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Liebe Mitglieder, sehr geehrte Freunde der Deutsch-Omanischen Gesellschaft, nach dem Jahreswechsel hatte ich Gelegenheit, Oman zu besuchen, wichtige und interessante Gespräche zu führen und die Verbindungen in das Sultanat zu pflegen. Der Zufall wollte es, dass auch weitere Vorstandsmitglieder, nämlich Dr. Wolfgang Zimmermann, Georg Popp und Gabriele Schmidt fast zur gleichen Zeit in Oman weilten. Ihre Berichte sind in diesem Newsletter. Sie finden darin ein recht breites Spektrum an Themen und Aspekten der deutsch-omanischen Beziehungen. Bei meinem Besuch Anfang und Mitte Februar traf ich neben vielen langjährigen Freunden und Bekannten auch den Generalsekretär des Außenministeriums (MoFA) Sayyid Badr al-Busaidi. Das Gespräch mit ihm fand in angenehmer Atmosphäre in seinem Ministerium statt. Sayyid Badr interessierte sich sehr für die Entwicklung der Deutsch-Omanischen Gesellschaft. Ich erläuterte laufende Aktivitäten, u. a. Schüleraustausch, wie auch vorgesehene Projekte im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich. In einem weiteren freundlichen Gespräch mit HH Sayyid Tariq bin Shabib Al Said, dem Schirmherrn der Omani-German Friendship Association (OGFA), erörterte ich Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit der beiden Organisationen. Ich hatte dabei Gelegenheit, die von der Deutsch- Omanischen Gesellschaft und der Deutsch-Arabischen Parlamentariergruppe veranstaltete Oman-Konferenz im Deutschen Bundestag zu erläutern und auf zukünftige Projekte hinzuweisen. Sayyid Tariq betonte seine Unterstützung einzelner Vorhaben und begrüßte die enge Zusammenarbeit mit der DOG. Er will einen kontinuierlichen Informationsaustausch. Ich wies darauf hin, dass mit Joachim Düster als Botschaftsangehöriger und DOG- Vizepräsident ein permanenter Ansprechpartner vor Ort sei und auch Dr. Wolfgang Zimmermann im Mai 2018 wieder nach Oman käme. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage Omans betonte Sayyid Tariq die Bedeutung des Duqm-Projektes nicht nur im Hinblick auf den industriellen Ausbau, sondern vor allem auch im Zusammenhang mit der Entwicklung touristischer Infrastruktur. Landschaftliches Potential südlich Shenna gebe es reichlich. Dankbar bin ich nicht nur für die offiziellen Gespräche, darunter auch das Briefing durch Botschafter Thomas Schneider und unseren Vizepräsidenten Botschaftsrat Joachim Düster. Auch die gesellschaftlichen und informellen Begegnungen, u. a. mit meinen Freunden Hafidh al-Rawahy, Sheikh Ahmed al-Hinai und Sayyid Fakhri Al Said boten reichlich Gelegenheit, die deutsch-omanischen Beziehungen zu pflegen. Daneben bin ich auch froh darüber, dass ich bei dieser Reise gemeinsam mit meiner Frau die landschaftlichen Schönheiten und einige touristische Höhepunkte wie Wadi Shab, Jebel Sifah, die Ausgrabungen in Qalhat und die Insel Masirah genießen konnte. Allen unseren Mitgliedern und Freunden kann ich nur empfehlen, das Sultanat Oman möglichst oft zu besuchen. Mit freundlichen Grüßen Bruno Kaiser Präsident Deutsch-Omanische Gesellschaft e.V. 1 © Aisha Kharousi und Metilda Correya © Aisha Kharousi und Metilda Correya Newsletter Juni 2018 Deutsch - Omanische Gesellschaft

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Page 1: Deutsch - Omanische Gesellschaft Newsletter Juni 2018...Die Abschlusszeremonie des MIFF, unter der Schirmherrschaft von Dr. Abdulmunim bin Mansour al-Hasani, Minister für Information,

Liebe Mitglieder, sehr geehrte Freunde der Deutsch-Omanischen Gesellschaft,

nach dem Jahreswechsel hatte ich Gelegenheit, Oman zu besuchen, wichtige und interessante Gespräche zu führen und die Verbindungen in das Sultanat zu pflegen. Der Zufall wollte es, dass auch weitere Vorstandsmitglieder, nämlich Dr. Wolfgang Zimmermann, Georg Popp und Gabriele Schmidt fast zur gleichen Zeit in Oman weilten. Ihre Berichte sind in diesem Newsletter. Sie finden darin ein recht breites Spektrum an Themen und Aspekten der deutsch-omanischen Beziehungen. Bei meinem Besuch Anfang und Mitte Februar traf ich neben vielen langjährigen Freunden und Bekannten auch den Generalsekretär des Außenministeriums

(MoFA) Sayyid Badr al-Busaidi. Das Gespräch mit ihm fand in angenehmer Atmosphäre in seinem Ministerium statt. Sayyid Badr interessierte sich sehr für die Entwicklung der Deutsch-Omanischen Gesellschaft.Ich erläuterte laufende Aktivitäten, u. a. Schüleraustausch, wie auch vorgesehene Projekte im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich.

In einem weiteren freundlichen Gespräch mit HH Sayyid Tariq bin Shabib Al Said, dem Schirmherrn der Omani-German Friendship Association (OGFA), erörterte ich Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit der beiden Organisationen. Ich hatte dabei Gelegenheit, die von der Deutsch-Omanischen Gesellschaft und der Deutsch-Arabischen Parlamentariergruppe veranstaltete Oman-Konferenz im Deutschen Bundestag zu erläutern und auf zukünftige Projekte hinzuweisen. Sayyid Tariq betonte seine Unterstützung einzelner Vorhaben und begrüßte die enge Zusammenarbeit mit der DOG. Er will einen kontinuierlichen Informationsaustausch. Ich wies darauf hin, dass mit Joachim Düster als Botschaftsangehöriger und DOG-

Vizepräsident ein permanenter Ansprechpartner vor Ort sei und auch Dr. Wolfgang Zimmermann im Mai 2018 wieder nach Oman käme. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage Omans betonte Sayyid Tariq die Bedeutung des Duqm-Projektes nicht nur im Hinblick auf den industriellen Ausbau, sondern vor allem auch im Zusammenhang mit der Entwicklung touristischer Infrastruktur. Landschaftliches Potential südlich Shenna gebe es reichlich.

Dankbar bin ich nicht nur für die offiziellen Gespräche, darunter auch das Briefing durch Botschafter Thomas Schneider und unseren Vizepräsidenten Botschaftsrat Joachim Düster. Auch die gesellschaftlichen und informellen Begegnungen, u. a. mit meinen Freunden Hafidh al-Rawahy, Sheikh Ahmed al-Hinai und Sayyid Fakhri Al Said boten reichlich Gelegenheit, die deutsch-omanischen Beziehungen zu pflegen. Daneben bin ich auch froh darüber, dass ich bei dieser Reise gemeinsam mit meiner Frau die landschaftlichen Schönheiten und einige touristische Höhepunkte wie Wadi Shab, Jebel Sifah, die Ausgrabungen in Qalhat und die Insel Masirah genießen konnte. Allen unseren Mitgliedern und Freunden kann ich nur empfehlen, das Sultanat Oman möglichst oft zu besuchen.

Mit freundlichen Grüßen

Bruno KaiserPräsident Deutsch-Omanische Gesellschaft e.V.

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© Aisha Kharousi und Metilda Correya

© Aisha Kharousi und Metilda Correya

Newsletter Juni 2018

Deutsch - Omanische Gesellschaft

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Sheikh Abdullah bin Mohammed al-Salimi, Religionsminister und HH Sayyid Fahd, stellvertre-tender Premierminister, haben Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages, am 12. Oktober 2017 in Maskat empfangen.

Vom 19. bis 31. Oktober 2017 waren wieder Schüler der SABEL Schule/München zum jährlichen Austausch mit der Ahmad bin Majeed School in Maskat. Seit 2010 haben bisher 224 Familien am Austausch teilgenommen.

Der deutsche Botschafter im Oman, Thomas Schneider, hatte am 5. Dezember 2017 bei der GUtech (German University of Technology) das 3. Internationale Symposium „On Flash Floods in Wadi-Systemen“ eröffnet und gleichzeitig das 10-jährge Bestehen dieser deutschen Universität im Oman gewürdigt.

Am 6. Dezember 2017 wurde ein Oman-German- Day in Maskat mit vollem Programm zelebriert: Zum Beispiel veranstaltete die Bait Zubair Foundation Dichter-Lesungen von arabischen und deutschenStudenten, gab es Musik-Vorführungen verschiedener deutscher Komponisten und stellte sich das Royal Opera House vor.

Am 14. Dezember 2017 veranstaltete das Goethe-Institut (Goethe-@GI_Muscat) im Kargeen-Restaurant einen deutschen Stammtisch.

Die Royal Cavalry erreichte in der renommierten International Endurance Race in Babenhausen die ersten Plätze. Adil Said al-Balushi schloss auf der Stute das Rennen als Erster und Hisham Saleh al-Farsi als Dritter ab. Der Ausdauerritt begann noch vor Sonnenaufgang und führte in sechs Etappen über eine Strecke von 160 Kilometern. Der Kommandant der Royal Cavalry Brigadegeneral Abdulrazak al- Shahwarzi gratulierte den Reitern und dem technischen

Team zum Sieg.

Unser Ehrenmitglied Professor Fred Scholz und seine Frau, Heidi Scholz-Ziegelbauer besuchten Ende April das Sultanat Oman. Die Reise diente dem wissenschaftlichen und politischen Austausch und umfasste Beratungen, mehrere Vorträge (sowie Vorstellung seines neuen Buches - siehe unten - ) und hochrangige Gespräche mit Offiziellen. Dazu gehörte auch wieder ein ausführliches Gespräch mit HH Sayyid Haitham bin Tariq Al Said, dem Minister für Nationales Erbe und Kultur, der wie sein Vater, HH Sayyid Tariq bin Taimur Al Said die langjährigen Omanforschungen von Fred Scholz und seinen Mitarbeitern intensiv unterstützt und gefördert hat. Im Ergebnis sind daraus eine Vielzahl an Publikationen entstanden, zuletzt die englischsprachige Ausgabe des Buchs von Fred Scholz über Muscat - geographische Skizze einer einmaligen arabischen Stadt.

Begegnungen im Sultanat Oman

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Impressum:

Herausgeber: Deutsch-Omanische Gesellschaft e.V. (DOG) ● Treffauerstraße 18, 81373 München und Mohrenstraße 69, 10117 BerlinE-Mail: [email protected], Internet: www.deutschoman.de ● Redaktion: Heidi Blankenstein, Bruno Kaiser (inhaltlich verantwortlich gemäß § 6 MDStV)

Layout: Sofia Sabarini

Aus stilistischen Gründen werden die zur Gleichstellung von Frau und Mann gebräuchlichen Schreibweisen nicht durchgängig verwendet.

Die DOG ist um Richtigkeit und Aktualität der in diesem Newsletter bereitgestellten Informationen bemüht. Trotzdem können Fehler und Unklarheiten nicht vollständig ausgeschlossen werden. Die DOG übernimmt daher keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestell-

ten Informationen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinungen der jeweiligen Autoren wieder und nicht unbedingt die der DOG.

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Vom 26. bis 31. März 2018 fand in Muscat das 10. Muscat International Film Festival (MIFF) statt. Unter den von einer Jury ausgewählten Filmproduktionen befand sich auch der Dokumentarfilm „Monsoon Empire“ aus der Filmtrilogie„Sons of Sinbad“. Er wurde ausgezeichnet mit dem „Silbernen Khanjar“ in der Kategorie ‚Dokumentationen - Geschichte Omans‘.

Die Filmtrilogie ist eine Koproduktion der German University of Technology (GUtech), deMAX GmbH aus München und der al-Salimi Bibliothek in Bidiyah. Der Generalsekretär der Deutsch-Omanischen Gesellschaft, Georg Popp, gehört neben Regisseur Friedrich Klütsch und Assistant Director Juma al-Maskari, Beirat für Kommunikation der Deutsch-Omanischen Gesellschaft, zum Produktionsteam der Filme.

Bewusst hatten sich die Produzenten dazu entschieden, keine professionellen Schauspieler zu engagieren; die Laiendarsteller verfolgen und erleben gemeinsam mit den Zuschauern ihre eigene Geschichte. Mehr als 120 Personen, etwa die Hälfte davon aus Oman, waren an der Entstehung dieser Filme beteiligt. Die Episode ‚Monsoon Empire‘ basiert auf einem Chronikeintrag über das Leben des Abu Ubayda al-Qassim und hebt die direkte Handelsbeziehung zwischen Oman und China auf der maritimen Seidenstraße in der Zeit des frühen Islam hervor.

Koproduzent und Regisseur Friedrich Klütsch sagte bei der Preisverleihung: „Wir sind stolz auf diese Auszeichnung und die Gelegenheit, Licht auf bestimmte Episoden in der Geschichte Omans werfen zu können sowie historische Sachverhalte sachlich richtig darzustellen. Dies ist heutzutage wichtiger dann je zuvor.“

Die Abschlusszeremonie des MIFF, unter der Schirmherrschaft von Dr. Abdulmunim bin Mansour al-Hasani, Minister für Information, fand statt im Auditorium der Public Authority for Civil Aviation (PACA).

Friedrich Klütsch

„Silberner Khanjar“ für Dokumentarfilm „Monsoon Empire“

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Am 16. November 2017, dem „UN Day of Tolerance“ wurde von der Bayerischen Europaministerin, Dr. Beate Merk und DOG-Präsident Bruno Kaiser, an der Hochschule Neu-Ulm die Ausstellung „Tolerance, Understanding, Coexistence – Oman’s Message of Islam“ eröffnet. Alle DOG-Mitglieder waren dazu eingeladen. Es handelte sich dabei auch um die offizielle Veranstaltung zum 25-jährigen Bestehen der Deutsch-Omanischen Gesellschaft (DOG) e.V. Durch DOG-Unterstützung konnten die omanische Kalligraphin Asma al-Tamtami und der Imam der Sultan Qaboos Grand Mosque, Talib al-Qannubi, an der Eröffnungsveranstaltung teilnehmen und das Rahmenprogramm gestalten. Die Ausstellung lief vom 17.11. bis 22.12.2017.

Am 19. November 2017 wurden von der Botschafterin Omans und den DAAD-Vertretern im H4-Hotel 80 omanische DAAD-Studenten, anlässlich eines gemeinsamen Abendsessens, feierlich begrüßt. Am 20. November 2017 waren diese Studenten aus Oman und ihre Betreuer vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) zu einer Besichtigung des Deutschen Bundestages eingeladen. Ermöglicht wurde dieser Besuch durch das Engagement der DOG- Parlamentarischen Beirätin Gabriele Schmidt und DOG- Präsident Bruno Kaiser.

Am 20. November 2017 (2 Tage nach dem offiziellen Nationaltag) fand im Berliner Hotel Maritim der 47. omanische Nationalfeiertag statt. Gastgeberin war Botschafterin Lyutha bint Sultan al-Mughairy.

Der Träger des „Young Emerging Artist Prize 2016“ der

avantgardistischen Stal Gallery in Maskat, der junge omanische Foto-Künstler Abdulrahim al-Kindi ist im April und Mai 2018 mit einem preisrelevanten Stipendium der Stal Gallery und des Goethe-Institutes im LIA, dem Leipzig International Art Programme, in der Baumwollspinnerei. „Das LIA ist ein gemeinnütziges Atelierprogramm und fördert internationale Künstler, indem es ihnen großzügige Ateliers, Ausstellungsmöglichkeiten und kreative Betreuung bietet und sie mit der lokalen und internationalen Künstlerschaft der Spinnerei vernetzt“. Nach Raiya al-Rawahi (2016) ist dies bereits der zweite omanische Künstler im LIA.

Die Geographische Gesellschaft Leipzig veranstaltet am Dienstag, 29. Mai 2018, 19.00 Uhr im Filmsaal des Grassimuseums, Johannisplatz 5-11 einen Vortrag von Dr. Wolfgang Zimmermann: Wanderungen in der Straße von Hormuz. Die mobilen Fischerfamilien von Musandam, einer Exklave des Sultanats Oman.

Anmerkungen der Redaktion

Seit 22. August 2017 hat der neue deutsche Botschafter, Thomas F. Schneider, seinen Dienst in Maskat angetreten. Am 11. Oktober 2017 wurde das neue deutsche Botschaftsgebäude im Beisein des deutschen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. N. Lammert und des omanischen Außenministers Yusuf bin Alawi eingeweiht. Es befindet sich im Diplomatic Quarter von al-Khuwair, in Nachbarschaft zu anderen Botschaften. Weitere Infos: www.maskat.diplo.de

Empfang mit der Botschafterin Empfang mit der Botschafterin

Begegnungen in Deutschland

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Ein Bericht unseres DOG Vizepräsidenten über Musandam und seine langjährigen Forschungen

Im Februar 2018 habe ich Musandam bereist. Es war mein vierter Besuch seit 2015. Das Besondere dieser Expedition war, dass sie gemeinsam mit dem kanadischen Linguisten Erik Anonby realisiert wurde. Professor Anonby hat vor zehn Jahren zusammen mit seiner Frau Christina van der Wal Anonby in Kumzar und Khassab gelebt, um die altarabische Sprache der Kumazirah zu erforschen.

Wir hatten uns zu Jahresbeginn entschlossen, unsere Kenntnisse und Kontakte in der Region zu kombinieren. Eriks Ziel war die Erforschung arabischer Dialekte in Musandam. Mein Interesse konzentrierte sich auf vertiefende Untersuchungen zu Berglandwirtschaft, Fischerei, regionale Mobilität, Kumzar und Diba al Bayah. Meine aktuellen Forschungen verknüpfen Untersuchungen der 1970er Jahre, als ich ein Jahr in Musandam lebte und im Rahmen eines Forschungsprojektes von Fred Scholz arbeitete. Aktuell arbeite ich an einem Buch Space in Time in Musandam. Processes and Practices of Space Making in an Omani Province in the 1970s and forty Years later.Results of long term Geographic Field Research.

Ich führte auch Gespräche für eine Schulpartnerschaft mit Musandam und mit zwei Familien junger Omaner, die in Deutschland studieren, über Studium, Leben und Sicherheit.

Ich bin meinen Freunden und den offiziellen Gesprächs- und Kooperationspartnern in Oman für das Interesse und die Unterstützung meiner Forschungen sehr dankbar, die hoffentlich dazu dienen, die deutsch-omanischen Beziehungen gerade in dieser nördlichsten Region des Sultanats zu pflegen und zu vertiefen.

Dr. Wolfgang Zimmermann

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Khawr Habalayn Hochzeit in Kumzar (November 2016)

Musandam – die omanische Provinz in der Straße von Hormuz

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Zwischen Neuzelle im östlichsten Brandenburg und Maskat, im östlichen arabischen Raum, liegen etwa 4500 km. Doch gibt es zwischen dem 5000-Seelen Dorf Neuzelle und Maskat, der Hauptstadt des Sultanats Oman, eine schon 12-jährig bestehende Verbindung.

Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Schulgesellschaft Dr. P. Rahn und Partner mit Sitz in Leipzig Herr Gotthard Dittrich, und der Gründungsdirektor des Campus der Rahn Schulen in Neuzelle, Karl Fischer, stellten 2005 eine Schulpartnerschaft zwischen der Indian School, Muscat und den Schulcampus in Neuzelle her.

Bei dieser Partnerschaft spielte es keine Rolle, dass wir eine Schule mit nur ca. 540 Schülern und angeschlossenem Internat sind und an der Indian School/ Muscat 7000 Schüler täglich beschult werden.

Ich denke, dass trotz dieser Unterschiede zwischen der Hauptstadt Maskat und dem Brandenburger Dorf, dass zwischen nur 540 Schülern in Neuzelle und 7000 Schülern in Maskat und der Unterschiede zwischen arabischer und europäischer Kultur und dass trotz anfänglicher Skepsis vor dem Fremden, eine freundschaftliche Partnerschaft entstanden ist.

Jedes Jahr fliegen Schüler unserer Schulen in Neuzelle für zwei Wochen ins Sultanat Oman, werden dort in Gastfamilien untergebracht und gehen am Vormittag mit ihren Gastkindern zur Schule. Da Englisch die Schulsprache ist, gibt es weder Probleme dem Unterricht zu folgen, noch bei der Verständigung auf dem Schulhof. Bei jeder dieser Reisen entstehen somit Freundschaften zwischen Schülern unterschiedlicher Kulturen, die durch die „neuen Medien“ manchmal über Jahre aufrechterhalten werden.

Ein Kulturprogramm, das von der jeweiligen Gastschule für diesen Zeitraum erstellt wird, lässt die Schüler nicht nur Einblick in die Lebensweise der Gastfamilien bekommen. Die Schüler haben die Möglichkeit, in eine für uns oft fremde Welt einzutauchen, verstehen oder akzeptieren zu lernen.

Wenn es darum geht, Schüler für dieses Projekt, für diese Reise zu gewinnen, bedeutet es nicht, dass sich im gleichen Augenblick eine Vielzahl von Bewerbern meldet.

Vorurteile, Unwohlsein vor dem Fremden, Ungewissheit was mich erwartet, sind erste kleine Barrieren die in den Köpfen bearbeitet werden müssen. Aber genau dies, gehört ja zu diesem Projekt, zu dieser Partnerschaft. Der erste Schritt aus dem Flugzeug in Maskat, die erste Begegnung mit der Gastfamilie, der erste Schultag , das erste Pausengespräch auf dem Schulhof, die anderen Gerüche , die andere Architektur , ja auch der Ruf des Muezzins vom Minarett lassen plötzlich alle Bedenken fallen und erzeugen Staunen. Staunen vor der Neuentdeckung, aber auch Staunen über sich selbst aus der Tatsache heraus, eine andere Vorstellung von Land und Leuten gehabt zu haben.

Natürlich spielt bei dieser Entdeckung eine Rolle, dass aus meiner Sicht, Oman ein liberales Land im arabischen Raum ist. Neben Synagogen gibt es christliche Kirchen beider Konfessionen und auch Hindutempel. Frauen dürfen schon seit Jahren Auto fahren und zur Arbeit gehen. Oman ist ein Land ist, in dem man sich sicher fühlen kann.

Dieser Schüleraustausch bedeutet: Wenn jedes Jahr jeweils 20 Jugendliche zwischen Maskat und Neuzelle pendeln, dass insgesamt 40 Jugendliche einen anderen Erdteil kennen lernen, also ihren Horizont wesentlich erweitern können.

Rainer Karge, Internatsleiter der Rahn Schulen Neuzelle, 2. Februar 2018

Neuzelle trifft auf Maskat

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Die Einladung kam überraschend und kurzfristig. Angefangen hat es wohl damit, dass ich Botschafterin Lyutha al-Mughairy an einer Führung durch den Reichstag in Berlin mein Interesse an ihrem Land bekundet habe. Später, im März 2017, habe ich als Mitglied des Deutschen Bundestages zusammen mit der Deutsch- Arabischen Parlamentariergruppe und der Deutsch-Omanischen Gesellschaft eine Omankonferenz organisiert, an der hochrangige Vertreter aus dem Sultanat und Deutschland teilgenommen haben, mit der Schirmherrschaft von Aussenstaatssekretär Sayyid Badr al-Busaidi und Bundestagspräsident Norbert Lammert.

Die Botschafterin lud mich und meinen Mann für eine Woche nach Oman ein, zunächst ganz unverbindlich: natürlich habe ich zugesagt. Ohne Vorgaben, was man erwartet, was ich dort zu tun haben würde, ohne Visum und Kontaktdaten sind wir als Staatsgäste im Februar eine Woche durch das Land gereist. Zunächst drei Tage als Touristen, nach Nizwa, Wadi Bani Khalid, durch Muscat und Muttrah, in die Wüste, in die Oper, das neue Nationalmuseum und die Sultan-Qaboos-Moschee – ein Traum. Mich hat das Land erneut begeistert, wenn mir auch erschien, dass die Straßenbau-Tätigkeiten allmählich überborden. Es war aber sicherlich nicht meine Aufgabe, Kritikpunkte zu finden und zu benennen.

Der politische Teil war nicht minder interessant: vier informative aufschlussreiche Gespräche über die Zukunft der Zusammenarbeit der beiden Länder Sultanat Oman und Deutschland. Vom Präsidenten der DOG Bruno Kaiser gebrieft, das Thema „Muscat Medical City“ und eine mögliche deutsche Unterstützung voranzutreiben, sprach ich mit dem Gesundheitsminister Dr. Ahmed Mohammed al-Saidi – der sich allerdings mehr für europäische Politik zu interessieren schien. Dennoch hat er zugesichert, dass Information und Zusammenarbeit mit der DOG sehr wünschenswert sei. Die Themen Telemedizin und Robotic Medicine sind in Oman tagesaktuell, da die Versorgung mit Ärzten schlecht sei, nur 6% der praktizierenden Ärzte sind Omanis. Der Großteil der nachkommenden Ärzte sind Frauen mit spezifischen Wünschen an das Berufs- und Familienleben: wie sich doch die Problemstellungen gleichen! Dr. al-Saidi bat, den Planungschef, Dr. Ali al-Hinai zu kontaktieren; „we try to learn from countries“. Der Masterplan für die medical city auf 5 Mio. m² sei vollständig. Deutsche Erfahrung und damit Kontakte nach Deutschland seien erwünscht.

Den Generalsekretär des omanischen Außenministeriums, Sayyid Badr al-Busaidi, habe ich schon zweimal in Berlin getroffen, mit ihm sprach ich über die außenpolitischen Herausforderungen der Region. Natürlich beruhigte es mich zu hören, dass Oman niemals an eine militärische Intervention im Jemen denkt. Oman würde humanitäre Hilfe leisten im Bereich medizinische Versorgung in der Salalah-Region, was mir allerdings – diese Bemerkung sei mir erlaubt – angesichts der Million Flüchtlinge, die Deutschland nicht wirtschaftlich, aber gesellschaftlich und politisch belastet, doch etwas dürftig vorkam.

Die Vorstellung des prächtigen Parlamentsgebäudes und das Gespräch mit 4 Abgeordneten der Staatsversammlung Madschlis ad-Dawla war sehr interessant, einschließlich Probesitzen im Plenarsaal. Deutschland ist tatsächlich das einzige Land, das seinen Gästen nicht den Besuch im Parlamentssaal erlaubt.

Da ich nicht mehr in den Bundestag eingezogen bin nach der Wahl, kann ich politisch keinen großen Einfluss ausüben, dies habe ich auch der Botschafterin beim Treffen in Berlin nach der Reise gesagt. Ich habe den Eindruck, dass jede Art von Kontakt erwünscht ist und erwartet wird. An Muscat als Medical City, als Alleinstellungsmerkmal des Landes in Konkurrenz zu den Emiraten jedenfalls, ist ihr sehr gelegen und ich denke, die DOG sollte hier jedweden Einfluss geltend machen.

Gabriele Schmidt (MdB 18. WP), Parlamentarische Beirätin DOGÜhlingen-Birkendorf (Schwarzwald)

DOG-Mitglieder in Oman, Reiseberichte

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Was suchst du in diesem islamischen Land? Musst du als Frau dich nicht bedecken, zurückhalten? Und bist du nicht Journalistin, willst unabhängig berichten – ist das möglich über Oman, einen quasi absolutistischen Herrscherstaat? Noch nie wurde ich vor und nach meinen Reisen mit so vielen Fragen bestürmt. Antworten will ich mit diesem Bericht meiner Omanreise im März 2018, der hier in Kurzform und ausführlich auf www.deutschoman.de zu lesen ist. Er wird auch erklären, weshalb Gabriele Brähler und ich ein Buch über die Geschichten schreiben, die Deutschland und Oman verbinden.

Die schroffe Kargheit der omanischen Städtchen ist bisher für Besucher nicht verändert worden – das gefällt mir, selbst wenn es mir deutlich vor Augen führt, wie sehr mich mein Kulturkreis prägt. Wie bin ich doch die zum Teil dick aufgetragene Servilität gegenüber zahlungskräftigen Gästen gewohnt, die zum Teil in Küstenorten am Mittelmeer herrscht – und möchte doch gerade dieser aufgesetzten Art den Rücken kehren. Dennoch kann ich mir ein etwas gefälligeres Café für die Fremden, die in Omans Dörfern künftig einkehren, vorstellen. Was bedeutet das speziell in Oman, sanfter Tourismus? Werden künftig noch mehr Kreuzfahrtschiff- oder Resortgäste in Bus- und Autokarawanen in die Souqs, Wadis und Berge chauffiert, strömen sie in immer größeren Scharen hinter die Mauern der Forts? Es wird schwierig werden, die Grenze zwischen den Wünschen der Gäste, die durch die neuen Flughäfen in Maskat und Salalah sowie die vielen ehrgeizigen Hotelprojekte ins Land kommen sollen, und dem eher zurückgezogenen Alltagsleben der Angestammten zu ziehen. Das lässt sich etwa am Strand von Salalah erahnen, wo Dörfer bereits verlassen verfallen, weil sie Platz für neue Resorts machen sollen. In deren Umfeld wird künftig der gesamte Weihrauch-Souq umgebaut. Wie wird sich die gesamte Region verändern, was wird Oman als Partnerland der ITB (Internationale Tourismusbörse in Berlin) 2020 präsentieren?

Wir erleben die Menschen im Sultanat als suchend, überlegend, wo es mit ihrem Land hingehen soll und wird. In Omans geschäftiger Hauptstadt Maskat geht es um den Wandel in einer anderen wirtschaftlichen Dimension: Wie wollen die Omanis ihre Position als friedliche Handelsdrehscheibe im mittleren Osten ausbauen und festigen? Wer wird sie auf ihrem Weg begleiten? Omanische Delegationen reisen auf der Suche nach Investoren in Bundesländer wie Nordrhein- Westfalen, versuchen in Düsseldorf Mittelständler für ihr Land einzunehmen und empfangen Gäste aus eben diesen Regionen. Rheinland-Pfälzer kamen just auch nach in Maskat. Investoren sollen intensiv begleitet werden, zu diesem Zweck bekommen manche Institutionen einen neuen Stellenwert im Land. Zu ihnen zählt die ITHRAA (The Public Authority for Investment Promotion & Export Development), die just ein schickes Gebäude vis à vis des Royal Opera Hauses bezogen hat. Dort treffen Gabi und ich auf Alya und Saida. Die beiden sind sozusagen die Scouts für ausländische Investoren – sie wollen uns Beispiele nennen, Ansprechpartner vermitteln. Ihnen ist klar, dass die ITHRAA Teil unseres Buches über Oman und Deutschland werden muss.

Deshalb reisen wir: Wir wollen mehr über interkulturelle und Geschäfts-Beziehungen erfahren, Freundschaften, Schicksal, die sich im Laufe von 50 Jahren zwischen den beiden Ländern entwickelt haben. So viele Geschichten gibt es zu erzählen – doch soll das Buch über erfolgreiche und friedlich gewachsene deutsch-omanische Verbindungen, das wir schreiben, alles andere als eine Sammlung von Märchen werden. Denn aus dem, was Omanis und Deutsche miteinander erleben, erwachsen just neue Chancen für Omans Zukunft. Deutschland soll darin eine wichtige Rolle als Partner spielen – auch auf der Basis der Historie, an der die Deutsch-Omanische Gesellschaft und ihre Mitglieder ihren Anteil haben. Es gilt, neue Verbindungen aus langjähriger Verbundenheit entstehen zu lassen.

Natascha Plankermann ([email protected]), im Frühjahr 2018

Aufbruch im Morgenland