die zielgruppe für basisbildung über das internet erreichen
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Basisbildung(s)bedarf der ÖffentlichkeitWien 15. November 2016
Die Zielgruppe für Basisbildung über das Internet erreichen
Wolfgang RauterAndrea Ghoneim
Tina Gruber-Mücke
Dept. für Interaktive Medien und BildungstechnologienDonau-Universität Krems
Basisbildung(s)bedarf der ÖffentlichkeitWien 15. November 2016
Die Zielgruppe für Basisbildung über das Internet erreichen
Der Beitrag greift das Thema Gestaltung von Informationen zu Basisbildungsangeboten im Internet auf. Nach einer Definition von Usability, der Definition der Zielgruppe sowie der Schilderung von Gründen, die für ein verstärktes Onlineangebot sprechen, werden als Ergebnis Handlungs- und Gestaltungsempfehlungen für Anbieter von Basisbildungsangeboten präsentiert.
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Aufbau des Beitrags
1. Zielgruppe Definitionen
2. Wie ansprechen?Literaturanalyse und Usability-Kriterien
3. Websites + AnalyseAnalyse auf Basis der Usability-Kriterien
4. Empfehlungen
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Zielgruppe
“Zum Bereich der Basisbildung werden der Erwerb bzw. die Förderung folgender Kompetenzen gezählt: a) Lernkompetenz (Autonomes Lernen, Lernen lernen), b) Kompetenz in der deutschen Sprache (Sprechen, Lesen, Schreiben), c) grundlegende Kompetenz in einer weiteren Sprache (Sprechen, Lesen, Schreiben), d) Rechnen, e) Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).”
(Fachgruppe Basisbildung 2014)
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Rosi, Kurt und Koni (2014/2015): Ein Film von Hanne Lassl. Produktion: Kurt Mayer Film. Verleih: Stadtkino.Screenshots aus dem Trailer auf http://stadtkinowien.at/media/uploads/filme/805/rosi_kurt_und_koni_-_trailer_hd.mov
„Vor Gericht haben sie zu mir gesagt, mein Sohn darf nicht bei mir wohnen, weil ich nicht gut genug lesen, schreiben und rechnen kann. Ich kann ihm nicht bei den Hausaufgaben helfen und so. Da habe ich mir gedacht, ich muss etwas machen, damit sich das ändert. […] Mein Sohn ist einer der Hauptgründe, warum ich richtig lesen und schreiben lernen wollte.“Kurt Kochberger in "Ich bin zum Außenseiter geworden„. Interview von Carina Pachner mit ihm und Filmemacherin Hanne Lassl. In: News (4.3.2015). WWW:http://www.news.at/a/analphabetismus-oesterreich-film-interview
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Zielgruppe ansprechenBisherige Untersuchungen: z.B.: zu Ankündigungstexten (Brödel/Siefker 2011).• “Zu den [...] hier zu berücksichtigenden
Besonderheiten [...] gehört die Tatsache, dass die Zielgruppe die für sie relevanten Programmverzeichnisse selbst kaum lesen kann. Die potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind daher auf Support durch ‘literate Dritte’ angewiesen.”
Rainer Brödel/Jörg Siefker (2011). Zielgruppensteuerung und Entwicklungsperspektiven in einem doppelt gelagerten Weiterbildungssystem - Alphabetisierungsarbeit im Lichte von Ankündigungstexten. In: Projektträger im DLR (Hrsg.). Zielgruppen in Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener. Bestimmung, Verortung, Ansprache. Bielefeld: Bertelsmann, 199-222.
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Warum via Internet?
• DisinbihitionDie Anonymität des Webs gibt „people the courage to go places and do things that they otherwise wouldn’t.“ (Suler, 2004)
• Österreich gilt als Land mit hoher Internetnutzung83,9% der ÖsterreicherInnen sind regelmäßig online, 71% auch auf Social Media
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Endgerät-Nutzung in Österreich
n=1.058 Personen, April 2016Spectra Marktforschung (2016): Spectra Internet-Monitor: Mehr Internet, mehr Smartphone (= Spectra Aktuell 03/16). Online im Internet: http://www1.spectra.at/cms/aktuelles/spectraaktuell/2016/
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Usability im Web
• ÖNORM EN ISO 9241 – Effizienz– Effektivität– Zufriedenheit
• Steve Krug: Don't make the visitor think. Web pages should be self-evident. Obvious. Self-explanatory.
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Ansätze zur Usabilitysteigerung
• Ilka Koppel (2011) zur Usability von Interfaces für funktionale AnalphabetInnen
• Steve Krug (2000): „Don't make me think“ • eigene Beobachtungen aus der Forschung des
IMB, vor allem aber auch aus unseren Studierendenprojekten
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Kriterienkatalog Usability• Schaltflächen, die anklickbar sind, sollen in ihrer Funktion
erklärt werden• Items mit gleichen Funktionen sollen gleich gestaltet sein• Lesbarkeit von Schrift bzw. Verwendung von Piktogrammen
(Webgewohnheiten)• Anforderungen an Layout und Vokabular (gleichbleibendes
Layout, schmale Spalten ohne Abtrennungen, einfache Wörter)• einfache, kurze URLs• Kontraste (Textkontraste, rot/grün-Kontrast)• Animationen über GIFs• alternative Steuer- und Darstellungsfunktionen (Video, Audio)
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Beispiel-Website 1Website Schaltflächen
erklärtGleiche Funktion - gleiches Aussehen
Piktogramme und Leserlichkeit
Seitenlayout Kurze URL
Kontraste Animationen Alternative multimediale Funktionen
www.basisbildung-alphabetisierung.at
Title-Tag bei Links, Erklärung der Schaltflächen in Ansätzen
Unterschiedliche Linkfarben, nicht hinterlegte Schaltflächen
Menüschrift schlecht leserlich (Schlagschatten), wenige Piktogramme, Textfarbe grau
Einfaches LayoutLogo an ungewöhnlicher Stelle
nein Starker Farb-, geringer Textkontrast
keine Vorlesenfunktion für Seiteninhalte vorhanden, aber nur als mp3nicht genutzte Telefonfunktion
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Beispiel-Website 2Website Schaltflächen
erklärtGleiche Funktion - gleiches Aussehen
Piktogramme und Leserlichkeit
Seitenlayout Kurze URL
Kontraste Animationen Alternative multimediale Funktionen
www.mein-schlüssel-zur-welt.de
Über Title-Tags
Bei Schaltflächen ja, nicht jedoch bei Textlinks
Gute Verwendung von Piktogrammen, leichte Sprache als Auswahl-möglichkeit
Einfaches LayoutLogo an ungewöhnlicher Stelle
nein Starker Farb- und Textkontrast, gute Lesbarkeit
keine Durchgängige Vorlesefunktion (die eingeschränkt auch mobil funktioniert)
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Zusammenfassung
• Zielgruppe direkt und über das Web ansprechen: Nachholbedarf besteht
• Zielgruppe für Basisbildungsangebote unterscheidet sich in ihren Usability-Anforderungen nicht von anderen NutzerInnen
• Weitere Usability-Tests erforderlich: Usability ist ein fluktuierendes Forschungsfeld
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Empfehlungen• Videobasiertes Seitenlayout und -navigation• Nutzung von Erklärvideos, wie sie auch auf Social Media
genutzt werden können• Sprachbasierte Suchmöglichkeiten, die auch die
Mikrofonfunktion von Smartphones benutzen• Erhöhung der Zugänglichkeit von Websites durch
Ikonogramme, Bilder und leichte Sprache• Verstärktes Angebot auf Social Media Portalen, die video-
oder bildlastig sind (Facebook, YouTube, Instagram)• Kritische Betrachtung des Angebots, ob es sich zur anonymen
und unverbindlichen Informationsbeschaffung eignet
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Zitierte Literatur• Brödel, Rainer/Jörg Siefker (2011): Zielgruppensteuerung und Entwicklungsperspektiven in einem doppelt gelagerten
Weiterbildungssystem - Alphabetisierungsarbeit im Lichte von Ankündigungstexten. in: Projektträger im DLR (Hrsg.). Zielgruppen in Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener. Bestimmung, Verortung, Ansprache. Bielefeld: Bertelsmann,. 199-222.
• Fachgruppe Basisbildung (2014): Prinzipien und Richtlinien für Basisbildungsangebote. /Hrsg.: Bundesministerium für Bildung und Frauen. Online im Internet: https://www.initiative-erwachsenenbildung.at/fileadmin/docs/Prinzipien_Richtlinien_Basisbildung_endg_14.pdf . [Stand: 2016-07-30].
• Koppel, Ilka (2011). Computerbasierte Förderdiagnostik:. Usability-Anforderungen von Interfaces für funktionale Analphabet/inn/en. bildungsforschung 8 (2), 13–37. Online im Internet: http://bildungsforschung.org/index.php/bildungsforschung/article/view/130
• Krug, Steve (2014): Don’t Make Me Think, Revisited. A Common Sense Approach to Web Usability. o.O.: New Riders (1. Aufl: 2000)
• ÖNORM EN ISO 9241-11 (2015). Ergonomie der Mensch-System-Interaktion - Teil 11: Gebrauchstauglichkeit: Begriffe und Konzepte. [Entwurf; ISO/DIS 9241-11:2015]
• Rosi, Kurt und Koni (2014/2015): Ein Film von Hanne Lassl. Produktion: Kurt Mayer Film. Verleih: Stadtkino. Trailer online im Internet: http://stadtkinowien.at/media/uploads/filme/805/rosi_kurt_und_koni_-_trailer_hd.mov
• Spectra Marktforschung (2016): Spectra Internet-Monitor: Mehr Internet, mehr Smartphone (= Spectra Aktuell 03/16). Online im Internet: http://www1.spectra.at/cms/aktuelles/spectraaktuell/2016/
• Statistik Austria (2015): Europäische Erhebung über den IKT-Einsatz in Haushalten. Erstellt am 19.10.2015. Befragungszeitpunkt: April bis Juni 2015. Online im Internet: http://www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=073636. [Stand: 2016-07-30].
• Suler, John (2004): The Online Disinhibition Effect. in CYBERPSYCHOLOGY & BEHAVIOR Vol. 7, No. 3, S. 321-326.
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit