codex hammurapi

26
* Die Anregung zum vorliegenden Aufsatz geht auf ein Seminar zurück, das die Verfasser im Sommer- semester 1999 zusammen mit Herrn Prof. Hartmut Kühne am Institut für Vorderasiatische Alter- tumskunde der Freien Universität Berlin abgehalten haben. Der Text basiert auf einem Vortrag, den M. N. am 26.10.2004 an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen gehalten hat. Wir danken den Studierenden, die am genannten Seminar teilgenommen haben sowie Frau Dr. Ingrid Laube und Herrn Dr. Andreas Fuchs für wertvolle Anregungen. 1 Zur Fundgeschichte siehe zuletzt André-Salvini 2004, 8–11. 2 Über die korrekte Schreibung und die Interpretation des Namens herrscht in der wissenschaftlichen Forschung nach wie vor Dissens (siehe Sasson 1995, 902). Sowohl der erste Namensbestandteil als auch der zweite lassen unterschiedliche Lesungen zu: Der erste Teil kann alternativ als ḥ ammu „Hit- ze, Sonne“ oder ́ ammu „Volk, Ahn, Onkel“ gedeutet werden, der zweite als rapi „heilen“ oder als rabi „groß sein“. Dadurch liegen mehrere Möglichkeiten vor: „Die Sonne heilt“, „Der Ahn heilt“, „Die Sonne/Hitze ist groß“ oder „Der Ahn/das Volk ist groß“. Die am weitesten akzeptierte Varian- te in der Forschung geht von einer Lesung ‘ammu-rabi „Der Ahn/das Volk ist groß“ aus. M. Streck (2000, 38 § 1.23 und 208 § 2.102) schlug die Lesung Ammu-rāpi „Der Vatersbruder ist heilend“ vor. 3 Daten nach der so genannten Ultrakurzchronologie von Gasche et al. 1998. 4 Zur Geschichte H ̮ ammurabis und seines Reiches siehe u. a. Klengel 1991, Charpin 2003; van de Mie- roop 2005. Aufgrund des im Prolog beschriebenen Herrschaftsbereiches muss die Stele nach dem 35. Regierungsjahr des Herrschers aufgestellt worden sein. 5 Potts 1999, 233. GABRIeLe eLSeN-NOVáK – MIRKO NOVáK Der „König der Gerechtigkeit“ Zur Ikonologie und Teleologie des ‘ Codex’ H ̮ ammurapi * THeMA UND FRAGeSTeLLUNG Bei den französischen Ausgrabungen unter der Leitung von J. de Morgan auf der Akropolis der elamischen Hauptstadt Susa wurde 1901–1902 1 eine Stele ge- funden, die aufgrund der auf ihr angebrachten Inschrift mit der Sammlung von Rechtsanweisungen des Königs H ̮ ammurapi 2 von Babylon (1696–1654 v. Chr. 3 ) 4 als ‘Codex’ H ̮ ammurapi bekannt wurde (Abb. 1. 2). Sie dürfte um 1150 v. Chr., also ca. 500 Jahre nach ihrer entstehung, dorthin gelangt sein, als der elamische König Šutruk-Naḫ ḫ unde im Verlauf seiner Feldzüge nach Babylonien Denkmä- ler aus Tempeln und Palästen rauben und in elam als Trophäen aufstellen ließ 5 .

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* DieAnregungzumvorliegendenAufsatzgehtaufeinSeminarzurück,dasdieVerfasserimSommer-semester1999zusammenmitHerrnProf.HartmutKühneamInstitutfürVorderasiatischeAlter-tumskundederFreienUniversitätBerlinabgehaltenhaben.DerTextbasiertaufeinemVortrag,denM.N.am26.10.2004anderKulturwissenschaftlichenFakultätderUniversitätTübingengehaltenhat.WirdankendenStudierenden,dieamgenanntenSeminarteilgenommenhabensowieFrauDr.IngridLaubeundHerrnDr.AndreasFuchsfürwertvolleAnregungen.

1 ZurFundgeschichtesiehezuletztAndré-Salvini2004,8–11.2 ÜberdiekorrekteSchreibungunddieInterpretationdesNamensherrschtinderwissenschaftlichen

ForschungnachwievorDissens(sieheSasson1995,902).SowohlderersteNamensbestandteilalsauchderzweitelassenunterschiedlicheLesungenzu:DerersteTeilkannalternativalshammu„Hit-ze,Sonne“oderammu„Volk,Ahn,Onkel“gedeutetwerden,derzweitealsrapi„heilen“oderalsrabi„großsein“.DadurchliegenmehrereMöglichkeitenvor:„DieSonneheilt“,„DerAhnheilt“,„DieSonne/Hitzeistgroß“oder„DerAhn/dasVolkistgroß“.DieamweitestenakzeptierteVarian-teinderForschunggehtvoneinerLesung‘ammu-rabi „DerAhn/dasVolkistgroß“aus.M.Streck(2000,38§1.23und208§2.102)schlugdieLesungAmmu-rāpi„DerVatersbruderistheilend“vor.

3 DatennachdersogenanntenUltrakurzchronologievonGascheet al. 1998.4 ZurGeschichteHammurabisundseinesReichessieheu.a.Klengel1991,Charpin2003;vandeMie-

roop2005.Aufgrunddes imPrologbeschriebenenHerrschaftsbereichesmussdieStelenachdem35.RegierungsjahrdesHerrschersaufgestelltwordensein.

5 Potts1999,233.

GABRIeLeeLSeN-NOVáK–MIRKONOVáK

Der„KönigderGerechtigkeit“

ZurIkonologieundTeleologiedes‘Codex’ Hammurapi*

THeMAUNDFRAGeSTeLLUNG

Bei den französischen Ausgrabungen unter der Leitung von J. de Morgan aufderAkropolisderelamischenHauptstadtSusawurde1901–19021eineStelege-funden,dieaufgrundderaufihrangebrachtenInschriftmitderSammlungvonRechtsanweisungendesKönigsHammurapi2vonBabylon(1696–1654v.Chr.3)4als‘Codex’ Hammurapibekanntwurde(Abb.1.2).Siedürfteum1150v.Chr.,alsoca.500Jahrenachihrerentstehung,dorthingelangtsein,alsderelamischeKönigŠutruk-NahhundeimVerlaufseinerFeldzügenachBabylonienDenkmä-lerausTempelnundPalästenraubenundinelamalsTrophäenaufstellenließ5.

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DieInschriftaufderStelestellteinenderbekanntestenundwissenschaftlichammeistendiskutiertenKeilschrifttextedar,dersowohlfürdieGeschichtsschrei-bungderaltbabylonischenZeitwieauchderReligions-undderRechtsgeschichtealsQuelledient6.

WeitwenigerbeachtetalsderTextbliebdasReliefimBildfeld(Abb.3).ZwarmangeltesauchhiernichtanBearbeitungen,dochsinddiesezumeistrechtknapp

6 eineUmschriftdesTextesmitderergänzungdurchParalleltextefindetsichbeiBorger1963;eineÜbersetzungindasDeutschebietetBorger1982.eineneuekompletteTransliteration,TranskriptionundÜbersetzungerfolgtejüngstdurchViel2005.

Abb.1. ‘Codex’ Hammurapi.Frontalansicht(aus:André-Salvini2004,5Abb.1).Abb.2. ‘Codex’ Hammurapi.Seiten-undRückansichten

(aus:André-Salvini2004,13Abb.9–11).

2006 DeR„KöNIGDeRGeReCHTIGKeIT“ 133

gehaltenundkommenzueinemehergeringschätzigenFazit.einigeBeispielemö-gendiesverdeutlichen.

Der Begründer der deutschen Vorderasiatischen Archäologie und bedeu-tendsteVertretereinerkunstgeschichtlichenAusrichtungdesFaches,A.Moort-gat,bezeichnetedasBildwerkals„motivlichohneBedeutung“7.DieseMeinungwurdevonU.Seidlgeteilt,die„Themaundeinzelmotive(als)konventionell“8

ansah.J.Börker-KlähnvermerkteinihrerumfassendenAbhandlungzualtvor-derasiatischenBildstelenlapidar:„DiehandwerklicheQualitätdesDenkmalsistdurchweg sehr gut. Die Darstellung hingegen darf wenig Originalität für sichbeanspruchen“9.DerPhilologeF.R.KrausschließlichfällteeinUrteil,welchesinseinerDeutlichkeitnichtszuwünschenübriglässt:„Über(...)dasReliefaufderStelemitdem‘Codex’ HammurapiausSusaimLouvrewüssteichnichtsGuteszusagen;esisteininjederHinsichtschwachesWerk“10.InhaltlichwurdedemBildwerkfolglichnurwenigBedeutungbeigemessen.

Allein die hohe Qualität seiner Ausführung fand Anerkennung: So stellteA.Moortgat11seineBedeutungimHinblickaufstilistischeentwicklungenher-ausundverwiesvorallemaufdieReliefhöhe(Abb.2),worinerdenVersuchdesÜbergangsvom„FlachbildwegzumRundbild“undeinBestrebenzurentwick-lungeinerPerspektiveerkannte.U.Seidlbetontedagegen,dasssichderKünstlernichtvonderparataktischen,vorstelligenKunstdesAltenOrientsgelösthabe,würdigtejedochauchdieungewöhnlich„intensiveBeziehungderbeidenGestal-tenzueinander“,diedadurcherzieltwürde,„dassdiescheinbarimProfildarge-stelltenAugenaufeinanderzublickenscheinen“12.

Das primäre Interesse der traditionellen, kunstgeschichtlichen Richtung derVorderasiatischenArchäologiegaltderaufStilanalyse,MotivforschungundBe-trachtungantiquarischerBesonderheitenaufbauendenDatierung.WeitergehendeUntersuchungenvorallemA.Moortgatswarenzumeistrein ‘intuitiver’Naturundwurdenaufgrundvielerunzureichendbelegter,kulturgeschichtlicherDeu-tungenzumTeilheftigundüberauspolemischkritisiert13.DiesveranlasstediemeistenseinerSchüler,sicheinerreindeskriptivenKunstbetrachtungzuzuwen-den.DadasBildaufdem‘Codex’ HammurapiinscheinbarkonventionellerWeise

7 Moortgat1984,29.8 Seidl1975,300–301.9 Börker-Klähn1982.10 Kraus1972,138.11 Moortgat1984,30–32.12 Seidl1975,300.13 Moortgat1949;kritisiertvonKraus1953.DiepolemischeundinvielenPunktenheftigüberzogene

KritikhieltauchanWerkenvonSchülernMoortgatsan,soanBoese1971durchSürenhagen1975.

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einweitverbreitetesMotivzeigt,wurdediesesfolglichwenigüberraschendalsnichtsonderlichinteressantabgetan.

Wir hoffen, mit dem folgenden Versuch über die Betrachtung von Bild undTextzueinerinhaltlichenDeutungdesBildesunddamitderStelealsGesamt-kunstwerkzugelangen,undaufdieseWeisedasInteressedesJubilars,UweFink-beiner,zuwecken.

DeR‘Codex’ HAmmurApi

Derunregelmäßiggeformte,obenabgerundeteSteindes‘Codex’ Hammurapibe-stehtausschwarzem,glattpoliertemDiorit14(Abb.1.2).ImoberenDritteldervorderen Schauseite befindet sich ein 65 cm hohes und 60 cm breites Bildfeld(Abb.3).DieübrigeOberflächederSteleträgtdieinaltbabylonischerSprachege-halteneInschrift,diesichinhaltlichindreiAbschnitteunterteilenlässt:denPro-log,die‘Gesetze’unddenepilogmitderAufforderungankünftigeKönige,dasBildnisunddenTextzuehrenundzurespektierenundwederZerstörungennochÄnderungenvorzunehmen.Umdemvorzubeugen,werdenallerleiFluchformelnangefügt.ImAufbaufolgtderTexteinemSchema,dasfürBauinschriftenentwi-ckeltwordenist15.

DerTextwurdenachderZeitHammurapisinBabylonienundAssyrienimmerwiederkopiert,wasdaraufverweist,dasseralsWerkderAusbildungvonSchrei-bern,insbesonderevonjuristischtätigen,angesehenwurde.DieVielzahldieserKopienermöglichtdienahezuvollständigeRekonstruktiondesTextes,obgleichdasOriginalimunterenBereichderVorderseitebeschädigtist16.

einRätsel,dasder‘Codex’ HammurapiderwissenschaftlichenForschungauf-gibt,istdieFragenachseinerFunktion:DerWortlautderInschriftlegtnahe,dassessichbeiihrumeinenGesetzestexthandelt,aufdenmanimFalleeinesRechts-streitesreflektierenundihnalsRichtlinieheranziehensollte.Tatsächlichjedochwurde inkeinereinzigenRechtsurkundedieserZeiteindeutigaufden ‘Codex’ Bezuggenommen,auchdeckterkeineswegssämtlicheAspektedeskomplexenRechtswesensBabyloniensab17.

14 einepetrographischeAnalysewurdebislangnichtdurchgeführt.eshandeltsichumeinendemDi-oritverwandtenStein,wieerinderGolfregionsowohlimOmanalsauchimSüdiranauftritt.ZurUntersuchungvergleichbarerSteinskulpturenausMesopotamiensieheLeslie2002.

15 Borger1982,39.16 SiehehierzuBorger1982,39–80.17 Klengel1991,193–195.SiehehierzuweiterhinKraus1972undKraus1984sowieHengstl1999mit

derdortzitiertenLiteratur.

2006 DeR„KöNIGDeRGeReCHTIGKeIT“ 135

DARSTeLLUNG,IKONOGRAPHIeUNDTHeMA

ImBildfeldimoberenDrittelder‘Vorderseite’derStele(Abb.3)sindzweiFigurendargestellt,diedurchlangeBärteeindeutigalsmännlichgekennzeichnetsind.DierechteFigursitztaufeinemmehrfachgestaffeltenStuhlohneLehne,ihreFüßesindaufeineninSchuppenreihengegliedertenUnterbaugestellt.DerOberkörperist inFrontalansichtwiedergegeben,währendKopfundUnterkörper imProfilerscheinen.BeideArmesindangewinkelt,derlinkeengandenKörperangelehnt,dieHandzurFaustgeballt,derrechtedagegennachvornegestreckt,inderHandeinenRingundeinenStabhaltend.

Abb.3. Bildfelddes‘Codex’ Hammurapi.Frontalansicht(aus:Orthmann1975,Abb.181)

136 GABRIeLeeLSeN-NOVáK–MIRKONOVáK BaM37

Bekleidet ist die Gestalt mit einem langen Stufengewand, das lediglich dierechteSchulterunddenrechtenArmunbedecktlässt.AusbeidenSchulterner-wachsenderFigurstrahlenartigeGebilde,jeweilsindreiwellenförmigeSträngegegliedert.SieträgteinendickenNackenknotenundeinehohekonischverlaufen-deMütze,diemitviergeschwungenenHörnernverziertistunddereinedicke,annähernd im Profil wiedergegebene Scheibe aufgesetzt ist. Diese in der Göt-terikonographie obligatorische, als ‘Hörnerkrone’ bezeichnete Kopfbedeckungerlaubtes,dieFigureindeutigalsGottheitzuidentifizieren.DasStufengewand–eineVariationdesvonGötterngetragenenFalbelgewandes–unterstreichtdie-se Deutung. Die aus den Schultern wachsenden, wellenförmigen Gebilde sindaufgrund zahlreicher Parallelen als Sonnenstrahlen zu deuten, der Aufsatz aufderHörnerkronealsSonnenscheibeundderschuppenverzierte‘Fußschemel’alsstilisierteBergdarstellung.AlledieseAttributelasseneineDeutungderFiguralsSonnengottŠamašalssichererscheinen18,obgleichDarstellungendesthronendenSonnengottesinaltbabylonischerZeitausgesprochenseltensind19.

DemSonnengottgegenüberstehtdiezweitemännlicheFigur,dieebenfallseinlangesGewandträgt,dasdierechteSchulterunddenrechtenArmfreilässt,je-dochnichtinhorizontaleStufengegliedertist,sonderninschweren,vertikalenFaltenbiszudenKnöchelnherunterfällt.Derlinke,vomGewandverdeckteArmistangewinkeltundengandenKörperangelehnt,derrechte,ebenfallsangewin-kelteArmdagegenderarterhoben,dasssichdiegeöffneteHandvordemMundbefindet.AufdemKopfträgtdieFigureineabgerundeteKappemiteinerbreitenKrempe.SiefindetsichaufzahlreichenDarstellungenderneusumerischenundaltbabylonischenZeitwiederundwirdals‘Breitrandkappe’angesprochen–auf-grund gesicherter Parallelen die typische Kopfbedeckung von Königen dieserZeit.DasichdieDarstellungaufeinerSteledesKönigs Hammurapibefindet,derimTextselbstmehrfacherwähntwird,kanndieFigurungeachtetderfehlendeneindeutigenBenennungalsebendieserHerrschergedeutetwerden.DerGestusdererhobenenHandwirdmitdemliterarischbezeugtenAusdrucknīš qātim20„die erhebung der Hand“, genauer „Beten“, in Verbindung gebracht, weswe-gen die Szene als Adoration gedeutet wird. Nicht auszuschließen ist auch ein

18 Dabeiistesunerheblich,obderGottselbstoderseinKultbilddargestelltist,daeinesolcheDiffe-renzierunginderaltorientalischenBildkunstnurseltenangestrebtwurde.SelbstimSprachgebrauchwurdekaumunterschieden:DasBilddesGotteswurdezumeisteinfachalsderGottselbstbezeich-net.SiehehierzuBerlejung1998,61.

19 Braun-Holzinger1996,243.VerbreiteteristderTypusdes‘aufsteigenden’Gottes,dereine‘Säge’inderHandhält(Braun-Holzinger1996,326–327).AlsDeutungderSägewurdendieerstenSonnen-strahlenamfrühenMorgenvorgeschlagen,welchedieDunkelheitzerschneiden(Janowski1989,49Anm.156;Black–Green1992,182–183),oderdieDarstellungeinesgezahntenSchlüssels(Ferioli–

Fiandra1993).20 Aufdem‘Codex’ HammurapibezeugtinKolumneIIIZeile56.

2006 DeR„KöNIGDeRGeReCHTIGKeIT“ 137

ZusammenhangmitdemGestusappa labānu „dieNase streichen“,womitdasPreisenundRühmeneinesGottesdurchdenAdorantensignalisiertwird21.

DasdargestellteMotivkannalsverkürzteVersiondesseitderneusumerischenZeitbekanntenThemasdersogenannteneinführungsszenegedeutetwerden22.BeidieserwirdderKönigvoneiner‘einführendenGottheit’23anderHandge-haltenundvoreinender‘GroßenGötter’geführt,wobeierzudemvoneinersogenanntenFürbittendenGöttin,akkadischLama,begleitetwird.Inaltbabylo-nischerZeitwirdaufdie‘einführendeGottheit’zunehmendverzichtet.Ledig-lichdie‘FürbittendeGöttin’erscheintmeistnoch,kannaber–wieimFalledes‘Codex’ Hammurapi –ebenfallsentfallen.

Als Besonderheiten der Darstellung auf dem ‘Codex’ Hammurapi könnenerstens die feinherausgearbeitete Körperlichkeitder Figuren undzweitens diestrikteProfildarstellungderKöpfe– insbesonderederAugenundderHörner-kronedesGottes–gelten,stellensiedocheineNeuerungdieserepochedar.

DerältesteBelegfürdieProfilansichtderHörnerkronefindetsichaufdernurwenigeJahrefrüherentstandenenWandmalereiimHof106imPalastvonMari,dersogenannten‘InvestiturdesZimrī-Lim’24.Hier,wieauchaufeinerReihevonRollsiegeln,liegtdieengsteikonographischeParallelezum‘Codex’ Hammurapi vor.

Sowohlaufdem‘Codex’alsauchaufder‘Investitur’stehtderKönigvoreinerGottheit, die ihm Stab und Ring entgegenstreckt. Im unmittelbaren VergleichzeigensichjedochdeutlicheUnterschiede,aufdiebislangnurvereinzelthinge-wiesenwordenist.ImGegensatzzuHammurapistrecktZimrī-LimseinerseitsdieHandausundscheintRingundStabergreifenzuwollen25.

DasDarreichenvonRingundStablässtsichinderaltorientalischenBildkunstvonderAkkad-Zeitbisindiesāsānidische26epoche,alsoüberzweieinhalbJahr-tausende,nachweisen.DieInsignienwerdendabeivonunterschiedlichen,entwe-derthronendenoder‘aufsteigenden’Götterngehalten,vordenenderKönigalsAdorantoderalssiegreicherTriumphatorerscheint.IneinigenFällen–wieder‘InvestiturdesZimrī-Lim’–ergreiftderHerrscherdenRing,worausgeschlossenwurde,dassderGestusalsÜberreichenvonHerrschaftsinsignienzudeutenist.

21 Magen1986,104–108.22 ZurVerkürzungder‘einführungsszene’inaltbabylonischerZeitsieheMoortgat1984,24undBoeh-

mer1975,336–337.23 AufdenBildwerkenundSiegelbildernGudeasvonLagaš istdiese eindeutig alsNingišzidda,der

FamiliengottundpersönlicheSchutzgottGudeas identifiziert.Spätererfolgt ikonographischeine‘Anonymisierung’der‘einführendenGottheit’.

24 Parrot1958;Moortgat1964.25 ZurThese,dassdieSzeneeininRaum66desPalastesvonMariangesiedeltesRitualdarstellt,siehe

al-Khalesi1978.26 ZumBeispielaufdenFelsreliefsvonFiruzabadundNaqš-iRustam,diedieInvestiturdesArdašīrI.

zeigen(erdmann1969,Taf.19.20.24.27.28;sieheweiterhinSchippmann1990,123–125).

138 GABRIeLeeLSeN-NOVáK–MIRKONOVáK BaM37

einschränkendmussjedochdaraufhingewiesenwerden,dassesindergesamtenaltorientalischenIkonographiekeineDarstellunggibt,indereinKönigRingundStabalsköniglicheAttributebeisichträgt.

WasgenaudurchRingundStabsymbolisiertwerdensoll,wirdkontroversdis-kutiert.DiemeistenAutorengehenvoneineraufallenDarstellungenidentischenFunktionvonRingundStabaus.OftwurdedieThesegeäußert,eshandelesichum ein aufgerolltes und daher ringförmig erscheinendes Maßband und einenMessstab, beides Instrumente, die den Charakter des Herrschers als BauherrnvonTempelnsymbolisieren27.DanebenistjedochauchdieVermutunggeäußertworden,dassderRingmitdemNasenringidentischsei,dengefangeneFeindezutragenhabenundmittelsdessensieaneinemLeitseilgehaltenwürden28.DerStabseidaheralsschematischeWiedergabedesLeitseilszusehen.

WenighilfreichbeiderDeutungsinddieTexte.Sowerdenimaltbabylonischenetana-Mythos lediglich eine Kappe kubšum, eine Tiara me‘ānum, ein SzepterhattumundeinStabšibirrumalsInsigniendesKönigtumsgenannt29.DieshatzuderVermutunggeführt,derStabaufdenDarstellungenseimitdemhattum zuidentifizieren,fürdenhäufigerbezeugtenRingkannjedochkeinBegriff inAnspruchgenommenwerden30.

InderbislangjüngstenStudiezumThemahate.Bosshard-Nepustilheraus-gearbeitet,dassbeideDeutungen inderBildkunstzubelegensind,eineDiffe-renzierungfolglichvorgenommenundjedeDarstellungeigensbetrachtetwerdenmuss31.Sokönne imFalledes ‘Codex’ HammurapibeigenauererAutopsiedesObjektesbeobachtetwerden,dassessichbeidemvermeintlichenStabumeinenkeilförmigen,untenspitzzulaufendenSchreibgriffelhandele.einsolcherseiauchaufanderenDarstellungenzuerkennen,wiedasBeispieleinesRollsiegelszeige.DerRingselbstseidemnachalsallgemeingültigeInsigniederMachtzudeuten,währendderGriffeleinendirektenBezugzum ‘Codex’, einerInschriftenstele,aufweise.

STRUKTUR32

BereitsderVergleichdermitRingundStabverbundenenGestenaufdem‘Codex’ Hammurapi(Abb.4)undder‘InvestiturdesZimrī-Lim’(Abb.5)zeigtauffällige

27 André-Salvini2004,22–23;zurälterenLiteraturüberdieseDeutungsieheBosshard-Nepustil2003,52–54

28 Bosshard-Nepustil2003,54–55.29 Krecher1976–1980,109–111.30 Braun-Holzinger1996,243.31 Bosshard-Nepustil2003.32 DieStrukturforschung,dienicht,wieoftfälschlicherweisevermutetwird,aufdenStrukturalismus

vonC.Lévi-Strausszurückgeht,wurdeindenzwanzigerunddreißigerJahrendes20.Jh.geprägtund

2006 DeR„KöNIGDeRGeReCHTIGKeIT“ 139

UnterschiedederbeidenDarstellungen,diesichaufdieWahrnehmungderBezie-hungzwischendenjeweiligenProtagonistenauswirken.WirddieKompositions-strukturderDarstellungeneinmalgenauerbetrachtet,solassensichKompositi-onsachsenfinden,diedieseUnterschiedeformalunterstützen.

Vernachlässigtmanbeim‘Codex’ HammurapidieTatsache,dassŠamašimGe-gensatzzumKönigsitztunddadurch faktischgrößer ist, liegtkompositorischeineIsokephalievor.

einunmittelbarerKontaktzwischendenFigurenwirdlediglichdadurchher-gestellt,dassderlinkeellenbogendesKönigsvondemRingtangiertwird.

einedirekte,miteinanderkommunizierendeBeziehungderFigurenwirddemBetrachterdesWeiterendurchdenfürdamaligeDarstellungenungewöhnlichen

voralleminderKlassischenArchäologieindenfünfzigerJahrenstarkdiskutiert(sieheBachmann1996, 9–11; Borbein 2000, 122–124; Hölscher 2002, 89–90; Weissenrieder – Wendt 2005, 19–20).DieStrukturforschungsiehtinderformalenStruktureingeneratives,hinterdeneinzelphänomenenstehendesPrinzipeinesFormensystems.DieserAnsatzdientalsAusgangspunktfürdieAnalysederentstehungsbedingungendesObjekts,deserwartungshorizontsderRezipienten,derhistorischenerwartungenunddersozialenFunktionderArtefakte.

Abb.4. ‘Codex’ HammurapimitKompositionsachsen(Zeichnung:elsen-Novák).Abb.5. ‘InvestiturdesZimrī-Lim’mitKompositionsachsen(nachParrot1958,pl.XI).

140 GABRIeLeeLSeN-NOVáK–MIRKONOVáK BaM37

Blickkontakt,der inderProfildarstellungderAugenbegründet ist, suggeriert.WirdeineAchsevomAugeHammurapiszumAugedesGottesgezogen,sozeigtsichdeutlich,dassletzteresimBildfeldtieferzuliegenscheint,derKönigsomitgewissermaßenaufdenGottherabblickt.Diesstellteinungewöhnliches,nursel-tenbezeugtesPhänomeninderaltorientalischenIkonographiedar,wiewieder-umderVergleichmitder‘InvestiturdesZimrī-Lim’zeigt.

DurchdasAugedesGottesverläuftzudemeineKompositionsachse,die imRockzipfeldesKönigsbeginnt,überdenUnterkörperdesGottesverläuftundinderSonnenscheibeaufderHörnerkroneendet.DieTatsache,dassderBildhauerzuderenerzeugunggezwungenwar,einatypisches,leichtesVorschwingendesRockzipfelsdesKönigszugestalten,zeugtvonderbewusstenAnlagedieserwiewohlauchderübrigenAchsen.

FürdieBeziehungzwischendenbeidenFiguren ergeben sichweiterewich-tigeKompositionsachsen,wenndieArmbegrenzungsliniendesGottesverlängertwerden.esentstehengefächerteAchsen,dieallesamtineinemPunktamrech-tenellenbogendesKönigszusammenlaufen.VerbundenmitdemausgestrecktenArmundderaufHammurapiweisendenHanddesŠamaš,diedieBewegungs-richtungvorgeben,offenbartsichdadurchdemBetrachtereinevonderGottheitausgehendeAktion,dieihrZielimKönighat.DeraktivePartderBeziehungbe-ziehungsweisederBewegungscheintsomitvonŠamašeingenommenzuwerden,währendderKönigdenFokusderAktiondarstellt.

DieVerwendungsolcher,einedynamischeBewegungerzeugenderAchsenistinderälterenundgleichzeitigenBildkunstVorderasiensnichtbezeugtundbleibtauchinderFolgezeiteherungewöhnlich.AlsGegenbeispielseiwiederumaufdie‘InvestiturdesZimrī-Lim’hingewiesen,beiderzwarimGegensatzzum‘Codex’ auchderKönigaktivist,dieaberaufdieVerwendungvonverbindendenKompo-sitionsachsenweitgehendverzichtet.

STIL33UNDÄSTHeTIK34

DochnichtnurimHinblickaufdiebeschriebenenKompositionselementeimBild-feldstelltder ‘Codex’ HammurapieineBesonderheitdar.Keinesderbekannten

33 UntereinemStilverstehtmandieästhetischeeigengesetzlichkeitdervisuellenkünstlerischenAn-eignungderWirklichkeit (Riegl1893;Wölfflin1948).IndermodernenKunstgeschichtesowie indenkunstgeschichtlichenZweigenderArchäologiedientdieStilanalysebeziehungsweisedieStilkri-tikdereinordnungvonKunstwerkenineinebestimmteepoche,einebestimmteRegionoderauchderZuordnungzueinembestimmtenKünstler.

34 ZumBegriffderÄsthetikinderbildendenKunstschriebJ.Burckhardt:„DieHauptsacheistimmerdieWirkungdesKunstwerkesaufdenMenschen,dasentzündeneinerentgegenkommendenPhantasie“

2006 DeR„KöNIGDeRGeReCHTIGKeIT“ 141

älteren altorientalischen Reliefs zeigt die bereits angesprochene, schon von A.Moortgathervorgehobene,plastischeDarstellungsformderFiguren.

DieteilweisekräftigmodelliertenKörperscheinensichgeradezuausdemRe-liefgrundherauszuheben,sodassdieperspektivischanmutendeProfildarstel-lungderGesichterundinsbesonderederAugenerzeugtwerdenkann:WährendNaseundMundnurleichterhabendargestelltsind,wölbensichWangeundBartstarknachvorneundbildensomitgewissermaßeneinedemBetrachternäherlie-gendeRaumebene.DieAugensitzendabeigenauimBereichderzurückfallendenFlankenderWangen,wodurchsievomBetrachtertatsächlichimProfilwahrge-nommenwerden.InsofernkanndereingangszitiertenBewertungA.Moortgatszugestimmtwerden.

DiefeineModellierungderFigurenwirdnichtzuletztauchdurchdasextremharteMaterialderStele,demschwarzenDiorit,ermöglicht.Dieserüberauswert-volle,daausdemLande‘Magan’,alsodemSüdiranoderOman,importierteSteinstelltealleineschonwegenseinerSeltenheiteinenbesonderenWertdarundsym-bolisierteWohlstandundProsperität35.DieDauerhaftigkeitdesSteinswarnachAussage mehrerer Textbelege zur erschaffung von ‘Statuen für die ewigkeit’besondersgeeignetundwurdebeiderHerstellungvonHerrscherbildernselbstBronzevorgezogen36.

InderInschriftaufderebenfallsausDioritbestehendenStatueBdesneusume-rischenKönigsGudeaheißtes:

„AndieserStatuewirdniemandwederedelmetallundauchnichtLapislazuli,wederKupfernochZinnnochBronzeverarbeiten;siebestehtnurausDiorit(na4esi)“37.

(Burckhardt1992,35).WährendimantikenundhumanistischenVerständnisdie‘Kunstalserkennt-nis’giltund somitdieAufgabederÄsthetik inderBetrachtungdesmetaphysischenewig ‘Schö-nen’,desallgemeingültigenIdeals,liegt,wirdindermodernenForschungmitihrerAuffassungvon‘KunstalsHandeln’derkulturelleAspektderÄsthetikzunehmendindenVordergrundgestellt:DasResultatistdieerkenntnis,dassein‘Schönheit’definierendesästhetischesempfindenkulturimma-nentundsomitnichtallgemeingültigundunveränderlichist(Gethmann-Siefert1995undHauskeller1999).DerForschungsrichtungderSemiotikzufolgeistdieÄsthetikeinkommunikativesWertesys-tem,dasdieFormderBotschaftundihreStrukturdeterminiert.Diesgeschieht,wenndieBotschaftzweideutigstrukturiertundautoreflexivistunddadurchdieAufmerksamkeitdesBetrachtersaufdieFormdesObjekteslenkt(eco1994,145–146).KünstlerischesGestalten–gleichobinMalerei,SkulpturoderArchitektur–bedeutet,eineAussagezuerzielen,diesichhinterdemkünstlerischenObjekt,demDargestellten,verbirgt.AkzeptiertmandiekommunikativeundästhetischeFunktiondesSchaffensals‘Kunst’,sodarfmanauchvoneineraltorientalischenKunstsprechen.

35 Vogel2000,70–71.36 Mythos „Lugal ud me-lám-bi nir-gal“, Zeilen 463–497, siehe Vogel 2000, 71 und v. a. Selz 2001,

389–391.DioritwurdeauffälligerweisenurfürHerrscherbilderbenutzt.Götterbilderdagegenwur-denalsKompositstatuenausverschiedenenMaterialienhergestellt.ZurmöglichenDeutungdiesesUmstandessieheSelz2001,392–393.

37 Steible1991,173Kolumne7Zeile49–54.

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VermutlichliegtimWertdesMaterialsauchderGrunddafür,dassderetwasun-förmigeMonolithnichtweiterzubehauenundgleichmäßigabgearbeitetwurde,wodurcherehereinerMassebegleichtalseiner‘echten’Stele(Abb.2).

DerstarkpolierteDioritbesitzteinebesondereWirkung:SeineglatteOber-flächereflektiertdasLichtinerheblichemMaße.BetrachtenwirdieDarstellungdahingehend,zeigtsich,dassaufdieseWeisenichtnurihreräumlicheWirkungunddieohnehinkräftigeModellierungderFigurenunterstrichenwird,sondernauchdievorspringendenBereichegeradezuzuglänzenbeginnen,wodurchdereindruckerwecktwird,dassdieFigurenaussichselbstherauszustrahlenschei-nen.Hinzukommt,dassjenachLichteinfallundLichtquellevölligunterschied-licheLicht-Schatteneffekteerzeugtwerdenkönnen,wasdemBildwerkeinege-wisseLebendigkeitverleihtundzugleichaucheinegewisse‘mystische’Wirkunghervorruft.

AntikeTextelehrenuns,dassmansichderbeschriebenenLichteffektedurch-ausbewusstwarundihrerbediente.WenneinObjektals‘schön’qualifiziertwer-densollte,wurdennichtseltenAusdrückewiezumBeispielnamru„scheinend“benutzt oder es wurde mit barīru „Strahlen“, šalummatu „Schimmer“ oderrašubbatu„Glühen“verbunden38.

Das Zusammenspiel der wohldurchdachten, ausgewogenen Harmonie derKomposition,derplastischenDarstellungsformderkräftigmodelliertenFigurenund der diese Plastizität unterstützenden und gleichzeitig sich verselbständi-genden erscheinungsweise des verwendeten Materials macht im WesentlichendenästhetischenReizderDarstellungaufdem‘Codex’ Hammurapiaus.Zuräs-thetischenWirkungderStele imGesamtengehörtauchdieerscheinungsweisederInschrift,dieineinerarchaischen,sehrgleichmäßigausgebildetenPaläogra-phiegehaltenundinklarstrukturiertenKolumnenangeordnetist.SelbsteinderSchriftunkundigerBetrachterkannsichderAnziehungskraftdesSchriftfeldeskaumentziehen.DasLesendesTextesdürfteindessenwohlselbstsomanchemSchriftkundigendieserZeitnichtallzuleichtgefallensein.

IKONOLOGIe39

AufbauendaufdenbisherigenZwischenergebnissenkannnuneinVersuchderikonologischen deutung des Bildwerks unternommen werden. Allerdings stel-lendiekulturelleDistanzunddie immernoch sehr lückenhafteKenntnisvon

38 Winter1995,2573–2575.Zum‘Strahlen’alsTeildesgewünschtenerscheinungsbildeseinerStatueoderStelesieheauchBerlejung1998,59.

39 eineinderKunstgeschichtelangeetablierteMethodezurBetrachtungvonKunstgegenständenbildetdieikonologiee.Panofskys(Panofsky1932.1939.1978.1985.1993).DieseanalysierteinBildwerkalserzeugniseineskulturellen,sozialenoderideologischenUmfeldesundversucht,seinen‘Inhalt’

2006 DeR„KöNIGDeRGeReCHTIGKeIT“ 143

SymbolwertendesAltenOrientsgroßeHindernissehierfürdar,dienuransatz-weiseüberbrücktwerdenkönnen.Hierinbegründet liegtdieTatsache,dass inderVorderasiatischenArchäologiebislangnurwenigeVersucheeinerIkonologieunternommenwurden.

Betrachtenwirzunächsteinmal,welcheHinweiseunsdieInschriftaufdem‘Codex’ Hammurapibietet.ImTextwirddasVerhältniszwischenderInschrif-tensteleundeinemBildnisdesKönigsfolgendermaßenumschrieben:

awâtīja šūqurātim ina narīja ašturma ina mahar salmīja šar mīšarim ukīn(XLVII,74–78).„MeinekostbarenWortehabe ichaufmeineStelegeschriebenundvormeinBildnamens‘KönigderGerechtigkeit’gesetzt.“

etwasspäterheißtes:awīlum hablum ša awātam iraššû ana mahar salmīja šar mīšarim lillikma narî šatram lištassima awâtīja šūqurātim lišmema narî awātam likallimšu(XLVIII,3–16).„eingeschädigterBürger,dereineRechtssachebekommt,mögevormeinBildnisnamensšar mīšarim‘KönigderGerechtigkeit’treten,meinebeschrifteteStelemögeerlesen,meinekostbarenWortemögeerhören,meineStelemögeihmdieRechtssa-cheerklären.“

esbleibtindiesemKontextzunächstunklar,obdasgesamteObjektsamtBild-feldalsnarû„Stele“verstandenwirdunddas salmu„Bild“namens„KönigderGerechtigkeit“eineStatuebezeichnet,diederStelegegenüberstand,oderobmit

beziehungsweiseseine ‘Bedeutung’zuerfassen.Hierfürerstellte.PanofskyeindreistufigesVer-fahren,dasüberdieBeschreibungderphänomenologischenSpezifikaunddieerfassungderIkono-graphieaufdieeigentlicheIkonologieabzielt.DiesemModellzufolgewirdineinemerstenSchrittmittelsdervitalenDaseinserfahrung–alsoderVertrautheitmitGegenständenundereignissen–dasPhänomen selbst betrachtet. Als Korrektiv dient dabei die Gestaltungs- beziehungsweise Stilge-schichte,dieaufdereinsichtindieArtundWeisebasiert,wieunterwechselndenhistorischenBe-dingungenGegenständeundereignissedurchFormenausgedrücktwerden.DerAktderInterpre-tationisteineVor-ikonographische BeschreibungdesKunstwerkes.IneinemzweitenSchrittwirdaufderGrundlagederKenntnis literarischerQuellenderBedeutungssinnerfasst,wasalsikono-graphische Analysebezeichnetwird.DerenKorrektivistdieTypengeschichte,alsodieeinsichtindieArtundWeise,wieunterwechselndenhistorischenBedingungenbestimmteThemenoderVor-stellungendurchGegenständeundereignisseausgedrücktwerden.DiedritteStufedientderiko-nologischen interpretationdesKunstwerkes,alsoderBestimmungdereigentlichenBedeutungoderdesGehaltes,derdieWeltsymbolischerWertebildet.Hierzuisteine ‘synthetischeIntuition’,dieVertrautheitmitdenwesentlichenTendenzendesmenschlichenGeistes,vonnöten.Diesewirddurchdie Kenntnis der ‘Weltanschauung’ einer epoche ermöglicht. Als Korrektiv dient die GeschichtekulturellerSymptomeoderSymbole,alsodieeinsicht indieArtundWeise,wieunterwechseln-denhistorischenBedingungenwesentlicheTendenzendesmenschlichenGeistesdurchbestimmteThemen und Vorstellungen ausgedrückt werden. Das in der kunstgeschichtlichen Forschung vieldiskutierteSysteme.Panofskys(Kaemmerling1994)stehtineinemgewissenSpannungsverhältniszuderausihrentwickelten,heutedominierendenRichtungderkunstgeschichtlichen Hermeneutik,dienichtden‘Sinn’einesKunstwerkes,alsoseineBedeutung,sonderndasKunstwerkselbstjenseitsseinerimmanentenÄsthetikuntersucht(Bätschmann1978.1988.1996.ZudenGrenzeneinerHer-meneutikaltorientalischerKunstwerkesieheBonatz2000,5).

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narû lediglichdasTextfeldaufdem ‘Codex’undmitdem„Bild“dasRelief imoberenBereichderStelegemeintist40.InsbesonderedieletztgenanntePassagederInschriftverführteeinigeForscherdazu,diezweiteInterpretationvorzuziehen41.SoverlockenddieseDeutungist,stehtihrzunächstderWortlautina/ana mahar entgegen,dereindeutigeineräumlicheBeziehung,nämlichdiedes„davor“,be-zeichnet.Nunkönnteman–würdemandenTextstrapazierenwollen–einese-mantischweitergefassteLesungannehmenundvermuten,dasBild,welchesineinemgewissenAbstandbetrachtetwerden sollte, sei „vor“demText,dernurausnächsterNähegelesenwerdenkann,wahrnehmbar.AuchwurdebereitsvonI.WinterderStandpunktvertreten,dassinaoderana maharmit„inAnwesen-heitvon“zudeutenseiundfolglicheineIdentitätdesBildnissesšar mīšarimmitdemReliefaufdem‘Codex’gegebensei42.

AlsGegenargument istangeführtworden,dassnachAusweisder Jahres-namenslistendasJahr22Hammurapisalsdasjenigebezeichnetwird,indemdasBildnisvonHammurapials„KönigderGerechtigkeit“aufgestelltwordenist:mualamHammurabilugalníg-si-sá.Dader‘Codex’erstnachdemJahr35hergestelltwordenseinkann,sprächediesfürzweigetrennteObjekte.Demistwiederumentgegenzuhalten,dassdieals‘Codex’ HammurapibezeichneteStelekeineswegseineinzelstückwar; alleine inSusa sindFragmenteweiterer,wohl identischerObjektegefundenworden43.ZudemwirdausderInschriftselbstdeutlich,dassdieOriginalstele imMarduktempelesangila inBabylonaufgestelltwordenist.DievonŠutruk-Nahhundegeraubten,nahedes ‘Codex’gefundenenBildwerkestammenjedochlautSekundärinschriftzumeistausSipparoderešnunna.erstseinSohnKutir-NahhunderaubteObjekteausBabylonselbst,darunterdieSta-tuedesMarduk44.esließesichdaherdurchausvermuten,dasbislangnichtauf-gefundeneOriginalsei imJahr22 inBabylonaufgestelltworden,währenddasunsbekannteObjekteinejüngereKopieausdemJahr35oderspätermiteinemaktualisiertenTextimPrologsei,welchesinSipparaufgestelltwar.

40 DassemantischeFelddesakkadischenTerminus salmuistentsprechendweitgesteckt:DerBegriffkannsichsowohlaufeinrundplastischesAbbildalsaucheineReliefdarstellungbeziehen.Ausschlag-gebendwar,dassdemsalmueineeigeneIdentitätbeigemessenwurdeundinihmwenigereinreinesAbbildalsvielmehreinenStellvertreterdesDargestelltensah.SiehehierzudieAusführungenvonWinter1992undBonatz2002,insbesondere13.

41 eineBeziehungdesNamens„KönigderGerechtigkeit“zudemBildwerkaufdem‘Codex’ Hammurapi wirdvoneinigenForschernangenommen,daruntervonRenger1975–76,234undSeidl2001,120.AuchAndré-Salvini2004,27magdieseDeutungtrotzeinschränkungennichtausschließen.SieheweiterhinBelegebeiBosshard-Nepustil2003,63Anm.72.

42 Winter1997,366.43 Kraus1984,62–63.44 Nun ist natürlich nicht auszuschließen, dass der ‘Codex’ erst von Kutir-Nahhunde verschleppt

wurde,aufgrunddesFundkontextesistjedochwahrscheinlicher,dasservonŠutruk-NahhundeausSipparentferntwurde.ZurGeschichtederelamischenRaubzügesiehezuletztPotts1999,233–238.

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LetztendlichwirdkaumeinebefriedigendeLösungdesProblemsgebotenwer-denkönnen,obdenndieDarstellungimBildfelddes‘Codex’selbstals‘BilddesKönigsderGerechtigkeit’45zudeutenistoderletztereseinederStelegegenüberaufgestellteStatuemeint.InjedemFallzeigtdieerwähnungeinesBildwerkesna-mens„KönigderGerechtigkeit“,dasseseinenentsprechendenBildtypusgegebenundsichdieserformalundinhaltlichvonanderenKönigsdarstellungenwiedemdes‘KönigsalsKrieger’oderals‘Bauherr’oderebenauchderWiedergabeeiner‘Investitur’unterschiedenhat.DassdasBildaufdem‘Codex’ HammurapiebendiesenTypusdarstellte,erscheintäußerstwahrscheinlich.

WiewirbeiderformalenAnalysegesehenhaben,übernimmtderthronendeSonnengottdenaktivenHandlungspartderbeidenFiguren.ŠamašgaltimAltenOrientalsoberster,göttlicherRichter46,derinvielenTexten–darunterauchdemepilogdes‘Codex’–dasepithetondajjānum rabûm ša šamê u ersetim„GroßerRichterdesHimmelsunddererde“trägt.DahinterstehtdieVorstellung,dassdasLichtderSonnealleDingeerreicht,derGottsomitallessehenundbeobach-tenkann.ŠamašnunerteiltHammurapinachAussagedesTextesdieAufgabe,mīšarum„Gerechtigkeit“herbeizuführenundzugarantieren.

HammurapiseinerseitsbehauptetimPrologkīma dŠamaš ana salmāt qaqqadim„wiederSonnengottüberdenSchwarzköpfigen“aufzugehen(I,40–41).ZudemisterdŠamaš Bābilim mušēsi nūrim ana māt Šumerim u Akkadim„derSonnen-gottvonBabylon,derdasLichtaufgehenlässtüberdemLandSumerundAkkad“(V,4–9).ImbabylonischenOnomastikonfindensichNamenwieHammurapi-Šamšī„HammurapiistmeinSonnengott“47.

Die Rechtsanleitungen werden vom König erlassen, worin ein wesentlicherUnterschiedzudenGebotenderThoraliegt,dievonGottselbststammenundanMoseslediglichübergebenwerden.Hammurapiistderjenige,derSorgedafürträgt,dass„derStarkedenSchwachennichtschädigt“,undder„derWaiseundder Witwe zu ihrem Recht“ (XLVII, 59–61) verhilft. er fungiert dabei als ir-discherStellvertretervonŠamaš,unddiesindessenAuftrag48.

ebendieseAspektekommenimBildzumTragen.DiedurchdendirektenBlick-kontakthervorgerufeneengeBeziehungzwischendenFigurenerhebtdenKönigineinebesonderePositionundstelltihnineineungewöhnlichvertrauteNähezumGott. Die Darstellungsachsen verdeutlichen die vom Gott ausgehende Aktion,

45 Dafür,dassdieDarstellungaufdem‘Codex’grundsätzlichalsKönigs-undnichtalsGottes-Bildzudeutenist,sprichtdieVerwendungvonDiorit,welches–zumindestbeiStatuen–aufHerrscherbild-nissebeschränktwar.SiehehierzuSelz2001.

46 ZurFunktiondesSonnengottesals‘morgendlicherRetterundRichter’inMesopotamiensieheJa-nowski1989,19–97.

47 Klengel1976,157.48 DiesstehtinkeinemWiderspruchzuderseitdieserZeiteinsetzendenerhöhungMarduks,desStadt-

gottesvonBabylon,andieSpitzedesPantheons(Sommerfeld1982).DerRechtsaspektbliebweiter-hindemSonnengottvorbehalten.

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sprichdieerteilungdesAuftragsandenKönig.DieAugenhöheschließlich,diedenKönigaufdenGotthinabsehenlässt,stelltinVerbindungmitderdurchdieextremeGlättungdesMaterialserreichten,geradezumystischverklärten, strah-lendenWirkungderFigurenaufsubtileWeiseeineÜberhöhungHammurapisalsPersondar.DurchRingundGriffelwirdderBezugzurMachtundzumAuftrag,dieStelemitdemGesetzeswerkzuerrichten,hergestellt.

DasBildistkeineswegsalsreineIllustrationderTextaussagezuwerten.Bild-typen besitzen ihre eigene, veränderliche inhaltliche Dynamik, während ihreschriftlichfixierteDeutungeinejeweilszeitgebundene,spezifischeist.DieTat-sache,dasssichdasBildaufdem‘Codex’ HammurapiausdemMotivder‘ein-führungsszene’entwickelthat,belegtdies:DieMotivgeschichtequalifiziertdasBildalsDarstellungeinesbestimmtenThemas–derAdorationdesKönigsvoreinemder‘GroßenGötter’.DurchdieReduktiondesMotivsaufKönigundGottwird jedochdeutlich,dassderKönigdasMediumder ‘einführenden’undder‘FürbittendenGottheit’nichtmehrbenötigt.GemäßseinergesteigertenPositiontritteralleinevordenGott.

DasBildprogrammdes‘Codex’ HammurapierweistsichinseinerIkonologiealsvölliganderskonzipiertalsdasjenigeaufderetwa400JahreälterenSteledesakkadischen Königs Narām-Sîn, des ersten mesopotamischen Herrschers, derseinen Namen mit einem Gottesdeterminativ schreiben und sich selbst mit ei-nerHörnerkronedarstellenließ.TrotzallerzurSchaugestellter‘Bescheidenheit’Hammurapis,dersichniedirektvergöttlichenließ,erscheinteraufseinemBild-werkdennochalseinePersoninerhabenerPosition,dienichtnurüberbesondereFähigkeitenzuverfügen,sonderngeradezuindiegöttlicheSphäreentrücktzusein scheint. es ist diese propagierte, von den Göttern verliehene, persönlicheQualifikationdesKönigs,die imSinneM.Webers als ‘Charisma’49bezeichnetwerdenkann.BildundTextergänzendabeieinanderinderFormulierungdieserquasi-ideologischenAussage.

FUNKTIONUNDTeLeOLOGIe

Aufbauend auf dieser erkenntnis kann nun der Frage nach der Funktion desBildwerkes nachgegangen werden. Als ein mögliches Hilfsmittel hierfür kann

49 InderRealitäthandeltees sichbeidembabylonischenKönigtumnichtumeinaufdasCharismabezogenes;HammurapiwurdeKönig,weilerderSohnseinesVorgängerswar.Ungeachtetdesexis-tierenden dynastischen Prinzips basierte ideologisch die Herrscherlegitimation auf persönlicherTüchtigkeitundderUnterstützungdurchdieGötter,ebeneineszumindestpropagiertenCharismas(Novák1999,25–38).DiepolitischenerfolgeHammurapisverdeutlichtendessenCharismaebensowiesein–durchvieleBriefeanseineBeamteattestiertes–engagementbeiderSicherungsozialerOrdnung.

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einParadigmaausdenkommunikationstheoretischenWissenschaftenderSemi-otik50unddesKonstruktivismus51aufgegriffenwerden.DenenzufolgeistKulturgrundsätzlich als ein Kommunikationsprozess zu verstehen und folglich jedesKulturphänomenalsZeichensystemaufzufassen.DiesgiltgleichermaßenfürAr-chitekturwiefürDenkmälerderBildkunst.

Bis zu einem gewissen Grade wurde die semiotische Botschaft des ‘Codex’ HammurapibereitsimRahmenderIkonographieundIkonologieangesprochen,diejaansichschonTeilderSemiotiksind52.WieaberistderenÜbermittlungvon-stattengegangen?AuchhierzuisteinBlickindenTextderInschriftvonnöten.

InderbereitszitiertenStelleimepilogheißtes,dasseingeschädigterBürgerimFalleeinerRechtsunsicherheitvordasBildnisdes‘KönigsderGerechtigkeit’tretenundaufderbeschriftetenSteledieRechtslageüberprüfenmöge.Nunkannmit großer Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die meisten BewohnerMesopotamiensIlliteratenwaren.Selbstdiejenigen,diebeispielsweisealsHänd-lerübergenügendSchriftkenntnisseverfügten,umUrkundenanzufertigenoderzumindestzulesen,warensicherlichkauminderLage,deninarchaischenZei-chenfestgehaltenen,fastschonliterarischenTextzuentziffern.Immerhinkannvermutetwerden,dassesnahedemAufstellungsortderSteleLeute–eventuellprofessionelleSchreiberoderPriester–gab,diedenTextvorlesenkonnten.

Angesichts der Ikonologie geht man wohl kaum fehl in der Annahme, dassdiedamalsgängigenBildtypenvondenantikenBetrachterninihrerjeweiligenBedeutung verstanden wurden, so sicherlich auch das Relief auf dem ‘Codex’ Hammurapi.DerBetrachterdesBildesdürfte–gemäßdes semiotischenPara-digmas–dieBedeutungverstandenhaben,wusstefolglich,welcheFunktionBildundStelegemeinsamhatten.DiesewirdimepilogderInschriftauchgenannt:DasBild sollteebensowiedieStelemīšarī ina mātim lištēpi„meine (d.h.desKönigs)GerechtigkeitimLandesichtbarwerden“(XLVII,87–88)lassen.Diese„Gerechtigkeit“warTeileinerkonnektivenStruktur,die–wieJ.Assmannaus-führt–„alssymbolischeSinnwelteinengemeinsamenerfahrungs-,erwartungs-

50 eco1994;elsen-Novák–Novák2005.51 WiedieSemiotik,sopostuliertauchderKonstruktivismus,dassBilderkeineauthentischenWie-

dergaben der Wirklichkeit sind, sondern dass sie „durch gesellschaftliche Konventionen geprägt“(Hölscher2000, 161)unddadurchkulturellkodierteKonstrukte sind. Während die Semiotik je-dochdiedurchdasBildtransponierteBotschaftzumGegenstandihrerUntersuchungmacht,gehtderKonstruktivismusverstärktdenMechanismenderÜbermittlungnach,alsoderFrage,wiederVorgangdesSehensunddamitdesVerstehenserzeugtunddadurcheineWirklichkeitkonstruiertwird.InnerhalbderkonstruktivistischenAnsätze lassensichzweiRichtungendifferenzieren:derradikaleundderSoziale Konstruktivismus.BeidegehenvonderPrämisseaus,dassMenschenkei-nenodernureinenindirektenZugangzueinerobjektivenRealitäthaben.InderAnnahmederselbstorganisierendenProzesseunterscheidensichdiebeidenAnsätzejedochgrundlegend.SiehehierzuzusammenfassendWeissenrieder–Wendt2005,38–48.

52 Hölscher2000,160.

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und Handlungsraum bildet, der durch seine bindende und verbindliche KraftVertrauenundOrientierungstiftet“53.einesolchermaßendefinierte‘Gerechtig-keit’stellteimVerständnisdesAltenOrientskeinenzuschaffendenNeuzustanddar,sonderndenvondenGötternfestgelegtenUrzustand,derimLaufderZeitverunstaltetwordenwarunddenesdaherwiederherzustellengalt54. IndiesemSinneistunteršākin mīšarim,dem„StiftervonGerechtigkeit“,eigentlich–wieF.R.Krausbetont–der„WiederherstellervonGerechtigkeit“zuverstehen55.eintüchtigerKönigzeichnete sichdadurchaus,dasserdenIdealzustandder ‘Ge-rechtigkeit’restaurierte.UnterebendiesenGesichtspunktensinddieRechtsver-ordnungendesAltenMesopotamiensaufzufassen.

LetztendlichsolltedieserAkt–wieauchderepilogdes‘Codex’ Hammurapi bestätigt (XLVIII,20–59)–dazuführen,dassalleMenschenderWeisheitundGerechtigkeitdesKönigsgegenwärtigwerdenunddiesenvordenGötternprei-sen,umihnalstüchtigenKönigauszuweisen.DochUntertanenundGöttersindnichtdieeinzigen,vielleichtnichteinmaldiewesentlichenRezipientenderBot-schaftdes‘Codex’ Hammurapi:AlsletztendlicheAdressatenwerdenimepilogdie„künftigenKönige“,alsodieNachweltgenannt.Diesewerdenaufgefordert,BildnisundInschriftzuehrenundwederZerstörungennochÄnderungenvor-zunehmen.

Darauslässtsichschließen,dassder‘Codex’ Hammurapieinikonischesundtextliches Instrument der Mnemotechnik darstellt. Sein Zweck bestand darin,diebesondereQualifikationunddamitauchdieLegitimationHammurapisderUmwelt,denGötternundinsbesondereauchderNachweltvorAugenzuführenundihnalsHerrscherfigurimkulturellenGedächtnis56Mesopotamienszuver-ankern;einUnterfangen,dasihmletztendlichgelungenist57.

FAZIT

DasBildwerkaufderals‘Codex’ HammurapibezeichnetenStelestelltdieinderInschriftbeschriebeneBeziehungzwischendemSonnengottundoberstenRich-terŠamašunddemKönigdesneugeschaffenenGroßreichesvonBabylonikonischdar.DieseBeziehunggehteinhermitdemvonŠamašandenHerrschererteiltenAuftrag,durchdasGesetzeswerksozialeGerechtigkeit,RechtundOrdnungaufderWeltfestzusetzen.KompositorischwieikonographischwirdaufsubtileWei-sederKönigindiegöttlicheSphäredesSonnengotteserhoben.Indemsichder

53 Assmann1997,16.54 ZumidealisiertenVergangenheitsverständnisimAltenOrientsieheMaul1997,112–113.55 Kraus1984,10.56 Zum‘kulturellenGedächtnis’sieheAssmann1997.57 Braun-Holzinger–Frahm1999,144–147.

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Herrscherals‘SonnengottderMenschen’zumoberstenRichterauferdenmachtundfürGerechtigkeitsorgt,kommterseinerVerpflichtungnachundweistsichsowohlalslegitimerMittlerzwischenMenschenundGötternwieauchalsGarantder irdischenOrdnungaus.Auch illiterateBetrachterdes ‘Codex’ HammurapikonntenmittelsderbesonderenBildsprache,DarstellungsformundÄsthetikdesBildwerkesdieseAussagewahrnehmenundverstehen.DasZiellagdarin,dieLe-gitimitätdesKönigsgegenüberdenGötternundderNachweltdarzustellen.

ObgleichdasBeispieldes‘Codex’ HammurapiAndereszuvermittelnscheint,mussabschließend festgehaltenwerden,dass sichdieerschließungvonIkono-logieundTeleologieeinesaltorientalischenBildwerkesweitaus schwierigerge-staltetalsbeiDenkmälernderModerneoderselbstderKlassischenAntike.DertiefekulturelleGraben,derdenmodernenForschervomantikenObjektbezie-hungsweiseseinemerschaffertrennt,erschwertdieinhaltlicheDeutunginkaumüberwindbaremMaße.AuchdieDeutungderTexteistnichtohnesemantischeProbleme,wodurch jeglicheHarmonisierungvonTextundBildbeeinträchtigtwird. Dennoch erscheint es in einzelfällen – und ein solcher ist der ‘Codex’ Hammurapi –möglich,durcheinselektivesZurückgreifenaufeinzelneInstru-menteausverschiedenenMethodenundderenKombinationzustichhaltigenRe-sultatenzugelangen.Zubedenkenistjedoch,dasskaumeinBildwerksogünstigeVoraussetzungenhierfürbietetwieder‘Codex’ Hammurapi.erstensistdasBildikonographisch wenig komplex und daher verhältnismäßig leicht dekodierbar,zweitenslässtsicheinebetonteKonzeptionimHinblickaufÄsthetikundIko-nologiefassenunddrittensfindenwiraufdemObjektselbsteineInschriftmitdirektenundindirektenHinweisenzurDeutungvor.

Gerade dies zeichnet dieses Bildwerk jedoch als etwas Besonderes aus, undzwarauchimHinblickaufMotivundIkonographie.

KURZFASSUNG

Dieals‘Codex’ HammurapibekannteSteledesbabylonischenKönigsHammurapierlangteihreeminentekulturgeschichtlicheBedeutungdurchdasGesetzeswerk,dasinKeilschriftaufihrangebrachtist.DasRelief,welchesdenoberenBereichziert, zeigt den Herrscher im Gebetsgestus vor dem thronenden Sonnengott.Obgleichdieseszudenherausragendenkünstlerischenerzeugnissenderaltba-bylonischenZeitzählt,istesbislangnurseltenGegenstandkunstgeschichtlicherInterpretationengewesen.DieTatsache,dasssichimRahmentextderInschrifteinigewichtigeHinweiseaufseineIkonologieundTeleologiefinden,wurdeda-beizumeistnurunzureichendberücksichtigt.DieaufderBetrachtungvonBildundTextbasierendeinhaltlicheDeutungderStelezeigt,dassdiesedieLegitimitätundQualifikationdesKönigsgegenüberdenGötternundderNachweltverdeut-lichensollte.

150 GABRIeLeeLSeN-NOVáK–MIRKONOVáK BaM37

Adresse:

Gabriele elsen-Novák m.A.pd dr. mirko NovákAltorientalisches Seminareberhard Karls universität TübingenSchloss72070 Tübingen

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