das magazin zur domsanierung (142011)

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Zukunft für das Erbe 815 > 2015 > >20 15 1/2011 Nr. 4 Jetzt fließt der Schweiß Bauarbeiter schuften im Dom Schönheitskur im Museum Die Tintenfassmadonna wird restauriert Neues von Gestern Archäologen bergen interessante Funde DAS MAGAZIN ZUR DOMSANIERUNG ACHTUNG BAUSTELLE!

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Jetzt fließt der Schweiß: Bauarbeiter schuften im Dom, Schönheitskur im Museum: Die Tintenfassmadonna wird restauriert, Neues von Gestern: Archäologen bergen interessante Funde

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Z u k u n f t f ü r d a s E r b e

815 > 2015 > >20151/2011 Nr. 4

Jetzt fließt der Schweiß Bauarbeiter schuften im Dom

Schönheitskur im Museum Die Tintenfassmadonna wird restauriert

Neues von Gestern Archäologen bergen interessante Funde

DAs mAGAZIN Zur DomsANIeruNG

achtung baustelle!

LIeBe LeserINNeN uND Leser,

Veränderungen bringen uns voran. Bestes

Beispiel dafür ist unser Dom: Viel verändert

sich um, an und in ihm – und im Moment

besonders stark.

Betreten Sie mit uns in dieser Ausgabe

die Baustelle Dom – derzeit Deutschlands

größte Kirchenbaustelle. Vergessen Sie nicht,

Ihren Bauhelm aufzusetzen, schließlich wird

hier so manches ein- und abgerissen. „Rück-

bau“ nennt das der Experte.

Innen ausgehöhlt, scheint der Dom fast nur

noch ein Fassaden-Skelett zu sein. Oft tut es

mir ein wenig weh, zu sehen, wie das alte

Mauerwerk mit schwerem Gerät bearbeitet

wird. Und gleichzeitig bin ich doch beein-

druckt, wie schnell sich alles ändert. Klar ist:

Der Abbruch ist der Aufbruch in eine neue

Ära des Doms – und darauf freue ich mich.

Wie es derzeit im Dom aussieht, zeigen wir

Ihnen auf den folgenden Seiten. Und natür-

lich gibt es wieder viel Neues rund um den

Dom zu lesen. Sie dürfen gespannt sein!

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

Ihre Petra meschede

Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit

Im Dom IsT DerBAGGer Los

ImPressum

Da helfen auch keine Ohrstöpsel: Im Dom ist es ohrenbetäubend

laut. Unablässig dröhnen die Baumaschinen, täglich ab sieben

Uhr. Und dann dieser dichte Staub! Überall ist er. Wie Nebel

hängt er in der kühlen Luft, legt sich auf die Kleidung und das

Haar, überzieht alles mit einem feinen Schleier. Der Dom zerbrö-

ckelt an einigen Stellen zu Schutt – nämlich dort wo ihn die Bau-

arbeiter mit dem Presslufthammer mürbe machen.

Bagger und schweres Baugerät statt Prunk und Gloria, Staub statt

Weihwasser. Gott macht im Dom eine Pause – so scheint es. Jetzt

hat hier Bauleiter Alexander Ottersbach vom Architekturbüro

Schilling das Sagen – und alles

im Blick. „Der Umbau ist für

jeden von uns eine einzigar-

tige Aufgabe. Die Herausfor-

derung, das Gebäude für die

künftigen Anforderungen fit

zu machen, spüren wir täg-

lich.“ Eine dieser Herausfor-

derungen ist für Ottersbach und das 17-köpfige Bauarbeiter-Team

das Abtragen der Orgelempore samt seiner zwei tragenden Säulen.

Mit Sägen wird die 40 Jahre alte Betonkonstruktion von den Mau-

ern des Westwerks getrennt. Stahlseile und Gerüste sichern die

nun freistehende Plattform und die Arbeiter, die den Beton sechs

Meter über dem Boden abtragen. Während die Bröckchen herun-

terstürzen, bahnt sich ein Bagger den Weg ins Seitenschiff. Seine

Aufgabe: Den Fußboden tieferlegen. Die Baggerschaufel schabt

über die Fußbodenplatten, reißt sie hoch. Es grummelt durchs

Kirchenschiff, der Boden vibriert. So stellt man sich auch die Be-

gegnung der Titanic mit dem Eisberg vor: Ein Kampf zwischen

Metall und Naturmaterial. – Im Fall des Doms gewinnt ganz klar

die Technik. Ottersbach ist mit den bisherigen Arbeiten zufrieden:

„Trotz des frühen Wintereinbruchs und folgender Zwangspause

liegen wir gut in der Zeit.“Bald beginnt der Rückbau des Westpara-

dieses und auf dem Hückedahl werden die ersten Bohrpfähle für

den Museumsneubau gesetzt. Und nicht ganz ohne Stolz ergänzt

der Bauleiter: „Es ist ein gutes Gefühl, sich in die lange Liste der

Er- und Wiedererbauer des Doms einreihen zu dürfen.“

> Was sich alles im Dom verändert hat, sehen sie auf

der nächsten seite.

D A s P r o j e k T 3>2015 1/2011

Betreten verboten – oder nur noch mit Bauhelm. Kein Bauarbeiter kommt ohne Schutzkleidung in den Dom. Das ist Pflicht! Und nicht ohne Grund schwören die Männer auf Ohropax ...

„>2015“ wird umweltfreundlich auf FSC®-zertifiziertem Papier

und Co2-kompensiert gedruckt. stück für stück tragen

die Bauarbeiter das

Beton-stahlgeflecht der

orgelempore ab.

>2015 Das MagaZIn ZuR DOMsanIeRung

wird herausgegeben von der Hauptabteilung Kommunikations-

und Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Generalvikariats

Hildesheim, Domhof 24, 31134 Hildesheim

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Petra Meschede

Konzept, Redaktion und gestaltung:

Bernward Medien GmbH, Hildesheim;

text: Ina Funk; freie Mitarbeit: Dr. Helmut Brandorff, S. 8/9

Druck: Fischer Druck GmbH, Peine

Fotos: Bernward Medien GmbH; Bonifatiuswerk S. 10;

Dr. Helmut Brandorff S. 9

>2015 1/2011

5>2015 1/20114 >2015 1/2011

Der AuFreIsser vom Dom

D A s P r o j e k T

Alles muss raus! Eine klare Aufgabe für Bauarbeiter

Thorsten Nolte. Auch was niet- und nagelfest ist,

reißt er mit seinem Bagger ein. Der 43-Jährige ist

einer der Ersten, der seit November 2009 im Dom

arbeitet. Und nicht immer ist es Erde, was er aus-

schaufelt. Nolte weiß: „Im Dom ist man nie vor

Überraschungen sicher“...

D A s P r o j e k T

Die Dom-Bauarbeiten erinnern an ein altes Prin-zip aus dem Kinderzimmer: Erst kaputt machen, dann wieder aufbauen. Vieles verschwindet in der Kirche schneller, als es nach Kriegsende in einem riesigen Kraftakt hochgezogen wurde ...

mITTeLschIFF

Hier entsteht die neue Bischofsgruft: Die alten Gräber werden

ausgehoben, der Boden ausgeschachtet, die Seitenwände der

Grube mit Beton-Bohrpfählen stabilisiert. Sie sollen zudem

die Last der bald eingezogenen Decke tragen. In der Gruft

werden einige alte Gräber integriert.

seITeNschIFF

Ade Fußboden. Grund: Der neue Boden im Dom soll 28 Zen-

timeter tiefer liegen als bisher. Presslufthammer und Bagger

zermalmen ihn in kleinere Brocken und Staub.

GoDehArDIchor

Im Dom wird nicht nur abgetragen: Der ehemals zugängliche

Godehardichor über dem Nordparadies wird zugemauert. In

dem so neu entstandenen Raum probt künftig der Domchor.

Welche Überraschungen meinen Sie denn?

Ich habe schon Gräber gefunden – auch von Bischöfen –,

Grabsteinplatten, Keramiken, Altarreste oder Ziegel

von Bischof Bernward.

Begonnen haben Sie Ihre Arbeit nicht direkt im Dom,

sondern in der anliegenden Antoniuskirche.

Ja, dort habe ich den Archäologen geholfen, wenn sie

etwas Größeres brauchten als eine Kelle und Pinsel.

(Nolte schmunzelt) Im Dom direkt arbeite ich seit

März 2010.

Ihr erster Gedanke, als Sie den Dom am ersten

Arbeitstag betreten haben?

Jede Menge Arbeit!

Was genau tun Sie dort?

Ich breche den Fußboden mit dem Presslufthammer

auf, schaufle Bauschutt mit dem Bagger weg. Außer-

dem habe ich die Bischofsgruft für deren Neubau

ausgehoben.

Was denken Sie, wenn Sie den alten Kirchenfußboden

mit schwerem Gerät malträtieren?

Hoffentlich breche ich nicht ein! Und was könnte

ich jetzt wieder finden?

Sicherlich ist eine Kirche als Arbeitsplatz etwas

Besonderes für Sie, oder?

Eine Kirche nicht, der Dom allerdings schon. Hier

arbeite ich in der Geschichte von Hildesheim.

Apropos Geschichte: Hätten Sie gern im Mittelalter

am Dom gebaut?

Nein, das wäre mir zu anstrengend gewesen. Da bin

ich mit den heutigen Hilfsmitteln besser dran.

Sie sind als Baggerfahrer Herr über viele Tonnen Kraft?

Fünf Tonnen. Mehr passen leider nicht durch die Tür.

(lächelt)

Was würden Sie mit Ihrem Bagger gern noch einreißen?

Nichts – ich finde, wir reißen schon genug ein.

BAuschAu

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Fühlend den Dom sehen – das ist jetzt möglich mit den

reliefbüchern für sehbehinderte Besucher des Dom.

D e r D o m B A u v e r e I N 6 >2015 1/2011

kontakt

Dombauverein Hohe Domkirche

Hildesheim e.V.

Domhof 2 · 31134 Hildesheim

Telefon 0 51 21 / 307-216

Fax 0 51 21 / 307-214

[email protected]

www.dombauverein-hildesheim.de

mitgliedsbeiträge

100,- Euro für institutionelle Mitglieder

50,- Euro für Einzelpersonen

25,- Euro für Schüler und Studenten

spendenkonto

Volksbank Hildesheim

Konto-Nummer 4 019 757 300

BLZ 259 900 11

Sparkasse Hildesheim

Konto-Nummer 99 063 414

BLZ 259 501 30

7>2015 1/2011

> helfen sie mit, die Zukunft des Welterbes zu sichern!Werden sie mitglied im Dombauverein hohe Domkirche hildesheim e.v.

DomBAuvereIN hohe DomkIrche hILDesheIm e.v.

Zeit kann man nicht totschlagen – dafür

aber festnageln! Zum Beispiel rund um

den Kreuzgang des Doms. Auf einem Zeit-

strahl symbolisieren einzelne Kupferpla-

ketten die 1200-jährige Geschichte des

Bistums. Ob Privatpersonen, Firmen,

Schulen oder Institutionen – viele haben

sich im vergangenen Jahr ein Stückchen

Zeit gekauft. „154 Plaketten haben wir ver-

geben. Damit sind knapp 50.000 Euro für

die Domsanierungs-Kasse zusammenge-

kommen“, sagt Ralf Tappe, Geschäftsfüh-

rer des Dombauvereins. Das Projekt habe

kuNsT Zum FühLeN

ZeIT verkAuFT sIch GuT

Menschen für den Dom

Barbara hallensleben ist promovierte

Theologin aus Braunschweig. Nach ihrem

studium arbeitete sie im Bistum hildesheim

als pastorale mitarbeiterin in hannover und

Göttingen. seit 1994 lebt sie in der schweiz,

ist Professorin für Dogmatik und Theologie

der Ökumene an der universität Fribourg.

sie ist eine der ersten jahres-Patinnen des

Zeitstrahls.

Frau hallensleben, sie haben elf Plaketten

erworben. Das ist recht viel, oder?

Ich habe viele Freunde: in der Gegenwart,

auch in der Geschichte und im himmel.

In welches jahr würden sie reisen, um

den Dom zu besichtigen?

In das jahr 815, um mit Ludwig dem

Frommen den rosenstock zu entdecken.

Wenn sie sich ein Büro im Dom einrichten

dürften, wo wäre es?

Im kreuzgang, mit Blick in den Innenhof, weil

ich dort nah an der kirche und der Welt bin.

ergänzen sie: Ich mag den Dom besonders, …

… weil er ein Zeugnis einer so langen

Glaubensgeschichte ist, die mich trägt.

Was würden sie Gott fragen, wenn sie

ihn interviewen könnten?

Woher hast Du den mut genommen, Dich

mit dieser schöpfung einzulassen?

r u N D u m D e N D o m

sPoNsoreN >2015herzlichen Dank für die unterstützung

der bisherigen Ausgaben des magazins

zur Domsanierung.

> Beamten-Wohnungs-verein

zu hildesheim eG

> evI energieversorgung hildesheim

Gmbh & co. kG

von Beginn an eine hohe Nachfrage ge-

habt, sogar aus der Schweiz und Japan.

„Der Reiz liegt darin, dass der Spender

mit seinem Namen in die Plaketten gra-

viert wird und so dauerhaft mit dem

Dom verbunden ist“, vermutet Tappe.

Fast komplett weg seien die Jahre des 20.

Jahrhunderts. Attraktive Auswahl hinge-

gen gibt es noch bei den frühen Jahren

des Bistums. Tappes Ziel: „2015 sollen

möglichst alle Jahre einen Paten gefun-

den haben!“ – eine Herausforderung, die

er gern annimmt.

Bisher hatten blinde und sehbehinderte Besucher nur eine Möglichkeit, den Dom mit seinen Schätzen kennen zu lernen: ertasten und Erklärungen hören.

Jetzt lösen spezielle Broschüren das Problem, denn „viele sehbe-

hinderte Menschen interessieren sich für religiöse Kunst, von

der besonders der Hildesheimer Dom eine Menge zu bieten hat“,

sagt Magarita Appelhans, Referentin in der Abteilung Seelsorge

für Menschen mit Behinderung im Bistum Hildesheim. Sie hat

zusammen mit dem Bistum eine Lösung erarbeitet: Reliefbro-

schüren über das Taufbecken und die Christussäule. Das Be-

sondere: Anhand geprägter Bilder, jeweils einer Gesamtansicht

und eines Details des Kunstwerkes, können sehbeeinträchtigte

Menschen die Werke ertasten. Dazu erläutert ein Text in Blin-

denschrift und Großdruck die Sehenswürdigkeiten. „So hat wirk-

lich jeder mit Sehschwäche die Möglichkeit, das Weltkulturerbe

zu entdecken“, freut sich Appelhans. Damit ist Hildesheim nach

Köln die zweite Diözese, die sich gezielt mit einem solchen

Angebot an Sehbeeinträchtigte richtet. Die Zentralbücherei

für Blinde in Leipzig stellt die Broschüren in einer Auflage von

je 100 Stück in Handarbeit her – ein kostenintensives Projekt,

welches die Hildesheimer Johannishofstiftung mit 1.000 Euro

unterstützt hat.

Fühlend die Domschätze entdecken – das ist jetzt möglich mit

den reliefbüchern für sehbehinderte Besucher des Dom.

> erhältlich sind die Bücher im Domladen, im Bode-museum

Berlin und im Internet unter www.domsanierung-shop.de.

christussäule 10,- euro, Taufbecken: 12,- euro

Die zwei Gesamtreliefs zur christussäule (links) und zum

Taufbecken. Darüber ist der Titel in Blindenschrift geprägt.

8 98 >2015 1/2011 9>2015 1/2011r u N D u m D e N D o m r u N D u m D e N D o m

Während oben im Mittelschiff gebaggert wird, graben unten in

der Krypta die Archäologen. Sie haben uralte Mauerreste ent-

deckt. Für Laien sind sie zwischen dem Bauschutt kaum von an-

deren Steinen zu unterscheiden. Für den örtlichen Grabungslei-

ter Dr. Helmut Brandorff sind sie jedoch eine kleine Sensation:

„Unsere Vermutung erhärtet sich, dass sich hier tatsächlich die

Grundmauern der Marienkapelle Ludwig des Frommen befin-

den.“ Genaueres steht aber erst nach Untersuchungen in ein paar

Wochen fest.

Ortswechsel. Auf dem Schulhof des Josephinums, geschützt vor

der Winterkälte durch ein Zelt, haben die Forscher ein weiteres

Suchfeld ausgehoben. Und hier reiht sich eine Entdeckung an

die nächste: „Der größte Fund hat uns wirklich überrascht. Ei-

gentlich hatten wir hier nach der Gussform der Bernwardstür

gesucht, stattdessen eine Glockengussanlage ausgegraben“, be-

richtet Brandorff. Ein dreimal 1,5 Meter großer Bronzeschmelz-

ofen samt Wanne und Glockenform-Resten haben sich erhalten.

Vermutlich stammt die Anlage aus dem 18. Jahrhundert. „Es wäre

toll, wenn wir noch Glocken finden könnten, die hier gefertigt

wurden“, hofft der 53-Jährige.

Wenige Meter neben der Gießerei sind die Archäologen auf einen

weiteren Bronzefund gestoßen: einen Schreibgriffel aus dem 11.

Jahrhundert. Mit der Spitze wurde die Notiz in eine Wachstafel

geritzt und der Spachtel am anderen Ende zum Glätten des Wach-

ses genutzt. „Es war quasi der Notizblock des Mittelalters, denn

Papier war selten und teuer“, erklärt Brandorff. Der älteste Fund

im Zelt ist ein Dachziegel aus der Zeit Bischof Bernwards. „Zie-

gelfragmente hat man immer wieder auf dem Domhof gefun-

Neu uND Doch voN GesTerN

den, aber nie so einen gut erhaltenen mit Stempel“, sagt der

Archäologe erfreut. Bischof Bernward hat laut seinem Biogra-

phen eigene Dachziegel mit Bernward-Stempel brennen lassen.

Vermutlich ließ er damit die Dächer rund um den Dom und die

Wachtürme decken. Mit dem großen Dombrand 1026 sind die

meisten Ziegel verschüttet worden, vermutet Brandorff.

> Ansichtssache!

Ab dem 23. Februar 2011 können Interessierte sich verschiedene

Fundstücke in der hildesheimer Dombibliothek anschauen. Ausge-

stellt werden unter anderem der schreibgriffel, Bernwards Dach-

ziegel, antike kochtöpfe, Grabbeigaben und Funde zur Baugeschich-

te. Bischof Norbert Trelle wird die Ausstellung eröffnen. sie läuft bis

zum 27. mai 2011.

> Wenn steine sprechen, ...

... muss es nur noch jemand aufschreiben. Dr. helmut Brandorff hat

bei seinen archäologischen untersuchungen der Bernwardmauer

(1986/87) ganz genau zugehört und seine erkenntnisse in einem

Buch festgehalten. seine Dissertation wird er während der Ausstel-

lungseröffnung am 23. Februar in der Dombibliothek vorstellen.

Beide veranstalltungen beginnen um 17 uhr.

> Die Bernwardmauer in hildesheim.

Dr. helmut Brandorff

314 seiten, 45 Abbildungen, 234 Tafeln, 11 Beilagen.

hardcover, 59,80 euro

ein schreibgriffel mit seltener verzierung und ein Dachziegel mit eingebranntem schriftzug Bischof Bernwards.

„Wer suchet, der findet“ – eine biblische Weisheit, die sich für Diözesan-konservator Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse und sein Archäologen-Team mehr als bewahrheitet hat: In den letzten anderthalb Jahren ihrer Forschung erwies sich der Dom als wahre Fundgrube ...

Gut zu erkennen ist noch die Form

der schmelzwanne. Die flüssige

Bronze wurde von hier aus in die

Glockenform geleitet.

10 >2015 1/2011D I e u N T e r s T ü T Z e r

Sie ist beeindruckend wegen ihrer Größe von 180 Zentimetern

und der seltenen Darstellung, die ihr ihren Namen gab: In der

rechten Hand trägt sie ein Tintenfass, im linken Arm ihren Sohn,

der eine Schreibfeder und -rolle hält. 500 Jahre lang schmückte

die Figur den Saal der Domkapitulare, bevor sie im Dom aufge-

stellt wurde. Kerzenruß und Umwelteinflüsse haben die Statue

jahrelang stark angegriffen und beschädigt.

Dank des Gemeinschaftsprojekts zwischen der Hochschule für

angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim,

dem Hildesheimer Dom-Museum und dem Niedersächsischen

Landesmuseum Hannover soll die Madonna im neuen Glanz

erstrahlen. Während der Sanierungsarbeiten wird die Andachts-

statue im Landesmuseum ausgestellt – ein Aufenthalt inklusive

Schönheitsbehandlung. Doch zunächst geht es für die Tinten-

fassmadonna in die Restaurierungswerkstatt. „Ich untersuche die

Figur genau, prüfe die Farbschichten und ihren Gesamtzustand.

Anschließend werde ich sie reinigen“, erklärt Roksana Jachim, die

28-jährige Restaurationsstudentin für gefasste Holzskulpturen

und Gemälde, ihre anspruchsvolle Aufgabe. Und spätestens 2014

glänzt die restaurierte Madonna mit dem renovierten Dom um

die Wette. Wetten?!

schÖNheITskur Für mADoNNA

r u N D u m D e N D o m 11>2015 1/2011

Die Domsanierung ist eine riesige finanzielle Her-ausforderung, an der sich viele Förderer beteiligen. Wir möchten sie Ihnen vorstellen. Dieses Mal: das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken.

Besser kann das Domsanierungsjahr 2011 nicht starten: 75.000

Euro stellt das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken für

den Hildesheimer Dom bereit. Damit erhöht das Hilfswerk sei-

ne seit 2009 geleistete Unterstützung für das Großprojekt auf

mittlerweile 250.000 Euro. Die Organisation plant, die Dom-

sanierung bis 2014 weiter zu fördern. Eine wichtige Aufgabe,

findet der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore

Georg Austen. Denn das Diaspora-Hilfswerk unterstützt Katho-

liken in einer Minderheitensituation dabei, ihren Glauben zu

leben. Wie im Bistum Hildesheim, wo knapp 12 % der Gesamtbe-

völkerung der katholischen Kirche angehören. „Der Mariendom

führt sie zusammen. Er ist ein Bindeglied und Symbol geistlicher

Heimat“, erklärt Austen.

Die Hilfe durch das Bonifatiuswerk im Bistum Hildesheim hat

Tradition: Bereits seit über 160 Jahren unterstützt es die Diözese.

Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der Katholiken auf-

hILFe Für DeN Dom? Immer GerN!

grund von Flucht und Vertreibung beinahe verdreifachte, half

es, rund 300 neue Kirchen zu bauen. Auch der Wiederaufbau des

Mariendoms wurde durch das Werk mitgetragen.

Das Bonifatiuswerk bietet finanzielle Hilfe bei Bau- und Sanie-

rungsarbeiten von Kirchen und Gemeindezentren, Kindergärten

und Schulen in Nord- und Ostdeutschland, in Nordeuropa und

in den baltischen Diaspora-Regionen. Die Organisation wurde

1849 gegründet und nach dem heiligen Bonifatius, dem Missio-

nar und Apostel der Deutschen, benannt. Sitz des Hilfswerks ist

Paderborn.

Godehard höweling unterstützt mit

seinem riesenstollen die Domsanierung.

Die Schöne muss zur Kur: Fit werden für die kom-menden Jahrhunderte – und die Spuren gelebter Jahre ausbessern lassen. Die Schöne? Das ist die Tintenfassmadonna aus dem Hildesheimer Dom.

ein unbekannter nieder-

sächsischer Bildhauer

schnitzte die marienstatue

um 1430 aus eichenholz.

monsignore Georg Austen

> stichwort Diaspora: Das Wort entstammt dem Griechischen

und bedeutet „Zerstreuung“. Der Begriff Diaspora bezeichnet somit

Gebiete, in denen mitglieder einer religionsgemeinschaft als

minderheit leben.

Ihr Blick geht unter die haut:

studentin roksana jachim

untersucht die struktur der

Tintenfassmadonna.

12 >2015 1/2011r u N D u m D e N D o m

es gießt in strömen, alles ist pitsche-patsche nass – na endlich! Denn

das ist genau das richtige Wetter für den Dom-regenschirm. Der edle

Beschützer schlägt mit seiner spezialbeschichtung dem schlechten

Wetter ein schnippchen und ist dabei äußerst tolerant gegenüber

jedem Windstoß. jetzt kann regenwetter Ihnen nicht mehr die Laune

verhageln!

Dom-stockschirm

mit Automatik,

92 cm lang, schwarz,

19,- euro.

schIrmherr(IN) GesuchT

unter www.domsanierung-shop.de finden sie neben dem

Dom-regenschirm weitere Produkte rund um den Dom und

die sanierung: orgel-cD, Bücher oder Bauhelm sind mit einem

klick erhältlich. Das Beste daran: mit dem kauf unterstützen sie

gleichzeitig die Domsanierung.

Das ist ein starkes Stück! Rund 8.420 Euro spendet der Hildes-

heimer Bäckermeister Godehard Höweling für die Domsanie-

rung – dank seiner mächtig süßen Idee: Anfang Dezember prä-

sentierte er eine Tonne XXL-Dom-Stollen in der Hildesheimer

Fußgängerzone: 2.000 Stücke zu 500 Gramm, geschichtet zu

einem Riesenstollen. „Damit habe ich den weltgrößten Christ-

stollen aus einer Hand gebacken – wenn auch nicht aus einem

Stück, denn das hätte in keinen Ofen gepasst“, sagt der Hildes-

heimer stolz. Seine Spendenaktion begeisterte viele Menschen,

denn trotz eisiger Kälte war der Andrang am Verkaufsstand so

groß, dass Höwelings Mitarbeiter Unterstützung brauchten:

Bischof Norbert Trelle, Domdechant Hans-Georg Koitz, Gene-

ralvikar Dr. Werner Schreer, Vertreter des Dombauvereins und

Bundestagsabgeordneter Eckart von Klaeden halfen, das Gebäck

für je sieben Euro zu verkaufen.

mächTIG süsse sPeNDe

Großer Andrang herrscht beim

verkauf des hildesheimer Dom-stollens.

Auch das Fernsehen dokumentiert

dieses ereignis.