der arbeitsmarkt 2018 in baden-württemberg · arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen...

8
Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung Regionaldirektion Baden-Württemberg 2018 war das Jahr der Superlative auf dem ba- den-württembergischen Arbeitsmarkt: die höchste Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter mit rund 4,7 Millionen, die niedrigste Arbeitslosenquo- te mit 3,2 Prozent und der höchste Stellenbestand mit einem Jahresdurchschnitt von knapp 112.000 Stellen seit der statistischen Erhebung mit den aktuellen Kennzahlendefinitionen. Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist gegenüber dem Vorjahr um überdurchschnittliche 11,7 Prozent gesunken und lag im Durchschnitt bei rund 55.000 Menschen. Aus Arbeitgebersicht spitzten sich trotz der guten wirtschaftlichen Lage die Probleme zu, da sich der Fachkräfteengpass auf immer mehr Berufsfelder ausweitete. Viele Unternehmen konnten aus die- sem Grund nicht mehr alle Aufträge annehmen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass 2018 das Jahr des Wendepunktes ist: Alle relevanten Konjunkturindikatoren zeigen, dass der wirtschaftliche Boom schwächer wird. Auf dem Arbeitsmarkt waren erste Signale zu beobachten; so verlangsamte sich das Wachstum der Beschäf- tigung gegen Jahresende, und der Rückgang der Arbeitslosigkeit wurde spürbar geringer. Deswegen gehört es zu unseren Aufgaben, dem Arbeitsmarkt bestmöglich qualifizierte Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer zur Verfügung zu stellen, die sich dem Wandel des Arbeitsmarktes anpassen können. Mit dem Qualifizierungschan- cengesetz hat der Gesetzgeber erweiterte Förder- möglichkeiten für die Qualifizierung Beschäftigter geschaffen. Dies ist eine Antwort auf den digitalen Wandel am Arbeitsmarkt. Der bedeutet nämlich nicht, dass Arbeitsplätze wegfallen, sondern dass sie sich verändern und sich alle Beschäftigten regelmäßig qualifizieren müssen. Weitere Schwerpunkte werden weiterhin sein, den Übergang Schule-Beruf mit unserem Projekt Lebensbegleitende Berufsberatung effektiver zu gestalten. Mit dem neuen Teilhabechancengesetz bietet sich eine gute Chance, langzeitarbeitslose Menschen ins Erwerbsleben zurückzuführen. Laut IAB-Prognose werden sich Beschäftigung und Wirtschaft auch weiterhin positiv entwickeln, wenn auch mit leicht verringerter Geschwindigkeit. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern arbeiten weiterhin engagiert daran, Kunden und Kundinnen bestmöglich zu beraten und in Arbeit zu bringen. „Das Jahr 2018 – Superlative mit Einschränkungen“ Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg Arbeitsmarkt Dossier 2019/01

Upload: others

Post on 26-Aug-2020

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg · Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) Baden-Württemberg 2018 3,2 1 2,5 2,5 7,4 Insgesamt Männer Frauen unter

1 2 3 4 5 6

Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung Regionaldirektion Baden-Württemberg

2018 war das Jahr der Superlative auf dem ba-den-württembergischen Arbeitsmarkt: die höchste Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter mit rund 4,7 Millionen, die niedrigste Arbeitslosenquo-te mit 3,2 Prozent und der höchste Stellenbestand mit einem Jahresdurchschnitt von knapp 112.000 Stellen seit der statistischen Erhebung mit den aktuellen Kennzahlendefinitionen. Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist gegenüber dem Vorjahr um überdurchschnittliche 11,7 Prozent gesunken und lag im Durchschnitt bei rund 55.000 Menschen.

Aus Arbeitgebersicht spitzten sich trotz der guten wirtschaftlichen Lage die Probleme zu, da sich der Fachkräfteengpass auf immer mehr Berufsfelder ausweitete. Viele Unternehmen konnten aus die-sem Grund nicht mehr alle Aufträge annehmen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass 2018 das Jahr des Wendepunktes ist: Alle relevanten Konjunkturindikatoren zeigen, dass der wirtschaftliche Boom schwächer wird. Auf dem Arbeitsmarkt waren erste Signale zu beobachten; so verlangsamte sich das Wachstum der Beschäf-tigung gegen Jahresende, und der Rückgang der Arbeitslosigkeit wurde spürbar geringer.

Deswegen gehört es zu unseren Aufgaben, dem Arbeitsmarkt bestmöglich qualifizierte Arbeitneh-

merinnen und Arbeitnehmer zur Verfügung zu stellen, die sich dem Wandel des Arbeitsmarktes anpassen können. Mit dem Qualifizierungschan-cengesetz hat der Gesetzgeber erweiterte Förder-möglichkeiten für die Qualifizierung Beschäftigter geschaffen. Dies ist eine Antwort auf den digitalen Wandel am Arbeitsmarkt. Der bedeutet nämlich nicht, dass Arbeitsplätze wegfallen, sondern dass sie sich verändern und sich alle Beschäftigten regelmäßig qualifizieren müssen.

Weitere Schwerpunkte werden weiterhin sein, den Übergang Schule-Beruf mit unserem Projekt Lebensbegleitende Berufsberatung effektiver zu gestalten. Mit dem neuen Teilhabechancengesetz bietet sich eine gute Chance, langzeitarbeitslose Menschen ins Erwerbsleben zurückzuführen.

Laut IAB-Prognose werden sich Beschäftigung und Wirtschaft auch weiterhin positiv entwickeln, wenn auch mit leicht verringerter Geschwindigkeit. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern arbeiten weiterhin engagiert daran, Kunden und Kundinnen bestmöglich zu beraten und in Arbeit zu bringen.

„Das Jahr 2018 – Superlative mit Einschränkungen“

Der Arbeitsmarkt 2018in Baden-Württemberg

Arbeitsmarkt Dossier 2019/01

Page 2: Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg · Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) Baden-Württemberg 2018 3,2 1 2,5 2,5 7,4 Insgesamt Männer Frauen unter

Jahresbericht 2018 | Arbeitsmarkt Dossier | 2019/01

2

1 Auf einen Blick

2 Einführung

2018 war das Jahr der Superlative auf dem Arbeitsmarkt: die höchste Zahl sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigter, die niedrigste Ar-beitslosenquote und der höchste Stellenbestand seit der statistischen Erhebung mit den aktuellen Kennzahlendefinitionen.Die Kehrseite waren Fachkräfteengpässe in immer mehr Berufsfeldern; viele Unternehmen können aus diesem Grund nicht mehr alle Aufträ-ge annehmen.2018 war aber auch das Jahr des Wendepunkts. Alle relevanten Konjunkturindikatoren zeigten, dass der wirtschaftliche Boom schwächer wurde. Auch auf dem Arbeitsmarkt waren erste Signale

zu beobachten; so verlangsamte sich das Wachs-tum der Beschäftigung gegen Jahresende, und der Rückgang der Arbeitslosigkeit wurde spürbar geringer.

3 Konjunktur

Die Weltwirtschaft reagierte 2018 auf die Unsicherheiten, die vor allem durch zu-nehmenden Protektionismus und den bevorste-henden Brexit ausgelöst wurden. An Baden-Würt-temberg als exportstarker Region gingen diese Entwicklungen nicht spurlos vorbei. Alle relevan-ten Konjunkturindikatoren deuteten auf schwäche-re Wirtschaftswachstumsraten hin. Die konjunktu-relle Entwicklung bewegte sich aber weiter auf

Konjunktur Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Wirtschaftswachstum 1,6 Prozent* 4,7 Mio.

Trend: Trend:

Veränderung zum Vorjahr Veränderung zum Vorjahr -0,7 Prozentpunkte 107.000

+2,3 Prozent* Einschätzung für das 1. Halbjahr 2018; Jahresdaten sind noch nicht veröffentlicht worden

Arbeitslose Arbeitslosenquote

195.000 3,2 Prozent

Trend: Trend:

Veränderung zum Vorjahr Veränderung zum Vorjahr-17.700 -0,3 Prozentpunkte-8,3 Prozent

Gemeldete Arbeitsstellen Ausbildungsmarkt

112.400 66.200 Bewerber Trend: 82.100 Stellen Trend:

Trend:

Veränderung zum Vorjahr Veränderung zum Vorjahr+10.300 Bewerber: -1,7 Prozent+10,1 Prozent Stellen: +4,2 Prozent

Page 3: Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg · Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) Baden-Württemberg 2018 3,2 1 2,5 2,5 7,4 Insgesamt Männer Frauen unter

Jahresbericht 2018 | Arbeitsmarkt Dossier | 2019/01

3

hohem Niveau.Die Landesregierung Baden-Württemberg rechnet für 2018 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6 bis 1,8 Prozent; vom Statistischen Landesamt liegen noch keine aktuellen Berechnungen vor.

4 Beschäftigte

Im Jahr 20181 wurde mit 4.673.437 so- zialversicherungspflichtig Beschäftigten der Rekordwert seit Einführung der Beschäftigten-statistik im Jahr 1999 erreicht.

Entwicklung nach Merkmalen:Im langjährigen Vergleich (2018 zu 2001, dem Jahr, ab dem alle relevanten Personenmerkmale erstmals erhoben wurden) nahm die Beschäftig-tenzahl um über ein Fünftel zu. Überdurchschnitt-lich vom Beschäftigungswachstum profitiert haben Frauen, Teilzeitbeschäftigte, Ausländer, Ältere und Akademiker.

1 Als Jahreswert wird bei den Beschäftigten regelmäßig das Ende des II. Quartals zugrunde gelegt.

Gegenüber 2017 nahm die Beschäftigtenzahl um 2,3 Prozent zu. Überdurchschnittlich stark war der Zuwachs bei Menschen aus den acht Hauptasyl-herkunftsländern2.

Beschäftigung nach Branchen:Die Entwicklung der Beschäftigten nach Branchen verlief recht heterogen; der stärkste Anstieg war im Bereich Verkehr und Lagerei zu verzeichnen.

2 Asylherkunftsländer: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nige-ria, Pakistan, Somalia und Syrien

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Der Aufschwung geht mit geringerer Dynamik weiterWirtschaftswachstum in ProzentBaden-Württemberg

Datenquelle: Statistisches Landesamt BW

0,4

-9,1

7,7

4,7

0,4 0,72,0

3,31,2

2,3 1,6

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1. Hj.2018

BW D

Seit dem Ende der Wirtschafts- und Finanzkrise wächst die Beschäftigung kontinuierlichSozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) in MillionenDatenbeschriftung kursiv: Veränderung zum Vorjahr in ProzentBaden-WürttembergJuni des jeweiligen Jahres

3,70 3,81 3,84 3,85 3,77 3,73 3,73 3,76 3,82 3,91 3,87 3,91 4,00 4,11 4,17 4,27 4,36 4,46 4,57 4,67

2,7 0,8 0,5 -2,2 -1,1 -0,1 0,8 1,8 2,4 -1,0 1,0 2,4 2,7 1,5 2,2 2,2 2,3 2,4 2,3

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Ältere mit dem stärksten BeschäftigungszuwachsSozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) nach Merkmalen; Veränderung 2018 zu 2001 in ProzentBaden-Württemberg

21,8

27,1

98,0

65,7

139,0

- 15,4

13,2

107,1

Insgesamt

Frauen

Teilzeit

Ausländer

ab 55 J.

ohne Abschluss

anerk. Berufsabschluss

akad. Abschluss

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Kräftiges Beschäftigungswachstum bei geflüchteten MenschenSozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) nach Merkmalen; Veränderung Juni 2018 zu Juni 2017 in ProzentBaden-Württemberg

2,3

2,1

3,3

9,2

52,2

6,6

2,8

1,5

6,5

insgesamt

Frauen

Teilzeit

Ausländer

dar. aus 8 Hauptasylstaaten

ab 55 J.

ohne Abschluss

anerk. Berufsabschluss

akad. Abschluss

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Logistikbranche boomtSozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) nach Branchen; Veränderung Juni 2018 zu Juni 2017 in ProzentBaden-Württemberg

2,32,6

3,11,1

5,51,1

4,5-2,5

2,3-0,4

2,41,3

2,13,0

insgesamtVerarb. Gewerbe

BaugewerbeHandel

Verkehr und LagereiGastgewerbe

Information und KommunikationFinanzdienstleistungen

sonst. Wirtsch. DL (ohne Zeitarbeit)Zeitarbeit

Öff. VerwaltungErziehung und Unterricht

GesundheitswesenHeime und Sozialwesen

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Page 4: Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg · Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) Baden-Württemberg 2018 3,2 1 2,5 2,5 7,4 Insgesamt Männer Frauen unter

Jahresbericht 2018 | Arbeitsmarkt Dossier | 2019/01

4

Die Beschäftigung hat im Vorjahresvergleich bei den Finanzdienstleistungen kräftig, bei der Zeit-arbeit leicht abgenommen. Die Entwicklung in der Zeitarbeit dürfte in weiten Teilen gesetzlichen Änderungen (Einführung einer Obergrenze für die Verleihdauer bei 18 Monaten und einer Bezahlung auf Stammkraftniveau nach neun Monaten) und der langanhaltend guten Konjunktur (vermehrte Übernahmen in Stammpersonal) geschuldet sein.

Beschäftigung nach Qualifikationsstufen:Fast zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben einen anerkannten Berufs-abschluss (betriebliche oder schulische Berufs-ausbildung). Der Akademikeranteil überschreitet zwischenzeitlich den Anteil der Beschäftigten ohne Berufsabschluss recht deutlich.

5 Arbeitslosigkeit

Nach dem kräftigen Rückgang im Jahr 2017 sank auch 2018 die Zahl der Arbeitslosen deutlich – im Jahresdurchschnitt um 8,3 Prozent. Der Abstand zum Vorjahr nahm allerdings im Jahresverlauf merklich ab; der Jah-resendwert lag nur noch 5,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

Die Zahl der geflüchteten Menschen unter den Arbeitslosen stieg in den Jahren 2015 und 2016 sehr stark. Seit zwei Jahren stagniert die Entwick-lung auf hohem Niveau.

Vom Abbau der Arbeitslosigkeit im Jahr 2018 profitierten Menschen mit deutschem Pass am meisten (-9,1 Prozent). Auch bei Ausländern ist die Zahl der Arbeitslosen gesunken (-6,8 Prozent). Selbst bei den Arbeitslosen aus den Hauptasyl-herkunftsländern nahm die Zahl nicht weiter zu (-0,3 Prozent).

Arbeitslosenquote:Die günstige Entwicklung von 2017 hielt auch 2018 an. Gegenüber dem Vorjahr fiel die Arbeits-losenquote um 0,3 Prozentpunkte. Sie lag 2018 im Jahresdurchschnitt bei 3,2 Prozent.

Bei den Arbeitslosenquoten nach Personenmerk-malen fallen drei Gruppen besonders auf: Jugend-liche und Deutsche haben mit jeweils 2,5 Prozent überdurchschnittlich gute Arbeitsmarktchancen, während Ausländer mit 7,4 Prozent wesentlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Aller-dings ist die Arbeitslosenquote der Ausländer ge-genüber dem Vorjahresdurchschnitt am stärksten (um 1,0 Prozentpunkte) zurückgegangen.

Zwei Drittel der Beschäftigten haben einen anerkann-ten BerufsabschlussSozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) nach Berufsabschluss; Anteil an allen Beschäftigten in ProzentBaden-WürttembergJuni 2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

15,0

66,1

18,9

Anteil

Akademischer Berufsabschluss

Anerkannter Berufsabschluss

Ohne Berufsabschluss

Die Arbeitslosigkeit sinkt seit zwei Jahren kräftigArbeitslose im Jahresdurchschnitt in TausendenBaden-Württemberg

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

228,6

284,2 272,7

226,9 222,2234,0 230,4 227,1 226,4

212,8195,1

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Der starke Anstieg der Arbeitslosigkeit von Menschen aus den Asylherkunftsländern ist gestopptArbeitslose im Jahresdurchschnitt; Index: 2008 = 100Baden-Württemberg

74,9117,7

100,0

551,7

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Asylherkunftsländer

AusländerDeutsche

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Page 5: Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg · Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) Baden-Württemberg 2018 3,2 1 2,5 2,5 7,4 Insgesamt Männer Frauen unter

Jahresbericht 2018 | Arbeitsmarkt Dossier | 2019/01

5

Die regionale Streuung nach Kreisen ist groß: Die niedrigste Quote hat der Landkreis Biberach mit 2,1 Prozent, die höchste der Stadtkreis Pforzheim mit 5,7 Prozent. Fast durchgehend liegt die Ar-beitslosenquote in den Stadtkreisen deutlich über dem Niveau der Landkreise. Die Arbeitslosenquo-ten nach Kreisen sind auf Seite 8 abgebildet.

Rechtskreis:Im Bereich der Arbeitslosenversicherung ist die Arbeitslosigkeit um 6,9 Prozent zurückgegangen, in der Grundsicherung um 9,5 Prozent. Ohne die geflüchteten Menschen, die größtenteils von den Jobcentern betreut werden, wäre der Rückgang noch stärker ausgefallen. Die positive Entwicklung in der Arbeitslosenversi-cherung hat sich in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt.

Geschlecht:Im Vorjahresvergleich ist die Zahl arbeitsloser Frauen (-8,1 Prozent) etwas weniger zurückge-gangen als die der Männer (-8,5 Prozent). Der Frauenanteil unter den Arbeitslosen beträgt 45,7 Prozent.

Langzeitarbeitslose:Die positive Entwicklung des Vorjahres bei den Langzeitarbeitslosen3 hielt auch 2018 an. Ihre Zahl ist gegenüber dem Vorjahr um überdurch-schnittliche 11,7 Prozent gesunken. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen lag im Jahresdurchschnitt bei 28,2 Prozent (2017: 29,3 Prozent).

Qualifikation:Eine fehlende Berufsausbildung stellt ein großes Arbeitsmarktrisiko dar. Etwas mehr als die Hälfte der Arbeitslosen hatte 2018 keinen beruflichen Abschluss, während Akademiker nicht einmal ein Zehntel ausmachten.

Die ungleichen Arbeitsmarktchancen werden in den qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten 20174 sichtbar.

3 mindestens ein Jahr ununterbrochen arbeitslos gemeldet 4 Aktuellere Daten lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Die Arbeitslosenquote nimmt weiter abArbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)Baden-Württemberg

4,1

5,1 4,9

4,0 3,9 4,1 4,0 3,8 3,83,5

3,2

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Arbeitslosenquote der Ausländer weit über dem DurchschnittArbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)Baden-Württemberg2018

3,2 3,2 3,12,5 2,5

7,4

Insgesamt Männer Frauen unter 25 J. Deutsche Ausländer

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Langzeitarbeitslosigkeit geht nochmals deutlich zurückLangzeitarbeitslose im JahresdurchschnittBaden-Württemberg

74.54468.676

81.72173.174

67.10771.284 72.506 71.596 68.981

62.38155.067

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Die Hälfte der Arbeitslosen hat keinen Berufsab-schlussArbeitslose nach Qualifikation; Anteil in ProzentBaden-Württemberg2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

50,8

39,5

9,8

Anteil

Akademischer Berufsabschluss

Anerkannter Berufsabschluss

Ohne Berufsabschluss

2017

insgesamt 3,5

ohne Berufsabschluss 10,4

betriebl./schul.Berufsausbildung 2,4

akad. Berufsausbildung 1,8

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Page 6: Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg · Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) Baden-Württemberg 2018 3,2 1 2,5 2,5 7,4 Insgesamt Männer Frauen unter

Jahresbericht 2018 | Arbeitsmarkt Dossier | 2019/01

6

6 Gemeldete Arbeitsstellen

Die Dynamik der Vorjahre beim Per-sonalbedarf kam 2018 zum Stillstand. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit für Baden-Württemberg stieg bis 2017 kontinuierlich und stagniert seither. Er liegt leicht über dem gesamtdeutschen Niveau.

Nach Jahren des Wachstums stagnierte 2018 die Zahl der bei Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldeten Arbeitsstellen. Der Zugang lag 2018 um 0,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen im Jah-resdurchschnitt (112.360) lag dagegen um 10,1 Prozent über dem Vorjahresniveau – eine Folge der längeren Laufzeit der offenen Stellen.Die Wirtschaft im Südwesten sucht vor allem qualifizierte Kräfte. Nur knapp ein Viertel des Stel-lenangebots ist für Arbeitskräfte auf Helferniveau vorgesehen.

7 Ausbildungsmarkt

Ein gutes Ausbildungsniveau ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Be-rufsweg und Voraussetzung für eine wettbewerbs-fähige Wirtschaft. Die betriebliche Ausbildung bleibt trotz des steigenden Akademikerbedarfs eine wesentliche Säule der beruflichen Qualifizie-rung.Die Ausbildungsbereitschaft der Wirtschaft im Sü-den lag deutlich über dem Vorjahresniveau (+4,2 Prozent gemeldete Ausbildungsstellen). Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber nahm dagegen um 1,7 Prozent ab. Das Stellenangebot überstieg wie in den Vorjahren die bewerberseitige Nachfra-ge – der Ausbildungsmarkt im Südwesten bleibt ein Bewerbermarkt.

Die Chancen ausbildungsinteressierter junger Menschen auf einen Ausbildungsplatz haben sich im Vorjahresvergleich deutlich verbessert. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen im Jahr

Der langen Wachstumsperiode folgt ein Jahr der StagnationBA-Stellenindex

166

269

151

253

Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18

BW D

Datenquelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Stellenangebot stagniertGemeldete Arbeitsstellen, Jahressumme Zugang in TausendenBaden-Württemberg

261

197

271

324288 283 297 312

335355 353

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Drei von fünf Arbeitsstellen sind für Fachkräfte vorge-sehenGemeldete Arbeitsstellen (Jahressumme Zugänge)Anteil nach Anforderungsniveau in ProzentBaden-Württemberg2018

23,3

59,2

8,9

8,5

Anteil

Experte

Spezialist

Fachkraft

Helfer

Schere zwischen Ausbildungsstellen und Bewerbern öffnet sich weiterAusbildungsstellen und Bewerber in TausendenBaden-WürttembergJeweils Berichtsjahr von Oktober des Vorjahres bis September des aktuellen Jahres

68 70

68 65 66 65 65 66 67 6666 66

72 74 72 73 7479 79 82

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Stellen

Bewerber

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Page 7: Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg · Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) Baden-Württemberg 2018 3,2 1 2,5 2,5 7,4 Insgesamt Männer Frauen unter

Jahresbericht 2018 | Arbeitsmarkt Dossier | 2019/01

7

2017 etwa 124 Ausbildungsstellen.

Seit 2015 nimmt die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge wieder in kleinen Schritten zu. Im letzten Beratungsjahr (Oktober 2017 bis September 2018) gab es einen leichten Anstieg um 0,9 Prozent.

8 Ausblick auf 2019

Die günstige Arbeitsmarktentwicklung wird voraussichtlich auch im Jahr 2019 anhalten, allerdings sinkt die Dynamik gegenüber den letz-ten beiden Jahren. Die Landesbank Baden-Würt-temberg rechnet 2019 mit einer ähnlichen, viel-leicht etwas geringeren Wachstumsrate als im Jahr 20185. Aus der konjunkturellen Entwicklung sind 2019 leicht positive Impulse für den Arbeits-markt zu erwarten.Die vorsichtig optimistischen Arbeitsmarktprog-nosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung setzen voraus, dass Arbeitsagenturen und Jobcenter mit ihren Beratungs- und Vermitt-

5 https://www.l-bank.de/lbank/inhalt/nav/presse-und-events/presse/presseinformationen/detail.xml?dyn=true&ceid=100147&id=8462&startpos=1

lungsangeboten sowie mit gezieltem Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Förderinstrumente den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nachdrücklich unterstützen.

Vom Stellen- zum BewerbermarktVerhältnis Ausbildungsstellen je 100 BewerberBaden-Württemberg

96,2 94,6 106,1

113,8 109,6 111,0 114,6 119,7 116,8 123,9

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge nimmt leicht zuAbgeschlossene Ausbildungsverhältnisse in TausendenBaden-WürttembergJeweils Berichtsjahr vom Oktober des Vorjahres bis September des aktuellen Jahres

74,8 74,678,8 76,3 74,4 73,2 73,8 74,0 74,7 75,3

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Datenquelle: Bundesinstitut für Berufsbildung

Günstige Arbeitsmarktentwicklung setzt sich mit ge-drosseltem Tempo fortPrognostizierte Veränderung 2019 zu 2018 absolut/in ProzentBaden-Württemberg

1,9%

-4,9%

87.700

-10.500

Beschäftigung

Arbeitslosigkeit

Datenquelle: Prognose 2019 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom September 2018

Impressum:Arbeitsmarkt-Dossier 2019/01Januar 2019Herausgeber: Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Baden-WürttembergPresse und MarketingHölderlinstr. 36, 70174 [email protected] www.arbeitsagentur.de

Redaktion: Christian Rauch, Uta Heinemann, Ulrich HäfeleLayout und Satz: Ulrich Häfele

Page 8: Der Arbeitsmarkt 2018 in Baden-Württemberg · Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) Baden-Württemberg 2018 3,2 1 2,5 2,5 7,4 Insgesamt Männer Frauen unter

Jahresbericht 2018 | Arbeitsmarkt Dossier | 2019/01

8

Anlage 1:Arbeitslosenquote nach KreisenJahresdurchschnitt 2018

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Baden-Württemberg:3,2 Prozent