der einfluß von ergotamin auf die blutzuckerkonzentration

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II. Aus dem Physiologischeil Institut der Phzms Budapest. Der Einflu, fi von Ergotamin auf die Blutzuckerkonzentration. Yon L. Rig6 und L. Veszelszky. (Eingegangen am 29. X. 1928.} Dale (1) hat zuerst die das sympathisehe 5Tervensystem lahmende Wirkung des Alkaloides des )[utterkornes beschrieben. Demgemi~6 sollte sich die Einwirkung desselben, als des Antagonisten yon Adre- nalin, auf den Blutzucker und Blutdruck in tier Vermin@rung der Blur- zuckerkonzentration und des Blutdruckes offenbaren. ~Naeh der chemi- schen Isolierung eines wirksamen Stoffes, des Ergotamins, wurden Versuche in Gang gesetzt, um die Wirkung desselben zu studieren. Die Ergebnisse sind aber nicht einheitlich, weder in bezug auf den Blutdruck, noch den Blutzucker. D ale und B raun (2) haben beim Kaninchen und beim Hun@ gefunden, da] eine kleine Dose (1--2 mg pro KilogTamm)yon Ergotamin die blutdruek- steigernde Wirkung yon Adrenalin vermindert, Kaufman (3) hat auf 0,25 bis 0,5 mg Ergotamin eine Verminderung yon Blutdruck, w~hrend Zorn (4) nach 0,5 mg Ergotamin (1 cem Gynergen) eine Steigerung gefunden. Roth- lin (5) hat in seinen Untersuchungen nachgewiesen, dab Ergotamin auf den Blutdruck eine zweiphasige Wirkung -- yon der Dose abh~ngend -- austibt, nnd zwar verursacht eine kleine Dose (0,05--0,25 mg pro Kilogramm, eine schwache, aber langdauernde Steigerung des Bhtdruckes, eine groBe Dose (yon 0,5 mg pro Kilogramm an) ist wirkungslos oder hat eine sehwache, kurz- dauernde 8enkung zur Folge bei Kaninchen. 5Tochmehr widersprechende An- gaben findet man tiber die die Blutzuekerkonzentration beeinflussende Wirkung. 5Taeh Lass er und Zipf (6) verursaehten 5--10 mg Ergotamin pro Kilogramm beim Kaninchen eine 14%ige Blutzuckerverminderung.--Eet4nyi und Pog~ny (7) haben gefunden, da~ das Ergotamin die Kurve der alimentaren Hyperglyk~mie in die L~nge zieht. ~TachMoretti (8) verursaeht das Ergota- rain bei den hungernden Diabetikern eine 30--60%ige Blutzuckerabnahme; bei Hungernden wie auch bei alimenti~rerHyperglyki~mieder Kaninchen hat es keine Wirkung auf die Blutzuckerkonzentration, es vermindert aber die Adrena-

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Page 1: Der Einfluß von Ergotamin auf die Blutzuckerkonzentration

II.

Aus dem Physiologischeil Institut der Phzms Budapest.

Der Einflu, fi von Ergotamin auf die Blutzuckerkonzentration.

Yon

L. Rig6 und L. Veszelszky. (Eingegangen am 29. X. 1928.}

Dale (1) hat zuerst die das sympathisehe 5Tervensystem lahmende Wirkung des Alkaloides des )[utterkornes beschrieben. Demgemi~6 sollte sich die Einwirkung desselben, als des Antagonisten yon Adre- nalin, auf den Blutzucker und Blutdruck in tier Vermin@rung der Blur- zuckerkonzentration und des Blutdruckes offenbaren. ~Naeh der chemi- schen Isolierung eines wirksamen Stoffes, des Ergotamins, wurden Versuche in Gang gesetzt, um die Wirkung desselben zu studieren. Die Ergebnisse sind aber nicht einheitlich, weder in bezug auf den Blutdruck, noch den Blutzucker.

D ale und B raun (2) haben beim Kaninchen und beim Hun@ gefunden, da] eine kleine Dose (1--2 mg pro KilogTamm) yon Ergotamin die blutdruek- steigernde Wirkung yon Adrenalin vermindert, Kaufman (3) hat auf 0,25 bis 0,5 mg Ergotamin eine Verminderung yon Blutdruck, w~hrend Zorn (4) nach 0,5 mg Ergotamin (1 cem Gynergen) eine Steigerung gefunden. Roth- lin (5) hat in seinen Untersuchungen nachgewiesen, dab Ergotamin auf den Blutdruck eine zweiphasige Wirkung -- yon der Dose abh~ngend -- austibt, nnd zwar verursacht eine kleine Dose (0,05--0,25 mg pro Kilogramm, eine schwache, aber langdauernde Steigerung des Bhtdruckes, eine groBe Dose (yon 0,5 mg pro Kilogramm an) ist wirkungslos oder hat eine sehwache, kurz- dauernde 8enkung zur Folge bei Kaninchen. 5Toch mehr widersprechende An- gaben findet man tiber die die Blutzuekerkonzentration beeinflussende Wirkung. 5Taeh Lass er und Zipf (6) verursaehten 5--10 mg Ergotamin pro Kilogramm beim Kaninchen eine 14%ige Blutzuckerverminderung.--Eet4nyi und Pog~ny (7) haben gefunden, da~ das Ergotamin die Kurve der alimentaren Hyperglyk~mie in die L~nge zieht. ~Tach Moretti (8) verursaeht das Ergota- rain bei den hungernden Diabetikern eine 30--60%ige Blutzuckerabnahme; bei Hungernden wie auch bei alimenti~rer Hyperglyki~mie der Kaninchen hat es keine Wirkung auf die Blutzuckerkonzentration, es vermindert aber die Adrena-

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Der Einflu$ von Ergotamin auf die Blutzuekerkonzentration. 11

linhyperglyk~mie. Silberstein und Kessler (9) haben gefunden, da$ das Ergotamin die Wirkung yon Insulin verstiirkt. Rothlin (5) hi~lt das Ergotamin als wirkungslos auf den Blutzucker. Rothschild und Jakobsohn (10) fanden nach Einspritzen yon Ergotamin bei Menschen eine Hypo-, bei Tieren eine tIyperglykiimie. Nach Farber (11) ruff 1--2 ccm Gynergen beim normalen Kaninehen eine Blutzuekerzu-, beim splafichnektomierten Kaninchen eine -abnahme hervor. Stoiner (12) land nach Einspritzen yon 1/2 ~em Gynergen bei Kindern vier Mfglichkeiten der Wirkung: 1. Kleine Schwankung innerhalb der Fehlergrenzen, 2. in der Mehrzahl der F~lle Hypoglyk~mie, 3. Hyper- glyk~mio und 4. unregelm~6ige Schwankung.

Diese yon verschiedenen Autoren herriihrenden widersprechenden Angaben haben uns bewogen, die die Blutzuckerkonzentration beein- flussende Wirkung yon Ergotamin mit systematischen Untersuchungen aufzukliiren.

Die Versuche haben wir an 20--24 Stunden hungernden Kaninchen ausgeftihrt. Das Blur zur Zuckerbestimmung entnahmen wir aus den Ohrvenen, indem wir zur Messung des Blutes kMibrierte Pipetten ge- brauchten; den Blutzucker bestimmten wir mit Hilfe der ~fikromethode yon bang. Wir ftihrten immer drei Parallelversuehe aus. Nach der Bestimmung des normalen Blutzuckers injizierten wir das Ergotamin subkutan, dann untersuehten wir die Blutzuckerkonzentration in je nach 30 Minuten bzw. 1 Stun@ genommenem Blute. Das Ergotamin gebrauehten wir in Form yon ~>Gynergen<<, ein Pr~tparat der baselischen S and o z -Fabrik. Die Versuehstiere bekamen versehieden grol~e Gaben; grSl~ere Dosen, als 2,5 mg pro Kilogramm konnten wir nieht einfiihren, denn es zeigte sieh eine starke Blutdruekverminderung und Dyspn0e. Aueh die Blutentnahme wurde oft dureh die Blutdruckverminderung - - sowohl naeh den grol~en, wie naeh den kleinen Ergotamindosen - - ersehwert.

Unsere Ergebnisse haben wir in einer Tabelle zusammengestellt. Auf k le ine Gaben (0,5--1,5 mg pro Kilogramm) fanden wir immer eine B l u t z u c k e r v e r m i n d e r u n g , welehe 11,0--31,5~o erreiehte. Die ttypoglykgmie ist 1 Stun@ naeh der Injektion yon grSl~tem Grade, dann vermindert sie sieh und naeh 41/2 Stunden erreieht die Blutzucker- konzentration den Normalwert. Auf grSl~ere Desert i2,0--2,5 mg pro Kilogramm)fanden wir eine 9,6--27,3%ige B l u t z u e k e r s t e i g e - rung , welche l~tnger dauert, als die ttypoglyk~mie; dieselbe erreicht den ~aximalwert in 1/2--1 Stun@ naeh der Injektion, dann nimmt sie langsam ab. In einem FMle haben wir beobaehtet (11. Versueh), dab auf 2,5 mg Ergotamin der anfgngliehen Hyperglykgmie (11%) 11/2 Stunden naeh der Injektion eine 16,5%ige Hypoglykgmie folgte.

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12 II. L. R m 6 und L. VESZELSZKY.

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Der EinfluB yon Ergotamin auf die Blutzuekerkonzentration. 13

Das E r g o t a m i n kann also die Blutzuckerkonzentration in zwe ie r l e i R i c h t u n g e n beeinflussen je naeh der GrSfie der eingefiihrten Dose. Auch diese Versuehe sprechen fiir die Auffassung yon B a l e y (13), dal~ die auf das autonome Nervensystem einwirkenden Gifte zweierlei ent- gegengesetzte Wirkung austiben. Zu iihnlichen Ergebnissen gelangten in unserem Institute L s und seine Mitarbeiter (14) in bezug auf die parasympathischen Gifte und die ~agnesiumsalze. ~ach ihren Unter- suchungen verursachen Atropin, Skopolamin, Pilokarpin, Physostig- rain, Cholin, Azetylcholin, Arekolin ebenso wie die hIagnesiumsalze in khiner Dose Hypo,, in grSl~erer Dose Hyperg!yki~mie, ihre Wirkung hat also - - gleich der yon Ergotamin - - zwei Phasen.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Durch kleine Dosen des Ergotamins (0,5--1,5 mg pro Kilogramm) wird Itypo-, durch gro~e l~engen (2,0--2,5 mg pro Kilogramm) I-Iyper- glyki~mie verursacht.

Wit drticken unseren bested Dank Herrn Prof. G6za F a r k a s aus, der mit seinen wertvollen Ratschli~gen und Unterweisungen unsere Arbeit unterstiitzte,

Literatur. 1. Dale, Journ. of physiol. 1906, Bd. 34, S. 363. -- 2. Braun, MUnch. reed.

Wochenschr. 1924, Bd. 47. -- 3. Kaufman, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 1923, Bd: 36, S. 344. -- 4. Zorn, Klin. Wochenschr. 1927~ Bd. 5. -- 5. Rothl in, Ebenda 1925, Bd. 30. -- 6. Lesser und Zipf, Biochem. Zeitschr. 1923, Bd. 140, S. 612.-- 7. Het6nyi und Pog~ny, Verhandl. d. dtsch. Ges. f. inn. Med. 1926 . - 8. Moretti, Beriehte 1927, Bd. 42, S. 759. -- 9. Silberstein und Kessler, Biochem. Zcitschr. 1927, Bd. 121, S. 333: -- 10. Rothschi ld und Jacobsohn, Zeitschr. f. klin. Med. 1927, Bd. 105, S. 406. -- 11. Farber, Zeitschr: f. d. ges. exp, Med. 1926, Bd. 49, S. 525. -- 12. Stelner, Orvosi hetUap 1.926, Bd, 31. (Ungarisch.) -- 13. Baloy, Med. Klinik!924, Bd. 27. -- 14. LAng, Vas und Rig6, Biochem. Zeitschr. 1927, Bd. 192, S. 137.