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Frauen der Reformation - Frauen im Frauen der Reformation - Frauen im AufbruchAufbruchEin Frauengottesdienst Ein Frauengottesdienst
Musikalische Einstimmung (Einzug mit der Bibel)Musikalische Einstimmung (Einzug mit der Bibel)
BegrüßungBegrüßungLied: z. B. Komm, heilger Geist mit deiner KraftLied: z. B. Komm, heilger Geist mit deiner KraftPsalm Psalm ZZ.B. 146, EG 757 .B. 146, EG 757 ODERODER ANDEREANDERE V VERSIONERSION::
IICHCH WILLWILL BEIBEI DIRDIR BLEIBENBLEIBEN, G, GOTTOTT, , SOLANGESOLANGE ICHICH BINBIN..
DDUU HILFSTHILFST MIRMIR, , WIEWIE DUDU DENDEN G GOTTESMÄNNERNOTTESMÄNNERN UNDUND F FRAUENRAUENININ ALTENALTEN Z ZEITENEITEN GEHOLFENGEHOLFEN HASTHAST..
IICHCH SETZESETZE MEINEMEINE H HOFFNUNGOFFNUNG AUFAUF DICHDICH, G, GOTTOTT,,SOLANGESOLANGE ICHICH ATMEATME..
DDUU HASTHAST H HIMMELIMMEL UNDUND E ERDERDE GEMACHTGEMACHTUNDUND MICHMICH NICHTNICHT AUSAUS DENDEN A AUGENUGEN VERLORENVERLOREN..
DDUU SCHAFFSTSCHAFFST DENENDENEN R RECHTECHT,,DIEDIE U UNRECHTNRECHT LEIDENLEIDEN..
DDUU SPEISTSPEIST DIEDIE HUNGRIGENHUNGRIGEN S SEELENEELENUNDUND FÜLLSTFÜLLST DIEDIE HUNGRIGENHUNGRIGEN M MÄGENÄGEN..
DDUU BEFREISTBEFREIST DIEDIE G GEFANGENENEFANGENEN UNDUND MACHSTMACHST DIEDIE B BLINDENLINDEN SEHENDSEHEND..
DDUU RICHTESTRICHTEST DIEDIE N NIEDERGESCHLAGENENIEDERGESCHLAGENEN WIEDERWIEDER AUFAUFUNDUND BEHÜTESTBEHÜTEST DIEDIE F FREMDLINGEREMDLINGE IMIM L LANDAND..
DDUU LIEBSTLIEBST DIEDIE G GERECHTIGKEITERECHTIGKEIT ÜBERÜBER ALLESALLES..SSOO SINDSIND WIRWIR DEINEDEINE H HÄNDEÄNDE UNDUND F FÜẞEÜẞE..
DDEINEEINE S SINNEINNE SINDSIND WIRWIR,,UMUM DEINENDEINEN N NAMENAMEN GROẞGROẞ ZUZU SCHREIBENSCHREIBENANAN DENDEN H HIMMELIMMEL UNDUND AUFAUF DERDER E ERDERDE: GOTT.: GOTT.
DDARUMARUM WILLWILL ICHICH BEIBEI DIRDIR BLEIBENBLEIBEN, G, GOTTOTT, ,
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SOLANGESOLANGE ICHICH BINBIN. . (H.D. H (H.D. HÜSCHÜSCH/U. S/U. SEIDELEIDEL))ODERODER: P: PSALMSALM 119 119 ODERODER P PSALMSALM 46 46
Eingangsgebet (wenn wir keinen Bittruf und keinen Eingangsgebet (wenn wir keinen Bittruf und keinen Lobpreis haben)Lobpreis haben)Wir wollen beten:Wir wollen beten:Nach dir, Gott, strecken wir uns.Nach dir, Gott, strecken wir uns.wir sehnen uns nach Stärke von dir.wir sehnen uns nach Stärke von dir.Wenn wir uns klein und unscheinbar vorkommen,Wenn wir uns klein und unscheinbar vorkommen,schwach und ohnmächtig schwach und ohnmächtig dann lass uns spüren, wie Kraft von dir uns durchströmt dann lass uns spüren, wie Kraft von dir uns durchströmt dann richte uns auf und hilf uns zu einem geraden Rücken.dann richte uns auf und hilf uns zu einem geraden Rücken.Wenn uns der Mut fehlt, Gedanken zu Ende zu denken, Wenn uns der Mut fehlt, Gedanken zu Ende zu denken, und Einsichten in die Tat umzusetzen,und Einsichten in die Tat umzusetzen,dann lass uns spüren, wie dein Geist unsere Gedanken weitet,dann lass uns spüren, wie dein Geist unsere Gedanken weitet,dann leg du selbst Entschlossenheit in unsere Schritte. dann leg du selbst Entschlossenheit in unsere Schritte. Wenn wir zurückschrecken vor klarem und beherztem RedenWenn wir zurückschrecken vor klarem und beherztem Redenund uns vor dem Urteil anderer fürchten,und uns vor dem Urteil anderer fürchten,dann hilf du uns zu einer deutlichen und vernehmlichen dann hilf du uns zu einer deutlichen und vernehmlichen Stimme,Stimme,dann lass uns auch Widerständen standhalten dann lass uns auch Widerständen standhalten und in den Spuren deines Sohnes gehen. Amen.und in den Spuren deines Sohnes gehen. Amen.
oder: Bittruf und Lobpreis und kürzeres Eingangsgebetoder: Bittruf und Lobpreis und kürzeres Eingangsgebet
Lesung: z.B. Lukas 24,1-12Lesung: z.B. Lukas 24,1-12
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GlaubensbekenntnisGlaubensbekenntnisIch glaube Ich glaube an die göttliche Geisteskraft, an die göttliche Geisteskraft, die in uns allen wohnt, die in uns allen wohnt, die Schweigende zum Reden bringt, die Schweigende zum Reden bringt, Entsetzte zum Staunen, Entsetzte zum Staunen, die aus Ängstlichen Mutige macht die aus Ängstlichen Mutige macht und aus Gleichgültigen Verantwortliche. und aus Gleichgültigen Verantwortliche.
Ich glaube, Ich glaube, dass Jesus Christus dass Jesus Christus durch sein Leben durch sein Leben auf unserer Erde auf unserer Erde die prophetische Geisteskraft die prophetische Geisteskraft in uns geweckt hat.in uns geweckt hat.Ich glaube, Ich glaube, dass Zärtlichkeit uns Zorn, dass Zärtlichkeit uns Zorn, Freude und Schmerz, Freude und Schmerz, Verzweiflung und Hoffnung Verzweiflung und Hoffnung uns treibt, uns treibt,
bis wir aufgehoben sind bis wir aufgehoben sind in Gottes unendlicher Liebe.in Gottes unendlicher Liebe.Amen. Amen.
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Frauen der Reformation im GesprächFrauen der Reformation im Gespräch(Katharina von Bora, Argula von Crumbach, Katharina Zell, Elisabeth (Katharina von Bora, Argula von Crumbach, Katharina Zell, Elisabeth
Cruciger, Wibrandis Rosenblatt und Olympia Fulvia Morata)Cruciger, Wibrandis Rosenblatt und Olympia Fulvia Morata)
Zu Gast bei Katharina von BoraZu Gast bei Katharina von BoraKatharinaKatharina: (Stellt Brot auf den Tisch und Blumen): (Stellt Brot auf den Tisch und Blumen)Herzlich willkommen in Wittenberg, liebe Herzlich willkommen in Wittenberg, liebe Namensschwester.Namensschwester.Katharina ZellKatharina ZellVielen Dank für deine Einladung, liebe Käthe! Vielen Dank für deine Einladung, liebe Käthe! Ein weiter Weg war das. Aber wenn ich mich hier bei Ein weiter Weg war das. Aber wenn ich mich hier bei dir umschaue, dann fühle ich mich gleich zu Hause! Dudir umschaue, dann fühle ich mich gleich zu Hause! Du führst ein offenes Haus, genau wie ich in Straßburg.führst ein offenes Haus, genau wie ich in Straßburg.Katharina von Bora Katharina von Bora Ja, es gibt täglich 40 -50 Leute zu bewirten: 11 Ja, es gibt täglich 40 -50 Leute zu bewirten: 11 verwaiste Kinder aus der Verwandtschaft, unsere verwaiste Kinder aus der Verwandtschaft, unsere eigenen 5, drei Witwen und das Gesinde. Und mein eigenen 5, drei Witwen und das Gesinde. Und mein Martinus ist immer von Gelehrten umgeben. Alle Martinus ist immer von Gelehrten umgeben. Alle wollen satt werden.wollen satt werden.Katharina ZellKatharina ZellAuch bei uns in Straßburg gehen viele Menschen ein Auch bei uns in Straßburg gehen viele Menschen ein und aus: Kluge Gäste, mit denen ich mich über und aus: Kluge Gäste, mit denen ich mich über Glaubensfragen streite, Glaubensflüchtlinge. Und dannGlaubensfragen streite, Glaubensflüchtlinge. Und dann die vielen, die wegen der Bauernkriege auf der Flucht die vielen, die wegen der Bauernkriege auf der Flucht sind. 3000 Flüchtlinge haben wir zur Zeit in Straßburg. sind. 3000 Flüchtlinge haben wir zur Zeit in Straßburg. Alle brauchen ein Dach über dem Kopf und was zu Alle brauchen ein Dach über dem Kopf und was zu
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essen. Da gibt es viel zu organisieren und Spenden zu essen. Da gibt es viel zu organisieren und Spenden zu sammeln.sammeln.
Katharina von Bora Katharina von Bora Komm, nimm von dem Brot, trinke einen Schluck Wein Komm, nimm von dem Brot, trinke einen Schluck Wein und stärke dich, Katharina. Du bist eine wunderbare und stärke dich, Katharina. Du bist eine wunderbare Pfarrfrau. Ein großes Vorbild für uns!Pfarrfrau. Ein großes Vorbild für uns!Katharina ZellKatharina ZellDanke, liebe Freundin, deine Worte tun mir gut. Es warDanke, liebe Freundin, deine Worte tun mir gut. Es war nicht leicht zu Anfang, wer weiß das besser als du? nicht leicht zu Anfang, wer weiß das besser als du? Pfarrfrau – einen solchen Stand gab es bisher ja nicht. Pfarrfrau – einen solchen Stand gab es bisher ja nicht. Es hat Mut gebraucht, den berühmten Pfarrer vom Es hat Mut gebraucht, den berühmten Pfarrer vom Straßburger Münster zu heiraten. Gegen den Straßburger Münster zu heiraten. Gegen den Widerstand der Kirche. Der Bischof hat uns Widerstand der Kirche. Der Bischof hat uns exkommuniziert. Du weißt ja von all den exkommuniziert. Du weißt ja von all den Anfeindungen. Gerade die angeblich zölibatär Anfeindungen. Gerade die angeblich zölibatär lebenden katholischen Geistlichen, haben über uns lebenden katholischen Geistlichen, haben über uns hergezogen. hergezogen. Dabei ging es uns von Beginn unserer Ehe an um das Dabei ging es uns von Beginn unserer Ehe an um das Wort Gottes und den Aufbau der Gemeinde. Wort Gottes und den Aufbau der Gemeinde. Katharina von Bora Katharina von Bora Ich habe verschiedene Schriften von dir gelesen. Ich habe verschiedene Schriften von dir gelesen. Du hast sogar gepredigt, habe ich gehört. Du hast sogar gepredigt, habe ich gehört. Katharina ZellKatharina ZellJa, es macht mich stolz, dass ich den Predigt-Stuhl zu Ja, es macht mich stolz, dass ich den Predigt-Stuhl zu Straßburg habe aufbauen helfen. Mein Mann hat mich Straßburg habe aufbauen helfen. Mein Mann hat mich seine „Hilfspredigerin“ genannt.seine „Hilfspredigerin“ genannt.
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Katharina von Bora Katharina von Bora Und wie reagieren die anderen Männer, wenn du als Und wie reagieren die anderen Männer, wenn du als Frau das Wort ergreifst?Frau das Wort ergreifst?Katharina ZellKatharina ZellNatürlich wird mir immer wieder das Wort von Paulus Natürlich wird mir immer wieder das Wort von Paulus vor-gehalten: „Die Weiber sollen schweigen“. Dann vor-gehalten: „Die Weiber sollen schweigen“. Dann antworte ich: Ihr wisst aber auch, dass er an die antworte ich: Ihr wisst aber auch, dass er an die Galater schreibt: „In Christus ist weder Mann noch Galater schreibt: „In Christus ist weder Mann noch Weib“; und dass Gott im Propheten Joel sagt: „Ich Weib“; und dass Gott im Propheten Joel sagt: „Ich werde ausgießen von meinem Geist über alles Fleisch werde ausgießen von meinem Geist über alles Fleisch und eure Söhne und eure Söhne und Töchterund Töchter werden weis-sagen.“ Also werden weis-sagen.“ Also erwarte ich auch, dass man auf micherwarte ich auch, dass man auf mich als Frau als Frau hört.hört.Argula von Grumbach kommt dazu. Argula von Grumbach kommt dazu. Katharina von Bora Katharina von Bora Herzlich willkommen, Argula. Darf Ich euch bekannt Herzlich willkommen, Argula. Darf Ich euch bekannt machen.machen.Argula von Grumbach aus Bayern – Katharina Zell aus Argula von Grumbach aus Bayern – Katharina Zell aus Straß-burg. Zu Argula gewandt: Hier sind Brot und Straß-burg. Zu Argula gewandt: Hier sind Brot und Wein. Stärke dich!Wein. Stärke dich!Katharina ZellKatharina ZellJa, herzlich willkommen in unserer Runde! Ich habe Ja, herzlich willkommen in unserer Runde! Ich habe einige deiner Flugschriften gelesen und bin einige deiner Flugschriften gelesen und bin beeindruckt, wie gut du dich in der Bibel auskennst!beeindruckt, wie gut du dich in der Bibel auskennst!
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ArgulaArgula Mit 10 Jahren bekam ich von meinem Vater meine Mit 10 Jahren bekam ich von meinem Vater meine erste deutsche Bibel geschenkt. Bis heute benutze ich erste deutsche Bibel geschenkt. Bis heute benutze ich sie. Die Übersetzung deines lieben Mannes, Katharina,sie. Die Übersetzung deines lieben Mannes, Katharina, ist zwar genauer und schöner, aber diese Bibel ist ein ist zwar genauer und schöner, aber diese Bibel ist ein Erinnerungsstück an meine Eltern. Sie sind gestorben, Erinnerungsstück an meine Eltern. Sie sind gestorben, als ich 17 Jahre alt war. als ich 17 Jahre alt war. Dann habe ich geheiratet: Friedrich von Grumbach. Dann habe ich geheiratet: Friedrich von Grumbach. Wir haben vier Kinder bekommen, 3 Söhne und eine Wir haben vier Kinder bekommen, 3 Söhne und eine Tochter.Tochter.Katharina von Bora Katharina von Bora Aber du bist ja viel mehr als Mutter und Hausfrau. Wie Aber du bist ja viel mehr als Mutter und Hausfrau. Wie kam es zu deinen Schriften? kam es zu deinen Schriften? ArgulaArgula Ich habe immer wieder von der neuen Glaubenslehre Ich habe immer wieder von der neuen Glaubenslehre gehört, alles von Martin Luther gelesen und fand es so gehört, alles von Martin Luther gelesen und fand es so interessant, dass ich einen Briefwechsel mit ihm interessant, dass ich einen Briefwechsel mit ihm angefangen habe. Auch mit dem Hofprediger in angefangen habe. Auch mit dem Hofprediger in Wittenberg und dem Würzburger Domprediger. Ich bin Wittenberg und dem Würzburger Domprediger. Ich bin für die Reformation und lass mir den neuen Glauben für die Reformation und lass mir den neuen Glauben auch nicht verbieten. auch nicht verbieten. Katharina von Bora Katharina von Bora Von deinem Mut habe ich gehört. Von deinem Mut habe ich gehört.
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ArgulaArgula Gegen einen jungen Theologen in Ingolstadt hatte manGegen einen jungen Theologen in Ingolstadt hatte man tatsächlich ein Verfahren eröffnet, weil er sich für die tatsächlich ein Verfahren eröffnet, weil er sich für die Reformation ausgesprochen hatte. Ihr müsst wissen, Reformation ausgesprochen hatte. Ihr müsst wissen, bei uns in Bayern gab es eine scharfe Verordnung. bei uns in Bayern gab es eine scharfe Verordnung. Schon die Diskussion über Luthers Schriften war Schon die Diskussion über Luthers Schriften war verboten. verboten. Kein einziger Mann hat es gewagt, sich für ihn Kein einziger Mann hat es gewagt, sich für ihn einzusetzen! Ich war so empört. Ich musste einfach aneinzusetzen! Ich war so empört. Ich musste einfach an die Universität schreiben. An den Anfang habe ich ein die Universität schreiben. An den Anfang habe ich ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium gesetzt: Zitat aus dem Matthäus-Evangelium gesetzt: „Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich „Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater“. auch bekennen vor meinem himmlischen Vater“. Männer wie auch Frauen sind zum Bekenntnis Jesu Männer wie auch Frauen sind zum Bekenntnis Jesu Christi aufgerufen, so habe ich argumentiert. Ich Christi aufgerufen, so habe ich argumentiert. Ich forderte die Gelehrten auf, mir die strittigen Thesen forderte die Gelehrten auf, mir die strittigen Thesen mitzuteilen. Ich wollte öffentlich, in Gegenwart der mitzuteilen. Ich wollte öffentlich, in Gegenwart der Fürsten und der Gemeinde, mit ihnen diskutieren. Da Fürsten und der Gemeinde, mit ihnen diskutieren. Da auch Jesus mit Frauen gesprochen hat, sollten das die auch Jesus mit Frauen gesprochen hat, sollten das die Professoren nun bitte auch mit mir tun. Professoren nun bitte auch mit mir tun. Katharina Zell Katharina Zell Das Das hast Du geschrieben? hast Du geschrieben? Katharina von Bora Katharina von Bora Und - hast du eine Antwort auf deinen Brief Und - hast du eine Antwort auf deinen Brief bekommen?bekommen?
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ArgulaArgula Nein, hab ich nicht. Aber der Brief erschien als Nein, hab ich nicht. Aber der Brief erschien als Flugblatt - in 13 Auflagen. Viele Menschen wollten ihn Flugblatt - in 13 Auflagen. Viele Menschen wollten ihn lesen oder ließen sich vorlesen. Innerhalb von 2 Jahrenlesen oder ließen sich vorlesen. Innerhalb von 2 Jahren hab ich dann noch 7 weitere Schriften veröffentlicht, hab ich dann noch 7 weitere Schriften veröffentlicht, insgesamt 30.000 Exemplare.insgesamt 30.000 Exemplare.Katharina von BoraKatharina von BoraIch bewundere deinen Mut! Wie hat denn deine FamilieIch bewundere deinen Mut! Wie hat denn deine Familie reagiert? Ist sie stolz auf dich?reagiert? Ist sie stolz auf dich?Argula Argula Mein Mann hat mich nie verstanden. Er ist bis zu Mein Mann hat mich nie verstanden. Er ist bis zu seinem Tod überzeugter Katholik geblieben. Wegen seinem Tod überzeugter Katholik geblieben. Wegen mir hat er seine Arbeit verloren. Irgendwann war mir hat er seine Arbeit verloren. Irgendwann war unsere Ehe völlig zerrüttet.unsere Ehe völlig zerrüttet. Katharina von Bora Katharina von Bora Mein Martinus schätzt dich sehr. Er nennt dich immer Mein Martinus schätzt dich sehr. Er nennt dich immer eine „Jüngerin Christi“.eine „Jüngerin Christi“. ArgulaArgula Wenn doch seinen Reden auch Taten folgen würden! Wenn doch seinen Reden auch Taten folgen würden! Obwohl er alle meine Schriften kennt, hat er nie Obwohl er alle meine Schriften kennt, hat er nie öffentlich Stellung dazu genommen. Ich glaube, er öffentlich Stellung dazu genommen. Ich glaube, er kann und will sich nicht vorstellen, dass wir Frauen kann und will sich nicht vorstellen, dass wir Frauen auch Predigerinnen des Wortes Gottes sein können.auch Predigerinnen des Wortes Gottes sein können.
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Katharina Zell Katharina Zell Da kann ich dir nur zustimmen! Aber bald wird eine Da kann ich dir nur zustimmen! Aber bald wird eine von uns an der Universität lehren. Dann werden sich von uns an der Universität lehren. Dann werden sich die Dinge ändern!die Dinge ändern!Olympia Fulvia Morata kommt dazu.Olympia Fulvia Morata kommt dazu.Katharina von BoraKatharina von BoraDa kommt Olympia Fulvia Morata, unsere Professorin! Da kommt Olympia Fulvia Morata, unsere Professorin! Und wie gut sie aussieht! Und wie gut sie aussieht! Olympia Fulvia MorataOlympia Fulvia MorataLiebe Schwestern, was für ein wunderbares Liebe Schwestern, was für ein wunderbares Zusammentreffen.Zusammentreffen.Endlich unter Gleichgesinnten.Endlich unter Gleichgesinnten.Katharina von Bora: Katharina von Bora: Schön, dass du dich auf den weiten Weg zu uns Schön, dass du dich auf den weiten Weg zu uns gemacht hast. Aber sag, wie kamen die gemacht hast. Aber sag, wie kamen die reformatorischen Gedanken zu Euch nach Italien?reformatorischen Gedanken zu Euch nach Italien?Olympia Fulvia MorataOlympia Fulvia MorataEin Freund unserer Familie, Curione, machte uns mit Ein Freund unserer Familie, Curione, machte uns mit den Glaubensüberzeugungen der deutschen den Glaubensüberzeugungen der deutschen Reformatoren vertraut. Darauf hin habe ich begonnen, Reformatoren vertraut. Darauf hin habe ich begonnen, Theologie zu studieren. Ihr wisst ja, mein Vater, der Theologie zu studieren. Ihr wisst ja, mein Vater, der Hoflehrer, hat mir viel zugetraut. In Latein und Hoflehrer, hat mir viel zugetraut. In Latein und Griechisch hat er mich gelehrt, da war ich noch klein. Griechisch hat er mich gelehrt, da war ich noch klein. Und durch die Heirat meines lieben Andreas habe ich Und durch die Heirat meines lieben Andreas habe ich mein Glück gefunden. mein Glück gefunden.
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Er hat mit seiner musikalischen Begabung meine Er hat mit seiner musikalischen Begabung meine Psalmdichtungen vertont und auch noch veröffentlicht.Psalmdichtungen vertont und auch noch veröffentlicht. Aber nicht lange und es setzte eine Verfolgung ein Aber nicht lange und es setzte eine Verfolgung ein gegen alle, die von der neuen Lehre überzeugt waren. gegen alle, die von der neuen Lehre überzeugt waren. Wir mussten nach Deutschland fliehen. Dass ich meineWir mussten nach Deutschland fliehen. Dass ich meine Mutter und die Schwestern zurück lassen musste, Mutter und die Schwestern zurück lassen musste, schmerzt mich immer noch sehr. Ihr wisst ja auch wie schmerzt mich immer noch sehr. Ihr wisst ja auch wie der Krieg und die Pest bei uns wüten. Es ist nur der der Krieg und die Pest bei uns wüten. Es ist nur der Gnade Gottes zu verdanken, dass mein Mann noch Gnade Gottes zu verdanken, dass mein Mann noch lebt, lebt, Argula: Argula: Und jetzt seid ihr in Heidelberg?Und jetzt seid ihr in Heidelberg?Olympia Fulvia MorataOlympia Fulvia MorataMein Mann hat eine Professur an der Universität Mein Mann hat eine Professur an der Universität bekommen. bekommen. Und so unglaublich es klingen mag, auch mir hat man Und so unglaublich es klingen mag, auch mir hat man dort einen Lehrstuhl angeboten! Eine ungewöhnlich dort einen Lehrstuhl angeboten! Eine ungewöhnlich fortschrittliche Hochschule! Ein Lehrstuhl für eine Frau!fortschrittliche Hochschule! Ein Lehrstuhl für eine Frau! Noch bin zu schwach durch die Folgen der Flucht und Noch bin zu schwach durch die Folgen der Flucht und kann nur Hausunterricht in Griechisch erteilen. Aber kann nur Hausunterricht in Griechisch erteilen. Aber bald ist es soweit und ich darf an der Universität bald ist es soweit und ich darf an der Universität lehren. lehren. Katharina von Bora:Katharina von Bora:Nimm ein Stück Brot, iss und trink und stärke dich!Nimm ein Stück Brot, iss und trink und stärke dich!Wibrandis Rosenblatt kommt dazuWibrandis Rosenblatt kommt dazu
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Wibrandis Rosenblatt:Wibrandis Rosenblatt:Zu Katharina von Bora gewandt: Zu Katharina von Bora gewandt: Sei mir gegrüßt, meine liebe Katharina. Sei mir gegrüßt, meine liebe Katharina. Wie schön, euch alle hier zu sehen, liebe Schwestern!Wie schön, euch alle hier zu sehen, liebe Schwestern!Wie schön, dass du auch da bist, liebe Katharina Zell, Wie schön, dass du auch da bist, liebe Katharina Zell, ich bringe dir Grüße von daheim, von deinen ich bringe dir Grüße von daheim, von deinen Patenkindern!Patenkindern!Katharina von BoraKatharina von Bora (zu den anderen Frauen) (zu den anderen Frauen)Es ist mir eine große Freude und Ehre, euch unsere Es ist mir eine große Freude und Ehre, euch unsere liebe Freundin Wibrandis Rosenblatt aus Basel liebe Freundin Wibrandis Rosenblatt aus Basel vorzustellen. Als Ehefrau von vier großen vorzustellen. Als Ehefrau von vier großen Reformatoren hat sie bis heute mit ihrem Leben aktiv Reformatoren hat sie bis heute mit ihrem Leben aktiv an der Gestaltung unserer Kirche mitgewirkt. In Basel an der Gestaltung unserer Kirche mitgewirkt. In Basel an der Seite von Oekolampad, in Straßburg als Frau an der Seite von Oekolampad, in Straßburg als Frau von Capito und zuletzt an der Seite unserer verehrten von Capito und zuletzt an der Seite unserer verehrten Martin Bucer. Martin Bucer. Katharina ZellKatharina ZellWie lange haben wir uns nicht gesehen! Seit ihr von Wie lange haben wir uns nicht gesehen! Seit ihr von Straßburg weggezogen seid. Und wie schwer ist der Straßburg weggezogen seid. Und wie schwer ist der Weg, den du gegangen bist! Komm und iss mit uns. Weg, den du gegangen bist! Komm und iss mit uns. Wibrandis RosenblattWibrandis RosenblattJa, die letzten Jahre waren hart. Vier mal bin ich Witwe Ja, die letzten Jahre waren hart. Vier mal bin ich Witwe geworden. Und ich habe natürlich auch erlebt, was es geworden. Und ich habe natürlich auch erlebt, was es heißt, für eine Sache zu kämpfen. Viele, die sich für dieheißt, für eine Sache zu kämpfen. Viele, die sich für die Reformation stark gemacht haben, wurden verfolgt. Reformation stark gemacht haben, wurden verfolgt. Wir haben dutzende Hilfesuchende aufgenommen, sie Wir haben dutzende Hilfesuchende aufgenommen, sie
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versorgt und gestärkt. Nicht nur mit Mahlzeiten. Auch versorgt und gestärkt. Nicht nur mit Mahlzeiten. Auch mit Worten und Gebeten.mit Worten und Gebeten.Immer wieder ließ mein Mann auch Studenten bei uns Immer wieder ließ mein Mann auch Studenten bei uns wohnen. Die wollten versorgt werden. Aber das alles wohnen. Die wollten versorgt werden. Aber das alles kennst du ja auch, liebe Katharina. Und die eigenen 11kennst du ja auch, liebe Katharina. Und die eigenen 11 Kinder dürfen da auch nicht zu kurz kommen. Kinder dürfen da auch nicht zu kurz kommen. Olympia Fulvia MorataOlympia Fulvia MorataLiebe Wibrandis, ich bin so froh, dich kennenzulernen! Liebe Wibrandis, ich bin so froh, dich kennenzulernen! Was hast für ein aufregendes Leben! Was hast für ein aufregendes Leben! Ward ihr inzwischen nicht auch in Cambridge? Ward ihr inzwischen nicht auch in Cambridge? Wibrandis RosenblattWibrandis Rosenblatt Martin Bucer, mein Mann, musste Straßburg verlassen.Martin Bucer, mein Mann, musste Straßburg verlassen. All das wofür wir gekämpft hatten, all das sollte nicht All das wofür wir gekämpft hatten, all das sollte nicht mehr sein. Wir sollten uns wieder den katholischen mehr sein. Wir sollten uns wieder den katholischen Kirchengesetzen unterwerfen. Kirchengesetzen unterwerfen. Da blieb uns nur die Flucht. In England mussten wir Da blieb uns nur die Flucht. In England mussten wir uns nicht fürchten. Im Gegenteil, König Edward uns nicht fürchten. Im Gegenteil, König Edward brauchte erfahrene Theologen, die die Reformation brauchte erfahrene Theologen, die die Reformation dort vorantreiben sollten.dort vorantreiben sollten.Aber wir hatten nicht mehr sehr viel Zeit miteinander. Aber wir hatten nicht mehr sehr viel Zeit miteinander. Er starb und ich bin mit den Kindern wieder zurück Er starb und ich bin mit den Kindern wieder zurück nach Straßburg und von dort wieder nach Basel. nach Straßburg und von dort wieder nach Basel. Elisabeth Cruciger tritt ein.Elisabeth Cruciger tritt ein.
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Katharina von Bora:Katharina von Bora:Da kommt noch unsere Freundin Elisabeth. Da kommt noch unsere Freundin Elisabeth. Die mit dem kürzesten Weg kommen meistens als Die mit dem kürzesten Weg kommen meistens als letzte… Willkommen, liebe Elisabeth! Komm zu uns anletzte… Willkommen, liebe Elisabeth! Komm zu uns an den Tisch und nimm dir vom Brot. den Tisch und nimm dir vom Brot. Zu den anderen:Zu den anderen:Das ist meine wittenbergische Freundin Elisabeth Das ist meine wittenbergische Freundin Elisabeth Cruciger. Wir kennen uns schon lange und wir haben Cruciger. Wir kennen uns schon lange und wir haben vieles gemeinsam: Elisabeth war Nonne, wie ich. Und vieles gemeinsam: Elisabeth war Nonne, wie ich. Und unsere Männer arbeiten hier zusammen an der unsere Männer arbeiten hier zusammen an der Universität.Universität.Elisabeth Cruciger:Elisabeth Cruciger:Dein Martin hat uns auch getraut, damals in der Dein Martin hat uns auch getraut, damals in der Schlosskirche!Schlosskirche!Katharina von Bora:Katharina von Bora:Stimmt! Und demnächst wird deine Tochter Elisabeth Stimmt! Und demnächst wird deine Tochter Elisabeth unseren Johannes heiraten! unseren Johannes heiraten! Sag mal, wie geht es mit deinem Liederdichten voran?Sag mal, wie geht es mit deinem Liederdichten voran?Elisabeth Cruciger:Elisabeth Cruciger:Es macht immer noch Freude. Manchmal fließen die Es macht immer noch Freude. Manchmal fließen die Worte ganz einfach und mein Glaube wird ein Lied. Worte ganz einfach und mein Glaube wird ein Lied.
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Katharina von Bora:Katharina von Bora:Bewahre dir deine Kunst und Gabe. Sie ist so wertvoll! Bewahre dir deine Kunst und Gabe. Sie ist so wertvoll! Ich wünsche mir noch viele gute Kirchenlieder von dir. Ich wünsche mir noch viele gute Kirchenlieder von dir. Auch mein Martin schätzt dich sehr – einige deiner Auch mein Martin schätzt dich sehr – einige deiner Lieder sind ja jetzt in unser Wittenbergisches Lieder sind ja jetzt in unser Wittenbergisches Gesangbuch aufgenommen.Gesangbuch aufgenommen.EElisabeth Cruciger:lisabeth Cruciger:Ich möchte euch etwas erzählen, liebe Freundinnen, Ich möchte euch etwas erzählen, liebe Freundinnen, was mich immer noch sehr beschäftigt. Ich hatte einenwas mich immer noch sehr beschäftigt. Ich hatte einen Traum. Er war ganz ungewöhnlich: Ich stand in der Traum. Er war ganz ungewöhnlich: Ich stand in der Kirche auf der Kanzel und habe predigt! Ja, ich als FrauKirche auf der Kanzel und habe predigt! Ja, ich als Frau habe öffentlich Gottes Wort ausgelegt und die habe öffentlich Gottes Wort ausgelegt und die Gemeinde hat mir zugehört! Am anderen Morgen habeGemeinde hat mir zugehört! Am anderen Morgen habe ich meinem Mann den Traum erzählt – ich meinem Mann den Traum erzählt – Argula:Argula:… und, wie hat er reagiert?… und, wie hat er reagiert?Elisabeth Cruciger: Elisabeth Cruciger: Er hat gelacht und gesagt: „Vielleicht will Euch der Er hat gelacht und gesagt: „Vielleicht will Euch der liebe Gott für würdig erachten, dass Eure Gesänge, mitliebe Gott für würdig erachten, dass Eure Gesänge, mit denen Ihr zu Hause immer umgeht, in der Kirche denen Ihr zu Hause immer umgeht, in der Kirche gesungen werden“gesungen werden“Katharina von Bora:Katharina von Bora:Da hat er die richtigen Worte gefunden. Lass uns eins Da hat er die richtigen Worte gefunden. Lass uns eins deiner Lieder singen. Darf ich mir eines wünschen? deiner Lieder singen. Darf ich mir eines wünschen? Elisabeth Cruciger:Elisabeth Cruciger:Nur zu! Ich bin gespannt, welches du auswählst!Nur zu! Ich bin gespannt, welches du auswählst!
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Katharina von Bora:Katharina von Bora:„Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ – wenn ich ehrlich „Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ – wenn ich ehrlich bin, gefällt mir das viel besser als das Lied von der bin, gefällt mir das viel besser als das Lied von der festen Burg und den Wehr und Waffen, das die Männerfesten Burg und den Wehr und Waffen, das die Männer in diesen Tagen so gerne singen ….in diesen Tagen so gerne singen ….
Murmelgruppen:Murmelgruppen:Welche Frauen würden wir heute gerne an den Tisch Welche Frauen würden wir heute gerne an den Tisch setzen?setzen?Tischkarten schreiben und Frauen symbolisch Tischkarten schreiben und Frauen symbolisch dazusetzen, dazusetzen,
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Überleitung zum AbendmahlÜberleitung zum AbendmahlDie Frauen aus der Reformationszeit in unserem Die Frauen aus der Reformationszeit in unserem Anspiel haben sich gestärkt mit dem Brot, das sie Anspiel haben sich gestärkt mit dem Brot, das sie geteilt haben, im Hören auf Gottes Wort, im geteilt haben, im Hören auf Gottes Wort, im gemeinsamen Singen und durch ihre gemeinsamen Singen und durch ihre Gemeinschaft.Gemeinschaft.Auch wir – die heutigen Frauen der Reformation - Auch wir – die heutigen Frauen der Reformation - brauchen Stärkung für unseren Alltag, brauchen Stärkung für unseren Alltag, Kraft und Gelassenheit, um die Aufgaben zu Kraft und Gelassenheit, um die Aufgaben zu bewältigen, die uns aufgetragen sind. bewältigen, die uns aufgetragen sind. Und wir brauchen einander, als Schwestern und Und wir brauchen einander, als Schwestern und Freundinnen, die miteinander unterwegs sind. Freundinnen, die miteinander unterwegs sind. So wie wir es eben gesungen haben: Gut, dass wirSo wie wir es eben gesungen haben: Gut, dass wir einander haben!einander haben!
Wir sind versammelt vor dem Altar, Wir sind versammelt vor dem Altar, der uns erinnert an den Tisch, der uns erinnert an den Tisch, den Gott uns deckt an jedem neuen Tag, den Gott uns deckt an jedem neuen Tag, an die Fülle, die uns angeboten wird und nicht an die Fülle, die uns angeboten wird und nicht ausgeht. ausgeht. An den Segen Gottes, der Leib und Seele nährt.An den Segen Gottes, der Leib und Seele nährt.Für diesen Segen steht das Brot, Für diesen Segen steht das Brot, als Symbol für das, was wir zum Leben brauchen.als Symbol für das, was wir zum Leben brauchen.Sein Geschmack erinnert uns Sein Geschmack erinnert uns
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an die Erde, in der das Korn wächst;an die Erde, in der das Korn wächst;an die Menschen, die für uns ernten, mahlen und an die Menschen, die für uns ernten, mahlen und backen;backen;an Jesus, der gesagt hat: an Jesus, der gesagt hat: Ich bin das Brot des Lebens.Ich bin das Brot des Lebens.Wir wollen das Brot miteinander teilenWir wollen das Brot miteinander teilenund Gott um seinen Segen bitten:und Gott um seinen Segen bitten:
„Segne Gott uns diese Speise,„Segne Gott uns diese Speise,uns zur Kraft, und dir zum Preise. Amen“uns zur Kraft, und dir zum Preise. Amen“
Segen macht die irdische Speise für uns zum Segen macht die irdische Speise für uns zum Himmelsbrot.Himmelsbrot.Zum Brot, das unseren Körper stärkt und unsere Zum Brot, das unseren Körper stärkt und unsere Seele nährt.Seele nährt.Diesen Geschmack von Himmel und Erde wollen Diesen Geschmack von Himmel und Erde wollen wir unswir unsgegenseitig reichen mit den Worten:gegenseitig reichen mit den Worten:Brot zum Leben - für dich. Brot zum Leben - für dich.
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FürbittenFürbittenLassen Sie uns beten und miteinander singen:Lassen Sie uns beten und miteinander singen:Du Gott stützt unsDu Gott stützt unsGott, du stärkst Menschen,Gott, du stärkst Menschen,in deinem Namen auch ungewöhnliche Wege zu in deinem Namen auch ungewöhnliche Wege zu gehen.gehen.Wir bitten dich für die Frauen, Wir bitten dich für die Frauen, die sich in ihrem Beruf, in ihrem Ehrenamt,die sich in ihrem Beruf, in ihrem Ehrenamt,in der Politik oder in anderen Bereichenin der Politik oder in anderen Bereichenweit vorgewagt haben.weit vorgewagt haben.Lass ihnen immer wieder Kraft zuwachsen, Lass ihnen immer wieder Kraft zuwachsen, dass sie nicht aufgeben und beharrlich ihre Ziele dass sie nicht aufgeben und beharrlich ihre Ziele verfolgen.verfolgen.Du Gott stützt unsDu Gott stützt unsGott, du motivierst Menschen, Gott, du motivierst Menschen, alte und eingefahrene Wege zu verlassen.alte und eingefahrene Wege zu verlassen.Wir bitten dich für die Frauen, Wir bitten dich für die Frauen, die Widerstand spüren, die Widerstand spüren, wenn sie sich für gerechtere Verhältnisse wenn sie sich für gerechtere Verhältnisse einsetzen.einsetzen.Lass sie nicht hart werden und sich in Lass sie nicht hart werden und sich in Alleingängen verlieren.Alleingängen verlieren.Öffne ihnen die Augen für Menschen, Öffne ihnen die Augen für Menschen, die ihre Verbündeten sein können.die ihre Verbündeten sein können.Du Gott stützt unsDu Gott stützt unsGott, du schenkst Menschen viel ZutrauenGott, du schenkst Menschen viel Zutrauenin ihre Fähigkeiten und Gaben.in ihre Fähigkeiten und Gaben.Wir bitten dich für die Frauen,Wir bitten dich für die Frauen,die zu ihren Stärken stehen die zu ihren Stärken stehen und sie in vielen Bereichen einsetzen.und sie in vielen Bereichen einsetzen.Wenn sie an Grenzen ihrer Möglichkeiten geraten,Wenn sie an Grenzen ihrer Möglichkeiten geraten,lass sie auf Menschen treffen, lass sie auf Menschen treffen, die auch mit ihren schwachen Seiten die auch mit ihren schwachen Seiten zurechtkommen.zurechtkommen.Du Gott stützt unsDu Gott stützt unsGemeinsam lass uns darauf vertrauen, Gemeinsam lass uns darauf vertrauen, dass du unsere Wege begleitest.dass du unsere Wege begleitest.
1919
Wir beten, wie schon dein Sohn gebetet hat.Wir beten, wie schon dein Sohn gebetet hat.Oder: Oder: Gott, wir danken dir für die Frauen der Gott, wir danken dir für die Frauen der Reformation.Reformation.Sie haben sich bewegen lassenSie haben sich bewegen lassenvon deiner Gnade, die erlöst und befreit.von deiner Gnade, die erlöst und befreit.Sie sind aufgebrochenSie sind aufgebrochenaus der Enge ihrer Kirche,aus der Enge ihrer Kirche,aus Rollenmustern und gesellschaftlichen aus Rollenmustern und gesellschaftlichen ErwartungenErwartungenin die Freiheit eines Christenmenschen.in die Freiheit eines Christenmenschen.Wir bitten dich:Wir bitten dich:Erneuere auch heute deine Kirche, fange bei uns Erneuere auch heute deine Kirche, fange bei uns an:an:Berühre unsere Herzen,Berühre unsere Herzen,dass wir dir vertrauen und unseren Nächsten dass wir dir vertrauen und unseren Nächsten lieben.lieben.Gib uns Fantasie, Neues zu denkenGib uns Fantasie, Neues zu denkenund Mut, uns einzubringen und Mut, uns einzubringen mit Herz und Verstand, Wort und Tat.mit Herz und Verstand, Wort und Tat.Wir singen:Wir singen:Wir gedenken der Frauen, die zu allen Zeiten Wir gedenken der Frauen, die zu allen Zeiten ihre Möglichkeiten und Gaben genutzt haben, um ihre Möglichkeiten und Gaben genutzt haben, um die Welt zu verändern.die Welt zu verändern.
2020
Wir bitten dich, schenke auch uns die Kraft und Wir bitten dich, schenke auch uns die Kraft und den Mut,den Mut,das Evangelium zu verkündigen und andere zu das Evangelium zu verkündigen und andere zu inspirieren.inspirieren.Wir denken an unsere eigenen Mütter und Wir denken an unsere eigenen Mütter und Großmütter,Großmütter,deren Leben uns geprägt hat.deren Leben uns geprägt hat.Wir bitten dich, lass die Kraft ihres GlaubensWir bitten dich, lass die Kraft ihres Glaubensauch in uns Wurzel schlagen und Frucht bringen.auch in uns Wurzel schlagen und Frucht bringen.Wir bitten dich für unsere Töchter und Enkelinnen,Wir bitten dich für unsere Töchter und Enkelinnen,dass sie ihren Weg finden in der Vielfalt der dass sie ihren Weg finden in der Vielfalt der Möglichkeiten.Möglichkeiten.Gib ihnen ein Gespür für das, was ihnen gut tutGib ihnen ein Gespür für das, was ihnen gut tutund lass sie entdecken, welche Freiheit der und lass sie entdecken, welche Freiheit der Glaube schenkt,Glaube schenkt,der aus dem Vertrauen auf dich lebt.der aus dem Vertrauen auf dich lebt.Wir singen: Wir singen:
Wir danken dir für die Vielfalt des christlichen Wir danken dir für die Vielfalt des christlichen GlaubensGlaubensin allen Völkern und Kulturenin allen Völkern und Kulturenund dass wir dazu gehören, zur einen, weltweiten und dass wir dazu gehören, zur einen, weltweiten Kirche Jesu Christi.Kirche Jesu Christi.Wir bitten dich für die Christen, die wegen ihres Wir bitten dich für die Christen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden,Glaubens verfolgt werden,
2121
für alle, die Not leiden in so vielen Teilen unserer für alle, die Not leiden in so vielen Teilen unserer Erde.Erde.Wir verbinden uns mit den Menschen in unserer Wir verbinden uns mit den Menschen in unserer Nähe,Nähe,die leiden und krank sind an Leib und Seele.die leiden und krank sind an Leib und Seele.Lass uns deine Kirche sein,Lass uns deine Kirche sein,Schwestern und Brüder, die sich anrühren lassen Schwestern und Brüder, die sich anrühren lassen von der Not,von der Not,die deine Hände sind und deine Füße,die deine Hände sind und deine Füße,die dein Wort weitersagen, das tröstet und heilt,die dein Wort weitersagen, das tröstet und heilt,das wachrüttelt und zurechtbringt.das wachrüttelt und zurechtbringt.Wir singen:Wir singen:
Was uns persönlich am Herzen liegt,Was uns persönlich am Herzen liegt,bringen wir vor dich in der Stille: bringen wir vor dich in der Stille:
2222
1499-15521499-1552
Katharina Luther, geb. von BoraKatharina Luther, geb. von Bora
2323
BeziehungenBeziehungen
Katharina wurde vermutlich nach dem frühen Tod der Mutter und Katharina wurde vermutlich nach dem frühen Tod der Mutter und
vor der zweiten Heirat ihres Vaters 1505 in die Schule des Klosters vor der zweiten Heirat ihres Vaters 1505 in die Schule des Klosters
der Benediktinerinnen zu Brehna gegeben. Auch wenn die Mutter der Benediktinerinnen zu Brehna gegeben. Auch wenn die Mutter
noch gelebt hätte, wäre ein solcher Schritt seinerzeit für adlige noch gelebt hätte, wäre ein solcher Schritt seinerzeit für adlige
Mädchen durchaus üblich gewesen. Viele Adlige und vermögende Mädchen durchaus üblich gewesen. Viele Adlige und vermögende
Bürger sahen ihre Töchter im Kloster nicht nur sicher, sondern auch Bürger sahen ihre Töchter im Kloster nicht nur sicher, sondern auch
versorgt; manche wollten wohl auch die mit einer Heirat anfallende versorgt; manche wollten wohl auch die mit einer Heirat anfallende
Mitgift sparen. Im Falle Katharinas sieht zumindest die Legende die Mitgift sparen. Im Falle Katharinas sieht zumindest die Legende die
böse Stiefmutter für den Weg ins Kloster verantwortlich. 1508/09 böse Stiefmutter für den Weg ins Kloster verantwortlich. 1508/09
wurde sie den Zisterzienserinnen im Kloster Mariathron zu wurde sie den Zisterzienserinnen im Kloster Mariathron zu
Nimbschen übergeben, bestimmt für den geistlichen Stand. Hier Nimbschen übergeben, bestimmt für den geistlichen Stand. Hier
lernte sie nicht nur gehorsam zu sein und zu schweigen, sie lernte lernte sie nicht nur gehorsam zu sein und zu schweigen, sie lernte
auch weit mehr als ihr außerhalb des Klosters möglich gewesen auch weit mehr als ihr außerhalb des Klosters möglich gewesen
wäre: Lesen, Schreiben, Singen, etwas Latein, Hauswirtschaft und wäre: Lesen, Schreiben, Singen, etwas Latein, Hauswirtschaft und
sicher auch Rechnen. Behütet von „Muhme Lene“, ihrer Tante und sicher auch Rechnen. Behütet von „Muhme Lene“, ihrer Tante und
zudem Siechenmeisterin des Klosters, wuchs Katharina zu einer zudem Siechenmeisterin des Klosters, wuchs Katharina zu einer
gebildeten und in der Heilkunde erfahrenen jungen Frau heran – gebildeten und in der Heilkunde erfahrenen jungen Frau heran –
beides sollte ihr später zugute kommen. Am 8. Oktober 1515 beides sollte ihr später zugute kommen. Am 8. Oktober 1515
leistete sie das Gelübde als Braut Christi und schwor damit leistete sie das Gelübde als Braut Christi und schwor damit
Besitzlosigkeit, Keuschheit und Gehorsam gegenüber ihren Oberen. Besitzlosigkeit, Keuschheit und Gehorsam gegenüber ihren Oberen.
In der weißen Kutte mit dem schwarzen Schleier der In der weißen Kutte mit dem schwarzen Schleier der
Zisterzienserinnen bekräftigte sie 1518 ihren Entschluss mit dem Zisterzienserinnen bekräftigte sie 1518 ihren Entschluss mit dem
ewigen Gelübde. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie mit ihrem ewigen Gelübde. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie mit ihrem
Schicksal haderte, ….Schicksal haderte, ….2424
1517 aber trat Martin Luther (1483-1546) in die Öffentlichkeit und 1517 aber trat Martin Luther (1483-1546) in die Öffentlichkeit und
er verkündete Dinge, die Katharina wohl nie auch nur zu denken er verkündete Dinge, die Katharina wohl nie auch nur zu denken
gewagt hätte. Als eine Folge seiner Argumentation gegen das gewagt hätte. Als eine Folge seiner Argumentation gegen das
Klosterleben wurden 1522 die „Wittenberger Beschlüsse“ gefasst, Klosterleben wurden 1522 die „Wittenberger Beschlüsse“ gefasst,
die es jedermann freistellten, ein Kloster zu verlassen. Diese die es jedermann freistellten, ein Kloster zu verlassen. Diese
Vorgänge stießen auch in Nimbschen auf fruchtbaren Boden, Vorgänge stießen auch in Nimbschen auf fruchtbaren Boden,
obgleich die Wege der Nachrichtenverbreitung weitgehend im obgleich die Wege der Nachrichtenverbreitung weitgehend im
Dunkeln liegen. Ostern 1523 flohen zwölf Nonnen aus dem Kloster Dunkeln liegen. Ostern 1523 flohen zwölf Nonnen aus dem Kloster
Mariathron, unter ihnen Katharina von Bora, die damit ihr Schicksal Mariathron, unter ihnen Katharina von Bora, die damit ihr Schicksal
in die eigene Hand nahm, ohne zu wissen, wohin es sie führen in die eigene Hand nahm, ohne zu wissen, wohin es sie führen
würde.würde.
Ihr Glück war es, dass sie ihr Fluchthelfer, der Kaufmann und Ihr Glück war es, dass sie ihr Fluchthelfer, der Kaufmann und
Lutherfreund Leonhard Koppe aus Torgau, in das aufgeklärte Lutherfreund Leonhard Koppe aus Torgau, in das aufgeklärte
Wittenberg brachte, das Zentrum der Reformation. In der Wittenberg brachte, das Zentrum der Reformation. In der
Universitäts- und kurfürstlichen Residenzstadt herrschte ein Universitäts- und kurfürstlichen Residenzstadt herrschte ein
aufgeschlossenes und anregendes Klima, das berühmte Männer, aufgeschlossenes und anregendes Klima, das berühmte Männer,
wie Georg Spalatin (1484-1545) und Philipp Melanchthon (1497-wie Georg Spalatin (1484-1545) und Philipp Melanchthon (1497-
1560), angezogen hatte. Auch Martin Luther selbst, der theologische1560), angezogen hatte. Auch Martin Luther selbst, der theologische
Kopf der Reformation, lebte und lehrte hier. Zu ihm ins Schwarze Kopf der Reformation, lebte und lehrte hier. Zu ihm ins Schwarze
Kloster kam Katharina am 7. April, zusammen mit den acht Nonnen Kloster kam Katharina am 7. April, zusammen mit den acht Nonnen
aus Nimbschen, die, wie sie selbst, nicht zu ihren Familien aus Nimbschen, die, wie sie selbst, nicht zu ihren Familien
zurückkehren konnten, stand doch im albertinischen Sachsen auf zurückkehren konnten, stand doch im albertinischen Sachsen auf
Klosterflucht die Todesstrafe.Klosterflucht die Todesstrafe.
Spätestens seit Oktober 1523 lebte Katharina im Haus Lukas Spätestens seit Oktober 1523 lebte Katharina im Haus Lukas
Cranachs d. Ä. (1472/75-1553), einem weltoffenen Haus, geführt Cranachs d. Ä. (1472/75-1553), einem weltoffenen Haus, geführt 2525
von der selbstbewussten und umsichtig agierenden Barbara von der selbstbewussten und umsichtig agierenden Barbara
(1477/85-1540), der Ehefrau des Malers. Sie wurde ihre (1477/85-1540), der Ehefrau des Malers. Sie wurde ihre
Lehrmeisterin, Beraterin und Freundin (über Barbara Cranach siehe Lehrmeisterin, Beraterin und Freundin (über Barbara Cranach siehe
S. Weigelt: Der Männer Lust, 46-53). Der kurfürstliche Hofmaler S. Weigelt: Der Männer Lust, 46-53). Der kurfürstliche Hofmaler
führte nicht nur eine große Künstlerwerkstatt, in seinem Haus führte nicht nur eine große Künstlerwerkstatt, in seinem Haus
gingen auch bedeutende Persönlichkeiten aus Politik und gingen auch bedeutende Persönlichkeiten aus Politik und
Gesellschaft ein und aus. Für Katharina eröffnete sich ein völlig Gesellschaft ein und aus. Für Katharina eröffnete sich ein völlig
neuer Lebensraum. Offensichtlich lernte sie manche der Gäste neuer Lebensraum. Offensichtlich lernte sie manche der Gäste
persönlich kennen. Einer von ihnen war König Christian II. von persönlich kennen. Einer von ihnen war König Christian II. von
Dänemark (1481-1559), der in Sachsen Zuflucht und Verbündete Dänemark (1481-1559), der in Sachsen Zuflucht und Verbündete
gesucht hatte. Öfter scheint sich Katharina auch unter die gesucht hatte. Öfter scheint sich Katharina auch unter die
Gesellschaft der Studenten um Luther und Melanchthon gemischt Gesellschaft der Studenten um Luther und Melanchthon gemischt
zu haben. Dabei lernte sie den Nürnberger Patriziersohn zu haben. Dabei lernte sie den Nürnberger Patriziersohn
Hieronymus Baumgärtner (1498-1565), ihre erste Liebe, kennen. Hieronymus Baumgärtner (1498-1565), ihre erste Liebe, kennen.
Seine Eltern aber waren gegen die Heirat, standen doch entflohene Seine Eltern aber waren gegen die Heirat, standen doch entflohene
Nonnen in keinem guten Ruf. Sie hatten ihr Gelübde gebrochen, Nonnen in keinem guten Ruf. Sie hatten ihr Gelübde gebrochen,
waren arm und ohne männlichen Schutz mancherlei Gefahren waren arm und ohne männlichen Schutz mancherlei Gefahren
ausgesetzt. In Wittenberg scheint dies jedoch anders gewesen zu ausgesetzt. In Wittenberg scheint dies jedoch anders gewesen zu
sein. Katharina soll in den Kreisen um Luther sogar wegen ihrer sein. Katharina soll in den Kreisen um Luther sogar wegen ihrer
Klugheit – in Anlehnung an die Heilige gleichen Namens – Klugheit – in Anlehnung an die Heilige gleichen Namens –
„Katharina von Siena“ genannt worden sein, ehe sie als Lutherin, die„Katharina von Siena“ genannt worden sein, ehe sie als Lutherin, die
Frau an Luthers Seite, selbst zu den bekannten Persönlichkeiten der Frau an Luthers Seite, selbst zu den bekannten Persönlichkeiten der
Stadt gehörte.Stadt gehörte.
Als Luthers Ehefrau nahm sie zumeist an den berühmten Als Luthers Ehefrau nahm sie zumeist an den berühmten
Tischgesellschaften teil, bei denen Studenten und Gäste, Kollegen Tischgesellschaften teil, bei denen Studenten und Gäste, Kollegen
und Freunde Luthers anwesend waren. Von den Frauen aus und Freunde Luthers anwesend waren. Von den Frauen aus 2626
Wittenberg wurde diese Ehre sonst nur noch Elisabeth Cruciger (um Wittenberg wurde diese Ehre sonst nur noch Elisabeth Cruciger (um
1500-1535) und Katharina Jonas (+1542) zuteil (siehe S. Weigelt, Der1500-1535) und Katharina Jonas (+1542) zuteil (siehe S. Weigelt, Der
Männer Lust, 97-104 u. 54-61). Private Kontakte bestanden jedoch Männer Lust, 97-104 u. 54-61). Private Kontakte bestanden jedoch
auch zu Kurfürst Johann Friedrich I. und seiner Gemahlin Sibylle von auch zu Kurfürst Johann Friedrich I. und seiner Gemahlin Sibylle von
Kleve (siehe S. Weigelt: Sibylle von Kleve – Cranachs schönes Kleve (siehe S. Weigelt: Sibylle von Kleve – Cranachs schönes
Modell, Weimar 2012). Die Lutherin stand also mit allen Modell, Weimar 2012). Die Lutherin stand also mit allen
maßgeblichen Kreisen Wittenbergs in Kontakt, was sie bei Bedarf maßgeblichen Kreisen Wittenbergs in Kontakt, was sie bei Bedarf
auch zu nutzen wusste. Dass sie darüber mitunter Neid und Kritik auch zu nutzen wusste. Dass sie darüber mitunter Neid und Kritik
erntete, blieb nicht aus. Insbesondere der kurfürstliche Kanzler erntete, blieb nicht aus. Insbesondere der kurfürstliche Kanzler
Brück (1484-1557) und der Theologe Amsdorf (1483-1565) Brück (1484-1557) und der Theologe Amsdorf (1483-1565)
begleiteten Katharinas Tun mit Argwohn. Aber auch Philipp begleiteten Katharinas Tun mit Argwohn. Aber auch Philipp
Melanchthon billigte längst nicht alles, was sie unternahm, obgleich Melanchthon billigte längst nicht alles, was sie unternahm, obgleich
er Luther in freundschaftlicher Kollegialität verbunden und ihre er Luther in freundschaftlicher Kollegialität verbunden und ihre
Kinder Spielgefährten waren. So ist es verständlich, dass zwischen Kinder Spielgefährten waren. So ist es verständlich, dass zwischen
Philipps Frau Katharina (siehe S. Weigelt, Der Männer Lust, 34-45) Philipps Frau Katharina (siehe S. Weigelt, Der Männer Lust, 34-45)
und der Lutherin ein recht distanziertes Verhältnis bestand, das von und der Lutherin ein recht distanziertes Verhältnis bestand, das von
mancher Rivalität zeugte. Dagegen verband Käthe nicht nur mit mancher Rivalität zeugte. Dagegen verband Käthe nicht nur mit
Barbara Cranach, sondern auch mit Katharina Jonas, der Frau des Barbara Cranach, sondern auch mit Katharina Jonas, der Frau des
Luthermitarbeiters Justus Jonas, ein uneingeschränkt Luthermitarbeiters Justus Jonas, ein uneingeschränkt
freundschaftliches und herzliches Verhältnis. Sie war ihre engste freundschaftliches und herzliches Verhältnis. Sie war ihre engste
Vertraute. Luther nennt die warmherzige Frau, die – mit ihrem 13. Vertraute. Luther nennt die warmherzige Frau, die – mit ihrem 13.
Kind schwanger – schon 1542 starb, „die größte und nächste Kind schwanger – schon 1542 starb, „die größte und nächste
Trösterin“ seiner Familie.Trösterin“ seiner Familie.
Reformatorische ImpulseReformatorische Impulse
Katharina war zwar eine gebildete, kluge und selbstbewusste Frau, Katharina war zwar eine gebildete, kluge und selbstbewusste Frau,
hatte aber offensichtlich – anders als etwa Elisabeth Cruciger, die hatte aber offensichtlich – anders als etwa Elisabeth Cruciger, die 2727
Kirchenlieddichterin – keinerlei Ambitionen, über ihren Kirchenlieddichterin – keinerlei Ambitionen, über ihren
Tätigkeitsbereich als Hausfrau, Ehefrau und Mutter hinaus aktiv zu Tätigkeitsbereich als Hausfrau, Ehefrau und Mutter hinaus aktiv zu
werden. In dieser Rolle fand sie Herausforderung und Bestätigung werden. In dieser Rolle fand sie Herausforderung und Bestätigung
zugleich, und sie füllte den Platz an Luthers Seite souverän aus. Manzugleich, und sie füllte den Platz an Luthers Seite souverän aus. Man
mag sich zu Recht fragen, wie wäre Luthers Leben verlaufen, hätte mag sich zu Recht fragen, wie wäre Luthers Leben verlaufen, hätte
er sich nicht jener „übrig gebliebenen Nonne erbarmt“, die sich so er sich nicht jener „übrig gebliebenen Nonne erbarmt“, die sich so
selbstsicher für ihn als möglichen Heiratskandidaten entschieden selbstsicher für ihn als möglichen Heiratskandidaten entschieden
hatte. Es waren die Familie und Katharinas umsichtiges Wirken, die hatte. Es waren die Familie und Katharinas umsichtiges Wirken, die
ihm das freie Arbeiten erlaubten und die auch den Freiraum und ihm das freie Arbeiten erlaubten und die auch den Freiraum und
den Rahmen für die bekannten Tischgespräche im Hause Luther den Rahmen für die bekannten Tischgespräche im Hause Luther
boten. Und es war Katharinas erfülltes Frau-Sein, das dem boten. Und es war Katharinas erfülltes Frau-Sein, das dem
Reformator zu manch neuer Einsicht verhalf. So hatte er noch 1522 Reformator zu manch neuer Einsicht verhalf. So hatte er noch 1522
verkündet, schwangere Frauen sollten “ihre höchste Kraft und verkündet, schwangere Frauen sollten “ihre höchste Kraft und
Macht daran stecken, dass das Kind genese, ob sie gleich darüber Macht daran stecken, dass das Kind genese, ob sie gleich darüber
sterben“. Doch wie änderte sich sein Sinn, als sein „Herzliebchen“ sterben“. Doch wie änderte sich sein Sinn, als sein „Herzliebchen“
schwanger wurde. Das war nicht mehr der unbekümmerte schwanger wurde. Das war nicht mehr der unbekümmerte
Theologe, sondern das war jetzt ein mitfühlender Mann, der um dasTheologe, sondern das war jetzt ein mitfühlender Mann, der um das
Leben der Mutter ebenso bangte wie um das des Neugeborenen.Leben der Mutter ebenso bangte wie um das des Neugeborenen.
Darüber hinaus kann Katharinas mutige Flucht aus dem Kloster als Darüber hinaus kann Katharinas mutige Flucht aus dem Kloster als
ein beredter Erfolg für die reformatorische Agitation gegen das ein beredter Erfolg für die reformatorische Agitation gegen das
Klosterleben gelten. Nicht zuletzt aber begründete Katharina mit Klosterleben gelten. Nicht zuletzt aber begründete Katharina mit
ihrem offenen Haus die noch heute lebendige Tradition des ihrem offenen Haus die noch heute lebendige Tradition des
evangelischen Pfarrhauses. Das Leben im Schwarzen Kloster zu evangelischen Pfarrhauses. Das Leben im Schwarzen Kloster zu
Wittenberg‚ Martins und Käthes Heimstatt, wurde für Generationen Wittenberg‚ Martins und Käthes Heimstatt, wurde für Generationen
protestantischer Pfarrhäuser ein erstrebenswertes Modell. Ein protestantischer Pfarrhäuser ein erstrebenswertes Modell. Ein
gastfreundliches Haus, in dem Hilfe geleistet wurde, wo sie nötig gastfreundliches Haus, in dem Hilfe geleistet wurde, wo sie nötig 2828
war, in dem Bildung und Musik, Gebet, Andacht und Bibellektüre war, in dem Bildung und Musik, Gebet, Andacht und Bibellektüre
groß geschrieben wurden – das waren die Grundpfeiler dieser groß geschrieben wurden – das waren die Grundpfeiler dieser
häuslichen Gemeinschaft.häuslichen Gemeinschaft.
aus: aus: http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=6http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=6
2929
1497 - 15621497 - 1562
Katharina Zell: Predigerin und unerschrockene Bürgerin, eine derKatharina Zell: Predigerin und unerschrockene Bürgerin, eine der
ersten Pfarrfrauen.ersten Pfarrfrauen.
3030
Katharina Schütz wurde als Tochter eines Handwerkers und Katharina Schütz wurde als Tochter eines Handwerkers und
angesehenen Bürgers in Straßburg um 1497 geboren. Sie genoss angesehenen Bürgers in Straßburg um 1497 geboren. Sie genoss
eine gute Schulbildung und zeigte schon in jungen Jahren großes eine gute Schulbildung und zeigte schon in jungen Jahren großes
Interesse an geistlichen Fragen, Gesprächen und Büchern. Martin Interesse an geistlichen Fragen, Gesprächen und Büchern. Martin
Luthers Schriften lernte sie in den 1520er Jahren kennen. Ebenso lasLuthers Schriften lernte sie in den 1520er Jahren kennen. Ebenso las
sie Schriften von Philipp Melanchthon, Johannes Brenz, Wolfgang sie Schriften von Philipp Melanchthon, Johannes Brenz, Wolfgang
Capito, Martin Bucer, Johannes von Staupitz, Johannes Bugenhagen,Capito, Martin Bucer, Johannes von Staupitz, Johannes Bugenhagen,
Kaspar von Schwenckfeld und Übersetzungen aus dem Lateinischen Kaspar von Schwenckfeld und Übersetzungen aus dem Lateinischen
von Girolamo Savonarola.von Girolamo Savonarola.
Im Sommer 1518 kam Matthäus Zell als Prediger und Priester ans Im Sommer 1518 kam Matthäus Zell als Prediger und Priester ans
Straßburger Münster, wo er bald reformatorisch predigte. Zell Straßburger Münster, wo er bald reformatorisch predigte. Zell
vollzog 1523 vor dem Straßburger Münster die erste öffentliche vollzog 1523 vor dem Straßburger Münster die erste öffentliche
Trauung an seinem Priesterkollegen Anton Firn und dessen Trauung an seinem Priesterkollegen Anton Firn und dessen
langjähriger Konkubine. Noch im gleichen Jahr ließen sich Matthäus langjähriger Konkubine. Noch im gleichen Jahr ließen sich Matthäus
Zell und Katharina Schütz öffentlich einsegnen und nahmen in Zell und Katharina Schütz öffentlich einsegnen und nahmen in
diesem Gottesdienst erstmals in Straßburg das Abendmahl unter diesem Gottesdienst erstmals in Straßburg das Abendmahl unter
beiderlei Gestalt ein. Mit beiden Handlungen demonstrierten sie beiderlei Gestalt ein. Mit beiden Handlungen demonstrierten sie
öffentlich ihre evangelische Gesinnung zu einer Zeit, als die Kämpfe öffentlich ihre evangelische Gesinnung zu einer Zeit, als die Kämpfe
um die reformatorischen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten um die reformatorischen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten
ethischen und sozialen Konsequenzen erst begannen.ethischen und sozialen Konsequenzen erst begannen.
Katharina Schütz Zell pflegte vielfältige, geografisch weit gestreute Katharina Schütz Zell pflegte vielfältige, geografisch weit gestreute
persönliche und briefliche Kontakte. Mit den Frauen der anderen persönliche und briefliche Kontakte. Mit den Frauen der anderen
Reformatoren und evangelischen Prediger in Straßburg und Reformatoren und evangelischen Prediger in Straßburg und
anderswo verbanden sie freundschaftliche Beziehungen, z.B. mit anderswo verbanden sie freundschaftliche Beziehungen, z.B. mit
Katherine Firn, den Frauen von Schultheiß, Spatzinger, Nibling, Katherine Firn, den Frauen von Schultheiß, Spatzinger, Nibling, 3131
Hackfurt oder Schwarz. Elisabeth Silbereisen, die ehemalige Nonne, Hackfurt oder Schwarz. Elisabeth Silbereisen, die ehemalige Nonne,
und Martin Bucer, kamen im Mai 1523 als Priesterehepaar und und Martin Bucer, kamen im Mai 1523 als Priesterehepaar und
Flüchtlinge aus Weißenburg nach Flüchtlinge aus Weißenburg nach
Straßburg, wo sie im Hause Zell zunächst Unterschlupf fanden. … Straßburg, wo sie im Hause Zell zunächst Unterschlupf fanden. …
Gemeinsam mit anderen Frauen übernahm sie die organisatorische Gemeinsam mit anderen Frauen übernahm sie die organisatorische
Seite der Gymnasiumsgründung, der Straßburger Schule. Katharina Seite der Gymnasiumsgründung, der Straßburger Schule. Katharina
verstand sich anders als viele Reformatorenfrauen als gleichwertige verstand sich anders als viele Reformatorenfrauen als gleichwertige
Mitarbeiterin ihres Ehemannes im kirchlichen Dienst, als Mitarbeiterin ihres Ehemannes im kirchlichen Dienst, als
Mitreformatorin und Geistliche, die sie in den Augen ihres Mitreformatorin und Geistliche, die sie in den Augen ihres
Ehemannes auch war. Noch in späteren Jahren wurde sie Ehemannes auch war. Noch in späteren Jahren wurde sie
vorbildhaft mit Argula von Grumbach in einem Atemzug genannt.vorbildhaft mit Argula von Grumbach in einem Atemzug genannt.
Straßburgs zentrale Lage, die große Gastfreundschaft der Zells, die Straßburgs zentrale Lage, die große Gastfreundschaft der Zells, die
gemeinsamen Reisen mehrten ihre persönlichen wie brieflichen gemeinsamen Reisen mehrten ihre persönlichen wie brieflichen
Kontakte über die Jahrzehnte. Anfang September 1529 verweilten Kontakte über die Jahrzehnte. Anfang September 1529 verweilten
Ulrich Zwingli aus Zürich und Johannes Oecolampad aus Basel zwei Ulrich Zwingli aus Zürich und Johannes Oecolampad aus Basel zwei
Wochen bei Zells, bevor sie zum Marburger Religionsgespräch Wochen bei Zells, bevor sie zum Marburger Religionsgespräch
weiterreisten. In dieser Zeit gingen Straßburgs Reformatoren bei weiterreisten. In dieser Zeit gingen Straßburgs Reformatoren bei
ihnen ein und aus und diskutierten die Bedeutung des Abendmahls ihnen ein und aus und diskutierten die Bedeutung des Abendmahls
mit den Gästen. Im Juni und Juli 1540, als im nahe gelegenen mit den Gästen. Im Juni und Juli 1540, als im nahe gelegenen
Hagenau theologische Gespräche stattfanden, hatte Katharina den Hagenau theologische Gespräche stattfanden, hatte Katharina den
ganzen Sommer über Gäste aus Wittenberg, Sachsen, Hessen, ganzen Sommer über Gäste aus Wittenberg, Sachsen, Hessen,
Nürnberg und Schwaben. Kaspar Schwenkfeld logierte nach der Nürnberg und Schwaben. Kaspar Schwenkfeld logierte nach der
großen Pest 1541 mehrfach bei Zells.großen Pest 1541 mehrfach bei Zells.
Matthäus Zell reiste öfters in die Schweiz und nach Süddeutschland, Matthäus Zell reiste öfters in die Schweiz und nach Süddeutschland,
wohin ihn Katharina begleitete, insbesondere als er älter und wohin ihn Katharina begleitete, insbesondere als er älter und
gebrechlicher wurde. Matthäus und Katharina Zell besuchten 1533 gebrechlicher wurde. Matthäus und Katharina Zell besuchten 1533 3232
Ambrosius und Thomas Blarer in Konstanz, wo Matthäus predigte. Ambrosius und Thomas Blarer in Konstanz, wo Matthäus predigte.
Später studierten die Blarer Söhne in Straßburg und Ambrosius´ Später studierten die Blarer Söhne in Straßburg und Ambrosius´
Sohn Gerwig war einer der Testamentszeugen von Katharina. Im Sohn Gerwig war einer der Testamentszeugen von Katharina. Im
April 1538 reisten die Zells nach Wittenberg, wo sie von Katharina April 1538 reisten die Zells nach Wittenberg, wo sie von Katharina
und Martin Luther herzlich aufgenommen wurden und etliche und Martin Luther herzlich aufgenommen wurden und etliche
Kollegen Luthers wie Philipp Melanchthon oder Nicolas Amsdorf in Kollegen Luthers wie Philipp Melanchthon oder Nicolas Amsdorf in
Magdeburg auf der Reise besuchten. Es war die Zeit nach Magdeburg auf der Reise besuchten. Es war die Zeit nach
Unterzeichnung der Wittenberger Konkordie 1536, die eine Unterzeichnung der Wittenberger Konkordie 1536, die eine
Konvergenzerklärung zum Abendmahlsverständnis beinhaltete.Konvergenzerklärung zum Abendmahlsverständnis beinhaltete.
Mehrfach bereisten die Zells Zürich und die Schweiz und hielten denMehrfach bereisten die Zells Zürich und die Schweiz und hielten den
Briefkontakt zu Konrad Pellikan, Ulrich Zwingli und dessen Briefkontakt zu Konrad Pellikan, Ulrich Zwingli und dessen
Nachfolger Heinrich Bullinger aufrecht. Nach dem Tod ihres MannesNachfolger Heinrich Bullinger aufrecht. Nach dem Tod ihres Mannes
1548 rieten Freude wie Martin Bucer zu einer Reise, um den großen 1548 rieten Freude wie Martin Bucer zu einer Reise, um den großen
Verlust zu verarbeiten und wieder zu Kräften zu kommen. Katharina Verlust zu verarbeiten und wieder zu Kräften zu kommen. Katharina
reiste über Basel nach Zürich, wo sie u.a. John Hooper aus England reiste über Basel nach Zürich, wo sie u.a. John Hooper aus England
traf, der Bucers Ausreise nach England vorbereitete.traf, der Bucers Ausreise nach England vorbereitete.
Katharina pflegte einen intensiven brieflichen Austausch mit vielen Katharina pflegte einen intensiven brieflichen Austausch mit vielen
Reformatoren wie Martin Luther, Ambrosius und Thomas Blarer, Reformatoren wie Martin Luther, Ambrosius und Thomas Blarer,
deren Schwester Margarete, die sie auch persönlich kannte, Martin deren Schwester Margarete, die sie auch persönlich kannte, Martin
Bucer, Ulrich Zwingli, Heinrich Bullinger, Kaspar von Schwenckfeld Bucer, Ulrich Zwingli, Heinrich Bullinger, Kaspar von Schwenckfeld
und anderen Frauen wie Männern.und anderen Frauen wie Männern.
Reformatorische Impulse:Reformatorische Impulse:
Katharina Schütz Zell gehört zu den wenigen Laientheologinnen, die Katharina Schütz Zell gehört zu den wenigen Laientheologinnen, die
sich auch publizistisch in den Streit um die reformatorischen sich auch publizistisch in den Streit um die reformatorischen 3333
Erkenntnisse und ihre praktische Umsetzung eingebracht hat. Erkenntnisse und ihre praktische Umsetzung eingebracht hat.
Legitimiert durch biblische Aussagen und Beispiele, das Priestertum Legitimiert durch biblische Aussagen und Beispiele, das Priestertum
aller Getauften ernst nehmend, sah sie sich als Frau genauso wie diealler Getauften ernst nehmend, sah sie sich als Frau genauso wie die
Männer aufgerufen, ihren evangelischen Glauben mit Wort und Tat Männer aufgerufen, ihren evangelischen Glauben mit Wort und Tat
zu bezeugen und öffentlich zu verteidigen. Wenn sie es für nötig zu bezeugen und öffentlich zu verteidigen. Wenn sie es für nötig
hielt, korrigierte sie auch Gelehrte und Amtspersonen und scheute hielt, korrigierte sie auch Gelehrte und Amtspersonen und scheute
keinen konstruktiven Streit. Gemeinde aufbauende Impulse und keinen konstruktiven Streit. Gemeinde aufbauende Impulse und
Verantwortung für ihre Nächsten trieben sie zur öffentlichen Verantwortung für ihre Nächsten trieben sie zur öffentlichen
Verteidigung reformatorische Anliegen. Zwang und Verteidigung reformatorische Anliegen. Zwang und
Gewaltanwendung in Glaubensdingen lehnte sie strikt ab, auch im Gewaltanwendung in Glaubensdingen lehnte sie strikt ab, auch im
Blick auf jüdische Religionsanhänger/innen, Zwinglianer, Calvinisten,Blick auf jüdische Religionsanhänger/innen, Zwinglianer, Calvinisten,
Spiritualisten oder Täuferkreise. Alle theologischen Aussagen und Spiritualisten oder Täuferkreise. Alle theologischen Aussagen und
Einstellungen hatten sich an der gelebten Nächstenliebe zu Einstellungen hatten sich an der gelebten Nächstenliebe zu
bewähren.bewähren.
aus: aus: http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=20http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=20
3434
Die erste Dichterin des ProtestantismusDie erste Dichterin des Protestantismus
Elisabeth von Meseritz entstammte vermutlich einem
pommerschen Adelsgeschlecht, das auf dem Gut Meseritz (heute:
Dorf Międzyrzecze) bei Schievelbein (heute: Swidwin) in Pommern
saß. Jung kam sie in das Prämonstratenserinnenkloster Marienbusch
bei Treptow an der Rega (heute: Trzebiatów). Das Leben als
Klosterschwester bedeutete, eingebunden zu sein in ein enges
Beziehungsgeflecht mit anderen Mädchen und Frauen, vermutlich
die meisten ebenfalls aus einer adligen Familie stammend. Daneben
hieß Klosterleben auch für die Mädchen und Frauen, Latein sowie
vielfältiges biblisches und kirchliches Wissen lernen zu können.
Denn das gemeinsame Singen und Beten (auf Lateinisch) bei
Gottesdiensten und den täglichen Stundengebeten vermittelte dies
ganz selbstverständlich. Wenn sie in ihrem Lied „Herr Christ, der
einig Gotts Sohn“ (s.u.) so gekonnt Wendungen aus dem großen
Glaubensbekenntnis wie aus der Bibel (und auch der Frauenmystik)
verwendet, so hat dies seinen Ursprung in ihrer Zeit als Nonne.
Elisabeth von Meseritz hatte aber auch Beziehungen außerhalb der
Klostermauern: als Johannes Bugenhagen in das nahegelegene
Kloster Belbuck als Lehrer kommt und angeregt durch Martin
Luthers Theologie die Bibel im evangelischen Sinne auslegt, lässt
sich Elisabeth von Meseritz davon überzeugen. Sie verlässt das
Kloster und folgt 1523 Bugenhagen nach Wittenberg, wo dieser
inzwischen zum Theologiestudium gezogen war und auch geheiratet
hatte. Elisabeth Cruciger lebte dann im Haushalt Bugenhagens bis zu
ihrer Heirat mit Caspar Cruciger, dem Mitarbeiter und Schüler 3636
Martin Luthers. Dass die Heirat eines Theologen mit einer Nonne
nichts Selbstverständliches war, beweist ein Briefzitat über Caspar
Cruciger, „der kürzlich eine Nonne geheiratet hat, was manchem
missfällt; doch tut Kaspar nichts Unüberlegtes“. Immerhin war die
neue soziale Rolle der Pfarrfrau überhaupt noch nicht festgelegt.
Elisabeth Cruciger hat wohl an den regen theologischen Gesprächen
in den Familien der Reformatoren manchmal teilgenommen, wie
ihre Erwähnung in den Tischreden Martin Luthers zeigt. Dort spricht
der Reformator sie mit „Liebe Els“ an. Zu Katharina von Bora, der
Frau Martin Luthers, hatte sie besonders Kontakt: Luther erwähnt in
einem Brief von 1532 an Caspar Cruciger den Austausch von
Schmuckgeschenken der beiden Frauen. In dem damals kleinen
Wittenberg war durch die reformatorische Bewegung unter den
Theologen und ihren Frauen (vielleicht auch Familien) ein ganz
enges Beziehungsgeflecht entstanden, mit viel gegenseitigem
Austausch, Reden und Diskussion, Essen und Trinken, Briefe
schreiben, wohl auch gegenseitiger Hilfe. Ich denke, dass schon
beim Einkaufen auf dem Markt vieles beredet und „vernetzt“ wurde
– dass hauptsächlich Martin Luthers Reden und Aussprüche
aufgeschrieben und gedruckt wurden, heißt nicht, dass die
Ehefrauen wie Elisabeth Cruciger in diesem Beziehungsgeflecht
stumm und ohne eigene Ausdrucksmöglichkeiten gewesen wären…
Elisabeth Cruciger starb am 2. Mai 1535 in Wittenberg; ihr Mann
muss darüber sehr traurig und verzweifelt gewesen sein –
Melanchthon berichtet in einem Brief:“[...] Cruciger nahm Sebaldus
3737
als Begleiter mit, damit er seine Trauer aufhebe, denn Cruciger hat
die Gattin verloren.“
Ein alter Biograph schreibt über ihren Tod: „[Sie ging] in den
unveränderlichen Genuss ihres guten Christenthums ein“.
Weder ist ein sicheres Bild von ihr vorhanden, noch wissen wir, wo Weder ist ein sicheres Bild von ihr vorhanden, noch wissen wir, wo
ihr Grab liegt oder lag; manche vermuten, dass Elisabeth Cruciger ihr Grab liegt oder lag; manche vermuten, dass Elisabeth Cruciger
unter den Predigthörerinnen des Reformationsaltars von Lukas unter den Predigthörerinnen des Reformationsaltars von Lukas
Cranach in der Stadtkirche St. Marien dargestellt sei. Einzig an der Cranach in der Stadtkirche St. Marien dargestellt sei. Einzig an der
Stelle, wo die Familie in Wittenberg in der Collegienstraße 81 Stelle, wo die Familie in Wittenberg in der Collegienstraße 81
wohnte, ist eine Gedenktafel angebracht.wohnte, ist eine Gedenktafel angebracht.
WirkungsgebereichWirkungsgebereich
Ihr Lied „Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ (EG 67) wurde und wird Ihr Lied „Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ (EG 67) wurde und wird
durch alle Jahrhunderte bis heute gesungen. Johann Sebastian Bach durch alle Jahrhunderte bis heute gesungen. Johann Sebastian Bach
komponierte dazu in Leipzig 200 Jahre später eine Kantate: „Herr komponierte dazu in Leipzig 200 Jahre später eine Kantate: „Herr
Christ, der einige Gottessohn“ (BWV 96), in welcher er den ersten Christ, der einige Gottessohn“ (BWV 96), in welcher er den ersten
und letzten Vers des Liedes verwendete. Heute steht es im und letzten Vers des Liedes verwendete. Heute steht es im
Evangelischen Gesangbuch unter Nr. 67 und wird (mindestens) in Evangelischen Gesangbuch unter Nr. 67 und wird (mindestens) in
den meisten Gemeinden als Wochenlied am letzten Sonntag nach den meisten Gemeinden als Wochenlied am letzten Sonntag nach
Epiphanias gesungen – zudem ist es auch in anderen Sprachen Epiphanias gesungen – zudem ist es auch in anderen Sprachen
bekannt und wird gesungen. bekannt und wird gesungen.
KommentarKommentar
Elisabeth Crucigers katholisch-evangelischer Lebensweg zeigt …, Elisabeth Crucigers katholisch-evangelischer Lebensweg zeigt …, dass die Reformation nicht urplötzlich „aus dem Himmel fiel“… dass die Reformation nicht urplötzlich „aus dem Himmel fiel“… Ohne die theologische Bildung und Ausbildung im Frauenkloster Ohne die theologische Bildung und Ausbildung im Frauenkloster Marienbusch hätte Elisabeth Cruciger sicher nicht ihr tiefgründiges Marienbusch hätte Elisabeth Cruciger sicher nicht ihr tiefgründiges Christuslied schreiben können. Christuslied schreiben können. aus: http://frauen-und-reformation.de/?S=BIO&ID=17
3838
1492 – 15541492 – 1554
Argula von Grumbach:Argula von Grumbach:
Kämpferische Streiterin für die ReformationKämpferische Streiterin für die Reformation
3939
Argula von Grumbach lebte als Jugendliche am herzoglichen Hof in Argula von Grumbach lebte als Jugendliche am herzoglichen Hof in
München. Sie stand in regem Briefwechsel mit Martin Luther, GeorgMünchen. Sie stand in regem Briefwechsel mit Martin Luther, Georg
Spalatin und Paul Speratus. Pflegte Kontakte zum Nürnberger Spalatin und Paul Speratus. Pflegte Kontakte zum Nürnberger
Reformator Andreas Osiander. Durch ihre Schriften beeinflusste sie Reformator Andreas Osiander. Durch ihre Schriften beeinflusste sie
Frauen wie Ursula Weyda, die ebenfalls eine reformatorische Frauen wie Ursula Weyda, die ebenfalls eine reformatorische
Flugschrift verfasste.Flugschrift verfasste.
WirkungsbereichWirkungsbereich
Als erste weibliche Flugschriftautorin erlangte sie in ihrer Als erste weibliche Flugschriftautorin erlangte sie in ihrer
Auseinandersetzung mit der Universität Ingolstadt und deren RektorAuseinandersetzung mit der Universität Ingolstadt und deren Rektor
Johannes Eck eine große öffentliche Aufmerksamkeit. Sie verfasste Johannes Eck eine große öffentliche Aufmerksamkeit. Sie verfasste
insgesamt sieben Flugschriften in den Jahren 1523/24. Mit ihren insgesamt sieben Flugschriften in den Jahren 1523/24. Mit ihren
Publikationen erreichte sie hohe Auflagen.Publikationen erreichte sie hohe Auflagen.
Reformatorische ImpulseReformatorische Impulse
An einem Spätsommertag des Jahres 1523 greift Argula von An einem Spätsommertag des Jahres 1523 greift Argula von
Grumbach in ihrer Schreibstube beherzt zu Federkiel und Papier. In Grumbach in ihrer Schreibstube beherzt zu Federkiel und Papier. In
entschlossenem Ton schreibt sie einen Brief an die gelehrten entschlossenem Ton schreibt sie einen Brief an die gelehrten
Männer der Universität Ingolstadt. Argula von Grumbach ist zu Männer der Universität Ingolstadt. Argula von Grumbach ist zu
diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt, von adliger Herkunft, gebildet und diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt, von adliger Herkunft, gebildet und
Mutter von vier Kindern. Ihr forsches Vorgehen, mit dem sie einem Mutter von vier Kindern. Ihr forsches Vorgehen, mit dem sie einem 4040
bedrängten Anhänger Luthers beistehen will, bleibt nicht folgenlos. bedrängten Anhänger Luthers beistehen will, bleibt nicht folgenlos.
Argula von Grumbach geht als frühe protestantische Laientheologin Argula von Grumbach geht als frühe protestantische Laientheologin
in die Geschichte ein – aber sie opfert für ihre Überzeugungen auch in die Geschichte ein – aber sie opfert für ihre Überzeugungen auch
viel.viel.
Das hatte es noch nie gegeben: Eine einzelne Frau fordert mit einemDas hatte es noch nie gegeben: Eine einzelne Frau fordert mit einem
Brief die gesamte Gelehrtenschar der Universität Ingolstadt heraus: Brief die gesamte Gelehrtenschar der Universität Ingolstadt heraus:
Diese möge doch mit ihr, Argula von Grumbach, öffentlich die Diese möge doch mit ihr, Argula von Grumbach, öffentlich die
Auslegung der Heiligen Schrift disputieren. Während sich die Auslegung der Heiligen Schrift disputieren. Während sich die
Professorenschaft angesichts dieser Dreistigkeit die Augen reibt, Professorenschaft angesichts dieser Dreistigkeit die Augen reibt,
weiß die Absenderin sehr genau, was sie will: nämlich mit weiß die Absenderin sehr genau, was sie will: nämlich mit
theologischen Argumenten zu einer Lösung im Fall des jungen theologischen Argumenten zu einer Lösung im Fall des jungen
Lutheränhängers Arsacius Seehofer, und damit letztlich zur Sache Lutheränhängers Arsacius Seehofer, und damit letztlich zur Sache
der Reformation beitragen. Selbstbewusst schließt sie denn auch der Reformation beitragen. Selbstbewusst schließt sie denn auch
ihren Brief mit den Worten „Ich habe euch kein Frauengeschwätz ihren Brief mit den Worten „Ich habe euch kein Frauengeschwätz
geschrieben, sondern das Wort Gottes als ein Glied der christlichen geschrieben, sondern das Wort Gottes als ein Glied der christlichen
Kirche.“ Nur eine einzige Bedingung stellt sie: Das Gespräch möge Kirche.“ Nur eine einzige Bedingung stellt sie: Das Gespräch möge
auf Deutsch stattfinden, denn Latein, die damals gängige auf Deutsch stattfinden, denn Latein, die damals gängige
Universitätssprache, beherrscht sie nicht.Universitätssprache, beherrscht sie nicht.
Was genau treibt Argula von Grumbach zu ihrem mutigen Brief, mit Was genau treibt Argula von Grumbach zu ihrem mutigen Brief, mit
dem sie als erste Frau öffentlich für die Reformation eintritt? Kein dem sie als erste Frau öffentlich für die Reformation eintritt? Kein
Mann hat es bis dahin gewagt, sich offen für den 18-jährigen Mann hat es bis dahin gewagt, sich offen für den 18-jährigen
Magister Seehofer einzusetzen, der für die reformatorischen Ideen Magister Seehofer einzusetzen, der für die reformatorischen Ideen
an seiner Universität in Ingolstadt Werbung macht. Bereits seit an seiner Universität in Ingolstadt Werbung macht. Bereits seit
einem Jahr haben die bayerischen Herzöge verboten, sich dem einem Jahr haben die bayerischen Herzöge verboten, sich dem
neuen Glauben zuzuwenden. Schon allein das Lesen und Diskutierenneuen Glauben zuzuwenden. Schon allein das Lesen und Diskutieren
von Luthers Schriften ist unter Strafe gestellt. Und so wird der junge von Luthers Schriften ist unter Strafe gestellt. Und so wird der junge 4141
Mann gezwungen, öffentlich seinen Überzeugungen abzuschwören, Mann gezwungen, öffentlich seinen Überzeugungen abzuschwören,
und in ein nahes Kloster verbannt.und in ein nahes Kloster verbannt.
Argula hört von diesen Geschehnissen, zieht nähere Erkundigungen Argula hört von diesen Geschehnissen, zieht nähere Erkundigungen
ein – und ist empört. Denn für sie ist offenkundig: Unter Androhung ein – und ist empört. Denn für sie ist offenkundig: Unter Androhung
von Gewalt fordern die Gelehrten einen Widerruf Seehofers und von Gewalt fordern die Gelehrten einen Widerruf Seehofers und
können dafür keine biblischen Zeugnisse vorbringen: „Ich finde an können dafür keine biblischen Zeugnisse vorbringen: „Ich finde an
keinem Ort der Bibel, dass Christus noch seine Apostel oder keinem Ort der Bibel, dass Christus noch seine Apostel oder
Propheten jemanden eingekerkert, gebrannt noch gemordet haben Propheten jemanden eingekerkert, gebrannt noch gemordet haben
oder das Land verboten.“oder das Land verboten.“
Und in der Bibel kennt sich Argula von Grumbach bestens aus. Und in der Bibel kennt sich Argula von Grumbach bestens aus.
Schon als Zehnjährige besitzt sie eine deutsche Ausgabe, die ihr Schon als Zehnjährige besitzt sie eine deutsche Ausgabe, die ihr
Vater ihr vermacht hat und in der sie – besonders nach seinem Vater ihr vermacht hat und in der sie – besonders nach seinem
frühen Tod – oft liest. Die Berechtigung aber, den eigenen frühen Tod – oft liest. Die Berechtigung aber, den eigenen
Bibelinterpretationen auch zu trauen und den persönlichen Bibelinterpretationen auch zu trauen und den persönlichen
Gewissensentscheid daran zu binden, gewinnt sie durch Martin Gewissensentscheid daran zu binden, gewinnt sie durch Martin
Luther. Der hat in seinen frühen Schriften das Prinzip "sola Luther. Der hat in seinen frühen Schriften das Prinzip "sola
scriptura“ eingefordert und damit die Heilige Schrift als alleinigen scriptura“ eingefordert und damit die Heilige Schrift als alleinigen
Maßstab in Glaubensdingen gesetzt. Zudem ist ihr Luthers Postulat Maßstab in Glaubensdingen gesetzt. Zudem ist ihr Luthers Postulat
vom Priestertum aller Getauften eine persönliche Ermutigung: vom Priestertum aller Getauften eine persönliche Ermutigung:
Wenn es nicht der priesterlichen Weihe bedarf, um die Welt im Wenn es nicht der priesterlichen Weihe bedarf, um die Welt im
Lichte des Glaubens zu deuten, dann hat auch sie, Argula von Lichte des Glaubens zu deuten, dann hat auch sie, Argula von
Grumbach, das Recht dazu.Grumbach, das Recht dazu.
Sie erinnert daran, dass Jesus ausführlich mit Frauen diskutierte undSie erinnert daran, dass Jesus ausführlich mit Frauen diskutierte und
gelehrte Gespräche mit ihnen führte. Als exzellente Kennerin der gelehrte Gespräche mit ihnen führte. Als exzellente Kennerin der
biblischen Worte kennt sie auch die weiblichen Gottesbilder, die biblischen Worte kennt sie auch die weiblichen Gottesbilder, die
sich an etlichen Stellen im Alten und Neuen Testament finden. Für sich an etlichen Stellen im Alten und Neuen Testament finden. Für 4242
sie ist klar: Sowohl Männer als auch Frauen sind berufen, für ihren sie ist klar: Sowohl Männer als auch Frauen sind berufen, für ihren
Glauben öffentlich einzutreten und ein Bekenntnis zu Jesus Christus Glauben öffentlich einzutreten und ein Bekenntnis zu Jesus Christus
abzulegen. Und so fährt sie glaubensfest fort: „Auch wenn es dazu abzulegen. Und so fährt sie glaubensfest fort: „Auch wenn es dazu
kommen sollte, wovor Gott sei, dass Luther widerruft, so soll es mir kommen sollte, wovor Gott sei, dass Luther widerruft, so soll es mir
nichts zu schaffen machen. Ich baue nicht auf sein, mein oder sonst nichts zu schaffen machen. Ich baue nicht auf sein, mein oder sonst
eines Menschen Verstand, sondern allein auf den wahren Felsen eines Menschen Verstand, sondern allein auf den wahren Felsen
Christus selber.“Christus selber.“
Zur Diskussion mit den Universitätsgelehrten aber kommt es nie. Zur Diskussion mit den Universitätsgelehrten aber kommt es nie.
Noch nicht einmal eines Antwortbriefes aus Ingolstadt wird sie für Noch nicht einmal eines Antwortbriefes aus Ingolstadt wird sie für
wert geachtet. Aber ihre Schrift wird von evangelischer Seite wert geachtet. Aber ihre Schrift wird von evangelischer Seite
gedruckt und veröffentlicht, innerhalb von zwei Monaten erlebt sie gedruckt und veröffentlicht, innerhalb von zwei Monaten erlebt sie
13 Auflagen. Eine solche Verbreitung hat zu dieser Zeit nur Martin 13 Auflagen. Eine solche Verbreitung hat zu dieser Zeit nur Martin
Luther mit seinen Schriften aufzuweisen.Luther mit seinen Schriften aufzuweisen.
Was sich wie eine Erfolgsgeschichte anhört, ist für die Adelstochter Was sich wie eine Erfolgsgeschichte anhört, ist für die Adelstochter
selber aber eine bittere Zerreißprobe mit ihrer Familie. Denn Argula selber aber eine bittere Zerreißprobe mit ihrer Familie. Denn Argula
ist mit einem gläubigen Katholiken verheiratet, dem aus ist mit einem gläubigen Katholiken verheiratet, dem aus
fränkischem Adel stammenden Friedrich von Grumbach. Er teilt ihrefränkischem Adel stammenden Friedrich von Grumbach. Er teilt ihre
Ansichten in keinster Weise. Zur Zeit ihres öffentlichen Auftretens Ansichten in keinster Weise. Zur Zeit ihres öffentlichen Auftretens
ist sie bereits seit neun Jahren mit ihm verheiratet, drei Söhne und ist sie bereits seit neun Jahren mit ihm verheiratet, drei Söhne und
eine Tochter hat das Paar bis dahin. Seit 1515 ist Friedrich von eine Tochter hat das Paar bis dahin. Seit 1515 ist Friedrich von
Grumbach gut bezahlter Pfleger von Dietfurt, ein herzoglicher Grumbach gut bezahlter Pfleger von Dietfurt, ein herzoglicher
Statthalter mit besonderen Vollmachten also, und steht damit im Statthalter mit besonderen Vollmachten also, und steht damit im
Dienst der bayerischen Herzöge. Diese aber haben im Jahre 1522 Dienst der bayerischen Herzöge. Diese aber haben im Jahre 1522
verfügt, dass es ihren Untertanen streng verboten sei, Lehren und verfügt, dass es ihren Untertanen streng verboten sei, Lehren und
Schriften Luthers anzunehmen oder über deren Inhalt zu Schriften Luthers anzunehmen oder über deren Inhalt zu
diskutieren. Nun setzt sich Argula von Grumbach nicht nur über diskutieren. Nun setzt sich Argula von Grumbach nicht nur über 4343
dieses Verbot hinweg, sondern nimmt in ihrem Brief an die dieses Verbot hinweg, sondern nimmt in ihrem Brief an die
Universität von Ingolstadt sogar noch öffentlich einen Anhänger der Universität von Ingolstadt sogar noch öffentlich einen Anhänger der
Reformation in Schutz.Reformation in Schutz.
An jenem Spätsommertag im Jahr 1523 schreibt sie übrigens noch An jenem Spätsommertag im Jahr 1523 schreibt sie übrigens noch
einen zweiten Brief: der Adressat ist Landesherr Wilhelm IV. von einen zweiten Brief: der Adressat ist Landesherr Wilhelm IV. von
Bayern. Den Herzog, den sie noch aus ihren Kindertagen am Bayern. Den Herzog, den sie noch aus ihren Kindertagen am
Münchener Hof persönlich kennt, will sie von den Vorfällen in Münchener Hof persönlich kennt, will sie von den Vorfällen in
Ingolstadt unterrichten und legt deswegen eine Kopie ihres Ingolstadt unterrichten und legt deswegen eine Kopie ihres
Schreibens an die Universität bei. Dieser Brief wird später als ein Schreibens an die Universität bei. Dieser Brief wird später als ein
Reformationsmanifest im großen Stil gelesen, denn unter anderem Reformationsmanifest im großen Stil gelesen, denn unter anderem
befasst sich die Autorin mit dem Gehorsam eines Christenmenschenbefasst sich die Autorin mit dem Gehorsam eines Christenmenschen
gegenüber der Obrigkeit.gegenüber der Obrigkeit.
Aber auch Herzog Wilhelm von Bayern befindet Argula keiner Aber auch Herzog Wilhelm von Bayern befindet Argula keiner
Antwort für würdig. Stattdessen entlässt er ihren Mann umgehend Antwort für würdig. Stattdessen entlässt er ihren Mann umgehend
aus dem Dienst, da er seine Frau nicht am Schreiben solcher Briefe aus dem Dienst, da er seine Frau nicht am Schreiben solcher Briefe
gehindert hat. So verliert Friedrich von Grumbach seine gut dotiertegehindert hat. So verliert Friedrich von Grumbach seine gut dotierte
Stellung und die Familie gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Da Stellung und die Familie gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Da
Friedrich bis zu seinem Tod 1529 ein gläubiger Katholik bleibt, ist Friedrich bis zu seinem Tod 1529 ein gläubiger Katholik bleibt, ist
das eheliche Verhältnis wohl zerrüttet. Argula schreibt über ihren das eheliche Verhältnis wohl zerrüttet. Argula schreibt über ihren
Mann: „Er tut leider viel zu viel dazu, dass er Christus in mir Mann: „Er tut leider viel zu viel dazu, dass er Christus in mir
verfolgt.“verfolgt.“
Doch trotz dieser familiären Spannungen schreibt sie wenige Doch trotz dieser familiären Spannungen schreibt sie wenige
Wochen später erneut einen Sendbrief, diesmal an den Rat der Wochen später erneut einen Sendbrief, diesmal an den Rat der
Stadt Ingolstadt, in dem sie auf die vielen Anhängerinnen der Stadt Ingolstadt, in dem sie auf die vielen Anhängerinnen der
Reformation in der Stadt anspielt und auch ihren eigenen Tod nicht Reformation in der Stadt anspielt und auch ihren eigenen Tod nicht
fürchtet: „Ja, wenn ich allein sterbe, so werden doch hundert fürchtet: „Ja, wenn ich allein sterbe, so werden doch hundert 4444
Frauen wider sie schreiben. Denn ihrer sind viele, die belesener und Frauen wider sie schreiben. Denn ihrer sind viele, die belesener und
geschickter sind als ich.“geschickter sind als ich.“
Weitere Schriften folgen, alle innerhalb eines Jahres verfasst. Nach Weitere Schriften folgen, alle innerhalb eines Jahres verfasst. Nach
1524 meldet sich Argula von Grumbach nie wieder öffentlich zu 1524 meldet sich Argula von Grumbach nie wieder öffentlich zu
Wort. Und so liegt viel bittere Wahrheit in dem Deckblatt der ersten Wort. Und so liegt viel bittere Wahrheit in dem Deckblatt der ersten
gedruckten Flugschrift von Argula von Grumbach, eben jenem gedruckten Flugschrift von Argula von Grumbach, eben jenem
Schreiben an die Schreiben an die
Universität von Ingolstadt: Eine einzelne Frau steht mit der Bibel in Universität von Ingolstadt: Eine einzelne Frau steht mit der Bibel in
der Hand der Anzahl der männlichen Ingolstädter Gelehrten allein der Hand der Anzahl der männlichen Ingolstädter Gelehrten allein
gegenüber.gegenüber.
KommentarKommentar
Mit Argula von Grumbach begegnet uns eine Frau, die mutig und Mit Argula von Grumbach begegnet uns eine Frau, die mutig und
selbstbewusst ihren eigenen Glauben lebte und öffentlich für ihn selbstbewusst ihren eigenen Glauben lebte und öffentlich für ihn
einstand. Auf einer Gedenkmünze ihr zu Ehren ist jedoch als ihr einstand. Auf einer Gedenkmünze ihr zu Ehren ist jedoch als ihr
bitteres Lebensresümee zu lesen: „Verlogen und neidisch Zungen, bitteres Lebensresümee zu lesen: „Verlogen und neidisch Zungen,
haben mich zu Not und Leid gedrungen“. Damit steht sie mit ihrem haben mich zu Not und Leid gedrungen“. Damit steht sie mit ihrem
Lebensweg exemplarisch für manch anderes Frauenschicksal, das Lebensweg exemplarisch für manch anderes Frauenschicksal, das
durch gesellschaftliche Repressalien und eine patriarchalische durch gesellschaftliche Repressalien und eine patriarchalische
Ordnung an der Entfaltung der eigenen Möglichkeiten gehindert Ordnung an der Entfaltung der eigenen Möglichkeiten gehindert
wurde.wurde.
Jedoch hat die bayerische Landeskirche vor einiger Zeit eine StiftungJedoch hat die bayerische Landeskirche vor einiger Zeit eine Stiftung
nach der beherzten Anhängerin der Reformation benannt. Ziel nach der beherzten Anhängerin der Reformation benannt. Ziel
dieser dieser Argula von Grumbach-StiftungArgula von Grumbach-Stiftung ist es, die Gleichstellung von ist es, die Gleichstellung von
Frauen und Männern in der Landeskirche zu fördern sowie die Frauen und Männern in der Landeskirche zu fördern sowie die
Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen im gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen im gesellschaftlichen
4545
und kirchlichen Kontext zu unterstützen. – Eine späte Würdigung und kirchlichen Kontext zu unterstützen. – Eine späte Würdigung
einer mutigen Frau,einer mutigen Frau,
http://sophie.byu.edu/?q=sections/wie-eyn-christliche-frawhttp://sophie.byu.edu/?q=sections/wie-eyn-christliche-fraw
4646
Beziehungen:Beziehungen:
Wibrandis Rosenblatt kam im Jahr 1504 als Tochter der Magdalena Wibrandis Rosenblatt kam im Jahr 1504 als Tochter der Magdalena
Strub und des Hans Rosenblatt im damals vorderösterreichischen Strub und des Hans Rosenblatt im damals vorderösterreichischen
Städtchen Säckingen zur Welt. Ihren Vornamen erhielt sie nach Städtchen Säckingen zur Welt. Ihren Vornamen erhielt sie nach
einer zu jener Zeit protegierten Lokalheiligen namens Wibrandis voneiner zu jener Zeit protegierten Lokalheiligen namens Wibrandis von
Eichsel, einer Frau Gottes aus dem Kreis der sagenumwobenen Eichsel, einer Frau Gottes aus dem Kreis der sagenumwobenen
11.000 Jungfrauen. Von Hans Rosenblatt ist wenig überliefert. Die 11.000 Jungfrauen. Von Hans Rosenblatt ist wenig überliefert. Die
Mutter stammte aus einem im Gerbergewerbe tätigen Basler Mutter stammte aus einem im Gerbergewerbe tätigen Basler
Geschlecht, wovon mehrere Familienmitglieder im Rat saßen. Geschlecht, wovon mehrere Familienmitglieder im Rat saßen.
Magdalena Rosenblatt kehrte mit ihren Kindern Wibrandis und Magdalena Rosenblatt kehrte mit ihren Kindern Wibrandis und
Adelbert zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt nach Basel Adelbert zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt nach Basel
zurück, wohl weil ihr Ehemann infolge seines Engagements in zurück, wohl weil ihr Ehemann infolge seines Engagements in
kaiserlichen Diensten mehrheitlich abwesend war. Über die Kindheitkaiserlichen Diensten mehrheitlich abwesend war. Über die Kindheit
und Jugend von Wibrandis ist nichts bekannt. 1524 heiratete und Jugend von Wibrandis ist nichts bekannt. 1524 heiratete
Wibrandis den Magister der freien Künste Ludwig Keller. Im Jahr Wibrandis den Magister der freien Künste Ludwig Keller. Im Jahr
darauf gebar sie ihr erstes Töchterchen Wibrandis. Nur kurz währte darauf gebar sie ihr erstes Töchterchen Wibrandis. Nur kurz währte
die erste Ehe, denn bereits 1526 starb Keller. Die junge Witwe die erste Ehe, denn bereits 1526 starb Keller. Die junge Witwe
kehrte ins mütterliche Haus zurück. Ein halbes Jahr später, im Januarkehrte ins mütterliche Haus zurück. Ein halbes Jahr später, im Januar
1527 erwog der Basler Reformator Johannes Oekolampad erstmals 1527 erwog der Basler Reformator Johannes Oekolampad erstmals
für sich eine Verehelichung. Offenbar hatte seine Magd das Gerücht für sich eine Verehelichung. Offenbar hatte seine Magd das Gerücht
verbreitet, dass er in den Ehestand treten würde, obwohl er nach verbreitet, dass er in den Ehestand treten würde, obwohl er nach
eigenen Angaben nichts solches im Sinn gehabt hatte. Oekolampad eigenen Angaben nichts solches im Sinn gehabt hatte. Oekolampad
kam gewissermaßen in Zugzwang. Er schrieb seinem Kollegen kam gewissermaßen in Zugzwang. Er schrieb seinem Kollegen
Wolfgang Capito nach Straßburg: „Entweder werde ich eine Wolfgang Capito nach Straßburg: „Entweder werde ich eine
christliche Schwester suchen, das heißt einen Phönix, oder ich christliche Schwester suchen, das heißt einen Phönix, oder ich 4848
werde ehelos bleiben, wenn nur der Herr es möchte. Jener Vogel ist werde ehelos bleiben, wenn nur der Herr es möchte. Jener Vogel ist
selten und daher wenigen bekannt, und es kann geschehen, dass in selten und daher wenigen bekannt, und es kann geschehen, dass in
mein Netz ein anderer [Vogel] fliegt, als ich wollte“ (Staehelin I: Nr. mein Netz ein anderer [Vogel] fliegt, als ich wollte“ (Staehelin I: Nr.
457). Dass der Basler Reformator hier auf den Phönix rekurriert, ist 457). Dass der Basler Reformator hier auf den Phönix rekurriert, ist
vielsagend, denn dieser mythische Vogel wurde in der Tradition vielsagend, denn dieser mythische Vogel wurde in der Tradition
symbolhaft mit Christus, im Sinne eines sich hinschenkenden Tuns, symbolhaft mit Christus, im Sinne eines sich hinschenkenden Tuns,
verglichen. Der humanistisch gebildete Oekolampad wünschte sich verglichen. Der humanistisch gebildete Oekolampad wünschte sich
demnach eine Frau, die ebenso wie er in der Nachfolge Christi demnach eine Frau, die ebenso wie er in der Nachfolge Christi
stand: Sich aufopfernd in einem Dasein für Andere. Im Februar 1528stand: Sich aufopfernd in einem Dasein für Andere. Im Februar 1528
war seine Mutter Anna Oekolampad-Pfister, die ihm zuletzt den war seine Mutter Anna Oekolampad-Pfister, die ihm zuletzt den
Haushalt geführt hatte, gestorben. Mitte März heiratete dann der Haushalt geführt hatte, gestorben. Mitte März heiratete dann der
45jährige Oekolampad die 20 Jahre jüngere Rosenblatt. An Wilhelm 45jährige Oekolampad die 20 Jahre jüngere Rosenblatt. An Wilhelm
Farel, der zu jener Zeit in Aigle wirkte, schrieb Oekolampad: „Sie ist Farel, der zu jener Zeit in Aigle wirkte, schrieb Oekolampad: „Sie ist
in Christus einigermaßen gründlich unterrichtet und besorgt den in Christus einigermaßen gründlich unterrichtet und besorgt den
Haushalt eifrig; genau wie ich es gewünscht habe“ (Staehelin I: Nr. Haushalt eifrig; genau wie ich es gewünscht habe“ (Staehelin I: Nr.
576). Ein Jahr nach der Eheschließung berichtete er 576). Ein Jahr nach der Eheschließung berichtete er
übereinstimmend an Capito in Straßburg: „Sie ist die Frau, wie ich übereinstimmend an Capito in Straßburg: „Sie ist die Frau, wie ich
sie mir immer gewünscht habe, und ich wollte keine andere“ sie mir immer gewünscht habe, und ich wollte keine andere“
(Staehelin I: Nr. 639). Der Reformator schrieb diesen Satz rund einen(Staehelin I: Nr. 639). Der Reformator schrieb diesen Satz rund einen
Monat nach dem Basler Bildersturm und vierzehn Tage vor der Monat nach dem Basler Bildersturm und vierzehn Tage vor der
Einsetzung der Reformationsordnung; letztere bedeutete die Einsetzung der Reformationsordnung; letztere bedeutete die
politisch-obrigkeitliche Legitimation der Neuerungen. In turbulenter politisch-obrigkeitliche Legitimation der Neuerungen. In turbulenter
Zeit hatte Oekolampad also den gesuchten Phönix gefunden. Das Zeit hatte Oekolampad also den gesuchten Phönix gefunden. Das
verheiratete Paar hatte nicht nur unter den politisch-religiösen verheiratete Paar hatte nicht nur unter den politisch-religiösen
Unruhen zu leiden, sondern auch hämischen Spott zu erdulden, sindUnruhen zu leiden, sondern auch hämischen Spott zu erdulden, sind
doch von Bonifatius Amerbach oder auch von Erasmus von doch von Bonifatius Amerbach oder auch von Erasmus von 4949
Rotterdam entsprechende Äußerungen überliefert. Die Gründe Rotterdam entsprechende Äußerungen überliefert. Die Gründe
dafür lagen zum einen darin, dass eine Priesterehe immer noch sehrdafür lagen zum einen darin, dass eine Priesterehe immer noch sehr
provokativ wirkte; zum andern war es der große Altersunterschied. provokativ wirkte; zum andern war es der große Altersunterschied.
Rosenblatt brachte kurz nacheinander die drei Kinder Eusebius Rosenblatt brachte kurz nacheinander die drei Kinder Eusebius
(1528; der Name bedeutet griechisch „fromm“), Irene (1530; (1528; der Name bedeutet griechisch „fromm“), Irene (1530;
griechisch „Friede“) und Aletheia (1531; griechisch. „Wahrheit“) zur griechisch „Friede“) und Aletheia (1531; griechisch. „Wahrheit“) zur
Welt. Die junge Pfarrfrau wuchs bald in das Beziehungsnetz ihres Welt. Die junge Pfarrfrau wuchs bald in das Beziehungsnetz ihres
Ehemannes hinein; sie tauschte Grüße mit Ehemannes hinein; sie tauschte Grüße mit Anna ZwingliAnna Zwingli, Agnes , Agnes
Capito und Elisabeth Butzer (bzw. Bucer) aus. Aber auch Johannes Capito und Elisabeth Butzer (bzw. Bucer) aus. Aber auch Johannes
Oekolampad profitierte von den Familienbanden seiner Frau. Oekolampad profitierte von den Familienbanden seiner Frau.
Anfangs Januar 1530 wurde er zusammen mit seinem Sohn in die Anfangs Januar 1530 wurde er zusammen mit seinem Sohn in die
Gartnerzunft aufgenommen, deren Mitglied bereits Wibrandis’ Gartnerzunft aufgenommen, deren Mitglied bereits Wibrandis’
Großvater gewesen war. Damit wurde Oekolampad Bürger von Großvater gewesen war. Damit wurde Oekolampad Bürger von
Basel. Im Pfarrhaus – die Familie hatte inzwischen von St. Martin ansBasel. Im Pfarrhaus – die Familie hatte inzwischen von St. Martin ans
Münster gewechselt – herrschte ein reges Kommen und Gehen: Münster gewechselt – herrschte ein reges Kommen und Gehen:
Zwingli war zu Gast, aber auch Capito, Butzer, Servet oder Zwingli war zu Gast, aber auch Capito, Butzer, Servet oder
Mitglieder der Waldenserkirche. Im Herbst 1531 erkrankte Mitglieder der Waldenserkirche. Im Herbst 1531 erkrankte
Oekolampad schwer und starb schon kurze Zeit später am 23. Oekolampad schwer und starb schon kurze Zeit später am 23.
November. Kurz vorher war auch Wolfgang Capitos Frau Agnes November. Kurz vorher war auch Wolfgang Capitos Frau Agnes
Röttel gestorben. Nun fädelten befreundete Kollegen von Capito, Röttel gestorben. Nun fädelten befreundete Kollegen von Capito,
allen voran Martin Butzer (häufig auch unter dem Nachnamen Bucerallen voran Martin Butzer (häufig auch unter dem Nachnamen Bucer
bekannt), eine neue Ehe zwischen dem verwitweten Reformator bekannt), eine neue Ehe zwischen dem verwitweten Reformator
und der verwitweten Reformatorengattin ein. Die vermittelte Ehe und der verwitweten Reformatorengattin ein. Die vermittelte Ehe
kam schließlich am 11. April 1532 zustande. Wibrandis Rosenblatt kam schließlich am 11. April 1532 zustande. Wibrandis Rosenblatt
zog mit ihren vier Kindern und ihrer Mutter Magdalena Strub ins zog mit ihren vier Kindern und ihrer Mutter Magdalena Strub ins
Pfarrhaus von Jung-St. Peter nach Straßburg und blieb damit ihrer Pfarrhaus von Jung-St. Peter nach Straßburg und blieb damit ihrer 5050
Lebensform als Pfarrfrau treu. Capito brachte seinerseits sechs Lebensform als Pfarrfrau treu. Capito brachte seinerseits sechs
Kinder aus erster Ehe in die neue Verbindung ein. Rosenblatt regelteKinder aus erster Ehe in die neue Verbindung ein. Rosenblatt regelte
zunächst Capitos Finanzhaushalt, denn er war aufgrund unsicherer zunächst Capitos Finanzhaushalt, denn er war aufgrund unsicherer
Bürgschaften in Schulden geraten. In den folgenden Jahren kamen Bürgschaften in Schulden geraten. In den folgenden Jahren kamen
weitere Kinder auf die Welt: Agnes (1533), Dorothea (1535), Johann weitere Kinder auf die Welt: Agnes (1533), Dorothea (1535), Johann
Simon (1537), Wolfgang Christoph (1538) und Irene (1541), die den Simon (1537), Wolfgang Christoph (1538) und Irene (1541), die den
Namen ihrer inzwischen verstorbenen Halbschwester erhalten Namen ihrer inzwischen verstorbenen Halbschwester erhalten
hatte. Als Paten für die Kinder konnten unter anderen hatte. Als Paten für die Kinder konnten unter anderen Katharina Katharina
ZellZell, Martin Butzer und der Basler Professor Simon Grynaeus , Martin Butzer und der Basler Professor Simon Grynaeus
gewonnen werden. Das Geburtsjahr 1541 des jüngsten Kindes Irene gewonnen werden. Das Geburtsjahr 1541 des jüngsten Kindes Irene
war ereignisreich: Die älteste, nach der Mutter benannte Tochter war ereignisreich: Die älteste, nach der Mutter benannte Tochter
Wibrandis Keller heiratete den Straßburger Hans Jeliger. Zudem Wibrandis Keller heiratete den Straßburger Hans Jeliger. Zudem
wütete eine verheerende Pestepidemie in der Stadt. Sie forderte wütete eine verheerende Pestepidemie in der Stadt. Sie forderte
auch in der Familie Capito-Rosenblatt vier Opfer: Eusebius, auch in der Familie Capito-Rosenblatt vier Opfer: Eusebius,
Dorothea, Wolfgang Christoph und anfangs November auch den Dorothea, Wolfgang Christoph und anfangs November auch den
Familienvater selbst. Nur einen Tag nach Capitos Tod wurde auch Familienvater selbst. Nur einen Tag nach Capitos Tod wurde auch
Elisabeth Silbereisen, ehemalige Nonne und seit 1522 Ehefrau von Elisabeth Silbereisen, ehemalige Nonne und seit 1522 Ehefrau von
Martin Butzer, dahingerafft. Einem Brief von Martin Butzer an Martin Butzer, dahingerafft. Einem Brief von Martin Butzer an
Ambrosius Blarer zu Folge hatte die sterbende Elisabeth, der CapitosAmbrosius Blarer zu Folge hatte die sterbende Elisabeth, der Capitos
Tod zu Ohren gekommen war, ihren Mann gebeten, an dessen Tod zu Ohren gekommen war, ihren Mann gebeten, an dessen
Stelle zu treten. Und sie hatte Wibrandis rufen lassen, um auch sie Stelle zu treten. Und sie hatte Wibrandis rufen lassen, um auch sie
zu bitten, ihren Mann zu heiraten. Elisabeths Bitte erfüllte sich ein zu bitten, ihren Mann zu heiraten. Elisabeths Bitte erfüllte sich ein
knappes halbes Jahr später: Am 16. April 1542 verbanden sich die knappes halbes Jahr später: Am 16. April 1542 verbanden sich die
Familien Capito-Rosenblatt und Butzer-Silbereisen, indem WibrandisFamilien Capito-Rosenblatt und Butzer-Silbereisen, indem Wibrandis
und Martin miteinander heirateten. Rosenblatt wechselte mit ihren und Martin miteinander heirateten. Rosenblatt wechselte mit ihren
Kindern ins Pfarrhaus von St. Thomas. Sie wurde neu auch Mutter Kindern ins Pfarrhaus von St. Thomas. Sie wurde neu auch Mutter 5151
für den behinderten Nathanael, dem einzigen Sohn, der Butzer von für den behinderten Nathanael, dem einzigen Sohn, der Butzer von
seinen ehemals zehn Kindern übriggeblieben war. Neben Wibrandis’seinen ehemals zehn Kindern übriggeblieben war. Neben Wibrandis’
Mutter, die wiederum mitgekommen war, gehörten zum Haushalt Mutter, die wiederum mitgekommen war, gehörten zum Haushalt
zeitweilig auch Butzers Vater und dessen zweite Frau. Nicht einmal zeitweilig auch Butzers Vater und dessen zweite Frau. Nicht einmal
ein Jahr nach der Hochzeit reiste Butzer für mehrere Monate nach ein Jahr nach der Hochzeit reiste Butzer für mehrere Monate nach
Köln, wo er dem evangelisch gesinnten Erzbischof bei der Köln, wo er dem evangelisch gesinnten Erzbischof bei der
Reformierung seines Fürstentums behilflich sein sollte. UnterdessenReformierung seines Fürstentums behilflich sein sollte. Unterdessen
kam ein Sohn auf die Welt: Martin (1543); später folgte noch kam ein Sohn auf die Welt: Martin (1543); später folgte noch
Elisabeth (1545). Zudem hatte Wibrandis die jüngste Tochter ihres Elisabeth (1545). Zudem hatte Wibrandis die jüngste Tochter ihres
verstorbenen Bruders Adelberg, Margarethe Rosenblatt, in ihr Haus verstorbenen Bruders Adelberg, Margarethe Rosenblatt, in ihr Haus
aufgenommen. Wibrandis kümmerte sich aber nicht nur um die aufgenommen. Wibrandis kümmerte sich aber nicht nur um die
eigene Familie, sondern als Pfarrfrau und Reformatorengattin oblag eigene Familie, sondern als Pfarrfrau und Reformatorengattin oblag
ihr auch die Sorge für Gäste, Glaubensflüchtlinge und Bedürftige ausihr auch die Sorge für Gäste, Glaubensflüchtlinge und Bedürftige aus
der Gemeinde. Sieben Jahre nach der Eheschließung musste Butzer der Gemeinde. Sieben Jahre nach der Eheschließung musste Butzer
infolge des Augsburger Interims (1548) Straßburg verlassen. Im Aprilinfolge des Augsburger Interims (1548) Straßburg verlassen. Im April
1549 ging er nach England ins Exil und folgte so einer Einladung des 1549 ging er nach England ins Exil und folgte so einer Einladung des
Erzbischofs von Canterbury, Thomas Cranmer. Inzwischen hatte Erzbischofs von Canterbury, Thomas Cranmer. Inzwischen hatte
Aletheia Oekolampad einen jungen Mitarbeiter ihres Stiefvaters, Aletheia Oekolampad einen jungen Mitarbeiter ihres Stiefvaters,
den aus dem Tirol gebürtigen Pfarrer Christoph Söll geheiratet. den aus dem Tirol gebürtigen Pfarrer Christoph Söll geheiratet.
Butzer, ebenso wie sein mit ihm emigrierter Kollege Paul Fagius, Butzer, ebenso wie sein mit ihm emigrierter Kollege Paul Fagius,
hatte Mühe sich in England zu akklimatisieren. Das betriebsame hatte Mühe sich in England zu akklimatisieren. Das betriebsame
Leben am Hofe des Erzbischofs wie auch das üppige Essen machte Leben am Hofe des Erzbischofs wie auch das üppige Essen machte
ihnen zu schaffen. Als der Erzbischof den beiden Männern ihnen zu schaffen. Als der Erzbischof den beiden Männern
offerierte, ihre Familien nachkommen zu lassen, nahmen sie das offerierte, ihre Familien nachkommen zu lassen, nahmen sie das
Angebot mit Freuden an. Noch im Spätherbst reisten beide Angebot mit Freuden an. Noch im Spätherbst reisten beide
Ehefrauen nach Cambridge, wo ihre Männer inzwischen an der Ehefrauen nach Cambridge, wo ihre Männer inzwischen an der 5252
Universität wirkten. Es sind weder das genaue Datum noch die Universität wirkten. Es sind weder das genaue Datum noch die
Zusammensetzung der Reisegruppe bekannt; sicher dabei war Zusammensetzung der Reisegruppe bekannt; sicher dabei war
Agnes Capito und wohl noch ein männlicher Begleiter. Butzer hatte Agnes Capito und wohl noch ein männlicher Begleiter. Butzer hatte
seiner Frau eine ganze Einkaufliste aufgetragen: „in Antwerpen solleseiner Frau eine ganze Einkaufliste aufgetragen: „in Antwerpen solle
Frau Wibrandis Gewürze, Zucker, gute Zwetschgen und, was des Frau Wibrandis Gewürze, Zucker, gute Zwetschgen und, was des
Dings sei, kaufen, weil in England alles so teuer sei; auch eine Dings sei, kaufen, weil in England alles so teuer sei; auch eine
Medizin solle sie von Dr. Ulrich Geiger in Strassburg mitbringen“ Medizin solle sie von Dr. Ulrich Geiger in Strassburg mitbringen“
(Staehelin II: 32f.). Im November 1549 starb Paul Fagius; seine (Staehelin II: 32f.). Im November 1549 starb Paul Fagius; seine
Witwe Agnes Buchbaum kehrte im Folgejahr vor dem Pfingstfest Witwe Agnes Buchbaum kehrte im Folgejahr vor dem Pfingstfest
zusammen mit Wibrandis Rosenblatt nach Straßburg zurück – zusammen mit Wibrandis Rosenblatt nach Straßburg zurück –
letztere mit der Absicht, die übrigen Familienmitglieder letztere mit der Absicht, die übrigen Familienmitglieder
nachzuholen. In Straßburg erwarteten Rosenblatt verschiedene nachzuholen. In Straßburg erwarteten Rosenblatt verschiedene
Unannehmlichkeiten, wovon sie ihrem Mann in einem Brief Unannehmlichkeiten, wovon sie ihrem Mann in einem Brief
berichtete. Einerseits wollte man ihre Habe konfiszieren, berichtete. Einerseits wollte man ihre Habe konfiszieren,
andererseits sollte sie vor dem geistlichen Gericht erscheinen. Sie andererseits sollte sie vor dem geistlichen Gericht erscheinen. Sie
wehrte jedoch beides furchtlos ab. Im Spätsommer reiste Wibrandiswehrte jedoch beides furchtlos ab. Im Spätsommer reiste Wibrandis
Rosenblatt dann zusammen mit ihrer Mutter Magdalena Strub und Rosenblatt dann zusammen mit ihrer Mutter Magdalena Strub und
den Kindern Elisabeth Butzer und Margaretha Rosenblatt, diesmal inden Kindern Elisabeth Butzer und Margaretha Rosenblatt, diesmal in
Begleitung von Christoph Söll, nach Cambridge. Doch nur wenige Begleitung von Christoph Söll, nach Cambridge. Doch nur wenige
Monate nach ihrer Ankunft erkrankte Butzer schwer; er starb in der Monate nach ihrer Ankunft erkrankte Butzer schwer; er starb in der
Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1551. Im April trat die Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1551. Im April trat die
abermals verwitwete Wibrandis Rosenblatt mit ihrer Familie die abermals verwitwete Wibrandis Rosenblatt mit ihrer Familie die
Heimfahrt nach Straßburg an. Nachdem auch noch ihr Heimfahrt nach Straßburg an. Nachdem auch noch ihr
Schwiegersohn Christoph Söll im Frühling 1553 an der Pest Schwiegersohn Christoph Söll im Frühling 1553 an der Pest
gestorben war, entschloss sich Wibrandis, mit ihren Angehörigen in gestorben war, entschloss sich Wibrandis, mit ihren Angehörigen in
ihre Heimatstadt Basel zurückzukehren;… Im Jahre1564 wütete in ihre Heimatstadt Basel zurückzukehren;… Im Jahre1564 wütete in 5353
Basel eine weitere Pestepidemie, die viel Leid anrichtete. Am ersten Basel eine weitere Pestepidemie, die viel Leid anrichtete. Am ersten
November fiel ihr auch Rosenblatt zum Opfer. Sie wurde im November fiel ihr auch Rosenblatt zum Opfer. Sie wurde im
Kreuzgang des Basler Münsters im Grab ihres zweiten Mannes, Kreuzgang des Basler Münsters im Grab ihres zweiten Mannes,
Johannes Oekolampad beigesetzt. Die Grabinschrift würdigt Johannes Oekolampad beigesetzt. Die Grabinschrift würdigt
Oekolampads humanistische Bildung und seinen reinen Oekolampads humanistische Bildung und seinen reinen
Lebenswandel sowie auch seine Bedeutung für die evangelische Lebenswandel sowie auch seine Bedeutung für die evangelische
Lehre und die Basler Kirchenordnung. Der Name von Wibrandis Lehre und die Basler Kirchenordnung. Der Name von Wibrandis
Rosenblatt hingegen fehlt auf dem Epitaph.Rosenblatt hingegen fehlt auf dem Epitaph.
WirkungsbereichWirkungsbereich
Ältere Darstellungen über Wibrandis Rosenblatt resümieren ihr Ältere Darstellungen über Wibrandis Rosenblatt resümieren ihr
Engagement im Großen und Ganzen wie folgt: „Der Beitrag Engagement im Großen und Ganzen wie folgt: „Der Beitrag
Wibrandis Rosenblatts zur Reformation lag wie der Wibrandis Rosenblatts zur Reformation lag wie der Katharina von Katharina von
BorasBoras eher im häuslich-familiären Bereich“ (Bainton: 84). Oder: eher im häuslich-familiären Bereich“ (Bainton: 84). Oder:
„Und wenn Wibrandis auch nicht ‚im Weinberg des Herrn‘ tätig „Und wenn Wibrandis auch nicht ‚im Weinberg des Herrn‘ tätig
gewesen ist, so doch auf den Rebäckern der Oekolampad draussen gewesen ist, so doch auf den Rebäckern der Oekolampad draussen
auf dem Gellert und vor dem Steinentor“ in Basel (Teuteberg: 41). auf dem Gellert und vor dem Steinentor“ in Basel (Teuteberg: 41).
Folgt man jedoch bei der Beurteilung von ihrem Wirken neueren Folgt man jedoch bei der Beurteilung von ihrem Wirken neueren
gendersensiblen Ansätzen zur Reformationsgeschichte, verschiebt gendersensiblen Ansätzen zur Reformationsgeschichte, verschiebt
sich das Bild. Als Reformatorengattin war Rosenblatt daran beteiligt,sich das Bild. Als Reformatorengattin war Rosenblatt daran beteiligt,
das neue Rollenmodell der evangelischen Pfarrfrau mitzuentwickelndas neue Rollenmodell der evangelischen Pfarrfrau mitzuentwickeln
und dadurch auch das protestantische ‚Pfarr-Amt’ mitzuprägen.und dadurch auch das protestantische ‚Pfarr-Amt’ mitzuprägen.
Reformatorische ImpulseReformatorische Impulse
Als Wibrandis Rosenblatt dem Ehebündnis mit Johannes Als Wibrandis Rosenblatt dem Ehebündnis mit Johannes
Oekolampad zustimmte, „wusste sie mit Sicherheit von der Oekolampad zustimmte, „wusste sie mit Sicherheit von der
öffentlichen öffentlichen
5454
Aufmerksamkeit für diesen Schritt. Sie legte damit ganz bewusst ein Aufmerksamkeit für diesen Schritt. Sie legte damit ganz bewusst ein
Bekenntnis zum reformatorischen Glauben … ab, aber auch zum Bekenntnis zum reformatorischen Glauben … ab, aber auch zum
neuen Verständnis von Priesteramt und Gemeinde und den neuen Verständnis von Priesteramt und Gemeinde und den
Aufgaben, die daraus für die Pfarrfrau und die Pfarrfamilie Aufgaben, die daraus für die Pfarrfrau und die Pfarrfamilie
resultierten“ (Burghartz: 341).resultierten“ (Burghartz: 341).
KommentarKommentar
Weshalb ist Wibrandis Rosenblatt erinnerungswürdig? War sie nichtWeshalb ist Wibrandis Rosenblatt erinnerungswürdig? War sie nicht
einfach die Frau an der Seite einfach die Frau an der Seite berühmter Männer und hatte darüber berühmter Männer und hatte darüber
hinaus noch einen wohlklingenden Namen? Anders als hinaus noch einen wohlklingenden Namen? Anders als Katharina Katharina
ZellZell oder oder Argula von GrumbachArgula von Grumbach mischte sie sich nicht öffentlich mit mischte sie sich nicht öffentlich mit
eigenen theologischen eigenen theologischen Stellungnahmen in die reformatorischen Stellungnahmen in die reformatorischen
Debatten ein. Was wir über Wibrandis Rosenblatt wissen, stammt Debatten ein. Was wir über Wibrandis Rosenblatt wissen, stammt
größtenteils aus der Feder von Männern ihres Umfeldes. Gerade im größtenteils aus der Feder von Männern ihres Umfeldes. Gerade im
Fall Rosenblatt drängt sich ein mehrfacher Perspektivenwechsel auf.Fall Rosenblatt drängt sich ein mehrfacher Perspektivenwechsel auf.
Zunächst müssen die vorliegenden Quellen neu gelesen und Zunächst müssen die vorliegenden Quellen neu gelesen und
gewichtet werden mit dem Ziel, wenn auch nicht neue oder bisher gewichtet werden mit dem Ziel, wenn auch nicht neue oder bisher
unberücksichtigte Fakten zu entdecken, so doch unberücksichtigte Fakten zu entdecken, so doch
Akzentverschiebungen vorzunehmen. Zweitens gilt es, Akzentverschiebungen vorzunehmen. Zweitens gilt es,
biographische Daten wie Wibrandis’ Priesterehen im Licht der biographische Daten wie Wibrandis’ Priesterehen im Licht der
genderbewussten Reformationsforschung zu betrachten und in ein genderbewussten Reformationsforschung zu betrachten und in ein
Paradigma von „gelebter Theologie“ einzubetten. Rosenblatt „ist Paradigma von „gelebter Theologie“ einzubetten. Rosenblatt „ist
nicht mit theologischen Programmen und Lehrmeinungen nicht mit theologischen Programmen und Lehrmeinungen
hervorgetreten. Stattdessen hat sie über ihre Handlungen, ihre hervorgetreten. Stattdessen hat sie über ihre Handlungen, ihre
Praxis, wie wir heute sagen, intensiv an den Auseinandersetzungen Praxis, wie wir heute sagen, intensiv an den Auseinandersetzungen
und Debatten ihrer Zeit teilgenommen“ und Debatten ihrer Zeit teilgenommen“
5555
BeziehungenBeziehungen
Olympias Vater, Fulvio Pellegrino Morato, ursprünglich aus Mantua,Olympias Vater, Fulvio Pellegrino Morato, ursprünglich aus Mantua,
ist unter seinen Zeitgenossen nicht nur für seine Lehrtätigkeit und ist unter seinen Zeitgenossen nicht nur für seine Lehrtätigkeit und
humanistischen Schriften bekannt, sondern auch für seine religiösenhumanistischen Schriften bekannt, sondern auch für seine religiösen
Überzeugungen: Als er als Hoflehrer in Vincenza Calvins Überzeugungen: Als er als Hoflehrer in Vincenza Calvins Institutio Institutio
christianae religionis christianae religionis auf den Lehrplan setzt, verliert er seine auf den Lehrplan setzt, verliert er seine
Anstellung. Die Anstellung. Die reformfreundliche reformfreundliche Herzogin von FerraraHerzogin von Ferrara, die , die
französische Königstochter Renée, wird auf ihn aufmerksam. Sie französische Königstochter Renée, wird auf ihn aufmerksam. Sie
lernt Moratos Tochter Olympia kennen, die schon früh von ihrem lernt Moratos Tochter Olympia kennen, die schon früh von ihrem
Vater in humanistischen Studien unterwiesen worden war und Vater in humanistischen Studien unterwiesen worden war und
außergewöhnliche außergewöhnliche Begabung zeigt. Das Mädchen macht großen Begabung zeigt. Das Mädchen macht großen
Eindruck auf Renée und wird 1540 als Gesellschafterin und Eindruck auf Renée und wird 1540 als Gesellschafterin und
Studiengefährtin für deren Tochter Anne an den Hof eingeladen. Studiengefährtin für deren Tochter Anne an den Hof eingeladen.
Olympia genießt mit Anne zusammen eine ausgezeichnete Bildung. Olympia genießt mit Anne zusammen eine ausgezeichnete Bildung.
Aus späteren Briefen geht hervor, dass sich die beiden jungen Aus späteren Briefen geht hervor, dass sich die beiden jungen
Mädchen trotz ihres Standesunterschiedes sehr nahestehen…Mädchen trotz ihres Standesunterschiedes sehr nahestehen…
Als ihr Vater 1548 schwer erkrankt, verlässt Olympia den Hof, um Als ihr Vater 1548 schwer erkrankt, verlässt Olympia den Hof, um
ihm nahe zu sein und kehrt erst nach seinem Tod zurück. Wie viele ihm nahe zu sein und kehrt erst nach seinem Tod zurück. Wie viele
Monate sie abwesend ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen – Monate sie abwesend ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen –
ihr Vater stirbt noch im selben Jahr. Doch bei ihrer Rückkehr hat sichihr Vater stirbt noch im selben Jahr. Doch bei ihrer Rückkehr hat sich
am Hof von Ferrara einiges verändert: Anne, Olympias langjährige am Hof von Ferrara einiges verändert: Anne, Olympias langjährige
Gefährtin und Vertraute, ist inzwischen mit dem einflussreichen Gefährtin und Vertraute, ist inzwischen mit dem einflussreichen
katholischen Franzosen François de Guise verheiratet. … Olympia katholischen Franzosen François de Guise verheiratet. … Olympia
wird vom Hof entlassen und kehrt in das Haus ihrer Mutter zurück….wird vom Hof entlassen und kehrt in das Haus ihrer Mutter zurück….
Schon zu Lebzeiten ihres Vaters hatte Olympia in Ferrara den Schon zu Lebzeiten ihres Vaters hatte Olympia in Ferrara den
protestantischen fränkischen Arzt Andreas Grünthler protestantischen fränkischen Arzt Andreas Grünthler 5757
kennengelernt, einen von drei Deutschen, die am Hofe von Ferrara kennengelernt, einen von drei Deutschen, die am Hofe von Ferrara
angestellt waren. Olympia und Andreas heiraten 1549 oder 1550, angestellt waren. Olympia und Andreas heiraten 1549 oder 1550,
als Olympia etwa 24 Jahre alt ist und Andreas Mitte dreißig. Sie als Olympia etwa 24 Jahre alt ist und Andreas Mitte dreißig. Sie
beschließen in seine Heimat umzusiedeln, um der wachsenden beschließen in seine Heimat umzusiedeln, um der wachsenden
religiösen Intoleranz in Italien zu entgehen.religiösen Intoleranz in Italien zu entgehen.
Andreas geht auf der Suche nach einer neuen Anstellung zunächst Andreas geht auf der Suche nach einer neuen Anstellung zunächst
allein nach Deutschland. Aus dieser Trennungszeit sind Gedichte allein nach Deutschland. Aus dieser Trennungszeit sind Gedichte
und Briefe erhalten, die auch noch nach fast 500 Jahren Olympias und Briefe erhalten, die auch noch nach fast 500 Jahren Olympias
große Liebe zu ihrem Mann lebendig werden lassen. Geschrieben in große Liebe zu ihrem Mann lebendig werden lassen. Geschrieben in
einer Zeit, in der es sich nur Wenige leisten konnten aus Liebe zu einer Zeit, in der es sich nur Wenige leisten konnten aus Liebe zu
heiraten und viele Frauen schon im Kindesalter versprochen und heiraten und viele Frauen schon im Kindesalter versprochen und
verheiratet verheiratet wurden – wurden – häufig mit sehr viel älteren Männern – haben häufig mit sehr viel älteren Männern – haben
sie etwas Zeitloses. Nach kurzer Trennung holt Andreas sie 1551 zu sie etwas Zeitloses. Nach kurzer Trennung holt Andreas sie 1551 zu
sich in das protestantische Schweinfurt, wo er eine Anstellung sich in das protestantische Schweinfurt, wo er eine Anstellung
gefunden hat. Mit Olympia macht auch ihr kleiner Bruder Emilio dengefunden hat. Mit Olympia macht auch ihr kleiner Bruder Emilio den
weiten Weg über die Alpen. Emilio ist erst acht Jahre alt. Die kleine weiten Weg über die Alpen. Emilio ist erst acht Jahre alt. Die kleine
Familie glaubt sich in Sicherheit….Familie glaubt sich in Sicherheit….
Olympia sollte nur eine kurze Atempause für ihre klassischen und Olympia sollte nur eine kurze Atempause für ihre klassischen und
religiösen Studien haben. Schweinfurt wird im sogenannten Zweitenreligiösen Studien haben. Schweinfurt wird im sogenannten Zweiten
Markgrafenkrieg 1553 angegriffen, belagert und ausgehungert. Als Markgrafenkrieg 1553 angegriffen, belagert und ausgehungert. Als
die Stadt 1554 in Flammen steht, entkommt die kleine Familie im die Stadt 1554 in Flammen steht, entkommt die kleine Familie im
letzten Moment dem Tod. Sie haben die Stadt noch nicht verlassen, letzten Moment dem Tod. Sie haben die Stadt noch nicht verlassen,
da werden sie erneut von Landsknechten überfallen. Sie haben kein da werden sie erneut von Landsknechten überfallen. Sie haben kein
Geld, um sich frei zu kaufen, und die Soldaten nehmen Andreas Geld, um sich frei zu kaufen, und die Soldaten nehmen Andreas
gefangen, der nur durch Zufall wieder frei kommt. Olympia hat alles gefangen, der nur durch Zufall wieder frei kommt. Olympia hat alles
verloren und flieht barfuß in ihrer Unterwäsche. Ihre Beschreibung verloren und flieht barfuß in ihrer Unterwäsche. Ihre Beschreibung 5858
dieser Flucht ist bestürzend. „Unterwegs wurden uns die Kleider dieser Flucht ist bestürzend. „Unterwegs wurden uns die Kleider
genommen. Mir blieb nichts als mein Unterkleid. Ich verlor meine genommen. Mir blieb nichts als mein Unterkleid. Ich verlor meine
Haube und meine Schuhe und musste barfuß über die Steine laufen.Haube und meine Schuhe und musste barfuß über die Steine laufen.
Den ersten Tag bin ich zehn Meilen gelaufen. Dann habe ich mir Den ersten Tag bin ich zehn Meilen gelaufen. Dann habe ich mir
gesagt: Ich kann nicht mehr. Ich lege mich jetzt hier hin und sterbe. gesagt: Ich kann nicht mehr. Ich lege mich jetzt hier hin und sterbe.
Dann sagte ich: Herr, wenn es dein Wille ist, dass ich lebe, gib mich Dann sagte ich: Herr, wenn es dein Wille ist, dass ich lebe, gib mich
in die Obhut Deiner Engel, dass sie mich auf ihren Flügeln empor in die Obhut Deiner Engel, dass sie mich auf ihren Flügeln empor
heben. Ich kann einfach nicht mehr” (Bainton: 265; Zitat übers. v. M.heben. Ich kann einfach nicht mehr” (Bainton: 265; Zitat übers. v. M.
Mangels). Eine Frau schenkt ihr ein altes Hemd. Sie bettelt um Mangels). Eine Frau schenkt ihr ein altes Hemd. Sie bettelt um
Almosen – in Fetzen gekleidet und von Malaria geschwächt. Almosen – in Fetzen gekleidet und von Malaria geschwächt.
Andreas wird erneut gefangen genommen und erneut frei gelassen. Andreas wird erneut gefangen genommen und erneut frei gelassen.
Mit letzter Kraft schaffen es Olympia und ihre Familie bis zum Gut Mit letzter Kraft schaffen es Olympia und ihre Familie bis zum Gut
des protestantischen Grafen Erbach, wo sie Hilfe finden.des protestantischen Grafen Erbach, wo sie Hilfe finden.
Nach ihrer Flucht aus Schweinfurth lassen sich Olympia, Andreas Nach ihrer Flucht aus Schweinfurth lassen sich Olympia, Andreas
und Emilio in Heidelberg nieder. Andreas wird Professor für und Emilio in Heidelberg nieder. Andreas wird Professor für
Medizin, Olympia gibt Privatunterricht in Griechisch. Die Medizin, Olympia gibt Privatunterricht in Griechisch. Die
Kriegswirren haben sie überlebt, aber in Heidelberg wütet die Pest. Kriegswirren haben sie überlebt, aber in Heidelberg wütet die Pest.
Aus dieser Zeit sind Briefe von Olympia erhalten: Sie fragt nach Aus dieser Zeit sind Briefe von Olympia erhalten: Sie fragt nach
Neuigkeiten von ihren verfolgten Freunden in der Heimat und Neuigkeiten von ihren verfolgten Freunden in der Heimat und
schreibt über die Pest, die Heidelberg leergefegt hat. Auch Olympia schreibt über die Pest, die Heidelberg leergefegt hat. Auch Olympia
erhält den Ruf an die Universität; sie soll erhält den Ruf an die Universität; sie soll Graecas literasGraecas literas lehren. lehren.
Hätte sie dem Ruf folgen können, hätte sie das zur ersten Frau Hätte sie dem Ruf folgen können, hätte sie das zur ersten Frau
gemacht, die an einer deutschen Universität unterrichtet, aber sie gemacht, die an einer deutschen Universität unterrichtet, aber sie
ist zu schwach. Ihre Gesundheit erholt sich nicht mehr. Sie stirbt 29-ist zu schwach. Ihre Gesundheit erholt sich nicht mehr. Sie stirbt 29-
jährig am 26. Oktober 1555 an den Folgen von Hunger, Krieg und jährig am 26. Oktober 1555 an den Folgen von Hunger, Krieg und
5959
Flucht. Andreas und Emilio überleben sie nur wenige Monate. Sie Flucht. Andreas und Emilio überleben sie nur wenige Monate. Sie
sterben an der Pest.sterben an der Pest.
WirkungsgeschichteWirkungsgeschichte
Schon in frühen Gedichten wird deutlich, dass ihr die traditionelle Schon in frühen Gedichten wird deutlich, dass ihr die traditionelle
Frauenrolle nicht zusagt. .. Ihr wenig zeitgemäßes Verständnis von Frauenrolle nicht zusagt. .. Ihr wenig zeitgemäßes Verständnis von
der Ehe (und dem Umgang mit weltlicher Autorität) geht auch aus der Ehe (und dem Umgang mit weltlicher Autorität) geht auch aus
einer Episode hervor, auf die der amerikanische Theologe Ronald H. einer Episode hervor, auf die der amerikanische Theologe Ronald H.
Bainton in seinem Buch „Women of the Reformation in Germany Bainton in seinem Buch „Women of the Reformation in Germany
and Italy“ eingeht: In einem Brief schreibt Olympia an ihre frühere and Italy“ eingeht: In einem Brief schreibt Olympia an ihre frühere
Studiengefährtin und enge Freundin Anne (die Tochter der HerzoginStudiengefährtin und enge Freundin Anne (die Tochter der Herzogin
Renée von Ferrara), die inzwischen in Frankreich mit dem Anführer Renée von Ferrara), die inzwischen in Frankreich mit dem Anführer
des katholische Lagers, dem Herzog von Guise, verheiratet ist, sie des katholische Lagers, dem Herzog von Guise, verheiratet ist, sie
möge für die verfolgten Protestanten eintreten: „Wenn Ihr möge für die verfolgten Protestanten eintreten: „Wenn Ihr
schweigt, seid Ihr an ihrem Tod mit verantwortlich. Ihr mögt nun schweigt, seid Ihr an ihrem Tod mit verantwortlich. Ihr mögt nun
sagen, als ihre Fürsprecherin würdet Ihr Euren Ehemann und den sagen, als ihre Fürsprecherin würdet Ihr Euren Ehemann und den
König verärgern und Euch viele Feinde machen. Bedenkt aber, ob es König verärgern und Euch viele Feinde machen. Bedenkt aber, ob es
besser ist, den Zorn der Menschen auf sich zu ziehen oder den Zorn besser ist, den Zorn der Menschen auf sich zu ziehen oder den Zorn
Gottes. Ich schreibe Euch dies aus meiner großen Liebe heraus“ Gottes. Ich schreibe Euch dies aus meiner großen Liebe heraus“
(Bainton: 262; Zitat übersetzt von M. Mangels). …Im Gegensatz zu (Bainton: 262; Zitat übersetzt von M. Mangels). …Im Gegensatz zu
Anne hat Olympia von ihrem Ehemann nichts zu befürchten. Anne hat Olympia von ihrem Ehemann nichts zu befürchten.
Andreas – ebenfalls mit humanistischem Hintergrund, ein Dichter Andreas – ebenfalls mit humanistischem Hintergrund, ein Dichter
und Komponist – akzeptiert ihre Vorlieben und Prioritäten nicht nur,und Komponist – akzeptiert ihre Vorlieben und Prioritäten nicht nur,
sondern schätzt sie hoch ein. Aus vielen seiner Briefe geht hervor, sondern schätzt sie hoch ein. Aus vielen seiner Briefe geht hervor,
dass er ihr die größeren Fähigkeiten zugesteht.dass er ihr die größeren Fähigkeiten zugesteht.
6060
Ihr Tod im Alter von nur 29 Jahren löste eine Lawine von Nachrufen Ihr Tod im Alter von nur 29 Jahren löste eine Lawine von Nachrufen
unter europäischen Humanisten aus, die sie als eine unter europäischen Humanisten aus, die sie als eine
außergewöhnliche Gelehrte würdigen.außergewöhnliche Gelehrte würdigen.
Kommentar Kommentar
Die Forschung zum literarischen Vermächtnis von Olympia Morata Die Forschung zum literarischen Vermächtnis von Olympia Morata
steht noch am Anfang. Was wir bereits heute sehen können, ist einesteht noch am Anfang. Was wir bereits heute sehen können, ist eine
überraschend zeitlose Frauengestalt. Hätte sie länger gelebt, wäre überraschend zeitlose Frauengestalt. Hätte sie länger gelebt, wäre
sie die erste sie die erste Universitätsdozentin Deutschlands gewesen. Aus ihren Universitätsdozentin Deutschlands gewesen. Aus ihren
Briefen geht hervor, dass sie sich ein Leben ohne Bücher nicht Briefen geht hervor, dass sie sich ein Leben ohne Bücher nicht
vorstellen konnte. Das Studium antiker Sprachen und antiker vorstellen konnte. Das Studium antiker Sprachen und antiker
Schriftsteller, intellektuelle Disziplin und vor Allem das Schreiben Schriftsteller, intellektuelle Disziplin und vor Allem das Schreiben
antiker Schriftsteller, intellektuelle Disziplin und vor Allem das antiker Schriftsteller, intellektuelle Disziplin und vor Allem das
Schreiben waren für sie fast lebensnotwendig, ihre Erfüllung, ihr Schreiben waren für sie fast lebensnotwendig, ihre Erfüllung, ihr
sine qua non. sine qua non. Sie war Ehefrau, aber nicht Mutter – ihre Kinder Sie war Ehefrau, aber nicht Mutter – ihre Kinder
waren ihre Gedichte. Ihre Interessen und Prioritäten führten sie in waren ihre Gedichte. Ihre Interessen und Prioritäten führten sie in
damals fast ausschließlich männliche Sphären. Dass sie anerkannt damals fast ausschließlich männliche Sphären. Dass sie anerkannt
und ihr Beitrag gewürdigt wurde, lag an ihrem großen geistigen und ihr Beitrag gewürdigt wurde, lag an ihrem großen geistigen
Format. Entsprechend ihren Talenten und Interessen schuf sie für Format. Entsprechend ihren Talenten und Interessen schuf sie für
sich einen Platz jenseits der damaligen Rollenverteilung. Olympia sich einen Platz jenseits der damaligen Rollenverteilung. Olympia
lebte zwischen Mittelalter und früher Neuzeit, aber sie war ihrer lebte zwischen Mittelalter und früher Neuzeit, aber sie war ihrer
Zeit weit voraus. Sie war eine der Akteurinnen, die den – langen – Zeit weit voraus. Sie war eine der Akteurinnen, die den – langen –
Weg zu einem neuen Geschlechterverständnis ebnen sollten. Sie ist Weg zu einem neuen Geschlechterverständnis ebnen sollten. Sie ist
für mich der Inbegriff der lesenden und schreibenden Frau.für mich der Inbegriff der lesenden und schreibenden Frau.
Nirgends aber begegnet sie mir unmittelbarer als in der Nirgends aber begegnet sie mir unmittelbarer als in der
bestürzenden Beschreibung ihrer Flucht aus Schweinfurt, als sie – bestürzenden Beschreibung ihrer Flucht aus Schweinfurt, als sie – 6161
dem Tode nah– sagt: „Ich kann nicht mehr. Ich lege mich jetzt hier dem Tode nah– sagt: „Ich kann nicht mehr. Ich lege mich jetzt hier
hin und sterbe […]. Herr, wenn es dein Wille ist, dass ich lebe, gib hin und sterbe […]. Herr, wenn es dein Wille ist, dass ich lebe, gib
mich in die Obhut deiner Engel, dass sie mich auf ihren Flügeln mich in die Obhut deiner Engel, dass sie mich auf ihren Flügeln
empor heben. Ich kann einfach nicht mehr.“ Olympia, die empor heben. Ich kann einfach nicht mehr.“ Olympia, die
hochkarätige Intellektuelle, hatte ein schlichtes, unverwüstliches hochkarätige Intellektuelle, hatte ein schlichtes, unverwüstliches
Gottvertrauen, das weder die Grausamkeit ihrer Epoche noch Gottvertrauen, das weder die Grausamkeit ihrer Epoche noch
Krankheit und Tod erschüttern konnte. Noch nach 500 Jahren Krankheit und Tod erschüttern konnte. Noch nach 500 Jahren
berühren mich ihr Glaube und ihr Gottvertrauen persönlich.berühren mich ihr Glaube und ihr Gottvertrauen persönlich.
http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=69http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=69
6262
Katrin Göring-Eckardt Katrin Göring-Eckardt
geboren am 3. Mai 1966 in Friedrichroda (Thüringen); evangelisch; geboren am 3. Mai 1966 in Friedrichroda (Thüringen); evangelisch;
verheiratet, zwei Söhne; Abitur, Theologiestudium (ohne Abschluss)verheiratet, zwei Söhne; Abitur, Theologiestudium (ohne Abschluss)
1989: Gründungsmitglied von Demokratie jetzt und Bündnis 901989: Gründungsmitglied von Demokratie jetzt und Bündnis 90
bis 1994: Mitarbeiterin in der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die bis 1994: Mitarbeiterin in der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die
Grünen Grünen
1995-1998: Landessprecherin von Bündnis 90/Die Grünen 1995-1998: Landessprecherin von Bündnis 90/Die Grünen
ThüringenThüringen
1996-1998: Beisitzerin im Bundesvorstand1996-1998: Beisitzerin im Bundesvorstand
1995-1998: Mitarbeiterin des MdB Matthias Berninger1995-1998: Mitarbeiterin des MdB Matthias Berninger
seit 1998: Bundestagsabgeordnete seit 1998: Bundestagsabgeordnete
1998-2002: Parlamentarische Geschäftsführerin der 1998-2002: Parlamentarische Geschäftsführerin der
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die GrünenBundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
2002-2005: Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion von 2002-2005: Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion von
Bündnis 90/Die GrünenBündnis 90/Die Grünen
2002-2007: Landessprecherin von Bündnis 90/Die Grünen 2002-2007: Landessprecherin von Bündnis 90/Die Grünen
Thüringen Thüringen
2005-2009: kulturpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von 2005-2009: kulturpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von
Bündnis 90/ Die Grünen Bündnis 90/ Die Grünen
2005 - 2013: Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages2005 - 2013: Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
2007-2013: Beisitzerin im Landesvorstand von Bündnis 90/Die 2007-2013: Beisitzerin im Landesvorstand von Bündnis 90/Die
Grünen in Thüringen Grünen in Thüringen
seit 2007: Präsidentin des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentags seit 2007: Präsidentin des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentags
2011 in Dresden2011 in Dresden
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2009 - 2013: Präses der Synode der Evangelischen Kirche in 2009 - 2013: Präses der Synode der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD) Deutschland (EKD)
November 2012 - September 2013: Spitzenkandidatin von Bündnis November 2012 - September 2013: Spitzenkandidatin von Bündnis
90/Die Grünen für die Bundestagswahl 2013 90/Die Grünen für die Bundestagswahl 2013
seit November 2012: Mitglied im Parteirat von Bündnis 90/Die seit November 2012: Mitglied im Parteirat von Bündnis 90/Die
Grünen Grünen
seit Oktober 2013: Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion vonseit Oktober 2013: Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion von
Bündnis 90/Die GrünenBündnis 90/Die Grünen
aus: Internetseite der Politikerin aus: Internetseite der Politikerin
http://goering-eckardt.de/ueber-mich/vita.htmlhttp://goering-eckardt.de/ueber-mich/vita.html
Sehen, ob das Wasser uns trägtSehen, ob das Wasser uns trägt
Politikerinnen – groß geworden in der evangelischen Kirche der Politikerinnen – groß geworden in der evangelischen Kirche der
DDRDDR
Wo ist, Frau Göring-Eckardt, in Berlin, dieser gottlosen Stadt, Wo ist, Frau Göring-Eckardt, in Berlin, dieser gottlosen Stadt,
eigentlich Gott?eigentlich Gott? Die 47-jährige Politikerin hat sich kampfeslustig Die 47-jährige Politikerin hat sich kampfeslustig
nach vorn gebeugt. „Im Himmel natürlich", sagt sie prompt und nach vorn gebeugt. „Im Himmel natürlich", sagt sie prompt und
setzt noch eins drauf: „Dort sitzt er bärtig und im wallensetzt noch eins drauf: „Dort sitzt er bärtig und im wallenden den
Gewand auf einer extra großen Wolke, und meine verstorbene Gewand auf einer extra großen Wolke, und meine verstorbene
Mutter bäckt ihm vermutlich diesen wunderbaren Pflaumenkuchen,Mutter bäckt ihm vermutlich diesen wunderbaren Pflaumenkuchen,
den ich nie so hingekommen habe. Oder?"den ich nie so hingekommen habe. Oder?"
Sie schüttelt den Kopf, streicht die dunklen langen Haare aus dem Sie schüttelt den Kopf, streicht die dunklen langen Haare aus dem
Gesicht und lacht. Dann wird sie ernst. „Als ich 18 war und meine Gesicht und lacht. Dann wird sie ernst. „Als ich 18 war und meine
Mutter starb, das war ein so einschneidendes Erlebnis, das ich nie Mutter starb, das war ein so einschneidendes Erlebnis, das ich nie
hinnehmen wollte." Das war im Jahr 1984, fünf Jahre vor der hinnehmen wollte." Das war im Jahr 1984, fünf Jahre vor der
Friedlichen Revolution und dem Mauerfall, zu dem auch die heutige Friedlichen Revolution und dem Mauerfall, zu dem auch die heutige 6565
Spitzenpolitikerin von Bündnis 90/Die Grünen und gebürtige Spitzenpolitikerin von Bündnis 90/Die Grünen und gebürtige
Thüringerin beigetragen hat. Und beide in ihr Leben so tief Thüringerin beigetragen hat. Und beide in ihr Leben so tief
eingreifenden Ereigeingreifenden Ereignisse wie der Tod der geliebten Mutter und die nisse wie der Tod der geliebten Mutter und die
atemberaubenden Veränderunatemberaubenden Veränderungen im Jahr 1989 sind für sie das gegen im Jahr 1989 sind für sie das ge--
wesen, was bis heute Leitspruch und Kompass in ihrem Leben ist: wesen, was bis heute Leitspruch und Kompass in ihrem Leben ist:
„Die Wege des Herren sind unergründlich und dennoch weise", ist „Die Wege des Herren sind unergründlich und dennoch weise", ist
sie überzeugt.sie überzeugt.
Für westliche Ohren, besonders bei den nicht grade Für westliche Ohren, besonders bei den nicht grade
kirchenfreundlichen West-Grünen, mag das merkwürdig klingen, kirchenfreundlichen West-Grünen, mag das merkwürdig klingen,
dass sich eine Spitzenpolitikerin so freidass sich eine Spitzenpolitikerin so freimütig zu ihrem Glauben mütig zu ihrem Glauben
bekennt. Sie ist nicht die einzige, die nach Friedlicher Revolution bekennt. Sie ist nicht die einzige, die nach Friedlicher Revolution
und deutscher Einheit, geund deutscher Einheit, geprägt durch die evangelische Kirche in der prägt durch die evangelische Kirche in der
DDR, politische Verantwortung übernommen hat. Doch was ist das DDR, politische Verantwortung übernommen hat. Doch was ist das
Besondere daran und was haben sie daraus als Politikerinnen Besondere daran und was haben sie daraus als Politikerinnen
gemacht?gemacht?
Wer in der DDR gelebt hat, bringt eine besondere Wer in der DDR gelebt hat, bringt eine besondere
Glaubenserfahrung mit. Denn wer damals in der Kirche blieb, Glaubenserfahrung mit. Denn wer damals in der Kirche blieb,
musste sich dazu bekennen. Und im Ernstfall auch bereit sein, musste sich dazu bekennen. Und im Ernstfall auch bereit sein,
existenzielle Nachteile dafür einzustecken. Vor allem aber hat die existenzielle Nachteile dafür einzustecken. Vor allem aber hat die
Erfahrung geprägt, zu einer MinderErfahrung geprägt, zu einer Minderheit zu gehören, die von Staat heit zu gehören, die von Staat
und Partei nicht erwünscht war. Das hat Selbstbeund Partei nicht erwünscht war. Das hat Selbstbewusstsein gegebenwusstsein gegeben
— und eine Kraft, die in der Demokratie, auch in den Chefetagen — und eine Kraft, die in der Demokratie, auch in den Chefetagen
der Politik, sehr gefragt ist.der Politik, sehr gefragt ist.
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Katrin Göring-Eckardt: Wie funktioniert Demokratie Katrin Göring-Eckardt: Wie funktioniert Demokratie und was würde und was würde
Jesus dazu sagen? Jesus dazu sagen?
Katrin Göring-Eckardt hatte bis zur Friedlichen Revolution wenige Katrin Göring-Eckardt hatte bis zur Friedlichen Revolution wenige
Semester evangelische Theologie studiert. Doch mehr noch war es Semester evangelische Theologie studiert. Doch mehr noch war es
ihre Mutter, die sie in ihrer Frömmigkeit geprägt hat. Mit ihr, so sagtihre Mutter, die sie in ihrer Frömmigkeit geprägt hat. Mit ihr, so sagt
sie, habe sie sich stark identifisie, habe sie sich stark identifiziert. Anfang der 50er Jahre, in der soziert. Anfang der 50er Jahre, in der so--
genannten Kirchenkampfzeit der DDR, war die Mutter von der genannten Kirchenkampfzeit der DDR, war die Mutter von der
Schule geflogen, weil sie in der Jungen Gemeinde war. Göring-Schule geflogen, weil sie in der Jungen Gemeinde war. Göring-
Eckardt wurde 1966, fünf Jahre nach dem Mauerbau geboren. Dass Eckardt wurde 1966, fünf Jahre nach dem Mauerbau geboren. Dass
die Mauer nur eine vorübergehende Erdie Mauer nur eine vorübergehende Erscheinung sei, diese scheinung sei, diese
Hoffnung hatten da die meisten längst aufgegeben. … Und im PrivaHoffnung hatten da die meisten längst aufgegeben. … Und im Priva--
ten war für viele Menschen klar, dass sie ihren Kindern angesichts ten war für viele Menschen klar, dass sie ihren Kindern angesichts
der schweren Lebenssituation ein behütetes Zuhause geben der schweren Lebenssituation ein behütetes Zuhause geben
müssten. Und so sagt es auch Katrin Göring-Eckardt: „Ich bin — müssten. Und so sagt es auch Katrin Göring-Eckardt: „Ich bin —
trotz oder gerade wegen der DDR-Zeit — sehr behütet und mit trotz oder gerade wegen der DDR-Zeit — sehr behütet und mit
vielen Möglichkeiten aufgewachsen." Das hat sie wie viele anvielen Möglichkeiten aufgewachsen." Das hat sie wie viele andere dere
geprägt. Die kleine Katrin hatte eine Art Hauslehrerin, die nichts geprägt. Die kleine Katrin hatte eine Art Hauslehrerin, die nichts
anderes mit ihr machte, als Bücher und Gedichte zu lesen. Das war anderes mit ihr machte, als Bücher und Gedichte zu lesen. Das war
der Beitrag der Eltern für eine humanistische Bildung ihres Kinder Beitrag der Eltern für eine humanistische Bildung ihres Kindes, des,
dem Bildungssystem von Margot Honecker zum Trotz. „Das dem Bildungssystem von Margot Honecker zum Trotz. „Das
Butterbrot und der Kakao, den es bei den Lesestunden gab, ist mir Butterbrot und der Kakao, den es bei den Lesestunden gab, ist mir
noch lebhaft in Erinnerung", lacht sie heute. Und dann kommt sie noch lebhaft in Erinnerung", lacht sie heute. Und dann kommt sie
auf zwei Dinge zu sprechen, die zu ihrer politischen Soziaauf zwei Dinge zu sprechen, die zu ihrer politischen Sozialisation in lisation in
der DDR gehörten und ihr bis heute so wichtig geblieben sind. Das der DDR gehörten und ihr bis heute so wichtig geblieben sind. Das
eine ist: Wie funktioniert Demokratie, und warum hatten wir sie eine ist: Wie funktioniert Demokratie, und warum hatten wir sie 6767
nicht? Auch heute gehe es ja um Demokratie, und dass man sie nicht? Auch heute gehe es ja um Demokratie, und dass man sie
schützen muss. Wie jüngst bei der Demonstration gegen den Neoschützen muss. Wie jüngst bei der Demonstration gegen den Neo--
nazi-Aufmarsch in Thüringen, bei dem sie dabei war. Obwohl sie nazi-Aufmarsch in Thüringen, bei dem sie dabei war. Obwohl sie
samstags daheim im Pfarrhaus in Ingersleben mit ihrer Familie gern samstags daheim im Pfarrhaus in Ingersleben mit ihrer Familie gern
mal wieder gekocht und gegessen hätte. „Da hinzugehen, das war mal wieder gekocht und gegessen hätte. „Da hinzugehen, das war
für mich als Bürgerin und Polifür mich als Bürgerin und Politikerin wichtig", sagt sie und ist auch tikerin wichtig", sagt sie und ist auch
schon bei dem zweiten großen Thema: der Freiheit. Um die gehe es schon bei dem zweiten großen Thema: der Freiheit. Um die gehe es
doch heute immer noch — darum, dass der Staat doch heute immer noch — darum, dass der Staat
Rahmenbedingungen schaffen muss, daRahmenbedingungen schaffen muss, damit alle Menschen ein mit alle Menschen ein
selbstbestimmtes Leben führen können.selbstbestimmtes Leben führen können.
Katrin Göring-Eckardt, die zu den Mitbegründerinnen der Katrin Göring-Eckardt, die zu den Mitbegründerinnen der
Bürgerbewegung Demokratie Jetzt und später dem BündBürgerbewegung Demokratie Jetzt und später dem Bündnis 90 nis 90
gehört, kommt da auf ein eher wenig schlagzeilenträchtiges Thema gehört, kommt da auf ein eher wenig schlagzeilenträchtiges Thema
zu sprechen: die Behindertenpolitik. Rahzu sprechen: die Behindertenpolitik. Rahmenbedingungen zu menbedingungen zu
schaffen, damit Behinderte ein selbstbestimmtes Leben führen schaffen, damit Behinderte ein selbstbestimmtes Leben führen
können, ist eines ihrer großen Themen. Und dann sagt sie den wohl können, ist eines ihrer großen Themen. Und dann sagt sie den wohl
entscheidenden Satz: „Seit meinem sechzehnten Lebensjahr entscheidenden Satz: „Seit meinem sechzehnten Lebensjahr
begleitet mich bei allen politischen Entscheidungen die Bonhoeffer-begleitet mich bei allen politischen Entscheidungen die Bonhoeffer-
Frage: „Was würde Jesus dazu sagen?"Frage: „Was würde Jesus dazu sagen?"
aus: Arbeitshilfe zum Weitergeben 1 /2014, S: 66 ff.aus: Arbeitshilfe zum Weitergeben 1 /2014, S: 66 ff.
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24.05.201224.05.2012
Sängerin Bea Nyga kommt nach Lingen Sängerin Bea Nyga kommt nach Lingen
„Ich bin eine echte Rampensau!"„Ich bin eine echte Rampensau!"
Knalliger Lippenstift und ausgefallene Brillen: Bea Nyga gilt Knalliger Lippenstift und ausgefallene Brillen: Bea Nyga gilt
als Paradiesvogel. Aber sie hat auch eine andere Seite. Die als Paradiesvogel. Aber sie hat auch eine andere Seite. Die
Kölner Sängerin und Musikpädagogin kommt jetzt ins Kölner Sängerin und Musikpädagogin kommt jetzt ins
Lingener Ludwig-Windthorst-Haus. Im Bistum Osnabrück Lingener Ludwig-Windthorst-Haus. Im Bistum Osnabrück
hat sie viele Fans. Wer sie einmal erlebt hat, weiß warum.hat sie viele Fans. Wer sie einmal erlebt hat, weiß warum.
„Ich bin die Bea“, sagt die 51-Jährige ebenso unkompliziert wie „Ich bin die Bea“, sagt die 51-Jährige ebenso unkompliziert wie
herzlich. Abwartendes Drumherumgerede, distanziertes herzlich. Abwartendes Drumherumgerede, distanziertes
Herantasten? Braucht sie alles gar nicht. Viel lieber springt Bea NygaHerantasten? Braucht sie alles gar nicht. Viel lieber springt Bea Nyga
mitten rein ins Gespräch und Thema. „Wir sind der gleiche Jahrgang,mitten rein ins Gespräch und Thema. „Wir sind der gleiche Jahrgang,
ach was?“ Und ganz schnell plaudert es sich mit ihr über all das, wasach was?“ Und ganz schnell plaudert es sich mit ihr über all das, was
Fünfziger eben so beschäftigt. Ein bisschen später verrät sie dann, Fünfziger eben so beschäftigt. Ein bisschen später verrät sie dann,
dass sie nicht immer so schlagfertig, dass sie früher eher dass sie nicht immer so schlagfertig, dass sie früher eher
zurückhaltend war. „Ich war ein stilles Mädchen. Glaubt mir heute zurückhaltend war. „Ich war ein stilles Mädchen. Glaubt mir heute
keiner mehr!“keiner mehr!“
Früher – das war Münster. Dort ist sie mit ihrer jüngeren Schwester Früher – das war Münster. Dort ist sie mit ihrer jüngeren Schwester
aufgewachsen. Hat ein Bischöfliches Gymnasium besucht, Melodica aufgewachsen. Hat ein Bischöfliches Gymnasium besucht, Melodica
und Blockflöte gelernt und sich schon mit 16 Jahren als und Blockflöte gelernt und sich schon mit 16 Jahren als
Jungstudentin an der Musikhochschule eingeschrieben. „Die Musik, Jungstudentin an der Musikhochschule eingeschrieben. „Die Musik,
die kam von Mamas Seite“, sagt Bea Nyga und erzählt mit viel die kam von Mamas Seite“, sagt Bea Nyga und erzählt mit viel
Herzenswärme von dem früh verstorbenen Vater aus Posen und derHerzenswärme von dem früh verstorbenen Vater aus Posen und der
Mutter aus Essen. Die sie ihren Weg gehen ließ.Mutter aus Essen. Die sie ihren Weg gehen ließ.7070
Er führte sie allen jugendlichen Träumereien – „Ich wollte auch mal Er führte sie allen jugendlichen Träumereien – „Ich wollte auch mal
Tapetenerfinderin werden“ – zum Trotz in das Tapetenerfinderin werden“ – zum Trotz in das
Vollzeitmusikstudium. Danach arbeitet sie unter anderem für den Vollzeitmusikstudium. Danach arbeitet sie unter anderem für den
Evangelischen Kirchentag und als musische Referentin für die Evangelischen Kirchentag und als musische Referentin für die
Katholische Frauengemeinschaft (kfd). Diese Nähe zu den kfd-Katholische Frauengemeinschaft (kfd). Diese Nähe zu den kfd-
Frauen trägt bis heute.Frauen trägt bis heute.
Von der Liebe in all ihren FacettenVon der Liebe in all ihren Facetten
Denn heute: Da ist die Musik ihr Hauptberuf. Folk und Jazz, Denn heute: Da ist die Musik ihr Hauptberuf. Folk und Jazz,
Chansons, Bossa Nova, Lateinamerikanisches und neues geistliches Chansons, Bossa Nova, Lateinamerikanisches und neues geistliches
Lied verbindet die Westfälin mit der rheinländischen Seele zu Lied verbindet die Westfälin mit der rheinländischen Seele zu
leichten, aber nicht leichtfertigen Melodien. Das liebt sie: auf der leichten, aber nicht leichtfertigen Melodien. Das liebt sie: auf der
Bühne stehen, für und mit dem Publikum von der Liebe in allen Bühne stehen, für und mit dem Publikum von der Liebe in allen
wundersamen Facetten singen und swingen, skurrile Geschichten wundersamen Facetten singen und swingen, skurrile Geschichten
und schräge Anekdoten über die kleinen Katastrophen des Alltags und schräge Anekdoten über die kleinen Katastrophen des Alltags
erzählen, sich selbst mit wunderbarem Witz auf die Schippe erzählen, sich selbst mit wunderbarem Witz auf die Schippe
nehmen. „Die Welt braucht keine Comedyshows. Realsatire gibt es nehmen. „Die Welt braucht keine Comedyshows. Realsatire gibt es
genug.“ Das macht sie im kleinen Pfarrheim in Bad Bentgenug.“ Das macht sie im kleinen Pfarrheim in Bad Bentheim heim
genauso gern wie auf der großen Plattform gerade beim genauso gern wie auf der großen Plattform gerade beim
Katholikentag in Mannheim.Katholikentag in Mannheim.
Die Begegnung mit Menschen und die Musik: Das ist ihr Anker zur Die Begegnung mit Menschen und die Musik: Das ist ihr Anker zur
Kirche. „Bei Bach werde ich richtig fromm.“ Besonders liebt sie die Kirche. „Bei Bach werde ich richtig fromm.“ Besonders liebt sie die
Workshops für Menschen mit Behinderungen: „Da müsst ihr mal Workshops für Menschen mit Behinderungen: „Da müsst ihr mal
kommen. Das ist so stark!“ Wenn sie vor ihrem Klavier sitzt, vergisst kommen. Das ist so stark!“ Wenn sie vor ihrem Klavier sitzt, vergisst
die Kölnerin ihr Lampenfieber. „Ich bin eine echte Rampensau – unddie Kölnerin ihr Lampenfieber. „Ich bin eine echte Rampensau – und
deshalb hab‘ ich den schönsten Job der Welt!“deshalb hab‘ ich den schönsten Job der Welt!“
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Nicht jeder Satz von Bea Nyga hat ein Rufzeichen. Ihr Temperament,Nicht jeder Satz von Bea Nyga hat ein Rufzeichen. Ihr Temperament,
sagt sie selbst, ist rein verbal. „Eigentlich bin ich träge.“ Überhaupt sagt sie selbst, ist rein verbal. „Eigentlich bin ich träge.“ Überhaupt
hat die Entertainerin keine Scheu, Schwächen zu benennen – als da hat die Entertainerin keine Scheu, Schwächen zu benennen – als da
wären: Ungeduld, ein Hang zum Mäkeln und Grübeln, eine Ader für wären: Ungeduld, ein Hang zum Mäkeln und Grübeln, eine Ader für
den Zynismus. „Ich habe meine schwarzen Momente, vor allem den Zynismus. „Ich habe meine schwarzen Momente, vor allem
nachts.“ Sehr nachdenklich wirkt sie da manchmal im Gespräch.nachts.“ Sehr nachdenklich wirkt sie da manchmal im Gespräch.
Wenn man an die Diagnose denkt, die ein Arzt der Sängerin vor Wenn man an die Diagnose denkt, die ein Arzt der Sängerin vor
knapp zwei Jahren gestellt hat, verwundert das gar nicht. Sie hat knapp zwei Jahren gestellt hat, verwundert das gar nicht. Sie hat
Multiple Sklerose – und das nach einigen Stürzen und flauen Multiple Sklerose – und das nach einigen Stürzen und flauen
Gefühlen in den Fingern schon länger geahnt. Die Gewissheit Gefühlen in den Fingern schon länger geahnt. Die Gewissheit
erleichtert fast ein bisschen. „Davon lasse ich mich nicht erleichtert fast ein bisschen. „Davon lasse ich mich nicht
unterkriegen.“ Bei ihren Konzerten nimmt sie jetzt schon mal einen unterkriegen.“ Bei ihren Konzerten nimmt sie jetzt schon mal einen
Gehstock zur Hilfe, erzählt offen von der Erkrankung, schildert mit Gehstock zur Hilfe, erzählt offen von der Erkrankung, schildert mit
nie verletzender Komik ihre Reha in Lingen und verblüfft die Zuhörernie verletzender Komik ihre Reha in Lingen und verblüfft die Zuhörer
mit fast schwarzem Humor: „Ich kauf mir ein Schiff. Das nenn ich mit fast schwarzem Humor: „Ich kauf mir ein Schiff. Das nenn ich
dann MS Bea.“ Wenn sie drüber lachen kann, dürfen andere das dann MS Bea.“ Wenn sie drüber lachen kann, dürfen andere das
auch.auch.
Hat sie Angst vor der Zukunft? „Nein“, sagt die 51-Jährige ernst. Hat sie Angst vor der Zukunft? „Nein“, sagt die 51-Jährige ernst.
„Wieso denn? Ich hab‘ einen super Ehemann, einen super Job, eine „Wieso denn? Ich hab‘ einen super Ehemann, einen super Job, eine
super Wohnung. Alles ist gut.“ Dann macht sie eine Pause und sagt super Wohnung. Alles ist gut.“ Dann macht sie eine Pause und sagt
etwas leiser: „Manchmal warte ich darauf, dass der Schlag noch etwas leiser: „Manchmal warte ich darauf, dass der Schlag noch
kommt.“ Jeder kann das verstehen.kommt.“ Jeder kann das verstehen.
Petra Diek-MünchowPetra Diek-Münchow
aus: Kirchenbote, Wochenzeitung für das Bistum Osnabrückaus: Kirchenbote, Wochenzeitung für das Bistum Osnabrück
Lieder: z. B. Lieder: z. B. Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, WGT 2016Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, WGT 2016
Du bist heilig, du bist heil…Du bist heilig, du bist heil…7272
Anna Paulsen: „Ernst machen mit der Tatsache, dass Theologie Anna Paulsen: „Ernst machen mit der Tatsache, dass Theologie
kein Geheimfach für Berufstheologen ist“ kein Geheimfach für Berufstheologen ist“ Ein Beitrag von Andrea Ein Beitrag von Andrea
BielerBieler
Beziehungen: Beziehungen:
Anna Paulsen wurde am 29. März 1893 in Hoirup, Nordschleswig Anna Paulsen wurde am 29. März 1893 in Hoirup, Nordschleswig
geboren, sie wuchs als älteste von vier Töchtern im Pfarrhaus auf. geboren, sie wuchs als älteste von vier Töchtern im Pfarrhaus auf.
Ihr Vater war ein Vertreter der Indre Mission, einer Ihr Vater war ein Vertreter der Indre Mission, einer
Erweckungsbewegung, die sich seit ca. 1890 in Nordschleswig Erweckungsbewegung, die sich seit ca. 1890 in Nordschleswig
ausgebreitet hatte. In ihren Kindheitserinnerungen beschreibt sie ausgebreitet hatte. In ihren Kindheitserinnerungen beschreibt sie
den Vater als großen Förderer ihrer Wissbegierde, er weckt ihr den Vater als großen Förderer ihrer Wissbegierde, er weckt ihr
Interesse insbesondere im Bereich der Biblischen Theologie und für Interesse insbesondere im Bereich der Biblischen Theologie und für
die Theologie Søren Kierkegaards. Über ihre Mutter erfahren wir die Theologie Søren Kierkegaards. Über ihre Mutter erfahren wir
nichts.nichts.
Anna Paulsen gehörte zur ersten Generation von Studentinnen in Anna Paulsen gehörte zur ersten Generation von Studentinnen in
Deutschland, die Theologie studierte, ohne dass damit zunächst Deutschland, die Theologie studierte, ohne dass damit zunächst
eine Berufsaussicht verbunden gewesen wäre.eine Berufsaussicht verbunden gewesen wäre.
1916 begann sie in Kiel zunächst Religion, Deutsch und Geschichte 1916 begann sie in Kiel zunächst Religion, Deutsch und Geschichte
zu studieren, … Anna Paulsen war in Deutschland die sechste Frau, zu studieren, … Anna Paulsen war in Deutschland die sechste Frau,
die im Fach Evangelische Theologie promoviert wurde. die im Fach Evangelische Theologie promoviert wurde.
Ab 1926 baute sie mit anderen Mitarbeiterinnen des Ab 1926 baute sie mit anderen Mitarbeiterinnen des
Burckhardthauses in Berlin-Dahlem das Seminar für Kirchlichen Burckhardthauses in Berlin-Dahlem das Seminar für Kirchlichen
Frauendienst auf, in dem Gemeindehelferinnen ausgebildet Frauendienst auf, in dem Gemeindehelferinnen ausgebildet
wurden. Im Jahre 1940 wurde sie Mitglied des sogenannten wurden. Im Jahre 1940 wurde sie Mitglied des sogenannten
Vikarinnenausschusses der Bekennenden Kirche der Altpreußischen Vikarinnenausschusses der Bekennenden Kirche der Altpreußischen 7474
Union, der die Frage der Frauenordination in der Bekennenden Union, der die Frage der Frauenordination in der Bekennenden
Kirche klären sollte.Kirche klären sollte.
1951 wurde sie in die Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in 1951 wurde sie in die Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in
Deutschland berufen, wo sie für die kirchliche Frauenarbeit Deutschland berufen, wo sie für die kirchliche Frauenarbeit
zuständig war. Dort war sie bis zum Jahre 1959 tätig.zuständig war. Dort war sie bis zum Jahre 1959 tätig.
1953 wurde ihr von der Theologischen Fakultät in Kiel der Titel einer1953 wurde ihr von der Theologischen Fakultät in Kiel der Titel einer
Ehrendoktorin der Theologie verliehen…Ehrendoktorin der Theologie verliehen…
Am 30. Januar 1981 stirbt Anna Paulsen in Heide, Nordschleswig.Am 30. Januar 1981 stirbt Anna Paulsen in Heide, Nordschleswig.
Im Jahre 1994 wird das Frauenstudien- und -bildungszentrum der Im Jahre 1994 wird das Frauenstudien- und -bildungszentrum der
Evangelischen Kirche in Deutschland nach ihr benannt. Anna Evangelischen Kirche in Deutschland nach ihr benannt. Anna
Paulsen war ihren Mitarbeiterinnen und Studentinnen im Paulsen war ihren Mitarbeiterinnen und Studentinnen im
Burckhardthaus immer sehr verbunden gewesen. …Burckhardthaus immer sehr verbunden gewesen. …
Reformatorische ImpulseReformatorische Impulse
Hier ist auf Anna Paulsens Engagement für die Frauenordination zu Hier ist auf Anna Paulsens Engagement für die Frauenordination zu
verweisen, für die sie sich nach anfänglichem Zögern stark macht. verweisen, für die sie sich nach anfänglichem Zögern stark macht.
Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema der Frauenordination Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema der Frauenordination
findet maßgeblich im sogenannten Vikarinnenausschuss der findet maßgeblich im sogenannten Vikarinnenausschuss der
Bekennenden Kirche der Altpreußischen Union statt, der in den Bekennenden Kirche der Altpreußischen Union statt, der in den
Jahren 1942/43 darüber befinden sollte, ob aufgrund des akuten Jahren 1942/43 darüber befinden sollte, ob aufgrund des akuten
Pfarrermangels, Frauen nicht nur ein bis dato eingeschränktes Amt Pfarrermangels, Frauen nicht nur ein bis dato eingeschränktes Amt
sui generis innehaben dürften, sondern ins volle Pfarramt ordiniert sui generis innehaben dürften, sondern ins volle Pfarramt ordiniert
werden sollten. .. Innerhalb des Vikarinnenausschusses versuchte werden sollten. .. Innerhalb des Vikarinnenausschusses versuchte
sie, durch die Herausarbeitung des neutestamentlichen sie, durch die Herausarbeitung des neutestamentlichen
Verständnisses von Diakonie und der Charismen sowie durch die Verständnisses von Diakonie und der Charismen sowie durch die 7575
Rekonstruktion der Arbeit der Frauen in den urchristlichen Rekonstruktion der Arbeit der Frauen in den urchristlichen
Gemeinden als auch über eine Neuinterpretation der Texte, die Gemeinden als auch über eine Neuinterpretation der Texte, die
immer wieder gegen das Amt der Theologin herangezogen wurden immer wieder gegen das Amt der Theologin herangezogen wurden
(vgl. 1 Kor 14; 1 Kor 11; 1 Tim 2), der Theologin zu einer geordneten (vgl. 1 Kor 14; 1 Kor 11; 1 Tim 2), der Theologin zu einer geordneten
Stellung in der kirchlichen Arbeit zu verhelfen. Anna Paulsen konnte Stellung in der kirchlichen Arbeit zu verhelfen. Anna Paulsen konnte
diese Argumentation zugleich einbetten in die Auffassung, dass die diese Argumentation zugleich einbetten in die Auffassung, dass die
Unterordnung der Frauen eine schöpfungsgemäße Ordnung sei. Unterordnung der Frauen eine schöpfungsgemäße Ordnung sei.
Auch führte sie Beispiele aus der Apostolischen Konstitution an, die Auch führte sie Beispiele aus der Apostolischen Konstitution an, die
ihres Erachtens gegen die Frauenordination sprechen. Ihre Arbeit in ihres Erachtens gegen die Frauenordination sprechen. Ihre Arbeit in
diesem Ausschuss reflektiert eine unabgeschlossene, diesem Ausschuss reflektiert eine unabgeschlossene,
widersprüchliche Meinungsbildung. Die Inkonsistenzen in ihrer widersprüchliche Meinungsbildung. Die Inkonsistenzen in ihrer
Argumentation lösten sich in den folgenden Jahren auf, bis sie Argumentation lösten sich in den folgenden Jahren auf, bis sie
schließlich zu einer Verfechterin der Ordination von Frauen wurde.schließlich zu einer Verfechterin der Ordination von Frauen wurde.
KommentarKommentar
…. Anna Paulsen plädierte in den Jahren 1932/33 … für eine …. Anna Paulsen plädierte in den Jahren 1932/33 … für eine
kritische Distanz in Bezug auf die „nationale Bewegung“. Dabei kritische Distanz in Bezug auf die „nationale Bewegung“. Dabei
wendet sie sich besonders gegen bestimmte Ausführungen des wendet sie sich besonders gegen bestimmte Ausführungen des
Rassegedankens, der ihrer Ansicht nach in fundamentaler Weise Rassegedankens, der ihrer Ansicht nach in fundamentaler Weise
Aussagen des christlichen Glaubens entgegenstehen. Aussagen des christlichen Glaubens entgegenstehen.
… Anna Paulsen: „Im Rassegedanken, d.h. in der einseitigen … Anna Paulsen: „Im Rassegedanken, d.h. in der einseitigen
Wertung der eigenen Rasse, liegt ein Moment der Wertung der eigenen Rasse, liegt ein Moment der
Selbstbehauptung gegen den Schöpfergott, der nach der Bibel der Selbstbehauptung gegen den Schöpfergott, der nach der Bibel der
Richtergott ist, der über alles Menschtum ohne Unterschied das Richtergott ist, der über alles Menschtum ohne Unterschied das
letzte Wort zu sagen hat. Man macht die eigene Rasse und ihre letzte Wort zu sagen hat. Man macht die eigene Rasse und ihre
Geschichte zum Mittelpunkt aller Geschichte. Gewiss liegt in dieser Geschichte zum Mittelpunkt aller Geschichte. Gewiss liegt in dieser
rassischen Erkenntnis ein Wahrheitsmoment, das lange übersehen rassischen Erkenntnis ein Wahrheitsmoment, das lange übersehen 7676
worden ist. Das ist das Recht und die besondere worden ist. Das ist das Recht und die besondere
Gegenwartsbedeutung der Bewegung. Wenn ein GeGegenwartsbedeutung der Bewegung. Wenn ein Gesichtspunkt sichtspunkt
verabsolutiert wird, führt er zu Einseitigkeit und zu einer schiefen verabsolutiert wird, führt er zu Einseitigkeit und zu einer schiefen
Sicht auf die Geschichte.“Sicht auf die Geschichte.“
Für Anna Paulsen ist hier nicht nur die Selbstbehauptung gegenüberFür Anna Paulsen ist hier nicht nur die Selbstbehauptung gegenüber
dem Schöpfergott, sondern auch eine Verleugnung der Bedeutung dem Schöpfergott, sondern auch eine Verleugnung der Bedeutung
des Kreuzesgeschehens durch die Vermischung von des Kreuzesgeschehens durch die Vermischung von
nationalsozialistischer Ideologie und christlichem Glauben zu nationalsozialistischer Ideologie und christlichem Glauben zu
entdecken: „Christenkreuz und Hakenkreuz stehen auf einmal entdecken: „Christenkreuz und Hakenkreuz stehen auf einmal
nebeneinnebeneinander als gleichberechtigte Symbole. Das Kreuz als das ander als gleichberechtigte Symbole. Das Kreuz als das
Zeichen des Gerichtes über jegliches menschliches Verhalten und Zeichen des Gerichtes über jegliches menschliches Verhalten und
über alle ‚Volkstümer‘ der Welt wird verleugnet. Jede völkische über alle ‚Volkstümer‘ der Welt wird verleugnet. Jede völkische
Selbstvergötzung ist im Kreuz Christi verneint, um den Menschen Selbstvergötzung ist im Kreuz Christi verneint, um den Menschen
seine neue Geltung beizulegen durch das Ja der Rechtfertigung.“ Mitseine neue Geltung beizulegen durch das Ja der Rechtfertigung.“ Mit
dieser Auffassung positioniert sich Anna Paulsen in der Mitte der dieser Auffassung positioniert sich Anna Paulsen in der Mitte der
Bekennenden Kirche…Bekennenden Kirche…
aus: http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=13aus: http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=13
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BeziehungenBeziehungen
Elisabeth Schmitz wurde am 23.8.1893 in Hanau/Main als dritte Elisabeth Schmitz wurde am 23.8.1893 in Hanau/Main als dritte
Tochter von Marie und August Schmitz geboren. Der Vater, ein Tochter von Marie und August Schmitz geboren. Der Vater, ein
Gymnasialprofessor, der Philosophie, Geschichte und Theologie Gymnasialprofessor, der Philosophie, Geschichte und Theologie
studiert hatte und von seiner Herkunftstudiert hatte und von seiner Herkunft reformierten Bekenntnisses reformierten Bekenntnisses
war, förderte die höhere Schulbildung seiner Tochter. Obwohl war, förderte die höhere Schulbildung seiner Tochter. Obwohl
seinerzeit noch unüblich für Frauen, begann Schmitz 1914 mit dem seinerzeit noch unüblich für Frauen, begann Schmitz 1914 mit dem
Studium der Fächer Deutsch, Geschichte und Religion in Bonn. Studium der Fächer Deutsch, Geschichte und Religion in Bonn.
Mitten im ersten Weltkrieg wechselte sie 1915 nach Berlin, an jene Mitten im ersten Weltkrieg wechselte sie 1915 nach Berlin, an jene
Universität, die über die Grenzen Deutschlands hinaus einen Universität, die über die Grenzen Deutschlands hinaus einen
herausragenden Ruf genoss.herausragenden Ruf genoss.
Ihre wichtigsten Lehrer waren der Historiker Friedrich Meinicke, bei Ihre wichtigsten Lehrer waren der Historiker Friedrich Meinicke, bei
dem sie 1920 promovierte, und der liberale Theologe Adolf von dem sie 1920 promovierte, und der liberale Theologe Adolf von
Harnack. Diesen beiden und ihren Familien war Harnack. Diesen beiden und ihren Familien war und blieb sie auch und blieb sie auch
später noch persönlich verbunden, Elisabet von Harnack war später noch persönlich verbunden, Elisabet von Harnack war
zeitweilig ihre beste Freundin. Schmitz gehörte vermutlich als erste zeitweilig ihre beste Freundin. Schmitz gehörte vermutlich als erste
Frau dem „Kirchengeschichtlichen Seminar“ Adolf von Harnacks an, Frau dem „Kirchengeschichtlichen Seminar“ Adolf von Harnacks an,
einem auserwählten Kreis von Eliteschülern, zu dem zuvor auch Karleinem auserwählten Kreis von Eliteschülern, zu dem zuvor auch Karl
Barth und später Dietrich Bonhoeffer zählten. Barth und später Dietrich Bonhoeffer zählten.
Nach ihrem ersten Staatsexamen 1921 absolvierte Schmitz parallel Nach ihrem ersten Staatsexamen 1921 absolvierte Schmitz parallel
zu ihrem schulischen Vorbereitungsdienst zu ihrem schulischen Vorbereitungsdienst ein mehrjähriges ein mehrjähriges
Ergänzungsstudium an der Theologischen Fakultät. Damit wollte die Ergänzungsstudium an der Theologischen Fakultät. Damit wollte die
Religionslehrerin und interessierte Christin ihre theologischen Religionslehrerin und interessierte Christin ihre theologischen
Kenntnisse vertiefen. Ab 1923 unterrichtete Schmitz an Kenntnisse vertiefen. Ab 1923 unterrichtete Schmitz an
verschiedenen Berliner Schulen, ab 1929 als fest angestellte verschiedenen Berliner Schulen, ab 1929 als fest angestellte
Studienrätin…Studienrätin…7979
Bald nach Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft bekam Bald nach Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft bekam
Schmitz wegen ihrer ablehnenden Haltung Schwierigkeiten an der Schmitz wegen ihrer ablehnenden Haltung Schwierigkeiten an der
Luisenschule in Berlin-Mitte und wurde 1935 an die Auguste-Luisenschule in Berlin-Mitte und wurde 1935 an die Auguste-
Sprengel-Schule (heute Beethoven-Gymnasium) in Berlin-Lankwitz Sprengel-Schule (heute Beethoven-Gymnasium) in Berlin-Lankwitz
versetzt. Ihre damalige Schülerin Dietgard Meyer, die ihrer Lehrerin versetzt. Ihre damalige Schülerin Dietgard Meyer, die ihrer Lehrerin
später in jahrzehntelanger persönlicher Freundschaft verbunden später in jahrzehntelanger persönlicher Freundschaft verbunden
blieb, schreibt im Rückblick:„[blieb, schreibt im Rückblick:„[……]] Ihre den Nationalsozialismus Ihre den Nationalsozialismus
ablehnende Gesinnung konnte niemandem verborgen bleiben. Statt ablehnende Gesinnung konnte niemandem verborgen bleiben. Statt
des vorgeschriebenen strammen Deutschen Grußes eine verhuschte des vorgeschriebenen strammen Deutschen Grußes eine verhuschte
Handbewegung und ein gehauchter Hitler-Gruß ...“ (Handbewegung und ein gehauchter Hitler-Gruß ...“ (Meyer, Exkurs, Meyer, Exkurs,
208-209). Und über ihre Person: „208-209). Und über ihre Person: „leise auftretend, persönlich leise auftretend, persönlich
zurückgenommen, konzentriert auf den Unterrichtsstoff, sachlich zurückgenommen, konzentriert auf den Unterrichtsstoff, sachlich
und anspruchsvoll in ihren Anforderungen an uns.und anspruchsvoll in ihren Anforderungen an uns.“ (Meyer, Mutter “ (Meyer, Mutter
Elisabeth, 13)…Elisabeth, 13)…
1935 schrieb Elisabeth Schmitz eine rund 20seitige1935 schrieb Elisabeth Schmitz eine rund 20seitige Denkschrift zur Denkschrift zur
Judenverfolgung in Deutschland. Sie hoffte, Judenverfolgung in Deutschland. Sie hoffte, damit die Bekennende damit die Bekennende
Kirche zu einem klaren Einspruch gegen die Judenpolitik der Kirche zu einem klaren Einspruch gegen die Judenpolitik der
NationalsozialistenNationalsozialisten bewegen zu können. (siehe dazu auch die bewegen zu können. (siehe dazu auch die
Ausführungen unter „Wirkungsbereich“, besonders Punkt B).Ausführungen unter „Wirkungsbereich“, besonders Punkt B).
Bald, nachdem ihre „nichtarische“ Freundin Dr. Martha Kassel zum Bald, nachdem ihre „nichtarische“ Freundin Dr. Martha Kassel zum
1.4.1933 ihre Praxis und damit ihre Existenzgrundlage verloren 1.4.1933 ihre Praxis und damit ihre Existenzgrundlage verloren
hatte, nahm Schmitz sie in ihre Wohnung in der Luisenstraße 67 auf.hatte, nahm Schmitz sie in ihre Wohnung in der Luisenstraße 67 auf.
1937 wurde sie deshalb wegen „Zusammenlebens mit einer Jüdin“ 1937 wurde sie deshalb wegen „Zusammenlebens mit einer Jüdin“
vom Blockwart der NSDAP denunziert und von der Partei vom Blockwart der NSDAP denunziert und von der Partei
vernommen, aber der Schulbehörde gelang es, die geforderte vernommen, aber der Schulbehörde gelang es, die geforderte
sofortige Entlassung aus dem Schuldienst zu verhindern. Das sofortige Entlassung aus dem Schuldienst zu verhindern. Das 8080
Unterrichten im nationalsozialistischen Geist wurde ihr aber immer Unterrichten im nationalsozialistischen Geist wurde ihr aber immer
mehr zur Belastung. Die Reichspogromnacht 1938 gab ihr den mehr zur Belastung. Die Reichspogromnacht 1938 gab ihr den
letzten Anstoß, aus dem Schuldienst auszuscheiden. …letzten Anstoß, aus dem Schuldienst auszuscheiden. …
Die Berliner Zeit von Schmitz endete 1943. Im Zuge der allgemeinen Die Berliner Zeit von Schmitz endete 1943. Im Zuge der allgemeinen
Evakuierung Berlins zog sie im August 1943 nach fast 30 Jahren Evakuierung Berlins zog sie im August 1943 nach fast 30 Jahren
zurück nach Hanau und lebte fortan mit ihrer Schwester Maria im zurück nach Hanau und lebte fortan mit ihrer Schwester Maria im
elterlichen Haus, in dem nach dem Krieg zunächst auch noch viele elterlichen Haus, in dem nach dem Krieg zunächst auch noch viele
Fremde einquartiert waren.Fremde einquartiert waren.
Ab 1946 unterrichtete sie bis zu ihrer Pensionierung 1958 am Ab 1946 unterrichtete sie bis zu ihrer Pensionierung 1958 am
dortigen Realgymnasium für Mädchen, der späteren Karl-Rehbein-dortigen Realgymnasium für Mädchen, der späteren Karl-Rehbein-
Schule. Daneben war sie engagiert im Hanauer Geschichtsverein. ..Schule. Daneben war sie engagiert im Hanauer Geschichtsverein. ..
Am 10.9.1977 starb Elisabeth Schmitz im Alter von 84 Jahren in Am 10.9.1977 starb Elisabeth Schmitz im Alter von 84 Jahren in
einem Offenbacher Krankenhaus. Dass nur sieben Menschen auf einem Offenbacher Krankenhaus. Dass nur sieben Menschen auf
ihrer Beerdigung waren, was gerne als Beweis für das Vergessen ihrer Beerdigung waren, was gerne als Beweis für das Vergessen
durch ihre Umwelt herausgestellt wird, hatte vor allem damit zu durch ihre Umwelt herausgestellt wird, hatte vor allem damit zu
tun, dass die Anzeige erst nach der Beerdigung veröffentlicht wurde tun, dass die Anzeige erst nach der Beerdigung veröffentlicht wurde
und es außer ihren beiden ebenfalls unverheirateten Schwestern und es außer ihren beiden ebenfalls unverheirateten Schwestern
kaum Verwandte gab.kaum Verwandte gab.
Pfarrerin Dietgard Meyer erhielt nach Schmitz‘ Tod von deren Pfarrerin Dietgard Meyer erhielt nach Schmitz‘ Tod von deren
Schwester eine Aktenmappe. Darin befand sich auch die anonyme Schwester eine Aktenmappe. Darin befand sich auch die anonyme
und bisher Marga Meusel zugeschriebene Denkschrift „Zur Lage der und bisher Marga Meusel zugeschriebene Denkschrift „Zur Lage der
deutschen Nichtarier“. Zu Lebzeiten hatte Elisabeth Schmitz mit deutschen Nichtarier“. Zu Lebzeiten hatte Elisabeth Schmitz mit
Dietgard Meyer darüber nicht gesprochen, aber diese Dietgard Meyer darüber nicht gesprochen, aber diese konnte nun konnte nun
erstmalig nachweisen, dass Elisabeth Schmitz die Verfasserin der erstmalig nachweisen, dass Elisabeth Schmitz die Verfasserin der
außergewöhnlichen Denkschrift ist, außergewöhnlichen Denkschrift ist, und hat diese 1999 und hat diese 1999
veröffentlicht.veröffentlicht.8181
2004 fand dann auch noch Gerhard Lüdecke zufällig in einem Keller 2004 fand dann auch noch Gerhard Lüdecke zufällig in einem Keller
einer Hanauer Kirche eine Aktenmappe mit dem Vermerk: „Nachlaß einer Hanauer Kirche eine Aktenmappe mit dem Vermerk: „Nachlaß
Dr. Elisabeth Schmitz“ und in einem Briefumschlag „Zu meiner Dr. Elisabeth Schmitz“ und in einem Briefumschlag „Zu meiner
Denkschrift“ das handschriftliche Konzept – eine weitere Denkschrift“ das handschriftliche Konzept – eine weitere
Bestätigung. Fälschlicherweise wird aber in vielen Darstellungen Bestätigung. Fälschlicherweise wird aber in vielen Darstellungen
dieser spektakuläre Dokumentenfund als Entdeckung der dieser spektakuläre Dokumentenfund als Entdeckung der
Verfasserschaft von Schmitz gewertet.Verfasserschaft von Schmitz gewertet.
Reformatorische Impulse Reformatorische Impulse
Wie sich die Reformation auf Leben und Wirken von Elisabeth Wie sich die Reformation auf Leben und Wirken von Elisabeth
Schmitz ausgewirkt hat, lässt sich m.E. nicht leicht beurteilen. Schmitz ausgewirkt hat, lässt sich m.E. nicht leicht beurteilen.
Insbesondere Martin Luther war ja in seinen späten Jahren in die Insbesondere Martin Luther war ja in seinen späten Jahren in die
scharfe antijüdische Polemik des Mittelalters zurückgefallen. So hat scharfe antijüdische Polemik des Mittelalters zurückgefallen. So hat
sich die lutherische Reformation gerade nicht von der sich die lutherische Reformation gerade nicht von der
judenfeindlichen kirchlichen Tradition gelöst, im Gegenteil, sie hat judenfeindlichen kirchlichen Tradition gelöst, im Gegenteil, sie hat
diese z.B. auch durch die Einführung des jährlichen Judensonntags diese z.B. auch durch die Einführung des jährlichen Judensonntags
immer wieder bestärkt. In der Tradition der Schweizer Reformation immer wieder bestärkt. In der Tradition der Schweizer Reformation
waren zwar andere Töne zu hören, aber auch diese war nicht frei waren zwar andere Töne zu hören, aber auch diese war nicht frei
von judenfeindlichem Denken. Gerade aber die Judenfeindschaft von judenfeindlichem Denken. Gerade aber die Judenfeindschaft
Luthers, dieser großen Autorität im deutschen Protestantismus, hat Luthers, dieser großen Autorität im deutschen Protestantismus, hat
die antijüdische Haltung in der evangelischen Kirche bis in die Zeit die antijüdische Haltung in der evangelischen Kirche bis in die Zeit
des Nationalsozialismus genährt, und das nicht nur bei den des Nationalsozialismus genährt, und das nicht nur bei den
Deutschen Christen, sondern auch in weiten Kreisen der Deutschen Christen, sondern auch in weiten Kreisen der
Bekennenden Kirche.Bekennenden Kirche.
Dagegen gehört Schmitz zu den wenigen, die diese JudenfeindschaftDagegen gehört Schmitz zu den wenigen, die diese Judenfeindschaft
überwunden haben.überwunden haben.8282
Reformatorische Impulse können allenfalls darin gesehen werden, Reformatorische Impulse können allenfalls darin gesehen werden,
dass Schmitz die Chance zur umfassenden Bildung genutzt hat, dass dass Schmitz die Chance zur umfassenden Bildung genutzt hat, dass
sie ihrem Gewissen und nicht ihrer Kirche gefolgt ist, dass sie sie ihrem Gewissen und nicht ihrer Kirche gefolgt ist, dass sie
Zivilcourage gezeigt hat. In ihrer Überzeugung, dass sich Kirche auchZivilcourage gezeigt hat. In ihrer Überzeugung, dass sich Kirche auch
einzumischen habe in das politische Geschehen, kommt ihre einzumischen habe in das politische Geschehen, kommt ihre
reformierte Prägung zum Vorschein, im Unterschied zum reformierte Prägung zum Vorschein, im Unterschied zum
lutherischen Obrigkeitsdenken.lutherischen Obrigkeitsdenken.
Können ihre Solidarität mit den Juden und ihre Kritik an der Können ihre Solidarität mit den Juden und ihre Kritik an der
Bekennenden Kirche als reformatorische Impulse für uns Bekennenden Kirche als reformatorische Impulse für uns
verstanden werden?verstanden werden?
Ihre Gedanken können auch heute noch dazu beitragen, unsere Ihre Gedanken können auch heute noch dazu beitragen, unsere
judenfeindliche Tradition zu überwinden, ein Prozess, der schon vor judenfeindliche Tradition zu überwinden, ein Prozess, der schon vor
einigen Jahrzehnten begonnen hat, der aber noch lange nicht einigen Jahrzehnten begonnen hat, der aber noch lange nicht
abgeschlossen ist und auch in der Kirche viele noch nicht erreicht abgeschlossen ist und auch in der Kirche viele noch nicht erreicht
hat.hat.
Es gilt, uns zu unseren jüdischen Wurzeln zu bekennen, an der Es gilt, uns zu unseren jüdischen Wurzeln zu bekennen, an der
bleibenden Erwählung Israels festzuhalten und Gottes eigenen Weg bleibenden Erwählung Israels festzuhalten und Gottes eigenen Weg
mit Israel als Geheimnis zu akzeptieren, wie es schon Paulus in mit Israel als Geheimnis zu akzeptieren, wie es schon Paulus in
seinen Israelkapiteln Römer 9-11 schreibt.seinen Israelkapiteln Römer 9-11 schreibt.
Vor allem erinnert uns ihr Reden und Handeln an die Priorität des Vor allem erinnert uns ihr Reden und Handeln an die Priorität des
Liebesgebots insbesondere gegenüber Fremden und Verfolgten. Liebesgebots insbesondere gegenüber Fremden und Verfolgten.
Und das ist auch heute aktuell, wie Nachrichten und Umfragen aus Und das ist auch heute aktuell, wie Nachrichten und Umfragen aus
unserem Land zeigenunserem Land zeigen
http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=12http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=12
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Zusammengetragen und erstellt von:Zusammengetragen und erstellt von:
Evangelische Frauenarbeit im Sprengel HanauEvangelische Frauenarbeit im Sprengel HanauRegionalbeauftragte Sabine Schött, Regionalbeauftragte Sabine Schött, Akademiestraße 7Akademiestraße 763450 Hanau63450 Hanau
Frau Pfarrerin Margit ZahnFrau Pfarrerin Margit ZahnStadtkirchengemeinde Hanau - Bezirk Johanneskirche IIIStadtkirchengemeinde Hanau - Bezirk Johanneskirche IIIArbeitsstelle Gottesdienst der EKKWArbeitsstelle Gottesdienst der EKKWIm Venussee 16 Im Venussee 16 63452 Hanau63452 Hanau
Weitere Exemplare erhalten Sie unter Weitere Exemplare erhalten Sie unter [email protected]@ekkw.de. . Der Nachdruck ist mit QuellenhDer Nachdruck ist mit Quellenhinweisen ausdrücklich erlaubt. inweisen ausdrücklich erlaubt.
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