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Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken 2/08
Das »Raumschiff« des HesekielJoseph Ratzinger: Jesus von NazarethGWUP-Konferenz 2008
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im Universu
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Das Voynich-Manuskript
SKEPTIKER · 21 · 2/0862
Info
Liebe Leser,
Ein uraltes Abtreibungs-Handbuch?Notizen eines unbekannten Genies?Oder doch nur eine geniale Fälschung?Unzählig sind die Spekulationen überdas Voynich-Manuskript. Kein Wunder:Bis heute ist es nicht gelungen, dieSchrift zu entziffern, und die unge-wöhnlichen Illustrationen machen dieSache nur noch rätselhafter.
Die mysteriöse alte Handschrift weckte auch die Neugierde von KlausSchmeh, der sich seit über einem Jahr-zehnt beruflich mit Verschlüsselungs-technik (Kryptologie) beschäftigt undfast genau so lange als Skeptiker aktivist. „So gesehen, muss ich mich fastschon fragen, warum ich mich erst jetztmit diesem faszinierenden Thema be-schäftige“, meint der Code-Experte.Seinen Beitrag finden auf den Seiten 64 bis 74 in diesem Heft.
Klaus Schmeh gehörte zu den Refe-renten bei der XVIII. GWUP-Konfe-renz Anfang Mai. Vier Tage lang wurdedort referiert, diskutiert – und ausgiebiggezaubert. Impressionen haben wir fürSie auf den Seiten 88 bis 90 zusammen-gestellt.
Einer der Höhepunkten der Konfe-renz war die Verleihung des Carl-Sagan-Preises an den engagierten Wissenschaftsjournalisten Dr. JoachimBublath, bekannt von Sendungen wie„Abenteuer Forschung“ oder der legen-dären „Knoff-Hoff-Show“. PositiveAusnahmen, denn oft nehmen es dieSendeanstalten mit der Wissenschaftnicht so genau, wenn nur die Quotestimmt. Ausgerechnet zwei Medien-macher haben sich jetzt an eine humor-volle Esoterik-Kritik gemacht: Die TV-Produzenten Hugo Egon Balder undJacky Dreksler watschen in ihrem neu-en Buch vor allem den Trend „Wunsch-bestellungen ans Universum“ ab. LesenSie mehr dazu im Skeptiker-Magazin.
Inge Hüsgen
ImpressumRedaktionsanschrift:Inge Hüsgen, c/o GWUP, Arheilger Weg 11, 64380 Roßdorf
Redaktionsleitung:Inge Hüsgen (V.i.S.d.P.), E-Mail: [email protected]
Redaktion:Bernd Harder (bh, Augsburg)Dr. Holm Hümmler (hh, München)Inge Hüsgen (ih, Grevenbroich)Ulrich Magin (um, Rastatt)Ralph Puchta (rp, Nürnberg)Freie Mitarbeit:Holger von Rybinski (hvr)
Bildredaktion:Inge Hüsgen, Alexander Paul/ProSell
Herausgeber, Verlag und Abonnementverwaltung:Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchungvon Parawissenschaften e.V. (GWUP), Arheilger Weg 11, 64380 Roßdorf, Tel.: (0 61 54) 69 50 21, Fax: (0 61 54) 69 50 22, E-Mail: [email protected]
Wissenschaftlicher Beirat:Dr. Mark Benecke (Kriminalbiologie und Kriminalistik, Köln)Prof. Dr. Wim Betz (Medizin, Brüssel/Belgien)Prof. Dr. Volker Faust (Psychiatrie, Ulm)Prof. Dr. Jürgen Großer (Umweltmedizin, Birkenheide)Prof. Dr. Peter Kröling (Klimatologie, München)Prof. Dr. Felix Krusen (Ernährungswissenschaften,Bonn)Prof. Dr. Martin Lambeck (Physik, Berlin)Prof. Dr. Rolf Manne (Chemie, Bergen/Norwegen)Prof. Dr. Wolfgang Michaelis (Psychologie, Augsburg)Prof. Dr. Gerhard Neuhäuser (Neuropädiatrie, Gießen)Prof. Dr. Dr. Heribert Reitböck (Biophysik, Marburg)Prof. Dr. Otto Spaniol (Informatik, Aachen)Prof. Dr. Boris Velimorovic (Sozial- und Ethnomedizin, Baden b. Wien)Prof. Dr. Nikolaus Vogt (Astronomie, Santiago/Chile)Prof. Dr. Mahlon W. Wagner (Psychologie, New York/USA)Prof. Dr. Hartmut Zinser (Religionswissenschaft, Berlin)
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Anzeigenverwaltung:Verantwortlich: Amardeo SarmaE-Mail: [email protected] gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 1. 2. 2006
Druck:TZ-Verlag & Print GmbH, 64380 Roßdorf
Erscheinungsweise:vierteljährlich
Bezugspreis:Einzelheft € 5,50. Jahresabonnement (4 Hefte) € 22,–. Nachbestellung älterer Ausgaben über denHerausgeber, Preise auf Anfrage.
Erfüllungsort und Gerichtsstand:Darmstadt
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Diese und andere Ausgaben des Skeptiker können Sie nachbestellen in der GWUP-Geschäftsstelle, Arheilger Weg 11, 64380 Roßdorf, Tel: 0 61 54 - 69 50 21, E-Mail: [email protected]
SKEPTIKER · 22 · 2/08 91
Die sagenumwobene Bundeslade hat erausfindig gemacht, die Sankarasteine ausder Hindu-Mythologie und sogar den hei-ligen Gral. Im vierten Teil der „Indiana-Jones“-Saga verschlägt es den Super-Archäologen nun ins „Königreich desKristallschädels“. Kein Zweifel, dass dieFilmlegende auch diesen Mythos knackt.Und womöglich findet Dr. Henry „Indi-ana“ Walton Jones, PhD, nicht nur „den“Kristallschädel – sondern alle 13, die aufder ganzen Welt verstreut sein sollen, unddenen New-Age-Fans magische Kräftezuschreiben.
The Skull of Doom
Einer davon befindet sich im PariserMusée du Quai Branly, ein anderer imBritish Museum in London. Gerüchte-weise muss das Exponat jeden Abend miteinem Tuch verhüllt werden, weil diePutzkolonne sich sonst weigere, den Aus-stellungsraum zu betreten. Ein Schleierdes Geheimnisses liegt auch über Alterund Ursprung der kunstvollen Schädel-nachbildung aus durchsichtigem Bergkri-stall: „Probably European, 19th centuryAD“ heißt es lapidar im Ausstellungskata-log. 1898 hatte das Museum den „rockcrystal skull“ für 120 Pfund Sterling vomNew Yorker Juwelier Tiffany erworben –ohne Herkunftsnachweis.
Der berühmteste Kristallschädel aber
ist der so genannte Mitchell-Hedges-Schädel („Skull of Doom“; „Schädel desUnheils“ oder auch „Lubaantun-Schädel),um den sich ebenfalls das BritishMuseum in den 1940ern vergebensbemühte.
Schleier, Lichter, Bilder
Das kostbare Stück befindet sich nach wievor im Besitz der Familie des Abenteurersund Archäologen Mike Mitchell-Hedges.Dessen Adoptivtochter Anna will den Kri-stallschädel 1924 bei einer Expedition indie Ruinen der Maya-Stadt Lubaantun inBelize (das frühere Britisch-Honduras ander Ostküste Zentralamerikas) entdeckthaben. Die 300 Indios, die an den Ausgra-bungsarbeiten beteiligt waren, seien beimAnblick des Artefakts auf die Knie gefal-len und hätten zwei Wochen lang„geweint und gebetet“, behauptete diedamals 17-Jährige.
Der kanadische Konservator FrankDorland untersuchte den Kristallschädel –und berichtete ebenfalls Wundersames:Eine Art Aura oder Heiligenschein habemanchmal den Ausgrabungsgegenstandumgeben, glockenartige Klänge seien zuhören gewesen, und im Inneren des Kri-stall-Kunstwerks will Dorland seltsameSchleier, Lichter und holographische Bil-der erblickt haben.
Auch Spiritisten und „Sensitive“ mitübersinnlicher Begabung lasen in demKultgegenstand wie in einer Kristallkugelund förderten angeblich bildhafte Ein-drücke aus der Vergangenheit – und auchaus dem versunkenen Atlantis – zutage.Eine große deutsche Sonntagszeitungmachte ihre Leser mit einer alten Maya-Legende bekannt, nach der es 13 gleicheSchädel gebe, die „sprechen und singenkonnten, wenn man sie zusammen-brachte“, und die eines Tages wieder auf-tauchen sollen, „um den Menschen die
Geheimnisse des Wissens zu offenbaren“. Anderen Überlieferungen zufolge sol-
len ehedem zwölf „galaktische Rassen“zur Erde gekommen sein und diese besie-delt haben. „Jede Rasse brachte einen Kri-stallschädel aus ihrer Heimat mit, womitsie mit dem Ort ihres Ursprungs kommu-nizieren konnten.“ (Zit. nach www.stefan-discher.de)
Ufos und Atlantis
Die Maya? Die Atlanter? Außerirdische? Keine Frage: Als Kunstobjekt und Pro-
jektionsfläche für unsere Fantasie ist deraus einem einzigen Stück Bergkristallmeisterhaft geschliffene, 13 Zentimeterhohe und fünf Kilogramm schwere Schä-del absolut faszinierend. Welche Myste-rien sich nun tatsächlich um den Mitchell-Hedges- und andere Kristallschädel ran-ken, ist jedoch unklar.
Als Mike Mitchell-Hedges 1954 seineBiografie „Danger My Ally“ veröffent-lichte, schwieg sich der Schatzgräber überdie Entdeckung des Artefakts beredet aus.Er habe Gründe, „die Umstände, die ihn(den Kristallschädel; Anm. d. Autors) inmeinen Besitz brachten, nicht zu enthül-len“. Statt Fakten zu liefern, spekulierteMitchell-Hedges unverhohlen auf dieSensationslust seiner Leser und „ent-hüllte“, dass sein Fund mindestens 3600Jahre alt und von den Hohepriestern derMaya zu magischen Ritualen hergestelltworden sei – genauer gesagt: um damitTodesflüche zu verstärken: „It is said thatwhen he willed death with the help of theskull, death invariably followed.”
Ein Kunsthändlertaucht aufSeltsam: In seinen Zeitschriftenaufsätzenund Büchern aus den 1930er-Jahren lässtsich Mitchell-Hedges bloß über ver-gleichsweise belanglose Funde aus. Nichtaber über den eindrucksvollen „Skull ofDoom“, der seiner Adoptivtochter angeb-lich 1924 in Lubaantun in die Händegefallen war. Dafür findet sich eine ersteschriftliche Erwähnung des Artefakts inder englischen anthropologischen Fach-zeitschrift Man aus dem Jahr 1936. Ausdem Artikel geht allerdings hervor, dassder Schädel sich zu diesem Zeitpunktnoch im Besitz eines Kunsthändlersnamens Sydney Burney befand.
Stimmt es, dass diegeheimnisvollen Kristallschä-del von den Maya stammen?Bernd Harder
NACHGEFRAGT
SKEPTIKER · 22 · 2/0892
Und genau dieses ist eine der vielenFrag- und Merkwürdigkeiten, die sich umdie Kristallschädel ranken: Niemals„wurde ein solches Kunstwerk vonArchäologen bei einer wissenschaftlichenGrabung gefunden“, hat auch das Maga-zin Welt der Wunder recherchiert. „Statt-dessen tauchten sie unter mysteriösenUmständen auf dem Kunstmarkt auf.“
Anna Mitchell-Hedges starb 2007 inChicago, im gesegneten Alter von 100Jahren. Ihr langes Leben schrieb sie dengeheimnisvollen Energien des Lubaan-tun-Schädels zu – doch konnte sie nieeinen hieb- und stichfesten Beweis dafürliefern, dass sie beziehungsweise ihrAdoptivvater wirklich die Finder understen Besitzer des Kunstwerks waren.
Der Falluntersucher der amerika-nischen Skeptikervereinigung CSICOP(heute: CSI), Dr. Joe Nickell, fand heraus,dass Mike Mitchell-Hedges den Schädelwohl 1943 oder 1944 von Sydney Burneygekauft hatte.
Wie alt sind die angeblichen Maya-Kultgegenstände also wirklich?
TL-Datierung und C14-MethodeDie üblichen Analyse-Methoden schei-tern an den Köpfen aus Bergkristall.
Die Archäometrie, welche mit natur-wissenschaftlichen Methoden und Verfah-ren archäologische Funde untersucht, ver-wendet zum Beispiel die Thermolumines-zenzdatierung, um das Alter von Kerami-ken zu bestimmen. TL-Datierung basiertauf der Speicherung von Informationenüber die absorbierte Energie ionisierenderStrahlung in anorganischen Kristallen(Quarz, Feldspat etc.), die in allen Kera-miken enthalten sind. Beim erstmaligenErhitzen (das heißt beim Brennen derKeramik) erfolgt eine Löschung allergespeicherten Information und somit eineNullsetzung der „archäologischen Uhr“.
Über die Jahre wird die absorbiertenatürliche Strahlungsenergie von natür-lichen Radioisotopen im Material selbstund der terrestrischen beziehungsweisekosmischen Umgebungsstrahlung imArtefakt gespeichert. Um nun diesegespeicherte Information auszuwerten,wird die Probe neuerlich erhitzt.
Bei diesem Auswertevorgang wirddiese Energie in Form von Thermolumi-neszenzlicht abgegeben. Die abgegebeneLichtemission steht in direktem Zu-
sammenhang zur absorbierten Strahlen-dosis und somit zum archäologischenAlter der Probe. (Zit. nach http://science.orf.at)
Moderne Schleifwerkzeuge
Das Problem: Egal, wie die Kristallschä-del hergestellt wurden – man hat sie nichtgebrannt. Zwar kann man darüber hinausmit der Thermolumineszenzdatierungnicht nur jede Form von gebrannter Kera-mik oder Ziegeln bestimmen, sondernauch die umgebenden Löss-, Lava- oderSedimentschichten. Aber auch das ist beiden Kristallschädeln nutzlos, weil mandie Fundorte nicht kennt. Die Radiokar-bondatierung (C14-Methode) wiederumermöglicht nur die Altersbestimmung vonorganischen Stoffen wie Knochen oderPflanzenteile. In Quarz dagegen findetman den erforderlichen Kohlenstoff nicht.
Außerdem: Das Alter des Quarzkri-stalls ist eigentlich bedeutungslos – ent-scheidend ist, wann es bearbeitet wurde.Zu dieser Fragestellung veranlasste dasBritish Museum 1995/96 eine aufwändigeUntersuchung seines Kristallschädel-Exponats. Unter einem Elektronenmikro-skop zeigten sich an den Zähnen winzigeSchnittspuren, die auf ein Stahlwerkzeughindeuten, möglicherweise den Bohrereines Juweliers. Oder ein modernesSchleifrad. Das würde bedeuten, dass derKristallschädel irgendwann in den ver-gangenen zwei Jahrhunderten gefertigtworden sein muss.
Das Geheimnis von Idar-Oberstein
Mike Mitchell-Hedges schreibt in seinerBiografie „Danger My Ally“, dass bei denMaya „Generationen für Generationen,Tag für Tag, mit Sand einen riesigen Kri-stall-Block geschliffen“ hätten, bis „dar-aus der perfekte Schädel entstand“.Unmöglich – sagen die Experten vomBritish Museum. Denn eine Polierungvon Hand hätte zu chaotischen Schleif-spuren geführt.
Das meint auch der ehemalige Leiterder so genannten „Schatzkammer“ desWiener Kulturhistorischen Museums,Rudolf Distelberger, der schon Anfangder 1980er für einen österreichischenDokumentarfilm „Das Geheimnis von
Lubaantum“ [sic] um ein Statement gebe-ten worden war. Neben den Schleifspurengibt Distelberger zu bedenken, dass derSchädel archäologisch betrachtet viel zunaturalistisch für die Maya-Kultur sei –und also schlicht eine Fälschung, einArtefakt aus dem ausgehenden 18. oder19. Jahrhundert. Möglicherweise ausParis, der damaligen Schleiferhochburg.
Oder auch aus Deutschland. In der rheinland-pfälzischen Edelstein-
stadt Idar-Oberstein wurden um 1870große Mengen von Quarzkristall aus Bra-silien zu allerlei Skulpturen verarbeitet.Und noch heute verfügt eine alteingeses-sene Schleiferfamilie nachweislich überdas Wissen und das technische Know-how (Arbeitsschablonen etc.) zur Ferti-gung von Lubaantun-identischen Kristall-schädeln. Mit öffentlichen Auskünftendarüber hält man sich verständlicherweisezurück – wegen der exklusiven Klienteldes Unternehmens.
Literatur:Das Geheimnis von Indiana Jones’ Kristallschädel.
Spiegel online, 28.04.2008„Die sieben größten Rätsel unserer Zeit“. Bild am
Sonntag, 6. Oktober 2002.http://www.britishmuseum.org/explore/high-
lights/highlight_objects/aoa/r/rock_crystal_skull.aspx, Zugriff am 06.04.2008.
Herr, M. (2008): Wer schuf die rätselhaftenKristallschädel? Welt der Wunder Nr. 4/08.
James, P.; Thorpe, N. (2001): Halley, Hünen,Hinkelsteine. Sanssouci, Zürich.
Morton, C.; Thomas, C.L. (1998): Tränen der Göt-ter – Die Prophezeiung der 13 Kristallschädel.Scherz, Bern, München, Wien.
Nickell, J. (1991): Secrets of the Supernatural.Prometheus-Books, Buffalo.
Nickell, J. (2006): Riddle of the Crystal Skulls. In:Skeptical Inquirer, 30, 4.
O. A.(1982): Weltalmanach des Übersinnlichen.Heyne-Verlag, München.
Nachgefragt