die wirkung von purinkörpern auf die coronargefäßverengernden eigenschaften von kaliumchlorid und...

4
226 R. ~~USCttAWECK,W. PFAFF und J. HERGOTT*- Die Technik besteht darin, eine Kanüle in die zentral abgebundene V. jugularis und cava cranialis sinistra bis in die Höhe des Herzohrs vor- zuschieben und den Weg zum Vorhof durch einen Ballon im Sinus, und zwar zwischen V. interventricularis und dorsalis ventrikuli sinistri, zu versperren. ])as Coronarvenenblut wird nach außen geleitet und regi- striert. Da der Sinus in stumpfem Winkel zur Cava verläuft, gelingt es mit großer Sicherheit, den Verschluß an die richtige Stelle zu setzen. Die den Ballon fragende Kaniile muß dazu bis an die Sinuswand vor- geschoben werden. Von den peripheren Venen werden die V. transversa scapulac, trans- versa jugularis und subclavia abgebunden und die beiden intrathora- kalen Venen mittels eines an der Kanüte angebrachten Tampons ver- schlossen. Von den Coronalwenen werden erfaßt: V. cordis magna und V. dor- salis ventrikuli sinistri. Verwendet wurden Kaninchen im Gewicht von 2,8--3,3 kg in Per- nocton-Narkose. Die Präparation dauert etwa 15 min, sie wird ohne wesentliche Änderung des Blutdruckes und der Herzfrequenz vertragen. Das Präparat ist viele Stunden lebensfähig. Die Durchflußmenge beträgt etwa 5,5--7,8 cm3/min. Eine spontane Zunahme des Durchflusses konnte nie beobachtet werden, in mehreren FSllen kam es dagegen zur Vermin- derung um etwa 500/o nach 1--2 Std. Von den coronarerweiternden Stoffen wurden Papaverin, Khelline und Euphylhn untersucht. Diskussion. I. ANITSCHKOW (Leningrad): 1. Auf welche Weise wurden in die Vene gleichzeitig Kanüle, Sonde und Tampon eingeführt? 2. Auf welche Weise wurde festgestellt, daß die Sonde mit dem Ballon den Boden erreichte (wörtlich : an den untersten Ort gelangte) ? 1~. HUSCHAWECK, W. PFAFF und J. HERGOTT (Frankfurt/M.-Höchst): Die Wirkung von Purinkörpern auf die coronargef~ßverengernden Eigen. schalten von Kaliumchlorid und von Herzglykosiden Der nach Gabe von Adenosin sowohl an narkotisierten Meerschwein- chen als auch am isolierten Meerschweinchenherzen nach LANGENDORFF auftretende atrioventrikuläre Block laßt sich nach den Untersuchungen von THER, MUSCHAW]~CK U. ]-IEI~GOTT durch Methylxanthine (Coffein, Theophyllin usw.) antagonistisch beeinflussen und sogar unterdrücken. Als Ursache muß ein Angriffspunkt im Reizleitungssystem diskutiert werden. Es ist bisher nicht gelungen, diesen Block reversibcl zu ver- längern. Nach Injektionen von Kaliumchlorid kommt es zwar ebenfalls zu einem 1LIerzstillstand, der Adenosineffekt wird jedoch durch Kahum- chlorid nicht verlängert. Die Wirkungen beider Substanzen scheinen

Upload: r-muschaweck

Post on 08-Aug-2016

214 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Die Wirkung von Purinkörpern auf die coronargefäßverengernden Eigenschaften von Kaliumchlorid und von Herzglykosiden

226 R. ~~USCttAWECK, W. PFAFF und J. HERGOTT*-

Die Technik bes teh t dar in , eine K a n ü l e in die zen t ra l abgebundene V. jugular is und cava cranial is s in is t ra bis in die Höhe des Herzohrs vor- zuschieben und den Weg zum Vorhof durch einen Bal lon im Sinus, und zwar zwischen V. in te rven t r i cu la r i s und dorsal is ven t r iku l i sinistri , zu versperren . ] )as Coronarvenenblu t wird nach außen gele i te t und regi- s t r ier t . Da der Sinus in s tumpfem Winke l zur Cava ver läuf t , gel ingt es mi t großer Sicherhei t , den Verschluß an die r icht ige Stelle zu setzen. Die den Bal lon f ragende Kani i l e muß dazu bis an die S inuswand vor- geschoben werden.

Von den pe r ipheren Venen werden die V. t r ansve r sa scapulac, t rans- versa jugular i s und subc lav ia abgebunden und die beiden in t r a tho ra - ka len Venen mi t te l s eines an der Kanü te angebrach ten Tampons ver- schlossen.

Von den Coronalwenen werden e r f aß t : V. cordis magna und V. dor- salis ven t r iku l i sinistri .

Verwende t wurden K a n i n c h e n im Gewicht von 2 ,8- -3 ,3 kg in Per- noc ton-Narkose . Die P r ä p a r a t i o n daue r t e twa 15 min, sie wird ohne wesent l iche Ä n d e r u n g des B lu td ruckes und der Herzfrequenz ver t ragen . Das P r ä p a r a t i s t viele S tunden lebensfähig. Die Durchf lußmenge be t r äg t e twa 5 ,5 - -7 ,8 cm3/min. Eine spon tane Zunahme des Durchflusses konn te nie beobach t e t werden, in mehreren FSl len k a m es dagegen zur Vermin- de rung u m e twa 500/o nach 1 - - 2 Std.

Von den coronare rwei te rnden Stoffen wurden Papaver in , Khel l ine und E u p h y l h n un te r such t .

Diskussion. I. ANITSCHKOW (Leningrad): 1. Auf welche Weise wurden in die Vene gleichzeitig Kanüle, Sonde und Tampon eingeführt?

2. Auf welche Weise wurde festgestellt, daß die Sonde mit dem Ballon den Boden erreichte (wörtlich : an den untersten Ort gelangte) ?

1~. HUSCHAWECK, W. PFAFF und J. HERGOTT (Frankfurt/M.-Höchst): Die Wirkung von Purinkörpern auf die coronargef~ßverengernden Eigen. schalten von Kaliumchlorid und von Herzglykosiden

Der nach Gabe von Adenos in sowohl an na rko t i s i e r t en Meerschwein- chen als auch a m isol ier ten Meerschweinchenherzen nach LANGENDORFF au f t r e t ende a t r i oven t r iku l ä re Block l aß t sich nach den Unte r suchungen von THER, MUSCHAW]~CK U. ]-IEI~GOTT durch Me thy lxan th ine (Coffein, Theophy l l in usw.) an tagon is t i sch beeinflussen und sogar un te rd rücken . Als Ursache m u ß ein Angr i f f spunkt im Reiz le i tungssys tem d i sku t i e r t werden. Es i s t b isher n ich t gelungen, diesen Block revers ibcl zu ver- längern . Nach In j ek t i onen von Ka l iumch lo r id k o m m t es zwar ebenfa l l s zu e inem 1LIerzstillstand, der Adenosineffekt wird jedoch durch K a h u m - chlor id n ich t ver länger t . Die W i r k u n g e n be ider Subs tanzen scheinen

Page 2: Die Wirkung von Purinkörpern auf die coronargefäßverengernden Eigenschaften von Kaliumchlorid und von Herzglykosiden

Wirkung von Purinkörpern auf Kaliumchlorid und Herzglykosiden 227

sich vielmehr wenigstens teilweise gegenseitig auszuschließen. Diese gegensätzlichen Wirkungen von Adenosin und Kal ium sind Gegenstand folgender Untersuchungen: Es wurde das Verhalten des isolierten Meer- schweinchenherzens nach Gabe von Kaliumchlorid einerseits und anderen auf den ~Ierzmuskel und das Reizleitungssystem wirksamen Stoffen, wie synthetischen Purinkörpern (Coffein, Theophyllin, 7-Oxyäthyltheo- phyllin) und Herzglykosiden (Strophanthin, Digoxin) andererseits, untersucht.

1. Der Ein/luft von Purinkörpern au/ die Kaliumchlorid-Wirkung. Sofort nach Injekt ion von 5--15 mg Kaliumchlorid in das zuführende System des nach I~NG~~~)O~FF mit Ringer-Lösung durchströmten Meerschweinchenherzens kommt es zu einem I-Ierzstillstand. Durch die dem Herzen zugeführte Kaliumchloridmenge wird die sonst in der Ringer-Lösung verwendete physiologische Kaliumchlorid-Konzentrat ion vorübergehend auf das 2 - -6 lache erhöht. Nach wiederholter Gabe von Kaliumchlorid bis zu 10mal mit 5min-Abstand läßt sich ferner fest- stehen, daß neben dem Herzstil lstand eine gleichbleibende Coronargefäß- verengerung auftri t t . Dies ist meist gefolgt von einem leichten Anstieg mit anschließender erneuter ]-Ierabsetzung der Durchströmung. Man ha t den Eindruck eines biphasischen Ablaufes der Kaliumchlorid-Wirkung.

KATz u. LI~D~~R haben schon auf die coronargef~ßverengernden Eigenschaften von Kalium-Gaben am isolierten ttundeherzen hingewiesen. Ahnliche Beobach- tungen wurden von DAWES für die isolierte Durchströmung des Hinterbeins der Katze nach Injektion von 20 mg Kaliumch]orid in 5°/oiger Lösung beschrieben, w~hrend bei niedrigerer Dosierung (2,5, 5 und 10 mg Kaliumchlorid) Vasodilatation auftrat.

Adenosin wirkt sich am isolierten Meerschweinchenherzen bekanntlich ganz anders aus. Schon kleine Dosen (5 y) Adenosin erzeugen einen reversiblen I-Ierzstillstand mi t gleichzeitiger starker Coronargefäß- erweiterung, die auch bei regelmäßiger Wiederholung der Adenosinzufuhr bestehen bleibt. Es ist also ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Ph~nomenen vorhanden. Bei gleichzeitiger Verabfolgung von Adenosin und Kaliumchlorid (5--15 mg Kaliumchlorid und 50--100 7 Adenosin) wurde nur eine deutliche Erweiterung der Coronarien beobachtet. Die Kaliumehlorid-Wirkung auf die Coronarien wurde anscheinend durcb Adenosin unterdrückt . Eine Verlängerung des I-Ierzstillstandes durch die zusätzliche Adenosingabe wurde nicht gefunden. Es wurde eher eine schnellere Erholung des t terzens beobachtet.

Nach Xanthinder ivaten kommt es zu einer Gefäßerweiterung. Methylxanthine, wie Coffein, Theophyllin u. a., sollen im Gegensatz dazu gerade sensibilisierend für Kal ium-Ionen im Sinne von Kontrakturgif ten wirken, obwohl sie die Coronargefäßverengerung nach Kaliumchlorid- Gaben aufheben; z. B. schon 0,5--1 mg Coffein oder 0,5--1 mg 7-Oxy- äthyltheophyll in gleichzeitig mit Kaliumchlorid gegeben, sind in dieser

15"

Page 3: Die Wirkung von Purinkörpern auf die coronargefäßverengernden Eigenschaften von Kaliumchlorid und von Herzglykosiden

228 R. ~¢[USCttA~VECK, W. PFAFF und J. HEI~GOTT" Wirkung von Purinkörpern

Richtung wirksam. In diesen Dosen verkürzen die Methylxanthine den Kaliumehlorid-Herzstillstand noch stärker als Adenosin. Sie scheinen infolgedessen die KCI-Wirkung noch stärker zu beeinflussen als letzteres.

2. Die Sensibilisierung /ür die Kaliume]/ekte durch Herzglykoside und ihre Unterdrückung durch Purinkörper. Seit den Untersuchungen von BRAUN wird die Frage einer Coronargefäßverengerung durch Digitalis- zubereitungen am isolierten Langendorff-Herzen und ihre Beeinflussung durch gefaßerweiternde Mittel (BRAvN U. LENDLE) diskutiert. Auf einen coronardurchblutungsmindernden Effekt von Strophanthin wurde in den letzten Jahren durch PAGE u. Mitarb., SCHMIDT sowie FRANK, BRETSCItNEIDER U. Mitarb. hingewiesen. Nach unseren Beobachtungen führt bereits die einmalige Injektion von ]{erzglykosiden darüber hinaus zu einer Sensibilisierung gegenüber der Gefäßverengerung der Coronarien durch Kaliumehlorid.

Durch aufeinanderfolgende Gaben von 1,55 y Strophanthin bzw. 6,25~ Digoxin und 5--15 mg Kaliumchlorid werden die Coronarien mehrere Minuten und länger kontrahiert. Außerdem wird häufig eine Verlängerung des durch KCI bedingten Herzstillstandes beobachtet. Dieser Effekt ist bis zu 30 min nach der Gabe des Glykosids bei an- schließend weiteren regelmäßigen Kaliumchlorid-Injektionen nachweis- bar. Erst später treten wieder die vorher beschriebenen Reaktionen nach Kaliumchlorid auf.

Gibt man aber gleichzeitig mit Strophanthin oder Digoxin Purin- körper, dann wird die nachfolgende Kaliumchlorid-Injektion nicht mit einer gesteigerten Vasoconstriction der Coronarien beantwortet, es ist s ta t t dessen eine Gefäßerweiterung zu registrieren. Dieser Effekt hält einige Minuten an. Auf jede weitere Kaliumchlorid-Injektion erfolgt dann wieder eine sich langsam steigernde Coronarkonstriktion; diese erreicht im allgemeinen jedoch nicht die extremen Werte, wie sie ohne Purinschutz auftreten. Gibt man an Stelle eines einzelnen Purinkörpers gleichzeitig Adenosin und z .B. 7-0xyäthyltheophyll in, wirken beide Purinkörper synergistisch und länger als eine der Sub- stanzen allein.

Die vorliegenden Befunde über den Antagonismus zwischen Kalium- ehlorid und Adenosin am Meerschweinchenherzen sind nicht so aus- geprägt wie die Beobachtungen von FLE(JKENSTEIN U. Mitarb. durch die Aufhebung des I-[erzstillstandes am Froschherz. Bei unseren Unter- suchungen steht jedoch die Konstriktion der Coronararterien und deren Beeinflussung durch Adenosin und andere Purinkörper aus der Methyl- xanthinreihe (Coffcin, 7-Oxyäthyltheophyllin, Thcophyllin u .a . ) im Vordergrund. Darüber hinaus findet sich eine Verkürzung der Kalium- chloridwirkung am isolierten Meerschweinehenherzen. Die Wirkung der

Page 4: Die Wirkung von Purinkörpern auf die coronargefäßverengernden Eigenschaften von Kaliumchlorid und von Herzglykosiden

W. BLECHSCHMIDT U. W. SCHOETENSACK; Antagonisten von Substanzen 229

Kalium-Ionen sowohl auf den Herzmuskel bzw. die Gefäßmuskulatur als auch auf das Reizleitungssystem wird durch die Purinkörper vermindert. Die Sensibilisierung der Coronargefäße und des Herzmuskels gegenüber KC1 durch Herzglykoside wird durch Purinkörper ebenfalls gehemmt.

Unsere Befunde haben vorläufig nur theoretische Bedeutung. Für ihre Klärung sind noch weitere Untersuchungen notwendig.

Literatur BRAV~, L. : Z. exp. Path. Ther. 1,360 (1905). DAW]~S, G. S.: J. Physiol. (Loud.)99, 224 (1941). FLECKENSTEI~¢, A., H. I-IOCttREIN U. H. KOTOKOWSKI: Pflügers Arch. ges. Physiol.

266, 485 (1958). ~RA~qK, A., u. H. J. BRETSCH~EIDER: Verh. dtsch. Ges. inn. Med. 62, 701 (1956). KATZ, L. N., u. E. LINDNER: Amer. J. Physiol. 124, 155 (1938). LENDLE, L.: Naunyn-Sehmiedeberg's Arch. exp. Path. Pharmak. 169, 585 (1933). LENDLE, L.: Handbuch de. experiment. Pharmakologie. Ergänzungswerk Bd. I.

Berlin: Springer 1935. PAGE, R. G.: J. Pharmacol. exp. Ther. 101, 112 (1951). SCHMIDT, W.: Dtsch. med. Wschr. 1946, 58. TltER, L., R. MUSCHAWECK U. J. HERGOTT: Naunyn-Schmiedeberg 's Arch. exp.

Path. Pharmak. 281,586 (1957).

W. BLECHSCHM1DT und W. SCHOETENSACK (Konstanz): Antagonisten von analeptisch wirksamen Substanzen, gemessen an den Kreislaufveränderun- gen der nicht narkotisierten Katze und Ratte

Wie beschrieben (ScKo~TE~SACX, W., u. W. BLECHSCtt.MIDT 1956; BL~C~SCHMIDT, W., u. W. SC~O~TE~¢SACX 1957) führen Analeptica wie Leptazol (Pentamethylentetrazol), Megimid Wz. (fl-Methyl-fl-äthylglutar- imid), Nikethamid (N,N-Diäthylnikotinamid) und Strychnin am nar- kotisierten Tier zu Kreislaufveränderungen, welche denjenigen am nicht narkotisierten völlig entgegengesetzt sein können. Ähnliche Beobach- tungen wurden bereits von SCHOETV,~SACK U. HA~¢N (1951) am Verhalten des Blutdruekes im Gefolge des Elektroschockes an der Katze beschrie- ben. Nachfolgend wird dargestellt, daß nicht nur Hypnotica, sondern auch andere zentraldämpfende Substanzen ohne spezifische hypnotische Eigenschaften, wie z.B. Antikonvulsiva, den durch Analeptica am nicht narkotisierten Tier auslösbaren Blutdruckanstieg reduzieren bzw. sogar in eine Blutdrucksenkung umkehren können.

Methodilc Katze: 1,0 mg/kg d-Tubocurarin intramuskul~r. Nach Eintritt der Lahmung

leichte Äther- oder Chloräthylnarkosc. Tracheotomie, künstliche Beatmung. Präparation der A. carotis bzw. A. femoralis. Bei der Mehrzahl der Tiere beidseitige Denervierung des Carotissinus sowie Durchtrennung von Vagus und Sympathicus. Blutdruckregistrierung mittels Quecksilbermanometer oder photographisch mit der Wismuttauchspule nach H~P~L u. REIN (1941); Flußmessung nach DAWES, MOTT U. VA~~ (1953) ; Pulsfrequenzregistrierung.