der heitere choleriker nr. 6 - 11. märz 2016

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Theoretisch am 12. März veröffentlicht, aber es fühlt sich noch wie der 11. an :P

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DER HEITERE CHOLERIKER 3

IMPRESSUM Der Heitere Choleriker Nr. 6 - 11. März 2016 Gründung Tyll Peters & Josef Schalumov Chefredaktion Tyll Peters Kontakt [email protected] heiterercholeriker.wordpress.comtwitter.com/DHC_redaktion facebook.com/HeitererCholeriker

Ein paar worte zum Geleit

Tyll Peters

Jawoll, hier ist sie endlich, die sechste Ausgabe des Heiteren Cholerikers. Ich gucke gerade auf die Uhr, es ist 21:43 Uhr und ich schreibe das Editorial. Ja, ja... Wir haben in der letzten Ausgabe angekündigt, wir würden ab sofort organisiert sein und DHC regelmäßig bringen, was mehr oder weniger stimmt. Was wir uns aber noch nicht abgewöhnt haben, ist dass wir nach wie vor alles auf den letzten Drücker machen. Oh Mann, quasi die Hälfte dieser Ausgabe entstand am 10. und 11. März. Tja. Nun denn, wie auch immer. Eventuell schaf-fen wir es, die nächste Ausgabe (22. April) früher fertigzustellen, vielleicht schon am 21. April. Aber nur vielleicht. Aber, reden wir nicht darüber! Reden wir über diese Ausgabe und was demnächst so ab-geht. Am Sonntag finden drei Landtagswahlen statt und laut Umfragen ist die Alternative für Deutsch-land die drittstärkste Partei. Wie kann das angehen? Das kommentieren wir auf den Seiten 6 bis 9 und natürlich machen wir uns auch an allen anderen Stellen hin und wieder über diese Spaßpartei lustig. Das könnte ich jetzt noch groß anprangern, aber leider tun wir das schon im Rest dieser Ausgabe. Darüber hinaus geht es auch mal wieder um YouTuber. In unserer Rubrik mit dem außergewöhn-lich kreativen Namen Neues aus dem Neuland richten Bibi und Julienco sich jetzt an eine für sie noch neue (aber perfekt geeignete) Zielgruppe, denn ihr lest ein geleaktes Drehbuch für Hartz-IV-Fernsehen über YouTuber! Überraschend? Ja, ich hätte auch nicht gedacht, dass Hartz-IV-Fernsehen Drehbücher hat. Außerdem haben ein paar DHC-Redakteure und noch ein paar andere, die anonym bleiben, letztens einen kleinen, aber feinen, Streich in der Schule durch-geführt. Ich versuche, nichts zu spoilern, aber Hidler kommt vor. Ja, mit d. Darum geht es auf Seite 14 und 15. So, und jetzt stelle ich eine größere Schrift-größe für diesen Text ein und... Oha, hier passt ja gar nichts mehr hin! Wie schade. Nun denn, das Problem mit den Editorialen ist, dass sie niemand liest. Also los, lest wenigstens den Rest und wir sehen uns dann in der nächsten Ausgabe des Heiteren Cholerikers. Am 23. April. Hihi, welch geistreicher Witz. Naja. Tschüss.

Der nächste Choleriker erscheint am 22. April 2016

Wir suchen nach wie vor nach Mitarbei-tern! Kannst du furchtbar tolle Karikatu-ren zeichnen?! Komme zum Heiteren Cho-leriker!! Kannst du furchtbar tolle Artikel schreiben?! Komme zum Heiteren Choleriker!! Ist dir ein bisschen langweilig?! Komme zum Hei-teren Choleriker! Einfach eine Mail schreiben an [email protected], allerdings gu-cken wir da total selten rein, eine PN über Twitter wäre besser. Oder schreib den Chefredakteur di-rekt über tyllpeters.de/kontakt an. Oder so. Ist ei-gentlich völlig egal. Hauptsache, wir unser Team wird größer, dann können wir auch viel mehr produzieren! Und mehr DHC ist doch für alle, eine Wohltat, nicht wahr? Hm. Na ja. Vielleicht.

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4 DER HEITERE CHOLERIKER

Jawoll, das heitere Manifest, Stumpf ist trumpf, ist nach wie vor in Arbeit. In der letzten Aus-gabe des Cholerikers wurde angekündigt, dass wir dieses Mal ankündigen, dass Stumpf ist trumpf sich verspätet. Nun, stattdessen kün-digen wir jetzt an, dass Stumpf ist trumpf wohl noch vor DHC7 erscheint, wahrscheinlich noch März. Auf Twitter (@DHC_redaktion) und auf Facebook (facebook.com/Heite-rerCholeriker) halten wir euch über den genau-en Releasetermin auf dem Laufenden. Nun ist es endlich Zeit für Leaks. Mein Onkel arbeitet beim Heiteren Choleriker, da-her habe ich jetzt schon vorab einige brisante Informationen über dieses legendäre Werk, das jeden Lehrer, jeden Pädagogen, jeden Univer-sitätsprofessor seine Arbeit hinterfragen lassen wird. In Stumpf ist trumpf lest ihr, wie stumpf der Lernstoff, der Unterricht, die Noten, die Uhrzeit und die Verbote sind. Dennoch ist der Zweck von Stumpf ist trumpf nicht, zu prokla-mieren, wie unnötig es ist, zur Schule zu ge-hen. Es ist keine Ausrede, nichts mehr für die Schule machen zu müssen. Stattdessen wird dargestellt, wie wichtig Bildung ist, und es wird erklärt, warum die Schule Bildung nicht richtig vermittelt. Seid gespannt. Stumpf ist trumpf wird auf dem Issuu-Account von DHC kostenlos verfügbar sein. Einige durften Stumpf ist trumpf schon vorab lesen, wir haben einige Reviews erhalten.

So ein Quatsch. Nur Ausreden, nichts für die Schule machen zu müssen... Dr. Ernst S. Eriös

7.8/10 not enough water IGN

Mein absolutes Lieblingsbuch!! Link in der Videobeschreibung!! Bibi

Fantastisch! Stumpf ist trumpf hat mich da-von überzeugt, meinen Job an den Nagel zu hängen und stattdessen zu hartzen! Frau Mustermann, Lehrerin aus Bielefeld

UNGLAUBLICH!! Der Heitere Choleriker ZERSTÖRT das Schulsystem: Deutschland bald OHNE Bildung?! Bildzeitung

SCHEIS SCHUHLE!!1!elf Aber wsa weis ihc was da drinne stehd ich hab kain bock zu lehsen Irgendein Löwenkind

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Jawoll! Ab sofort müssen wir aufpassen, was wir in DHC schreiben, da wir von nun an nicht nur von der NSA, sondern auch von Facebook abgehört werden. Nach einigen internen Diskussionen ha-ben wir uns nun entschlossen, eine Facebook-Sei-te aufzumachen. Eigentlich hat Twitter gereicht, aber egal. Nun, was bedeutet das? Das bedeutet, dass Zuckerberg ab sofort jede DHC-Zeichnung, die wir auf seiner lustigen kleinen Seite teilen, kommerziell nutzen darf. Und das ist nicht das Ziel von Der Heitere Choleri-ker. Es bedeutet auch, dass DHC-Inhalte ab sofort einer Community verfügbar sind, die sehr, sehr ungern auf Quellenangaben oder ähnliches achtet. All zu oft geschieht es, dass Bilder, Videos, Texte etc. einfach kopiert und als eigene Inhalte ausgegeben werden. Das heißt, ab sofort wird al-les, was wir veröffentlichen große Wasserzeichen haben, die man nicht so leicht entfernen kann. Außerdem müssen wir ab sofort damit rechnen, dass uns Werbung für die AfD, die NPD,

Donald Trump etc. zugeschickt wird, da diese einfach die Themen sind, die wir am häufigsten recherchieren, damit unsere Publikationen noch stichhaltiger werden. Kurz, Facebook ist der letzte Dreck. Aber was soll‘s, wir haben jetzt trotzdem eine Seite: facebook.com/HeitererCholeriker. Lasst einen Like da und macht noch irgendwelche merk-würdigen Einstellungen, die man bei Fressebuch machen muss, damit einem Beiträge überhaupt angezeigt werden. Teilt alles mit euren Freunden (Notiz: Facebook-Freunde sind nicht automatisch Freunde, aber der Einfachheit halber nennen wir sie jetzt einfach so. Im Internet ist sowieso jeder dein Freund) und sorgt dafür, dass wir endlich mal mehr Leser kriegen, verdammt!!1!elf Nur des-wegen haben wir jetzt überhaupt einen Account bei dieser Drecksseite!! Na looss!! facebook.com/HeitererCholeriker. Nochmal in Capslock: FACE-BOOK.COM/HEITERERCHOLERIKER!!!! Na los, machen tun!!

DHC IST JETZT BEI FRESSEBUCH

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Tag für Tag machen wir uns hier in Europa über Trumps Aufschwung an Wählern in den USA lus-tig, während die AfD bei uns in Deutschland schon die drittgrößte Partei geworden ist. Was für eine Ironie, nicht wahr? Doch wer wählt die AfD? Repräsentieren Sachsen und Ostdeutsch-land allgemein die „Südstaaten Deutschlands“? Trump will keine Muslime in Amerika, die AfD will keine Flüchtlinge, vielleicht sollten sich Trump und die AfD zusammentun, immer-hin wollen beide irgendwen weghaben. Sei es eine unschuldige Gruppe von Menschen oder die Bun-deskanzlerin - Eastern Germany und Southern USA wären das Dream-Team par excellence.Die AfD will Merkel zusammen mit all den Flücht-lingen in Deutschland weg haben, doch was bedeu-tet das eigentlich? Sie haben Angst vor einem po-tenziellen und doch sehr unwahrscheinlichen, nahe zu unmöglichen Riss in die eigene Sicherheit. Was

wollen sie also dafür? - Die vollständige Sicherheit einer anderen Gruppe von Menschen, die diesen irrsinnig unwahrscheinlichen Riss nach sich zie-hen könnte, wegnehmen. Was heißt das konkret? Sie protestieren für den Tod vieler Menschen, während sie selbst sich höchstwahrscheinlich schon ihr ganzes Leben in einem der zugleich reichsten und sichersten Ländern der Erde befinden. Das Problem hierbei ist allerdings, dass sie nicht nur protestieren, denn jene rechten AfD, NPD und Nichtwähler, die Flüchtlingsheime anzünden und sich „DAS VOLK“ nennen, sind der Grund dafür, dass Menschen, die vor noch viel schlimmerer Gewalt und viel größerem Hass fliehen, in Deutschland wie jene behandelt werden, die diese Gewalt und diesen Hass ausüben. Obwohl der Großteil der Deutschen viel Solidarität zeigt, verstoßt „Das wahre Volk“ und dessen kleine, regelmäßige, aber noch so stumpfsinnige Dresdner Montagsrevolution ge-gen jede noch so erdenkliche Form von Moral.

Sachsen - das wahre Volk?

Josef Schalumov

Die Wahlen in den USA stehen wieder mal an und der amerikanische Kapitalismus erblüht in seiner vollen Pracht. Während die Republika-ner gemeinsam mit Trump die Südstaaten domi-nieren, kandidieren Hillary Clinton und Bernie Sanders zusammen auf der demokratischen Seite. Bernie Sanders, ein demokratischer Sozialist, sieht healthcare als Menschenrecht, das für jeden, egal aus welchen finanziellen Verhältnissen, zugängllich sein sollte. Sanders will das grundlegende "healthcare system" in den USA revolutionieren, außerdem setzt er auf eine bezahlbare Bildung für jeden. Erreichen will er dies, indem die richtigen Ziele in den Fokus gesetzt, und vor allem die Ausgaben fürs Militär ge-kürzt werden. Natürlich sieht dieses Prinzip eine Er-höhung der Steuern als logische Konsequenz der Ziele vor, was bei vielen Amerikanern auf Empörung stößt. Sie nennen ihn den "neuen Stalin", die Regierung wird noch die ganze Macht haben, nicht die Bürger! --- Das ist es, was Sanders will, nicht wahr? Ist doch ganz egal, ob Sozialist oder Kommunist. Ist doch sowieso fast das gleiche! Wer braucht schon eine vernünftige healthcare oder eine bezahlbare Bildung, wenn er eine Mauer zwischen Mexiko und den USA haben kann. "Ban on muslims" --- Kein Problem, only Jesus for

the USA. Ah ja, wie wollte Trump noch gleich mehr Jobs schaffen? -- "Just by doing it" --- "I'll just do it", "You know, I'm very rich" , "I have a lot of friends, Je-wish friends, muslims friends,.." Trump liefert, egal ob Debatte oder andere Veranstaltung, jedes Mal präzise Antworten und genau das gefällt den Amerikanern in den Südstaaten so sehr. Er ist Milliardär, was kann er schon falsch machen? Casino oder Wirtschaftsmacht, wo liegt da überhaupt der Unterschied, hat doch bei-des irgendwie mit Glück und Geld zu tun, oder? Resümieren wir also: Eine grundlegene über-arbeitung des healthcare systems der USA, die es je-dem, unabhängig von seiner finanziellen Situation, ermöglichen soll, behandelt und medizinisch ver-sorgt zu werden, eine bezahlbare Bildung und sinn-volle Ausgaben der Steuern, die zu diesen Dingen führen sollen. Was will er dafür? Erhöhte Steuern. Auf der anderen Seite haben wir Donald Trump: Eine Mauer zwischen Mexiko und ein Verbot für Muslime, mal abgesehen von Flüchtlingen, die nie in ihrem Leben amerikanischen Boden betreten wür-den. Außerdem will er den Chinesen, Europa und allen anderen Konkurenten zeigen, wer der Boss ist.Die einzig plausible Antwort also: Vote for Trump!

Sanders vs. trumpJosef Schalumov

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Tyll Peters, der Misanthrop vom Dienst, kommentiert

wollen sie also dafür? - Die vollständige Sicherheit einer anderen Gruppe von Menschen, die diesen irrsinnig unwahrscheinlichen Riss nach sich zie-hen könnte, wegnehmen. Was heißt das konkret? Sie protestieren für den Tod vieler Menschen, während sie selbst sich höchstwahrscheinlich schon ihr ganzes Leben in einem der zugleich reichsten und sichersten Ländern der Erde befinden. Das Problem hierbei ist allerdings, dass sie nicht nur protestieren, denn jene rechten AfD, NPD und Nichtwähler, die Flüchtlingsheime anzünden und sich „DAS VOLK“ nennen, sind der Grund dafür, dass Menschen, die vor noch viel schlimmerer Gewalt und viel größerem Hass fliehen, in Deutschland wie jene behandelt werden, die diese Gewalt und diesen Hass ausüben. Obwohl der Großteil der Deutschen viel Solidarität zeigt, verstoßt „Das wahre Volk“ und dessen kleine, regelmäßige, aber noch so stumpfsinnige Dresdner Montagsrevolution ge-gen jede noch so erdenkliche Form von Moral.

Die deutsche Politik hat immer ein wenig anders ausgesehen. Heutzutage ist Deutschland eine demokratische Republik, in der alle machen, was Mutti ihnen sagt – sicherlich nicht die beste Idee, dennoch Mutti wurde vom Time-Magazin als Person des Jahres 2015 gewählt, die Kanzlerin der freien Welt. Die Person, die quasi Europa regiert. Früher war das ein bisschen anders. In den Dreißigern und den frühen Vierzigern war die deutsche Politik deutlich fremdenfeindlicher; Deutschland war faschistisch. Die Leute waren blöd genug um für Adolf zu stimmen, der hat dann auch gleich mal 'nen Krieg angezettelt und eine Handvoll Millionen Menschen getötet. Nachdem das Dritte Reich kapituliert hat, wurde Deutschland wieder zu ei-ner Demokratie, die es bis heute geblieben ist. Und das ist gut so – Deutschland, kein Land dieser Welt sollte jemals (wieder) rechtsextrem werden. Doch leider, leider steigen in letzter Zeit Parteien und Politiker auf, die gegen die Ideen von Europa sind. Ein Beispiel ist die AfD in Deutschland, aber auch der Front Na-tional (FN) in Frankreich oder Donald Trump in den Staaten. Die Nazi-Herrschaft war ein großer Fehler, doch man kann aus Fehlern lernen. Und dennoch ist die AfD jetzt die drittstärkste Partei in Umfragen. Eine antieuropäische Par-

tei ohne Inhalte, die einfach Merkel vom Thron werfen will. Die Partei braucht keine Ziele, nur Hetze. Und Leute wäh-len sie. Warum? Wissen sie nicht, was schon passiert ist? Betrachten wir mal nicht nur Deutschland, betrach-ten wir die Welt im allgemeinen. In Polen wurde die PiS, eine populistische antieuropäische Partei, gewählt, die schon gleich die Pressefreiheit eingeschränkt hat. Na super. In Deutsch-land mag das egal sein, da es hier eh nur die Lügenpresse gibt, nicht wahr? Ha. Ha. In Frankreich hat Marine Le Pen Chancen, 2017 Präsidentin zu werden. In den USA hat Donald Trump den Super Tuesday für die Republikaner gewonnen. Warum tun die Leute das? Warum werden die rech-ten Politiker immer populärer? Ich kann es mir nicht erklä-ren, aber es sollte jedem vernünftigen Menschen klar sein, dass Nationalismus nicht der Weg nach vorne ist. Europa ist zur Zeit mit vielen Krisen konfrontiert, allen voran die Flücht-lingskrise, doch soll man Europa ablehnen? Auf keinen Fall. Zwar kann man die Kompetenz von Mutti und all den Muttisöhnchen in Frage stellen, aber Frauke Petry an der Spitze dieses Landes wäre unvorstellbar. Wer eine gute Zu-kunft will, darf keine reaktionäre Partei wählen. Also: Hirn an!

ERST DENKEN, DANN WÄHLEN!

Sanders vs. trumpJosef Schalumov

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Kommenden Sonntag stehen drei Landtagswahlen an: In Ba-den-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und und Sachsen-Anhalt. Wie vor jeder Wahl gibt es schon Umfragen und Prognosen, die ein ziemlich gutes Bild der Ergebnisse liefern. Vorne liegen CDU und SPD (Die keine Volksparteien mehr sind, da das Volk neuerdings aus Leuten besteht, die ohne Sinn und Verstand ge-gen Merkels Politik demonstrieren und Flüchtlingsheime an-zünden), doch dann wird es erschreckend: Drittstärkste Kraft ist die AfD. Die Alternative für Deutschland. Jawoll, jene kleine rechte Partei, die nur ein einziges Thema hat: Merkel muss weg. Die AfD hat sich verändert. Gegründet wurde die Spaßpartei Februar 2013, damals haben sie sich noch beworben als die Partei, die strikt gegen Europa ist. »Wählt die AfD, gegen den Terror des Euro! Warum ein Euro, wenn man auch zwei Mark haben kann?«, hieß es. Gründungsvater Bernd Lucke ist dann ir-gendwann ausgestiegen, ihm war die Partei zu rechts. Das war ja überhaupt gar nicht vorhersehbar, dass die AfD sich zu einer nationalistischen Partei am rechten Rand avancieren würde; zu einer vernünftigen NPD, sollte es so etwas geben. Wir leben in einer schwierigen Zeit. Millionen Flüchtlinge sind weltweit un-terwegs, sie flüchten aus ihren Heimatländern, vor Terror, vor Gewalt, vor Angst. Ihr Ziel: Europa. Es ist keine Frage, ob man die Flüchtlinge annehmen oder abschieben soll. Man muss diese Leute aufnehmen – Das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht. Manche halten Flüchtlinge sogar für eine Bedrohung. Menschen, die nichts haben, die Schutz suchen. Aber Ach-tung!, sie könnten ja IS-Terroristen sein. Und was noch schlim-mer ist: Sie sind so… anders. Sie sind nicht aus Deutschland. Merkels Politik ist daher stark umstritten. Es heißt, wir schaffen es! Europa hat schon viele Krisen bewältigt, wir kriegen auch das hier hin. Das Problem ist nur: Nicht jeder will da mitma-chen. Die Flüchtlinge treffen zwar auf Solidarität und Freundlich-keit, aber leider auch auf Hass und Rassismus. Viele europäische Staaten machen ihre Grenzen dicht oder setzen eine Obergrenze für die Anzahl an Flüchtlingen. Offenheit ist etwas anderes. Ein ge-meinsames Europa ist etwas anderes. Merkels Deutschland nimmt weiter auf, das trifft aber nicht immer auf Gegenliebe. Die AfD hat jetzt ein neues Thema. Die AfD ist nicht mehr die Partei gegen Europa, gegen die EU, gegen den Euro. Die AfD ist jetzt die Partei gegen Angela Merkel. »Merkel muss weg«, heißt es. Das Kreuz auf dem Wahlzettel steht bei der Alternativen für Deutschland. Was sind das für Leute, die diese Partei wählen? Die dafür sorgen, dass die AfD die drittstärkste Partei wird und an-dere große Parteien wie die Linkspartei, die Grünen und die

FDP immer weniger Stimmen erhalten, und warum wählen sie die AfD? Mein Team vom Eriös Research Institute und ich ha-ben uns in Sachsen umgehört, wir wollten jene kennenler-nen, die ihr Gehirn ausschalten und gegen Merkel hetzen. Unsere Recherche beginnt an einem Montagabend. Der gewöhnliche AfD-Wähler neigt dazu, mit seinen NPD-Wäh-ler-Freunden und anderen Rechten montags spazieren zu ge-hen und gegen alles zu protestieren. Was wir alles gesehen haben? Die Flagge des deutschen Reichs, schwarz-weiß-rot. Und zahlreiche Transparente, die zu unserer Überraschung so-gar korrekt geschrieben waren. »Flüchtlinge raus!«, »Wir sind das Volk!!«, »Merkel muss weg!!«. Ich spreche einen Passanten an. »Guten Tag, der Herr«, sage ich, »Ich komme im Auftrag von Der Heitere Choleriker und-« »Der Heitere Choleriker?!« »Ja, genau, ich mache eine Studie über-« »LÜGENPRESSE!!!« Er schlägt mich und zieht weiter, streckt seinen rechten Arm in den Himmel und brüllt mit den anderen im Chor: »Wir sind das Volk! Wir sind das Volk! Wir sind das Volk!« Natürlich müssen wir zugeben, dass längst nicht alle Pegida-Demonstranten AfD-Wähler sind. Im Gegenteil, man-che von ihnen sind auch NPD-Wähler oder einfach Nichtwäh-ler, denen ein wenig langweilig ist, weswegen sie bei der Hetze mitmachen. Andersherum ist auch nicht jeder AfD-Wähler Pegi-da-Demonstrant, was daran liegt, dass längst nicht alle in Dres-den wohnen. Dennoch haben wir einen guten ersten Eindruck davon erhalten, mit wem wir uns hier eigentlich befassen. Aus ihren Mäulern kommt der reinste Hass und in ihr Gehirn will nichts rein. Ich versuche, mit einigen zu argumentieren: »Lü-genpresse?! Als ob Der Heitere Choleriker Lügen verbreitet, du hast das doch noch nie gelesen!!« »Na und? Ich kann ja auch gar nicht lesen!« Darauf weiß ich keine Antwort. Ich will nicht alle AfD-Wähler etc. als Idioten darstellen, immerhin sind sie in der Lage, etwas korrekt anzukreuzen. Man mag sie als uninformiert bezeichnen, jedoch sind sie auch dafür mitverantwortlich. Wie sollen sie sich denn auch richtig informieren, wenn alle Informa-tionen aus der Lügenpresse stammen? Die einzig richtigen Infor-mationen kommen von ihnen selbst. Die wissen sie einfach. Elf von zehn Flüchtlingen sind vorbestrafte Vergewaltiger. Merkel ist ein böser Gutmensch, der die deutsche Rasse vernichten will. Da weiß man nur noch eine Lösung: AfD wählen. Viele sind ja gar nicht für die Inhalte, die Ziele der AfD, sie wollen einfach nur, dass Merkel verschwindet. Dass die Regierung verschwindet. Dabei ignorieren sie Fakten und Tatsachen, sie sind gegen alles negativ eingestellt. Sie denken deutsch. Sie wollen ein deutsches Deutschland. Aber eine Sache wissen sie nicht: Deutschland ist seit einigen Jahrzehnten nun schon nicht mehr faschistisch. Deutsch-land ist jetzt ein Teil von Europa, genauso wie Frankreich, Spani-en, Italien und Großbritannien auch. Deutschland ist jetzt offen, multikulturell. In Deutschland wird keiner mehr diskriminiert oder ausgeschlossen, in Deutschland ist jeder Mensch, egal wel-cher Kultur, welcher Religion, welcher Ethnie gleich willkommen. Aber das weiß nicht jeder (Apropos uninformiert). Statt-dessen wird einfach die AfD gewählt (Oder ein Flüchtlingsheim angezündet), das ist viel einfacher als z.B. mal etwas Bildung zu genießen. Die AfD, die ist dagegen. Der wird einfach die Stimme gegeben. Der Grund, warum die AfD am Sonntag in drei Landta-ge einziehen wird, ist schlichtweg ein Mangel an Informationen.

DER HEITERE CHOLERIKER 9

WER Wählt die Alternative für Deutschland?

Eine Studie von Dr. Ernst S. Eriös von der Technischen Universität Dresden.

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10 DER HEITERE CHOLERIKER

Ich wache auf, schaue auf die Uhr und sehe, dass es schon halb zehn ist. Hastig ziehe ich meinen Anzug an, putze Zähne, laufe die Treppe hinun-ter, wobei ich fast hinfalle und hole mir am Kiosk gegenüber einen Bagel. Ich bin wütend, wütend auf mich selbst. Wie schaffe ich es bloß, jeden Tag zu spät zu kommen? Der Chef hat mich schon zweimal ermahnt, wenn er mich nochmal ermahnt, werde ich bestimmt gefeuert. Ich stei-ge ins Auto und muss feststellen, dass ich schon wieder vergessen habe zu tanken. Also laufe ich durch die regnerische Stadt zur nächsten Bushal-testelle und sehe, wie der Bus direkt vor mir weg-fährt. Mit hängenden Schultern trotte ich zu Fuß zur Arbeit und komme dort um halb zwölf an. Ich habe Glück, der Chef ist heute krank und meine Mitarbeiter sind nett genug, um ihm nicht zu sagen, dass ich wieder zu spät komme. Ich mache mir einen Kaffee und setze mich an meinen Schreibtisch. In zwanzig Minuten habe ich einen Termin mit zwei Kunden, die gerne ein neues Konto eröffnen wollen. Davor muss ich aber noch den Stapel, der sich auf meinem Schreibtisch stapelt, abarbeiten. Ich nehme den ersten Zettel und fange an zu arbeiten. Nach fünf Minuten kommt mein Kollege in mein Büro und fragt mich, ob ich ihm helfen könne. Ich nicke und zeige ihm, wie man Zinsen berechnet. Mal wieder habe ich das Gefühl, dass in meiner Abtei-lung alle sind, die die anderen nicht haben wollen. Meine Kunden kommen gerade an, als ich auf Toilette gehe. Ich setze sie in ein Büro und verschwinde nochmal kurz. Als ich wieder zurück komme, stelle ich mit Entsetzen fest, dass die Kun-den ihren Kaffee auf meinen PC geschüttet haben und ihn somit zerstört haben. Ich gehe also in den Besprechungsraum und versuche, dem Ehepaar zu erklären, dass wir nicht versuchen sie abzuziehen, sondern sie bei uns sogar noch Geld bekommen, wenn sie ihr ein Konto eröffnen. Leider sind die Kunden so mit Vorurteilen zugeleitet worden, dass

sie mir nichtmal zuhören und nur hier sind, um mir zu erzählen, wie blöd ich doch bin. So langsam habe ich das Gefühl, dass ich heute lieber hätte lie-genbleiben sollen. Ich sage dem Ehepaar, dass sie auch gehen können, wenn sie kein Konto eröffnen wollen. Nur leider werden diese darauf zickig und sagen, dass sie sich bei meinem Chef beschweren werden und dafür sorgen, dass ich gefeuert werde. Total fertig komme ich aus dem Ge-spräch heraus und sehe, dass der Berg auf mei-nem Schreibtisch noch größer geworden ist. Ich rufe den Techniker an und sage, dass er meinen PC reparieren muss. Ich schnappe mir einen Haufen Papier und nehme ihn mit ins Büro eines Kollegen, der heute nicht da ist. Ich merke, dass ich wieder Überstunden machen muss und nicht mal dann alles schaffen werden. Leider komme ich nicht zum Arbeiten, weil alle fünf Minuten mein Telefon klingelt und ich von Büro zu Büro laufen muss. Gerade, als ich mit einem Kaffee aus der Küche komme, sehe ich eine hübsche junge Frau. Ich bin so gefesselt, dass ich mir den Kaf-fee auf die Hose kippe. Ich stoße einen Schrei aus, stoße gegen die Deckenlampe. Will mich umdre-hen und laufe voll gegen die hinter mir zugefal-lene Tür. Ich falle hintenüber und sehe die Frau auf mich zu kommen. Ich stehe auf und frage sie, ob ich ihr helfen kann. Sie sagt, dass sie die neue Mitarbeiterin sei und jetzt neben mir sitzen wer-de. Na toll, denke ich und werde unfassbar rot. Nach dem Arbeitstag setze ich mich in den Bus, der, wie hätte es anders sein können, eine Panne hat. Das Taxi ist zu teuer, also lau-fe ich nach Hause und gehe zwischendrin noch einkaufen. Als ich mit den Tüten beladen nach Hause komme, fallen mir die Tüten die Treppen runter. Während ich runtergehe, rutsche ich auf einem Kohlkopf aus und werde kurz danach vom Krankenwagen abgeholt. Im Krankenhaus liegend sage ich: „Was für ein Scheißtag“. Nur hört mich keiner, denn wer sollte mich denn besuchen…

(Fortsetzung folgt)

Eine Kurzgeschichte...

Daniel Vogt Jawoll, DHC-Redakteur Daniel Vogt hat begonnen, zusammen-hängende gesellschaftskritische Kurzgeschichten zu schreiben. Diese werdet ihr in nächster Zeitauf diesen Seiten lesen! Even-tuell haben wir dann auch mal einen guten Namen dafür!

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DER HEITERE CHOLERIKER 11

Der Marktschreier DIE FRISCHESTEN NACHRICHTEN AUS DER GANZEN WELT, RECHERCHIERT VON DANIEL VOGT, TYLL PETERS UND GOOGLE, INC. EIGENTLICH NUR VON GOOGLE. 11. März 2016 - 0,00€ - dermarktschreier.wordpress.com ABHÄNGIG, PARTEIISCH, BESTECHLICH

Nachdem kurzfristig Frauke Petry ihren Antritt zur Präsident-schaftswahl in Amerika bekannt gegeben hat, gab es eine Welle des Schocks auf der ganzen Welt. Wie aber schnell klar wurde, ist Petry gar keine Amerikanerin und kann somit nicht Präsidentin werden. Darauf hatte Trump natürlich eine schnelle Antwort pa-rat und er sagte: „Na und, dann heiraten wir eben. Seelenverwand-te sollten an einem Strang ziehen.“ Die Bundeskanzlerin reagierte mit Erleichterung und sagte in einer Pressekonferenz: „Wenigstens ist sie dann nicht mehr bei uns.“. Beatrix von Storch ist aber mit der Entscheidung von Petry überhaupt nicht einverstanden, denn wer soll ihr denn jetzt helfen, auf Flüchtlinge zu schießen, außer den beiden macht da ja keiner mit. Vor zwei Stunden ist jetzt eine Flotte der U.S. Army unterwegs nach Deutschland, beauftragt von Trump persönlich, der sich natürlich einfach die Armee gekauft hat. Rus-sische Söldner und irakische Atombomben befinden sich auch auf dem Weg nach Deutschland, wo von Storch nur Sehnsüchtig dar-auf wartet endlich mal auf den Abzug drücken zu dürfen. Bedenken werden von niemandem geäußert, denn wer wagt es schon, Trump zu widersprechen (Das macht er selbst schon oft genug)… dav

Welcome, President Petry!

Es ist ja bekannt, dass das Verfahren zum Verbot der NPD läuft. Merkel sprach nun den Verfassungsschutz an, dass er alle seine V-Männer abziehen soll, damit die NPD nun frei von äußeren Einflüs-sen ist. Es stellte sich nur leider heraus, dass die NPD sich ohne die V-Männer von alleine auflösen und die Führungs-ebene komplett wegfallen würde. Das Verfahren wird also gestoppt, bis genug Nazis beigetreten sind, dass man sich wieder über die Partei aufregen kann. Leider finden sich aber keine Polizisten und Richter, die es wagen, die V-Männer anzuzeigen. Denn die V-Männer waren die einzigen Mitglieder, die Kontak-te zu Terroristen hatten. Schätzungen nach hat die NPD noch 40 Mitglieder. Davon haben aber schon 20 Mitglieder angekündigt zur AfD zu wechseln, weil diese viel erfolgreicher sei. Die restli-chen 20 sind inaktive Mitglieder, die nur kommen, wenn es gratis Essen gibt. Es gibt also eigentlich keine wirklich rechtsextreme Partei; es sei denn, der Verfassungsschutz gründet eine Partei. Wie Dem auch sei, Seehofer hat angekündigt, dass er vielleicht die CSU auf ganz Deutschland ausweiten würde. Allerdings gibt es einige Proble-me mit der Koalition mit der CDU. Die CDU sagt, sie würde es nicht befürwor-ten, wenn die CSU in ganz Deutschland wäre. Als einfache Lösung kündigte Seehofer an, er werde die neue Partei einfach AfS, Alternative für Seehofer, nennen. Also können wir uns freuen oder auch nicht, dass es bald noch eine neue rechte Partei gibt. Aufpassen muss man nur, dass Seehofer sein Königreich nicht auf ganz Deutschland ausweitet.dav

Wird die NPD jetzt doch nicht verboten?

Datenleck bei Terrororganisation „Bildzeitung“

Berichten zufolge ist das Datenleck bei der gefürchteten Terror-ganisation „Bildzeitung“ größer als gedacht. Die Organisation begeht seit Jahrzehnten Anschläge auf den gesunden Menschen-verstand und schreckt dabei vor Hetze, reißerischen Überschrif-ten, Halbwahrheiten und nackten Frauen nicht zurück. Dem Fernsehsender Sky News wurden nun Daten über zahlreiche „Bild“-Mitglieder zugespielt. Diese umfassen private Daten wie Adresse und Telefonnummer, was es in Zukunft leichter machen wird, die „Bild“ effektiv zu bekämpfen. Regierungssprecher Stef-fen Seibert sagte gestern Abend in einer Pressekonferenz, dass sich die Bundeswehr für einen Großeinsatz in Berlin, dem Haupt-sitz der Terrororganisation, vorbereitet. Ein Journalist, der sich als „Redakteur des wichtigsten Axel-Springer-Blattes“ ausgab, fragte, wann und in welchem Ausmaß dieser Übergriff stattfin-den wird. Darauf wusste Seibert, wie so oft, keine Antwort. tyl

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12 DER HEITERE CHOLERIKER

Neues aus dem NeulandWir vom Heiteren Choleriker wollen ja möglichst viele Men-schen ansprechen. Das ist uns allerdings immer schwer gefallen, da wir uns vor allem über komplizierte Themen wie Politik lusitg machen. Jetzt haben wir begriffen, dass wir das Dümmste vom Dummen bringen müssen. In Zusammenarbeit mit RTL bringt DHC nun die erste Hartz-IV-Sendung mit YouTubern in den Hauptrollen. Hier ist es nun: Das komplette erste Drehbuch von...

Die hauptberufliche Abzockerin Bibi (23) und ihr Freund Julian (9) leben sind nun schon seit sieben Jahren zusammen. Das Paar hat sich auf dem Arbeitsamt kennengelernt, als beide von Hartz IV gelebt haben. Seit einigen Jahren prostituiert Bibi sich als Werbeträgerin für quasi alles auf YouTube, 2014 hat Julian nachgerückt. Das Geschäftsmodell der beiden basiert darauf, kleine Kinder zu verarschen und deren Eltern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Inzwischen können die zwei davon leben; das viele YouTube Money hat ihnen einen deutlich angenehmeren Lifestyle ermöglicht. Bis vor Kurzem schien es so, als stünde den beiden eine glückliche Zukunft bevor – Doch nun hat sich das schlagartig geändert.

OFF: Montag, 14 Uhr. Bibi ist gerade aufgestanden und geht ins Bad um sich drei Liter Schminke ins Gesicht zu schmieren. Aber dort trifft sie auf den völlig betrunkenen Julian…

Bibi schreit Julian verständnislos an. Sie ist völlig entsetzt über den An-blick. Julian seufzt ein wenig, er hat einen Kater.

Wie sich herausstellt, hat Julian das gesparte YouTube Money auf den Kopf gehauen, als er in der vorherigen Nacht mit Freunden feiern war. Bibi hatte geplant, damit in den Urlaub zu fliegen.

Bibi: Julian hat mich echt enttäuscht!! Ich hab mich sooo sehr auf un-seren Urlaub gefreut, ordentlich am Ballermann volllaufen lassen! Aber nein, dieser Arsch versäuft alles…!

Julian: Bibi tut mir leid, ich wollte das alles gar nicht! Aber ich war halt betrunken! Und dann noch mehr betrunken! Und dann noch mehr! Und dann war ich pleite!!

OFF: Dienstag, 18 Uhr. Bibi hat Julian aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, dieser wohnt inzwischen in einer billigen Absteige am Stra-ßenrand. Die geplagte Kommerzhure hat das alles nicht ganz verkraften können, sie sucht Trost bei ihrer Freundin Dagi.

Bibi telefoniert mit Dagi, dabei weint und heult sie lautstark. Sie ist traurig darüber, dass Julian all das Geld verschwendet hat, was sie Kids abgezockt haben. Dagi reagiert unfreundlich, sie sagt, Bibi und sie seien nicht befreundet, sondern nur Werbepartner. Sie soll sich nur melden, wenn sie eine neue Challenge drehen will.

Bibi: Und da… wusste ich nicht mehr weiter. Ich war so einsam, so verlas-sen! Ich hatte Krach mit Julian, ich hatte kein Geld mehr und niemand wollte sich um mich kümmern. Mir standen nur noch zwei Millionen Kleinkinder bei, die Bibinators, wie sie sich selbst nennen. Also hab ich erstmal ein neues Video für sie gemacht, in dem ich sie angestiftet hab, Julian zu fronten. Aber auch dann wusste ich nicht weiter…

OFF: Zwei Monate später. Die inzwischen völlig verzweifelte Bibi ist nun kokainabhängig. Sie hat sich völlig vom Rest der Welt abgeschottet, ihren YouTube-Kanal hat sie inzwischen völlig vernachlässigt. Doch plötzlich meldet sich der beliebte Musiker Liont bei ihr.

Bibi: Ich wusste erst gar nicht, was Liont von mir wollte. Er hatte Mitleid mit mir, er selbst war noch nicht ganz über seine Trennung von Dagi hinweg. Und die ist auch so ne richtige Schl(PIIEEP), oh Mann!! Wir hatten gemeinsame Feinde, dadurch sind wir uns näher gekommen… Und das war dann der Beginn unserer Affäre

Liont: Mann, dass Bibi und Julian Stress haben, kam mir echt gelegen!! Seit Dagi mich verlassen hat, kann ich meinen Löwenkinnas keine glückliche Beziehung mehr vorgaukeln!! Das war voll einfach, ich muss-te mich nur n bisschen bei Bibi einschleimen und schwupps war sie in meinem Bett! Ich find's total ekelhaft, sie zu küssen, das schmeckt so, als würde sie sich jeden Tag drei Liter Schminke in die Fresse schmieren, aber was tut man nicht alles für ein bisschen Geld…

OFF: Erst scheint Lionts Plan zu funktionieren. Die Löwenkinder und Bibinators sind tatsächlich leichtgläubig genug, um an Bibis und Lionts Glück zu glauben. Nach einem gemeinsamen Videodreh spricht Bibi es

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DER HEITERE CHOLERIKER 13

Neues aus dem NeulandClickbaiting, zu deutsch etwa Klickköder, ist ein Trend, der sich wie das Minecraftvirus über ganz YouTube verbreitet hat und anscheind nicht damit aufhören will.Doch was genau ist eigentlich Clickbaiting?Laut Wikipedia: „Ein Clickbait besteht in der Regel aus einer reißerischen Über-schrift, die eine sogenannte Neugierlücke (englisch curiosity gap) lässt. Sie teilt dem Leser gerade genügend Informationen mit, um ihn neugierig zu machen, aber nicht ausreichend, um diese Neugier auch zu befriedigen, ähnlich einem Cliffhanger.“ Es wäre ja nicht das Problem, wenn YouTuber ab und zu Clickbaiting betreiben, aber leider bedecken Clickbait-Videotitel fast die gesamte Startseite. Viele fragen sich, was so verwerflich daran ist, sich Zuschauer durch reißerische Videotitel zu "ködern". Das Verwerfliche daran ist, dass viele Videotitel einfach überdramatisiert sind,manchmal auch nicht der Wahrheit ent-sprechen, oder den genannten und verspro-chenen Inhalt nicht im Video widerspie-geln.Dies führt dazu, dass die gelockten Zu-schauer, die durch das Thumbnail oder den Videotitel dazu gelockt wurden, das Video zu schauen, verarscht werden bzw. wurden und der YouTuber trotzdem seinen Klick bzw. View auf das Video "abstaubt". Theoretisch könnte man solche YouTuber dafür belangen, aber da es nor-malerweise kostenlos ist, ein Video zu-schauen, geht dies leider nicht. Also wird mit Clickbaiting eigentlich nur die Neugier des Zuschauers ausgenutzt, um Views zu generieren und selbst wenn dem Zuschauer die Auflösung der Neugier-lücke nicht ausreichend ist, hat der YouTu-ber gewissermaßen plus gemacht. Willkommen in YouTube Deutschland 2015/2016.

SKANDAL: HAT JULIENCO MIT DAGI geschlafen?Erik „Termika“ Reumann

Julian: Bibi tut mir leid, ich wollte das alles gar nicht! Aber ich war halt betrunken! Und dann noch mehr betrunken! Und dann noch mehr! Und dann war ich pleite!!

OFF: Dienstag, 18 Uhr. Bibi hat Julian aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, dieser wohnt inzwischen in einer billigen Absteige am Stra-ßenrand. Die geplagte Kommerzhure hat das alles nicht ganz verkraften können, sie sucht Trost bei ihrer Freundin Dagi.

Bibi telefoniert mit Dagi, dabei weint und heult sie lautstark. Sie ist traurig darüber, dass Julian all das Geld verschwendet hat, was sie Kids abgezockt haben. Dagi reagiert unfreundlich, sie sagt, Bibi und sie seien nicht befreundet, sondern nur Werbepartner. Sie soll sich nur melden, wenn sie eine neue Challenge drehen will.

Bibi: Und da… wusste ich nicht mehr weiter. Ich war so einsam, so verlas-sen! Ich hatte Krach mit Julian, ich hatte kein Geld mehr und niemand wollte sich um mich kümmern. Mir standen nur noch zwei Millionen Kleinkinder bei, die Bibinators, wie sie sich selbst nennen. Also hab ich erstmal ein neues Video für sie gemacht, in dem ich sie angestiftet hab, Julian zu fronten. Aber auch dann wusste ich nicht weiter…

OFF: Zwei Monate später. Die inzwischen völlig verzweifelte Bibi ist nun kokainabhängig. Sie hat sich völlig vom Rest der Welt abgeschottet, ihren YouTube-Kanal hat sie inzwischen völlig vernachlässigt. Doch plötzlich meldet sich der beliebte Musiker Liont bei ihr.

Bibi: Ich wusste erst gar nicht, was Liont von mir wollte. Er hatte Mitleid mit mir, er selbst war noch nicht ganz über seine Trennung von Dagi hinweg. Und die ist auch so ne richtige Schl(PIIEEP), oh Mann!! Wir hatten gemeinsame Feinde, dadurch sind wir uns näher gekommen… Und das war dann der Beginn unserer Affäre

Liont: Mann, dass Bibi und Julian Stress haben, kam mir echt gelegen!! Seit Dagi mich verlassen hat, kann ich meinen Löwenkinnas keine glückliche Beziehung mehr vorgaukeln!! Das war voll einfach, ich muss-te mich nur n bisschen bei Bibi einschleimen und schwupps war sie in meinem Bett! Ich find's total ekelhaft, sie zu küssen, das schmeckt so, als würde sie sich jeden Tag drei Liter Schminke in die Fresse schmieren, aber was tut man nicht alles für ein bisschen Geld…

OFF: Erst scheint Lionts Plan zu funktionieren. Die Löwenkinder und Bibinators sind tatsächlich leichtgläubig genug, um an Bibis und Lionts Glück zu glauben. Nach einem gemeinsamen Videodreh spricht Bibi es

dann aus: Sie hat Misstrauen.

Bibi spricht Liont ruhig an, sie benutzt Wörter wie Schatz und Liebling. Liont fragt, was sie denn möchte, plötzlich ist sie knallhart. Sie weiß ganz genau, dass Liont sie verarscht, weil sie auf die Kontoauszüge der beiden geguckt hat.

Bibi: Ich wünschte, die Scheinbeziehung mit Liont wäre noch länger gegangen. Ich hab zwar bemerkt, dass er mich nur anlügt, aber ich war wenigstens nicht so allein. Aber ich konnte nicht akzeptieren, dass 100% der AdSens-Einnahmen an ihn gehen!

OFF: Bibi ist nun völlig am Abgrund. So langsam kann sie auch ihr Koks nicht mehr bezahlen. Einige Bibinators sind gestorben, da sie sich zu viel geritzt haben, da sie nichts mehr von ihrem Idol gehört haben. Aber dann klingelt es an der Tür…

Bibi: Ich konnte mein Glück kaum fassen! Julian wollte eine zweite Chance, er hat mir zur Versöhnung nigelnagelneue Werbeverträge mit-gebracht!!

OFF: Und so sind Bibi und Julian wieder glücklich vereint. Julian ist aus der billigen Absteige ausgezogen, diese wird inzwischen von Liont bewohnt, der sich dort vor Löwenkind-Kritikern versteckt. Dagi und Bibi scheinen sich wieder vertragen zu haben, zumindest sieht das in ihrer neuen Challenge so aus. Tyll Peters

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14 DER HEITERE CHOLERIKER

Vor ein paar Wochen wurde ich durch einen Anruf geweckt. Es ging eine Telefonkette durch, die erste Stunde (8 Uhr bis 8:45 Uhr) fällt aus. Das heißt, ich könnte rein theoretisch länger schla-fen, in der Praxis allerdings nicht, da ich bereits geweckt wurde. Nun denn. Dadurch, dass eine bestimmte Lehrerin – wir nennen sie jetzt spaßeshalber mal Frau Uninformiert (Wird nicht der einzige Lehrer sein, den wir hier bis zur Unkenntlichkeit umbe-nennen) – nicht da ist, fällt eine Menge Unterricht nicht statt, und zwar bis zum dritten Block (ab 11:40 Uhr, ein sogenannter Block besteht aus zwei Schulstunden, das heißt 90 Minuten). Normalerweise würden wir dann Vertretung kriegen. Haben wir aber nicht, und wir sind nicht geistig zurückgeblieben, weswe-gen wir auch nicht Bescheid geben, damit ein Lehrer kommt. Stattdessen vegetieren wir im Klassenzimmer bis wir welk sind. Aus einigen äußerst lächerlichen Gründen, die uns als die letzten Vollidioten darstellen lassen würden, einigen wir uns darauf, dass es eine gute Idee wäre, die Klasse von Pe-ter Zwegat (Name geändert) zu nerven. Zu dritt begehen wir eine erste Unterrichtsstörung: Wir gehen zu der Klasse, ich renne mit voller Wucht gegen die Tür und sage „Aua“. War zum Totlachen, leider hat keiner von der Aktion Wind bekom-men. Demnach hat das nicht all zu sehr gestört. Neuer Plan. In unserem Klassenraum liegt eine Kopie der Prokla-mation des Hitlerputsch von 1923 herum. Wir kommen auf die Idee, diese ohne Grund an die Tür von Peters Klasse zu befesti-gen. Es kommt der Gedanke auf, dass diese Proklamation we-nigstens irgendeinen Zusammenhang mit ihm haben sollte. Sein größtes Hobby ist, sich von allen möglichen Leuten Geld zu leihen und es dann nicht zurückzugeben, also kommt das auf unsere spontan umgeschriebene Fassung. Der neue Text lautet: „Proklamation an Peter (Eigentlich stand hier sein richti-ger Name, aber er will aus irgendeinem Grund anonym bleiben)! Der Terror der Schuldnerverbrecher in (Kaff, wo er wohnt) ist heute für abgesetzt erklärt worden. Die Vereinigung der Schulde-neintreiber kommt dich holen, diese besteht aus Gen. John Cena (Name geändert), Ad. Peters (Das bin ich!!), Gen. Bud Spencer (Name geändert), Obst. v. Buddy Ogün (Name geändert). Gez., die 42ä (Name der Klasse ändert) unter der Leitung von Gen. Ad. Hidler (Bewusst mit d)“ - Ich kann nicht verifizieren, dass dies der genaue Wortlaut war, da der Zettel mit unserer Prokla-mation einkassiert wurde. Diese Formulierung ist rekonstruiert. Der Plan steht, wir machen uns auf den Weg. Lei-der haben wir keine Nägel und alternativ auch kein Tesa-Film (Product Placement), also schieben wir den Zettel einfach un-ter der Tür durch, gefolgt vom obligatorischen Wegrennen. Dann sitzen wir wieder normal in unserem Klassenzimmer und hören laut Musik. Auf einmal kommt Herr Nervensäge (Name geändert) in den Raum, total aufgebracht. Er hat Pe-ters Klasse zu dem Zeitpunkt unterrichtet. Er kassiert erst ein-mal alle Handys, die er sehen kann ein (Das ist immer das ers-te, was Herr Nervensäge tut) und brüllt laut: „Das wird noch Konsequenzen haben!!“ und dann ist er wieder verschwunden. Der Rest des Tages verläuft relativ normal, allerdings ist Herr Nervensäge inzwischen zur Schulleitung gegangen, zu Frau Autoritär. Ich bin inzwischen zuhause, schalte den Computer ein kriege eine Nachricht von Gen. Bud Spencer (Name geändert). Er war bei Frau Autoritär, sie meint, es sei mega schlimm und echt voll nicht okay so. Aha. Nicht unbedingt, weil wir den Unterricht gestört haben (Kleine Anmerkung: Herr Nervensäges Unterricht

wurde am meisten durch Herrn Nervensäge gestört. Wir haben einen Zettel unter der Tür durchgeschoben; er ist total eskaliert und hat den Unterricht für fünf Minuten komplett aufgegeben, weil er ein paar neue iPhones brauchte), sondern weil unser Text rassistisch sei, eine Grenzüberschreitung. Alles klar. Er ist höchs-tens gegen die Rasse der Schuldner, bzw. gegen ein einziges Exem-plar dieser Rasse. Apropos – etwa zum selben Zeitpunkt erfahre ich, dass Peter an jenem Tag gar nicht in der Schule anwesend war, er war krank. Schade, das hätten wir vorher wissen sollen. Am übernächsten Tag spricht uns unsere Klassenlehre-rin, Frau Uninformiert an. Sie hat inzwischen Wind von der Sache bekommen, wurde aber ihrem abgeänderten Namen gerecht. Sie hat den Brief nicht gelesen, ihr wurde nur von Herrn Nervensä-ge und Frau Autoritär ungefähr berichtet, worum es geht. Und dass wir uns in unserer Proklamation bekennen, Nazis zu sein. Die selbe Geschichte, rassistisch, Grenzüberschreitung, bla bla bla. Und dass Anspielungen aufs Dritte Reich nicht erlaubt seien. Erstens – Sie sind erlaubt. Zweitens – Das war keine Anspielung

HIDLER UND DIE SCHULDENEINTREIBERJuliensBlog wurde verurteilt, weil er Lokführer nach Auschwitz schicken wollte. Er meinte, er würde den Zug dahin sogar selbst fahren. Kein Wunder, dass er verklagt wird: Es ist echt gemein, Lokführern vorzu-werfen, dass sie ihre eigene Arbeit nicht können und man sie deshalb für sie übernehmen sollte! Im folgen-den geht es um einen weitere Scherz, der auf ähnliche „Das darf man doch nicht!!1!elf“-Reaktionen stieß.

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DER HEITERE CHOLERIKER 15

auf das Dritte Reich, sondern auf einen fehlgeschlagenen Putsch in der Weimarer Republik, aber okay, die ungefähre Richtung war schon korrekt. Ich hatte den Gedanken, auf eine Zeichnung aus der letzten Choleriker-Ausgabe zu verweisen: Frauke Petry und Beatrix von Storch stehen in Nazi-Uniform an der Grenze und erschießen Flüchtlinge . Das hat schon deutlich mehr mit Nazis zu tun und ist nicht weniger verboten. Und eine Grenzüberschreitung war auch das nicht, denn die Flücht-linge werden schon erschossen, bevor sie die Grenze er-reichen. Die einzige Parallele zu einem kontroversen The-ma wie dem Dritten Reich ist die Tatsache, dass der Brief von einem gewissen Gen. Ad. Hidler unterschrieben wur-de, was anscheinend illegal ist, nach Frau Uninfor-mierts Auffassung. Verboten ist das nicht. Einen Zusam-menhang hat das auch nicht, es ist nicht satirisch oder irgendwas. Da steht einfach Hidler. Mit d. Das ist höchs tens falsch, ein Lehrer könnte also einen Rotstift nehmen und uns den Fehler anmerken, schließlich wird der Typ mit t ge-

schrieben. Wir hätten auch jeden anderen Namen hinschreiben können, z. B. Göbbls oder Himmlah. Das einzige, was wir uner-laubtes getan haben, war die Unterrichtsstörung. Zwar hat Herr Nervensäge ein wenig übertrieben, aber wir haben die ganze Ge-schichte angekurbelt. Nun gut. Zu unserer Verteidigung: Quasi jeder aus unserer Klasse hat gegen die Schulordnung verstoßen. Jeder hat sein Handy benutzt, fast alle sind herumgelaufen, man-che haben sogar das Schulgelände verlassen. Wir haben nieman-den verpetzt, aber man sollte das auf jeden Fall mal anmerken. Nun denn. Frau Uninformiert hat uns mit einer Straf-aufgabe sowie einer pädagogischen Maßnahme gedroht, eine Missbilligung haben wir nicht bekommen, da Peter sich für uns eingesetzt hat (Fun Fact: Er hat Ärger bekommen, weil er so vielen Leuten Geld schuldet). Allerdings sollte sich der Stu-fenkoordinator, Herr Gebildet, darum kümmern. Herr Gebildet fand die Sache halb so schlimm, Wörter wie das allseits beliebte Grenzüberschreitung hat er gar nicht in den Mund genommen. Er hat uns mit unseren Titeln aus der Proklamation angespro-chen, General John Cena (Name geändert), Admiral Peters und so weiter. Was Herr Gebildet angemerkt hat, war die Unter-richtsstörung. Er hat nicht unbedingt darüber geredet, dass das alles total verboten und inakzeptabel ist, stattdessen hat er mit uns darüber geredet, das es hierzulande nunmal so ist, dass Themen wie das Dritte Reich oder Atolf Hidler aus his-torischen Gründen mit Vorsicht zu behandeln sind, und dass es sehr leicht zu Kontroversen führt, wenn man einen Witz über Hidler macht. Er war irgendwie beauftragt, uns eine Aufgabe zu geben, daher sollten wir ursprünglich aufschrei-ben, warum das so ist. Kurz darauf kam er dann zu uns in die Klasse und hat die Aufgabe geändert, jetzt sollten wir eine Sa-tire über Schülerverhalten schreiben. Meine Version wird im Anhang zu meinem Manifest Stumpf ist trumpf zu lesen sein. Der Grund, warum die ganze Aktion und vor allem die Reaktio-nen darauf hier hervorgehoben werden? Weil es total irrsinnig ist, dass wegen eines schlechten Scherzes solch ein Rummel gemacht wird. Dass aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird. Unser Brief war komplett ironisch (Uns wurde auch gesagt, dass wir Peters innerste Gefühle damit verletzen und dass es verboten ist, ihm zu drohen. Interessant, dass Lehrer oder Pädagogen auf die Idee kommen, dass wir, wenn wir unser Geld von Peter zurückhaben wollen, ihn auf diese Art und Weise dazu bringen würden), er war in geringster Weise rassistisch, provokant, grenzüberschreitend, illegal. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber irgendwie überreagie-ren Lehrer, Pädagogen etc. sehr schnell. Ich habe in meine Physik-mappe vor einigen Monaten eine Hitlerkarikatur gezeichnet und dieser Hitler sagte: „Physieg heil!“. Das Wort Grenzüberschrei-tung fiel auch da, allerdings wurde der Physieg-Heil-Hitler nicht so heftig diskutiert wie die Proklamation unter der Leitung von Atolf Hidler. Aus irgendeinem Grund dachten einige Lehrer auch, wir würden rechtsextrem sein, dabei gehört es zum Beruf Lehrer, Leuten beizubringen, ihr Gehirn einzuschalten. Und würde jeder Witz, der irgendwie auf Deutschlands etwas unrühmliche Vergan-genheit anspielt, verboten sein, so müssten Internet, Fernsehen und viele Zeitungen und Zeitschriften sofort eingestellt werden. Einigen wir uns darauf, dass all diese Reaktionen deut-lich übertrieben waren. Außerdem hätte da sowieso keiner drauf reagieren dürfen, das gibt nämlich Stress mit den FineBros. Tyll Peters

HIDLER UND DIE SCHULDENEINTREIBERJuliensBlog wurde verurteilt, weil er Lokführer nach Auschwitz schicken wollte. Er meinte, er würde den Zug dahin sogar selbst fahren. Kein Wunder, dass er verklagt wird: Es ist echt gemein, Lokführern vorzu-werfen, dass sie ihre eigene Arbeit nicht können und man sie deshalb für sie übernehmen sollte! Im folgen-den geht es um einen weitere Scherz, der auf ähnliche „Das darf man doch nicht!!1!elf“-Reaktionen stieß.

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