bundmagazin 1/2010

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BUND magazin BUND magazin Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland www.bund.net 1/2010 Friends of the Earth Germany Bedrohte Vielfalt Bedrohte Vielfalt

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Unser Mitgliedermagazin erscheint viermal im Jahr. Hier kannst du es ganz in Ruhe durchblättern.

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Page 1: BUNDmagazin 1/2010

BUNDmagazinBUNDmagazinBund für

Umwelt und

Naturschutz

Deutschland

www.bund.net

1/2010

Friends of the Earth Germany

Bedrohte VielfaltBedrohte Vielfalt

Page 2: BUNDmagazin 1/2010

BUNDservice Natur & Umwelt GmbHAm Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin · www.bundservice.de

Foto

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Weitere Informationen unter

Tel. 02 34.57 97-200www.gls.de/wildcard

Der BUNDservice empfiehlt die GLS Bank besonders, weilsie nach ethischen und ökolo-gischen Richtlinien arbeitet.

Partner desBUNDservice

Die BUND-Wildcard

Mäuse für dieWildkatzeSeit dem 1.5.2008 gibt es die neue BUND-Wildcard. Diese Mastercard wird

von der ethisch-ökologisch arbeitenden GLS Bank in Partnerschaft mit dem

BUND herausgegeben.

Unsere BUND-Wildcard ist ganz der Wildkatze gewidmet. Mit jeder Nutzung

der Karte unterstützt ihr Inhaber das BUND-Wildkatzenprojekt. Denn ein

Teil der Jahres- und Transaktionsgebühren gibt die GLS Bank an den BUND

weiter. Allein durch die Nutzung der Karte können wir zum Beispiel Kamera -

fallen anschaffen, um die genauen Wege der Katzen zu verfolgen und so das

Rettungsnetz für die Wildkatze weiter zu erforschen.

Wer sich für die BUND-Wildcard entscheidet, kann seine alte Bankverbin-

dung selbstverständlich behalten. Die Wildcard kostet 30,– Euro im Jahr.

Übrigens: Ein Wechsel der Kreditkarte bzw. des Anbieters ist ganz problem-

los. Für die Kündigung der alten Karte reicht eine formlose Mitteilung an

die ausgebende Bank. In der Regel gibt es keine Kündigungsfristen.

Page 3: BUNDmagazin 1/2010

Liebe Leserinnen und Leser,

überaus frostig hat das neue Jahr begonnen.Und frostig ging das alte Jahr zu Ende –zumindest beim Klimagipfel in Kopenhagen.Hier konnten sich die versammelten Spitzen-politiker dieser Erde schließlich nur für einenichts sagende Minimalformel erwärmen.Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger kom-mentiert das Scheitern in dieser Ausgabe.Zusätzlich soll Ihnen eine Reihe von Bildernvermitteln, wie präsent der BUND und dieBUNDjugend mit Unterstützung unsererinternationalen Partner in Dänemark waren.

Neuen Schwung hat dagegen ein andereszentrales Anliegen des BUND bekommen.Um für den Schutz der biologischen Vielfaltzu werben, hat die UNO 2010 zum interna -tionalen Jahr der Biodiversität ausgerufen –Anlass nicht nur für das Titelthema dieserAusgabe, sondern für eine Fülle von Begleit-aktionen des BUND. Lesen Sie, wie wunder-sam viel gestaltig das irdische Leben ist, wasden natürlichen Reichtum bedroht, wo derBUND selbst aktiv werden will und was deroberste Umweltwächter der UNO vom Jahrder Biodiversität erwartet.

Die biologisch vielfältigsten Regionen derWelt liegen in den Tropen. Doch auch hier -zulande ist unser Einsatz gefragt. Dies zeigtvon Mal zu Mal – und oft deutlicher, als vermutet – unsere Kontrolle der deutschenNationalparke. Anspruch und Wirklichkeitklaffen in diesen Premiumgebieten desNaturschutzes manchmal weit auseinander.Der Nationalpark Jasmund auf Rügen machtda keine Ausnahme. Dabei wollen die Verant-wortlichen den misshandelten Buchenwaldsogar als Weltnaturerbe adeln lassen.

Knapp 35 Jahre nach seiner Gründung hat derBUND mehr UnterstützerInnen als jeder an -dere deutsche Umweltverband, und zugleichdie breiteste Themenpalette. Deshalb infor-miert Sie dieses Magazin über viele weitereAnliegen des BUND: vom Rechtshilfefondsbis zur Menschenkette gegen die Atomkraft,von einer kleinen Lampenkunde über die Kri-tik am Management deutscher Seehäfen biszu einer Kolumne, die sich künftig der Rund-funkpolitik widmet … Das alles und noch vielmehr lesen Sie hoffent lich mit Gewinn.

Viel Spaß mit dieser Ausgabe wünscht Ihr

Redaktion BUNDmagazin

[1-10] BUNDmagazin 3

FORUM4 Leserbriefe / Impressum

MAGAZI N6 Kurznachrichten

KOMMENTAR10 Klimaschutz konkret

FOTOSEITE11 Die Küchenschelle

TITELTH EMA12 Bedrohte Vielfalt15 Interview mit Achim Steiner16 Was plant der BUND?18 BUND-Gruppen, vernetzt Euch! 20 Deutschland muss mehr tun

MARKTPLATZ21 Kleinanzeigen

AKTION24 Stützen Sie die BUND-Rechtshilfe!25 KettenreAktion

RATGEBER26 Alternativer Konsum27 Kleine Lampenkunde

DEUTSCH E NATIONALPARKE28 Jasmund

ZUR ZEIT30 Der BUND in Brandenburg32 Seehäfen: Neue Konzepte gefragt34 Virtuelle Kampagne, realer Erfolg35 Mutter Natur statt Vater Staat

AKTIV36 Neues aus dem BUND40 Internationales42 Die junge Seite

MEDI EN46 Interessante neue Bücher

PERSÖN LICH48 Joachim Götz

I N HALT

S. 28: Nationalpark JasmundViel gerühmt und viel besucht,doch in keinem guten Zu stand:Was läuft schief an RügensKreideküste?

S. 42: Die Klimapiraten… der BUNDjugend stachen vonGreifswald aus in See, um halb-herzigen Politikern in Kopen -hagen das Fürchten zu lehren.

S. 12: Die biologische Vielfalt… wollen die Vereinten Nationen2010 ins Zentrum der Aufmerk-samkeit rücken. Lesen Sie überdie bedrohte Vielfalt des Lebens– und wie der BUND dieses Jahrnutzen wird.

Page 4: BUNDmagazin 1/2010

Schwerpunkt GesundheitMit großem Interesse habe ich Ih -ren Bericht »Gesund essen« gelesenund stimme mit Ihnen völlig über-ein, dass die Agrarpolitik gefragt ist.Allerdings nicht nur sie, denn sierichtet sich nach den Forderungender Industrie, mit der sie eng ver-flochten ist. Gefragt ist vor allemder Verbraucher mit seiner Kaufent-scheidung. Ihre Schlussfolgerung»der Industrialisierung der Land-wirtschaft einen Riegel vorschie-ben« dient nicht nur der gesundenErnährung, sondern auch einemfreiheitlich-demokratischen Staat.

Die bäuerliche Landwirtschaft,das Recht auf Erzeugung des Grund-bedarfs sichert Existenzen und Mei-nungsfreiheit. Beides wird derzeitunterlaufen durch Staat und Indus-trie. Speziell global agierende Kon-zerne (wie Monsanto) versuchen,die ganze Produktionskette vom

Acker bis auf den Teller zu verein-nahmen, und erhalten damit eineMacht, der die Politik nichts ent-gegenzusetzen hat.

Leider hat sich der Wähler beider letzten Bundestagswahl nichtfür den ökologischen Weg entschie-den. Leider passen sich auch dieBio-Anbauverbände den Strukturender konventionellen Landwirtschaftan. Es ist an den Umweltverbänden,hier tätig zu werden und ein Wende-Szenario zu entwickeln und zukommunizieren. Die Studien zum»Zukunftsfähigen Deutschland«sind hierfür die Handlungsebene.

Georg Ramm, BUND Cuxhaven

Politik und PannenhilfeDass Sie sich mit dem unheilvollenWirken des ADAC in der Verkehrs-politik befassen, war längst über -fällig. Die durch exzessiven Straßen-bau systematisch zerschundeneNatur und Landschaft ist nichtzuletzt ein »Verdienst« des ADAC,der selbst heute noch Autorennenveranstaltet. Und der überall inMinisterien und Verwaltung seinewillfährigen Handlanger sitzen hat.Darum raus aus diesem Verein! 16Millionen ADAC-Mitglieder lassenmich zweifeln am viel gerühmtendeutschen Umweltbewusstsein.

Hans Kempf, Ansbach

Zur BundestagswahlMit Ihrem Kommentar liegen Sieauf der bisherigen Linie des BUNDund vieler anderer Umweltverbände.Sie appellieren vornehmlich an ge -wählte Institutionen wie Parteien

und Regierung. Diese können undsollen aber umsetzen, wofür sie ge -wählt wurden. Und das Programmlautet jetzt eben schwarz-gelb undnicht etwa grün.

Wollten Sie echte Änderungen,müssten Sie die Wähler ansprechenund möglichst überzeugen. Gleichesgilt für die Verbraucher. Und da istder BUND doch sehr vorsichtig undrestriktiv. Sie müssten endlich klarsagen, dass es zumindest unan -ständig ist, die Lebensgrundlagender Mitmenschen zu zerstören. Mitdem Appell »Das ist aber schädlich,wenn Du …« ist es für mich je den -falls nicht getan. Den »Rollback« –wie Sie schreiben – zu verhindernwird so nicht möglich sein.

Dietrich Strohmaier, Saarbrücken

Auch Ökostrom sparenDie redaktionelle Empfehlung imBUNDmagazin, bei Ökostrombezugsei ein Wechsel des Energieträgersnicht nötig (im konkreten Fall ginges um den Ersatz eines Elektro-durch einen Gasherd), ist falsch undkontraproduktiv, da sie verhindert,dass Schadstoff- und Treibhausgas -emissionen vermieden werden.Viele BUND-Mitglieder mit Öko -strombezug werden jetzt denken:Warum sollte der Computer nichtbis zum nächsten Morgen im Stand-by-Modus verweilen? Oder warumden teuren, aber effizienten Kühl-schrank wählen, wenn der Stromklimaneutral und umweltschonendins Haus kommt?

Die Antwort lautet: Jede mehrverbrauchte Kilowattstunde Öko -

4 BUNDmagazin [1-10]

FORUM

IMPRESSUM

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschriftdes BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und NaturschutzDeutsch land e.V. (BUND) – Friends of the EarthGermanyRedaktion: Dr. Nor bert Franck (V.i.S.d.P.), SeverinZillich (C.v.D.), Am Köll ni schen Park 1, 10179 Berlin,� (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redak [email protected], www.bund.net. Un ver langt ein ge sand teManu skrip te und Fo tos werden sorgfältig be -handelt; ei ne Haftung wird nicht übernommen.Gestaltung, Produktion: Clau dia Gunkel (Pro -duk tionsleitung), Marc Venner (Gra fik/Lay out),Rudolf Gorbach (Grundlayout)Titelbild 1/10 (14. Jg.): Uli Staiger/die licht gestal-

ten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlife -Images.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila,Wildkatze: Thomas StephanVerlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köll-nischen Park 1, 10179 BerlinMitgliederservice: � (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40,[email protected]: für Mitglieder im Beitrag enthalten;für Nicht mit glieder 15 Euro pro JahrAnzeigenverwaltung: Christian Lipp, Zwei plusMe dien agen tur, Pallaswiesen straße 109, 64293Darmstadt, � (0 61 51) 81 27-2 07, Fax: 89 30 98. Es gilt der Anzeigen tarif Nr. 17.Druck: Brühlsche UniversitätsdruckereiGmbH & Co KGPapier: 100 % Recycling, glänzend gestrichenSpenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit

über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.Ihre Spen de ist steuerlich absetzbar. Bitte über -weisen Sie Ihre Spende auf das Kon to Nr. 232 derSparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu: www.bund.net/spenden)Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sindurheberrechtlich ge schützt. Nachdruck oder sonsti ge Ver wer tung nur mit schriftlicher Ein -wil ligung des Verlages.Druckauflage: 152 690 Exemplare (IVW III/2009);in Natur + Umwelt: 100 000 (Verlagsangabe)Beilagen: Solar Millenium sowie (in Teil auflagen)Biber Umweltprodukte, Personalshop, WaschbärUmweltversand und Wilhelm Egle GmbH

Titel derAusgabe 4/09

Das BUNDmagazin 2/2010 erscheint am 15. Maimit dem Titelthema »Klimaschutz + Lebensstil«.

Page 5: BUNDmagazin 1/2010

strom ist i.d.R. genauso schädlichwie der Verbrauch einer Kilowatt-stunde »Kohle- oder Egalstrom«.Jede zusätzlich verbrauchte Kilo-wattstunde wird letztlich in einemKohle- oder Gaskraftwerk erzeugt.Denn der gesamte regenerativ er -zeugte Strom fließt ohnehin insNetz, weshalb die zusätzliche Nach-frage – auch wenn der Anbietereinen Ökostromvertrag hat – letzt-lich in einem fossilem Kraftwerkerzeugt wird. Umgekehrt muss jedeeingesparte Kilowattstunde nichtmehr fossil produziert werden.

Die Fiktion, dass der Bezug von Öko strom die Emissionen derStromproduktion reduziert, führt zu einem laxeren Umgang mitStrom und somit zu mehr Schad-stoff- und Klimagasemissionen.

Wolfgang Irrek, Wuppertal

Die sauberste und günstigste Energieist die, die wir nicht verbrauchen.Darauf wurde im Artikel ausführ -lich hingewiesen. Dass dies auch fürStrom aus erneuerbaren Energiengilt, versteht sich für den BUND vonselbst. Unabhängig davon bleibt derBezug von Ökostrom ein wesent-licher Beitrag zur Energiewende.

Von Glüh- und SparlampenSie schreiben: »Glühlampen wan-deln nur fünf Prozent der eingesetz-ten Energie in Licht um, der Restverpufft in Form von Wärme«. DieFormulierung »verpufft« ist in einemLand mit de facto achtmonatigerHeizperiode polemisch und so nichtkorrekt. Die Glühlampe war schonimmer die Heizung des kleinenMannes. Ihre Abwärme wurde undwird benötigt.

Eine 60W-Glühlampe er wärmtim Lichtkegel die Luft binnen 20Minuten noch in 70 cm Entfernungum bis zu 5 Grad (eigene Messung).In meiner Kindheit hieß es an küh-len Sommerabenden und in denÜbergangszeiten nur: »Es wird kühl,machen wir das Licht an, dann wirdes gleich wärmer …«

Bis auf Weiteres werde ich also(trotz langjähriger verhaltens -konformer BUND-Mitgliedschaft)Glühlampen wie einen Schatz horten und verwenden.

Ildiko Dewes-Demmerle, Hamburg

Es ist zu begrüßen, dass der wissen-schaftliche Beirat des BUND nundie Nachteile der Energiespar -lampen (vor allem das Quecksilber)ins Visier nimmt und entsprechen-de Forderungen gegenüber der EUvorbringt, um die Lampe akzepta-bel zu machen. Besser wäre es je -doch gewesen, der BUND hätte aufdie Empfehlung dieser Lampe ver-zichtet und von vornherein seineForderungen erhoben. Damit manschon vorher gescheiter ist, bedarfes des Breitwinkels, des Blicks fürsGanze. Dazu sollte der BUND seinevielen Fachleute befragen und gutabwägen, bevor er an die Öffent-lichkeit geht.

Dieser Blick fürs Ganze ist vielenExperten verloren gegangen – aberer ist wichtiger denn je, um die Vor-und Nachteile eines neuen Produk-tes abzuwägen.

Wolfram Hellmich, Taufkirchen

Ihr Artikel über Energiesparlampenkritisiert viel und informiert wenig.So ist hinsichtlich des Lichtspek-trums auf die Lumenzahl zu achten.Zudem sind ESL mit dreistelligenNummern markiert. Bei »827« be -deutet die 8, dass der Farbwieder -gabe-Index bei 80–89% liegt; dasLichtspektrum sollte niedrig ge -wählt werden, die 27 (= 2700 Kelvin)entspricht etwa der Farbtemperaturvon Glühbirnen. Je höher der Wert,des to weißer wirkt das Licht.

Mit diesem Wissen gelingt jederESL-Kauf. Bitte also mehr Informa-tion als Kritik! Ein entsprechenderRatgeber in einer der nächsten Aus-gaben wäre sehr wünschenswert.

Stephan Philipp, Königsbrunn

Siehe dazu unser Beitrag auf Seite 27.Der Text im letzten Heft diente da zu,die Position des BUND in dieserkomplexen Frage zu verdeutlichen.

[1-10] BUNDmagazin 5

Die Redaktion freut sich über jeden Leser brief, be hält sich aber Kürzungen vor .Eine größere Aus wahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net /bundmagazin – schon etwa vier Wochen nach Erscheinen der neuen Ausgabe.

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Page 6: BUNDmagazin 1/2010

6 BUNDmagazin [1-10]

MAGAZI NNeu, vielfältig, interessantVerreisen Sie mit uns

Nachhaltiger WarenkorbBesser konsumieren

GEO-Tag der ArtenvielfaltDer Wert der Natur

D ie Vielfalt der Natur ist unserVorbild: Abwechslungsreich

und voller aufregender Urlaubszielepräsentiert sich der neue Katalog

der BUND-Reisen 2010. Unserefachkundigen Reiseleiter haben er -neut viele Nationalparke und Natur-landschaften für Sie ausgewählt.Auch dieses Jahr achten wir darauf,unsere Reisen möglichst ökologischund im Einklang mit der Natur an -zubieten. (Das Fliegen überlassenwir den Bienen.) Dazu gehörenumweltoptimierte Abläufe und derschonende Umgang mit natürlichenRessourcen.

Auch 2010 haben wir wieder ei -nige neue Ziele ins Programm ge -nommen: eine Reise auf die grüneInsel Irland, Naturreisen nach Kro -atien und Rumänien oder eine Do -nauschifffahrt bis nach Budapest.

Auch unsere Klassiker – wie Ligurienund Cinque Terre, Elba und das ru -mänische Donaudelta – sind wiedermit dabei.

Für junge Leute mit Kindernhaben wir mehrere Familienreisenentwickelt. Wer lieber individuelleines der »Fahrtziele Natur« ansteu-ert, bekommt als BUND-Mitgliedetwas geboten: BIO-Hotels mit dergünstigen Aktion Bahn&BIO-Bettsowie Urlaubspakete etwa für denBayerischen Wald.

Katalog und Infos erhalten Sie beiBUND-Reisen, Tel. (09123) 99957-10, www.bund-reisen.de

W ollen Sie sozial und ökolo-gisch verantwortlich leben,

ohne Ihren finanziellen Rahmen zusprengen und auf Komfort zu ver-zichten? Wie das geht, zeigt derneue »Warenkorb« des Rates fürNachhaltige Entwicklung. Wer bereitist, die eigenen Konsumgewohnhei-ten zu hinterfragen, kann mit dieserBroschüre hier und dort seinen All-tag neu organisieren. Sie differen-ziert nach häufigen und seltenenEinkäufen, großen Anschaffungen –wie dem Kauf eines Autos – und Fra-gen wie der sinnvollen Geldanlage.

Dabei ermuntert sie uns, neue Rou-tinen zu entwickeln und der Tatsa-che Rechnung zu tragen, dass es fürviele Abwägungen keine ganz ein-deutige Antwort gibt. Ist Biowareaus dem Ausland ökologisch besserals konventionelle aus der Region?Für solche und ähnliche Dilemmataliefert der Ratgeber einfache Faust-regeln und anschauliche Beispiele.

Mehr Infos und die Broschüre zumDownload: www.nachhaltigkeits -rat.de (Nachhaltiger Warenkorb)

N ur was wir kennen, werden wirauch achten und schützen.

Aus dieser Überzeugung heraus ver-anstaltet das Magazin GEO seit 1999jährlich den »Tag der Artenvielfalt«.Experten und interessierte Laiensind zu einer Inventur der heimi-schen Flora und Fauna eingeladen.Die Entdeckungsreise, an der sich

wieder viele BUND-Gruppen betei-ligen werden, steht 2010 unter demMotto »Der Wert der Natur: Warumsich Vielfalt rechnet« und wird erst-mals in rund 35 Ländern zugleichausgerichtet.

Die deutsche Hauptaktion wirdam 12. Juni bei Freiburg stattfinden:Über 100 Experten werden ausge-

wählte Gebiete von den Rheinauenbis zum Feldberg akribisch unter dieLupe nehmen.

Der Kreativität für begleitendeAktionen sind keine Grenzen gesetzt.Die schönsten Ideen ver öffentlichteine GEO-Sonderbeilage.

� www.geo.de/artenvielfalt

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[1-10] BUNDmagazin 7

D er BUND hat gemeinsam mitder Naturschutzstiftung seines

Landesverbandes in NRW denSchönbären zum Schmetterlingdes Jahres 2010 gekürt. Einst inlichten Wäldern mit hoherLuftfeuchtigkeit weit verbrei-tet, ist »Callimorpha dominula«in den letzten Jahrzehntenbundesweit selten geworden.

Als Ursache gilt vor allem, dassunsere Wälder immer intensiverbewirtschaftet und viele Kleinge-wässer darin trockengelegt werden.Wer Wegränder und Bachufer mäht,zerstört zudem die Pflanzen, aufdenen die Raupen leben.

Der Schönbär ist einer der weni-gen Nachtfalter, die auch tagsüberaktiv sind. Vor Vögeln schützt er sich,indem er bei Ge fahr seine leuchtendroten Hinterflügel zeigt. Die sindauch im Flug gut zu sehen und sig-nalisieren, dass er ungenießbar ist.

In Ruhestellung legt der Schönbärseine schwarzen, gelb-weiß getupf-ten Vorderflügel dachförmig über-einander und ist damit gut getarnt.

Schönbären haben eine Spann-weite von etwa 5 cm und saugen imJuni und Juli gern den Nektar vonKohldisteln, Mähdesüß oder diver-sen Sträuchern. Die Weibchen legenihre Eier an Pflanzen wie Brennnes-sel, Himbeere, Weide oder Hasel. ImAugust schlüpfen die Raupen. Dieälteren Raupen sind dunkelgrau mitgelben Streifen und »bärenartig«

behaart,was dem

Schmet-terling sei-

nen Namengab. Die dichten

Haa re schützen vorFressfeinden, die ihre

Beute so nur schwer fassen können.Nach der Überwinterung im Laubverpuppen sich die Raupen EndeMai in der obersten Erd- oder Kraut-schicht.

Übrigens: Schon seit 2003 weistder BUND mit dem »Schmetterlingdes Jahres« auf den Verlust natür-licher Lebensräume hin.

Mehr Informationen und Bilder vomSchönbären unter www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de und beiJochen Behrmann, BUND NRW, Tel. (0211) 302005-14

Nach der eher ungünstigen Wit-terung 2008 scheint es unseren

Schmetterlingen im letzten Jahrdeutlich besser ergangen zu sein.Knapp 100000 Falter haben Sie unsgemeldet – ein Rekordergebnis, seitder BUND mit dem »Abenteuer Fal-tertage« 2005 erstmals dazu aufrief,bestimmte Tagfalter zu notieren.Auch unser Partner science4you.org,der die Daten sammelt und aus -wertet, spricht von einem »echtenSchmetterlingsjahr«.

Das ungewöhnlich gute Ergebnisist zum großen Teil den Distelfalternzu verdanken, die im Frühjahr inriesigen Schwärmen über die Alpengeflogen kamen. Über 50000 Tierewurden gemeldet! Mit einem Anteilvon 55% liegt der Distelfalter damitklar auf Platz eins der Zählung. ZumVergleich: Im letzten Jahr kam er aufnur 6% der Meldungen.

Mit weitem Abstand folgen Tag-pfauen auge (15%) und Zitronen -

falter (10%). Noch seltener notiertwurden Kleiner Fuchs (6%), Land-kärtchen und Aurorafalter (je 4%)sowie Admiral (3%) und Schach-brett (2%). Mit einem Anteil von0,7% und 0,3% stehen Schwalben-schwanz und Trauermantel amEnde der Liste.

Wir bedanken uns herzlich beiallen Naturfreunden, die sich an derZählung beteiligt haben und denBUND so beim Schutz der Schmet-terlinge unterstützen. Jede Wochewurde ein Steinbachs Naturführeraus dem Ulmer Verlag verlost, undam Ende der Aktion der Hauptpreis:Dr. Andrea Streng aus Starnberggewann sieben Tage im BayrischenWald für zwei Personen inkl. Über-nachtung und Verpflegung, gestiftetvon www.bundreisen.de. HerzlichenGlückwunsch allen Gewinnern!

Auch dieses Jahr wird es wiederein Abenteuer Faltertage geben.Gezählt werden kann vom 1. April

bis 31. Oktober. Aktionswochen -enden finden zu Pfingsten (22. bis24. Mai) und Ende August statt(28./29. August). Wir hoffen, Siesind dann wieder dabei!

Falter und Raupedes Schönbären.

Mit einer wahren Invasion aus dem Süden hat sich derDistelfalter 2009 auf Platz 1 geschoben.

Wal

ter S

chön

(2)

Abenteuer FaltertageBisher bestes Schmetterlingsjahr

Schmetterling des JahresBärig schön – der Schönbär

Abenteuer Faltertage, NetzwerkNaturschutz, Christiane Bohn, Telefon (030) 27586-496, www.abenteuer-faltertage.de

Eva

Knon

Page 8: BUNDmagazin 1/2010

MAGAZI N

8 BUNDmagazin [1-10]

ÖkotippSchöner leben

Die Herstellung von Computern verbraucht sehr vielEnergie. Außerdem enthalten sie seltene und zum Teilgiftige Stoffe, die nach der Entsorgung nur zum Teilzurückgewonnen werden. Private Computer sollten da -rum so lange wie möglich genutzt werden. Gebraucht-geräte können eine umweltfreundliche Alternative zuNeuanschaffungen sein. Vergleichen Sie beim Neukauf den Stromverbrauch:Mit einem sehr effizienten Gerät können Sie zwischen50 und 70 Prozent Energie sparen. Letztendlich ent-scheiden die eigenen Ansprüche: High-End-Computerkönnen rund 63 Euro mehr an jährlichen Stromkostenverursachen als ein Standard-PC. Notebooks sparenge genüber klassischen PCs bis zu 50 Prozent Strom,

da sie für eine lange Akkuleistung besonders energie -effizient konstruiert sind. Noch sparsamer: Netbooks.Doch auch bei vergleichbarer Ausstattung und Leis-tung kann der Stromverbrauch erheblich schwanken.Sparsame PCs, Notebooks und Monitore finden Sie aufwww.ecotopten.de und www.office-topten.de. Mitdem »Energy-Star« gekennzeichnete Modelle sind aufder Seite www.eu-energystar.org/de zu vergleichen.

Übrigens: Der BUND empfiehlt die Energiemanage-ment-Funktionen des Betriebssystems zu nutzen. Verzichten Sie auf Bildschirmschoner und schalten Sie Rechner und Monitor in den Pausen in Stand-by,Ruhe zu stand oder am besten ganz ab.

J ede Woche verbreitet der BUND einen Ökotipp.Bewährte Haus rezepte finden sich hier nicht selten

neben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die

BUND-Ökotipps regelmäßig. Auch Privatpersonen kön-nen sie kostenlos über den E-Mail-Verteiler des BUNDabonnieren. Die gesammelten Tipps finden Sie unterwww.bund.net/oekotipps.

Computer möglichst lange nutzen

Zu schade für dieStraße: ausran-gierte Computer.

Erfolgreicher Klimaschutz2009 sechs Kohlekraftwerke gestoppt

D er Klimagipfel in Kopenhagenwar eine große Enttäuschung,

auch für den BUND. Aber unserekonkrete Arbeit für mehr Klima-schutz in Deutschland hat zuletztschöne Erfolge erzielt. So konntenwir 2009 als Teil einer breiten Wider-standsbewegung gleich sechs großeKohlekraftwerke verhindern.

Am Anfang stand der Rückziehervon Vattenfall in Berlin im Frühjahr.Und als letztes kam im Dezemberdas Aus für das umkämpfte Kohle-kraftwerk in Lubmin bei Greifswald.Der BUND hatte während der Kli -ma verhandlungen in Kopenhageneine Protestaktion beim dänischenInvestor Dong Energy vorbereitet –die kurzfristig in eine Jubelfeierumgewandelt werden konnte.

Ebenfalls gestoppt wurden diePlanungen in Emden, Dörpen, Kielund Mainz. Entscheidend für diesenErfolg war der starke und anhalten-de Protest vor Ort. Aber wichtig ist

auch die immer verbreitetere Er -kenntnis, dass für neue unflexibleKohlekraftwerke bei einem weiterenAusbau der erneuerbaren Energienkein Platz im Stromnetz bleibt.

Zudem führten die Klagen desBUND und einer Privatperson zumfaktischen Baustopp des Eon-Kohle-kraftwerks in Datteln/NRW. DiesesUrteil könnte zu einem Meilensteinwerden, da es sich um einen bereitsbegonnenen Neubau handelt. DieLandesregierung versucht nun, denSchwarzbau nachträglich zu legali-sieren, indem sie gesetzliche Vor -gaben zum Klimaschutz streicht.

Doch die Chancen für Eons Koh-lemeiler wird das kaum erhöhen. Als Protest gegen diesen Kotau voreinem Energiekonzern sammeltenBUND und Campact binnen einerWoche 63000 Unterschriften – dochdie schwarz-gelbe Koalition verab-schiedete unverdrossen kurz vorWeihnachten ihre »Lex Eon«.

Geplante KraftwerkeMehr über die Standorte und die einzelnen Initiativenim Widerstand unter www.bund.net /klimaschutz

Etie

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Page 9: BUNDmagazin 1/2010

� Die u.a. vom BUND in Auftrag gegebene Studie»Zukunftsfähiges Deutschland« ist in 4. Auflage erschie-nen. Seit Oktober 2008 wurden damit 24 000 Exemplaregedruckt. Rund um die Studie sind auch dieses Jahr Aktivitäten geplant: Der Kirchentag in München ist einegute Gelegenheit, sich die Ausstellung zur Studie anzu-schauen. Am 15. Mai wird hier der BUND-VorsitzendeHubert Weiger sprechen – über Matthäus 25, 31 – 46:»Was ihr einem dieser Geringsten getan habt«.� Der Dirigent und Mitbegründer des BUND Enoch zuGuttenberg hat die bayerische Umweltmedaille erhal-ten. In der Anfangszeit gehörte der Vater des Verteidi-gungsministers Karl-Theodor zu G. – heute 63 Jahre alt –zu den charismatischsten Persönlichkeiten des BUND.Seit Jahrzehnten verknüpft der entschiedene Gegner der Atomkraft sein künstlerisches Schaffen mit der Mahnung, Umwelt und Klima besser zu schützen.� Die »BUND-Spechte« aus Jüchen (Kreis Neuss) erhiel-ten am 30. November in Berlin den Bürgerpreis »Junior«, den bedeutendsten deutschen Ehrenamtspreis. Nebenihrem aktuellen Projekt »Geliebte Wildnis«, das bunteWiesen für Schmetterlinge schafft, verfolgen die jungenUmweltschützer zwischen 8 und 15 eine Fülle weiterer

Aktivitäten. Gewürdigt wurde dies 2009 auch mit einemlokalen Bürgerpreis und mit dem ersten Platz beim Trio-logisch-Wettbewerb der BUNDjugend.� Mit einer Neuauflage seiner Infokampagne »Wind-kraft im Visier« will der Deutsche Naturschutzring (DNR)die Diskussion um die Windenergie voranbringen. DazuGeneralsekretär Röscheisen: »Unser Projekt soll im Jahrder biologischen Vielfalt zeigen, wie Windenergie imEinklang mit dem Natur- und Landschaftsschutz ge nutztwerden kann.« Kontakt: Günter Ratzbor, Tel. (0 51 32)5 88 99 40, [email protected]� Seit 2001 kooperieren BUND, NABU und VCD mit derDeutschen Bahn beim »Fahrtziel Natur«: 18 der schöns -ten deutschen Naturlandschaften sind dieses Jahr imAngebot. Über die Anreise per Bahn, Unterkünfte unddie Mobilität vor Ort informiert eine neue Broschüre.Mehr dazu unter www.fahrtziel-natur.de� Erst kürzlich erhielt die Ehrenvorsitzende des BUNDden Deutschen Umweltpreis. Nun darf sich AngelikaZahrnt auch Professorin nennen. Diesen Ehren titel ver-lieh ihr am 11. Dezember in Stuttgart MinisterpräsidentOettinger – für ihre langjährigen Verdienste für Nach-haltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Der BUND gratuliert!

»Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben.

KURZ + GUT

[1-10] BUNDmagazin 9

Seit acht Jahren geht der Umwelt-luchs Don Cato für das Umwelt-

ministerium und die BUNDjugendauf Mission. 2009 kamen die kleins -ten Klimaforscher groß heraus. DieMädchen und Jungen vom OffenenKindergarten im niedersächsischenFriedrichsfehn gewannen den Wett-bewerb »Don Catos Klima-Rallye«.Zehn Kinder freuten sich über denHauptpreis – ein Dreier-Set Boden -trampoline. Als Forscher-AG hattensie einen Klima-Tag für alle 130 Kin-der des Kindergartens vorbereitet,dafür ein Klima-Musical einstudiert,Handpuppen angefertigt und Kulis-sen selbst gebaut.

Den schlauen Luchs Don Catobegleiteten insgesamt rund 10500kleine Umweltschützer auf seinerspannenden Klima-Rallye – doppeltso viele wie im Jahr zuvor. Umwelt-schutz wird auch bei den ganz Klei-

nen groß geschrieben: Erstmalshaben sich auch drei- bis sechsjäh-rige Kinder engagiert, um die Klima-bilanz ihrer Kindergärten zu verbes-sern. Überall in Deutschland halfensie tropfende Wasserhähne auszu-tauschen, Energiesparlampen ein-zusetzen und Fenster abzudichten.

Der Kita Storchenwiese aus Lah-nau gelang es sogar, ihr ganzes Dorfzu bewegen, mehr zu Fuß zu gehen.»Die Kleinen haben vorgemacht,dass Klimaschutz schon im Kinder-garten beginnt, jetzt sind die Gro-ßen dran. In Kopenhagen müssendie Würfel fallen«, sagte Bundesum-weltminister Norbert Röttgen beider Gewinnerkür Anfang Dezember.(Wozu es bekanntlich nicht kam.)

Neben den Trampolinen belohn-te Luchs Don Cato seine dreißigbesten Helfer mit einem wertvollenForscher-Paket.

Don CatoÜber 10 000 Kinder meistern Klima-Rallye

Teil der Dokumentation des ausgezeich -neten Kindergartens aus Fried richs -fehn. Eine Übersicht aller Gewinnerfinden Sie unter www.doncato.de.

Page 10: BUNDmagazin 1/2010

10 BUNDmagazin [1-10]

KOMMENTAR Klimaschutz muss jetzt konkret werden!

D as Ergebnis des Klimagipfels in Kopenhagengleicht einer Bankrotterklärung der Staats- und

Re gierungschefs. Es ist eine Ohrfeige gerade für dieärmsten Staaten der Erde, die unter den Folgen des Kli-mawandels besonders leiden. Hauptverantwortlich fürdas Scheitern war die Weigerung der Industriestaaten,ih ren CO2-Ausstoß deutlicher zu senken, die Entwick-lungsländer stärker zu unterstützen und einen konkre-ten Zeitplan für Klimaschutzmaßnahmen vorzulegen.

So ist auch Deutschland mit Bundeskanzlerin Ange-la Merkel mitverantwortlich für den deprimierendenAbschluss. Verbal tritt sie zwar für das ferne Zwei-Grad-Ziel ein, doch hat sie gerade auf europäischer Ebeneden Klimaschutz eher gebremst als beflügelt.

Ein Minderungsziel von 45% bis 2020 für die Indus-triestaaten und ein Beitrag der EU für Anpassung undKlimaschutz in den armen Ländern von jährlich 35Milliarden Euro wäre das Mindeste gewesen, das dieEU hätte anbieten müssen. Doch offenbar haben vieleStaats- und Regierungschefs die tatsächliche Dramatikdes Klimawandels nicht erkannt. Die Welt benötigtschnelle Fortschritte bei der Senkung der Treibhaus -gase. Jede weitere Verzögerung ist ein Sargnagel für dieZukunft der Menschheit. Die Industriestaaten müssensich endlich bewegen und ihre bisher schwachenAngebote zum Klimaschutz deutlich aufbessern. Zuschließen sind Schlupflöcher, die reale Emissionsmin-derungen verhindern – etwa indem konkrete Maßnah-men nach außerhalb der EU verlagert werden.

Für den BUND ergibt sich daraus die Konsequenz,nicht zu resignieren, sondern unser Engagement vorOrt zu verstärken. Deutschland muss seine Hausauf -gaben im Klimaschutz machen, um international glaub-würdig zu sein. Wir werden es nicht zulassen, dass diedeutschen Vertreter auf internationaler Ebene als Vor-reiter in Sachen Klimaschutz auftreten, im eigenenLand aber weiter den Bau klimaschädlicher Kohlekraft-werke oder den Neubau von Autobahnen fördern undbeim zentralen Thema – der Senkung des Energiever-brauchs durch Energieeffizienz – fast nichts passiert.

Immer wenn es konkret wird, bleibt bei der Regie-rung nicht viel Klimaschutz übrig. So treten Merkel wieRöttgen dafür ein, neue Kohlekraftwerke zu bauen.Und parallel zum Klimagipfel in Kopenhagen hat dieschwarz-gelbe Regierung in Nordrhein-Westfalen denKlimaschutz aus der Landesplanung gestrichen. Siewill so das vom BUND durch eine Klage eigentlichschon gestoppte Eon-Kohlekraftwerk in Datteln dochnoch möglich machen.

Umso nötiger ist daher unser Einsatz auch vor Ort –der 2009 übrigens sehr erfolgreich war. Sechs Kohle-kraftwerke konnten wir verhindern, dank unserer Lan-desverbände und Kreisgruppen sowie lokaler Bürger-initiativen. Der BUND wird weiter darauf achten, dassKlimaschutz real und bei uns stattfindet. Wir kämpfengegen Schlupflöcher und alle Versuche, die Stromkon-zerne und ihre geplanten neuen Kohlekraftwerke zuunterstützen. Hier wird sich die Bundesregierung ent-scheiden müssen: Meint sie die Klimaschutzziele inihrem Koalitionsvertrag wirklich ernst? Dann müsstesie selbst aktiv jedes neue Kohlekraftwerk bekämpfen.Sonst ist das auch von ihr nicht bestrittene CO2-Reduk-tionsziel von 80% im Jahr 2050 passé.

Die energiepolitische Grundsatzentscheidung die-ses Jahres ist die Frage, ob die deutschen Atomkraft-werke längere Laufzeiten erhalten. Gerade alte Reakto-ren bilden ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko. Undlängerer Betrieb vergrößert noch das ungelöste Atom-müllproblem. Auch für den Klimaschutz sind diesePläne bekanntlich ein Riesenproblem: Denn mehrAtomkraft im Netz gefährdet den Ausbau erneuerbarerEnergien und anderer klimafreundlicher Alternativen(wie effiziente Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung).Darum: Wer Klimaschutz und mehr erneuerbare Ener-gie will, muss für den Atomausstieg kämpfen. Das wirdder BUND tun. Machen Sie mit!

Der AutorProf. Dr. Hubert Weiger ist Vorsitzender des BUND.

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[1-10] BUNDmagazin 11

FOTOSEITEAller Welt Arten

Früher vertraut, heute ein seltenerAnblick: blühende Küchenschellen

(Pulsatilla vulgaris). Der BUND setztsich dafür ein, dass unser aller Welt

bunt und lebendig bleibt.

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Polynesien – Mikronesien

Polynesien – Mikronesien

KalifornischeFlorenprovinz

MadreanPine-OakWoodlands

Kiefern-Eichenwälderder Sierra MadreOkzidental

Mittelamerika

KaribischeInseln

Tumbes-Chocó-Magdalena

TropischeAnden

Winter-regenwälderChiles

Cerrado-Waldsavanne

AtlantischerWald

FloristischeKapregion

SukkulentenreicheKaroo-Halbwüste

GuinesischeWälderWestafrikas

Maputaland-Pondoland-Albany

Madagaskarund die Inselndes Indischen Ozeans

Küstenwälder Ostafrikas

Horn vonAfrika

Mittelmeer-Becken

CaucasusKaukasus

Irano-Anatolien HimalayaHimalaya

Mountains ofCentral AsiaZentralasiatischeBerge

Mountains ofSouthwestChina

Berge imsüdwestlichenChina

Westliche Ghats und

Sri Lanka

Wallacea

Sundaland

Philippinen

Japan

Neukale-donien

Neuseeland

Ostmela-nesischeInseln

Südwest-Australien

Neuseeland

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Sundaland

12 BUNDmagazin [1-10]

TITELTH EMA

Die biologische Vielfalt, das kunstvolle Netzwerk der Pflanzen undTiere und ihrer Lebensräume, stützt alles Leben auf dieser Erde.

Ihr fortschreitender Verlust bedroht auch unsere Zukunft. Die Bewahrung der natürlichen Ressourcen ist das A und Ojeder nachhaltigen Entwicklung. Als Anliegen liegt sie damit

allen Zielen zugrunde, die der BUND seit seiner Gründung verfolgt.Worin besteht diese Vielfalt? Und wodurch ist sie heute bedroht?

W ie ist das Herz des Naturforschers erfüllt, wenner so glücklich ist, einen unbekannten Distrikt

zu entdecken, in welchem jeder Tag neue und unerwar-tete Schätze ans Tageslicht befördert!« Diese Worteschrieb Alfred Wallace 1857 unter dem Eindruck einessechsmonatigen Aufenthalts auf den Aru-Inseln beiNeuguinea. Wie unendlich spannend müssen dieseReisen ins gänzlich Unbekannte einst gewesen sein.Und welche Gefahren und Entbehrungen haben Pio-niere wie Charles Darwin, Georg Forster, Alexander vonHumboldt oder eben Alfred Wallace damals auf sich

genommen … Auch dank dieser tollkühnen Entdeckerkönnen wir heute auf ein immenses Wissen über dieVielfalt des Lebens auf Erden zugreifen.

Jeden Tag werden neue Arten beschrieben. Samm-lungen wie die des Berliner Naturkundemuseums be -herbergen viele Millionen tierischer und pflanzlicherExponate, zahllose noch unbestimmt. Die frühestenstammen von naturbegeisterten Forschungsreisendendes 18. und 19. Jahrhunderts. Manche Arten, die etwader Weltumsegler James Cook nach Hause brachte,sind inzwischen längst ausgestorben. Das letzte, was

Bedrohte Vielfalt

Die gefährdeten Kernzonen oder »Hotspots« der biologischen Vielfalt: Auf gerade einmal 1,4 % der Erd -oberfläche konzentrieren sich 44 % aller Gefäßpflanzen und über ein Drittel aller Landwirbeltierarten.

Orchideen bildendie artenreichstePflanzengruppeder Welt.

Quelle: Conservation International

IUCN/Gabriel Davila

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[1-10] BUNDmagazin 13[1-10] BUNDmagazin 13

von ihnen geblieben ist, sind ein paar Federn, Haareoder Knochen; oder eine kurze Filmsequenz, wie sievom vermutlich letzten Beutelwolf existiert (auch wennihn nicht wenige noch bis in unsere Tage gesichtethaben wollen) – er starb 1936 im Zoo der tasmanischenHauptstadt Hobart.

Was wir wissenUnsere Kenntnis über die biolo-

gische Vielfalt der Erde wächst stän-dig. Zum Jahreswechsel waren welt-weit etwa zwei Millionen Artenbeschrieben – davon 51% Insektenund 14% »höhere Pflanzen«. DieseZahl mag imposant klingen: Dochsicher ist, dass wir die Mehrzahl derArten noch gar nicht kennen. Ex -perten gehen davon aus, dass etwa15 Millionen Arten auf der Erdeleben, manche Schätzwerte liegennoch weit darüber. Selbst größereTiere werden heute auf Expeditionen noch neu be -schrieben. So ist die Zahl der bekannten Säugetiere seit1993 um über 400 Arten gestiegen. Und die letzte neueVogelart – ein etwa drosselgroßer Bülbül mit fast unbe-fiedertem Kopf – wurde erst vergangenes Jahr in Laosentdeckt.

Zumindest als Größenordnung aber dürfte die Zahlder Wirbeltiere heute bekannt sein. Gebietsweise nurschwach beleuchtet haben Zoologen dagegen die Weltder Insekten und anderen Kleintiere – obwohl dieseschon heute die Mehrzahl der bekannten Arten bilden.Noch ist nicht abzusehen, wann wir die Fülle des Le -bens auch nur annähernd werden überblicken können.Selbst wenn dies eines Tages der Fall sein sollte: Niewerden wir wissen, wie viele Tiere und Pflanzen bereitsder Zerstörung ihrer Lebensräume zum Opfer gefallensind, bevor ein Mensch sie in ihrer Einzigartigkeit be -schreiben konnte.

Bedrohte VielfaltDer Mensch hat bislang also nur einen kleinen Teil

des Lebens auf Erden identifiziert. Noch viel kleiner istdie Zahl der Arten, von denen wir ein aktuelles Bildihrer Gefährdung haben (siehe Kasten). Dennoch wis-sen wir genug, um zu erkennen, wie bedroht diese Viel-falt heute ist. Dass Arten aussterben, ist ein natürlichesPhänomen. Doch das heutige Artensterben vollziehtsich hundert- bis tausendfach schneller als in vorge-schichtlicher Zeit.

Überall auf der Welt vernichtet der Mensch natür -liche Ressourcen. So ist bereits über die Hälfte des tro-pischen Regenwaldes gerodet. 80% der karibischenKorallenriffe sind genauso zerstört wie (allein seit 1990)ein Drittel aller Mangroven. Um den rapiden Verlustnatürlicher Lebensräume möglichst gezielt in Grenzenzu halten, haben Wissenschaftler jene Regionen identi-fiziert, die eine besonders hohe und bedrohte Vielfaltaufweisen. Wo diese Kernzonen der Biodiversität lie-gen, zeigt die nebenstehende Karte.

Rasch wird klar: Die Vielfalt ist ungleich über denGlobus verteilt. Ein Paradebeispiel ist Kolumbien imNordwesten Südamerikas, gerade dreimal so groß wieDeutschland. Kein Land der Erde beheimatet mehrBrutvögel: 1635 (gegenüber 244 hierzulande). Und dieOrchideen Kolumbiens sind mit 3500 bekannten Arten

vielfältiger als all unsere knapp 3000Blütenpflanzen zusammen.

Allgemein ist in den Tropen dieBiodiversität am höchsten. So fandman auf einem einzigen Baum imAmazonas 95 Ameisenarten, ganzDeutschland beherbergt nur wenigemehr (105).

Andernorts zwingt die Konzen-tration von Arten, die nirgendwosonst auftreten, zu schnellem Han-deln. Besonders hoch ist der Anteilsolcher Endemiten in isoliertenLebensräumen: auf In seln, in erd-geschichtlich alten Süßwasserseen

oder im Hochgebirge. So gelten etwa auf Madagaskarüber 85% der Pflanzenarten und sogar 99% der 300Froscharten als endemisch, kommen also weltweit nurhier vor.

Zerstörung der LebensräumeFür den gegenwärtigen Schwund der biologischen

Vielfalt ist vor allem der Mensch verantwortlich. Alswichtigste Gefährdungsursache gilt die schon er wähnteglobale Zerstörung von Lebensräumen. Anschauungs-material bietet unser eigenes Land zur Ge nü ge. So ha -ben wir in den letzten Jahrhunderten über 95% unsererMoore und über 80% unserer Fluss auen ent wässert.Der einst weithin dominierende Buchenwald wurdegroßflächig gerodet oder in relativ artenarme Nutzwäl-der umgewandelt. Am gründlichs ten ma ni festiert sichdas Zerstörungswerk in unserem Flächen verbrauch:Über 100 Hektar unverbautes Land opfern wir Tag fürTag neuen Straßen, Siedlungen und Gewerbe – trotzsinkender Bevölkerungszahl.

Auch durch eine Übernutzung hat der Mensch vieleÖkosysteme entwertet. Ob überfischte Weltmeere, ih -rer Vielfalt beraubte Wälder oder eine immer intensive-

Bedrohtes Leben

Laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind von 47 677 unter-suchten Tier- und Pflanzenarten derzeit 17 291 global gefährdet oderbereits ausgestorben. So sind von 9 998 bekannten Vogelarten seit demJahre 1500 genau 137 ausgestorben, jede achte Art ist in Gefahr: 192 dro-hen kurzfristig auszusterben, 362 sind stark gefährdet, 669 gefährdet.Von den untersuchten 5 490 Säugetierarten gelten 79 als ausgestorben,188 sind vom Aussterben bedroht, 449 stark gefährdet und 505 gefährdet.Besonders schlecht steht es beispielsweise um die Amphibien: Von 6 285untersuchten Arten könnten 484 schon bald aussterben, beinahe jededritte Art ist in ihrer Existenz bedroht.

Was ist biologische Vielfalt?

Biodiversität umfasst die Viel-falt der Lebensräume und Arten

sowie die genetische Vielfaltinnerhalb der Arten (zu der auch

die Vielfalt der Tierrassen undPflanzensorten in der Landwirt-schaft beiträgt). Alle drei Aspek-

te sind eng verknüpft und be einflussen sich wechselseitig.

Baumfrosch ausEkuador.

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TITELTH EMAre Landwirtschaft: Wer nicht nachhaltig wirtschaftet,entzieht sich früher oder später selbst dieLebensgrundlage; sich selbst – und einemGroßteil der ur sprünglichen Biodiver-sität. Eine Binsenweisheit, sollte manmeinen. Doch selbst ein so reichesLand wie Deutschland mag es sichnicht leisten, mehr als 1% seines Wal-des ungenutzt zu lassen. Mit dem An -stieg der Holzpreise hat sich der Einschlagin unsere Wälder zuletzt stark erhöht, seit2001 gar verdoppelt. Weit über die Hälfte des Holzeswird mittels riesiger »Harvester« geerntet, die denWaldboden irreparabel schädigen. Ökologen haltenunseren Buchenwald heute für ebenso bedroht wie dentropischen Regenwald.

Invasive ArtenEine große Gefahr für die biologische Vielfalt stel-

len auch vom Menschen eingeführte oder unab-sichtlich eingeschleppte Arten dar. Denn

einige haben das Zeug, die ur sprünglicheFlora und Fauna zu verdrängen. Vor

allem auf abgelegenen Inseln habenZiegen oder Ratten eine Vielzahl

endemischer Arten ausgerottet.Ein be kanntes Dra ma vollzog

sich 1894 auf der winzigenStephen-Insel bei Neusee-

land: Hier verschwandnach dem Bau einesLeuchtturms noch im

selben Jahr der – einemflugunfähigen Zaunkönig

ähnliche – Stephenschlüp-fer. Entscheidend beteiligt:

die Katze des Turmwärters. Nur mit größtem Aufwand

ist es bisher in Einzelfällen ge -lungen, eingeführte Tiere oder

Pflanzen restlos wieder auszurot-ten, um lokale Insel-Arten – etwa

auf den Galapagos – vor dem siche-ren Aussterben zu bewahren. Invasi-

ve Arten sind aber auch hierzulande eine Gefahr: Sobreitet sich die Pazifische Auster seit Jahren stark imWattenmeer aus und verdrängt ursprüngliche Artenwie die Miesmuschel, mit unabsehbaren Folgen für dasgesamte Ökosystem.

KlimawandelDie Verbreitung der Arten ist von Natur aus einem

ständigen Wandel unterworfen. So haben mit der Kli-ma erwärmung Vögel wie der Bienenfresser oder dieZwergohreule ihre Brutgebiete nordwärts nach Deutsch - land ausgeweitet. Vögel, die kältere Regionen besie-deln, versuchen parallel nach Norden oder in höhereLagen auszuweichen – was allerdings in beide Richtun-gen nicht unbegrenzt möglich ist. Je rascher die Tem-peraturen im Zuge des Klimawandels steigen, destoweniger Zeit bleibt dem natürlichen Lebensgefüge,sich an die Veränderung anzupassen.

Wenn eine Anpassung überhaupt möglich ist. Alleinim Alpenraum existieren etwa 500 Pflanzenarten, dienur hier vorkommen. Mit jedem Grad Erwärmungrückt ihre Vegetationszone um über hundert Höhen-meter nach oben. Hier und in allen anderen Gebirgenist bei fortschreitendem Klimawandel ein Artensterbenvorprogrammiert.

VerfolgungSchließlich verliert die Erde noch immer Arten

durch die direkte Verfolgung des Menschen. Davonkönnte als eines der frühesten Opfer der Dodo aufMauritius ein Lied singen – wenn er denn noch könnte(siehe »Zum Weiterlesen«). Sei es der stetig wachsendeHunger der Menschheit nach Fisch, dem direkt und in -direkt (durch Beifang) ein Großteil der marinen Vielfaltgeopfert wird; seien es die Auswüchse chinesischenHeilglaubens, die noch den letzten Tiger zur Streckebringen werden; oder seien es die Hobbyjäger rundums Mittelmeer, die Jahr für Jahr selbst seltenste Vögelin großer Zahl schießen: Wir sind weit davon entfernt,die Vielfalt des Lebens auf dieser Erde pfleglich zubehandeln. Besinnt sich die Menschheit ihres Schatzesnicht bald, so könnte sie sich eines nicht mehr fernenTages fragen (was sich die umweltbewegten Musikan-ten der »Biermösl Blosn« schon in den 80ern fragten):»Was hamma denn gwunna, was hamma verlorn …«

Severin Zillich

Neun Seiten im BUNDmagazin können etwas so Faszinierendes wie dieVielfalt des Lebens nur sehr oberflächlich streifen. Die folgenden Büchergehören zum Besten, was zu diesem Thema erschienen ist:

• Edward O. Wilson: Der Wert der Vielfalt, 1996, 512 Seiten, Piper; leidernicht mehr lieferbar – gebraucht ab 25 € erhältlich

• David Quammen: Der Gesang des Dodo, 2001, 973 Seiten, 19,95 €, List• Bruno Streit: Was ist Biodiversität? Erforschung, Schutz und Wert bio -

logischer Vielfalt, 2007, 125 Seiten, 7,90 €, C.H. Beck • Exemplarisch: Georg Forster – Reise um die Welt; als illustrierter Sonder-

band (99 €) und Hörbuch (19,95 €) bei Eichborn, als TB (17 €) bei Insel• Spannende Links zum Thema: www.bund.net /bundmagazin

Der Lear-Ara inNordost-Brasilien, einer der rars tenVögel der Welt.

Meeresschild -krö ten leiden wieso viele marineArten unter derglobalen Über -fischung.

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Zum Weiterlesen

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Herr Steiner, welche der in diesem Jahr geplanten Initia-tiven lassen Sie besonders hoffen?Zum einen wenden wir uns mit vielen Aktionen vorallem an die Öffentlichkeit. Eines der wichtigsten Zielevon UN-Jahren ist es ja, das öffentliche Interesse aufbestimmte Themen zu lenken. Ohne ein Ereignis her-ausheben zu wollen: Wir möchten der Öffentlichkeitüber das ganze Jahr und die ganze Welt verteilt dasThema Biodiversität nahebringen, mit einer klaren wis-senschaftlichen und auch ökonomischen Bewertung.

Politisch sehr wichtig ist im Oktober die Vertrags-staatenkonferenz in Nagoya. Zudem wird der General-sekretär die Staatsoberhäupter in New York zu einemSpitzentreffen zum Thema Biologische Vielfalt einladen,erstmals in der Geschichte der Vereinten Nationen.Derartige Veranstaltungen sind natürlich nicht amnächsten Morgen in Projekte umzusetzen. Sie sind da -zu gedacht, die höchste Regierungsebene für die politi-sche Bedeutung dieses Themas zu sensibilisieren.

Zuletzt sollen mehrere Analysen zur wirtschaftli -chen Dimension der biologischen Vielfalt zeigen, dasses sich lohnt, viel stärker in den Naturschutz und dienachhaltige Nutzung von Ressourcen zu investieren.Hier gibt es eine Analogie zu Nicolas Sterns Berichtenüber die ökonomischen Folgen des Klimawandels.

Wenn Sie nicht dem UN-Umweltprogramm vorstünden,sondern einer Weltregierung: Was würden Sie zuallerersttun, um die biologische Vielfalt zu schützen?Ich würde wohl auf der Naturschutzarbeit aufbauen,die weltweit schon im Werden ist, auf dem Netz derSchutzgebiete. Hier würde mein Augenmerk der wirt-schaftlichen Dimension gelten: Wir müssen unsere öko-nomischen Systeme, unsere Volkswirtschaften über-zeugen, dass Biodiversität und Ökosysteme kein Luxussind, sondern natürliches Kapital, das für unser allerWohlergehen und unsere wirtschaftliche Entwicklungenorm wichtig ist. Zugleich würde ich vermitteln, dassein Großteil der Artenvielfalt bereits akut bedroht istund wir unsere Ökosysteme zunehmend verlieren.Dies will ich in diesem Jahr sehr stark voranstellen.

Das 2010-Ziel sah vor, den Verlust der Biodiversität welt-weit deutlich zu senken, in Europa gar völlig zu stoppen.Nun wird dieses Ziel überall klar verfehlt. Blieb der jahre -lange Vorlauf ungenutzt?Ungeachtet von diesem UN-Jahr, das ja nur ein Kalen-der moment ist, darf man nicht unterschätzen, wieenorm das Interesse an der biologischen Vielfalt in letz-ter Zeit gewachsen ist. So hat sich der jüngste G8-Gipfel

erstmals damit auseinandergesetzt.Natürlich haben wir weltweit im -mer noch große, große Probleme,den Verlust der Artenvielfalt zureduzieren oder zu stoppen. Dochsollte man anerkennen: Wir sindheu te an einem ganz anderen Punktals noch vor zehn Jahren. Damalswar die Verantwortung für die Bio-diversität an die Naturschützerdelegiert, damit der Rest der Gesell-schaft so weitermachen konnte wiebisher. Heute sind viel größere Teileder Gesellschaft einbezogen.

Natürlich: Wenn man weiß, wierapide im Augenblick die Vielfaltdieses Planeten schwindet, undsieht, mit welchem Tempo diesesThema ins Zentrum rückt, dann istdas natürlich zu langsam. Aber gerade dazu – zu einerstärkeren Sensibilisierung des öffentlichen Bewusst-seins – soll ja ein solches UN-Jahr dienen.

Sie sind seit vielen Jahren in aller Welt unterwegs. WelcheRegion dieser Erde erscheint vor Ihrem inneren Auge,wenn Sie an biologische Vielfalt denken?Ich sehe zwei ganz verschiedene Landschaften vor mir:den tropischen Regenwald Mexikos, einen der größtenweltweit; gerade letztes Jahr konnte ich ihn besuchen.Und als Kontrast die Namib-Wüste oder die Sahara. Wirdenken immer, Artenvielfalt sei nur dort viel wert, wosie konzentriert auftritt. In Trockenzonen aber sindeinzelne Arten manchmal noch bedeutender für dieFunktionalität und Zukunft eines Ökosystems.

Sehr viel Sorge macht mir ein dritter Bereich: dieWeltmeere. Ihre biologische Vielfalt verstehen wir bis-her nur wenig und nehmen wir nur ganz begrenzt wahr.

Wo sehen Sie Deutschland beim Schutz der globalenBiodiversität in der Verantwortung?Deutschland hat 2008 als Gastgeber der 9. UN-Vertrags-staatenkonferenz zum Übereinkommen für biologischeVielfalt sicher einen großen Impuls gegeben. Das Inter-esse und die Finanzierungszusagen von Herrn Ga brielund Frau Merkel zeugen vom deutschen Engagement.Aber natürlich kann ein einzelnes Land nicht quasi überNacht den Verlust seiner biologischen Vielfalt stoppen.Das bleibt auch für Deutschland eine Herausforderung.

Das Gespräch führte Severin Zillich.

2010 ist das UN-Jahr der Biodiversität. Vor acht Jahren, beim Umweltgipfel in Johannesburg, verpflichtetesich die internationale Staatengemeinschaft, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 deutlich zu ver-langsamen. Dieses Ziel hat sie eindeutig verfehlt. Umso wichtiger ist der Impuls, der von dem neuen UN-Jahrausgehen soll. Das BUNDmagazin fragte nach – beim Direktor des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner.

»Das Interesse ist enorm gewachsen«

Achim Steinerfolgte 2006 KlausTöpfer an die Spit-ze des Umwelt-programms derUNO; sein Dienst-sitz ist Nairobi.

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16 BUNDmagazin [1-10]

TITELTH EMA

D er BUND fordert Politik und Gesellschaft auf, denSonntagsreden und Papieren über den Schutz der

Biodiversität endlich Taten folgen zu lassen. Aber wirfordern nicht nur, wir handeln selbst. Die große Zahleigener Projekte zum Arten- und Lebensraumschutzzeigt dies deutlich, von den Alpen bis ans Meer, von derEifel bis in die Lausitz. Der BUND wird das Jahr 2010dazu nutzen, den Blick der Öffentlichkeit – noch mehrals sonst – auf den dramatischen Schwund von Artenund Lebensräumen zu lenken. Gleichzeitig wollen wirdarstellen, wie wir selbst dazu beitragen, die natürlicheVielfalt zu bewahren.

Wiesen, Weiden und WildkatzenEin zentrales Anliegen des BUND wird auch in die-

sem Jahr sein, grüne Korridore für die Wildkatze undandere Waldtiere zu schaffen. Mit dem Beginn eines vonder EU kofinanzierten »LIFE+-Projektes« werden wirüber 20 verschiedene Wege beschreiten, um für die Ver-netzung von Wäldern zu werben. Das Spektrum reichtvon Wildkatzenläufen über Regionalkonferenzen undUmweltbildungsmaterial bis zu Lehrpfaden und Com-putersimulationen. Unser Ziel: Die Öffentlichkeit undauch die Politik für die Idee des Biotopverbundes zugewinnen. Derweil macht der nationale Wegeplan fürdie Wildkatze ebenfalls Fortschritte: So bereiten wir in

Thüringen und Rheinland-Pfalz weitere Anpflanzun geninnerhalb der Korridore vor.

Neben der Zerschneidung der Landschaft vor allemdurch Straßen ist besonders die intensive Landwirt-schaft mitschuldig am Artenverlust. So gelten heutediverse Ausprägungen von Wiesen und Weiden als ge -fährdet, die noch im 20. Jahrhundert weit verbreitetwaren. Artenreiches Grünland droht gar ganz zu ver-schwinden. Auf dem Spiel steht das Überleben vielerseltener Tiere und Pflanzen. Zudem setzt die Umwand-lung von Wiesen in Äcker große Mengen klimaschäd-licher Treibhausgase frei. Daher legt der BUND diesesJahr einen Schwerpunkt seiner Arbeit darauf, arten -reiche Wiesen und Weiden zu erhalten.

2010 werden die Weichen für die Agrarpolitik nach2013 gestellt – mit weitreichenden Folgen für unsereBiodiversität. Mit einem »Wiesen check« wollen wir denMenschen diesen Lebensraum näherbringen. Von derPolitik fordern wir, Landwirten die klima- und arten-freundliche Nutzung von Wiesen besser zu honorieren– da sie damit eine gemeinnützige Leistung vollbringen.

Den Druck auf die Politik wollen wir mit öffentlicherUnterstützung erhöhen. Wir setzen darauf, dass unsereBUND-Gruppen gemeinsam mit Landwirten und an -deren Partnern bundesweit Wiesen-Aktionen organi-sieren. Wir wollen die Abgeordneten der Landtage unddes Bundestages für eine zukunftsfähige Agrarpolitikzum Schutz des Grünlands gewinnen!

Die BUNDjugend wiederum sucht im Rahmen ihresWettbewerbs »Naturtagebuch« dieses Jahr unter ande-rem das schönste Wiesen-Tagebuch. Hierfür ist ein Son-derpreis ausgelobt. Tipps und spannende Ideen zur Ge-staltung dieses Tagebuchs finden die angesprochenen8 bis 12-Jährigen unter www.naturtagebuch.de.

Torf gehört ins MoorSo wie die Wiesen und Weiden sind auch die Moore

von eminenter Bedeutung – für die biologische Vielfaltwie auch für den Klimaschutz (als CO2-Speicher).Trotzdem werden Europas Moore noch immer entwäs-sert, um sie landwirtschaftlich nutzen zu können, oderdurch Torfabbau zerstört. Zwölf Millionen KubikmeterTorf verbrauchen die Deutschen jedes Jahr, davon etwazwei Millionen im Hobbysektor. Ein großer Teil desTorfs kommt heute aus osteuropäischen Mooren.

Der Abbau des Torfes zerstört eine hoch spezialisier-te und faszinierende Tier- und Pflanzenwelt unwieder-bringlich. Und das allein für bunte Wegwerfpflanzen,

Naturschutz aktiv

Was plant der BUND?Für die UNO ist 2010 das »Internationale Jahr der Biodiversität«. Für den BUND ist jedes seiner bis-lang 35 Verbandsjahre ein Jahr der Biodiversität gewesen. Neben dem Klimawandel muss der Schutzder biologischen Vielfalt heute zweifellos als größte globale Herausforderung gelten. Folgerichtigbündelt der BUND sein Engagement seit 2008 in einem Verbandsschwerpunkt »Biodiversität«.

Mähen mit der Sense lernten Teilnehmer der BUND-Freizeit »Öko-Landbau –wir nehmen’s in die Hand« im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.

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für kurzlebige Zierpflanzen auf dem Balkon oder imGarten. Das muss nicht sein! Es gibt Alternativen, ohnedass irgendjemand auf bunte Blumen verzichten muss.Hier wollen wir nach dem Vorbild verschiedener Regio-nalverbände bundesweit Verbraucherinnen und Politi-ker an sprechen: Torf ge hört ins Moor! Torffrei Gärtnernist möglich und ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz.Mit Pressearbeit so wie Mitmachaktionen vor Baumärk-ten und bei Gartenschauen möchte der BUND zeigen,dass wir mit unserer Kaufentscheidung zur Erhaltungder biologischen Vielfalt beitragen können.

Lebendige FlüsseFlüsse und ihre Auen sind Lebensadern in der Land-

schaft, sie sind echte Schatzkammern der Biodiversität.Um sie zu erhalten und zu renaturieren, planen wirauch dieses Jahr einen bunten Strauß von Aktivitäten,von der politischen Lobbyarbeit über die fachliche Mit-arbeit in Flusskommissionen bis zu Aktionen vor Ort.Dazu gehören Badetage an allen großen Flüssen, derbewährte »Dialog im Boot« an der Elbe, der Donau-

Aktionstag am 13. Mai in Niederalteich und die Weser-Sternradtour im Juli.

Um politisch noch schlagkräftiger zu werden, wirdin Kürze eine neue BUND-Studie erscheinen. Sie wirdauf der Basis neuester wissenschaftlicher Daten denZu stand unserer Flüsse beschreiben. Daraus werdenwir Handlungsempfehlungen für unsere eigene Arbeitso wie Forderungen an die Politik ableiten.

Bereits letzten Herbst im Bundestagswahlkampf hatder BUND ein Investitionsprogramm für biologischeVielfalt gefordert. Diese Forderung hat zwar Eingang inden Koalitionsvertrag gefunden – nicht jedoch in dendiesjährigen Bundeshaushalt. Das Jahr der biologischenVielfalt wird der BUND nutzen, um die angekündigtenInvestitionen von der Koalition einzufordern. Speziellwerden wir uns dabei für den Auen- und Moorschutzund die Erhaltung alter Wälder einsetzen.

Tagtäglich aktivAnders als die Regierung trägt der BUND kontinu-

ierlich dazu bei, die vielfältige Natur zu bewahren. Fastalle unsere BUND-Gruppen sind auf die ein oder andreWeise im Arten- und Biotopschutz aktiv. Ob es die Pfle-ge von Streuobstwiesen ist, die Wiederbelebung vonMooren, spezielle Hilfe für einzelne Arten oder anderelokale Projekte: Wir fordern nicht nur, wir tun selberetwas. Der BUND kann das internationale Jahr der Bio-diversität gut dazu nutzen, diese Zweigleisigkeit dar -zustellen – vor Ort und bun desweit.

Heidrun Heidecke

… koordiniert die Naturschutzaktivitäten des BUND.Einen Überblick über unser Engagement für die biologi-sche Vielfalt erhalten Sie unter www.bund.net/vielfalt.

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BUND-Experten auf Entdeckungstour. Alte und arten-reiche Wälder verdienen einen weit besseren Schutz.

Vielseitig wirbtder BUND fürden Schutz derWildkatze.

Bund, Länder, Verbände, Kommunen und viele weitere Akteure wollen mitVeranstaltungen das internationale Jahr der biologischen Vielfalt erlebbarmachen. Diese werden über einen Kalender des Bundesumweltministeriumsabrufbar sein: unter http://kalender.biologischevielfalt.de. Informieren Siesich – und tragen Sie Ihre eigenen Veranstaltungen ein.

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18 BUNDmagazin [1-10]

TITELTH EMA Vernetzt aktiv

Neue DatenbankDer BUND, das sind 2 200 Gruppen, die sich für den Arten- und Naturschutzengagieren. Die nicht nur reden, sondern zur Tat schreiten und in ihrer FreizeitBäche renaturieren, Wiesen pflegen, alte Obstsorten erhalten und sich fürgeschützte Arten einsetzen. Wir werden diese Projekte sichtbar machen in derneuen Projektdatenbank »Anna« (Aktionsnetz Naturschutz). Gehen Sie abMärz unter www.bund.net auf Entdeckungstour. Hier finden Sie spannendeBUND-Projekte auch in Ihrer Nähe.

Für Sie interessante Projektefinden Sie mithilfe indivi-dueller Suchbegriffe. Diesewerden Ihnen anschließendauf der Deutschlandkarteangezeigt.

Jeder Punkt auf der Kartesteht für ein Projekt imBUND. Eine Kurzansicht zujedem Projekt gibt Ihneneinen ersten Eindruck.

Grenzen Sie Ihre Suche ein,indem Sie nur bestimmteArten oder Landschaften auswählen.

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für Naturschutzprojekte

In der Detailansicht erfahrenSie alles über das gewählteProjekt: Kontaktdaten, schö-ne Fotos, interessante Doku-mente, Teilerfolge und vielesmehr.

Vielleicht können auch Siesich eine aktive Teilnahmevorstellen? Dann finden Sieschon auf der Startseite derProjektdatenbank ein pas-sendes Angebot.

Der BUND hat schon viel für den Arten-und Biotopschutz erreicht. Sicher gibtes auch in Ihrer Nähe ein Erfolgsprojekt.Gerne können Sie bei den Gruppen desBUND vorbeischauen. Suchen Sie ein-fach und schnell nach BUND-Terminenin Ihrer Umgebung.

BUND-Gruppen aller Länder –vernetzt Euch!

Wir laden jede BUND/BN-Gruppe ein, überdie interne Plattform www.bund-intern.netihre Projekte in die Datenbank einzupflegenund damit bundesweit bekannt zu machen.Je mehr unterschiedliche Projekte Sie ein-stellen, umso mehr Menschen erreichen Siein nah und fern und damit auch im BUND.Vernetzen Sie sich mit anderen Gruppen,tauschen Sie sich fachlich aus und lernen Sievoneinander. Sie können Informationen undProjektideen übernehmen oder weitergeben.Und: Die Vielfalt in den BUND-Gruppen lädtInteressierte zum Nachschauen und zumMitmachen ein. Seien Sie dabei!

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TITELTH EMA

Am 11. Januar eröffnete Angela Merkel mit einemFestakt das Jahr der Biodiversität. Ihre Rede be -

gann die Bundeskanzlerin mit den Worten, dass diebio logische Vielfalt in gleichem Maße Schutz bedürfewie unser Klima und eine sofortige Trendwende – wegvon der Naturzerstörung – nötig sei. Das Tempo desArtenverlustes sei beängstigend. Solche Worte aus demMunde der deutschen Regierungschefin sollten zurasendem Applaus und stehenden Ovationen führen;tatsächlich regte sich keine Hand im Saal. Auch alsUmweltminister Norbert Röttgen betonte, dass hiernicht etwa ein Luxusthema verhandelt würde, sondernschlicht unsere Existenz, blieb das Echo im BerlinerNaturkundemuseum verhalten. Warum nur?

Tragweite noch nicht erkanntFrüher erreichten Umweltthemen kaum die Spitze

der Politik. Heute befassen sich Staatschefs weltweitmit dem Schwund der natürlichen Vielfalt. Kaumirgend wo aber ist Bereitschaft zu erkennen, endlich zuhandeln. Noch wird vor allem Verantwortung verscho-ben und die sich verschlechternde Situation beklagt.Damit gleicht die Weltgemeinschaft einer Familie, diesich in der Küche versammelt hat, um zu diskutieren,wie dieser Raum mit neuen Möbeln be stückt werdensoll – und, als aufgeregt ein Nachbar hereinkommt und»Feuer! Auf eurem Dach!« ruft, den Jüngsten losschickt,um mit einem Eimer Wasser zu löschen.

Es hat keinen Sinn, immer nur zu beklagen, dass dasUN-Ziel, den Artenrückgang bis 2010 zu stoppen, nichterreicht wird – auch in Deutschland nicht. Warum wirdes denn verfehlt? Und wie können wir die Ursachenbeseitigen? Gefragt sind Anreize sowie zielgerichtete

Gebote und Verbote. Konsequent handeln muss diePolitik – und daran fehlt es bisher.

Laut Bundesumweltministerium sind heute 72 Pro-zent der in Deutschland beschriebenen Lebensraum-typen be droht: weil wir sie versiegeln und zerschnei-den; weil wir Felder und Wälder immer intensiver nut-zen; weil wir unsere Gewässer fortschreitend verbauen;weil zu viele Schadstoffe ins Freie entweichen; und weilwir dabei sind, unser Klima irreversibel zu verändern.Nach den Handlungsfeldern muss also nicht gesuchtwerden, sie liegen offen auf dem Tisch.

Was muss passieren?Konkret heißt das: Deutschland muss zum Schutz

seiner natürlichen Vielfalt• die weitere Zerschneidung von Landschaften auf ein

Minimum reduzieren;• den Ablasshandel beenden, wie er im Naturschutz-

recht installiert ist: Natur zerstören darf demnach,wer für einen finanziellen Ausgleich sorgt;

• darauf achten, dass seine Fließgewässer durchgängigbleiben oder wieder werden;

• seine Moore schützen und nach Möglichkeit wieder-herstellen;

• seine Landwirtschaft insgesamt ökologisch gestalten,und dies nicht nur in Nischenbereichen;

• mindestens fünf Prozent seines Waldes aus der Nut-zung nehmen; dies gilt vorrangig für den öffentlichenWald, der gesetzlich dem Gemeinwohl verpflichtet ist.

In unserer rundum ökonomisch ausgerichteten Ge -sellschaft hat nur Bedeutung, was als wirtschaftlichwertvoll gilt. Dabei laufen wir Gefahr, den privatenWohl stand gegenüber dem gesellschaftlichen überzu-be werten. Ganz falsch – nämlich viel zu gering – ge wich -ten wir unser natürliches Kapital. Das internationaleJahr der Biodiversität soll den Blick dafür schärfen, dasswir die weitere Zerstörung unserer Lebensgrundlagenim eigenen Überlebensinteresse beenden müssen. Erstwenn das gelungen ist, wird die Weltfamilie endlichschweres Löschgerät mobilisieren, um den Brand imDachstuhl zu löschen.

Deutschland kann und muss dazu seinen Beitragleisten. So sollte die Bundesregierung mit Blick auf dienächste UN-Versammlung zur Biodiversität (ab dem18. Oktober in Japan) ihre Zusage für die Finanzierungeines globalen Netzes von Schutzgebieten einlösen undfür einen gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzunggenetischer Ressourcen eintreten.

Ulrike Mehl… ist stellvertretende Vorsitzende des BUND.

Mit Mahntafelnwies der BundNaturschutz amRande des GEO-Tags der Arten-vielfalt auf be -drohte Arten hin.

Schutz der biologischen Vielfalt

Deutschland muss mehr tunNoch bis Oktober trägt Deutschland ganz offiziell internationale Verantwortung für den Schutz derbiologischen Vielfalt: weil es der dafür zuständigen UN-Konvention vorsitzt. Eigenständig dagegenkann die Bundesregierung handeln, wo es unsere heimische Vielfalt zu bewahren gilt.

Page 21: BUNDmagazin 1/2010

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[1-10] BUNDmagazin 21

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Page 22: BUNDmagazin 1/2010

22 BUNDmagazin [1-10]

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Page 23: BUNDmagazin 1/2010

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[1-10] BUNDmagazin 23

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Page 24: BUNDmagazin 1/2010

AKTION

24 BUNDmagazin [1-10]

D er Schutz unserer natürlichen Lebens-grundlagen sollte eigentlich selbstver-

ständlich sein. Doch immer häufiger mussder BUND das Menschenrecht auf Gesund-heit, den Schutz von Natur und Umweltjuristisch erstreiten. Wenn nämlich alleÜberzeugungsarbeit und aller Widerstand nichtmehr fruchten, hilft mitunter nur noch der Gangvor Gericht, um ein zerstörerisches Großprojektzu verhindern. Hier führen stichhaltige Argu -mente oft in letzter Minute zu entscheidendemErfolg. So wie 2009 beim geplanten Kohlekraft-werk Lünen in Westfalen: Nach einer Klage desBUND bezeichnete das OVG Münster den Geneh-migungsbescheid als rechtswidrig.

Doch vor Gericht zu ziehen ist teuer. Gerade Groß-projekte haben einen hohen Streitwert, der mithohen Anwalts- und Gerichtskosten verbunden

ist, und das meist übermehrere Instanzen.

Deshalb unterhält derBUND seit Jahren einen Rechtshilfefonds.Die Spenden dafür sind gut angelegt, wieauch das Beispiel des Sacrow-Paretzer-

Kanals bei Potsdam zeigt. Der BUND hatte hiergegen einen stark über dimensionierten Ausbaugeklagt. Ein Vergleich führte zur Rettung wert-voller Uferstreifen im Umfeld der Unteren Havel– was etwa dem Rot milan (Foto) zu gutekam.

Machen Sie mit. Stärken Sie unseren Aktiven vorOrt den Rücken und spenden Sie für den Rechts-hilfefonds, am besten per Einzugsermächtigung.Auch kleine Beträge helfen!

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Stützen Sie die Rechtshilfe

des BUND!

Ja, ich will der Natur vor Gericht den Rücken stärken und mache mit.

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Ich unterstütze den BUND-Rechtshilfefonds regelmäßig und genehmige den Einzug von monatlich

10 Euro 25 Euro 50 Euro Euro Erster Abbuchungsmonat:

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Füllen Sie diesen Coupon aus und schicken Sie ihn an: BUND e.V., Am Köllnischen Park 1, 10179 BerlinOder nutzen Sie das Internet:www.bund.net/rechtshilfe

Sie können Ihre Spende jederzeit undohne Angabe von Grün den widerrufen.Am Jahres anfang erhalten Sie eine Spen-denbescheinigung – Ihre Spenden sindsteuerlich abs etzbar.

Ihre persönlichen Daten werden aus-schließlich für den BUND e.V. elektro-nisch erfasst und ggf. durch Beauftragtedes BUND e.V. auch zum Zweck vereins-bezogener Information und Spenden-werbung verarbeitet und genutzt. IhreDaten werden selbstverständlich nichtan Dritte weitergegeben.

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Page 25: BUNDmagazin 1/2010

[1-10] BUNDmagazin 25

AKTIONKettenreAktion:

Atomkraft abschalten

D er BUND ruft dazu auf, eine große Aktions-und Menschenkette zu bilden – am 24. April

zwischen den Atomkraftwerken Brunsbüttel undKrümmel.

Auf der Anti-Atom-Demo am 5. September inBer lin haben wir angekündigt: Legt eine schwarz-gelbe Bundesregierung die AKW nicht endlichstill, geht der Protest erst richtig los. Diese An -kündigung wollen wir jetzt in die Tat umsetzen.Die neue Bundesregierung ist angetreten, dieLaufzeiten aller Atomreaktoren zu verlängern.Doch sie spürt heftigen Widerstand, seitens derÖffentlichkeit wie der sich neu formierendenAnti-AKW-Bewegung. Bereits während der Koa -litionsverhandlungen war der BUND aktiv. Über100 000 Menschen haben unseren offenen Briefan die Verhandler unterstützt. Und über 1 500Aktive haben sich beim Start der Verhandlungenin Berlin für weitere Proteste warmgelaufen.Am Samstag, dem 24. April, wollen wir in Nord-deutschland eine große Menschen kette bilden:

vom Atomkraftwerk Krümmel über Hamburgund Brokdorf bis zum Atomkraftwerk Brunsbüttel.120 Kilometer Länge – eine große Herausforde-rung. Wir wollen zeigen: Die Mehrheit derDeutschen ist gegen Atomenergie.

Die Demonstration wird genauzum rechten Zeitpunkt statt -finden: zwei Wochen vor derLandtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Zu einer Zeit, daes um die Wiederinbetrieb-nahme der PannenreaktorenKrümmel und Brunsbüttelgeht und entschieden werdensoll, ob die Meiler Neckarwest -heim und Biblis wie geplant vomNetz gehen oder aber weiterlaufen.Denn die Bundes regierung verhandelt mitden Kraftwerks betreibern bereits über längereLaufzeiten.

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Page 26: BUNDmagazin 1/2010

26 BUNDmagazin [1-10]

RATGEBERAlternativer Konsum

D er Gerätepark für Haus, Garten und Freizeit hältuns gut auf Trab: Immer muss etwas ersetzt, repa-

riert, gewartet oder entsorgt werden. Meist steht derzeitliche und finanzielle Aufwand in keinem sinnvollenVerhältnis zum Nutzen. Warum also Dinge kaufen, diewir nur selten benutzen?

Wer nur einmal im Jahr die Terrasse säubern möch-te, braucht keinen eigenen Hochdruckreiniger. Besser– und sicherer – als Billigware vom Discounter sind Leih-geräte. Bei vielen Baumärkten, Handwerksbetriebenund speziellen Verleihfirmen können Sie sich güns tigmit Profi-Gerät eindecken. So sparen Sie Zeit, Geld undnicht zuletzt Platz in Keller oder Garage.

Das Angebot von Verleihfirmen reicht mittlerweilevon Büchern, CDs und DVDs über Kostüme und Klei-der, Sportgeräte und Musikinstrumente bis zu Party -geschirr und bildender Kunst.

Wenn das Altgerät muckt, hört man oft: Reparierenlohnt sich nicht mehr, fürs gleiche Geld gibt’s ja ein

neues. Zeit-, nerven-und vor allem um -weltschonender wäreeine Reparatur alle-mal. Ein PC beispiels-weise belastet die Um -welt bei seiner Her-stellung fast so starkwie ein Kleinwagen.Lahmt Ihr Rechner,dann lassen Sie ihnbeim PC-Doktor ander Ecke ein wenigaufrüsten und dieSoftware neu aufspie-len. So können Siedurchaus eine Geräte-generation übersprin-gen – und die Umwelt-belastung halbieren.

Bei Elektrogerätenwie Waschmaschinenoder Gefrierschränken

jedoch kann ein energieeffizientes Neugerät ökolo-gisch günstiger sein als eine Reparatur.

Second ChanceOft befällt uns vor dem Kleiderschrank die Sehn-

sucht nach Veränderung. Etwas Neues muss her! Um -weltfreundlicher und auch preiswerter als der üblicheKaufhausreflex ist ein Besuch im Secondhand-Laden:

Geben und Nehmen ergänzen sich hier optimal: AusÜberschuss wird Angebot. Am besten nehmen Sie dieentbehrlichen Stücke gleich mit. So produzieren Sieweniger Abfall und keine unnötige Nachfrage bei Neu-waren.

Auf Online-Börsen können Sie zudem mit Ausnahmedes neuesten I-Pod oder der aktuellsten DVD praktischalles preiswert ergattern.

Leihen, Reparieren und Secondhand funktionierenum so besser, je mehr Menschen zusammenfinden.Ideal dafür sind örtliche und regionale Tauschringe, beidenen die Mitglieder nicht nur Waren, sondern auchDienstleistungen austauschen. Organisiert sind dieInitiativen oft übers Internet. Dank zinsfreier Verrech-nungseinheiten entsteht hier eine quirlige Alternativ-Wirtschaft ohne Wachstumszwang.

Alt oder neu? Zehn Tipps• Bilden Sie mit Nachbarn Haltergemeinschaften, etwa

für Gartengeräte. • Entsorgen Sie Elektronikschrott wie PC oder Monitor

ge zielt bei Wiederverwertern.• Bewahren Sie bei elektronischen Geräten die Schalt-

kreise für spätere Reparaturen auf.• Bei Reparaturen sind Festpreis-Angebote meist güns -

tiger als Kostenvoranschläge.• Checken Sie vor einem Gebrauchtwarenkauf das

Preisniveau, etwa auf E-Bay.• Mobil bleiben Sie auch mit Leihfahrrädern, Mitfahr-

zentralen und Carsharing.• Studieren Sie bei Leihgeräten das Handbuch. Für

Schäden durch Fehlgebrauch haften Sie. • Nutzen Sie öffentliche Bibliotheken – sie zählen zu

den bedrohten Dingen unseres Alltags. • Leihskier ersparen Schlepperei, Stauraum und Dach-

gepäckträger und bieten neue Fahrerlebnisse.• Selber reparieren vermittelt handwerkliches Geschick

und Einblicke, wie die Dinge funktionieren.

Rat holen, nachlesen• Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., Tel. (030)

25800-0, [email protected] (Rat geben jedoch nur die Ver-braucherzentralen der Bundesländer)

• Buchtipp: Reparaturen zu Hause, Stiftung Warentest(Hrsg.), 320 Seiten

• Mieten, Chartern, Engagieren: www.leihabc.de• Leihgeräte: www.dieborger.de, www.erento.com• Tauschringe bundesweit: www.tauschringadressen.de,

www.tauschring.de/adressenTino Schlagintweit

Je länger wir die Dinge nutzen, umso besser für die Umwelt. Zu einem nachhaltigenLebensstil gehören deshalb auch Ausleihen, Reparieren und Secondhand.

Rein

hard

Blu

men

sche

in

Alles neu? Nein danke!

Page 27: BUNDmagazin 1/2010

[1-10] BUNDmagazin 27

Kleine LampenkundeEffiziente Beleuchtung

M eist wurde beim Testkauf nur auf ausdrücklichenWunsch eine Energiesparlampe angeboten. Oh -

ne Nachfrage empfahl ein knappes Drittel der Märkteweiter die klassische Wolf ramlampe. Auf Unterschiedevon Energiesparlampen wie Farbtemperatur, Aufhell-zeiten und ihre Eignung für verschiedene Einsatzberei-che kommen die wenigs ten Verkäufer von selbst zusprechen. Für die Suche nach der passenden Alternati-ve empfiehlt der BUND daher, sich unbedingt mit einwenig Warenkunde zu rüsten und nur von der StiftungWarentest geprüfte Qualitätsprodukte zu kaufen.

Mehr Lumen pro WattWer von einer billigen No-Name-Lampe Wunder

erwartet, kann schmerzvoll erfahren: Auch Energie -spar- oder LED-Lampen gleicher Wattstärken unter-scheiden sich in ihrer Effizienz. So sagt die Watt-Anga-be nichts über die Helligkeit aus. Orientieren Sie sichan der Lumenangabe (lm), die oft auf der Verpackungnotiert ist. Schon die Helligkeit einer 60W-Glühlampekann zwischen 550 und 710 lm schwanken. Gute Ener-giesparlampen leuchten pro Watt bis zu fünfmal heller.Und LED-Lampen sind auf dem besten Weg, ähnlicheffizient zu werden.

Warmes LichtEs gibt warmweiße Lampen mit geringem Blauan-

teil (2700 Kelvin entsprechen etwa dem Farbeindruckvon Glühlampenlicht), neutralweiße (bis 5000 K) undtageslichtweiße (über 5000 K). Für den Wohnbereichist die Farbwiedergabe guter Energiesparlampen meistausreichend. Müssen Sie am Arbeitsplatz Farbnuancenunterscheiden, achten Sie auf die dreistellige Kennzahlbeginnend mit 9 . . – etwa 965 für tageslichtweißes Licht(6500 K) mit sehr guter Farbwiedergabe.

Lampen im SondereinsatzEinige hochwertige Energiesparlampen überstehen

laut Stiftung Warentest selbst 210000-faches Ein- undAusschalten. Für Treppenhäuser sind sogenannte»Hausmeisterlampen« geeignet, die sehr schnell dievolle Helligkeit erreichen. Sie passen ebenso für Badund Toilette – es sei denn, Sie bevorzugen langsamesHellwerden am Morgen. Energiesparlampen mit demHinweis »dimmable« lassen sich mit normalen Dreh-dimmern verwenden; Modelle mit der Aufschrift »DorS«(Dimming or Switching) sogar mit normalem Licht-schalter durch mehrmaliges Betätigen. Für Kron -leuchter gibt es Energiesparlampen in Kerzenform, füroffene Leuchten Modelle in Glühlampenform. Für

Spots sind Reflektorlampen mit und ohne Stecksockelerhältlich. Hierfür und für die Außenbeleuchtung sindLED-Lampen inzwischen sehr gut geeignet. Wo Kindertoben, können Lampen mit Splitterschutz aus SilikonVerletzungen und das Austreten von Quecksilber ver-hindern. Einzelne Hersteller verwenden anstelle flüssi-gen Quecksilbers ein Amalgam, das erst bei hohenTemperaturen flüchtigen Quecksilberdampf bildet.

Stromwolf im SparpelzHalogenlampen in Glühlampenform haben eine

sehr gute Farbwiedergabe und enthalten kein Queck-silber. Obwohl die Werbung sie als »energy saver« ver-marktet, ist ihr Stromverbrauch mit unter 15 Lumenpro Watt erheblich höher als der von Energie spar- undLED-Lampen (die auf bis zu 58 bzw. 48 lm/Watt kom-men). Nur wo echte Energiesparlampen unerwünschtsind, werden sie zur Alternative.

Christian Noll

»Was würden Sie mir als Ersatz für meine 60-Watt-Glühlampe empfehlen?« In Kooperation mit derStiftung Warentest schickte der BUND Testkäufer zu sieben großen Handelsketten. Das Ergebnis warernüchternd. Unser Rat: Machen Sie sich selber schlau!

Einige Märkte laden zum Hamstern von Glühlampen ein,bei anderen sind sie nur noch als »Bückware« zu finden.

… betreut beim BUND die Kampagne »energieeffizienz – jetzt!«, gefördertvon der Deutschen Bundesstiftung Um welt. Mehr zur Untersuchung derHandelssortimente erfahren Sie im Februarheft der Zeitschrift »test« sowieunter www.bund.net/lampencheck.

Übrigens: Der BUND fordert die Hersteller auf, strahlungs- und schadstoff -ärmere Energie sparlampen anzubieten und die Rückführung der Lampenzu verbessern. Elektrosensiblen Menschen kann ihre Verwendung körper-nah noch nicht empfohlen werden.

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28 BUNDmagazin [1-10]

W er im Winterhalbjahr die Insel Rügen besuchtund am Nordrand von Sassnitz in den Buchen-

wald eintaucht, hat es so schlecht nicht getroffen. Zwarsind die Tage kurz und das Wetter oft unbeständig.Auch schmückt kein Blattgrün mehr die hoch aufragen-den Buchen, es hat sich zu Füßen der grauen Stämmein einen rostroten Teppich verwandelt. Doch diese Stil-le! Keine Spur von dem Gedränge, das hier spätes tenszu Pfingsten einsetzt. Etwa 1,5 Mio. Besucher hat derkleinste deutsche Nationalpark alljährlich zu verkraften,und die konzentrieren sich vor allem am Königsstuhl.Rund um dieses Herzstück Jasmunds ist der Wander-weg breit aus getreten. Und wo immer entlang der Kliff-kante tolle Motive winken, vermag kein Geländer diefotografierenden Besucher zurückzuhalten. Der Tritt-schaden ist beträchtlich, und die winterliche Ruhepha-se zu kurz, um die Wunden wieder zu schließen.

So schön – und so unbekanntKurios: Die Kreidefelsen auf Rügen gehören zu den

meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in unserem Land.Gleichzeitig ist Jasmund der unbekannteste aller deut-schen Nationalparke. Ob das am Namen liegt? Nun: Die

Tourismusbranche wirbt seit jeher nur mit Königsstuhlund Kreideküste. Und der Nationalpark selbst hat kaumGeld, um sich öffentlich zu präsentieren.

Hier also ein paar Eckdaten: Seit dem 1. Oktober1990 sind im Osten der Halbinsel Jasmund 3003 Hektarals Nationalpark geschützt. Das Kernstück bildet dergrößte geschlossene Buchenwald der deutschen Ost-seeküste, die Stubnitz mit den Kreidekliffs und einemvorgelagerten Steinstrand (2200 Hektar). Dazu kom-men ein 500 Meter weit ins Meer reichender Wasser-streifen sowie 200 Hektar sonstige Lebensräume: dieehemaligen Quoltitzer Kreidebrüche im Westen, Wie-sen, Moore und wenige Siedlungssplitter. Auch der mit161 Metern höchste Punkt Rügens liegt im Park, derPiekberg. Landseitig grenzen intensive Landwirtschaftund Siedlungen an – eine Ausweitung des Schutzgebie-tes ist damit ausgeschlossen.

Alte Buchen – und?Neben den spektakulären Kreidefelsen bildet der

Wald das wichtigste Schutzgut des Nationalparks. DieBuche bestimmt weithin das Bild, an feuchten Stellenbegleitet von Esche und Erle, an den Steilhängen vonAhorn oder Ulme. Kleine Naturwaldzellen werden seitüber 50 Jahren nicht mehr angetastet, während sich dieSteilhänge an der Küste von jeher der Bewirtschaftungentziehen. Die ältesten Buchen sind um die 250 Jahrealt. In ihrem Umkreis wirkt das meist verborgene Heerder Holzzersetzer. Vom Reichtum dieser Lebensweltkünden Pilze wie Zunderschwamm, Ästiger Stachelbartoder Buchen schleimrübling. Während der Baumbe -stand des Nationalparks relativ gut erfasst ist, datiertdie letzte gründliche Vegetationsaufnahme von 1964.

Ähnliches gilt für die Fauna des Jasmunds. Nun istzwar bekannt, welche Amphibien, Fledermäuse oderVögel den Nationalpark bewohnen. Doch über so wert-bestimmende Tiergruppen wie die Käfer weiß die Ver-waltung fast nichts. Dabei ist eine regelmäßige Inven-tur der Tier- und Pflanzenwelt nötig, um die Entwick-lung des jungen Nationalparks beurteilen und – woanfangs noch nötig – steuern zu können. Hier wird dieUnter finanzierung des Nationalparks erneut sicht bar.Offenbar begreift die Landesregierung in Schwerin denNationalpark zwar als Mittel des Marketings, nicht aberals eine Schatztruhe der Natur, in der sich das Lebenmöglichst unbeeinflusst vom Menschen entfalten soll –was seine eigentliche Bestimmung ist.

NATIONALPARK

Kreideküste undBuchenwald bil-den eine einzig-artige Kulisse.

Jasmund

Folgenreiches MissverständnisDie alten Buchen und berühmten Kreidefelsen rund um den Königsstuhl sind von erhabenerSchönheit. Ungezählte Lobeshymnen sind auf diese einmalige Landschaft gesungen worden.Seit bald 20 Jahren genießt sie höchsten Schutz: in den Grenzen des Nationalparks Jasmund.Nur wer genauer hinsieht, muss erkennen, dass hier manches im Argen liegt.

Mecklenburg-Vorpommern

Rügen

Nationalpark Jasmund

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[1-10] BUNDmagazin 29

Von links nach rechts: Der Ästige Stachelbart zählt zu den schönsten Pilzen des Nationalparks. Dem Verbiss zum Opfer gefallenist schon vor Jahren der prächtige Frauenschuh. An den Kreidefelsen brüten Mehlschwalben (und seit 2004 der Wanderfalke).

Das Kreuz mit der JagdGanz deutlich wird dieses Missverständnis an einem

Trauerspiel in vielen Akten, dessen Regie die Landes -regierung führt. Im Mittelpunkt: große Mengen vonRot- und Damhirschen (letztere in den 70er Jahren vonJägern ausgewildert). Die Äcker jenseits der Parkgrenzebietet ihnen fast ganzjährig reichlich Nahrung. Gebendiese einmal weniger her, halten sich die Tiere am Un -terwuchs des Laubwaldes schadlos. Der Verbiss ist sostark, dass junge Buchen vielfach kaum hüfthoch wer-den. Noch schlechter vertragen Baumarten wie Wild-kirsche, Berg- und Spitzahorn sowie die Krautschichtden Verbiss. Die bunte Decke der Frühblüher in nähr-stoff reichen Laubwäldern: Auf dem Jasmund ist sieGeschichte. Das so verbreitete Buschwindröschen: fastverschwunden. Vom einst hier blühenden Frauenschuh:keine Spur mehr. Zurück bleibt ein botanisch starkverarmter Wald, der sich kaum mehr verjüngen kann.Nur einige »Verbiss-Weisergatter« zeigen abgezäuntauf zehn mal zehn Metern, was hier ohne den immen-sen Wildverbiss sprießen würde.

Hirsche für die TouristenKeine Frage, diese Situation wäre schon eines gut

geführten Nutzwaldes unwürdig. Um wie viel mehr giltdies für den Buchenwald im Nationalpark Jasmund!Was sagt der verantwortliche Leiter dazu? Er verweistauf die Erwartung vieler Besucher, Hirsche zu sehen, dieseien ein Tourismusfaktor für die Region. ForstdirektorSiegfried Brosowski, seit 1996 Chef des NationalparksVorpommersche Boddenlandschaft, betreut seit einerVerwaltungsreform 2006 auch den Jasmund – obwohler sich mehr als einmal fachlich disqualifiziert hat. Aufseine Kappe geht u.a., dass beide Nationalparke dasFSC-Gütesiegel für nachhaltige Waldwirtschaft verloren,ein ganz beispielloser Vorgang, den der BUND in sei-nem »Schwarzbuch Wald« detailliert gewürdigt hat.

Dem Land Mecklenburg-Vorpommern ist also nichtnur die chronische Unterfinanzierung des Kleinods aufRügen anzulasten. Es sieht auch seit Jahren tatenlos zu,wie der Ruf beider Nationalparke national und interna-tional Schaden nimmt. Im August geht der jetzige Park-leiter in Pension. Der BUND fordert UmweltministerTill Backhaus eindringlich dazu auf, für einen kompe-tenteren Nachfolger zu sorgen.

Bei aller Kritik: Ein Besuch des Nationalparks Jas-mund lohnt sich, gerade zur Nebensaison. Am Königs-stuhl hat der WWF das Infozentrum des Parks mit eineraufwendigen Multimedia-Ausstellung bestückt. Schade,dass hier das für die Zukunft existenzielle Thema »Waldund Wild« mit keiner Silbe er wähnt wird. Einer unserergrandiosesten Naturschauplätze hätte – nicht nur hier –mehr kritische Aufmerksamkeit verdient.

Severin Zillich

Details zu den Verstößen der Parkverwaltung finden Sieunter www.bund.net/schwarzbuch-wald (S. 20ff.).Tipps, Infos und Angebote zum Nationalpark hält u.a.www.fahrtziel-natur.de bereit.

Offenbarungseidfür die National-parkverwaltung:Im Unterwuchsprägen Bonsai-Buchen das Bild.

Bewuchs dies-seits und jenseitsdes Gatters:mehr Waldweideals Nationalpark.

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30 BUNDmagazin [1-10]

ZUR ZEIT

Alleen und MondlandschaftenDer BUND im Osten (I)

V iele Erfolge im Umweltschutz haben eine lange Vor - geschichte. Manche aber ergeben sich leichthin,

etwa weil ein Anliegen schlicht den Nerv der Öffent-lichkeit getroffen hat. So konnte der BUND Branden-burg im letzten Sommer binnen kürzester Zeit 82000Unterschriften einsammeln, als sein Widerstand gegendie Privatisierung einiger Seen öffentlich wurde. DasMedien echo auf den geplanten Verkauf (durch eineTreuhand-Nachfolgerin) war gewaltig. Der BUND undeine Bürgerinitiative hatten darum keine Mühe, einenStopp der Ausschreibung zu erreichen.

Umgekehrt scheiterte der Landesverband vor einemJahr beim Versuch, per Volksbegehren den Aufschlussweiterer Braunkohle-Tagebaue in Brandenburg zu ver-hindern. Trotz großen Aufwandes und vieler Mitstreiterfand sich nur knapp ein Drittel der benötigten Unter-schriften. Bürokratische Hürden bei der Stimmenab-gabe verhinderten hier einen Erfolg. Immerhin hat dieInitiative die Diskussion um den Klimakiller Braunkoh-le neu entfacht. Und sie trug dazu bei, dass die Politiknach dem Regierungswechsel zu Rot-Rot im Herbsterstmals Bedingungen für eine weitere Förderung derKohlekraft formuliert hat.

Konflikte sind nötigWelche Kampagne am Ende Früchte einträgt, das ist

für den BUND Brandenburg nicht leicht zu kalkulieren.Mit zwei Mitarbeitern arbeitet Geschäftsführer AxelKruschat am Platz der Einheit im Zentrum Potsdams.In Sichtweite soll auf dem Grundriss des alten Schlos-ses der neue Landtag entstehen. 20 Jahre nach demMauerfall ist hier noch vieles im Werden. Auch in denKöpfen, glaubt man Axel Kruschat: »Erst allmählichreift hier eine Kultur für Konflikte, ein Be wusstseindafür, dass nicht auf Krawall aus ist, wer Miss ständeanprangert.« Das hiesige BUND-Engagement sieht erauch als Aufbauleistung für die Demokratie.

Ein weit verbreitetes kritisches öffentliches Bewusst-sein ist Brandenburg tatsächlich zu wünschen. Erstensfür den sorgsamen Umgang mit seinen großen unzer-schnittenen Schutzgebieten: Ein Nationalpark, dreiBiosphärenreservate und elf Naturparke beheimateneine Fülle bundesweit bedrohter Tiere und Pflanzen –etwa in den Flussauen der Unteren Havel, des Spree-walds und des Odertals. Zweitens für die Rettung vielernoch prächtiger Alleen, eines Kulturerbes, das regel-mäßiger Pflege bedarf. Aber auch für den Widerstandgegen den noch auf Jahrzehnte geplanten Abbau derBraunkohle. Denn der verwandelt Dörfer und kostbareNatur in Mondlandschaften und bedroht durch seineKlimaschädlichkeit unser aller Zukunft. Kein Bundes-land hat pro Kopf höhere CO2-Emissionen.

Kritik hat schließlich auch die Gentechnik in derLandwirtschaft verdient, für die Brandenburg – wie derganze Osten Deutschlands – wegen seiner großflächigenAgrarstrukturen ein Einfallstor bildet.

Brandenburg ist dünn besiedelt und wirtschaftlich schwach – kein ganz einfaches Umfeld füreinen kleinen BUND-Landesverband, der sich seit Jahren großen Herausforderungen stellt. Sein Porträt steht am Anfang einer kleinen Serie über die Arbeit des BUND in Ostdeutschland.

Der Landesvorsitzende Burkhard Voß (links) zeichnet verdiente Ehrenamtliche des BUND in Brandenburg aus.

Demonstration gegen das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde.

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[1-10] BUNDmagazin 31

Der neue Alleenflyerdes BUND Brandenburg.

Verbündete sind wertvollViel Verantwortung und viel Arbeit bedeutet all dies für den BUND in

Brandenburg. Die Mitgliederzahl hat sich seit 2003 verdoppelt, und imBerliner Speckgürtel sieht Axel Kruschat weiter beträchtliches Aktivie-rungspotenzial. Doch mit Verbündeten ist man schlagkräftiger. So koope-riert der Landesverband im BUND-Flussbüro eng mit den Berliner Akti-ven, erfolgreich, wie der Verzicht auf den überdimensionalen Ausbau vonHavel und Spree erst kürzlich gezeigt hat. Im Kampf gegen die Braunkohleund Klimakiller wie das Kraftwerk Jänschwalde bei Cottbus steht speziellder BUND-Bun desverband den Brandenburgern zur Seite. Gleiches gilt fürdie Abwehr der Gentechnik. Wichtigster Verbündeter vor Ort ist hier derImkerverband, der dem BUND Brandenburg geschlossen beigetreten ist.Und zum Schutz der Alleen hat man schon vor Jahren mit den Landesver-bänden in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt eine Allianzgeschmiedet.

Wer so viele Verbündete hat, scheint auf einem guten Weg. BurkhardVoß, der Vorsitzende des BUND Brandenburg, ist denn auch optimistisch:»Es ist viel Natur bedroht in Brandenburg – doch damit auch viel Natur zuretten. Das Glas ist nicht halb leer, es ist halb voll!«

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Anzeige

Page 32: BUNDmagazin 1/2010

S eit Anfang der 90er Jahre hat sich der Container-umschlag im Hamburger Hafen und in Bremerha-

ven verdreifacht. Bis 2025 soll er, so die Prognosen desVerkehrsministers, in Bremerhaven noch mal auf dasDreifache, in Hamburg gar auf das Fünffache anwach-sen. Der Anteil der Transitcontainer, die in den See -häfen umgeschlagen und dann häufig quer durchDeutschland transportiert werden, steigt ständig – inHamburg künftig auf die Hälfte aller Container.

In Deutschland hinterlassen die meisten Containerzwar die Hafengebühren und eine kleine Gewinnmargefür die Speditionen. Sie hinterlassen aber auch großeMengen Feinstaub- bzw. Ruß-, Stickoxid- und CO2-Emissionen – zu Lasten unserer Gesundheit und unse-res Klimas. Und sie lösen massive Investitionen in dieInfrastruktur aus, mit schweren Eingriffen in die Natur.

In der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 brach derFrachtumschlag der meisten großen Nordseehäfen von

LeHavre bis Hamburg um 20 bis 30% ein, viele Schiffs-neubauten wurden storniert. Auch werden die Kostender Schifffahrt wegen strengerer Umweltvorschriftenin Zukunft rasch ansteigen. Doch all dies wird nichtzum Anlass genommen, umzudenken. »Stärker aus derKrise hervorgehen« fordert Kanzlerin Angela Merkel.Ein guter Vorsatz. Die Seehafenpolitik bietet dafür eingeeignetes Einsatzgebiet.

Unnötige FlussvertiefungenAuch die größten Containerschiffe sollen vollbela-

den jederzeit den etwa 100 Kilometer von der Küsteentfernten Hamburger Hafen anlaufen können. Zwarhat selbst die riesige »Emma Mærsk« Hamburg bereitserreicht. Doch derart große Schiffe können nur bei Fluteinlaufen, was zu Wartezeiten führt. Hamburg will diesdurch eine erneute Vertiefung der Unter- und Außen -elbe beseitigen – bezahlt aus dem Bundeshaushalt.Dabei wurden die ökologischen Folgen der letzten Ver-tiefung 1998–2000 bis heute nicht vollständig ausge-glichen. Eine weitere Vertiefung würde aufs Neue euro-päische Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Gebietebeschädigen und zugleich die Deichsicherheit bedro-hen. Etliche Millionen Tonnen Sand und Schlick müss -ten zusätzlich jedes Jahr ausgebaggert werden, um diekünstliche Fahrrinne aufrechtzuerhalten. Als Beleg füreine abermals nötige Elbvertiefung führt die Hambur-ger Hafenlobby Tiefgänge der Megaschiffe an, die fak-tisch nie erreicht werden. So beträgt das Ladegewichtder Container durchschnittlich weniger als die Hälfteder maximalen Zuladung, auch führen die Schiffe vieleLeercontainer für die Wiederbeladung mit.

ZUR ZEIT

32 BUNDmagazin [1-10]

Produkte aus Fernost oder Übersee finden sich immer häufiger in unseren Regalen. Für Natur undKlima sind die Folgekosten dieses oft konkurrenzlos billigen Angebots hoch. Anders als man vielleichtdenken mag, fallen diese Kosten nicht auf dem langen Seeweg an, sondern in Deutschland, vor unse-rer Haustür. Der BUND hält eine intelligentere deutsche Seehafenpolitik für dringend notwendig.

Die Emma Mærskkann mindestens11 000 Standard-container laden –und ist damit derweltweit zweit-größte Frachter.

Die größten Seeschiffe transportieren heute mit 10 000 Containern biszu 100 000 und mehr Tonnen Fracht. Dank ihrer riesigen Ladungsmengeerzeugen sie relativ wenig CO2 pro Gewichtseinheit – bei einer FlascheWein schlagen nach 10 000 km etwa 20 g zu Buche. In ihrer Gesamtheitverursachen sie 3,3 % des globalen CO2-Ausstoßes – Tendenz steigend.

Allerdings emittieren die Schiffe (da noch mit Schweröl betrieben)äußerst dreckige Abgase. Gründliche Verbesserungen – durch schwefel -ärmeres Öl und schärfere Grenzwerte – greifen in den Häfen seit dem 1. Januar, in der Nord- und Ostsee ab 2015 und weltweit in Stufen bis 2020.Die rechtliche Grundlage schuf eine Initiative u.a. der letzten Bundes -regierung in der Internationalen Maritimen Organisation.

Neue Konzepte gefragtDeutsche Seehafenpolitik

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[1-10] BUNDmagazin 33

In Bremerhaven wurde das Wendebecken bereits soweit vergrößert, dass selbst die »dicke Emma« darindrehen kann. Damit aber nicht genug. Auch die Weservon Bremerhaven bis zur Nordsee soll für die Container-riesen erneut vertieft werden. Zudem sollen die weitflussaufwärts gelegenen Häfen bis Bremen für großeMassengutschiffe erreichbar sein. Folglich ist geplant,auch die enge Unterweser zu vertiefen. Da die Bedeu-tung der stadtbremischen Häfen schon vor der Krisestetig abnahm, will die Politik hier offensichtlich einemEinzelunternehmen gefällig sein.

Von Containern überrolltDer Güterfernverkehr im deutschen Straßennetz

wird laut amtlichen Prognosen bis 2025 um 84% stei-gen, der Transitverkehr um über 130%. Auf diese »Ziele«richtet der Bundesverkehrsminister seine Straßen -bedarfspläne und den künftigen Verkehrswegeplan aus.Der Anteil des von den Häfen ausgehenden Verkehrsam gesamten Güterfernverkehr der Straße wird dem-nach von heute 10 auf 15% steigen. Auf Autobahnen ister noch viel höher.

Allein die im »Nationalen Hafenkonzept« genanntenInvestitionen in die Autobahnen belaufen sich auf min-destens sieben Milliarden Euro. Der Seehafen-Hinter-landverkehr ist bereits heute das wichtigste Argumentfür den weiteren Aus- und Neubau der weiträumigenAutobahnen in Deutschland. Der BUND befürchtet,dass die neue Bundesregierung das Wachstum der See-häfen für eine veritable Straßenbauorgie nutzen will.

Schienenverkehr unterfinanziertZwar verlangen Politik, Wirtschaft und die Umwelt-

verbände unisono mehr Investitionen, um die Häfenbesser mit dem Schienenverkehr zu verknüpfen. DieKonjunkturprogramme und Mehreinnahmen aus derLkw-Maut haben hier auch einige zusätzliche Streckenfinanziert. Doch das Gros der dringend nötigen Bahn-investitionen ist immer noch nicht gesichert. Dabeikönnte die Bahn mindestens die Hälfte des von unse-ren Seehäfen ausgehenden Verkehrs übernehmen, beiden Containern sogar noch deutlich mehr. Für die nöti-gen – für die Wirtschaft wie die Umwelt extrem wichti-gen und effizienten – Investitionen fehlt aber das Geld.

Zwei Drittel der über Land transportierten Containernach Polen und fast alle Container ins Baltikum, nachWeißrussland und in die Ukraine werden auf der Straßebewegt. Warum rollt selbst nach Bayern und Österreichnur gut die Hälfte der Container per Bahn, der Rest aufder Straße? Trotz vieler weiterer Straßenbaumilliardenwürden die Straßen so auch künftig überlastet bleiben.

Manche Projekte – wie die küstennahe A22/A20 vonder niederländischen bis an die polnische Grenze –werden sogar gebaut, um dem See- und Bahnverkehr inden Ostseeraum eine Dumping-Konkurrenz entgegen-zusetzen und Verkehr auf die Straße zu verlagern …

Intelligente AlternativenDas Gebot der Stunde ist aus Sicht des BUND eine

Kooperation der großen Häfen an der deutschen Nord-seeküste – statt alle Häfen und ihre Zufahrten weiter inKonkurrenz zueinander mit öffentlichen Mitteln aus-zubauen. Der im Bau befindliche Jade-Weser-Port beiWilhelmshaven geht 2011 in Betrieb und wird sich zudem deutschen Tiefwasserhafen entwickeln. Eine Ko -operation mit Bremerhaven und Hamburg drängt sichhier geradezu auf. Doch der frühere Ansatz einer Drei-Länder-Kooperation Hamburg-Bremen-Niedersachsenscheiterte am Ausstieg Hamburgs.

Zudem fordert der BUND jene Schiffstransportestärker zu fördern, die über kurze Strecken in die Ost-see und an die westeuropäische Küste führen – ummehr Güter auf – saubere! – Feederschiffe zu verlagernund so den Hinterlandverkehr zu entlasten. Der übrigeVerkehr ins Binnenland muss weitgehend auf dieSchie ne verlagert werden: auf Strecken über 300 kmmin destens zu 50%, ab 700 km zu mindestens zweiDritteln. Dazu muss das transeuropäische Schienen-

netz vor allem Richtung Ost- und Südosteuropa mit ab -solutem Vorrang ausgebaut (und gleichzeitig alle altenGüterzüge lärmsaniert) werden.

Den Transportverkehr kann auch ein bewusstererEinkauf begrenzen. Umwelt- und Verbraucherverbän-de sollten die fatalen Folgen des globalen Warenver-kehrs in Deutschland stärker thematisieren. Contai ner-wachstum und Transitverkehr sind Symbole für einquantitatives Wachstum, das extrem wenige Arbeits-plätze schafft (und diese eher ins Ausland exportiert)sowie immense Folgekosten nach sich zieht.

Werner Reh

… ist der Verkehrsexperte des BUND in der Bundes geschäftsstelle. Ansprechpartner für die Seehäfen sind M. Braasch ([email protected], HH) und M. Rode ([email protected], HB).

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Jedes Jahr länger:Lkw-Kolonnen auf der Autobahn.

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Über zwei Drittel der Bundesbür-ger sind online. Auch der

BUND nutzt verstärkt das Netz, umeinfach, aktuell und direkt seineAnliegen zu kommunizieren. Im ver-gangenen Jahr konnten wir immermehr Menschen dafür gewinnen,auf www.bund.net für den Natur-und Umweltschutz aktiv zu werdenund auch auf diesem Weg Druck aufEntscheiderInnen auszuüben. Wennzur Bundestagwahl 1080 Kandida-tIn nen – darunter Prominente aller

Parteien – auf www.bund.net den Ökotest machen und373 davon das BUND-Manifest »Atomkraft abwählen«unterstützen; und wenn Online-Petitionen mit Tausen-den Unterschriften bei Koalitionsverhandlungen inBund und Land oder bei der Weltklimakonferenz pres-se wirksam an die Verantwortlichen überreicht werden– dann stärkt die Online-Arbeit offensichtlich die poli-tische Schlagkraft des BUND.

Netzarbeit zahlt sich ausDoch Online-Aktive unterstützen die BUND-Arbeit

nicht nur virtuell. Im letzten Jahr gewann der BUNDmehr als doppelt so viele Neumitglieder über das Inter-net als noch ein Jahr zuvor. Auch die Anzahl der Online-Spenden ist seitdem um die Hälfte gestiegen.

2010 wird der BUND über Klimaschutz, Atomaus-stieg, Biodiversität, Massentierhaltung und Gifte imAlltag online informieren und mobilisieren. Wollen Siekeine Aktion verpassen, tragen Sie sich in unsere Ver-teiler ein. Per E-Mail erfahren Sie, wenn es losgeht:• für den Atomausstieg: www.bund.net/atom • für den Klimaschutz: www.bund.net/klima • für den Artenschutz: www.bund.net/vielfalt• gegen Massentierhaltung: www.bund.net/agrar • gegen Gifte: www.bund.net/gift • einmal für alle Themen: www.bund.net/eintragen

Immer mehr BUND schön im NetzMit dem BUND Niedersachsen nutzt inzwischen

der zwölfte Landesverband unser neues Internetsystem»Typo3« zur Gestaltung seines Netzauftritts. Auch ent-decken immer mehr BUND-Gruppen die schöne undkomfortable Anwendung. Das sorgt für ein professio-nelles, einheitliches Erscheinungsbild des Verbands –und bietet BUND-Aktiven neue technische Möglich-keiten: So können KandidatInnen nun auch bei regio-nalen Wahlen überprüft und eigene On line-Aktionenauf den BUND-Seiten gestartet werden. Die Landes-verbände NRW und Rheinland-Pfalz nutzen die neuenMo du le bereits zur Landtagswahl und im Widerstandge gen den geplanten Hochmoselübergang.

Tine Jäger (Online-Campaining) + Sönke Guttenberg (Internet-Redaktion)

34 BUNDmagazin [1-10]

ZUR ZEIT

Per Mausklick gegen Atomkraft und für die Erhaltung der biologischen Vielfalt – oder: Warum es sich lohnt, über das Internet für den Umwelt- und Naturschutz Druck zu machen.

Virtuelle Kampagne, realer ErfolgOnline aktiv

Für Webmaster: Tipps undTricks zum BUND-Auftrittund zu Online-Aktionen:www.bund-intern.net

[email protected][email protected]

Oben: Zehntausende unter-zeichneten die Online-Peti-tion an Jürgen Rüttgers.

Rechts: KandidatInnen -check zur Bundestagswahl.

Page 35: BUNDmagazin 1/2010

[1-10] BUNDmagazin 35

D arf ich vorstellen, meine Erben« – so lautet eineAnzeige, in der Menschen dafür werben, den

BUND mit einem Testament zu bedenken. Mit »Danke«wiederum ist eine Reihe Freianzeigen überschrieben,die dazu an regt, Material zum Thema Erbschaften zubestellen. Doch wozu ist das gut? Ist es vertretbar, umTestamente für den »guten Zweck« zu werben?

Für den BUND ist es – wie für jede spendensam-melnde Organisation – aus verschiedenen Gründennotwendig, um Testamente zugunsten der eigenenArbeit zu bitten. So sind die öffentlichen Kassen leer:Bund, Länder und Kommunen reduzieren deshalb ihreAusgaben für den Natur- und Umweltschutz. Zudemzählt die finanzielle und politische Unabhängigkeit zuden höchs ten Gütern des BUND. Schließlich sind Ein-nahmen aus Erbschaften oft nicht an be stimmte Pro-jekte gebunden und stehen damit für die satzungs -gemäßen Ziele des BUND zur Verfügung.

Testamente sind sinnvollDie »Masse« zum Vererben ist da: »In den kommen-

den zehn Jahren werden über drei Billionen Euro ver-erbt«, meldete der BBE-Branchenreport im vergange-nen September. Dieser Report gilt als seriöseste Markt-forschung auf dem weiten Gebiet der Spekulationenzum deutschen Erbschaftsvolumen.

Diesen Trend greifen Vereine und Organisationenauf. Mittlerweile gibt es zahlreiche Materialien, die mitInformationen rund um das Thema Vererben aufwar-ten. Hier wird über die aktuelle Rechtslage oder überSteuersätze informiert, dazu gibt es Tipps für das Ver-fassen eines Testaments.

Auch der BUND informiert in einer Erbschaftsbro-schüre – und vertiefend in der Vorsorgemappe – überdas Thema. Denn Realität ist: Nur etwa jeder zehnteBundesbürger macht überhaupt ein Testament. DieKonsequenzen benennt Rechtsanwalt Bernd Beder,der den BUND seit vielen Jahren in Sachen Erbschaftenberät und vertritt: »Ist die Nachfolge nicht in einemTestament geregelt und gibt es keine Erben aus derFamilie, fällt dem Staat alles zu.«

Doch was ist, wenn man erst einmal »eigene« Erben,sprich Angehörige und Freunde bedenken will? DazuBeder: »Ein Testament legt ganz genau fest, wer wasund wie viel bekommt. Man kann sowohl die Familieals auch Organisationen zu Erben machen«.

Der BUND regt mit Anzeigen zum Thema Testamentdazu an, Erbschaftsmaterialien zu bestellen. »Der ersteKontakt geht nie von uns aus«, lautet das Credo in derBerliner Bundesgeschäftsstelle. »Die Menschen kom-

men auf uns zu, indem sie die Broschüre bestellen, sichtelefonisch beraten lassen oder um juristische Bewer-tung ihrer Testamentsentwürfe bitten«, beschreibtMarketingleiterin Rosemarie Kleindl. »Wir treten nichtvon uns aus an Menschen heran, sondern warten ab,bis wir Interesse signalisiert bekommen. Der Zu spruchzeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind«.

Almuth Wenta

… betreut das Erbschafts-marketing des BUND. Kon-takt: Tel. (030) 27586-474,[email protected],www.bund.net/testamente

Gemeinnützige Organisationen informieren verstärkt über Testamentsspenden, werben fürErbschaften oder bieten in Anzeigen Materialien rund um das Thema an. Warum eigentlich?

Mutter Natur statt Vater StaatBesser vererben

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36 BUNDmagazin [1-10]

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Der BUND trauert

… um Dr. Ludwig Trautmann-Popp.Der Kernphysiker gehörte zu denprofiliertesten Energieexpertendes Verbandes. Kompetent undkooperativ engagierte er sich seitJahrzehnten für den baye rischenund den Bundesarbeitskreis Ener-gie. Dazu war er ehrenamtlicherVorstand der Kreisgruppe Bambergund seit 1980 hauptamtlicherEnergiereferent des Bundes Natur-schutz in Bayern. Mit seinem plötz-lichen Tod am 31. Oktober verlorder BUND einen langjährigenKämpfer für die Energiewende, fürEnergieeffizienz, Solarenergie undden Ausstieg aus der Atomkraft.

Nationalpark SteigerwaldKampagne im Netz gestartet

Unsere alten heimischen Bu -chenwälder sind stark gefähr-

det – und Süddeutschland liegt inihrem Hauptverbreitungs gebiet.Doch auch hier gibt es nur nochletzte Reste. Mit einem National-park ließe sich das Waldnatur erbedauerhaft schützen. Da für bietetder Steigerwald im nördlichenBayern eine einma lige Chance.

Rasches Handeln ist nun gefragt.Denn auch hier könnten die altenBaumriesen bald verschwundensein. Unterstützt von Prominentenwie Christian Wolff oder Hardy Krü-ger jr. tritt der BUND in Bayern des-halb für einen Nationalpark Steiger-wald ein. 11000 Unterschriftensammelt der Bund Naturschutz für11000 Hektar Wald. Helfen Sie mit,machen Sie die Aktion bei IhrenFreunden bekannt und unterschrei-ben Sie online für einen National-park im Steigerwald.

Erleben Sie das fränkische Natur -erbe auf neue Art: Kommen Sie mitin den urigen Buchenwald, an einenursprünglichen Waldbach oder auf

einen Berg mit weitem Blick überSteigerwald und Vorland. 360-Grad-Panoramabilder versetzen Sie mit-ten in die Waldnatur.

Lernen Sie Emma kennen – eineüber 300 Jahre alte Buche. Sie istschön anzusehen – und sie über-nimmt lebenswichtige Aufgaben,Tag für Tag, für die Um welt und füruns Menschen. Emma stellt sichund ihre Leistungen vor – in einerBildschirmpräsentation, die Sie auchan Freunde wei terleiten können.

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� www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de

Naturschutztage… mit Anglern und Milchbauern

K napp 600 Gäste, ermutigendeDiskussionen, beste Stimmung

– das ist die Bilanz der Naturschutz-tage am Bodensee. Im RadolfzellerTagungszentrum Milchwerk veran-stalteten BUND und NABU AnfangJanuar die größte jährliche Fortbil-dung im deutschen Naturschutzbereits zum 34. Mal.

Für ein außergewöhnliches Er -eignis sorgten 500 Nebenerwerbs -fischer und Hobby angler ausDeutschland und der Schweiz: Siedemonstrierten vor den Toren desMilchwerks mit einer Trauerkapelleund einem riesigen aufgebahrtenFisch gegen die Wahl des Kormo-rans zum »Vogel des Jahres«. Dochauf das Angebot, im Milchwerkmiteinander zu dis kutieren, wolltendie Fischer dann nicht eingehen.

Das bundesweite Medien echo zitier -te ausführlich auch unsere Position.

Im Zentrum der Naturschutztagestanden Konflikte zwischen demAusbau erneuerbarer Energien unddem Naturschutz sowie neue Stra -tegien zum Schutz der Artenvielfalt.Dabei eröffneten sich Chancen fürneue Bündnisse zwischen Milch-bauern und Naturschützern.

In Radolfzell verlieh der BUNDBaden-Württemberg auch den Ger-hard-Thielcke-Naturschutzpreis: anAnneliese Schmeh aus Überlingen.Auf die Landwirtschaftsmeisterinund Milchbäuerin geht unter ande-rem die landesweit erste gentech-nikfreie Region zurück.

Mehr über das große Naturschutz-Treffen: www.naturschutztage.de

Olaf Bandt, politi-scher Direktor desBUND, sprach inRadolfzell zumAuftakt über dieHerausforderun-gen der neuen Re -gierungsperiode.

Page 37: BUNDmagazin 1/2010

Projekt 500 000 – die Erde braucht mehr Freunde

Auf jedes Mitglied kommt es an!

Haben Sie noch Fragen? T.: 030/[email protected]

Geschenk 3 · KulturbeutelKleine Handtasche, Kulturbeutel, Kosmetiktäsch -chen – dieser stilvolle Beutel mit Zugbändchen istviel seitig einsetzbar. Aus 100 % Bio-Baumwolle und in Indien fair produziert, ist er eine gelungeneAlter native zu Kulturbeuteln aus Kunststoff. Maße: Breite 22 cm × Höhe 24 cm

Mit nahezu 480 000 Unterstützern und Unterstützerinnen ist der BUNDinzwischen der größte UmweltverbandDeutschlands. Im Jahr 2010 feiert ersein 35-jähriges Bestehen. Helfen Sieuns, zum Jubiläum ein großes Ziel zuerreichen: 500 000 Menschen imBUND. Das Ziel ist zum Greifen nah –dank Ihrer wertvollen Unterstützung!

Warum eine halbe Million?Die politische Kraft des BUND steigt mitjedem neuen Mitglied. Mit 500 000Menschen im BUND sind wir so starkwie die großen Volksparteien – und öffnen uns so wichtige Türen für denNaturschutz! Auch gegenüber der Wirtschaft können wir mit 500 000umweltbewussten Verbrauchern imRücken großen Druck aufbauen und dieNachfrage nach umweltfreundlichenProdukten deutlich beeinflussen.

Der BUND finanziert seine Kernauf-gaben aus Mitgliederbeiträgen undSpenden, um von Politik und Wirtschaftunabhängig zu sein. Jedes Mitglied hilftdamit, unsere finanzielle Unabhängig-keit zu bewahren.

Gewinnen Sie Freunde für denBUND, und Sie gewinnen selbst!

Haben Sie Freunde oder Nachbarn, diesich für den Naturschutz interessieren?Haben Sie Arbeitskollegen, die sichmehr Klimaschutz wünschen? SprechenSie Interessierte an und empfehlen Sieuns weiter. Für jede Werbung erhaltenSie ein kleines Geschenk als Danke-schön. Jedes einzelne neue Mitgliedbringt uns einen wichtigen Schritt weiter im Natur- und Umweltschutz.

Werden Sie Botschafter für den BUND –und damit für eine lebenswerte Zu kunft,für uns, für unsere Kinder und Kindes-kinder. Die Natur wird es Ihnen danken!Ich zähle auf Sie und freue mich aufviele neue Mitglieder.

Ihr Prof. Dr. Hubert WeigerVorsitzender des BUND

Geschenk 1 SattelschutzDer praktische Begleiter aufdem Fahrrad: Dank diesem Sat-telschutz mit Grasmotiv sitzenSie immer auf dem Trockenen –auch nach einem Regenschauer.Aus Baumwolle mit Plastik-beschichtung.

Geschenk 2 Das KlimakochbuchWie können wir in der Küche Klimaschutz und Nachhaltigkeitumsetzen? Dieses Klimakoch-buch ist ein Ergebnis des Projekts »Kochen für den Klima-schutz« der BUNDjugend. Miteinfachen Rezepten, regionalen(Bio-) Produkten und gewürztmit fundierten Artikeln undTipps von Klimaexperten. Kos-mos Verlag, Stuttgart, 2009

Ich habe ein neues BUNDmitglied geworben und mein gewüschtes Geschenk angekreuzt.

Name/Vorname

Adresse

Beruf Geburtsdatum

Telefon E-Mail

Mitgliedsnummer Unterschrift

Kulturbeutel �� Schoko � Türkis � Himbeere � Marine

Klimakochbuch �

� Sattelschutz

I c h h a b e e i n M i t g l i e d g e w o r b e n .bitte wenden �

Antwort

Bund für Umwelt und NaturschutzDeutschland e.V.Mitgliederverwaltung

Am Köllnischen Park 110179 Berlin

Bitte kr euzen Sie unten Ihrgewünschtes Geschenk an.

Page 38: BUNDmagazin 1/2010

AKTIVFür eine ökologische LandwirtschaftBUND mischt Grüne Woche auf

M it einer Kundgebung direktvor Eröffnung der Grünen

Woche präsentierte sich das bun -desweite »Netzwerk Bauernhöfestatt Agrarfabriken« am 14. Januarin Berlin. Das neue Netzwerk, ge -gründet von rund 60 Bürgerinitia -tiven und BUND-Gruppen, signali-sierte seinen Widerstand gegen denBoom beim Bau neuer Massentier -haltungen. Nach einer Rede vonHubert Weiger übergab das Bündnisein Positions- und Forderungs -papier an Vertreter des Landwirt-schaftsministeriums.

Tags darauf hielt der BUND- Vorsitzende dann eine flammendeRede vor Ilse Aigner. Auf einemEmpfang von »Neuland« forderte erdie Agrarministerin dazu auf, end-lich nicht mehr allein die Interessender Agrarindustrie und des Bauern-verbandes wahrzunehmen, sonderngemeinsam mit Umwelt- und Tier-schützern die Herausforderungendes Klima- und Artenschutzes inder Landwirtschaft anzugehen.

Auch die Mehrzahl der 200 Gästeauf unserer Diskussionsveranstal-tung »Talk for Nature« am 16. Januarforderte von den Teilnehmern derBundesregierung ein Umlenken inder Agrarpolitik: weg von der Über-schussproduktion bei Fleisch und

Milch, weg von der Gentechnik –und hin zu einer nachhaltigenLandnutzung. Als ein erstes positi-ves Signal wird die überraschendeEntlassung von Aigners Staatssekre-tär Gert Lindemann gesehen, derdem Bauernverband und der Agrar-industrie sehr nahestand.

Arbeitskreis: neuer SprecherWährend der Grünen Woche

wählte der BUND-Bundesarbeits-kreis Landwirtschaft Jochen Dett-mer zu seinem neuen Sprecher.Der Bauer aus Sachsen-Anhalt istGeschäftsführer von »Neuland«,einem Programm für artgerechteTierhaltung, das der BUND 1988mitgegründet hat.

Der Arbeitskreis bedankte sichbeim bisherigen Sprecher FriedrichOstendorff, der 2009 nach vier Jah-ren Pause wieder für die Grünen inden Bundestag gewählt wurde. DerBiobauer legte sein Amt im Arbeits-kreis nieder, nachdem seine Parteiihn zum Sprecher für Agrarpolitikernannt hatte.

Mit Jochen Dettmer wird derBUND die in tensive Kooperationmit der bäuerlichen Landwirtschaftfortsetzen, besonders im Hinblickauf die anstehende EU-Agrarreformim Jahr 2013.

Auf dem Podium von »Talk for Nature« diskutierten u.a.TV-Moderator Dieter Moor (vorn) und Carlo Petrini, derGründer und Präsident von »Slow Food« (am Mikrofon).

Gemeinsam mit seinem neuen Netzwerk protestierte derBUND gegen die Tierquälerei in immer größeren Ställen.Mehr dazu unter www.bund.net /tierschutz

Hei

drun

Bet

z

Ich wurde geworbenJa, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz starkund werde jetzt BUNDmitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag:� Einzelmitglied (mind. 50 €) ..................................................................

� Familienmitgliedschaft (mind. 65 €) ..................................................................

� Schüler, Azubi, Studentin (mind. 16 €) ..................................................................

� Erwerbslose, Alleinerziehende,Kleinrentner (mind. 16 €) ..................................................................

� Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1500 €) ..................................................................

Name/Vorname

Straße

PLZ/Ort

Beruf Geburtsdatum

Telefon E-Mail xm0110

Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Siebitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein.

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigungund spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie denBetrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.

KontoinhaberIn

Konto-Nr. Bankleitzahl Bank

Datum Unterschrift (bei Minderjährigen Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten)

Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durchBeauf tragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitetund genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.

Page 39: BUNDmagazin 1/2010

Der Film zum ProblemIt’s a Plastic Planet

W ir sind Kinder des Plastik-zeitalters: vom Schnuller bis

zur Dose für das Frühstücksbrot,vom Fußbodenbelag bis zur Tro-ckenhaube – Plastik ist überall. DieWeltmeere enthalten inzwischensechsmal mehr Plastik als Plankton,selbst in unserem Blut ist Plastiknachweisbar. Die Menge an Kunst-

stoffen, die wir seit Beginn desPlastikzeitalters produziert haben,reicht aus, um die Erde sechsmal inPlastikfolie einzupacken – wir lebenregelrecht in einer Plastikwelt!

In seinem Kino-Debüt »PlasticPlanet« sucht Regisseur WernerBoote global nach Antworten aufFragen, die uns alle angehen:

Was hat die Plastikflut zu tun mitZivilisationskrankheiten wie Über-gewicht, Impotenz und Unfrucht-barkeit? Wer ist schuld an den Müll-bergen in Wüsten und Meeren? Werge winnt dabei, wer verliert? Ab dem25. Februar liefert »Plastic Planet« –mit dem BUND als Hauptpartner –im Kino die Antwort und deckt da -bei Erstaun liches auf.

Damit es nicht bleibt bei den Pro -blemen, die der Film so eindrucks-voll beleuchtet, geht der BUNDschon lange gegen Auswüchse desPlastikzeitalters an. So im letztenJahr mit Test ergebnissen, wonachviele Babyschnuller die hormonellaktive Substanz Bisphenol A ent -halten. Viele Hersteller verzichtenseitdem auf Kunststoffe, die dieseSubstanz enthalten.

Erfolgreich warb der BUND auchfür ein Gesetz, das es Verbraucherner laubt zu erfahren, ob ein Produktgefährliche Stoffe enthält.

Auf www.bund.net/plastik infor-mieren wir umfassend über die mitKunststoffen verbundenen Proble-me und mögliche Al ternativen. Le -sen Sie auch, wie einfach Sie selbstdas neue Auskunftsrecht nutzenkönnen, und was wir in nächsterZeit planen – für eine Zukunft ohneGift.

[1-10] BUNDmagazin 39

Achten Sie auf Ihre Daseinsvorsorge

Ob Klimaschutz oder Schweinegrippe: Öffentlich-keit nimmt wahr, worüber Medien berichten. Unab-hängiger Qualitätsjournalis mus in Rundfunk undFernsehen, in Print- undOnline-Medien hat für dieGesellschaft so hohe Be -deutung, dass ich ihn zurDaseinsvorsorge zähle. Wiedüster es aussieht, wenn esnur um Profit geht, zeigenaktuell die privaten Sender.Weil weniger Werbunggeschaltet wird, setzen sievor allem bei den Nachrich-ten den Rotstift an. Und beivielen Printmedien sieht esnicht anders aus.Da öffentlich-rechtlicheRundfunkanstalten – beialler Verflachung im Unter-haltungsbereich – (noch) gründlich recherchierenund qualifiziert kommentieren, mischen sich dieKochs »brutalst möglich« ein. Von wegen Staats -ferne – ihr partei politisches Kalkül lautet: »Mitdem Zweiten sieht man schwärzer.«Einmischen sollten sich auch BUND-Mitglieder.Nicht auf die Koch’sche Art, sondern mit sachlichemLob und qualifizierter Kritik. Oder aktuell durchUnterstützung der Öffentlich-Rechtlichen gegendie »app-surden« Angriffe der Privaten und Verle-ger auf gebührenfinanzierte werbefreie Angebotefür die Netz- und Handywelt.

Klaus Brunsmeier iststellvertretender Vor-sitzender des BUND.

Bundesdelegiertenversammlung 2009

Rund 150 BUND-Delegierte stelltenvom 20. bis 22. November in Bad Hers-feld die Weichen für ihre Arbeit in diesem Jahr. Sie warnten die neueBundesregierung davor, Standards imNatur- und Umweltschutz abzubauen.Und sie forderten zwei Wochen vor derWeltklimakonferenz in Kopenhagendie Industriestaaten zu weitreichen-den Zugeständnissen auf. Doch dasScheitern des Kopenhagener Gipfelskonnte dieser Appell nicht verhindern.

Mehr über die Delegiertenversammlungfinden Sie hier: http://i8t.de/0eads9wu

Page 40: BUNDmagazin 1/2010

Klimagipfel in KopenhagenVielfältiger Protest – mal eisig, mal bunt

D ie Kopenhagener Klimakonfe-renz vom 7. bis 18. Dezember

sollte über die Zukunft des Planetenentscheiden. 110 Staats- und Regie-rungschefs reisten an, um den Wort-laut eines neuen Weltklimavertragsabzustimmen. Dazu versammeltensich Zehntausende Aktive von Um -welt- und Entwicklungsgruppenaus aller Welt, um ganz deutlich zumachen, dass die Zeit für lascheKompromisse vorbei ist.

Der BUND und sein globalesNetzwerk waren mit vielen Aktionenbeteiligt. So warnten wir zum Auf-takt mit der Kopenhagener Meer-jungfrau – als Eisskulptur – vor denimmer stärkeren Folgen des Klima-wandels. Eine blaue Welle, gebildetvon 5000 Aktiven unseres Netzwer-kes »Friends of the Earth«, fluteteam 12. Dezember die Stadt mit derForderung nach Klimagerechtigkeit

– über 600 ka men vom BUND.Mit diesem Anliegen konfrontier-

te der BUND auch UmweltministerRöttgen: Unsere Klima expertinnenAntje von Broock und Tina Löffel-send überreichten ihm eine Klima-petition mit 10000 Unterschriften.

Klimagerechtigkeit meint, dassIndustriestaaten im Klimaschutzvoranschreiten müssen, und zwardurch Aktivitäten im eigenen Land.Dagegen führen billige Verschmut-zungszertifikate – erworben imglobalen Süden – nicht zum Ziel.Denn dieses »Offsetting« ist eineMilchmädchenrechnung, mit derdie CO2-Emissionen nicht ausrei-chend gesenkt werden können.

Am Ende waren bekanntlich alleProteste vergebens: »Die Welt hatauf Kopenhagen geschaut. Die Weltwurde bitter enttäuscht.« So lautetedas Fazit des BUND-Vorsitzenden

Hubert Weiger, der den Klimagipfelebenfalls vor Ort mitverfolgte. Trotzder jahrelangen Vorverhandlungengelang es nicht, einen der Dramatikdes Klimawandels angemessenenBeschluss zu fassen.

Die Bemühungen für mehr Kli-maschutz wurden um Jahre zurück-geworfen. Ausschlaggebend für dasScheitern: die Weigerung der Indus-triestaaten, ihre CO2-Minderungs-ziele zu verschärfen und den Ent-wicklungsländern konkrete Finanz-zusagen in Aussicht zu stellen.

Der BUND wird in seinem Enga-gement für den Klimaschutz nichtnachlassen – und auf nationalerEbene eine Klimapolitik fordern, dieden Ankündigungen der Kanzlerinauf internationalem Parkett ent-spricht. Dank unserer aktiven Basiswird dieser Einsatz auch im Jahrnach Kopenhagen Wirkung zeigen.

40 BUNDmagazin [1-10]

I NTERNATIONAL

Die »blaue Welle«– mit dabei (ganzrechts) der Vorsit-zende von Friendsof the Earth,Nnimmo Bassey.

Für ein faires Ab -kommen warb derBUND zudem miteiner Eisnixe undeiner Petition anNorbert Röttgen.

Page 41: BUNDmagazin 1/2010

[1-10] BUNDmagazin 41

Anzeigen

Haiti Survie… hat überlebt

H aiti ist nicht nur das gebroche-ne, zerrüttete, chaotische Land,

das am 12. Januar von einem Erdbe-ben überrascht wurde, welches dieUNO als schlimmste Naturkatastro-phe ihres Bestehens bezeichnete.Haiti ist auch ein beeindruckendesLand mit einer einzigartigen Ge-schichte und besonderen Menschen.Es lebte und überlebte aufgrunddieser Menschen, die Meister derÜberlebenskunst und Kreativitätsind, einen starken Willen und ei -nen noch größeren Glauben haben.Eben sie werden ihr Land, für dassie seit über 200 Jahren kämpfen,einmal mehr wieder aufbauen.

Partner des BUNDDie haitianische Schriftstellerin

Kettly Mars fragt: »Ist das [das Erd-beben] der Todesstoß? Wir sagen:nein. Vielleicht ist es eine Chance,eine Renaissance.« An dieser Neu-geburt werden sich zivilgesellschaft-liche Gruppen beteiligen, die schonkurz nach dem Erdbeben die erstenHelfenden waren und bereits vorherviel für Haiti getan haben. So auchder BUND-Partner »Haiti Survie« –er repräsentiert die haitianischenUmweltorganisationen bei »Friendsof the Earth International«. In dieserschwierigen Zeit wirkt der Name fastwie ein Mantra: das Überleben Hai-tis – so die deutsche Übersetzung.

Die Organisation, 1993 mit Sitzin Port au Prince gegründet, fördertmit ihren Aktivitäten den Umwelt-und Naturschutz. Ihre Schwerpunk-

te sind der Klimawandel, die Wüs-tenbildung, biologische Vielfalt undAbfallentsorgung. Da Haiti nur nochetwa 1% seiner eins tigen Wald flächebesitzt, beteiligt sich Haiti Surviemit anderen lokalen Partnern ander Wiederaufforstung, um der zu -nehmenden Desertifikation Einhaltzu gebieten. Haiti Survie versuchtaber auch in Seminaren die Men-schen für ihre Umwelt zu sen sibili -sieren und unterstützt Gemein denbei der Verwaltung der knappenRessource Wasser.

Wieder einsatzfähigKurz nach dem Erdbeben schrieb

der Generalsekretär Aldrin Calixte,dass er und seine Kollegen überlebthätten, das Büro von Haiti Survienur teilweise beschädigt worden seiund sie sich schon an Hilfsaktionenbeteiligen könnten. Der Wille ist da,der Traum von einem anderen Haitiexistiert. Und Kettly Mars sprichtvon einer »Bewährungsprobe, dieuns zu erkennen hilft, wer wir sind.«

Haiti Survie zumindest hat über-lebt und wird weiter im Sinne derMenschen und der Umwelt wirken.Friends of the Earth unterstützt siedabei. Auch Sie können helfen: Ei -nen Spendenaufruf für Haiti Surviefinden Sie unter »www.foei.org«.

Monika Falkenberg

Haiti – viel kreative Lebens-kunst, nur noch wenig Wald(unten: Pinienwald auf über2000 Meter Höhe).

… betreut seit Herbst den wissen-schaftlichen Beirat des BUND. Zuvorwar sie über zwei Jahre für den Deut-schen Entwicklungsdienst in Haiti.

Page 42: BUNDmagazin 1/2010

42 BUNDmagazin [1-10]

DI E J UNGE SEITE Gemeinsam könnenwirs schaffenFreibeuter entern die Weltpolitik: Mit phantasievollen Aktionensorgten die »Klimapiraten« der BUNDjugend beim UN-Gipfel inKopenhagen für Furore.

Aufhalten kann sie jetzt niemand mehr, dazu sindsie schon zu weit gekommen. Mit Salz auf den Lip-

pen und Fahrtwind im Gesicht trotzen sie den Wellender winterlichen Ostsee, sind trotz Schaukelei und See-krankheit wild entschlossen zum Kampf. »Act the f . .know« schreit es in großen Lettern von ihrem Gaffelsegel– »Handelt, verdammt noch mal!« Vorne am Bugsprietbehält ein verwegen dreinschauender Seemann, einenTotenkopf am schwarzen Hut, den Horizont im Blick.Unter Deck planen die Kameraden, ausgestattet mitAugenklappe und Piratentuch, derweil bei Kräuterteeund Vollkornbrot die nächste Attacke. Auf zwei guthundert Jahre alten Traditionsschiffen segeln die Kli-mapiraten nach Kopenhagen zum UN-Klimagipfel, umdie Weltpolitik zu entern: Spektakuläre Aktionen sollenaufrütteln und Druck auf die verhandelnden Politikererzeugen.

Am StartOrtstermin in Greifswald, ein eisiger Dezembermor-

gen. Hier und heute stechen die Klimapiraten in Seeund geben sich dabei medienwirksam als echte Frei-beuter: Sie jagen das vom dänischen EnergiekonzernDong Energy geplante Kohlekraftwerk Lubmin symbo-lisch über die Planke und lassen den pechschwarzenDong-Mann unter lautem Geheul ins kalte Wasser fal-len. Als Piraten, die eigene Vorstellungen von Rechtund Gesetz haben, entführen sie ein täuschend ähn -

liches Double vonAngela Merkel. EinBeiboot nimmt sieins Schlepptau, da -mit sie sich die Forderungen der Klimapiraten zu eigenmacht und auf dem Weg nach Kopenhagen nicht insFahrwasser der Auto- und Kohlelobby gerät. In einerSchatztruhe führen die knapp 50 Seefahrer zwischen20 und 35 Jahren auch die Unterschriften einer Online-Petition mit. Und in ihren Köpfen spuken Ideen fürStraßentheater, menschliche Flutwellen, eine Blockadedes Handelshafens und sogar das Entern des Konfe-renzgeländes.

Gut mobilisiertSchon in den Monaten vor der Klimakonferenz hat-

ten sich die Klimapiraten in Stellung gebracht. Sieenterten in Schwerin die Staatskanzlei und liefertensich mit Ministerpräsident Sellering ein Wortgefechtüber Kohle und alternative Energien. Als 350 AngelaMerkels verkleidet suchten sie vor dem BrandenburgerTor in Berlin nach der »Klimakanzlerin« und fordertensie zum Kampf gegen den Klimawandel auf.

Getragen wurde die Kampagne von der BUNDjugendund dem ASA-Programm; als Förderer war auch derBUND mit dabei. »Wir wollten möglichst viele Aktiveansprechen und brauchten einen prägnanten Namen«,sagt David Wagner. Der Schreibtisch des Klimaexperten

Page 43: BUNDmagazin 1/2010

[1-10] BUNDmagazin 43

Klimateam-Blog

Auch 2010 wird die internationale Kli-mapolitik ein Schwerpunkt der BUND-jugend bleiben. Informationen überdie weiteren Pläne des Klimateamsund der »Young Friends of the EarthEurope«, eine umfassende Rückschauauf die vielen Aktivitäten in Kopen -hagen sowie die offizielle Stellung-nahme der Bundesjugendleitung zumdesaströsen Ausgang des Klimagipfelsgibt es auf dem Klimateam-Blog.

� http://klimateam.bundjugend.de

Globalisierungskritik

Letztes Jahr lief die Förderung von»KonsumGlobal« aus. Doch es gehtweiter: Das Erfolgsprojekt mit seinenglobalisierungskritischen Stadtfüh-rungen wird nun von einem ehren-amtlichen Team fortgeführt. 2007 war das bundesweite Projektvon JANUN (JugendumweltnetzwerkNiedersachsen) und der BUNDjugendins Leben gerufen worden. Es zeigt dieHintergründe von Globalisierung undwestlichem Konsumverhalten.Ansprechpartnerin ist Christiane Warmuth, FÖJ-lerin in der Bundes -geschäftsstelle der BUNDjugend:[email protected]

� www.konsum-global.deD

IE I

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JUG

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Jugend im Bund fürUmwelt und Natur-schutz Deutschland e.V., Am Köllnischen Park 1a,10179 Berlin, Tel: (0 30)2 75 86-50, Fax: -55,[email protected],www.bundjugend.de

der BUNDjugend verwandelte sich vor-übergehend ins Büro der Klimapiraten.»Eine derart offene Kampagne bietetmehr Freiraum. So konnten wir Aktiveeinbinden, die sich nur für begrenzteZeit engagieren wollen und keine Lustauf etablierte Strukturen haben.«

Die Chance, mit spektakulären Aktio-nen die Arbeit herkömmlicher Klima-Initiativen zu unterstützen, motiviertejunge Aktive nicht nur dazu, eines derPiratenschiffe nach Kopenhagen zu be -steigen: Über die Hälfte der 600 BUND-Teilnehmer der Blaue-Welle-Demo von»Friends of the Earth« konnte die BUND-jugend mobilisieren.

An BordBei Windstärke vier und mit acht

Knoten ziehen die Schiffe »Lovis« und»Petrine« CO2-neutral quer über die Ost-see von Greifswald nach Kopenhagen.An Deck ist beim Segeln jede Handgefragt, und unter Deck noch mehr –beim vegetarischen Kochen in der Kom-büse. Piraten mit viel Idealismus sind anBord, die trotzdem die Realität nicht ausden Augen verlieren. »Vermutlich wirdes nicht zu dem starken und gerechtenAbschluss kommen, den wir uns wün-schen«, fürchtet Hannah Bahr, die inLüneburg Umweltwissenschaften stu-diert, schon auf der Überfahrt. Dochvergeblich oder gar sinnlos sei das Enga-gement auf keinen Fall, so die 21-Jähri-ge, die sich auch für die »Young Friendsof the Earth« engagiert. »Wenn jetzt undin Zukunft viele Menschen auf die Stra-ße gehen und ausdrücken, wie unzufrie-den sie mit dem Nicht-Handeln derPolitiker sind, zeigen die Proteste sicherWirkung.« Doch ist der Klimawandelkeine zu große Aufgabe? »Natürlich frus-triert es zu sehen, wie wenig sich bewegt.

Manche Delegierte scheinen die Bot-schaft, dass wir jetzt handeln müssen,noch nicht verstanden zu ha ben – fürdie ist das offenbar wie ein Pokerspiel«,meint die engagierte Klimaschützerin.»Die nächs ten zehn Jahre entscheidenüber das Klima der nächsten 100 Jahre –deshalb ist es so wichtig, jetzt richtig zuentscheiden.«

Frust und FreudeEin Erfolg erreicht die Klimapiraten

bereits kurz nach der Ankunft in Kopen-hagen: Dong Energy gibt das in Lubmingeplante Kohlekraftwerk auf. »Einenbesseren Auftakt hätten wir uns nichtwünschen können«, freut sich Klima -pirat Christian Nitschke aus Potsdam.Anstelle einer geplanten Protestaktiongratulierten die Aktivisten dem Energie-konzern und überreichten symbolischein »Goldenes Windrad«.

Nicht nur Hannah Bahr schöpfteneuen Mut. »Es gibt viele inspirierendeTeilnehmer voller Power. Wir sind soviele – und wir können es schaffen.« AufEinladung der Piraten kam die bayeri-sche Umweltstaatssekretärin MelanieHuml zu einer Diskussion auf Deck.Doch das Scheitern des Klimagipfelssorgte am Ende für lange Gesichter.Noch einmal setzten die Klimapiratenein Zeichen: Aus Entrüstung rasiertensich über 30 Aktive die Köpfe.

»Die Klimapiraten haben bestehendeInitiativen durch ihre Aktionen gutergänzt«, bilanzierte David Wagner.»Nun müssen wir überlegen, wie wirweiter so motiviert, kreativ und vernetztaktiv bleiben können.« Zu tun gibt esschließlich genug. Und bei einem Rück-schlag nicht aufzugeben, das ist ja wohlPiratenehrensache.

Helge Bendl (Text und Fotos) Mehr Fotos: www.bund.net/klimapiraten

Page 44: BUNDmagazin 1/2010

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Page 45: BUNDmagazin 1/2010

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Meise

Page 46: BUNDmagazin 1/2010

46 BUNDmagazin [1-10]

MEDI ENDie etablierte Wissenschaft mit ihren Hoch-schulen und Instituten hat die gesellschaftlicheHerausforderung der Nachhaltigkeit nicht an -genommen. Sie konzentriert sich auf die dis-ziplinäre Forschung und orientiert sich starkan einer unmittelbaren wirtschaftlich-techno-logischen Verwertung. Der Brückenschlag vonNaturwissenschaften und Technik zu Kultur-und Gesellschaftswissenschaften findet kaumstatt, die Verbindung von Theorie und Praxishat an den Unis nur geringen Stellenwert.

Diese wenig nachhaltige Ausrichtung derForschung kulminiert in der Exzellenzinitia -tive – so die Ana lyse von Uwe Schneidewind,Professor in Oldenburg und aktiv im wissen-schaftlichen Beirat des BUND. An Politik und

Wissenschaft richtet er 30 Reformvorschlägefür eine nachhaltigere Forschung und Lehre –und zeigt, welche Strategie die Pilot unisLüneburg, Oldenburg und Kassel verfolgen.

Als Beispiel für nachhaltige Forschung führter die Studien zum »Zukunftsfähigen Deutsch-land« an. Sie entstanden auf Initiative desBUND und kirchlicher Entwicklungsorgani -sationen am Wuppertal-Institut – und nichtim Uni-Bereich, was den Anfangsbefund desBuches und die Notwendigkeit der Verände-rung belegt. Um diese nicht allein den Hoch-schulen zu überlassen, sollten nicht staatlicheAkteure wie der BUND und studentischeGruppen sie einfordern und mitgestalten.

Angelika Zahrnt

Im Januar wurden die Grünen 30 Jahre alt.Ludger Volmer, 1991 bis 1994 ihr Vorsitzenderund viele Jahre Kopf der moderaten grünenLinken, bilanziert den Weg von der Protest-zur Regierungspartei. Verbitterung wird abund an deutlich – etwa wenn der promovierteSozialwissenschaftler konstatiert, dass nachdem Ende von Rot-Grün »Exhäuptlinge sichbei Großkonzernen verdingen«.

Wenn Poli tiker Bilanz ziehen, dann ist dasnie frei von Eitelkeiten. Volmer ist da keineAusnahme. Das liest sich dann so: Nach derVor- und Gründungsgeschichte der einstigenAnti-Parteien-Partei, den ersten Jahren imBundestag und schließlich dem verpassten

Wiedereinzug 1990 übernimmt Ludger Volmer.Maßgeblich er führt zusammen, wo andere –Realos und Linke – auf Konfrontation setzen.In seine Amtsperiode fällt der Zusammen-schluss mit der Bürgerbewegung Ostdeutsch-lands. Die Grünen kommen 1994 wieder inden Bundestag und 1998 an die Regierung.

Über diese Interpretation mögen Grünen-Kenner streiten. Erzählt wird diese Geschichteunbestreitbar kompetent und frei von schwer-fälligem Politiker- oder Wissenschaftlerjargon.Dass Volmer auf Quellenangaben und Litera-turverweise verzichtet, mag man bedauern,der Lesbarkeit seiner Bilanz kommt es zugute.

nf

»Game over. Neustart!« hieß das Motto des 4. McPlanet-Kongresses, zu dem auch derBUND vom 24. bis 26.4.09 nach Berlin ein -geladen hatte. Auf über 100 Veranstaltungenwurden Veränderungen überlegt, Ideen ent -wickelt und Strategien diskutiert: Was sind dieAlter nativen zur Wachstumsideologie, wie las-sen sich Menschen- und Umweltrechte wah-ren? Wie müssen wir leben und wirtschaften,um eine Klimakatastrophe noch abzuwendenund den Raubbau der Ressourcen zu beenden?

Das Buch zum Kongress versammelt Refe-rentInnen des McPlanet.com mit ihren Ana -lysen und Antworten. BUND-Autoren sindThorben Becker (»Klimaschutz braucht eineRichtungsentscheidung«), Ricardo Navarro(»Nachhaltige Entwicklung oder nachhaltigeWelt?«) und Werner Reh (»Transformations-perspektiven der deutschen Autoindustrie«).

Zu den Herausgebern zählt Aglaia Hajkova,die im Arbeitskreis »Internationale Umwelt-politik« für den BUND aktiv ist.

Uwe Schneidewind: Nachhaltige Wissenschaft: Plädoyer für einen Klimawandel im deutschen Wissen-schafts- und Hochschulsystem, 2009. 290 S., 19,80 €, Metropolis

Ludger Volmer: Die Grünen, 2009. 480 S., 24,95 €, Bertelsmann

Game over?

30 Jahre Grüne

Kein gesellschaftlicher Vorreiter mehr

Game over. Neustart!, W. Sachs/M. Nilsen/A. Acosta/N. Bullard u.a., 2009. 191 S., 12,80 €, VSABezug: www.bundladen.de/mcplanet-2009, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80

Page 47: BUNDmagazin 1/2010

[1-10] BUNDmagazin 47

Energiesparen rechnet sich – für Umwelt undVerbraucher. Den besten Beweis dafür liefertein neuer Ratgeber der Stiftung Warentest,verfasst von zwei BUND-Mitgliedern. »DasEnergiesparbuch« erfüllt den im Titel erho -benen Alleinstellungsanspruch mit Bravour.

Vom Ablufttrockner bis zur Zirkulations -pumpe bleibt keine Sparmöglichkeit undkeine Kostenfalle verborgen: Wie viel spareich, wenn ich meinen Kühlschrank durch einsparsames Neugerät ersetze? Worauf sollte ichbeim Neukauf achten? Wie heize ich richtig?

Neben Strom, Heizung und Warmwasserwerden auch Mobilität und Ernährung unterdie Lupe genommen. Selbst erfahrene Ener-giesparer dürfen hier auf Aha-Erlebnisse hof-fen. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmenlassen sich 2,4 t CO2 und 1100 Euro pro Person und Jahr sparen. Praktische Tabellen helfen dabei, den eigenen Verbrauch zu über -blicken und eine effektive Sparstrategie aus-zuhecken. Wer seine guten Klimavorsätze fürsneue Jahr noch nicht recht umgesetzt hat,kommt am Energiesparbuch nicht vorbei.

M. Goetze, G. Pinn: Das Energiesparbuch, 2009. 176 S., 12,90 €, Stiftung WarentestBezug: www.bundladen.de/energiesparbuch, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80

Streuobstwiesen eignen sich ganz besondersfür unterrichtsbegleitende Projekte in derNatur. Draußen lernen die Schüler mit allenSinnen und behalten meist mehr im Gedächt-nis als im Klassenzimmer. Beate Holderied,die eine Kindergruppe des BUND Weil imSchönbuch leitet, hat einen »Leitfaden fürein Schuljahr mit Obstwiesen« entwickelt –gemeinsam mit Markus Zehnder, einemKreisfachberater für Obst- und Gartenbau.Jahrelange Erfahrungen im Obstbau, imNaturschutz und bei der naturpädagogischenArbeit mit Kindern sind hier eingeflossen.Entstanden ist eine 64-seitige Handreichung

für Schulen und interessierte Vereine, die mitbunten Bildern, Zeichnungen und einem pfif-figen Layout Kinder wie auch Erwachseneanspricht. Sie bietet alle wichtigen fachlichenInfos, ohne zu umfangreich zu werden.

Insgesamt acht Aspekte – von Arten undSorten, Pflanzung und Pflege der Obstbäumeüber Fauna und Flora bis zur Ernte und Ver-wertung – sind in einem Unterrichts- undPraxisteil beschrieben. Querverweise auf denBildungsplan erleichtern die Einbindung inden schulischen Ablauf. Trotz vieler detailliertbeschriebener Aktionen bleibt genügendRaum für eigene Ideen und Kreativität.

Bezug für 8 € unter www.bundladen.de/streuobstwiese, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80

Mit allen Sinnen lernen

Wie verhindert die deutsche Autoindustrieseit 100 Jahren grundlegende Innovationen?Das ist das Thema von Eckhard Helmers’Buch »Bitte wenden Sie jetzt«. Sachkundigund spannend beschreibt er die technischeEvolution des Automobils, verknüpft mit derUmwelt gesetzgebung in der EU und den USAsowie prägenden öffentlichen Debatten.

Der politisch mit dem Ziel der CO2-Senkunggeförderte Dieselboom ist für ihn das Muster-beispiel verfehlter Umweltpolitik: Er erhöhtedie Emissionen des gesundheitsschädlichenFeinstaubs und Stickoxids. Heute weiß manzudem, dass diese Schadstoffe zusätzlich denTreibhauseffekt anheizen.

Die Entwicklung der Autotechnik wird inden wichtigsten Zügen ebenso anschaulich

dargestellt wie die Auswirkungen der Schad-stoffe, aber auch die unsägliche deutsche Pra-xis der Subventionierung von Dienstwagen.Helmers beschreibt alternative Antriebe undKraftstoffe und vergleicht sie unter Umwelt -aspekten. Im Elektroauto erkennt Helmersbeachtliche Effizienzvorteile, warnt aber da -vor, allein auf technische Lösungen zu setzen.

Zu Recht identifiziert der Autor – Chemikerund Professor am Umweltcampus Birkenfeldund Mitglied im BUND-Arbeitskreis Verkehr –die hohen staatlichen Transfers an die Auto -industrie und den übermäßigen Einfluss derAutolobby auf die staatliche Gesetzgebung alsdas Haupthemmnis für die innovative Ent-wicklung umweltfreundlicherer Autos.

Eckhard Helmers: Bitte wenden Sie jetzt. Das Auto der Zukunft, 2009. 204 S., 24,90 €, Wiley

Wenden Sie jetzt!

Für Umwelt und Portemonnaie

Page 48: BUNDmagazin 1/2010

48 BUNDmagazin [1-10]

Herr Götz, nun, da das Saarland politisch richtig span-nend geworden ist – mit Deutschlands erster »Jamaika-koalition« und einer grünen Umweltministerin –, ha benSie den Vorsitz abgegeben. Bereuen Sie es schon?Nein, meinen Abschied hatte ich ja lange geplant, undmeine gesellschaftliche Verpflichtung im Ehrenamthabe ich, glaube ich, erfüllt.

Dennoch: Die neue Umweltministerin Simone Peter willdas Saarland zur Modellregion für ein solares Zeitalterentwickeln – das sind doch neue Töne …Richtig, aber Ankündigung und Realisierung sind zweiPaar Schuhe. Vorläufig bin ich noch skeptisch, für einesolche Modellregion hätte Frau Peter etliche Hürden zunehmen. Aber der BUND wird sie natürlich unterstüt-zen und zugleich regelmäßig an ihre Worte erinnern.

Der BUND Saar ist der kleinste westdeutsche Landes -verband. Und doch passiert hier Erstaunliches. So istunter Ihrem Vorsitz mitten in Saarbrücken ein »Hausder Umwelt« entstanden, das sich der BUND mit vielenVerbündeten teilt. Wie kam es dazu?Analog zu einem Haus des Sportes, das damals schonbestand, hat der BUND in den 90er Jahren das Haus derUmwelt entwickelt – maßgeblich gefördert von der re -gionalen Toto-Gesellschaft. Die Bedingung dafür war,dass wir den anderen Umweltverbänden in zentralerLage günstige Räumlichkeiten bieten. Insgesamt zehnInitiativen arbeiten heute mit uns unter einem Dach.

Nach dem Ankauf haben wir alles komplett renoviert,nach ökologischen und energetischen Gesichtspunkten.

Als eine Finanzierungsquelle haben wir den Stadtwer-ken unsere Fassade vermietet, für eine Solaranlage, dienach 20 Jahren in unser Eigentum übergeht.

Nutzen Sie denn die räumliche Nähe dazu, sich regel-mäßig mit den anderen Verbänden auszutauschen?Ja, diesen Austausch gibt es, auch wenn die Synergie -effekte nicht ganz so groß sind wie ursprünglich geplant.Aber wir organisieren gemeinsam Aktionen und Feste.Dem ADFC haben wir eine Fahrradwerkstatt eingerich-tet und für das Bio-Café im Erdg eschoss nach mehre-ren Anläufen eine erfolgreiche Pächterin gefunden.

Das Saarland ist zum Teil industriell geprägt, stellen-weise aber auch landschaftlich sehr reizvoll. Wo habenSie als Vorsitzender Ihre Schwerpunkte gesetzt?Stark in Anspruch ge nommen hat mich zum Beispiel,dass das Saarland zu den Ländern mit der schlechtes-ten Abwasserreinigung und den höchs ten Müllgebüh-ren zählt. Zugleich produzieren die Saarländer über-durchschnittlich viel Müll. In diesem Bereich habe ichfür den BUND viele Konflikte ausgetragen.

Gleichzeitig haben wir immer versucht, große Na tur -schutzprojekte des BUND auch im Saarland zu beglei-ten, sei es zum Schutz der Wildkatze oder etwa derSchmetterlinge.

Außerdem konnten wir viele fachliche Grundlagenfür die Flüsse und Auen im Land schaffen, gemeinsammit der Universität des Saarlandes. Dazu passt auchunser »KunterBUNDmobil«, ein umgebauter Lkw mitMikroskopen und eigener Bibliothek. In diesem fahr-baren Erlebnis-Klassenzimmer bieten Biologen Kin-dern ei nen besonderen Zugang zur Natur, speziell zuGewässern und Auen.

Inwieweit haben Sie als Ingenieur und Hobby-Imker IhrFachwissen einbringen können?Dank meines beruflichen Hintergrundes wusste ich beiGesprächen mit dem Ministerium oft genau, wovonich rede. So gab es bei Kontrollen von Umweltstandardsin Unternehmen oft erhebliche Defizite. Die Imkereiwie derum hat mir wahnsinnig interessante Einblickein natürliche Zusammenhänge ermöglicht. Dadurcher lebt man schon die Jahreszeiten ganz anders. Ein sol-ches Hobby kann ich gerade Technikern nur empfehlen!

Herr Götz, vielen Dank für das Gespräch!

Der 60-jährige Ingenieur lebt mit Frau und Kind auf einemalten Bauernhof in Blieskastel, dem Hauptort des neuen Biosphärenreservates Bliesgau im Südosten des Saarlandes.

18 Jahre hat Joachim Götz ehrenamtlich den BUND im Saarlandgeleitet – und zu einem vielseitigen und einflussreichen Akteurauf Landesebene gemacht.

Mehr Fragen zumBUND Saarland?Tel. (0681) 813700,www.bund-saar.de

PERSÖN LICH Im Gespräch mit Joachim Götz