cetus-a - fotografie und testberichte 01/2014

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www.cetusa.de / 012014 Cetus-A Erfahrungsberichte Reviews Meinungen Bilder Sony A7r Umfangreicher Testbericht Zeiss Sonnar T* FE 2.8/35 ZA Universelle Brennweite für die Sony A7r Zeiss VarioTessar T* FE4/2470 ZA OSS Meckern auf hohem Niveau? 1

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Erfahrungsbericht zur Sony A7r, Sony Zeiss FE35mm F2,8 und Sony Zeiss 24-70 F4,0

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www.cetus­a.de / 01­2014

Cetus-A Erfahrungsberichte ­ Reviews ­ Meinungen ­ Bilder

Sony A7r Umfangreicher Testbericht

Zeiss Sonnar T* FE 2.8/35 ZA Universelle Brennweite für die Sony A7r

Zeiss Vario­Tessar T* FE4/24­70 ZA OSS

Meckern auf hohem Niveau? 1

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Inhaltsübersicht 04 Sony A7r ­ Umfangreicher Testbericht

04 Voraus 05 Warum Vollformat? 07 There’s a new kid in town… 09 Handling, positives 11 Handling, negatives 12 Im Fokus… 14 Elektronischer Sucher 15 Videofilmerei 17 Bildqualität 19 Mindere Qualität mit Lightroom? 20 Irrtümer ­ Fremdobjektive 23 Technische Probleme 26 Fazit 28 Andere Stimmen ­ Linksammlung

29 Zeiss Sonnar T* FE 2.8/35 ZA ­ universelle Brennweite für die Sony A7(r)

41 Fazit

45 Zeiss Vario­Tessar T* FE4/24­70 ZA OSS ­ Meckern auf hohem Niveau?

59 Fazit

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Sony A7r ­ Umfangreicher Testbericht

Voraus Über die A7(r) ist viel gesagt und geschrieben worden. Manche haben sie mit dem ersten iPhone verglichen ­ einem Gerät, das einst eine ganze Branche revolutionierte. Mein "Freund" Ken Rockwell hingegen hat sie zu einem “asiatischen Spielzeug" degradiert. Für mich ist das Gerät vor allem eins: eine Erleichterung (im wörtlichen Sinne). Mein letzter Familienurlaub fand mit einem 15kg­Rucksack statt. Darin lagen die D600, ein 12­24mm, ein 24­70mm und ein 70­300mm. Dazu noch SB700 und Stativ ­ man weiss ja nie. Tatsächlich nutzte ich das gesamte Gerät auch, aber “entspannt seinem Hobby nachgehen” ist etwas anderes. Wo andere die Landschaft genossen, war ich mit schleppen und schwitzen beschäftigt. Deshalb sagte ich nach dem Urlaub zu meiner Frau: sobald es eine kleine und leichte Kamera gibt, die meiner D600 in Sachen Bildqualität mindestens ebenbürtig ist, steige ich sofort um. Als Sony kurz darauf die A7(r) vorstellte, hatte ich anfangs wegen der dünnen Objektivauswahl zwar noch Zweifel. Nach einigen Wochen Benutzung waren die jedoch verflogen. Das zum damaligen Zeitpunkt erhältliche 35mm von Zeiss war (brennweitentechnisch) gut genug für 90% aller Anwendungsfälle ­ man muss halt nur etwas kreativer und beweglicher sein.

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Bereits im Januar / Februar 2014 kamen das Zeiss 24­70 und das 55mm F1.8 dazu, im vierten Quartal dann auch das Weitwinkelzoom 16­35. Ich musste mich anfangs von dem Gedanken lösen, sofort über sämtliches Equipment verfügen zu können. Anfangs ist das schwer, später bemerkt man, dass man nicht schlechter wird, wenn man mit weniger Ausstattung bewusster arbeitet.

Warum Vollformat? Die Diskussion um Sinn oder Unsinn von Vollformat gleicht einem religiösen Krieg und wird mit dem gleichen blind­dummen Fanatismus eines solchen geführt. Böse Querschläger kommen gelegentlich aus dem (m)FT­Lager wo manche scheinbar (unverständlicherweise) irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe entwickeln. Ich kann dazu nur sagen, jeder soll seine persönliche Wahl treffen und damit glücklich werden. Meine persönlichen Gründe für Vollformat sind schnell genannt: ich bevorzuge die gute Lowlight­Qualität, die hohe Dynamik und das Freistellpotential. Im Gegensatz zu anderen bin ich durchaus der Meinung, dass man das in der Praxis auch ausnutzt. Einen Unterschied zwischen 11 Blenden und 14 Blenden Dynamik sollte man als ambitionierter Fotograf durchaus bemerken, ansonsten wäre vielleicht Schach das bessere Hobby.

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Zudem gebe ich zu ­ ja, ich halte (m)FT für eine Sackgasse, ein obsoletes Format aus der Zeit, wo große Sensoren einfach zu teuer waren. Seitdem APS­C­Sensoren (und nun selbst 35mm­Sensoren) in ebenso kleine und leichte Formfaktoren gepackt werden ­ und dabei noch nicht mal teurer sind ­ halte ich das langsame aussterben dieser Technologie für eingeläutet. Das ist aber meine persönliche Meinung und die muss nicht zwingend richtig sein... Man möge sich im Übrigen auch keine Illusion bezüglich der Lichtstärke machen; Blende 1.4 auf (m)FT sind eben nicht das Gleiche, wie Blende 1.4 auf Vollformat oder APS­C. Diese oft zitiert und gern geglaubte Weisheit ist ebenso hartnäckig wie falsch. Es gibt nämlich nicht nur einen Crop­Faktor sondern auch eine Äquivalent­Blende. Ich verweise hierzu auf die LFI 3/2006 und zitiere daraus: “…So entspricht etwa die Lichtmenge, die bei Blende 8 den Kleinbildfilm erreicht, jener bei Blende 4 einer Kamera im 4/3­Sensor (…). Die Reduzierung des Lichtleitwertes infolge einer Verkleinerung des Sensors ist also gleichbedeutend mit Abblenden. Abblenden wiederum hat bekanntlich Auswirkungen auf die Schärfentiefe.” Das bedeutet, dass eine Blende von 1.4 an (m)FT den gleichen Eindruck hervorruft wie eine Blende von 2.8 am Vollformat. Im Umkehrschluss heißt das, dass die exotische und teure Lichtstärke von 0.95 am (m)FT mitnichten so exotisch ist, wie es viele Besitzer für das viele Geld gern hätten. An dieser Stelle eine interessante Ergänzung und Klarstellung von Holger (aus den Kommentaren): "Sie schrieben davon, dass die Blenden nicht vergleichbar wäre, dennoch ist 1.4 bei m43 das gleiche wie bei Kleinbild (Lichtintensität/Einheitsfläche). Kleinbild hat aber eine 4x so große Fläche und damit wird 4x mehr Licht auf der Sensorfläche aufgefangen, was zu geringerer Schärfentiefe und besserem S/N­Verhältnis führt. Um die Systeme Vergleichen zu können muss aber Äquivalenz eingefordert werden (ähnlich weshalb bei Autos ein Cw­Wert eingeführt wurde und nicht der Gesamtwiderstand betrachtet wird). Äquivalenz erfordert es, dass bspw. ein m43­25mm/0.95 bei ISO 400 mit einem Kleinbildobjektiv 50mm/1.9 bei ISO 1600 verglichen wird alles andere macht wissenschaftlich keinen Sinn (siehe bspw. http://www.josephjamesphotography.com/equivalence/#3 oder http://www.falklumo.com/lumolabs/articles/equivalence/ff.html). Dennoch sieht man hier den Vorteil von Kleinbild, indem eben die Option besteht, die Blende aufzumachen um dadurch niedrigere ISO­Werte erreichen zu können oder eben Schärfentiefeeffekte zu erzielen. Andererseits sind große Blenden in der Landschaftsfotographie nötig (f11­f16) und Teleobjektive werden extrem groß und schwer." Das alles soll nicht heißen, dass es keine fantastischen (m)FT­Kameras (E­M5, E­M1) gibt. Wer sich bewusst für diese Geräte entscheidet, hat sicherlich auch gute Gründe,

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beispielsweise den außerordentlich schnellen und sicheren Autofokus oder die technische Ausgereiftheit. Ich persönlich empfinde das 35mm­Sensorformat als einzig legitimen Film­Nachfolger, aber das ist eine Marotte von mir.

There’s a new kid in town… Nach einigem Zögern entschied ich mich für die A7r. Die 36 Megapixel waren mir dabei herzlich egal ­ eigentlich halte ich das sogar ein wenig für Overkill. Mir gefiel einfach das tiefpassfilterlose Design (theoretisch höhere Moire­Anfälligkeit, dafür mehr Schärfe) und der Gedanke, eine Nikon D800E in die Jackentasche stecken zu können. Im Grunde sprechen wir sogar über mehr als das: durch das Gapless­Design des Bildsensors wird noch mehr Licht eingefangen (keine Lücken zwischen den Pixeln) und die Mikrolinsen sind so angeordnet, dass die kritischen Ecken des Sensors besser ausgeleuchtet werden (ähnlich der Leica­M­Technik). Sicherlich braucht man die immense Bildqualität dieses Kraftzwerges oft nicht wirklich, aber man kann darüber verfügen.

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Das Schwestermodell, die deutlich billigere A7, verfügt über einen 24­Megapixel­Sensor ähnlich dem in der Nikon D600/610 mit Tiefpassfilter (Unterdrückung von Moire). Zudem gibt es Unterschiede im Autofokus, doch dazu später mehr. Beide Geräte bekamen von Sony einen neuen Bionz­X­Prozessor spendiert, der ordentlich Dampf unter der Haube hat. Mit dem Zeiss 35mm F2.8 ­ der ersten angebotenen Festbrennweite ­ musste ich mich erst anfreunden. Lichtstärke 2.8 ist … mäßig. Andererseits hatte ich gerade gewisse Erfahrungen mit Lichtstärke 1.2 gemacht (Voigtländer 35mm F1.2 Asph). Die Bildqualität bei Offenblenden dieser Größe ist immer ein Kompromiss und mir sagte der extreme Look nicht wirklich zu. Zudem ist es eine Herausforderung, bei F1.2 noch die Schärfe perfekt zu erwischen und mal ehrlich; braucht man es heutzutage im Alltag denn noch? Bei Sensoren, die bis ISO 6400+ gehen? Bewusst mit Schärfe/Unschärfe gestalten kann man bei Kleinbildformat auch mit Blende F1.8, F2.0 oder mit Abstrichen eben auch bei F2.8. Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe mich nach einigem Überlegen mit dem “lichtschwachen” 35mm abgefunden und inzwischen liebe ich es ­ aber dazu will ich ineinem weiteren Review kommen.

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Handling, positives Kommen wir ­ Trommelwirbel ­ zur Kamera. Man mag es mir nicht glauben, aber zunächst stellte ich erleichtert fest, dass Sony auf diese blödsinnigen Gummierungen am Gehäuse verzichtet hat. Danke! Warum ich Gummierungen hasse? Weil ich bei bisher keiner einzigen Kamera (Canon, Nikon) erlebt habe, dass diese zuverlässig länger als ein Jahr intensiver Nutzung aushalten ­ egal in welcher Preisklasse. Irgendwo löst sich immer irgendwas ab. Auch sonst macht das Gehäuse ­ aus einer Magnesiumlegierung gefertigt ­ eine gute Figur. Kein Klappern oder Knarzen und es verwindet oder verbiegt sich auch nichts wie beim Vaio­Notebook. Man kann bedenkenlos fest zufassen und mancher wird jetzt über mich lächeln aber ich finde es schön, dass man in den letzten Jahren im Elektronikbereich langsam wieder von dem China­Spielzeug­Plaste­Feeling wegkommt. Das Gehäuse verfügt über die gleichen Bedienelemente wie eine DSLR, also Verstellmöglichkeiten für Blende und Verschlussgeschwindigkeit, ein eigenes Rad für die Belichtungskorrektur und ein “Menürad” welches nebenbei auch zur ISO­Schnellverstellung genutzt werden kann. Kleiner Nachteil hier: man verstellt das "Menürad" leicht mit der Nase und fotografiert dann unbemerkt mit ISO 50 oder so. Zusätzlich kann man nahezu jede Taste individuell belegen. Wenn auch die fernöstlichen Geräte wahrscheinlich nie an den wohltuenden Minimalismus einer Leica rankommen werden, so kann man die Kamera zumindest so konfigurieren, dass man sie im Schlaf beherrscht. Die Haptik der Räder und Schalter ist ohne Fehl und Tadel ­ genau richtig zwischen fest und komfortabel (bis auf besagtes Menü­Rad). Auch der Auslöser funktioniert gut, obschon der erste Druckpunkt nicht exakt definiert ist. Der Widerstand des Auslösers steigt einfach nur kontinuierlich an ­ doch in der Praxis kann man damit sehr gut arbeiten. Ein für mich sympathisches Detail: im manuellen Modus dient das vordere Rad dem Verstellen der Blende, das hintere ist für die Verschlusszeit. Ist man nun im Modus A oder S, kann man trotzdem jeweils beide Räder für die Einstellung von entweder Blende oder Verschlusszeit nehmen (weil das andere ja nicht gebraucht wird). Das kommt meiner leichten Trotteligkeit entgegen; aus unerfindlichen Gründen drehe ich nämlich im Modus A oder S in Hektik manchmal am falschen Rad. Früher an der Nikon passierte dann gar nichts, die Sony hingegen macht genau das Richtige. Sehr gut umgesetzt ist der P­Modus beim Verschieben des Programmes durch Blende oder Zeit. Auf dem Display wird diese “Verschiebung” und der Zusammenhang Blende ­ Verschlusszeit sofort durch zwei gegenläufige Bänder visualisiert; eine nützliche Kleinigkeit. Vor allem funktioniert das Ganze wesentlich flüssiger als an meiner D600, die bei der Programmverschiebung immer seltsam verzögert (oder gar nicht) reagierte.

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Ich hatte gewisse Vorbehalte, ob das Arbeiten mit Kontrast­AF, elektronischem Sucher und der geringen Größe nicht ein gewisses “Knipsenfeeling” erzeugt. Das ist in der Tat so und man ertappt sich öfter als gedacht dabei, dass man die Kamera gar nicht vor die Augen nimmt, sondern einfach mit dem Display fotografiert. In der Tat fühlt sich das an wie das Handling von Omas Billig­Knipse aber nach einer gewissen Gewöhnungsphase hat das einen regelrecht befreienden Touch. Während die Leute früher respektvoll beiseite traten oder zur Salzsäule erstarrten, wenn man die große DSLR vor das Gesicht hob, geht man jetzt mit der A7(r) völlig unter. Erst recht, wenn man mit dem klappbaren Display aus der Hüfte schießt. Man wird faktisch unsichtbar, sieht aus wie ein Tourist und weckt nicht die Spur von Interesse oder gar Argwohn. Überhaupt ist das Klappdisplay ein Segen für jeden DSLR­Geplagten. Endlich mal verwegene, neue, spannende Motive ohne sich in den Dreck zu legen! Schön ist auch, dass ich die Kamera notfalls auf (A)utomatik stellen und meiner Frau in die Hände drücken kann ­ sie ist gerade für einen Amateur wesentlich zugänglicher und weniger einschüchternd als die massive DSLR. Ein weiterer Punkt der bei den Herstellern zunehmend Beachtung findet: auch die A7(r) ist spritzwassergeschützt ­ und zwar inklusive der Optiken. Dies ist nicht bei allen Geräten selbstverständlich! Übrigens: man kann die Kamera mit den heutzutage allgegenwärtigen Apps erweitern. Schaut man sich das mal an, findet man durchaus sinnvolle kleine Spielereien darunter (die leider noch nicht alle für die A7r angepasst sind): z.B. eine App für Mehrfachbelichtungen oder für komfortable Timelapse­Aufnahmen.

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Handling, negatives Reden wir über den Verschluss. Ja, er ist laut. Aber mitten im Trubel oder an der Straße stört das nicht wirklich. Man darf zudem nicht vergessen, dass die billigen Digicams auch oft fürchterliche, künstlich erzeugte Knipsgeräusche von sich geben. Dann schon lieber einen “echten” Sound. Mich persönlich hebt es also nicht an (auch meine mechanische Kamera war laut!), aber andere könnten sich daran stören. Ergänzend ist hier noch zu erwähnen, dass die A7 einen “electronic first curtain shutter” hat, der zumindest den ersten Verschlussvorhang erspart, indem der Sensor vor der Belichtung elektronisch Zeile für Zeile “zurückgesetzt” wird. Als Konsequenz fährt dann nur der zweite Verschlussvorhang “hinterher” und stoppt die Belichtung wieder. In der A7r gibt es das nicht. Dort macht zunächst der erste Verschlussvorhang zu. Der Sensor wird zurückgesetzt und der Belichtungsvorgang beginnt, indem der erste Vorhang wieder nach unten fährt und den Sensor für das Licht freigibt. Der zweite Vorhang folgt und schneidet das Licht ab.

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Konsequenz? Die Sony A7 macht ein lautes “Ratsch”, während die A7r ein lautes “Ratschratsch” macht. Somit ist die A7 einen ticken “diskreter”. Ein klarer Minuspunkt sowohl bei der A7 als auch bei der A7r ist die Position des Auslösers. Der ist nämlich selten dämlich platziert und man muss den Zeigefinger ziemlich verbiegen. Es ist sogar fast bequemer, von hinten mit dem Daumen zu knipsen. Gänzlich unmöglich ist mir jedoch so die Belegung des Autofokus auf den hinteren Button (ähnlich AF­ON) und das Auslösen mit dem vorderen ­ das scheitert an den dann erforderlichen Verrenkungen. Schade.

Im Fokus... Weil wir gerade beim Autofokus sind… ein gewisser Unterschied zur DSLR besteht selbstverständlich. Der Kontrast­Autofokus ist nicht ganz so schnell und treffsicher wie bei meiner Nikon und weil er die Welt natürlich nicht in 3D sieht hat er gelegentlich Probleme, auf das korrekte Motiv scharfzustellen. Stattdessen erwischt er auch gern mal den Hintergrund. Bei der Art und Weise meiner Fotografie ist das mehrheitlich egal. Fotografen, für die ein schneller, jederzeit perfekt punktgenau treffender Fokus lebenswichtig ist (Sport!) kann man die Kamera ganz klar nicht empfehlen.

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Im Portraitbereich wird diese Unzulänglichkeit zum Teil wieder ausgeglichen, weil das Gerät eine sehr gute und zuverlässige Gesichtserkennung­ und Verfolgung hat und im Zweifelsfalle dann auf das Gesicht fokussiert. Ich hatte das erst als Spielerei abgetan aber es ist in Verbindung mit dem Kontrastautofokus tatsächlich sinnvoll! Insgesamt; der Autofokus ist der Preis, den man für den Formfaktor und das geringe Gewicht zahlt. Die D600 war dagegen eine Waffe, die punktgenau und superschnell perfekt fokussierte. Bei der A7(r) versteht man manchmal die ganzen Touristen wieder, die ab und an verzweifelt mit den Kameras am ausgestreckten Arm rumstehen und versuchen, auf das richtige Motiv scharfzustellen. Na gut, ganz so schlimm ist es nicht… für Natur und Architektur ist es völlig im grünen Bereich ­ und das ist ja eh die Domäne der A7r. Es gibt im Bereich Autofokus einen technischen Unterschied zwischen der A7 und der A7r. Wähend Letztere nur über den Kontrastautofokus verfügt, kann Erstere zusätzlich noch mit Sensor­Phasendetektions­AF punkten. Das ist jene Technologie, die den Autofokus im Vergleich zur A7r spürbar beschleunigen sollte. Phasendetektions­AF findet man mittlerweile in vielen Kameras und ich habe noch nirgends etwas wirklich enthusiastisches darüber lesen können. Theoretisch toll, scheint es praktisch nicht viel zu bringen. Die A7 ist hier und da ein wenig schneller ­ das war es aber dann schon. Für Sport würde ich auch die A7 nicht nehmen. Der manuelle Fokus ist durch das Fokus­Peaking und die Lupenfunktion sehr komfortabel. Zum Anschließen von manuellen Gläsern anderer Hersteller komme ich später, aber ich kann jetzt schon versprechen: am fokussieren soll es nicht liegen. Ich habe mir das Gerät so konfiguriert, dass ich mit der hinteren Taste C2 den manuellen Fokus an­ oder ausschalten kann. Das Anschalten aktiviert gleichzeitig das Fokuspeaking und drehen am Objektivring die Lupenfunktion. Ich denke, komfortabler geht es kaum. Schneller sind dann nur noch die Messsucher­Geräte, für die man allerdings viel Übung braucht.

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Elektronischer Sucher Ich hatte Bange vor dem elektronischen Sucher, schließlich war ich den komfortablen Durchblick einer D600 oder der Leica­M gewohnt. Ehrlich gesagt, ein optischer Viewfinder gefällt mir nach wie vor besser, aber ich bin mir durchaus bewusst, das Sony hier wirklich alles rausgeholt hat, was machbar ist. Zur Anwendung kommt die gleiche Technik wie in der NEX­7 (OLED mit 786.432 RGB­Pixel) mit 100% Bildfeldabdeckung und einem Vergrößerungsfaktor von 0,71%. Bei diesem Sucher gibt es keine Kinderkrankheiten mehr (Nachzieheffekte, Rauschen) und so manch einer wird gar nicht glauben, dass er hier nur auf ein kleines Display schaut. Elektronische Sucher bieten unbestreitbare Vorteile. Ich kann mir die Wasserwaage oder das Live­Histogramm einblenden und bei grellem Licht meine Bilder damit kontrollieren, Menüeinstellungen vornehmen oder Zebra und Fokuspeaking anzeigen. Zudem kann ich bei wenig Licht mehr erkennen.

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Obwohl ich also den D600­Sucher immer ein wenig vermissen werde (eine subjektive Sache), kann ich aus dem elektronischen Sucher viele Vorteile ziehen die sich direkt auf die Bilder auswirken. Und darauf kommt es letztlich ja an.

Videofilmerei Kurz gesagt; die A7r (und das trifft sicherlich um so mehr für die A7 zu) ist die beste Videokamera die ich je hatte. Sie übertrifft meiner Meinung nach im Handling die Nikons und Canons deutlich, bei der Bildqualität kämpft sie allerdings mit den üblichen Problemen (siehe Slashcam­Test hier). Für richtig gute Ergebnisse braucht man natürlich ein Objektiv mit Stabilisator. In Zusammenhang mit der komfortablen Bedienung (schnelle Einstellung von Blende, Verschlusszeit und ISO, Anzeige der Belichtung, Zebra, Fokus­Peaking, schnelle Belichtungskorrektur, Schwenkdisplay) und den Anschlussmöglichkeiten (externes Mikrofon und Kopfhörer, Ausgabe eines cleanen Outputs auf HDMI) kann man damit komfortabel arbeiten.

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Selbst der alleinige Kontrastautofokus der A7r funktioniert beim Filmen verhältnismäßig gut und stellt in annehmbarer Geschwindigkeit scharf (genug Licht vorausgesetzt). Er rennt dem Motiv dabei nicht permanent nervös hinterher sondern arbeitet mit einer angenehmen Verzögerung. Für professionelles Arbeiten empfiehlt sich natürlich dennoch der manuelle Eingriff. Nicht zu vergessen: 1080p50 ­ das konnte bisher keine Nikon oder Canon. Damit werden auch endlich mal kleine Zeitlupen (natürlich in begrenztem Umfang) möglich. Ich hatte mit der D600 das Filmen komplett aufgegeben, mit der A7r werde ich mich ab und zu mal wieder ranwagen ­ weil das Handling einfach gut ist und trotz allem insgesamt ansprechende Qualität hinten rauskommt. Und weil man das Display kippen kann.

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Bildqualität Ich muss zu meinem Leidwesen gestehen, dass ich mit der Sony noch nicht so viele Bilder geschossen habe, wie ich gern hätte. Der Winter fordert seinen Tribut, meist gehe ich im Dunkel auf Arbeit und komme im Dunkel nach Hause. Wenn mal Zeit zum fotografieren wäre, hüllt sich die Welt in düsteres Grau. Trotzdem habe ich das Tageslicht dann und wann erwischt, somit sind einige Bilder entstanden. Andererseits nicht so viele (und nicht in der Qualität), wie ich für den Erfahrungsbericht gern gehabt hätte. Wenn ich das Zeiss 35mm F2.8 nutze, ähneln Bildqualität und Bildeindruck sehr stark meiner alten Nikon D600. Durch das Plus an Megapixeln hat man etwas mehr Auflösung und größere Files ­ das fällt auf einem durchschnittlich guten, aktuellen Rechner aber nicht wirklich ins Gewicht. Man darf natürlich nicht erwarten, mit dem vergilbten Gerät von 2004 noch viel zum Thema “komfortable RAW­Bearbeitung” mitreden zu können ­ eigentlich eine Selbstverständlichkeit ­ aber von vielen gern ignoriert. (“Neuer Computer? Ich bin Fotograf, kein Computerfreak…”)

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Ich nutze Lightroom 5 (Adobe hat die A7(r) ziemlich schnell integriert) und alles läuft flott und geräuschlos. Mein Rechner hat war 16GB RAM aber ansonsten nur einen Intel Core i5 mit 2,8 GHz. Man braucht also keine Wundertechnik, um mit den großen RAW­Files zügig arbeiten zu können. Die nun folgenden Aussagen sind vollkommen subjektiv und beschreiben den Eindruck, den ich beim gesamten Workflow vom RAW bis hin zum fertigen Bild hatte. Ich möchte dazu sagen, dass man das Folgende als “Jammern auf hohem Niveau” oder “Luxusproblem” bezeichnen könnte. Mir geht es lediglich darum, Unterschiede herauszustellen. Ich habe aber bisher den Kauf der A7r keine Sekunde bereut ­ das sei ausdrücklich erwähnt. Die Bildcharakteristik der A7(r) ist wie gesagt sehr ähnlich der Nikon D600/610/800, allerdings subjektiv eine kleine Ecke neutraler, vielleicht auch “klinischer”. Man könnte eventuell behaupten, der Output ist zwar perfekt, aber gänzlich charakterlos. Die Nikon­Aufnahmen (Profil neutral) wirkten immer noch ein klein wenig wärmer, reicher, bunter (ich rede hier nicht vom Weißabgleich). Würden wir über Musik reden, würde ich sagen: “Das ist mehr Druck dahinter”. Die Sony­Bilder sehen aus, als würde man durch ein Fenster hinaus in die Realität schauen. Extrem detailliert, aber etwas... mau. Wie ein leckeres, aber wenig gewürztes Essen. Einwurf: Wie hier und hier zu lesen ist, habe ich inzwischen meine Meinung zum Thema Bildcharakteristik etwas geändert. Das passt auch ein wenig in den Gesamteindruck, den ich bei der A7r immer habe; gelegentlich fühlt es sich an, als würde man anstatt einer Kamera einen Computer bedienen ­ eine präzise, seelenlose Maschine. Wie gesagt, das ist rein subjektiv. Andere mögen mir hier widersprechen. Ob eine neutralere, klinischere Darstellung nun besser oder schlechter ist, möge jeder für sich entscheiden. Mit Zugabe von Kontrast, Klarheit, Farbe und etwas Vignette gleicht man das sehr schnell aus. Ein weiterer Einflussfaktor ist das verwendete Objektiv. Das Voigtländer 35mm F1.4 classic z.B. gab den Bildern z.B. schon von Haus aus etwas mehr “Punch” und Biss mit als das Zeiss. In Punkto Dynamik ist die Sony erwartungsgemäß genauso extrem wie die aktuellen, großen Nikons. Man kann die Tiefen hochschrauben bis der Arzt kommt und wird kein Rauschen sehen. In den Lichtern verstecken sich meiner Meinung nach sogar noch etwas mehr Details. Worin die Nikons allerdings spürbar besser waren: beim automatischen Weißabgleich. Der saß bei der D600 immer auf den Punkt. Die Sony braucht hier gelegentlich manuelle Nachhilfe im RAW.

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Insgesamt muss ich zugeben, dass ich an den Nikon­RAWs weniger schrauben musste (wenn auch nicht viel). Die Sony­Bilder brauchen etwas mehr Pflege und Fingerspitzengefühl, werden dann aber letztendlich genauso gut. Vielleicht liegt es auch nur an meiner noch nicht so großen Erfahrung mit dem Gerät ­ vielleicht ist das subjektive “schlechter” auch einfach nur objektiv “anders”. Abschließend noch ein paar Worte zum Rauschverhalten. Ich bin nicht derjenige, der sich darauf fixiert ­ mir reicht die Gewissheit, dass moderne Kleinbildsensoren in praktisch jeder lebensnahen Situation (und damit meine ich nicht nahezu völlige Dunkelheit!) nutzbare Qualität abliefern. Lebensnah geht für mich bis ISO3200 ­ 6400 und “nutzbar” bedeutet, dass es durchaus Rauschen darf; es darf nur nicht störend oder zerstörerisch werden und dieses Gefühl hervorrufen: “Ich­bin­eine­digitale­Kamera­die­gerade­ihre­Grenzen­erreicht­hat”. Ich denke, heutzutage wird man ­ abgesehen von der M9 ­ keine moderne digitale Fullframe mehr finden, die diese Bedingungen nicht erfüllt. Für die Pixelpeeper unter Euch hier trotzdem ein Link zu einer schönen ISO­Bildreihe: http://www.cameralabs.com/reviews/Sony_Alpha_A7r/noise.shtml Mindere Qualität mit Lightroom? Auf der Seite vonLeicaboss findet man die Aussage, dass Lightroom 5 im Gegensatz zu dem Sony­eigenen Tool nicht alles an Schärfe und Details aus den RAWs herausholt. Dies ist auch mit Beispielaufnahmen belegt. Ich kann das nur achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Die Sony­eigene Software zur RAW­Entwicklung ist derart schlecht, langsam und unbedienbar, dass ich sie schlicht und ergreifend trotzdem ignoriere. (Und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine).

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Irrtümer ­ Fremdobjektive Bereits bei der Produktvorstellung galt die vermeintlich uneingeschränkte Verwendbarkeit von Leica­M­Objektiven als einer der größten Vorteile der A7(r). Bevor das Gerät überhaupt jemand in der Hand hatte, wurde es schon zu Leicas Albtraum ernannt. Auch ich fand die Möglichkeit reizvoll, die gleichen Objektive sowohl an der M als auch an der A7 nutzen zu können. Leider wurden wir von diesem schönen Traum schnell wieder geweckt. Bei “kleinvolumigen” Kameras ohne Spiegel entstehen bei Objektiven unterhalb 35mm (eigentlich unterhalb 50mm) gewisse Probleme durch das geringe Auflagemaß (Abstand zwischen hinterer Linse und Sensor). Es wird schlicht problematisch, die gesamte Fläche des großen Sensors bis in die Ecken auszuleuchten. Bei Film war das früher kein Problem, ein Sensor verhält sich konstruktionsbedingt anders. Kurz gesagt kann das unter Umständen zu starken Vignettierungen, hässlichen Farbverschiebungen und Unschärfe in den Bildecken führen. Leica als auch Sony wirken dem Problem mit einer Kombination aus Softwarekorrektur (teilweise schon im RAW) und speziell gestalteten Sensoren entgegen. Leica kennt natürlich die eigenen Optiken sehr genau und kann die Kamerasoftware darauf abstimmen. Diesen Vorteil hat Sony nicht und zusammen mit einer Reihe weiterer konstruktionsbedingter

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Nachteile (wie der höheren Sensorauflösung) ergeben sich daraus sichtbare Probleme bei Verwendung von vielen Leica­Objektiven. Kurz gesagt: bis auf wenige Ausnahmen (z.B. das Tri­Elmar 16/18/21) sind die meisten M­Gläser unterhalb 35mm untauglich. Ich muss das an dieser Stelle sehr genau definieren: manche Leute nutzen Tools wie z.B. Cornerfix. Solche Software rechnet die Farbverschiebungen und Abdunklungen anhand eines Referenzbildes (speziell oder generell) heraus. Die Optiken, die dabei genutzt werden, bezeichnet man dann als tauglich für die A7(r). Aber mal ganz ehrlich: irgendwo hört es doch auf, oder? Will ich mich ­ sei es als Profi oder Amateur ­ tatsächlich hinstellen, zu jedem Bild noch ein Referenzbild mit einem speziellen Vorsatz schießen und hinterher noch eine Extra­Software bemühen? Nur um unbedingt das Summilux 21 an der A7 verwenden zu können und damit Bilder zu machen, die nach viel Gebastel und Gefummel fast so gut wie mit der Leica aussehen? Für mich ist jede Optik untauglich, mit der ich auch nur einen Handgriff mehr als die übliche Bearbeitung im RAW­Konverter machen muss. Ich will keine Referenzbilder und Spezialsoftware bemühen. Ich will keine verdammte Wissenschaft veranstalten sondern nur fotografieren. Somit kann ich mich von jedem M­Glas unterhalb 35mm verabschieden. Ja, es ist so einfach. Das ist aber eigentlich gar nicht so tragisch, denn nahezu jede andere normale vollformat­taugliche Spiegelreflex­Optik im Retrofokus­Design liefert mit Hilfe eines Adapters wundervolle Ergebnisse (da hier der Abstand zwischen hinterer Linse und Sensor groß genug ist) und ich bin mir sicher, es warten viele solcher Schätzchen in zahllosen Schränken darauf, mal wieder hervorgeholt und genutzt zu werden. Dazu kommen all jene modernen Objektive, die man mit Adaptern teilweise unter Beibehaltung von Autofokus bequem nutzen kann (z.B. mit Hilfe des Sony­Adapters LA­EA4, der die A7 wieder in eine Spiegelreflex mit Sony A­mount verwandelt). So könnte man im stationären Einsatz (Stativ/Studio) aus der A7(r) eine DSLR machen ­ und für unterwegs nutzt man sie mit den kleineren nativen E­mount­Objektiven. Die Vielzahl der erhältlichen Adapter eröffnen endlose Möglichkeiten, sei es mit Canon, Nikon oder Sony/Minolta­Objektiven (und viele mehr) ­ aus unterschiedlichsten Epochen. Man muss also hier ganz strikt zwischen (Leica)­M­Optiken und “normalen” Gläsern unterscheiden. Erstere funktionieren (mit Einschränkungen) nur oberhalb 35mm, letztere immer (je nach Adapter voll manuell oder mit Autofokus).

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Selbst Objektive für den kleineren APS­C­Sensor (NEX­Objektive, E­mount) können direkt an der Kamera verwendet werden. Je nach Einstellung erhält man entweder einen minderwertigen Bildrand (den man dann beschneiden muss) oder nutzt gleich nur den mittleren Bereich des Sensors (15 Megapixel) aus. Ich bin der Meinung, dass das Adaptieren zwar interessant sein kann, aber durchaus nicht zum Selbstzweck werden muss. Die nativen Sony­FE­Objektive sind sehr reizvoll, passen perfekt und decken mittlerweile einen großen Bereich ab. Sie liefern hervorragende Qualität und bieten dank Autofokus (mit Gesichtserkennung) viel Komfort. Letztendlich geht es doch schließlich darum, die Geräte so zu benutzen wie sie auch gedacht und gebaut sind ­ nur dann bieten sie die volle Leistung und das beste Nutzererlebnis. Selbst die funktionierenden M­Gläser gleich oder größer 35mm Brennweite reizen mich im Endeffekt mittlerweile nicht mehr besonders. Ich habe es selbst versucht, bin eine Weile mit dem Voigtländer 35mm 1.4 classic an der A7r herumgelaufen und die Fotos haben mir gefallen. Dennoch nutze ich jetzt nur noch dasZeiss 35mm F2.8 weil man damit einfach komfortabler arbeiten kann. Nur so ist die Kamera wirklich

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komplett in all ihren Funktionen und am Ende des Tages bringe ich damit mehr gelungene Bilder heim. Wenn ich das Gefühl brauche, ich müsste mir meine Bilder erarbeiten und wenn mir der kleine Sony­Computer zu viel wird, kann ich die Leica aus dem Schrank holen. Beide Geräte machen als Gesamtpaket jeweils Sinn. Alles Andere habe ich mir abgewöhnt.

Technische Probleme Eigentlich war es von vornherein klar, das bei einer neuen Kamera Probleme auftauchen würden. Die Frage war nur, ob sich diese zu Showstoppern entwickeln (wie die Sache mit den öligen Flecken, liebe D600!) oder ob man damit klar kommt. Bei der A7(r) diskutierte man anfangs hauptsächlich über zwei Probleme: a) Verwacklungen durch den Verschluss b) Kompressionsartefakte

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Problem a) tritt vornehmlich bei längeren Brennweiten auf. In bestimmten Situationen, wenn z.B. die Kamera über die Objektivschelle am Stativ befestigt ist und das Objektiv seinerseits per Adapter an der Kamera, verursacht der Verschluss Vibrationen, die eine leichte Unschärfe im Bild hervorrufen. Im Wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten, dem beizukommen. Sony könnte, ähnlich einer Spiegelvorauslösung, das Schließen des ersten Verschlussvorhanges vor der Belichtung vom restlichen Ablauf des Verschlusses abkoppeln (per Firmware­Update) oder man beschwert die Kamera einfach etwas und macht sie damit träger und stabiler. Für mich ist das Problem damit keine Tragödie, eher eine blöde Eigenheit der Kamera, die man mit einer bestimmten Maßnahme sicher umgehen kann. Und mit etwas Glück feilt Sony hier noch an der Firmware. Mehr muss man darüber nicht sagen. Man muss es wissen und kann sich dann darauf einstellen. Im folgenden Link ist die ganze Geschichte sehr schön erläutert: http://www.sonyalpharumors.com/the­shutter­vibration­issue­explained­by­joseph­holmes/ Problem b) ist da schon etwas schwieriger. Es gehört ein wenig in den Bereich dergefühlten Probleme. Eine Art Abfallprodukt des exzessiven Pixel­Peepings, von Leuten entdeckt, die wenig Fotografieren sondern ihre Zeit lieber mit Charts und in Foren verbringen. Als ich nach diesem “Problem” recherchiert habe, wusste ich nicht so recht, ob ich eher Wut kriegen oder lachen sollte. Ich will es einfach mal beschreiben und der geneigte Leser mag dann für sich selbst entscheiden. Wenn man mit einigen Objektiven ein RAW­Bild in 36 Megapixel anfertigt und dieses dann direkt in JPG transformiert (z.B. mit Lightroom), sieht man angeblich in 8:1­Vergrößerung einen sogenannten “orange peel”. Ich kann es nicht besser übersetzen, da ich mir zahlreiche solcher Bilder angeschaut haben und nichts gesehen habe, d.h. ich weiss nicht, was die Leute von mir wollen. Ich sehe bei 8:1­Vergrößerung einen hässlichen Pixelhaufen aber keine Artefakte oder einen “orange peel”. Das war auch der Punkt, an dem ich mir überlegt habe, das manche Leute vielleicht entweder mal ein Medikament nehmen oder sich ein anderes Hobby suchen sollten. Das Netz bläst diesen “non­event” natürlich zu einem mittleren Erdbeben auf und jeder hält darüber schlaue Volksreden ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. Eins scheint festzustehen: der BIONZ­X­Prozessor ist den 36 Megapixeln definitiv nicht gewachsen. LOL & ROFL. Das Internet ist wirklich der größte Idiotie­Verstärker der Welt! Komischerweise sind zwischenzeitlich sehr viele Flickr­Leute, die sich mit diesem Blödsinn beschäftigt und auch “Beweisbilder” hochgeladen hatten, mitsamt ihren Bildern bei Flickr verschwunden…

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Hier das Einzige, das ich noch ausgraben konnte: http://www.fredmiranda.com/forum/topic/1260544 Darüber hinaus scheint diese Geschichte mittlerweile gestorben zu sein. Vielleicht konnten zu viele andere Leute auch keinen “orange peel” finden... Eine weitere Kleinigkeit ist mir selber aufgefallen: der FE­Mount von Sony scheint ein wenig mehr Spiel zu haben, als die Anschlüsse der anderen Hersteller. Mein Zeiss 35mm F2.8 lässt sich z.B. ganz leicht (maximal 1 Millimeter) drehen und auch hin und her verschieben ­ allerdings mit etwas erhöhtem Kraftaufwand. Da sich dieser Effekt nicht auf die Bildqualität auszuwirken scheint, habe ich beschlossen, ihn zu ignorieren.

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Fazit Die A7(r) ist die logische Folge dessen, dass große Bildsensoren immer preiswerter werden. Das müsste, bedingt durch die immer höhere Produktion (zuletzt von Sony selbst befeuert) wohl auch so weitergehen. Elektronik wird immer leistungsstärker und platzsparender, damit können selbst die Bildinformationen dieser großen Sensoren immer effektiver und schneller verarbeitet werden. Die Gehäuse schrumpfen, u.a. weil Elektronik, die nicht mehr am Limit arbeitet, auch weniger Wärme erzeugt. Einfache, zugängliche und leichte Bauformen nähern sich vormaliger Profi­Technik mit 35mm­Sensoren immer weiter an. Sony hat den ersten Schritt getan. Es werden Geräte folgen, die auch gewisse Unzulänglichkeiten der A7(r) beheben, vor allem im Bereich Autofokus und Geschwindigkeit. Kameras mit Spiegel werden aussterben. Selbst größere, professionelle Gehäuse brauchen die aufwändige Mechanik in Zukunft nicht mehr. Vielleicht wird es irgendwann nur noch zwei Gruppen geben. Smartphones mit hochwertigen Kameras und kleineren Sensoren für die Masse ­ und Geräte mit 35mm­Sensor, rein elektronischem global shutter und integrierter Stabilisierung ­ zum Filmen und Fotografieren ­ in der Bauform einer Blackmagic mini, Oympus E­M1 oder Sony A7. Wenn der Vollformat­Sensor immer mehr Mainstream wird, bewegen sich vielleicht einige Profis verstärkt in Richtung Mittelformat. Andere mögen erkennen, dass professionelle Kameras nicht in jedem Anwendungsgebiet riesengroß und schwer sein müssen Für wen ist die Sony A7(r) geeignet? In erster Linie für Leute, die wissen, was sie am Kleinbildformat haben ­ aber nicht schleppen wollen. Die bei der Bildqualität keine Kompromisse eingehen wollen, auch wenn sie nur privat fotografieren. Oder für Leute, die von kleineren Sensoren aufsteigen möchten. Die vielleicht die Bildcharakteristik ihrer handlichen Filmkameras vermissen, die Eindeutigkeit der Brennweiten (ohne Cropfaktor oder Äquivalent­Blende). Oder Sportler, Bergsteiger, Wanderer, Reisende, die alle keine Lust auf 4 Kilogramm Ausrüstung haben. Oder Leute, die schon immer mit versteckter Begeisterung zur D800(e) schielten, dieses Gerät jedoch ob des Preises und der Größe nie wirklich gekauft haben (so wie ich…).

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Ich wüßte keinen Grund, warum nicht selbst der Profi im Bereich Portrait, Landschaft oder Architektur damit glücklich werden sollte. Eines jedoch sollten all diese Personen gemeinsam haben: sie sollten im fotografischen Sinne wissen, was sie tun. Sie sollten die Kamera korrekt einschätzen können und um ihre Unzulänglichkeiten wissen. Sie sollten den großen Sensor auch ausnutzen können. Sie sollten unbedingt im RAW fotografieren, denn nur dann kann man die hervorragende Dynamik nutzen. Der Einsteiger, der mit Automatik nur “draufhält” wird mit der A7(r) zwar nicht unglücklich werden, seine Fotos werden sich aber in Nichts von denen einer Knipse der Mittelklasse unterscheiden. Abraten würde ich nur dem Sportfotograf ­ oder allgemein Leuten, die öfter in dunkler Umgebung auf einen total schnellen und sicheren AF angewiesen sind. Dazu zähle ich auch Street und Wedding! Gerade bei letzterem Einsatzgebiet wäre es katastrophal, wenn der AF nicht in der Lage ist, einzigartige Momente jederzeit 100% sicher einzufangen.

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Andere Stimmen ­ Linksammlung Ich selbst habe mittlerweile einen weiteren Erfahrungsbericht mit vielen Fotos in der Cetus­A 02/2014 veröffentlicht. Zum Abschluss hier noch ein kleiner Überblick über andere Tests und Stimmen. Testbericht zum Thema Video bei Slashcam.de Ausführliche Erläuterung bei Ralfs Fotobude Testbericht bei Traumflieger.de Testbericht bei Digitalkamera.de Testbericht bei Futurezone.at Video­Review bei DigitalRev

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Zeiss Sonnar T* FE 2.8/35 ZA ­ universelle Brennweite für die Sony A7(r)

Das Zeiss Sonnar T* FE 35mm f2.8 ZA (SEL­35F28Z) nutzte ich an der A7r von Anfang an durchgehend. Wie schon im A7r­Testbericht angekündigt, folgt hier nun eine eigener Artikel darüber. Mittlerweile hatte ich viele Gelegenheiten, die A7r auszuführen. Dabei habe ich einige Erfahrungen gesammelt. Es ist schwer, zu unterscheiden, wieviel Bildcharakteristik vom Objektiv und wieviel von der Kamera kommt. Ich hatte da auch in der Vergangenheit immer wieder Probleme, das auseinanderzuhalten. Fakt ist, dass das Gesamtpaket aus Kamera und Objektiv eine sehr hohe Qualität und eine eigene Signatur erzeugt. Inwieweit das jetzt der Zeiss­Look ist (der oft von Steve Huff oder Ming Thein beschworen wird), kann und will ich hier nicht feststellen ­ das ist mir ein zu subjektives Feld.

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Für Kritik hat die vergleichsweise geringe Lichtstärke gesorgt. Viele hatten in dieser Preisklasse mit einer 1.8er oder 2.0er Festbrennweite gerechnet, beflügelt von der Tatsache, dass in der RX1 ja ein Sonnar F2.0 verbaut ist. Trotzdem hat sich Sony für F2.8 entschieden ­ angeblich aus Gründen von Größe/Gewicht und weil man Bildqualität vor Lichtstärke stellen wollte. Nachdem ich am Anfang damit gehadert hatte, bin ich jedoch mittlerweile von der Richtigkeit des Konzeptes überzeugt. Die Bildqualität ist tatsächlich hervorragend und Lichtstärke F2.8 ist nicht wirklich ein Problem bei einer Kamera, die bis ISO6400 verwendet werden kann. Und ja ­ Größe und Gewicht sind in der Tat ein überzeugendes Argument!

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ISO 6400 ­ bei der A7r kein Problem. Da reicht auch Blende 2.8... Im Endeffekt wirkt sich die Blende nur negativ auf die beliebte geringe Tiefenschärfe aus. Trotzdem kann man damit noch ausreichend freistellen. Immerhin reden wir bei 35mm über eine Brennweite, die klassischerweise eher nicht primär mit offener Blende genutzt wird. Für Portraits etc. bietet Sony ja das 55mm F1.8 an. Im Grunde genommen kann man also mit F2.8 gut leben. Das Gefühl, dass das etwas fehlt, wird sich kaum einstellen. Schauen wir uns die Optik im Detail an. Zunächst ist zu sagen, dass es sich hier trotz Zeiss­Aufschrift nicht um ein bei Zeiss gefertigtes Objektiv handelt. Sony fertigt all diese Optiken und es werden lediglich bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten, die als Voraussetzung für das Label “Zeiss” gelten. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt sind, darf sich die Optik dann auch “Zeiss” nennen. Es gab dazu mal ein Statement; der Zeiss­Schriftzug bedeutet im Grunde, dass Zeiss die entsprechende Optik auch so bauen würde, es ist ein Qualitätsversprechen. Dennoch kann die optische Rechnung natürlich von einem Sony­Ingenieur stammen.

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Das alles soll uns nicht weiter stören. Das Objektiv selbst ist klein, leicht, fasst sich angenehm hochwertig an und ist wie die Kamera gegen Feuchtigkeit abgedichtet. Einen Stabilisator hat es nicht. Sony verwendet das cleane, unverschnörkelte Zeiss­Design und passt sich damit perfekt an die A7r an. Der Fokusring (ohne direkte Verbindung zur Mechanik) läuft sehr angenehm und präzise ­ man merkt wirklich nicht, dass man damit nur einen Stellmotor steuert. Lediglich die fehlenden Anschläge sind auffällig.

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Das Objektiv hat in der FE­Fassung einen ganz geringen Spielraum (ca. 1 Millimeter horizontal als auch vertikel). Das kann irritieren, wirkt sich aber nicht auf die Bildqualität aus. Abstand und Winkel zum Sensor bleiben immer gleich (kein Spielraum auf der Z­Achse, kein kippeln) ­ daher habe ich mich nach anfänglicher Skepsis wieder beruhigt. Der Autofokus ist kein Renner, aber schnell genug für die überwiegenden Anwendungsfälle. Bei Tageslicht gibt es nichts zu meckern. Wenn es etwas dunkler wird, braucht er schon mal mehr Zeit, um sich einzuschießen. Im Zweifelsfalle hilft der gut implementierte manuelle Fokus, den ich für diesen Zweck aber noch nie bemühen musste. So erreicht die Sony zwar nicht das Niveau einer teuren DSLR, das muss aber auch gar nicht sein! Sie findet ihre primäre Anwendung nicht in Sport oder Action sondern eher in der "entschleunigten" Benutzung (woher kennen wir das nur...).

Trotzdem reicht die Geschwindigkeit des Objektives an der A7(r) im normalen Alltag definitiv aus. Ich will meine Bilder fotografieren und nicht abschießen. Kommen wir zu den technischen Details. Im Inneren von Sonys kleinem 35er finden sich 7 Elemente in 5 Gruppen inkl. 3(!) Asphären. Die Naheinstellgrenze liegt bei 35cm

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(Abbildungsmaßstab 1:8,33). Wer sich mit Zeiss auskennt weiss: T*(asterisk) bedeutet, dass die Gläser über eine spezielle Vergütung zur Unterdrückung von Blendeffekten/Reflektionen (lense flare) verfügen. Die zirkuläre Blende hat 7 Lamellen ­ das sorgt für ein recht weiches und angenehmes Bokeh. Das Gewicht liegt bei nur 120 Gramm.

Hier noch einmal das Bokeh­Bild aus dem A7r­Review Die optische Leistung gefällt mir außerordentlich. Über Verzeichnung braucht man kaum zu sprechen (und das letzte bisschen erledigt man im Lightroom auf Knopfdruck mit der Objektivkorrektur). Die Bildschärfe ist bereits bei Offenblende im Zentrum sehr hoch und in den Randbereichen gut. Ab Blende 4 gibt es rein gar nichts mehr zu meckern. Ab Blende 8 aufwärts wird es dann erwartungsgemäß wieder "schlechter". Chromatische Aberrationen finde ich nicht wirklich. Lediglich die Vignettierung ist etwas stärker, auch das lässt sich allerdings mit Knopfdruck im Lightroom anpassen. Ein cooles Detail ist die Sonnenblende, die ich so auch noch nicht gesehen habe. Im Grunde ist sie einfach eine Art frontale Abdeckung die keinerlei Auswirkung auf die Größe hat sondern dem Objektiv eine Art Ninja­Sehschlitz verpasst. Stealth­Modus sozusagen.

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Zum Thema Farben habe ich mich schon in den Berichten zur A7(r) geäußert. In Verbindung mit dem 35mm­Objektiv sind die Farben anders als ich es von Nikon­Gläsern an der D600 gewohnt war. Weniger knallig und bunt, etwas zurückhaltender, natürlicher, ähnlicher der Leica M8/9. Manchmal schraube ich ewig an den Bildern herum und bilde mir ein, ständig einen anderen Farbstich zu sehen (cyan, lila, grün oder orange). Gelegentlich finde ich die Farben etwas zu neutral, oft gefallen mir die Ergebnisse aber auch richtig gut. Ich muss zugeben, an dieser Stelle habe ich noch keinen optimalen Zugang gefunden (beim Thema Farben tue ich mich aber oft auch grundsätzlich schwer!). Außerdem kann man hier schwer zwischen Kamera und Objektiv als Verantwortlichem trennen. Fakt ist, dass beispielsweise Nikon zwar mehr in Richtung Bonbon­Farben ging, aber trotzdem weniger mit Farbstichen zu kämpfen hatte. Allerdings denke ich, dass das mit etwas Erfahrung im Lightroom gut auszugleichen ist.

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Ein Problem, das die A7(r) mit der Leica M(8,9) teilt, ist der kurze Abstand zwischen Objektiv und Sensor. Dadurch wird es zum Problem, die äußeren Ecken korrekt auszuleuchten ­ was sich nicht nur in Vignettierung (womit man gut leben kann), sondern auch in Verfärbungen (color shift) äußert. Damit kann man schon nicht mehr so gut leben ­ das erfordert komplexe Korrekturen mit spezieller Software oder Plugins. Sowohl Leica als auch Sony begegnen dem Problem mit rechnerischer Korrektur die schon im RAW angewandt wird. Diese Korrektur ist in 90% aller Anwendungsfälle sehr wirksam und macht die Farbverschiebung praktisch unsichtbar. Das sie bei Sonys erstem 35mm dennoch vorhanden ist, zeigen diese Schneefotos:

RAW direkt aus der Kamera, die Ecken sind bereits von der Kamera korrigiert ­ das reicht normalerweise auch aus ­ nur nicht bei Schnee...

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...das gleiche Bild mit automatischer Objektivkorrektur (Lightroom) und korrigierter Belichtung...

...und schließlich beschnitten und fertig bearbeitet.

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Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man keine DSLR schleppen und trotzdem Vollformat nutzen will. Ich möchte ausdrücklich erwähnen, dass der Effekt, außer bei diesen Extrembeispielen, faktisch keine Rolle spielt.

Aber ich kann damit leben, dass Schneebilder nicht das optimalste Sujet sind...

...denn ich hasse den Winter eh.

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Fazit Kommen wir zum Fazit. Lichtstärke F2.8 ist kein Superwert. Sony schenkt uns kein Summilux zur A7(r), noch nicht mal ein Summicron. Wenn man aber einmal tief durchatmet, gesteht man sich ein, dass es ausreicht. Dafür erhält man ein kleines, sehr leichtes Paket. Außerdem: Generationen von Profis nutzen die bekannten 12­24 / 24­70 / 70­200 Profizooms mit Lichtstärke F2.8 und dort beschwert sich ja auch niemand. Wenn man sich also mit dieser Einschränkung abgefunden hat, kann man mit dem Sonnar T* FE 35mm f2.8 ZA glücklich werden. Das Teil ist kein Schnäppchen, aber der Preis ist meiner Meinung nach gerechtfertigt. Die Schärfe ist überzeugend, das Bokeh ist weich und angenehm, die Bilder wirken sehr klar und farblich ansprechend. Details und Mikrokontraste gibt es zur Genüge ­ die Optik wird sowohl dem Sensor der A7 als auch dem Sensor der A7r definitiv gerecht. Das Sonnar 35mm F2.8 ist ein treuer, kleiner und leichter Begleiter, der einen nicht enttäuschen und immer zuverlässig abliefern wird. Eigentlich ein Objektiv fürs Leben.

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Zeiss Vario­Tessar T* FE4/24­70 ZA OSS ­ Meckern auf hohem Niveau?

Das Vario­Tessar T* FE4/24­70 ZA (SEL2470Z) interessierte mich seit seiner ersten Ankündigung brennend. Abgesehen davon, dass es zum Erscheinungsdatum im Fullframe­E­Mount die einzige Möglichkeit darstellte, ohne Adapter und Drittobjektive in einen Bereich unterhalb von 35mm vorzudringen, lockte mich der Gedanke, ein hochwertiges Zoom für den "Alltag" ­ also Urlaube und Ausflüge ­ auf der A7r zu haben. Bei der Qualität, die die A7r zu liefern imstande ist und bei dem hohen Niveau, dass die beiden ersten Festbrennweiten (35mm, 55mm) erreichten, waren die Erwartungen an das Vario­Tessar entsprechend hoch ­ zusätzlich geschürt durch den Preis und das Zeiss­Label. Ich muss zugeben ­ ich erwartete nichts weniger als ein Blende­4­Äquivalent zum Nikon/Canon 24­70 F2.8. Etwas Lichtstärke zugunsten einer deutlich kleineren und leichteren Bauform zu opfern, schien mir in Ordnung.

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Das hier abgebildete Vario Tessar T* FE 24­70mm F4.0 ZA OSS wiegt 426g, hat einen Filterdurchmesser von 67mm und einen Mindestfokussierabstand von 0,4m. Es besteht aus 12

Elementen in 10 Gruppen und ist passend zur A7(r) Staub­ und Spritzwassergeschützt.

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Doch bereits die ersten Reviews führten zu Ernüchterung. Der Kernsatz, der immer wieder aus den Berichten herauszulesen war, besagte, dass die Optik weder bei 24mm noch bei 70mm (zwei Schlüsselbrennweiten, die ich häufig benutze) wirklich gut wäre. Zwar sei die Schärfe im Zentrum sehr ordentlich, in den Ecken sehe es aber deutlich schlechter aus. Und bei 24mm könne man es eigentlich komplett vergessen. Nun ist man als Internet­Veteran einigermaßen abgehärtet. Man genießt solche Berichte mit einer gewissen Vorsicht und was ich von Pixelpeepern und Chart­Fotografen so halte, weiß der geneigte Leser ja nur allzu gut.

Trotzdem führte dieses Dilemma ­ kaufen / lieber nicht kaufen ­ bei mir zu einigen schlaflosen Nächten. Schließlich tauchten auch einige gute Bewertungen im Netz auf. Das gab letztendlich den Ausschlag und ich kaufte das Objektiv ­ mit dem festen Glauben daran, dass ich bald über die Verrisse nur noch müde lächeln würden. Pünktlich bei Ankunft des Sony 24­70 war das Wetter gut und ich setzte das sofort in eine erste Foto­Test­Tour um.

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Die ersten Eindrücke beim Auspacken waren fantastisch. Formfaktor und Gewicht geben in Verbindung mit der A7(r) eine gut ausbalancierte Größe. Das schnörkellose Sony­Zeiss­Design passt sich der Kamera perfekt an und wirkt wirklich ausgesprochen hochwertig. Keine hässlichen Schalter oder gestalterische Gimmicks trüben das Gesamtbild. Das Zeiss 24­70 ist optisch und haptisch ein rundum gelungenes Produkt und man hat sofort Lust, es zu benutzen.

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Beim Fotografieren selbst genoss ich nach sehr langer Zeit wieder die Flexibilität des Zooms. Festbrennweiten sind meist die Könige in Sachen Bildqualität und ich präferiere sie stark, doch in letzter Zeit kehrte mit dem immer gleichen Blickwinkel bei 35mm gelegentlich Langeweile ein. Gern hätte ich auch mal die Perspektive gewechselt, mehr Drama erzeugt (ich liebe Weitwinkel) oder eine leichte Tele­Wirkung eingesetzt. Dies alles klappte mit dem 24­70 auf Anhieb problemlos. Dank dem integrierten Stabilisator (und der hohen Empfindlichkeit der A7r) konnte ich die Verschlusszeiten auch immer oben halten, um die 36 Megapixel möglichst sauber und verwacklungsfrei auszunutzen. Später, zu Hause, kam dann die Stunde der Wahrheit.

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Das ein Zoom immer eine Kompromiss­Konstruktion ist und niemals die Qualität einer hochwertigen Festbrennweite erreicht, muss hier nicht diskutiert werden. Natürlich schraubte ich meine Erwartungen dementsprechend zurück (andererseits hat Canon mit dem 24­70 F2.8 II auch schon gezeigt, was möglich ist ­ wenn man Größe, Gewicht und Preis verschmerzen kann). Die ersten Bilder mit dem neuen Sony 24­70 (auf dem 27­Zoll­Monitor in Lightroom begutachtet) zeigten vor allem, dass die Verzeichnungen an beiden Enden der Brennweite exorbitant sind. Gut dass ich das entsprechende Objektivprofil schon zur Verfügung hatte und direkt auf Knopfdruck entzerren konnte. Sowas Extremes habe ich jedenfalls bisher noch nie erlebt. Die Schärfe hingegen war ­ zumindest im mittleren Bildbereich ­ recht gut.

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24mm unbearbeitet im RAW...

...und mit Lightroom bearbeitet / Verzeichnung korrigiert.

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70mm unbearbeitet im RAW...

...und mit Lightroom bearbeitet / Verzeichnung korrigiert.

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Gut, sagte ich mir, wahrscheinlich der Preis für geringere Größe und Gewicht ­ da lagert man das Entzerren halt in die Software aus und geht bei der Optik Kompromisse ein. Warum auch nicht, dafür muss ich mich nicht totschleppen und die Korrektur ist problemlos und schnell erledigt. Andererseits geht durch das Entzerren starker Verzeichnungen natürlich auch viel Bildinhalt verloren. Schwerer wog dagegen schon, dass bei 24mm wirklich keine richtig gute Schärfe mehr zu erreichen war ­ doch selbst das hätte ich noch akzeptiert. Wirklich gruselig waren die Ecken. Ich kramte gleich noch mal meine Bilder mit der Nikon D600 und dem Tamron 24­70 F2.8 heraus ­ da wurde mir der Unterschied richtig bewusst! Entweder ist das Sony 24­70 (bei 24mm in den Ecken) wirklich so schlecht oder das Tamron war so gut ­ keine Ahnung. Hätte ich die Kombi D600/Tamron 24­70 vorher nicht besessen, wäre ich vielleicht zufriedener gewesen. So aber begann es in mir zu nagen.

24mm in der Gesamtansicht...

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...und die rechte untere Ecke vergrößert. 1/250 bei F7.1 ­ das sollte eigentlich besser aussehen. Meine Gedanken begannen zu kreisen. Das Objektiv war teuer, nicht besonders lichtstark und bei 24mm sichtbar schlechter als meine alte Ausrüstung. Wenn so ein Gedanke einmal da ist, kommt man nur schwer davon wieder weg. Da halfen auch zahlreiche andere Bilder nicht, an denen eigentlich nichts auszusetzen war. Das Gefühl, für viel Geld eine halbgare Sache gekauft zu haben, ließ mich nicht mehr los.

Dazu kamen noch andere Besonderheiten. Bei 70mm waren die Ecken ebenfalls richtig mies ­ am langen Ende eines Zooms eigentlich eher seltsam. Kommt man ­ wie ich ­ vom Nikkor 85mm F1.8, ist man da eh besonders kritisch (das Nikkor zählt zu den schärfsten Gläsern überhaupt).

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70mm in der Gesamtansicht, 1/180 bei F8.0...

...linke obere Ecke...

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...untere rechte Ecke. Ich will es deshalb hier kurz machen: nach einer Woche habe ich das Objektiv wieder zurückgegeben. Wäre es meine erste Optik an der A7r gewesen oder hätte ich es hauptsächlich für Video gebraucht ­ vielleicht wäre ich nachsichtiger gewesen. Zum Vergleich standen aber Objektive wie das Sony 35mm F2.8 und das 55mm F1.8. Wenn man von dieser Qualität erst einmal gekostet hat, wird es schwer für das Zoom.

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Hier meine Kritikpunkte an diesem Zoom in der Zusammenfassung:

Die Verzeichnung ist heftig, lässt sich jedoch mit einem Klick im RAW­Konverter beseitigen (und im JPG wird sie bereits in der Kamera beseitigt). Ich vermute mal, Sony überträgt diesen Teil optischer Korrektur aus Größen­ und Gewichtsgründen in die Software. Das ist nichts zum Jubeln, aber man kann damit leben

Bei 70mm nicht überragend, vor allem in den Ecken

bei 24mm ebenfalls nicht überragend, auch abgeblendet mäßige Schärfe und

enttäuschende Performance in den Ecken

der Preis ist meiner Meinung nach für das Gebotene zu hoch

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Was gefällt mir an der Optik?

Verarbeitung und Haptik

von ca. 30mm bis 60mm gute optische Leistung (einem handelsüblichen F4­Zoom entsprechend)

gute Geschwindigkeit des Autofokus (zusammen mit der A7r)

Kontrast, Farbwiedergabe, Signatur

Bokeh (entgegen einiger Testberichte richtig gut)

es passt in der Größe gut zur A7, hebt allerdings den Vorteil des geringen Formfaktors

teilweise wieder auf

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Fazit In den knapp 7 Tagen, in denen ich das Objektiv benutzt habe, entwickelte sich eine Liebe­Hass­Beziehung. Schlussendlich waren es zwei Punkte, die mich dazu bewogen, das Produkt zurückzugeben: der Preis und die Eckenperformance. Mit allem Anderen hätte ich leben können. Farben und Kontraste sind gut, der Zeiss­Look ist definitiv da, Verarbeitung und Haptik sind exzellent. Die Schärfe ist natürlich nicht so hoch wie bei einer guten Festbrennweite. Fakt ist aber auch, dass uns Sony hier ein handelsübliches F4.0­Zoom mit größenbedingten Einschränkungen (Verzeichnungen) verkauft, mit dem Zeiss­Label aber eigentlich zu hohe Erwartungen weckt und diese Erwartungen mit einem Premium­Preis noch unterstützt. Für mein Tamron 24­70 F2.8 habe ich damals 200 EUR weniger bezahlt und dessen Performance war wirklich wesentlich besser (kaum Verzeichnung, scharf bis in die Ecken bei allen Brennweiten). Letztendlich scheitert das Sony 24­70 an zu hohen Erwartungen und an einem zu hohen Preis. Ohne Zeiss­Label und für 699 ­ 799 EUR hätte es vermutlich ganz anders ausgesehen

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und mein Testbericht wäre deutlich enthusiastischer ausgefallen. Bei einem Preis von 1200 Euro wird man jedoch schon ein wenig zum Krümelkacker. Für die Sony A7r bleiben nach wie vor nur Festbrennweiten wirklich interessant. Für den Weitwinkelbereich habe ich mir jetzt zum Beispiel das Zeiss 18mm F3.5 ZF.2 (mit Novoflex­Adapter) gekauft ­ ein perfekter Partner für die A7r. Ein Testbericht dazu findet sich hier. Das Vario­Tessar T* FE4/24­70 ZA hingegen habe ich abgehakt und inzwischen fast schon wieder vergessen.

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Herausgeber: Jörg Lange www.cetus­a.de [email protected] Bildquellen: Pressebilder Sony Europe Limited eigene Aufnahmen Für weitere Informationen, Kontakt oder Kommentare besuchen Sie die angegebene Webseite.

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