bipolare störungen - eine erkrankung mit zwei gesichtern · 2019-08-15 · bewältigung haben....

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Informationen für Patienten und Angehörige © DGBS 2016 Postanschrift Geschäftsstelle: DGBS · Klinik für Psychiatrie · Heinrich-Hoffmann-Straße 10 · 60528 Frankfurt/M Tel.: 0700 333 444 54 (12 Ct/Min, höhere Gebühren im Mobilfunknetz) · E-Mail: [email protected] · Website: www.dgbs.de Seite 1/8 Bipolare Störungen - Eine Erkrankung mit zwei Gesichtern Eine Informationsschrift der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. für Patienten und Angehörige Bipolare Störungen (auch als manisch-depressive Erkrankungen bekannt) gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland. Schätzungsweise 1,5 bis 3 Prozent unserer Bevölkerung sind von diesem Leiden betroffen. Jedoch werden nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Betroffenen einer entsprechenden Behandlung zugeführt. Dabei bringt die Erkrankung einen immensen Leidensdruck sowohl für die Patienten als auch für die nächsten Angehörigen mit sich. Was sind Bipolare Störungen? Jeder Mensch hat bei sich selbst bestimmt schon Stimmungsschwankungen festgestellt. Wir ärgern uns, wenn wir zu Unrecht gerügt werden oder freuen uns über ein Lob. Diese Stimmungsveränderungen sind ganz normale Reaktionen auf entsprechende Lebenssituationen und ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens. Im Gegensatz dazu kommt es bei Menschen, die an Bipolaren Störungen leiden, zu völlig übersteigerten Stimmungsschwankungen. Typischerweise treten sie entweder ohne einen entsprechenden Anlass auf oder sie bleiben nach einer bestimmten Lebenssituation wie z.B. dem Verlust eines nahestehenden Menschen auch dann weiter bestehen, wenn die auslösende Situation eigentlich keine Belastung mehr darstellt. Die Stimmungs- schwankungen entwickeln also eine Eigendynamik, die nicht mehr mit äußeren Umständen erklärbar ist. Mit Bipolaren Störungen bezeichnet man eine Gruppe krankhafter Stimmungsschwankungen bzw. - veränderungen, die sich zwischen himmelhoch jauchzend (manisch) und zu Tode betrübt (depressiv) bewegen und durchaus sehr verschiedene und individuelle Ausprägungen sowie Verläufe haben können. Es handelt sich um keine klar umschriebene Erkrankung wie man es etwa vom Bluthochdruck oder Diabetes mellitus kennt, sondern um eine in Episoden verlaufende psychische Erkrankung, die das ganze Spektrum der menschlichen Stimmungszustände widerspiegeln kann. Manie und Depression bezeichnen dabei die Tendenz der Stimmungsveränderungen. Nicht selten können aber auch Krankheitszeichen der Manie und der Depression gleichzeitig vorliegen, z.B. starke Unruhe bei gleichzeitiger gedrückter Stimmung. Hier spricht man von "Mischzuständen". Bipolare Störungen sind „richtige Krankheiten“, die nicht nur unsere Stimmung betreffen, sondern auch Auswirkungen auf unser Denken, unsere Gefühle, unseren Körper und unsere Fähigkeit zur Lebens- bewältigung haben. Patienten, die an einer Bipolaren Störung leiden, sind genauso krank wie Menschen mit einem Herzleiden. Die Erkrankung ist weder ihre eigene Schuld, noch haben die Betroffenen eine schwache Persönlichkeit. Bipolare Störungen sind behandelbare Erkrankungen, die jeden von uns betreffen können. Wie verlaufen Bipolare Störungen? Da es sich bei Bipolaren Störungen um kein einheitliches Krankheitsbild handelt, kann die Erkrankung sehr unterschiedlich verlaufen. Grundsätzlich gilt, dass sie in Phasen oder, wie die Fachleute sagen, in manischen oder depressiven Episoden verläuft.

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InformationenfürPatientenundAngehörige©DGBS2016PostanschriftGeschäftsstelle:DGBS·KlinikfürPsychiatrie·Heinrich-Hoffmann-Straße10·60528Frankfurt/M

Tel.:070033344454(12Ct/Min,höhereGebührenimMobilfunknetz)·E-Mail:[email protected]·Website:www.dgbs.deSeite1/8

BipolareStörungen-EineErkrankungmitzweiGesichternEineInformationsschriftderDeutschenGesellschaftfürBipolareStörungene.V.

fürPatientenundAngehörige

Bipolare Störungen (auch als manisch-depressive Erkrankungen bekannt) gehören zu den häufigstenpsychiatrischen Erkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland. Schätzungsweise 1,5 bis 3 ProzentunsererBevölkerungsindvondiesemLeidenbetroffen.JedochwerdennuretwazehnbisfünfzehnProzentderBetroffeneneinerentsprechendenBehandlungzugeführt.DabeibringtdieErkrankungeinenimmensenLeidensdrucksowohlfürdiePatientenalsauchfürdienächstenAngehörigenmitsich.

WassindBipolareStörungen?

JederMensch hat bei sich selbst bestimmt schon Stimmungsschwankungen festgestellt.Wir ärgern uns,wennwir zuUnrechtgerügtwerdenoder freuenunsüberein Lob.DieseStimmungsveränderungen sindganznormaleReaktionenaufentsprechendeLebenssituationenundeinwesentlicherBestandteilunserestäglichenLebens.ImGegensatzdazukommtesbeiMenschen,dieanBipolarenStörungenleiden,zuvölligübersteigertenStimmungsschwankungen.

Typischerweise treten sie entweder ohne einen entsprechenden Anlass auf oder sie bleiben nach einerbestimmten Lebenssituation wie z.B. dem Verlust eines nahestehenden Menschen auch dann weiterbestehen, wenn die auslösende Situation eigentlich keine Belastung mehr darstellt. Die Stimmungs-schwankungenentwickelnalsoeineEigendynamik,dienichtmehrmitäußerenUmständenerklärbarist.

Mit Bipolaren Störungen bezeichnet man eine Gruppe krankhafter Stimmungsschwankungen bzw. -veränderungen, die sich zwischen himmelhoch jauchzend (manisch) und zu Tode betrübt (depressiv)bewegenunddurchaussehrverschiedeneundindividuelleAusprägungensowieVerläufehabenkönnen.EshandeltsichumkeineklarumschriebeneErkrankungwiemanesetwavomBluthochdruckoderDiabetesmellituskennt,sondernumeine inEpisodenverlaufendepsychischeErkrankung,diedasganzeSpektrumdermenschlichenStimmungszuständewiderspiegelnkann.

ManieundDepressionbezeichnendabeidieTendenzderStimmungsveränderungen.NichtseltenkönnenaberauchKrankheitszeichenderManieundderDepressiongleichzeitigvorliegen, z.B. starkeUnruhebeigleichzeitigergedrückterStimmung.Hiersprichtmanvon"Mischzuständen".

Bipolare Störungen sind „richtige Krankheiten“, die nicht nur unsere Stimmung betreffen, sondern auchAuswirkungen auf unser Denken, unsere Gefühle, unseren Körper und unsere Fähigkeit zur Lebens-bewältigunghaben.Patienten,dieaneinerBipolarenStörungleiden,sindgenausokrankwieMenschenmiteinemHerzleiden.DieErkrankungistwederihreeigeneSchuld,nochhabendieBetroffeneneineschwachePersönlichkeit.BipolareStörungensindbehandelbareErkrankungen,diejedenvonunsbetreffenkönnen.

WieverlaufenBipolareStörungen?

DaessichbeiBipolarenStörungenumkeineinheitlichesKrankheitsbildhandelt,kanndieErkrankungsehrunterschiedlichverlaufen.Grundsätzlichgilt,dasssieinPhasenoder,wiedieFachleutesagen,inmanischenoderdepressivenEpisodenverläuft.

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DieDauer der Krankheitsepisoden kann zwischen einigen Tagen,mehrerenMonatenund einigen Jahrenvariieren. ImDurchschnittdauerteineKrankheitsepisodebeiunbehandeltenPatientenzwischenvierundzwölfMonaten.DabeikönnenmanischeunddepressiveEpisodeneinzelnauftretenoderauch ineinanderübergehen.EinTeilderPatientenbekommtmehrmanische,anderemehrdepressiveEpisoden.AucheinWechselnvonmanischerzudepressiverEpisodeinnerhalbeinerKrankheitsepisodeistmöglich.

ZwischendeneinzelnenKrankheitsepisodenkönnenIntervallevonmehrerenMonatenoderJahrenliegen,in denen der Patient völlig beschwerdefrei ist bzw. über eine stabile Stimmungslage verfügt. In diesenZeitensinddiePatientenmeistvollleistungsfähigundinderLage,denAnforderungendestäglichenLebenszugenügen. ImDurchschnitt sindPatientenmitBipolarenStörungenzwischendeneinzelnenKrankheits-episodenzweibisdreiJahrebeschwerdefrei.

Darüber hinaus gibt es auch eine individuell unterschiedliche Anzahl an Krankheitsepisoden. ManchePatienten haben im Laufe Ihres Lebens nur ein oder zwei Episoden, während andere deutlich häufigererkranken. Durchschnittlich erleiden Menschen mit Bipolaren Störungen etwa vier KrankheitsepisodeninnerhalbdererstenzehnErkrankungsjahre.

EntsprechendderArtderKrankheitsepisodenundderAusprägungwerdendieBipolarenStörungennachfolgendemSchemaunterteilt:

• Bipolar-I-StörungVoneinerBipolar-I-Störungsprichtman,wenndieBetroffenenmindestenseineüber14Tagean-dauerndemanischeEpisodeundmindestenseinedepressiveEpisodehatten.

• Bipolar-II-StörungVoneinerBipolar-II-Störungsprichtman,wenndieBetroffenenmindestenseineüber14Tagean-dauerndedepressiveEpisodeundmindestenseinehypomaneEpisode(leichtereFormderManie)hatten.

• ZyklothymeStörungVon einer Zyklothymen Störung spricht man, wenn die Betroffenen über einen Zeitraum vonmindestenszweiJahrenständigleichtemanischeunddepressiveStimmungsschwankungenhaben,wobeidieeinzelnenEpisodennichtalleKriterieneinerManieoderDepressionerfüllen.

Obwohl die aufgeführte Einteilung auf den ersten Blick verwirrend erscheinenmag, so hat sie durchausBedeutung für die Behandlungsstrategie und die Wahl der entsprechenden Medikamente. WährendPatienten mit Bipolar-I- und -II-Störungen eigentlich immer medikamentös behandelt werden müssen,hängt es bei Patienten mit einer Zyklothymen Störung vom persönlichen Leidensdruck ab, ob eineentsprechendeTherapieeingeleitetwerdenmuss.

WelcheSymptomegibtesbeiBipolarenStörungen?

Bei einer Bipolaren Störung schwankt die Stimmung des Erkrankten zwischen den Phasen derHochstimmung und der Niedergeschlagenheit. Dazwischen können immer wieder Phasen einer ausge-glichenen Stimmung liegen. Im klassischen Verlauf wechseln die Betroffenen während Ihrer ErkrankungimmerwiederzwischenfolgendenZuständen:DerManie,Hypomanie,DepressionundeineralsbesonderseinschränkendempfundenenMischformzwischenManieundDepression.

ManischeEpisoden(Manie)

EinemanischeEpisodeoderManieistgekennzeichnetdurcheinintensivesHochgefühl,eineübersteigerteund häufig unbegründete gute Laune sowie erhöhte persönliche Leistungsfähigkeit. Die Betroffenenempfindensichselbstalsaußergewöhnlichleistungsstark,kreativundschöpferisch.DarüberhinaushabensienureinsehrgeringesSchlaf-undErholungsbedürfnis.ManikerempfindenSchlafalsZeitverschwendungundUnterbrechungihres(oftziellosen)Tatendrangs.DieseStimmungslagekannallerdingsschnellineinenZustand der Euphorie übergehen, die unter anderem durch eine mangelnde Einschätzung der Realität

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gekennzeichnet ist. Dabei kann es auch vorkommen, dass die Betroffenen Stimmen hören (akustischeHalluzinationen) oder Dinge sehen (optische Halluzinationen), die nicht real sind.Man spricht dann voneinerpsychotischenManie.

Menschen,diesichgeradeimZustandderManiebefinden,leugnenhartnäckig,dasssieinirgendeinerArtund Weise Probleme hätten und reagieren oft gereizt, wenn sie von anderen auf offensichtlicheSchwierigkeitenhingewiesenwerden.

AusdiesemGrundistesauchbeinaheunmöglichdiePatientendavonzuüberzeugen,dasssiekranksind.DeshalbmüssendieBetroffeneninderakutenKrankheitsphasehäufiggegenihrenWillenindergeschlos-senenAbteilungeinespsychiatrischenKrankenhausesbehandeltwerden.EinemanischeEpisodeentwickeltsichinderRegelnichtsofort,sondernsieentstehtlangsam,meistübermehrereTagehinweg.

Die Betroffenen selbst empfinden denmanischen Zustand oft als besonders angenehm, vor allemdann,wennsichdiemanischeEpisodedirektaneinePhasederDepressionanschließt.VielebeschreibendiesenZustandsogaralseinebeglückendeBefreiung.

NachfolgendsinddiewichtigstenSymptomeeinerManienochmalsaufgeführt:

• IntensivesHochgefühl.GesteigerteLeistungsfähigkeitundKreativität.• DeutlichvermindertesSchlafbedürfnis.• SchnellesUmschlagenderHochstimmunginGereiztheit,vorallemwennderPatientWiderspruch

erfährt.• DistanzlosigkeitundRededrangimUmgangmitanderenMenschen.• Gedankensprünge,dieBetroffenenspringenimGesprächvoneinemThemazumAnderen.Außen-

stehendekönnendemInhaltdesGesprächesnichtmehrfolgen.• SprunghaftigkeitimHandeln:EswerdenvieleDingebegonnen,abernichtzuEndegeführt.Esistfür

ManikerpraktischunmöglichauchnurkurzeZeitstillzusitzenundnichtszutun.• EineEnthemmunginverschiedenenBereichen,angefangenvonsexuellenHandlungenbishinzum

exzessivem Kaufrausch, wobei dabei die finanziellen Möglichkeiten völlig überschritten werden.GeradedieseEnthemmungenstehenoftimkrassenWiderspruchzudeneigentlichenmoralischenGrundsätzen der Betroffenen und führen nach dem Abklingen derManie zu Scham und Schuld-gefühlen.

HypomanischeEpisode(Hypomanie)

EineHypomanieisteinedeutlichabgeschwächteFormderManie.DieSymptomatikistzwarähnlich,aberwesentlichschwächerausgeprägt.MeistgenügtindiesemFalleineambulanteTherapie.HäufigkönnendieSymptomeeinerHypomaniemit einerDosisanpassungder bereits verordnetenMedikamente verbessertwerden. ImGegensatzzurManiesinddieBetroffenennoch inderLage, ihrepersönlicheSituationzuer-fassen.WährendeinerHypomaniefühltsichderBetroffenewesentlichbesseralsüblich,erberichtetübereinegesteigerteKreativitätundLebensfreude.Nunkönntemannatürlichsagen,mansolledemPatientenseinQuäntchenGlück lassen.Dem stehen aber zwei großeGefahren gegenüber, die eine Therapie dochunerlässlichmachen:

• BeieinerhypomanischenEpisodeweißmannie,wiesieendet. ImbestenFallhandeltessichnurumeinen"kleinenAusrutscher"unddieStimmungslagedesPatientenstabilisiertsichnachkurzerZeitwiedervonselbst.ImungünstigstenFallistdiehypomanischeEpisodenurdasVorspielfüreinebeginnendeausgeprägtemanischeKrankheitsphase,danngiltesmöglichstschnelleinzuschreiten.

• Mit jeder neu auftretendenKrankheitsepisode verschlechtert sich derGesamtverlauf der Erkran-kung.DieAbständezwischendeneinzelnenEpisodenwerdenimmerkürzer.Daheristesnotwen-dig,jedeneubeginnendeEpisodemöglichstschonamAnfangabzufangenunddieStimmungslagedesPatientensoschnellwiemöglichzustabilisieren.

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DepressiveEpisode(Depression)

Obwohl die meistenMenschen den Begriff Depression mit Traurigkeit gleichsetzen, ist eine DepressionmehralsnureinGemütszustand.EineDepressionisteineKrankheit,diesowohlunserpsychischesGleich-gewichtalsauchunserDenken,unserHandelnundunserenKörperbetrifft.ImRahmeneinerDepressionistdieoftbeschriebeneTraurigkeitoderNiedergestimmtheitnureinSymptom.

Charakteristisch für depressiveMenschen ist nicht, dass sie traurig sind, sondern dass ihre Gefühlswelterloschenist.AufdereinenSeitesindsienichtinderLage,sichzufreuen.Andererseitskönnensieaberbeieiner traurigen Lebenssituation, wie dem Verlust eines Angehörigen auch nicht weinen. DepressiveMenschenwirkenoftnichtnurwieversteinert,siesindesauch,jedenfallswasihrGefühlserlebenbetrifft.ImRahmeneinerBipolarenStörungleidendieBetroffenenwährendeinerdepressivenEpisodegewöhnlichunter gedrückter Stimmung, Interessensverlust, Freud- undAusdruckslosigkeit. Ihr Antrieb, etwas zu tunoder zu unternehmen, ist deutlich reduziert. Konzentration und Aufmerksamkeit sind ebenso wieSelbstwertgefühlundSelbstvertrauenstarkvermindert.

WährendeinerdepressivenEpisodeändertsichdiegedrückteStimmungvonTagzuTagwenig.DiePatien-tenreagierenkaumaufveränderteLebenssituationen.FreudeundTrauerwerdenohneEmotionenerlebt.

ImFolgendensindnochmalsdiewichtigstenSymptomeeinerDepressionaufgeführt:

• EingesteigertesGefühlderTraurigkeit,Antriebslosigkeit,InteresselosigkeitanDingen,diedemEr-kranktennormalerweiseFreudemachenwürden

• VerlustsexuellenInteresses• NeigungzumständigenGrübelnundpessimistischeZukunftsperspektiven• Durchschlafstörungen,frühmorgendlichesErwachenodergesteigertesSchlafbedürfnis• AppetitverlustodergesteigerteNahrungsaufnahme• Konzentrations-undAufmerksamkeitsstörungen• DieUnfähigkeit,Entscheidungenzutreffen• GefühlederWertlosigkeit,Schuldgefühle,mangelndesSelbstbewusstsein• Suizidgedanken• Verschiedene körperliche Missempfindungen, wie Enge im Brustbereich, Durchfall oder Ver-

stopfung

GemischteEpisode(Mischzustand)

WährenddergemischtenEpisodekönnenmanischeunddepressivePhasenentweder imkurzenWechselodersogargleichzeitigauftreten.DieBetroffenensindingleichemMaßeerregtodergetrieben,fühlensichmutlosunddeprimiert.GeradewegenderKombinationvongesteigerterAktivitätundDepression istbeidieserFormdasSelbsttötungsriskobesondershoch.

WiewirdeineBipolareStörungdiagnostiziert?

ObwohlBipolareStörungen"richtige"undvorallemauchernst zunehmendeErkrankungensind,gibteszurzeit keinerlei Möglichkeiten, die Diagnose mithilfe von Laboruntersuchungen oder anderen Unter-suchungsmethoden zu stellen. Die Diagnose kann nur im Rahmen einer intensiven Befragung desErkrankten,manchmalauchdernächstenAngehörigen,eruiertwerden.

Wesentlicher Bestandteil der Diagnosefindung ist ein genauer Bericht der Lebensgeschichte und derProbleme des Erkrankten. Der behandelnde Arzt wird in diesen Gesprächen versuchen, bestimmte fürBipolare Störungen charakteristische Symptome zu finden. Die endgültige Diagnose wird in denallermeisten Fällen allerdings nicht beim ersten Arztbesuch gestellt werden können, da Patienten mitBipolaren Störungen teilweise sehr vielfältige Probleme und Symptome aufweisen können. ImschlechtestenFallkönnenvomAuftretendererstenSymptome,beispielsweiseeinerdepressivenPhase,biszurkorrektenDiagnosebiszu15Jahrevergehen.

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Dieser Umstand ist vor allemauf zwei Gründe zurückzuführen: Viele potenzielle Patienten sind schlechtoder gar nicht informiert. DepressiveMenschen beispielsweise halten ihre über längere Zeit anhaltendeStimmungsveränderungen häufig für schlechte Laune oder trösten sich damit, dass sie zurzeit eineschlechte Phase haben. Andererseits empfindenmanischeMenschen ihre "gute Laune" und gesteigerteLeistungsfähigkeitnichtalsKrankheit.Warumauch?Siefühlensichschließlichteilweiseausgesprochengut.

DerzweiteGrundist,dassvieleMenschenimmernocheinegroßeScheuempfinden,mitihrenpsychischenProblemen zum Arzt zu gehen.Wird der Leidensdruck dennoch so groß, dass sie einen Arzt aufsuchen,wendensie sichzunächstan ihrenHausarzt.Dieser ist jedochmeistkeinNervenarztoderPsychiater.Beietwa60%derPatientenwirddieErkrankungnichterkanntoderfehldiagnostiziert.LeiderwirddierichtigeDiagnosemeisterstnachmehrerenKrankheitsphasengestellt.

Warumistessowichtig,PatientenmitBipolarenStörungenzuerkennenundsiezutherapieren?

Bis zur exaktenDiagnosestellungwaren diemeisten Patienten inDeutschland imDurchschnitt innerhalbvonachtJahrenbeidreibisfünfverschiedenenÄrztenundhabenbereitsmehrereTherapieversuchehintersich.Dabei istdiePrognosederErkrankungwesentlichdavonabhängig,wieschnelldieDiagnosegestelltwirdundzuwelchemZeitraumeineentsprechendeTherapieeingeleitetwird.Grundsätzlichgilt,jewenigerKrankheitsphasenbiszurEinleitungeinerTherapievorliegen,destobessersprechendiePatientenaufdieBehandlungan.

DurcheineschnelleTherapieeinleitungkönnenpsychischeundsozialeProblemevermiedenwerden:

VermeidungvonSuizidversuchen(Selbsttötung)GeradewährendderEntstehungsphasederErkrankungistdasRisikofüreinenSuizidamgrößten.Patientenmit Bipolaren Störung gelten deshalb in der Psychiatrie als diejenigen mit dem höchstenSelbsttötungsrisiko.

VermeidungvonAlkohol-,Drogen-undMedikamentenmissbrauchBeiungefährderHälfteallerErkranktenfindensichinderKrankengeschichteHinweiseaufdenMissbrauchvon Alkohol, Drogen oder Medikamenten. Häufig werden die unterschiedlichen Substanzen zur"Selbsttherapie" eingesetzt. Viele Patienten versuchen dadurch ihren Leidensdruck zu reduzieren undgeratendabeiunweigerlichindieAbhängigkeit.

VermeidungvonBeziehungskonfliktenundErhaltungderArbeitskraftJe schneller die Betroffenen behandelt werden, desto höher ist die Chance, dass eine bestehendePartnerschaft nicht unter dem Druckder Erkrankung zerrüttet wird und die Arbeitskraft des Erkranktenerhaltenbleibt.

VermeidungvonfalschenBehandlungsmethodenWerden Bipolare Störungen nicht als solche erkannt, besteht die Gefahr, dass die Symptome derBetroffenenmitungeeignetenMedikamentenbehandeltwerden.ImschlimmstenFallkannesdadurchzueinerVerschlechterungderErkrankungoderzurAuslösungeinerweiterenKrankheitsepisodekommen.

ZuwelchemZeitpunktkanneineBipolareStörungauftreten?

Gewöhnlich treten die ersten Symptome einer Bipolaren Störung zwischen dem zwanzigsten unddreißigsten Lebensjahr auf. In seltenen Fällen können die ersten Krankheitsepisoden auch schon beiJugendlichenvorkommen.BeiMenschen,dienachdemfünfzigstenLebensjahraneinerManieerkranken,isteineBipolareStörungrelativunwahrscheinlich.IndiesenFällenistdiezugrundeliegendeUrsachemeisteineneurologischeErkrankungodereinAlkohol-oderDrogenmissbrauch.DieErkrankungbetrifftMännerundFrauenzugleichenTeilen,wobeidieErkrankungbeiMännernehermitmanischenEpisodenundbeiFrauenehermitdepressivenEpisodenbeginnt.InsgesamtsindinderBundesrepublikDeutschlandzwischen1,5 - 3% der Bevölkerung von Bipolaren Störungen betroffen, das entspricht etwa zwei MillionenMenschen.DamitleideninDeutschlandmehrMenschenanBipolarenStörungenalsanDiabetesmellitus.

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WiekönnenBipolareStörungenentstehen?

DieEntstehungBipolarerStörungenist imSinneeineranlagebedingtenVerletzlichkeitdesNervensystemszu verstehen, die von vielen weiteren äußeren Faktoren beeinflusst wird. Ob ein Lebensereignis eineBipolareStörungauslöst,hängtalsovonderindividuellenDispositionab.

FolgendeFaktorenwerdenalsursächlichangesehen:

• GenetischeFaktoren

InZwillings-,Familien-,undAdoptionsstudienkonntegezeigtwerden,dassbeiVerwandtenerstenGradesvonPatientenmitBipolarenStörungeneineHäufungsolcherErkrankungenauftritt.Sozeigtsichbeispielsweise,dass,wenneinElternteil erkrankt ist,bei ihremKindeineWahrscheinlichkeitvon10-20%besteht,anderselbenStörungzuerkranken.SindbeideElternteilebetroffen,liegtdasErkrankungsrisikosogarbei50-60%.LeideteineineiigerZwillinganeinerBipolarenStörung,soistseinZwillingmiteiner65-prozentigenWahrscheinlichkeitebenfallserkrankt.

• BiologischeFaktoren

Bei Patienten mit Bipolaren Störungen sind Veränderungen im Neurotransmitterhaushaltfestgestellt worden. Unter Neurotransmittern versteht man chemische Botenstoffe, die an derWeiterleitungvonNervenimpulsenbeteiligtsind.SofandsichbeiDepressiveneinMangelandenNeurotransmittern Noradrenalin und Serotonin. Inzwischen wird davon ausgegangen, dass nichteinzelne Veränderungen der Neurotransmitter, sondern eine Störung des Gleichgewichtsverschiedener Transmitter ursächlich ist. Außerdem ist bei Depressiven die Empfindlichkeit undDichte der Rezeptoren, aufwelche die Neurotransmitter einwirken, verändert. Neurotransmitterscheinen auch bei der Entstehung derManie eine Rolle zu spielen. Bei dieser Störung liegt eineerhöhteKonzentrationderNeurotransmitterDopaminundNoradrenalinvor.

WiekönnenBipolareStörungenbehandeltwerden?

MittlerweilestehendermodernenMedizinverschiedeneMöglichkeitenzurBehandlungvonPatientenmitBipolaren Störungen zur Verfügung. Bevor jedoch auf die einzelnenBehandlungsmethoden eingegangenwird, isteswichtig fürdieBetroffenenund ihreAngehörigen zuwissen,wasdurchdieTherapieerreichtwerdensoll!

DieBehandlungderBipolarenStörungenverfolgtimWesentlichendreiZiele:

DieAkutbehandlung

Ziel der Akutbehandlung ist es, den Patienten aus seiner momentanen manischen, hypomanischen,depressivenodergemischtenKrankheitsepisode"herauszuholen",denakutenLeidensdruckzureduzierenund die Krankheitseinsicht des Patienten wiederherzustellen. In dieser Phase der Behandlung kommenabhängig von der Schwere und den Symptomen der Krankheitsepisode verschiedene Medikamente(StimmungsstabilisiererundInterventionsmedikamente),Wach-undElektrokrampftherapiezumEinsatz.

Erhaltungstherapie

IsteinedeutlicheBesserungderKrankheitssymptomeeingetreten,schließtsichdieErhaltungs-therapiean.IhrZielistes,dienochetwas"wacklige"SituationdesPatientenweiterzustabilisierenundeinendirektenRückfall zu verhindern. In dieser Phase wird versucht, die optimale medikamentöse Therapie für denPatientenzufinden.GleichzeitigkannbereitsmiteinerunterstützendenPsychotherapiebegonnenwerden.

Rückfallvorbeugung(Prophylaxe)

Hat sich die Stimmungslage des Patienten wieder "normalisiert", gilt es langfristig weitere Krank-heitsepisoden zu verhindern und den Patienten so vollständig wie möglich sozial und beruflich wiedereinzugliedern. Die medikamentöse Therapie wird auf das zur Erhaltung der ausgeglichenen Stimmung

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notwendige Maß reduziert. Gleichzeitig soll der Patient durch verschiedene psychotherapeutischeMaßnahmenlernen,mitseinerKrankheitumzugehenundeinebeginnendeKrankheitsepisodezuerkennen.

WielangedauertdieBehandlungeinerBipolarenStörung?

Sowohl Patienten und Angehörige müssen sich darüber im Klaren sein, dass eine Bipolare Störung imRegelfall das ganze Leben lang behandeltwerdenmuss. Die Intensität der Behandlung kann dabei zwarunterschiedlich sein, aber ohne Behandlung wird eine dauerhafte Stabilisierung der Stimmung nichtmöglichsein.VielePatientenundAngehörigewerdensichjetztfragen,warumdassoist.WieimAbschnitt"WiekönnenBipolareStörungenentstehen?"bereitserklärt,leidenPatientenmitBipolarenStörungenaneiner anlagebedingten (genetischen) Anfälligkeit für diese Erkrankung und es gibt zurzeit noch keineMöglichkeit,diesegenetischeAnfälligkeit zukorrigieren.DiemodernenTherapiemethodenkönnen "nur"zueinerdauerhaftenUnterdrückungdieserAnlagebeitragen.

WelcheBehandlungsmethodenwerdenbeiBipolarenStörungeneingesetzt?

Grundsätzlich werden in der Behandlung Bipolarer Störungen verschiedene Behandlungsmethodeneingesetzt. Neben der medikamentösen Therapie, die die meisten Patienten den Rest ihres Lebensbegleitet, kommen auch Verfahren der Psychotherapie sowie Wach- und Elektrokrampftherapie zumEinsatz.WelcheTherapiemethodeneingesetztwerden,hängtsowohlvonderSchwerederErkrankungalsauchvomVerlaufab.

MedikamentöseTherapie

Zur medikamentösen Intervention bei einer Bipolaren Störung werden heute zwei verschiedeneMedikamentengruppen eingesetzt: Stimmungsstabilisierer und Interventionsmedikamente. Wichtig zuwissen ist, dass dieseMedikamente etwa ein bis dreiWochen benötigen, bis sie ihre volleWirksamkeitentfalten.PatientenundAngehörigesolltensichalsonichtentmutigenlassen,wennsichtrotzregelmäßigerMedikamenteneinnahmeindenerstenTagennochkeinesichtbareWirkungeinstellt.

• StimmungsstabilisiererStimmungsstabilisiererwerden sowohl inderAkut-undErhaltungstherapie als auch zurRückfall-prophylaxe verwendet. Sie begleitendenPatienten sein ganzes Leben lang.Wie ihrName schonsagt, dienen sie vor allem dazu, die Stimmungslage des Patienten akut wie auch langfristig zustabilisieren. Je nachdem, ob der Betreffende gerade einemanische oder depressive Krankheits-episode durchmacht, kommen verschiedene Substanzen zum Einsatz. Als StimmungsstabiliererwerdenheuteLithiumunddiedreiAntiepileptikaCarbamazepin,ValproatundLamotriginsowiedieatypischenNeuroleptikaQuetiapinundOlanzapineingesetzt.

• InterventionsmedikamenteInterventionsmedikamentekommenimmerdannzumEinsatz,wennwährendderAkutbehandlungeinerDepressionoderManiediealleinigeGabevonStimmungsstabilisierernnichtausreichendist.Im Wesentlichen werden vier verschiedene Substanzklassen eingesetzt: Neuroleptika, Anti-depressivasowieHypnotikaundSedativa.

Nicht-medikamentöseTherapieformen

Neben der medikamentösen Therapie werden noch eine Reihe nicht-medikamentöser Behandlungs-methodeneingesetzt, dieentwedereineunterstützendeFunktionhabenoder sichdurcheine schnellereWirksamkeitauszeichnen.

• PsychotherapieDieimRahmenderBipolarenStörungeneingesetztenpsychotherapeutischenVerfahrensollendemPatientenhelfenmitseinerErkrankungumzugehen,siezuakzeptierenundihmhelfen,bestimmte

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individuelleAuslösereinerKrankheitsepisodezuverhindern.DiePsychotherapiesetztsichalsomitdem„HierundJetzt“auseinanderundnichtmitdem„Warum“.

• WachtherapieWie bereits erwähnt, können verschiedene Körperhormone bei sensiblen Menschen eineDepressionauslösenbzw.erhalten.Eshatsichgezeigt,dassgeradedieseHormoneinderzweitenHälftederNacht,wenndieBetroffenenschlafen,ausgeschüttetwerden.DieGrundideederWach-therapieistes,diesegefährlichePhasederNachtzuüberbrückenunddiePatientenamSchlafenzuhindern.MehrereUntersuchungenhaben gezeigt, dass dieWachtherapie in derBehandlung vonDepressionen sehr wirkungsvoll ist. Leider hat sie nur eine unzureichende rückfallvorbeugendeWirkung und wird deshalb in der Akutbehandlung einer Depression zusammen mit Stimmungs-stabilisiererneingesetzt.

• Elektrokrampftherapie(EKT)

ObwohldieElektrokrampftherapiehäufigsehrnegativinderÖffentlichkeitdargestelltwird,istsiezurzeit die wohl wirksamste Therapiemethode zur Behandlung von schweren depressiven undmanischensowiepsychotischenKrankheitsepisoden.Siewirdimmerdanneingesetzt,wennbeidenBetroffeneneinehohes Selbsttötungsrisikobesteht, die Symptomatik so schwerwiegend ist, dassmannichtwarten kann, bis entsprechendeMedikamente richtigwirkenoderdie PatientennichtmehraufverfügbareMedikamenteansprechen.DieElektrokrampftherapiewirduntereinerKurz-zeit-Vollnarkosedurchgeführt.MitHilfevonzweiElektrodenwirdeinzwanzigbisvierzigSekundendauernder Krampfanfall ausgelöst, der von selbst wieder aufhört und zu einer Stimulation desNervensystemsführt.DadurchwerdenfürdieStimmungsstabilisierungwichtigeNeurotransmitterwieDopaminoderSerotoninfreigesetzt.DasichdiePatientenwährendderBehandlunginNarkosebefinden,spürensichnichts.DieElektrokrampftherapiewirdnurinderAkutbehandlungeingesetzt.

SolltenSienochFragenhabenoderweitereInformationenwünschen,fragenSiebitteIhrenbehandelndenArztundbesuchenSieunsereWebsite:www.dgbs.de

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