die wirkung von adrenalin auf die aktivität der nierennerven beim frosch

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Pfliigers Archiv 273, 29--38 (1961) Aus dem Physiologischer~ Institu~ der Universi~t Miins~er/Westf. Die Wirkung von Adrenalin auf die Aktivitiit der Nierennerven beim Frosch + Von ]~BERHARD DIETER Mit 5 Textabbildungen (Eingegan~en am 3. Dezember 1960) V o n E~TGELHOR~ :a wurde 1957 nachgewiesen, dab neben der direkten hormonalen Wirkung des Adrenalins auf die Niere eine nervOs iiber- tragene Beeinfiussung besteht. Dutch Registrierung der Aktionspotentiale der Nierennerven der Katze zeigte er, dab nach Injektion yon Adrenalin die Aktivit/£t der Nierennerven gehemmt wird. Er vermutete, dab die dutch Adrenahn hervorgerufene Blutdrucksteigerung zu einer Reizung der Pressorecep6ore~ ffihrt, die eine ~emmung der Aktivit/£t der Nieren- nerven bewirkt. -- Unsere bisherigen eigenen Untersuchnngen2, a wurden im Unterschied zu E~EL~On~ an Fr6schen durchgefiihrt und batten gezeigt, dal~ die Aktivit~t der Nierennerven dutch die Fiillung des Kreis- laufs beeinfluSt wird. Es ergab sich beim Fvosch ein Refiexbogen, dessen afferenter Schenkel aus sensiblen Endorganen im Bereich des I-Ierzens und dem N. vagus bestand. Die Umschaltung der afferenten Impulse auf efferente Bahnen konnte in Strukturen im Bereich der Medulla oblongata lokalisiert werden. Ein EinfluB hSherer Hirngebiete beg sich ausschlieBen. -- Bei diesem Stand der Untersuchungen interessierte es, ob Adrenahn beim Frosch ebenso wirkt wie beim Warmbliiter und ob seine Wirkung tats~chlich nut auf der Blutdrucksteigerung und der daraus folgenden Erregung sensibler Endorgane im Bereich des I-Ierzens oder dec grogen Gef~Be beruht. Methodik Die Versuche wurde~ ebenso wie in den bisherigen Untersuchunge~ ~ai~ FrOschen (g. ~emporaria und gelege~tlieh g. esculent~) i~ Itydroxydion-Narkose durch- gefiihrt (0,2 ml einer 2,5°/~ ,,Presuren"-L6sung** i.m.). Die Versuchstiere erhielte~ augerdem 0,4--0,5 ml Curarin-Asta** intraperitoneM. Als Adrenalin wurde das synthetisehe Supr~renin(I-Ioechst) 1 : 1000 i~ jeweils frisch zubereiteten Verdiirmun- gen in I~inger-L6sung verwandt. Alle Dosierungea wurden auf das gleiehe Fliissig- keitsvolumen vor~ 0,1 ml berechnet. Unmittelbar naeh der Injektion wurde die * Die Ergebnisse wurden auszugsweise auf der 26. Tagung der ~)eutsehen Physiologischen Gesellschafg in Freiburg i. Br. am 8.6. 1960 vorgetragem ** Fiir die freundliche i~berlassung von Versuehsmengen sei der Schering AG. Berlin und den Asta-Werken Braekwede bestens gedankt.

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Pfliigers Archiv 273, 29--38 (1961)

Aus dem Physiologischer~ Institu~ der Universi~t Miins~er/Westf.

Die W i r k u n g von Adrenal in auf die Aktiviti it der Nierennerven beim Frosch +

Von ]~BERHARD DIETER

Mit 5 Textabbildungen

(Eingegan~en am 3. Dezember 1960)

Von E~TGELHOR~ :a wurde 1957 nachgewiesen, dab neben der direkten hormonalen Wirkung des Adrenalins auf die Niere eine nervOs iiber- t ragene Beeinfiussung besteht. Du tch Registr ierung der Aktionspotent ia le der Nierennerven der Ka tze zeigte er, dab nach In jek t ion yon Adrenalin die Aktivit/£t der Nierennerven gehemmt wird. Er vermutete , dab die dutch Adrenahn hervorgerufene Blutdruckste igerung zu einer Reizung der Pressorecep6ore~ ffihrt, die eine ~ e m m u n g der Aktivit/£t der Nieren- nerven bewirkt. - - Unsere bisherigen eigenen Untersuchnngen2, a wurden im Unterschied zu E ~ E L ~ O n ~ an Fr6schen durchgefi ihrt und ba t ten gezeigt, dal~ die Aktivi t~t der Nierennerven dutch die Fiillung des Kreis- laufs beeinfluSt wird. Es ergab sich beim Fvosch ein Refiexbogen, dessen afferenter Schenkel aus sensiblen Endorganen im Bereich des I-Ierzens und dem N. vagus bestand. Die Umscha l tung der afferenten Impulse au f efferente Bahnen konnte in St rukturen im Bereich der Medulla oblongata lokalisiert werden. Ein EinfluB hSherer Hirngebiete beg sich ausschlieBen. - - Bei diesem Stand der Untersuchungen interessierte es, ob Adrenahn beim Frosch ebenso wirkt wie beim Warmbl i i ter und ob seine Wirkung tats~chlich nu t auf der Blutdrucksteigerung und der daraus folgenden Erregung sensibler Endorgane im Bereich des I-Ierzens oder dec grogen Gef~Be beruht.

Methodik

Die Versuche wurde~ ebenso wie in den bisherigen Untersuchunge~ ~ ai~ FrOschen (g. ~emporaria und gelege~tlieh g. esculent~) i~ Itydroxydion-Narkose durch- gefiihrt (0,2 ml einer 2,5°/~ ,,Presuren"-L6sung** i.m.). Die Versuchstiere erhielte~ augerdem 0,4--0,5 ml Curarin-Asta** intraperitoneM. Als Adrenalin wurde das synthetisehe Supr~renin(I-Ioechst) 1 : 1000 i~ jeweils frisch zubereiteten Verdiirmun- gen in I~inger-L6sung verwandt. Alle Dosierungea wurden auf das gleiehe Fliissig- keitsvolumen vor~ 0,1 ml berechnet. Unmittelbar naeh der Injektion wurde die

* Die Ergebnisse wurden auszugsweise auf der 26. Tagung der ~)eutsehen Physiologischen Gesellschafg in Freiburg i. Br. am 8.6. 1960 vorgetragem

** Fiir die freundliche i~berlassung von Versuehsmengen sei der Schering AG. Berlin und den Asta-Werken Braekwede bestens gedankt.

30 EBER~ARD DIETER:

K&rdile mit 0,2 ml Ringer-LSsung durchgesptilt. Bei jeder Injektion wurde also das zirkulierende BlutvolumeYt um insgesamt 0,3 ml erh6h~. - - Die Aktionspotentiale wurden yon einzelnen Nervenbiindeln der rechten Niere mil V2A-St&hlelekgroden ~bge]eiteg und mit eirmm 2-Strah]-Differentialverst~rker der Fa. TSnnies, Frei- burg/Br, vers~rk~ und mit der Recordine regis~riert. Auf dem zwei~en Strahl wurde der Blutdruck registriert, gemessen mit einer Schii~zschen DruckkapseV a in der Aorta de., in die auch das Adrenalin injiziert wurde. - - Die Durchtrennung des Zentralrmrvensystems und des N. vagus erfo]gte in der gleichen Form, wie es lrtiher ausfiihrlich dargestellt wurde a.

Ergebnisse 1. Die Adrenalinwirlcung am inta]cten Frosch

Nach der In j ek t ion yon 1 #g Adrena l in in die Aor ta ergibt sich beim

Frosch ebenso wie beim Warmbl i i t e r eine H e m m u n g der spon tanen Akt iv i t~ t der Nierennerven. U n m i t t e l b a r nach der In j ek t ion ve rminder t

Komtrollv~ert ~ . . . . . ~ , . . . . . . . . . . ' "

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A b b . i . Die Wirkung yon Adrenalin au f die ~ktivitgt get ~r~eren~erven. ~Versuch 1 vom 24. 3. 1960. Es wi~d gezeigt, da~ die Ak t iv i t~ t der ~ ierennerven unmi t t e lba r nach In jek t ion yon 1 pg Adrenal in gehemmt wir4. Die st~rkste Hemmung finder sich i~ der dr i t ten Zeile; der Blutdruck erreicht bereits vorher sein Maximum. Die Druck&mplitude is t in der dritte]~ Zei]e berei~s niedriger Ms

unmi t t e lba r nach de~ In jek t ion in der Zeile 2

sich die Anzahl der Impulse , wie es in den Ausschni t ten aus einem Origi- nMversueh in Abb. 1 ersiehtlieh ist. Zwisehen der 1. u n d 2. rain naeh der I n j ek t i on erreieht die t I e m m u n g ihr Maximum, u n d im Verlauf der folgenden Minu ten kehr t die Akt iv i tg t allm~hlich zum Ausgangsniveau zuriick. Zwisehen der 8. u n d 12. rain nach der In j ek t ion ist der Adre- nalineffekt der Nierennerven abgeklungen. - - Werden die Zeitverh/~ltnisse

Wirkung yon Adrenalin auf die Aktivit~g der Nierennerven 3i

der Adrenalinhemmung mi~ dem Blutdruckanstieg verglichen, so fiel sehon w/ihrend der ersten Versuche auf, dag zwar der Anstieg des Blutdrueks mad die t Iemmung der Ak~ivit/it annghernd zeitgleich erfolgen, wenn aueh im allgemeinen das Maximum der Blutdrueksteige- rung eher erreieht wird als das Maximum der Aktivit~tshemmung (aueh in den Ausschnitten des Ver- suches in Abb. 1), deutlich is~ abet zu beobachten, dag der Blutdruck wesentlich rascher zu seinem Ausgangs- wert zurfickkehrt. Die Akti- vit/it der Nierennerven ist noch dcutlich reduziert, wenn der Blutdruck seinen Aus- gangswert bereits wieder er- reicht hat.

In weiteren Versuchen wurde untersucht, inwieweit die Aktivitgtshemmung dosis- abhgngig ist. Es fand sich in allen Versuchen nach der In- jektion von 0,1ttg Adrenalin pro Versuchstier noch eine

II r 0 :rzy~2//b~ ~ ~ Y /~ /2 /~ mm

Abb.2. Die Abhgngigkeit der Aktivit~tshemmung yon der applizierten Adrena~inmenge. Am gleichen Ver- suchstier wurden nacheinander 1, 0,1, 0,0I ~g A ~ e - nalin und 0,3 ml ~4nger-LSsung in~iziert. Die Aktivit~t vor jeder In~ektion (Anzahl der Impulse) w ~ d e gleich 100% gesetzt und das Aasma~ der ~emmung in Prozent der Ausgangsaktivit~t ausgedrfickt. ~s zeigt sich, da~ AusmaB and Dauer der ~emmung yon der

zugeffihrten Adrenalinmenge abh~ngig sind

geringe, wenn auch deutlich kfirzere Hemmung der Aktivit~t, die sich yon der I-Iemmung, die nach Injektion yon 0,3 ml Ringer-LSsung auf~ritt, noch eben unterscheiden ]aBt. Wurde die Adrenalinmenge auf 0,01/~g ver- mindert, so land sich ebenfal]s in einigen Versuchen noch eine I-Iemmung, die starker war als die t temmung nach der Injektion yon 0,3 ml Ringer- L6sung. In einem anderen Tell der Versuche lieB sich aber ein Unterschied nicht mehr feststellen, so dab in dieser GrSBenordnung die Schwelle ftir die Wirkung des Adrenalins auf die Niercnnerven anzunehmen ist. In keinem Versuch land sich nach der Injektion der niedrigsten Dosierung ein Anstieg der Aktivitat. In Abb. 2 is~ ein Versuch graphisch dargestellt, in dem an demselben Nerven nacheinander 1, 0,1, 0,01/~g Adrenalin und 0,3 ml Ringer-LSsung ausgetestet wurden. Wurde die Dosis fiber 1 ~ag erhSh~, so ergab sich eine Verl~ngerung der I-Iemmung, ohne dab das AusmaB der Aktivig/~tsverminderung noch wesen~lich verst/trkt wurde. Aus diesem Grunde wurden alle weiteren Versuche mit einer Dosiernng yon 1 ~tg pro Versuchstier durchgeftihrt.

2. Zur Lol~alisierung der Angri//spunl~te des Adrenalins

In der folgenden Versuchsreihe wt~rde doppelseitig vagotomierten FrSschen 1 #g Adrenalin injiziert und die Reaktion der Nierennerven mit

32 EBER~ARD DIETEI~:

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der an intakten FrSschen verglichen. Es land sich bei den vagotomierten Tieren eine deutlich geringere Hemmung der Aktiviti~t ~ls bei ~qormal-

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Ad~'enoh~ i.~z.

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tieren. In Abb. 3a sind die Mittelwertskurven aus den beiden Versuchsreihen ge- zeigt und es ergibt sich, d~l~ die Dauer der Adrenalin- hemmung nicht ver~ndert ist, dagegen ist d~s Ausma$ der t temmung bei den vagotomierten Tieren deut- lich geringer. Statis~isch l~Bt sich feststellen, da~ der Un- terschied der beiden Ver- suchsreihen in dem Anfangs- tell der Kurven (bis zum drei-Minutenwert) eben zu sichern ist. (Irrtumswahr- scheinlichkeit 1--5°/0, der drei-Minutenwert 10°/0). Es bleibt also nach Ausschal- tung der Vagi, und damit beim Frosch aller Presso- receptoren, eine Adrenalin- hemmung erhalten, die auf ~ndere F~ktoren als die Blutdruckerh6hung bezogen werden muB.

In der ni~chsten Ver- suchsreihe wurde den FrSschen das Gehirn unter- halb der Lobi optici abge- tragen und anschlieBend

Abb. 3. Z u r L o k a l i s i e r u n g der A n - I I I I I I ] I I I ! I I g r i f f s p u n k t e des A d r e n a l i n s . ~ Die

l,~g g q 6 8 lo I~ I¢ mi~ Adrenalinhemm~ng n~cb doppelsei~iger

~ f e n ~ . a . Vagotomie (schwarze ~unkte) im Vergleich 1nit Kontrollversuchen an intakten Tieren (weige Punkte). Es zeigt sich, daI~ das Ausma9 der t Iemmung reduziert ist, die Dauer der t t emmung dagegen yon der Vagotomie nicht beeinflul~t wird. b Die Wirkung yon Adrenalin an den Nierennerven nach Abtragung des Gehirns oberhalb der lVIedull~ oblongat~ (unmittelbar unter den Lobi optici). :Die Dauer der Adrenalinhemmung wird dutch den Eingriff deutlich verkiirzt, w~hrend das Ausmai~ der Hemmung nicht beeinflul~t wird. c :Die Wirkung yon Adrenalin nach Abtragung yon Gehirn und Medulla oblongata. Es bleibt eine geringe ~es themmung erhalten, die versp~tet einsetzt und auf einen peri!oheren AngriffsDunkt des Adrenalins h i n w e i s t . - :Die senkrechten Linien entsprechen dem mittleren Fehler des Mittelwerts

Wirkung yon Adrenalin auf die Aktivitgg der Nierennerven 33

Adrenalin injiziert. Bei den so voroperierten Tieren fund sich eine Verkiir- zung der Adrenulinhemmung, ohne dab das Ausmag der t I emmung wesent- lieh gegeniiber den Kontrollt ieren ver~indert war (Abb. 3 b). I m Anfangsteil der Kurven besteht kein Untersehied, dagegen sind die Differenzen zwischen der 3. und 8. min statis~iseh zu siehern. (Irrtumswahrseheinlieh- keit zwisehen 1 und 50/0) - - Werden die Zeitverh/~ltnisse der Adrenalin- hemmung dieser voroperierten Tiere mi~ den Zeitverh/tltnissen des Blut- druekans~iegs vergliehen, so finder sieh ein spiegelbildliehes Verhalten.

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I I lOsec

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A b b . 4. D i e W i r ~ u n g v o n A d r e n a g n a u f e i n G a n g l i o n d e s B a u c h s y m p a t h i c u s . Z w i s c h e n d e r e r s t e n u n d t ie r z w e i t e n Ze i l e w u r d e u n t e r d e m M i k r o s k o p e ine S p u r A d r e n a l i n 1 : 2 0 0 0 0 v e r d f i n n t a u f e i n G a n g l i o n a u f g e t r a g e n . E s i s t z u e r k e n n e n , d a g M l m ~ h l i c h d i e A k t i v i t ~ t d e s z u g e h S r i g e n N i e r e n n e r v g e h e m m t w i r d , w £ h r e n d d e r B l u t ~ u c k n i c h t b e e i n f l u S t w i r d . ( D i e R e g i s t r i e r g e s c h w i n d i g k e i t i s t w e s e n t l i c h

g e r i n g e r a l s i n d e ~ a n d e r e n A u f n a h m e n )

Das Maximum der t I emmung f/~llt mit dem Maximum des Blutdruek- anstiegs zusammen, und der Blutdruekabfall entsprieht zeitlieh der wieder zunehmenden Aktivit~t der Nierennerven.

In der letzten Versuehsreihe wurde dus Riiekenmurk unterhalb der Medulla oblongutu durehtrennt und naeh Abklingen der akuten Reiz- folgen (Einzelheiten vgl. in 3) die gleiehe Adrenulindosis injiziert. Es bleibg bei diesen Tieren eine geringe Beeinflussung der Aktiviti~t der Nierennerven erhalten (Abb. 3 e), die im Vergleieh zu den Normaltieren versp~tet einsetzt und deren Ausmag gering ist. -- Um zu klgren, inwieweit diese verbleibende Resthemmung auf einen EinfluB des Adre- nalins auf die peripheren Gunglien des Bauehraums zuriiekgefiihrt werden kann, wurde bei einigen sonst nieht vorbehundelten Tieren eine Adrenalinverdiinnung yon 1:20000 in Spuren auf diese Gunglien ge- pinselt. Die lokal zugefiihrte Dosis war so gering, dal3 dutch Resorption keinerlei Wirkung am Blutdruek beobaehget wurde. Am Nierennerven

P f l f i g e r s A r c h . ges . P h y s i o l . , g d . 273 3

34 EBERKARD DIETE~:

fund sich dagegen eine allm~hlich einsetzende I temmung der Aktivit/~t (Abb. 4). Daraus ergibt sich, dai~ auch an den peripheren Ganglien eine, wenn auch gcringe, Wirkung des Adrenalins auf die ~bertragung der Impulse besteht.

Aus den bisher beschriebenen Versuchen geht noch nicht hervor, wie das Adrenalin auf die Strukturen im Bereich der Medulla oblonga~a wirkt, die der ~Jbertragung der afferen~en Impulse auf die efferenten Bahnen dienen (hypothetisches, sympathisches Ursprungszentrum, ScgA~n~). In Abb.5 Teil A ist in einem Originalversuch an einem intakten Tier zun~tchst das Verhalten eines Nierennerven nach Injek~ion yon i #g Adrenalin gezeigt. (Hemmung der Akt iv i t~ , Blutdruckanstieg !) -- Danach wurde das Gehirn unterhalb der Lobi optici abgetr&gen und die gleiche Adrenalinmenge injiziert. In Tell B der Abbildung finde~ sich am gleichea ~:ierennerven eine Verkiirzung der Adrenalinhemmung, wie es nach den oben beschriebenen Versuchen zu erwarten ist (vgl. Abb. 3b). -- Danach wurden zusi~zlich beide Vagi im Bereich der A. pulmo- cutanea durchtrennt, so dal~ die ~ierennerven nach diesem Eingriff nur noch mit der Medulla oblonga~a und dem l~tickenmark in Verbindung standen. Im Tell C der Abbildung ist das Verhalten der Aktivit~tt des- selben ~ierennerven nach der Injektion yon 1 #g Adrenalin dargestellt. Es finder sich praktisch keine ~Virkung auf die Aktivit~tt der ~qieren- herren. Daraus ergibt sich, dal~ ein direkter Angriffspunkt des Adrenalins an der Medulla oblongata nicht besteht. Eine geringe Wirkung auf die peripheren Ganglien und m6glicherweise das Rfickenmark ergab sich aus den oben dargestellten Versuchen, die der Abb. 3 c zugrunde liegen. (Bei diesen Tieren war unterhalb der Medulla oblongata das l~iicke~mark durchtrennt worden.)

Besprechung der Ergebnisse

Aus den Versuchen ergibt sich, da~ in der Wirkung des Adrenalins auf die Nierennerven zwischen den Versuchen am Warmbliiter und denen am Frosch kein qualitativer Unterschied festzustellen ist. Die niedrigste Dosis, die noch in einem Tell der Versuche eine Wirkung an den Nierennerven hervorruft, betr~gt 0,01 #g pro Versuchstier, en~- sprechend etwa 0,25 #g/kg. Diese Schwellendosis liegt durchaus in der Gr613enordnung, wie sie fiir den Warmbliiter gefunden wurde. (Vergleiche auch die folgende Mitteilung.) -- Niemals fund sich bei kleinsten Adrenalindosen ein gegensinniger Effekt, d.h. eine Steigerung der Akti- vit~t, wie es bei niedriger Dosierung fiir die Iterznerven gelegentlich angegeben worden ist 12. Ob dieser Unterschied auf einem anderen Ver- halten der Nerven oder auf methodischen Unterschieden bernht, 1/~gt sich bisher nicht entscheiden.

Wirkung von Adrenalin auf die Aktivig~g der Nierennerven 35

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36 ]~BEI~ttARD DIETER:

Die Frage, auf welchem Wege sioh die Wirkung des Adrenalins an den Nierennerven entfalte~, erwies sich als komplizierter als urspriinglioh angenommen wnrde. Nach nnseren Versuohen sind mindestens drei Komponenten zu unterscheiden, die sich zu der I-Iemmung der Aktivi tgt der Nierennerven addieren:

1. Die angegebenen Adrenalindosierungen fiihren zu einer ErhShung des Blutdrucks. Der erhSh{e Druek reizt - - ebenso wie die erh6hte Fiillung des Kreislaufs 2 sensible Endorgane, die fiber den Vagus und Strukturen im Bereich der Medulla oblongata zu einer t t emmung der Efferenzen fiihren. Die Dauer der t I emmung entspricht der Dauer der BlutdruekerhShung.

2. Wenn dureh doppelseitige Vagotomie diese ers~e Komponente ausgeschaltet wird, bleibt eine deutlich reduzierte t t emmung erhalten. I)iese zweite Komponente der Adrenalinhemmung wird auf den Eirgtul~ h6herer t t irngebiete bezogen, die auf die Struk~uren im Gebiet der Medulla oblongata einwirken. Die Dauer dieser Hemmung ist yon der Dauer der BlutdruckerhShung unabhgngig und iiberdauert diese. Sie ist somit die Ursaohe dafiir, dab am intak~en Tier die Adrenalinwirkung am Nierennerven die BlutdruckerhShung iiberdauert.

3. Werden am gleichen 'Tier die hSheren t t irnabschnit te und Vagi durchtrennt, wie es in Abb. 5 gesehehen ist, so ist die Adrenalinwirkung am Nierennerven fast erloschen. Es ergibt sieh also, dab eine direkte Wirknng des Adrenalins auf die Strukturen im Gebiet der Medulla oblongata, die m6glioherweise den sympathisohen Tonus nnterhalten (hypothetisches, sympathisehes Ursprungszentrum, SC~AE~U), nicht besteht. Die geringe verbleibende t t emmung entsprieh~ vollkommen der, die wit nach Abtragung des Gehirns und der Medulla oblongata finden. Diese peripheren Wirkungen des Adrenalins stellen die dritte Komponente dar, die sieh zu der t t emmung am intakten Tier addiert. Sie kann auf die Wirkung des Adrenalins auf die peripheren Ganglien des Bauchraums bezogen werden und spielt gegeniiber den beiden ~rsten Komponenten keine wesentliche t~olle.

Auf die Bedeutung, die den Pressoreceptoren fiir die Adrenalim hemmung beim Warmblti ter znkommt, hat E ~ o u ~ ~ bereits hin- gewiesen. Auch an den 5brigen bisher untersuehten sympathisehen Nerven - - SplanchnicusV,Sund efferente I~erznerven~=, ~a - - ist festgestellt worden, dab zumindest ein Teil der Adrenalinhemmung auf die Erregung der Pressoreceptoren durch die Blutdrucksteigerung bezogen werden mul~. -- Aus den Versuchen yon E~v~uou~v ist dagegen nieht sicher zu ~ntnehmen, inwieweit eine spezifische Wirknng des Adrenalins auf Strukturen im Gehirn an der Adrenalinhemmung beteiligt ist. Unter- suchungen an den Herznerven des Warmbliiters ergaben, dab eine Wir- kung des Adrenalins auf zentrale Strukturen angenommen werden

Wirkung yon Adrenalin auf die Aktivit~i~ der Nierennerven 37

muB 11,12. Auch yon GOLLW~TZm~-MEI~R u. KROETZ 9 ist gezeigt worden, dag am benervten t Ierz-Lungen-Praparat des tIundes Adrenalininjek- tionen in den isolierten Kopf eine Wirkung am tIerzen entfalten. - - Es scheint am Warmblfiter dieser zentrale Angriffspunkt des Adrenalins gegenfiber dem beherrschenden EinfluB der Pressoreceptoren zurfick- zutreten. Es wurde namlich von EZ~G~L~o~ an der Katze gezeigt, dag im Gegensatz zu den Befunden am Frosch die I)auer der Adrenalin- hemmung der Blutdrucksteigerung entsprieht. Ebenso las t am Warm- blfiter Denervierung der Pressoreceptoren die Adrenalinhemmung der Nierennerven verschwinden (WEInIZ¢a~ u. F E g I ~ pets. Mitteilung). Diese Differenz zwischen den Versuchen am Kalt- und Warmblii ter beruht mSglicherweise darauf~ dag der Frosch noch keine Pressoreceptoren an den grogen GefaBen hat. Durch derem Ausbildung im Lauf der Ent- wicklung bekommt die Hemmung, die auf der Erregung der Pressorecep- toren beruht, das l~bergewicht und lagt die fibrigen Angriffspunkte des Adrenalins in den t t intergrund treten. - - Dalt Adrenalin die Uber- t ragung in den peripheren Ganglien hemmen kann, ist verschiedentlich vermute t worden. Die Bedeutung dieser t I emmung ffir die Gesamt- wirkung des Adrenalins auf den Sympathicus k~nn abet nut gering sein, wie aus Versuchen von FISCHER, ~AULE U. SERAI~HIN 6 hervorgeht. Durch gezielte Injektion yon Adrenalin auf das Ganglion stellatum wurde gezeigt, da~ die Aktivitat des abgeleiteten IIerznerven praktisch erst dann gehemmt wird, wenn der Blutdruck ansteigt. Dem entsprechen unsere Versuche am Frosch, die zeigen, dab nur ein kleiner Teil der Adrenalinhemmung auf dem Wege fiber die Blockierung der peripheren Ganglien zustande kommt. In den Versuchen, in denen das Ganglion lokal mit Adrenalin bepinselt wurde, war die Konzentration des Adrenalins am Ganglion um ein Vielfaches hSher als bei Injektion in den Gesamt- kreislauf.

Die Versuche am Frosch haben gezeigt, dal3 die Wirkung yon Adre- nalin auf die Nierennerven die gleiche ist wie an den Nierennerven und auch anderen sympathischen Nerven des Warmblfiters. Beim Warm- blfiter scheint nur die t Iemmung, die durch die Erregung der Presso- receptoren bewirkt wird, starker ins Gewicht zu f a l l e n . - Die Bedeutung, die die Wirkung des Adrenahns auf die Nierennerven ffir die Nieren- funktion hat, wird in der folgenden Mitteilung im Zusammenhang besprochen.

Zusammenfassung An Fr6schen in Hydroxydion-Narkose wurde die Wirkung yon

intraarteriellen Adrenalininjektionen auf die Nierennerven untersueht. Die Versuehe ergaben im einzelnen:

1. Adrenalin hemmt die Akt ivi ta t der Nierennerven. Dauer und Aus- mag der I I emmung ist dosisabhangig. Die Sehwellendosis liegt in der

38 :EBERtIAI~D :DIETER : Wirkung yon AdrenMin auf die Aktivit~t der Nierennerven

Gr6Benordnung von 0,01/~g pro Versuchst ier , en t sp rechend et~va 0,25 #g/kg .

2. Die H e m m u n g der Nie rennerven n~ch Adrena l i n be ruh t ers tens au f einer E r regung sensibler E n d o r g a n e im Gebie t des Herzens , die fiber Schalts~ellen in der Medul la ob longa t~ efferente Bahnen hemmen. Zwei tens bewi rk t Adrena l in yon SCrukturen des Gehirns aus (oberhalb der Medul la oblong~ta) eine H e m m u n g der Efferenzen. Drit~ens greif t Adrena l i n an den per ipheren Ganggen des Bauchrunms an im Sinne einer H e m m u n g der Ube r t r agung . E in EinfluB des Adrena l ins au f S t r u k t u r e n der Medul la ob longa ta is t n ich t n~chweisbar .

Die Befunde werden im Vergleich m i t Ergebn issen an anderen sympa th i s chen Nerven besprochen und festgestell~, dab ein grunds/ i tz- l ieher Un te r seh ied in der i~eakt ion auf Adrena l in zwisehen den ver- sehiedenen Nerven des S y m p a t h i e u s n ieh t bes teht .

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Dr. E. DIETER, Hamburg 20, Martinistr. 52, I. 3/iedizinische Klinik des Univ.-Krankenh~uses Eppendorf