bmw magazin 03_2006

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  • TITEL

    16 KLEINE FLUCHTEN Am Wochenende fhrt Stefan Ibendorf im neuen X3 an die Nordsee. In St. Peter-Ording lsst er sich vom Wind beim Kitebuggy-Fahren ber den weiten Strand treiben.

    26 FRISCHER LOOK UND NEUE KRAFT Der neue BMW X3 zeigt sich mit starker Motorisierung sowie auen und innen neu gestylt.

    THEMEN

    28 WIE FUNKTIONIERT... DAS HEAD-UP DISPLAY? Ein Blick unter die Armaturentafel: So gelangen die wichtigen Fahrinformationen direkt ins Blickfeld des Fahrers.

    34 WAHRE WERTE Mode und Accessoires aus dem BMW Lifestyle Shop.

    44 ISLEOFWAHNSINN Im Frhsommer machen sich zehntausende Motorradfahrer auf zur britischen Isle of Man. Knapp zwei Wochen dauert dort die Tourist Trophy. Nchstes Jahr wird das Rennen 100 Jahre alt.

    56 EINE WOLKE AUS STAHL Die BMW Welt, das neue Erlebnis- und Auslieferungszentrum, ist ein Meisterwerk der Baukunst.

  • 62 RANKINS LIEBESBRIEFE Die britische Queen, Gisele Bndchen, Vivienne Westwood -dem Charme des britischen Starfotografen Rankin erliegt jeder,

    72 ZEIT FR EIN WENIG ACTION" Alex Rider, der Held im Actionthriller Stormbreaker, ist mindestens so ausgefuchst wie James Bond. Aber deutlich jnger. Und er liebt BMW.

    75 FAHRKUNST: RUTSCHGEFAHR Aquaplaning ist gefhrlich wie Glatteis. Wir zeigen die richtige Reaktion des Fahrers und welche Hilfe DSC leistet.

    78 TIEFSTAPLER IM HHENRAUSCH Mit dem BMW M6 Cabrio durch die Schweiz: Bergpsse, Kunstmzene und kulturelle Vielfalt.

    6 TOPSHOT Der dnische Knstler Olafur Eliasson gestaltet das nchste BMW Art Car. Der erste Entwurf ist eiskalt.

    8 NEWS Le Mans Classic | BMW ORACLE Racing | BMW Automobile sind Blackberry-kompatibel | Zehn Fragen an Pink | Der neue BMW X5 | Die Zahl | Kurzmeldungen | Termine

    40 EIN TAG MIT... ... Hybrid III, dem sensiblen Dummy im Crashtestzentrum der BMW Group.

    76 HIN UND WEG Neue Restaurants, Bars und Hotels.

    88 BMW DEUTSCHLAND BMW Sailing Cup | Neu: BMW R 1200 R | BMW 02er Reihe feiert 40. Geburtstag | Mit BMW Motorsport-Direktor Dr. Mario Theissen beim Mountainbiken | BMW on Tour 2006 | Exklusive 7er Editionen | Young Euro Classics | Termine

    104 MEIN BMW Hormazd Sorabjee aus Indien und sein BMW 325L

    106 VORSCHAU/IMPRESSUM

  • News 3/06

    Spannende 24 Stunden mit 18 Rennen in sechs Klassen und einer schlaflosen Nacht. Dabei waren diesmal ein Dutzend BMW Rennwagen der Modelle 328, M 1 (ganz rechts) und 3.0 CSL Coupe (rechts und unten), das in seiner Klasse siegte.

  • LE MANS CLASSIC

    Comeback der Legenden Am Start ein halbes Jahrhundert Motorsportgeschichte. 396 historische Rennwagen von 1923 bis 1979 fahren die 24 Stunden von Le Mans.

    Le Mans rief - und alle, alle kamen. Die groen Namen wie BMW, Porsche, Ferrari. Und die schon halb vergessenen wie Lagonda, Dela-haye, Lola. 396 klassische Rennwagen der Jahrgnge 1923 bis 1979. Bedingung der Zulassung: Jeder Modelltyp musste in dieser Zeit an einem der legendren 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilgenom-men haben. Auch rund ein Dutzend BMW Fahrzeuge gingen an den Start. Mehrere BMW 328, darunter das Touring Coupe, das 1939 in Le Mans seine Weltpremiere feierte und auf Anhieb auf Platz 5 in der Gesamtwertung fuhr. Einige BMW Ml, 1981 bei den 24 Stunden dabei und damals wie heute gesteuert unter anderem von Leopold Prinz von Bayern. Sowie Rennwagen des Modells BMW 3.0 CSL Coupe, das 1973 in seiner Klasse gewann und den Sieg 2006 wiederholte. Ein Wiedersehen der Autoveteranen, eingeteilt in sechs Altersklassen. Die Wagen jeder Klasse absolvierten innerhalb von 24 Stunden jeweils drei Rennen. An den 50 000 Zuschauern raste rund um die Uhr gut ein halbes Jahrhundert Motorsportgeschichte vorbei. Der Mythos lebt. Le Mans Classic, erst zum dritten Mal ausgetragen, ist bereits zu einem der bedeutendsten historischen Autorennen avanciert. Und zum gr-ten Oldtimertreffen Europas. Am Rennkurs prsentierten 150 Clubs mehr als 5000 klassische Automobile.

    www.bmwmobiletradition.de I www.lemansclassic.com

  • Irritierende Scheinmanver, furiose Duelle, Bug-an-Bug-Finish - nie waren America's-Cup-Vorregatten spannender als beim letzten Louis Vuitton Act dieser Saison vor Valencia. Die Geschwindigkeitsunterschiede der Topteams Alinghi, BMW ORACLE Racing, Emirates Team New Zea-land und Luna Rossa Challenge sind minimal. In der Gesamtwertung 2006 sind die Big Four nur um einen Punkt getrennt. BMW ORACLE Racing ist laut den Regeln nach Neuseeland zweitbester Herausforderer. In den kommenden Monaten wird trainiert und die Yacht weiter opti-miert. Der letzte Act vor dem Louis Vuitton Cup, dessen Sieger Alinghi beim America's Cup im Juni 2007 herausfordern wird, findet Anfang April nchsten Jahres vor Valencia statt. www.bmworacleracing.com

    KOMMUNIKATION

    Blackberryan Bord Termine planen, Adressen verwalten, E-Mails empfangen und senden - der kanadische Hand-held Blackberry ist nicht nur Kult und Status-symbol, er kann unterwegs fast schon den Lap-top ersetzen. Ab sofort ist das Modell Blackberry 8700 auf Wunsch auch in jedem neuen BMW Automobil verwendbar. Es wird per Bluetooth mit der im Auto eingebauten Freisprecheinrich-tung gekoppelt (Sonderausstattung 644). Der Fahrer kann das Gert dann ber die Tasten des Multifunktionslenkrads bedienen, Anrufe an-nehmen und ttigen sowie das Adressbuch des Blackberry nutzen.

    FAHRSIMULATOR

    An der Grenze zur Realitt Im neuen dynamischen High-Tech-Fahrsimula-tor der BMW Group wird die Strae quasi ins Labor geholt. Hochleistungsrechner erzeugen unter der Projektionskuppel virtuelle Fahrbedin-gungen, die real bisher nur auf Teststrecken erlebbar waren. Von der Neigung des Autos, das auf einer beweglichen Plattform steht, bis zum Motor- und Reifengerusch. Im Fahrsimulator werden die Assistenzsysteme von morgen erprobt, wie zum Beispiel Spureinhaltung und Verkehrszeichenerkennung. Der groe Vorteil der Simulation: Die Tests sind unabhngig vom Wet-ter beliebig oft und exakt wiederholbar. Rationel-ler und effektiver als auf der Strae. Und vor allem ohne jedes Risiko.

  • Noch leistungsstrker, dynamischer, agiler - der knftige BMW X5 hebt das Fahrerlebnis in einem Sports Activity Vehicle auf ein bislang unerreichtes Niveau. Als einziges Fahrzeug dieses Seg-ments kann er mit Aktivlenkung, Head-Up Display sowie Adap-tiveDrive mit Wankstabilisierung und adaptiven Stodmpfern ausgestattet werden. Weltweit einzigartig in dieser Klasse ist auch die serienmige Runflat-Bereifung. Der neue X5 ist in der Ln-ge um knapp 19 Zentimeter gewachsen und verfgt auf Wunsch ber eine dritte Sitzreihe. An den Start geht er mit zwei Benzin-motoren und einem Dieseltriebwerk, die jeweils trotz erhhter Leistung weniger Kraftstoff verbrauchen. www.bmw.com/x5

    IN KRZE

    Absatzrekord Im ersten Halbjahr 2006 ist der Absatz der Marke BMW um elf Prozent auf 597120 Fahrzeuge gestiegen. Insgesamt hat die BMW Group in diesem Zeit-raum 698470 Autos (plus acht Prozent) verkauft, www.bmwgroup.com/ir

    Der Champion der BMW Championship Mit dem Sieg bei der BMW Championship im englischen Wentworth Club feierte der Brite David Howell (Fotos) den grten Triumph seiner Karriere und kam erstmals in die Top Ten der Golf-Weltrangliste. Howell berglck-lich: Ich bin berwltigt, die BMW Championship gewonnen zu haben. Sie ist das Ma aller Dinge auf der European Tour." Ab 2007 wird es auch auf der US PGA Tour eine BMW Championship geben. Sie wird zum ersten Mal Anfang September in Chicago ausgetragen, www.bmw-golfsport.com

    Energie aus Mll Das BMW Werk Spartanburg deckt die Hlfte seines Energiebedarfs mit Methangas, das auf einer Mlldeponie entsteht. Das Gas wird zur Strom-erzeugung und Heizung genutzt. Dadurch verringern sich die C02-Emissio-nen um etwa 17000 Tonnen pro Jahr, und die Energiekosten des Werks sinken um jhrlich rund eine Million Dollar, www.bmwusfactory.com

    Erzbergrodeo Wie schon im Vorjahr hat der fliegende Finne" Simo Kirssi auf einer BMW HP2 den Iran Road Prolog beim weltberhmten Erzbergrodeo in sterreich gewonnen. Als einziger Fahrer schaffte er die mrderische Strecke mit 8:56.68 in weniger als neun Minuten, www.erzoerg.af

  • LGT - Die Vermgensexperten des Frstenhauses von Liechtenstein.

    Die Kunst mit innovativen Methoden und Instrumenten bleibende Werte zu schaffen, zu erhalten und zu mehren.

    Die Vermgenskultur der bleibenden Werte.

    Tel. 00800 8888 99 00 I www.lgt.com I Bahrain Basel Berlin Bern Chur Davos Dublin Frankfurt Genf Grand Cayman Hamburg Hongkong Kln - Labuan Lausanne Lugano Mannheim Montevideo Mnchen Pfffikon Singapur Stuttgart Tokio Vaduz Wien Zrich

  • Formel BMW Deutschland Zandvoort, Niederlande, 1. bis 3. September Hockenheimring, Deutschland 27. bis 29. Oktober Die Nachwuchstalente starten im Rahmen-programm der DTM, der WTCC und der Formel 1. www. bmw-motorsport. com

    FormulaOne-The Great Race Design Design Museum London, England, bis 15. September In einer Ausstellung zur Geschichte der Formel 1 zeigt das Design Museum London in seinem Museum Tank einen Rennwagen des BMW Sauber F1 Teams. www rie^innm! isei im nrn

    Olafur Eliasson -The Endless Study Wien, sterreich, bis 3. Oktober Werke des dnischen Knstlers Olafur Eliasson, der das Wasserstoff-Rekordfahrzeug BMW H2R zu einem BMW Art Car gestaltet (siehe Top Shot Seite 6), sind in der Kiesler Stiftung zu sehen. www.kiesler.org

    Retrospektive Zaha Hadid Guggenheim Museum, New York, USA, bis 25. Oktober Werkschau, die 30 Jahre des Schaffens der Architektin vorstellt. Zaha Hadid hat auch das Zentralgebude des BMW Werks Leipzig entworfen. www.guggenheim. org

    Formel 1 Die Grand-Prix-Saison 2006 Groer Preis von

    1 Italien in Monza, 10. September 2 Belgien in Spa-Francorchamps,

    17. September 3 China in Schanghai, 1. Oktober 4 Japan in Suzuka, 8. Oktober 5 Brasilien in Sao Paulo, 22. Oktober

    www.bmw-sauber-f1 .com

    Mondial de TAutomobile Paris, Frankreich, 30. September bis 15. Oktober Auf der Pariser Automesse zeigt BMW unter anderen den neuen X3, das 3er Coupe und das M6 Cabrio. 1,4 Millionen Besucher und rund 11 000 Journalisten werden erwartet. www. mondial-automobile. com

    Geneva Classics Genf, Schweiz, 6. bis 8. Oktober Premiere einer in Europa einzigartigen Messe, bei der klassische Autos, Motorrder, Boote, Busse, Zge und Flugzeuge prsentiert werden. Ebenfalls dabei die BMW Group Mobile Tradition. www. geneva-classics. ch

    Meeting des International Council of BMW Clubs Pretoria, Sdafrika, 16. bis 19. Oktober Bei der Jahreshauptversammlung feiert die Dach-organisation der BMW Clubs ihr 25-jhriges Bestehen. Inzwischen gibt es weltweit mehr als 600 BMW Clubs mit ber 200000 Mitgliedern. www.bmw-clubs-international.com

    Formel BMWWeltfinale Valencia, Spanien, 24. bis 26. November Der Hhe- und Schlusspunkt der vier Formel BMW Serien (Deutschland, Grobritannien, Asien, USA) findet auf dem Circuit de la Comunitat Valenciana Ricardo Tormo statt. www.bmw-motorsnort.com

    WTCC Bei der FIA World Touring Car Championship geht BMW mit drei Lnderteams an den Start.

    Brunn, Tschechische Republik, 3. September Istanbul, Trkei, 24. September Valencia, Spanien, 8. Oktober Macau, China, 19. November

    www.bmw-motorsport.com www.fiawtcc.com

    RolexVintage Festival Lime Rock Park, Lakesville, Connecticut, USA, 1. bis 4. September Das Festival wird von BMW prsentiert und ist eines der bedeutendsten Treffen historischer Rennwagen in den USA. www. limerockfallfestival. com

    BMW Art Cars Tour Kuala Lumpur, Malaysia, 14. September bis 22. Oktober, Taipei, Taiwan, 25. September bis 29. Oktober Je vier BMW Art Cars sind in Asien zu sehen: In der Galeri Petronas in den Petronas Twin Towers in Kuala Lumpur die von Ken Done, Roy Lichten-stein, Frank Stella und Andy Warhol gestalteten Autos. Das Taipei Fine Arts Museum prsentiert Alexander Calder, David Hockney, Jenny Holzer und Matazo Kayama. www.galeripetronas.com.my I www.tfam.gov.tw

    Ryder Cup Straffan, Irland, 22. bis 24. September Beim 36. Kampf der Kontinente" der besten Golfer aus den USA und Europa auf dem Meister-schaftsplatz des K Club ist BMW als Official Car erstmals mit von der Partie. \fl/\A/\A/ h,m\n/-nnlfcnnrt mm I \A/\AAA/ knli /h ;o

  • GIRARD-PERREGAUX for BMW ORACLE Racing

    R&D01-USA87 Exklusivmodell, gewidmet der USA 87, dem neuen Boot des BMW ORACLE Racing Teams.

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  • Mit seinem neuen BMW X3 fhrt Stefan Ibendorf aus Hamburg am liebsten ans Meer zum Buggykiten. In St. Peter-Ording findet er am Strand alles, was er fr sein Freizeit-vergngen braucht: Weite, Wind und festen Sand.

  • Hamburger Wohn- und Bromeile am alten Fischereihafen. Unten und links: BMW X3 auf der Khlbrandbrcke. Von Hamburg bis zur Abzweigung

    nach St. Peter-Ording dauert die Fahrt auf der Autobahn nur eine Stunde.

    raus aus der Stadt

    Auf der einen Seite der platte Sand, auf der anderen die Wasserkante. Der Wind weht von der See, die untergehende Sonne verschwindet hinter dem Horizont. Ein straff gespannter Drachen steht vor dem makellosen Himmel, der grenzenlos scheint. Unter ihm sirren die Reifen im Sand, whrend es dahingeht in ungebremster Fahrt.

    Diese Erinnerung ist fr immer in das Gedchtnis von Stefan Ibendorf eingebrannt. Und ich mchte sie nicht mis-sen", versichert er. Drauen wogen die Sommerwiesen, ma-voll gestaffelt ziehen Baumreihen vorbei. Man sieht sich automatisch aus der Helikopterperspektive durch diese frie-sische Landschaft brausen. Hin und wieder stehen tatsch-lich schwarz-weie Khe in der Gegend herum oder ein reetgedecktes Bauernhaus.

    Es dauert nur eine Stunde an einem Freitagabend auf der Autobahn von Hamburg-City bis zur Abzweigung nach St. Peter-Ording an der Nordsee. Eine Stunde, und die quirlige, urbane, manchmal glitzernde, immer hektische Welt, in der Ibendorf, Mitte dreiig und in einem jungen Bro verant-wortlich fr mehrere Teams, die von Ungarn bis Dubai Ladenkonzepte fr global agierende Textilketten entwerfen und realisieren - eine Stunde nur, und diese Welt, in der Ibendorf hart arbeitet und gerne lebt, ist vergessen.

  • Klar ist es immer mal stressig, das kennst du auch", plaudert der studierte Ingenieur. Trotzdem macht mir meine Arbeit Spa. Sie erfllt mich. Ich bernehme gerne Verantwortung." Doch schon im nchsten Moment, ein paar Baumreihen weiter, richtet sich Ibendorfs Blick wieder nach innen. Am Steuer wirkt er noch gro gewachsen und durchtrainiert, ein Vorzeigemo-dell der modernen Businesswelt. Und doch klingt er jetzt auf einmal wie ein kleiner Junge: Am Strand, da spielst du mit den Naturgewalten."

    Viel ist ja nicht ntig, um in Mnnern die Fhigkeit auf-rechtzuerhalten, sich zweckfrei und friedlich an ihrem Dasein zu erfreuen. Bei den Kitebuggy-Fahrern von St. Peter-Ording sind es: - eine mglichst groe Flche, auf der niemand im Weg steht, - ordentlich Wind, der die Drachen, genannt Kite, Schirm oder auch Matte, zum Fliegen bringt, - ein niedriges Fahrzeug, in dem sie manchmal mit ber 100 Stundenkilometern durch die Gegend brettern wie dreirdrige Zentauren.

    Die Kraft des Windes in den Hnden haben. Sich dabei lautlos fortbewegen. Und das auch noch umweltfreundlich", schwrmt auch Henrik Busse, Kitebuggy-Lehrer in St. Peter-Ording. Gttlich. Du kommst dir vor wie der Knig der Welt."

    Busse und seine Freunde haben am nchs-ten Morgen ihre Buggys am Rand der mehrere Quadratkilometer groen Fahrzone abgestellt - nur ein paar Schritte von Deutschlands einzi-gem Strandparkplatz entfernt, der hier in St. Peter berall ausgeschildert ist. Thermikblasen lsen sich trge vom Boden. Die heie Vormit-tagsluft lsst die Umrisse der wenigen Strand-

    leicht gewinnt immer

    Buggykiter in Aktion: Leise sirren die Reifen ber den Strand. Intelligenter Leichtbau bringt auch auf Sand Vorteile.

    cafes wackeln, die bei Flut auf hohen Stelzen bis ins Wasser ragen. Es sieht aus, als wrde man durch eine antiquarische Spiegelreflexkamera blicken, die sich kaum scharf stellen lsst.

    Whrend der Hamburger Ibendorf noch seine Morgenrunde schwimmt, hngen die einheimischen Buggykiter lssig in den Sitzen ihrer Fahrzeuge. Sie unterhalten sich ber die neu-esten Trends in der Schirmentwicklung, die Vorteile vollgefe-derter Buggys und ihre persnlichen Tricks beim Finetuning der Sportgerte.

    Der neuseelndische Drachenpionier Peter Lynn brachte Kitebuggy-Fahren Anfang der 80er Jahre nach Europa. Am meisten hat sich seitdem bei den Drachen getan. Die Buggyfah-rer mssen sich heute nicht mehr von einfachen Lenkdrachen ziehen lassen. Von eineinhalb bis fnfzehn Quadratmetern ste-hen in allen Gren Hochleister zur Verfgung, deren Bau-weise Gleitschirmen entspricht. Diese sogenannten Vierieiner bilden bei ausreichend Luftdruck ein stabiles Strmungsprofil.

    I Bei Gleitschirmen gibt die Gleitzahl das Verhltnis aus zurck-gelegter Distanz und Hhenverlust an; beim Buggykiten ent-spricht diese Zahl der Performance des Schirms auf Kursen hoch am Wind.

    Auch heute bentigt ein Buggypilot nicht mehr als einen Kite und ein Fahrzeug fr diesen extravaganten Sport. Doch auch ber die fahrbaren Unterstze lsst sich trefflich diskutie-ren. Zwar schrauben und schweien nur noch wenige Piloten ihre Buggys selbst zusammen. Wie bei den Schirmen vertrauen die meisten bei ihren fahrbaren Unterstzen auf die Entwick-lungsarbeit der professionellen Hersteller: Diese arbeiten jedoch wiederum mit Hilfe der Tipps von Spitzenfahrern wie Busse stndig an der Optimierung der zunehmend robusteren und dickreifigeren Modelle. Die Topbuggys von vor fnf, sechs Jahren", erklrt dieser, sind heute Einsteigermodelle."

    Grundstzlich geht es bei den meist aus Edelstahl gefertig-ten Konstruktionen um das optimale Verhltnis aus Gewicht und Verwindungshrte. Auch wenn bei starkem Wind schwere Buggys besser Kurs halten, sollten die Fahrzeuge mglichst leicht sein - so bleiben sie trimmfhig. Denn einen leichten Buggy kann man bei strmischen Verhltnissen zustzlich mit Gewichten versehen. Bei leichtem Wind jedoch - und womg-lich auch noch weichem Untergrund - gewinnt immer eine leichtere Konstruktion.

    24 BMWMagazin

  • Zwei Parameter bestimmen die Performance eines Buggys", erlutert Busse. Der Schwerpunkt einerseits. Hier gilt eine Gewichtsverteilung von 40 Prozent auf dem Vorderreifen und jeweils 30 Prozent auf den beiden Hinterreifen als optimal, damit der Buggy im Zweifelsfall mit allen Reifen gleichzeitig ausbricht." Mit Hilfe von Waagen hat er seinen Sitz so einge-stellt, dass sein Krper optimal positioniert ist. Dazu kommt noch der Angriffspunkt des Kites", fhrt Busse fort. Im besten Fall ist er deckungsgleich mit dem Schwerpunkt. Je nach per-snlichem Geschmack kannst du das aber beliebig variieren."

    Endlich frischt der Wind auf. Ibendorf ordnet die Leinen sei-nes Schirms. Er hat sich zu einem befreundeten Architekten und dessen Freundin gesellt. Wie Ibendorf sind sie regelmige Wochenendpendler zwischen Hamburg und dem Buggy-strand. Allein das Spiel mit dem Drachen im Wind hat schon etwas Kontemplatives", ruft Ibendorf. Auerdem spart man sich das Fitnessstudio."

    Natrlich gibt es gute und bessere Buggypiloten. Die Elite der etwa 1600 registrierten deutschen Kitebuggy-Fahrer hat sich lngst auf Regatten spezialisiert. Hier kommen zum reinen Spa an der Bewegung die Herausforderungen eines Renn-sports: das Taktieren auf dem Regattakurs. Das hochprzise

    Handling des Kites. Die geschickte Kurs-wahl unter Beachtung der Vorfahrts- j regeln. Bei Buggyrennen gilt rechts vor :m links", sagt Busse, der trotz seines migen Saisonstarts noch hofft, sich fr die Weltmeisterschaft zu qualifizieren.

    Doch der Reiz dieses hochdynamischen Spiels mit den Elementen erschliet sich auch an einem rennfreien, freund-lich windigen Samstagmittag - weil es so einfach ist. Erst zuckt der Schirm am Boden, dann steigt er in den blauen Himmel. Die Kraft wird grer, schon hngen die ersten Piloten ihre Leinen ins Hfttrapez. Je nachdem, wo sie ihre Kites im Wind-fenster platzieren, zieht es die Mnner frmlich vom Boden. In diesem Moment kommt der Buggy ins Spiel, der die Kraft des Windes in Bewegung umsetzt, als wre es die natrlichste Sache der Welt. Man will es sofort nachmachen.

    Ibendorf ist flink in sein Fahrzeug gestiegen und rollt dahin. Von keinem Motor, sondern nur von der schieren Kraft des Windes in Bewegung versetzt, kreuzen die Buggyfahrer ber den Strand. Endlich spren sie in den Hnden den krf-tigen Zug ihrer Kites. Es ist das reine Vergngen.

    Das Fahren, das freie Fahren. Nicht nur mit dem Wind auch gegen den Wind, auf schnelleren und langsameren Kur sen. Es ist wie eine Reise ber die Weite dieses Strandes' schwrmte Stefan Ibendorf noch eben. Doch jetzt ist endlic Ruhe - bis auf das Sirren der Reifen im Sand.

    www.buggyfahrschule.de 1

    Schutzausrstung ist beim Buggy-kiten Pflicht. Unten: Bei krftigem

    Wind ist der Einstieg ins dreirdrige Gefhrt gar nicht so einfach.

  • FRISCHER LOOK UND NEUE KRAFT Seit seinem Debt vor drei Jahren hat der BMW X3 noch immer eine Alleinstellung im Segment der hochwertigen, kleinen Sports Activity Vehicles (SAV). Seine Popularitt verdankt er seinen auer-gewhnlichen Handling- und Traktionseigenschaften und einer bei vergleichbaren Fahrzeugen unerreichten Fahrdynamik. Beides basiert in erster Linie auf dem intelligenten Allradantrieb xDrive und einer breiten Palette leistungsstarker Motoren. Mit der jetzt vorgestellten Modellberarbeitung verstrkt BMW diese Tugenden, ergnzt die Fahrdynamikregelung DSC und verschnert das Fahrzeug innen und auen. Man erkennt den neuen BMW X3 an seinen berwiegend in Wagenfarbe lackierten Stofngern und an den markanten Rck-leuchten mit LED-Lichttechnik. Auch der Innenraum berzeugt durch neue und hochwertige Materialien. Erstmals bei einem BMW Modell steht ein Dieselmotor an der Spit-ze der Modellpalette. Mit 286 PS und 580 Newtonmetern Drehmo-ment beschleunigt der aus dem BMW 535d bekannte und fr den X3 weiterentwickelte Motor mit Variable Twin Turbo Technologie den BMW X3 3.0sd in 6,6 Sekunden auf 100 Stundenkilometer. Dabei gelang den BMW Ingenieuren das Kunststck, die Leistung des ohnehin schon konkurrenzlosen Motors weiter zu erhhen und das Gewicht durch ein Aluminium-Kurbelgehuse gleichzeitig deutlich zu senken. Dieselalternativen sind der 3,0-Liter-Sechszylin-der mit 218 PS und ein 150 PS starker 2,0-Liter-Vierzylinder. Bei den Benzinmotoren (3,0- und 2,5-Liter-Sechszylinder, 2,0-Liter-Vierzylinder) stellt ebenfalls ein innovativer 3,0-Liter-Sechszy-linder-Reihenmotor im X3 3.0si die Leistungsspitze. Er verfgt wie die anderen Ottomotoren ber die variable Ventilsteuerung Valve-tronic und leistet 272 PS. Das permanente und vollvariable Allradsystem xDrive arbeitet in dem neuen BMW X3 noch prziser und dynamischer. Dafr haben die Ingenieure das System effizienter und schneller mit den Senso-ren der Fahrdynamikregelung DSC und der Motorsteuerung ver-netzt, um durch eine intelligente Verteilung der Antriebskrfte zwi-schen den beiden Achsen das Fahrverhalten weiter zu verbessern. Gleichzeitig erhlt DSC im neuen BMW X3 zustzliche Funktionen wie das automatische Trockenbremsen bei Nsse, das Voranlegen der Bremsbelge, wenn der Fahrer bei Notsituationen abrupt vom Gas geht, oder eine Haltefunktion fr das Anfahren am Berg.

    www.bmw.com/x3

  • T e x t : M i c h a e l S e i t z

    Stellen Sie sich vor, Sie fahren im dichten Stadtver-kehr von Tokio ber eine von mehreren bereinander liegenden Straen, oder Sie rollen in Los Angeles ber einen zwlfspurigen Highway. Der Verkehr ist dicht, Sie kennen sich nicht aus und folgen dem Navigations-system." Der BMW Ingenieur Gunnar Franz macht eine Pause, um ganz sicher zu sein, dass sein Zuhrer gedank-lich in der beschriebenen Situation angekommen ist. Was Sie jetzt brauchen, sind exakte und rechtzeitige Informationen direkt zum Geschehen - ohne jede Ablen-kung und vor allem ohne von der Strae wegzublicken."

    Seit Mitte der achtziger Jahre forscht BMW an einer spe-ziellen technischen Lsung fr den Einsatz im Automobil. Die bis dahin bekannten Systeme wurden hauptschlich zur Information von Piloten in Flugzeugen eingesetzt. Auch einige amerikanische Fahrzeughersteller starteten mit ersten Versuchen.

    Doch die Systeme zur Anzeige eines knstlichen Hori-zonts im Militrflugzeug oder die wenigen und schlecht ablesbaren Standardsymbole in den ersten Fahrzeugen entsprachen nicht den Anforderungen von BMW. Wegen der komplexen Grafiken unter anderem fr das Naviga-tionssystem brauchten wir die Mglichkeit, jedes beliebi-ge Bild zu projizieren. Das Bild sollte sehr hell und ausrei-chend gro sein. Zuletzt mussten wir ein empfindliches, optisches System in die enge Struktur unseres Armaturen-trgers integrieren", erlutert Gunnar Franz.

    Erst mit Hilfe neuer Erfindungen aus der Unterhal-tungselektronik, revolutionrer LED-Lichttechnik und vieler Detailforschungen gelang BMW die Lsung dieser schwierigen Aufgabe. Heute erzeugt das Head-Up Display in den Modellen der 5er Reihe, der 6er Reihe und im neu-en X5 jedes gewnschte Motiv und projiziert es optimal ablesbar ins Sichtfeld des Fahrers.

    Das eigentliche Bild entsteht dabei im Inneren des Armaturentrgers auf einem TFT-Display (Thin Film Transistor) mit 65000 Bildpunkten, das in hnlicher Form auch in der neuesten Generation von Mobiltelefo-nen oder Videokameras arbeitet. Dieses Bild wird von 128 Leuchtdioden extrem hell hinterleuchtet. Leuchtdioden arbeiten mit hohem Wirkungsgrad und erzeugen nur wenig Wrme. Ansonsten wrde es an dieser engen und kaum belfteten Stelle im Fahrzeug fr einige Bauteile im System und im Umkreis viel zu hei. Der Lichtstrahl der LEDs schickt das Bild anschlieend wie ein Diaprojektor auf eine Reise bis zur Windschutzscheibe. Dabei wird das Motiv ber vier Spiegel umgelenkt und etwa um das Sechsfache vergrert. Obwohl sich der Hinweis direkt in

    DER FAHRER ERHLT ALLE WICHTIGEN INFORMATIONEN, OHNE DEN BLICKVON DER STRASSE ZU NEHMEN.

    Gunnar Franz und sein Team haben das einzige Anzeige-system fr Automobile entwickelt, das diesen Anspruch erfllt. Mit dem BMW Head-Up Display sieht der Fahrer die Fahrspur vor sich und bekommt die wichtigsten Hin-weise wie Geschwindigkeit oder die Zeichen des Naviga-tionssystems eingeblendet.

    Die oben geschilderte Szene zeigt nicht nur den Nut-zen, sondern auch die Notwendigkeit des BMW Systems. Noch vor 15 Jahren htte ein Head-Up Display nur weni-ge Informationen wie Khlwassertemperatur oder Motordrehzahl ins Sichtfeld des Fahrers spiegeln knnen. Heute wetteifern immer mehr Symbole und Displays um die Aufmerksamkeit des Piloten. Gleichzeitig werden die Straen voller und die Technik anspruchsvoller. Hufig kann der Fahrer mit einem kurzen Blick auf die Instru-mente nicht schnell genug Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden. Die neuen Systeme zur Untersttzung des Fahrers wie Navigation oder Aktive Geschwindigkeits-regelung verlangen deshalb geradezu nach einer verbes-serten Darstellung.

    Neben der aktuellen Geschwindigkeit knnen im Head-Up Display Navigationshinweise, Meldungen der Check Control sowie die Anzeige der Aktiven Geschwindigkeitsregelung abgelesen werden. Links: Das BMW Head-Up Display im Querschnitt. 128 Leuchtdioden erzeugen einen hellen Lichtstrahl (1) und schicken ihn durch ein Display (2) mit 65000 Bildpunkten. Bis zu vier Spiegel (3) im Inneren leiten die dort gezeigte Grafik weiter. Durch eine transparente Abdeckung auf der Gehuseoberseite (4) gelangt das Bild auf die Frontscheibe.

    30 BMWMagazin

  • der Windschutzscheibe spiegelt, sieht der Fahrer durch eine raffinierte Optik das Bild in etwa zwei Meter Entfer-nung ber der Motorhaube schweben. Diesen Effekt schtzen besonders Vielfahrer, da das Auge nicht stndig zwischen der weiter entfernten Fahrbahn und den Instru-menten im Nahbereich fokussieren muss. Auf langen Strecken ermdet man dadurch deutlich weniger.

    Fr den Fahrer spielt es dabei keine Rolle, ob er pltz-lich in einen dunklen Tunnel fhrt oder durch eine Allee mit wechselndem Licht und Schatten. Ein Spezialsensor misst stets die Lichtverhltnisse in einigem Abstand vor dem Fahrzeug und reguliert automatisch in Millisekun-den die Helligkeit der Anzeige. Nur starkes Gegenlicht bei tiefstehender Sonne oder Gegenverkehr kann die Ables-barkeit beeintrchtigen. Damit mssen wir leben, es macht keinen Sinn, einen ohnehin geblendeten Fahrer noch strker durch ein noch helleres Display zu irritie-ren", sagt Gunnar Franz.

    Neben der Erforschung der gesamten Technik beschf-tigte das Entwicklungsteam vor allem die perfekte Inte-gration des Head-Up Display in die neu entwickelten Fahrzeuge. Bisher hatten weder Designer noch Ingenieure daran gedacht, die Frontscheibe als Projektionsflche zu nutzen. Diese muss fr das neue System so genau gearbei-

    tet sein, dass der Fahrer das Bild weder doppelt noch ver-zerrt wahrnimmt. Diffizil gestaltete sich auch die Integra-tion der Technik im Armaturentrger. Das Head-Up Sys-tem besitzt etwa die Gre eines Schuhkartons und fand im Armaturenbrett, das von Kabeln und Luftkanlen fr die Klimatisierung durchzogen ist, zunchst kaum Platz. Display und Spiegel konnte man jedoch nicht verkleinern.

    DAS BILD IST JEDERZEIT GUT LESBAR. SEINE HELLIGKEITREGELTSICH AUTOMATISCH.

    Sie bestimmen unmittelbar die Gre der Anzeige und den Bereich auf der Scheibe, innerhalb dessen der Fahrer das Display berhaupt sehen kann.

    Wegen des groen Erfolgs entwickeln die BMW Inge-nieure das System stndig weiter und planen den Einsatz in weiteren Baureihen, wie jetzt im neuen BMW X5. Erst-mals kann der Fahrer das Display an seine Krpergre und seine Sitzposition anpassen. Damit sich von Tokio bis Los Angeles wirklich jeder BMW Fahrer uneinge-schrnkt auf die Strae konzentrieren kann.

    32 BMW Magazin

  • Dummy Hybrid III verkrpert mit 1,75 Meter Gre und 78,2 Kilo Gewicht den Durch-schnittsmann. Er hat auch eine Frau, einen groen Bruder sowie drei Kinder im Alter von drei, sechs und zehn Jahren.

    T e x t : W o l f g a n g S c h n e i d e r F o t o s : R o b e r t F i s c h e r

    Regungslos sitzt er im Auto. Die blinden Augen geradeaus gerichtet, die stummen Lippen fest geschlossen, die Hnde locker am Lenkrad-kranz fixiert. Aufwndig haben die Techniker des Crashtestzentrums der BMW Group in Mnchen den Dummy in die richtige Position gebracht. Alles ist exakt vorgeschrieben: von der Stellung der Fe bis zum Abstand zwischen Kopf und Lenkrad. Nun wird Hybrid III noch geschminkt. Die feuchte Farbe wird markieren, wo sein Haupt den Airbag trifft. Es ist kurz vor 15 Uhr. Noch drei Minuten bis zum Start. Zu diesem Zeitpunkt hat Crashtest-Dummy Hybrid III das Schlimmste bereits hinter sich.

    Vor ein paar Tagen hatten ihn die Sicher-heitsingenieure fr einen Unfallsimulationsver-such angefordert, einen von rund 300 pro Jahr. Hybrid III war daraufhin aus dem Kreis seiner 80 Kollegen vom Aufenthaltsraum in die klima-tisierte Zone gebracht worden, denn selbst seine Krpertemperatur beim Test ist vorgegeben.

    Hybrid III ist die dritte Generation von Crashtest-Dummys, in den 70er Jahren ent-wickelt, seit 1995 bei BMW im Dienst und seit acht Jahren international das einzige zugelasse-ne Testgert fr den Frontalaufprall. In den

    meisten Fllen kommt Hybrid III in der Aus-fhrung Durchschnittsmann" mit 1,75 Meter Gre und 78,2 Kilogramm Gewicht zum Ein-satz. Herr Mustermann hat auch eine Frau (152 cm, 50 kg), einen groen Bruder (188 cm, 101,3 kg) und drei Kinder im Alter von drei, sechs und zehn Jahren. Eine ganze Familie, geschaffen nach dem menschlichen Vorbild, vollgestopft mit Hightech und ziemlich wert-voll: Ein komplett ausgestatteter Dummy kostet mehr als 100 000 Euro.

    Dummys sind sensibel. Das ist ihr Job. Ihre Sensoren messen beim Test pro Sekunde 10000 Werte: Krfte, Beschleunigungen, Verformun-gen ... Vor dem Einsatz wird geprft, ob der Dummy noch alle Sinne beisammen hat. Der Check-up ist eine gnadenlose Tortur.

    Nachdem Hybrid III sich mindestens einen Tag lang akklimatisiert hat, geht es ihm am frhen Morgen an den Kragen. Buchstblich. Der Kopf wird abgeschraubt und aus 38 Zenti-metern Hhe mit der Schdeldecke voraus auf eine Metallplatte fallen gelassen", erklrt Wer-ner Prachar, Leiter Versuchstechnik in der Fahr-zeugsicherheit. Das Genick prallt an einem Pen-

  • Ob gro oder klein - zum Einsatz wird der Dummy im

    Rollstuhl gefahren. Oben Mitte: Die verstellbaren

    Metallschablonen sind Teile eines Gertes zum Ein-

    messen der Dummyposition. Unteres Bild: Die Nerven-bahnen der Sensoren des

    Dummys sind in einem Kabel-baum gebndelt. Dieser

    quillt aus seinem Rcken und wird mit der Daten-

    erfassungsanlage im Test-wagen verbunden.

    del mit 7 Metern pro Sekunde gegen ein Hin-dernis. Ein 23,4 Kilo schwerer Metallzylinder kracht mit 6,7 Metern pro Sekunde auf seinen Brustkorb. Das entspricht einem Aufpralldruck von 600 Kilogramm, der seine Rippen rund sie-ben Zentimeter nach innen biegt. Sieben Zenti-meter Verformung ist der Grenzwert, den ein Mensch gerade noch berlebt. Anschlieend setzt es noch krftige Schlge auf seine Knie, die Fersen und die Fuballen.

    Untersucht wird bei dem Check, ob die Ist-Werte zum Beispiel der Elastizitt mit den gesetzlichen Soll-Vorgaben bereinstimmen. Die Untersuchungen dauern bis in den Nach-mittag. Alle Messwerte liegen im grnen Bereich. Wenn er knnte, wrde Hybrid III jetzt erleichtert aufatmen. Gegen die Folter des Checks ist der Crashtest mit wesentlich geringe-ren Belastungen nahezu eine Spazierfahrt.

    Um Hybrid IM ist es einsam geworden. Er ist fertig geschminkt und mit der Datenerfas-sungsanlage im Auto verkabelt. Die Techniker haben sich zurckgezogen. Pltzlich wird es gleiend hell. Batterien von Metalldampflam-

    pen flammen auf. Das knftige BMW Modell, noch streng geheim, setzt sich in Bewegung. 14 Kameras an der Strecke, am und im Auto haben Hybrid III im Visier. Er ist der Star des Augenblicks, umzingelt von Objektiven. Jede Kamera macht 1000 Aufnahmen pro Sekunde.

    Mit 50 km/h knallt das Auto in die Barriere. Nach 30 Millisekunden blht sich der Airbag auf. Nach 40 ms fliegt Hybrid III nach vorne. Nach 50 ms landet sein Kopf im Airbag. Nach 180 ms prallt der Wagen von der Barriere zu-rck. Nach 200 ms - der Dauer eines Wimpern-schlags - ist alles Wesentliche des Crashs vorbei.

    Nach einer ersten Begutachtung wird der Dummy vorsichtig aus dem Auto gehoben. Im Rollstuhl geht es zurck in die Untersuchungs-abteilung. Die Diagnose am spten Nachmittag ergibt: Hybrid III ist unverletzt. Morgen kann er wieder zu seinen Kollegen - ab in den Warte-saal bis zum nchsten Test.

    Die Zahl der bei Unfllen getteten Auto-insassen ist in Deutschland seit 1980 um etwa die Hlfte gesunken. Nicht zuletzt, weil der so geduldige Hybrid III fr die Menschen immer wieder seinen Kopf hinhlt.

  • Von hinten schiet ein Sportmotorrad schrg in die Kurve. Der Motor pfeift und schreit schrill beim Herausbeschleunigen aus der Gooseneck genannten Bergauf-Rechts. Das Vorderrad hebt ab. Die Landstrae ist die Bhne. Es ist TT-Zeit auf der Isle of Man, dem Eiland zwischen England und Irland. Tourist Trophy Nummer 99, das legendre Straenrennen. Eines aus der alten Zeit, fr Helden und fr mehrere zehntausend Besucher. Und 2007 wird die Tourist Trophy tat-schlich 100.

    Anfang Juni gasen zwei Wochen lang Rennmotorrder mit einem Durchschnittstempo von etwa 200 km/h ber die Insel. Sieger werden hier nach alter Manier unsterblich, Helden sind noch echte Helden. Trotzdem hat die TT nach auen ein eher garstiges Image, weil Unflle oft nicht gut ausgehen. Und dann gibt es noch diesen einen Sonntag, den Mad Sunday. An diesem Tag wird ein Teil der Strecke, der Moun-tain Course, wie an Renntagen zur Einbahnstrae abgesperrt, aber drauf darf dann jeder. Jeder, der will und was zum Fahren hat. Die Ver-kehrsregeln sind, sagen wir mal, offiziell frei interpretierbar. Alles in allem", sagt ein Besucher, sind die TT-Tage unbeschreiblich."

    Der 61 Kilometer lange Rundkurs der Capital of Road Race" fhrt rechtsherum ber die Insel. Start und Ziel ist in Douglas. Da geht es die Hauptstrae runter, ber die Kreuzung, an der Tankstelle vorbei und raus. Dutzende knifflige Ecken in beschaulichen Ortschaften folgen. Ab Ramsey geht es hoch in die schnellen Berge. Es ist der Mountain Course, und der vertrgt ein Durchschnittstempo von ber 200 km/h oder 124 Meilen.

    Notdrftig sind manche Gartenmauern mit Strohballen abgepolstert, Straenlaternen umwickelt, und auch an den alten, roten Telefonhus-chen wird prventiver Denkmalschutz betrieben. Saftig steht das Gras am Straenrand. Bordsteine dienen als Streckenbegrenzung, sind in Schwarz und Wei angepinselt - das ganze Jahr ber, auch wenn kein Rennen ist, wenn die Insel ruhig im Kanal liegt, nur ein paar Schafe blken, Banker gerne die Vorteile der sehr niedrigen Steuerstze nut-zen und William Christian auf der Brcke von Sulby steht. Sulby Bridge ist eine schnelle Rechtskurve, ein groer gelber Pfeil zeigt das deutlich an. Gleich danach kommt die Brcke, unter der gerade zwei Enten Liebe machen. Der 82-jhrige William zeigt grinsend drauf. Der alte Mann erzhlt in kaum verstndlichem Dialekt (man wei nicht, ob es das Keltische oder nur sein Alter ist), dass er 20 Jahre Marshal" bei den Motorradrennen war - freiwilliger Streckenposten, einer von mehr als 1300 unverzichtbaren Helfern aus ganz Europa. William hat eine Plakette in die Brcke gemauert, die seine groe Zeit dokumen-tiert. Mittlerweile sind alle von Geburt an daran gewhnt, dass wh-rend der TT Rennfahrer fnf Meter vor ihren Fenstern mit ber 270 Sachen die Gardinen zum Zittern bringen. Keiner kennt es anders."

    Es ist Samstag, und das erste Rennen luft. Die Naturtribne an der Braddon Bridge ist gefllt. Die Sitzbnke sind charmant morsch, teils gebrochen, manche neu. Giovanni aus Italien ist fasziniert. Er ist zum ersten Mal dabei. Unbelievable" findet er das alles und nippt an seiner Dose Bitter. Er und ein paar Kumpels sind von Rom aus auf die

  • Insel gefahren, in fnf Tagen, alles Landstrae. Durch die Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien und dann mit der Fhre nach Eng-land, wieder bers Wasser auf die Insel. Silvio holt vom Hot food and drinks"-Stand Burger und Hotdogs mit Zwiebeln. Rennfahrer John McGuinness fliegt auf seiner Honda vorbei, knieschleifend.

    Er beherrscht die Szene seit Jahren. Fast wie damals der bei einem Straenrennen in Estland verunglckte Joey Dunlop, der ungeschla-gen mit 26 TT-Siegen die Heldenliste anfhrt. McGuinness hat immerhin schon acht Siege in der Tasche. Elegant gibt er Gas. Er liegt in der sechsten, der letzten Runde fast dreiig Sekunden vor seinem Konkurrenten lan Lougher. Mit Zentimeterabstand jagt McGuinness an den Huserwnden vorbei. Er brennt einen neuen Rundenrekord von fast 130 Meilen auf den Asphalt und gewinnt. Zieht den Helm ab, grinst und ksst total verschwitzt seine Frau. Sein Sohn sitzt vorn auf dem Tank und biegt stolz die Daumen nach oben.

    Nach dem Mittagessen im Sulby Glen Hotel ist Training der Seiten-wagen. Wir stehen mit ein paar hundert Zuschauern am Ende der langen Geraden nach Greeba Bridge. Die hart angebremste Rechtskur-ve heit Ballacraine. Hier wohnt Rachel Kelly mit ihrer sechskpfigen Familie. Sie haben sich eine kleine Tribne in den Vorgarten gestellt. Freunde sind zu Besuch, stehen oben mit einem Glas Gin in der Hand, barfu, sind entspannt. Die Kinder springen auf dem Trampolin im Garten herum, es ist ein Fest. Das Drumherum mag ich so sehr", sagt Rachel, die hier im Haus geboren ist. Ich liebe die Atmosphre." Die Rennen dagegen findet sie langweilig. Rennsport interessiert mich halt nicht." Ihre Sommersprossen lcheln, ihre Jngste kurbelt auf dem Dreirad vorbei. Ziemlich schnell.

    Die Seitenwagen schieen zwischen den lichtdurchfluteten Bu-men heran, hoppeln ber die Bodenwellen, der Schmiermaxe, wie man den Beifahrer im Seitenwagen nennt, schmeit sich kurz vor dem Einlenkpunkt Richtung Kurvenmitte der Fliehkraft entgegen. Nur Millimeter hngt er ungesichert ber dem Asphalt. BMW hatte da mal groe Zeiten", meint ein BMW fahrender Franzose neben mir pltzlich. Bis in die Siebziger haben sie die Gespannrennen be-herrscht", glaubt er sich zu erinnern. Christophe, so heit der Franzose mit dem I survived mad sunday 2004"-T-Shirt, hat Recht. Von 1955 bis 1974 hat BMW nur ein Rennen der 500er-Klasse nicht gewonnen.

    Abends spiegelt sich postkartengleich die Sonne im Meer vor Douglas. An der Promenade stehen Tausende Motorrder aufgereiht. Auf einer kleinen blauen Bank sitzen Rainer und Ingrid aus Coburg.

    ALLE SIND DARAN GEWOHNT, DASS RENNFAHRER MIT BER 270 SACHEN DIE GARDINEN ZUM ZITTERN BRINGEN."

  • Sie feiern ihre Silberhochzeit. Helden wie Dunlop und McGuinness", sagt Rainer, haben mich schon vor dreiig Jahren begeistert." Nur leider habe das Kleingeld fr eine TT-Reise nie gestimmt. Jetzt sind sie mit ihrer Hayabusa hierher gefahren. Endlich", lacht Ingrid.

    Weiter vorne stehen Chris, Ian und Stringer in Sam's Pub an der Ecke. Die drei Englnder haben das Glck, trotz des Andrangs recht schnell noch mal an drei dieser strongest ales" zu kommen. Sie sind aus London und das erste Mal hier. Auch bei ihnen heit es ... end-lich. Wir haben zehn Jahre von einem TT-Besuch getrumt." Doch bisher haben sie Kinder aufgezogen, mit der Frau das Heim aufgebaut, Verantwortung im Leben bernommen. Fast spontan packten sie die-ses Jahr ihre 170-PS-Bikes in den Transporter, Ian hat die Lachgasanla-ge an seiner Fireblade nachgefllt, und sind losgefahren. Ihre Augen glnzen, weniger vom Bitter als von der Erinnerung an heute Morgen. Da sind sie schon die Strecke abgefahren. The best road of the world."

    Am Morgen des Mad Sunday steht Jan Goeman an der Tankstelle in Ramsey. Seine BMW von 1991 hat er selbst aufgebaut. Vorbild war die Rennmaschine von Helmut Dhne. Der deutsche Rennfahrer hat 1976 mit seinem Fahrerkollegen Hans-Otto Butenuth unter den Pro-duction-Racern in der 1000er-Klasse gewonnen. Auf einer Schallplat-tenhlle habe ich ein Bild von der Maschine gesehen und wusste: Wenn schon BMW, dann die. Sie sah einfach toll aus", sagt Jan, setzt sich auf den stylischen Boxer und braust los, in schwarzem Leder.

    Bevor heute an diesem besonderen, jetzt noch ruhigen Sonntag die Strecke abgesperrt wird, brummt Jan aus Deutschland noch durch ein paar Kurven im Hinterland der Insel, fernab der Rennstrecke. Hgelig, geschwungen ziehen sich die Strchen zwischen den Steinmauern fast kitschig durch die Landschaft. Nur der typische Sound von Jans Flattwin hngt noch eine Weile in der Luft, dann verhallt er. Der Wind zieht khlend an diesem warmen Frhlingstag umher. Rauschen, Stille.

    Vor dir grasen Khe, Vgel zwitschern beschaulich, und neben dran schieen Rennfahrer mit brachialen 280 km/h ber Bodenwellen zwischen Vorgrten entlang", sagt Paul, ein megaschneller GS Adven-ture-Fahrer aus Preston, England. Mehr Gegensatz geht nicht." Es ist fast 1 p.m., und gleich wird die Strecke geffnet. Aber jetzt fahren wir erst mal selber - es ist Maaaaaad Sunday", schreit Paul lang gezogen, so wie ein Boxmoderator, sitzt auf, startet den Motor und rollt an.

    Wir folgen ihm, raus aus Ramsey. Ein paar Plastikpoller verengen die Strae, Gas geben geht innerhalb der Ortschaft noch nicht. Gelb markierte Polizisten passen auf. Vor uns ist die Ramsey Hairpin. Paul schaltet einen Gang runter. Klar, was er vorhat. Fast setzen die Furas-ten in der engen Links auf. Paul geht hart ans Gas. Wir jagen den Hgel hoch. Es klingt irre. Es ist Mad Sunday. Lasst uns mad sein.

    Alles ist unterwegs auf der Strecke. Rennmaschinen, Rennautos, zwei Reisemobile, Racer und Schnarchnasen, die sich verirrt haben. Jan jagt auf seiner BMW die Meute von Sportmotorradfahrern auf Suzuki GSXR, Yamaha Rl, Honda Fireblade, Kawasaki ZXR. 10000 Maschinen sollen auf die Insel gekommen sein. Jan ist das egal, er legt sich wie Dhne in die Kurven, im klassischen Stil, ohne Knie am Boden, er bleibt aufrecht sitzen und ist schnell. Oben, wenn er den ganz schnellen Kurvenkombinationen folgt, durch Mountain Mile, Black Hut, Verandah, da wird er natrlich berholt, wegen des hhe-ren Topspeeds der Sportler. Wer mehr Spa hat, sagt er, sei fraglich.

    Hunderte, Tausende gasen am Mad Sunday ber den zur Einbahn-strae gemachten Streckenabschnitt zwischen Ramsey und Douglas, links an Kate's Cottage vorbei, an der Tribne von Creg-ny-Baa, wo Hunderte in der Sonne liegen und feiern, durch die superschnelle Rechts von Hillberry. Sie sind Helden. Es ist die Freiheit, die zhlt. Der Schub nach vorne, die Dynamik, der Sport. Isle of Man bedeutet los-lassen. Aber alles in allem, muss man sagen, ist die TT vor allem eines: unbeschreiblich, www.iomtt.com I www.bmw-motorrad.com

    Biker-Treffpunkt Bungalow: Fr spektakulre Schrglagen gibt es auch schon mal Applaus. Oben:

    Radarkontrolle auerhalb der Rennstrecke.

  • Doppelkegel und Dach der BMW Welt, das von nur zwlf Sttzen getragen wird (bei diesem Modell sind davon fnf zu sehen). Rechts: Modell der BMW Welt in einer Nachtnsicht.

    Die Sonne scheint auf die silberne Fassade der BMW Zentrale, der Himmel ber Mnchen ist strahlend blau. Nur eine Wolke ist zu sehen, aber die ist aus Stahl. Scheinbar schwerelos und federleicht schwebt sie ber einem Grundstck zwischen Konzernzentrale und Olympiastadion, einzig von mehreren Sttzen auf dem Boden gehalten. An ihrem Rand ruht ein Wirbel aus Glas und Stahl - ein Doppelkegel, der das Spiel aus Kraft, Dyna-mik und Leichtigkeit trgt und beherrscht.

    Davor steht der Architekt. Wolf D. Prix, der Grnder des weltweit bekannten Wiener Bros Coop Himmeib(l)au, trgt einen gelben Bauar-beiterhelm - schlielich ist sein Gebude nicht so schwerelos, wie es wirkt. Alleine die Stahlkonstruktion des Daches wiegt mehr als 3000 Tonnen. Krne heben Pfosten ber Prix hinweg. Funken sprhen, whrend ein Arbeiter Kanten schleift und mit seinen fast 300 Kollegen das einmalige Gebude errichtet - die neue BMW Welt.

    Als Erlebnis- und Auslieferungszentrum fr BMW Automobile konzi-piert, wird sie das Portal zur Marke BMW sein. Jedes Auto, das die Kunden dort abholen, wird darin zelebriert, und mit ihm die ganze Marke. Auf einer Strae der Mobilitt" erleben Besucher die gesamte Modell-palette und Technologien wie den Wasserstoffantrieb. Es gibt einen JuniorCampus", wo Kinder und Jugendliche alles rund um das Thema Mobilitt erfahren knnen. Mehrere Restaurants laden zum Verweilen ein, ein Veranstaltungsforum bietet Rumlichkeiten fr Meetings aller Art: Vom dezenten Kamingesprch bis zum internationalen Kongress ist nahezu alles mglich.

    Die Schritte im Doppelkegel hallen. Die BMW Welt ist eine Mischung aus Theater und Markthalle", sagt Prix. Das lsst sich am besten von oben sehen. Dort, auf einem groen Podest, werden bis zu 250 Kunden am Tag ihr neues Automobil erhalten, das mit einem Aufzug aus der Tiefe aufstei-gen wird wie ein Popstar. Dynamik und Leichtigkeit, die von der Fassade

    LUFTIG, LEICHT, LEBENDIG

    Wenn im Frhjahr 2007 die BMW Welt ffnet, werden jhr-lich bis zu 850 000 Besucher erwartet. Kunden holen hier ihren Neuwagen ab, Besucher flanieren in Ausstellungen, hren Konzerte oder speisen in Restaurants. Neben dem benachbarten Olympiastadion und der neuen Superarena im Mnchner Norden soll die BMW Welt fortan zu den Munich Big Three" zhlen, den drei groen Touristen-attraktionen. Dabei wird die BMW Welt einen vergleichs-weise geringen Energieverbrauch haben. So sorgt neben der Klimatisierung das luftdurchlssige Dach fr angeneh-me Temperaturen. Flexible Wandelemente helfen bei der natrlichen Lftung. Zum Gesamtkonzept zhlen auch Fh-rungen durch das benachbarte BMW Werk und Besuche in dem komplett sanierten und erweiterten BMW Museum, das im Sommer 2007 wieder erffnet wird. Die BMW Group investiert dafr mehr als 100 Millionen Euro.

  • In einer Skizze auf einfache Formen reduziert: BMW Welt mit Doppelkegel, BMW Museum und BMW Hochhaus (rechts). Unten: Blick aus der Halle in Richtung Haupt-eingang Sd. Man erkennt im Rohbau bereits die Innen-brcke und den Doppelkegel.

    heim-Museum mehr oder weniger einer klassischen Box, wie andere Huser auch. Architekt Wolf D. Prix dagegen entwarf mit der BMW Welt ein Gebude, das die uere Dynamik auch innen fortsetzt. Das sorgt bereits vor der Erffnung im Frhjahr 2007 fr Aufsehen. Der Bau gehrt zum Erstaunlichsten, was die Avantgardearchitektur derzeit zu bieten hat", schreibt das deutsche Manager Magazin. Die BMW Welt sei waghalsig und poetisch".

    Damit ist Prix bei einem weit gesteckten Ziel angekom-men. Als er 1968 mit Helmut Swiczinsky in Wien die Archi-tekturgruppe Coop Himmelb(l)au grndete, war schon der Name ein Pldoyer gegen starre Bauten und fr wolken-leichte Bewegung von Architektur. Mit gewagten Entwrfen wollte Prix die Welt verndern. Doch sie lieen sich statisch kaum berechnen. Heute hat das Bro 120 Mitarbeiter, die in sieben Teams Projekte in aller Welt bauen: in Lyon das Musee des Confluences, im mexikanischen Guadalajara ein Shopping-Zentrum, in Frankfurt am Main den knftigen Hauptsitz der Europischen Zentralbank.

    Dass Prix so erfolgreich seine Entwrfe umsetzen konn-te, hat er auch einer Entdeckung zu verdanken, die er Mitte der 80er Jahre machte. In der Zeitung las er die Meldung, dass eine Firma in Los Angeles den Kopf der Nofretete am Computer abbilden knne. Die kalifornischen Tftler nahmen dazu einen beweglichen Space-Arm" mit einem Laserstrahl an der Spitze. Damit gingen sie Punkt fr Punkt ber Nofretetes Kopf. Schon erschien auf dem Bildschirm ihr Abbild. Prix war fasziniert, flog sofort nach Amerika und schaute sich das Projekt an. Diese Idee haben wir in die Architektur geholt", sagt Prix heute.

    Seitdem baut sein Team jeden Entwurf fr ein Gebude zunchst in kleinem Mastab als Modell nach und tastet es spter mit dem Space-Arm" ab. Schon knnen die Archi-tekten den Entwurf am Computer bearbeiten.

    In der Tiefe der BMW Welt ist es khl. Unter der Erde taucht ein riesiger Scheinwerfer eine Halle in gleiendes Licht. Hier liegt das Herz des Gebudes, sein Zentrum. Die mehrstckigen Schchte links und rechts des Mittelgangs sind leer. Im nchsten Jahr werden in dieser unterirdischen Garage die neuesten Fahrzeuge von BMW bis zur Abholung durch die Kufer zwischengelagert.

    Architekt Prix geht die Treppe hinauf und tritt durch die Fassade wieder ins Sonnenlicht. Der Blick fllt auf das BMW Museum, das ber einen Steg mit der BMW Welt ver-bunden ist. Drinnen wird ebenfalls gebaut. Zusammen mit der soeben renovierten Konzernzentrale bilden die Gebude eine unverwechselbare Einheit. Der silbern glnzende soge-nannte Vierzylinder" ist in hnlich revolutionrer Technik entstanden wie die BMW Welt. Die einzelnen Etagen wur-den am Boden zusammengefgt und dann hydraulisch nach oben gepresst. Architekt war Karl Schwanzer, Designprofes-sor von Wolf D. Prix. Damals, 1972, machte der Neubau Furore wie heute die BMW Welt.

    Mit der BMW Welt konnten wir zum ersten Mal unsere Idee umsetzen, die wir hatten, als wir uns Coop Himmelb(l)au nannten", sagt Mitbegrnder Prix. Ein Gebude, so leicht und vernderbar wie eine Wolke, mg-lich geworden durch den Computer, inspiriert durch Ideen von Luft und Freiheit. www.bmw-welt.com .

    ausgehen, setzen sich innen fort. Die Decke wlbt sich wie eine leichte Kumulus-wolke, Wege schweben durch den Raum, Wnde ffnen und dehnen sich und verschwinden manchmal ganz, wenn fr eine Feier im Auditorium des Veran-staltungsforums mehr Platz gebraucht wird. Der ganze Baukrper ist in Bewe-gung. Wir entwerfen Gebude, die so dynamisch wirken wie ein BMW", sagt der Architekt.

    Ohne neueste Computersoftware wre das nicht mglich. Allein das wogende Dach zu berechnen und es spter von den 150 provisorischen Sttzpunkten auf die endgltigen zwlf Pfeiler absenken zu knnen, wre mit konventioneller Berechnung nicht machbar gewesen. Erst durch Computer Aided Design, kurz CAD, lassen sich derart komplexe Bauvorhaben realisieren. Mit der Software knnen Entwickler am Computer nicht nur zeichnen und gestalten, sondern auch Belastungen und Effekte wie den Lichteinfall simulieren.

    Der CAD-Siegeszug begann Ende der sechziger Jahre. Der franzsische Flug-zeughersteller Avions Marcel Dassault entwarf fr den Bau seiner Maschinen das Programm CATIA, das bis heute in erweiterter Form genutzt wird. CAD vern-derte das gesamte Design, auch im Fahrzeugbau. Wenn Ingenieure und Designer heute ein neues Auto entwickeln, geht nichts mehr ohne dreidimensionales CAD, ob in der Motorenentwicklung oder der Innenraumgestaltung. Das gilt auch fr die Produktion. Bevor die aktuelle BMW 7er Reihe auf den Markt kam, setzten die Fachleute ROBCAD ein. Das grafische 3-D-Softwaretool machte durch seine virtuelle Simulation der Fertigungsprozesse einen reibungslosen Ablauf mglich - von der Konstruktion bis zur Fertigung.

    Auch die Architektur wurde durch CAD von Grund auf verndert. Ein Mitar-beiter von Architekt Frank O. Gehry entdeckte Ende der 80er Jahre die Flugzeug-bau-Software CATIA - und machte sie fr den Entwurf eines vllig neuartigen Gebudes nutzbar. Mit Hilfe von CAD schuf Gehry das Guggenheim-Museum in Bilbao. Durch die geschwungene Metallfassade wurde das Gebude weltberhmt. Doch hinter der Fassade blieb es konventionell. Innen entspricht das Guggen-

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  • T e x t : J u l i a G r o s s e

    Rankin gehrt zu jenen Menschen, in deren Wortschatz bestimmte Begriffe selten auftauchen. Urlaub" zum Beispiel oder Freizeit" und Ausschlafen". Er ist einer, dessen Tag um fnf in der Frh mit E-Mails beginnt und der Atlantikflge als Kurzurlaube sieht, weil er da in Ruhe lesen kann, ohne dass alle fnf Minuten sein Handy klingelt.

    Der britische Starfotograf empfindet seine Arbeit dennoch nicht als Stress. Er braucht dieses permanente Tempo, das Rasen auf der berholspur, mit dem er die Welt in seinen subtilen Glamour hllt. Der internationale Jet Set liegt ihm zu Fen. Heidi Klum setzte sich

    freiwillig alberne Hasenohren auf, Bjrk verschluckte sich vor Rankins Kamera am eigenen Haar und Geigenvirtuose Nigel Kennedy zwngte sich in altmodische Frauenkleider. Rankins Bildbnde sind ein endlo-ses Panoptikum der Highsociety. Madonna posierte fr ihn, Eminem, Tony Blair, Kate Moss, selbst die Queen. Seine launigen Portraits erscheinen in Harper's Bazaar oder in seiner eigenen Trendfibel Dazed & Confused, die er als Student grndete. Das Magazin verbindet Ele-ganz mit Underground-Kultur, ist provozierend und selbstironisch zugleich. Es waren die frhen Neunziger, und Dazed & Confused befand sich mit Lifestyle-Ikonen wie Face und i-D in einschchternder Konkurrenz. Doch Rankin mangelte es noch nie an Selbstbewusstsein. Vielleicht, weil sich der 40-Jhrige stets auf sein Gespr verlassen konnte, zur richtigen Zeit die richtigen Ideen zu haben. So wurde Face irgendwann eingestellt, Dazed & Confused aber liegt bis heute in den Empfangsbereichen groer Werbeagenturen, die den Kunden vermit-teln wollen, dass sie etwas von cooler Subkultur verstehen.

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    BMW Magazin 67

  • Wer deshalb glaubt, im Studio von Rankin bekme man von schicken Sekretrinnen auf weien Ledersofas Espresso serviert, hat den Starfo-tografen nicht verstanden. Denn bei Rankin hat das Schne einen doppelten Boden, einen dunklen Dreh. Vielleicht ist es auch das, was an seinen Bildern so fesselt, denn Prominente sieht man auch auf Fotos von Anni Leibowitz und David LaChapelle. Doch Rankin gelingt es, aus den Ikonen der Popkultur immer ein bisschen mehr an Menschlichkeit herauszukitzeln, sie in ihren raren persnlichen Momenten ganz nah an uns heranzuholen. Bei ihm verzieht Madonna angestrengt das Gesicht, steckt Macy Gray in einem klobigen Raum-fahrtanzug, und hlt Thom Yorke, Frontmann von Radiohead, seine gelben Zhne peinlich nah an die Kamera.

    hnlich unretuschiert sieht es auch in Rankins Studio aus. Durch eine Einfahrt gelangt man zu einem schlecht beleuchteten Flur, der in das groe Bro fhrt. Die ehemalige Lagerhalle funktioniert wie ein Kraftwerk, alles luft permanent auf Hchsttouren. Hier entstehen mit Hilfe der 70 Angestellten Rankins Bcher, Bildbnde, Werbespots und neben Dazed & Confused auch die Hochglanz-Fashionbibel Another Magazine. Man stolpert schon einmal ber ein Skateboard, und auf einem langen Tisch, um den sich alte Ledersofas gruppieren, stehen frische Blumen, gesunde Sfte und Avocado-Sandwichs. Keiner ist lter als Mitte Dreiig, vorne hrt jemand Kraftwerk, im groen Nebenraum werden auf Diafilmen Modeaufnahmen gesichtet.

    Rankin liebt die Gleichzeitigkeit. Ein bisschen ist es so, wie er es bei Andy Warhols Factory in New York immer bewundert hatte. Wie sein Vorbild streift der untersetzte Brite in seiner immergleichen Uniform aus T-Shirt und Jeans durch die Rume, wirft hier einen Blick auf ein Layout oder zeichnet dort eine Lieferung ab, bevor er wieder am Tele-fon hngt und wissen will, wann Gisele Bndchen nun fr das Shoo-ting Zeit hat. Gerade hat er seinen ersten 90-mintigen Spielfilm gedreht, finanziert von dem italienischen Label Meltin' Pot. Das eigentlich Faszinierende an The Lives ofthe Saints, einem dsteren Film ber Londons Norden, ist dessen Entstehung. Denn anders als sonst ging kein Produzent mit einem Skript auf die Suche nach Regis-seur und Schauspielern. Rankin hatte einfach Lust, einen langen Film zu machen. Und suchte sich alles, was er dazu brauchte, zusammen. Erst die Finanzierung, dann die Schauspieler, ganz zum Schluss das Drehbuch. Damit drehte er das bliche Produktionsprinzip selbst-bewusst um: Die Dinge dauern mir oft zu lang! Deswegen nehme ich sie selbst in die Hand."

    Doch funktioniert diese Entschlossenheit auch, wenn man die Queen zum Lcheln bringen will, wie ein 18-jhriges Mdchen am Tag ihres Abschlussballs? Das war nicht leicht. Ich hatte nur drei Minuten. Pltzlich lste sich etwas von meiner Kamera und da hat sie angefan-gen zu grinsen. In diesem Moment wusste ich, wie ich sie auf dem Bild sehen wollte." Unvergessen bleibt auch der Moment, in dem Modeza-rin Vivian Westwood eine ihrer launigen Grimassen schnitt. Rankin drckte ab und fror diese wunderbare Pose zu einem ihrer bekanntes-ten Portrts ein. Ein Bild bekommt Zauber, wenn du dich auf dein Gegenber konzentrierst und ehrliches Interesse zeigst. Das gilt fr ein Auto wie fr ein Topmodel."

    Schnheiten hatte Rankin schon sehr viele vor der Linse. Doch da ihm, der sich selbst wei, fett und hsslich nennt, an der Perfektion von Claudia, Gisele und Kate manchmal die Ecken fehlen, fotografier-te er neben 90-60-90-Maen immer auch die Normalitt. In seinem bekannten Bildband Nudes sieht man Menschen mit bergewicht und fettiger Haut. Mit seinen berhmten Aufnahmen alltglicher Frauen in Unterwsche, mit flligen Schenkeln, flachen Pos und entzckendem Lcheln fr die Kampagne der Kosmetikmarke Dove beeinflusste er krzlich nicht nur die Diskussionen in den Frauenmagazinen. Wochenlang wurden selbst in den Feuilletons leidenschaftliche Debat-ten ber Schnheit gefhrt.

    Fr Rankin ist das ein Triumph. Momente, wenn er es trotz Luxus-leben und 5-Sterne-Suiten immer noch schafft, kritisch in das System einzugreifen. Es ist kurz vor fnf, Rankin lsst sich von seiner Assisten-tin einen trockenen Weiwein bringen und steht mit Glas in der rech-ten und Zigarillo in der linken Hand regungslos in einem Meer von Fotos. Es ist ein besonderer Fall, dem Rankin bald ein komplettes Buch widmen wird. Die zierliche, blonde Frau, die mal verlegen schmollt, mal ernst in die Kamera schaut oder vertraut zwinkert, ist seine Lebensgefhrtin Tuuli. Im Grunde ist es ein langer, fotografierter Lie-besbrief." Der Bildband Tuuli Tastic wird erst im November erschei-nen, doch Rankin sitzt bereits wieder an neuen Projekten. Ich stecke in den Vorbereitungen zu einem zweiten Film, und ein paar Ausstel-lungen meiner Arbeiten stehen auch noch an."

    Doch gibt es selbst fr Rankin Momente, in denen er sich fragt, wie lange er dieses Tempo, dieses Leben auf der berholspur noch beibe-halten kann. Vielleicht werde ich als alter Herr nur noch Landschaf-ten fotografieren, oder Nackte. Die Kamera werde ich wohl nie wegle-gen." In sptestens zehn Jahren hat er wahrscheinlich ohnehin jeden Prominenten von New York bis Nairobi vor seiner Linse gehabt. Eigentlich gibt es nur eine Person, die ihn wirklich faszinieren wrde. Gott", sagt er lchelnd und mit einer Selbstverstndlichkeit, als spr-che er von einer machbaren Option. Ich wrde ihn ganz ungeknstelt und ohne Pose aufnehmen. Direkt und frontal." Rankin ist berhmt dafr, dass er kein Nein akzeptieren kann, denn alles ist mglich, wenn man es nur will. In diesem speziellen Falle knnte es allerdings etwas schwierig werden. www.rankin.co.uk

    RANKIN, 1966 unter dem brgerlichen Namen John Rankin Waddell in Glasgow geboren, wollte eigentlich Steuerberater werden, bevor er sich entschied, Fotografie am London College of Printing zu studieren. Heute ist sein kurzer, einprgsamer Name ein Synonym fr coolen Glamour. Von Madonna und Kate Moss bis zu Tony Blair - seine Models lassen sich alle zu ungewhnlichen Posen und verblffender Offenheit verleiten. Fr BMW fotografierte er jngst den neuen Z4. Unzhlige Fotobnde hat er her-ausgebracht und im Juni seinen ersten 90-Minuten-Spielfilm gedreht. Ihn selbst sieht man allerdings selten vor der Kamera: Ich bin nicht gerade sonderlich interessant anzuschauen."

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  • ZEIT

    FR EIN WENIG

    ACTION" James Bond ist als jugendlicher Held Alex Rider zurck. In seinem ersten Filmabenteuer Storm-

    breaker trickst er einen verrckten Bsewicht aus. Dabei gehen auch einige BMW zu Bruch.

    T e x t : H e l g e H o p p

    Wenn es morgens um drei klingelt, gibt es immer schlechte Nachrichten." So beginnt Anthony Horowitz' Roman Stormbreaker, und die dstere Ahnung wird rasch zur bitteren Gewissheit. Denn Ian Rider, sorgeberechtigter Onkel des 14-jhrigen Waisenkindes Alex, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. So die offizielle Version des angeblichen Arbeitgebers, der Royal & General Bank. Weil aber Alex Rider kein Junge ist, der sich mit solch simplen Lgen abspeisen lsst, stt der clevere Teenie bald auf die Wahrheit: Sein Onkel arbei-tete fr den britischen Geheimdienst MI6 - und wurde ermordet.

    Auf den Gedanken, in Onkels Fustapfen zu treten, kommt Alex, der talentierte Kampfsportler, Bergsteiger und Sporttaucher, freilich nicht selbst. Doch Ians Chef Alan Blunt, Leiter der Abteilung fr Spezi-aloperationen und ein professionell humorloser Knochen, setzt ihn gehrig unter Druck. So wird aus dem Jungen an der Schwelle zum Erwachsenen ein Spion im Dienste Ihrer Majestt, der zwar nicht gleich die ganze Welt retten muss, aber immerhin Millionen von briti-schen Schlern. Denn Alex, als harmloser Gewinner eines Preisaus-schreibens in die Firmenzentrale eines finsteren Schurken einge-schleust, macht eine bse Entdeckung: Der vermeintliche Wohltter Sayle, der jeder Schule des Landes einen neuen Computer schenken will, plant einen veritablen Massenmord. Dass ausgerechnet ein Halb-wchsiger ihn nicht nur vernichtend im Snooker schlgt, sondern auch das geplante Verbrechen vereitelt, htte sich der grenwahnsin-nige Softwaremogul auch nicht trumen lassen ...

    Vor sechs Jahren erschien Stormbreaker, Alex' erstes Abenteuer, und die Times lobte: Freuen Sie sich auf Actionszenen, so rasant wie im Kino." Genau dort werden sie nun zu sehen sein, denn Alex' Debt wurde unter der Regie von Geoffrey Sax (White Noise) fr knapp 50 Millionen Euro verfilmt. Die Besetzung ist erstklassig: Mickey Rourke spielt grandios den Finsterling Sayle, Andy Serkis dessen verunstalte-ten Adlatus Grin, Damian Lewis ist der wortkarge Killer Yassen Grego-rovich, und Alicia Silverstone bezaubert als Jack Starbright, Alex' so kumpelhafte wie attraktive Haushlterin. Dazu adeln Kurzauftritte weiterer Stars wie Ewan McGregor als Onkel Ian, Robbie Coltrane als Premierminister und Stephen Fry, der den Part des MI6-Technikex-perten Smithers als feine Hommage an den Tftler Q aus den Bond-

  • BMW im Sondereinsatz fr Stormbreaker. Z4 Roadster vor Flammenhlle, 007-Nachwuchs Alex Rider (Alex Pettyfer) mit Killer Gregorovich (Damian Lewis).

    ebenso begrndet wie die Ahnung, der Autor habe selbst kei-ne besonders glckliche Kindheit gehabt. Ich war auf einem grsslichen Internat", blickt er schaudernd zurck, es wurde reichlich geprgelt, wie bei Charles Dickens." Der Drang, die-ser freudlosen Wirklichkeit eine Phantasiewelt gegenberzu-stellen, ist bereits damals entstanden. Mein erster Held war Tim aus den Comic-Abenteuern von Herge, und von meinem achten Geburtstag an wusste ich, dass ich Schriftsteller wer-den wollte", sagt Horowitz. Alle meine Lehrer kommen in meinen Bchern vor", bekennt sich Horowitz frhlich zur literarischen Rache, ich habe sie alle sterben lassen!"

    ber eine Million Exemplare von Stormbreaker wurden allein in Grobritannien verkauft, die Gesamtauflage der Alex-Rider-Bcher liegt bei ber 9 Millionen. Der 50-jhrige Autor, der gerade an seinem siebten Rider-Roman arbeitet, hat selbst das Drehbuch zu Stormbreaker geschrieben und ist auch als Koproduzent eingestiegen. Gegenber der Vorlage nahm er zwei wichtige nderungen vor: Alex' Gegenspieler Sayle bekam mit Darrius (statt Herod) nicht nur einen neuen

    Vornamen, sondern auch eine andere Nationalitt. Im Buch noch libanesischer Herkunft, ist Sayle nun Amerikaner. Und im Hin-blick auf sanfte amourse Verwirrungen tritt Alex' Freundin mit dem schnen Namen Sabina Pleasure bereits im ersten Filmabenteuer auf. Die Planungen fr den zweiten Alex-Rider-Film nach dem Buch Point Blanc, in dem der Teilzeitagent einen besessenen Klonforscher heraus-fordert, laufen bereits. Der Drehbeginn ist fr Mrz 2007 vorgesehen.

    Zeit fr ein wenig Action" lautet der gern zitierte Wahlspruch des jugendlichen Helden. Nicht umsonst hatte Onkel Ian seinen Neffen zu Kampfsport, Bergsteigen und Hochleistungstauchen animiert. All die-se Fhigkeiten, ergnzt um sehr ntzliches technisches Spielzeug, sichern Alex das berleben im Feindesland. So befreit er sich aus einem monstrsen Aquarium mittels einer Spezialcreme, die auch strkste Stahlwinkel zerfressen kann. Auch explosive Ohrstecker und ein am Grtel zu befestigendes Jo-Jo mit einem Faden aus Spezial-nylon, 30 Meter lang und mit einem eingebauten Motor, leisten Alex gute Dienste. Pnktlich zum Filmstart erscheint eine ergnzte Neuaus-gabe von Alex Rider - The Gadgets, das die Geheimnisse der kleinen technischen Wunderwerke enthllt. Kinofan Anthony Horowitz, des-sen Lieblingsfilm Der dritte Mann ist und der seinen Bchern, oftmals Mystery-Detektivgeschichten, gerne cineastisch anspielungsreiche Titel wie Staatsfeind Nummer 2 oder Die Malteser des Falken gibt, freut sich schon auf die nchsten Jahre mit Alex Rider. Aber mit dessen 15. Geburtstag, hat Horowitz angekndigt, endet das aufregende Dop-pelleben des jungen Mannes. Es steht zu befrchten, dass Alex dann regelmiger zum Unterricht erscheinen muss.

    www.stormbreaker.com

    100 MINUTEN SPANNUNG

    Stormbreaker ist eine britisch-amerikanisch-deutsche Koproduktion (Marc Samuelson, Peter Samuelson, Steve Christian, Andreas Grosch). Gedreht wurde im Sommer 2005 vorwiegend in Cornwall, London und auf der Isle of Man. Der 100 Minuten lange Film startete in Grobritan-nien am 21. Juli und kommt am 6. Oktober in die US-Kinos. Neben dem Filmbuch sind Anfang Juli 2006 auch zwei Stormbreaker"-Videospiele erschienen (fr Ninten-do DS und Game Boy Advance). Von den bisher ver-ffentlichten sechs Alex-Rider-Romanen sind vier in deut-scher bersetzung als Taschenbuch bei Ravensburger herausgekommen: Stormbreaker (2003 als Das Geheim-nis von Port West), Point Blanc (2003 als Das Gemini-Projekt), Skeleton Key (2004 als Insel des Schreckens), Eagle Strike (2004 als Mrderisches Spiel).

    Filmen gibt, das rasante Actionspektakel. Die Hauptrolle wurde nach einem aufwndigen Casting, bei dem mehr als 500 Jungen vorspra-chen, mit dem 16-jhrigen Talent Alex Pettyfer besetzt. Dieser hatte bereits in Theaterauffhrungen von Roald Dahls Charlie und die Scho-koladenfabrik und dem TV-Drama Tom Browns Schooldaysbrilliert.

    Fr die virtuosen Actionszenen engagierte man den renommierten Kung-Fu-Spezialisten Donnie Yen (Blade II) aus Hongkong. Pettyfer, der durch einen gefluteten Bergwerksstollen tauchen, gegen eine riesi-ge Killerqualle bestehen und mit dem Fallschirm direkt ber dem Lon-doner Science Museum abspringen muss, um nur einige der Heraus-forderungen zu nennen, schlug sich dabei prchtig. Wo das harte Training, das MI6 seinen Leuten verordnet, nicht ganz ausreichte, gab es motorisierte Untersttzung: In Stormbreaker haben ein silberfarbe-ner BMW Z4, ein X5, ein edler Rolls-Royce Phantom und ein schnitti-ger MINI, mit dem die smarte Jack durch London kurvt, wichtige Nebenrollen bernommen.

    Der Verdacht, dass der erfahrene Fernseh- und Theaterautor Anthony Horowitz in seiner Jugend fr James Bond schwrmte, ist

  • RUTSCHGEFAHR Unerwarteter und starker Regen erhht das Risiko von Aquaplaning. So erkennen Sie die Gefahrensituation und verhalten sich richtig.

    Mit der Geschwindigkeit steigt die Gefahr. Hufig kommt es zu Aquaplaning, wenn der Fahrer sich nicht rechtzeitig auf die kritische Situation einstellen kann. Zum Beispiel, wenn er aus einem Tunnel mit normaler Geschwindigkeit geradewegs in ein Gewitter rauscht. Aquaplaning ist abhngig von der Geschwindigkeit, der Wassermenge auf der

    Fahrbahn und dem Zustand der Reifen. Je weniger Profil, umso schneller schwimmt der Reifen auf und verliert den Kontakt zur Stra-e. Der Fahrer sollte deshalb das Reifenprofil regelmig prfen, bei starkem Regen recht-zeitig langsamer werden und auf Pftzen achten. Unter vier Millimetern Profiltiefe muss man mit verstrktem Aufschwimmen der Reifen rechnen. Viel Wasser sammelt sich in Lkw-Spurrillen auf Autobahnen, in Sen-ken auf Landstraen oder auch rund um ver-stopfte Abwasserkanle am Fahrbahnrand.

    Elektronik und Ruhe helfen im Ernstfall. Aquaplaning bemerkt der Fahrer oft durch besonders lautes Wasserrauschen in den Rad-husern. Manchmal sprt er auch ein leichtes Rucken im Lenkrad. In jedem Fall blinkt die Warnlampe der Dynamischen Stabilitts Control (DSC), sobald einzelne Rder im Wasser durchdrehen. Besonders in Kurven sollte der Fahrer dann vom Gas gehen und leicht bremsen. Mit Schaltgetriebe emp-fiehlt es sich, zustzlich auszukuppeln, um die Antriebsrder weiter zu entlasten. Das serienmige Automatikgetriebe im BMW 7er reagiert auf diese Situation brigens selb-stndig in Zusammenarbeit mit dem DSC-System. Keinesfalls darf der Fahrer jetzt nervs werden und hastig lenken. Solange der Reifen schwimmt, bertrgt er keine Krfte auf die Strae. Das Lenkrad muss also ruhig und exakt in der ursprnglich ein-geschlagenen Position bleiben.

    Geradeaus gibt es selten Probleme. Sobald das Auto langsamer wird oder das Wasser weniger, greifen die Rder wieder, und das Fahrzeug folgt der ursprnglich eingeschlagenen Richtung. Bei normaler Geradeausfahrt und richtiger Reaktion fhrt Aquaplaning deshalb selten zum Unfall.

    Problematischer sind Kurven. Besonders dann, wenn die Vorderrder wieder greifen und die Hinterrder noch ohne Grip im Wasser schwimmen. Abhngig von der Geschwindigkeit drngt das Heck mehr oder weniger heftig nach auen. In den meisten Fllen kann DSC diese Situation schnell durch das Abbremsen einzelner Rder ent-schrfen. Dennoch sollte sich der Fahrer bei starkem Aquaplaning in Kurven auf dosiertes Gegenlenken zur Untersttzung des Stabili-ttssystems einstellen.

    www.bmw.de/fahrertraining

  • Szene

    HIN UND WEG Vom Gefhl im Inneren einer Kaugummiblase, in Wstenfestungen und in schwarz gefliesten Bdern - sechs Tipps fr Genieer.

    Cliff House. Es liegt so nah am Wasser und ist dennoch mehrmals abgebrannt: Das Cliff House auf der Felsklippe Point Lobos am westlichen Ende San Franciscos wurde immer wieder neu errichtet. Jetzt ist es als Mischung aus Bistro im Stil des Art deco und feinem Res-taurant mit kalifornischer Kche auferstan-den. Da auch viele Stdter hier speisen, lsst sich ausschlieen, dass es sich um eine Tou-ristenfalle handelt. Nur die vielen Seelwen, die sich frher auf der nahe gelegenen Sand-bank sonnten, sind mittlerweile abgewandert in eine ruhigere Bucht. 1090 Point Lobos, Tel. +1 4153863330, www.cliffhouse.com

    Square One. Ein Lift befrdert den Besucher auf das Dach des luxurisen Hyatt-Hotels. Hier ist das Square One untergebracht, ein Restaurant mit fnf offenen Kochstationen und einem fulminanten Ausblick auf die ehemalige Hauptstadt Sdvietnams: Saigon, heute Ho Chi Minh City. Die Kche bietet einen Grill, eine Wok-Station, eine Fischtheke sowie eine Dessert-Bar und einen Obststand - besonders schmackhaft ist der Nha-Trang-Hummer, zubereitet mit Pfeffer, Salz und Limone. 2 Lam Son Square, Tel. +8488241234

    theg. Ganz im Westen zeigt sich Irland von seiner frischen Seite. Die Kleinstadt Galway gilt als jugendlichster Ort des Landes. Diesen Ruf festigt nun ein Hotel in der Nhe der Atlan-tikkste: Das von Hutmacher Philip Treacy gestaltete the g bietet dem Besucher eine Stilvielfalt, die er sonst eher in Metropolen wie London erwartet. Mit jedem Saal ffnet sich eine neue Welt: Im Pink Salon etwa fhlt man sich wie im Inneren einer Kaugummiblase, der Grand Salon wird von einer riesigen Tom-Dixon-Installation erleuchtet, die Blue Lounge erinnert mit ihren tiefblauen Wnden und goldenen Tren an eine Schmuckschatulle. Die Zim-mer geben sich zurckhaltend komfortabel mit einigen Farbklecksen. Wer will, kann einen eigenen Butler buchen. Und wer sein Zimmer gar nicht verlassen mchte, bittet den Service, ihm irisch-italienische Speisen aus dem Hotelrestaurant zu bringen. Wellpark, Tel. +35391 865200, www.theghotel.ie

  • Mzedechanga. Zwischen dem Emirgan-Park und dem Bosporus erhebt sich das altehrwrdige Privatmuseum Sakip Sabanci, das um einen Glaskubus erweitert wurde. Hier ist das Mzedechanga untergebracht. Das Restau-rant wurde von dem gefeierten Istanbuler Designbro Autoban gestaltet und ist mit Holzmbeln im Stil der 60er und 70er einge-richtet. Auch die Speisekarte bietet trkische Tradition mit modernem Akzent, beispiels-weise scharfe Wrstchen mit Pistazien. Sakip Sabanci Caddesi 22, Tel. +902123230901, www.changa-istanbul.com

    Le Mirage Desert Lodge. Wer mit Vierradantrieb durch die namibi-sche Trockenwste steuert und pltzlich meint, eine Burg zu entdecken, sieht keine Fata Morgana, sondern ein sehr ungewhnli-ches Hotel: Die Desert Lodge ist in einer Wstenfestung untergebracht, und ihre Mauern umschlieen einen herrlichen Pal-mengarten. Aus jedem der 25 Zimmer blickt man auf die raue Dnen- und Felsenland-schaft - und wem das noch nicht erholsam genug ist, der kann sich im Wellness-Center entspannen. Auch Abenteurer haben etwas zu tun: Das Hotel bietet Fahrten im Heiluftbal-lon und Quadbike-Touren an. Tel. +264 61 375300, www.lemiragelodge.com

    Hotel berfluss. Frher landeten in diesen drei Kontorhu-sern die Waren aus bersee, jetzt finden Besucher der norddeutschen Stadt Bremen hier sehr komfortablen Unterschlupf. Das Haus an der Weserpromenade bietet Design, ohne aber blo ein weiteres Design-Hotel zu sein: Die Stcke von Philippe Starck, Tom Dixon sowie von Charles und Ray Eames fgen sich in das Ambiente, sie unterwerfen es nicht. Stilistisches Highlight sind die schwarz gefliesten Bder. Ein gelungenes Bei-spiel fr ebenso hanseatisches wie ge-schmackvolles Understatement. Langenstr. 76, Tel. +49 421 322860, www.hotel-ueberfluss.de

  • Strae zum Sankt-Gotthard-Pass: Das wehrhafte Land ist von Stollen und Tunneln durchlchert.

    Me git - aber me sait nyt. Wer von hier aus den Himmel sehen will, muss in die Knie gehen. Und zwar gleich hinter dem Eingang. Auch moderne Schweizer Festungen dulden nur sparsame Sehschlitze. Selbst wenn sie Schaulager heien, der zeitgenssischen Kunst gewid-met sind und im kosmopolitischen Basel stehen.

    Der Aufsehen erregende Bau der Baseler Stararchitekten Herzog & de Meuron ist ein typisches Schweizer Bollwerk: introvertiert, innova-tiv, selektiv. Ein Sinnbild fr dieses eigenwillige Land und seine trutzi-ge Mischung aus Weltoffenheit und Verschlossenheit. Einerseits ein buntes, mehrsprachiges Volk aus vielen Stmmen, andererseits auch stolz und knorrig - und Fluchtburg fr Mhselige und Millionre. Finanziert wird die avantgardistisch-bodenstndige Kunsthalle von

    einer der vielen Stiftungen, die das Schweizer Kulturleben bereichern. Ob in der pulsierenden Szenestadt Zrich, wo die Kunstgalerien bl-hen, ob in Genf, wo der Internationale Auto-Salon die Mobilitt feiert, ob in Bern oder Basel, wo alljhrlich die Art Basel, die wichtigste Kunstmesse der Welt, stattfindet - berall frdern Mzene mit gro-zgigen Schenkungen das kulturelle und urbane Leben.

    Die wenigsten hngen ihr Engagement an die groe Glocke. Es hat Tradition, seinen Reichtum unauffllig der ffentlichkeit zugute kommen zu lassen", sagt der Biochemiker Hans-Peter Wessels, der im schweizerischen Dreilndereck Wirtschaftsfrderung betreibt. Oder, um es auf Baseldeutsch zu sagen: Me git - aber me sait nyt." ber Geld wird nicht geredet, selbst wenn man es verschenkt. Auch das neue

  • Vierwaldsttter See mit Vergngungs-dampfer. Links: Vergngungsfahr-zeug BMW M6 Cabrio in einer Berggalerie am Gotthard.

  • Kapelle San Giovanni Battista von Mogno im Maggiatal: moder-ner Sakralbau aus hellem und dunklem Marmor. Links: BMW M6 Cabrio bei Harten-stein am Vierwald-sttter See. Meer braucht man nicht.

    Baseler Schauspielhaus verdankt seine Existenz anonymen Spenderin-nen. Von den First Ladies" ist nur bekannt, dass sie mehr als drei, aber weniger als zehn" sind.

    Zur vornehmen Zurckhaltung passt, dass die Grnflche auf der extrem abweisenden Rckseite des Schaulagers Magerwiese" genannt wird. Doch von wegen mager: Das Biotop explodiert in einem so psy-chedelischen Farbenrausch, dass man sich auf einem LSD-Trip whnt. Eine Droge, die brigens von einem Baseler Pharmaforscher entdeckt wurde, der soeben bei bester Gesundheit seinen 100. Geburtstag feier-te. So knnen sie auch sein, die Schweizer: grndlich im Altwerden wie im Ausflippen. Begabt frs Tiefstapeln wie fr den Hhenrausch.

    Boomtown Basel ist ein Weltzentrum fr Life-Sciences. Die Pharma- und Biotech-Hochburg hat sich dem Kampf gegen Krebs,

    Parkinson und Vogelgrippe verschrieben. Flussabwrts, im eher tristen Hafenviertel St. Johann, baut Novartis sein Firmenareal zu einem rie-sigen Campus des Wissens" um. An dem zwei Milliarden Franken teuren Zukunftsprojekt beteiligt sich die internationale Architekten-elite: vom Tokioer Kreativduo Sanaa bis zum amerikanischen Pritzker-Preistrger Frank O. Gehry, der gerade seinen spektakulren Entwurf prsentierte - einen wie japanisches Seidenpapier gefalteten funkeln-den Kristallpalast.

    Bisher steht allerdings erst eines der geplanten Campus-Gebude. Das Brohaus vom Baseler Bro Diener&Diener besticht durch Leich-tigkeit: Vor seine Fassade wurden 1200 bunte Glastafeln montiert, deren filigran changierendes Farbspiel an die Patchwork-Aquarelle von Paul Klee erinnert. Paul Klees Stadt aber ist Bern. Seine Originale

  • Huser von Fusio. Darunter: Hotel mit Tankstelle in Vrin. Unten: Der Furkapass verbindet in 2436 Metern Hhe die Kantone Uri und Wallis.

    hngen in einem wellenfrmigen Glashaus, das der italienische Archi-tekt Renzo Piano erst krzlich in die weichgezeichnete alpine Hgel-landschaft schmiegte. Sinnlich wlbt sich das Zentrum Paul Klee nun der Hauptstadt entgegen. Eine perfekte Hommage an den welt-berhmten Schweizer Surrealisten.

    hnlich gut verankert steht das futuristische Pfahlbauhotel Palafitte in seiner Umgebung. Der ehemalige, mit allen Finessen ausgestattete Expo-Pavillon balanciert auf Stelzen im Neuchteler See. Nicht weit entfernt von den Uhrenmanufakturen der franzsischen Hugenotten, deren Erben die przisesten Zeitmesser der Welt zusammentfteln. Mit Fremden haben die Schweizer gute Erfahrungen gemacht.

    Quel reve en bleu! Allem Flei zum Trotz breitet sich auf der Terrasse ber dem See ein nonchalantes, fast karibisches Flair aus. Nichts als glasklares, glitzerndes Wasser, ein paar Haubentaucher und trkis-

    blaues Laisser-faire. Quel reve en bleu! Apres-midi im frankophonen Teil der Schweiz: dort, wo man sich frs Dejeuner alle Zeit der Welt nimmt. Wo die rauen Schweizer Rachenlaute durch das melodische Franzsisch glatt geschliffen werden und beide Lebensstile zu einem alemannisch-mediterranen Savoir-vivre verschmelzen. Bienvenue en Suisse, grezi, benvenuti, bainvegni! Kein Land in Europa bietet auf engstem Raum eine solche Vielfalt wie die kontrastreiche, kosmopoli-tische Schweiz: Von Tal zu Tal, von Region zu Region wechseln hier Landschaft, Sprache und Architektur - von der schwyzerdtschen zur franzsischen, von der italienischen zur rtoromanischen Kultur.

    Ein Land der Gipfel und des Wassers: Zwischen all den Zauber-bergen, den vergletscherten Wolkenkratzern", schimmern die Seen. Am fjordreichen Vierwaldsttter See ist die Schweiz geradezu kulissen-haft schn. Die Altstadt von Luzern ist das, was Fremdenverkehrsm-ter gern ein mittelalterliches Schmuckkstchen nennen, von Bergen

  • Schaulager Basel: weder Museum noch Lagerhaus, sondern ein ungewhnlicher Kunst- und Studierraum, finanziert von einer der vielen Stiftungen, die das Schweizer Kulturleben bereichern.

    umrahmt. ber den See schaufeln sich hundertjhrige Raddampfer. Liebevoll recycelte Flaggschiffe der Schweizer Bastelfreude, wie die Uri", deren offen liegender, blitzsauberer Maschinenraum Einblick in die eidgenssische Nationalseele erlaubt. Jede schwbische Hausfrau erblasst vor Neid, wenn sie sieht, mit welcher Sorgfalt die Maschinisten das Messing auf Hochglanz polieren.

    Einen See weiter haben sie es schon bis zum Mars geschafft, die Schweizer Tftler und Techniker. Im idyllischen Sachsein entwickelt die Firma maxon motor Hochleistungsantriebe fr die NASA. Damit stattet die amerikanische Weltraumbehrde ihre Marssonden aus und sucht so auf dem Roten Planeten nach Wasser. Maxon motor ist im wahrsten Sinne des Wortes ein hidden champion", aber dennoch nur Insidern bekannt. 28 Patente hlt maxon.

    Nirgendwo gibt es pro Einwohner so viele Erfinder wie in der Schweiz. Dieses Land ist eine Spielwiese fr ideenreiche Kpfe", hat

    der Luzerner Kultursoziologe und Knstler Jean Odermatt festgestellt, denn wir tfteln gerne und sind akribisch." Allerdings verbuddelt Odermatt seine Visionen gerne unter der Erde. Wir sind inzwischen ins Innerste der Schweiz vorgestoen: in einen unterirdischen Armee-bunker unter dem Gotthardpass. Dort, wo die wehrhafte Schweiz durchlchert ist wie Emmentaler Kse. Ausgehhlt von kilometerlan-gen Stollen. Um uns herum herrscht Dunkelheit und eine nur vom Trpfeln verborgener Quellen unterbrochene Stille. Dicke Stahltren schirmen die Auenwelt hermetisch ab.

    Odermatts ungewhnliches, in einem verlassenen Artilleriewerk eingerichtetes Refugium La Claustra ist ein reduit" fr Menschen, die sich aus der bildersatten Auenwelt freiwillig in ein postmodernes Kloster" zurckziehen wollen. Eine Art unterirdischer Think-Tank fr Manager, die sich von diesem einzigartigen Tagungsort inspirieren las-sen wollen. Doch zurck an die Oberflche und nach Sden.

    La Svizzera e pulita e fa bella figura! Eidechsen huschen ber son-nenwarme Steine, auf Granitpfeilern hochgebunden, reift der Wein. In der Luft liegt ein Flirren. Das Tessin ist die Sonnenseite der Schweiz. Hier geht es entspannter zu, lssig, aber nicht nachlssig. Die Frauen sind eleganter gekleidet und bewegen sich besser. Doch undiszipliniert sind auch sie nicht, wenn sie so schnittig wie Rennwagen ihre Rasse-hunde durch die palmengesumten Parks spazieren fhren. Dazu, dis-kret im modischen Prada-Tschchen: das obligate Schufelchen mit Plastiktte. La Svizzera e pulita e fa bella figura! Ein Lob der Schweizer Sauberkeit und der schnen Erscheinung.

    Oberhalb, in den Bergen, ist das Leben hart wie eh und je. In Mo-gno, im Tal der Maggia, riss ein Erdrutsch die alte Kirche San Giovanni Battista fort. Den Wiederaufbau bernahm Mario Botta, der weltbe-kannte Architekt aus der Tessiner Schule. Nun steht im Dorf ein Kleinod sakraler Baukunst. Die Bewunderer pilgern von weit her und beleben den abgelegenen Landstrich mit kultiviertem Tourismus.

    El madira il graun, ti raccoltas carstgaun, jeu surveschel il paun. ber die unzhligen Serpentinen des San-Bernardino-Passes geht es weiter ins Graubndner Val Lumnezia. Dort ist im winzigen Bergnest Vrin ein Wunder geschehen: Es setzt der allgemeinen Landflucht eine trotzige Kreativitt und bodenstndige Erneuerungskraft entgegen. Aus Vrin zieht heute keiner mehr weg. In der Grundschule lernen drei-ig Kinder lesen und schreiben - auf Rtoromanisch. Eine beeindru-ckende Zahl bei nur 270 Einwohnern.

    Eine typisch schweizerische Geschichte. Ein innovativer Agrarwis-senschaftler der Eidgenssischen Technischen Hochschule Zrich namens Peter Rieder, ein ortsansssiger, ebenso erdverbundener wie visionsbegabter Architekt namens Gion Caminada, glckliche Umstnde und - wie knnte es anders sein in der Schweiz - auch eine engagierte Brgerstiftung bewirkten gemeinsam eine Wende. Denn in Vrin bleibt nicht nur die Kirche, sondern auch der Bauer im Dorf. Er vermarktet seine Produkte jetzt direkt - in modernen Metzgereien und Stllen, die ebenso funktional wie behutsam den rtlichen Ressourcen angepasst sind. Stadt, Land, Flucht? Von wegen.

    Die Menschen hier sind gengsamer und eigenbrtlerischer als andere Schweizer. Lngere Reden berlassen sie ihren Hauswnden. El madira il graun, ti raccoltas carstgaun, jeu surveschel il paun" hat Peter Zumthor, Architekt aus dem Nachbartal, an die Wand der Bcke-rei geschrieben. Er lsst das Korn reifen, du Mensch erntest, ich reiche das Brot." Die kurze Schpfungsgeschichte des wichtigsten Nahrungs-mittels. Auch der Gemeindeprsident von Vrin whlt seine knappen Worte mit Bedacht. Wie es denn um die berhmten Murmeltiere ste-he, wollen wir wissen. Schlielich hat Goethe die Schweizer einmal mit diesen scheuen, gengsamen und fruchtbaren Nagetieren verglichen. Ob sie sich noch vermehrten? Gengend, antwortet der Grau-bndner und lchelt. Damit ist alles gesagt.

  • BMW M6 Cabrio auf dem Weg zum Grimselpass.

    TIPPS UND ADRESSEN

    HOTELS

    Palafitte Route des Gouttes-d'Or 2, 2008 Neuchtel, Tel. +41 32 723 02 02, www.palafitte.ch Ein ungewhnliches Zusam-menspiel von Natur, Archi-tektur und Technik. Das futuristische 5-Sterne-Hotel steht auf Stelzen im Neu-chteler See.

    La Claustra San Gottardo, 6780 Airolo, Tel. +4191 880 5055, www.claustra.ch Auch diese Herberge am Gotthardpass ist einzigartig, denn sie liegt unter der Erde: Der Schweizer Knstler und Soziologe Jean Odermatt hat das hermetisch von der Auenwelt abgeschttete Hotel in einen verlassenen Stollen der Schweizer Armee hineingebaut. Eine Mischung aus unterirdischer Forschungssttte, postmoder-ner Klosteranlage mit einem Hauch von futuristischer Jugendherberge (Designer-Gemeinschaftsbad). Achtung: Ohne gute Wegbeschreibung findet man es nicht.

    Park Hotel Weggis Hertensteinstrasse 34, 6353 Weggis, Tel. +41 41392 05 05, www.phw.ch Auen klassisches Grand-hotel, innen zeitgenssisches Ambiente mit Muranoglas-Lampen und modernen por-tugiesischen Azulejos in den Bdern. Traumhafte Lage am Vierwaldsttter See, schne Strandbar unter Palmen.

    Park Hyatt Zrich Beethovenstrasse 21, 8002 Zrich, Tel. +41 43 88312 34, www.zurich.park.hyatt.com Modernes Haus im Zentrum des Zricher Finanzdistrikts, knapp zwei Minuten vom See und der Altstadt entfernt. Es gibt frische Milch, besten Kse und hervorragendes Birchermesli.

    Hotel Therme 7132 Vals, Tel. +41 81926 8080, www.therme-vals.ch Der Graubndner Architekt Peter Zumthor hat die hotel-eigene Therme sehr puristisch mit Valser Quarzit gestylt und damit alpenweit neue Mast-be im Design zeitgenssischer Thermalanlagen gesetzt.

    RESTAURANTS

    Balthazar Steinenbachgssiein 34, 4051 Basel, Tel. +41 61 281 81 51. Zentral gelegenes, schnrkel-los modernes Restaurant in der Altstadt von Basel mit guter internatio