die serodiagnostik im dienste der syphilis- und paralysestatistik

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(Aus der Deutschen Forschungsanstalt ftir Psychiatrie [Kaiser-Wilhelm-Institut] in Mtinchen.) Die Serodiagnostik im Dienste der Syphilis- und Paralysestatistik. Von Prof. F. Plaut und Dr. G. Ehrismann. Mit 6 Textabbildungen. (Eingegangen am 15. Jull 1926.) In den 20 Jahren, die seit der Entdeckung der WaR. verflossen sind, ist die Serodiagnostik der Syphilis in gr6Btem MaBstab fiir diagnostisehe Zwecke angewandt worden. Im Vergleich zu ihrer klinisehen Ver- wendung hat die Serodiagnostik fiir statistisehe Erhebungen zur Er- mittlung der Syphilish/iufigkeit nur in sehr bescheidenem MaBe gedient. Das riesige Material an serologisch untersuchten Personen, das in Kran- kenh~usern und Polikliniken zusammengebracht wurde, ist gr6Btenteils ffir die Beurteilung tier Syphilisfrequenz nicht verwertbar, da im all- gemeinen fortlaufende, alle Aufnahmen erfassende Untersuchungen unterblieben. Vorbedingung daftir, dab serologische Untersuehungen eine brauchbare Unterlage ftir die Syphilisfrequenz bieten, ist jedoeh, dab wahllos ohne Rticksieht auf die Krankheitsform und ohne Riiek- sicht darauf, ob Syphilisverdacht besteht oder nicht, die Untersuehungen durchgef/ihrt werden. Nur wenn alle w~hrend einer Untersuchungs- periode zugehenden F/~lle erfaBt werden, lassen sieh Auslesestatistiken vermeiden, die ein falsehes Bild von den tats~chlichen Werten geben. Nach Lage der Dinge ist man f/Jr Massenuntersuchungen auf Syphilis auf das Material der Krankenh~user, Kliniken und Polikliniken ange- wiesen. Es darf nicht fibersehen werden, dab nur mit groBer Vorsicht Ermittlungen, die an klinischem oder poliklinischem Material gemacht werden, ftir die Beurteilung der Syphilish/~ufigkeit bei der freilebenden BevSlkerung, verwertet werden k6nnen. Krankenabteilungen, die er- fahrungsgem~B wegen syphilitischer Erkrankungen in hOherem MaBe aufgesueht werden, vor allem Hautkliniken, werden bei der Durch- untersuchung natfirlich sehr viel h6here Syphilisraten liefern, als Kliniken, die wegen syphilitischer Erkrankungen nur in geringem MaBe aufge- sucht werden, wie etwa Chirurgische Kliniken, Frauenkliniken und Geb/~ranstalten. Die Untersuchungen auf Syphilis dfirfen sich natfirlich nicht auf die Serodiagnostik allein beschr/~nken, sondern es miissen Z. f. d. g. Neur, u. :Psych. 106. 1

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Page 1: Die Serodiagnostik im Dienste der Syphilis- und Paralysestatistik

(Aus der Deutschen Forschungsanstalt ftir Psychiatrie [Kaiser-Wilhelm-Institut] in Mtinchen.)

Die Serodiagnostik im Dienste der Syphilis- und Paralysestatistik.

Von Prof. F. Plaut und Dr. G. Ehrismann.

Mit 6 Textabbildungen.

(Eingegangen am 15. Jull 1926.)

In den 20 Jahren, die seit der Entdeckung der WaR. verflossen sind, ist die Serodiagnostik der Syphilis in gr6Btem MaBstab fiir diagnostisehe Zwecke angewandt worden. Im Vergleich zu ihrer klinisehen Ver- wendung hat die Serodiagnostik fiir statistisehe Erhebungen zur Er- mittlung der Syphilish/iufigkeit nur in sehr bescheidenem MaBe gedient. Das riesige Material an serologisch untersuchten Personen, das in Kran- kenh~usern und Polikliniken zusammengebracht wurde, ist gr6Btenteils ffir die Beurteilung tier Syphilisfrequenz nicht verwertbar, da im all- gemeinen fortlaufende, alle Aufnahmen erfassende Untersuchungen unterblieben. Vorbedingung daftir, dab serologische Untersuehungen eine brauchbare Unterlage ftir die Syphilisfrequenz bieten, ist jedoeh, dab wahllos ohne Rticksieht auf die Krankheitsform und ohne Riiek- sicht darauf, ob Syphilisverdacht besteht oder nicht, die Untersuehungen durchgef/ihrt werden. Nur wenn alle w~hrend einer Untersuchungs- periode zugehenden F/~lle erfaBt werden, lassen sieh Auslesestatistiken vermeiden, die ein falsehes Bild von den tats~chlichen Werten geben. Nach Lage der Dinge ist man f/Jr Massenuntersuchungen auf Syphilis auf das Material der Krankenh~user, Kliniken und Polikliniken ange- wiesen. Es darf nicht fibersehen werden, dab nur mit groBer Vorsicht Ermittlungen, die an klinischem oder poliklinischem Material gemacht werden, ftir die Beurteilung der Syphilish/~ufigkeit bei der freilebenden BevSlkerung, verwertet werden k6nnen. Krankenabteilungen, die er- fahrungsgem~B wegen syphilitischer Erkrankungen in hOherem MaBe aufgesueht werden, vor allem Hautkliniken, werden bei der Durch- untersuchung natfirlich sehr viel h6here Syphilisraten liefern, als Kliniken, die wegen syphilitischer Erkrankungen nur in geringem MaBe aufge- sucht werden, wie etwa Chirurgische Kliniken, Frauenkliniken und Geb/~ranstalten. Die Untersuchungen auf Syphilis dfirfen sich natfirlich nicht auf die Serodiagnostik allein beschr/~nken, sondern es miissen

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anamnestische Erhebungen und sorgf/~ltige klinische Untersuchungen an- gestellt werden, um die Syphihs auch bei den Kranken aufzudecken, deren Blur negativ reagiert. DaB zur Sicherung der klinischen Befunde die Liquoruntersuehung in vielen F/~llen unentbehrlich ist, ist allgemein bekannt.

Will man aus den Ergebnissen, die fortlaufenden Untersuchungen in Kliniken geliefert haben, Schltisse auf die Syphilish~ufigkeit bei der sozusagen gesunden BevSlkerung ziehen, so empfiehlt es sich in der Weise zu verfahren, daf~ man alle F/~tle, bei denen eine syphilitische Erkrankung Anlal~ zur Aufnahme gegeben hat, nachtr/~glich von dem Gesamtmaterial absondert und das derart gereinigte Material als Basis fiir die Berechnungen der Syphihsh/iufigkeit dienen 1/s Es ist nicht zu verkennen, dal3 auch hierin eine gewisse Willktir liegt und, dab nur durch Zusammenlegung grol~er Untersuchungsreihen, die an verschie- denen Stellen und aus verschiedenartigem Krankenmaterial gewonnen sind, Werte erhalten werden kSnnon, die sieh einigerma{ten den Wirk- liehkeitswerten ann/~hern.

Der andere Weg, den man zur Feststellung der Syphilish~ufigkeit be- schreiten kann, ist der, dab man grSf~ere BevSlkerungsgruppen auBerhalb der Krankenh~user serodiagnostisch untersucht. Hierbei wiirde man natiirlich in weit geringerem Mal~e mit einem Auslesematerial zu rechnen haben und die Syphilish/~ufigkeit einwandfreier feststellen kSnnen als wenn man sich auf Personen, die gerade in /~rztlicher Behandlung stehen, besehr/~nkt. Der Beschreitung dieses Weges stehen jedoch, wovon wir uns selbst bei unseren Bemiihungen fiberzeugen muf~ten, die grSl~ten Schwierigkeiten entgegen. Man sollte meinen, dab es wenig- stens bei gewissen Gruppen einmaI mSglich sei, die Durehfiihrung von Massenuntersuchungen zu erreichen, so etwa beim Heer, bei gewissen Beamtenkategorien, z. B. Post odor Eisenbahn, bei der Arbeiterschaft groBer industrieller-Werke und dgl. - - in Wirkliehkeit mul~ man leider die Aussichten - - wenigstens in Deutschland - - solche Erhebungen zu veranstalten, sehr gering anschlagen. In der Tat ist bisher in Deutsch- land keine derartige Untersuchung gr51~eren Stils durchgeftihrt worden. Anderwarts sind die Widerst~nde offenbar geringer. Besonders in Amerika sind sowohl in Krankenh/~usern, wie bei der freien BevSlkerung, serologische Durchuntersuchungen in recht grol~em Maf3stab veran- staltet wordenl).

Die serologisehen Untersuchungen, die bisher in deutschen Insti- tuten unter statistischen Gesichtspunkten mit dem Ziele der Ermittlung der Syphilish/~ufigkeit angestellt wurden, sind an Zahl und Umfang nicht sehr grofi.

1) N/~heres hiertiber bei ~. Plaut, Paralysestudien bei Negern und Indianern. Springer 1926.

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Untersuchungen an Schwangeren nahm zuerst Saenger an der Klinik DSderlein in Mfinchen vor; yon 2000 Frauen, die vom Januar 1916 ab untersucht wurden, ergaben 8,6% ein positives Ergebnis. In der Freiburger Frauenklinik untersuchten Stithmer und Dreier fortlaufend 250 Schwangere und Geb~rende und fanden 3,2O/o infiziert; es handelte sich hier um vorwiegend l~ndliches Material. :Nach Georgi und Hahndorn waren in Heidelberg unter 169 Frauen 8,9~o luetisch infiziert. In Bonn hatten nach Klee unter 709 Frauen 6,4~o positive WaR. ; in KSln unter 1200 ~rauen 7,8~o.

Heynemann gab ftir Halle 10~o an, Wagner ftir Prag 5~o positive WaR. bei verheirateten Frauen, 8O/o bei ledigen Frauen. Bei dem Material der Dtisseldorfer Frauenklinik stieg nach Pankow die Zahl der Luetischen unter den verheirateten Frauen nach dem Kriege yon 2,6~o auf 4,6~o an, um bald wieder auf die frtihere Zahl abzusinken; bei den unverheirateten Frauen war eine Zunahme der luetisch infizierten yon 6,5 auf 13,7% zu beobachten. Hohn und Gummert fanden in Essen unter 944 WSchnerinnen, die Familien Kruppscher WerkangehSriger entstammten, 1,5~o mit luetischer Infektion.

Untersuchungen an inneren Kliniken ergaben folgendes: Nach Hubert waren yore 1. X. 1912 bis 1. VII. 1915 unter 8652 KrankheitsfMlen der Klinik yon Rom- berg in Mfinchen 8,8~o Luetiker, ; v o n 4739 M~nnern waren 8,5~o, yon 3903 Frauen waren 9% infiziert; yore 1. VI. 1915 bis 1. I. 1918 erwiesen sich unter 6991 Kran- ken 10,3~ dabei yon 3499 M~nnern 9,8~ yon 3492 Frauen 10,9~o infiziert. In Berlin hatten nach Schrump/ wahrend der Kriegszeit unter 4280 fortlaufend untersuchten M~nnern der Medizin. Univ.-Poliklinik 7,46~o luetische Erkran- kungen innerer Organe, 9,67O/o Erkrankungen, die mit Wahrscheinlichkeit dureh Lues verursacht waren. Wittgenstein und Brodnitz fanden an derselben Poli- klinik 1922/1923 unter 3347 tortlaufend untersuehten M~nnern 240 (7,54~ deren interne Erkrankung auf Lues zurtickzuftihren war; sie erfaBten dabei nicht die Gesamtzahl der Luetiker, da sie z. B. die Kranken mit luetischen Haut- und Schleimhauterkrankungen nicht mitz~hlten. Port berichtete tiber die H~ufigkeit positiver WaR. im Blut yon Kranken der internen Abteilung des Augsburger Krankenhauses, die fiber 50 Jahre alt waren: In den Jahren 1921/1923 hatten yon 93 M~nnern zwischen 50 und 60 Jahren 19 (20,4~o), yon 82 M~nnern fiber 60 Jahren 17 (20,7~o) serologisch positive WaR. ; yon 54 Frauen zwischen 50 und 60 Jahren 15 (26,3~o), yon 57 Frauen fiber 60 Jahren 12 (21~o). Innerhalb der ersten 41/2 Monate 1924 zeigten yon 105 aufgenommenen Kranken fiber 60 Jahren 21 (20~ yon 73 zwischen 50 und 59 Jahren 12 (16,4~o) eine positive WaR. im Blut.

]:)as statistische Untersuehungsmaterial, das aus deutschen Irrenanstalten oder Kliniken beigebracht wurde, ist ~ul~erst dfirftig. Es liegt nur eine Publikation vor. Hieronymus hat in der Provinzialanstalt Lauenburg in Pommern w~hrend eines Zeitraumes yon 21/2 Jahren bis auf wenige Ausnahmen den ganzen Bestand an Kranken und alle Aufnahmen serologisch untersucht. Es handelte sich um tiber 1000 F~lle, vorwiegend landlicher Herkunft, Die Zusammenfassung yon Anstaltsinsassen und yon Aufnahmen ist statistisch anfechtbar, da das abgelagerte Irrenanstaltsmaterial infolge des Absterbens der Paralytiker erheblich weniger Syphilitiker zu enthalten pflegt als das Material der Neuaufnahmen. Hieronymus hat wolff aus diesem Grunde darauf verzichtet, die prozentuale Syphilisfrequenz des Gesamtmateriales zu errechnen und sich darauf beschr~nkt, die H~ufigkeit der Syphilis innerhalb der einzelnen Gruppen yon Geisteskranken mitzuteilen. Hieronymus land positive WaR. im Blur unter 554 F~llen yon Dementia praecox 10mal, unter 33 alkoholischen Psychosen 1 mal, unter 71 Idioten und Imbezillen 13 real, unter 38 Psychopathen 4 real, unter 109 Manisch-Depressiven 1 mal; kein

1"

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Fall von positiver Blutreaktion land sich unter 34 F~llen yon seniler Demenz, unter 24 yon Arteriosklerose, unter 9 yon Paranoia, unter 119 yon Epilepsie.

Da bisher in keiner psychiatrischen GroBstadtklinik in Deutschland statistische Untersuchungen fiber die Syphilish~ufigkeit gemacht wurden, hielten wir es ffir wfinschenswert solche Prfifungen vorzunehmen. Das serologische Laboratorium wurde an der Miinchener Psychiatrischen Klinik schon zu Beginn des Jahres 1907 erSffnet, und es wurden alsbald in groBem Umfang Un$ersuchungen durchgeffihrt. Allerdings wurde jahrelang mit Auswahl vorgegangen, und es blieb eine mehr oder weniger groBe Zahl yon Kranken ohne serologische Untersuchung. Vom 1. Juli 1915 ab gingen wir dazu fiber, die Blutuntersuchung bei allen der Klinik zugehenden Kranken durchzuffihren. Die Untersuchungsperiode, die

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I ~6 1~6 I ~ 7 ~ 8 4~r 4J20 I~2~ !322 r

Diagramm 1. Graphische Darstel lung der ZeitrAume, innerhalb deren die for t laufenden Wa-Untersuchungen s ta t t fanden.

am 1. Juli 1923 abschloB, umfaBte somit 8 Jahre. Aus ~uBeren Ursaehen, die aus den Kriegsverh~l~nissen und deren Naehwirkungen sieh ergaben, muBten die for~laufenden Untersuchungen einige Male unterbroehen werden; die Resultate der Untersuehungen, die w~hrend soleher Zeiten fiir diagnostisehe Zweeke vorgenommen wurden, nahmen wir na~iirlieh in das statistisehe Material nicht auf. Die Lfieken, die infolge der Unterbreehungen entstanden, sind aus Diagramm 1 ersiehflieh. Aus der Tabelle 1 geht hervor, wie sich die untersuehten F~lle auf die ein. zelnen Jahre vel~eilten.

Tabelle 1. Zahl der ]ortlau]end serologisch untersuchten Fgille in den einzelnen Jahren.

Ii 1910,10 1910,1711 17. 1918/19] 1919/201 19~01211 1~/~ 19~/~

hi~nner . . . . . . 646 527 594 508 644 486 499 514 Frauen . . . . . . /[ 505 - - 570 458 510 466 407 399

Ws der ffir die statistische Berechnung verwerteten Zeitr~ume unterblieben bei nur ganz vereinzelten Kranken die Untersuchungen, so bei einigen Berauschten, die wi~hrend der Nacht aufgenommen und in aller l~rfihe wieder entlassen wurden und bei moribund eingelieferten Kranken. Die Zahl der ausgelassenen F~lle ist so gering, dab sie nicht ins Gewicht f~llt. Wiederholt aufgenommene Kranke wurden nur einmal

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gez~hlt, und zwar galt jeweils das Resultat der ersten Untersuchung. In einer Psychiatrischen Klinik macht es einen Unterschied, ob man nur die Erstaufnahmen oder alle Aufnahmen berficksichtigt. Die Paralytiker machten, wie unten ausgeffihrt werden wird, einen gro[3en Teil der zugehenden Syphilitiker aus. Die Paralytiker kommen verh~ltnism~l]ig selten wiederholt zur Aufnahme. Auf der anderen Seite kehren Ange- hSrige der Krankheitsgruppen mit geringer Syphilish~ufigkeit, wie Epileptiker, Hysteriker, Manisch-Depressive, im Laufe einer Reihe yon Jahren immer wieder in die Klinik zurfick, wodurch die Gesamtsyphilis- rate gedrfickt wird. Die Syphilish~ufigkeit erscheint daher grS•er, wenn die F~lle nur einmal gez~hlt werden, als wenn nach Aufnahmen gebucht wird.

Es gelangten im ganzen 7733 F~lle (4418 c~ und 3315 9) zur Unter- suchung. Vou den 4418 M~nnern waren mit Syphilis infiziert 1124---- 25,4~o, yon den 3315 Frauen 496 ~-- 15~ . Somit war etwa jeder 4. Mann und etwa jede 7. Frau unter den Aufnahmen w~hrend der Untersuchungs- periode syphilitisch. Serologisch positiv verhielten sich yon den M~nnern 991 z 22,4~o, yon den Frauen 430 z 13% . Seit Ende 1918 wurde neben der WaR. auch die SaG.-R. regelm~l~ig herangezogen. Als positiv wurde nur der eindeutige Ausfall der Blutreaktion bezeichnet. Die serologisch ffaglichen F~lle wurden nicht unter die als serologisch positiv bezeichneten Gruppen eingereiht. Zweifelhaf~e Blutreaktionen gaben yon den M~nnern 89, yon den Frauen 82. Dutch anamnestische Sicherstellung der syphihtischen Infektion, dutch klinische Merkmale sowie dutch die Liquordiagnostik wurde die syphilitische Infektion bei 133 ~ 3~o der m~nnlichen und bei 66 --~ 2% der weiblichen Aufnahmen ermittelt, t i ler handelte es sich also um Syphilitiker mit negativem oder zweifelh~ftem Blutbefund. Man erkennt, da] die Zahl der Syphilis- diagnosen, die ohne Hilfe der Blutuntersuchung gestellt wurden, eine recht niedrige ist. Man daft wohl annehmen, dal~ in Wirklichkeit ein etwas hSherer Prozentsatz yon seronegativen Syphilitikern sich unter den Kranken befand und vor allem int:olge des Versagens der Anamnese der Feststellung entging. Bei psychisch Kranken ist ja die Aufkl~rung der Vorgeschichte hinsichtlich der Infektion mit Syphilis besonders schwierig. Die ermittelten Zahlen mfissen daher als Mindestzah]en angesehen werden.

Die Zahl der kongenRal syphilitischen Kranken betrug beim m~nn- lichen Geschlecht 72, beim weiblichen 29; berechnet auf die Gesamtheit der m~nnlichen bzw. der weiblichen Syphilisf~lle betrug der Anteil der Lues congenita 6,4~ bzw. 5,6o/o .

Veffolgt man die Syphilish~ufigkeit im Laufe der Jahre w~hrend der Untersuchungsperiode yon 1915/16 his 1922/23, so ergeben sich folgende Prozentzahlen, die auf die jeweiligen Jahresaufnahmen der beiden Ge-

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schlechter bezogen sind und wobei die Paralysen nicht mit einbezogen wurden.

[ L M~nnern . . . . . . 12,0 7,8 14,3 8,5 12,7 9,7 9,6 7,0 F rauen . . . . . . 8,3 - - 10,7 6,8 8,0 9,7 8,0 5,3

Wir sehen ein Maximum der Syphilisf~lle 1917/18 und ein Minimum 1922/23. Da sich dies bei beiden Geschlechtern in gleieher Weise geltend maeht, darf man vielleicht annehmen, dai~ es sich hier nicht um Zu-

L ebenxa/ /er ~o 9-r ?l-ZO 2r 3?-qO qr 51-60 b~-70 7~-80 8r ~-r q4L b q2 qo 3 8 - 3 6 - 3 9 - 8 2 - 30 2 8 - 2 5 - 2 q - 2 2 - 2O

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Kurvenbild 1. Verteilung der Syphilitiker ohne Betei- ligung des Nervensystems (a) und der Paralytiker (b) auf die verschiedenen Altersgruppen naeh Prozen~en.

fi~lligkeiten handelt. Aller- dings sind die Schwankun- g e n d e r Syphilish~ufigkeit wghrend der iibrigen Jahre recht erhebliche. I-Iinsicht- lich der Paralysehi~ufigkeit waren Jahresschwankungen von uneinheitlichem Cha- rakter zu beobachten. Durch ein Abflauen oder Ansteigen auff~lliger Art waren einzelne Jahre nicht ausgezeichnet.

~ber die Beziehungen zwischen Lebensalter und Syphilish~u/igkeit liel3 sich folgendes ermitteln: Bei der Verteilung aller Infizierten auf Lebensjahrzehnte ergab sich eine Kurve, die ihren Gipfel im 5. Lebens-

j ahrzehnt bei beiden Geschlechtern hatte. Dieser Verlauf der Kurve war durch die gro~e Zahl von Paralysen bedingt, die zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr zur Aufnahme gelangten. Nach Abzug der Para- lytiker und der fibrigen F~lle mit nervSser Syphilis yon der Gesamtzahl der Syphilitiker, resultierte eine Kurve, die ihr Maximum im 3. Lebens- jahrzehnt zeigte und im wesentlichen der Frequenzkurve folgte, die sich aus der Zusammenfassung aller Aufnahmen von syphilitischen und nichtsyphilitischen Kranken ergab. Kurvenbild I zeigt den verschiede- nan Verlauf, den die Alterskurven bei den Paralysen und bei dan F~llen yon Syphilis ohne Beteiligung des Nervensystems nehmen.

Diese Kurven stellen also dar, wie sich die Gruppen der beiden Krank- heitsformen auf die Lebensjahrzehnte verteilten. Die Paralysekurve

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Die Se rod iagnos t ik i m Di ens t e der Syphil is- u n d Pa ra lyses t a t i s t ik . 7

zeigt ihre schon so oft festgestellte Eigenart. Bei der Syphiliskurvo ist bemerkenswert, daI] yon den syphilitischen Frauen ein gr61~erer Teil auf das 3. und 4. Lebensjahrzehn~ entf/~llt als yon den syphilitischen M/~nnern, w/~hrend bei den hSheren Lebensaltern das m/~nnliche Ge- schlecht st/~rker vertreten ist.

Berechnete man auf der anderen Seite, wie hoch der Prozentsatz yon Syphilitikern war, der sich innerhalb der verschiedenen Altersgruppen land, wobei man also zu ermitteln suchte, in welchem Mat3e die im 1., 2., 3 , usf. Lebensjahrzehnt aufgenommenen Kranken mit Syphilis durchseucht waren, so ergab sich hinsichtlich der Syphilitiker mit intaktem Nervensystem ein vSllig anderer Kurvenverlauf (Kurvenbild II) als bei der in Kurvenbild I abgebildeten Verteilungskurve, w/~hrend bei den Paralytikern die Kur- yen nur insoweit differier- ten, als in dem 1. und 2. Lebensjahrzehnt sich die Lues congenita nunmehr in der Kurve ausdriickte. (Auf den Abdruck dieser Para- lytikerkurve wurde mit Rticksicht auf ihre geringe Verschiedenheit, gegeniiber der oben abgebildeten Para- lytikerkurve, verzichtet.)

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Kurvenbild 2. Syphilis ohne Beteiligung des Nerven- systems innerhMb der verscbiedenen Altersgruppen.

Kurve I I hat ihr Maximum im 1. Lebensjahrzehnt bei beiden Ge- schlechtern infolge der vielen kongenital luetischen Kindern, die sich unter den Aufnahmen dieser Altersgruppe linden. Auch im 2. Lebens- jahrzehnt wirkt die Lues congenita noch auf die Kurve ein. Die m~nn- lithe Kurve zeigt im 4. Lebensjahrzehnt gegeniiber dem 3. eine Senkung und erhebt sich dann wieder, um im 6. Lebensjahrzehnt einen zweiten Gipfel zu gewinnen; sie f/~llt dann ab, zeigt aber auch noch fiir das 8. Lebensjahrzehnt einen ganz ansehnlichen Prozentsatz. Die weibliche Kurve f~llt mit der m/~nnlichen fiir die ersten 4 Lebensj ahrzehnte ungef/~hr zusammen ; dann verl/tuft sie unterhalb der m/~nnlichen Kurve, die Distanz nimmt bis zum 7. Jahrzehnt zu, wenngleich auch hier ein Ansteigen der Kurve im 6. Lebensjahrzehnt, wie bei der m~nnlichen Kurve, angedeutet ist und im 8. Lebensjahrzehnt n/~hern sich die Kurven wieder einander.

Diese Alterskurven der Syphilitiker sind natiirlich stark durch die Besonderheit unseres Krankenmaterials beeinflul~t und gestatten selbst- redend keine Verallgemeinerung hinsichtlich der Beziehung yon Alter und H~ufigkeit der Syphilis.

Aus Tabelle 2 ist die Zusammensetzung des untersuchten Kranken- materials nach Diagnosen ersichtlich, und diese Tabelle gibt ferner die

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8 F. Plaut und G. Ehrismann:

Tabelle 2. Verteilung des Materials au/ die verschiedenen t~rankheitsgruppen und Zahl der Syphilitischen innerhalb der Krankheitsgruppen.

Zahl der unter- suchten Fdille:

Manner . . . . ]] 664 28 52 Frauen . . . . :'1213 4 21

Gesamtsumme 877 32 73

Syphilitisch: M~nner . . . . i 664 28 52 Frauen . . . . i213 4 21

I]877 32 73

= ~ i o ~ ~ "~ o ~ ~ ~ .-~

I [

i200 316 239 1158 i 326 730 951 55;134 577

r

826 171 42 307 89 i 1030 75,102 169 1101

188812951371 373] 903

148 26 44 l l 33 961 15 15 5 27

244141159 :16 60

1856 264 144 476!19~

42 [23 2 31 20 56 8 4 19 13 98 1311 6 150133

4418 3315 7733

1124 496

1620

Zahl der Syphilitischen an, die in den einzelnen Krankheitsgruppen festgestellt wurden.

Die Zusammenstellung zeigt, daf3 unter den Syphilitikern diejenigen Gruppen, die wegen syphilitischer Erkrankung des Nervensystems in die Klinik gebracht wurden, einen erheblichen Prozentsatz der Auf- nahmen bildeten. Unter 7733 (4418~, 3315 9) Aufnahmen war die Paralyse mit 877, (664 ~, 213 ~), die Tabes mit 32 (28 ~, 4 9), die Lues cerebrospinalis mit 73 (52 ~, 21 9)F/i l len vertreten. Die Para- lyt[ker, hinter denen die F/~lle yon Tabes und Lues cerebrospinalis an Zahl weit zuriicktraten, machten allein 11,4~o der Aufnahmen aus. Unter den m/~nnlichen Aufnahmen befanden sich 15~o, unter den weib- lichen Aufnahmen 6,4% Paralysen. Der Prozentsatz der Tabiker betrug bei ~ 0,6%, bei ~ 0,1%, der Prozentsatz der F/~lle von Lues cerebrospi- nalis bei ~ 1,2%, bei ~ 0,6%. Insgesamt wurden yon den M/s 16,8%, yon den Frauen 7,1% wegen syphilitischen Erkrankungen des Nervensystems aufgenommen. Diese Zahlen erhShen sich dadurch noch etwas, da$ in der Gruppe ,,Unklare F/~lle" sich noch eine kleine Zahl yon wohl hierher gehSrigen F/s befanden. Lues congenita lag bei Paralyse 21mal (15~, 6~), bei Tabes 2mal (2~), bei Lues cere- brospinalis 7 real (4 ~7, 3 ~) vor.

Das Verh~ltnis der weiblichen Paralyse zur m~nnlichen Paralyse betrug 1 zu 2,3. Wir sehen also, daf~ das m/~nnliche Geschlecht nicht nur st/~rker yon Paralyse, sondern auch stdrker von Lues cerebrospinalis be/allen erscheint; die Differenz ist bei der Paralyse ein wenig grSf~er. Die Zahl der Tabiker war so gering, dal~ sie statistisch nicht verwertbar ist. I-Iingegen sei darauf hingewiesen, dai] auch bei der juvenilen Paralyse

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Die Serodiagnostik im Dienste der Syphilis- und Paralysestatistik. 9

das mgnnliche Geschlecht fiberwog; das Verhgltnis ~ zu 9 stellte sich auf 1 zu 2,5.

Bringt man die Fglle mit nervSser Syphilis - - Paralyse, Tabes, cere- brospinale Syphilis - - und weiterhin die unklaren Fglle, unter denen sich nicht ngher zu bestimmende Kranke mit nervSser Syphilis befanden, v o n d e r Gesamtsumme der Untersuchten in Abzug, so verbleiben 6552 Kranke (3585 c~, 2967 9). Syphilitiseh infiziert hiervon waren 605 = 9,2 %. Auf die Geschleehter verteilten sich diese syphilitischen Fglle wie folgt: 360 Mgnner = 10%, 245 Frauen ~ 8,30/0 . Die auf diese Weise errechnete Syphilisfrequenz mag wohl ungefghr der Syphilis- hgufigkeit bei der BevSlkerung aulterhalb der Krankenhguser in Miinchen entsprechen. Hinsichtlich der Frauen besitzen wir eine Vergleichs- mSglichkeit durch die Untersuchungen yon Siinger an Schwangeren der Miinehener Frauenklinik. Der yon Siinger ermittelte Prozentsatz von Syphilis - - 8,6~o - - stimmt fast vSllig mit dem Prozentsatz fiberein, der sich bei den Frauen in unserer Klinik ergab. Die Werte, die Hubert in der Inneren Klinik in Mfinchen gefunden hat: 9,9~o Syphilis bei Frauen, liegen etwas hSher; sie sind zum Vergleich weniger geeignet, da ja in den inneren Kliniken zahlreiche Kranke wegen syphilitiseher Erkrankung Aufnahme finden. Syphilis bei Mi~nnern land Hubert in 9,1%, wobei wir, wie auch bei den Frauen, die in den beiden Ver- 5ffentlichungen Huberts mitgeteilten Zahlen zusammengezogen haben. Es fanden sieh also weniger Syphilitiker unter den mgnnlichen internen Klinikpatienten als bei unseren mgnnlichen Kranken nach Abzug der- jenigen, die wegen nervSser syphilitischer Prozesse uns zugegangen waren.

Auffallend erscheint der geringe Unterschied in der Syphilishiiu/iglceit zwischen beiden Geschleehtern: wir /anden nur 20% mehr Syphilis bei den Mginnern als bei den Fraueu; Hubert land bei Frauen die Syphilis sogar noch etwas hgufiger als bei den Mgnnern. Vergleiehen wir die Hgufigkeit der an nicht nerv6sen syphilitischen Prozessen leidenden Syphilitiker unserer Klinik mit der Hgufigkeit der Paralytiker, so sehen wir, da{3 die Paralyse beim mgnnlichen Geschlecht sehr viel hgufiger gefunden wurde als es dem Verhgltnis der Syphilishgufigkeit der beiden Gesehlechter entspricht: Syphilis ~ zu 9 = 10% zu 8,3% - - P a r a l y s e c~ zu 9 wie 15% zu 6,4%. Wi~hrend sieh also die Syphilis bei den Mgn- nern nur um 20% hgufiger land, war die Paralyse um 130% Miu/iger bei den Miinnern als bei den Frauen. Die grSftere Paralysehgufigkeit beim mgnnlichen Gesehlecht seheint also nur zu einem geringen Teile ihre Ursache in der hSheren Zahl syphilitischer Infektionen zu haben. Auf Grund unserer Feststellungen wird man annehmen dtirfen, dal~ die Syphilis beim weiblichen Geschlecht erheblich seltener zur Paralyse /iihrt als beim mdnnlichen Geschlecht. Es ist eine sehr interessante Aufgabe, der Frage nachzugeben, woraus sich dies erklgren mag, ob bei den

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M/~nnern f6rdernde oder bei den Frauen schfitzende Einflfisse gegeniiber der Paralyse wirksam sind und welcher Art solche Einfliisse sein mSgen. Die Schutzpockenhypothese und die Therapiehypothese lassen sich als Erkl/~rung ffir die Seltenheit der weiblichen Paralyse in gleicher Weise ins Treffen fiihren: die Frauen werden seltener revacciniert, besitzen infolgedessen einen mangelhafteren Impfschutz und sind deshalb weniger gef/ihrdet, an Paralyse zu erkranken als die M/~nner. - - Die

Absolute Zahlen Prozentsatz der Untersuchten m R Manner [7~ Frauen der Infizierten

316 13,9%[ 55 ~////////////,~ ~/////////////~, V//////////~ 27,3% J Alkoholismus

171 ~ E 13,5%[ 75 ~flflflflflflflflflflfl/fl,~ ] 10,7% J Arteriosklerose

200 ~ E - - - - 13,5% / Imbezillit~t- 35 z///////////////~ V/ffffff///~ 15,8 % f Idiot ie

1158 ~ [ ] 12,8% /Psychopathie, 730 "////////////////~, "//A 13,1% f Hysterie

326 ~ 10,1~ ~ Maniseh-depr. 577 ~//////~ 5,7% f Irresein

826 ~ 5,1% ~ Dementia 1030 ~J////A 5,4% ~ praecox

239 ~ l - - 4,8% } 134 ~///~ 3,7% Epilepsie

42 ~ - 4,8% } 102 7//////~ 3,9% Senile Demenz

0 Z q 6 8 I012r

Diagramm 2. H~ufigkeit der Syphilis innerhalb einzelner Krankheitsgruppen.

spezifische Behandlung unterbleibt bei Frauen h/~ufiger als bei M/~nnern, da die syphilitische Infektion bei Frauen h/~ufiger als bei M/~nnem fibersehen wird; da die biologische Beeinflussung der Pallida durch spezifische l-Ieilmittel bei Frauen infolgedessen seltener eintritt, ist auch die Paralyse bei ihnen seltener. Der Umstand, dab diese beiden sehr verschiedenartigen Hypothesen in gleich plausibler Weise zur Er- kl/~rung dienen kSnnen, spricht gegen die Brauchbarkeit beider Hypo- thesen, ein Einwand, auf den Kolb mit Recht hingewiesen hat, und der sich auch in diesem Einzelfall wieder aufdr~ngt. Moore hat die M6glich-

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Die Serodiagnostik im ~ienste der Syphilis- und Paralysestatistik. ] 1

keit erSrtert, da$ die Schwangerschaft unter gewissen Bedingungen der Entwicklung der Paralyse entgegenzuwirken vermSge, und Solomon hat sich kfirzlich ebenfalls, wenn auch mit aller Vorsicht, in diesem Sinne ge/~ul]ert. Dieser Erkl/~rungsversuch verdient grfindliche Priifung, wie fiberhaupt das Problem: Weshalb erkrankt die syphilitische Frau seltener an Paralyse als der syphilitische Mann ? - - nach allen Rich- tungen durchforscht werden muir.

Wir wenden uns nun zu der Besprechung der SyphilisMiu/igkeit bei den einzelnen Krankheits/ormen, bei denen die Syphilis als Neben- befund erhoben wurde. Die absoluten Zahlen der Syphilitiker linden sich in Tab. 2. Der prozentuale Anteil, den die Syphilitiker unter den Aufnahmen der einzelnen Krankheitsgruppen bilden, ist aus Diagramm 2 ersichtlich: ,,Kleine Gruppen" und ,,Unklar" sind in das Diagramm nicht aufgenommen worden. Krankheiten mit viel Syphilis, d. h. 10~/o und dies bei beiden Geschlechtern, sind danach Alkoholismus, Arterio- sklerose, Imbezillit/~t-Idiotie und Psyehopathie-Hysterie. Die manisch- depressiven M/~nner zeigen mit 10,1% gleichfalls eine recht erhebliche syphilitische Durchseuchung, w~hrend die manisch-depressiven Frauen mit 4,7% eine geringe Syphilisfrequenz bieten. Die Krankheitsgruppen mit sp/~rlicher Syphilis, d. h. 5~o und weniger bei beiden Geschlechtern sind Dementia praecox, Epilepsie und senile Demenz.

Der hohe Prozentsatz yon Syphilis in der Gruppe Imbezillitgt-Idiotie ist dadurch bedingt, dab die kongenitale Syphilis in dieser Gruppe eine grol~e Rolle spielt; bei rund 80% war die Syphilis kongenitalen Ur- sprungs.

Beim Alkoholismus f/~llt auf, dab beim weiblichen Geschlecht die Syphilis mit 27,3% aul~erordentlich h/~ufig gefunden wurde, welt h/~u- tiger als in irgendeiner anderen Gruppe yon weiblichen Kranken und doppelt so hiiufig als bei den m/~nnlichen Alkoholisten. Diese Erscheinung erkl/~rt sich aus der erheblichen Vertretung der Prostituierten unter den Alkoholistinnen.

Auch bei der Arteriosklerose steht die Zahl der syphilitisch Infizierten fiber dem Durchschnitt bei beiden Geschlechtern. Diese ~eststellung unterstfitzt die Anschauung, dal~ die Syphilis die Entwicklung der Arteriosklerose zu begiinstigen vermag.

Die hohe Syphilisfrequenz bei den Psychopathen und Hysterischen findet wohl ihre Erkl~rung in der Haltlosigkeit, die viele Psychopathen in geschlechtlicher Beziehung aufweisen. Unter den m/innlichen Psycho- pathen befindet sich eine reichliche Anzahl yon forensischen F/~llen, bei denen ja bekanntlich die Syphilis besonders verbreitet ist. In der weiblichen Gruppe, die einen noch etwas hSheren Syphilisprozentsatz als die m/~nnliche zeigt, befinden sich zahlreiche Dienstm/idchen, Kell- nerinnen, larvierte Prostituierte der verschiedenen Schichten.

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Wichtig erscheint die Feststellung yon der relativen H/~ufigkeit - - 10,1% -- , mit der sieh Syphilis bei maniseh-depressiven Mdnnern vorfand. Bekanntlich ist die Entwicklung der Paralyse bei Manisch- Depressiven beider Geschlechter etwas auBerordentlich Seltenes. Es diirfte also wohl kaum an der Seltenheit der syphilitischen Infektion liegen, dab die manisch-depressiven Kranken im allgemeinen yon Paralyse verschont bleiben; wenigs~ens fiir das m/~nnliche Geschlecht wird man dies annehmen diirfen. Die geringe syphilitische Durch- seuchung der weiblichen Zirkuliiren, die ja gr6Btenteils Depressive sind, hat wohl psychologische Ursachen.

Die Gruppe der Dementia praecox enthielt wenig Syphilitiker, relativ noch weniger bei den M/innern als bei den Frauen. Diese Tatsache ist nicht geeignet, die Vermutung zu stiitzen, dab die kongenitale Syphilis eine Rolle bei der Entstehung der Sehizophrenie spiele.

Am ehesten k6nnte man an einen solchen Zusammenhang noch bei der P/rop]hebephrenie denken. Es w/~re ja mSglieh, dab die Sehizo- phrenie sich auf Schwachsinnszust~nde bei angeborener Syphilis 6fters aufpropft als auf Sehwachsinnszust/~nde, die nicht mit Lues eongenita verkniipft sind. Wir haben die F/tlle von Pfropfhebephrenie heraus- gezogen. Bei einem Material von 41 F~llen, 28 c? und 13 2 land sich Syphilis bei beiden Gesehleehtern je l mal. Dies entspricht einem Prozentsatz yon 5, der also mit der H~ufigkeit der Syphilis bei der Gesamtheit der Schizophrenen iibereinstimmt. Danach ist also auch fiir die Pfropfhebephrenie eine Mitwirkung der Syphilis alles eher als wahrscheinlich.

Bei der Epilepsie spielt die Syphilis eine besonders geringe Rolle. Natiirlich ist das Material von allen F/~llen yon luetischer Epilepsie, d. h. von F/s yon Lues cerebrospinalis, die unter dem Bride der Epi- lepsie verlaufen, zuvor gereinigt worden. Auch die verschiedenen For- men von symptomatiseher Epilepsie sind nicht einbezogen - - sie finden sieh in der l~ubrik ,,Kleine Gruppen". Die epileptisehen M~dchen und Frauen seheinen Syphilis recht selten zu erwerben, noch wesentlich seltener als die weiblichen Sehizophrenen (3,7% : 5,4%). Dazu kommt, dab e$wa 1/4 der syphilitischen Epileptisehen die Syphilis nicht erworben, sondern angeboren hatten. Unter Beriicksichtigung dieses Umstandes erscheint die Seltenheit, mit der die Epileptiker beider Geschleehter sich er Gefahr der Infektion mit Syphilis aussetzen, noeh erhSht.

Das seltene Vorkommen der Syphilis bei seniler Demenz diirfte sieh daraus erkl~ren, dal~ die Mehrzahl der Syphilitiker das Senium nicht erlebt; bei den l~berlebenden entzieht sich die syphilitische Infektion nach dem langen Intervall meist dem serologischen Nachweis und auch die anamnestisehe Feststellung der Infektion ist hier naturgem~l~ be- sonders selten zu erbringen.

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Die H~ufigkeit, mit der die Paralyse innerhalb der einzelnen Beru/s- gruppen 1) vertreten war, zeigt Diagramm 3.

Man kann aus diesen Zahlen nichts Zuverl/~ssiges fiber die wirklichen Unterschiede in der Paralysehdu/igkei~ der verschiedenen Berufsgruppen erschliel3en, da es sich ja hier nur um die Relation zu den Aufnahmen, die aus den versehiedenen Berufskreisen in eine Psychiatrisehe Klinik ge- langen, handelt. Es genfigt, daf3 in einer Gruppe, ein st/~rkerer Zustrom yon Psychopathen, Traumatikern, Epileptikern usw. stattfindet, um das Verh/~ltnis zuungunsten der Paralytiker zu verschieben im Vergleich zu einer Gruppe, wo infolge des Fehlens einer solehen Vermisehung die

Abs. Zahlen d. Untersuchten

26

746

471

118

82

250

142

2139

306

Prozentsatz der Syphilitiker

0ffiziere

Selbst~ndige Kaufleute, In- dustrielle und Gewerbe-

Unterbeamte [treibende

Kiinstler

Privatiers

Akademiker

Angestellte und Arbeiter

Selbstandige Landwirte

Jugendliche ohne Beruf --~r~-~T-- --V-T--V-T-- --T--r--V-T--

0 2 g 5 8 r 1 6 2

Dlagramm 8. H~ufigkeit der progressiven Paralyse innerhalb einzelner Berufsgruppen.

Paralyseziffer unverhi~ltnism~l]ig grol] erscheint. Dazu kommt als be- sonders wichtiger Faktor der verschiedene Altersaufbau. Weiterhin sind die Aufnahmebedingungen nicht fiberall dieselben; in gewissen Berufsst~nden wandert ein Tell der Paralytiker in Privatanstal ten ab oder wird zu Hause verpflegt, die Offiziere finden grS~tenteils in mili- t~irischen Irrenanstalten Aufnahme usf. SchlieBlich sind die Aufnahme- ziffern verschieden gro~e; bei kleinen Gruppen, wie etwa bei der Gruppe der Offiziere und der Privatiers sind die Gesamtzahlen der Aufnahmen so gering, da{~ Zuf~lligkeiten das Resultat mehr oder weniger zu beein- flussen vermSgen. Brauchbare Werte fiber das Vorkommen der Paralyse in einer best immten Berufsgruppe lassen sich nur gewinnen, wenn man die in einem abgegrenzten Kontingentierungsbezirk an Paralyse er-

1) Bei 138 :F/~llen war kein Beruf angegeben; darunter waren 11 Paralytiker und 14 sonstige Syphilitiker.

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krankten Personen in Beziehung zu der Gesamtzahl der AngehSrigen derselben Berufsklassen zu bringen vermag. Solche Bedingungen sind natiirlich in einer GroBstadtklinik mit freier Aufnahme und mit s tarkem Fremdenverkehr am allerwenigsten herzustellen, aber gewisse Anhalts- punkte vermSgen die Zahlen doch wohl zu geben.

FaBt man nun die Syphilitiker ins Auge, die nach Ausscheidung der Paralytiker innerhalb der verschiedenen Berufsgruppen festgestellt wurden (Diagramm 4), so ergaben sich auch hier betr/~chtliche Diffe- renzen. Wie schon erw/~hnt wurde, war die Zahl der m/~nnlichen F/~lle yon Tabes mit 28 und der yon Lucs cerebrospinalis mit 52 recht gering;

Absol. Zahlen d. Untersuchten

746

26

82

118

471

2139

306

250

142

Prozentsatz der Syphilitiker

~ 9,8%

~ 9,_3%

�9 z , 7 o I I

r

Selbst~ndige Kaufleute, Indu- strielle u. Gewerbetreibende

Offiziere

Privatiers

Kiinstler

Unterbeamte

Angestellte und Arbeiter

Jugendliche ohne Beruf

Akademiker

Selbstandige Landwirte I I

Diagramm 4. H~fufigkeit der SYphilis (nach Abzug der P a r a l y s e ) innerhalb einzelner Berufsgruppen.

die Mehrzahl der Syphilitiker - - 341 - - wurde yon Kranken gestellt, bei denen die Syphilis nicht AnlaB zur Aufnahme gegeben hatte, sondern als Nebenbefund erhoben worden war. Vergleicht man die Paralyse- h/~ufigkeit mi t der Syphilish/~ufigkeit, so zeigt sich nur zum Tell eine l~bereinstimmung. I m wesentlichen mag dies darauf zuriickzufiihren sein, daB die meisten Gruppen nicht groB genug sind, um den EinfluB des Zufalls auszuschlieBen.

Wit glauben, dab sich etwas der Wirklichkeit nicht zu Fernes hin- sichtlich der Beziehung der Paralyseh/~ufigkeit zur Syphihsh/~ufigkeit nur errechnen liiBt, wenn man sich auf eine Gegeniiberstellung der beiden Hauptgruppen, selbst/~ndige Kaufleute, Industrielle und Gewerbetrei- bende - - Angestellte und Arbeiter beschr/~nkt. Die Gesamtziffern dieser beiden Gruppen weichen ja erheblich voneinander ab, die letztgenannte Gruppe ist fast dreimal so groB als die erstgenannte. Jedoch ist auch

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diese mit 746 Personen so groB, dab durch die Zahl bedingte Zufi~llig- keiten nieht mehr sehr wesentlich ins Gewicht fallen dfirften. Bei der Vorbereitung ffir die statistische Verwertung wurde der Hauptfehler, der hier zu beachten war, der unterschiedliche Altersaufbau (mehr Jugendliche bei den Arbeitnehmern), zu beseitigen gesucht. Es wurde so verfahren, dab in beiden Gruppen alle F/~lle, die nicht fiber 30 Jahre alt waren, ausgesehieden wurden. Es verblieben nun bei den Arbeit- gebern 632, bei den Arbeitnehmern 1403 F/~lle; die beiden Gruppen hatten sich also nunmehr der Zahl nach etwas einander gen/~hert.

Von den Arbeitgebern waren Paralytiker 26,30/0, Syphilitiker 13,6% Von den Arbeitnehmern waren Paralytiker 19,7%, Syphilitiker 11,0%.

Wir sehen also, daI] aueh nach Ausgleichung des Altersunterschiedes ein hSherer Prozentsatz von Paralytikern bei den Arbeitgebern verbleibt. Auf der anderen Seite erkennen wir aber, dab auch der Prozentsatz der Syphilitiker bei den Arbeitgebern ein hSherer ist. Bringt man bei beiden Gruppen Syphilitiker und Paralytiker in Relation, so ist das Verh~ltnis Syphilis zu Paralyse bei Arbeitgebern 1: 1,9, bei Arbeit- nehmern 1 : 1,8. Die Syphilish~ufigkeit der Arbeitgeber zu der der Arbeitnehmer ist 100 : 80, die Paralyseh~ufigkeit 100 : 75. Daraus kann man folgern, dab die hShere Paralyseh/~ufigkeit bei den Arbeit- gebern im wesentlichen dureh die hShere Syphilish~ufigkeit bei dieser Gruppe bedingt ist. Mit anderen Worten: Von syphilitischen Arbeit- gebern erlcrankt keine nennenswert grSflere Zahl an Paralyse als von syphi- litischen Arbeitern. Unsere Ermittlungen spreehen also nicht ffir die Anschauung, dab die vermSgenden St/~nde durch Paralyse erheblieh mehr gefi~hrdet sind als das Proletariat, vielmehr finden sich in den ver- mSgenden St/~nden offenbar nur deshalb mehr Paralysen, weft hier die syphilitisehen Infektionen h~ufiger vorkommen. Man hat unseres Wissens bisher im allgemeinen nicht die Rechnung so aufgemacht, da[t man gleich- zeitig mit der Feststeltung des Paralysevorkommens bei einer Gesell- schaftssehieht exakte Unterlagen fiber das Syphilisvorkommen innerhalb derselben zu gewinnen suchte. Nur wenn in den verschiedenen Gesell- sehaftssehichten die Syphilis gleich h~ufig w/~re, wfirden Untersehiede in der Paralyseh/~ufigkeit darauf hinweisen, dab die besonderen Lebens- bedingungen, unter denen die eine und die andere Schicht steht, ffir die ~tiologie der Paralyse eine Rolle spielen. Da die Syphilish/~ufigkeit in den Gesellsehaftsschichten nieht fibereinstimmt, erscheint es nieht statthaft, die absolute Paralysefrequenz - - ohne Beziehung zur Syphilis- frequenz - - bei der Diskussion der Probleme v o n d e r Atiologie und vom Wesen der Paralyse in der Weise zu behandeln, wie dies meist gesehieht. Wenn unsere Ermittlungen, dab die Syphilitiker unter den Arbeitgebern nicht nennenswert h~ufiger an Paralyse erkranken als unter den Arbeit-

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nehmern, im wesentlichen zutreffen, wird man noch skeptischer sein miissen, als man bisher schon war, der Kopfarbeit und sonstigen Be- sonderheiten in der Lebensfiihrung der besitzenden Klassen eine pr~- disponierende Bedeutung ffir die Paralysegenese zuzumessen. Da die Arbeitgeber durchschnittlich regelm~Biger und intensiver antisyphilitisch behandelt werden als die Arbeitnehmer, bei denen die Syphilis welt h~ufi- get g~nzlich unbehandclt bleibt, die Syphilis jedoch bei jenen kaum h~ufiger zur Paralyse zu ffihren scheint, wird man auch nicht gut an- nehmen k6nnen, dab der individuelle Behandlungsfaktor fiir die Para- lyseentstehung ins Gewicht f~llt. I-Iingegen besagen diese Erw~gungen nichts gegen die Giiltigkeit der Wilmannsschen Anschauung, dab eine allm~hliche biologische Umformung der Syphilisspirochi~te im Sinne einer Neurotropisierung infolge der Therapie im Laufe yon Generationen sich herausbilden kSnnte.

Zusammen/assung.

t. Serienuntersuchungen auf Syphilis bei 7733 Auinahmen, vom 1. Juli 1915 bis 1. Juli 1923. Von 4418 M~nnern waren 25,4%, yon 3315 Frauen 15% infiziert; hiervon waren serologisch positiv 22,4% bzw. 13%.

2. Lues congenita war bei ~ mit 6,4%, bei ~ mit 5,6% an der Ge- samtzahl der Syphilitischen beteiligt.

3. Die Paralysen bildeten bei c~ 15~ bei ~ 6,4~/o der jeweiligen Gesamtaufnahmen der beiden Geschlechter, die Hirnluetiker 1,2% bzw. 0,6%, die Tabiker 0,6~ bzw. 0,1%. ~ : ~ bei Paralyse wie 1 : 2,3, bei Hirnlues wie 1 : 2,5. Somit ein dhnliches Uberwiegen der Hirnlues wie der Paralyse bei ~.

4. Syphilis ohne Beteiligung des Nervensystems land sich bei ~ in 10%, bei ~ in 8,3%.

5. Vergleich zwischen 3 und 4 zeigt, dab Syphilis sich bei c~ nur um 20~ Paralyse jedoch bei ~ um 130% h~ufiger finder als bei 9. Der Unterschied der Paralysehdu/igkeit zwischen den Geschlechtern /indet somit keine ausreichende Erkldrung in der verschiedenen HSu]igkeit der syphilitischen In/ektion, vielmehr ]i~hrt die Syphilis bei ~ hdu/iger als bei ~. zur Paralyse. F6rdernde Einflfisse bei ~ oder schiitzende Ein- flfisse bei ~ ?

6. Innerhalb der einzelnen Krankheitsformen viel Syphilis bei Alkoholismus, Arteriosklerose, Imbezillit~t-Idiotie und Psychopathie- Hysterie beider Geschlechter sowie bei ~ Manisch-Depressiven, wenig Syphilis bei ~ Manisch-Depressiven sowie bei Dementia praecox (ein- schlie6lich Pfropfhebephrenie!), Epilepsie und seniler Demenz beider Geschlechter.

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Die Serodiagnost ik im Diens te der Syphilis- und Paralyses ta t is t ik . 17

7. P a r a l y s e h ~ u f i g k e i t d e r A r b e i t g e b e r z u d e r d e r A r b e i t n e h m e r w i e

100 : 75, S y p h i l i s h ~ u f i g k e i t w i e 100 : 80. Die Syphilis scheint somit bei den Besitzenden nicht nennenswert hdu/iger zur Paralyse zu /ighren als beim Proletariat.

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