blaues kreuz quartalszeitschrift nr. 2 2013

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blaues kreuz Für Lebensqualität. Gegen Abhängigkeit. blaueskreuzzuerich.ch Ausgabe Jahresbericht 2013 Kantonale Initiative gegen Alkoholwerbung im Sport zustande gekommen.

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Page 1: Blaues Kreuz Quartalszeitschrift Nr. 2 2013

blaues kreuzFür Lebensqualität. Gegen Abhängigkeit.

blaueskreuzzuerich.ch Ausgabe Jahresbericht 2013

Kantonale Initiative gegen Alkoholwerbung im

Sport zustande gekommen.

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Als unser Geschäftsführer sich zu Jahresbeginn an einer Vorstands-sitzung überzeugt gab, dass wir 6‘000 Unterschriften für eine kantonale Volksinitiative gegen Alkoholwerbung an Sportveran-

staltungen zusammenbringen könnten, war ich zugegebenermassen skeptisch. Die Jahre meinespolitischen Engagements und der dabei miterlebten Unterschriftensammlungen sind mir in Erinnerung geblieben. Bei Wind und Wetter unbekannte Personen auf der Strasse anzusprechen und von einem Anliegen zu überzeugen: Das war zähe „Knochenarbeit“. Aber Stephan Kunz sollte recht behalten. Die Initiative ist inzwischen zustande gekommenund am 14. Februar 2013 mit über 8’400 Unterschriften eingereicht worden. Die Rückmeldungen der Stimmberechtigten zeigten klar, dass unser Anliegen nicht als partikulär, sondern als gesamtgesellschaftliche Verantwortlichkeit wahrgenommen wird.

Eindrücklich war auch die Generalversammlung im Sommer. Ich bin für die Treue und Unterstützung, die die Mitglieder des Blauen Kreuzes auszeichnet, sehr dankbar. Die Wahl zur neuen Präsidentin habe ich wertschätzend erlebt und danke für das in michgesetzte Vertrauen. Danken möchte ich auch Bruno Kurth, der uns als scheidender Präsident weiterhin als Vizepräsident unterstützen wird.

Im Blauen Kreuz wird gelebt, was mir besonders wichtig ist. Der wertschätzende Umgang miteinander. Obwohl sich der Vorstand aus unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammensetzt,sind die Diskussionen immer respektvoll. Beispielhaft war die Strategie-Klausur im Lihn. Wir haben Ideen entwickelt sowie Eckpunkte gesetzt, damit wir unsere Ziele im Auge behalten.Wir bleiben den Grundgedanken des Blauen Kreuzes verpflichtet; streben aber auch nach zeitgemässeren Formen der Arbeit und wollen Themenschwerpunkte entwickeln. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob wir die dafür notwendige Finanzstruktur mittelfristigsichern können. Allen Vorstandsmitgliedern danke ich an dieser Stelle für ihre wertvolleMitarbeit. Last, but not least möchte ich unseren Mitarbeitenden und Freiwilligen ein Dankeschön aussprechen: Wieder liegt ein ereignisreiches Jahr hinter uns. Die Initiativeund die Eröffnung der Brockenstube in Dübendorf mögen herausragend gewesen sein; entscheidend war aber die Alltagsarbeit, die oft weniger wahrgenommen wird. Die Kernaufgabe des Blauen Kreuzes ist und bleibt die Unterstützung jener Jugendlichen undErwachsenen, die unter Alkoholabhängigkeit leiden. Dafür setzen wir uns gemeinsam ein!

Esther Maurer, Vorstandsprä[email protected]

Blaues Kreuz Zürich, Mattengasse 52, Postfach 1167, 8031 Zürich

Das vergangene Jahr in wenigen Worten zu beschreiben ist kaum möglich. Die Präsentation derZahlen und Fakten überlasse ich den verantwortlichenBereichsleitenden und beschreibe lediglich jene Momente, die mich im vergangenen Jahr beeindruckthaben und prägend waren.

editorial

Ein spannendes Jahr

impressum

4 PräventionFeiern ohne Alkohol.

5 BeratungWie zufrieden die Klienten sind.

6 SelbsthilfegruppenNah beim Menschen.

6 GeschäftsstelleDer missbräuchliche Alkoholkonsum.

blaues kreuz ist die Zeitschrift des Blauen Kreuzes Kantonalverband Zürich für die Mitglieder, Spenderinnen und Spender. Die Zeitschrift erscheint 4-mal jährlich. Die Auflage beträgt 12'000 Exemplare.

Verlag Blaues Kreuz Kantonalverband Zürich, Zürich. Redaktion Henrik Viertel, Stephan Kunz. Fotos Blaues Kreuz, istockphoto.com.Gestaltung koch. werbung & kommunikation

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Das Blaue Kreuz ist ein soziales Werk ohne politische Ambitionen. Dennoch können wir bei unserer Arbeit die gesetzlichen Rahmen-bedingungen, so diese den missbräuchlichen Alkoholkonsum för-dern, nicht ausser Acht lassen. Ein erster Meilenstein waren die um-strittenen Bussen aufgrund der Alkohol- und Tabaktestkäufe. Nach langem Tauziehen sind diese Testkäufe nun juristisch als lega-les Mittel zur Kontrolle der Jugendschutzbestimmungen anerkanntworden. Der gesunde Menschenverstand hat gesiegt; die entspre-chenden Gesetze sind in Kraft getreten. Geschäftsleitende und dasVerkaufspersonal können nun im Wiederholungsfall gebüsst wer-den, wenn sie alkoholische Getränke an Minderjährige verkaufen.

Neben der leichten Verfügbarkeit und dem günstigen Preis von Alkoholika ist die Werbung ein wichtiger Faktor, der den Konsumstark beeinflusst. Störend ist hier vor allem Werbung, die sich an Jugendliche und Kinder richtet. Während solche Werbung in de-Nähe von Schulen schon verboten ist, konnten die Produzenten bis-her in Sportstadien und bei Sportveranstaltungen via Werbung undSponsoring uneingeschränkt den Minderjährigen Alkohol als sym-pathischen Durstlöscher präsentieren.

Alkohol und Sport? Der schädliche Einfluss der Alkoholwerbung auf Kinder ist eine wissenschaftlich erhärtete Tatsache. Die Schluss-folgerungen der Studie „Projekt AMMIE 2011“ sind eindeutig: „Sportsponsoring ist für die Alkoholindustrie eine sehr attraktiveForm der Werbung. […] das alkoholische Getränk, das eine poten-ziell gesundheitsschädigende Wirkung hat, (wird) in Verbindung

mit sportlicher, als gesund eingestufter Aktivität gebracht. […] Häufig können zudem die Trikots des Teams im Fanshop erworbenwerden, so dass Kinder und Jugendliche selbst zu Trägern der Logosder Alkoholindustrie werden.

Zusammen mit Schweizer Sportgrössen wie Pamela Weisshaupt, zweifache Weltmeisterin im Leichtgewicht-Einzelrudern, SimoneBerner, Schweizermeisterin 2009 im Unihockey, Viktor Röthlin,u.a. Europameister 2010 im Marathon, und Marcel Hug, zuletztBehindertensportler des Jahres 2011 an den CS Sports Awards, lan-cierten wir im August 2012 die kantonale Volksinitiative des BlauenKreuzes: Keine Werbung für alkoholische Getränke auf Sportplätzensowie an Sportveranstaltungen im Kanton Zürich.

Pragmatischer JugendschutzDie kantonale Volksinitiative des Blauen Kreuzes: Keine Werbung für alkoholische Getränke auf Sportplätzensowie an Sportveranstaltungen im Kanton Zürich.

Kommunikation. Was wir 2012 geleistet haben.8’434 gesammelte Unterschriften für die kanto-

nale Volksinitiative.

Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch

Sammlungen auf der Strasse, durch telefonische

Konatkte und Pressemeldungen.

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Eine Präventionsarbeit für Jugendliche, die beim Thema Alkohol le-diglich den erhobenen Mahnfinger zeigt ohne Alternativen anzubie-ten, hat wenig Chancen auf Akzeptanz. So wurde das spassigeGetränkemixen während des Lagerabends zur Blaupause für eine alkoholfreie Bar. Die Jugendlichen sollten dazu animiert werden, selber aktiv zu werden, Cocktails zu mixen und zu erkennen, dassGenuss und Freude auch ohne Alkohol möglich ist. Das Konzeptwurde um einen Mix-Kurs ergänzt, der auf Gefahren und Risikendes übermässigen Alkoholkonsums hinweist. Ein sinnvoller Präventions-Workshop zwischen Genuss und Sucht.

Das Zubereiten von alkoholfreien Drinks und Cocktails und die In-formation über den missbräuchlichen Alkoholkonsum sind Angebote,die vor allem auch von Schul- und Konfirmationsklassen rege genutztwerden. Dank einer grosszügigen Spende der ZFV-Unternehmungenkonnte die ursprüngliche Bar erheblich modernisiert und mobilisiertwerden. Die Bar wird heute rund um ein dreirädriges Piaggio aufge-baut, besticht durch ein modernes Design und ist dank seiner Grösseund Motorisierung fast überall einsetzbar, wohin sie fahren kann.

Die Louis‘ Bar, benannt nach dem Gründer des Blauen KreuzesLouis-Lucien Rochat, ist im Kanton Zürich sicherlich einer der origi-nellsten Barbetriebe. Die alkoholfreien, sogenannten „Positiv Drinks“,und das Auftreten der Bar überzeugen. Gleich ob bei Firmenevents,privaten Feiern oder Anlässen für Gemeinden und Schulen: Die Inve-stitionen haben dem damaligen Lageranlass über ein erstes Präventi-onsprojekt inzwischen zu einem fruchtig frischen Auftritt verholfen.

Zukünftig wird die Louis‘ Bar auch an Festivals und öffentlichenFeiern zum Einsatz kommen, da Jugendliche dort mangels attrakti-ver Alternativen zu schnell zu Bier und härteren gesüssten alkoholi-schen Getränken greifen würden und gelangen. Der GründerLouis-Lucien Rochat, dem Feiern durchaus zugetan, hätte an der

Idee, statt mit Verboten lieber mit gesünderen Getränken zu feiern,seine helle Freude gehabt. Schliesslich kann man beim Blauen Kreuzund der Louis‘ Bar auch heute noch die alkoholfreien Sekte clairund rosé bestellen. Santé!

Prävention. Was wir 2012 geleistet haben.6’814 Alkohol- und Tabaktestkäufe wurden

durchgeführt.

Das Louis‘ Bar Piaggio war während 25 Messe-

und Öffentlichkeitstagen im Einsatz. Zusätzlich

wurden an 18 Mix-Kursen und 31 Privat- und

Unternehmensfeiern sowie öffentlichen

Anlässen für Jugendliche, Mitarbeitende und

Privatpersonen Drinks gemixt.

240 Mädchen und junge Frauen stärken ihr Selbst-

vertrauen im Tanzprojekt roundabout. Gesamthaft

23 Gruppen in Gemeinden im Kanton Zürich.

143 Personen haben an der Aktion time:out –

lohnender Verzicht – teilgenommen.

In 7 Adonia Sportcamps wurden über 400 Ju-

gendliche mit einem Wahrnehmungs- Parcours

und Informationen zum Thema Alkohol geschult.

Prävention

Vor 15 Jahren wurden in einem Jugendlager des Blauen Kreuzes während des Abschlussabends Fruchtsäfte und Sirups zu bunten Drinks vermischt. Das Experimentieren mit Farben und Geschmackssortenwurde zur Geburtsstunde einer Idee: Partys feiern ohne Alkohol.

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Mit 22 weiteren Suchtberatungsstellen (aus der Romandie, derDeutschschweiz und dem Tessin) haben auch unsere Beratungsstellenan dieser Erhebung teilgenommen. Jede der Institutionen hat 50 bis70 Klientinnen und Klienten befragt. Dabei haben unsere Klientensich zum Beratungsangebot unter Einbeziehung der persönlichen Si-tuation äussern können. Denn das ist natürlich das wichtigste Krite-rium; verstehen die Beratungsfachleute meine Lebensumstände,meine Probleme und helfen sie mir wirklich dabei diese zu lösen? DieFragen wurden mittels Skalen von 1 (trifft überhaupt nicht zu) bis 5(trifft völlig zu) erhoben.

Grundsätzlich sind die Klienten und Klientinnen kantonsweit inallen Einrichtungen in einem hohen Masse zufrieden mit den Bera-tungen. In sämtlichen Bereichen wurden Noten zwischen 4 und 5vergeben. Was uns besonders gefreut hat, dass wir in allen (aussereiner, da sind wir gleich auf) Skalen einen Tick besser abgeschnittenhaben als der Durchschnitt aller befragten Institutionen. Das sporntan und verpflichtet!

Wir führen konsequent die Leistungskontrollen unserer Arbeit weiter, die 2010 mit der Einführung eines Qualitätsmanagements aufder Grundlage der Norm QuaTheDA (Qualität Therapie DrogenAlkohol) des Bundesamtes fur Gesundheit (BAG) von externenFachleuten zertifiziert worden war. Unsere Klienten haben Anrechtauf eine professionelle Hilfe und dürfen qualitativ gute Dienstlei-stung erwarten, ebenso wie die Spenderinnen und Spender erwarten,dass ihre finanziellen Beiträge sinnvoll und zielführend eingesetztwerden.

Die unmittelbaren Rückmeldungen der Hilfesuchenden waren sehr erfreulich. Die befragten Klienten konnten sich auch anonym direktzum Angebot äussern:

„Die Beratung ist sehr kompetent und vertrauenswürdig! Danke.“

„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal auf Alkohol verzichten könnte. Ich habe es aber durch sehr kompetente Leute geschafft.“

„Ich fühle mich sehr gut aufgehoben und verstanden.“

„Heute bin ich froh und glücklich über jedes Gespräch. Es bringt mich jedesMal ein kleines Stück weiter heraus aus meinen chaotischen Gefühlen.“

„Ich bin sehr zufrieden mit der Beratungsstelle und würde sie jederzeitweiterempfehlen.“

Schön, wenn das, was unsere Spenderinnen und Spender unterstüt-zen, und das, was wir tun und wie wir es tun als hilfreich erlebt wird.Die vertrauensvolle Atmosphäre ermöglicht den Hilfesuchendeneinen Neubeginn. Wir sorgen dafür, dass auch die nächste Erhebungzur Zufriedenheit der Klientinnen und Klienten wieder sehr gute Re-sultate aufzeigen wird.

BeratungUnter dem Begriff der Klientenzufriedenheits-befragungwird im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems inSuchtberatungsstellen die Qualität der Leistungen unter-sucht. Wie zufrieden sind die Betroffenen und Angehörigen mit der Hilfe, die sie erhalten?

Beratung. Was wir 2012 geleistet haben.*Es wurden 1’952 Stunden direkte Klientenleistun-

gen

erbracht (Einzel- Paar-, Familienberatungen für di-

rekt Betroffene und für Angehörige sowie Telefo-

nate,

Konferenzgespräche und Berichte/Gutachten).

Insgesamt liessen sich 296 Klienten in Zürich

und Winterthur beraten. 159 Neuanmeldungen:

107 direkt betroffene Personen (69 Männer

und 38 Frauen) und 52 Angehörige (9 Männer

und 43 Frauen).

* Gemäss der Statistik der ambulanten Behandlung und Betreuung im Alkohol und Drogenbereich/E-Case.

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Die Räume der Selbsthilfegruppen beim Limmatplatz sind umgebaut worden. Kein Luxus, sonderneine wichtige Investition. Die ehrenamtliche Suchthilfe ist nah beim Menschen.

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Selbsthilfegruppen

In der Selbsthilfe finden Menschen in schwierigen Lebensphasen zueinander. Die durch den missbräuchlichen Alkoholkonsum Be-troffenen und Angehörigen können sich innerhalb der Gesprächs-gruppen in Winterthur und Zürich mit ihren Fragen und Anliegenim gesundheitlichen, sozialen und persönlichen Bereich austau-schen. Freude und Humor gehören zu diesen Begegnungen, abermitunter fällt es den Teilnehmenden natürlich auch schwer sichmitzuteilen.

Der Erfolg unserer Selbsthilfegruppen misst sich nicht an der Zahlder Teilnehmenden, obwohl die Gruppen des Blauen Kreuzes imvergangenen Jahr grösser geworden sind. Wichtiger sind das Ver-trauen untereinander und die Fähigkeit aufeinander zugehen zukönnen. Eher schweigsame Personen zur stärkeren Teilnahme zuanimieren und vielleicht auch mal eine sehr, sehr mitteilsame Per-son freundlich bremsen zu können. Entscheidend ist die Qualitätder Gespräche. Diese Gespräche sind einfacher, wenn man sichauch in seiner Umgebung wohlfühlt. Schöne und freundlicheRäume sind kein Luxus, sondern wirken unterstützend und erleich-tern Neuankömmlingen den Zutritt.

Die Räume des Blauen Kreuzes am Limmatplatz in Zürich sind inBezug auf Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und derzentralen Lage immer ideal gewesen. Störend waren hingegen dieundichten Fenster und die in die Jahre gekommenen Heizkörper.So waren die Räume im Winter eher kühl und hatten Patina ange-setzt. Die notwendige Erneuerung hätte auch wegen Auflagen desDenkmalschutzes nicht aus den Eigenmitteln finanziert werdenkönnen. Dass die Räume seit September 2012 renoviert, die Hei-zungen zu einem angenehmen Gesprächsklima beitragen und derEingangsbereich heller ist, verdanken wir zwei grosszügigen Spen-den. Die Dr. Stephan à Porta-Stiftung und der Verein Blaues KreuzZürich 4+5 haben unseren Spendenanfragen entsprochen und mehrere Zehntausend Franken zugunsten der Selbsthilfearbeit ge-

stiftet. Wir leben mit einem Gesundheitssystem, das Menschennach Fallpauschalen und von Krankenkassen anerkannten Leideneinordnet. Sparmassnahmen auf Bundes- und Kantonsebene lassendem medizinischen Personal für die Patienten immer weniger Zeit.Da erscheinen Selbsthilfegruppen als Relikt aus einer Epoche, alsder Herr Doktor noch ins Haus kam und bei einem Schwätzchenzum Befinden und einer Tasse Tee blieb.

Ein Gespräch kann tatsächlich Wunder bewirken. Wo traditionelle Strukturen im Familien- und Freundeskreis schwächer werden,können die Selbsthilfegruppen zu einer wichtigen Anlaufstelle imLeben vieler Menschen werden. Das Wissen und Verständnis umdie eigenen seelischen Belastungen; die eigenen Erfahrungen unddie Erfahrungen anderer zu kennen, führt bereits zu einer besserenLebensqualität. Dieser Nutzen der Selbsthilfegruppen wird heutebesonders durch Ärzte anerkannt.

Selbsthilfegruppen. Was wir 2012 geleistet haben.

Insgesamt 6 Selbsthilfegruppen für Betroffene

und Angehörige in Zürich und Winterthur.

Die 10 freiwilligen Gruppenleiterinnen und

Gruppenleiter haben insgesamt 367 Arbeitsstun-

den geleistet.

8 durchgeführte Präsentationen des Selbsthilfe-

angebots in Kliniken im Kanton Zürich.

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Die einleitenden Worte einer Studie des Universitätsspitals Zürich(USZ) und der öffentlichen Organisation Schutz & Rettung Zürichaus dem Jahr 2013 sind pointiert. In den letzten Jahren wurde imSchnitt jeder zehnte Einsatz durch den übermässigen Alkohol-und/oder Drogenkonsum einer oder mehrerer Personen ausgelöst.Pro Jahr stieg die Zahl dieser Einsätze um fünf Prozent an. Dergrösste Teil der sogenannten Patientinnen und Patienten war zwi-schen 25 und 44 Jahre alt. Dabei stieg die Zahl der unter 25-Jährigenam stärksten an, wobei vier von zehn Personen dieser Altersgruppeweiblich waren. Der Trend ist deutlich und er ist erschreckend.

Die Studie verbreitet keine Panik, sondern gewährt einen nüchternenBlick auf die Zürcher Arbeits- und Wochenendsgesellschaft. Die Aus-sagen entsprechen unseren Erfahrungen aus der Präventions- und Be-ratungstätigkeit. Prävention ist mithin kein Selbstzweck, sonderneine Massnahme, die greift, bevor nur noch die ärztliche Nothilfebleibt. In Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen ist das Leid allerdirekt Betroffenen, aber auch bei den angehörigen, teils minderjähri-gen Personen täglich zu erleben. Die beratende und freiwillige Arbeitnimmt zu, unsere Mitarbeitenden sind mehr denn je ausgelastet.

Der missbräuchliche Alkoholkonsum muss thematisiert und nichtignoriert werden. Wir sehen Anzeichen, dass dies geschieht: „Alkoholam Arbeitsplatz“, ein Projekt, das die Suchtprobleme von Angestell-ten und Vorgesetzten lösen kann, stösst bei Unternehmensführendenund HR-Verantwortlichen auf grosses Interesse. Mit der Unterschrif-tensammlung für eine kantonale Volksinitiative gegen Alkoholwer-bung an Sportanlässen haben wir im vergangenen Jahr einenMeilenstein zugunsten des Jugendschutzes gesetzt. Im Februar 2013wurde die Initiative mit über 8‘400 Unterschriften beim Kanton ein-gereicht. Das Zürcher Stimmvolk wird darüber entscheiden, ob diese Jugendschutzmassnahme umgesetzt wird oder nicht. „Ausser man tut es …“ heisst es so schön in einer Werbung. Im ver-gangenen Jahr haben die Mitarbeitenden und die vielen Freiwilligenviel getan für die hilfsbedürftigen Menschen im Kanton Zürich.

Allerdings führt engagierte Arbeit für die Hilfesuchenden auf dereinen Seite nicht automatisch zu den notwendigen Spenden auf deranderen. Dies haben wir 2012 schmerzlich erfahren müssen. Wirhaben deutlich weniger Spenden erhalten, als wir uns erhofft hatten.Wir möchten alle Spendenden inskünftig deutlicher über unsere ge-meinnützige Arbeit informieren und sind überzeugt, dadurch wiederdie notwendigen Finanzmittel zu erhalten. Wir bauen auf die Solida-rität in der Schweiz.

Ich danke allen Spenderinnen und Spendern sowie den Mitarbeiten-den und allen Freiwilligen ganz herzlich für ihr grosses Engagementund ihre Unterstützung. Für das vergangene Jahr und für 2013.

„Immer häufiger müssen dieZürcher Rettungskräfte schwerbetrunkene und/oder mit Drogen zugedröhnte Personenins Spital bringen, die oben-drein zunehmend aggressiv aufdie Sanitäter reagieren.“

Für Spenden, Beiträge und Legatesind wir stets sehr dankbar.Das Blaue Kreuz ist seit 1990 durch die ZEWO

zertifiziert. Das Gütesiegel bescheinigt:

den zweckbestimmten, wirtschaftlichen und

wirkungsvollen Einsatz Ihrer Spende

transparente Information und aussagekräftige

Rechnungslegung

unabhängige und zweckmässige

Kontrollstrukturen

aufrichtige Kommunikation und faire

Mittelbeschaffung

Spendenkonto PC 80-6900-0

Stephan Kunz Geschäftsführer

Geschäftsstelle

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blaueskreuzzuerich.ch Ausgabe Jahresbericht 2013

GeschäftsstelleMattengasse 52Postfach 11678031 Zürich044 272 04 [email protected]

PräventionFachstelleMattengasse 528005 Zürich044 272 04 [email protected]

Beratungin ZürichZwingliplatz 18001 Zürich044 262 27 [email protected]

in WinterthurRosenstrasse 58400 Winterthur052 213 02 [email protected]

SelbsthilfegruppenFachstelleMattengasse 528005 Zürich044 271 15 [email protected]

Spendenkonto80-6900-0

blaueskreuzzuerich.ch

Wir sind da

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Ärzte nennen es einen «Gebrauch ohne medizinische Indikation» und sprechen von «Patienten». Auf der Strasse bezeichnet man dies als «saufen» und denkt dabei an einen«Trinker». Wir vom Blauen Kreuz nennen es «einen missbräuchlichen Alkoholkonsum»und meinen damit Familienväter, Mütter, Jugendliche und Kinder; alkoholabhängige Menschen und Angehörige, die ihre Nachbarn sein könnten.

In der Schweiz leben rund 300'000 alkoholabhängige Menschen. Etwa eine Million Familienangehörige sind von dieser Erkrankung mit betroffen.

Über 5’000 Personen sterben jährlich an den Folgen des Alkoholkonsums oder an alkoholbedingten Krankheiten. Dazu gehören Krebserkrankungen, degenerierte Blutgefässe oder Herzinfarkte.

Das Blaue Kreuz Zürich verhindert und mindert diese alkohol- und suchtmittel- bedingten Folgen. Wir wollen, dass junge Menschen in einer Gesellschaft aufwachsen,die sie stark macht und vor dem Missbrauch von Suchtmitteln schützt. Wir wollen, dass niemand mehr unter den Folgen des Alkoholmissbrauchs zu leiden hat.

Für Lebensqualität. Gegen Abhängigkeit.