briefliche berichte aus ost-afrika

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Dr. G. A. Fischer: Briefliche Berichte aus Ost-Afrika. 187 oder die andere meiner Er~rterungen etwas zu -- subjektiv ge- farbt erseheinen, so wird man mir hoffentlich, nach Massgabe des Vorangegangenen, ffir diesmal ,,mildernde Umst~nde" zu- billigen. Briefliche Berichte aus Ost-Afrika. Von Dr. G. A. fischer. Zanzibar im Juli 1880. An Dr. Reichenow. Da in Zanzibar selten ein Monat vergeht, in welchem nicht einige st~rkere Regeng~lsse fallen, so ist yon einem sogenannten Winter, d. h. der Jahreszeit, wo das Gras wie verbrannt aus- sieht und viele B~ume ihres Bl~ttersehmuckes beraubt werden, hier nicht die Rede. Die grSsseren S~mpfe und Teiche enthalten selbst in der troekensten Zeit noch Wasser. Reis wird meist zweimal im 5ahre geerntet, Ende N[ai oder Anfang Juni und im Dezember naeh der kleinen Regenzeit; die Ernte fiir das Neger- korn f'~llt in die Mitte des 5uli. Diese fiir die Vegetation so g~instigen Witterungsverh~ltnisse bringen es mit sich, dass viele der ~uf Zanzibar lebenden V~gel das ganze Jahr hindurch reich- lich Nahrung finden und so gleichsam yon einem ewigen Frfih- ling umgeben, weniger an eine bestimmte Br~itezeit gebundeu sind, aIs in einem Gebiete, wo D~lrre und Feuchtigkeit in den verschiedenen 5ahreszeiten einen schroffen Gegensatz bilden. So findet man denn z. B. yon Eupl~ctes nigriventris das ganze Jahr hindurch Eier, ebenso yon ~rdirostris leptorhynchus, vor allem aber yon Spermestes cucullatc~ und cantans. Die Hauptperiode ist jedoeh auch ffir diese VSgel auf bestimmte Monate beschrankt, im Allgemeinen yon April bis November. Sehon im M~rz, also vor Eintritt der eigentliehen Regenzeit, die in den ersten Tagen des April beginnt, sammeln sich in den mit Gras und Straueh- werk durchwachsenen Sfimpfen zahlreiche _Euplectes ni#riventris, w~hrend flammiceps etwas sparer, im Anfang Mai, mit dem Nest- ban beginnt, da er das Hochgras, welches nach dem Regen in unbebautem Terrain und in den Maniokfeldern emporschiesst, allen andern LokalitSten vorzieht. An allen kleineren in Folge des Regens entstehenden T~impeln und Teichen stellen sich

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Page 1: Briefliche Berichte aus Ost-Afrika

Dr. G. A. Fischer: Briefliche Berichte aus Ost-Afrika. 187

oder die andere meiner Er~rterungen etwas zu - - subjektiv ge- farbt erseheinen, so wird man mir hoffentlich, nach Massgabe des Vorangegangenen, ffir diesmal ,,mildernde Umst~nde" zu- billigen.

Briefl iche Berichte aus Ost-Afrika. Von D r . G. A . f i s c h e r .

Zanzibar im Juli 1880. An Dr. Re ichenow.

Da in Zanzibar selten ein Monat vergeht, in welchem nicht einige st~rkere Regeng~lsse fallen, so ist yon einem sogenannten Winter, d. h. der Jahreszeit, wo das Gras wie verbrannt aus- sieht und viele B~ume ihres Bl~ttersehmuckes beraubt werden, hier nicht die Rede. Die grSsseren S~mpfe und Teiche enthalten selbst in der troekensten Zeit noch Wasser. Reis wird meist zweimal im 5ahre geerntet, Ende N[ai oder Anfang Juni und im Dezember naeh der kleinen Regenzeit; die Ernte fiir das Neger- korn f'~llt in die Mitte des 5uli. Diese fiir die Vegetation so g~instigen Witterungsverh~ltnisse bringen es mit sich, dass viele der ~uf Zanzibar lebenden V~gel das ganze Jahr hindurch reich- lich Nahrung finden und so gleichsam yon einem ewigen Frfih- ling umgeben, weniger an eine bestimmte Br~itezeit gebundeu sind, aIs in einem Gebiete, wo D~lrre und Feuchtigkeit in den versc hiedenen 5ahreszeiten einen schroffen Gegensatz bilden. So findet man denn z. B. yon Eupl~ctes nigriventris das ganze Jahr hindurch Eier, ebenso yon ~rdirostris leptorhynchus, vor allem aber y o n Spermestes cucullatc~ und cantans. Die Hauptperiode ist jedoeh auch ffir diese VSgel auf bestimmte Monate beschrankt, im Allgemeinen yon April bis November. Sehon im M~rz, also vor Eintritt der eigentliehen Regenzeit, die in den ersten Tagen des April beginnt, sammeln sich in den mit Gras und Straueh- werk durchwachsenen Sfimpfen zahlreiche _Euplectes ni#riventris, w~hrend flammiceps etwas sparer, im Anfang Mai, mit dem Nest- ban beginnt, da er das Hochgras, welches nach dem Regen in unbebautem Terrain und in den Maniokfeldern emporschiesst, allen andern LokalitSten vorzieht. An allen kleineren in Folge des Regens entstehenden T~impeln und Teichen stellen sich

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Ortygometra nigra ein, an den umfaagreicheren siedeln sich Po~hyrio Alleni, Parra africana uad _Podiceps minor an. Diese beginnen ihren Nestbau kurz nach beendigtem Hauptregen zu Earle Mai, ebenso Turnix lepurana, wie denn iiberhaupt die meisten VSgel erst nach jenem zur Brut schreiten. Hyphantornis aureoflavus beginnt ebenfatls im Mai seine schwankenden Nester in den Cocosnusspalmen zu bauen, doch benutzt er letztere nicht ausschliesslich; ich fand Nester yon ihm in Adansonien, Arto- carpus und einmal auch in einem Sumpfe an Cyperus. Gewiihn- lich w~hlt er Brutpl~ttze, welche in der Niihe yon Reis- oder tIirsefeldern gelegen sind; Ende August findet man yon ihm nur noch wenig brlitende Paare, dagegen macht er Ende November noch eine zweite Brut; seine Jungen werden ausschliesslich mit K(irnern ernifhrt. Ftir die Nectarinlen ist der Juni und Juli die Hauptbriitezeit. Von 2¢. guttuvalis bemerkte ich Ende Juni zahl- reiche eben fliigge Junge. Das aus zartem Bast, feinen Gras- i~,tserchen, halbvermoderten Blattchen und besonders aus dem wolligen Samen gewisser Pflanzen zusammengesetzte :Nest ist yon tier gewShnlichen Form der Nectarinien-Nester und hat einen Umfang yon 38 Ctm., ist daher betriichtlich grSsser als das tier tibrigen hier nistenden Nectarinien; auch befestigt sie das Nest in grSsserer HShe vom Erdboden, 4 bis 5 Meter, meist an Adansonien oder Mangob~tumen, withrend N. Jardinei, colla~is und eine vierte hier vorkommende Art (wahrscheinlich olivacea) meist nur in 1~/~ bis 2 Meter HShe an Str~iuchern ihre Nester befestigen; selbst die schwankende Negerhirse wird benutzt, be- sonders,.von Nectarinia Jardiniei, an weleher das Nest unmittel- bar unterhalb der Aehre befestigt wird. Andropa&~s flavescens und Pycnonotus niffricans brtiten ebenfalls yon Mai bis August, yon ersterer Art fin(let man iibrigens das ganze Jahr hindurch Junge. Von ~Dicrurus divaricaaes erhielt ich jiingere Thiere im Juni. Syrnium Woodfordi briitet zwischen Juli und October in hohlen Adansonien und Mangobi~umen. Von Poeoceph. fi~scicapillus sah ich ein jtingeres Exemplar im September. Ein alter Vogel, den ich in Gefangenschaft hielt, begann in den ersten Tagen des Februar zu mausern und zwar ging die Mauser in sehr rapider Weise vor sich; an den Beinen begann dieselbe, in tier Nacht yore 8--9 waren alle Deckfedern der Unterseite ausge- fallen, dana folgte Rticken und Kopf, so dass der Vogel schliess-

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lich wie mit einem Mausefell bekleidet aussah. Dass Pslttacus erithacus yore Tanganika-See hierher in Handel kommt, theilte ich Ihnen wohl schon mit. Er wird yon der Westktiste des Sees nach Ujiji gebracht, wo er ftir ein Stttck Zeug im Werthe yon 1 Mark verkauft wird; er ist bei den Arabern sehr beliebt und man findet ihn fiberall im Innern in den arabischen Nieder- lassungen; hier ia Zanzibar kostet der Vogel 30 bis 40 Mark. Vor kurzem brachte eine Karawane einen lebenden Cor~haix i~scheri aus Uniamocsi mit; weiter stldlich geht die Art wohl nicht; w~thrend der Verbreitungsbezirk ffir C. JLivingstoni nach Norden bin hSchstens bis Mombasa reicht; am Tangani ist er jedenfalls noch anzutreffen. Nach hussage der Eingeborenen kommt letztere Art auch auf Zanzibar vor.

Orhornis oryzivora ist nunmehr, wie mir ein alter Araber erzShlte, seit circa 35 5ahren auf Zanzibar eingebtirgert. Ein arabischer Schiffskapit~tn brachte dem damaligen Sultan Said Majid eine Anzahl dieser V(igel aus Europa mit, welchen der Sultan die Freiheit schenkte; sie haben ~dch seitdem so vermehrt, dass ihre Anzahl auf der Insel mehr als 20,000 betragen soil. Sie scheinen sich auch mehr und mehr fiber das Land auszu- breiten, wenigstens fund ich Nester in Cocosnussbiiumen und Adansonien. Sie brtiten in der Stadt yon April bis Juli; ill den Monaten August, September und October machen sie sich sehr wenig bemerklich, dagegen sind sie im November bis halbert December wieder sehr lebhaft und sitzen allenthalben in den MauerlSchern, um noch eine Brut zu machen.

Bei der Beobachtung des Brutgesch~tftes der hiesigen VSgel f~tllt es vor allem a~ff, dass dieselben in Bezug auf ihr Nest und ihre Nachkommen eine viel grSssere Sorglosigkeit an den Tag zu legen seheinen, als wie die bei uns nistenden VSgel. Von eiuem 5ngstlichen Hin- und Herflattern and sorgenvollem Schreien, wenn man sich dem Neste nfi,hert oder yon einem eifrigen Locken ist nichts zu bemerken. Dieses Verhalten er- s~'~hwert nattirlich das Auffinden der Nestlokalit~tt sehr. Meist ergreifen die Thiere die Flucht und bleiben oft sehr lunge Zeit yon den Eiern weg, was denselben der hohen Temperatur wegen nicht zu schaden scheint.

Von bisher noch nicht gefnndenen Eiern sind besonders die yon D~Toscopus sublacteus hervorzuheben, der bier ,,Migo" ge-

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nannt wird. Die kunstlosen, aus feinen Wurzelfasera und Fasern yon der Cocosnusspalme konstruirten Nester, die ich am 7. und 30. Mai fand, befanden sich in 3 bis 4 Meter Hiihe in einem gabligen As te eines dichtbelaubten Mangobaumes; das Gelege besteht aus 2 Eiern. Trotz des sehr hitufigen Vorkommens yon Chrysococcyx cupreus auf Zanzibar wollte es mir bisher nicht gelingen, fiber das Brutgeschi~ft dieses ¥ogels Sicherheit zu er- langen. In den Monaten April, Mai und Juni h(irt man seine schrille, pfeifende Stimme immer fort; er zeigt sich dann sehr wenig scheu und ist nicht selten mitten in der Stadt anzutreffen, wo er kleine mit Melonenbi~umen und Ricinus bepfianzte Gitrt- chert aufsucht, in denen er zahlreiche Raupen findet. Besonders gerne treibt er sich auch in gewissen dichtbewachsenen Sfimpfen umher, in welchen viele F-~,plectes und Turdirostris leptorhynchus nisten. Im Mai sah ich, wie sich ein P~trchen auf einem niedrigen Strauche paarte. Das C hiipfte vor der Begattung mit ge- str~tubten Federn unruhig umber, w~hrend das ~ mit gesenkten Flfigeln abwartend dasass, nach der Begattung flogen beide in schnellem Fluge davon. Wie ich Ihnen schon kt~rz mitgetheilt, wurde mir am 28. Mai ein Nest yon JT, uplectes nigriventri3 ge- bracht mit einem lebenden Weibchen yon Ghrysococcyx cupreus, welches auf jenem Neste gefangen wor(len. Der Kukuk war nach Angabe des Fitngers in das Nest hineingeflogen und h,~bc sich gleich darauf wieder antfernt; nachdem sodann an dem Nest eine Schlinge angebracht worden, habe er sich einige Zeit nach- her in derselben gefangen. Das Nest habe drei Eier enthalten, yon dene~ eins zerbrochen, die beiden tibrigen erwiesen sich als Eier yon .F~Tlectes nigrivent.ris. In welcher Absicht sich der Kukuk an jenem Neste zu schaffen gemacht, bleibt ungewiss, sehr unwahrscheinlich ist es jedenfalls, dass er einem Euplectes nigriventris ein Ei zur Bebrfitung geben sollte, der seine Jungen ausschliesslich mit S~mereien, besonders mit Reis ern~hrt; auch babe ich unter der grossen Zahl yon JEuplectes-Nestern und Eiern, die ich selbst gefunden, hie ein verdlichtiges Ei bem erkt; fibrigens werden die Eier yon Chrysococcyx cupreus denen yon JEuplectes vielleieht sehr ~hnlich sein. Am 26. Juni land ich endlich ein Nest einer Nectarin~e (iV. olivacea?), in welchem sich ausser den beiden Nesteiern ein drittes Ei befand, das sich, wie Sie sich fiberzeugen werden, sowohl an GrSsse wie auch besonders an

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Form, F~irbung und Struktur so yon den Nesteiern unterscheidet, dass man dieses Ei als ein fremdes, von einem andern Vogel hineingebrachtes betrachten muss. Auffallend ist es, class keins der iibrigen in diesem Terrain zahlreich vorhandenen Nectarinien- Nester ein 5hnliches Ei anfwies. Man sollte annehmen, ein junger Chrysococcyx mtisste diese zarten, durch Spinnegewebe zusammengehaltenen Nester tier Nectarinien bald ruiniren und zum Abreissen bringen. Am ersten h~ttte i ch die Eier yon Chrysococcyx in den Nestern yon Turdirostris leptorhynchus ver- muthet, da ich ihn h~tufig in der Niihe dieser bemerkt habe; doch sind mir unter den gesammelten Eiern jener Art keine verdiichtigen aufgefallen.

Das Terrain, in welchem sich jenes oben erw~hnte Nest mit dem Kukuksei befand, war tiberhaupt sehr reich an Nestern verschiedener Arten. Es liegt zwei Stunden stidlich yon der Stadt in der Niihe eines ,,Hatajua" genannten, dicht bewaehsenen Korallenberges. Mit Negerkorn bestandene Aecker wechseln ab mit Maniokfeldern und Zuekerrohr, zwischen welchen viele Cocosnussbiiume und ei•zelne Adansonien stehen. An der Neger- hirse finden sich viele kleine Insekten, welche den Nectarinien willkommene Nahrung geben; nach dem Strande bin folgt ein mit zahlreichen Korallenfelsen und dichtem Buschwerk besetztes Terrain, alas plStzlich abfSllt und einer mit Mangrovegebfisch durchwachsenen Lagune Platz macht, die zur Fluthzeit viel Wasser enth~tlt und nach dem offenen Meere hin zum Theil dureh eine Dtine abgeschlossen ist, welche besonders Avillenien tr~gt. An den Mangrovegebiischen sowohl wie besonders an letzteren waren die Nester yon Nectarinien angebracht. Abgesehen yon gutturalis, welche hier nicht brtitete, waren noch drei Arten bier vel~reten, Jardinei, collaris und wahrscheinlich olivacea; yon ersterer Art fanden sich die meisten Nester vor; die dunklen Eier gehiiren dieser an; meist fanden sich nur zwei, seltener drei Eier in einem Neste; die hellen Eier mit dunkleren Punkten gehSren wahrscheinlich olivacea an; die Nester beider sind kaum zu unterscheiden. Dagegen ist das Nest No. 26, in welehem sich vier Eier befanden (weisslich mit rostrothen Punkten) aus etwas anderem Material; es stammt wahrseheinlich yon collaris. In den Avillenienbtischen hielt sich noch Turdirostris lepto~qtynchus auf~ die ich bisher nur in den Stimpfen bemerkt; sein Gesang gleicht

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dem unserer Schilfs~inger. Ich babe die Nester und Eier dieser Art nach den verschiedenen Lokalitaten, in denen sie gefunden, getrennt, well sie mir. etwas versehieden zu sein scheinen. Die aus den Siimpfen stammenden Nester, die meist in Cyperus an- gelegt sind, sind im Ganzen weniger sorgfiiltig gebaut wie die in den Avilleniengebiischen; auch seheint es mir, als ki/nnte man bei genauer Betraehtung den Eiern ansehen, aus welchem Terrain sie stammen. Ferner land ich hier noeh zwei Nester einer ~:uplectes-Art, die nieht flammiceps oder nigriventris ist. Das Nest gleicht, wie Sie sehen 'werden, sehr dem yon nigriventri,, die Eier sind jedoeh nicht mit jenen zu verwechseln, au0h war das Nest in grSsserer HCihe vom Erdboden angebracht (1'/-_ Mtr.), als es nigriventris zu thun pflegt; die zwei Nester, welche ieh fand, waren in Avillenien angelegt und enthielten das eine Mal zwei, das andere Mal drei Eier. Vergebens wartete ich wohl verborgen drei Stunden lang auf die Riickkehr des Eigenthtimers. Nach der Beschreibung der Eingeborenen kSnnte die Art wohl diadematus sein. Die Mangrove- und Avilleniengebtische bergen ferner noch die Nester y o n Chalcopeleia afra, die sehr wenig haltbar, nur aus einigen Reisern und trockcnem Seetang be- stehend, in 1--11/2 Mcter yore ErdbodeJ~ sich befanden. Einmal land ich alas Nest dieser Taube auf einem ziemlich freilicgenden KorMlenfelsen; das Ei lag in einer flachen Ausbuchtnng des- selben auf einigen Reisern und Seetang. Andropadus flavescens und _Pycnonotus nigricans waren in diesem Terrain auch sehr zahlreich; yon ersterem land ich am 20. Juni zwei Nester, welche Junge enthielten; stark bebrfitete Eier, die ich ebenfalls erlangte, wichen yon denen an der Ktiste gesammelten nicht unbetr~ctglich ab. Ferner zeigte sich auch wiederholt Zanclostomus aereus hier, der ,,Ukiki" genannt wird. Die schon frtiher her- vorgehobene Neigung kleiner VSgel, sich in unmittelbarer Niihe yon Wespennestern anzusiedeln, konnte auch hier wieder 5fter bemerkt werden; viermM land ich Nester vonNectarinien, zwei- real yon Turdirostris in der Weise geschiitzt.

Dass Centropus superciliosus auch auf B~tumen sein Nest an- legt, wie die Eingeborenen behaupten, davon konnte ich reich n tn auch tiberzeugen; am 20. Juni land ich sein Nest in einer 3 Meter hohen Cocosnusspalme; es sass dicht am Stamme und enthielt zwei Eier, die ich mir vornahm, auf dem Heimwege

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Bitte an alle Ornithologen. 193

mitzunehmen, doch waren sie nach etwa zweistiindiger Rfickkehr verschwunden. Wie die Eingeborenen sagten, triige sie der Vogel, wenn er gemerkt, dass man bei dem Neste gewesen und die Eier beriihrt hittte, zu einem anderen Platze. Das Nest yon Pytelia cinereigulG welches ich im Mai, Juni und Juli hihffig in Orangenb~umen fand, gleicht dem yon Spermestes cucullata; aus demselben Material bestehend ist es etwa um die Hiilfte um- fangreicher mit seitlichem Eingange. Von Pyrenestes unicolor briiteten in diesem Jahre drei Piirchen in der Niihe der Stadt; seine Nester land ieh bisher immer nur an Cyperus befestigt. Das erste Ei ist h~ufig sehon gelegt, wenn das Nest noch nieht ganz vollendet ist. Bei Anni~herung an das Nest fliegen die VSgel hoch in die Luft steigend davon.

Von bisher auf Zanzibar noch nicht ertegten VSgeln werden 8ie eine Barbat~da-Art (leucolaema?) erhalten, dieselbe Art, die ich am 3. October 1878 bei Muniuni im Wapocomolande erlegte, aber wegen zu starker Schussverletzung nicht aufbewahrte. Ich hatte schon lange der eigenthiimlich trillernden F16tenstimme dieses Vogels nachgesptirt, ohne dass es mir gelungen w~re, den Urheber zu erlangen. D i e A r t halt sich hier vorzugsweise in Mangobaumen und Artocarpus auf, in welchen sie kleine In- sekten yon den Bl~ttern absucht. Der Nachtreiher No. 455 finder sich in fast allen dichtdurchwachsenen Siimpfen; hier halt er sich wohlversteckt, nur zuweilen sieht man ihn auf eine kurze Strecke emporfiiegen, wobei er durch die weissen Schwingen sehr auff'atlt.

Bi t te an alle Orni thologen!

In Anbetracht des gemeinniitzi~en Zweckes, welchen wir mit nachstehendem ,,Compendium" verfolgen, bitten wir die Herren Collegen dringend, uns bei der mtihsamen und zeitraubenden Arbeit zu unterstiitzen und uns die Beschreibungen oder Diagnosen -- in Hinsieht auf die internationale Bedeutung sollte doch immer die lateinische Sprache benutzt w e r d e n ! - der yon ihnen neu publieirten Gattungen und Arten in Abschriften oder Sonderabdrficken recht zeitig zugeben zu lassen.

Dr. Ant. Reiehenow. H e r m a n Schalow. Grossbecrenstrasse 52, Berlin. Behren-Strasse 55, Berlin.

Cab. Journ. f. Or~ithol. XXVIII. Jahrg. N~ 150. April 1880. 1~