bemerkungen zu einer unbeachteten hohlmaßangabe auf einem steingefäß des mittleren reiches aus...

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GöttinGer Miszellen Beiträge zur ägyptologischen Diskussion Göttingen 2012 Heft 234

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GöttinGer MiszellenBeiträge zur ägyptologischen Diskussion

Göttingen 2012

Heft 234

Göttinger Miszellen is a refereed journal

Herausgegeben von Mitarbeitern des Seminars für Ägyptologie und Koptologie der Georg-August-Universität GöttingenV.i.S.d.P.: Heike Sternberg-El Hotabi Satz und Layout: Orell Witthuhn Druck und Verarbeitung: Hubert & Co., GöttingenDie veröffentlichten Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder.Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, CD-ROM, DVD, Internet oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Herausgeber reprodu-ziert werden oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.Unverbindlicher Einzelverkaufspreis dieses Heftes im Direktbezug: € 5.00 zuzüglich Versandkosten

ISSN 0344-385X

Advisory Board:

Mohamed Sherif Ali, KairoHeike Behlmer, Göttingen

Ola El-Aguizi, KairoFayza Haikal, Kairo

Boyo Ockinga, SydneyWolfgang Schenkel, Tübingen

Wolfhart Westendorf, Göttingen

recommended abbreviation: GM

INHALTSVERZEICHNIS

TECHNISCHE HINWEISE ........................................................ 6

KURZBEMERKUNGENRagheb, Ashraf Abdel-Raouf: Egyptian-style Head from Eastern

Harbor of Alexandria ................................................................. 7Schenkel, Wolfgang: m=k + ỉni.tw=f ? ............................................. 11

MISZELLENAhrens, Alexander / Schmitt, Denise: Bemerkungen zu einer

unbeachteten Hohlmaßangabe auf einem Steingefäß des Mittleren Reiches aus Grab II der Königsgräber von Byblos .... 15

Albrecht, Felix / Rosenau, Malte: Zum Textwert des Papyrus Vaticanus Copticus 9 ................................................................ 21

Degreef, Jean Daniel: Pyramid Texts, Temples and Festivals ......... 33Eaton-Krauss, M.: Who commissioned KV 42 and for whom? ........ 53Görg, Manfred: Die Fremdnamen des Fragments Ägyptisches

Museum Berlin 21688 ............................................................... 61Hinson, Benjamin: Locating the mAa.ty – notes on B,8 and 9 of

Sinuhe ...................................................................................... 65Ilin-Tomich, Alexander: Late Middle Kingdom Stelae Workshops

at Thebes .................................................................................. 69Manassa, Colleen / Dobbin-Bennett, Tasha: The Natacha

Rambova Archive, Yale University ............................................ 85Sternberg-el Hotabi, Heike: “Everything goes”: Bemerkungen zur

Totenstele des Hapmenu .......................................................... 101Vachala, Bretislav: Die Stele des wab-Priesters Ptahanch und

des Schreibers Ipepi ................................................................. 107Vaelske, Veit: Ein Zeugnis von Tell Basta für die

Interpretatio Aegyptiaca der Dioskuren .................................... 113

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Im Jahre 1922 wurde durch einen Erdrutsch das mittelbronzezeitliche Grab eines Herrschers von Byblos (Gubla) freigelegt.1 Diese Entdeckung führte schließlich in den Jahren 1922−1924 unter der Leitung des französischen Ägyptologen Pierre Montet (1885−1966) zur Freilegung von insgesamt neun Gräbern, die als die Königsgräber von Byblos bezeichnet werden.2 Grab II der Königsnekropole kann dabei – auf der Basis der mit seinem Namen beschrifteten Objekte – dem Herrscher Ibšemuabi zugewiesen werden. Auch in seinem Grab fanden sich zahlreiche ägyptische Importe und ägyptisierende, eindeutig lokal gefertigte Objekte. Unter den ägyptischen Objekten ist hier besonders eine Schatulle aus Obsidian mit Goldbeschlag und Thronnamen des Pharaos Amenemhet IV. (ca. 1807/06−1798/97 v. Chr.) hervorzuheben. Daneben fand sich jedoch auch ein weiteres ägyptisches Steingefäß aus Quarzdiorit(?),3 dessen zugehöriger Deckel den Eigennamen eines Pharaos »Amenemhet« aufweist,4 ohne dass dieser jedoch gesichert identifiziert werden konnte; immerhin sind sieben Pharaonen des Mittleren Reiches (12.−13. Dynastie) mit diesem Eigennamen belegt (). Gemeinhin wird der Deckel ebenfalls Amenemhet IV. zugewiesen, doch beruht dieser Analogieschluss auf der Annahme, dass Grab I der Königsnekropole – d.h. das Grab des Vaters Ibšemuabis (Abišemu [I.]) – auf der Basis eines in diesem Grab gefundenen Obsidianbechers mit Thronnamen Amememhets III. (ca. 1853−1806/05 v. Chr.), in die Zeit Amenemhets III. datiert. Diese absoluten Datierungen sind mithin aber nicht gesichert, die ägyptischen Objekte können daher generell nur einen bzw. für die Datierung der Gräber (und der darin bestatteten Herrscher) geben.

1 VIROLLEAUD 1922. 2 MONTET 1928. 3 Das Gesteinsmaterial wird von Montet ungenau als »pierre grise« bezeichnet (MONTET 1928, 159). 4 MONTET 1928, 160.

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Das hochschultrige Gefäß mit flachem Boden wurde von Montet eingehend untersucht, zudem wurden zahlreiche Maße daran abgenommen ().5 Typologisch datiert die Form des Gefäßes gesichert in das Mittlere Reich (12.−13. Dynastie), auch eine Herkunft aus Ägypten ist eindeutig nachgewiesen.6

Im Bereich des Gefäßbauches konnte Montet zwei weitere Zeichen feststellen, die offenbar nur flüchtig () eingeritzt worden waren und die er als entweder eine mögliche Frühform einer levantinischen Alphabetschrift (» «) oder eine Werkstattmarkierung (»

5 Montet 1928, 159−161 (614), fig. 70, pl. XCI. 6 Sparks 2007, 315: 436, fig. 14.1.

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«) interpretieren wollte ().7 Leider lassen die von Montet publizierte Fotografie und auch die Umzeichnung des Gefäßes nicht erkennen, wo sich die beiden Zeichen auf dem Gefäßbauch genau befinden,8 zudem wird von Montet kein Maßstab gegeben. Die nicht sonderlich tief eingeritzten Zeichen werden sich ohne besondere Lichtverhältnisse nur schwerlich nachweisen lassen.9 Die zwei Zeichen sind jedoch ohne Zweifel als Hohlmaßeinheiten zu identifizieren, die somit ursprünglich die Füllmenge des Gefäßes anzeigten. Da die Zeichen bisher noch nicht beachtet wurden, bietet sich hier eine kurze Vorstellung des Befundes an. Die ausführliche monografische Bearbeitung der altägyptischen Hohlmaße zeigt an, dass es sich bei den Zeichen um die Stammbrüche »1 4«⁄ und »1 16⁄ « handelt (von rechts nach links bzw. von oben nach unten, s.u.), die sich auf das im Mittleren Reich gebräuchliche Hekat beziehen,10 und addiert werden müssen um den Gefäßinhalt anzuzeigen. Zwei voneinander zu unterscheidende Maße waren im Mittleren Reich geläufig: Das »einfache« Hekat betrug ca. 4800 ccm (1Hekat), das »doppelte« (oder zweifache) Hekat ca. 9600 ccm (2Hekat); der »Standard« lag aber tatsächlich höher, d.h. bei 5016 ccm für das einfache Hekat (1Hekat).11 Offenbar sind die Zeichen um 90° nach rechts gedreht auf dem Gefäß angebracht worden.12 Womöglich könnte dies mit der Position des Gefäßes bei der Ausführung der Graphien zusammenhängen. Andererseits wäre eventuell auch an einen eventuellen Fehler Montets bei der Wiedergabe der Zeichen zu denken, da dieser erst einige Jahre nach der Entdeckung der Gräber die Endpublikation vorlegte. Anfängliche Probleme bereitet schließlich nur die Lesung des ersten Zeichens, da der ›Kreis‹ eigentlich als 1 Hekat gelesen wird.13 Doch selbst bei dem zugrunde liegenden »einfachen«

7 MONTET 1928, 160−161. 8 Problematisch ist zudem, dass das Gefäß keinen »Bauch« im typologischen Sinne aufweist, sondern »Schul

tern«. Eventuell ist von Montet daher tatsächlich eher eine Platzierung der Zeichen im Bereich der Schulterhöhe gemeint gewesen. Dieser Anbringungsort ist auch bei dem typologisch sehr ähnlichen Steingefäß aus der Gruft VII in Tell Mišrife/Qana gewählt worden, vgl. dazu AHRENS 2010.

9 Das Steingefäß befindet sich heute in den Beständen des Nationalmuseums von Beirūt (Libanon). Aufgrund eines Kriegsschadens offenbar fragmentiert, muss es erst einer umfassenden Restaurierung unterzogen werden, bevor weitere Untersuchungen am Objekt vorgenommen werden können. Ich danke K. Kopetzky (Wien) und A.M. Afeïche (DGA/Libanon) für diese Informationen.

10 POMMERENING 2005, 122, Tab. 5.2.1. 11 POMMERENING 2005, Tab. 138−139, Tab. 5.2.3.a−b. Das »einfache« Hekat schwankte im Mittleren Reich

zwischen 4915,7−5116,3 ccm, das »doppelte« Hekat zwischen 9408−9762 ccm. 12 Vgl. dazu auch POMMERENING 2005, 398 (V11; jedoch Neues Reich, Zeit Amenhotep I.). 13 POMMERENING 2005, 122, Tabelle 5.2.1.

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Hekat von annähernd fünf Litern wäre diese Menge jedoch gefasst zu werden. Hier wird man davon ausgehen können, 1 4⁄ gelesen werden muss; einige folgerung durchaus zu, da diese einem Kreis sehr ähnlich sehenmit hoher Wahrscheinlichkeit von Montet notierten Maße des GefäßesDurch die von Montet angegebenen Außenmaße des Gefäßesfaktisches Füllvolumen von ca. des Gefäßes wurde bei der Berechnung auf 15anderer Steingefäße des Mittleren Reiches. Eine Füllung des Gefäßes wurde zudem nicht komplett, sondern nur bis max. zur Oberkante des Halsbereiches angenommen. Berechnet man dazu nun die durch die Hohlmaßca. 1500−1600 ccm (»einfachesaber die Füllmenge bei einem zugrunde liegenden doppelten 14 POMMERENING 2005, 122, Tabelle

nf Litern wäre diese Menge jedoch zu groß um von dem Steingefäß wird man davon ausgehen können, dass der Kreis

einige Belege der hieratischen Schreibungen lassen , da diese einem Kreis sehr ähnlich sehen.14 Glücklicherweise kann die

mit hoher Wahrscheinlichkeit annähernd korrekt zu errechnende Füllmengedes Gefäßes, hier als das nötige Korrektiv wirken

rch die von Montet angegebenen Außenmaße des Gefäßes ergibt sich somit ein von ca. 1600−1640 ccm (~1,6 l). Die nicht bekannte Wandungsstärke

des Gefäßes wurde bei der Berechnung auf 15 mm festgelegt und basiert dabei auf Parallelen anderer Steingefäße des Mittleren Reiches. Eine Füllung des Gefäßes wurde zudem nicht

bis max. zur Oberkante des Halsbereiches angenommen.

die durch die Hohlmaßeinheiten angezeigte Füllmeneinfaches« Hekat) bzw. 3000−3200 ccm (»doppeltes

die Füllmenge bei einem zugrunde liegenden doppelten Hekat eindeutig

2005, 122, Tabelle 5.2.1 (pMoskau E 4676); vgl. auch 141, Tabelle 5.3.1 (Neues Reich)

zu groß um von dem Steingefäß dass der Kreis als Stammbruch

hieratischen Schreibungen lassen diese SchlussGlücklicherweise kann die

zu errechnende Füllmenge, auf der Basis der als das nötige Korrektiv wirken (−).

ergibt sich somit ein ungefähres Die nicht bekannte Wandungsstärke

mm festgelegt und basiert dabei auf Parallelen anderer Steingefäße des Mittleren Reiches. Eine Füllung des Gefäßes wurde zudem nicht

bis max. zur Oberkante des Halsbereiches angenommen.

angezeigte Füllmenge, ergeben sich doppeltes« Hekat). Da nun

eindeutig zu groß wäre,

; vgl. auch 141, Tabelle 5.3.1 (Neues Reich).

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die Füllmenge bei einem zugrunde liegenden einfachen Hekat aber ingesamt sehr gut passt, scheint auch keine Unsicherheit bei der Lesung der beiden Zeichen zu bestehen. Lässt man die Unsicherheiten bei der Rekonstruktion der nicht bekannten inneren Wandungsstärke beiseite, deutet sich ein zugrunde liegendes 1Hekat über dem Standard von 5016 ccm an, denn dann läge das Füllvolumen des Gefäßes bei nur 1569 ccm. Der Abgleich der beiden Stammbrüche mit der zu errechnenden Füllmenge zeigt, dass für das Gefäß aus Grab II in Byblos das »einfache« Hekat zugrunde liegen muss. Die Graphien der Zeichen orientieren sich zudem auch nicht an den Graphien der bislang nur singulär belegten hieroglyphischen Schreibweisen von Hohlmaßangaben in der sog. »MitRahine«Inschrift (PtaTempel) Amenemhets II.,15 sondern vielmehr an den Graphien der hieratischen Zeichen des Mittleren Reiches. Ein solcher Befund konnte bereits auch an einem Steingefäß des Mittleren Reiches mit Hohlmaßangaben aus der Gruft VII in Tell Mišrife/Qana beobachtet werden.16

15 Pommerening 2005, 131−132. 16 Ahrens 2010.

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AHRENS, A. 2010 A Stone Vessel of Princess Itakayet of the 12

Mišrife/Qana (Syria), MONTET, P. 1928

(Paris). POMMERENING, T. 2005 SPARKS, R.T. 2007 VIROLLEAUD, CH. 1922 Découverte à Byblos d´un hypogée de la dou

273−290.

A Stone Vessel of Princess Itakayet of the 12th Dynasty from Tombna (Syria), 20, 15−29.

, SAK Beiheft 10 (Hamburg).

, Palestine Exploration Fund Annual VIII (Leeds).

Découverte à Byblos d´un hypogée de la douzième dynastie égyptienne,

Dynasty from Tomb VII at Tell

−−−

VIII (Leeds).

ième dynastie égyptienne, 3,