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müssen aber trotz Krise davon überzeugt werden, dass sie erst einmal investieren müssen, um ihre Kosten im Bereich der In- tralogistik anschließend langfristig zu senken. Die 'Total Cost of Ownership' hält nun auch Einzug in den lange von der Wirtschaft eher vernachlässigten Bereich der Intralogistik. Intralogistik für den Standort Deutschland Die Intralogistik und ihr Rationalisie- rungspotenzial werden auch gerne heran- gezogen, wenn es darum geht, den Stand- ort Deutschland weiter wettbewerbsfähig zu halten. Denn ein steigender Automati- sierungsgrad spart auch in der oft sehr personallastigen Intralogistik Kosten. Vor allem die Steigerung der Leistungsfähig- keit in Bezug auf Geschwindigkeit und Kompatibilität bei Rechnern und Steuer- systemen tragen hier ihren Teil bei. Die Stärkung des Standorts Deutschland funktioniert aber nicht nur für die Unter- nehmen, die ihre Intralogistik optimieren, sondern auch für die Intralogistik-Anbie- ter und -Hersteller selbst. Denn die Intra- logistik ist für den Standort Deutschland mit seiner globalen Ausrichtung ein we- sentliches Standbein, um im internationa- len Wettbewerb zu bestehen. Der Umsatz deutscher Intralogistik-Anbieter betrug 2008 19,4 Mrd. €. Es arbeiteten mit mehr als 100 000 etwa 5,5 % mehr Menschen in der Intralogistik-Branche als 2007 (95 000). Der VDMA geht für 2009 von einem Umsatzrückgang von 8 % auf 17,9 Mrd. € aus. Nach wie vor geht die Hälfte der deut- schen Intralogistik-Produktion in den Ex- port. Wichtigstes Abnehmerland sind da- bei die USA mit einem Volumen von 1,12 Mrd. €. Deutlich zugelegt hatten vor der Krise noch Russland und China. Bei der Abnehmerregion ist die EU Intralogistik – eine Branche, die bewegt Der Weg ist das Ziel K aum einem anderen organisato- risch/technischen Bereich wird ein so großes Rationalisierungs- potenzial attestiert, wie der Intralogistik. Allein in Deutschland bezifferte Hans- Jürgen Heitzer, Vorstandsvorsitzender des Intralogistik-Spezialisten Locanis, im Au- gust 2009 das Einsparpotenzial auf über 12 Mrd. €. Gerade in Zeiten der Wirt- schaftskrise, wo an jeder Ecke gespart werden muss, können sich deshalb Inves- titionen in die Intralogistik lohnen. Das Leitmotiv der Intralogistik-Anbieter ist deswegen Effizienz, Effizienz und noch einmal Effizienz – egal, ob es dabei um platzsparende Anlagen oder stromsparen- de Antriebe geht. Potenzial zur Kosten- senkung bieten auch die Informations- und Kommunikationstechnik, effiziente Kommissioniersysteme und Software-Lö- sungen für die Lagerverwaltung und das Bestandsmanagement. Die Unternehmen In Krisenzeiten, sagen Soziologen und Konsumforscher, ziehen sich die Menschen mehr in sich selbst zurück. Dies scheint auch für den Maschinen- und Anlagenbau zu gelten. Hier führt der äußere Zwang durch die Krise zur Rationalisierung, so dass der Fokus mehr und mehr auf die eigenen Prozesse rückt. Die Intralogistik verspricht, genau dort Kosten zu senken und Abläufe zu verbessern. [ 1 ] [1] Auf der einen Seite hilft die Intralogistik deut- schen Unternehmen, ihre eigenen Prozesse zu verbessern. Auf der anderen Seite werden mehr als 50 % der Intralogistik-Produkte exportiert. Das stärkt den Standort Deutschland. 54 IEE 3-2010 PRAXIS Intralogistik Bildquelle: Christianschwier.de – Fotolia.com

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müssen aber trotz Krise davon überzeugt werden, dass sie erst einmal investieren müssen, um ihre Kosten im Bereich der In-tralogistik anschließend langfristig zu senken. Die 'Total Cost of Ownership' hält nun auch Einzug in den lange von der Wirtschaft eher vernachlässigten Bereich der Intralogistik.

Intralogistik für den Standort Deutschland Die Intralogistik und ihr Rationalisie-rungspotenzial werden auch gerne heran-gezogen, wenn es darum geht, den Stand-ort Deutschland weiter wettbewerbsfähig zu halten. Denn ein steigender Automati-sierungsgrad spart auch in der oft sehr personallastigen Intralogistik Kosten. Vor allem die Steigerung der Leistungsfähig-keit in Bezug auf Geschwindigkeit und Kompatibilität bei Rechnern und Steuer-systemen tragen hier ihren Teil bei. Die Stärkung des Standorts Deutschland

funktioniert aber nicht nur für die Unter-nehmen, die ihre Intralogistik optimieren, sondern auch für die Intralogistik-Anbie-ter und -Hersteller selbst. Denn die Intra-logistik ist für den Standort Deutschland mit seiner globalen Ausrichtung ein we-sentliches Standbein, um im internationa-len Wettbewerb zu bestehen. Der Umsatz deutscher Intralogistik-Anbieter betrug 2008 19,4 Mrd. €. Es arbeiteten mit mehr als 100 000 etwa 5,5 % mehr Menschen in der Intralogistik-Branche als 2007 (95 000). Der VDMA geht für 2009 von einem Umsatzrückgang von 8 % auf 17,9 Mrd. € aus. Nach wie vor geht die Hälfte der deut-schen Intralogistik-Produktion in den Ex-port. Wichtigstes Abnehmerland sind da-bei die USA mit einem Volumen von 1,12 Mrd. €. Deutlich zugelegt hatten vor der Krise noch Russland und China. Bei der Abnehmerregion ist die EU

Intralogistik – eine Branche, die bewegt

Der Weg ist das Ziel

K aum einem anderen organisato-risch/technischen Bereich wird ein so großes Rationalisierungs-

potenzial attestiert, wie der Intralogistik. Allein in Deutschland bezifferte Hans-Jürgen Heitzer, Vorstandsvorsitzender des Intralogistik-Spezialisten Locanis, im Au-gust 2009 das Einsparpotenzial auf über 12 Mrd. €. Gerade in Zeiten der Wirt-schaftskrise, wo an jeder Ecke gespart werden muss, können sich deshalb Inves-titionen in die Intralogistik lohnen. Das Leitmotiv der Intralogistik-Anbieter ist deswegen Effizienz, Effizienz und noch einmal Effizienz – egal, ob es dabei um platzsparende Anlagen oder stromsparen-de Antriebe geht. Potenzial zur Kosten-senkung bieten auch die Informations- und Kommunikationstechnik, effiziente Kommissioniersysteme und Software-Lö-sungen für die Lagerverwaltung und das Bestandsmanagement. Die Unternehmen

In Krisenzeiten, sagen Soziologen und Konsumforscher, ziehen sich die Menschen mehr in sich selbst zurück. Dies scheint auch für den Maschinen- und Anlagenbau zu gelten. Hier führt der äußere Zwang durch die Krise zur Rationalisierung, so dass der

Fokus mehr und mehr auf die eigenen Prozesse rückt. Die Intralogistik verspricht, genau dort Kosten zu senken und Abläufe zu verbessern.

[1]

[1] Auf der einen Seite hilft die Intralogistik deut-schen Unternehmen, ihre eigenen Prozesse zu verbessern. Auf der anderen Seite werden mehr als 50 % der Intralogistik-Produkte exportiert. Das stärkt den Standort Deutschland.

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Es geht um mehr als bloßen Transport. In der Intralogistik schlummert ein großes Rationali-sierungspotenzial.

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gistik sehr heterogen aufgebaut. Auf der Technikseite gehört von Flurförderfahr-zeugen über die Sensorik bis zur Logistik-Software alles zu einer Intralogistik-Anla-ge. Auf Unternehmensseite findet man sehr spezialisierte mittelständische Unter-nehmen aber auch Global Player, die sich immer mehr als Gesamtsystem-Anbieter ins rechte Licht rücken wollen. Die Zu-sammenarbeit der verschiedenen Gewer-ke und Unternehmen muss gut koor-diniert sein. Und als Ergebnis muss sich die Intralogistikanlage flexibel an sich än-dernde Prozessabläufe anpassen können.

Grüne Logistik Ein Dauerbrenner der Intralogistik ist das Thema 'Green Logistics', das die nachhal-tige Logistik in den Mittelpunkt rückt. Hier geht es nicht nur um energiesparende oder -rückspeisende Antriebe, sondern auch um ressourcenschonenden Materi-aleinsatz im gesamten Intralogistiksys-tem. Natürlich spielt auch das Thema Ef-fizienz hier eine entscheidenden Rolle.

Eine Anlage sollte auch nur dann laufen, wenn sie wirklich gebraucht wird und ein Stapler sollte immer den kürzesten Weg zu seinem Ziel nehmen. Nicht nur die steigenden Energiekosten machen den Ansatz der 'Green Logistics' interessant, auch die Lebenszykluskosten rücken immer mehr in den Fokus der In-vestitionsentscheider. Auch die allgemeine Klimadebatte stärkt den Ökologiegedan-ken im Zusammenhang mit nachhaltigem Wirtschaften.

Autorin Melanie Feldmann ist Redakteurin der IEE. infoDIRECT 750iee0310 www.iee-online.de Link zum Forum Intralogistik des VDMA Link zur Intralogistikmesse Cemat Link zum Materialfluss-Kongress des VDI

weiterhin der Hauptkunde deutscher In-tralogistikhersteller.

Modernisieren oder neu aufbauen Auch die Modernisierung bestehender An-lagen spielt zurzeit eine große Rolle. „Vie-le Unternehmen wollen ihre Anlagen mo-dernisieren. Aus diesen Aufträgen setzt sich rund die Hälfte unseres Umsatzes zu-sammen“, stellt Christoph Hahn-Woerle, Geschäftsführer des Anbieters von Intra-logistik-Anlagen Viastore Systems, gegen-über dem Handelsblatt fest. Ein großer Punkt sowohl bei der Modernisierung be-stehender Anlagen als auch bei der Neu-entwicklung ist und bleibt die RFID-Technik (Radio-frequency identification). Hier ist vor allem das Zusammenspiel zwischen der Leitwarte, der dazugehöri-gen Software-Ebene und der Identifikati-ons- und Kommunikationstechnik RFID ein wichtiger Punkt. Auf der Software-Ebene unterstützen außerdem vor allem Datenbanken und objektorientierte Pro-grammierung die Intralogistik. Aber auch Simulations-Software trägt ihren Teil da-zu bei, Anlagen effizienter zu planen. Hier liegt eine der vielen Knotenpunkte, wo Automatisierung auf IT trifft.

Mit Interdisziplinarität umgehen Aber nicht nur die Verbindung zwischen IT und Automatisierung prägen die Intra-logistik. Eine große Herausforderung ist das interdisziplinäre Zusammenspiel. Denn sowohl auf Unternehmens- wie auch auf der Technikebene ist die Intralo-

Branche im Detail

Materialfluss-Kongress des VDI

PRAXIS Intralogistik

[3]

Der Deutsche Materialfluss-Kongress findet vom 15. bis 16.04.2010 zum 19. Mal in Garching bei München statt. Er ist Branchentreff für die tech-nischen Logistiker in Deutschland, die sich über realisierte Projekte, Trends und neueste Entwick-lungen informieren möchten. Im Februar hatten sich bereits über 300 Experten der Intralogistik und 24 ausstellende Unternehmen angekündigt. Unter dem Motto 'Mit den richtigen Logistikkon-zepten aus der Krise' werden den Teilnehmern Best-Practice-Beispiele und neue Entwicklun-gen von Logistiksystemen vorgestellt. Der Ple-narredner Dr. Ulrich Schröder, Vorsitzender des Vorstandes der KfW-Bankengruppe, informiert

zum Thema 'Unternehmensfinanzierung in der Krise – Die Rolle der KfW'. Wolfgang Albrecht, Geschäftsführer der PSI Logistics und Vorstands-vorsitzender der Forschungsgemeinschaft Intra-logistik/Fördertechnik und Logistiksysteme IFL, referiert zum Thema 'Intralogistik – was war, was wird?'. Zudem ist die Vorstellung der Studie des VDI, der TU Braunschweig, der Miebach Con-sulting und der Germany Trade & Invest zum The-ma ‚Standortvorteil Deutschland: Integration von Produktion und Logistik’ vorgesehen. Die Kern-frage ist dabei: Wie können Waren auch zukünf-tig in kurzer Zeit hochqualitativ und kostengüns-tig in Deutschland produziert werden?

[2] RFID bleibt ein technologischer Schwerpunkt.

[3] Von der Sensorik bis zum Flurförderfahrzeug – die große Herausforderung der Intralogistik ist ih-re Interdisziplinarität.

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