die seele der blumen - heilende pflanzen-essenzen (leseprobe)

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„1949 wurde ich in Amsterdam geboren. Mein Vater, stammend aus einer Familie von tropischen Förstern, wurde später im Leben Sozial-Pädagoge. Von der Seite meiner Mutter kam die Liebe zur Naturheilkunde und Gärtnern hinzu.

Ich wuchs auf in den Wäldern rund um Apeldoorn. Als Kind hatte ich ein Erleuchtungserlebnis in der Natur. Als Jugendlicher hatte ich zwei Leidenschaften: das Klavier und das Gärtnern. Ich entschied mich für das Letztere und absolvierte eine Ausbildung als Gartenbauingenieur mit Schwerpunkt biologisch-dynamische Landwirtschaft. Meine Suche nach dem Sinn der menschlichen Existenz führte mich später dazu, Geschichte an der Universität von Utrecht zu studieren. In meiner Diplomarbeit erforschte ich das Verhältnis zwischen Tiefenpsychologie und National-Sozialismus.

Mit 25 dann die Begegnung mit dem Sufi-Meister Pir Vilayat Inayat Khan. Unter seiner Anleitung durfte ich den Klang hinter der Schöpfung hören. Als Aufgabe kam die Studie der Nachlassenschaft von Hazrat Inayat Khan, dem großen Sufi-Meister Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Recherchen begleiteten mich über alle Stationen des Lebens hinweg; drei Bücher sind das Ergebnis bisher (Das Heilige Buch der Natur und Die Seele der Steine erschienen 2014).

In vielen Rollen des Lebens durfte ich meine psychosoziale Kompetenz ausbauen: in der des Liebhabers, des Vaters, des Gärtners, des Managementtrainers, des CEOs, des Sozial-Pädagogen und des Sufi-Lehrers.

1978 entdeckte ich die Blütenessenzen und einige Jahre später begann ich auch Edelsteinelixiere selbst herzu-stellen. Die Herstellung von Essenzen und Elixieren ist eine alchemistische Arbeit, welche man, ohne sich mit den spirituellen Bereichen des eigenen Wesens zu beschäftigen, nicht erreichen kann. Der geistige Weg hat viel mit Aufgeben, Ablegen, Abschied zu tun, und solche Prozesse sind nie einfach. Andererseits sind sie ein Geschenk, weil das was erscheint, wenn man seine eingeschliffenen Prägungen und Vorstellungen verlässt, großartig ist.“

Firos Holterman ten Hove

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Firos Holterman ten Hove

Die Seele der Blumen

Heilende Blüten-Essenzen

aus der Sicht des Universalen Sufismus

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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Holterman ten Hove <Firos>:Die Seele der Blumen

Verlag HeilbronnPostfach 2162, 71370 WeinstadtVerkehrsnummer: [email protected]

ISBN: 978-3-936246-13-1

Dieses Buch ist auch als eBook erhältlich

Titelbild: „Kapuzinerkresse in meinem Garten“ von Vardan Loretta Frigo-Holterman© 2015 by Verlag HeilbronnAlle Rechte vorbehaltenDruck in Deutschland

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Einleitung 6Einführung 8 Murshid und die Natur 8 Mit Pflanzen reden 10 Was sind Pflanzen 12 Die Geburt der Pflanze 15 Pflanzenleben 18 Das Denken der Pflanzen 27Apfel 32Bambus 38Banane 40Dattelpalme 45Eiche 49Föhre 56Gänseblümchen 60Ginster 67Granatapfel 71Gras 77Jasmin 78Kaktus 81Kirsche 88Lilie 02Lotus 98Löwenzahn 102Mandel 112Mistel 116Niem 123Ölbaum 125Orchidee 131

Inhaltsverzeichnis

Rosen 135 Rose de Resht 142 Rosa Rose 143 Rote Rose 146 Gelbe Rose 148 Cremefarbene Rose 150 Weiße Rose 151 Rosenstrauch 152 Rosenknospe 153 Rose in voller Blüte 156 Rosenherz 157 Verblühte Rose 159 Rosennamen 160 Herstellung Rosenessenzen 161Safran 163Scharbockskraut 166Schilfrohr 170Seerose 173Senf 175Sonnenblume 178Sonnentau 181Tulpe 185Walnuss 192Weihrauch 196Weinrebe 201Weizen 210Zwiebel 214Die "United Nature Remedies" 223Anhang; Zikr der 4 Fruchttypen 225Literaturhinweise 229Links 233

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Naturmystik war und ist meine Leidenschaft. Als Kind die Erleuchtungs-Erlebnisse im Wald. Als Ju-gendlicher die Entdeckung des heiligen Franziskus. Als junger Mann die Reise nach Israel mit den blü-henden Citrus-Plantagen, den uralten Olivenbäumen und den wilden Tulpen auf den Hügeln. Der Duft der Blumen vermischte sich mit der Faszination der ver-schiedenen Religionen vor Ort: Judentum, Drusen, Christentum, Islam, Bahai.

In Israel wurde mir das erste Mal schmerzhaft be-wusst, wie in der modernen Landwirtschaft mit Pflan-zen umgesprungen wird. Nie werde ich vergessen, wie in einer chemisch behandelten Orangen-Plantage jegliches Leben verschwunden ist. Eine so unheilvol-le Behandlung des Heiligen Landes: wie passt das zusammen?

So sahen meine Interessen und Fragen am Anfang meines Erwachsenenlebens aus.

Heute mit 65 gibt es verschiedene Antworten. Die-se sind entstanden in der Auseinandersetzung mit dem Leben, sowohl beruflich als privat.

Als Historiker habe ich für dieses Buch mit Be-geisterung die Herkunft der Pflanzen erforscht. Wo-her rührt ihr Name, woher kommen sie überhaupt, wie haben die Menschen in unterschiedlichen Kultu-ren über sie gedacht und empfunden? Für mich er-staunlich war die Entdeckung, dass eine Reihe von Kulturpflanzen, wie Olive, Weizen, Wein und Gra-natapfel den Menschen schon so lange begleiten! Es

Einleitung

führte mich zurück zu Zeiten, in denen die Mensch-heit den Ackerbau entwickelte. Es weist hin auf eine kulturelle Revolution in Afghanistan, Persien und im Kaukasus, viele Tausende Jahre vor Christus, wel-che in Verbindung mit dem Propheten Zarathustra gebracht werden kann. Aber nicht nur daher kamen die Pflanzen, die in diesem Buch unter die Lupe ge-nommen werden. Sonnenblume und Kaktus kommen aus Süd-Amerika; die Seerose war im alten Ägypten eine wichtige Kulturpflanze. Niem und Jasmin kom-men wahrscheinlich aus Indien. Und dann gibt es Pflanzen, die bisher wenig mit den Menschen zu tun hatten. Das Scharbockskraut ist in seiner Unschein-barkeit ein gutes Beispiel.

Als Gartenbauer mit biologisch-dynamischer Aus-bildung habe ich gelernt, Pflanzen zu beobachten. In ihrer Phänomenologie zeigen sie ihr Wesen. Die-ser Ansatz ist in der modernen Zeit umstritten. Die Signaturen-Lehre hat im Mittelalter zu Auswüchsen und unbegründeten Fantasien über die Anwendung von Kräutern geführt. Allerdings wird in der moder-nen Wissenschaft auch vieles aus dem alten Wissen bestätigt. Diesen Zusammenhängen auf die Spur zu kommen war eine Zielsetzung dieses Buches.

Als psychologischer Berater habe ich viele Jahre Menschen während ihrer Umbruchphasen begleitet. Meine eigenen Erfahrungen, dass wir mit den Proble-men, die wir in uns und um uns herum wahrnehmen, in die Natur gehen und bei Blumen und Steinen Lö-

Vor ca. 30 Jahren bekam ich eine digitalisierte Version der gesammelten Werke des Sufi-Meisters Hazrat Inayat Khan (1882-1928) geschenkt. Die enthaltene Suchfunktion machte plötzlich eine sys-tematische Sammlung seiner Aussagen zu den Blumen und Pflanzen möglich. Das vorliegende Buch

schließt für mich diese Inventarisation ab. Es war eine erstaunliche Reise durch die Gedanken- und Erlebnis-welt des großen Mystikers, der mit Blumen sprach.

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sungsansätze finden können, war dabei ein Leitfaden und findet seinen Niederschlag in diesem Buch.

Als private Person habe ich wahrscheinlich am meisten von den Frauen gelernt, mit denen ich zu-sammen sein durfte und darf. Sie haben mein Herz für den Glanz der Natur geöffnet. Die menschliche Schönheit kann wahrlich zur Krönung der Schöpfung werden, auch wenn im großen Weltgeschehen stre-ckenweise wenig davon sichtbar wird.

Als Sufi-Schüler bin ich für dieses Buch tief in die Lehren von Pir-o-Murshid Hazrat Inayat Khan einge-taucht. Seine kurzen Aussagen über Löwenzahn und

Gänseblümchen lassen einen erst einmal vor einem Rätsel stehen. Begriffe aus einem mystischen Erle-ben machen zunächst stutzig. Ich habe versucht, nicht an der Oberfläche verschlissener religiöser Begriffe hängen zu bleiben. Dabei hat mich die Erfahrung begleitet, dass wir jederzeit direkt mit den Pflanzen sprechen können. Dazu braucht es letztendlich keine Mittler, auch keinen Sufimeister. Wir sind als Men-schen nicht prinzipiell von den anderen Naturreichen getrennt und können erneut Kontakt mit dem großen Ganzen aufnehmen. Ein Miteinander von Himmel und Erde ist möglich.

Einleitung

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Einführung

Murshid und die Natur

Man kann das Leben von Hazrat Pir-o-Murshid Inayat Khan, von seinen Schülern „Murshid“ genannt, auf so viele verschiedene Art und Weise erzählen. Von seinem Bruder Musharaff ist kürzlich „Der Zauber Indiens“ – Aus dem Leben eines Sufi“ erschienen. Seine Schüler haben ihre Erinnerungen

aufgezeichnet. Er selbst hat eine Autobiografie geschrieben. Sein Sohn Pir Vilayat hat Leben und Lehre des Meisters in dem monumentalen Buch „The message of our time“ wiedergegeben. Spätere Murids (Schüler-/in-nen) haben Biografien hinterlassen: Elisabeth de Jong-Keesing, „Golven, waarom komt de wind“. Sein Enkel und heutiger Pir (Leiter) des Internationalen Sufi Ordens Zia Inayat Khan veröffentlichte „A pearl in wine“.

In diesem Buch möchte ich nur eine Seite seines Le-bens hervorheben: die tiefe Verbundenheit des Meis-ters mit der Natur.

Seine Kindheit in Baroda, Indien war eingebettet in eine natürliche Umgebung. Er erinnerte sich ger-ne an den Birnbaum, worin er herum kletterte, an die Pfützen, wodurch er stapfte, an die gestapelten Mäu-erchen, auf welchen er balancierte.

In keiner Periode seines Lebens verlor er je den Kontakt zu den Steinen, Pflanzen, Bäumen, Tieren und Landschaften. Immer wieder suchte er die Natur auf, um dort neue Kraft für seine enorm aufzehrenden Aufgaben zu schöpfen.

Diese Jugend war auch geprägt von einer frühen spirituellen Suche. Aufwachsend in einer muslimi-schen Familie machte er Bekanntschaft mit einer far-benfrohen Hindukultur, die das tägliche Leben des Umfeldes durchdrang. Bis er dann als junger Teen-ager entschied, dass Beten keinen Sinn macht, wenn Gott nie antwortet oder Seine Existenz unter Beweis stellt. In Sufi Message XII, 131, beschreibt er, wie er das Dach des Hauses, auf dem er seine Gebete ver-richtet hatte, verlässt, zu seinem Großvater läuft und bekannt gibt: „Ich bete nicht mehr, bis ich Allah ge-

sehen habe und verstehe, was Er ist. Es macht keinen Sinn einfach zu glauben und zu handeln wie meine Vorfahren das taten, wenn ich nicht richtig weiß war-um“. Der Großvater lächelte, war einen Moment still und zitierte dann einen Vers aus dem Koran: „Wir werden Unsere Zeichen in der Welt und in euch selbst zeigen, sodass die Wahrheit euch manifestiert werden mag.“ Offensichtlich zeigte der Enkel noch Zeichen von Ungeduld und sagte so etwas wie „na ja“, wo-raufhin der Großvater ergänzte: „Die Zeichen von Gott sind in der Welt wahrnehmbar und die Welt kann man in sich selbst wahrnehmen.“

Kurz darauf starb sein Großvater und Inayat Khan ist sein Leben lang dieser Spur gefolgt. Blumen wur-den für ihn Zeichen von Gott und welche Botschaft sie für ihn bereit hielten, versuchte er in seinem In-nern zu hören.

Seine Karriere als Musiker begann genau in die-ser Zeit. Auf einer Tournee mit seinem Vater in Ne-pal wanderte er alleine durch den Himalaya. Dort in der Einsamkeit der Natur traf er einen Muni, einen Einsiedler, der sich völlig aus dem gesellschaftlichen Leben in die Wildnis zurückgezogen hat und kein Wort sagt. Das erste Mal sang Inayat Khan für ihn,

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Murshid und die Natur

das nächste Mal brachte er seine Vina mit. Der heilige Mann bewegte sich nicht und sagte nichts. Es war als würde er nichts merken. Aber: „Er offenbarte mir die Mystik des Klangs und enthüllte vor meinen Augen das innere Mysterium der Musik.“

Die Augen des Musikers, die das Wesen der Mu-sik „sehen“, wie sollte man das verstehen? Murshid beschreibt hier einen Durchbruch in dem Entwick-lungsprozess, welcher in der oben beschriebenen Begegnung mit seinem Großvater angefangen hatte. Seine Laufbahn als Musiker führte ihn zum Hören einer inneren Wirklichkeit, welche „hinter“ dem äu-ßeren Klang verborgen war. Was war die Rolle des Muni? Wie kann ein anderer Mensch einen zu einer solchen Erfahrung bringen? Murshid beschreibt die Atmosphäre rundum den Heiligen als verzaubert. Dieser saß inmitten der wilden Natur, „unberührt von irdischen Ambitionen und Kontakten, zutiefst glück-lich“. Dieser seelische Zustand übertrug sich auf Ina-yat Khan. Der Muni hob den jungen Musiker auf sei-ne eigene Ebene und zeigte ihm die verborgene Welt hinter seiner Musik. Eine Offenbarung im wahrsten Sinne des Wortes. Murshid: „Die Bedeutung von Of-fenbarung ist das Verstehen der Sprache der Seele. Jede Seele spricht fortwährend, wenn man es nur hö-ren könnte…; sogar die stillen Bäume und die stillen Berge sprechen zu uns, wenn wir fähig sind, sie zu hören.“

Eine Reihe von Bedingungen machte diese Enthül-lung der Musik hinter der Musik, Saud-e-Sarmad in der Sprache der Sufis, bei Inayat Khan möglich.

• Murshid hatte gelernt, sich vollständig zu kon-zentrieren. Er war dafür bekannt, 500 Ragas zu kennen.

• Ihm wurde in seiner Kindheit Respekt vor Hei-ligen und Weisen aus verschiedenen Religionen vorgelebt.

• In den Nepalesischen Bergen herrschte eine un-berührte Natur ohne kulturelle Einflüsse.

• Ein realisierter Meister zeigte ihm den Weg.

In meiner eigenen Lehrzeit bei meinem Sufi Meister war das eigentliche Training die Konzentration. Von vielen verschiedenen Richtungen wurde immer wie-der das Thema Meditation angegangen. Stundenlang, wochenlang saßen wir zu Füßen des Meisters und übten. Jahrelang immer wieder bin ich in die Schwei-zer Berge gefahren, wo hoch oben die Zelte des Me-ditations-Camps aufgebaut wurden. Sonne, Regen, Schnee. Überwältigende Natur. Stille, Schweigen, Fasten. Und dann eines Tages passierte es: Ich hörte den Klang hinter der Schöpfung. Der Meister gab mir ein Zeichen, auf zu stehen und zu gehen. Den ganzen Tag wanderte ich durch die Berge. Saut-e-Sarmad be-gleitete mich, oder ich begleitete Saut-e-Sarmad. In-nen und Außen waren zusammengekommen.

Murshid: “Und noch einen Schritt weiter kommt die Realisierung, welche Offenbarung genannt wer-den kann. Wenn die Seele auf diese Ebene eingestellt wird, öffnen sich die Augen und Ohren des Herzens und sie hören das Wort, das von allen Seiten kommt.

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Mit Pflanzen reden

Murshid macht uns darauf aufmerksam, dass Pflanzen wahrnehmen und fühlen, was von uns Men-schen kommt: “Wenn wir nur die Pflanzen genau beobachten würden, würden wir sehen, wie sehr sie unsere Anwesenheit und unsere Liebe fühlen. Sie gedeihen durch unsere Liebe; je mehr Liebe wir ge-

ben, umso mehr Duft, umso mehr Süße. Der Mensch arbeitet auf den Höfen und Gärten in der Auffassung, dass Pflanzen materielle Dinge sind, darauf ausgerichtet, zu sehen wie Pflanzen durch materielle Mittel verbessert werden können. Wenn er es nur glauben könnte, so gäbe es eine noch höhere Art, ihnen beim Wachstum zu helfen, eine spirituelle Art: die Anwendung von Liebe und Sympathie.“

Die meisten Menschen in der westlichen Kultur ha-ben das Bewusstsein verloren, dass Pflanzen unsere Zuwendung fühlen können. Der Gedanke, dass wir mit den anderen Naturreichen in Verbindung treten können, ist jedoch noch nicht vollkommen verloren gegangen. Menschen reden mit ihren Haustieren. Un-sere frühere Nachbarin auf dem Reiterhof hatte die Fähigkeit, im Gespräch mit ihren Pferden unglaub-liches zu erreichen. Nach einer Weile des Sprechens legte sich das Pferd auf Wunsch der Frau zum Bei-spiel hin und streckte seine Beine hoch.

Aber zu glauben, dass wir mit Pflanzen und Stei-nen reden können, ist uns modernen Menschen kaum möglich. Dieser Begriff des Glaubens ist ein ver-schlissener Begriff. Vielleicht, weil im Christentum die Anforderungen des Glaubens überstrapaziert wur-den? Vielleicht, weil Kommunikation mit Pflanzen eher mit Aberglauben in Verbindung gebracht wird?In „Das Heilige Buch der Natur“ stellte ich dar, wie Meister und Propheten aus unterschiedlichen Kultur-kreisen sich in die Wüste oder wilde Natur zurück-ziehen, bevor sie ihre Berufung unter den Menschen antreten. Murshid erwähnt in der Beziehung aus-drücklich den heiligen Franziskus: “Heilige wie St. Franziskus haben mit Felsen, Vögeln und Tieren ge-sprochen, nicht so wie wir sprechen, sondern mittels einer Einsicht in die Dinge; und jedes Objekt äusser-

te sich, sprach über seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“.

Ein Sufi-Heiliger aus Indien war Prinz Puran. Von ihm wird berichtet, dass er für lange Zeit in der Wild-nis zurückgezogen lebte. Dann kam er zurück in die Menschenwelt und verwandelte verkommene Gärten und Parks in Paradiese voller Wachstum und Blüte. Wie? Durch seine Anwesenheit, durch seinen Blick, durch seine Berührung.

In unserer Zeit ist das Beispiel von Findhorn beein-druckend. Drei Menschen zogen sich in eine verlas-sene, rauhe Gegend von Schottland zurück. Dorothee Mclean, die Teil ihres geistigen Trainings im Sufi Or-den empfangen hatte, zeigte dann, wie man mit der Seele der Pflanzen, der Welt der Devas, Kontakt auf-nehmen kann. Die Pflanzen reagierten auf diese Be-ziehung mit einem unglaublichen Wachstum.

Was im Wesen eines Menschen bringt eine Pflanze dazu, gesund zu werden und zu gedeihen?

Wenn Murshid von „Glauben“ spricht, sollten wir nicht vergessen, dass dies immer eine Übersetzung des englischen Wortes „Faith“ ist. Eine andere mög-liche Übersetzung wäre „Vertrauen“. Wir trauen uns selbst und unserem Gegenüber etwas zu.

Wenn wir „etwas in einer Pflanze sehen“, bedeu-tet das, dass wir das Potential von Schönheit erken-nen. Dieser Blick, oder Fähigkeit, zu sehen was sein

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Mit Pflanzen reden

könnte, basiert auf einem Wissen, welches aus Liebe entsteht.Liebevolle Beobachtung eröffnet unserem Schauen die Entwicklungsmöglichkeiten unseres Gegenübers.

Eine solche Einsicht „was eine Blume werden kann“, was es dazu braucht und was ihr Wachstum hindert, entspringt aus Liebe zur Blume.

Wenn Murshid Inayat Khan also von einer weiter-führenden, spirituellen Möglichkeit im Umgang mit Pflanzen im Gartenbau und Ackerbau spricht, meint er nicht weniger als eine gesteigerte Sympathie für unsere Nutzpflanzen.

Nur wer gerne Zeit im Garten verbringt, nur wer nicht darauf aus ist, möglichst schnell fertig zu sein um seine Zeit für andere Interessen zur Verfügung zu haben, nur dieser Mensch liebt seine Pflanzen.

Murshid war ein Bewunderer von Luther Bur-bank, der famose Pflanzenzüchter, der Anfangs des 20. Jahrhunderts „Wunder“ wirkte. Er züchtete eine ganze Reihe von neuen Pflanzen und Bäumen mit Fä-higkeiten, die man nicht für möglich gehalten hatte. Seine Biografie wurde auch auf Deutsch übersetzt und ist antiquarisch noch erhältlich. Wenn man liest, wie er einen Kaktus in einem schier endlosen Aus-leseverfahren davon abbringt, Dornen zu tragen, ver-steht man etwas von seiner Aussage: „Ich liebe alles! Ich liebe die Menschheit – ich liebe Blumen – ich liebe Kinder – ich liebe meinen Hund – ich bin ein Liebhaber des Menschen Jesus – ich bin ein Liebha-ber von allem was hilft.“ Burbank bezeichnete sich selbst als Ungläubigen. Damit meinte er, dass er sich nicht mit dem engstirnig orthodox- religiösen Anti-Evolutions-Gedankengut abfinden möchte. Er zeigte ein Leben lang, dass, wenn man sorgfältig beobachtet und mit viel Geduld begleitet, Pflanzen sich evoluie-

ren können.Murshid besuchte ihn in seinem Garten in Kalifor-

nien. Am meisten beeindruckte ihn die überbordende Freude von Burbank im Umgang mit seinen Pflanzen. Murshid zitiert Luther Burbank: „Du solltest die Nei-gung einer Pflanze beobachten, was ihre Veranlagung ist; denn wenn du nicht hinschaust, wird die Pflanze sich nicht voll entwickeln. Ich behandele sie wie le-bende Wesen. Sie sprechen zu mir, und ich zu ihnen“.Genau das ist es, was Murshid als Glauben bezeich-net. Das Vertrauen, das Burbank in seine Pflanzen hatte war unerschütterlich. Er lebte mit ihnen in einer Liebesbeziehung. Der liebende Blick und die liebe-volle Zuwendung halfen den Pflanzen, Eigenschaften zu entwickeln, die man kaum glauben konnte.

Diese Haltung nennt Murshid spirituell: “In mei-ner Auslegung bedeutet spirituell lebendig. Ein spi-ritueller Mensch, der offen ist für die Schönheit von Poesie, der für die Schönheit von Melodie, von Har-monie empfindsam ist, der sich von der Schönheit der Natur erheben lässt, der wie ein lebendiges Wesen lebt, nicht wie ein totes, diese Person kann wahrlich spirituell genannt werden. Und du wirst immer fest-stellen, dass es die Neigung von spirituellen Persön-lichkeiten ist, sich für jeden Menschen in ihrem Le-ben zu interessieren. Das ist der Beweis dafür, dass sie leben. Ein Mensch, der in sich selbst gefangen ist, hat sich verschlossen, er hat vier Wände um sich ge-baut. Das kann sein Grab sein; er ist darin beerdigt. Der lebendige Mensch sieht von Natur aus alles; und beim Schauen sympathisiert er mit allem, reagiert auf alles, wertschätzt alles in allem; und auf diese Art und Weise weckt er in sich selbst die sublime Vision von der Immanenz Gottes.“

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Was sind Pflanzen?

Vielleicht gehören Sie so wie ich zu den Menschen, die überall und unter allen Umständen als erstes schauen, welche Pflanzen wachsen? Natürlich spielt das Elternhaus dabei eine Rolle. Auf den aus-gedehnten Spaziergängen mit meinem Großvater zeigte er mir mit seinem Stock die verschiedenen

Blumen und Bäume und nannte mir ihre Namen. Als ich mich für das Abitur vorbereiten musste, hatte ich den dringenden Impuls, den elterlichen Garten vollkommen um zu gestalten. Mit viel Freude widmete ich meine Zeit der neuen standortgerechten Anordnung der Pflanzen. Ich legte neue Beete an, Rasenflächen wurden ver-kleinert. Im Abitur bin ich dann durchgefallen. Viel später, als ich als Managementtrainer mit meinem Chef für eine wichtige Besprechung an der Firmen-Zentrale eines unseren Hauptkunden angekommen waren und wir zehn Minuten zu früh waren, schaute ich mir die Parkanlage an, während er sein Handy benutzte. Als er mich dann dabei erwischte, dass ich von manchen Pflanzen Samen in meine Tasche steckte, musste er schrecklich lachen. Er meinte, so was tut man normal nicht. Was würden unsere Kunden von uns denken, wenn sie zufällig aus dem Fenster schauten?

Mich in der Natur bewegen, die Natur bewundern und genießen, mich mit der Natur beschäftigen, das ist meine Leidenschaft. Gehören Sie auch zu dem Men-schenschlag, der erst mal überhaupt nicht einsehen kann, warum man seine Augen schließen sollte, wenn man meditiert? Haben sie auch nie verstanden, war-um man unbedingt still sitzen sollte, wenn man betet? Dann willkommen im Club! Vielleicht können Sie in dem Fall auch verstehen, welche Erleichterung ich empfand, als mein Sufi-Lehrer es ausdrücklich befür-wortete, dass ich meine Wazifas (spirituelle Übungen der Sufis) auf dem Fahrrad im Wald praktizierte. Spi-ritualität heißt für mich, die Einheit mit dem Ganzen zu spüren. Nirgends erlebe ich das intensiver als in der Natur. Und bei den Sufis entdeckte ich, dass ich mit dieser Haltung in bester Gesellschaft bin.

Murshid Inayat Khan bezieht sich gerne auf die Aussage von Jesus „In Ihm leben wir, bewegen wir uns und haben wir unser Wesen.“ Er erklärt dies fol-gendermaßen: „Wir müssen uns bewegen, und wir bewegen uns, um unser Wesen in Gott zu schaffen. Ohne Bewegen leben wir nicht; wenn wir unser We-sen nicht schaffen, bewegen wir uns nicht, leben wir

nicht. Deswegen ist es dem Leben eigen, dass wenn wir leben, wir uns bewegen und fortschreiten, und den Seins-Zustand erreichen, wofür wir bestimmt sind. Wir sehen diese Neigung in jedem Wesen. Ein Pflänzchen, ein Bäumchen, wenn wir sein Wachstum unterdrücken, wenn wir einen Zaun drumherum er-richten, wenn wir es mit Glas überdecken, wird es nicht blühen, wird es keine Blüten treiben; mit der Zeit wird es sterben. Warum ist dies so? Weil sein Le-ben sich nicht ausdrücken kann, wenn es überdeckt wird; es kann sich nicht zum Ausdruck bringen, wenn ein Zaun drumherum steht. Es ist ihm nicht genug, am Leben zu sein, denn Leben will nicht nur leben; um sich zu verwirklichen, muss das Leben in der Lage sein, Fortschritt zu machen, und Fortschritt wird nur gemacht, wenn freie Bewegung möglich ist.“

Murshid nimmt als Beispiel für Wachstum die Pflanzen. Er sagt, dass wir Menschen uns an den Pflanzen ein Beispiel nehmen sollten. Er stellt menschliches Wachstum dar als einen Prozess, ver-gleichbar mit dem der Pflanzen.

Ist der Vergleich eine nette Parabel? Ist das Gleich-nis als poetisches oder symbolisches Bild zu verste-

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Was sind Pflanzen ?

hen?An diesem Punkt stoßen wir auf etwas Wesentli-

ches. Murshid stellt in aller Deutlichkeit klar, dass wir Menschen eine Weiterentwicklung des Pflanzen-reiches sind. Wir sind so wie die Pflanzen, weil in uns das Pflanzenreich als Erbe weiterlebt. Wir sind die Pflanzen, und zwar alle!

Die Schöpfung ist in der Sufilehre ein einziger Ent-wicklungsprozess. Das Leben hat sich aus dem Mine-ralreich ins Pflanzenreich weiterentwickelt. Nach der Stufe des Tierreiches ist momentan Gott dabei sich in den Menschen zu entfalten. Die verschiedenen Na-turreiche sind also jeweils Weiterentwicklungen des Prinzips „freie Bewegung“.

Die Bewegung, die alle Naturreiche durchzieht, hat ihren Ursprung im Klang. Murshid bezieht sich auf die vedantische Lehre von Nada Brahma: Klang als Schöpfer, Klang als kreativer Geist. Am Anfang der Schöpfung war und ist ein Vibrieren. Die Sufis nennen diesen Klangursprung Saut-e-Sarmad. Die Pythagoreer hatten Kenntnis über die Harmonie der Sphären. In der Bibel heißt es: Am Anfang war das Wort.

Der nächste Schritt im Schöpfungsprozess ist das Sichtbarwerden dieses Klanges: Das Licht entsteht.

Alle Formen und Farben der Blätter und Blüten sind Ausdruck von Aspekten der Sonne. Murshid: „Es sind die verschiedenen Abstufungen dieses Lichts und der Vergleich untereinander, die die unter-schiedlichen Farben entstehen lassen. Farben sind nur die verschiedenen Schattierungen von Licht… Diese Farben scheinen die Farben von Blumen, Pflanzen und Blättern zu sein, aber in der Realität sind sie die Farben der Sonne.“

Der Klang, das Licht, die Bewegung sind das Le-

ben. Das Leben ist also ein göttlicher Schöpfungsim-puls.

Dieser Impuls durchwandert in seiner Entwick-lung verschiedene Stadien des Erwachens. Der Sufi Meister Jelalludin Rumi sagt, dass Gott in den Stei-nen schläft, in den Pflanzen träumt, in den Tieren aufwacht und in den Menschen zur Einheit erwacht. In jedem Naturreich befreit sich die Bewegung des Lebens, wird lebendiger.

Die Pflanzen bringen als Erbe aus dem Mineral-reich die Geduld mit. Sie warten geduldig auf Regen. Sie fragen nie nach einer Entlohnung, wenn ihre Blu-men und Früchte genommen werden. Sie geben ein-fach ohne Dankbarkeit zu erwarten.

Der Unterschied zwischen Mineralreich und Pflan-zenreich wird von Inayat Khan so definiert, dass im Vergleich zu den Steinen die Pflanzen eine viel grö-ßere Biegsamkeit und Flexibilität entwickelt haben. Eine Pflanze, sagt er, lässt sich beeinflussen und wird dadurch produktiv und kreativ. Die Öffnung, die ent-steht bei der Entwicklung der Schöpfung aus dem Mineralreich ins Pflanzenreich, ist eine seelische. Pflanzen haben, anders als Steine, die Fähigkeit, mit zu fühlen. Pflanzen sind einfühlsam, mild, freundlich, so Murshid: “Wenn wir nur die Pflanzen genau beob-achten würden, würden wir sehen, wie sehr sie unsere Anwesenheit und unsere Liebe fühlen“.

Ich weiß noch, wie in den 70er Jahren das Buch von Tompkins und Birds „Das geheime Leben der Pflanzen“ wie eine Bombe einschlug. Pflanzen füh-len, nehmen wahr, erleben Schmerzen, so die Bot-schaft des Buches, das auf wissenschaftlichen Beob-achtungen beruht.

Neueste Untersuchungen belegen, dass Pflanzen riechen, sehen, hören, tasten können.

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Was sind Pflanzen ?

Wie kommt es, dass diese Einsicht so neu für uns ist? Wahrscheinlich aus mehreren Gründen. Erstens reagieren Pflanzen nicht, wenn sie leiden. Pflanzen dulden schlichtweg. Oder sie sterben, wenn das Lei-den zu groß wird. Die meisten Pflanzen wehren sich nicht. Sie dienen.

Zweitens haben wir Menschen uns weit von der Pflanzenwelt entfernt. Um Pflanzen verstehen zu kön-nen, muss man bereit und fähig sein, wie eine Pflanze zu werden. So ist das Prinzip allen Verstehens. Wenn wir anfangen, mit Pflanzen in Kontakt zu treten, sieht das zumindest kindlich oder sogar verrückt aus. Wer redet denn mit Pflanzen. Pflanzen antworten doch nicht.

Diese Art des in Kontakt-Tretens ist ein Kontakt von Seele zu Seele. Da stoßen wir an einen weiteren Hinderungsgrund. Wir haben in der westlichen Welt wenig kulturelle Bestätigung dafür, dass Pflanzen eine Seele haben. Abgesehen davon, dass wir west-lichen Menschen nicht einmal mehr wissen, ob wir selber eine Seele haben, wurde in der christlichen Religion eine Barriere gegen Naturmystik errichtet. Die Hexen, die noch ein Wissen von den Kräften der Natur bewahrt hatten, wurden ausgerottet.

Dabei ist es so einfach, Freund der Pflanzen zu wer-den. Pflanzen sind sofort dabei, diese Freundschaft zu erwidern. Auf der Seelen-Ebene gibt es nämlich keine Barrieren. Pflanzen sind in ihrem Gefühl voll-kommen offen. Unsere Seele erreicht ihre Seele ohne Hindernisse. Je tiefer unsere Seele ist, desto tiefer tre-ten wir in die Pflanzenwelt ein. Warum? Weil es auf der seelischen Ebene keinen Unterschied zwischen Menschen und Pflanzen gibt. Die seelische Ebene, auf der wir Menschen Freunde von allen Wesen wer-den, ist genau die Welt, wo die Pflanzen die ganze

Zeit wohnen. Wir sprechen hier von der Ebene der Engel. Murshid nennt die Engel, die im Pflanzenreich angesiedelt sind, Devas.

In „Das Heilige Buch der Natur“ habe ich den En-geln ein Kapitel gewidmet. Engel sind Klangwesen, die sich sehr unweit der göttlichen Quelle bewegen. Sie bleiben in der Nähe des göttlichen Ursprungslich-tes und verherrlichen ihren Schöpfer. Engel tanzen schwerelos und singen Halleluja. Sie bestätigen ohne Wenn und Aber Pracht und Glanz des Schöpfers in ihrer eigenen Schönheit. Engel haben keinen Zweifel. Sie sind im Einklang mit dem Einen und lassen das hören. Die Notwendigkeit, die Schöpfung zu erfor-schen, darüber nach zu denken und damit zu hadern, entfällt. Diese Ebene des Seins nennen wir Himmel.

Der Mensch hat zu dieser Ebene in sich erst Zu-gang, wenn er seinen Stolz abgelegt hat. Wenn wir uns mit Demut in unserem Herzen vor der Schönheit und Weisheit des Schöpfers verneigen, sind wir im Himmel.

Die Pflanzen können uns zeigen, wie wir sind in unserer Engelgestalt. So können wir verstehen, war-um Murshid im Gayan sagt: „Der Naturfreund ist der wahre Gottesverehrer.“

Wenn wir uns mit den Pflanzen anfreunden, haben wir die Sphären der Menschen und der Tiere hinter uns gelassen. Wir sind so zu sagen den Weg zurück zum Ursprung gegangen.

Im Gayan lesen wir: „Die Bäume zu den Wolken: „Mit erhobenen Hän-

den bringen wir euch unsere Huldigung dar.“Die Wolken: “Unter Tränen gewähren wir euch

euer Begehren.“Natürlich ist das eine poetische Darstellung der

Bäume. Wenn wir aber dieses Gedicht analysieren,

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Was sind Pflanzen ?

sehen wir, dass Bäume in ihrem Wesen Lobpreisen und dass sie genährt werden, weil sie lobpreisen. Wir Menschen werden zu Bäumen, wenn wir uns keine Gedanken mehr über unsere Existenzsicherung ma-chen, sondern uns in vollem Vertrauen erheben. Die Antwort kann dann nicht ausbleiben.

Zum Schluss noch einmal in einem Schaubild eine Darstellung, wie sich die Schöpfung evoluiert bis zum Menschen und wie sich dann der Mensch invo-luiert bis zur Quelle allen Seins:

Wir Menschen kommen aus der Natur und sollten uns der Natur wieder zuwenden.

Die Geburt der Pflanze

„Es wird ein Tag des Erwachens, der Entfaltung kommen; wir warten in Stille darauf.“ Diese Aussage von Murshid gilt für alle Lebewesen: Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen, Planet Erde, die Schöpfung. Wenn wir das Geheimnis der Schöpfung und den Grund unseres Lebens, das wo wir her kommen und

wo wir hingehen, entdecken wollen, sollten wir in die Natur gehen. „Eine Seele die nicht nah an der Natur ist, ist weit von dem, was man Spiritualität nennt, entfernt. Um spirituell zu sein muss man kommunizieren und insbesondere muss man mit der Natur kommunizieren; man muss die Natur fühlen. Es gibt so viel zu lernen aus dem Leben der Pflanzen…“

Damit ist nicht gemeint, dass wir alle Biologen wer-den sollten. Es ist hier nicht die Rede von Wissen-schaft im engeren Sinne. Murshid meint, dass, um sich selbst als Mensch zu verstehen, wir bei den an-

deren Naturreichen zurate gehen sollen. Die Sufis betrachten genau dieses staunende Schauen als be-zeichnend für die Rolle der Menschen in der Schöp-fung: „Gott schlief im Stein, Gott träumte im Baum,

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Ölbaum

Der Olivenbaum (Olea europaea), auch Echter Ölbaum genannt, ist ein mit-telgroßer, im Alter oft knorriger Baum aus der Gattung der Ölbäume (Olea). Er wird seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert.

Etymologie und VorkommenEnglisch: oil. Französisch: huile. Italienisch: olio. Griechisch: Elaiva. Armenisch: Ewl. Ägyptisch: Tet-t. Ur-semitisch: Seitu. Arabisch: zeitun. Spanisch: aceite.

Die Kultur des Ölbaums war lange vor ihrer ersten Erwähnung bei Homer in Griechenland und auf den ägäischen Inseln bekannt, selbstverständlich auch im Vorderen Orient, in Kleinasien und Nordafrika.

In der Forschung stand lange die Theorie im Raum, dass die Olive von Menschen in den Mittelmeerraum gebracht worden sei. Fossile Funde von Blattabdrü-cken von Olea europea auf der griechischen Insel Santorin widerlegen diese These. Die Blätter wurden von den Ascheablagerungen des Vulkans Thera bei einem Ausbruch vor 54000 Jahren eingeschlossen.

Es gibt allein im Mittelmeerraum über 1.000 Sor-ten von Olivenbäumen. Je nach Klima und Bodenbe-schaffenheit hat sich der Olivenbaum über hunderte Jahre anders entwickelt, manche Olivenbaumsorten sind auf einzelne Dörfer beschränkt.

Olivenbaumpflanzungen nehmen auf der Welt 8,6 Millionen Hektar an Fläche ein, auf denen jährlich 17,3 Millionen Tonnen Oliven geerntet werden. Spa-nien ist der größte Olivenproduzent. Die vier wich-tigsten Länder (Spanien, Italien, Griechenland und Syrien) erstellen ca. 80 % der weltweiten Olivenpro-duktion.

Da die Nachfrage nach Olivenöl auch in nördlichen Ländern stetig zugenommen hat, wurde der Anbau von Olivenbäumen erheblich ausgeweitet. In vielen Regionen der Hauptproduzenten ist der Olivenbaum

Grundlage der ländlichen Wirtschaft.

BotanikDer Ölbaum ist für mich unbeschreiblich. Das ers-te Mal, als ich in Griechenland in einen Olivenhain kam, blieb mir der Atem weg. Uralte Gebilde, jedes eine Individualität, viel Zwischenraum, damit jedes genug Platz hat. Alle gemeinsam in einer gleichzeitig getragenen und heiteren Atmosphäre. Getragen durch die Würde des Altertums. Heiter durch das spezielle Licht, das in einer solchen Anpflanzung herrscht. Wie viele Generationen von Bauern werden hier jährlich die Erde gepflügt haben, damit das wenige Wasser nur den Oliven zu Gute kommt? Die menschliche Existenz erscheint als Randerscheinung bei diesen ehrwürdigen Gestalten. Es heißt, die Olive dient den Menschen mit ihrem Öl und ihrem Holz. Mir scheint das Umgekehrte genau so richtig: Der Mensch dient dem Olivenbaum von Vater auf Sohn, von Mutter auf Tochter. Der älteste Olivenbaum Europas soll etwa 2000 Jahre alt sein und in der Stadt Bar in Montene-gro stehen.

Der Stamm zerfällt im Alter in Teilstücke. Er sieht einem Felsen ähnlicher als einem pflanzlichen Gebil-de. Aber doch treiben jeden Frühling jung und frisch grünende Zweige aus ihm.

Die kurz gestielten, elliptischen Blätter sind ober-

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seits dunkelgrün und glänzend. Die silbrig glänzende gefärbte Blattunterseite besitzt kleine Härchen, die die Wasserabgabe des Baumes vermindern. Der Oli-venbaum verliert zu keiner Jahreszeit all sein Laub, sondern mehrere Jahre alte Blätter werden jahreszei-tunabhängig abgeworfen. Die Knospen an Trieben des Vorjahrs öffnen sich im Mai zu kleinen, weiß-gelbli-chen, leicht duftenden Blüten. Ende Juli haben die el-lipsenförmigen Steinfrüchte eine Größe von zwei bis drei Zentimetern erreicht. Zum Ausreifen der Früchte bedarf es der Trockenheit des langen Sommers. Der Baum gibt seine ganzen Lebenskräfte an die Bildung und Reifung der Früchte ab, denn er wächst während dieser Zeit nur noch langsam weiter, um während der Erntezeit, die vom Spätherbst bis Winterende andau-ert, Sprießen und Wachstum fast völlig einzustellen. Der Ölbaum verausgabt sich nicht in Wachstum. Er gibt seine ganze Konzentration auf die Entwicklung der Früchte. Darum kann er so uralt werden. Im Gar-ten Gethsemane stehen wahrscheinlich heute noch ei-nige der Bäume, welche die Passion einleiteten.

Im Winter werden die Bäume zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Der Ölbaum hat mächtige und weitauslaufende Wurzeln, die bis zu sechs Metern Tiefe hinabreichen. Jede Hauptwur-zel kann einem bestimmten Hauptast zugeordnet wer-den, entfernt man diesen Ast, degeneriert im Boden der gesamte Wurzelabschnitt.

KulturgeschichteDie Geschichte des Ölbaums reicht bis in die Antike zurück. Erste archäologische Funde von Olivenker-nen sind über 9000 Jahre alt, dabei handelt es sich aber um von Menschen gesammelte Oliven von wil-den Olivenbäumen. Wann die Wildform zur frucht-

baren Gartenolive kultiviert wurde, ist unbekannt. Archäologische Funde deuten jedoch darauf hin, dass dies um 4000 v. Chr. in Kreta und Syrien geschah. ÄgyptenIn Ägypten wurden Oliven an der Mittelmeerküste, den Oasen Baħrija, Dachla, Karga und Siwa sowie auf dem Sinai angebaut. Der erste Nachweis stammt aus der 18. Dynastie. Im Grab des Pharao Tutancha-mun wurden Blätter des Ölbaums gefunden.

Das Alte TestamentDer Bibel zufolge schickte Noah nach der Sint-

flut eine Taube los. Sie kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück: die Erde grünte wieder, das Leben war zurück. Also erhielt Noah, der Stammvater der Hamiten, Semiten und Indogermanen noch vor der Landung in Armenien als erstes die Kenntnis vom Vorhandensein des Wilden Ölbaums, der in seiner östl. Verbreitung bis zur Krim und in den Kaukasus reicht.

Nach dem Alten Testament war die Ölfrucht den Juden im gelobten Land verheißen. Die eingewander-ten Israeliten fanden den Olivenbaum schon vor. Die Könige David und Salomo förderten seinen Anbau. Man benutzte das Öl zu Speisen, bei Opfergaben, als Brennöl und zum Salben des Haars und des ganzen menschlichen Körpers.

Der Baum wurde auch in seiner bescheidenen Dienstbarkeit gerühmt:

„Einst machten sich die Bäume auf, um sich einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: ‚Sei du unser König.‘ Der Ölbaum sagte zu ihnen: ‚Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Men-

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schen ehrt und hingehen, um über den anderen Bäu-men zu schwanken?“ (Buch der Richter, 9, 8-9)

Die GriechenDas aus den Früchten gewonnene Öl war als Speiseöl wie als Salböl und als Lampenöl ein fast unverzicht-bares Naturprodukt in der griechischen Welt. Dem Salböl schrieb man große lebenserhaltende Kräfte zu. Vor allem im Winter ölte man die Körper täglich damit ein, um den Wärmehaushalt zu regulieren. Zu Homers Zeiten benutzte man in Griechenland das Holz des wilden Ölbaums wegen seiner großen Fes-tigkeit zur Anfertigung von Axtstielen.

Das Ehebett von Odysseus und Penelope war auf und um einem Ölbaum gebaut. Die Ehe zwischen den beiden galt als unverwüstlich:

„Innerhalb des Gehegs war ein weitumschattender Ölbaum,Stark und blühenden Wuchses; der Stamm glich Säulen an Dicke.Rings um diesen erbaut’ ich von dichtgeordneten SteinenUnser Ehegemach, und wölbte die obere Decke,Und verschloß die Pforte mit festeinfugenden Flügeln.Hierauf kappt’ ich die Äste des weitumschattenden Ölbaums,Und behaute den Stamm an der Wurzel, glättet’ ihn ringsumKünstlich und schön mit dem Erz, und nach dem Maße der Richtschnur;Schnitzt’ ihn zum Fuße des Bettes, und bohrt’ ihn rings mit dem Bohrer,Fügete Bohlen daran, und baute das zierliche Bette,

Welches mit Gold und Silber und Elfenbeine geschmückt war;Und durchzog es mit Riemen von purpurfarbener Stierhaut.“(Odyssee, 23. Gesang, 190–201)

Die Griechen dankten Athene für die Gabe des ersten Ölbaumes und es galt einst als undenkbarer Frevel, Ölbäume umzuhauen. Wer Olivenbäumen Schaden zufügte, wurde streng bestraft, nicht nur von mensch-lichen Richtern, sondern auch von den Göttern.

Interessant ist auch, dass der Caduceus, der Stab der Heiler, von dem Gewand von Bacchus abgeleitet wurde, der aus geflochtenen Olivenzweigen bestand. Durch Berührung mit diesem Stab schenkte Bacchus den Irdischen Beredsamkeit.

Die RömerIm 6. Jahrhundert v. Chr. kam der Olivenbaum nach Italien. Wie schon in Griechenland war ein Kranz aus Ölzweigen die höchste Auszeichnung des um das Va-terland hochverdienten Bürgers. Der Ölzweig war das Symbol des Friedens, und Besiegte, die um Frieden baten, trugen Ölzweige in den Händen.

ChristentumDa der Olivenbaum ein Götter-Geschenk war, war auch sein Produkt, das Öl, geheiligt. Fürsten, Könige und Priester wurden seit der griechischen Klassik bei der Amtseinführung mit Olivenöl, meist mit Balsam versetzt, gesalbt. Symbol ihrer göttlichen Würde und Autorität. Die „letzte Ölung“, das Sterbesakrament der katholischen Kirche, ist in diesem Zusammen-hang zu sehen.

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Jesus hielt im Olivenhain von Gethsemane kurz vor seiner Kreuzigung Zwiespräche mit Gott, seinem Vater. Er sprach davon, dass der Kelch an ihm vorü-berziehen möge. Seine Kräfte ließen nach. Konnte er die Kreuzigung überhaupt noch erreichen? Deshalb musste der Olivenbaum daneben stehen. Er hat den Menschen gestützt.

IslamDas Olivenöl, das schon in minoischer Zeit die Lam-pen Kretas füllte und das in den dunklen Jahreszeiten Licht brachte, wurde oft als ein geistiges Licht emp-funden, ein Sinnbild der Kraft und Klarheit Gottes.

In diese Tradition stellt sich auch der Koran:

„Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht ist gleich einer Nische, in der sich eine Lampe befindet: Die Lampe… Angezündet (wird die Lam-pe) von einem gesegneten Ölbaum, der weder östlich noch westlich ist, dessen Öl beinahe leuchten würde, auch wenn das Feuer es nicht berührte.“ ( Sure 24:35 „Das Licht“)

Eine herrliche Sure, denn sie sagt mir, dass der Islam in Wirklichkeit keine unbedingt aggressive Religion ist, weder östlich noch westlich, sondern aus sich he-raus leuchtend.

HeilwirkungDen Blättern wird ein beruhigender und schlafför-dernder Effekt zugeschrieben. Sie sollten das Immun-system stärken sowie den Cholesterinspiegel senken. Das Öl ist gesund wegen des hohen Anteils an einfach

ungesättigten Fettsäuren und wirkt sich positiv auf das Herzkreislaufsystem und den Fettstoffwechsel aus. Es verringert die Gefahr von Diabetes mellitus oder Krebs. Extra natives Olivenöl hat entzündungs-hemmende Wirkung.

Dr. Edward Bach, der geistige Vater der Blüten-essenzen, fand die Olivenblüte als Mittel bei einem Zustand, welchen man heute „Burn-out“ nennen wür-de. Wir haben es so weit getrieben, oder wir haben sosehr leiden müssen, dass nichts mehr übrig ist. Das tägliche Leben wird zu einer Belastung ohne Freude. Wir sind erschöpft und müde. An dem Punkt ange-langt, hilft Olive, sich zu regenerieren. Die Fähigkeit, sich auf seine innere Führung zu konzentrieren, statt auf alles, was von außen auf einen einprasselt, wird gefördert.

Gurudas beschreibt, wie wir in dem Baum die Fä-higkeit entdecken können, unsere Energie zu konzen-trieren und zielgerichtet ein zu setzen. Olive macht das auf eine korrekte, herzliche liebevolle Art, ohne anderen zu schaden. Es gibt ein Gefühl von tiefem unterbewusstem Frieden.

MurshidAus seinem reichen Schatz an Erfahrungen mit reli-giösen Traditionen bringt Murshid Inayat Khan uns eine ganze Reihe von Beispielen für die Salbung.

Aus der hinduistischen Tradition beschreibt er das Öl-Opfer an Hanuman, dem Affengott: „Das Bildnis von Hanuman stellt die primitive Natur im Menschen dar und im Ausgießen von Öl im Dienst von Hanu-man wird dem Anbeter eine Lektion gegeben. Wie großartig deine Evolution auch sein mag, Achtung und Rücksicht für die primitive Natur ist notwendig, da alles sich in dem erweiterten Programm der Natur

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reguliert… Das Leben wird schwierig ohne Achtung und Rücksichtnahme für die primitive Natur. Wenn man sich darüber ärgert, nimmt man daran Teil; wenn man dagegen rebelliert, gibt man dem Feuer Nahrung. Man sollte die primitive Natur in sich selber und in den anderen besänftigen durch Weisheit, Geduld und Freundlichkeit.

Das gleiche kann man bei indischen Hochzeiten beobachten, wo Kopf, Schultern, Arme und Hände, Knie und Füße von Braut und Bräutigam geölt wer-den. Murshid erklärt, dass es hier geht um „eine psy-chologische Suggestion… damit die Hände und Füße von beiden vorbereitet sind um dem Partner zu die-nen; dass sie sich gegenseitig nicht zugeknöpft zeigen und wenn es noch Härte in ihrer Natur geben sollte, diese aufgeweicht wird, da Harmonie den Segen ei-nes Hauses ausmacht. Es lehrt uns, dass, um Freunde zu werden und Freundschaft zu pflegen, Verzeihung erforderlich ist. Es ist nun mal so, dass unser Partner nicht so flexibel und fügsam ist, als wie wir es uns vorgestellt hatten.“

Aus dem von ihm geliebten Russland, wo er ei-nige Jahre gelebt hat, erzählt Murshid das Beispiel der Ölung des Tsar am Tag seiner Krönung: „Die Salbung der Stirn des Königs bedeutet, dass er einen entspannten Ausdruck haben sollte, nicht stirnrun-zelnd und mit verzogenem Gesicht, sondern mit einer lächelnden Stirn, wie der persische Ausdruck lautet. Arm und Reich, alle müssen mit ihren Sorgen und Schwierigkeiten zum König kommen und sein Blick muss sie trösten und beruhigen. Die große Lehre, welche man aus diesem Brauch ziehen kann ist, dass die große Erziehung im Leben darin besteht, unsere Gefühle, unsere Gedanken, Worte und Handlungen weich zu machen, so dass sie uns selbst Entspannung

schenken und damit wir eine entspannte Atmosphäre kreieren, die allen die mit uns in Kontakt kommen zu Gute kommt.“

Um besser verstehen zu können, was eine Salbung eigentlich bedeutet, ist es aufschlussreich im Pflan-zenreich der Rolle des Öls nach zu spüren.

Am Anfang eines Pflanzenlebens steht das Wasser. Zum Keimen, oder um aus dem Unsichtbaren heraus auf Erden sichtbar zu werden, verbindet die Pflanze sich mit Wasser und Erde. Erst gegen Ende ihres Le-bens fängt die Pflanze an, sich mit Öl zu beschäftigen. In allen Samen findet man Öl. Meistens nur im Keim (z.B. Weizenkeimöl). Manche Pflanzen tragen Öl im ganzen Samen. Die Mandel ist ein Beispiel. Und dann gibt es Pflanzen, die so sehr Öl-orientiert sind, dass sie darüber hinaus das Fruchtfleisch ölig gestal-ten. So die Olive.

So wie Wasser die Inkarnation möglich macht, macht Öl die Rückkehr zur Seelenwelt möglich. Das Feuerelement ist nun vorherrschend. Die Pflanze ver-bindet sich mit der Wärme. Es braucht die Wärme zur Fruchtbildung und es verkörpert die Wärme im Öl. Die Olive ist eine ausgesprochene Wärme-Pflanze. In der zweiten Jahreshälfte kümmert sie sich nicht mehr um Wachstum von Ästen und Blätter, sondern konzentriert sich voll und ganze auf ihre Früchte und Samen. In der Frucht wird das nächste Leben vorbe-reitet und umhüllt. Im Samen liegt das Wesentliche, die Quintessenz, verborgen.

Murshid nennt uns Menschen oft den Samen von Gott: „Die ganze Manifestation ist einfach wie ein Baum, welche von der göttlichen Wurzel stammend aus dem Boden schießt. Die Natur ist wie sein Stamm und alle Aspekte der Natur sind wie die Äste, die Blätter, die Früchte und die Blumen; und von diesem

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Baum wird wiederum der gleiche Samen produziert, die menschliche Seele, welche die erste Ursache des Baumes war. Dieser Same ist der Geist Gottes, und so wie Gott das ganze Universum in sich begreift und Eins ist, so enthält der Mensch in sich selbst das gan-ze Universum als Seine Miniatur.“

So können wir besser nachempfinden, was Murshid meint, wenn er im Vadan sagt: “Mein Herz, hüte das Öl, das die Flamme des Lichts erhält.“

Das Öl in uns ist eine Art Substanz, welche entsteht in einer Phase unseres Lebens, worin unsere Seele er-wacht. Das einzige, was dann noch interessiert, ist, das innere Licht zu empfangen. Dies hat schon auch mit dem Alter zu tun, aber vor allem mit der Reife ei-ner Person. Murshid wurde 45 Jahre alt; ich bin jetzt 65 und gerade mal dabei, etwas besser zu begreifen, was Hazrat Inayat Khan mit Öl meinte.

Dieses innere Öl muss gehütet werden. Murshid erzählt zur Erläuterung dieses Konzepts die Parabel der 10 Jungfrauen, welche Jesus Christus uns hinter-lassen hat: „Das Ziel des Lebens einer Person ist, das Licht in einem, ihrem eigentlichen Wesen, zu ver-vollkommnen. Was auch immer die Qualifikationen eines Menschen sein mögen, was auch immer seine Ressourcen, Position und Rang sind, wenn das Licht in ihm nicht scheint, kann er das Ziel seines Lebens nicht erfüllen… Die dummen Jungfrauen hatten kein Öl in ihren Lampen bereitgehalten, die weisen hat-ten es aufbewahrt. So kamen die weisen Jungfrauen ihrem Ziel für den Tag, für welchen es versprochen wurde, nach, und die Dummen bereuten es… Die weise Seele sammelte alles Material, um ihr Licht für den Tag, welches der gelobte Tag war, scheinender zu machen. Die dumme Seele vergeudete es und stand ohne da in dem Moment, wo sie es brauchte.

Ya Sabur„Das Öl auf dem Weg der Liebe ist Geduld.“ (Hazrat Inayat Khan)

Medikation• Rücksicht auf die menschliche primitive Natur• Weisheit, Geduld und Freundlichkeit• Verzeihung für die Unzulänglichkeiten des Part-

ners• Lächeln der Stirn• Sorgen und Schwierigkeiten Trost und Beruhi-

gung entgegenstellen• Entspannung schenken• das Öl für das innere Licht hüten• Erleuchtung empfangen

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Das Heilige Buch der NaturSpirituelle Ökologe der Sicht des Universalen Sufismus

Die Natur, das sind wir! Die Rolle des Menschen in der Schöpfung wird sich wandeln. Noch lange nicht haben wir das Ziel erreicht, wofür wir gedacht sind. Wir werden lernen, die Natur als Ausdruck von uns und uns selbst als Ausdruck der Natur wert zu schätzen. Firos Holterman ten Hove erörtert aus unterschiedlichen Blickwinkeln, wie die Sufi-Meister die Natur erlebt und begriffen haben.

Die Seele der SteineHeilende Mineral-Elixiere aus der Sicht des Universalen Sufismus

Natur, Mensch und Stein haben große Ähnlichkeiten und erhebliche Unterschiede. Beide drücken die ganze Vielfalt der Schöpfung aus. Aber während der Stein dies in einer Art von Tiefschlaf tut, entdeckt sich der Mensch als Ausdruck der Vielfalt nicht nur im Mineralreich, sondern auch im Pflanzen- und Tierreich. Wir Menschen tragen den ganzen Kosmos in uns, sagt Hazrat Inayat Khan. Als einzelne Wesen sind wir durch die Naturreiche mit ihren verschiedenen Bewusstseinsstufen gegangen.

Firos Holterman ten Hove

„Es gibt ein Heiliges Buch, die geweihte Schrift der Natur, die einzige Schrift, die den Leser erleuchten kann“ (Hazrat Inayat Khan)

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Anfragen für Informationen über die von Hazrat Inayat Khan gegründete Internationale Sufi-Bewegung und Internationaler Sufi-Orden können an folgende Adressen geschickt werden:

Verlag HeilbronnPostfach 2162, D-71370 Weinstadt

www.verlag-heilbronn.de ● [email protected]

Sufi Orden Deutschland e.V.www.sufiorden.de

Sufi Orden Schweizwww.sufismus.ch

Sufi Orden Österreichwww.sufiorden.at

International Sufi Movementwww.sufimovement.org

Tänze der Universellen Friedenswww.friedenstänze.de

Zenith Institute (Suficamp)

www.zenithinstitute.com

Förderverein Sufi-Saint-Schoolwww.sufi-saint-school-ev.de

Hope Projectwww.hope-project.de

Firos Holterman ten HoveUnited Nature ● Eisenbolz 7, 97480 Weitnau

www.unitednature.eu

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Vom Glück der Harmonie Die innere Einheit aller Wesen

Inayat Khan verkündet die innere Einheit aller Wesen in ihrer Verbundenheit mit Gott, dem wir nur dienen, den wir nur wahrhaft anbeten, wenn wir ihn in jedem Mitgeschöpf erkennen und verehren. Da-rauf beruht das Geheimnis der Schönheit der Welt und der seelischen Harmonie.

Wanderer auf dem inneren PfadDer Sufi-Pfad

Viele Menschen fragen heute nach dem Sinn ihres Lebens und suchen nach ei-nem inneren Weg, um zur Selbsterkennt-nis zu gelangen, zur Selbstverwirklichung - und schließlich zu Gott. Der Sufi-Pfad steuert dieses Ziel direkt an, setzt aber auch die Führung durch einen geistigen Lehrer voraus.

Die Schatzkammer des KönigsSufigeschichten

In der Geschichte der Menschheit wurden von jeher spirituelle Wahrheiten in Geschichten verkleidet erzählt. Für den, der nur das äußere Geschehen aufnimmt, sind sie eine vergnügliche Unterhaltung - für denjenigen, der die hintergründige Bedeutung erkennt, sind sie eine Weisung für den inneren Pfad.

Gebet - Atem der SeeleSufigebete

Wie für die Sufis aller Zeiten und Länder war auch für Hazrat Inayat Khan das Gebet – die Zwiesprache mit Gott – von allergrößter Bedeutung. Aus der Tiefe seines Herzens schrieb er für seine An-hänger, aber nicht nur für sie, sondern für alle Menschen, die sich von seinen Wor-ten angesprochen fühlen, Gebete, die sie einerseits im täglichen Leben begleiten...

Hazrat Inayat Khan

Wenn die Seele auf Gott gestimmt ist,wird ihr jedes Tun zu Musik

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Gayan - Vadan - NirtanDie Essenz der Sufibotschaft

Man kann sagen, dass die Aphorismen in „Gayan - Vadan - Nirtan“ die Essenz der Sufi-Botschaft von Hazrat Inayat Khan darstellen. ‘Gayan’ bedeutet die ‘Musik des Schweigens’, ‘Vadan’ heißt die ‘göttliche Symphonie’, und ‘Nirtan’ ist der ‘Tanz der Seele’.

Die Schale des SchenkenSufi-Weisheiten für jeden Tag

„The bowl of Saki“ - „Die Schale des Schenken“ nannte Hazrat Inayat Khan seine Sammlung von Aphorismen. „Saki“ ist ein Begriff aus der persischen Dichtung und bedeutet im wörtlichen Sinn: der, der Wein einschenkt, der Schenke. Im übertragenen Sinn ist es derjenige, der uns in Ekstase versetzt.

Die GathasWeisheit der Sufis

Lehren für seine Schüler von Hazrat Inayat Khan.

Sie enthalten Anleitungen zu sieben verschiedenen Themen: Aberglaube, Bräuche und Volksglaube; Einsicht; Sym-bolik; Atem; Kultivierung des Herzens; Alltagsleben und Metaphysik.

Die Seele - Woher und WohinDie Reise der Seele

Hazrat Inayat Khan beschreibt den Weg der Seele, die sich als ein Lichtstrahl aus der Einheit Gottes löst, sich ein Gewand aus Gedanken und Gefühlen zulegt und dann einen physischen Körper, um den Zweck der Schöpfung zu erfüllen, alles mit göttlichem Bewusstsein zu durch-dringen.

Hazrat Inayat Khan

Weisheit der Sufis

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Musik und Meditationvon Pir Vilayat Inayat Khanund Aeoliah Christa Muckenheimt

Die Begegnung mit Pir Vilayat Ina-yat Khan verwandelt das Leben der profesionellen Musikerin Aeoliah Christa Muckenheim. Ein Praxisbeispiel über die heilende und transformierende Kraft von Musik und Meditation.

Universaler SufismusDie Sufi-Botschaft von Hazrat Inayat Khan

Eine inspirierende Reise durch die innere Weisheit des Universalen Sufismus. Sufismus bedeutet mehr als bloße Worte und Ideen - er ist eine Lebensweise, eine Einstellung dem Leben gegenüber. Seine Wurzeln reichen tief hinab in den reichen spirituellen Boden des alten Ägyptens, ...

Musik und kosmische HarmonieAus mystischer Sicht

Sie lieben Musik? Dann haben Sie das wahrscheinlich schon erlebt: Wer Musik liebt, kann die erhabensten geistigen Ebe-nen des Menschseins erreichen. Durch Musik wird die Harmonie mit dem Selbst und dem Unendlichen wieder hergestellt. Musik nährt die Seele und den Geist.

MusikAus mystischer Sicht

„Alle Formen der Natur, z.B. die Blumen, sind vollkommen in Form und Farbe; die Planeten, die Sterne und die Erde vermit-teln uns die Vorstellung von Harmonie, von Musik. Die ganze Natur atmet…und das Zeichen des Lebens, das diese lebende Schönheit gibt, ist Musik.“

Hazrat Inayat Khan

Aus Musik wurde das Universum erschaffen, ...

Sufismus ist die Weisheit von der Einheit im Geiste

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