die deutsche kammer- philharmonie bremen...nov 03, 2018  · trompete und einem doppelkonzert...

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3. NOVEMBER 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL DIE DEUTSCHE KAMMER- PHILHARMONIE BREMEN

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Page 1: DIE DEUTSCHE KAMMER- PHILHARMONIE BREMEN...Nov 03, 2018  · Trompete und einem Doppelkonzert entscheiden kann. Aufhorchen lässt auch, was Schostakowitsch selbst über die Komposition

3. NOVEMBER 2018ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

DIE DEUTSCHE KAMMER- PHILHARMONIE BREMEN

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Samstag, 3. November 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

19 Uhr | Einführung mit Meike Pfister im Großen Saal

DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN

ANNA VINNITSKAYA KLAVIER MATTHIAS HÖFS TROMPETE

DIRIGENT CONSTANTINOS CARYDIS

Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) Kammersinfonie c-Moll op. 110a (1960/ 1967) Largo – Allegro molto – Allegretto – Largo – Largo

ca. 20 Min.

Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester c-Moll op. 35 (1933) Allegro moderato – Lento – Moderato – Allegro con brio

ca. 20 Min.

Pause

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Maurerische Trauermusik c-Moll KV 479a (1785)

Adagio und Fuge für Streicher c-Moll KV 546 (1788)

Sinfonie C-Dur KV 551 »Jupiter« (1788) Allegro vivace – Andante cantabile – Menuetto: Allegretto, Trio – Molto allegro

ca. 35 Min.

In Kooperation mit concerti

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Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen gehört seit Jahren zum festen Inventar der hiesigen Musikszene. Ihre aktuelle Hambur-ger Saison beginnen die Bremer mit einem Double Feature: An zwei Abenden erklingen je ein Klavierkonzert von Dmitri Schostako-witsch und eine Mozart-Sinfonie – im heuti-gen ersten Konzert seine letzte, die »Jupiter-Sinfonie«. Am Pult steht in beiden Fällen der gefragte griechische Dirigent Constantinos Carydis; die Solistin Anna Vinnitskaya ist eine echte Lokalmatadorin, die schon mit 26 Jahren als Professorin an die Hamburger Musik-hochschule berufen wurde, weltweit auf den Podien Jubel erntet und einen besonderen Draht zur Musik ihres Landsmannes Schosta-kowitsch hat.

WILLKOMMEN

L U C A S & A R T H U R J U S S E N · I G O R L E V I T · J A N L I S I E C K I · B R A D M E H L D A UD A N I I L T R I F O N O V · M I T S U K O U C H I D A · A N N A V I N N I T S K A Y A · Y U J A W A N G

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ZWISCHEN ERNST UND SCHERZ

Die Musik vor der Pause: Dmitri Schostakowitsch

Zwei Mal geriet der russische Komponist Dmitri Schostako-witsch im Laufe seiner Karriere heftig mit dem Sowjetregime aneinander: einmal 1936, als Diktator Josef Stalin seine Oper Lady Macbeth von Mzensk scharf verurteilte und in der wichtigs-ten Zeitung des Landes als »Chaos statt Musik« verunglimpfen ließ. Und einmal nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Kommu-nistische Partei die Künstler des Landes vehement auf Linie bringen wollte und ihnen mit dem »sozialistischen Realismus« enge ideologische und ästhetische Leitplanken vorschrieb. Diese existenziellen Krisen belasteten den sensiblen Kompo-nisten schwer und gingen auch an seinem Stil nicht spurlos vor-über. Nachdem seine eigene Schwester und ihr Mann von der Geheimpolizei abgeholt worden waren, wusste er um den Ernst der Lage und schlief eine Zeit lang stets voll bekleidet und mit gepacktem Koffer unter dem Bett.

Geheime Botschaften: Kammersinfonie

Um den offiziellen Richtlinien gerecht zu werden, ohne dabei sein eigenes künstlerisches Credo zu verleugnen, entwickelte Schostakowitsch einen typischen, oft doppelbödigen Stil. Ein wichtiges »Ventil« bildeten Streichquartette, die weit weniger unter öffentlicher Beobachtung standen als große Sinfonien.

Wie persönlich diese Werke sind, zeigt am deutlichsten das Achte Streichquartett (von insgesamt 15) aus dem Jahr 1960, das er einige Jahre später als Kammersinfonie für Orchester arran-gierte. Offiziell widmete er es »den Opfern von Faschismus und Krieg«, doch wer eigentlich im Zentrum steht, verdeutlicht das Hauptmotiv des Quartetts unmissverständlich. Es handelt sich um das musikalische Monogramm D-Es-C-H, Schostakowitschs Initialen, das fast das komplette Quartett beherrscht. Dazu der Komponist: »Mir war klar, dass nach meinem Tod niemand ein Werk zu meinem Gedächtnis schreiben würde. Daher beschloss ich, ein solches Werk selbst zu komponieren.«

Schostakowitsch mit dem Beethoven-Quartett, das viele seiner Streichquartette uraufführte

»Das Streichquartett ist eine der schwierigsten musikalischen Gattungen. Musik ist stark durch den Gedanken, die Idee. Im Quartett muss der Gedanke tief und die Idee rein sein.« – Dmitri Schostakowitsch

Selbstzitate aus verschiedenen Werken rekapitulieren außerdem die wichtigsten Erlebnisse in seinem Leben. Im ersten Satz etwa zitiert Schostakowitsch seine Erste Sinfonie, mit der ihm 1926 der Durchbruch gelang, und die Fünfte, die 1937 entstand, zur Zeit des großen stalinistischen Terrors. Der energische zweite Satz enthält ein Zitat aus einem Klaviertrio, komponiert im Gedenken an seinen verstorbenen Freund Iwan Sollertinski. Im dritten Satz, einem surrealen Walzer, erklingt zweimal der Anfang des Ersten Cellokonzerts, das dem befreundeten großen Cellisten Mstislaw Rostropowitsch gewidmet ist. In den nächsten beiden Sätzen finden sich unter anderem Zitate aus dem Revolutionslied Im Kerker zu Tode gemartert – für Schostakowitsch war die Partei ein Kerker – und der von der Regierung verdammten Oper Lady Macbeth.

Lange Nase gedreht: Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester

Dieses originelle Konzert entstand vor dem Skandal um die Lady Macbeth, im Jahr 1933, als die Welt für den jungen Komponisten noch vergleichsweise in Ord-nung war und er Zugang zur westlichen Kunst- und Unterhaltungsmusik hatte. Wie unbefangen Schostakowitsch damals zu Werke ging, zeigt sich schon am Titel des Stücks, der sich partout nicht zwischen einem Klavierkonzert mit Extra-Trompete und einem Doppelkonzert entscheiden kann. Aufhorchen lässt auch, was Schostakowitsch selbst über die Komposition äußerte: Es handele sich um eine »spöttische Herausforderung an den konservativ-seriösen Charakter des klassischen Konzert-Gestus«.

DIE MUSIK

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Klar, wenn ein Russe in der Nachfolge von Rachmaninow und Tschaikowsky ein Klavierkonzert schreibt, erwartet man ja saftige Romantik im Cinemascope- Format. Doch Schostakowitschs Stück entzieht sich frech jeder Erwartungshal-tung und besticht durch Keckheit und Witz. Besonders zutage tritt das in den Eck-sätzen. Sie sprühen vor Einfallsreichtum, Stimmungswechseln und Freude am musikalischen Scherz. Schostakowitsch ist sich nicht zu schade, neoklassische Elemente mit damals aktueller Tanzmusik und Gershwin-Jazz zu kombinieren – wobei ihm die Trompete natürlich sehr gelegen kommt. Zudem baut er in einer Mischung aus Reverenz und Persiflage zahlreiche Zitate anderer Komponisten ein: Die Überleitung zum dritten Satz geht als Bach-Stilkopie durch, während die Klavierkadenz kurz vor Schluss ganz offensichtlich auf Beethovens Rondo Die Wut über den verlorenen Groschen basiert. Die Genialität Schostakowitschs

zeigt sich hier ebenso wie seine Fähig-keiten als musik historisch beschlage-ner Improvisator, die er sich als Stumm-filmpianist im Kino angeeignet hatte. Als Gegenpol zu diesen beiden überschäu-menden Sätzen fungiert der Mittelsatz, ein melancholischer Walzer, der an den Parallelsatz in Ravels Klavierkonzert erinnert.

Schostakowitsch saß bei der Urauf-führung der Leningrader Philharmoni-ker 1933 selbst am Klavier und nahm das Konzert mehrfach auf Schallplatte auf. Als später der Krieg und die Kritik des Regimes über den Komponisten herein-brachen, verschwand es von den Spiel-plänen und kehrte erst nach Stalins Tod 1953 zurück – in einer Phase, als Dmitri Schostakowitsch es sich (endlich wieder) leisten konnte, der Welt im Allgemeinen und den Traditionen der Musikgeschichte im Besonderen mit Vergnügen eine lange Nase zu drehen.

CLEMENS MATUSCHEK

Dmitri Schostakowitsch (1929)

DIE MUSIK

LUX AETERNAEIN MUSIKFEST FÜR DIE SEELE

3.–27. FEBRUAR 2019ELBPHILHARMONIE, LAEISZHALLE,

DIE TANZENDEN DERWISCHE AUS DAMASKUS,

ST. KATHARINEN, PLANETARIUM,

TICKETS 040 357 666 66

NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER, INGO METZMACHER,

ST. MICHAELIS, KAMPNAGEL U.A.

WWW.LUX-AETERNA-HAMBURG.DE

ENSEMBLE RESONANZ, PEKKA KUUSISTO, HOURIA AÏCHI, IVETA APKALNA, ANNA LUCIA RICHTER, GEORG NIGL, DUO NAQSH, ROKIA TRAORÉ, CRAIG TABORN

Projektförderer

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Kunst der Fuge: Adagio und Fuge für Streicher

Der Doppelsatz Adagio und Fuge zeugt von Mozarts umfassender Beschäftigung mit der barocken Kontrapunkt-Lehre. Schon früh hatte er sich mit der Kunst der Bach-Söhne Carl Philipp Emanuel und Johann Christian auseinandergesetzt, die er sehr verehrte, und auch Handschriften ihres Vaters Johann Sebastian studiert, dem wohl größten Fugenkomponisten aller Zeiten. 1783 komponierte er dann selbst eine Fuge für zwei Klaviere, in die er seine neu gewonnenen Erkennt-nisse einfließen ließ. Fünf Jahre später arrangierte er sie für Streichquartett um, stellte ihr eine gewichtige Einleitung voran und erzeugte so einen monumentalen Eindruck. Dazu trägt nicht nur die düstere Tonart bei, sondern auch die kunst-volle Verflechtung der Stimmen, die sich am Ende zusammenfügen und in einer großen Steigerung münden.

HÖCHSTE INSTRUMENTALKUNST

Die Musik nach der Pause: Wolfgang Amadeus Mozart

Für den zweiten Teil ihres Konzerts hat sich die Deutsche Kammerphilharmo-nie Bremen ihre eigene Super-Sinfonie gebastelt und Mozarts Jupiter-Sinfonie gewissermaßen um zwei einleitende Sätze ergänzt: die Maurerische Trauer musik und das Adagio und Fuge für Streichorchester. Das passt schon aufgrund der Tonarten ganz gut, denn alle Stücke stehen in c-Moll bzw. C-Dur. Parallelen gibt es aber noch mehr: Der markante Rhythmus der Trauer musik wird uns in abgewandelter Form im zweiten Sinfoniesatz wiederbegegnen; eine Fuge spielt in ihrem Finale eine gewichtige Rolle. Und so fügt sich eins zum anderen.

Musik für die Brüder: Maurerische Trauermusik

Dass Mozart dem Geheimbund der Freimaurer angehörte, ist kein Geheimnis. Im Wien seiner Zeit traten zahlreiche Intellektuelle und Künstler einer der soge-nannten Logen bei. In einer von Spannungen zwischen Adel, Klerus und Bür-gertum aufgeladenen Zeit trafen sie mit ihren Ideen von Gleichheit, Toleranz, Humanität und einer von konfessionellen Zwängen freien Religiosität einen Nerv. Die Aufklärung war zum Greifen nahe.

Mozart ließ einige dieser Gedanken in seine Musik einfließen, vor allem in Opern wie Die Zauberflöte findet sich freimaurerische Symbolik. Ganz konkret für die Freimaurer schrieb er jedoch nur wenige Werke. Das Bedeutendste ist sicherlich die Maurerische Trauermusik, die für die Totenfeier zu Ehren zweier verstorbener Logenbrüder entstand. Sie steht in c-Moll, das vielen als Trauer-Tonart gilt (und tatsächlich oft in diesem Kontext Verwendung fand), und weist darüber hinaus weitere typische Elemente von Trauermusiken auf. Dazu zäh-len etwa gleich zu Beginn die klagenden Seufzermotive in den Bläsern, punk-tierte Achtelmotive, die den Eindruck eines Trauermarsches erwecken, sowie eine Choralmelodie in der Mitte. Das Ende erklingt überraschend in C-Dur – ein Lichtblick im düsteren Umfeld, als würde aus dem Jenseits ein heller Schein herüberleuchten.

Wolfgang Amadeus Mozart am Klavier (unvollendetes Gemälde)

DIE MUSIK

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Triumph der Tonkunst: Jupiter -Sinfonie

Pariser, Prager, Linzer – die Beinamen von Mozarts Sinfonien sind meist recht eindeutig und verweisen zwecks besserer Unterscheidbarkeit schlicht auf ihren Entstehungsort. Nicht so bei seiner letzten, der Nummer 41, besser bekannt unter dem Namen Jupiter-Sinfonie. Mozart schrieb sie natürlich nicht auf dem fernen Planeten, sondern in Wien – woher also diese Bezeichnung?

Die Erklärung ist simpel: Es handelt sich um Werbung. Der gewiefte Lon-doner Konzertveranstalter Johann Peter Salomon gab der Sinfonie nachträg-lich diesen Namen, der sich bald allgemein durchsetzte und heute untrennbar mit dem Werk verbunden ist. Er sollte also keineswegs programmatisch ver-standen werden – dem römischen Göttervater wollte Mozart hier ebensowenig huldigen wie dem größten Planeten unseres Sonnensystems. Salomon wählte die Bezeichnung dennoch mit Bedacht, um auf den majestätischen Glanz der Musik zu verweisen. Insofern ist Jupiter-Sinfonie passend: Jupiter ist der mäch-tigste Gott, der Blitze schleudern kann. Und der nach ihm benannte Planet war

wegen seiner Helligkeit schon im Altertum bekannt und galt als Königsstern, als Sinn-bild für das Positive und Großartige.

Entstanden ist die Jupiter-Sinfonie im Sommer 1788. Und schon bald nach Mozarts Tod gehörte sie zu jenen Werken, die seinen unsterblichen Ruhm begründeten. Im Jahr 1808 etwa bezeichnete die Allgemeine musi-kalische Zeitung in Leipzig sie als »erklärtes Lieblingsstück der hiesigen Kunstfreunde, das dem Publikum kein Jahr vorenthalten« werde. Besonders gefeiert wurde sie in Lon-don, wo man sie als »höchsten Triumph der Instrumentalmusik« pries. Ihr erhaben-festlicher Charakter, ihr strahlendes C-Dur, ihre Klarheit und Ordnung – all diese Eigen-schaften der Sinfonie begeisterten schon Mozarts Zeitgenossen und rechtfertigen ihren späteren Titel durchaus.

Doch auch wenn diese triumphale Seite der Musik deutlich überwiegt, lässt es Mozart an Kontrasten nicht mangeln. Indem

er auf die markante Eröffnungsgeste mit einer zarten Streicher-melodie antwortet, entspricht bereits der Beginn ganz dem für Sinfonien typischen dualistischen Prinzip. Diese Methode wird beibehalten: Auf eher schlichte, dezente Motive folgt ein Forte-Ausbruch des ganzen Orchesters, bevor uns der Komponist in die Welt der Buffo-Oper entführt – mit einer verspielten, tänze-rischen Melodie, die Mozart bereits in der Arie Un bacio di mano (Ein Handkuss) verwendete, die er als »Einlagearie« für eine fremde Oper schrieb.

Nach einem gesanglich-warmen, mit Andante cantabile überschriebenen Variationensatz an zweiter Stelle und einem prachtvollen Menuett folgt mit dem Finale schließlich einer der wohl meistrezipierten Sätze der klassischen Instrumental musik überhaupt. Generationen von Musikwissenschaftlern haben sich an Beschreibungen und Analysen abgearbeitet – und doch sind am Ende alle Fragen offen.

Das liegt vor allem an den verschiedenen Satztypen, die Mozart hier zu einem großen Geflecht verwebt – darunter klas-sischer Sonatensatz im Schema A-B-A, barocke Fuge und das aus Wiederholungen bestehende Rondo. Die extrem ausgefeilte Kontrapunkttechnik und der Umstand, dass das Finale auf einer einzigen Viertonfolge (wer’s genau wissen will: c-d-f-e) basiert, die sich durch den gesamten Satz zieht, führte zunächst zu der verbreiteten Bezeichung »Die Sinfonie mit der Schlussfuge«, bevor sich Salomon mit dem griffigeren »Jupiter« durchsetzte.

Der eigentliche Clou dieser »Kunst der Fuge« (Peter Gülke) ist jedoch, dass es der Komponist spielerisch schafft, Gelehr-samkeit mit Heiterkeit zu verbinden, das Schwere leicht zu machen. Man muss das Ganze also gar nicht im Detail verste-hen, die Noten nicht bis ins Letzte analysieren, um die Musik mit Freude genießen zu können. Ein grandioses Hörerlebnis ist so oder so garantiert.

SIMON CHLOSTA

»An dieser Sinfonie ist nichts zu rezensieren. Denn wer dies Mozart’sche Werk nicht kennt, den interessiert die ganze Gattung nicht; und wer es kennt und nicht ehrt, der hört ohnehin nicht auf uns, was wir auch darüber sagen.« – Zeitgenössische Kritik

Johann Peter Salomon

DIE MUSIK

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ANNA VINNITSKAYA KLAVIER

Presse und Publikum loben die russische Pianistin Anna Vinnitskaya als eine bedeutende Künstlerin unserer Zeit. Ihr Repertoire reicht von Bach bis zur zeit-genössischen Musik, wobei sie einen besonderen Schwerpunkt auf russische Komponisten wie Rachmaninow und Schostakowitsch legt. Auch mit ihren Interpretationen von Brahms, Chopin und Debussy hat sie sich einen Namen gemacht. In Berlin führte sie 2016 mit dem Rundfunk-Sinfonie orchester alle drei Klavierkonzerte von Béla Bartók an einem einzigen Nachmittag auf.

Als Solistin tritt Anna Vinnistkaya auf der ganzen Welt mit den renommiertes-ten Orchestern auf, darunter die Münchner Philharmoniker, Israel Philharmo-nic und das NHK Sinfonie orchester Tokyo und führende Rundfunkorchester. Zu den Dirigenten, mit denen sie bereits zusammengearbeitet hat, zählen sowohl die Stars der jüngeren Generation wie Andris Nelsons und Krzysztof Urbański als auch Altmeister wie Charles Dutoit und Marek Janowski. Ihre Diskografie umfasst auch eine Aufnahme der beiden Klavierkonzerte von Schostakowitsch, begleitet von der Kremerata Baltica.

Anna Vinnitskaya wurde in der russischen Hafenstadt Noworossijsk am Schwarzen Meer geboren. Ihren ersten internationalen Klavierwettbewerb gewann sie bereits im Alter von zwölf Jahren. Zu ihren wichtigsten Auszeich-nungen gehören der Gramophone Editor’s Choice, der Echo Klassik sowie der Leonard Bernstein Award des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Seit 2002 lebt sie in Hamburg; seit 2009 ist sie Professorin an der hiesigen Musikhochschule.

MATTHIAS HÖFS TROMPETE

Mit sechs Jahren erklärte Matthias Höfs die Trompete zu sei-nem Instrument – weil sie »so schön glänzt«. Seine Ausbildung erhielt er an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und an der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker. Im Alter von 18 Jahren wurde er Solo-Trompeter des Philharmo-nischen Staatsorchester Hamburg, wo er 16 Jahre lang blieb. Parallel wurde er Mitglied des Ensembles German Brass, mit dem bislang über 20 Aufnahmen entstanden.

Seit dem ersten Konzert des Ensembles 1985 schreibt er sich und seinen Kollegen innovative Arrangements auf den Leib, die die Brasswelt inspirieren. Mit musikalischem Pioniergeist erweitert Matthias Höfs kontinuierlich den Horizont seines Ins-truments, sei es durch die enge Zusammenarbeit mit Kompo-nisten oder als »Botschafter der Trompete« in seiner Heimat Schleswig-Holstein.

Die Leidenschaft für sein Instrument vermittelt Matthias Höfs auch seinen Studenten, die er seit 2000 als Professor an der Hamburger Musikhochschule mit großem Engagement unterrichtet und mit denen er auch schon gemeinsam in der Elbphilharmonie auftrat.

DIE KÜNSTLER

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DIRIGENT CONSTANTINOS CARYDIS Constantinos Carydis wurde in Athen geboren und studierte zunächst Musiktheorie und Klavier am Konservatorium seiner Heimatstadt. Im Anschluss wandte er sich dem Dirigieren zu und absolvierte sein Studium an der Münchner Musikhoch-schule.

Heute feiert Carydis international sowohl mit seinen Konzert-auftritten als auch als Operndirigent große Erfolge. Er stand am Pult von renommierten Orchestern wie den Münchner Phil-harmonikern, dem Tonhalle-Orchester Zürich, den Bamber-ger Symphonikern, dem Mahler Chamber Orchestra und dem NDR Elbphilharmonie Orchester, das er 2012 in der Laeiszhalle leitete. Opernproduktionen führten ihn an die Wiener Staats-oper, ans Royal Opera House Covent Garden, an die Bayerische Staatsoper, an die Staatsoper Berlin und an die Opéra de Lyon. Zudem gastierte er beim Edinburgh Festival, beim Enescu-Festival in Bukarest und beim Musikfest Settimane Musicali di Ascona. Im Jahr 2011 wurde ihm der Carlos-Kleiber-Preis der Bayerischen Staatsoper verliehen.

Im vergangenen Sommer dirigierte Constantinos Carydis Mozarts Zauberflöte mit den Wiener Philharmonikern bei den Salzburger Festspielen sowie Mozarts Le nozze die Figaro bei den Münchner Opernfestspielen. In der aktuellen Saison kehrt er für eine Serie von Händels Serse an die Oper Frankfurt zurück, wo er 2017 die Neuproduktion geleitet hatte. Außerdem gibt er eine Reihe von Akademiekonzerten mit dem Bayerischen Staatsorchester und gastiert bei den Bamberger Symphonikern, dem City of Birmingham Orchestra und dem National Orches-tra of Belgium. Im Sommer nächsten Jahres gibt er sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern mit Werken von Schostako-witsch und zwei Mozart-Sinfonien. Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen in diesem Jahr ist eine Premiere.

DIE KÜNSTLER

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Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist eines der führenden Orchester und begeistert mit ihrem einzigartigen Musizierstil weltweit ihr Publikum. Künstlerischer Leiter ist seit 2004 der estnische Dirigent Paavo Järvi.

Ein Höhepunkt ihrer langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit war das Beethoven-Projekt, auf das sich Dirigent und Orchester sechs Jahre lang kon-zentrierten. Ihre Beethoven-Konzerte wurden weltweit von Publikum und Presse als maßstabsetzend bejubelt. Mit dem gesamten Zyklus der neun Sinfonien begeisterten sie unter anderem in Paris, Tokio, Straßburg, Warschau, São Paulo sowie bei den Salzburger Festspielen und dem Beethovenfest Bonn. Auch die CD-Einspielung wurde von Kritikern weltweit gefeiert. Darüber hinaus entstand eine mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete TV- und DVD-Dokumentation über das Projekt von der Deutschen Welle und Unitel.

DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN

Im Anschluss setzten sich die Deutsche Kammerphilharmo- nie Bremen und Paavo Järvi ebenso erfolgreich mit den Sinfonien Robert Schumanns auseinander, für deren Einspie-lung das Orchester den Diapason d’Or erhielt. Aktuelles Groß-projekt ist seit 2015 das sinfonische Werk von Johannes Brahms. Die 2017 erschienene CD mit der Zweiten Sinfonie und den Ouvertüren, erst kürzlich mit dem Opus Klassik ausgezeich-net, ist laut SWR ein »rhetorischer Jungbrunnen für den ›alten‹ Brahms«. Inzwischen ist auch die Aufnahme der Ersten Sinfonie gefolgt. Ein besonderes Highlight bildete die Aufführung seines Deutschen Requiems im Bremer Dom anlässlich des 150. Jubi-läums der Uraufführung 1868 in Bremen.

Daneben widmen sich die Orchestermitglieder mit großem persönlichen Engagement den gemeinsamen Projekten mit der Gesamtschule Bremen-Ost, in deren Gebäudekomplex sich die Probenräume des Orchesters befinden. Die Zusammenar-beit wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, darunter 2007 mit dem »Zukunftsaward« als »beste soziale Innovation«. Die Musiker verfolgen hier das Ziel, individuelles Wachstum mit-tels Musik zu fördern. 2009 ernannte der Staatsminister für Kul-tur dieses »Zukunftslabor« der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zum Modellprojekt.

2008 erhielt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen für die gelungene Verbindung von Unternehmertum und Kultur den renommierten Deutschen Gründerpreis. 2010 wurde sie als erstes Orchester für ihr editorisches Gesamtwerk mit der Ehrenurkunde des Preises der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet; Paavo Järvi erhielt für die Beethoven-Aufnah-men den Echo Klassik als Dirigent des Jahres 2010. Deutsch-landfunk Kultur zeichnete die Kammerphilharmonie 2016 als erstes »Orchester des Jahres« überhaupt aus.

Mit Elbphilharmonie und Laeiszhalle verbindet die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ein enges Verhältnis auf Basis regelmäßiger Konzerte; ihren Einstand in der Elbphilharmonie feierte sie im März 2017. Und auch in der aktuellen Saison ist sie wieder in Hamburg präsent (siehe Vorschau).

DIE KÜNSTLER

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BESETZUNG

VIOLINE ISarah Christian*Timofei BekassovStefan LatzkoKonstanze LerbsHozumi MurataKatherine RoutleyChristian HeubesFlorentine Lenz

VIOLINE IIJörg Assmann**Matthias CordesBeate WeisKonstanze GlanderFederico BrescianiAstrid KumkarMona BurgerMarijke Tjoelker

VIOLAFriederike Latzko**Anja MantheyJürgen WinklerTomohiro AritaBarbara Linke Holická

VIOLONCELLOMarc Froncoux**Ulrike RübenStephan SchraderZsolt Dombóvári

KONTRABASSJuliane Bruckmann**Klaus LeopoldSimon Hartmann

FLÖTEBettina Wild OBOERodrigo Blumenstock /Ulrich König

KLARINETTETil Renner

BASSETTHORNTino PlenerLuisa LohmannRaphael Schenkel

FAGOTT / KONTRAFAGOTTHiginio ArruéAdriana Del Pozo Torreño

HORNElke Schulze HöckelmannMarkus Künzig

TROMPETEChristopher DickenBernhard Ostertag

PAUKEMarinus Komst

* Konzertmeisterin** Stimmführer

DT. KAMMERPHILHARMONIE 2018/19Wenn Ihnen das heutige Konzert gefallen hat, können Sie sich freuen: Noch dreimal kommt die Deutsche Kammerphilharmo-nie Bremen in dieser Saison nach Hamburg. Das nächste Mal im Februar im Rahmen des Festivals »Lux aeterna«: Auf dem Programm steht unter anderem das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven, mit dem sich das Orchester bekanntlich beson-ders gut auskennt. Den Solopart und die Leitung übernimmt der quirlige finnische Geiger Pekka Kuusisto (Foto). Es folgen ein weiteres (allerdings bereits ausverkauftes) Gastspiel in der Elbphilharmonie sowie Mendelssohns »Walpurgisnacht« in der Laeiszhalle im Rahmen des Internationalen Musikfests.

13.02.2019 | mit Pekka Kuusisto | Laeiszhalle 31.03.2019 | mit Paavo Järvi | Elbphilharmonie 30.04.2019 | mit dem Kammerchor Stuttgart | Laeiszhalle

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Julika von WerderLektorat: Reinhard HellingGestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISDmitri Schostakowitsch und das Beethoven-Quartett (Keystone Pressedienst); Dmitri Schosta kowitsch, 1929 (aus Krzysztof Meyer: Schostakowitsch); Wolfgang Amadeus Mozart, 1782: Unvollendetes Gemälde von Joseph Lange (Stiftung Mozarterum Salzburg); Johann Peter Salomon (Lebrecht Music and Arts Photo Library); Anna Vinnitskaya (Marco Borggreve); Christopher Dicken (Julia Baier); Constantinos Carydis (Thomas Brill); Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (Oliver Reetz); Pekka Kuusisto (Maija Tammi)

VORSCHAU

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

FÖRDERSTIFTUNGENKühne-StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungProgramm Kreatives Europa der Europäischen Union Adam Mickiewicz Institut

Stiftung Elbphilharmonie

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

PRODUCT SPONSORSCoca-ColaHaweskoLavazzaMeßmerRicolaRuinartStörtebeker

CLASSIC SPONSORSAurubisBankhaus BerenbergCommerzbank AGDZ HYPGALENpharmaHamburger FeuerkasseHamburger SparkasseHamburger VolksbankHanseMerkur VersicherungsgruppeHSH NordbankJyske Bank A/SKRAVAG-VersicherungenM.M.Warburg & COWall GmbH

ELBPHILHARMONIE CIRCLE

PRINCIPAL SPONSORSBMWMontblancSAPJulius BärDeutsche Telekom

Mehr Infos unter:hawesko.de/elphi

Es ist das Besondere, das Wellen schlägt.

Der offizielle Weinpartner der Elbphilharmonie

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Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg.

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