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Download CLASS aktuell 2012/Nr · PDF fileORANGe MOuNtAiN MuSiC ... meets Indian Masters ... MN RECORDS • MNRCD 119 CLAUDE DEBUSSY The Debussy Edition Pascal Rogé ONYX ONYX 4095

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  • CLASS a k t u e l lA s s o c i a t i o n o f C l a s s i c a l I n d e p e n d e n t s i n G e r m a n y

    2 012 / N r. 2

    Hardy Rittner Chopin-Etden auf

    historischem Terrain

    Lisa Larsson und das Musikkollegium

    WinterthurNeue Strauss-Facette

    Vom Volksmrchen zur musikalischen Vorlage

    200 Jahre Mrchen der Gebrder Grimm

    Florian UhligBrennt fr Schumann

    Klaus Heymann Klassik von NAXOS

  • NeuheiteN

    SONDeRANGeBOt

    GLYNDeBOuRNe

    ORANGe MOuNtAiN MuSiC

    hYPeRiON CD OF the MONth

    C O D A e x D e u t S C h L A N DLandsberger Strasse 492, 81241 Mnchen +49 (0) 89 82 00 02 34http://blog.codaex.de

    www.facebook.com/codaex.deutschland

    SAINT-SAENS/LOEVENDIE/RAVELKlaviertriosVan Baerle TrioETCETERA KTC 1438

    GIOVANNI BOTTESINICapriccio di bravura/Grand Duo Concertant/u.a.Rick Stotijn / Christiane Stotijn Candida Thompson / Amsterdam Sinfonietta / u.a.CHANNEL CLASSICS CCS 32612

    GEORG FRIEDRICH HNDELTheodoraLorraine Hunt / David Daniels / Dawn Upshaw / William Christie The Orchestra of the Age of EnlightenmentGLYNDEBOURNE GFO 01496 3 CDs

    RUTTER/MOZART/SCHUBERT/BRAHMS/ELGAR/MC KIE/+This Is The Day: Musik zu kniglichen FestlichkeitenJohn Rutter The Cambridge SingersCOLLEGIUM COLCD 136

    PETER ETVOS CLAUS H. HENNEBERGThree Sisters - Die drei Schwestern (Oper GA)Peter Etvos / Kent Nagano Orchestre de lOpera de Lyon u.a.BMC BMC 0190 2 CDs

    CHRISTOPH GRAUPNERDie sieben Worte Jesu am KreuzGenevieve Soly Les Ides HeureusesANALEKTA AN 29122 2 CDs

    MICHAEL NYMANSangam - Michael Nyman meets Indian MastersMichael Nyman / Michael Nyman Band / Shrinivas / Misra / u.a.MN RECORDS MNRCD 119

    CLAUDE DEBUSSYThe Debussy EditionPascal Rog ONYX ONYX 4095 5 CDS

    RAVI SHANKARSymphonyAnoushka Shankar David Murphy / LPOLPO LPO 0060

    JAN LADISLAV DUSSEK SOPHIA DUSSEK-CORRIMadame et Monsieur DussekMasumi NagasawaETCETERA KTC 1439 2 CDs

    HERBERT HOWELLSRequiem/Gloucester ServiceSt Pauls Service/ u.a. Stephen Layton / Trinity College Choir CambridgeHYPERION CDA 67914

    HENRY VIEUXTEMPSViolinkonzerte Nr.1 E-Dur & Nr.2 in fis-MollChlo Hanslip /Martyn Brabbins / Royal Flemish PhilharmonicHYPERION CDA 67878

    GEORG FRIEDRICH HNDELEstherRobin Blaze / Susan Hamilton Nicholas Mulroy / John Butt Dunedin Consort & PlayersLINN CKD 397 2 SACDs

    PHILIP GLASSSinfonie Nr.9Dennis Russell Davies / Bruckner Orchester LinzORANGE MOUNTAIN MUSIC OMM 0081

  • AUSGABE 2012/2 3

    In diesem Sommer feiern wir den 150. Geburtstag des Vaters der Weltmusik.

    Ich meine natrlich Claude Debussy, der als erster europischer Komponist ganz gezielt

    auereuropische Tonskalen in seine Musik einbrachte und die herkmmliche Harmonik

    damit auf den Kopf stellte. Das heit: Eigentlich stellte er die Harmonik nicht auf den

    Kopf, sondern brachte sie zum Schweben schwirrender, flirrender Impressionismus.

    Fr die musikalischen Sittenwchter war das ein Skandal. Denn wenn die Harmonik ihren

    Schwerpunkt verliert, herrscht doch keine Ordnung mehr! Die reine Anarchie!

    Der Teufel im DetailSchlimmer noch: Debussy hat Hllengeister freigesetzt. Sehen wir uns doch einmal so

    eine balinesische Ganztonskala an. Ein Tonschritt: die groe Sekunde. Zwei Tonschritte:

    die groe Terz. Drei Tonschritte: die bermige Quart oder halbe Oktave, auch

    Tritonus genannt. Aber was ist dieser Tritonus? Er ist schlimmer als der Tinnitus, er ist ganz,

    ganz schlimm! Die musikalischen Sittenwchter nennen ihn den Teufel in der Musik.

    In der guten, ordentlichen Zeit vor Debussy stand dieser Teufelsintervall allenfalls

    fr das Bse, fr Schmerz und Leid, fr Aussatz, Fluch, Verdammung und Hexerei.

    Ansonsten hatten die Tonsetzer ihn geflligst zu vermeiden und aufzulsen, denn er

    galt als Querstand und harter Gang. Weil er auch im Dominantseptakkord steckt,

    bekam Beethoven einige Rffel zu hren wenn er sie denn hrte. Beethoven stellte

    sich bekanntlich taub.

    Auch der amerikanische Blues galt einmal als the devils music. Das knnte an seinen

    blue notes liegen, denn auch sie stehen fr den Ausdruck von Leid und Schmerz.

    Die bekannteste blue note ist die flatted fifth, die verminderte Quinte, was eben

    nichts anderes ist als eine bermige Quart, also der Tritonus. Allerdings kommt

    die flatted fifth des Blues schon in der traditionellen Musik Westafrikas vor, die ja nun

    bekanntermaen gar keine gleichmig temperierten halben Oktaven kennt.

    Genau genommen ist die afroamerikanische flatted fifth auch gar keine verminderte

    Quinte, sondern eine noch ein wenig mehr verminderte Quinte ein Ton knapp

    ber der Quart, der sich direkt aus der Obertonreihe ergibt. Alphorn- und Jagdhornblser

    kennen ihn als elften Naturton. Da steckt der Teufel also mal wieder echt im Detail!

    Aber das soll jetzt nicht unser Problem sein, es gibt Wichtigeres: Bon anniversaire,

    Monsieur Debussy!

    Einen schnen Sommer wnscht

    Hans-Jrgen Schaal

    CLASS aktuell 2 /2012Inhalt

    4 Weltmarktfhrer familirKlaus Heymann und sein Label Naxos

    6 UnabhngigkeiterklrungRudolf Innig spielt Orgelwerke von Horatio Parker

    7 Ich brenne fr SchumannFlorian Uhligs Schumann-Edition

    8 Glcklich miteinander und mit VivaldiRachel Podger bei Channel Classics

    9 Karibisches Feuer und starke GlutThomas Gabrisch dirigiert Clerch

    12 Klassik aus dem SteckerTheo Wubbolts auf der High End

    16 Neue FacetteLisa Larsson mit Strauss und dem Musikkollegium Winterthur

    17 Ivan Zenaty ber Franz Benda

    18 Up de eensame Hallig Sophie Harmsen und Alexander Vasilliev entdecken Rudi Stephan

    19 Strmer, Genieer, PoetHardy Rittner mit Chopin-Etden auf historischem Terrain

    20 Es war einmal...Vom Volksmrchen zur musikalischen Vorlage

    24 Katalog-Service mit Umfrage

    25 CLASS-BlickpunkteNeuheiten vorgestellt von CLASS aktuell

    ImpressumHerausgeber/Verlag:CLASS e.V.Association of Classical Independents in GermanyBachstrae 35, 32756 DetmoldTel. 05231-938 [email protected]

    Redakteur (v.i.S.d.P): Manfred GrgenAnzeigen: Gabriele NiederreiterGrafische Gestaltung: Ottilie GaiglDruck: Westermann Druck, Braunschweig

    Auflage: 125.100Titelfoto: Zhang Jiangshe

    Alle Tontrger dieser Ausgabe finden Sie auchunter www.bielekat.de und www.klassikrecherche.de

    CLASS a k t u e l l

  • 4 AUSGABE 2012 /2

    ber 7.000 CDs sind unter dem einprgsamen Naxos-Emblemseit 1987 erschienen, monatlich kommen rund 25 neue hinzu.Die Palette reicht von mittelalterlicher Musik bis hin zur E-Musik des 21. Jahrhunderts. Orchester aus Nowosibirsk undIsland sind im Naxos-Katalog ebenso vertreten, wie das London SymphonyOrchestra oder die Staatskapelle Weimar. Herausragende CDs des Labelshaben sich hunderttausendfach verkauft, andere vielzehntausendfach.

    Wer ist der Mann, der hinter diesem erstaunlichen Erfolg steht undes binnen 25 Jahren geschafft hat, die Klassik-Szene umzukrempeln?

    Klaus Heymann wurde 1936 bei Frankfurt am Main geboren. Er studierte u. a. in Frankfurt, London und Lissabon, brach aber 1961 seinStudium ab, weil es ihm schlicht zulange dauerte.

    ber eine Anstellung als Werbeleiter bei einer Zeitschrift kam Heymann 1967 nach Hongkong. Mit spartanischen Mitteln grndete ereinen Versandhandel fr Kameras, der sofort erfolgreich war: Innerhalb

    eines Jahres war ich Dollarmillionr, so Heymann und das mit 33 Jah-ren! Er begann nun auch HiFi-Gerte zu vertreiben.

    1975 heiratete er die Violinvirtuosin Takako Nishizaki. Sptestens nunwar der junge Unternehmer von Kopf bis Fu auf Musik gepolt. Er vertriebjetzt Schallplatten, grndete bereits 1977 ein erstes eigenes LP-Label.

    Doch erst mit der Einfhrung eines neuen Mediums der CD begann die groe Erfolgsstory. 1982 grndete Heymann Marco Polo,das Entdeckerlabel.

    1987 folgte die Firma Naxos mit einem fr damalige Zeiten weg-weisenden Konzept: Jede CD sollte eine qualitativ hochwertige Neu-produktion sein, jedoch nicht ber 10 DM kosten. Diese einfache Ideeerwies sich als marktumstrzende Revolution!

    Selbst Menschen, die sich vorher nie fr klassische Musik inte-ressiert hatten, griffen nun im groen Stil zu. Und aufgrund der gutenQualitt der Aufnahmen und einer binnen kurzer Zeit entwickeltenimmensen Repertoirebandbreite mit vielen Weltersteinspielungen, konnte

    Der familire Weltmarktfhrer Von Klaus Heymann und seinem Naxos-Label, das er vor 25 Jahren grndete

    In der Szene ist er bekannt wie ein bunter Hund doch die meisten seiner Endkunden haben noch nie etwasvon ihm gehrt. Dabei besitzt fast jeder, der sich fr Musik interessiert, mindestens eines seiner Produkte.

    Die Rede ist von Klaus Heymann, seines Zeichens Grnder und Chairman der Firma Naxos. Er ist so etwas wie die graue Eminenz der Klassik-Branche.

    CLASS a k t u e l l

  • AUSGABE 2012 /2 5

    man von Beginn an auch die eingefleischten Kenner fr sich gewinnen.So wurde aus Naxos schon bald der Weltmarktfhrer fr klassischeMusik auf CD und konnte bis heute schon 19 Grammy-Auszeichnungen den Oscar der Musikwelt verbuchen.

    Doch sind CDs nicht inzwischen pass? Hrt nicht zumindest derKlassik-Nachwuchs heutzutage lieber online per Download oder Stream? Klaus Heymann erkannte auch diesen Megatrend frher alsviele andere. Mit der voll digitalen Naxos Music Library (NML) setzteder weitsichtige Geschftsmann bereits in den 1990er-Jahren massiv aufdas Internet als Verbreitungsmediumfr klassische Musik. In einer Zeit, inder die meisten nicht einmal wussten,was ein mp3-Stream berhaupt ist,bot Naxos solche Dienste im Rahmender NML bereits an.

    Zunchst gab es den Service frBildungsinstitute, wie Schulen und Universitten. Spter kamen auchAngebote