die bestimmung von kohlenoxyd-hämoglobin im blut mit dem lichtelektrischen colorimeter

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Jg. xg. Heft 46 HAVEMANN, Kohlenoxyd-HAmoglobin. II R9 16. November I94O treten ja nicht bei kurzdauernden Gaben yon hohen Dosen auf, soilderll nach langer, meist woehenlanger Verabreichung yon kleinen verzettelten Dosen, wie es aus dem Wirkilngs- mechallismus des Prontosils durehaus verst~ildlich erscheint. DOMAGI~ selbst, der IIIlserem Verst/tndnis den Wirkilngs- mechanismils des Prontosils dutch seine experimentellen Studien nahegebracht hat, hat wiederholt und gerade wieder ill letzter Zeit darauf hingewiesen, dab die Sulfonamid- pr~parate nut bei langdauernder verzet~elter Dosierung zil Seh~digungen ffihren k6nnen. Und die Erfahrungen der Klinik haben best~Ltigt, dab gerade die geffirchtetsten Sch/idi- gungen, so vor allem die Granulopeilie und Agranulocytose, nllr nach ]3ehalldlung mit kleillen Mengen fiber lange Zeit hin beobachtet wurden. Es kann nicht stark genug betoilt werden, dab Sch~Ldi- gungeil durch Prontosil bei richtiger Dosierung praktisch fiberhaupt nicht vorkommen. Und auch bei unsachgemgfler Verabreichung des Pr~parates sind erllstere SchXdigungeil nur in seltenell F~tllen als dutch das Pr~parat bedingt malli- festiert worden, t3ei der Agranulocytose vor allem ist die Prontosilsch~digung sieherlich nur eine der sch~digenden Noxell. Die Agranlllocytose ist wohl in dell meisten F/tllell Folge einer schweren Infektion. DOMAGK beobachtete bei schweren experimentelleil Streptok0kkeilinfektioilen Niufig das Auftreteil einer Agranulocytose bei Tieren, die gar nicht mit Sulfonamidprgparateil in Berfihrnng gekommen waren. Er llimmt an, dab dutch die schwere IIlfektion die Leilko- cyteil zugrunde gehen Ilnd h~tiifig eine schwere St6rullg der Neubildung dieser Zellen dureh Ansiedhng yon Kokken im Kllochellmark zustande kommt. Kommt hinzu, dab im Schrifttllm F~lle niedergelegt siild, wo eine dutch Strepto- kokkeninfektion bedingte Agranulocytose mit Prolltosil be- handelt wurde und in Heilung fibergegangen ist. Alldererseits sind jedoch auch einige gellaue t3eobachtungen beschrieben, bei denen sich zumiildestells eine ursXchliche Mitbeteiligung des Prontosils an der Entstehung der Agranillocytose llieht yon der Hand weisell l~iBt. So konllte ich zum Beispiel vor 21/9 Jahren (als erste diesbezfigliche Ver6ffentlichung im deutschen Schrifttum) einen t6dlich verlailfenen Fall yon Agrallillocytose mitteilen bei einer Patientill, die wegen einer hartn~ckigen Coli-Cystopyelitis fiber io Wochen hin laufeild Prontosil erhalteil hatte (32, 4 g per os und 1,86 g pareilteral). Doch in diesem Fall bestand eine Xtiologisch Illlklare Sch/idi- gullg mit geriilger Reaktiollsf~higkeit des Knochenmarks schon vor Einleitilng der Prolltosiltherapie. Jedoch haben die fiber lange Zeit gegebenen ,,verzettelten" Prontosildosen sicherlich in diesem Fall den Zusammenbruch des h~mato- poetischen Apparates bedillgt. Theoretiseh ist ja, wie gesagt, der erh6hte Leukocytenuntergang dutch verzettelte Prontosil- dosell fiber lange Zeit, der schliel31ich auch einmal zu einer Agranulocytose ffihren kann, durchaus verst~ndlich. Aus dieser eindrucksvollen ]3eobachtung heraus hielten wit uns an der Leipziger Medizinischell Klinik yon null an streng an den Grundsatz ,,hohe Dosell, kurze Zeit" ffir die Dosieruilg der $nlfonamidpr~parate. In der Fotgezeit wurde an der Klillik eine fiberaus groBe Zahl yon Patienten mi~ K0kkenerkrankungen, Pyelitiden usw. mit Sulfonamid- pr~paraten behaildelt. Auf die Dosierung wurde in jedem Fall sorgfiiltig geachtet, sie wurde stets in sog. ,,StoBgaben" dilrchgeffihrt, wobei wir in der Eiilzeldosierung mitunter sehr hoch gillgen. Auf etwa auftretende Sch~digungen rich- teten wir ganz besollders Ilnser Augenmerk, jedoch haben wit dabei eine solche niemals wieder feststellen k6nneil, insbeson- dere saheil wir nie wieder einen Fall mit Sch/~digullgen des Blutes oder der blutbildenden Organ e. Auch w/ihrend der T~Ltigkeit im I~riege jetzt habe ich in vielen F/filen yon Irischen Eiterungen usw. Sulfonamid- pr~iparate in groBell Dosen angewaildt und niemals eille Seh/idigung beobachten k611nen. Uber die Ergebnisse wird spXter lloch ausffihrlich berichtet werden~ Die groBen Doseil werden immer gut vertragen. Akute Sch5digullgeil treten Ilicht mehr auf, seitdem die illtraven/Sse Applikation, die in seltenen Fallen zu sh0ckartigen Erschei- nungen geffihrt hatte; verlassen ist. Die Sulfh/imoglobingmie ist im allgemeinen vermeidbar, und wenn sie doch einmal auftritt, dutch sofortiges Aussetzen des Medikaments zil be- heben. Die fibrigeil Sch/idigungen werdeil dilrch richtige Dosieruilg vermiedeil, sie treteil llicht auf, wenil man 3 bis 5 Tage lang in kurzen Intervallen hohe Dosell gibt und evt1. nach 8--IotXgiger Pause diese ,,StoBtherapie" wiederholt. Dosen yon 3--5 g per os bzw. yon bis zu ioo ccm Proiltosil parenteral pro Tag haben wit wiederholt angewandt, und zwar mit gutem Erfolg ohlle Nebenwirkung. Auch im Schrift- turn ist dies mehrfach ailgegeben. Die H6he der Dosis wird sich im Einzelfalle immer nach der Besonderheit des Falles, der Art und Schwere der Erkrallkung usw. richten mfissen. Literatur: Y. G. BORST, Lancet z937 I, 1519. C. BRESGEN, Klin. Wschr. 1938 I, 273. -- G. DOMAGK, Z. klin. 2tied. 1937, 132 , 175 -- Klin. Wschr. x936 II, 1585 -- Z. klin. Med. 1939, 136 , 167 -- Ther. Gegenw. I94 o, H. 5/6 -- Dtsch. reed. Wschr. 194o, H. 8, 203. -- E. H. GARKISCH, Mflnch. Ined. Wschr. 194o , 28, 748. -- A. MODI~LS, LEEDS, Brit. reed. J. 1937, Nr 3996, 295. DIE BESTIMMUNG VON KOHLENOXYD-H)I.MOGLOBIN IM BLUT MIT DEM LICHTELEKTRISCHEN COLORIMETER. Von ROBERT HAVEMANN. Aus dem Pharmakologischen Institut der Universitfit Berlin. Die Diagnose einer frischen I(ohlenoxydvergiftung ist zwar relafiv einfach, doch ist es ill vielen F~tllen erwfinscht, dell Gehalt des 13lutes an I(ohleiloxydhXmoglobin genau zu kennen. Hieraus l~Bt sich eine Reihe yon SchluBfolgerungen fiber die Dauer und Schwere der Vergiftung ziehen, die ffir die Art der zu ergreifenden therapeutisehen MaBilahmen, wie fiir die Begutachtung yon 13edeutung sein k6nnen. In der klinischen Praxis stehell bisher nur relativ umst/indliche Ver- 3,O 2; 9 ~,o o,5 Abb. i. r .-o-- Oz- If0 ---.--CO-~ ---- I 19ez6e t~-z;~e ~-o -- ,-"~ I 650 600 g50 500 g50 r Die Absorptionsspektren yon Oxyh~imoglob~ und Kohlenoxydh~moglobm. fahrell zur Verffiguilg, die erst nach grfindlicher Einarbeitung sicher beherrscht werden (wie z. B. die Methode nach VAN SLYKE). Die bisher bekanntell colorimetrischen Methoden zur 13estimmilng des Kohlenoxydh~moglobins ruben auI dem Ullterschied zwischen den Absorptionsspek• yon Oxy- hgmoglobill und Kohlenoxydl~imoglobin. Die Absorptions- spektren der beiden Verbindungen sind in Abb. I dargesteIlt. So kann man z. t3. nach HARTMANN 1 den erheblicheil Unter- schied der Lichtabsorption ffir das Licht der gelben Queck- silberlinie 577--79 #/z zur direkten Bestimlnung v on Kohlen- oxydh~moglobin benutzen, wenn man gleichzeitig (iiilter Benutzung einer anderen Hg-Linie) den Gesamt-Hb-Gehalt gemessen hat. Dies Verfahreil ist jedoch schon wegen der verh/iltnism/iBig langen Zeit yon etwa 15 Minuten, die zum Einbrenilen der Hg-Lampe benStigt werden, nicht als Schnell- methode geeignet. H. OETTEL 2 hat eine entsprechende Methode ffir das Zeiss'sche Stufenphotometer ausgearbeitet, wobei ebenfalls die Lichtabsorptlon in zwei verschiedenen Spektralgebieten gemessen wird. Wegeil der erheblichen 13reite der im Stufenphotometer verwendeten monochroma- tischen Filter ist bei den Messungeil eine bestimmte Konzen- tration an Gesamth~moglobin einzuhalten: In folgendem soll eine sehr einfache und genaue Methode zur schnellen:Bestim- mung yon Kohlenoxydh~moglobiil im Blur beschriebell werdeil, die ein anderes Prinzip benutzt.

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Jg. xg. Heft 46 HAVEMANN, Kohlenoxyd-HAmoglobin. I I R9 16. November I94O

t re ten ja n icht bei kurzdauernden Gaben yon hohen Dosen auf, soilderll nach langer, meis t woehenlanger Verabre ichung yon kleinen verze t t e l t en Dosen, wie es aus dem Wirki lngs- mechal l i smus des Prontosi ls durehaus verst~ildl ich erscheint . DOMAGI~ selbst, der IIIlserem Verst/ tndnis den Wirki lngs- mechanismils des Prontosi ls du tch seine exper imente l len S tudien nahegebrach t hat , h a t wiederhol t und gerade wieder ill le tz ter Zeit darauf hingewiesen, dab die Sulfonamid- pr~para te n u t bei l angdauernder verzet~elter Dosierung zil Seh~digungen ffihren k6nnen. U n d die Er fah rungen der Kl in ik haben best~Ltigt, dab gerade die geff irchtets ten Sch/idi- gungen, so vor a l lem die Granulopeil ie und Agranulocytose, nllr nach ]3ehalldlung m i t kleillen Mengen fiber lange Zeit hin beobach te t wurden.

Es kann nicht s tark genug beto i l t werden, dab Sch~Ldi- gungeil durch Prontosi l bei richtiger Dosierung prakt isch f iberhaupt n ich t vorkommen. U n d auch bei unsachgemgfler Verabre ichung des Pr~para tes sind erllstere SchXdigungeil nur in seltenell F~tllen als du tch das P r~para t bedingt malli- fest ier t worden, t3ei der Agranulocytose vor a l lem ist die Prontos i l sch~digung sieherlich nur eine der sch~digenden Noxell . Die Agranl l locytose ist wohl in dell meis ten F/tllell Folge einer s c h w e r e n Infekt ion. DOMAGK beobachte te bei schweren exper imente l le i l St reptok0kkei l infekt ioi len Niuf ig das Auf t re te i l einer Agranulocytose bei Tieren, die gar n ich t m i t Sul fonamidprgpara te i l in Berf ihrnng gekommen waren. E r l l immt an, dab dutch die schwere II l fekt ion die Leilko- cytei l zugrunde gehen Ilnd h~tiifig eine schwere St6rullg der Neubi ldung dieser Zellen dureh A n s i e d h n g y o n Kokken im Kl lochel lmark zus tande kommt . K o m m t hinzu, d a b im Schr i f t t l lm F~lle niedergelegt siild, wo eine du tch Strepto- kokkeninfekt ion bedingte Agranulocytose m i t Proll tosi l be- hande l t wurde und in Hei lung f ibergegangen ist. Alldererseits sind jedoch auch einige gellaue t3eobachtungen beschrieben, bei denen sich zumiildestel ls eine ursXchliche Mitbete i l igung des Prontosi ls an der E n t s t e h u n g der Agrani l locytose l l ieht yon der H a n d weisell l~iBt. So konl l te ich zum Beispiel vor 21/9 J ah ren (als erste diesbezfigliche Ver6ffent l ichung im deutschen Schr i f t tum) einen t6dlich verlai l fenen Fal l yon Agral l i l locytose mi t te i len bei einer Pat ient i l l , die wegen einer har tn~ckigen Coli-Cystopyeli t is fiber io Wochen hin laufeild Prontosi l erhaltei l ha t t e (32, 4 g per os und 1,86 g pareilteral) . Doch in diesem Fal l bes tand eine Xtiologisch Illlklare Sch/idi- gullg m i t geriilger Reakt io l ls f~higkei t des Knochenmarks schon vor Einle i t i lng der Prol l tosi l therapie . Jedoch haben die fiber lange Zeit gegebenen , ,verze t te l ten" Prontosi ldosen sicherlich in diesem Fal l den Zusammenbruch des h~mato- poet ischen Appara tes bedillgt. Theoret iseh ist ja, wie gesagt, der erh6hte Leukocy tenun te rgang dutch verze t te l te Prontosi l - dosell fiber lange Zeit, der schliel31ich auch e inmal zu einer Agranulocytose ffihren kann, durchaus verst~ndlich.

Aus dieser e indrucksvol len ]3eobachtung heraus hie l ten wi t uns an der Leipziger Medizinischell Kl in ik yon null an s t reng an den Grundsa tz , ,hohe Dosell, kurze Zei t" ffir die Dosierui lg der $nl fonamidpr~para te . I n der Fotgezei t wurde an der Kli l l ik eine fiberaus groBe Zahl yon Pa t i en t en mi~ K0kkenerkrankungen , Pye l i t iden usw. mi t Sulfonamid- pr~para ten behaildelt . Auf die Dosierung wurde in j edem Fal l sorgfiiltig geachtet , sie wurde stets in sog. , ,StoBgaben" dilrchgeffihrt , wobei wir in der Ei i lzeldosierung mi tun t e r sehr hoch gillgen. Auf e twa auf t re tende Sch~digungen rich- te ten wir ganz besollders Ilnser Augenmerk , jedoch haben wi t dabei eine solche niemals wieder feststellen k6nneil, insbeson- dere saheil wir nie wieder einen Fal l m i t Sch/~digullgen des Blutes oder der b lu tb i ldenden Organ e.

Auch w/ihrend der T~Ltigkeit im I~riege j e t z t habe ich in vielen F/filen yon Irischen E i t e rungen usw. Sulfonamid- pr~iparate in groBell Dosen angewai ld t und niemals eille Seh/idigung beobachten k611nen. Uber die E r g e b n i s s e wird spXter lloch ausffihrlich ber ich te t werden~

Die groBen Doseil werden immer g u t ver t ragen. Akute Sch5digullgeil t r e ten Il icht m e h r auf, s e i t d e m die illtraven/Sse Appl ikat ion, die in seltenen Fa l len zu sh0ckar t igen Erschei- nungen geffihrt hat te ; ver lassen ist. D i e Sulfh/ imoglobingmie

ist im al lgemeinen vermeidbar , und wenn sie doch e inmal auf t r i t t , du tch sofortiges Aussetzen des Medikaments zil be- heben. Die fibrigeil Sch/idigungen werdei l dilrch r icht ige Dosieruilg vermiedeil , sie t retei l l l icht auf, wenil m a n 3 bis 5 Tage lang in kurzen In te rva l l en hohe Dosell g ibt und evt1. nach 8 - - Io tXg ige r Pause diese ,,StoBtherapie" wiederholt . Dosen yon 3 - - 5 g per os bzw. yon bis zu ioo ccm Proi l tos i l parentera l pro Tag haben wi t wiederhol t angewandt , und zwar m i t gu t em Erfolg ohlle Nebenwirkung. Auch im Schrift- turn ist dies mehrfach ailgegeben. Die H 6 h e der Dosis wird sich im Einzelfal le immer nach der Besonderhei t des Falles, der A r t und Schwere der Erkra l lkung usw. r ichten mfissen.

L i t e r a t u r : Y. G. BORST, Lancet z937 I, 1519. - - C. BRESGEN, Klin. Wschr. 1938 I, 273. - - G. DOMAGK, Z. klin. 2tied. 1937, 132 , 175 -- Klin. Wschr. x936 II, 1585 -- Z. klin. Med. 1939, 136 , 167 -- Ther. Gegenw. I94 o, H. 5/6 -- Dtsch. reed. Wschr. 194o, H. 8, 203. - - E. H. GARKISCH, Mflnch. Ined. Wschr. 194o , 28, 748. -- A. MODI~LS, LEEDS, Brit. reed. J. 1937, Nr 3996, 295.

DIE BESTIMMUNG VON KOHLENOXYD-H)I.MOGLOBIN IM BLUT

MIT DEM LICHTELEKTRISCHEN COLORIMETER.

V o n

R O B E R T H A V E M A N N .

Aus dem Pharmakologischen Institut der Universitfit Berlin.

Die Diagnose einer frischen I (oh lenoxydverg i f tung ist zwar re laf iv einfach, doch ist es ill vielen F~tllen erwfinscht, dell Gehal t des 13lutes an I (ohle i loxydhXmoglobin genau zu kennen. Hieraus l~Bt sich eine Reihe yon SchluBfolgerungen fiber die Dauer und Schwere der Vergi f tung ziehen, die ffir die A r t der zu ergreifenden therapeut i sehen MaBilahmen, wie fiir die Begu tach tung yon 13edeutung sein k6nnen. I n der kl inischen Prax is stehell bisher nur re la t iv umst / indl iche Ver-

3,O

2; 9 ~,o

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Abb. i.

r

. - o - - Oz- If0

---.--CO-~ - - - - I

19ez6e t~-z;~e

~ - o - - , - " ~ I

650 600 g50 500 g50 r

Die Absorptionsspektren yon Oxyh~imoglob~ und Kohlenoxydh~moglobm.

fahrell zur Verffiguilg, die erst nach grfindlicher E ina rbe i tung sicher beher rscht werden (wie z. B. die Methode nach VAN SLYKE). Die bisher bekannte l l color imetr ischen Methoden zur 13estimmilng des Kohlenoxydh~moglob ins ruben auI dem Ull terschied zwischen den Absorpt ionsspek• yon Oxy- hgmoglobi l l und Kohlenoxydl~imoglobin . Die Absorpt ions- spekt ren der beiden Verb indungen sind in Abb. I dargesteIl t . So kann m a n z. t3. nach HARTMANN 1 den erheblicheil Unte r - schied der L ich tabsorp t ion ffir das L ich t der gelben Queck- silberlinie 577--79 #/z zur d i rekten Bes t imlnung v on Kohlen- oxydh~moglob in benutzen, wenn m a n gleichzeit ig (iiilter Benu tzung einer anderen Hg-Linie) den G e s a m t - H b - G e h a l t gemessen hat . Dies Verfahrei l ist j edoch schon wegen der verh/il tnism/iBig langen Zeit yon e twa 15 Minuten, die zum Einbreni len der H g - L a m p e benSt ig t werden, n ich t als Schnell- me thode geeignet. H. OETTEL 2 h a t eine en tsprechende Methode ffir das Zeiss 'sche S tu fenpho tome te r ausgearbei te t , wobei ebenfalls die L ich tabsorp t lon in zwei verschiedenen Spekt ra lgeb ie ten gemessen wird. Wegei l der erhebl ichen 13reite der im S tu fenpho tome te r ve rwende ten monochroma- t ischen F i l t e r is t bei den Messungeil eine b e s t i m m t e Konzen- t r a t ion an Gesamth~moglobin e inzuhal ten: I n f o l g e n d e m soll eine sehr einfache und genaue Methode zur schnel len:Best im- mung yon Kohlenoxydh~moglob i i l im Blur beschriebell werdeil, die ein anderes Pr inz ip benutz t .

118 4 HAVEMANlV, Kohlenoxyd-H~moglobin. Klinische Wochenschrift

Die B e s t i m l n u n g des K o h l e n o x y d h / i m o g l o b i n s e r fo lg t in d iesem Fal le d u r c h ]3es t immung des G es am th / imog lob in - geha l tes n a c h der v o m Verfasser be re i t s f r i iher a b e s c h r i e b e n e n M e t h o d e u n d d u r c h B e s t i m m u n g des Geha l t e s a n Oxy- h ~ m o g l o b i n d u r c h Messullg der Z u n a h m e de r L i c h t a b s o r p t i o n im Wel l en lgngenbe re i ch yon 6oo - - 7oo my, die d u t c h iRedukt ion des O x y h g m o g l o b i n s zu H g m o g t o b i n h e r v o r g e r u f e n wi rd ( K o h l e n o x y d h ~ m o g l o b i n l~Bt s ich b e k a n n t l i c h d u t c h IRe-

d u k t i o n s m i t t e l l l i ch t in

1,0

10,8

g*

ga

07}0 650 600~ Abb. 2. Absorptionsspektren yon II~imo-

globin, OxyhXmog-lobiu, Kchlcnoxydhfimo- globin und CyanmethamogloMn im Spek-

tralbereich 600--700 m,~.

f J

H/ imog lob in nl ld CO spal- ten) . I n Abb . 2 s ind die S p e k t r o d e n s o g r a m m e (auf- g e n o m m e n m i t d e m Spek- t r o d e n s o g r a p h e n r o l l Zeiss- Ikon) y o n O x y h g m o g l o b i n ,

K o h l e n o x y d h g m o g l o b i n , H ~ m o g l o b i n n n d C y a n m e t - hgmoglobin darges te l l t . Wie aus der A b b . 2 zu e r sehen ist, i s t die L i c h t a b s o r p t i o n y o n O x y h g m o g l o b i n , Koh- l e n o x y d h g m o g l o b i n u n d C y a n m e t h g m o g l o b i n in die- sem S p e k t r a l b e r e i c h gering, w g h r e n d die A b s o r p t i o n voi1 r e d u z i e r t e m H g m o - g lob in e rheb l i ch ist. D a auch M e t h g m o g l o b i n eine sehr s t a r k e L i c h t a b s o r p t i o n in d iesem Sp ek t r a lbe r e i ch

ha t , wi i rde bet der R e d u k t i o n m i t N a t r i u m h y d r o s u l f i t eine u m so ger ingere Z u n a h m e der L i c h t a b s o r p t i o n e in t re t en , je gr6Ber der M e t h X m o g l o b i n g e h a l t der u n t e r s u c h t e n B l u t p r o b e ist. Aus d iesem G r u n d e is t die vorhe r ige f I b e r f i i h r u n g des MethSmoglo - b ins in C y a n m e t h g m o g l o b i n no twend ig . Z u s a m m e n g e f a B t s ind die G r u n d l a g e n des h ie r b e s c h r i e b e n e n V e r f a h r e n s fo lgende: Z u n g c h s t wi rd n a c h Oberf i~hrung des g e s a m t e n H g m o g l o b i n s (Hgmoglob in + O x y h g m o g l o b i n + Kohlenoxydh~tmoglob in) in M e t h ~ m o g l o b i n de r G e s a m t g e h a l t a n H~tmoglobin ein- schlieBlich e twa v o r h a n d e n e l l Me thgmoglob ins~ bes t immt~ . I n e iner zwei ten Probe , de r e twas K a l i u m c y a l l i d zu r U m - w a n d l u n g des im B l u t v o r h a n d e n e n M e t h ~ m o g l o b i n s in C y a n m e t h g m o g l o b i n zugese tz t ist, wi rd die Z u n a h m e de r L ich tabsorp~ ion im Spek t r a lbe re i ch 6 o o - - 7 0 o m # gemessen, die au f Zugabe yon e twas fes tem N a t r i u m h y d r o s u l f i t d u r c h die U m w a n d l u n g des O x y h g m o g l o b i n s n n d des C y a n m e t h ~ m o - globins in r eduz ie r t e s H g m o g l o b i n h e r v o r g e r u f e n wird. H i e r d u r c h wi rd der G e h a l t des B lu tes a n O x y h g m o g l b b i n + M e t h ~ m o g l o b i n b e s t i m m t . Die Dif ferenz dieses u n d des v o r h e r e r h a l t e n e n W e r t e s ftir das G e s a m t h ~ m o g l o b i n e rg ib t den G e h a l t a n den n o c h f ib r igb le ibenden V e r b i n d u n g e n K o h l e n o x y d h g m o g l o b i n u n d r e d u z i e r t e m H~moglob in . D a bet den Messungel l m i t v e r d f i n n t e n L 6 s u n g e n des BIu tes g e a r b e i t e t wird, i s t der G e h a l t a n r e d u z i e r t e m H ~ m o g l o b i n u n a b h g n g i g yon d e m G r a d der Saue r s to f f sg t t i gung im B l u t und k o n s t a n t e twa gleich 4 % des Geha l t e s a n Oxyh~imoglobin. Dieser U m s t a n d kan l l bet der E i c h k u r v e be r f i cks ich t ig t wer- den, so dab die Differenz zwischen den bet b e i d e n Messungen e rha l t ene l l W e r t e n d i r e k t den G e h a l t des B lu tes a n Koh len - o x y d h g m o g l o b i n ergibt .

Methodik: Zur Messung w u r d e das yore Verfasser an- gegebene Photoze l len-Color imete r*) b e n u t z t , das be re i t s f r t iher ausf t ihr l ich beschr iebe l l w o r d e n i s t ~'~. D a dieses Color imete r n a c h e ther r e inen , , N u l l m e t h o d e " a rbe i t e t , wo- d u t c h tier E inf inB yon H e l l i g k e i t s s c h w a n k u n g e n tier L ich t - qnel le u n d de r Einf luB von Versch iedenhe i t e l l u n d ze i t l ichen Vergnderu l lge l l der L i c h t e m p f i n d l i c h k e i t de r be iden in K o m - p e n s a t i o n gescha l t e t en Pho toze l l en au f das MeBergebnis voll- kommel l a u s g e s c h a l t e t ist, i i be r t r i f f t es n i c h t n u t die b i she r b e k a n n t e n l i ch te l ek t r i schen Color imeter , s onde rn a u c h das S t u f e n p h o t o m e t e r ~nd a n d e r e v i s u e l l e Color imete r gallz er- heb l ieh in de r Ge nau i gke i t de r e r h a l t e n e n lVieBwerte. Infolge se iner gesch lossenen B a u a r t k 6 n n e n die co lo r ime t r i sehen

* Zu beziehen dnrch die F i rma W. Kauhausen, Berlin Dahlem, IhnestraI3e.

Messungen in hell e r l e u e h t e t e n R g u m e n ausgef t ih r t werden. D i e hohe E m p f i n d l i c h k e i t e rm6g l i ch t die genaue Messung sehr ger inger F a r b s t o f f k o n z e n t r a t i o n e n u n d E x t i n k t i o n s - gnde rungen , so dab der Einflul3 sog. Mischl icht fehler , wie sie z. B. d u r c h f i n d e r u n g der T e m p e r a t u r des Gl t ih fadens der L ich tque l l e z u s t a n d e k o m m e n , v e r s c h w i n d e n d ger ing b le ib t . T ro t z dieser Vorzt ige is t die Arbe i t sweise dieses neuen Colori- m e t e r s d e n k b a r e infach .

Die AusJ(&rung der Messung: I ccm aus der Vene entnommenes Blur wird mit o,2 ecm 3,8proz. Natr iumcitrat l6sung versetzt und nach grfindlicher Durchmisehung hiervon i ccm mit io ccm Aqua dest. gemischt. Zur Vervoll- stgndigung der HXmolyse ~250 kann etwas festes Saponin zugegebenwerden. Von den erhal tenen II ccm 2P~e~tI6- ~ g ~ sung werden 5 ccm far die Bes t immnng des Gesamt- ~o~ t-Ib-Gehaltes und 5 ccm ffir die Besi immung des nieht log mit Kohlenoxyd beladenen Anteils verwendet.

1. Bestimmung des Ge- samt-Hb-Gehaltes: 5 cem der Blutl6sung werden mit 5 ~ ccm Kaliumferricyanid- Phosphatpuffer-LSsung ver- setzt [Zusammensetzung : 2ooo ccm enthal ten: 1,3 g Kaliumferricyanid, 9,o78 g prim~res Kal iumphosphat (KH~PO~), 11,876 g sekun-

/ /

0 0,as ap 0,~s0/0 flb02+~+~ON--

Abb. 3. Eichkurve for die Bestirmnung des nicht mit Kohlenoxyd verbundenen Anteils des Blutiarbstoffs (HbO~ + llb + HbOH), dutch

Reduktion mit Na.~S20a.

dlires Natriumphosphat (Na~HPO 4 �9 2 H~O)]. Die L6sung wird unter Einschaltung des Lichtfilters OG 3 (1 mm Schichtdicke) in der Cnvette mit 20 mm Schichtdicke colorimetriert. An Hand der Eichkurve (vgl. diese ~Vschr. S. 504) ergibt sich aus dem am Colorimeter abgelesenen Trommelwert der Gesamt-Hb-Gehalt des Blutes. Hierbei mul3 die vorgenommene Blutverdiinnung yon I : 145,2 bertieksichtigt werden.

2. Best~mmung des nich~ m~;t Koh~enoxyd verbundenen Anteils: 5 ecm der Blutl6sung werden mit 5 ~ ccm Phosphatpufferl6sung (Zusammensetzung wie oben, jedoch ohne IZaliumferricyanid) vermischt. Diese 2r wird in die 2o-mm-Cuvette eingeffillt und dazu 2 Tropfen xoproz, l(aliumcyanidlSsnng gegeben. Die Cuvette wird in den Cuvettenhalter eingesetzt und das Licht- filter R G I in den Filtersehlitz gesteckt. Die MeI3trommel des Colorimeters wird auf den Weft Null eingestellt und nun dureh Einstellung der Kompensationsblende der Ausschlag des Null- instrumentes auf den Wet/ Null gebracht. Als Lichtquelle dient, wie bet der Best immung des Gesamt-Hb, die weil3e Glfihlampe. Nachdem auf diese Weise das Colorime~cer mit der geifilUcen Cuveite kompensiert worden ist, wird die Cuvette aus deln Appara t heraus- genommen, einige K6rnehen frischen Natriumhydrosulfi ts zu- gesetzt und dann sofort gemessen. Die L6sung ist durch die Re- duktion des Oxyh~imoglobins und des Cyanmethgmoglobins dunkler geworden. Man verstell t also die Megtrommel so lange, bis wieder Kompensat ion am Null ins t rument eingetreten ist. Der an der MeBtrommel abgelesene Wert ergibt an Hand der zweiten Eieh- kurve (Abb. 3) den Gehalt der BlutlSsung an Oxyhamoglobin + red. Hgmoglobin + Meth~moglobin. Auch hier muff der ab- gelesene Wert mit dem Verdflnnnngsverh~tltnis I45,2 multipliziert werden, um den Gehalt im unverdf lnnten Blur zu erhalten. Die hierbei erhaltene Zahl wird vom Gesamt-Hb-Gehalt abgezogen, wodurch sich der Gehalt an Kohlenoxydh~moglobin ergibL Die Genauigkeit der Best immung betri~gt etwa 0,5% des Ergebnisses (bet normalem Gehalt des Blutes an Hiimoglobin). Die Eiehkurven fflr die Best immung kdnnen dureh die Herstellerfirma bezogen werden.

Bet Verwendung einer ~ ik rocuve t t e i~13t sieh die Kohlenoxyd- hgmoglobinbestimmung mit der gleichen Genauigkeit auch mi~ o,1 ccm Blul: ausfiihren, wobei auch besondere Spezialpipetten benutz t werden k6nnen, die die Herstellung der r ichtigen Ver- dfinnung bequem erm6glichen.

Zur Erzielung genauer Ergebnisse soll naeh Zugabe des Natr ium- hydrosulfits nu t zweimal kurz umgeschwenkt werden, da weiterer Zutr i t t yon Lnft grOBere MeBfehler verursacht. Die Eiehkurve ffir die hier beschriebene Methode ist so angelegt, dab bet Ablesung binnen 1--2 Minuten nach Zugabe des Hydrosulfits der Fehler kleiner als o, 5 % bleibt, fJber die zeitlichen Ver~nderungen in den dutch Natr iumhydrosulf i t reduzierten BlutlOsungen, die bekannt- lich zur H~moglobinbest immung nach BORKER benutz t werden, soll in ether spXteren Mitteilung kurz ber ichte t werden.

Jg. i9, Heft 46 UNGHVARY und OB-~L, Elektr ischer P0tentiahvert . I I 8 5 16. November 194 ~

Zusammen/assung: Es wird ein neues V e r f a h r e n zu r schne l l en co lo r ime t r i s chen B e s t i m m u n g yon K o h l e n o x y d - N i m o g l o b i n i m B l u r u n t e r V e r w e n d u n g des Pho toze l l en - Color imeters n a c h HAVEMANN 5 mi tge te i l t , das die B e s f i m m u n g des C O - H b in i ,o bzw. o , i ccm B l u r m i t e inem F e h l e r y o n o,5 % e r m S g l i c h t

L i t e r a t u r : 1 H. HARTMANN, Erg. Physiol. 39, 413 (1937). - - H. OETTEL, Klin. Wschr. ~938, lO19. - - 3 R. HAVEMANN, Klin.

Wschr. I94o, 5o3. -- ~ R. HAVEMANN, F. JUNG U. B. v. ISS~UTZ, Biochem. Z. 3ox, 116 (1939). - - ~ R. HAVEMAI~Sr, Biochem. Z. 3Ol, lO5 (1939).

TATSACHLICH UNIPOLARE UNTERSUCHUNG DES ELEKTRISCHEN POTENTIALWERTES

DER VERLETZTEN HERZSTELLE MIT DEM ELEKTROSKOP.

Won

L. UNGHV~RY u n d c a n d . m e d . F . OB~L. Aus dem Institut ffir Rheuma- und B~derforschung der Kurkommission Budapest, angegliedert dem Universit~tsinstitut fiir allgemeine Pathologie und Bakteriologie

(Direktor: Dr. S. BEL/tK, 0.6. Univ.-Prof.).

Es i s t b e k a n n t , d a b in Z u s a m m e n h a n g m i t der A r b e i t des He rzens in d e m s e l b e n e lek t r i sche S p a n n u n g e n au f t r e t en , die i m M o m e n t i h r e r E n t s t e h u n g a n j ede r Stel le des u m g e b e n d e n g u t l e i t enden K6rpe r s ~hnl iche S p a n n u n g s v e r g n d e r u n g ver- u r sachen . Die e l ek t r i s chen P o t e n t i a l w e r t e sowohl de r e in- ze lnen KSrpe r s t e l l en als der e inze lnen Herzs t e l l en s ind y o n v ie len U m s t g n d e n abh/ ingig , sowohl h ins ich f l i ch des zeit- l i chen A u f t r i t t s als der Gr6f3e v o n e i n a n d e r versch ieden . I n dieser A b w e i c h u n g l iegt de r G r u n d daffir, daB, w e n n wir zwei Ste l len des KSrper s oder des Herzens d u r c h e inen g u t e n Le t t e r ve rb inden , d a r i n S t r o m kre i sen wird, d e m S p a n n u n g s u n t e r - sch ied der be iden v e r b u n d e n e n Ste l len e n t s p r e c h e n d . D u t c h die E l e k t r o k a r d i o g r a p h i e wi rd m i t Hi l fe des G a l v a n o m e t e r s das V o r h a n d e n s e i n dieses S t romes nachgewiesen . Die E lek t ro - k a r d i o g r a p h i e g ib t d e m n a c h n i ema l s dar f ibe r e inen Auf- schlug, wie groB a n e ther gewissen K6rper s t e l l e die d u t c h die A r b e i t des He rzens v e r u r s a c h t e abso lu t e (in Vergle ich zu o) e l ek t r i sche S p a n n u n g ist, s o n d e r n d e u t e t i m m e r die zwischen 2 Ste l len b e s t e h e n d e P o t e n t i a l d i f f e r e n z an. V o m p r a k t i s c h e n G e s i c h t s p u n k t au s h g t t e es wah r sehe in l i ch n i e m a n d ffir n6 t ig ge funden , n i c h t blo/3 diese Po ten t i a ld i f f e r enzen , s o n d e rn a u c h die a b s o l u t e n P o t e n t i a l w e r t e de r e inze lnen Herz - bzw. K6rpe r t e i l e k e n n e n zu lernen. Die t heo re t i s che E l e k t r o k a r d i o - g raph ie h a t abe r ba ld bewiesen, dab a u c h die p r a k t i s c h e We i t e r f f i h rung dieser W i s s e n s c h a f t n u t so mSgl ich ist, w e n n wir die F r a g e b e a n t w o r t e n kSnnen , was die e l e m e n t a r e elek- t r i sche M a n i f e s t a t i o n der Herz t~ i t igke i t i s t u n d wie d a r a u s das n o r m a l e bzw. pa tho log i sche E l e k t r o g r a m m ent - s t eh t . Die E l e k t r o k a r d i o g r a p h i e k S n n t e diese F r a g e n u t an f die Weise en t sche iden , w e n n sie n i c h t die P o t e n t i a l - d i f ferenz, s o n d e r n abso lu t e P o t e n t i a l e reg i s t r i e ren w~rde. So t a u c h t e die N o t w e n d i g k e i t der U n t e r s u c h u n g bzw. D a r s t e l l u n g des a b s o l u t e n Po ten t i a l s , d. h. der a n e iner Herz- bzw. K6rpe r s t e l l e a u f t r e t e n d e n Span- n u n g s v e r ~ n d e r u n g e n a u f . H i e r wollen wir n i c h t j ene F o r s e h u n g e n u n d D e b a t t e n beschre iben , die f iber die z u m E r h a l t e n des a b s o l u t e n P o t e n t i a l s n o t w e n d i g e n sog. o - P o t e n t i a l e l e k t r o d e n (WILSON) s t a t t f a n d e n . W i r wollen b ier bloB m i t e in igen "vVorten auf das V e r f a h r e n e ingehen, d u r c h welches diese F r a g e angeb l i ch gel6s t wurde . Dieses V e r f a h r e n bes t eh t , wie b e k a n n t , da r in , dab wir, wie Sc~IOTZ sagt , j enen k le inen K u n s t g r i f f a n w e n d e n , wobei die eine E l e k t r o d e des G a l v a n o m e t e r s au f eine ve r l e t z t e Stel le des Herzens ange leg t wird. I n so lchem Fal le wfirde au f diese E l e k t r o d e n u r der gleichmg~3ige sog. V e r l e t z u n g s s t r o m wi rken , we lcher angeb l i ch v e r h i n d e r t , dal3 die au f dieser Stel le des Herzens e n t s t e h e n d e A k t i o n s s p a n n u n g bzw. S t r o m zu G e l t u n g k o m m e . Auf diese Weise wi rd die a n d e r e sog. d i f f e ren te E l e k t r o d e n u t die V e r ~ n d e r u n g e n der e l ek t r i s chen S p a n n u n g des u n t e r h a t b de rse lben sich b e f i n d e n d e n u n v e r l e t z t e n Herz - tei les regis t r ie ren . D a m i t wgre e igent l ich die ideale u n i p o l a r e

A b l e i t u n g verwi rk l ich t . Mi t dieser S c h a l t u n g s a r t e r h a l t e n wi t also i m m e r die a b s o l u t e n P o t e n t i a l v e r i n d e r u n g e n e iner u n v e r l e t z t e n Herzste l le , oder sagen wir im Mlgemeinen des u n v e r l e t z t e n Herzens u n d n i c h t die Po t en t i a ld i f f e r enz zweier Stel len. Da wir in so lchem Falle, wie b e k a n n t , eine mono- phys i sche K u r v e e rha l t en , w~re d e m n a c h die m o n o p h a s i s c h e K u r v e fiir die e l e m e n t a r e M a n i f e s t a t i o n de r e l ek t r i s chen A k t i o n des u n v e r l e t z t e n Herzens bzw. ffir das G r a p h i k o n de r a b s o l u t e n P o t e n t i a l v e r ~ n d e r u n g e n der e l ek t r i schen A k t i o n des u n v e r l e t z t e n Herzens zu b e t r a c h t e n .

I n m e i n e n vor igen Mi t t e i l u n g en k o n n t e ich bere i t s be- weisen, d a b das n i c h t so ist. Es k o n n t e bewiesen werden , dal3 die m o n o p h a s i s c h e K u r v e n i c h t die Folge de r a k t i v e n TXt igkei t der u n v e r l e t z t e n Stelle, s o n d e r n die der v e r l e t z t e n Stelle ist. W e i t e r g e h e n d m 6 c h t e n wir j e t z t d i r e k t die S.pan- n u n g s v e r / i n d e r u n g e n bzw. den S t r o m der Ver le tzungss te l l e a l le in n a c h w e i s e n bzw. dars te l len , u m d a m i t endgf i l t ig zu beweisen, d ab die m o n o p h a s i s c h e K u r v e e igen t l i ch de r Ak- t i o n s s t r o m des v e r l e t z t e n u n d n i c h t der des u n v e r l e t z t e n Herz- gewebes i s t

Zu diesem Zwecke verwendeten wir dasjenige physikalische Ins t rument , welches zur Messung bzw. Nachweis der absoluten (in Vergleich zu O) Potentiale allein berufen ist, und zwar das Elektroskop. Wenn wir fiber ein entsprechend empfindliches Elektroskop verft~gen, so kSnnen wir damit auch jene winzigen Millivolt-Spannungen nachweisen, die hier in Bet rach t kommen. Zu unseren Versuchen verwendeten wir das gerade zur Verftigung stehende Lindemannsche Saiten-Quadrantelektroskop. Das Elek- troskop wurde zu solchen Versuchen bisher nicht verwendet. Ob- wohl zweifellos ist, dab es nur die absolute (in Vergleich zu O) Spannung bzw. Spannungsver~nderungen derjenigen Stelle an- deutet, mi t welcher es gerade verbunden wurde. Somit ist dasselbe auch zu der L6sung des oben erw~hnten Problems allein geeignet, und die damit erzielten Resultate geben unbes t re i tbar an, ob an irgendeiner nnverletzten oder verletzten Stelle des Herzens elek- trisches Potent ia l en t s teh t oder nicht, und wenn ja, in welchem Zei tpunkt der Herzt~t igkei t und ob es st~,ndig ist oder ver~Lnderlich.

Wird demnach irgendeine verletzte Stelle des Herzens mit dem Elektroskop verbunden, so wird dasselbe die Ver~nderungen der elektrischen Ladung, falls solche bestehen, genau andeuten. Auf Grund der heutigen Auffassung der Elektrokardiographie liefert die Verletzungsstelle, wie wit bereits beschrieben, nur den gleich- m~13igen Verletzungsstrom, welcher angeblich auch das Zurgeltung- kommen des normalen Aktionsstromes verhindern wt~rde. W~re das tats~chlich so, so mfiBte das Elektroskop nur eine st~ndige Ladung zeigen, die weder w~hrend der Systole noch wXhrend der Diastole ver~Lndert wird. Dies wfirde sich am Elektroskop darin offenbaren, daft die Saite im Moment ihrer Verbindung mi t der Verletzungsstelle yon O nach rechts oder links ausschlagen und dort stehen bleiben wfirde. Die Tatsachen zeigen abet das Gegen- teil. Wenn die Exper imente bzw. Folgerungen unserer vorigen Arbei ten richtig waren, so mul3te das auch unwillktirlich zur Folge haben, dab yon der Verletzungsstelle auch mit dem Elektroskop

Abb. I. Die elektrische Potentialkurve einer verletzten Stelle der Herzkammer. Die maxi- male Spannung entspricht in diesem Falle 4o inV. Zeitschreibung = 0,20 Sek.

tats~chlich unipolar jene Spannungsver~nderungen erhal ten werden k6nnen, die mit dem Galvanometer, wie wir beweisen konnten, in Form yon monophasischen Kurven registr ier t werden k6nnen. Das is t auch tats~Lchlich so. Wenn wir die Ver~nderungen der Elektroskopladung, die sich in der Bewegung seiner Saite offenbart, auf ein Photokymographion aufnehmen, so k6nnen die Spannungs- veranderungen dieser ver letzten Stelle des Herzens auf ~bersicht- liche Weise dargestellt werden. Eine solche yon der Verletzungs- stelle der Herzkammer des Frosches gemachte Aufnahme zeigt Abb. i.

Die da rges te l l t e K a m m e r - P o t e n t i a l k u r v e d e u t e t aus- schliel31ich die e l ek t r i s chen P o t e n t i a l v e r / ~ n d e r u n g e n der ver- l e t z t e n Stelle an. Das E l e k t r o s k o p g ib t n i c h t P o t e n t i a l - d i f fe renzen a n wie das G a l v a n o m e t e r , s o n d e r n g i b t a b s o t u t (in Vergle ich zu o) die e lek t r i sehe P o t e n t i a l s c h w a n k u n g de r