digitale wege zur integration: wie innovative ansätze der zivilgesellschaft geflüchtete in...
Post on 22-Jan-2018
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Ben Mason, Lavinia Schwedersky, Akram Alfawakheeri
WIE INNOVATIVE ANSTZE DER ZIVILGESELLSCHAFT GEFLCHTETE IN DEUTSCHLAND UNTERSTTZEN
Die Inhalte dieser Broschre mit Ausnahme des Vorworts sind unter einer Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License verffentlicht. Die Grafiken von dieser Broschre sind auf betterplace-lab.org/integration herunter-zuladen. Wer die Grafiken verwendet, sollte betterplace lab und Rico Reinhold anerkennen. Wer die Netzwerkanalyse zitiert oder die entsprechende Visualisierung verwendet, sollte betterplace lab und LEAD Academy gGmbH anerkennen.
JUNI 2017, BERLIN
Die Zuwanderung einer hohen Zahl von Schutzsuchenden nach Deutschland in den Jahren 2015 und 2016 hat bei der deutschen Bevlkerung eine einzigartige Welle der Hilfsbereitschaft ausgelst. Brgerinnen und Brger engagierten sich auf vielfltige Art und Weise fr deren Aufnahme und Integration. Sie entwickelten zahlreiche Projekte, um das Ankommen in Deutschland zu erleichtern. Eine wichtige Rolle spielten dabei die digitalen Medien: Weit ber 100 vorrangig digital arbeitende Projekte starteten in den Jahren 2015 und 2016. Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Voraussetzungen entwickelten Sprach- , Informations- und Orientierungsapps, schufen Programme, um Flchtlinge im digitalen Bereich auszubilden, nutzten oder erweiterten bestehende digitale Plattformen und vernetzten sich digital auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene. Ich mchte allen Brgerinnen und Brgern ein herzliches Dankeschn aussprechen fr ihr auerordentliches Engagement. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, veranstaltete das BMI bereits im Juni 2016 den ersten Digitalen Flchtlingsgipfel in Berlin. Dort diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Hilfsorganisa-tionen, anderer Institutionen aus dem digitalen Bereich und der Regierung und Flchtlinge das Potenzial digitaler Flchtlingshilfe. Gefrdert vom Bundesministerium des Innern hat das betterplace lab Forschungsbereich der deutschland- weit fhrenden Spendenplattform betterplace.org die Genese, das Potenzial aber auch die Herausforderungen der digitalen Flchtlingshilfe nun intensiver erforscht. Die Broschre, die Sie in der Hand halten, ist das Ergebnis dieser Studie zu digitalen Innovationen zur Integration von Flchtlingen in Deutschland. Die Ergebnisse machen deutlich, welches Potenzial in der digitalen Flchtlingshilfe steckt. Sie zeigen aber auch die Heraus-forderungen auf. Nach der ersten Phase der groen Dynamik und Innovation gilt es nun, die Nachhaltigkeit der entstandenen Projekte und Plattformen zu sichern. Dafr lade ich alle gesellschaftlichen Akteure ein, gemeinsam mit dem BMI in die Zukunft zu schauen und bei dem digitalen Engagement fr die Flchtlingsintegration am Ball zu bleiben. Das Potenzial, das dieses Feld hat, mssen wir nutzen. Denn mit Hilfe moderner Kommunikations- und Vernetzungsformen knnen wir ein neues Kapitel gesellschaftlichen Zusammenhalts aufschlagen.
Mit freundlichen Gren
Thomas de Maizire
Bundesminister des Innern
VORWORT
DANKSAGUNGWir sind dankbar dafr, an einem Thema arbeiten zu drfen, das uns persnlich sehr am Herzen liegt. Wir sind ein Brite, eine Deutsche, die in Belgien aufgewachsen ist, und ein Syrer, der aus seinem Heimatland fliehen musste; wir alle nen-nen Berlin inzwischen unser Zuhause. Wir wnschen uns, in einer solidarischen und inklusiven Gesellschaft zu leben und fragen uns, welchen Beitrag wir dazu leisten knnen.
Daher mchten wir einer Vielzahl von Menschen danken, die unsere Arbeit ermglicht und uns dabei begleitet haben.
Wir sind fr die Untersttzung durch das Bundesministerium des Innern und insbesondere fr die wertvollen Anregungen von Markus Priesterath, Jette Nagel und Andr Riemer sehr dankbar.
Ein besonderer Dank gilt unserem Projektbeirat, bestehend aus: Anne Bathily, Sebastian Muschter , Joana Breidenbach und Anne Kjr Riechert. Sie haben uns dabei geholfen, die richtigen Fragestellungen zu identifizieren.
Ben Sahlmller, untersttzt von Janna Hoppmann, danken wir sehr herzlich fr die Durchfhrung unserer Netzwerkanalyse.
Wir sind auerdem jedem/jeder unserer 66 InterviewpartnerInnen (siehe unten) zum Dank verpflichtet, dass sie so grozgig mit ihrer Zeit und so offen mit ihren Antworten waren.
Eine Bereicherung waren auch unsere Gesprche mit Phil Arnold, Meghan Benton, Lindsay Dalton-Hopwood, Richard Dent, Julien Fret, Georg Gassauer, Alex Glennie, Josphine Goube, Anne-Marie Kortas, Mark Latonero, Francesca Lionetti, Cindy Munro, Jeff Wishnie und Eric Young.
Wir wurden auerdem von unseren KollegInnen vom betterplace lab toll untersttzt, insbesondere von Katja Jger.
Mohamed Dahy Ahmed HelpU
Omar Alshafai Bureaucrazy
Anas Alhakim Make It German
Eleonore Aschenbrenner WhatsGerman
Edith Avram Ankommen-App
Robert Barr Jobs4refugees
David Baus Welcomeride
Christiane Beckmann Moabit hilft
Malte Bedrftig GoVolunteer
Madita Best Daheim
Franziska Birnbach Start with a Friend
Anna Maria Blau ADIA Erding
Philipp Borgers Freifunk
Laura Brandt Iconary
Daniela Broehl Diakonie Dsseldorf
Claudia Brse Freiwilligen-Agentur Usinger Land e. V.
Franz Buchenberger WhatsGerman
Katharina Dehrmller Kiron, Startup Boat
Mahmoud Edrees Freiwilliger
Sifana Elrifaei Ipso e-care
Theresa Filipovic Zusammen fr Flchtlinge
Stephanie Frost Vostel
Kai Grtner Schnell helfen
Mareike Geiling Flchtlinge Willkommen
Stefan Gllner InfoCompass
Sebastian Haupt GoVolunteer
Nora Hauptmann Kiron
David Jakob Workeer
Hanan Kayed Flchtlinge Willkommen
Jonas Kakoschke Flchtlinge Willkommen
Daniel Kehne Integreat-App
Suny Kim OK Lab Mnchen / Nerds4Refugees
Johannes Kleine Devugees
Snke Klinger Volunteer Planner
Markus Kreler Kiron
Laura Kromminga Charitree
Saliha Kubilay Ankommen-App
Wiebke Kunstreich Start with a Friend / Freiwillige
Britta Lehmann Metacollect, Refugee Board
Paul Lewandowski MOIN refugee
Mailin Lumme Startklar mit Freunden
Maxie Lutze Konfetti4Change / Freiwillige
Barbara Meier-Beck Refushe
Nadia Miloudi Asylplus
Alireza Morabi Refugees on Rails
Sebastian Muschter LAGeSo
Balzs Nmethi Taqanu
Thomas Noppen HiMate
Karl-Heinz Obert SAP
Annamaria Olsson Give Something Back To Berlin
Christopher Rehberg HIRE.social
Julia Rettig clarat
Cornelia Rper Wefugees
Stefan Shaw Benckiser Stiftung Zukunft / clarat
Anne Schulze clarat
Ralf Schrder Lale
Paula Schwarz Startup Boat
Bjrn Stecher Bunt & Verbindlich
Ulrike Thalheim metacollect / Digital Refugee Labs
Rdiger Trost HelpHelp2
Anne Kjr Riechert ReDi School of Digital Integration
Thomas von Rden Asylplus
Volker Werbus Refugees Online
Nils Vollmer Freiwilliger
Vincent Zimmer Kiron
Falk Zimmermann WhatsGerman
INHALT
Executive Summary 6
Einleitung 7
1. Die Ausgangslage
Die Bedrfnisse ndern sich 8
Die Herausforderung ndert sich 10
Grtmgliche Wirkung entfalten 11
2. Die Entstehung einer Landschaft digitaler Flchtlingsprojekte
Methodik 12
Zwei Phasen der digitalen Flchtlingshilfe 14
Nachhaltiges Engagement oder nur ein Hype? 16
Sechs Organisationstypen 19
3. Was wir gelernt haben
Netzwerke & Konsolidierung 22
Partnerschaften 30
Finanzierung 35
Freiwilliges Engagement 41
Den Bedrfnissen gerecht werden 45
Produkte adaptieren 50
4. Ausblick
Ein systemischer Ansatz 54
ber uns 57
ber das betterplace lab 58
Impressum 59
6 Digitale Wege zur IntegrationExecutive Summary
EXECUTIVE SUMMARYWir haben 112 digitale Flchtlingsprojekte in Deutschland identifiziert und in einer Datenbank gesammelt. Unsere Recherche basiert primr auf 66 qualitativen Interviews, die wir zwischen Januar und Mai 2017 mit diesen Projekten sowie mit anderen AkteurInnen aus der Szene gefhrt haben.
Die Entstehung der Landschaft digitaler Flchtling-sprojekte geht zu groen Teilen auf eine zweimonatige Explosionsphase zurck. Ein Drittel der Projekte ent-standen zwischen September und Oktober 2015. Ab Mrz 2016 setzte eine Phase der Konsolidierung ein. Weniger neue Projekte entstanden, und die bereits bestehenden wurden offener fr Austausch und Zusammenarbeit.
Die Aktivitten sind sehr stark in Berlin konzentriert. Die Hlfte aller Projekte wurde in der Hauptstadt gegrndet. Eine Prioritt sollte sein sicherzustellen, dass auch Ge-flchtete in kleineren Stdten sowie im lndlichen Raum von digitalen Innovationen profitieren knnen.
Digitale Projekte knnen die bestehenden Strukturen im Bereich der Flchtlingshilfe sinnvoll ergnzen. So er-hhen sie als Erweiterung von analogen Angeboten deren Reichweite und knnen zudem Versorgungslcken fllen.
Damit digitale Innovationen ihr volles Potenzial entfalten knnen, mssen sie daher besser in die bestehenden Strukturen eingebettet werden. Das bedeutet in erster Linie, dass es mehr direkte Kooperationen zwischen digitalen Projekten, der ffentlichen Verwaltung und Wohlfahrtsverbnden geben muss. Es gibt einige positive Beispiele, wo das bereits geschehen ist, aber mehr Flle, wo brokratische Hrden und mangelnde Aufgeschlossen- heit eine Zusammenarbeit verhindert haben. Um diese Hrden abzubauen, sollten Wohlfahrtsverbnde und die ffentliche Verwaltung ihre Entscheidungswege trans-parenter machen und konkreter AnsprechpartnerInnen benennen. Die digitalen Projekte mssen sich ihrerseits strker um ein besseres Verstndnis der Strukturen und Arbeitsweisen dieser Institutionen bemhen.
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