der schulgarten als lernraum · • schulgarten muss im bildungsplan verankert werden. • sowohl...
TRANSCRIPT
DERSCHULGARTENALSLERNRAUM
Dr.DorotheeBenkowitz 13.05.2017
Gliederung
1. BedeutungvonNaturerfahrung2. SchulgartenalsLernraum3. SituaKonderSchulgärteninDeutschland
4. WasLehrpersonenvomSchulgärtnernabhält
5. FazitundAusblick
Dr.D.Benkowitz 2
1.BedeutungvonNaturerfahrung
3
AuseinandersetzungsprozessdesMenschenmitseinerbelebtenUmwelt• NaturalsLebenszusammenhang
Unterbruner2013
Zielekönnensein:• BegegnungundKontaktmitNatur• Wahrnehmungsfähigkeit• emoKonaleBegegnungenmitOriginalen• ästheKscheZugänge• spielerischesLernen
Dr.D.Benkowitz
VeränderteLebensumstände
• KinderverbringenimmermehrZeitingeschlossenenRäumen(Pyle2002,Louv2011).
• ZunehmendeUrbanisierungzerstörtNaturräumeundhomogenisiertBiodiversität(Miller2005).
• EnvironmentalGenera.onalAmnesia(Kahn2002):
„DieUmwelt,diewirinunsereKindheitkennenlernen,wirdderMaßstab,andemwirdieUmweltzerstörunginunseremspäterenLebenmessen.”
• DerBeginnderNaturen`remdungliegtinderKindheit(Pyle2002).
4Dr.D.Benkowitz
Konsequenzen
DieKindheitisteinlogischerAusgangspunktaufderSuchenachlangfrisKgenLösungen,umdenVerlustderArtenvielfaltunddieZerstörungvonLebensräumenaufzuhalten.
5
Dr.D.Benkowitz
Kahn2002
5
2.SchulgartenalsLernraum
SchulgärtenkönnenfürKindereinOrtderoriginalenBegegnungenmitLebewesensein(Giest2014;Lehnert,Köhler&Benkowitz2016).
GartenarbeitermöglichtPrimärerfahrungeninundmitderNatur(Louv2011).
SchulgärtensindhervorragendfürdieUmsetzungderBildungfürnachhalKgeEntwicklunggeeignet(Köhler&Benkowitz2014).
Dr.D.Benkowitz 6
LernchancenimSchulgarten
• UnmifelbarePrimärerfahrung• ÄstheKsch-sinnlichesErleben• UrsprünglicheArbeitsvorgänge• FreudeundWertschätzungprakKschenTäKgseins• SensibilisierungfürUmweltphänomeneundUmweltprobleme• NaturkreisläufeundLebenszusammenhänge• EngagementfürdenErhaltvonÖkosystemen• VerbraucherkriKschesVerhaltens• GesundeLebensführung
7
Giest2014
Dr.D.Benkowitz
Schulgarten-einauthenKscherLernort
Lernenals• akKver• selbstgesteuerter• konstrukKver• emoKonaler• situaKver• sozialerProzess(Reinmann&Mandl52006)
8
Dr.D.Benkowitz 8
WirkungvonSchulgartenerfahrungaufdieWahrnehmungvonPflanzendurchGrundschulkinderPretest-Posfest-StudieTestgruppe(N=66),Kontrollgruppe(N=70)ElternundLehrpersonenbefragungErgebnis:Schulgartenerfahrung....• fördertdieWahrnehmungfürpflanzlicheVielfaltundsteigertdieAfrakKvitätvonVielfalt.
• erhöhtdieFormenkenntnissignifikantunderweitertdenPflanzenbegriffumdieNutzpflanzen.
• lässtKinderPflanzenundderenSamenalsLebewesenerkennen.
• erhöhtdasInteresseanPflanzen,besondersbeiMädchen. Benkowitz2014
Dr.D.Benkowitz 9
WissenszuwachsdurchSchulgartenerfahrung
0 10 20 30 40 50
SonsKges
NeueArten
Tiere
GärtnerischeTäKgkeiten
Wachtum&Entwicklung
Nennungen(%)
Neues Spannendes
Dr.D.Benkowitz 10
N=33
Benkowitz2014
WasKinderimGartenamliebstentun....
0
20
40
60
80
PflegerischeTäKgkeiten
SäenundErnten
Pflanzenbeobachten
SonsKges
Nen
nungen
(%)
Dr.D.Benkowitz 11
N=66
Benkowitz2014
SchulgartenmachtSpaß….Dr.D.Benkowitz 12
Endlichmalnichtsl
ernen…..
…weilichdasseltenaufdemBalkonmachenkann,damachtimmerdieMamaalles.
…weilwirwaszumArbeiten
habenundnichtnurrumsitzen
undwaslesen.
EsmachtimmerSpaßmitFreundensozusammenzuarbeiten.
…weilmandanichtsSchreibenmussundnichtsRechnen.
…manmachtdawas!
SchulgartenausSichtvonStudierenden...
Dr.D.Benkowitz 13
EntdeckendesLernen;
LernenmitallenSinnen
GeduldJErstplanen,dannanfangen
Respektvorallen
PflanzenundTieren–auchvor"Unkraut“
SelbstständigesArbeiten(eigeneErfahrungenmachen),Durchhaltevermögensoziale
Kompetenzen→gemeinsamesZiel
Teamfähigkeit,selbstorganisiertesArbeiten
DasswirspätermitdenSchüler*inneneinenSchulgartenplanenundsinnvollindenUnterrichteinbindenkönnen
3.SituaKonderSchulgärteninDeutschlandØ BildungshoheitliegtbeidenLändern.Ø DDRbis1991:Schulfach„Schulgarten“inderGrundschuleØ StudienfachanUniversitätenundAusbildungsfachim
VorbereitungsdienstØ Heute:nurnochinThüringenØ AndereBundesländer:Schulgartenwirdmeistnochnicht
einmalindenBildungsplänenerwähnt!
Ø Universitäten:Schulgarteni.d.R.NICHTTeilderLehramtsausbildung
Ø Schulträger:keineVorhaltungvonSchulgärtenØ Schulen:keinDeputatbzw.PersonalfürSchulgarten
14Dr.D.Benkowitz
Schuljahr Wettbewerbsgebiet Beteiligte Institutionen Zahl der Schulen
1995/1996 Land Baden-Württemberg
Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum (MLR), Ministerium für Kultus, Jugend und Sport (MKS), Regierungspräsidien (Reg. Präs.)
210
1996/1997 Bund Deutsche Gartenbaugesellschaft (DGG), Badenia Bausparkasse
406
1996/1997 Stadt Karlsruhe Gartenbauamt (GBA) Karlsruhe 52 1998/1999 Reg. Bez. Stuttgart Reg. Präs. Stgt., MLR, MKS 43 1999/2000 Reg. Bez. Karlsruhe Reg. Präs. Karlsruhe, MLR, MKS 32 2000/2001 Reg. Bez. Tübingen Reg. Präs. Tübingen, MLR, MKS 23 2001/2002 Reg. Bez. Freiburg Reg. Präs. Freiburg, MLR, MKS 43 2004/2005 Land Baden-
Württemberg MLR, MKS, Reg. Präs. 149
2006/2007 Stadt Karlsruhe GBA Karlsruhe ca. 25 2007/2008 Land Baden-
Württemberg MLR, MKS, Reg. Präs. 120
SchulgartenwefbewerbealsMoKvaKon
Benkowitzetal.2011,21
Dr.D.Benkowitz 15
PosiKveEffektevonWefbewerben:• MoKvaKonderSchulen
• EntstehungneuerSchulgärten
• FortbildungsveranstaltungenimZusammenhangderWefbewerbe
• FinanzielleundmaterielleFörderungenderprämiertenSchulen
• Eszeigtsich,dassdieTeilnahmeandenWefbewerbentendenziellimmermehrzurückging:
• TeilnehmerschulenbeimlandesweitenWefbewerbinBW:• 1995/96:210
• 2004/05:149
• 2007/08:120
Dr.D.Benkowitz 16
ProblemedesWefbewerbsgedankens:• Schulen,diewiederholtPreisträgerwurden,verstandensichquasialsaufErfolg„gebucht“.
• SchulenamBeginneinerSchulgarteniniKaKverechnetensichkeineErfolgschancenausodergingenleeraus.
„Wefbewerbsmüdigkeit“
• UnterderPrämisseeinerFörderungvonSchulgärtenistjedeIniKaKveförderungswürdig.
• BeimWefbewerb„leerausgegangen“zusein,kannzuFrustraKonenführen.
• GibtesAlternaKven?
Dr.D.Benkowitz 17
VomWefbewerbzurIniKaKve
Level1:PlanningLevel2:Ge{ngStartedLevel3:GrowingandDiversifyingLevel4:SharingBestPracKceLevel5:CelebraKngwiththeWiderCommunityhttp://apps.rhs.org.uk/schoolgardening/default.aspa
Dr.D.Benkowitz 18
AdapKerungdesLevelsystems:SchulgarteniniKaKveBW
• Ziel:AlleSchulenerfahreneineHonorierungihrerAkKvitäten:ErmuKgenstafBeurteilen!
• SchulgärtenunterschiedlichenEntwicklungsstandswerdengewürdigt.• SchulenerhaltenangepassteBeratungundHinweise.• DasErreichenjederStufewirdmiteinemPreishonoriert.
LevelsystemRHS
Level1:Planning
Level2:Ge{ngStartedLevel3:GrowingandDiversifying
Level4:SharingBestPracKce
Level5:CelebraKngwiththewiderCommunity
StufensystemSchulgarteniniKaKve
Stufe1:DiePlanung/ersteSchrifezumSchulgartenbzw.zurNutzungdesSchulgeländessinderfolgt.Stufe2:Schulgartenbzw.Schulgelän-denutzunghabensichimSchullebenetabliertundweisenVielfaltauf.
Stufe3:WirkooperierenundteilengutePraxismitanderen.
Dr.D.Benkowitz 19
VerteilungderSchulgärtenaufSchularten2013/14
Dr.D.Benkowitz 20
SchulgarteniniKaKveBaden-Würfemberg2013/14
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
SonsKge
Verbundsschulen
Gemeinscha}sschule
Werkrealschule
Gymnasium
Realschule
Förderschule
GS+SekI
Grundschule
Anzahl
N=145
An125Schulenfindetman…
Dr.D.Benkowitz 21
0 20 40 60 80
FeuerstelleGewächshaus/Frühbeet
NisthilfenSteinelemente
SitzgelegenheitenHecke
BeerensträucherWasserelemente
InsektenhotelHüfen/Häuschen
KompostBäumeWiese
StreuobstwieseKräuter(-spirale)
GemüseanbauBlumenbeete(Hoch-)Beete
Nennungen(%)
AmSchulgartenbeteiligteFächer2013/14
22Dr.D.Benkowitz
N=640 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Religion
Musik
Wirtscha},Arbeit,Gesundheit
Ernährungsbildung
Englisch,Französisch
Erdkunde,Umwelt,Geschichte
Deutsch
Kunst
Technik,MathemaKk,IT
Sachunterricht,Biologie,Physik,Chemie
Nernnungen(%)
NutzungdesSchulgartensBW2013/14
Dr.D.Benkowitz 23
N=116
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Veranstaltungen
Schulküche/Mensa
Schulpause
AG
Weiterverabeitung
Unterricht
AngabenzurNutzung(%)
ZielederLehrpersonenBW2013/14
Dr.D.Benkowitz 24
N=102
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Sprachkompetenzfördern
MitbesKmmungSchulalltag
Sinneswahrnehmungschulen
BiologischeVielfalterhalten
(Gesunde)Ernährung
SozialeZiele
Verantwortung(fürUmwelt)
WertschätzungNatur&Umwelt
KennenlernenvonFlora&Fauna
Nutzpflanzenanbau&Verwertung
Naturerfahrungen&-beobachtungen
Nennungen(%)
4.WasLehrpersonenvomSchulgärtnernabhält....• Zeit
Ø DeputatsredukKonfürSchulgartenarbeitØ HohesEigenengagementerforderlichØ ÜberfrachtungmitAnforderungenanSchule(Inklusion,
Gemeinscha}sschule,Verwaltungsaufgabenetc.)
• AkzeptanzundWertschätzungØ KollegiumundSchulleitungØ HausmeisterundReinigungskrä}eØ ElternØ Schulträger
25Dr.D.Benkowitz
Washäufigfehlt....
• UnterstützungØ Pflege(Sommerferien!)Ø GärtnerischeFachkompetenz
• InformaKonØ EinfachzugänglicheInformaKonenØ ErfahrungsaustauschØ Aus-undWeiterbildung
• GeldØ BaumaßnahmenØ Verbrauchsmaterial
26Dr.D.Benkowitz
KooperaKonspartnerandenSchulen2013/14
27
N=107
0 10 20 30 40 50 60 70 80
SK}ung
Landkreis
Hausmeister
Kommune
SonsKge
Vereine
Eltern
Nennungen
Dr.D.Benkowitz
Lösungsansatz:Schulgartenmanagement
• PlanungauspädagogischerSicht• WelcheKlassemöchtewannwelchesProjektumsetzen?• VerteilungderFlächen
• PlanungausgärtnerischerSicht• Wannmussausgesätwerden?IsteineVorkulturnöKg?• Fruch`olgeundMischkultur• StandortansprüchederPflanzen
BeidePlänesolltengutsichtbarfüralleaufgehängtwerden
Dr.D.Benkowitz 28
Goldschmidt2013
StudiumanderPHKarlsruheBetreuung:• 2Lehrende• 1LTA(50%Stelle)• Gärtner(Mini-Job)• 4Tutor*innen
Studierende:• 2Gruppeà28Lehramtsstudierende• 1Gruppeà20Bienenprojekt(Lehrau}ragfürImker)• 1Gruppeà32BAPädagogikderKindheit
Dr.D.Benkowitz 29
EinladungTagderoffenenTürim
ÖkologischenLerngarten07.07.2017
von10.00bis16.00Uhr
Dr.D.Benkowitz 30
AufLänderebene
Dr.D.Benkowitz 31
AufBundesebene
Ø Unterstützung,FörderungundVernetzungvonMulKplikator*innenundallenAkKven
Ø Au�aueinesbundesweitenKompetenznetzwerks
Ø EntwicklungundKoordinaKonderAus-undWeiterbildung
Ø KonzepKonelleMitarbeitanBildungsplänen
Ø OrganisaKonvonVeranstaltungenØ UnterstützunglokalerAkKvitätenØ Öffentlichkeits-undLobbyarbeit
Dr.D.Benkowitz 32
5.FazitundAusblick• Lehrkrä}ebenöKgenmehrUnterstützungaufallenEbenen,wennSchulgartenunterrichtgelingensoll.
• Lehrkrä}ebenöKgenentsprechendeAus-undWeiterbildungen,umpraxisnahanleitenzukönnen,damitjedesKindpersönlichbedeutsameErfahrungenmitundinderNaturineinemSchulgartenmachenkann.
• SchulgartenmussimBildungsplanverankertwerden.• SowohlinderSchulealsauchinderHochschulesolltemehrZeitundGelegenheitzumerfahrungsbasiertenLernengegebenwerden,umdieHerausforderungderBNEerfüllenzukönnen.
• DafürsetztsichdieBAGSchulgarteninDeutschlandein!
Dr.D.Benkowitz 33
„INTHEENDWEWILLCONSERVEONLYWHATWELOVE;WEWILLLOVEONLYWHATWEUNDERSTAND;ANDWEWILLUNDERSTANDONLYWHATWEARETAUGHT.”BABADIOUM
Dr.D.Benkowitz 34
VielenDankfürIhreAufmerksamkeit!
LiteraturLehnert,Köhler&Benkowitz(Hrsg.)(2016):Schulgärten–anlegen,pflegen,nutzen.Ulmer,Stufgart.Benkowitz,D.(2014):WirkungvonSchulgartenerfahrungaufdieWahrnehmungpflanzlicherBiodiversitätdurchGrundschulkinder.SchneiderHohengehren,Baltmannsweiler.Goldschmidt,B.(2013):Schulgarten-Management.In:PädagogischesLandesinsKtutRLP(Hrsg.):PraxisratgeberSchulgarten.BadKreuznach:35-43.Giest,H.(22014)(Hrsg.):UmweltbildungundSchulgarten.Potsdam:Universitätsbibliothek.Kahn,P.H.(2002).Children´sAfflicKonswithNature:Structure,Developement,andtheProblemofEnvironmentalGeneraKonalAmnesia.In:Kahn,P.H.&S.R.Kellert(eds.):ChildrenandNature.MITPress,Cambridge:94-116.Köhler,K.&D.Benkowitz(2014):SupporKngAwarenessofUrbanBiodiversity:SchoolGarden,SchoolyardandSchoolSurrounding.In:Kabisch,N.,Larondelle,N.,Artmann,M.&A.Reeve(eds.):Human-EnvironmentalInteracKonsinCiKes-ChallengesandOpportuniKesofUrbanLandUse,PlanningandGreenInfrastructure.CambridgeScholarsPublishing,Cambridge:100-114.Louv,R.(12011):DasletzteKindimWald.Beltz,Weinheim.Miller,J.R.(2005):BiodiversityConservaKonandTheExKncKonofExperience.TRENDSinEcologyandEvoluKon,20(8):430-434.Pyle,R.M.(2002):Edenisavacantlot:SpecialPlaces,Species,andKidsintheNeigbourhoodofLife.In:Kahn,P.H.&S.R.Kellert(eds.):ChildrenandNature.MITPress,Cambridge:305-325.Reinmann,G.&H.Mandl(52006):UnterrichtenundLernumgebunggestalten.In:Krapp,A.&B.Weidenmann(Hrsg.):PädagogischePsychologie.BeltzPVU,Weinheim:615-658.Unterbruner,U.(92013):Umweltbildung.In:Gropengießer,H.,Harms,U.&U.Kafmann(Hrsg.):FachdidakKkBiologie.Aulis,Köln:169-190.
Dr.D.Benkowitz 35