die Überwinterung des rübenaaskäfersblitophaga opaca l

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lll.Jahrgang1927. Anzeiger far Sch idlingskunde. Heft, l Die Sch/idlingskunde, verankert in Wissenschaft und Wirtschaft, hat doppelten Anlag, l~inderumfassend zu arbeiten. Wir haben daher jetzt auch anerkannte Fachgelehrte der angewandten Entomologie augerhalb Deutschlands zur regelm/igigen Mitarbeit gewonnen und hoffen, dag dadurch nicht nur der Anzeiger abwechslungsreich gestaltet, sondern auch die Sch~idlingskunde gef6rdert wird. Die 0berwinterung des Riibenaask/ifers Blitophaga opaca L. u Dr. Hans Bremer, Biologisehe Reiehsanstalt fib' Land- und Forstwirtsehaft, Flieg'ende Station Stralsund. Die Kenntnisse yon den l'bem~dnterungsge- wohnheiten der R~ibenaaskMer beruhten his vor kurzem auf gelegentliehen Beobaehtangen. Erst Blunck and GSrnitz bezw. Blunck und Janiseh haben 1922 und 1923 diese praktiseh wiehtige Frage auf dem Rittergute C r e n z o w bet Anklam in Vorpommern, einem alten Befalls- herde, systematiseh untersucht. Die Veffasser kolmten dabei die Angaben fiber Winterruhe der Sehadlinge auI dem Felde, unter Steinen, unter Moos und Laub oder hinter Borke toter StSeke nieht best/itigen und kamen zu dem Ergebnis, ,,dag der RiibenaaskMer Blitopba.qa opaca Z. in C r e n z ow nur am Rande yon NadelholzwNdern hart unter der Streu in Humus und Sand in selbstgefertigten kugeligen H~Shlungen fiberwintert". (B 1u n e k und Janisch 1925, S. 460.) Und zwar befindet er sieh dort ,in warmer, troekener Lage .... auf der Sonnenseite yon Kiefer- und Fiehtensehonungen unter Randbitumen ..... Tiefer in den Wald ein- dringende Kafer seheinen zugrunde zu gehen. 5--100 m yore Waldrand entfernt gesiebte Sttieke waren im Oktober bereits tot ". (Blunek und GSrnitz 1924, S. 34.) Die grol~e Verbreitung der AaskMerseh/~den im Jahre 1925 gab Gelegenheit, diese Beobachtungen zu erweitern und damit den Kenntnissen yon der .Uberwinterung der R~ibenaaskMer eine breitere Gnmdlage zu geben. Anzei~er fiir Sehitdlingskunde. ILL Jahrgang. 1, Heft. Am 97. 10. 1995 wurden die yon Blunek und seinen Mitarbeitern angegebenen [~berwinte- rungspli~tze in Crenzow yon neuem naehgeprfift. Die oben genannten Angaben konnten dabei b e- st~ttigt werden. Blitopha.qa opaea land sich aus- sehliel31ieh an troekenen Stellen des Nadehvald- randes und fehlte an feuehteren Punkten, ferner auf dem Aeker, am Rainen und unter Steinen. Einzelnes gibt das beigeffigte Beobachtungs- protokoll. Crenzow, 27. 10. 1925. Wader beim Her- ausnehmen yon Riiben auf 4x16 qm, noeh bet eingehenderem Durehsuchen yon 3 qm auf dem Rfibensehlage eine Blitophaga opaca gefunden. Einzelne Stetlen abgesueht: 1. Unter Kiefernbtisehen am S -- offenen Wald- rand, halboffene Stellen, Sand, wenig Hmnus, etwas feueht, unter dfinner Nadeldeeke etwas Graswurzeln. 'h qm -- 0 BL o. 2. Unter Fiehtenhoehstammen, verfilzter, feuehter Rohhumus, dfinne Nadeldeeke, Moos. '/4 qm --OBI o. 3. Sfidrand eines Kiefernsbusehes, offene bis halb- bedeekte Stelle, lehmiger Sand, ca. '/s qm -- neben vielen andern fiberwinternden Insekten l Bl o (lebend). 4. do., offene Stelle, mehr Graswurzehl, ebenfalls viel fiberwinternde Insekten, aber auf ~/~ qm --OBl. o. l

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Page 1: Die Überwinterung des RübenaaskäfersBlitophaga opaca L

lll.Jahrgang1927. Anzeiger f a r Sch idlingskunde. Heft, l

Die Sch/idlingskunde, verankert in Wissenschaft und Wirtschaft, hat doppelten Anlag, l~inderumfassend zu arbeiten. Wir haben daher jetzt auch anerkannte Fachgelehrte der angewandten Entomologie augerhalb Deutschlands zur regelm/igigen Mitarbeit gewonnen und hoffen, dag dadurch nicht nur der Anzeiger abwechslungsreich

gestaltet, sondern auch die Sch~idlingskunde gef6rdert wird.

Die 0berwinterung des Riibenaask/ifers B l i t o p h a g a opaca L.

u

Dr. Hans Bremer,

Biologisehe Reiehsanstalt fib' Land- und Forstwirtsehaft, Flieg'ende Station Stralsund.

Die Kenntnisse yon den l 'bem~dnterungsge- wohnheiten der R~ibenaaskMer beruhten his vor kurzem auf gelegentliehen Beobaehtangen. Erst B l u n c k and G S r n i t z bezw. B l u n c k und J a n i s e h haben 1922 und 1923 diese praktiseh wiehtige Frage auf dem Rittergute C r e n z o w bet Anklam in Vorpommern, einem alten Befalls- herde, systematiseh untersucht. Die Veffasser kolmten dabei d ie Angaben fiber Winterruhe der Sehadlinge auI dem Felde, unter Steinen, unter Moos und Laub oder hinter Borke toter StSeke nieht best/itigen und kamen zu dem Ergebnis, ,,dag der RiibenaaskMer Blitopba.qa opaca Z. in C r e n z ow nur am Rande yon NadelholzwNdern hart unter der Streu in Humus und Sand in selbstgefertigten kugeligen H~Shlungen fiberwintert". (B 1 u n e k und J a n i s c h 1925, S. 460.) Und zwar befindet er sieh dort , in warmer, troekener Lage . . . . auf der Sonnenseite yon Kiefer- und Fiehtensehonungen unter Randbitumen . . . . . Tiefer in den Wald ein- dringende Kafer seheinen zugrunde zu gehen. 5--100 m yore Waldrand entfernt gesiebte Sttieke waren im Oktober bereits tot ". ( B l u n e k und G S r n i t z 1924, S. 34.)

Die grol~e Verbreitung der AaskMerseh/~den im Jahre 1925 gab Gelegenheit, diese Beobachtungen zu erweitern und damit den Kenntnissen yon der .Uberwinterung der R~ibenaaskMer eine breitere Gnmdlage zu geben.

Anzei~er fiir Sehitdlingskunde. ILL Jahrgang. 1, Heft.

Am 97. 10. 1995 wurden die yon B l u n e k und seinen Mitarbeitern angegebenen [~berwinte- rungspli~tze in C r e n z o w yon neuem naehgeprfift. Die oben genannten Angaben konnten dabei b e- s t~ t t i g t werden. Blitopha.qa opaea land sich aus- sehliel31ieh an troekenen Stellen des Nadehvald- randes und fehlte an feuehteren Punkten, ferner auf dem Aeker, am Rainen und unter Steinen.

Einzelnes gibt das beigeffigte Beobachtungs- protokoll.

C r e n z o w , 27. 10. 1925. Wader beim Her- ausnehmen yon Riiben auf 4 x 1 6 qm, noeh bet eingehenderem Durehsuchen yon 3 qm auf dem Rfibensehlage eine Bli tophaga opaca gefunden.

Einzelne Stetlen abgesueht: 1. Unter Kiefernbtisehen am S - - offenen Wald-

rand, halboffene Stellen, Sand, wenig Hmnus, etwas feueht, unter dfinner Nadeldeeke etwas Graswurzeln. 'h qm - - 0 BL o.

2. Unter Fiehtenhoehstammen, verfilzter, feuehter Rohhumus, dfinne Nadeldeeke, Moos. '/4 qm - - O B I o.

3. Sfidrand eines Kiefernsbusehes, offene bis halb- bedeekte Stelle, lehmiger Sand, ca. '/s qm - - neben vielen andern fiberwinternden Insekten l Bl o (lebend).

4. do., offene Stelle, mehr Graswurzehl, ebenfalls viel fiberwinternde Insekten, aber auf ~/~ qm - - O B l . o.

l

Page 2: Die Überwinterung des RübenaaskäfersBlitophaga opaca L

2 l:Ixl~ S B I ~ R .

5. do., mehr von Kieferngebfisch gedeckt, wenig Graswurzeln, feuchter, ca. ~/s qm - - 0 B1. o .

Temp. 9 o . 6. do., halbbedeekte Stelle, etwas erhOht und

trockener, ca. ' / s q m - - 2 Bl. o. Temp. 9 ' /0 . 7. Unter grogen Steinen auf Rain, ca. '/4 qm ab-

gesucht - - 0 Bl. o.

S. ca. 50 m frisehgepflfigten Ackel~ unter Suchen abgegangen - - 0 Bl. o.

9. Rain, S - - Hang, sandiger Lehm, viel Gras- wurzeln, ca. '/s qm - - 0 Bl. o.

10. S - Seite einer Mietenstelle (unbewegter Boden) diinne Strohdecke, lehmiger Sand, etwas feueht, auf ca. ~/4 qm mehrere Cara- biden~ aber 0 Bl. o.

~_hnheh lagen die Verhalmisse auf der in Nadelwaldnahe gelegenen Domane N e u m f i h l (Kreis Franzburg) , die am 15. 11. 1925 allein, am 17. 3. 1926 zusammen mit Dr. B l u n c k und und Dr. H a h n e aufgesucht wurde. Das Be- obachttmgsprotokoll der Untersuchung yore ersten Datum lautet :

N e u m f i h l , 15. 11. 1925 1. Waldecke ca. 1 km nSrdl, des befallenen

Riibensch]ages, Rand nach S, Kiefern mit Fichtenunterholz, schwach humoser Sand, lockere Nadelstreu, wenig Wurzeln, halboften unter Fiehtenbuseh. - - ~/4 qm: 2 B/. o. neben mehreren anderen Insekten.

2. Entsprechende Stelle 3 m tiefer im Walde, etwas feuchter und dunkler - - ~/4 qm: 0 B1. o., I Kr6te, 1 Carabide.

3. Welter 6stlich, 5 m vom Rand, abet ziemhch often, humoser, mehr verfilzt und yon Wurzeln durchzogen l/4 qm: 0 Bl. o., 1 Coccinella 7-

punct . , 1 Spinne. 4. Lichtung im Walde (ca. 50 m tiefer), N-Rand

halboffen, 1'/~ in vom Rande, m o o s i g - '/~ qm: O Bl. o.

5. do., S-Rand unter Hochst~mmen, helle Stelle Sand mit Kiefernadeln bedeckt - - ' / , qm : 0 Bl. o , mehrere Insekten.

6. Kiefer- und Fichtenbuseh ca. 800 m sfid- westlieh vom Rfibensehlag. Nackter, sandiger Boden mit wenig Gras und Moos mad mit dfinner Nadelstreu. Unter Hoehstamm am Rande naeh NE - - '/4 qm - - 3 Bl. o.

7. Gleiche Stelle 10 m tiefer ira Busch, etwas feuchter, humoser, mehr verfilzt, mehr Nadeln - - ' h qm : 0 Bl. o., Carabiden.

8. Roggenstoppel 300 m davon auf Rfibenschlag zu sandiger Boden - - - - 1 qm: 0Bl. o., 1

A m a r a , sonst keine Insekten. 9. Domagebtisch auf mehr lehmiger Hiihe, 200 m

vom Rfibenschlag - - unter Steinen, am Rande: 0 Bl. o., sehr viel Carabiden.

Die ~--berwinterung des Rfibenaaski4fers Bli tophaga opaca L. [ 15. 1. 1927 [ Heft 1.

10. Einzelner Dornstrauch auf sandiger HShe 50 m vom Rfibenschlag, dtinne Laubdecke - - 1/4 q m : 0 Bl. o.

11. Unter Steinen unmittelbar neben Riibenschlag - - 1 qm: 0 Bl. o., viel Carabiden.

12. Riibenschlag - - 1 qm: 0 Bl. o , 0 sonstige Insekten.

Die Lage ist nicht unahnllch der yon C r e n z o w, die RiibenaaskMer fandcn sich wie dort nut 'an den hellen, trockenen Stellen der Nadelholzr'~mder. Ihre l~berwinterung auf dem Felde, besonders auf dem feuchtgebliebenen Riibenfelde, ist schon daruln imwahrscheinlich, weil dort auch andere Insekten kaum zu finden sind.

Bei der zweiten Untersuchung wurden an der Stelle 6 wiederum die Aask/~fer in starker Zu- sanmlendr/ingung - - b i s 15 Stfick unter einem Baum - - vorgefunden. Zu beaehten ist auch bier die Beschr/inkung der Winter lager auf den eigent- lichen Waldrand.

Somit ergibt sich eine Bestatigung der An- gaben von B l u n c k mad Mitarbeiter beziiglich der fJ-berwinterung der RfibenaaskMer an Nadel- waldr~indern hart unter der Streu in belier, warmer, troekener Lage. Als weite~e Kennzeiehen der yon den Ki~fern dort als Winterlager bevor- zugten Pli~tze k6imen genannt werden: loekerer, nieht dureh Wurzeln verdiehteter oder dutch Moos verfilzter Boden und geringe bis mi~gig starke Nadeldeeke, die eine gr6gere Feuehtigkeits- aufspeieherung nieht zuli~gt.

Das Auftreten der Aaskafer auf Rfibenfeldern, die nicht in der NiChe yon Nadel- wohl aber yon L a u b w a l d lagen, liel3 vermuten, dab aueh auger- halb der Nadelholzrander [ 'berwinterungsgelegen- heit fiir die Seh';tdlinge vorhanden sein mug. Fiir die Domanen A b t s h a g e n (Kreis Grimmen) und B e r t h k e (Kreis Franzburg), die 1925 wegen Kahlfral~es dutch Rtibenaask/tferlai~cen fast die gesamte Riibentlitehe hatten neubestellen miissen, kam nm" Uberwinterung am Eiehenwaldrande oder auf dem Felde in Frage. l~ber die Untersuehung am 5. 10. bezw. 10. 10. 1925 folgen die Be- obaehttmgsprotokolle:

A b t s h a g c n , 5. 10. 1925. Kartoffeln neben stark befallen gewesenen Rfiben werden heraus- genommen. 10 Min. bis ' / , Std. in der frisch- aufgeworfenen Erde gesucht. 0 Bl. o.

Systematisches Absuehen verschiedener Stellen, his auf 1. jedesmal ~/2 qm abgedeckt und abgesucht.

1. Waldrand nach S often, dutch wassergefiillten Graben yon befallen gewesenen Rfiben mad Wiese getrennt. Feuehter Humusboden. Unter Esche bezw. Erlenstr/~uchern, unter Laub un- mit telbar am Waldrande 5 mal gesiebt : 0 BI. o.

2. Waldrand do. unter Eichen: 0 Bl. o.

Page 3: Die Überwinterung des RübenaaskäfersBlitophaga opaca L

15. 1. 19271 ftoft 1. J

3. Wald]-and naeh N often, durch Koppel yon stark befallen gewesenem Riibenschlag ge- trennt. Sandig-humoser, leichter troekenerer Boden. Ziemlieh freie Stelle, 3 m vom Rande, daneben Eiehe und Buchenstri~ucher, d(inne Laublage, umnit telbar darunter : 5 le b e n d e BI. o.

4. Waldrand do. unter Buehengestriipp 2 m vom Rande, tiefe Laublage: 0 Bl. o.

5. Waldrand do., 15 m yore Rande, sonst Stelle entsloreehend 3 : 0 Bl. o.

6. Waldrand do., 3 in yore Rande, ziemlieh frei, tielere Laublage : 0 Bl. o.

7. Riibensehlag, Aaski~fersehadstelle, sandiger, humoser Lehm, Unkraut (Gr~tser, Viola): OBl. o.

8. Kartoffeln neben Riibensehlag, lehmiger Sand, Kamm und Furehe: 0 B1. o.

9. Rain neben Kartoffeln und Rtiben, sandiger Lehm, Gras, Unkrauter, umnittelbare Naehbar- sehaff eines Hochspanntmgsmastes aus Beton, an dem sehr viele Meine Carabiden tiber- wintern : 0 BI. o.

Gesamtergebnis: l)berwinternde Riibenaask'afer wurden nut an einer Stelle gefmlden, die am ehesten den in C re n z o w gefundenen Bedingungen entspraeh. Nadelwald ist in Abtshagen nieht vor- handen. Die Aask~tfer liegen in starker Kon- zentration nur dieht am Waldrande dort, wo diinne Laublage, leiehter troekener Boden und MOglieh- keit der Sonnenbestrahlung vorhanden ist.

B e r t h k e , 10. 10. 1925. Von Rtibenaaskafern stark befallen gewesenes, umgepflfigtes und 5. 6. neu bestelltes Riibenfeld yon 30 Morgen unmittel- bar siidlieh an der Chaussee St ra lsund--Riehten- berg. N~ehster Wald ca. 2 km naeh Siiden, ea. 1 km naeh Norden enffernt.

1. GroBe Fehlstelle auf Rfibensehlag, sandiger Lehm, toekerer kriimeliger Boden : '/~ qm

: OB1. o.

2. Weizenstoppel daneben, in die naeh Aussage des Betriebsleiters B1-Larven ausgewandert waren, Boden do. 1/4 qm: 0BI. o.

3. Vertiefung daneben, Hang naeh W, derselbe Boden, sehr troeken dutch troekene Unkraut- stengel; zahh'eiehe Insekten (Carabiden) und Myriapoden ; ca. '/4 qm : 0 BI. o.

4. do. S-Hang, weniger locker, ca. qm : 0 BI. o.

5. Kartoftelsehlag auf der N-Seite der Chaussee angrenzend, 20 )tin. abgesueht, z. T. friseh gerodete Stfieke: 0 Bl. o.

6. Kiesseh{ittung des BahnkSI2aers neben Chaussee, S-Hang, ca. '/4 qm - - 0 Bl. o.

7. Bahnmulde, S-Hang, ca. ,/, qm - - : 0B/. o.

]~ANS BREMER. Die Uberwinterung des Riibenaask~tfers Blitophaga opaea L.

8. Waldrand, ca. 1 km nSrdl. Chaussee, naeh S geriehtet, dichtes Laubgestrgueh versehiedener Arten, Steinhaufen : 0 Bl. o.

9. Erhghte Erdkante ebenda, lehmiger Sand, vie[ Graswurzebl , viel fiberwinternde Insekten, besonders Carabiden - - 0 Bl. o.

10. wie 9. nur offenere Stelle - - 0 Bl. o.

11. Steinhaufen --- 0 B]. o.

12. Innerhalb des Strauehstreifens liiuft Weg dem Waldrande parallel, ca. 1 1/~ m yon diesem in den Hochwald hinein, helle troekene Stelle, wenig Graswnehs, etwas Eiehen- und Hasel- laub: 1/4 qm - - 3 Bl. o.

13. 4 m tiefer in den Wald, Stelle wie 12, doeh Boden feuchter, humoser, weniger Lieht : 1/4 elm - - O B l . o.

Auf dem befallenen Rfibensehlage und in seiner Niihe werden fiberwinternde Riibenaaskafer nieht gefunden. Sie fanden sieh erst ~4eder am Wald- rande, bier in einer Entfernung von ca. 1 km yon der Befallstelle. Fundstel le yon i~hnliehem Typ wie in C r e n z o w und A b t s h a g e n , d. li. hell, troeken, unter geringer Laubdecke.

Es ergibt sieh daraus, das Blitophaga opaea

aueh den Laubwaldrand zur {)berwinterung be- nutzen kann, vorausgesetzt, dag er die gleiehen Bedingungen bietet, wie sie ffir den Nadelwald festgestell t waren : warme, troekene Lag'e, loekeren Boden und geringe bis m~tl3ige Laubbedeekung.

Die daraus zu z iehende Folgerung, dag die [ 'berwinterung yon Blilopha),a opaea Mlgemein an Waldr5ndern stattfinden kann, ist jedoeh noeh nieht allgemein genug.

Das Rieselgut M a 1 e h o w bei Berlin wies sehweren AaskMerbefall im Jahre 1925 auf, ob- wohl es nieht in Waldn~ihe liegt. Aueh die kleinen dort vorhandenen Gebtisehe bieten dureh ihre feuehte Lage im wesentl iehen keinen geeig- neten l ')berwinternngsort. Eine am 25. 3. 1926 gemeinsam mit Dr. K a u f m a n n darehgef~ihrte Untersuehung zeigte folgendes:

M a l e h o w , 25. 3. 1926.') 1. Grabenrand EW., bestanden mit Esehen und

anderen Laubstr~tuehern: humoser Sand, 1 B1. o.,

unter m~tgiger Laubdeeke, am hSehsten troeken- sten Punkt, wo wenig Wurzeln; 1 Quedius unicolor Kiesw. 1 Lygus K a l m i i L, i dgl. var pellueidus Fb., 1 ? Julus spee., 1 ? Spinne.

2. Fortsetzung des Randes, Stelle 10 m vom Rand entfernt, tiefer liegend, feuehter, sonnenhell, aber im Gegensatz zu 1. Boden noch gefroren: I F l i i g e l d e e k e y o n BI. o.

BI ~) Bestimmung der gefundenen Al4:en durch Dr.

/lllek und Dr. Maertens .

Page 4: Die Überwinterung des RübenaaskäfersBlitophaga opaca L

4 l~hss BRS~. Die tJberwinterung des

3. S-Seite einzelner Baume, Boden wie oben, trockene Stelle: 1 F1/igeldecke von Silpha tristis, 3 Schirus bicolor L.

4. Fast oftener Boden am S-Rand eines Hollunder- busehes: 1 Silpha atrata, 1 Badister bipustulatzts.

5. Busch am erh6hten Grabenrand, S-Seite, sehr trockener Boden, keine Bedeckung: 1 Silpha atrata, 1 S. tristis, 1 Acripalpus meridian~ts L., 1 Amara /amiliaris Duftsehm.

6. Abfallhaufen am Wege, hauptsachlich ~esseln: 1 Bl. o, 1 Phosphuga atrata.

7. Grund gro~er B~ume am StrM~endamm, S-Seite: 3 lebende, 3 Fl(igeldeeken von Bl o. in loekerem Detritus. 3 Cocctnella conglobata L.: 1 Xantholinus linearis var. longiventris Heer, 1 Metabletus trun. catellus L., 1 Dromius agilis F., 1 Telephoriundarve~ 1 Fliigeldecke yon Opatrum sabulosum, 1 Sehirus b@olor L.

In Ma lchow ist also der Wald als l[Tber- wintertmgsquartier ffir die Aaskafer in der Haupt- sache anseheinend ersetzt durch die zahlreichen Ba u m r ei hen, welche die StraBen und die D~imme zwiset'len den einzehlen Rieselfeldern kr6nen.

Dami t is t der 5kolos R a h m e n ffir d i e [ ~ b e r w i n t e r u n g s m S g l i c h k e i t yon Blitophaga opaea den B e f u n d e n yon B l u n c k u n d M i t a r b e i t e r n g e g e n f i b e r v o m N a d e l w a l d z u m B a u m - o d e r S t r a u c h - b e s t a n d f i b e r h a u p t e r w e i t c r t . I n n e r h a l b d i e ses R a h m e n s i s t der R f i b e n a a s k a f e r j edoch s t r e n g e r Spez ia l i s t . Er w~hl t als W i n t e r l a g e r nu r b e s o n d e r s he l le , w a r m e t r o e k e n e , l o c k e r e B o d e n s t e l l e n m i t mgBiger Nadel - , L a u b - oder De t r i t u s - b e d e c k u n g , wie sie auf der S o n n e n s e i t e des G r u n d e s von Bgumen and S t rguche rn , in g r 5 8 e r e r Zah l im a l l g e m e i n e n n u r an Waldr~tndern , und zwar v o r z u g s w e i s e an : N a d e l w a l d r a n d e r n zu l i n d e n sind. Ander- artigen Stellen fand sieh Blitophaga opaca meist gemeinsam mit dez: Wanze Sehirus bieolor L. Beide Tiere haben also ahnliehe Uber~dnterungs- bedfirfnisse. Die des KMers sind jedoch enger begrenzt; h~ufig- wurde die Wanze ohne den XMer beobachtet, und zwar meist an Stellen, welehe nicht alle oben genannten Eigensehaften besaBen.

Ein einziges Mal wurde ein (iberwinternder Rfibenaaskafer im o f f enen Fe lde gefunden: in f fakobsdorf (KreisFranzburg)am 8. 10. 1925 im sandigen, lockeren Boden eines abgeernteten Kar- toffelfeldes, wenige 3[eter vom Waldrande ent- fernt. Dieser selbst bot dutch starken Rasen- bewuchs kein gfinstiges Winterversteek. Vielleicht sind in ahnlicher Weise die F~lle zu erkl~ren, in denen die Kgfer bei der Kartoffelernte auf dem Felde gefunden wurden. (Kleine nach Blunek

Riibenaasl~fers Blitophaga opaea L. /15.1. 1927 [ Heft 1.

und J a n i s c h 1925 S. 460). Nach mfindlicher Mitteilung yon Herrn K i e i n e handelt es sich jedenfalls um waldnahe Acker. Im fibrigen konnten die Kafer auf freiem Felde n ie in l~berwinterung getroffen werden (vgl. die Beobaehtungsprotokolle).

Blitophaga opaea ist ein endemischer Sehadling; wenn er ~rtlich auch in grol~en Massen aufzutreten vermag, so ist seine Verbreitung doch nie allgemein. Auch gelegentlich seiner grSBeren Ausbreitung im Jaln-e 1925 beschrankte sich der Befall in Vol~ommern auf waldnahc Bezirke. Seine l~ber- 7,viaterungsgewohnheiten geben den Schl/issel zu

diesem Verhalten. Die ~assenvermehrung der RtibenaaskMer ist gebunden eimnal an grSl~ere Riibenflachen ftir die aktive Lebenstatigkeit, dam] an leiehteren Boden und grSflere Baum- und Strauehbest~de ffir die Winterruhe. Gt ins t ige A u s s i c h t e n hat der K a f e r also nu r dort, we der Rf ibenbau auf l e i e h t e r e m Boden g e t r i e b e n wi rd ode r doch u n m i t t e l b a r an l e i c h t e r e n Boden g r e n z t (vgl. B lunck und GSrn i tz 1923 S. 41). Unter anderen Ve.rhalt- nissen wird stets ein Tell der Kafer zur Uber- winterung an Stellen gezwungen sein, die ihren besonderen Bediiffnissen nieht ganz entsprechen, und vermutlieh wird dieser Tatsache in solchen Gegenden ein grSBerer Tell der Tiere in normalen Wintern zmn Opfer fallen. Ist der Winter auBer- gewShnlich warm und trocken, wie es 1924/25 der Fall war, So wird dem Schadling die Uber- winterung aueh an weniger geeigneten Stellen gelingen. Dana wird er in grSSeren Mengen auch an Orten erseheinen, wo er gemeinhin nur in beschrankter Zahl vorztficommen pflegt. Be- g~instigt weiterhin ein warmes trockenes Frfihjahr seine Fortpflanzung wie 1925, so kommt es auch dort zum SchadfraB der Larven. Das Massen- a u f t r e t e n des Rf ibenaaska fe r s sehe in t also in h o h e m Grade a b h a n g i g von se iner U b e r w i n t e r u n g s m O g l i e h k e i t zu sein.

Der Rfibenaaskafer iiberwintert als Vollinsekt. Ebenso verhalt sieh die R ii b e n b 1 a t t w a n z e (Piesma quadrata Fieb.) und auch bei ihr findet sieh die Beziehung zwischen ~Iassenvermehrung und (?berwinterungsmSgliehkeit (D y c k e r h o f f 1926 S. 31). Dagegen hat sich die Vermehrung der als Puppe den Winter fiberdauernden R~ben- f l i ege (Pegornyia hyoscyami Pz.) Ms weitgehend un- abhangig yon der Art uud den Bedingungen ihrer L%erwinterung erwiesen. (Bremer 1925, S. 92; 1926 S. 181.) ,F~ir die Vermehrung . . eines Insektes kommt es wesentlieh daratff an, in w e l c h e m S tad ium die l~be rwin t e rung s ta t t - f inde t , da die einzelnen Stadien sich sehr ver- schieden gegen die Unbilden des Winters ver- halten." (Esche r i ch 1914 S. 181.) Es wird

Page 5: Die Überwinterung des RübenaaskäfersBlitophaga opaca L

15. 1. 1927] l~oft 1. J

H. KRIEC-. Zur Flugzeugbek~npfung des Eichenwicklers mit Kalziumarseniat.

von besonderem Wert sein, diese Verh~ltnisse fiir eine Reihe weitere Sehadeninsekten dutch Einzel- tmtersuehungen aufzuklaren. Vielleieht wiirde man dabei allgemeinere Gesetzliehkeiteu aufdeeken und dadurch das Verst~ndnis und die Voraussage- m6gliehkeit von Sch~tdlingskalamit~ten f~3rdern k6nnen.

L i t e r a t u r v e r z e i e h n i s .

1. It. Blunek m~d K. GSrni tz , Lebensgesehiehte und Bek~mpfung der Rfihenaask~fer. - - Arbeiten aus der Biologisehen Reichsanstalt 12, 1923, S 31--49.

2. H. Blunek und R. J an i seh , Berieht tiber Ver- suehe zur Bek~mpfung der Rtibenaask~fer im Jahre 1923.

&rbeiten ans der Biologischen Reichsanstalt 13, 1925, S. 433--496.

3. H. Bremer , Ist tiefes Umpflfigen der )~cker zm. Verniehtung yon Feldsch~idlingen anzuraten ? Naehrichten- blatt far den deutsehen Pflanzenschutzdienst 5~ 1925, S. 91--92.

4. Derse lbe , [2ber die Rfibenfliengenplage und ihre Bek~tmpftmg. Illustrierte Landwirtsehaftliche Zeitung 46, 1926, S. 181--182.

5. F. D y c k e r h o f f , Ergebnisse der Forschungen fiber die Rfibenblattwanze und verwandte Arten der t~attung Piesma aus dem Jahre 1925. Nachriehtenblatt ~fir den Deutschen Pflanzenschutzdienst 6, 19:?-6, S 29--3l .

6. K. E s c h e r i c h , Die Fo~tinsekten Mittelem'opas, Bd. l, Berlin 1914.

Zur Flugzeugbekiimpfung des Eichenwicklers (Tortrix v i r i d a n a 1,0 mit Kalziumarseniat.

Von

Dr. H. K r i e g , Kreuznach .

Die ausgedehnten Eiehenbestfinde WesttMens und der angrenzenden Gebiete sind seit den letzten Jahrzehnten sehwersten Sehgdigungen unterworfen. Der Eiehenwiekler und die in seinem Oefolge auf- tretenden Sehgdlinge rufen grol3e Verluste hervor. Es steht freilieh heute fest, dag der FraB des Wieklers nut das erste Glied in der Kette der Ursaehen ist, die zum Absterben der Eiehen ffihren. Seine Sehadigungen sind ungefghrlieh und be- stehen auger in dem Verlust der Eiehenmast ledig- lieh in Zuwaehseinbugen. Ers t dutch das Auf- treten sekundarer und tert iarer Seh~diger, besonders des Eiehenmelfltaus und des Halimaseh werden die Eiehen ernsthaft gefahrdet und zu Orunde geriehtet. Der Eichenmehltau (Mierosphaera alni ~,ariatio quereina), der zu Anfang dieses Jahrhunderts naeh Deutsehland eingesehleppt wurde, befiel an- fangs nut Stoekaussehlage, griff dann jedoeh auf den zweiten Austrieb der kahlgefressenen Eiehen iiber und verniehtet ihn. Als Folge dieser mehr- faehen Sehaden tri t t dann Bin Absterben der Be- stgnde in den befallenen Gebieten ein. Um die Eiehen zu retten, gilt der Kampf vor allem dem prim/tren Sehadling - - dem Eiehenwiekler. Da sieh aus Falterflug und Eiablage Anzeiehen ffir ein erneutes starkes Auftreten des WiekIers ffir das Jahr 1926 ergaben, entsehlog sieh die Preugisehe Regierung zu energisehen Magnahmen gegen den Sehadling. Und zwar sollten in den 0be~Orstereien Haste, Bez. Minden ca. 1400 ha und Bischofs- wald, Bez. Magdeburg ca. 500 ha mit Kalzium- arseniat behandelt werden. Dieses Verfahren er- sehien um so geeigneter, als es im Vorjahre bei

der Nonnenbek'Xmpfung in Sorau gegen die dort vorhandenen Eichenwicklerraupen bestens gewirkt hatte.

Auf die Teehnik der Flugzeugbek~tmpfung soll hier nieht nigher eingegangen werden. Die dies- beztigliehen Fragen sind heute im groBen und ganzen als gelSst zu betrachten ~md sehon an anderen Stellen ['). ~), a), ~)], erOrtert worden. Leider sind wi t abet bisher fiber die Axsenwirkm~g auf die versehiedenen Waldseh~diger unter den versehiedenen Bedingungen noeh reeht wenig unterriehtet. Die Erfahrungen, die bei den ersten Flugzeugbekampfungen gewonnen werden konnten, bezogen sieh haupts~iehlieh auf Nonne und Forl- eule. Die ganz versehiedene biologisehe und physiologisehe Eigenart des Eiehenwieklers mugte naturgem~l] neue Gesiehtsp~mkte der Behandlung bringen.

Die Besiehtigung in den Obeff6rstereien Bisehofswald und Haste gab ein eindrueksvolles Bild der Verheerungen des Wleklers und der in seinem Gefolge auftretenden Seh~diger. Besonders

1) K. E s c h e r i c h : Die ,,Flugzeugbeki~mpftmg" des Kiefernspanners im bayrischen Forstamt Ensdorf. Forst- wirtschaftl. Centralbl. Berlin 1926, Heft 3, S. 73-94.

~) H. Kr ieg: Die Beki~mpfung fortlicher Sch~dlinge vorn Flugzeug. Verh. d. Natm:historischen Vex'. d. preu~. ]~heinlande u. Westfalen. 82. Jhrg. Bonn 1925, S. 40--50.

:~) O. Wa l te r: Die Bek~mpfung der Forleule und der Nonne. Neudamm 19'_)6. 86 Seiten. 12 Abb. und 3 Tafeln.

4) M. Wolf f und A. Kraul3e: Das Flugzeug im Dienste der Forstwissensehaft. Der Deutsche Forstwfi't Berlin 1925. Heft 91, S. 833--834 u. a.