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Dipl.-Psych. Edmund KlingshirnOffenstetten
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Da klafft doch was…?
Frühförderung entwicklungsgefährdeter Kinder:
„Back to the Roots“ mit der UN-Behindertenrechtskonvention?
Münchner Symposion Frühförderung 2012 Ludwig-Maximilians-Universität München9. und 10. März 2012
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Überblick
UN- Behindertenrechtskonvention: Inhalte, Entstehungsgeschichte
Bayerischer Rahmenvertrag FF im Blickwinkel der UN-BRK
Eigene Erfahrungen in der FF, Gespräche mit KollegInnen aus der FF
Belege aus drei neuen Untersuchungen zur FF
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Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
Am 13. Dezember 2006 von der Generalversammlung der UN verabschiedet
Vom deutschen Bundesrat am 19. Dezember 2008 ratifiziert
Seit 26. März 2009 gültiges Recht in Deutschland
Von über 130 Staaten unterzeichnet
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Erarbeitung des Konventions-Textes in einem inklusiven Modell
Inklusion wird bei der Erarbeitung des Textes ernst genommen
50% offizielle Diplomaten, 50% Delegierte von Weltbehindertenverbänden
Zum ersten Mal Menschen mit geistiger Behinderung im Rahmen der UN vertreten
Klaus Lachwitz, Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. und Dinah Radtke, Forsea e.V
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Wertschätzung von Menschen mit Behinderungen
„In Anerkennung des wertvollen Beitrags, den Menschen mit Behinderungen
zum allgemeinen Wohl und zur Vielfalt ihrer Gemeinschaften leisten und
leisten können, und in der Erkenntnis, dass die Förderung des vollen Genusses
der Menschenrechte und Grundfreiheiten durch Menschen mit Behinderungen
sowie ihrer uneingeschränkten Teilhabe ihr Zugehörigkeitsgefühl verstärken
und zu erheblichen Fortschritten in der menschlichen, sozialen und
wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft und bei der Beseitigung
der Armut führen wird…“
(aus der Präambel der UN-BRK, Absatz m)
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Forderung nach Barrierefreiheit und Inklusion
Definition von Behinderung wird erweitert (gesellschaftliche Ursachen)
Abbau von Barrieren: Bau, Transport, Kommunikation, Design, leichte Sprache…
Abbau von Vorurteilen: Erhöhung der Achtung von Menschen mit Behinderungen
Inklusives Bildungssystem: Begrüßung der Unterschiede/Vielfalt
Schaffung von Strukturen, die auf Aussonderung verzichten
Allgemeine Strukturen vor Sonderstrukturen (Mainstreaming)
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Selbstbestimmung und Teilhabe
Zugang zu allen Lebensbereichen
Autonome und freie Entscheidungen
Aktive Mitwirkung bei politischen Gestaltungsprozessen
Neues Rollenverständnis von Professionellen und Menschen mit Behinderungen
Paradigmenwechsel von der Fürsorge zur selbst bestimmten Teilhabe
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Die Bedeutung der UN-BRK für die FF
FF als niedrigschwelliges Hilfesystem seit Mitte der 70-iger Jahre
Gesetzliche Verankerung der „Komplexleistung FF“ im SGB IX
Bayerischer Rahmenvertrag zur Früherkennung/Frühförderung 2006
Offene Beratung
Diagnostik
Förderung und Therapie
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Offene Beratung
Offenes Beratungsangebot zu Beginn der Förderung
Gute Unterstützung durch schnelle, unbürokratische Hilfe
Reduzierung auf ein einmaliges Angebot ist zu hinterfragen
Offene Beratung als „Förderblock“
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Die Offene Beratung ist ein barrierefreies Angebot, das für viele Familien
eine gute und passende Unterstützung darstellt, indem es schnell und
unbürokratisch in einer für viele Familien unklaren und unsicheren Situation
(„Fehlt meinem Kind etwas?“ „Ist es gar behindert?“) Halt und Orientierung
bietet
Daten aus der Studie der Arbeitsstelle FF Bayern: „Fragen zu Lage 2010
Systemanalyse Interdisziplinäre Frühförderung in Bayern“ („FranzL 2010“):
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Wege in die Frühförderung / Lotsenfunktion
• "nach Bedarf" werden empfohlen:
1. Erziehungsberatungsstellen
2. Allgemeine Maßnahmen (wie Sportverein, Musikschule...)
3. Therapien
4. Schulvorbereitende Einrichtungen
5. Heilpädagogische Tagesstätten
6. Sozialpädiatrische Zentren
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Das Verständnis von Diagnostik
Diagnostik in der Medizin
Diagnostik im Bereich Heilpädagogik/Sozialpädagogik/Psychologie
ICD-Katalog ist defizitorientiert
„Verstehende Diagnostik“ als Prozessdiagnostik
Aktive Mitwirkung der Eltern und Familien (Beteiligungsorientierung)
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Die Verständigung über die Diagnose ist ein sensibler Prozess, der eine
langfristige Begleitung braucht. Diagnosen müssen aus verschiedenen
Blickwinkeln entwickelt werden, sie müssen für Kinder, Eltern und Familien
Sinn machen und stärker an den Zielen Inklusion und Teilhabe orientiert sein
„Diagnosen als zusammenfassende Beschreibung/Benennung psychischer
Störungen müssen eher im Selbstverständnis des Leidenden – Ort der Wertung
ist der Klient – „einleuchten“, als dass sie dem Experten Behandlungs-
begründungen liefern“ Curd Michael Hockel, 2011
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Förder- und Therapieplan
Förder- und Therapieplan einfacher und flexibler gestalten
An den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert (Personenzentrierung)
Barrieren identifizieren und abbauen (Teilhabeplanung)
Aktive Mitwirkung der Eltern und Familien (Beteiligungsorientierung)
Zwang zur „2-Kreuzchen-Lösung“ – fragwürdige Definition von Komplexleistung
„Viel-Therapie“ eventuell problematisch (fachlich, finanziell)
Erschwernis bei der mobilen Förderung/Therapie
Einschränkungen bei Formen von Elternarbeit, Selbsthilfe, Vernetzung
Versachlichung der Frühförderung vs. Stärkung der Beziehungsqualität
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Als Zugangsvoraussetzung zu den Leistungen der FF sollte eine wahrgenommene
Gefährdung der kindlichen Entwicklung durch Eltern, Frühförderstelle und
Kinderarzt ausreichend sein.
Die Entscheidung der Eltern für eine FF sollte ernst genommen werden und ohne
Wenn und Aber von den Kostenträgern akzeptiert werden.
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DiagnostikerIn
D-Team
Erstkontakt-MA
Koordinatorin
Andere
0 5 10 15 20 25 30 35 40
34.7
31.3
26.5
3.4
4.1
Verantwortlich in der Eingangsphase
Verantwortlich in der Eingangphase in den IFS, in%, Leiterangaben, N=86
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Arzt
Telefon
Leiter/in
Frühförderin/Therapeutin
Anschluss an ED
„verantwortliche Fachkraft“
Eigener Termin
Diagnostikerin
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Wer bespricht Ergebnis EingangsD mit den Eltern?
nach MW sortiert
Häufig Regelmäßig Nach Bedarf Selten Kaum
Anzahl
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Zeitabläufe
1 Mo 2 Mo 3 Mo 4 Mo 5 Mo
schnellschnell
normal
Off.
B.A
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Qualität von FF aus der Sicht der Eltern
Manfred Hintermair, Klaus Sarimski. Markus Lang Zeitschrift für Heilpädagogik 8/2011
125 Eltern, vor allem Mütter (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen)Kinder mit geistiger Behinderung, Hörschädigung, Blindheit/Sehbehinderung
ErgebnisseEntwicklung der Kinder: knapp 80% positive oder sehr positive AuswirkungenUmfang der Familienunterstützung: 43,2 % wenig oder nur teilweise zufriedenQualität der Familienunterstützung: 44,8 % wenig oder nur teilweise zufrieden
Fazit der UntersucherEltern erleben die Fachkräfte der FF „kompetent in der Förderung der Kinder, aber nur zum Teil als hilfreiche Unterstützer für die Bedürfnisse der Familie als Ganzes“.
„Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass die Praxis der FF in vielen Fällen dem Anspruch einer familienorientierten FF bislang nur unzureichend gerecht wird“.
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„Standards“ Arbeitsstelle Frühförderung Bayern, 11/2011
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, September 2011, stellt die Arbeitsstelle eine Gefährdung der Qualität der Arbeit an den bayerischen IFS fest:
Die mobile Arbeitsweise nimmt ab;
Team- und Austauschzeiten werden weniger, bei gestiegenen Anforderungen an
Austausch und Kooperation;
die mobile Arbeit in Kindertageseinrichtungen nimmt zu, mit steigenden
Anforderungen an den Kontakt zu den KiTas und deren Fachpersonal;
die Familienorientierung der IFF wird schwieriger wegen der sich verändernden
Situation der Familien (Abnahme von "Familienzeit" in vielen Familien) und der
Zunahme von außerfamiliärer Kindertagesbetreuung (Kinder wachsen schon sehr
früh in "zwei Welten" auf);
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“schwierige“ Familien zu halten ist für die IFS schwieriger und ökonomisch riskanter
geworden;
Die Arbeitsverdichtung und der BE-Druck haben zugenommen, mit Folgen für die
Qualität der Angebote an Kinder und Eltern (Stichwort "Großpraxis");
Kooperations-Kräfte und MitarbeiterInnen auf Honorarbasis - inhaltlich die
schwächere Lösung gegenüber Angestellten - stellen eine wirtschaftlich interessante
Alternative zu angestelltem Personal dar;
die Konzept-Entwicklung an den bayerischen IFS hat einen Schwerpunkt in
verwaltungskonformer Umsetzung der rechtlichen und finanziellen Grundlagen;
inhaltliche Konzepte z.B. zu den Veränderungen bei den Familien, in den KiTas, zur
Inklusion, zum Übergang in die Schule... stehen eher hintan.
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Quelle:
Psy
Päd
HP
SozP
Physio
Logo
Ergo
And
0.0 5.0 10.0 15.0 20.0 25.0 30.0 35.0 40.0
25.2
26.9
32.7
29.7
33.2
34.0
33.5
27.2
Durchschn. BE-Wochenpensum MA
MA mit 70% und mehr Arbeit direkt mit Kindern, N=386
StAbw
11,3
3,3
3,9
4,0
7,6
6,9
11,7
10,8
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Tab. 1: Stressindizes/Untersuchung Arbeitsbelastungen und deren Kompensation in der FF von Nicolai Amann 2012
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Back to the Roots
Besinnen auf die Traditionen der „frühen“ Frühförderung
Vom Expertenmodell zum Partnerschaftsmodell
Kompetenzen von Professionellen und Eltern gleich wichtig
Spannungsfeld Kind-Eltern-Pädagoge/Therapeut
Begleitende Diagnostik
Sehr verschiedene Entwicklungsverläufe und soziale Lagen von Familien
Eltern und Familien zur Selbständigkeit ermutigen (Empowerment)
Familien- und Umweltorientierung
Inhaltliche Diskurse, Weiterentwicklung des Konzepts der FF
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UN-Konvention und Frühförderung – 3 Thesen
Die Tradition der „frühen“ Frühförderung mit ihren barrierefreien Ansätzen,
ihrer starken Familien- und Umweltorientierung und ihrer respektvollen Achtung
der elterlichen und kindlichen Kompetenzen ist in einer guter Nähe zu den
Normen der UN-BRK zu sehen
Der Bayerische Rahmenvertrag FF mit seiner Umsetzung der Komplexleistung
verschiebt derzeit die Balance zwischen den Kompetenzen der Eltern und
Familien und den Kompetenzen der Fachpersonen.
Dadurch entsteht ein Qualitätsverlust in der „Frühförderung mit den Eltern“
Die notwendige Diskussion über die Normen der UN-BRK kann eine wertvolle
Anregung für die zukünftige Entwicklung und Finanzierung der Interdisziplinären
Frühförderstellen darstellen
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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