diagnostik und therapie von parkinson-demenz in der klinischen praxis
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Nervenarzt 2006 · 77:1439–1443
DOI 10.1007/s00115-006-2179-7
Online publiziert: 9. November 2006
© Springer Medizin Verlag 2006
S. Wenzel1 · B. Mollenhauer1, 2 · C. Trenkwalder1
1 Paracelsus-Elena-Klinik, Kassel2 Center for Neurologic Diseases, Brigham and Women’s
Hospital, Harvard Medical School, Boston
Diagnostik und Therapie von Parkinson-Demenz in der klinischen Praxis
Übersichten
Auch wenn James Parkinson 1817
selbst noch keine Verbindung zwi-
schen der später nach ihm benannten
Erkrankung und dem Auftreten einer
Demenz feststellen konnte [„ (...) the
senses and intellect being uninjured
(...)“], wird mehr und mehr klar, dass
die Parkinson-Erkrankung sich nicht
nur auf das motorische System be-
schränkt, sondern auch mit einer Viel-
zahl nichtmotorischer Symptome und
vor allem kognitiver Defizite einher-
gehen kann [18, 22].
Definition
Die Parkinson-Krankheit ist eine neu-
rodegenerative Erkrankung, die klinisch
unter anderem durch Ruhetremor, Ri-
gor, Bradykinese und posturale Instabi-
lität gekennzeichnet ist und die trotz des
vornehmlich sporadischen Auftretens in
den letzten Jahren zunehmend mit Mu-
tationen verschiedener Proteine (wie bei-
spielsweise α-Synuklein, Parkin etc.) in
Verbindung gebracht wird [17]. Neuro-
pathologisch ist die Erkrankung charak-
terisiert durch Ablagerungen von Lewy-
Körperchen in Hirnstamm und Kortex,
die unter anderem α-Synuklein enthalten
[31], und einem progredienten Verlust do-
paminerger Neurone. Nach der neuropa-
thologischen Stadieneinteilung von Braak
verläuft die Erkrankung progredient mit
Ausbreitung nach kortikal [6] und könnte
somit die demenzielle Entwicklung in spä-
teren Stadien pathophysiologisch erklä-
ren, was jedoch kontrovers diskutiert wird
[23]. Inwiefern eine demenzielle Entwick-
lung bei einer Untergruppe der an Mor-
bus Parkinson Erkrankten zu erwarten
ist, kann derzeit ebenso wenig eindeutig
geklärt werden wie deren prädiktive Er-
fassung.
Voraussetzung für die allgemeine Di-
agnosedefinition einer Demenz ist der
Nachweis eines Gedächtnisverlustes und
des Denkvermögens mit Beeinträchti-
gungen des Alltagsvermögens. Zusätz-
lich besteht eine verminderte oder aufge-
hobene Kritik- und/oder Urteilsfähigkeit
und eine Verminderung des Ideenflusses.
Die ICD-10 erlaubt die Verschlüsse-
lung einer „Demenz bei primärem Par-
kinson-Syndrom“ als F02.3 bei einer „De-
menz, die sich bei einem Patienten mit
fortgeschrittener, gewöhnlich schwerer
Parkinson-Krankheit entwickelt“ [32].
Bisher wurden für die Diagnosestel-
lung der Parkinson-Demenz keine ver-
bindlichen Kriterien vereinbart. Kli-
nische Studien haben einen MMSE (Mi-
ni-Mental Status Examination) von unter
25 Punkten als Kriterium festgelegt [11,
12], ungeachtet dessen, dass die kognitive
Beeinträchtigung bei der Parkinson-Er-
krankung nur teilweise mit dem MMSE
erfasst und objektiviert werden kann, so
können Teilaufgaben im MMSE wie z. B.
die Schreibaufgabe durch motorische Be-
einträchtigungen der Parkinson-Erkran-
kung nicht zur Abbildung der kognitiven
Fähigkeiten beitragen.
Die Parkinson-Demenz führt bei den
Patienten selbst und den sie versorgenden
Angehörigen zu erheblichen Belastungen.
Nicht die motorischen, sondern die psy-
chischen Defizite, allen voran die De-
menz, führen oftmals dazu, dass Parkin-
son-Kranke nicht mehr zu Hause versorgt
werden können. Die Entwicklung einer
Demenz, aber auch die Entwicklung ei-
ner Depression sind Prädiktoren einer er-
höhten Mortalität der Patienten mit M.
Parkinson, dagegen sind Alter bei Krank-
heitsbeginn und auch die Schwere der
neurologischen Symptome ohne Einfluss
auf die Mortalität der Patienten [2, 14].
Prävalenz der Parkinson-Demenz
Die Demenz bei M. Parkinson stellt nur
einen geringen Teil demenzieller Erkran-
kungen dar, der im Bereich von 1–4 % liegt
[2]. Das Risiko, eine Demenz zu entwi-
ckeln, ist für Patienten mit M. Parkinson
jedoch gegenüber der Allgemeinbevölke-
rung 6fach erhöht [2, 10]. Die Angaben
zur Häufigkeit der Demenz bei Morbus
Parkinson sind kontrovers, abhängig von
den Definitionskriterien, den verwende-
ten Untersuchungsverfahren und der un-
tersuchten Population. Rosenstein fand in
den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts eine
Häufigkeit von mehr als 40% [27], bestä-
tigt durch Cummings [8]. Aarsland und
B.M. wird finanziell unterstützt von der Michael J. Fox Foundation, der American Parkinson Disease Association und durch ein Dr. Werner Jackstädt-Stipendium (Stifterver-band der Deutschen Wissenschaft).
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Mitarbeiter selbst gehen von einer Präva-
lenz der Demenz bei M. Parkinson von et-
wa 80% bei einem mittleren Krankheits-
verlauf von 8 Jahren aus [2].
In einer Zusammenstellung bisheriger
Veröffentlichungen anderer Arbeitsgrup-
pen über die Prävalenz demenzieller Er-
krankungen fanden sich 12 Untersu-
chungen zur Prävalenz der Parkinson-De-
menz, 24 Studien zur Untersuchung der
Prävalenz aller Demenzsubtypen. Trotz
verschiedener methodischer Schwächen
zeigte sich, dass zwischen 24 und 31% aller
Patienten mit M. Parkinson an einer De-
menz leiden [2]. Ausreichend große Studi-
en zum Auftreten der Parkinson-Demenz
werden derzeit in Deutschland erstmals
im Rahmen der GEPAD-Studie durchge-
führt [26]. Vorläufige Ergebnisse zeigen
eine Prävalenz von 40,4% in der Parkin-
son-Population, erfasst in neurologischen
Praxen und Klinikambulanzen bei ins-
gesamt 1326 untersuchten Parkinson-Er-
krankten aller Erkrankungsstadien.
Als Risikofaktoren für eine demen-
zielle Entwicklung bei Parkinson werden
früh auftretende Halluzinationen und ei-
ne eher akinetisch-rigide Form der Par-
kinson-Erkrankung genannt. Emre be-
schreibt als Risikofaktoren zusätzlich: fort-
geschrittenes Alter, höheres Lebensalter
bei Beginn der motorischen Störungen,
Depression und Nikotinkonsum [10].
Auswirkungen
Typisch sind Störungen der Exekutivfunk-
tionen, räumlich-visuelle Störungen, aber
auch psychotische Symptome wie Wahn
und vor allem optische Halluzinationen.
Erst an zweiter Stelle sind Gedächtnisstö-
rungen zu nennen [10]. Häufig kommt es
auch zu depressiven Symptomen, Schlaf-
störungen, rascher Ermüdbarkeit, Verhal-
tensauffälligkeiten teilweise mit Weglauf-
tendenzen.
Testverfahren
Ein standardisiertes Verfahren zur Objek-
tivierung einer demenziellen Entwicklung
bei M. Parkinson gibt es, wie bereits er-
wähnt, bislang nicht. Hinweise auf kogni-
tive Defizite kann der MMSE geben [12].
Geeigneter erscheint der Cambridge Cog-
nitive Assessment-Revised Test (CAM-
COG-R) [4, 28]. Ferner steht seit neues-
tem der PANDA (Parkinson Neuropsy-
chometric Dementia Assessment), ein
spezifisch für die Demenz bei M. Parkin-
son etablierter Test zur Verfügung [16],
der bezüglich der Aussagekraft kognitiver
Symptome bei der Parkinson-Erkrankung
derzeit validiert wird.
Algorithmus zur Untersuchung der Parkinson-Demenz
Zum Screening einer möglichen Parkin-
son-Demenz wird von unserer Seite der-
zeit noch ein MMSE durchgeführt. Das
weitere Prozedere erfolgt abhängig von
dessen Ergebnis und dem klinischen Be-
fund.
Bei einem MMSE von größer als 27
Punkten wird zunächst davon ausgegan-
gen, dass keine Demenz vorliegt. Sollte
sich im klinischen Alltag oder durch die
Fremdanamnese aber der Verdacht auf ei-
ne Demenz erhärten, wird ebenso wie im
Falle eines MMSE-Ergebnisses zwischen
21 und 26 Punkten eine weitere testpsy-
chologische Screeninguntersuchung mit-
tels Uhrentest und DemTect durchge-
führt [7, 29] und anschließend eine aus-
führlichere neuropsychologische Testung
eingeleitet und eine Depression differen-
zialdiagnostisch abgegrenzt.
Bei einem MMST kleiner als 21 Punkte
wird vom Vorliegen einer Demenz ausge-
gangen und der nächste Schritt eingeleitet:
Laborchemisch werden eine Schilddrü-
senfehlfunktion, eine Unterversorgung
mit Vitamin B12 wie auch ein Mangel an
Folsäure und das Vorliegen einer Lues
ausgeschlossen.
Eine Bildgebung des Neurokraniums
per Magnetresonanztomographie (MRT)
oder (falls MRT nicht möglich) Compu-
tertomographie wird durchgeführt.
Ein Elektroenzephalogramm (EEG)
ist nur bei Hinweisen auf eine zusätz-
liche Epilepsie sinnvoll, ansonsten ist bei
Patienten mit Parkinson-Demenz häu-
figer als bei Patienten ohne kognitive Stö-
rungen der Parkinson-Erkrankung eine
EEG-Verlangsamung zu sehen. In der Di-
agnostik und Differenzialdiagnostik der
Demenz zeigt das EEG jedoch keine zu-
sätzliche Information [30].
Patienten mit einer Mikroangiopa-
thie und vaskulären Risikofaktoren wer-
den zusätzlich dopplersonographisch un-
tersucht, um eine Stenose bzw. relevante
Plaques der hirnversorgenden Gefäße aus-
zuschließen. Risikofaktoren wie Bluthoch-
druck – hier wird wegen der häufig zu fin-
denden fehlenden Nachtabsenkung des
Blutdrucks bei Parkinson-Patienten eine
Langzeitblutdruckmessung notwendig –
und erhöhte Blutfette sowie Homozystein
müssen optimal eingestellt bzw. behandelt
werden. Insbesondere ist auf das Manage-
ment von Patienten mit stark schwanken-
den Blutdruckwerten sowie nächtlichem
Blutdruckanstieg zu achten.
Bei Auftreten einer demenziellen Ent-
wicklung bei M. Parkinson kann eine Un-
tersuchung des Liquor cerebrospinalis
zum Ausschluss eines entzündlichen Ge-
schehens und zur Analyse etablierter De-
menzmarker hilfreich sein. Der Nach-
weis eines erhöhten τ-Proteins (>450 pg/
ml) könnte Hinweis auf einen schnelleren
DLB (n=70) AD (n=74) PDD (n=73) PD (n=23) NNC (n=41)
100
200
300
400
500
600
700
800
Tau Protein [pg/ml]
Beta-Amyloid (1-42) [pg/ml]
Mittelwert; Box: Mittelwert ± Stdf.; Whisker: Bereich ohne Ausreißer
Abb. 1 9 τ-Protein und β-Amyloid im Li-quor von Patienten mit Lewy-Körperchen-De-menz (DLB), Morbus Alzheimer (AD), Par-kinson-Demenz (PDD); M. Parkinson ohne De-menz (PD) und nicht-dementen neurolo-gischen Kontrollpati-enten (NNC)
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Übersichten
neuronalen Degenerationsprozess wie
z. B. bei M. Alzheimer [dann oft in Kom-
bination mit erniedrigtem β-Amyloid 1–
42 (<450 pg/ml)] geben.
Eine prädiktive Testung zur Parkinson-
Demenz mittels Liquor ist derzeit (noch)
nicht möglich. Die Wertigkeit des Liquor
cerebrospinalis in der Demenzdiagnostik
bei Parkinson ist bislang gering, kann aber
in Zukunft hilfreich sein.
Erfahrungen, dass tatsächlich im Liquor
cerebrospinalis nachgewiesene Proteine
die neuropathologischen Veränderungen
widerspiegeln, liegen von anderen neu-
rodegenerativen Erkrankungen, wie dem
M. Alzheimer, vor [33]. Proteine wie das
τ-Protein, phosphoryliertes τ-Protein so-
wie die β-Amyloide 1–42/1–40 und das
β-Amyloidpeptid-Spektrum können zur
Charakterisierung und Differenzierung
neurodegenerativer Erkrankungen bei-
tragen [3, 5]. Bislang führten jedoch Dif-
ferenzierungsversuche mit diesen Mar-
kern bei Parkinson-Erkrankungen zu dis-
krepanten Ergebnissen [13, 21].
Unserer Erfahrung nach diskriminiert
das τ-Protein vornehmlich von einem M.
Alzheimer und einer Lewy-Körperchen-
Demenz (DLB), während β-Amyloid 1−42
bei M. Parkinson ebenso erniedrigt sein
kann – vor allem bei Patienten mit zusätz-
licher Demenz (. Abb. 1).
Ein möglicher Kandidat für einen spe-
zifischeren Liquorsurrogat- oder -bio-
marker für die Parkinson-Erkrankungen
ist das α-Synuklein, ein intrazellulärer Be-
standteil der zahlreichen Lewy-Körper-
chen. Durch den Nachweis von α-Syn-
uklein im Extrazelluläraum mehren sich
Hinweise auf einen möglichen Transport-
mechanismus [9]. Das Vorhandensein
von extrazellulärem α-Synuklein nährt
die Hoffnungen auf einen darauf basie-
renden möglichen Biomarkerkandidat
für auch andere synukleinassoziierte Er-
krankungen.
Differenzialdiagnose
Die Differenzierung zwischen einer Par-
kinson-Demenz und einer vaskulär be-
dingten Demenz bei Parkinson-Patienten
kann im Einzelfall problematisch oder
nicht möglich sein. Neuropsychologische
Testverfahren und Biomarker zeigen bis-
her keine ausreichende Trennschärfe, die
bei Parkinson-Patienten eine sichere Un-
terscheidung erlaubt.
Die Differenzialdiagnose zur Lewy-
Körperchen-Demenz ist teilweise schwie-
rig, da insbesondere teilweise erhebliche
neuropathologische Überlappungen mit
dem Morbus Alzheimer beschrieben wer-
den [15]. Per definitionem unterscheidet
sich die Parkinson-Demenz von der DLB
ausschließlich durch das zeitlich unter-
schiedliche Auftreten der extrapyrami-
dalmotorischen Symptome: Bei Parkin-
son-Patienten sollten definitionsgemäß
motorische Symptome über ein Jahr vor
der demenziellen Entwicklung auftreten,
während Patienten mit einer Lewy-Kör-
perchen-Demenz die Parkinson-Symp-
tome oftmals gleichzeitig oder nach der
Demenz entwickeln [20]. Neuropatholo-
gisch lässt sich eine Parkinson-Demenz,
trotz sehr unterschiedlichen klinischen
Verläufen, nicht von einer Lewy-Körper-
chen-Demenz unterscheiden.
Therapie
Nach den bisherigen Therapiestudien zur
Parkinson-Demenz und den Erfahrungen
aus der Behandlung der Alzheimer-De-
menz, erscheint überwiegend ein frühzei-
tiger Therapiebeginn erstrebenswert.
In einer großen (n=541) internationa-
len, multizentrischen, doppelblinden, pla-
zebokontrollierten Studie wurde die Wir-
kung von Rivastigmin bei der Parkin-
son-Demenz untersucht. Es konnte ei-
ne geringe aber doch signifikante Verbes-
serung der demenziellen Symptome er-
zielt werden [11]. Die Ergebnisse zeigten
auf der 70-Punkte-Skala des ADAS-cog
(kognitiver Teil des Alzheimer Disease
Assessment Score) bei den mit Rivastig-
min behandelten Patienten nach einer 24
Wochen dauernden Behandlung der im
Schnitt seit 9 Jahren an der Parkinson-
Krankheit leidenden dementen Patienten
eine Verbesserung um 2,1 Punkte, wäh-
rend die mit Plazebo behandelte Gruppe
eine Verschlechterung von durchschnitt-
lich 0,7 Punkten erfuhr. Ähnliche, nur ge-
ringfügige Verbesserung der Kognition ist
auch aus der Alzheimer-Forschung unter
der Therapie mit Cholinesterasehemmern
bekannt. Die Differenz beider Gruppen
aus der Studie von Emre und Mitrbeitern
bei Parkinson-Demenz-Patienten ent-
Zusammenfassung · Summary
Nervenarzt 2006 · 77:1439–1443
DOI 10.1007/s00115-006-2179-7
© Springer Medizin Verlag 2006
S. Wenzel · B. Mollenhauer · C. Trenkwalder
Diagnostik und Therapie von Parkinson-Demenz in der klinischen Praxis
Zusammenfassung
In den letzten Jahrzehnten erhielten bei der
Parkinson-Erkrankung vornehmlich die mo-
torischen Symptome und deren Therapie me-
dizinische Beachtung. Jedoch rücken zuneh-
mend auch nichtmotorische Symptome ins
Bewusstsein; dazu gehören unter anderem
kognitive Defizite. Eine Demenz im Rahmen
einer Parkinson-Erkrankung ist häufiger als
bislang angenommen. Nach durchschnitt-
lich 8 Jahren werden bei ca. 40% der Parkin-
son-Patienten kognitive Defizite festgestellt.
Die Demenz und die damit verbundenen Pro-
bleme bestimmen meist eher die Progno-
se der Parkinson-Erkrankung als die moto-
rischen Symptome. Der Notwendigkeit einer
standardisierten Diagnostik und adäquaten
Therapie steht eine bislang geringe Studien-
lage gegenüber.
Schlüsselwörter
M. Parkinson · Demenz · Liquor cerebro-
spinalis · Diagnostische Möglichkeiten ·
Cholinesterasehemmer
Diagnosis and clinical therapy for Parkinson’s disease dementia
Summary
For decades, awareness of Parkinson’s disease
mainly focused on the presence and treat-
ment of motor symptoms. More and more
other symptoms of this disease not related to
the motor system now receive increased at-
tention, including cognitive decline. Demen-
tia in Parkinson’s disease occurs more often
than initially was thought. After an average
of 8 years, about 40% of these patients suf-
fer from cognitive decline. The difficulties and
related problems affect prognosis more than
do the motor symptoms. There is a need for
standardized diagnostic and specific thera-
peutic intervention, but appropriate studies
are still lacking.
Keywords
Parkinson’s disease · Dementia ·
Cerebrospinal fluid · Diagnostic options ·
Cholinesterase inhibitors
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spricht dem Punktwert, um den sich ein
Patient mit M. Alzheimer innerhalb eines
Jahres verschlechtert [24]. Bereits im Jahr
2000 war ein Effekt von Rivastigmin bei
der Lewy-Körperchen-Demenz in einer
doppelblinden, plazebokontrollierten, in-
ternationalen Studie gefunden worden.
Insbesondere wurden hier das Verhalten
und die neuropsychiatrischen Symptome
verbessert [19].
Auch die Wirkung anderer Cholines-
terasehemmer war schon zuvor unter-
sucht worden, so z. B. Galantamin bei ei-
ner kleinen Gruppe von 16 Patienten mit
Hinweisen auf eine Verbesserung der de-
menziellen Symptomatik [1]. Donepezil
hatte in einer kleinen Untersuchung von
22 Parkinson-Demenz-Patienten keinen
verschlechternden Effekt auf die moto-
rischen Symptome, aber die antidemen-
tive Wirkung war anhand einer der ver-
schiedenen verwendeten Skalen zur Mes-
sung kognitiver Funktionen nachweisbar
[25].
Langzeitbetreuung
Der Wirkstoff Rivastigmin wurde im
März 2006 auch für die Indikation Par-
kinson-Demenz zugelassen. Es empfiehlt
sich aus unserer Sicht ein Abbruch der Be-
handlung mit Rivastigmin bei Erreichen
eines MMSE-Ergebnisses von 10 Punkten.
Beobachtungen und Studien zur Anwen-
dung von Rivastigmin bei einer Parkin-
son-Demenz dieses Schweregrades liegen
nicht vor. Eine Nachuntersuchung und
kontinuierliche Überwachung sowohl
der Motorik wie auch der psychopatholo-
gischen Symptome ist unerlässlich. Studi-
en über den natürlichen Verlauf der Par-
kinson-Demenz liegen ebenfalls nicht vor.
Daten zur Langzeitbetrachtung unter der
Medikation mit Rivastigmin fehlen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
die Demenz bei M. Parkinson bislang zu
wenig Beachtung fand, jedoch zuneh-
mend zu sozialökonomischen Problemen
führen wird, nicht zuletzt durch verbes-
serte Therapie der motorischen Symp-
tome und dadurch bedingte längere Le-
benserwartung bei Patienten mit M. Par-
kinson. Eine verbesserte Diagnostik so-
wie einheitliche Therapie ist daher erfor-
derlich.
Korrespondierender AutorDr. S. Wenzel
Paracelsus-Elena-KlinikKlinikstraße 16, 34128 [email protected]
Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkon-
flikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass kei-
ne Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in
dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Kon-
kurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation
des Themas ist unabhängig und die Darstellung der In-
halte produktneutral.
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