der monat | januar 2012
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Der Monat | Januar 2012TRANSCRIPT
titelthema: Ein Jubiläum für die Philatelie
panorama liechtenstein: Neuer Bildband über Liechtenstein
neue medien: Die Chance zur Einzigartigkeit
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februar 2012
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Die Rating-Agenturen stuften reihenweise Länder
herunter, die Prognostiker hielten sich zurück mit
wohlfeilen Prognosen, an vielen Orten herrschte
politische Unrast oder gar Kri-
sen- und Kriegsstimmung. Der
Blick ins neue Jahr 2012 brachte
trotz Feuerwerken beim Jahres-
wechsel keine Stimmung zum Feiern. Liechten-
stein hat 2012 dennoch Grund, vielleicht nicht
gerade zu feiern, aber doch an erfolgreiche Ent-
wicklungen zurückzublicken.
Verschiedene Jubiläen stehen ins
Haus, angefangen mit «100 Jah-
re Liechtenstein Briefmarken»,
gefolgt von «300 Jahre Ober-
land» und dem Gedenken an
das Jahr 1862, als Liechtenstein
erstmals eine moderne Verfas-
sung erhielt und die Geburts-
stunde des Landtags schlug. Wir
werden diese Jubiläen während
des Jahres begleiten, beschrei-
ben und kommentieren. Das
erste Stück davon ist die Titelgeschichte dieser
Ausgabe, die der wechselvollen Briefmarken-Ge-
schichte Liechtensteins gewidmet ist.
Günther Meier
Chefredaktor «Der Monat»
i n h a lt | e d i t o r i a l
Jahr der Jubiläen Zeit der unsicherheit
der Blick ins neue Jahr 2012 brachte trotz Feuerwerken
beim Jahreswechsel keine stimmung zum Feiern
pa n o r a m a 4
t i t e lt h e m a einJubiläum für die Philatelie 6
J a h r d e r e n e r g i e Der uNO-Wind bläst für Wasser, Sonne, Wind 10
F i n a n z e n Profitieren von der energiewende 12
n e u e m e d i e n Die Chance zur einzigartigkeit 14
p o r t r ä t Sabine alder: Versicherungsverband 17
w i r t s c h a F t s g e s c h i c h t e Wie Liechtenstein zum Schweizer franken kam 18
o r i g i n a l e Seit ich Menschen kenne, liebe ich die Tiere 20
v o r 5 0 J a h r e n 11. februar 1962: eröffnung des Hocheck-Skiliftes im Malbun 22
g e s e l l s c h a F t eine weltweite Stimme von und für frauen 23
pa n o r a m a l i e c h t e n s t e i n Neuer bildband über Liechtenstein 24
s p o r t Der Sport veränderte auch unsere Gesellschaft 26
r ä t s e l 28
s c h l u s s p u n k t 30
impressum: 6. Jahrgang, Nr. 64, februar 2012, 18 000 exemplareherausgeBer: alpenland Verlag aG, feld kircher Strasse 13, fL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, fax +423 239 50 31, [email protected]: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, fax +423 380 09 31, [email protected]: Tel. +423 239 50 23, fax +423 239 50 51, [email protected]: barbara Schmed, Gutenberg aGsatz und druck: Gutenberg aG, fL-9494 Schaanpapier: PlanoJet, 100 g/m², fSC-zertifiziertonline: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.lititelBild: Philatelisten aus aller Welt feiern 2012 das Jubiläum «100 Jahre Liechtenstein briefmarken». (foto: Philatelie Liechtenstein)
Feldkircherstrasse 13 | 9494 Schaan Tel. +423 239 50 50
Bücher für LiechtensteinFeldkircher Strasse 13 • FL-9494 Schaan
pa n o r a m a
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5«100 Jahre Briefmarken» im Postmuseum Vaduz
Das Jahr 2012 steht im Zeichen des Jubiläums
«100 Jahre Briefmarken». Im Postmuseum in Vaduz
wird am 1. Februar eine Sonderausstellung eröffnet,
die ganz der ersten Briefmarken-Ausgabe und der
Entwicklung der Liechtenstein-Philatelie gewidmet
ist. Das Postmuseum des Fürstentums Liechten-
stein wurde 1930 gegründet und
1936 eröffnet. Die Gründung ver-
folgte das Ziel, die liechtensteini-
schen Briefmarkenausgaben ab
1912 und die entsprechenden
Entwürfe, Stichplatten und Pro-
bedrucke zu sammeln. Zudem
sollten Briefmarken der Welt-
postvereinsstaaten sowie Doku-
mente und historische Postgeräte in eine eigene
Sammlung eingebracht werden. Im Pfrundhaus in
Eschen findet ebenfalls am 1. Februar die Präsenta-
tion der Briefmarken-Ausgabe zum Jubiläum «100
Jahre Liechtenstein Briefmarken» statt. Geplant
sind vier Briefmarken zum Jubiläum. Ausserdem
wird die Philatelie Liechtenstein den Startschuss
für einen Briefmarken-Gestaltungswettbewerb zur
LIBA 2012 geben, zur Briefmarken-Ausstellung, die
im Sommer stattfinden soll. Vorgesehen ist auch
eine Sonderschrift des Rings der Liechtenstein-
Sammler mit dem Titel «Die erste Briefmarken-
Ausgabe Liechtensteins 1912».
Wirtschaftsprognose 2012 aus banken-Perspektive
Alles sei zu niedrig, findet die VP Bank bei ih-
rem Ausblick auf das Jahr 2012: Wachstum, Rendi-
te und Inflation! Schon vor Jahresende 2011 gab die
Bank bekannt: «Wir erwarten einen enttäuschen-
den Start ins neue Jahr.» Die Prognose lautet, dass
die Eurozone sogar die niedrigen Erwartungen des
Marktes nicht erfülle. Erst die zweite Jahreshälfte
könnte eine Besserung bringen. Für die Eurozone
rechnet die VP Bank mit einer negativen Wachs-
tumsrate in der ersten Jahreshälfte. Die USA und
die Schweiz wachsen nach dieser Prognose schnel-
ler als die Eurozone. Das Wachstum der USA könn-
te sich bei 1,5% bewegen, die Prognose für die
Schweiz liegt bei 1%. Für China lauten die Perspek-
tiven etwas günstiger. Eine Wachstumsrate im ho-
hen einstelligen Bereich!
Abkoppelung von der Schweiz war kein erfolg Bei der Telecom Liechtenstein ist eine Re-
strukturierung im Gange. Die Regierung befasse
sich derzeit mit der Weiterentwicklung des Kom-
munikationsmarktes und insbesondere mit der
strategischen Ausrichtung der Telecom Liechten-
stein, erklärte Wirtschaftsminister Martin Meyer
gegenüber dem Landtag. Es würden verschiedene
Optionen überprüft. In diesem Zusammenhang
gab die Regierung zu verstehen, dass die Liberali-
sierung des Telekommunikationsmarktes 1997/98
mit der neuen Weichenstellung nicht nur Vorteile
hatte: «Die Abkoppelung von der Schweiz war
nachträglich betrachtet kein Erfolg und stellt unser
Land bzw. die betroffenen Unternehmen laufend
vor grosse Herausforderungen.»
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februar 2012
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liechtenstein in zahlen 2012
Das amt für Statistik hat das handliche Statistikbüchlein «Liechten-
stein in Zahlen 2012» herausgegeben, das wiederum die wichtigsten
Zahlen und Daten über Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft und
Klima enthält.
n Liechtenstein hat 36'149 einwohner, davon 23'315 im Oberland
und 12'834 im unterland.
n Die bevölkerungsreichste Gemeinde ist Schaan mit 5'767 einwoh-
nern, gefolgt von Vaduz mit 5'207 einwohnern. Die kleinste Ge-
meinde Planken zählt 425 einwohner.
n In Liechtenstein leben 12'004 ausländer, was einem anteil von
33,2% an der gesamten bevölkerungszahl entspricht.
22. Februar 1712 Kauf der Grafschaft Vaduz
Das Fürstentum Liechtenstein ist 1719 aus
der Vereinigung der früheren Herrschaft Schel-
lenberg und der Grafschaft Vaduz entstanden,
die zum Reichsfürstentum mit dem Namen
Fürstentum Liechtenstein erhoben wurden. In
diesem Jahre 2012 kann das Jubiläum «300 Jah-
re Oberland» gefeiert werden, zur Erinnerung
an den Kauf der Grafschaft Vaduz durch das
Fürstenhaus Liechtenstein. Der Stichtag für die-
sen Kauf ist der 22. Februar, an diesem Tag vor
300 Jahren fand die Unterzeichnung des Ver-
trags im Reichshofrat in Wien statt. Nachdem
die Vertragsgenehmigung durch Kaiser Karl VI.
erfolgt war, trafen sich die Untertanen am 9.
Juni 1712 in Vaduz zur Huldigungsfeier. Fürst
Johann Adam Andreas hatte mit dem Erwerb
der beiden Gebiete ein entscheidendes Etappen-
ziel erreicht, nämlich Sitz und Stimme zu erhal-
ten im Reichsfürstenrat, wofür der Besitz eines
reichsunmittelbaren Territoriums eine der Vor-
aussetzungen bildete. Mit der Vereinigung der
beiden Herrschaftsteile Schellenberg und Vaduz
wurden die Fürsten von Liechtenstein dort sie-
ben Jahre später als stimmberechtigte Reichs-
fürsten aufgenommen. Zum Gedenken an den
Kauf der Grafschaft Vaduz vor 300 Jahren wer-
den in diesem Jahr verschiedene Veranstaltun-
gen im Oberland stattfinden. Als Höhepunkt
des Jubiläumsjahres ist ein «Oberland-Fest» ge-
plant, das vom 6. bis 10. Juni in Vaduz stattfin-
den soll. Während fünf Tagen steht das Zentrum
von Vaduz im Zeichen von verschiedenen histo-
rischen Inszenierungen – quer durch alle Kunst-,
Kultur- und Unterhaltungsbereiche.
Vorsichtige Prognosen über Konjunkturentwicklung
Ein neues Jahr wird jeweils von Prognosen begleitet. Derzeit in-
teressiert in unserem Land vor allem die Entwicklung der Wirtschaft.
Die vom Amt für Statistik veröffentlichten Daten lassen auf keine ein-
heitliche Entwicklung schliessen. Die Einschätzung der allgemeinen
Lage durch die Industrie und das warenproduzierende Gewerbe hat
sich im 3. Quartal 2011 verschlechtert. Auch die Direktexporte, also
die Ausfuhren ohne die Lieferungen in die Schweiz, sind in den ers-
ten zehn Monaten 2011 leicht zurückgegangen. Etwas Mut für das Jahr
2012 macht, dass sich die Umsätze der 25 grösseren Unternehmen im
1. Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 7 % erhöht haben.
Monitoring Bericht der regierung Die Regierung hat als strategisches Instrument
die «Agenda 2020» geschaffen. Die erste Bilanz fällt
durchzogen aus. Die Regierung ist der Meinung, in
den Handlungsfeldern «natürliche Lebensgrundla-
gen sichern» und «Lebensqualität erhöhen» seien
substanzielle Fortschritte erzielt
worden. Über die Ziele, die «fi-
nanzpolitische Handlungsfähig-
keit erhalten» und «Wirtschafts-
standort stärken» legten sich hin-
gegen Schatten. Verantwortlich
dafür sind die Finanz- und Wirt-
schaftskrise sowie der Struktur-
wandel im Finanzdienstleistungs-
sektor.
Mehr Sicherheit für die Karte Schlichen früher die Diebe in leerstehende Häuser, so macht sich
diese «Zunft der Langfinger» immer stärker an den Bankomaten be-
merkbar. Wer Geld aus dem Automaten von seinem Konto abhebt, ist
nicht mehr sicher, ob nicht irgendein Gauner bereits eine Kamera ver-
steckt eingebaut hat – und sich dann mit dem gefilmten Code eben-
falls beim Konto bedient. Die Banken empfehlen daher, vor dem
Geldbezug zu prüfen, ob nicht irgendwo eine versteckte Kamera an-
gebracht ist oder beim Kartenschlitz alles in Ordnung ist. Die VP
Bank empfiehlt das «Geo-Blocking». Damit kann die Maestrokarte
nur noch in Europa gebraucht werden. Die meisten Betrügereien mit
Karten würden ohnehin in Übersee stattfinden. Wer seine Karte wie-
der in Übersee benutzen will, kann sie wieder freischalten lassen.
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einverstanden, beschränkte aber die Liechtenstein-
Briefmarken auf drei Wertstufen. Ausserdem be-
hielten die sich im Umlauf befindlichen Marken
Österreichs ihre Gültigkeit für Frankaturen –
neben den neuen liechtensteinischen Briefmarken
zu 5, 10 und 25 Heller.
Liechtenstein kam relativ spät zu
eigenen Briefmarken, wenn die Geschichte der
Postwertzeichen betrachtet wird. Die erste Brief-
marke der Welt, die legendäre «Penny-Black», die
das Profil-Porträt der Königin Victoria zeigt, er-
schien bereits 1840 in England. Schon drei Jahre
später waren Briefmarken auch in der Schweiz in
Umlauf, herausgegeben in Zürich, weil die Postver-
waltungen damals noch in den Kompetenzbereich
der Kantone fielen: Die Wertstufe zu 4 Rappen war
für das lokale Porto in der Stadt vorgesehen, die
6-Rappen-Briefmarke galt für Postsendungen im
Kanton. Als drittes Land brachte Brasilien unter der
Regierung von Kaiser Pedro II. eigene Briefmarken
heraus, drei Wertstufen zu 30, 60 und 90 Reis, der
damaligen Währung im südamerikanischen Staat.
Der späte Einstieg Liechtensteins
in die Briefmarken-Geschichte hängt in erster Li-
nie mit dem Post- und Botenwesen zusammen, das
in Liechtenstein ohne Vertrag oder Vereinbarung
seit Anfang des 19. Jahrhunderts von Österreich er-
ledigt wurde. Im Jahre 1817 wurde der Antrag der
«k. u. k. Postverwaltung Bregenz» bewilligt, in Bal-
zers eine «Briefsammlung» zu eröffnen. Ein gewis-
ses Eigenständigkeitsdenken war allerdings schon
damals vorhanden, denn das Bewilligungsschrei-
ben enthält den Zusatz, dass das Postregal eigent-
lich als fürstliches Landeshoheitsrecht betrachtet
werden müsse: Der bei der Briefsammelstelle ange-
stellte Beamte dürfe zwar nach österreichischen
Das Bildnis des regierenden Fürsten Johann II. – im
Profil und in drei Wertstufen – zierte die erste Brief-
marken-Serie des Fürstentums Liechtenstein, die
am 1. Februar 1912 ausgegeben wurde. Dass Liech-
tenstein vor hundert Jahren erst-
mals eigene Briefmarken dru-
cken konnte, ist eines der Ver-
handlungsergebnisse zwischen
dem Fürstentum und der Do-
naumonarchie für den Postver-
trag, der am 4. Oktober 1911 un-
terzeichnet wurde. Liechtenstein
hatte in den Verhandlungen der
Weiterführung der Postbesor-
gung durch Österreich zuge-
stimmt, aber auf die Herausgabe eigener Brief-
marken oder Postwertzeichen gedrängt. Öster-
reichs k. und k. Postverwaltung erklärte sich damit
die herausgabe liechten-
steinischer Briefmarken war
auch immer wieder gezeichnet
von problemen, skandalen
und dubiosen geschichten
1 0 0 J a h r e B r i e F m a r k e n
liechtenstein kann dieses Jahr «100 Jahre liechtenstein Briefmarken» fei-
ern. 1912 schaffte es liechtenstein, erstmals eigene Briefmarken herauszu-
geben, obwohl die post damals noch dem regime der «k. u. k. postverwal-
tung» Österreichs unterstand.
Von Günther Meier
Ein Jubiläum für die Philatelie6
7
februar 2012
Viele der schönen Briefmarken
Liechtensteins wurden in der
hundertjährigen Geschichte von
Künstlerhand geschaffen.
Grundsätzen amtieren, jedoch im Namen des Fürs-
ten! Viel zu tun hatte der Beamte nicht, denn 1855
kamen erst 208 Briefe aus Richtung Graubünden
nach Balzers und aus Vorarlberg trafen 408 Brief-
sendungen ein. Seit 1850 konnten die Briefe mit
Portomarken versehen werden, nachdem die öster-
reichische Post für das Gebiet der österreichisch-
ungarischen Monarchie die ersten Briefmarken an
die Postämter gebracht hatte.
Eigene Briefmarken trotz fremder Postverwaltung Ein bedeutender Wendepunkt in
der Briefmarkengeschichte Liechtensteins ist der
Abschluss des Postvertrags mit der Schweiz, der
1920 ausgehandelt wurde und am 1. Februar 1921
in Kraft trat. Zu jenem Zeitpunkt hatte die Schweiz
bereits die diplomatische Interessenvertretung
Liechtensteins im Ausland übernommen und beim
Bundesrat in Bern lag das Begehren der liech-
tensteinischen Regierung für den Abschluss eines
Zoll- und Währungsabkommens. Über die künfti-
ge Besorgung der Postdienste durch die Schweizer
«Post, Telephon und Telegraph» (PTT) war man
sich rasch einig, doch Liechtenstein wollte weiter-
hin eigene Briefmarken ausgeben, um Einnahmen
in Schweizer Franken für die Staatskasse zu erhal-
ten. «Die Hartnäckigkeit der
Liechtensteiner wurde belohnt,
und die Schweizer begnügten
sich mit einer moralischen Ge-
nugtuung», schreibt Pierre Raton
im Buch «Liechtenstein – Staat
und Geschichte»: Falls einmal
gar keine liechtensteinischen
Briefmarken aufzutreiben wären,
würden im Fürstentum schweizerische Postwert-
zeichen verwendet! So weit wollten es die Liechten-
steiner aber nicht kommen lassen und machten sich
an die Herausgabe eigener Briefmarken, die bald
die Aufmerksamkeit von Philatelisten auf der gan-
zen Welt erregten.
Spekulationen richteten immer wieder Schaden an Die nun hundertjährige Brief-
marken-Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte, auch
wenn heute die Briefmarken für den Staatshaushalt
keine Rolle mehr spielen. Aber die Herausgabe
liechtensteinischer Briefmarken war auch immer
wieder gezeichnet von Problemen, Skandalen und
dubiosen Geschichten. Den Beginn der Skandale,
die das Briefmarken-Geschäft jeweils über längere
Zeit in Mitleidenschaft zogen, machte das «Brief-
marken-Konsortium»: Die Regierung hatte 1920
Vertrieb und Werbung der Briefmarken einem
«Konsortium» aus liechtensteinischen und österrei-
chischen Geschäftsleuten übertragen, die mit ge-
zielten Fehldrucken die Spekulation mit den Brief-
marken anheizten. In die Reihe dieser Ereignisse
passt auch die Europa-Marke 1960 mit dem farbi-
gen Bienenwaben-Muster, die in England gedruckt
worden war, aber zum grossen Teil die Qualitäts-
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februar 2012
das konsortium – eine windige angelegenheit
Das briefmarken-Geschäft für Liechtenstein lief nach der Herausgabe der ersten Serie 1912 und den nach-
folgenden Gedenkmarken für fürst Johann II. recht gut. Nicht nur der Staat freute sich über die neue ein-
nahmequelle, auch andere erhofften sich, von diesem neuen Kuchen ein Stück abschneiden zu können.
Im Oktober 1919 bildete sich ein «Konsortium» aus liechtensteinischen und österreichischen Staatsbür-
gern, das der regierung den Plan unterbreitete, dieser Gesellschaft die Herausgabe und den Vertrieb der
liechtensteinischen briefmarken zu übertragen. Die briefmarken sollten nicht mehr von Wien bezogen,
sondern in eigenregie hergestellt werden. Die regierung willigte ein und schloss mit dem «Konsortium»
einen Vertrag am 31. Januar 1920. Die Gesellschaft garantierte dem Staat vertraglich eine Mindesteinnah-
me von jährlich 600'000 Kronen und hinterlegte eine Kaution von 350'000 Kronen. als Gegenleistung
hatte sich das «Konsortium» ausbedungen, «10 Prozent des Nominals der im auslande abgesetzten Mar-
ken» für sich zu behalten. ausserdem dürften weitere «10 Prozent für Manipulations- und regie-Gebühren»
abgezogen werden. ein «ganzer Schwarm von Händlern und Spekulanten» habe sich hinter diesem «Kon-
sortium» versammelt, berichten Zeitgenossen, die gewisse Machenschaften zum Schaden des Landes
veranstalteten, so dass der auf sechs Jahre vereinbarte Vertrag bereits nach zwei Jahren von der regierung
gekündigt werden musste. Das «Konsortium» hatte durch konstruierte «fehler» bei den briefmarken eine
Spekulationswelle ausgelöst und ganze Serien nur über die Verkaufsstelle in Salzburg verkauft, während
die Poststellen in Liechtenstein nur einzelne briefmarken erhielten.
(Quelle: Verschiedene historische Quellen, insbesondere Pierre Raton «Liechtenstein – Staat und Geschichte»)
prüfung nicht bestand: Zur Ausgabe gelangten nur
noch 322'000 Briefmarken, zu wenig für die vielen
Abonnenten bei der damaligen Postwertzeichen-
stelle sowie den Verkauf durch Händler und Post.
Die Einzelmarke mit dem Nominalwert von 50
Rappen stieg in kurzer Zeit auf 500 Franken! Der
an den «Goldrausch» in Amerika erinnernde
«Briefmarken-Rausch» vom schnellen Reichtum
hatte zur Folge, dass Spekulanten die Nacht vor der
Ausgabe der Europa-Marke 1961 vor den Postäm-
tern verbrachten, um in den Besitz von einigen Bö-
gen der begehrten Spekulationsobjekte zu gelangen.
Die Postwertzeichenstelle machte den Spekulanten
aber einen Strich durch die Rechnung und warf
über 5 Millionen Marken auf den Markt, die schon
nach wenigen Tagen unter dem offiziellen Nomi-
nalwert von 50 Rappen zu kaufen waren. Der Spe-
kulationswelle war damit wohl Einhalt geboten,
doch die Reputation des Briefmarken-Landes
Liechtenstein hatte ebenfalls stark gelitten. Auch
die 2002 von der Regierung verfügte Frankaturun-
gültigkeit für die Ausgaben der Jahre 1967 – 1995
setzte dem Briefmarken-Image Liechtensteins arg
zu, zumal mit einer ähnlichen Aktion im Jahre 1971
schon Schaden angerichtet worden war.
Die Briefmarke erlebt mit dem Brief eine Renaissance Der Rückgang des Briefmarken-
Geschäftes, das vor Jahrzehnten noch einen Viertel
der Staatseinnahmen ausmachte, hängt aber nicht
nur mit den Folgen solcher Aktionen zusammen.
Ebenso ins Gewicht fallen das veränderte Freizeit-
verhalten der Gesellschaft, das die Philatelisten zu
einer kleinen Randgruppe werden liess, sowie die
Konkurrenz für die Briefpost durch Fax, E-Mail,
SMS und Twitter. Dennoch, eine kleine Renais-
sance erlebt der handgeschriebene Brief – und da-
mit auch die schöne, von Künstlern gestaltete Brief-
marke auf dem persönlichen Brief. |
p u B l i r e p o r ta g e
Noa Wildschut
Marie Spaeman
Drazen Domjanic
Next Generation ist ein exklusives Klassik-Festival in einem ein-
maligen Rahmen in Bad Ragaz. Talentierte, internationale Künstler
der jüngeren Generation erhalten die Möglichkeit, ihr Können vor ei-
nem fachkundigen und interessierten Publikum zu präsentieren. Das
Publikum kann sich darauf freuen, in einem intimen Rahmen nicht
nur hochstehende Konzerte der jungen Nachwuchselite zu erleben,
sondern darüber hinaus während sechs Tagen auch in einen Dialog
mit diesen jungen Menschen zu treten. So kann ein persönliches und
weiterführendes Interesse am Werdegang und der Entwicklung eines
jungen Künstlers entstehen. Der Musiksalon im denkmalgeschützten
Palais des Grand Hotel Hof Ragaz bietet den exklusiven Rahmen für
hochinteressante Konzerte.
n Am 2. Classic Festival treten 27 Musikerinnen und Musiker im Al-
ter zwischen 11 und 27 Jahren aus 16 Nationen auf. Für ihre Auf-
tritte stellt das Grand Resort Bad Ragaz einen exklusiven Rahmen
zur Verfügung.
n Das Programm umfasst bekannte klassische Werke, auch in diver-
sen kammermusikalischen Formationen, die in eine besondere
Welt der Emotionen entführen und Musikgenuss auf höchstem
Niveau bieten.
n Der Verein «Next Generation – Classic Festival Bad Ragaz» be-
zweckt die Förderung von talentierten, internationalen Jung-
künstlern und insbesondere die Durchführung von Konzerten
und Musikfestivals in Bad Ragaz und Umgebung.
Intendant und künstlerischer Leiter von Next Generation ist Dra-
zen Domjanic. Der frühere Musiklehrer, der seit Jahren als Musik- und
Kulturmanager tätig ist, hat «Dowani 3 Tempi Play Along» entwickelt,
die derzeit eine der gefragtesten Methoden in der Musikerziehung ist.
Er ist künstlerischer Leiter der gemeinnützigen Stiftung «Musik und
Jugend» (www.musikundjugend.com), Geschäftsführer der Internati-
onalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein (www.musik-
akademie.li), Geschäftsführer des Sinfonieorchesters Liechtenstein
(www.sinfonieorchester.li), wie
auch der Inhaber und Geschäfts-
führer der Firma DraDoVision
Est., die sich vor allem der Begab-
tenförderung weltweit widmet
(www.dradovision.com).
10. bis 15. Februar 2012www.festivalbadragaz.ch
Next Generation 2. Classic Festival Bad Ragaz
Die Energieversorgung der
Menschheit steht im 21. Jahrhundert im Brenn-
punkt der Politik. Den Staaten und der UNO, die
das Jahr 2012 zum «Internationalen Jahr der erneu-
erbaren Energie für alle» erklärt
hat, stellen sich zwei Herausfor-
derungen, die eigentlich genau
entgegengesetzt sind. Einerseits
ist für den wirtschaftlich-sozia-
len Fortschritt und die Errei-
chung der Millenniumsziele eine
angemessene Versorgung der
Menschen mit Energie von entscheidender Bedeu-
tung, während auf der anderen Seite die Mensch-
heit dringend aufgefordert ist, den Kohlendioxid-
Ausstoss drastisch zu senken, um den Klimawandel
nicht noch weiter zu beschleunigen. Die UNO ist
überzeugt, dass die Fokussierung auf erneuerbare
Energien diesen scheinbaren Konflikt lösen kann:
Mit der Stromerzeugung aus Sonneneinstrahlung,
aus Windkraft und Biomasse können auch abgele-
gene Gebiete mit Strom versorgt werden, ohne dass
ein Kohlendioxid-Ausstoss anfällt.
Zugang aller Menschen zu nachhaltiger, sauberer Energie Für die UNO ist die Versorgung
mit erneuerbarer Energie ein bedeutendes Anlie-
gen, wobei der Schwerpunkt auf den Zusatz «für
alle» gelegt wird. Nach UNO-Schätzung müssen
derzeit zwischen 1,5 und 2 Milliarden Menschen
ohne Strom auskommen. Das bedeutet, dass 2 von
7 Menschen von den meisten Annehmlichkeiten
nicht profitieren können, die wir in unserem Land
als Selbstverständlichkeit hinnehmen: Vom Licht
über den Kühlschrank bis zur Heizung und den
Computer! Der Zugang aller
Menschen zu nachhaltiger, sau-
berer Energie ist nach UNO-An-
gaben einer der Schlüssel, um al-
len zu langfristiger, dauerhafter
und nachhaltiger Entwicklung
zu verhelfen und die weltweite
Armut konstant zu bekämpfen.
Die Umstellung auf nachhaltige
Energie schaffe Arbeitsplätze,
gebe Sicherheit, schütze das Kli-
ma und stärke die Volkswirtschaften. Eine Leit-
gruppe der UNO, die unter dem Namen «UN-
Energy» agiert und unter der Leitung von UNO-
Generalsekretär Ban Ki-Moon steht, ist für die Ini-
tiative «Nachhaltige Energie für alle» zuständig.
Diese Initiative soll bis 2030 weltweit Regierungen,
Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft zur Errei-
chung von drei bedeutenden Zielen bewegen: Sicherstellung des weltweiten Zugangs zu moder-
ner, sauberer Energie. Senkung des globalen Energieverbrauchs um 40
Prozent. Ausweitung des Anteils erneuerbarer Energie an
der globalen Energienutzung auf 30 Prozent.
Hoffnungsfroh haben UNO-Kreise bereits verkün-
det, nach dem Internationalen Jahr der erneuerba-
ren Energie soll eine globale, saubere Energierevo-
lution in Gang gesetzt werden.
Stärker als früher Nachhaltig- keit im Vordergrund Als das Internationale Jahr der
erneuerbaren Energie von der UNO beschlossen
wurde, hatte die Reaktor-Katastrophe in Japan
noch nicht stattgefunden und hatten die Forderun-
nach uno-schätzung müssen
derzeit zwischen 1,5
und 2 milliarden menschen
ohne strom auskommen
J a h r d e r e n e r g i e
Von Günther Meier
Der UNO-Wind bläst für Wasser, Sonne, Wind10
11
die uno hat das Jahr 2012 zum «internationalen Jahr der er-
neuerbaren energie für alle» erklärt. nach der atom-katastro-
phe in Japan und dem atom-ausstieg einiger länder erhalten
die erneuerbaren energien zusätzliche aufmerksamkeit.
Das Jahr der erneuerbaren
Energie legt den Schwerpunkt
auf Wasser- und Windkraft
sowie Solaranlagen.
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co N
esch
er
februar 2012
gen nach dem Ausstieg aus der Kernenergie noch
nicht die erhoffte Resonanz gefunden. Inzwischen
hat in dieser Beziehung in vielen Ländern ein Um-
denken stattgefunden, was die Stromproduktion
betrifft: Man setzt auf sichere und erneuerbare
Energie, stärker als früher steht die Nachhaltigkeit
im Vordergrund.
Projekt «Rheinkraftwerke» wird wieder aktuell Auch Liechtenstein befasst sich
mehr und konsequenter mit Fragen der künftigen
Energieversorgung, die auch Gegenstand eines par-
lamentarischen Vorstosses im Landtag war. Die Re-
gierung gab dabei auf die Frage, welche Formen der
künftigen Energiegewinnung der Vorrang gegeben
werden soll, zusammengefasst folgende Antwort:
Mit knapp 29 Prozent Anteil ist Strom der grösste
Energieträger, wobei der Eigenversorgungsgrad bei
Strom bei 19 Prozent liegt. Der im Inland produ-
zierte Strom gilt als erneuerbare Energie, weshalb
es oberstes Ziel sei, diesen Anteil der inländischen
Stromproduktion zu erhöhen. Derzeit laufen nach
Angaben der Regierung verschiedene Abklärungen
und Erhebungen im Bereich der erneuerbaren
Energien: Solarstrom, Wasser-
kraft, Geothermie und Wind-
energie. Als Energieziel schwebt
der Regierung «ein sinnvoller
Mix an verschiedenen erneuer-
baren Energieträgern» vor, denn
jede Art der Stromproduktion
verursache auch negative Exter-
nalitäten, die im konkreten Fall
jeweils abgewogen werden müss-
ten. Ein Problem der Energiever-
sorgung Liechtensteins besteht in der überaus ho-
hen Ausländabhängigkeit. Die Eigenversorgungs-
quote lag im Jahre 2010 bei lediglich 9,4 Prozent.
Nach dem Entwurf des neuen Energiekonzeptes
soll die Eigenversorgung bis 2020 auf etwa 20 Pro-
zent gesteigert werden. Wieder ins Spiel gebracht
wurde das Thema «Rheinkraftwerke», das in den
1980er-Jahren für kontroverse Debatten gesorgt hat-
te und wegen zahlreicher Einsprachen als politisch
nicht realisierbar aufgegeben worden war. Ein Kon-
sortium aus LKW und AXPO lässt derzeit von der
Hochschule Rapperswil im Rahmen einer Mach-
barkeitsstudie die Möglichkeiten der Wasserkraft-
nutzung am Alpenrhein untersuchen. Die aktuellen
Untersuchungen, die nach Angaben der Regierung
von einem wesentlich unterschiedlichen Szenario
und anderen Dimensionen ausgehen als frühere
Projektskizzen, zielen darauf ab, mögliche Stand-
orte für eine oder zwei Flusskraftwerksstufen zwi-
schen Balzers und Ruggell zu untersuchen. Bei den
Untersuchungen werde darauf Wert gelegt, dass alle
Aspekte und Einflüsse eines Wasserkraftwerks be-
rücksichtigt werden, wie Grund- und Hochwasser-
schutz, Ökologie, Fische, Flora und Fauna, gesell-
schaftliche Aspekte, Sunk und Schwall. |
Seit der Atomkatastrophe von
Fukushima hat besonders in Europa ein Umdenken
stattgefunden. In Deutschland sollen nun endgül-
tig 2022 die letzten Atommeiler vom Netz gehen.
In der Schweiz beginnt die stufenweise Abschal-
tung 2019 und endet voraussicht-
lich 2034. Noch spielen die er-
neuerbaren Energien aber eine
Nebenrolle im Energiemix. Der-
zeit werden rund 40 Prozent des
Schweizer Strombedarfs durch
Atomstrom gedeckt. Der Anteil
erneuerbarer Energien ohne
Wasserkraft liegt gerade mal bei 1 Prozent. Haupt-
energieträger ist weiterhin Erdöl, gefolgt von Kohle
und Erdgas. Während Erdöl hauptsächlich als
Treibstoff im Transport Verwendung findet, ist
Kohle der wichtigste Stromlieferant. Erdgas wird
grösstenteils in privaten Haushalten eingesetzt.
Versorgungssicherheit ist der- zeit gegeben Trotz der endlichen Verfügbar-
keit fossiler Brennstoffe besteht kein akuter Versor-
gungsengpass. Legt man die aktuellen Verbrauchs-
niveaus zugrunde, reichen die Erdölreserven für
rund 50 Jahre und Kohle steht noch für die nächs-
ten 100 Jahre zur Verfügung. Zudem erhöht die Er-
schliessung alternativer Vorkommen das Erdgasan-
gebot und steigende Rohstoffpreise führen zu wei-
teren nutzbaren Reserven. Der Anstieg der Reser-
ven übertraf bisher sogar die zusätzliche Nachfrage.
Obwohl kurz- und mittelfristig genügend fossile
Energieträger zur Verfügung stehen, sind die Nach-
teile und Grenzen der gegenwärtigen, einseitigen
Energiepolitik erkennbar:
Umweltkatastrophen wie im Golf von Mexiko
oder auch die jüngsten Ereignisse in Japan ver-
deutlichen die Risiken der aktuellen Energiepoli-
tik deutlich. Der Ölpreisanstieg infolge des politischen Um-
bruchs in Nordafrika und im Mittleren Osten
zeigt einmal mehr die politischen Risiken der
fossilen Energieversorgung auf. Der zunehmende Wohlstand der Schwellenlän-
der führt zu einem schneller steigenden, weltwei-
ten Energiebedarf als bisher. Die negativen Fol-
gen für die Umwelt und das Klima werden da-
durch verstärkt. Auch wenn genügend traditionelle Energieträger
zur Verfügung stehen, wird sich deren (relativer)
Preis aufgrund der steigenden Nachfrage und
höheren Förderkosten nach oben bewegen. In Klimaabkommen haben sich die führenden
Industrie- und Schwellenländer verpflichtet, kli-
maschädliche Emissionen zu reduzieren.
Schnelle Wende nicht realistisch Viele Länder plan(t)en bisher,
dem steigenden Energiebedarf durch den Bau neu-
er Atomkraftwerke zu begegnen. Global befinden
sich derzeit 442 Nuklearreaktoren in Betrieb und
weitere 65 im Bau. Die Diskussion gewinnt auch an
Relevanz, weil in den kommenden Jahren 152 der in
Betrieb stehenden Reaktoren ihr 30. Lebensjahr
überschritten haben und abgelöst werden sollten.
Diese Ausbau- und Erneuerungspläne stossen nun
in einigen Ländern auf zunehmende Ablehnung in
der Bevölkerung. Trotz des hohen Gefahrenpoten-
zials ist eine sofortige, totale Abkehr von der Atom-
energie aufgrund fehlender Alternativen derzeit je-
doch nicht möglich. Die Substitution der Atom-
es besteht kaum ein zweifel
daran, dass die zukunft den
erneuerbaren energien gehört
F i n a n z e n
Von Jörg Zeuner
Profitieren von der energiewende 12
13
die atomkatastrophe in Japan hat die diskussion rund um den einsatz erneu-
erbarer energien neu entfacht. eine langfristige umstellung des energiemix
erscheint sowohl aus risikoüberlegungen als auch aus ökologischen gründen
sinnvoll.
foto
: Mar
co N
esch
er
februar 2012
energie durch Strom aus fossilen Quellen würde zu
einem Anstieg des CO2-Ausstosses führen und hät-
te somit negative Konsequenzen für die Umwelt.
Erneuerbare Energien sind (noch) nicht in der Lage,
die Atomenergie, die rund 18 Prozent zur weltwei-
ten Stromproduktion beisteuert, zu ersetzen. Ein
mittel- bis langfristiger Ausstieg aus der riskanten
Atomenergie ohne zusätzliche Umweltbelastungen
erscheint den meisten Experten nur mit Hilfe er-
neuerbarer Energien möglich. Eine gleichzeitige,
dezentrale Energieerzeugung auf Basis regenerati-
ver Energieträger würde die Abhängigkeit von poli-
tisch instabilen Regionen verringern.
Marktwachstum heisst nicht hohe Rendite Es besteht kaum ein Zweifel da-
ran, dass die Zukunft den erneuerbaren Energien
gehört. Nur mit ihnen ist es möglich, die Klima-
ziele trotz steigender Energienachfrage zu errei-
chen. Diese positiven Wachstumsaussichten für er-
neuerbare Energien sollten jedoch nicht mit lukra-
tiven Investitionschancen gleichgesetzt werden.
Denn die herkömmlichen Energieformen verfügen
immer noch über einen klaren Kostenvorteil. So-
lange die erneuerbaren Energien nicht die Netz-
parität erreicht haben, weisen die
Aktien von Betreibern, Herstel-
lern und Zulieferern der grünen
Industrie beachtliche Risiken auf.
Weniger populär, aber ebenso
vielversprechend und deutlich risikoärmer, sind
Anlagen in Unternehmen, die im Bereich Energie-
effizienz, intelligente Stromnetze und Erdgas tätig
sind. Diese sind weniger von staatlichen Unterstüt-
zungen abhängig, erwirtschaften einen positiven
Cash Flow und haben ein tragfähiges Geschäfts-
modell, das sich in der Vergangenheit bereits bewie-
sen hat. Anleger, die auf die Energiewende setzen
wollen, sollten grundsätzlich über eine entspre-
chende Risikotragfähigkeit und einen langfristigen
Anlagehorizont verfügen. |
zur person
Dr. Jörg Zeuner ist Chief economist der VP bank
Gruppe in Vaduz, Liechtenstein. Dort leitet er das
research und die Produktselektion und ist Vorsit-
zender des anlageausschusses.
Kontakt: [email protected]
Weil die Zukunft bei den er-
neuerbaren Energien liegt, lohnen
sich langfristige Anlagen in
solche Energieprojekte.
Auch kleine Unternehmen ha-ben das Internet für Image- und Produktwerbung entdeckt. Wo liegen die Herausforderungen und die Möglichkeiten im Web 2.0 für Unternehmens-filme?Der Durchbruch des Breitbandinternets in den
Haushalten gab dem Medium Film eine gänzlich
neue Plattform. Nicht nur grossen Konzernen öff-
nete dies neue Wege in der Ver-
breitung von Filmen, speziell für
kleinere Unternehmen, die bis-
her wenig Möglichkeiten hatten
ihre Image- oder Produktevide-
os einem grossen Publikum zu
präsentieren, wurde das Internet
eine erschwingliche Distribu-
tions-Plattform. Allein die Ver-
teilung von DVDs oder die Prä-
sentation auf Events und Messen rechtfertigte nicht
immer die zum Teil hohen Kosten eines professio-
nell produzierten Videos. Heute ist es einfacher ge-
worden, mit Hilfe des Internets das eigene Video
Kunden, Mitarbeitern oder Part-
nern zu präsentieren. Inzwi-
schen aber besteht die Herausfor-
derung darin, in einer unüber-
schaubar grossen Welt der On-
line-Videos vom Betrachter wahr-
genommen zu werden. So wer-
den beispielsweise auf der Video-
plattform YouTube in der Minute rund 48 Stunden
Videomaterial hochgeladen. YouTube – die vorwie-
gend mit «User Generated Content» gefüllte Platt-
form, also Videos, die von den Nutzern selbst pro-
duziert wurden und meist keinen kommerziellen
Hintergrund besitzen – bietet eine einfache und
kostenlose Lösung, um Videos in hoher Qualität ei-
nem breiten Publikum anzubieten.
Dann sind YouTube oder ähnliche Plattformen also die perfekte Lösung für Unternehmer, die ihre Firmen-Videos im Netz zeigen wollen?Je nach Zielgruppe und Anwendung muss von
dieser Lösung abgeraten werden. Es gibt beispiels-
weise Unternehmen, bei denen
solche öffentlichen Videoporta-
le aus verschiedenen Gründen
gesperrt sind. Die meisten Nut-
zer dieser Seiten sind unter 29
Jahre alt. Meist wird auf öffent-
lichen Portalen die Personali-
sierung des Players gar nicht
oder nur bedingt angeboten. Au-
sserdem kann von den Portalen
selbst Fremdwerbung in das Vi-
deo eingeblendet werden, welche
im schlechtesten Fall vom Mit-
bewerber kommt. Das kommt
heute ist es einfacher
geworden, mit hilfe des
internets das eigene video
kunden, mitarbeitern oder
partnern zu präsentieren
Abenteuerspielplatz rund um den Walen
n e u e m e d i e n
Von Günther Meier
14
15
das internet bietet viele möglichkeiten für unternehmen, sich
zu präsentieren. im nachfolgenden interview gibt tobias
wachter einen Überblick, welche chancen sich unternehmen
bieten, die neuen medien für ihre imagewerbung zu nutzen.
Die Chance zur einzigartigkeit
foto
s: is
tock
.com
februar 2012
häufig vor, da Werbung im Netz intelligent ge-
streut wird. Beispielsweise werden die eingege-
benen Suchbegriffe als Eingrenzung der in Frage
kommenden Werbung herangezogen.
Gilt es bei der Einbettung von Videos noch ande-res zu beachten?Auch wenn eine junge Zielgruppe angesprochen
wird, reicht es bei weitem nicht aus, das produzier-
te Imagevideo des Unternehmens oder die Pro-
duktwerbung «nur» auf so eine Plattform zu laden.
Vielmehr ist heutzutage ein sogenannter Medien-
mix erfolgsversprechender. Sicherlich sollte das
Video prominent auf der eigenen Website plaziert
werden. Hier können Videoplattformen genutzt
werden, um das Video hochzuladen und anschlies-
send durch einen Link auf der eigenen Webseite
einzubetten. Eine individuelle Lösung kann sehr
teuer werden und die Videoqualität entspricht
meist nicht der, die man auf den Videoportalen ge-
boten bekommt. Dafür fallen dann aber oben be-
schriebene Nachteile einer öffentlichen Lösung
weg. Community Plattformen wie Facebook und
Twitter etc. können auch wichtig sein um Kunden
auf das Video aufmerksam zu machen. Hier muss
aber schon einiges an Vorarbeit geleistet werden
und man sollte die Präsenz in den Portalen über
längeren Zeitraum pflegen.
Gibt es noch andere Plattformen um Videos zu verbreiten?Wenn es sich um einen Werbefilm handelt, bieten
Bildschirme in Poststellen oder Geschäften eine
weitere Möglichkeit, die Reichweite zu vergrössern.
Diese haben zwar nicht direkt mit dem Internet zu
tun, sind aber durch schnelle Internetverbindun-
gen wesentlich einfacher und kostengünstiger zu
bewirtschaften.
Filme können beispielsweise per
Upload auf einen Server direkt an die zuständige
Abteilung der Post geschickt werden. Die Einbin-
dung auf sämtliche Displays in den Poststellen
kann dann binnen kürzester Zeit übers Internet
erfolgen. So können auch aktuelle Inhalte, wie bei-
spielsweise Aktionen, kurzfristig eine hohe Auf-
merksamkeit erzielen.
Abenteuerspielplatz rund um den Walen
zur person
Tobias Wachter hat nach über zehn Jahren Tätigkeit für nationale
TV-Stationen wie Sf und ZDf zusammen mit Daniel Schierscher im
Jahre 2008 die filmfabrik anstalt mit Sitz in Triesenberg gegründet.
Die filmfabrik produziert audiovisuelle Produkte für unternehmen,
die öffentliche Hand und Private.
Informationen: www.filmfabrik.tv
16
februar 2012
Was ist ferner zu beachten, wenn man seine Filme im Internet publiziert?Hier ist sicher zu bemerken, dass die Interaktivität,
die Web 2.0 bietet, eine hohe Transparenz der Mar-
ke und ihrer Produkte oder Dienstleistungen er-
zeugt. Schlechte oder unseriöse Angebote sind
schnell von der Online Community erfasst und
werden in kürzester Zeit durch Kommentare ent-
täuschter Kunden dementsprechend bewertet. Das
ist natürlich gleichzeitig eine grosse Chance für die-
jenigen, welche das erfüllen, was sie in ihren Wer-
bebotschaften versprechen.
Des Weiteren sind Urheberechte immer wieder ein
Thema. Das Bewusstsein des Urheberrechtes wird
durch die Verbreitung von kostenfreien Inhalten
im Internet immer mehr getrübt. Das Internet wird
vom Nutzer als «Gratis-Medium» wahrgenommen.
Diese Wahrnehmung bezieht sich dann oft nicht
nur auf den Konsum, sondern auch auf die weitere
Nutzung der Inhalte. Einerseits sollte man sich
schützen, damit eigene Aufnahmen nicht plötzlich
im Imagevideo der Konkurrenz auftauchen. Ande-
rerseits ist es nicht erlaubt, Inhalte Dritter, wie bei-
spielsweise Musik, für eigene Projekte zu nutzen.
Hier müssen die Nutzerrechte abgeklärt und er-
worben werden. Das Medium Video lebt von Emo-
tionen und somit ist der Einsatz von Musik für
die meisten Produktionen unerlässlich. Hier gibt es
gute und günstige Angebote mit sogenannten
«Royalty Free Musik» oder SUISA-freier Musik von
Künstlern, die nicht Mitglied einer Urheberrechts-
vereinigung sind.
Wie muss ein Video gemacht sein, damit es im Internet ankommt?Die Breite an professionell produzierten Videos im
Netz ist enorm. Alle grossen Marken werben inzwi-
schen im Netz und an denen muss man sich auch
messen, um im Netz aufzufallen. In jedem Fall soll-
te vor Drehbeginn ein gut ausgearbeitetes Konzept
und in weiterer Folge ein Drehbuch vorliegen. Für
diese Arbeit sollte ein grosser Teil im Budget reser-
viert werden. Es wird sich sehr positiv auf das End-
produkt auswirken, wenn man erst das «was und
wie» umfassend abklärt. Ein gut gemachtes Video
kann und soll Emotionen auslösen. Oft wird ver-
sucht, alle Ereignisse, Dienstleistungen, Produkte,
Zertifikate und Auszeichnungen, die im Betrieb
vorkommen, in den Film mit einzubauen. Bei so
vielen Informationen, Zahlen und Fakten kann
eine gut gemachte Power-Point-Präsentation oft
eine bessere Lösung darstellen. Vielmehr sollten
ein bis maximal drei Kernbotschaften in einer mit-
reissenden Geschichte, mit emotionalen Bildern
und passender Musik verpackt werden, um den Zu-
schauer unterhaltsam zu informieren. Bei der tech-
nischen Umsetzung sollte auf eine zeitgemässe und
dem Inhalt entsprechende Gestaltung geachtet wer-
den. Studien zeigen, dass die meisten Videos im In-
ternet nach 3 Minuten weggeklickt werden. Was si-
cher nicht bedeutet, dass alle Videos im Netz nur
noch 3 Minuten sein sollten; aber es muss sicher ein
guter Grund beim Zuschauer geschaffen werden,
damit er sich das Video noch länger anschaut.
Was sind Ihre Zukunftsprognosen für Videos im Netz?Das persönliche Eingreifen in einen laufenden Film
wird eine immer wichtigere Rolle spielen. Für Inter-
net-Nutzer ist es jetzt schon Alltag, sich interaktiv
durch Webseiten zu klicken und unterhalten zu las-
sen. Es liegt nahe, dass wir die gleiche Möglichkeit
auch bei der Betrachtung von Videos im Netz su-
chen werden. Das Angebot, gewünschte Filme je-
derzeit wiedergeben und anhalten zu können, ist
nur einer der vielen Vorteile, die das Internet gegen-
über dem linearen Fernsehprogramm bietet. In Zu-
kunft werden noch viele weitere Wege geschaffen,
um die Interaktion bei Videos zu erhöhen. Bei-
spielsweise können Produkte, die in Videos zu se-
hen sind, durch anklicken näher betrachtet und di-
rekt bestellt werden. Oder sie können die Handlung
eines Filmes in eine gewünschte Richtung lenken.
Hier gibt es im Internet schon etliche Beispiele, wie
Videos in ein interaktives Umfeld gebettet werden
können. |
-
Struktur der Versicherungsindustrie. Ausserdem
setzen wir uns ein für optimale Rahmenbe-
dingungen für die Versicherungswirtschaft und
kommunizieren dafür unsere Anliegen in Bezug
auf Regulierungsprojekte wie
die Revision des Versicherungs-
aufsichtsgesetzes oder auf die
Reduktion der Umsatzabga-
be auf Lebensversicherungspro-
dukte.» Sabine Alder ist die Ansprechpartnerin in
Sachen Versicherungen für Journalisten aus dem
In- und Ausland. Was wollen ausländische Jour-
nalisten vor allem wissen? Meist würden sie sich
für die Beschaffenheit des Ver-
sicherungsstandortes interessie-
ren, nach den Gründen fragen
für die Standortwahl einer Ver-
sicherung zugunsten des Versi-
cherungsplatzes oder sich die
Entwicklung der Versicherungs-
industrie in Liechtenstein auf-
zeigen lassen: «Im Mittelpunkt
aber stehen Fragen nach den
Veränderungen des gesamten Fi-
nanzplatzes in den letzten Jah-
ren und die Bedeutung für die
Versicherungsbranche, wie bei-
spielsweise jene der Abkommenspolitik der Regie-
rung.» Die Versicherer behaupten sich laut Sabine
Alder im aktuellen Umfeld weiterhin erfolgreich.
Herausforderungen stellen für die Versicherungs-
gesellschaften wie für den gesamten Finanzplatz
die Dichte der regulatorischen Entwicklungen und
die Unruhen an den Finanzmärkten dar. Auf-
grund der versicherungsfreundlichen Rahmenbe-
dingungen Liechtensteins und der Stabilität des
Landes blickt Sabine Alder optimistisch in die Zu-
kunft: «Die Versicherer werden auch in Zukunft
von hier aus erfolgreich vielfältige Produktlösun-
gen vertreiben, die sich durch einmalige Innovati-
on und Sicherheit auszeichnen. Damit werden sie
weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Wertschöp-
fung des Landes leisten.» |
Der Versicherungsplatz Liechtenstein hat sich in
den letzten Jahren stetig entwickelt und hat sich im
Finanzdienstleistungssektor unseres Landes gut
etabliert. Die zahlreichen Versicherungen sind zu
einem Verband zusammengeschlossen, der sich als
Dachorganisation der Versicherungswirtschaft in
Liechtenstein versteht und die Interessen der Mit-
gliedsgesellschaften auf liechtensteinischer und
auf internationaler Ebene vertritt. Die Kommuni-
kation des Liechtensteinischen Versicherungsver-
bandes (LVV), dem aktuell 32 Versicherungsge-
sellschaften mit Standort Liechtenstein angehören,
liegt in den Händen von Sabine Alder. Für die
Schweizerin, die vom Wohnort Zürich zu ihrem
Arbeitsplatz in Vaduz pendelt, hat Liechtenstein als
Versicherungsstandort einen wichtigen Standort-
vorteil: Von hier aus ist der Zugang zu den Märk-
ten sowohl in der Schweiz als auch im EU-Raum
möglich.
Persönlich schätzt die Leiterin der Kommu-
nikation an Liechtenstein vor allem die überschau-
bare Grösse des Landes und die wirtschaftlichen
Möglichkeiten für die Unternehmen der Versiche-
rungswirtschaft. Der Versicherungsplatz hat sich
nach ihrer Meinung zu einem «wichtigen Player
auf dem Finanzplatz» entwickelt: «Mit einer wach-
senden Anzahl von Mitarbeitern, die sich in den
letzten fünf Jahren auf 500 verdoppelt hat, ist die
Versicherungsindustrie zu einem wichtigen volks-
wirtschaftlichen Faktor geworden.»
Ihre Hauptaufgabe beim Versicherungsver-
band ist die Öffentlichkeitsarbeit: «Wir informie-
ren über die Entfaltung der Versicherungsindust-
rie in Liechtenstein, die Standortvorteile, die
der versicherungsplatz hat sich zu einem «wichtigen
player auf dem Finanzplatz liechtenstein» entwickelt
Sabine AlderLeiterin Kommunikation
beim Liechtensteinischen Versicherungsverband
foto
: Gün
ther
Mei
er
p o r t r ä t
Sabine Alder Versicherungsverband
17
februar 2012
denn der Schweizer Franken war schon längst zum
offiziellen Zahlungsmittel geworden.
Die Krone existierte nur noch auf dem Papier Ein erster Schritt zur offiziellen
Einführung der Frankenwährung, beschreibt der
Historiker Rupert Quaderer im Jubiläumsbuch, sei
bereits mit dem Gesetz vom 27. August 1920 betref-
fend «Umwandlung der Kronenbeträge in Schwei-
zer Franken in den Gesetzen und Verordnungen
über Steuern, Stempel, Taxen und sonstiger Ge-
bühren» gesetzt worden. Regierung und Landtag
diktierten damit jedoch keine Neuigkeit, sondern
legitimierten auf Gesetzesebene, was vorher schon
vom Volk praktiziert worden war: Im täglichen
Handel gab es nämlich zu jenem Zeitpunkt kaum
noch Waren in der Kronenwährung, sondern nur
noch gegen Franken zu kaufen. Nur der Staatshaus-
halt war noch auf der Basis der österreichischen
Krone aufgestellt worden. Allerdings war sich die
Regierung bewusst, wie auf einem Dokument ver-
merkt, dass die offizielle Kronenwährung «nur
noch auf dem Papier» existiere.
Pläne für eine eigene liechten- steinische Währung Die Währungsfrage in Liechten-
stein war eine der Folgen des Ersten Weltkriegs
1914 – 1918. Schon gegen Ende des Krieges zeichne-
te sich ab, dass die österreichische Währung – an-
gesichts ihrer Entwertung aufgrund der Kriegskos-
ten – nicht mehr ohne Vorbehalte akzeptiert werde.
Rupert Quaderer erwähnt im Beitrag «Von der
Krone zum Franken» als Beispiel die Praxis der
Schuhmacher, die den Übergang von der österrei-
Das Jubiläumsbuch der Landes-
bank trägt den Titel «Im Wandel beständig 1861 –
2011». Der Haupttext des Historikers Christoph
Merki beschreibt die Geschichte der Bank, die aus
bescheidenen Anfängen als lokale Sparkasse bis zur
international tätigen Universalbank aufstieg. Sie-
ben Schwerpunktbeiträge beleuchten einzelne in-
teressante Aspekte, die direkt oder indirekt mit
dem Bankinstitut in Verbindung stehen. In Anbe-
tracht der seit Monaten dauernden Diskussion um
die Stärke des Schweizer Frankens und der Schwä-
che des Euro sowie über die Zukunft der beiden
Währungen erscheint es reizvoll, einen Blick zu-
rück auf die Frage zu werfen:
Wie kam Liechtenstein zum
Schweizer Franken? Der 11. Ap-
ril 1924 zählt eigentlich auch zu
den historischen Daten Liech-
tensteins, doch weiss wohl kaum
jemand, was an diesem Tag von
Bedeutung geschah. An diesem
11. April beschloss der Landtag
nämlich ein Gesetz, das den
Schweizer Franken als die ausschliesslich gesetzli-
che Währung für Liechtenstein bestimmte. Unab-
hängig davon ermächtigte der Landtag die Regie-
rung, wenn es notwendig sein sollte, die Landes-
bank mit der Herausgabe von liechtensteinischen
Banknoten und Münzen zu beauftragen. Nach
der ursprünglichen Planung hätte das Gesetz zum
gleichen Zeitpunkt wie der Zollvertrag Schweiz –
Liechtenstein in Kraft treten sollen, also am 1. Ja-
nuar 1924, doch die umfangreichen Anpassungen
der Gesetze an die neue Zollunion führte zu Verzö-
gerungen. Für die liechtensteinische Bevölkerung
machte sich diese Verzögerung kaum bemerkbar,
w i r t s c h a F t s g e s c h i c h t e
zum 150-jährigen Jubiläum hat die liechtensteinische landesbank ein Buch
herausgegeben, das der geschichte der Bank gewidmet ist. angereichert
wird das werk durch Beiträge, die einzelne zeitabschnitte beleuchten. die
Franken-geschichte stammt aus diesem Buch.
Von Günther Meier
18
19
die währungsreform war eine
tiefgreifende zäsur in der
wirtschaftlichen entwicklung
liechtensteins, von der alle
Bereiche betroffen wurden
Wie Liechtenstein zum Schweizer franken kam
dafür war der Umstand, dass der
Wert der österreichischen Krone
aufgrund der Inflation ins Bo-
denlose gefallen war. Nur noch der Metallwert der
Münzen garantierte eine gewisse Sicherheit, wes-
halb die Münzen gehortet und kaum mehr für
Zahlungszwecke verwendet wurden. Um der Mün-
zenknappheit zu begegnen, gab Liechtenstein im
Jahre 1920 eigenes Papiergeld heraus. In der Eile
habe man vergessen, das Papiergeld mit einem Da-
tum zu versehen, schreibt der Historiker Rupert
Quaderer, doch auch ohne dieses Versäumnis wa-
ren diese Liechtenstein-Scheine schon nach kurzer
Zeit nicht mehr das Papier wert, auf das sie ge-
druckt worden waren.
Währungsreform war eine tief- greifende Zäsur Der Übergang von der Krone
zum Franken gestaltete sich in wirtschaftlicher
Hinsicht nicht so problemlos, wie man aufgrund
dieser Beschreibung aus heutiger Sicht vermuten
könnte. Rupert Quaderer stellt dazu fest, dass die
Währungsreform eine tief greifende Zäsur in der
wirtschaftlichen Entwicklung Liechtensteins ge-
wesen sei, von der alle Bereiche des privaten und öf-
fentlichen Lebens betroffen wurden. Die Landes-
bank als «Spar- und Leihkassa» hatte schon im
Herbst 1921 getrennte Abteilungen für Kronen und
Franken einführen müssen. Inhaber der Kronen-
Konten verloren aufgrund der Geldentwertung
ihre Ersparnisse, wenn sie nicht rechtzeitig umge-
tauscht wurden. Dieser Umtausch sei nur selten
durchgeführt worden, schreibt Rupert Quaderer,
weil viele auf eine Erholung der Kronenwährung
gehofft hatten. |
februar 2012
chischen zur schweizerischen Währung einleitete:
Die Schumacher teilten der Regierung schon Ende
1918 mit, dass Leder und Zutaten vielfach mit
Schweizer Franken bezahlt werden müssten, wo-
durch man gezwungen sei, für die Reparaturen der
Schuhe von den Kunden die Bezahlung in Franken
zu fordern. Die Währungsfrage war damals allge-
genwärtig und hatte bereits das Kleingewerbe er-
reicht. Eigene Banknoten waren nicht realisierbar,
weil die Golddeckung nicht aufgetrieben werden
konnte. Auch die Kleinheit des Landes und der be-
grenzte Wirtschaftsraum sprachen dagegen! Da-
mit war die Übernahme des Schweizer Frankens
als offizielles Zahlungsmittel als einzig machbarer
Weg vorgezeichnet.
Eine Episode war während dieser
Zeit des Übergangs von der Krone zum Franken die
Herausgabe von eigenem Papiergeld durch die
liechtensteinische Regierung. Ausschlaggebend
03-2_Festschrift_LLB_Quaderer_49-60:Layout 1 24.10.2011 14:19 Uhr Seite 50
51Von der Krone zum Franken: DieWährungsfrage nach dem ErstenWeltkrieg | Rupert Quaderer
Krone, Franken oder eigeneWährung?Die Währungsfrage entwickelte sich für Liechtenstein nach dem Ersten Welt-krieg zu einem Problem von komplexer Bedeutung: sie wirkte sich nicht nurin wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht verheerend aus, sondern zeigte auchim politischen Bereich starke Einflüsse. Die Konsequenzen dieser Entwick-lung waren für den Staat und für die Gemeinden, für die Kirche und für dieWirtschaft, aber auch für die Bevölkerung als Ganzes und für Einzelpersoneneinschneidend.Bereits Ende 1918 gab es Hinweise, dass die österreichische Krone im liech-tensteinischen Gewerbe und Handel nicht mehr vorbehaltlos akzeptiertwurde. So teilten die Schuhmacher der Regierung im Dezember 1918 mit,dass sie für das Leder und die Zutaten «vielfach mit Franken bezahlen» müss-ten. Dies wiederum führte dazu, dass die Schuhmacher ihrerseits von ihrenKunden die Bezahlung in Franken verlangten.Der starke Rückgang der Kronenwährung beunruhigte auch einen Teil derLandtagsabgeordneten. Der Landesverweser fragte deshalb noch während desKrieges, im September 1918, bei der Schweizerischen Nationalbank in Bernan, ob diese bereit wäre, ein Gutachten zur Ausgabe liechtensteinischer Bank-noten in der Frankenwährung zu erstellen. Die Nationalbank entsprach zwardiesem Anliegen nicht, sie gab aber «einige Überlegungen» zur aufgeworfe-nen Frage weiter. Sie sah wohl keine grundsätzlichen Probleme wegen derAusgabe eigener Banknoten Liechtensteins, bemerkte jedoch, dass der Kurseiner eigenen liechtensteinischen Währung im Ausland von verschiedenenFaktoren bestimmt werde. Dazu gehöre etwa die Frage der Deckung des Wäh-rungssystems oder der Zahlungsbilanz, das heisst das Verhältnis der Forde-
Geld aus einer Zeit, als alles drunter und drüber ging. Seit derMitte des 1�. Jahrhunderts galt im
Fürstentum Liechtenstein das österreichische Geld, zuerst der Gulden, dann die Krone. Oben, im
Vordergrund, ein 100-Kronen-Schein aus dem Jahr 1�12. Ganz oben ein 10’000-Kronen-Schein der
Österreichisch-Ungarischen Bank von 1�18: Schon der hohe Nennwert («Zehntausend») zeigt an,
dass die Inflation denWert der Krone damals ins Bodenlose fallen liess.Wegen des schierenMetall-
werteswurden in dieser Übergangszeit in Liechtenstein sogar dieMünzen knapp: Sie allein schienen
denWert zu behalten, weshalbman sie nur ungern aus der Hand gab. UmdieserMünzknappheit zu
begegnen, gab Liechtenstein 1�20 eigenes Papiergeld über 10, 20 und 50 Heller heraus. In der Eile
vergassman, die Scheinemit einemDatum zu versehen (Mitte). Sie waren schon bald nichtmehr
das Papier wert, auf dasman sie gedruckt hatte. Erst die Einführung des Schweizer Frankens stabi-
lisierte die Situationwieder: Geldscheine der Schweizerischen Nationalbank (unten) begannen die
österreichischeWährung seit demKriegsende zu ersetzen. Seit 1�2� galt der Schweizer Franken in
Liechtenstein auch offiziell (im Bild unten ein Schweizer «Fünfliber» aus dem entsprechenden Jahr).
Um zu dokumentieren, dass Liechtenstein in derWährungspolitik nachwie vor souveränwar, liess
die liechtensteinische Regierung eigene Franken-Münzen prägen: Im Bild eine liechtensteinische
Franken-Münze aus dem Jahr 1�2�, auf der Vorderseite das Porträt des Fürsten, auf der Rückseite
das liechtensteinischeWappen. Die liechtensteinischen Franken galten bis 1�31 nicht nur in
Liechtenstein selbst, sondern auch in den angrenzenden Gebieten der Schweiz, und zwar von
Maienfeld (Graubünden) bis Rüti (St. Gallen).
03-2_Festschrift_LLB_Quaderer_49-60:Layout 1 24.10.2011 14:19 Uhr Seite 51
03-2_Festschrift_LLB_Quaderer_49-60_190.indd 30 25.10.11 08:22
150 Jahre landesbank
Zum 150-Jahr-Jubiläum gab die Liechtensteinische Landesbank
eine festschrift mit dem Titel «Im Wandel beständig 1861 – 2011»
heraus. Im Haupttext des buches befasst sich der Wirtschaftshisto-
riker Christoph Merki mit der Geschichte der Landesbank. Weitere
Historiker schreiben Schwerpunktbeiträge zu einzelnen historischen
Themen und geschichtlichen entwicklungen. Gedruckt wurde das
buch bei der Gutenberg aG Schaan.
Das buch kann für CHf 49.– bezogen werden beim buchzentrum.li,
feldkircherstrasse 13, Schaan, Telefon 00423 239 50 30.
www.buchzentrum.li
foto
: LLb
Um der Münzenknappheit
zu begegnen, druckte
Liechtenstein im Jahre 1920
eigenes Notgeld.
Weiher uf da Letzana, dort wo seine Hühnerfarm
einst ein Raub der Flammen wurde. Henna-Nägili
war nie verheiratet, hatte aber einen Sohn.
Gab sich als TV-Star und Tanz- lehrer aus Hausierer Henna-Nägili, der mit
seinem voll bepackten Damenfahrrad durchs gan-
ze Land fuhr und unumwunden auf die Menschen
zuging, um sein Sortiment anzupreisen, war gern
gesehen. Besonders gerne hielt sich Bula-Maa, der
seine Freiheit über alles liebte, im Vaduzer Städtle
auf. Dort fand er ein internationales Publikum vor,
das ihn bestaunte, musterte und teilweise belächel-
te. Im Grunde genommen aber hatten die Leute
Freude mit dem Mann, der stilgerecht Anzug und
Krawatte trug und seinen Hut mit der Aufschrift
«TV-Star und Tanzlehrer» versehen hatte. Der Bi-
beler war trotz seiner Zwanzignachacht-Mundwin-
kel ein stets gut gelaunter, lebensfroher Mensch, der
äusserst charmant sein konnte, wenn er den Da-
men ein Blümchen schenkte. Gelegentlich geneh-
migte er sich ein Bierchen und führte vor versam-
melter Jugend sogleich ein Tänzchen auf. Negele
bewegte sich immer gern im Umfeld junger Leute,
deren ungeteilte Bewunderung er in vollen Zügen
genoss. Er war eine gutmütige Person, obwohl
Henna-Negele war in der Tat ein Künstler. Ein Le-
benskünstler. Als Josef Negele erblickte er am 8.
April 1915 in Triesen das Licht der Welt. Er stamm-
te von der Linie «s Heinri Nägilis» ab. Seine Eltern
waren Heinrich Negele (1871-1941) und Franziska
Negele, geb. Batliner (1882-1939). Gemeinsam mit
sieben Geschwistern wuchs er im Triesner Unter-
dorf auf und besuchte dort die Volksschule. Nach
Abschluss der Schule arbeitete er zunächst im elter-
lichen Landwirtschaftsbetrieb, bevor er sich mit
verschiedenen anderen Tätigkei-
ten über Wasser hielt. Schliess-
lich verabschiedete sich Josef Ne-
gele in die Selbständigkeit und
baute eine Hühnerfarm auf. Die-
se erweckte, insbesondere bei
den Kindern, grosse Aufmerk-
samkeit. Leider war Josef als Un-
ternehmer nicht sehr erfolgreich.
Obwohl er seine Farm mit gros-
sem Eifer betrieb, musste er sie schliesslich aufge-
ben. Aufgrund seines beruflichen Misserfolgs ver-
schlug es den unglücklichen Triesner in die Schweiz,
wo er seine Arbeit in der Nähe von Genf erneut in
den Dienst einer Hühnerfarm stellte. Später ver-
suchte er sein Glück in einer Gärtnerei und auf ei-
nem Bauernhof. Ende der Sechzigerjahre, es war
vermutlich 1967, zog es Henna-Nägili in seine Hei-
mat zurück. Das war der Zeitpunkt, als er den ge-
sellschaftlichen Erwartungen und Zwängen end-
gültig den Rücken kehrte und quasi als «Original»
eine neue Karriere startete. Diese war denn auch
recht erfolgreich, zumindest was den Unterhal-
tungswert betraf. Gehaust hatte der Lebenskünstler
zu jener Zeit gemeinsam mit dem «Luzili» und mit
dem «Rusch Risch» in einer Baracke beim Frenzli-
im vaduzer städtle fand
«henna-nägili» ein inter-
nationales publikum vor,
das ihn bestaunte, musterte
und teilweise belächelte
o r i g i n a l e
am 10. september 1986 verstarb mit Josef negele ein bekannter triesner. er
stellte eines der letzten originale dar. seine «künstlernamen henna-nägili»,
Bula-maa oder Bibeler erinnerten an die zeit, als er noch eine hühnerfarm im
triesner äule betrieb.
Von Markus Meier
Seit ich Menschen kenne, liebe ich die Tiere20
21
originale
Mit Henna-Negele setzen wir unsere reihe über
Originale in Liechtenstein fort. für entsprechende
Hinweise und anekdoten sind wir sehr dankbar.
e-Mail an Markus Meier: [email protected]
oder Telefon +423 791 05 58.
februar 2012
Josef wahrscheinlich im Inners-
ten seines Herzens vom Leben
etwas enttäuscht war. Nicht von
ungefähr gab er wohl gelegent-
lich seinen Spruch zum Besten: «Seit ich die Men-
schen kenne, liebe ich die Tiere.»
Umfassendes Warenangebot auf dem Damenfahrrad Henna-Nägilis Warenangebot
umfasste allerlei Kitschiges, Rares, Unmoralisches
und Lustiges. Karten, Briefmarken, Schlüsselan-
hänger, Püppchen, Kondome und Blumen, die er in
verschiedenen Gärten «ausgeliehen» haben soll,
sind nur einige Beispiele dafür. In Erinnerung an
sein zeitgenössisches Vorbild «Köfferli-Schädler»
führte er sein Sortiment stets in einem Köfferchen
durch die Gegend, welches auf den Gepäckträger
seines Fahrrades geklemmt war. Den Rest hatte er
in zahlreichen bunten Plastiksäcken verstaut.
Solidarisch mit Köfferli- Schädler vor Gericht Als sein Berufskollege, der Köf-
ferli, einmal vor Gericht stand, weil er keine Kon-
zession für sein Gewerbe hatte, stand ihm Henna-
Negele während der schweren Stunde solidarisch
zur Seite. Bibeler war der einzige, der der öffent-
lichen Verhandlung beiwohnte. Während der Ge-
richtsverhandlung standen vor dem Regierungsge-
bäude, in welchem sich damals das Gericht befand,
die beiden Fahrräder in Reih und Glied – jenes von
Köfferli-Schädler und jenes von Henna-Nägili.
Lottogewinn – vermeintlich oder tatsächlich? Henna-Nägili galt auch als
Glücksbringer, vertrauten ihm doch etliche seiner
Kunden den Lottoschein zur Aufgabe an. Bibeler
hegte wohl die Hoffnung, etwas vom grossen Ge-
winn abzubekommen, sollte er denn eines Tages
eintreffen. Dem Vernehmen nach soll er selbst tat-
sächlich einmal im Lotto gewonnen haben. Darauf
deutet zumindest eine Episode hin, die sich im
Triesner Gasthaus «Linde» zugetragen hat, wo
Henna-Nägili des Öfteren einkehrte. Als ihn die
Lindenwirtin Luzia Kindle auf einen Kaffee einla-
den wollte, lehnte er kategorisch ab mit der Be-
gründung, er hätte solche Almosen nicht mehr nö-
tig, da er im Lotto gewonnen habe. Von da an wur-
de der Bibeler ein ganzes Jahr lang nicht mehr in
der Linde gesehen.
Henna-Nägili wohnte am Ende
seines bewegten Lebens im damaligen Betreuungs-
zentrum St. Mamertus Triesen, wo er vor 25 Jah-
ren für immer seine Augen schloss. |
foto
: Lan
desa
rchi
v/Xa
ver
Jehl
e
Henna-Negele, wie man ihn
landauf, landab kannte und als
Original zur Kenntnis nahm.
zur Erreichung des Malbuntales»
siedeln die Malbunbahn AG al-
lerdings schon drei Jahre früher
an: Mit der Strassenöffnung im
Jahre 1959 für den Fahrzeugver-
kehr, wie es in der Festschrift zur
Jubiläumsfeier «10 Jahre Malbun-
bahn AG» heisst. Im Winter war
die Strasse von Steg nach Malbun
vorher nicht geöffnet, die Ski-
sportler für das Frühlingsskiren-
nen wurden 1957 und 1958 noch
mit Raupenfahrzeugen zum Start
ins Malbun transportiert. Vorbei
also mit der Romantik im Mal-
bunertal, das Meinrad Bühler im Jahre 1934 noch
als «Himmel auf Erden» besungen hatte und in ei-
nem Gedicht reimte: «Hier auf hoher Alp, da ist das
Leben schön, da wohnt kein Polizist und kein Steu-
erkanzlist, ja, da ist das Leben wunderschön!» Vom
einsamen Tal für Wanderer bis zum Wintersportge-
biet durchlief Malbun eine langsame, aber stetige
Entwicklung, wie Markus Meier in der Dokumenta-
tion «Malbun – im Wand der Zeit» eindrücklich be-
schreibt. Die Öffnung des Tales hinter dem Kulm
erfolgte zaghaft anfangs des 20. Jahrhunderts mit
dem Bau des Kulm-Tunnels und etwas rascher mit
der Eröffnung des Gnalp-Tunnels nach dem Zwei-
ten Weltkrieg. Schon 1908, berichtet Markus Meier
aus der Chronik, habe der professionelle Fremden-
verkehr in Malbun mit der Eröffnung des Gastbe-
triebs «Kurhaus und Touristenstation Sareiserjoch»
seine Fühler erstmals ausgestreckt.
Am Rande sei hier noch vermerkt, dass schon
vor der touristischen Erschliessung und vor dem
Bau des Hocheck-Schlepplifts einige Abenteurer die
Hänge in Malbun zum Skifahren ausprobierten.
Die rasanten Abfahrten waren allerdings nur zu
Fuss erreichbar. Junge Triesenberger hätten sich,
wird berichtet, in den 1930er-Jahren als «Sherpas»
betätigt und den Weg von Triesenberg nach Malbun
auf Ski mit Gepäck von 40 – 50 kg auf dem Rücken
bewältigt. |
Malbun – «Der kleine beschau-
liche Ort lockt im Sommer wie
im Winter viele Gäste in das ein-
zigartige Wanderparadies und
ins familienfreundliche Skigebiet.
Nicht ohne Grund wurde die Destination Triesen-
berg-Malbun-Steg vor zwei Jahren erstmals vom
Schweizer Tourismus-Verband mit dem Gütesiegel
«Familien willkommen» ausgezeichnet. Die ge-
schützte Lage und eine Beschneiungsanlage machen
Malbun zu einem schneesicheren Wintersportort.
Das Angebot umfasst drei moderne Sesselbahnen,
die den Gästen 23 Pistenkilometer erschliessen.» So
wird Malbun derzeit von innovativen Touristikern
beschrieben, in der Hoffnung, dass neue Gäste dem
Reiz von Malbun erliegen. Eigentlich gehört Mal-
bun noch zu den jungen Skigebieten, denn die Ent-
wicklung für den modernen Skitourimus begann
erst vor 50 Jahren. Am 11. Februar 1962 wurde der
Hocheck-Skilift seiner Bestimmung übergeben. Es
war die erste Liftanlage in Malbun, auf der Vaduzer
Seite des Tals. Die Triesenberger nahmen die touris-
tische Herausforderung an und bauten – als Alter-
native – auf der gegenüberliegenden Bergseite einen
Sessellift auf das Sareiserjoch. Die Erschliessung
von Malbun für den Skisport brachte eine touristi-
sche Entwicklung in Gang, die das Ende der Mal-
bun-Romantik bedeutete. Das «Ende der Romantik
v o r 5 0 J a h r e n
22 11. Februar 1962 eröffnung des Hocheck-Skilifts im Malbun
Der erste Skilift in Malbun,
der Schlepplift auf das Hocheck,
wurde am 11. Februar 1962
in Betrieb genommen.
foto
: Lan
desa
rchi
v
februar 2012
23
g e s e l l s c h a F t
Eine weltweite Stimme von und für frauen
international vernetzt. Die Club-
mitglieder des SI Club Vaduz
treffen sich jeden ersten Mitt-
woch im Monat zu einem Vor-
trag oder einer Veranstaltung wie zum Beispiel dem
alljährlichen Weihnachtsmeeting. Als Beispiel für
ein vom SI Club Vaduz unterstütztes Hilfsprojekt
darf die Finanzierung des Unterhalts einer Suppen-
küche in Cosauti, einem Ort im Norden Moldawi-
ens, genannt werden. Mit dem Sozialprojekt Con-
cordia wird mit 40 Suppenküchen 5000 alten und
allein gelassenen Menschen mit einem warmen Es-
sen am Tag beim Überleben geholfen. Aus Gründen
der Nachhaltigkeit ist der SI Club Vaduz hier schon
mehrere Jahre tätig: Pater Sporschill konnten zu
diesem Zweck bereits 50'000 Euro übergeben wer-
den. Der SI Club Vaduz war auch im Jahr 2011 mit
einem eigenen Stand am Weihnachtsmarkt in Va-
duz vertreten. Der Weihnachtsmarkt fiel auf den 10.
Dezember, den Tag der Menschenrechte, der je-
weils weltweit von den Soroptimistinnen gefeiert
wird. Der Erlös aus dem Auftritt am Weihnachts-
markt wird wieder vollumfänglich für Hilfsprojek-
te aufgewendet. Der Club feiert an Pfingsten 2013
sein 10-jähriges Bestehen, schon heute ist der Vor-
stand und das dafür bestimmte Gremium dabei,
ein unvergessliches Fest zu organisieren.
Informationen: www.soroptimist-vaduz.li |
Zu den internationalen Gesell-
schaftsclubs, die in Liechtenstein
vertreten sind, gehören auch
die Soroptimistinnen. Der Name
«Soroptimist» ist vom lateini-
schen «sorores optimae» (die
besten Schwestern) abgeleitet.
Die Soroptimistinnen verstehen
das «sorores optimae» als An-
spruch an das eigene Verhalten
im Leben und im Beruf sowie als
mitmenschliche Verpflichtung.
Auf der Basis von internationaler
Verständigung und Freundschaft
setzen sich die Soroptimistinnen
für die Verbesserung der Stellung der Frau, für
hohe ethische Werte, Menschenrechte für alle,
Gleichheit, Entwicklung und Frieden ein. Soropti-
mist International verwirklicht seine Ziele durch
Bewusstmachen, Bekennen und Bewegen. Die Or-
ganisation unterstützt keine politischen Parteien
oder religiöse Gruppen. Jedoch sind alle Mitglieder
aufgerufen, gesellschaftliche Vorgänge von politi-
scher Relevanz zu beobachten, einen Standpunkt
zu beziehen und sich einzumischen, um Gesetzge-
bung und Politik auf lokaler, nationaler und inter-
nationaler Ebene zu beeinflussen. Soroptimist In-
ternational ist als Nicht-Regierungsorganisation
(NGO) bei verschiedenen UN-Organisationen in
New York, Genf, Wien und Paris vertreten. Sorop-
timist International hat zurzeit in 123 Ländern
rund 93'000 Mitglieder in mehr als 3000 Clubs.
In Liechtenstein gibt es zwei Clubs, SI Club
Liechtenstein, der im vergangenen Jahr sein zwan-
zigjähriges Bestehen feierte, und SI Club Vaduz, der
2003 ins Leben gerufen wurde. In den SI Clubs ist
jeder Beruf nur einmal durch ein aktives Mitglied
vertreten. Diese Vielfalt ist eine Bereicherung für
die Clubmitglieder und kultiviert gleichsam sorop-
timistische Werte wie Offenheit, Rücksichtnahme,
das Pflegen von Freundschaften und internationa-
ler Verständigung. Auch durch «Friendship Links»
sind die Soroptimistinnen mit ausländischen Clubs
Scheck-Übergabe von Vorstands-
frauen des SI Clubs Vaduz für
das Sozialprojekt in Moldawien.
foto
: SI C
lub
Vadu
z
februar 2011
Über Liechtenstein gibt es eine
Fülle von Büchern, die teilweise reich illustriert
sind mit den Schönheiten des Landes, dokumentie-
rend oder künstlerisch ausgerichtet. Auch der Al-
penland Verlag hat einige Bild-
bände in seinem Verlagspro-
gramm. Wie etwa den Bild-
band «Naturerlebnis Liechten-
stein», der die Attraktivität der
Natur in prächtigen Farben
und interessanten Details vor-
stellt. Oder fantastische «Berg-
welt Liechtenstein», ebenfalls
mit eindrücklichen Bildern festgehalten. Etwas
fehlte noch in diesem Verlagsprogramm neben die-
sen grossformatigen, gewichtigen Bildbänden: Ein
kleineres, handlicheres «Bilderbuch», das Liechten-
stein aus unterschiedlichen Perspektiven zeigt,
Berg und Tal bildlich dokumentiert, verborgene
Schönheiten an die Oberfläche bringt und wie eine
Symphonie die Betrachter durch das Land streifen
lässt. «Panorama Liechtenstein» heisst der Titel des
neuesten Buchprojektes aus dem Alpenland Verlag,
das im Februar 2012 erscheinen wird. Der Titel
wurde gleichsam zum Programm, denn alle Bilder
sind im Panorama-Format gehalten, ähnlich wie
das Auge die Umwelt in der Regel wahrnimmt.
«Der kleine Bildband mit 33 herrlichen Panorama-
Fotos richtet sich an Tourismuskreise, wie auch an
die einheimische Bevölkerung und die Heimweh-
Geplagten und soll sich von den üblichen Broschü-
ren, die teils gratis abgegeben werden, abheben», er-
klärt Max Meinherz, Geschäftsleiter des Alpenland
Verlages. Format und Umfang erlauben es, dass der
kleine Bildband bequem im Reisegepäck Platz fin-
det oder auch zu vernünftigen Konditionen per
Post zugestellt werden kann. Der Verkaufspreis von
«Panorama Liechtenstein» ist mit 18 Franken so ge-
halten, dass eine breite Käuferschicht angesprochen
werden kann. Der Bildband mit ausschliesslich
Panorama-Fotos richtet sich demnach an Touristen,
die nicht gerne einen schweren Bildband mitschlep-
das handliche «Bilderbuch»
lädt zum anschauen und zum
staunen ein, was liechten-
stein alles zu bieten hat
pa n o r a m a l i e c h t e n s t e i n
Von Günther Meier
Neuer Bildband über Liechtenstein24
25
die abwechslungsreichen landschaften liechtensteins faszinieren immer
wieder, reizen zu Fotos, um den augenblick für späteres Betrachten festzu-
halten. ein neuer Bildband zeigt liechtenstein in ungewöhnlichen perspek-
tiven.
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ock.
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s: M
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Nes
cher
februar 2012
pen, aber trotzdem einen weiteren Einblick in die
Schönheiten und Besonderheiten des Fürstentums
Liechtenstein mitnehmen wollen. «Panorama
Liechtenstein» erscheint zuerst in den Sprachen
Deutsch und Englisch, später werden weitere Spra-
chen dazukommen: Geplant sind Ausgaben in
Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Chi-
nesisch und Japanisch. Angesprochen sind mit dem
neuen Buch in erster Linie die Gäste, die als Tages-
oder Wochenendtouristen nach Liechtenstein
kommen, aber auch die Feriengäste, die damit an-
geregt werden, Liechtenstein näher kennenzuler-
nen. Das handliche «Bilderbuch» enthält nur wenig
Text, lädt vielmehr zum Anschauen und zum Stau-
nen ein, was Liechtenstein alles zu bieten hat. Zwei-
fellos aber bietet «Panorama Liechtenstein» auch
den Einheimischen etwas, die vielleicht der Mei-
nung sind, schon alles gesehen zu haben. Der foto-
grafische Blick von Marco Ne-
scher schweift nicht einfach über
die Landschaft, sondern hält
dort inne, wo sich die Natur
am Eindrücklichsten präsentiert
und wo die Erhabenheit der Na-
tur besonders eindrücklich zum
Ausdruck kommt. Der Fotograf
Marco Nescher versteht es, mit
der Kamera an spezielle Orte he-
ranzuführen, die einen einzigar-
tigen Rundblick ermöglichen.
Auch zeigt er Details, an denen
man oft achtlos vorübergeht, die
ein Innehalten und Bestaunen
aber durchaus rechtfertigen. Wer
«Panorama Liechtenstein» in der
Hand hält, wird sanft dazu auf-
gefordert, jene Orte aufzusuchen,
von denen aus das Panorama-
Auge der Kamera eine Moment-
aufnahme gemacht hat – mit der berechtigten
Hoffnung, dass das eigene Auge einen noch tieferen
Eindruck auffangen kann.
Ob als Erinnerung für Touristen,
als «Entdeckerbuch» für Einheimische oder als
Geschenk für Heimweh-Liechtensteiner, der klein-
formatige Bildband erfüllt viele Zwecke. Nicht zu
vergessen die Möglichkeit für Unternehmen, «Pa-
norama Liechtenstein» als Kundengeschenk zu be-
stellen und dieses mit einem speziellen Eindruck
oder einer Widmung versehen zu lassen. |
Alle Fotos des Bildbandes sind
im Panorama-Format gehalten und
zeigen Liechtenstein in attraktiven
fotografischen Perspektiven.
panorama liechtenstein
format 22,0 x 15,8 cm 80 Seiten, farbig, Pappband
Herausgeber: alpenland Verlag aG fotos: Marco Nescher, Schaan
Druck: Gutenberg aG, Schaan Verkaufspreis: CHf 18.00
ISbN 978-3-905437-21-8 deutsch
ISbN 978-3-905437-22-5 englisch
Weitere Sprachen: französisch, italienisch, spanisch, russisch, chine-
sisch, japanisch
erhältlich in deutsch und englisch ab Mitte februar 2012 beim
alpenland Verlag, feldkircher Strasse 13, Schaan, Telefon 00423
239 50 30; www.buchzentrum.li oder im Buchhandel
«Liechtensteins Sportwelt hat na-
tional und international Bedeutendes bewirkt. Ich
denke da z.B. an die identitätsstärkende Wirkung
des Sports in den Krisenzeiten vor und während des
Zweiten Weltkriegs, an all die Sportler und Sportle-
rinnen, die den Namen Liechtenstein auf der inter-
nationalen Bühne so positiv vertreten haben», hält
I.D. Prinzessin Nora von Liechtenstein, Ehrenmit-
glied des Liechtensteinischen Olympischen Sport-
verbandes und des Internationalen Olympischen
Komitees, im Vorwort des Bu-
ches fest. Die Prinzessin spricht
damit nicht nur die Leistungen
der Sportlerinnen und Sportler
an, sondern weist auf die Bedeu-
tung des Sports für die Gesell-
schaft hin. Wer sich mit der Ge-
schichte des Sports in Liechtenstein befasst, kommt
nicht darum herum, auf die langsame Entwicklung
des Sportgedankens und auf die Skepsis der Bevöl-
kerung gegenüber sporttreibenden Menschen noch
vor wenigen Jahrzehnten hinzuweisen. «Die heute
generell sehr positive Grundhaltung der überwie-
genden Mehrheit gegenüber Sport und seinen Wer-
ten war nicht immer selbstverständlich», schreiben
dazu die Autoren des Buchs, Julia Frick und Wolf-
gang Vogt. In der Anfangszeit der sportlichen Betä-
tigung in Liechtenstein seien die vereinzelten Sport-
enthusiasten oft als «Spinner» belächelt worden.
Der Sport als Freizeitbeschäftigung sei oft kritisiert
und dessen Sinn in Frage gestellt worden. Als Bei-
spiel wird erwähnt, dass die Oberrheinischen Nach-
richten im Jahre 1922 dem Sport die Hauptschuld
an der «Verrohung der Jugend» zugeschoben hät-
ten: «So gesund und begrüssenswert ein vernünfti-
ger, mässiger Sport ist, so schädlich und entnervend
ist dabei das Übermass. Was vermag aber unsere Ju-
gend heute noch zu interessieren? Sport und nichts
als Sport. Und dabei werden die jungen Leute ihren
Familien entzogen, entziehen sich vielfach auch der
Autorität der Eltern und kommen in sein sehr ge-
fährliches Fahrwasser.»
Schulsport zuerst nur für die Buben obligatorisch Den Siegeszug des Sports in
Liechtenstein konnten die Oberrheinischen Nach-
richten nicht aufhalten. Wie auch im vorliegenden
Buch aufgezeichnet wird, gehört rund ein Drittel
der liechtensteinischen Bevölkerung einem Sport-
verein an – ganz abgesehen von den zahlreichen
Hobby-Sportlern, die eine oder mehrere Sportarten
ohne die Zugehörigkeit zu einem Verein ausüben.
Bei der Entwicklung des Sports in unserem Land
waren lange Zeit die Männer unter sich, etwa wie
in der Politik. «Sport war anfänglich eine fast aus-
schliesslich männliche Betätigung», heisst es im
Buch: «Die Öffnung von Sportveranstaltungen,
Sportvereinen und die Sportförderung für Mäd-
chen und junge Frauen erfolgte im konservativ ge-
prägten Liechtenstein im europäischen Vergleich
sportliche Betätigungen
leisteten auch einen Beitrag
zur emanzipation von Frauen
s p o r t
Von Günther Meier
Der Sport veränderte auch unsere Gesellschaft 26
27
der liechtensteinische olympische sportverband losv wurde im Jahre 1936
gegründet. zum 75-jährigen Jubiläum gab der losv das Buch «75 Jahre sport
in liechtenstein» heraus. nachfolgend eine zusammenfassung des themas
sport und gesellschaft.
streifzug durch die sportgeschichte
Das buch «75 Jahre Sport in Liechtenstein» wurde vom Liechten-
steinischen Olympischen Sportverband LOSV in auftrag gegeben.
Die redaktion besorgten Julia frick und Wolfgang Vogt. Gedruckt
wurde das reich illustrierte buch von der Gutenberg aG Schaan.
ISbN-Nummer: 978-3-033-03162-3. Das buch ist erhältlich für
CHf 15.– beim buchzentrum.li, feldkircherstrasse 13, Schaan,
Telefon 00423 239 50 30 oder unter www.buchzentrum.li.
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Oly
mpi
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februar 2012
sehr spät.» Das schon 1897 eingeführte Schultur-
nen habe nur für die Buben gegolten, für Mädchen
und junge Frauen sei sportliche Betätigung als
«nicht sittsam» eingestuft worden. Selbst die Aus-
weitung des Turnunterrichts auf die Mädchen in
den 1940er-Jahren änderte an der Situation offen-
bar nur wenig, wie die Autoren herausgefunden ha-
ben: «Das Schulturnen für Mädchen fand je nach
Gemeinde und Lehrperson nur auf dem Papier
statt.» Einzelne Lichtblicke, den Frauen die Sport-
welt zu öffnen, waren dennoch zu verzeichnen. An
der Gründung des Tennisclubs Vaduz im Jahre
1925 waren Frauen beteiligt, doch galt Tennis zu
jener Zeit noch als Sport für Gutbetuchte, hatte
die breite Masse noch nicht erreicht. Längere Zeit
später, im Jahre 1941, führte der Skiclub Liechten-
stein ein «Sie-und-Er-Rennen» durch, womit bestä-
tigt wird, dass sich einzelne Frauen schon damals
mit sportlicher Betätigung beschäftigten.
Sportlicher Durchbruch mit «Sportlerinnen des Jahres» Als sportlicher Durchbruch auf
nationaler wie internationaler Ebene darf deshalb
die Teilnahme von Martha Bühler an den Olympi-
schen Spielen 1968 in Grenoble gelten, die erste
Athletin aus Liechtenstein, die an einer Olympiade
teilnehmen konnte. Im Buch wird das Jahr 1970 als
interessantes sportliches Jahr für
Liechtensteins Frauen bezeich-
net, im Zusammenhang mit der
Wahl «Sportler des Jahres». Ob-
wohl die Ausschreibung damals
nur in männlicher Form erfolgt
war, ging der Titel 1971 an Mar-
tha Bühler und ein Jahr darauf
an Hanni Wenzel, an die bisher erfolgreichste Ski-
sportlerin Liechtensteins, die diese Auszeichnung
noch mehrfach entgegennehmen konnte. Die Buch-
autoren sind der Auffassung, dass der Sport für die
Frauen auch in Sachen Gleichberechtigung etwas
gebracht hätte: «Sportliche Betätigungen leisteten
auch einen Beitrag zur Emanzipation von Frauen,
indem sie zumeist jungen Athletinnen ein neues,
eigenes Betätigungsfeld eröffneten und ihnen die
Möglichkeit gaben, zu zeigen, dass sie ebenso wie
ihre männlichen Kollegen zu herausragenden
sportlichen Leistungen fähig waren.»
Sport auch als Medienphäno- men und Wirtschaftsfaktor Das Buch «75 Jahre Sport in
Liechtenstein» geht auch weiteren gesellschaftli-
chen Fragen des Sports nach. Interessant dabei die
Betrachtungen der Entwicklung des Sports von
einer Randbetätigung zu einem Massenphänomen
sowie der heutigen Verflechtung von Sport und
Wirtschaft. Ebenso gilt dem Sport das Interesse
der Politik, wie allein schon die staatlichen Auf-
wendungen für die Sportförderung ausdrücken:
Wurde im Jahre 1970 erst ein Betrag von 136'230
Franken für die Sportförderung ausgerichtet, so hat
diese Beitragsleistung bis 2010 auf nicht weniger als
431'235 Franken zugenommen. |
Die LIE-Games gehören zu den
grössten Sportanlässen, die in
Liechtenstein bisher durchgeführt
wurden.
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s c h l u s s p u n k t
30
Die vielzitierte Informationsgesellschaft steckt in
der Krise. Angesichts nie dagewesener und unvorstellbarer Mengen
an Daten, die heute produziert werden, zeichnet sich der Übergang
in eine Post-Informationsgesellschaft ab: Die Information ist Roh-
stoff des Wissens. Sie ist die har-
te Währung unserer modernen
Gesellschaft und droht im Da-
tenuniversum unterzugehen.
So bringt die Menschheit heute
vom wissenschaftlichen Fachartikel über das YouTube-Video des
Nachbarn bis zu den Aufzeichnungen der jüngsten Raumsonde um-
gerechnet 2.6 Millionen CDs an Daten in Form von beispielsweise
Texten, Bildern, Videos etc. hervor – wohlgemerkt pro Minute! Das
entspricht hinsichtlich Datenmenge einem dicht
mit Büchern gefüllten Regal von rund 10'000 km
Länge. Einen kleinen Teil dieses Universums
macht das Internet zugänglich – quasi der Urknall
der digitalen Vernetzung. Schon dieser «kleine»
Teil hat atemberaubende Ausmasse: Allein der In-
dex der Suchmaschine Google umfasst rechne-
risch gesehen 100 Milliarden Bücher – in etwa das
750-fache aller Bücher, die weltweit erfasst sind.
Niemand kann diese Unmengen an Daten noch
überschauen. Wie können wir dennoch jene Infor-
mationen herausgreifen, die uns voranbringen
und Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit
liefern? Dazu sind Fertigkeiten erforderlich, die
erstaunlich klassisch sind und die über jeglichen
medialen Wandel hinweg wichtig bleiben. Dieselben Fähigkeiten
letztlich, die wir brauchen, wenn wir einen Text lesen, ein Buch ver-
stehen und Wissen verarbeiten sowie vernetzen wollen.
Eigenschaften, um die es in Liechtenstein gemäss den letzten
PISA-Ergebnissen nicht sonderlich gut bestellt ist: Die Schüler seien
lesefaul und immer weniger fähig, anspruchsvolle Texte zu verste-
hen. In der Morgendämmerung der Post-Informationsgesellschaft
eine alarmierende Diagnose. Wir müssen Berührungsängste mit
Texten jeglicher Art abbauen und erlebbar machen, dass Lesen als
elementares Werkzeug der Informationsarbeit Spass macht und
nützt.
Eine Aufgabe, bei der insbesondere Schulen oder Bibliotheken
einen zentralen Beitrag leisten können. Voraussetzung ist allerdings,
dass solche Institutionen auch künftig in der Lage sind, ihren gesell-
schaftlichen Auftrag weiterzuentwickeln und wahrzunehmen. |
erlebbar machen, dass lesen als elementares
werkzeug der informationsarbeit spass macht
Tino Quaderer Der digitale urknall
Dr. Tino Quaderer Stiftungsratspräsident der Liech-tensteinischen Landesbibliothek
februar 2012
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liechtenstein
vorwort Wagner beiträge Hosp, Langer, Schurr, Wagner, Jakob,
Studen, Söffing, Schauer, Jacob, Roth, Schwärzler
gesetzgebung
rechtsprechung
veranstaltungen 2011
literaTour
aktuelles
rückblick veranstaltungsreihe liechtenstein-journal 2011
vorschau 2012
2011/2012
Recht in Liechtenstein
Jahrbuch zum Liechtensteinischen Recht
Katja Rosenplänter, Rechtsanwältin
Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, Bankkaufmann
UG_Jahrbuch_Liechtenstein_Journal.indd 1-3 13.12.11 11:15
p u B l i r e p o r ta g e
Jahrbuch zum liechtensteinischen Recht 2011/2012
Die grosse Zeit der Jahrbücher ist vorbei. Dafür wurde die
juristische Materie, die innerhalb eines Jahres aktuell ist und aktu-
ell wird, zu komplex und schlicht zu umfangreich, um sie in ein
kleines Büchlein einzufangen und dem geneigten Leser zugänglich
zu machen. Das «liechtenstein-journal», die jüngste Rechtszeit-
schrift in Liechtenstein will dennoch versuchen, das Unzeitgemä-
sse wieder in Mode zu bringen.
Das erste Jahrbuch zum liechtensteinischen Recht fasst die Ent-
wicklung auf kleinem Raum zusammen, wobei einige Beiträge aus
dem «liechtenstein-journal» wiederholt werden. Im Jahrbuch be-
finden sich Artikel von Autoren aller deutschsprachigen Jurisdik-
tionen.
n Die liechtensteinischen Doppelbesteuerungsabkommen
n Verhältnis des Trustee zum Errichter und zu den Begünstigten
beim liechtensteinischen Trust
n Business Judgement Rule als allgemein gültiger Haftungsmass-
stab
n Die liechtensteinische Stiftung in der aktuellen Zivilrechtsspre-
chung
n Das neue Stiftungsrecht in der Praxis – eine erste Zwischen-
bilanz unter besonderer Berücksichtigung der Rechtssprechung
n Erbschaft und Auslandvermögen anhand von Praxisfällen,
Praxisfälle zur erb- und erbschaftssteuerlichen Behandlung von
Auslandsvermögen
n Änderungsprotokoll zum DBA Schweiz: Mehr als nur Amts-
hilfe
n Eidgenössische Volksinitiative für eine nationale Erbschafts-
und Schenkungssteuer
n Schiedsgerichtsverfahren und Mediation als Alternativen zur
öffentlichen Gerichtsbarkeit
Kleinere Zusammenfassungen aus Entscheidungen liechtensteini-
scher Gerichte, aus der Gesetzgebung, der juristischen Literatur,
den zahlreichen Veranstaltungen – auch Veranstaltungen des
«liechtenstein-journals» werden abgerundet mit ein paar aktuellen
Entwicklungen und einem kleinen Ausblick auf das nächste Jahr.
Das Unzeitgemässe wieder in Mode bringen
Jahrbuch
Das Jahrbuch zum liechtensteinischen
recht 2011/2012 ist eine Zusammen-
fassung von beiträgen, Gerichtsent-
scheiden und Veranstaltungen, die in
der juristischen Zeitschrift «liechten-
stein-journal» publiziert wurden.
Herausgeber: Jürgen Wagner, LL.M.,
rechtsanwalt, Konstanz, Zürich, Vaduz
umfang 208 Seiten,
format 15,5 x 22,5 cm, broschiert
ISbN 978-3-905437-20-1
Preis: CHf 39.80
Produktion: Gutenberg aG, Schaan
Vertrieb: alpenland Verlag aG, Schaan,
feldkircher Strasse 13, Schaan
Telefon 00423 239 50 30
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