die 11. feuerbachthese im foyer des hauptgebäudes · 2015-05-20 · filozofowie jedynie rónie...

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Die 11. Feuerbachthese im Foyer des Hauptgebäudes Geschichte haben – und begreifen Ludwig Feuerbach (1804 – 1872) war ein deutscher Philosoph, der bedeu- tenden Einfluss auf die Bewegung des Vormärz hatte. Von 1824 – 1826 stu- dierte Feuerbach an der Berliner Uni- versität und besuchte alle Vorlesun- gen von Georg Friedrich Wilhelm He- gel, die ihn in seinem Denken beein- flussten. Karl Marx (1818 –1883) war Philo- soph, politischer Journalist und ein- flussreichster Theoretiker des Sozia- lismus und Kommunismus. Er stu- dierte von 1836 – 1840 in Berlin. Sein Hauptwerk ist „Das Kapital“, dessen Theorien noch heute kontro- vers diskutiert werden. Friedrich Engels (1820 – 1895) ent- wickelte gemeinsam mit Karl Marx die heute als Marxismus bezeichne- te Gesellschaftstheorie. 1848 veröf- fentlichten Marx und Engels „Das Kommunistische Manifest“. Nach Karl Marx’ Tod im Jahre 1883 gab Friedrich Engels den zweiten und dritten Teil von „Das Kapital“ her- aus. KONTAKT Informationsstelle der Humboldt-Universität zu Berlin Hauptgebäude Unter den Linden 6 10099 Berlin Tel. +49 (0)30 2093 – 2951 Fax +49 (0)30 2093 – 2107 [email protected] www.hu-berlin.de/pr Redaktion: Referat Öffentlichkeitsarbeit, Mar- keting und Fundraising: Bettina Busse, Constanze Haase, Jochen O. Ley (Text), Heike Zappe (Satz) Bildnachweis: David Ausserhofer, Porträtsamm- lung/UB, Bernd Prusowski, Heike Zappe Die von Friedrich Engels redigierte Fassung der Feuer- bachthese wurde 1953 auf Anordnung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands im neu entstandenen Foyer des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hauptgebäudes an- gebracht. Karl Marx sollte damit als ehemaliger Jurastudent (1836 – 1840) der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität geehrt werden. Die Einweihung des neuen Ensembles, zu dem auch eine Büste von Karl Marx vor dem Senatssaal gehör- te, erfolgte im Mai 1953 – im offiziellen Karl-Marx-Ge- denkjahr anlässlich des 135. Geburtstages und des 70. To- destages des Philosophen. Nach der Wiedervereinigung gab es innerhalb wie außer- halb der Humboldt-Universität Diskussionen um die The- se. Kritiker legten ihr eine Bedeutung als „Herrschaftssym- bol“ aus. In einer öffentlichen Ringvorlesung wurde über den Inhalt debattiert. Man kam überein, die Messinglettern nicht zu demontieren, da das Gebäude – und mit ihm auch das Foyer – unter Denkmalschutz steht. Für das 200-jährige Jubiläum im Jahr 2010 ist eine tem- poräre künstlerische Neugestaltung des Foyers geplant, die Bezug auf die Geschichte der „angeschlagenen The- se“ nehmen wird. Blick ins Foyer: Schnittstelle zwischen Tradition und Unialltag

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Page 1: Die 11. Feuerbachthese im Foyer des Hauptgebäudes · 2015-05-20 · Filozofowie jedynie rónie interpretowali wiat, a tymc-zasem chodzi o to, by go zmieni. Karl Marx (1818 – 1883)

Die 11. Feuerbachthese

im Foyer des Hauptgebäudes

Geschichte haben – und begreifen

Ludwig Feuerbach (1804 – 1872) warein deutscher Philosoph, der bedeu-tenden Einfluss auf die Bewegung desVormärz hatte. Von 1824 – 1826 stu-dierte Feuerbach an der Berliner Uni-versität und besuchte alle Vorlesun-gen von Georg Friedrich Wilhelm He-gel, die ihn in seinem Denken beein-flussten.

Karl Marx (1818 –1883) war Philo-soph, politischer Journalist und ein-flussreichster Theoretiker des Sozia-lismus und Kommunismus. Er stu-dierte von 1836 – 1840 in Berlin.Sein Hauptwerk ist „Das Kapital“,dessen Theorien noch heute kontro-vers diskutiert werden.

Friedrich Engels (1820 – 1895) ent-wickelte gemeinsam mit Karl Marxdie heute als Marxismus bezeichne-te Gesellschaftstheorie. 1848 veröf-fentlichten Marx und Engels „DasKommunistische Manifest“. NachKarl Marx’ Tod im Jahre 1883 gabFriedrich Engels den zweiten unddritten Teil von „Das Kapital“ her-aus.

KONTAKT

Informationsstelle der

Humboldt-Universität zu Berlin

Hauptgebäude

Unter den Linden 6

10099 Berlin

Tel. +49 (0)30 2093 – 2951

Fax +49 (0)30 2093 – 2107

[email protected]

www.hu-berlin.de/pr

Redaktion:

Referat Öffentlichkeitsarbeit, Mar-

keting und Fundraising: Bettina

Busse, Constanze Haase, Jochen O.

Ley (Text), Heike Zappe (Satz)

Bildnachweis:

David Ausserhofer, Porträtsamm-

lung/UB, Bernd Prusowski, Heike

Zappe

Die von Friedrich Engels redigierte Fassung der Feuer-

bachthese wurde 1953 auf Anordnung der Sozialistischen

Einheitspartei Deutschlands im neu entstandenen Foyer

des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hauptgebäudes an-

gebracht.

Karl Marx sollte damit als ehemaliger Jurastudent (1836 –

1840) der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität geehrt

werden. Die Einweihung des neuen Ensembles, zu dem

auch eine Büste von Karl Marx vor dem Senatssaal gehör-

te, erfolgte im Mai 1953 – im offiziellen Karl-Marx-Ge-

denkjahr anlässlich des 135. Geburtstages und des 70. To-

destages des Philosophen.

Nach der Wiedervereinigung gab es innerhalb wie außer-

halb der Humboldt-Universität Diskussionen um die The-

se. Kritiker legten ihr eine Bedeutung als „Herrschaftssym-

bol“ aus. In einer öffentlichen Ringvorlesung wurde über

den Inhalt debattiert. Man kam überein, die Messinglettern

nicht zu demontieren, da das Gebäude – und mit ihm

auch das Foyer – unter Denkmalschutz steht.

Für das 200-jährige Jubiläum im Jahr 2010 ist eine tem-

poräre künstlerische Neugestaltung des Foyers geplant,

die Bezug auf die Geschichte der „angeschlagenen The-

se“ nehmen wird.

Blick ins Foyer: Schnittstelle zwischenTradition und Unialltag

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Page 2: Die 11. Feuerbachthese im Foyer des Hauptgebäudes · 2015-05-20 · Filozofowie jedynie rónie interpretowali wiat, a tymc-zasem chodzi o to, by go zmieni. Karl Marx (1818 – 1883)

Philosophers have only interpreted the world in

various ways; the point however is to change it.

Les philosophes n’ont fait qu’interpréter diversement

le monde, ce qui importe, c’est de le transformer.

I filosofi hanno solo interpretato in vari modo il

mondo; ció che importa, invece, è cambiarlo.

Los filósofos no han hecho más que interpretar el

mundo de diversos modos, pero de lo que se trata es

de transformarlo.

Filosofen hebben de wereld alleen maar op verschil-

lende manieren geïnterpreteerd, het komt er op aan

de wereld te veranderen.

Os filósofos apenas têm interpretado o mundo de

maneiras diferentes; a questão, porém, é transformá-lo.

Filozofowie jedynie rónie interpretowali wiat, a tymc-

zasem chodzi o to, by go zmieni.

Karl Marx (1818 – 1883) notierte sich im Jahre 1845 elf

Thesen über den Philosophen Ludwig Feuerbach, die

Friedrich Engels „in einem alten Heft von Marx“ 1888

entdeckte und im Anhang seines Buches „Ludwig Feuer-

bach und der Ausgang der klassischen deutschen Philo-

sophie“ im selben Jahr veröffentlichte.

Engels schrieb dazu:

„Es sind Notizen für spätere Ausarbeitungen, rasch hin-

geschrieben, absolut nicht für den Druck bestimmt,

aber unschätzbar als das erste Dokument, worin der ge-

niale Keim der neuen Weltanschauung niedergelegt ist.“

Im Original hat die elfte Feuerbachthese folgenden

Wortlaut:

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden

interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern.“

Friedrich Engels, Freund und Wegbegleiter von Karl

Marx, fügte das „aber“ nach dessen Tod in seine redi-

gierte Fassung ein.

In 1845 Karl Marx (1818 – 1883) noted down eleven theses

on the philosopher Ludwig Feuerbach. Friedrich Engels

discovered them „in an old booklet of Marx“ in 1888 and

published them in an attachment to his book „Ludwig

Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen

Philosophie“.

Engels wrote:

„These are notes to be elaborated at a later time, written

in haste, absolutely not intended for print, but invaluable

as the document wherein the ingenious seed of the new

ideology is deposed.“

The eleventh Feuerbach thesis states:

„Philosophers have only interpreted the world in various

ways; the point is to change it.“

Friedrich Engels, Marx’s friend and companion, added

the word „however“ in his edited version.

The inscription was mounted in the rear wall of the foyer

in 1953 on instigation of the SED (Socialist Unity Party,

the ruling party of the GDR) in 1953. Since 1975 this buil-

ding is protected by a preservation order and so is the

„Feuerbachthese“ in the foyer.

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