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Bibel und Toleranz „Götzendienst”, „Aberglaube” und „Zauberei”, „Schisma”, „Häresie”, „Aposta- sie” sowie „Konversion” und „Freidenkertum”, das sind geläufige Termini in der Religionsgeschichte, die deutlich zeigen: Solange es Religionen gibt, gibt es in- nerhalb des Inklusion-Exklusions-Schemas das Phänomen der Abweichler und somit das der „schwierigen Toleranz”. Die „Anderen” wurden und werden, abseits der so genannten „Siegergeschichte” immer wieder in unterschiedlichem Licht betrachtet und „behandelt”. In seinem Gang durch die Geschichte hat das Christentum in der Auseinandersetzung mit dem Judentum, mit anderen Religionen und Religionsformen sowie mit he- terodoxen Menschen und Bewegungen verschiedene Phasen durchgemacht. Au- gustinisch gesprochen ging es um die zwei grundlegenden Phasen, in denen der Kirche die Macht zur – gegebenenfalls zwanghaften – Durchsetzung ihrer Sicht zunächst nicht gegeben und dann doch gegeben war. In der zweiten Phase war die Toleranz schwierig, so dass die Christentumsgeschichte auch eine Leidensge- schichte hervor gerufen hat, und Künstler wie José Clemente Orozco meinen, dass Christus selbst sein Kreuz zerstören sollte. Ausgehend vom Schriftbefund – also nicht zuletzt im Sinne eines Verständnisses von Kirchengeschichte als Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift (Gerhard Ebeling) – will sich das Symposium mit dem Ringen um Toleranz in verschiedenen Phasen der Kirchengeschichte beschäftigen. Information und Anmeldung Das Symposium ist öffentlich. Teilnahme kostenlos, Anmeldung erbeten bis 30. April 2010 Prof. Mariano Delgado Av. de l’Europe 20; CH-1700 Freiburg www.unifr.ch/skg [email protected] / [email protected] (026/300 7413; Fax: 026/300 9662)

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Bibel und Toleranz

„Götzendienst”, „Aberglaube” und „Zauberei”, „Schisma”, „Häresie”, „Aposta-sie” sowie „Konversion” und „Freidenkertum”, das sind geläufige Termini in der Religionsgeschichte, die deutlich zeigen: Solange es Religionen gibt, gibt es in-nerhalb des Inklusion-Exklusions-Schemas das Phänomen der Abweichler und somit das der „schwierigen Toleranz”. Die „Anderen” wurden und werden, abseits der so genannten „Siegergeschichte” immer wieder in unterschiedlichem Licht betrachtet und „behandelt”. In seinem Gang durch die Geschichte hat das Christentum in der Auseinandersetzung mit dem Judentum, mit anderen Religionen und Religionsformen sowie mit he-terodoxen Menschen und Bewegungen verschiedene Phasen durchgemacht. Au-gustinisch gesprochen ging es um die zwei grundlegenden Phasen, in denen der Kirche die Macht zur – gegebenenfalls zwanghaften – Durchsetzung ihrer Sicht zunächst nicht gegeben und dann doch gegeben war. In der zweiten Phase war die Toleranz schwierig, so dass die Christentumsgeschichte auch eine Leidensge-schichte hervor gerufen hat, und Künstler wie José Clemente Orozco meinen, dass Christus selbst sein Kreuz zerstören sollte. Ausgehend vom Schriftbefund – also nicht zuletzt im Sinne eines Verständnisses von Kirchengeschichte als Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift (Gerhard Ebeling) – will sich das Symposium mit dem Ringen um Toleranz in verschiedenen Phasen der Kirchengeschichte beschäftigen.

Information und Anmeldung

Das Symposium ist öffentlich. Teilnahme kostenlos, Anmeldung erbeten bis 30. April 2010

Prof. Mariano DelgadoAv. de l’Europe 20; CH-1700 Freiburgwww.unifr.ch/[email protected] / [email protected] (026/300 7413; Fax: 026/300 9662)

Prof. Arnold Angenendt, Münster Prof. Dieter Becker, Neuendettelsau Prof. Reinhold Bernhardt, Basel Prof. Pierre Bühler, Zürich Dr. Rainer Decker, Paderborn Prof. Mariano Delgado, Fribourg Prof. Walter Andreas Euler, Trier Prof. Kaspar von Greyerz, Basel PD Dr. Hans-Peter Hasse, Dresden Prof. Konrad Hilpert, München Dr. Jana Hoffmann, Jena Prof. Volker Leppin, Jena Prof. Vasilios Makrides, Erfurt Dr. David Neuhold, Fribourg Prof. Lutz E. Padberg, Paderborn Dr. Christian Rutishauser, Bad Schönbrunn Prof. Gury Schneider-Ludorff, Neuendettelsau Dr. Christopher Voigt-Goy, Wuppertal Prof. Hans Waldenfels, Bonn/Essen Prof. Hubert Wolf, Münster Prof. Gregor Wurst, Augsburg Prof. Simone Zurbuchen, Fribourg

Referentinnen/Referenten

Anfahrtsplan

Ort6.-8.Mai 2010: Saal Espace Güggi - (Avenue de Rome 6)

théologie / theologische fakultFACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT

Bibel und Toleranz Der Umgang mit Andersdenkenden und Andersgläubigen

in der Christentumsgeschichte

6.-8. Mai 2010Ein interdisziplinäres Symposium an der Universität Freiburg Schweiz

Organisation und Leitung: Prof. Mariano Delgado (Freiburg) Prof. Volker Leppin (Jena)Dr. David Neuhold (Freiburg)

Träger:Schweizerischer Nationalfonds für die wissenschaftliche ForschungHochschulrat FreiburgRektorat der Universität FreiburgDekanat der Theologischen FakultätInstitut für das Studium der Religionen und den interreligiösen Dialog www.unifr.ch/ird

Referentinnen/Referenten

Anfahrtsplan

Ort6.-8.Mai 2010: Saal Espace Güggi - (Avenue de Rome 6)

PROGRAMM Donnerstag 6. Mai

14.00 Begrüssung/Einführung

14.15 Toleranz und Gewalt. Kurze Geschichte der biblischen AuslegungArnold Angenendt, Münster

15.15 Pause

I. Einheit: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder” (Mt 27,25)?

15.30 Christen und Juden im MittelalterJana Hoffmann, Jena

Die Haltung der Reformatoren zu den Juden Gury Schneider-Ludorff, Neuendettelsau

Katholische Haltung zum Judentum: Die Lehre der doppelten Schutzherrschaft Christian Rutishauser, Bad Schönbrunn

17.45 Pause

II. Einheit: „Compelle intrare” (Lk 14,23)? oder „Sinite utraque crescere” (Mt 13,30)?

18.00 Spätantike und MittelalterGregor Wurst, Augsburg

Die protestantische Toleranzdebatte in der Frühen NeuzeitVolker Leppin, Jena

20.00 Abendessen

Freitag 7. Mai

09.00 Die katholische Toleranzdebatte der Frühen Neuzeit David Neuhold, Fribourg

Die philosophische Toleranzdebatte der Aufklärung Simone Zurbuchen, Fribourg

10.30 Pause

PROGRAMM Freitag 7. Mai

III. Einheit: „Die Zauberer sollst du nicht am Leben lassen” (Ex 22,17)?

10.45 Der Umgang mit den „Hexen” in protestantischen TerritorienKaspar von Greyerz, Basel

Der Umgang mit den „Hexen” in katholischen TerritorienRainer Decker, Paderborn

12.15 Mittagessen

IV. Einheit: „Ihr sollt alle Kultstätten zerstören ...” (Dtn 12,2) bzw. „in keinem anderen ist das Heil zu finden” (Apg 4,12)?

14.00 Missionierendes Christentum und nicht-christliche Religionen im MittelalterLutz E. Padberg, Paderborn

Missionierendes Christentum und nicht-christliche Religionen im EntdeckungszeitalterMariano Delgado, Fribourg

Missionierendes Christentum und nicht-christliche Religionen im Zeitalter von Kolonialismus und ImperialismusDieter Becker, Neuendettelsau

16.00 Pause

16.15 Die Suche nach der wahren Religion in der Vielfalt der Religionen: Cusanus und LessingWalter Andreas Euler, Trier

Religionstheologischer Pluralismus als neues Paradigma? - Chancen und GrenzenReinhold Bernhardt, Basel

V. Einheit: „Darum sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild”(Gen 1,26)?

17.30 Die Haltung zu den Menschenrechten in den ProtestantismenChristopher Voigt-Goy, Wuppertal

Die Haltung zu den Menschenrechten in der katholischen KircheKonrad Hilpert, München

Die Haltung zu den Menschenrechten in der OrthodoxieVasilios Makrides, Erfurt

20.00 Abendessen

PROGRAMM Samstag 8. Mai

09.00 Inquisition und BücherzensurHubert Wolf, Münster

Protestantismus und Bücherzensur Hans-Peter Hasse, Dresden

10.30 Pause

10.45 Pluralismus in der Theologie: Möglichkeiten und Grenzen. Eine protestantische PositionPierre Bühler, Zürich

Pluralismus in der Theologie: Möglichkeiten und Grenzen. Eine katholische Position Hans Waldenfels, Bonn/Essen

12.15 Schlusswort / Ende des Symposiums

VI. Einheit: „Gott steht auf, seine Feinde zerstieben” (Ps 68,1)?

„Christus zerstört sein Kreuz” (Fresko von José Clemente Orozco, 1883-1949)