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Wenn Großkopferte derbleckt werden: Was es in Bayern mit der Starkbierzeit auf sich hat Die Handlung zum TATORT "Starkbier" ist frei erfunden, genauso wie die im Film vorkomenden Brauereinamen Benedictus und Quirinus. Doch der Krimi wurde im Frühjahr 1998 während der real existierenden Starkbierzeit gedreht. Die Starkbierzeit wird auch die "5. Jahreszeit" genannt: Zwischen Winter und Frühjahr bzw. zwischen Fastnacht und Ostern versüßen sich die Bayern die karge Fastenzeit mit nahrhaftem Starkbier. Denn die trickreichen Paulaner Mönche (Ordensgründer Franz von Paula) haben schon 1630 herausgefunden: "Flüssiges bricht das Fasten nicht". So brauten sie "flüssiges Brot", das satte 7,5 (früher sogar bis zu zehn) Prozent Alkohol enthält und eine Stammwürze von rund 18 Prozent hat (der Stammwürzegehalt ist lt. Meyers Lexikon "die in Prozent angegebene Menge an löslichen Substanzen in der Würze des Bieres vor Eintritt der Gärung; er liegt zwischen zwei und 18 Prozent"). Das echt starke Bier der Paulaner Mönche gibt es seit 1634. Es hieß zunächst "Heilig Vater-Öl", auch "Herrenbier" und später "Sankt-Vater-Bier". Daraus entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts der Name "Salvator". Der Name wurde 1896 durch das Kaiserliche Patentamt geschützt. Konkurrierende Brauereien nannten ihre Hochprozenter fortan zum Beispiel Triumphator, Maximator, Optimator, Agitator, Bierator, Duplikator, Eldorator, Aligator ... Über 160 verschiedene Starkbiere gibt es inzwischen. Weit über die bayerischen Weißwurstgrenzen hinaus bekannt ist der alljährliche Auftrieb der Promis zum Auftakt der Starkbierzeit auf Münchens höchstem Berg, dem Nockherberg. Beim traditionellen Starkbieranstich (bei der Salvatorprobe) im früheren Salvator- und heutigen Paulanerkeller, wird der Prominenz nicht nur Freibier eingeschenkt, sondern die Großkopferten werden seit 1891 (bis zur Nazizeit und wieder seit 1951) deftig derbleckt (auch: "dableckt" = verspottet). Als Großkopferte werden im "Neuen Bayerischen Wörterbuch" "Reiche und auf Grund ihres Reichtums Mächtige" bezeichnet, das sind heutzutage die Politgrößen aller Parteien (allen voran der Bayerische Ministerpräsident und der Münchner Oberbürgermeister, gefolgt von der Politprominenz aus dem fernen Bonn) und andere "very important people" aus Wirtschaft, Sport, Kultur, Gastronomie. Frater Barnabas Still hieß der Braumeister der Paulaner Mönche, der von 1773 bis 1795 das "Herrenbier" braute und nach dessen Grundrezept der Salvator noch heute gebraut wird. Darum liest in der Regel "Bruder Barnabas" den Promis beim Anstich die Leviten. Von 1922 bis zur

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  • Wenn Grokopferte derbleckt werden:

    Was es in Bayern mit der Starkbierzeit auf sich hat

    Die Handlung zum TATORT "Starkbier" ist frei erfunden, genauso wie die im Film vorkomenden Brauereinamen Benedictus und Quirinus. Doch der Krimi wurde im Frhjahr 1998 whrend der real existierenden

    Starkbierzeit gedreht.

    Die Starkbierzeit wird auch die "5. Jahreszeit" genannt: Zwischen Winter und Frhjahr bzw. zwischen Fastnacht und Ostern versen sich die Bayern die karge Fastenzeit mit nahrhaftem

    Starkbier. Denn die trickreichen Paulaner Mnche (Ordensgrnder Franz von Paula) haben schon 1630 herausgefunden:

    "Flssiges bricht das Fasten nicht". So brauten sie "flssiges Brot", das satte 7,5 (frher sogar bis zu zehn) Prozent Alkohol enthlt und eine Stammwrze von rund 18

    Prozent hat (der Stammwrzegehalt ist lt. Meyers Lexikon "die in Prozent angegebene Menge an lslichen Substanzen in

    der Wrze des Bieres vor Eintritt der Grung; er liegt zwischen zwei und 18 Prozent").

    Das echt starke Bier der Paulaner Mnche gibt es seit 1634. Es hie zunchst "Heilig Vater-l", auch "Herrenbier" und spter "Sankt-Vater-Bier".

    Daraus entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts der Name "Salvator". Der Name wurde 1896 durch das Kaiserliche Patentamt geschtzt. Konkurrierende Brauereien nannten ihre Hochprozenter fortan zum

    Beispiel Triumphator, Maximator, Optimator, Agitator, Bierator, Duplikator, Eldorator, Aligator ... ber 160 verschiedene Starkbiere gibt es

    inzwischen. Weit ber die bayerischen Weiwurstgrenzen hinaus bekannt ist der

    alljhrliche Auftrieb der Promis zum Auftakt der Starkbierzeit auf Mnchens hchstem Berg, dem Nockherberg. Beim traditionellen Starkbieranstich

    (bei der Salvatorprobe) im frheren Salvator- und heutigen Paulanerkeller, wird der Prominenz nicht nur Freibier eingeschenkt, sondern die Grokopferten werden seit 1891 (bis zur Nazizeit und wieder seit 1951) deftig

    derbleckt (auch: "dableckt" = verspottet).

    Als Grokopferte werden im "Neuen Bayerischen Wrterbuch" "Reiche und auf Grund ihres Reichtums Mchtige" bezeichnet, das sind heutzutage die Politgren aller Parteien (allen voran der Bayerische

    Ministerprsident und der Mnchner Oberbrgermeister, gefolgt von der Politprominenz

    aus dem fernen Bonn) und andere "very important people" aus Wirtschaft, Sport, Kultur, Gastronomie.

    Frater Barnabas Still hie der Braumeister der Paulaner Mnche, der von 1773 bis 1795 das "Herrenbier" braute und nach dessen Grundrezept

    der Salvator noch heute gebraut wird. Darum liest in der Regel "Bruder Barnabas" den Promis beim Anstich die Leviten. Von 1922 bis zur

  • Hitler-Diktatur war das der Wei Ferdl. Whrend der Nazizeit fiel das

    Derblecken aus. Alfons Gondrell ("Ein Mnchner im Himmel") war 1951 (nachdem der zerbombte Salvator-Keller wieder aufgebaut war) der erste

    Nachkriegs-"Barnabas". Der Roider Jackl derbleckte die Prominenz in den 60er, bis Anfang 70er Jahre ohne Kutte, aber mit Gstanz'l (Lstergesang). Bis 1979 brachte der unvergessene Regisseur, Dramaturg, Buffo,

    Kabarettist und BR-Rundfunkplauderer Emil Vierlinger ("1, 2, 3, Vierlinger") als Autor und Interpret mit feinen, aber ungemein treffsicheren

    Bosheiten den bierdampfigen Saal rund um die Derbleckten zum Tosen, danach erklomm Volksschauspieler Michl Lang die Salvatorrampe.

    Sein Nachfolger als Fastenprediger war von 1982 bis 1990 - und erstmals mit Texten von Hannes Burger - Schauspieler Walter Sedlmayr, der als

    grantelnder Mnchner im Trachtenanzug auftrat. ber Sedlmayr schrieb die Mnchner Abendzeitung: "Sedlmayr konnte so infam-hinterfotzig sprechen, da er in seinen besten Zeiten selbst noch einem Komma in

    Hannes Burgers Manuskript eine Gemeinheit entlockte."

    Im Frhjahr 1991 fiel das gesamte Salvatorspektakel wegen des Golfkrieges aus. Von 1992 bis 1996 nahm Max Griesser und 1997/98 Erich Hallhuber, jeweils in der Mnchskutte und nach Texten von Hannes

    Burger, die Hautevolee aufs Korn.

    Wer - und wie wer - derbleckt wird (bei der Bupredigt oder/und im mindestens so frechen "Salvatorspiel"), bleibt jedes Jahr bis zuletzt streng geheim. Beim "Salvatorspiel" war zum Beispiel lange Jahre Michael Fitz'

    Onkel, Walter Fitz, der beste Franz-Josef-Strau-Imitator aller Zeiten. Michael Fitz' Vater, Gerd Fitz, brillierte wechselweise als Hans Jochen

    Vogel, Hans Dietrich Genscher und zuletzt als Bayerischer Kultusminister Zehetmaier, und Michael Lerchenberg gab die letzten Jahre einen perfekten Bayerischen Ministerprsidenten Edmund Stoiber.

    ber besonders g'scherte (gemeine) Beleidigungen sauer sein, gi lt nicht.

    Da mu jede/r Derbleckte - zwar zhneknirschend, aber makrugprostend und (nicht selten verbissen) grinsend - durch. Denn: Nur wer beim Derblecken ("Dablecka") nicht erwhnt wird, ist out, und nur der oder die darf

    dann "schaung wiara Schwaiberl, wenn's blitzt" ("schauen wie eine Schwalbe, wenn es blitzt" = "vllig verdutzt blicken").

    hnlich wie eine Schwalbe, wenn es blitzt, schauen bereits im Vorfeld jeden Starkbieranstichs jene Menschen aus der Wsche, die erst gar nicht

    eingeladen sind. Nur rund 600 handverlesene Gste werden Jahr fr Jahr zum gesellschaftlichen Groereignis gebeten. Wer zu den Auserwhlten

    zhlt, die pro Starkbierprobe rund 1.200 Ma Freibier schlucken drfen, bestimmt allein der Wirt. Vor und nach dem Anstichtag leben die Mnchner Zeitungen jedenfalls von Schmonzetten bis hin zu schlagzeilentrchtigen

    Skandalen, die sich vor und hinter den Kulissen anbahnen bzw. eventuell anbahnen knnten.

    Bayern 1 ist whrend der Live-Reportage vom Nockherberg der beliebteste Hrfunksender im Freistaat. Und die TV-bertragung vom

  • Starkbieranstich "Auf dem Nockherberg", seit 1978 Tradition, fhrt

    alljhrlich mit Abstand die Quotenhitliste des Bayerischen Fernsehens an. "Auf dem Nockherberg" belegte so auch 1998 wieder unangefochten Platz 1:

    Die 75-Minuten-Sendung vom 15. Mrz letzten Jahres wurde in Bayern von 1,912 Millionen Zuschauern gesehen (Marktanteil: 44,3 Prozent) und in ganz Deutschland auerhalb Bayerns via Satellit oder Kabel von 2,562

    Millionen.

    Der Starkbieranstich 1999 findet in Mnchens hchstgelegener Gerstensaft-Burg auf dem Nockherberg in der Au am 4. Mrz statt. Gerd Fischer liest den Prominenten als Bruder Barnabas die Leviten. Die sffige

    Starkbierzeit dauert dieses Jahr vom 5. bis 21. Mrz.

    Mnchen - Bierstadt der Welt, Weltstadt des Bieres

    Grostdtisches Flair und lndlicher Charme, Kunstschtze, Brauchtum und Hightech: Diese ganz spezielle "Mnchen-Mischung" hat der bayerischen Landeshauptstadt

    zu Weltruf verholfen. Den I-Punkt auf ihre Popularitt setzt jedoch der Stoff, den man

    berall auf der Welt mit Mnchen verbindet: das Bier! Mnchen ist zweifellos international die

    Biermetropole Nummer 1. Das Oktoberfest, ein Fest des Mnchner Bieres und eines der

    Markenzeichen der Landeshauptstadt, ist auf der ganzen Welt ein Begriff. Nicht umsonst gibt es auf dem ganzen Globus verteilt ber 3.000 "Schwester"-Oktoberfeste. Und

    wer trumt dabei nicht, irgendwann im Leben das Original in Mnchen zu erleben oder

    zumindest das "Bier-Mekka" einmal zu besuchen. Gelegenheiten, Mnchner Bierfreuden zu genieen, gibt es an der Isar das ganze Jahr ber.

    Starkbierzeit - Anstich auf dem Nockherberg

    In Mnchen gilt sie als "fnfte Jahreszeit", die Starkbierzeit im Mrz. Zu verdanken ist sie den Mnchen, die in den Klstern zu dieser Jahreszeit ein krftiges, nahrhaftes

    Bier brauten, um die Fastenzeit unbeschadet zu berstehen. Der Genuss des

    "Fastenbiers" galt nicht als Snde: "Flssiges bricht Fasten nicht". Die Tradition des Starkbieres lebt bis

    heute fort. Whrend der Mrzwochen wird in allen Brauerei-Gaststtten Starkbier ausgeschenkt; Musik und festliche Veranstaltungen stehen auf dem Programm.

    Den Auftakt zum Starkbieranstich macht alljhrlich die feucht-frhliche "Salvator-Polit-Show"

  • auf dem Nockherberg, bei der "Bruder Barnabas" ber die Hupter der Mchtigen

    gehrigen Spott und manche Bissigkeiten ausgiet. Neben dem Anstich des "Salvators",

    des Starkbiers der Paulaner Brauerei, auf dem Nockherberg ragt noch ein anderes Spektakel heraus: Im Lwenbrukeller treten starke Mnner aus ganz Bayern zu einem

    Steinheberwettbewerb an, um ihre Krfte zu messen am 508 Pfund schweren Stein des

    legendren Steyrer Hans. Mit dem bloen Mittelfinger soll er den mchtigen Steinklotz gehoben haben. Passend dazu der Name des Lwenbru Starkbiers,

    "Triumphator". brigens, auch bei den anderen Mnchner Brauereien enden die Namen der

    sffigen Starkbiersorten auf ".ator" : "Maximator" bei Augustiner, "Optimator" (nur fr den Export)

    bei Spaten und "Delicator" bei Hofbru.

    Biergrten - Mnchner Lebenslust So lange wie es die Sonne von Frhjahr bis Herbst zulsst, dauert Mnchens Biergartenzeit. Rund 180.000 Gsten bieten die 29 traditionellen Biergrten und

    die zahllosen anderen Freischank-Flchen gemeinsam einen Platz unter freiem

    Himmel. Zu den grten Biergrten zhlen mit 8.500 der Hirschgarten und mit 5.000 Sitzpltzen der

    Augustiner an der Arnulfstrasse. Weitere beliebte Treffpunkte sind die Biergrten auf dem

    Viktualienmarkt, rund um den Chinesischen Turm im Englischen Garten oder auch die Waldwirtschaft, wo Jazz die Stimmung anheizt. Die schattigen Kastanien, die zum

    Biergarten gehren, dienten ursprnglich zur Khlung der Bierkeller. Die bayerische

    Brauordnung verbot das Brauen im Sommer So musste das Winterbier khl und in ausreichender Menge gelagert werden. Naheliegend es dann auch gleich an Ort und Stelle

    zu konsumieren. Zwar untersagte Knig Ludwig I. nach Protesten der Gastwirte das

    Bewirten, aber alles Notwendige, vom Radi bis zum Tischtuch, brachten die Mnchner selber mit. Ein schner Brauch, der bis heute Bestand hat, auch wenn das

    Bewirtungsverbot lngst vergessen ist. Seine "Ma Bier" bestellt der Mnchner ohne mit

    der Wimper zu zucken. In den meisten Biergrten (und auf dem Oktoberfest ) wird auch nur in 1-Liter-Krgen ausgeschenkt. Nur das aus Weizen gebraute Weibier wird

    im -Liter-Glas serviert.

    Oktoberfest

  • Seinen Ursprung fand das Oktoberfest anno 1810 in den Hochzeitsfeierlichkeiten

    des Kronprinzen Ludwig, des spteren Knig Ludwig I. von Bayern, und der Prinzessin

    Therese von Sachsen-Hildburghausen. Nach ihr ist auch das Festgelnde mitten in der Stadt

    benannt: die Theresienwiese, von den Einheimischen liebevoll zu Wiesn verkrzt und zum

    umfassenden Begriff fr das grte Volksfest der Welt geworden. Alljhrlich in der letzten Septemberwoche verwandelt sich die riesige Flche zu Fen der Statue der

    Bavaria bis in den Oktober hinein fr 16 turbulente Tage in eine gewaltige "Festwiese" (Beginn

    des Oktoberfestes immer am vorletzten Samstag im September und Ende am ersten Sonntag

    im Oktober). Die Wiesn ist ein Fest fr alle Sinne, eine frhliche Mischung aus Schaubuden, traditionellen Karussells, High-Tech-Achter-bahnen, Riesenrad und

    Super-Loopings, kleinen und greren Verkaufsstnden fr Schmankerl wie Zuckerwatte, Lebkuchenherzen und gebrannte Mandeln oder fr Luftballons, Plschtiere und

    andere Souvenirs, und natrlich aus den 14 Festzelten der Mnchner Brauereien in der

    "Wirtsbudenstrasse". Der Bedeutung Mnchens als Biermetropole wird auch durch die alle vier Jahre zur Oktoberfestzeit stattfindenden internationale Messe "drinktec -

    interbrau" Rechnung getragen (2001, 20. bis 27. September).

    Hofbruhaus Ein Markenzeichen Mnchens, 411 Jahre alt, sein Name weltberhmt: das ist das

    Hofbruhaus. Die Bierfans aller Nationen strmen das ganze Jahr ber ins Hofbruhaus.

    5.000 finden zur gleichen Zeit Platz. Seit 1589 steht es am "Platzl" im Herzen der Altstadt und seit 1852 ist der Bayerische Staat der Brauherr. Die Bezeichnung als Brauerei

    heute lautet "Staatliches Hofbruhaus in Mnchen". Die Sudsttten mussten bereits

    1897 wegen des damals schon gewaltigen Besucherstroms vom angestammten Platz verlegt werden.

    Das Stammhaus aber, im Neo-Renaissance-Stil umgebaut, steht nach wie vor "drunt am

    Platzl". Geschichte des Mnchner Biers

    Schon bald nach der Stadtgrndung Mnchens (1158) durch den Welfen-Herzog Heinrich

    den Lwen von Braunschweig kamen die Wittelsbacher an die Macht (1180). Sie machten

  • Mnchen zur Residenzstadt (1255) und erkannten rasch, wie wichtig das "pir" fr

    die Steuerkassen der Stadt, aber auch fr die eigenen Taschen war. Die Braurechte

    vergaben nur die Herrschenden. Das Brauen selbst war Sache der Mnche. Die Augustiner - auf sie

    ist Mnchens lteste noch existierende Brauerei zurckzufhren - machten sich bereits

    1328 ans Werk. Damals floss das Bier beim Volk schon reichlich. Um gewinnschtigen Panschern von vornherein das Handwerk zu legen, setzte Herzog Albrecht IV. im

    Jahre 1487 fr die Residenzstadt Mnchen eine strenge "Bierordnung" fest - also noch

    vor dem offiziellen "bayerischen Reinheitsgebot", das 1516 durch Herzog Wilhelm IV. erlassen

    wurde. Mit der "Mnchner Bierordnung" wurde das lteste Lebensmittelgesetz der Welt

    festgeschrieben. Danach durfte Bier nur unter Verwendung von Gerste, Hopfen und Wasser gebraut werden. Das Wort Hefe kam im Gebot nicht vor. Ihre Verwendung

    bei bestimmten Brauprozessen war lngst selbstverstndlich. Und der Weizen war zu

    jener Zeit so knapp, dass er frs Brotbacken vorbehalten bleiben musste. Die Mnchner Brauer

    halten sich bis auf den heutigen Tag an den historische Erlass. Am Brauertag, der bereits

    im Mittelalter Tradition hatte, schwren die Mnchner Brauer feierlich ihren Eid auf das Reinheitsgebot. In den geraden Jahren wird der Brauertag zusammen mit dem

    Stadtgrndungsfest begangen und bietet mit Umzug, Trachtengruppen, Blaskapellen und

    Brauereikutschen mit ihren prchtigen Pferdegespannen ein Fest fr alle Brger und Gste Mnchens. Eine eigene Geschichte hat das Mnchner Bockbier. Vor rund 450

    Jahren wurde es aus der niederschsischen Stadt Einbeck nach Mnchen importiert. Fr

    den weiten Transport musste dieses Bier besonders stark gebraut werden. Ab dem 17. Jahrhundert begann man in Mnchen selbst das sehr beliebte Bier nach

    "Ainpckischer" (Einbeck'scher) Art zu brauen. Im Volksmund wurde daraus der "Bock". Als

    "Festbock" wird er in der Adventszeit, als "Maibock" nach der Starkbierzeit gebraut.

    Sechs Grobrauereien fr Mnchen Waren es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch 25 Brauereien, so sorgen heute

    sechs Grobrauereien fr Mnchens Ruf als Biermetropole: Augustiner, Hacker-Pschorr,

  • Hofbruhaus, Lwenbru, Paulaner, Spaten-Franziskaner. Diese sechs

    weltbekannten Biermarken - inzwischen nur noch unterm Dach von vier Konzernen als Folge von

    Fusionen - brauen zusammen rund 5,8 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr.

    Wie stark ist Starkbier?

    Es gibt auch obergrige Weizenstarkbiere. Doch die allermeisten Bock- und Doppelbockbiere werden untergrig aus Gerstenmalz gebraut. Die Bezeichnung Stark - oder Bockbier

    ist dabei in Deutschland gesetzlich geschtzt. Danach darf Bier unter der Bezeichnung Starkbier

    oder einer sonstigen Bezeichnung, die den Anschein erweckt, als ob das Bier besonders stark eingebraut sei,

    nur in Verkehr gebracht werden, wenn der Stammwrzegehalt des Bieres nicht unter die festgesetzte

    Grenze (von 16 Prozent) herabgeht. Unter der Bezeichnung "Bockbier" darf nur Starkbier in Verkehr gebracht werden.

    Unter "Stammwrze" versteht man dabei den Anteil an gelsten Stoffen im Biersud, bevor er

    vergoren wird, wie Eiweisse, Vitamine, Mineralien, Aromastoffe oder Malzzucker. Die 16 Prozent Stammwrze bedeuten also, da in 1.000 Gramm Bierwrze vor dem Gren 160

    Gramm Extrakt enthalten sein mssen. Der Extrakt entsteht durch die natrlichen Rohstoffe, die

    nach dem Deutschen Reinheitsgebot fr das Brauen von Bier erlaubt sind: Malz, Hopfen, Hefe und Wasser.

    Bockbier braucht seine Zeit zum Reifen und deshalb sollte man sich auch Zeit fr den Genu lassen.

    Auerdem: Starkbier hat es durchaus in sich: Nach dem Grungsproze kommt Bockbier auf einen Alkoholgehalt von rund 7 Prozent. Das Doppelbock weist noch hhere Werte auf.

    Hier liegt die Stammwrze bei mindestens 18 Prozent und der Alkohol nach dem Grungsproze

    bei mehr als 7,5 Prozent. Es hat auch mehr Kalorien als ein "normales" Vollbier.

    Saison fr Bockbier Auf dem Mnchner Oktoberfest oder auf den Cannstatter Wasen in Stuttgart gibt es

    brigens kein Bockbier. Auf den beiden grten Volksfesten der Welt wird Mrzenbier gezapft, das - wie der Name

    sagt - im Frhjahr gebraut wird, um nach einer Reifezeit von einem halben Jahr im Herbst getrunken

    zu werden. Mrzen ist zwar mit 5,3 Prozent Alkohol strker als die anderen Vollbiere, gehrt aber dennoch zu dieser Gattung.

  • Mit dem Doppelbock-Anstich auf dem Nockherberg wird die Saison der

    Frhjahrsstarkbiere in Bayern offiziell eingelutet. Sie dauert traditionsgem rund zwei Wochen. Doch

    auch im Mai werden Bockbier und Doppelbock gern getrunken. Beide Biere sind auch zu Weihnachten beliebt, wenn alles

    etwas gemtlicher und besinnlicher wird.