δ18

O- und δ13

C-Werte aus dem Zahnschmelz der 10 Hirsche aus Zug-Riedmatt, deren Kurvenverlauf

tendenziell gleichläufig ist. Messungen der Universität Basel. Zur Erklärung der Probenbenennung s. Kapitel

4.1.

Abb. 20

Die δ18

O- und δ13

C-Werte aus dem Zahnschmelz der 4 Hirsche aus Zug-Riedmatt, deren Kurvenverlauf

tendenziell gegenläufig ist. Messungen der Universität Basel. Zur Erklärung der Probenbenennung s.

Kapitel 4.1.

-17.50

-16.50

-15.50

-14.50

-13.50

-12.50

-13.00

-12.00

-11.00

-10.00

-9.00

-8.00

-7.00

-6.00

-5.00

12

44

.1.3

.11

24

4.1

.3.2

12

44

.1.3

.31

24

4.1

.3.4

12

44

.1.3

.5

18

46

.2.3

.11

84

6.2

.3.2

18

46

.2.3

.31

84

6.2

.3.4

18

46

.2.3

.51

84

6.2

.3.6

18

46

.2.3

.71

84

6.2

.3.8

18

46

.3.3

.11

84

6.3

.3.2

18

46

.3.3

.31

84

6.3

.3.4

18

46

.3.3

.51

84

6.3

.3.6

18

46

.3.3

.7

13

48

.2.3

.11

34

8.2

.3.2

13

48

.2.3

.31

34

8.2

.3.4

13

48

.2.3

.51

34

8.2

.3.6

δ13

C (

‰)

δ18

O (

‰)

δ18O- und δ13C-Kurve gegenläufig

δ18O

δ13C

43

Abb. 21

Die δ18

O- und δ13

C-Werte aus dem Zahnschmelz der 9 Hirsche aus Zug-Riedmatt, deren Kurvenverlauf

zueinander keine klare Tendenz aufweist. Messungen der Universität Basel. Zur Erklärung der

Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

-17.50

-16.50

-15.50

-14.50

-13.50

-12.50

-13.00

-12.00

-11.00

-10.00

-9.00

-8.00

-7.00

-6.00

-5.00

18

46

.1.2

.3

18

46

.1.2

.6

18

46

.1.3

.2

18

46

.1.3

.5

18

46

.1.3

.8

19

01

.1.3

.1

19

01

.1.3

.4

19

01

.1.3

.7

18

46

.4.3

.1

18

46

.4.3

.4

13

42

.2.3

.3

13

42

.2.3

.6

13

48

.3.3

.2

13

48

.3.3

.5

14

64

.1.3

.1

14

64

.1.3

.4

14

64

.1.3

.7

12

38

.1.3

.2

12

38

.1.3

.5

71

0.1

.1.1

71

0.1

.1.4

δ13

C (

‰)

δ18

O (

‰)

δ18O- und δ13C-Kurven eher unklar

δ18O

δ13C

44

5.2 Die δ13C/δ15N-Werte aus dem Collagen des Zahndentins

Überprüfung der Kollagen-Qualität

Aufgrund der Tatsache, dass die Kollagen-Proben erst nach der Demineralisierung sequenziert

wurden, bestand keine Möglichkeit das Trockengewicht der einzelnen Proben zu nehmen und somit

die Kollagen-Ausbeute genau zu bestimmen. Alle Proben wiesen jedoch eine grosse Menge an

Kollagen auf (durchschnittlich etwa 40-100mg), was auf eine gute Erhaltung schliessen lässt. Dies war

bei der Feuchtbodenerhaltung auch zu erwarten.

Die Anteile von Kohlenstoff (%C) und Stickstoff (%N) sowie die das C/N-Verhältnis im Kollagen

weisen sehr einheitliche Werte auf, in der Grössenordnung wie sie auch bei modernem Kollagen aus

Dentin zu beobachten sind. Es gibt nur eine Probe - RIZG1848.2.3.4 -, deren Anteile von Kohlenstoff

und Stickstoff tiefer liegen (%C=34.8, %N=12.3) als bei den restlichen Proben. Das C/N-Verhältnis

liegt mit 3.29 jedoch im normalen Bereich.

Bei allen anderen Proben liegen die Anteile von Kohlenstoff (%C) zwischen 40.6 und 45.6% und

diejenigen von Stickstoff (%N) zwischen 14.4 und 16.3%. Die C/N-Verhältnisse im Kollagen bewegen

sich zwischen 3.24 und 3.34. Diese Werte bestätigen den optischen Eindruck, dass das Material (also

die Zähne inkl. Dentin) sehr gut erhalten ist und somit seine ursprünglich isotopische

Zusammensetzung erhalten geblieben ist. Dies ist eine wichtige Voraussetzung zur Interpretation der

gemessenen δ13

C- und δ15

N-Werte.

Die δ13

C-Werte

Die δ13

C-Werte aus dem Kollagen des Zahndentins bewegen sich in einer Grössenordnung zwischen

-26.0 und -22.2‰. Die Wertespannen innerhalb der Zähne sind sehr unterschiedlich, sie liegen

zwischen 0.2‰ (RIZG1348.3.3) und 1.8‰ (RIZG1846.1.2; M2!). Die grösste Amplitude unter den M3

hat RIZG1846.1.3 mit knapp 1.5‰, also das gleiche Individuum von dem auch der M2 mit der

höchsten Amplitude stammt (Abb. 24-25).

Die Kurvenverläufe sind sehr unterschiedlich, wobei aber bei einigen Individuen (n=13; z.B.

RIZG1846.3.3, RIZG1342.2.3, RIZG1348.1.3, RIZG1067.1.3) die Kurve als eindeutig aufsteigend

beschrieben werden kann und bei anderen (n=6; z.B. RIZG1763.1.3, RIZG952.1.3, RIZG1244.1.3)

eher als abfallend. Bei den restlichen (n=4; z.B. RIZG1776.1.3, RIZG1348.3.3) ist der Verlauf ohne

klare bzw. mit schwacher Tendenz. Die meisten Kurven weisen einen Umbruch in der Richtung auf,

also einen Knick. Diese könnten wohl als sinusoidale Formen angesprochen werden, falls die

Sequenzierung eine höhere Auflösung hätte, d.h. eine dichtere Beprobung erfolgt wäre.

45

-26.5

-26

-25.5

-25

-24.5

-24

-23.5

-23

-22.5

-22

-21.5

δ13

C (

‰)

δ13C- Wertespannen nach Schicht

M2!

M2

B B1 B2 C1 D1/

D2

Abb. 22

δ13

C-Wertespannen (Kollagen) aller 23 Hirschzähne aus

Zug-Riedmatt. Nach Siedlungsschichten getrennt und

innerhalb derer aufsteigend nach Minimalwert geordnet.

Erläuterungen zur Stratigraphie s. Kapitel 2.2.2.

Die δ13

C- Wertespannen getrennt nach Schicht

Die aussergewöhnlich tiefen Werte in

Schicht B1 stammen vom Zahn

RIZG1846.1.2, also einem 2. Molar. Auch

die hohen Werte über -23‰ aus Schicht

B stammen von einem M2. In den

Schichten B1 und B2 fallen je zwei

Individuen (RIZG1763.1.3, RIZG1763.2.3

bzw. RIZG1348.1.3, RIZG1342.1.3) mit

erhöhten Werten auf, die sich mit den

restlichen Werten aus den Schichten

kaum (B2) oder gar nicht (B1)

überschneiden (Abb. 22).

Dies sind die einzigen sichtbaren

Ausreisser, die restlichen Wertespannen

liegen in allen Siedlungsschichten auf

einem ähnlichen Niveau zwischen -25.2

und 23.0‰. In Schicht C1 sind keine

höheren Werte vorhanden wie in Schicht

B-B2, was aber aufgrund der kleinen

Probenmenge von vier Zähnen nicht als

signifikant betrachtet werden kann.

Die δ15

N-Werte

Die δ15

N-Werte aus dem Kollagen reichen von 4.1 bis 7.8‰, weisen also eine Variation von 3.7‰ auf.

Die Amplituden sind wiederum sehr unterschiedlich und liegen zwischen 0.15‰ (RIZG1846.3.3) und

2.35‰ (RIZG1846.1.2; M2) bzw. 1.62‰ (RIZG1763.1.3; M3). Die Verläufe der Kurven sind vielfältig.

Ca. 12 Kurven können als ansteigend beschrieben werden (z.B. RIZG1901.1.3, RIZG1846.2.3,

RIZG1348.1.3, RIZG1244.1.3), nur eine als deutlich absteigend (RIZG1846.1.3). Einige Proben haben

zu wenige Sequenzen, um eine Tendenz festzulegen bzw. haben eine sehr kleine Amplitude mit einer

angedeuteten sinusoidalen Kurve (z.B. RIZG1348.3.3, RIZG1464.1.3, RIZG1535.1.3) (Abb. 24-25).

Die δ15

N-Wertespannen nach Schicht

Die δ15

N-Werte zeigen eine ziemlich regelmässige Streuung innerhalb der Schichten in der

Grössenordnung zwischen 4.1 und 6.8‰. Lediglich der M2 (RIZG1846.1.2) und der M1 (710.1.1)

weisen Werte über 7‰ auf.

Obwohl die Anzahl der Zähne in Schicht B (n=3) und C1 (n=4) sehr gering sind, kann festgehalten

werden, dass die δ15

N-Werte in der ältesten Siedlungsschicht B tiefer sind (4.1 - 5.7‰) als in der

jüngeren Schicht C1 (5.4 – 6.6‰). In den Schichten B1 und B2 mit acht bzw. sieben beprobten

Zähnen spannen sich die Werte fast über den ganzen Wertebereich der 3. Molare (Abb. 23).

46

3.50

4.00

4.50

5.00

5.50

6.00

6.50

7.00

7.50

8.00

δ15

N(‰

)

δ15N-Wertespannen nach Schicht Abb. 23

δ15

N-Wertespannen (Kollagen) aller 23

Hirschzähne aus Zug-Riedmatt. Nach

Siedlungsschichten getrennt und innerhalb

derer aufsteigend nach Minimalwert

geordnet. Erläuterungen zur Stratigraphie

s. Kapitel 2.2.2.

B B1 B2 C1 D1/

D2

Die δ13

C- und die δ15

N-Werte aus dem Kollagen des Dentins im Vergleich

Im Gegensatz zu den δ18

O- und δ13

C-Werten aus dem Karbonat konnten hier alle Kurven in

gleichläufig (Abb. 24) oder gegenläufig (Abb. 25) eingeteilt werden. Dies liegt vermutlich an der

geringeren Anzahl Sequenzen pro Zahn aus dem Dentin, was eine geringere Auflösung des

Kurvenverlaufs zur Folge hat. Trotzdem sind deutliche Unterschiede zu erkennen.

Der Verlauf der Kurven – also die Gleich- oder Gegenläufigkeit – ist unabhängig vom Wertebereich

(hohe oder niedrige Werte) und von der Wertespanne (grosse oder kleine Amplitude). Auch zeigen

sich keine Häufungen einer Tendenz in bestimmten Siedlungsschichten. Auch das Alter bzw. der

Abkauungsgrad der Zähne hat keinen Einfluss auf das Verhältnis der δ13

C- und δ15

N-Kurven

zueinander.

Auffallend ist, dass bei den gleichläufig verlaufenden Kurven die δ15

N-Werte schon einen

„Richtungswechsel“ vollziehen, während die δ13

C-Werte noch in eine Richtung weiterlaufen (z.B.

RIZG1342.1.3, RIZG1342.2.3, RIZG1348.1.3, RIZG1067.1.2). Eine Veränderung in den Umwelt- oder

Lebensbedingungen könnte sich also womöglich schneller in den Stickstoff- als in den

Kohlenstoffisotopen niedergeschlagen haben.

M2 M1

47

Abb. 24

Die δ13

C- und die δ15

N-Werte aus dem Collagen der 13 Hirsche aus Zug-Riedmatt, deren Kurvenverlauf

tendenziell gleichläufig ist. Messungen der Universität Basel. Zur Erklärung der Probenbenennung s. Kapitel

4.1.

3.50

4.00

4.50

5.00

5.50

6.00

6.50

7.00

7.50

8.00

-26.50

-26.00

-25.50

-25.00

-24.50

-24.00

-23.50

-23.00

-22.50

-22.00

-21.50

18

90

.1.3

.3d

19

01

.1.3

.1d

19

01

.1.3

.4d

17

63

.2.3

.1d

17

63

.2.3

.4d

18

46

.1.2

.1d

18

46

.1.2

.4d

18

46

.2.3

.3d

18

46

.4.3

.3d

13

42

.1.3

.3d

13

42

.1.3

.6d

13

42

.2.3

.2d

13

42

.2.3

.5d

13

48

.1.3

.2d

13

48

.1.3

.5d

13

48

.2.3

.1d

13

48

.2.3

.4d

13

48

.3.3

.1d

13

48

.3.3

.4d

15

35

.1.3

.1d

15

35

.1.3

.4d

10

67

.1.3

.1d

10

67

.1.3

.4d

δ15

N(‰

)

δ13

C (

‰)

δ13C- und δ15N-Kurve gleichläufig

δ13C

δ15N

Abb. 25

Die δ13

C- und die δ15

N-Werte aus dem Collagen der 10 Hirsche aus Zug-Riedmatt, deren

Kurvenverlauf tendenziell gegenläufig ist. Messungen der Universität Basel. Zur Erklärung der

Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

3.50

4.00

4.50

5.00

5.50

6.00

6.50

7.00

7.50

8.00

-26.50

-26.00

-25.50

-25.00

-24.50

-24.00

-23.50

-23.00

-22.50

-22.00

-21.50

79

9.1

.2.2

d7

99

.1.2

.4d

17

63

.1.3

.2d

17

76

.1.3

.2d

17

76

.1.3

.4d

18

46

.1.3

.2d

18

46

.1.3

.4d

18

46

.1.3

.6d

18

46

.3.3

.1d

18

46

.3.3

.3d

18

46

.3.3

.5d

14

64

.1.3

.1d

14

64

.1.3

.3d

95

2.1

.3.2

d9

52

.1.3

.4d

12

44

.1.3

.1d

12

44

.1.3

.3d

12

44

.1.3

.5d

12

38

.1.3

.1d

12

38

.1.3

.3d

12

38

.1.3

.5d

71

0.1

.1.1

d7

10

.1.1

.3d

δ15

N(‰

)

δ13

C (

‰)

δ13C- und δ15N-Kurve gegenläufig

δ13C

δ15N

48

Abb. 26

Die δ13

C-Mittelwerte (MWδ13

C) aus dem Karbonat (Zahnschmelz) und Kollagen (Dentin) im

Vergleich, in Siedlungsphasen dargestellt. Messungen der Universität Basel. Zur Erklärung der

Probenbenennung s. Kapitel 4.1, Erläuterungen zur Stratigrafie s. Kapitel 2.2.2.

5.3 Die δ13C-Werte aus dem Karbonat und dem Kollagen im Vergleich

Um die Verläufe der δ13

C-Werte aus dem Karbonat und dem Kollagen vergleichen zu können, wurden

aus jedem Zahn die Mittelwerte berechnet. Da die Wachstumsphase der Zähne (mehr hohe oder mehr

tiefe Werte) einen normalen Durchschnittswert aller Isotopenwerte eines Zahns beeinflussen würden,

wurde der Mittelwert der Amplitude verwendet – also die Mitte zwischen maximalem und minimalem

Wert einer Sequenzenreihe aus dem Zahnschmelz bzw. Dentin.

Wie Abb. 26 zeigt, verlaufen diese Mittelwerte der δ13

C-Werte aus dem Karbonat und dem Kollagen

gleichläufig. Einzige Ausnahme bildet der Zahn 1238.1.3, bei welchem der Kohlenstoffisotopenwert im

Kollagen im Vergleich mit den anderen Werten aus Schicht C1 etwas niedriger als der aus dem

Karbonat ist. Alle Wertepaare zeigen eine Differenz zwischen 7.7‰ und 9.6‰ auf, mit einem

Durchschnitt von 8.6‰. Dieser Unterschied ist etwas höher als die von LEE-THORP ET AL. (1989)

ermittelten 7 ± 1‰ für Herbivoren (weiterführend siehe Hedges 2003).

-25.5

-24.5

-23.5

-22.5

-21.5

-20.5

-19.5

-19.0

-18.0

-17.0

-16.0

-15.0

-14.0

-13.0

18

90

.1.3

19

01

.1.3

79

9.1

.2

18

46

.1.2

17

63

.2.3

18

46

.1.3

18

46

.3.3

17

63

.1.3

18

46

.2.3

17

76

.1.3

18

46

.4.3

13

48

.3.3

15

35

.1.3

13

48

.2.3

13

48

.1.3

14

64

.1.3

13

42

.1.3

13

42

.2.3

12

38

.1.3

12

44

.1.3

95

2.1

.31

06

7.1

.3

71

0.1

.1

δ13

Cko

l(‰)

δ13

Cka

r(‰

)

δ13C-Mittelwerte aus Karbonat und Kollagen

MWδ13Ckar

MWδ13Ckol

B

B

B1

B

B

B2

B

B

C1

B

B

D1/D2

B

B

49

Abb. 27

Korrelation der δ18

O-Werte

der beprobten Gewässer

rund um Zug und Umgebung

mit der Höhenlage. Trendlinie

in Rot.

-10.0

-9.5

-9.0

-8.5

-8.0

-7.5

-7.0

0 500 1000 1500

δ18

O (

‰)

Höhe [M.ü.M.]

d18O Werte des Wassers

5.4 Resultate Wasserproben

Die Resultate der Messungen aus verschiedenen Gewässern (Zugersee, Lorze, Ägerisee und

Regenwasser) zeigen eine deutliche Korrelation zwischen Höhenlage und δ18

O-Wert im Wasser.

Der höchste Wert mit -7.5‰ stammt aus dem Zugersee auf 413 M.ü.M. und der niedrigste Wert mit

-9.2‰ vom Regenwasser aus 1500 M.ü.M. Diese Differenz von 1.7‰ entspricht einer Abnahme von

knapp 0.16‰ auf 100 Höhenmeter. Dies ist etwas geringer als die oft zitierten 0.2‰ auf 100 Meter,

laut SCHOTTERER (2010) sind Schwankungen aber die Regel und fallen über alle Messstationen der

Schweiz oft beträchtlich aus (Schotterer 2010, 1077).

Da es während der Sammlung der Proben im Oktober 2012 stark regnete, handelt es sich bei den

vorliegenden Werten vermutlich um die Isotopenzusammensetzung des Regenwassers von jenem

Tag. Aus diesem Grund können die Daten mit denjenigen aus der internationalen Datenbank des

IAEA (International Atomic Energy Agency) verglichen werden, die öffentlich zugänglich ist

(http://www.univie.ac.at/cartography/project/wiser/). Diese Datensammlung enthält Isotopenwerte von

Messstationen aus der ganzen Welt. Idealerweise werden Werte aber mit solchen aus örtlich nahen

Stationen verglichen. In diesem Fall sind die nächsten Stationen Bern (511 M.ü.M.), Meiringen (632

M.ü.M.) und Guttannen (1055 M.ü.M.). Der Niederschlag im Oktober an diesen Orten weist deutlich

tiefere δ18

O-Werte auf als in dieser Studie in der Region Zug-Schwyz gemessen wurden (Bern: -

10.3‰, Meiringen: -11.7‰, Guttannen: -12.7‰). Ob diese Differenzen von ca. 4‰ auf regionale

Unterschiede zurückzuführen sind oder auf einen Messfehler an den vorliegenden Proben kann an

dieser Stelle nicht abschliessend bewertet werden. Die publizierten Daten von SCHOTTERER (2010,

1077) bestätigen aber die Vermutung, dass die δ18

O-Werte dieser Studie zu hoch ausfallen.

B B1 B2

Zugersee (Zug/Arth)

Lorze/Ägerisee

Pfütze Sternegg

50

Abb. 28

δ18

O-Werte aus den sequenziell

beprobten Zähnen des Individuums

RIZG1846.1. Messung aus Mainz,

da der Kurvenverlauf hier deutlicher

ist als bei der Messung in Basel von

den gleichen Zähnen. Die Kurve

reflektiert die saisonal

unterschiedlichen,

temperaturabhängigen

Sauerstoffwerte aus dem

Trinkwasser der Hirsche

(sinusoidale Kurve in Rot,

angepasst). Zur Erklärung der

Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

6. Diskussion

6.1 Grosse Unterschiede im Verlauf der Isotopenkurven (δ18O/δ13C) aus

dem Zahnschmelz – Hinweis auf verschiedene Populationen oder

normale Variation zwischen Individuen?

Bei einer Hirschpopulation, in welcher alle Jungtiere zwischen Mai und Juni geboren werden und die

gleiche physische Entwicklung durchlaufen wäre, zu erwarten, dass auch die Zahnentwicklung mehr

oder weniger synchron verläuft. Wie in Kapitel 2.3.3 beschrieben, gibt es aber vor allem bei der

Mineralisation des M3 grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen – sowohl beim

Zeitpunkt des Mineralisationsbeginns als auch bei der Mineralisationsdauer.

Die Kurvenverläufe der δ18

O-Werten aus den Sequenzen des Zahnschmelzes entstehen durch die

unterschiedliche Isotopenkonzentration im Regenwasser im Verlauf eines Jahres. Durch die

Aufnahme des meteorischen Wassers durch den Hirsch werden die Isotopensignale in dem sich

bildenden Zahnschmelz festgehalten, ohne sich nachträglich wieder zu verändern (s. Kapitel 2.4.3 und

2.5.1). Bei den Zähnen von jüngeren Individuen – wo noch kein Materialverlust am Zahn durch

Abkauung entstanden ist – sollte also die gesamte Zeitspanne der Zahnmineralisation aus den

Isotopenwerten sichtbar sein.

Dies ist bei Individuum RIZG1846.1 der Fall, von dem sowohl der M2 als auch der M3 beprobt wurde.

Durch das geringe Alter von 2-3 Jahren wies der M2 nur schwache und der M3 kaum

Abnutzungsspuren auf. Da der M3 etwa zu dem Zeitpunkt zu mineralisieren begann, als die Krone des

M2 vollständig war, ergibt sich eine sinusoidale Kurve (Abb. 28, in rot stilisierte Sinuskurve) die den

Zeitraum von über einem Jahr abdeckt (ca. Januar bis Februar des nächsten Jahres; Vgl. Stevens et

al. 2011, 67).

-13.00

-12.50

-12.00

-11.50

-11.00

-10.50

-10.00

-9.50

-9.00

RIZ

G 1

84

6.1

.2.1

RIZ

G 1

84

6.1

.2.2

RIZ

G 1

84

6.1

.2.3

RIZ

G 1

84

6.1

.2.4

RIZ

G 1

84

6.1

.2.5

RIZ

G 1

84

6.1

.2.6

RIZ

G 1

84

6.1

.3.1

RIZ

G 1

84

6.1

.3.2

RIZ

G 1

84

6.1

.3.3

RIZ

G 1

84

6.1

.3.4

RIZ

G 1

84

6.1

.3.5

RIZ

G 1

84

6.1

.3.6

RIZ

G 1

84

6.1

.3.7

RIZ

G 1

84

6.1

.3.8

RIZ

G 1

84

6.1

.3.9

δ18

O (

‰)

Jahreszyklus in den δ18O-Werten von M2 und M3

Jahreszyklus 12 Monate Jan-Jan

M2 M3

51

-13.00

-12.00

-11.00

-10.00

-9.00

-8.00

-7.00

-6.00

-5.00

18

90

.1.3

.1

18

90

.1.3

.4

18

90

.1.3

.7

17

63

.1.3

.1

17

63

.1.3

.4

14

64

.1.3

.3

14

64

.1.3

.6

95

2.1

.3.1

95

2.1

.3.4

95

2.1

.3.7

10

67

.1.3

.2

10

67

.1.3

.5

δ18

O (

‰)

δ18O-Werte aus dem M3 von jungen Hirschen (ohne Abkauung)

Abb. 29

δ18

O-Werte von den 3. Molaren fünf junger Hirsche, die

praktisch keine Abkauungsspuren aufwiesen. Die

ähnlichen Kurvenverläufe spiegeln eine saisonal

vergleichbare Zahnentwicklung wieder. Zur Erklärung

der Probenbenennung s. Kapitel 4.1.

Davon ausgehend, dass schon etwas Material vom M2 abgekaut war und somit nicht im

Wertespektrum vertreten ist, dauerte die Mineralisationsphase vom M2 von ca. Dezember bis Juli.

Laut BROWN (1991) beginnt die Mineralisation des M2 ziemlich einheitlich bei allen Hirschen im 3.

Lebensmonat und dauert bis zum 9. Lebensmonat. Das würde im vorliegenden Fall bedeuten, dass

das Hirschkalb erst im September/Oktober geboren wurde und nicht wie üblich im Frühling zwischen

Mai und Juni. Diese Annahme bestätigt sich in den Werten des M3. Dessen Mineralisation begann ca.

im Juli, was etwa dem 9. Lebensmonats des Kalbs entsprechen würde und dauerte ca. bis im Februar.

Diese Phase ist eher zu kurz, da von einer Mineralisationsdauer von ca. 9-13 Monaten ausgegangen

werden kann (Brown 1991). Auch ist eine so stark verzögerte Geburt eher unwahrscheinlich, denn

Hirsche haben eine feste Brunftzeit im Herbst (s. Kapitel 2.3.1) die sich allenfalls bis in den Dezember

verlängern kann (mündl. Mitteil. Marguerita Schäfer, IPNA). Bei einer durchschnittlichen Tragezeit von

34 Wochen sollten die spätesten Geburten im August erfolgen. Allenfalls ist eine etwas verzögerte

Zahnentwicklung in Betracht zu ziehen, die zusammen mit einer späteren Geburt zu einer

aussergewöhnlich späten Mineralisation des M2 geführt hat. Ähnliche Beobachtungen wurden an der

rezenten Hirschpopulation von der Insel Rum (Schottland) gemacht (Stevens et al. 2011, 70-71). Die

Mineralisation des M2 von mehreren Hirschen dauerte ebenfalls von Januar bis in den Hochsommer,

also etwa vom 6. bis 12. Lebensmonat. Für die Insel Rum seien solche Verzögerungen in Wachstum

und Reproduktion aufgrund der kargen Umwelt- und Ernährungsbedingungen nicht ungewöhnlich

(Stevens et al. 2001, 71).

Beim zweiten beprobten M2 (RIZG799.1.2) scheint die Mineralisation ebenfalls im Sommer

abgeschlossen gewesen zu sein. Da es sich aber um ein sehr altes Tier handelt (ca. 10 jährig), sind

der Beginn und die Dauer der Mineralisation nicht mehr nachvollziehbar.

Bei der Betrachtung aller Sauerstoffwerte der M3 fällt auf, dass es eine sehr grosse Variabilität in den

Kurvenverläufen gibt. Da die Mineralisationsphase von 3. Molaren zwischen Individuen (und

Populationen) in ihrem Beginn und der Dauer

stark variieren kann, ist dies zu erwarten. Dazu

kommt, dass durch die verschiedenen Alter

der Hirsche unterschiedliche Abkauungsgrade

an den Zähnen vorhanden sind und somit die

repräsentierte Zeit der Isotopenkurven nicht

einheitlich ist. Auffallend ist aber, dass bei fünf

jungen Hirschen mit nahezu vollständigem

Zahnschmelz (ohne Abnutzung) ähnliche

Kurvenverläufe zu erkennen sind (Abb. 29;

1464.1.3.3 ist als Ausreisser zu betrachten).

Bei allen fünf Zähnen scheint die Mineralisation

im Frühling begonnen zu haben und bis im

darauffolgenden Winter/Frühling gedauert zu

haben. Bei einer Geburt im Mai/Juni hätte die

Mineralisation also ca. vom 12. bis 20./22.

52

Tab. 5

Mögliche Rückschlüsse auf den Lebensraum aufgrund der

Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopenwerte (Höhen- und

Canopy-Effekt).

Lebensmonat gedauert. Dies würde mit den Beobachtungen von BROWN (1991) übereinstimmen und

auf eine „normale“ Zahnentwicklung hindeuten. Im Gegensatz zum Individuum 1846.1 decken sich

diese Beobachtungen gar nicht mit jenen von STEVENS ET AL. (2011) an den Schottischen Hirschen,

wo die Mineralisation der M3 bei allen Hirschen im Sommer begann und bis zum nächsten

Frühling/Frühsommer dauerte. Dies ist mit grosser Wahrscheinlichkeit auf die speziellen

Gegebenheiten auf der schottischen Insel zurückzuführen (s. oben). Das würde bedeuten, dass das

Klima am Zugersee zur horgener Zeit keine Verzögerung in der physischen Entwicklung der Hirsche

bewirkt hat. Eine Ausnahme könnte tatsächlich der Hirsch 1846.1 darstellen.

Bei den älteren Individuen ist aufgrund des Materialverlusts an der Krone durch die Abnutzung der

Zeitpunkt des Mineralisationsbeginns nicht mehr zu bestimmen. Die δ18

O-Werte deuten aber darauf

hin, dass das Ende der Mineralisationsphase sowohl im Winter als auch im Sommer liegen kann. Dies

ist vermutlich auf die natürliche Variation der Zahnentwicklung zurückzuführen.

Mit systematischer Beprobung von Zahnreihen – also M1, M2 und M3 vom gleichen Individuum –

könnten starke Verzögerungen in der Entwicklung wie bei Hirsch 1846.1 besser nachgewiesen

werden und eventuell Hinweise auf klimatische Einflüsse oder populationsspezifische Unterschiede

gefunden werden. Die vorliegenden Daten ermöglichen aber die Feststellung deutlicher Variationen

was den Zeitpunkt und die Dauer der Mineralisation der 3. Molaren von den horgenzeitlichen Hirschen

aus Zug-Riedmatt betrifft. Klare Gruppierungen sind nicht zu erkennen, was einen Rückschluss auf

populationsabhängige Unterschiede verunmöglicht.

6.2 Der Lebensraum – bewaldete Täler oder luftige Höhen?

Unterschiedliche Lebensräume können sich in den verschiedensten Isotopenmerkmalen bemerkbar

machen. Zwei Zusammenhänge zwischen Lebensraum und Isotopenzusammensetzung in

Knochen/Zähnen, die sich schon in sehr vielen Untersuchungen als konsistent erwiesen haben, sind

der Canopy-Effekt (δ13

C) und der Höhen/Temperatur-Effekt (δ13

C /δ18

O). Diese können sowohl einzeln

als auch in Kombination auftreten (Tab.

5). Die Bezeichungen „hoch“ und „niedrig“

müssen relativ betrachtet werden, da vor

allem die Sauerstoffwerte stark von

Region und Klima abhängig sind (siehe

Kapitel Grundlagen). Auch dürfen diese

Interpretationsmöglichkeiten nicht als

absolut angesehen werden sondern

können lediglich eine Tendenz darstellen,

da noch viele weitere Faktoren in die Isotopenzusammensetzungen einfliessen können.

Der Einfluss von dichter Bewaldung auf die Isotopenzusammensetzung von Flora und Fauna der

gemässigten Klimazone wurde mittlerweile in einigen Arbeiten sowohl an rezentem als auch

archäologischem Material bestätigt (z.B. Drucker et al. 2003; Bocherens/Drucker 2003; Drucker et al.

2008; Drucker et al. 2011; Balasse et al. 2012). Ausgehend von diesen Daten ist anzunehmen, dass

δ18

O hoch δ18

O niedrig

δ13

C niedrig Im Flachland

gelegene Waldgebiete

Höher gelegene

Waldgebiete

δ13

C hoch

Offene Landschaft im

Flachland, Lichtungen

oder Felder/Äcker

Offenland in höheren

Lagen, ev. über der

Baumgrenze

53

Abb. 30

Mögliche δ13

C-Werte der aufgenommenen Nahrung der Hirsche aus Zug-Riedmatt. Berechnet aus den

maximalen Kohlenstoffisotopenwerten aus dem Zahnschmelz und Dentin von allen Hirschen.

die Nahrung von Herbivoren unter einem geschlossenen Blätterdach (dichter Wald) einen maximalen

δ13

C-Wert von -26.5 – 28.4‰ aufweisen sollte (Drucker et al. 2008; Drucker et al. 2011; Balasse et al.

2012).

Da für die Hirsche von Zug-Riedmatt Kohlenstoffisotopen-Daten sowohl aus dem Kollagen (δ13

Ckol) als

auch aus dem Karbonat (δ13

Ckar) vorhanden sind, kann aus beiden Quellen der ungefähre

Isotopenwert der Nahrung berechnet werden. Für das Kollagen wird eine Anreicherung von 5.1‰

(berechneter Durchschnittswert von Drucker et al. 2008, 72) und für das Karbonat im Zahnschmelz

eine Anreicherung von 14.1‰ (Cerling/Harris 1999) angenommen. Werden diese Werte von den

maximalen δ13

C-Werten aus Kollagen und Karbonat der Hirsche aus Zug-Riedmatt abgezogen,

resultieren ausschliesslich Kohlenstoffwerte unter -27‰ (Abb. 30). Dies deutet darauf hin, dass sich

die Hirsche vor allem oder ausschliesslich in bewaldetem Gebiet aufgehalten haben und vermutlich

auch in selbigem gejagt wurden.

Die Anreicherung von 5.1 bzw. 14.1‰ darf aber nicht als sicher angesehen werden - es gibt auch

Quellen, die von niedrigeren Werten ausgehen (z.B. Ambrose/Norr 1993, Rodière et al. 1996, Passey

et al. 2005). Einige Individuen aus Zug-Riedmatt würden sich dann wohl eher in einem Mischbereich

zwischen Wald und Offenland bewegen. Besonders die beiden Hirsche 1348.1 und 1342.1 (Abb. 30,

rot eingekreist) würden in diesen kritischen Bereich fallen – ihre maximalen δ13

Ckol-Werte liegen mit -

22.3 und -22.2‰ knapp über dem von DRUCKER ET AL. (2003) definierten Bereich für waldlebende

Individuen (Drucker et al. 2003, 381). Ebenfalls hoch aber nicht über -22.5‰ liegen die δ13

Ckol-Werte

der beiden Hirsche 1763.1 und 1763.2 (Abb 30, blau eingekreist).

Betrachtet man nun die δ18

O-Werte dieser vier Individuen, ist keine gemeinsame Auffälligkeit in deren

Höhe festzustellen. Würde man von einem eher offenen Lebensraum dieser vier Hirsche aufgrund

einer erhöhten Lage (über der Waldgrenze) ausgehen, so müssten die Sauerstoffisotopenwerte

deutlich niedriger sein als der Durchschnitt. Dies trifft am ehesten auf Individuum 1763.2 zu, dessen

δ18

O-Werte mit -11.9 (Minimum) und -10.1 (Maximum) niedrig ausfallen (Abb. 19). Auch die tiefen

δ15

N-Werte desselben Tieres (Abb. 23) könnten als Hinweis für einen latidudinal erhöhten

Lebensraum mit tieferen Temperaturen und geringerer Vegetationsaktivität angesehen werden.

-32

-31

-30

-29

-28

-27

-26

-25

-24

δ13

C (‰

) N

ah

run

g

δ13CkolMax - 5.1‰

δ13CkarMax - 14.1‰

O f f e n l a n d

d i c h t e r W a l d

54

Insgesamt ist anzunehmen, dass die meisten Hirsche in stark bewaldetem Gebiet gelebt haben.

Natürlich ist nicht auszuschliessen, dass auch Nahrungsquellen in offeneren Landschaften genutzt

wurden (Gras, Getreide auf Feldern, Büsche und Sträucher am Waldrand), was einzelne erhöhte

δ13

C-Werte hervorrufen kann. Den Grossteil ihrer Nahrung haben die Hirsche aber im Wald gesucht.

Da kein klarer Zusammenhang zwischen dem Verlauf der Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopenkurven

zu erkennen ist (Abb. 19-21), ist auch eine saisonal bedingte Änderung von Ernährung/Aufenthaltsort

nicht nachzuweisen.

Da die Sauerstoffisotopenzusammensetzung im Zahnschmelz hauptsächlich durch die

Isotopenverhältnisse im Trinkwasser beeinflusst wird, lassen sich Rückschlüsse auf die

Trinkwasserquelle der Tiere ziehen. In grossen Gewässern wie Seen oder Flüssen und im

Grundwasser vermischen sich diese Signale und ergeben einen Durchschnittswert aus

unterschiedlichen Zeiträumen. Würde ein Tier sein Trinkwasser nun hauptsächlich aus diesen Quellen

beziehen, würde das saisonale Signal stark abgeschwächt oder verfälscht (Fricke et al. 1996, 98). Bei

einer starken Ausprägung der saisonalen Sauerstoffisotopenschwankungen wie im vorliegenden Fall

bei den Hirschen von Zug-Riedmatt ist also davon auszugehen, dass sie vor allem

Niederschlagswasser aus Pfützen oder Bächen bzw. aus Pflanzen aufgenommen haben.

Aufgrund der unterschiedlichen Amplituden (0.8‰ – 4.5‰) der δ18

O-Werte von einzelnen Individuen

ist eine abschwächende Wirkung von Seewasser auf die saisonalen Schwankungen nicht

auszuschliessen. Vor allem der Hirsch 1244.1 fällt durch sehr einheitliche Werte (Amplitude 0.8‰) auf.

6.3 Klimatische Bedingungen

Da sowohl die absoluten δ18

O-Werte als auch die Daten des rezenten Niederschlagswassers nicht

verlässlich sind (Shift von 1.3‰ zwischen Mainzer und Basler Messung) bzw. überprüft werden

müssten, ist von einer Rekonstruktion der Isotopenverhältnisse im Trinkwasser der Hirsche oder gar

einer Jahresmitteltemperaturrekonstruktion abzusehen (Bsp. Sevens et al. 2011, 68). Die

Sauerstoffisotopendaten können lediglich relativ miteinander verglichen werden und die saisonalen

Verläufe mit den Kohlenstoffdaten kombiniert werden. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf den

Zusammenhang von Temperatur/Jahreszeit und Trockenheit/Niederschlag, welche durch die

zusätzliche Betrachtung der δ15

N-Werte unterstützt werden könnten. Idealerweise würden dafür die

Isotopenwerte aus dem Zahnschmelz und dem Dentin auf einer Skala aufgetragen (z.B. Entfernung

von der Schmelzgrenze in mm), sodass man die Werte aus dem Zahnmaterial, das ungefähr im

gleichen Zeitraum gebildet wurde, miteinander verknüpfen könnte. Problematisch bliebe aber die

Frage, welche Zeitspanne zwischen der Bildung des Dentins und des darüber liegenden

Zahnschmelzes liegt. Eine korrekte Korrelation der Isotopenwerte aus Dentin und Zahnschmelz dürfte

also schwierig bleiben.

Wie weiter oben schon erwähnt, ist die grosse Variabilität der δ18

O-Kurvenverläufe und der

Verhältnisse der Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopenkurven zueinander auffallend. Bei 10 Hirschen

verlaufen die Kurven mehr oder weniger gleichläufig (Abb. 19). Geht man nun davon aus, dass diese

Hirsche in einem ähnlichen Lebensraum (vorwiegend Wälder in nicht allzu grosser Höhe) gelebt

55

haben, so wäre die Saisonalität der δ13

C-Werte eventuell mit einer grossen Schwankung der

Niederschlagsmengen bzw. Luftfeuchtigkeit zu erklären. Da bei Trockenheit der Anteil an schwerem

13C steigt, würden die gleichläufigen Kurven auf trockene Sommer und nasse Winter hindeuten.

Umgekehrt bei den vier Individuen mit gegenläufigen Kurven (Abb. 20). Dort korrelieren die tiefen

Kohlenstoffwerte mit hohen Sauerstoffwerten, was auf grosse Feuchtigkeit im Sommer und

Trockenheit im Winter zurückzuführen sein könnte. Bei neun weiteren Hirschen ist die Tendenz unklar

bzw. die Kurven verlaufen teilweise gegenläufig und gleichläufig. Dies schliesst aber eine

Abhängigkeit der δ13

C-Werte von der Niederschlagsmenge/Luftfeuchtigkeit nicht aus. Denkbar wäre

auch ein Aufenthalt der Hirsche in feuchteren oder trockeneren Gebieten, z.B. See-/Flussufern und

Talsenken oder trockeneren Stellen wie Hügelkuppen.

6.4 Unterschiede zwischen den Siedlungsphasen – ist eine Entwicklung

zu erkennen?

Sauerstoff-Werte

Die δ18

O-Wertespannen nach Siedlungsschicht aufgetrennt zeigen eine regelmässige Verteilung

(Abb. 17). Innerhalb jeder Siedlungsphase ist eine grosse Variation an Werten vorhanden, sogar in

Schicht B und C1 mit nur drei bzw. vier beprobten Individuen.

Die gejagten Hirsche stammen möglicherweise aus unterschiedlichen Höhenlagen oder nutzten

verschiedene Wasserquellen. Eine signifikante Veränderung der Jahresdurchschnittstemperaturen im

Verlaufe der Besiedlung von Zug-Riedmatt ist nicht zu erkennen, weil in diesem Fall davon

ausgegangen werden müsste, dass sich die δ18

O-Werte erkennbar nach oben oder nach unten

entwickeln würden. Es ist also anzunehmen, dass die Wertebereichvariation auf lokale und/oder

kurzfristige Unterschiede bzw. Veränderungen zurückzuführen sind, welche in allen Siedlungsphasen

eine ähnliche Variation der Sauerstoffisotopenkonzentrationen in den Zähnen der Hirsche auslöste.

Kohlenstoff-Werte

Sowohl bei den δ13

C-Werten aus dem Karbonat als auch bei jenen aus dem Kollagen sind keine

signifikanten Unterschiede zwischen den Siedlungsschichten zu erkennen. Die meisten Werte

bewegen sich innerhalb von ca. 2.5‰, mit nur wenigen Ausreissern (Abb. 18 und Abb. 22). Dabei ist

die Schicht C1 die einzige Phase, deren δ13

C-Werte aus dem Kollagen -23.8‰ nicht übersteigen und

somit keine Hinweise auf einen Aufenthalt der Hirsche ausserhalb des Waldes liefern. Der

Lebensraum scheint also einheitlicher gewesen zu sein als in den vorhergehenden Phasen B-B2, was

zu einer geringeren Variation der δ13

C-Werte geführt hat.

Stickstoff-Werte

Zwischen der ältesten Schicht B und der jüngeren Schicht C1 gibt es einen deutlichen Unterschied der

Wertebereiche der δ15

N-Werte (Abb. 23). Während sie in Schicht B zwischen 4.1 und 5.7‰ liegen,

bewegen sich diejenigen in Schicht C1 zwischen 5.4 und 6.6‰. Dies könnte als eine Verbesserung

des Klimas im Verlaufe der Besiedlung von Zug-Riedmatt gewertet werden, aufgrund der geringen

Probenzahl ist dies jedoch problematisch. In den dazwischenliegenden Schichten B1 und B2 mit acht

56

bzw. sieben beprobten Individuen bewegen sich die Werte über die gesamte Spanne von 4.2 bis

6.8‰.

Der Verlauf der Kurven

Weder bei den Isotopenwerten aus dem Karbonat noch bei jenen aus dem Kollagen ist ein

Zusammenhang zwischen Kurvenverlauf und Phasenzugehörigkeit auszumachen. Sowohl bei den

gleichläufig verlaufenden Kurven (Abb. 19 und Abb. 24) als auch bei den gegenläufig verlaufenden

Kurven (Abb. 20 und Abb. 25) sind Zähne aus allen Siedlungsschichten vertreten. Innerhalb der

einzelnen Isotopengruppen (O, C, N) fehlt ebenfalls jeglicher Zusammenhang zwischen auf- und

absteigenden Kurven und der Phasenzugehörigkeit.

Insgesamt lassen sich zwischen den Siedlungsphasen nur geringfügige Unterschiede zwischen den

Isotopenwerten und deren Variation erkennen. Klare Hinweise auf eine Klimaveränderung oder ein

verändertes Jagdverhalten der Menschen aus Zug-Riedmatt sind nicht gegeben.

Aufgrund der geringen Probenmengen aus Schicht C1 und D1/D2 ist die Interpretation der

einheitlicheren (tiefen) δ13

C-Werten und den ähnlich hohen δ15

N-Werten aus dem Zahnkollagen dieser

beiden Phasen vorsichtig zu formulieren. Dazu kommt, dass die hohen C/N-Werte des M1 – dem

einzigen zur Verfügung stehenden Hirschzahn aus Schicht D1/D2 – mit hoher Wahrscheinlichkeit auf

ein Stillsignal zurückzuführen sind und somit nicht in die Auswertung miteinbezogen werden dürfen.

6.5 Synthese

Aus den Isotopenanalysen der Hirschzähne aus der Fundstelle Zug-Riedmatt geht eine sehr grosse

Variation an Sauerstoff-, Kohlenstoff- und Stickstoffwerten hervor. Anhand der Wertebereiche, der

Kurvenverläufe sowie aus der Kombination der Messungen können folgende Aussagen gemacht

werden:

Die saisonal geprägten Kurven der Sauerstoffisotopenwerte im Zahnschmelz weisen eine

hohe Variabilität auf. Zumindest für einen Teil der Hirsche kann aber ein normales

Zahnwachstum des 3. Molaren angenommen werden, wie es auch bei rezenten Hirschen in

gemässigten Klimazonen üblich ist. Das heisst, der Geburtszeitpunkt lag etwa im Mai/Juni und

die körperliche Entwicklung der Jungtiere verlief durchschnittlich.

Bei einem Individuum (RIZG1846.1) aus dem Knochenhaufen in Schicht B1 finden sich in den

Isotopensignalen im 2. und 3. Molar Hinweise auf eine möglicherweise verspätete Geburt oder

verzögerte Entwicklung des Zahnwachstums. Dies könnte die Folge von schwierigen

Lebensbedingungen wie Nahrungsknappheit, Stress oder Klimaverschlechterung sein.

Aufgrund der durchgehend tiefen Kohlenstoffwerte kann angenommen werden, dass sich die

Hirsche hauptsächlich in bewaldetem Gebiet aufgehalten haben. Die grosse Variation der

Werte aus Zahnschmelz und Dentin zeigen aber, dass die Zusammensetzung der Nahrung

nicht einheitlich war, was u.a. mit unterschiedlichen Habitaten zusammenhängen kann.

57

Auffällig sind die Werte des Hirsches RIZG1763.2 (Knochenhaufen, B1), bei dem die

Kohlenstoffwerte eher hoch und die Sauerstoff- sowie Stickstoffwerte auffallend gering

ausfallen. Für dieses Individuum kann ein aussergewöhnlicher Lebensraum in eher offenem,

kargem und kühlerem Gebiet wie einer Hügelkuppe (z.B. Zugerberg) postuliert werden.

Die Wertebereiche der Kohlenstoff- und Stickstoffisotope aus dem Kollagen des Dentins

unterscheiden sich in Schicht C1 von denjenigen in Schicht B-B2. Die Kohlenstoffwerte der

vier Individuen sind einheitlich tief, während sich die Stickstoffwerte in einem oberen Bereich

bewegen. Dies könnte auf eine Klimaberuhigung bzw. Temperaturanstieg im Laufe der

Besiedlung von Zug-Riedmatt hindeuten, was ein engräumigeres Einzugsgebiet der

Jagdgründe zur Folge hatte.

Geht man von der Hypothese aus, dass das Jagdverhalten der Bevölkerung von Zug-Riedmatt

zumindest teilweise von klimatischen Veränderungen beeinflusst wurde, so ist in den Isotopendaten

der Hirschzähne zumindest kein Wiederspruch dazu zu finden.

Aus den ältesten Schichten mit sehr hohem Anteil an Wildtier- bzw. Hirschknochen sind die

Isotopenwerte sowie der saisonale Verlauf der Kurven sehr unterschiedlich. Dies kann auf

verschiedene Populationen, unterschiedliche Lebensräume sowie auf klimatische Unterschiede

zurückzuführen sein. Tatsächlich finden sich an zwei Individuen Anzeichen für klimatische Einflüsse –

einerseits eine verzögerte körperliche Entwicklung und andererseits Isotopenwerte, die auf ein Leben

unter relativ wiedrigen Umständen zurückzuführen sein könnten. Durch die Tatsache, dass aus diesen

Schichten die meisten Proben stammen, könnte die auffallend grosse Variabilität aber auch

methodischen Ursprungs sein.

Aus Schicht C1 stammen nur vier beprobte Individuen, da hier der Anteil von Wildtieren im

Knochenspektrum schon wesentlich geringer ist als in den älteren Schichten. Diese Hirsche scheinen

alle aus dem gleichen Lebensraum zu kommen, in der die Vegetation sehr aktiv war – also gute

klimatische Verhältnisse herrschten. Dies könnte gleichzeitig der Grund für eine verminderte

Jagdtätigkeit sein, da die Bevölkerung durch bessere Ernteerträge nicht mehr im gleichen Masse auf

Jagderfolge angewiesen war wie in den vorangegangenen Jahren oder Generationen.

Um die Hypothese einer sukzessiven Klimaverbesserung während der Besiedlung von Zug-Riedmatt

zu erhärten, wären weitere Isotopenanalysen an Hirschknochen aus den Siedlungsphasen D und E

notwendig. Da keine Hirschzähne aus diesen Schichten vorhanden sind, müsste auf die Kohlenstoff-

und Stickstoffisotopenverhältnisse in den Knochen ausgewichen werden. Es ist aber anzunehmen,

dass eine Klimaveränderung an den Werten erkennbar wäre.

Grundlegend für weitere Untersuchungen sind erneute Messungen und die Überprüfung der

Sauerstoffisotopenwerte. Nur so könnte eine Entwicklung der Jahresdurchschnittstemperaturen

sichtbar gemacht werden – ein wichtiger Faktor für die Klima- und Lebensraumrekonstruktion.

Erstrebenswert wären zudem Vergleichswerte von Hirschzähnen aus möglichst zeitnahen

Seeufersiedlungen des Alpenvorlandes.

58

Zur genaueren Bestimmung des Lebensraumes und der saisonalen Bewegungen der Hirsche wäre

die Durchführung von Strontiumisotopenanalysen am Zahnschmelz hilfreich. Damit könnten

Unterschiede und Variabilität im geologischen Untergrund des Habitats der Hirsche erkannt und mit

den vorliegenden Daten kombiniert werden.

7. Zusammenfassung

In der vorliegenden Forschungsarbeit an der Universität Basel wurden Isotopenanalysen (δ18

O, δ13

C,

δ15

N) an 23 Zähnen von 22 Hirschen aus der horgenzeitlichen Seeufersiedlung Zug-Riedmatt

durchgeführt. Diese stammen aus verschiedenen Siedlungsphasen, die einen nicht genau zu

definierenden Zeitraum zwischen 3200 und 3000 v. Chr. abdecken. Da die Schichtpakete eine klar

chronologische Abfolge haben war das Ziel, anhand der Isotopendaten eine Veränderung im Laufe

der Besiedlung von Zug-Riedmatt zu erkennen. Die archäozoologische Auswertung ergab, dass in

den ältesten Schichten die Anteile der Wildtiere (v.a. Hirsch) im Knochenspektrum markant höher

liegen als in den darüber liegenden, jüngeren Phasen. Daraus lässt sich ableiten, dass die Jagd auf

den Rothirsch zu Beginn der Besiedlung sehr intensiv war und in der darauffolgenden Zeit

kontinuierlich an Bedeutung verlor. Mittels der Analyse von Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopen am

Zahnschmelz sowie von Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen am Dentin der Hirschzähne sollten

Informationen über die Herkunft, den Lebensraum und die Ernährung der Tiere gewonnen und so

Rückschlüsse auf das Jagdgebiet der Bevölkerung von Zug-Riedmatt ermöglicht werden.

Durch die sequenzierte Beprobung der Zähne wurden saisonale Entwicklungen sichtbar, welche die

Isotopenzusammensetzung im Zahn während des Zeitraumes seiner Bildung beeinflusst haben. Dabei

zeigte sich, dass die Variabilität der Isotopenwerte sowohl innerhalb als auch zwischen den Individuen

sehr gross ist und eine Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten zulässt, welche jedoch beim

momentanen Stand der Forschung nur schwer verifiziert werden können. Dennoch konnte die

Hypothese, dass die nachlassende Jagdtätigkeit im Laufe der Besiedlung von Zug-Riedmatt mit einer

Klimaverbesserung einhergeht und zu einem kleineren Einzugsgebiet des Jagdrevieres führte,

zumindest ansatzweise bestätigt werden. Ein Hinweis darauf ist die geringe Spannweite der

Kohlenstoff- und Stickstoffwerte in der jüngeren Schicht C1, was auf eine lokalere Herkunft der

Hirsche hindeuten könnte. Zudem steigen die Stickstoffwerte im Vergleich zu den älteren Phasen

leicht an – dies könnte die Folge einer klimatischen Verbesserung sein.

Mit diesem Pilotprojekt an der Universität Basel konnte aufgezeigt werden, dass die Analyse von

stabilen Isotopen an Knochen- und Zahnmaterial aus neolithischen Seeufersiedlungen grosses

Potential zur Ergänzung der traditionellen archäologischen und archäozoologischen Methoden

darstellen kann. Das Ziel weiterer Forschung sollte eine breite und umfangreiche Sammlung von

Isotopendaten aus möglichst vielen Fundstellen sein, um Vergleiche zwischen Tierarten, Regionen

und Epochen zu ermöglichen und so die Interpretierbarkeit von jeder einzelnen Untersuchung zu

verbessern.

59

Tab. 6

Vollständige Übersicht der δ18

O- und δ13

C-Werte aus dem Karbonat des Zahnschmelzes der Hirsche

aus Zug-Riedmatt. Messungen von Basel und Mainz.

8. Tabellen

Schicht Individuum Zahn Sequenz

Basel Mainz

δ18

O[‰] V-PDB

δ13

C[‰] V-PDB

δ18

O[‰] V-PDB

δ13

C[‰] V-PDB

B

799.1 M2 799.1.2.1 -8.94 -15.45

799.1.2.2 -8.60 -15.08

799.1.2.3 -7.61 -14.08

799.1.2.4 -6.43 -13.46

1890.1 M3 1890.1.3.1 -9.92 -15.21

1890.1.3.2 -7.28 -14.87

1890.1.3.3 -8.02 -14.67

1890.1.3.4 -9.42 -14.48

1890.1.3.5 -8.60 -14.60

1890.1.3.6 -9.44 -15.09

1890.1.3.7 -10.11 -15.55

1890.1.3.8 -11.75 -16.24

1901.1 M3 1901.1.3.1 -8.78 -15.97

1901.1.3.2 -9.66 -15.91

1901.1.3.3 -9.91 -15.94

1901.1.3.4 -11.04 -15.87

1901.1.3.5 -10.99 -15.70

1901.1.3.6 -11.32 -15.70

1901.1.3.7 -10.87 -15.63

1901.1.3.8 -10.59 -15.56

B1

1763.1 M3 1763.1.3.1 -8.40 -13.81

1763.1.3.2 -7.25 -13.04

1763.1.3.3 -6.29 -13.16

1763.1.3.4 -7.19 -14.21

1763.1.3.5 -7.92 -14.49

1763.1.3.6 -10.33 -14.89

1763.2 M3 1763.2.3.1 -10.84 -14.41

1763.2.3.2 -11.09 -14.71

1763.2.3.3 -11.92 -14.93

1763.2.3.4 -10.11 -14.51

1776.1 M3 1776.1.3.1 -7.97 -15.34

1776.1.3.2 -8.38 -15.31

1776.1.3.3 -8.88 -15.40

1776.1.3.4 -8.70 -15.42

1776.1.3.5 -9.41 -15.83

1776.1.3.6 -9.77 -15.66

1846.1 M2 1846.1.2.1 -12.43 -16.03 -12.5 -17.1

1846.1.2.2 -11.52 -15.66 -12.3 -17.0

1846.1.2.3 -9.54 -15.73 -11.1 -16.0

1846.1.2.4 -8.53 -15.98 -11.2 -15.8

1846.1.2.5 -8.22 -15.89 -10.1 -15.3

1846.1.2.6 -8.18 -16.23 -9.7 -15.0

M3 1846.1.3.1 -8.42 -15.95 -9.8 -15.7

1846.1.3.2 -8.46 -15.39 -9.9 -15.5

1846.1.3.3 -9.81 -15.58 -10.6 -15.6

1846.1.3.4 -7.81 -15.96 -10.7 -15.8

1846.1.3.5 -10.20 -15.63 -10.8 -15.8

1846.1.3.6 -10.85 -15.76 -11.6 -15.9

1846.1.3.7 -11.76 -15.94 -12.2 -16.1

1846.1.3.8 -10.38 -15.97 -12.5 -16.1

1846.1.3.9 -11.15 -15.66 -12.2 -15.7

1846.2 M3 1846.2.3.1 -8.22 -16.01 -9.6 -16.1

1846.2.3.2 -8.71 -15.82 -10.1 -15.9

1846.2.3.3 -9.34 -15.59 -10.4 -15.8

1846.2.3.4 -9.51 -15.69 -10.8 -15.7

1846.2.3.5 -9.86 -15.34 -11.2 -15.4

1846.2.3.6 -10.13 -15.09 -11.5 -15.2

1846.2.3.7 -9.85 -15.52 -11.2 -15.5

1846.2.3.8 -9.54 -15.36 -11.0 -15.4

60

Tab. 6 (Fortsetzung)

Vollständige Übersicht der δ18

O- und δ13

C-Werte aus dem Karbonat des Zahnschmelzes der Hirsche

aus Zug-Riedmatt. Messungen aus Basel und Mainz.

Schicht Individuum Zahn Sequenz

Basel Mainz

δ18

O[‰] V-PDB

δ13

C[‰] V-PDB

δ18

O[‰] V-PDB

δ13

C[‰] V-PDB

B1

1846.3 M3 1846.3.3.1 -10.15 -16.78

1846.3.3.2 -8.29 -16.44

1846.3.3.3 -9.48 -16.67

1846.3.3.4 -10.00 -16.50

1846.3.3.5 -10.09 -16.65

1846.3.3.6 -10.62 -16.46

1846.3.3.7 -11.02 -15.87

1846.4 M3 1846.4.3.1 -8.91 -16.48

1846.4.3.2 -8.37 -16.62

1846.4.3.3 -8.27 -16.46

1846.4.3.4 -9.51 -15.34

1846.4.3.5 -8.89 -15.26

1846.4.3.6 -7.79 -14.88

B2

1342.1 M3 1342.1.3.1 -8.96 -15.34 -10.2 -15.5

1342.1.3.2 -8.53 -15.19 -9.8 -15.3

1342.1.3.3 -7.99 -14.89 -9.3 -15.1

1342.1.3.4 -7.46 -14.60 -9.1 -14.8

1342.1.3.5 -7.80 -14.44 -9.0 -14.6

1342.1.3.6 -7.60 -14.24 -8.8 -14.4

1342.2 M3 1342.2.3.1 -7.94 -16.00

1342.2.3.2 -8.54 -15.74

1342.2.3.3 -8.68 -15.32

1342.2.3.4 -7.10 -15.60

1342.2.3.5 -6.67 -15.35

1342.2.3.6 -5.70 -14.41

1348.1 M3 1348.1.3.1 -9.49 -15.58

1348.1.3.2 -8.17 -15.32

1348.1.3.3 -7.90 -15.19

1348.1.3.4 -7.51 -15.06

1348.1.3.5 -7.89 -14.87

1348.1.3.6 -7.64 -14.67

1348.2 M3 1348.2.3.1 -7.41 -16.38

1348.2.3.2 -7.70 -16.35

1348.2.3.3 -7.47 -16.26

1348.2.3.4 -6.57 -16.17

1348.2.3.5 -7.50 -16.13

1348.2.3.6 -9.62 -15.84

1348.3 M3 1348.3.3.1 -7.85 -15.92

1348.3.3.2 -8.57 -15.13

1348.3.3.3 -9.93 -14.94

1348.3.3.4 -10.21 -15.35

1348.3.3.5 -10.18 -14.93

1348.3.3.6 -11.24 -15.30

1464.1 M3 1464.1.3.1 -8.59 -15.28

1464.1.3.2 -8.06 -15.00

1464.1.3.3 -9.29 -14.86

1464.1.3.4 -8.25 -14.87

1464.1.3.5 -9.15 -15.12

1464.1.3.6 -9.34 -15.42

1464.1.3.7 -9.22 -15.98

1535.1 M3 1535.1.3.1 -9.20 -16.47

1535.1.3.2 -9.73 -16.63

1535.1.3.3 -9.37 -16.36

1535.1.3.4 -8.75 -16.23

1535.1.3.5 -8.50 -15.92

61

Tab. 6 (Fortsetzung)

Vollständige Übersicht der δ18

O- und δ13

C-Werte aus dem Karbonat des Zahnschmelzes der Hirsche

aus Zug-Riedmatt. Messungen aus Basel und Mainz.

Schicht Individuum Zahn Sequenz

Basel Mainz

δ18

O[‰] V-PDB

δ13

C[‰] V-PDB

δ18

O[‰] V-PDB

δ13

C[‰] V-PDB

C1

952.1 M3 952.1.3.1 -9.21 -14.91

952.1.3.2 -7.87 -14.42

952.1.3.3 -7.25 -14.22

952.1.3.4 -7.42 -14.55

952.1.3.5 -8.98 -15.02

952.1.3.6 -10.09 -15.29

952.1.3.7 -10.23 -15.33

1067.1 M3 1067.1.3.1 -7.33 -15.44

1067.1.3.2 -6.58 -15.18

1067.1.3.3 -7.50 -15.67

1067.1.3.4 -7.64 -16.15

1067.1.3.5 -7.43 -15.94

1238.1 M3 1238.1.3.1 -10.16 -15.83

1238.1.3.2 -11.32 -15.50

1238.1.3.3 -10.21 -14.96

1238.1.3.4 -10.43 -14.71

1238.1.3.5 -10.98 -14.33

1238.1.3.6 -9.94 -14.50

1244.1 M3 1244.1.3.1 -9.57 -16.50 -10.8 -16.5

1244.1.3.2 -9.86 -16.27 -10.8 -16.0

1244.1.3.3 -10.00 -15.81 -11.5 -15.6

1244.1.3.4 -10.40 -15.02 -11.6 -15.1

1244.1.3.5 -10.33 -14.61 -11.4 -14.7

D1/D3

710.1 M1 710.1.1.1 -5.91 -15.62

710.1.1.2 -6.05 -15.77

710.1.1.3 -6.03 -15.07

710.1.1.4 -6.73 -14.77

710.1.1.5 -7.56 -14.86

710.1.1.6 -9.32 -15.25

62

Tab. 7

Vollständige Übersicht der δ13

C- und δ15N-Werte aus dem Kollagen des Dentins der Hirsche aus

Zug-Riedmatt. Messungen aus Basel. Anteile von Kohlenstoff und Stickstoff im Kollagen in % sowie

ihr Verhältnis (C:N).

Schicht Individuum Zahn Sequenz d13

C d15

N %C %N C:N

B

799.1 M2 799.1.2.1 -23.18 4.80 42.52 15.03 3.30

799.1.2.2 -23.04 4.76 41.79 14.82 3.29

799.1.2.3 -22.78 4.72 45.41 16.09 3.29

799.1.2.4 -22.52 4.74 44.93 15.93 3.29

799.1.2.5 -22.65 4.54 44.19 15.61 3.30

1890.1 M3 1890.1.3.1 -23.33 4.14 44.71 15.99 3.26

1890.1.3.2 -24.00 4.50 45.24 16.15 3.27

1890.1.3.3 -24.48 4.45 43.70 15.54 3.28

1890.1.3.4 -24.07 4.51 44.64 15.89 3.28

1901.1 M3 1901.1.3.1 -24.37 4.72 41.60 14.93 3.25

1901.1.3.2 -24.79 4.76 44.14 15.59 3.30

1901.1.3.3 -24.45 5.10 44.06 15.62 3.29

1901.1.3.4 -24.11 5.65 43.69 15.51 3.29

1901.1.3.5 -24.08 5.74 42.77 15.14 3.30

B1

1763.1 M3 1763.1.3.1 -22.79 5.15 42.41 15.03 3.29

1763.1.3.2 -22.87 5.70 44.12 15.60 3.30

1763.1.3.3 -23.06 6.77 42.02 14.96 3.28

1763.2 M3 1763.2.3.1 -22.91 4.47 42.13 14.87 3.30

1763.2.3.2 -22.88 4.51 44.91 15.91 3.29

1763.2.3.3 -22.72 4.87 45.10 16.08 3.27

1763.2.3.4 -22.49 4.86 44.22 15.78 3.27

1763.2.3.5 -22.48 4.81 44.02 15.36 3.34

1776.1 M3 1776.1.3.1 -24.31 6.28 42.62 15.16 3.28

1776.1.3.2 -24.36 6.53 43.04 15.37 3.26

1776.1.3.3 -24.55 6.59 44.04 15.85 3.24

1776.1.3.4 -24.51 6.72

1776.1.3.5 -24.03 6.59 42.72 15.18 3.28

1846.1 M2 1846.1.2.1 -25.97 6.15 42.93 15.17 3.30

1846.1.2.2 -25.61 6.71 42.85 15.35 3.26

1846.1.2.3 -24.16 7.17

1846.1.2.4 -24.94 7.18 42.98 15.16 3.31

1846.1.2.5 -24.65 7.50 43.37 15.37 3.29

1846.1.2.6 -24.88 6.39 43.60 15.32 3.32

M3 1846.1.3.1 -24.91 6.74 42.00 14.92 3.28

1846.1.3.2 -24.84 6.61 41.89 14.82 3.30

1846.1.3.3 -24.25 6.39 44.76 15.93 3.28

1846.1.3.4 -23.91 6.44 44.78 15.93 3.28

1846.1.3.5 -23.45 6.10 43.77 15.48 3.30

1846.1.3.6 -23.53 5.88 43.16 15.25 3.30

1846.2 M3 1846.2.3.1 -24.55 4.99 44.52 15.89 3.27

1846.2.3.2 -24.53 5.10 43.70 15.47 3.29

1846.2.3.3 -24.43 5.45 41.41 14.84 3.25

1846.2.3.4 -24.38 5.79 34.79 12.32 3.29

1846.2.3.5 -24.15 5.82 40.75 14.39 3.30

1846.3 M3 1846.3.3.1 -24.85 6.43 43.77 15.64 3.26

1846.3.3.2 -24.64 6.39 45.01 15.93 3.29

1846.3.3.3 -24.25 6.35 45.00 16.11 3.26

1846.3.3.4 -23.89 6.39 44.88 16.01 3.27

1846.3.3.5 -23.76 6.28 43.74 15.49 3.29

1846.4 M3 1846.4.3.1 -24.73 4.87 42.37 15.03 3.29

1846.4.3.2 -24.66 4.77 42.82 15.21 3.28

1846.4.3.3 -24.29 5.29 44.18 15.66 3.29

1846.4.3.4 -24.08 5.18 43.89 15.61 3.28

1846.4.3.5 -24.31 4.75 43.90 15.49 3.30

63

Tab. 7 (Fortsetzung)

Vollständige Übersicht der δ13

C- und δ15N-Werte aus dem Kollagen des Dentins der Hirsche aus

Zug-Riedmatt. Messungen aus Basel. Anteile von Kohlenstoff und Stickstoff im Kollagen in % sowie

ihr Verhältnis (C:N).

Schicht Individuum Zahn Sequenz d13

C d15

N %C %N C:N

B2

1342.1 M3 1342.1.3.1 -23.50 5.13 42.81 15.30 3.26

1342.1.3.2 -23.50 5.31 42.65 15.09 3.30

1342.1.3.3 -23.11 5.25 45.57 16.26 3.27

1342.1.3.4 -22.66 5.58 44.86 15.96 3.28

1342.1.3.5 -22.52 5.65 45.24 16.03 3.29

1342.1.3.6 -22.30 5.36 44.86 15.92 3.29

1342.2 M3 1342.2.3.1 -24.67 4.19 41.66 14.85 3.27

1342.2.3.2 -24.42 4.39 45.02 16.07 3.27

1342.2.3.3 -23.79 4.84 43.74 15.62 3.26

1342.2.3.4 -23.57 5.10 43.88 15.59 3.28

1342.2.3.5 -23.46 4.59 43.99 15.60 3.29

1348.1 M3 1348.1.3.1 -23.54 4.86 42.94 15.36 3.26

1348.1.3.2 -23.42 5.24 44.56 15.95 3.26

1348.1.3.3 -22.96 5.29 45.10 16.05 3.28

1348.1.3.4 -22.54 5.59 44.67 15.78 3.30

1348.1.3.5 -22.39 5.79 43.93 15.66 3.27

1348.1.3.6 -22.18 5.61 43.93 15.70 3.26

1348.2 M3 1348.2.3.1 -24.95 5.13 44.00 15.76 3.26

1348.2.3.2 -24.71 5.36 44.06 15.62 3.29

1348.2.3.3 -24.35 5.60 44.96 16.08 3.26

1348.2.3.4 -24.23 5.93 43.55 15.43 3.29

1348.2.3.5 -24.32 5.79 44.99 16.01 3.28

1348.3 M3 1348.3.3.1 -23.96 5.24 44.14 15.74 3.27

1348.3.3.2 -24.01 5.56 44.65 15.68 3.32

1348.3.3.3 -23.94 5.69 45.44 15.86 3.34

1348.3.3.4 -24.04 5.52 43.95 15.74 3.26

1348.3.3.5 -23.85 5.70 44.59 15.84 3.28

1464.1 M3 1464.1.3.1 -23.31 4.21 43.74 15.71 3.25

1464.1.3.2 -23.73 4.62 43.11 15.40 3.26

1464.1.3.3 -24.52 4.64 43.50 15.56 3.26

1464.1.3.4 -24.05 4.48 42.02 15.01 3.27

1535.1 M3 1535.1.3.1 -24.91 5.98 42.99 15.15 3.31

1535.1.3.2 -25.03 5.78 43.39 15.33 3.30

1535.1.3.3 -24.71 5.94 44.72 15.87 3.29

1535.1.3.4 -24.48 6.15 43.50 15.37 3.30

1535.1.3.5 -24.44 5.78 43.56 15.26 3.33

C1

952.1 M3 952.1.3.1 -23.77 5.65 42.79 15.20 3.28

952.1.3.2 -24.03 5.75 40.58 14.37 3.29

952.1.3.3 -24.32 5.99 44.39 15.68 3.30

952.1.3.4 -24.52 6.42 43.19 15.41 3.27

1067.1 M3 1067.1.3.1 -24.83 5.42 44.95 16.06 3.26

1067.1.3.2 -24.90 5.67 43.55 15.54 3.27

1067.1.3.3 -24.76 5.74 44.29 15.85 3.26

1067.1.3.4 -24.52 5.90 44.70 15.86 3.29

1067.1.3.5 -24.20 6.02 43.68 15.50 3.29

1067.1.3.6 -23.99 5.72 43.12 15.24 3.30

1238.1 M3 1238.1.3.1 -24.63 5.55 42.11 15.00 3.27

1238.1.3.2 -24.23 5.93 43.69 15.50 3.29

1238.1.3.3 -24.53 6.52 42.78 15.24 3.27

1238.1.3.4 -24.85 6.63 42.85 15.24 3.28

1238.1.3.5 -25.20 6.22 41.54 14.81 3.27

1244.1 M3 1244.1.3.1 -24.32 5.37 42.02 14.92 3.28

1244.1.3.2 -24.25 5.96 42.87 15.25 3.28

1244.1.3.3 -24.42 6.15 44.07 15.66 3.28

1244.1.3.4 -24.88 6.31 41.63 14.79 3.28

1244.1.3.5 -25.09 6.63 41.67 14.79 3.29

D1/D3

710.1 M1 710.1.1.1 -23.04 6.79 42.39 14.99 3.30

710.1.1.2 -23.36 7.16 43.54 15.31 3.32

710.1.1.3 -23.33 7.78 42.30 14.83 3.33

64

Tab. 8

Die δ18

O-Werte aus den Wasserproben der verschiedenen Entnahmestellen.

Nr. Gewässer Ort Höhe [ M. ü. M.] Temperatur [°C] Koordinaten δ18O[‰]

1 Zugersee Zug 413 15 681.500/224.450 -7.8

2 Zugersee Arth 413 14 682.320/213.190 -7.5

3 Lorze Neuägeri 685 14 685.250/223.100 -8.3

4 Ägerisee Unterägeri 724 13 687.750/221.320 -8.4

5 Regenwasser Sternegg 1500 10 699.500/206.950 -9.2

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Internetadressen

http://www.univie.ac.at/cartography/project/wiser/

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10. Danksagung

Die erfolgreiche Durchführung dieser Arbeit war nur mit der Hilfe und Unterstützung von zahlreichen

Personen möglich, die mir bei all meinen Fragen und Anliegen viel Zeit, Geduld und Verständnis

entgegenbrachten.

Mein grösster Dank geht an Corina Knipper, für die engagierte Betreuung vor und während meiner

Masterarbeit sowie für die kompetente Einführung in die Isotopenanalytik in der Archäologie. Durch sie

habe ich gelernt, eigene Interpretationswege in diesem komplexen und für mich neuen

Forschungsgebiet zu wagen.

Speziell möchte ich Herrn Prof. Schibler danken, durch dessen Unterstützung dieses Projekt

ermöglicht wurde der mir diese grosse Herausforderung zugetraut hat. Die gemeinsamen Gespräche

haben mir geholfen, die archäologische Fragestellung im Isotopie-Dschungel nicht aus den Augen zu

verlieren.

Ebenfalls zu grossem Dank verpflichtet bin ich der Kantonsarchäologie Zug, die mir trotz des

ungewissen Ausgangs der Untersuchungen vollstes Vertrauen für die Bearbeitung ihres

Fundmaterials entgegenbrachte. Vor allem Eda Gross und Gishan Schären möchte ich danken für ihre

Informationsbereitschaft, wenn es um die Klärung von Fragen bezüglich der Fundstelle und der

Befunde ging.

Ein grosses Dankeschön geht an Moritz Lehmann, Leiter des Labors für Stabile Isotope am Institut für

Umweltgeowissenschaften der Universität Basel sowie an Mark Rollog, den Profi am

Massenspektrometer. Auch wenn mir die Zeit fehlte, mich in die Tiefen der Massenspektrometrie

einzuarbeiten bin ich überzeugt, dass sie hervorragende Arbeit geleistet haben.

Herzlichen Dank an Prof. Dr. Thomas Boller und Giacomo Busco vom Botanischen Institut Basel für

die Unterstützung am Gefriertrockner und im Kampf gegen den Kollagen-Schaum.

Danke an Michael Maus vom Institut für Geowissenschaften der Universität Mainz sowie dem ganzen

Team für die Unterstützung bei den Vorbereitung und Messungen der ersten Proben in Mainz.

Nicht zuletzt geht ein riesen grosses Dankeschön an alle Dozenten, Mitarbeitenden und Studierenden

vom IPNA, die mir bei der Bewältigung und dem Lösen von praktischen sowie theoretischen

Problemen geholfen haben und mir mit Rat und Tat zur Seite standen. An den anregenden

Diskussionen ist diese Arbeit gewachsen.

Allen Verwandten, Bekannten und Freunden ist ein grosses Lob auszusprechen für ihre Bereitschaft,

sich für mich mit so einem komplexen Thema auseinanderzusetzen und Interesse dafür zu zeigen.

Mein herzlichster Dank geht an meine Eltern. Für meine Förderung, für die Unterstützung und ihr

Glaube an mich. Danke.

Und an C.K.G.