bewegungstraining bei patienten mit chronischen
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ĂBERSICHTSARBEIT
Bewegungstraining bei Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen: Werden kardiovaskulĂ€re KomorbiditĂ€ten und Outcomes berĂŒcksichtigt? Eine systematische ĂbersichtsarbeitAna Machado
a, b Kirsten Quadflieg
a Ana Olveira
bâd Charly Keytsman
a, e Alda Marques
b, f
Dominique Hansen
a, e, g Chris Burtin
a, e a
REVAL â Rehabilitation Research Center, Faculty of Rehabilitation Sciences, Hasselt University, Diepenbeek, Belgien; b
Respiratory Research and Rehabilitation Laboratory (Lab3R), School of Health Sciences (ESSUA), University of Aveiro, Aveiro, Portugal; c
Respiratory Medicine, West Park Healthcare Centre, Toronto, ON, Kanada; d
School of Rehabilitation Sciences, Faculty of Health Sciences, McMaster University, Hamilton, ON, Kanada; e
BIOMEDâBiomedical Research Institute, Hasselt University, Diepenbeek, Belgien; f
Institute of Biomedicine (iBiMED), University of Aveiro, Aveiro, Portugal; g
Jessa Hospital, Heart Centre Hasselt, Hasselt, Belgien
SchlĂŒsselwörterBewegung · Chronische Lungenerkrankung · Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung · COPD · Asthma · Interstitielle Lungenerkrankung · ILD · kardiovaskulĂ€re KomorbiditĂ€ten · kardiovaskulĂ€re Outcomes
ZusammenfassungPatienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), Asthma und interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) weisen hĂ€u-fig kardiovaskulĂ€re KomorbiditĂ€ten (KVK) auf. Bewegungstraining ist eine tragende SĂ€ule bei der Behandlung dieser Erkrankungen, doch existieren kaum Empfehlungen zur maĂgeschneiderten An-passung von Programmen fĂŒr Patienten mit Atemwegserkrankun-gen und KVK. Ziel der vorliegenden systematischen Ăbersichtsar-beit war es, die Eignungskriterien zu identifizieren, die fĂŒr die Aus-wahl von Patienten mit COPD, Asthma oder ILD und KVK fĂŒr Bewegungsprogramme herangezogen werden, und die Auswir-kungen von Bewegung auf die kardiovaskulĂ€ren Outcomes zu be-werten. DarĂŒber hinaus sollte festgestellt werden, wie Bewegungs-programme auf Patienten mit KVK zugeschnitten wurden. Es er-folgte eine Suche in den Datenbanken PubMed, Scopus, Web of Science und Cochrane. Drei Reviewer extrahierten die Daten, und zwei Reviewer bewerteten unabhĂ€ngig voneinander die QualitĂ€t
Chris Burtin, REVALRehabilitation Research CenterFaculty of Rehabilitation Sciences, Hasselt University3590 Diepenbeek, [email protected]
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der Studien mithilfe des Quality Assessment Tool for Quantitative Studies. Bei der Berechnung der individuellen und gepoolten Ef-fektstĂ€rken (ES) kam MetaXL 5.3 zur Anwendung. In den meisten Studien (58,9 %) waren Patienten mit stabiler und instabiler KVK ausgeschlossen. Insgesamt berichteten 26 von 42 Studien kardio-vaskulĂ€re Outcomes. Das am hĂ€ufigsten berichtete Outcome-MaĂ war die Herzfrequenz in Ruhe (n = 13), und es zeigte sich ein gerin-ger statistisch signifikanter Effekt (ES = -0,23) des Bewegungstrai-nings auf die Herzfrequenz in Ruhe bei COPD-Patienten. Es wurden keine speziellen Anpassungen fĂŒr die verordneten Bewegungstrai-nings beschrieben. Wenige Studien schlossen Patienten mit KVK ein. Ein individueller Zuschnitt der Bewegungsprogramme fehlte und die beobachteten Effekte waren begrenzt. ZukĂŒnftige Studien sollten den Effekt maĂgeschneiderter Bewegungsprogramme auf relevante Outcome-MaĂe bei Patienten mit Atemwegserkrankun-gen und KVK untersuchen.
© 2019 Die Autoren. Lizenznehmer MDPI, Basel, Schweiz
© 2020 The Author(s)Published by S. Karger GmbH, Freiburg
Ăbersetzung aus J Clin Med. 2019,8(9):1458
This article is licensed under the Creative Commons Attribution 4.0 International License (CC BY) (http://www.karger.com/Ser-vices/OpenAccessLicense). Usage, derivative works and distribu-tion are permitted provided that proper credit is given to the au-thor and the original publisher.
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Hintergrund
Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary disease, COPD), Asthma und interstitielle Lungener-krankungen (interstitial lung diseases, ILD) gehören zu den welt-weit am hĂ€ufigsten auftretenden chronischen Atemwegserkran-kungen [1, 2]. Diese Krankheiten, die mehr als eine Milliarde Men-schen betreffen und erhebliche Auswirkungen auf die Behinderung und LebensqualitĂ€t der Patienten (9,5% der behinderungsberei-nigten Lebensjahre im Jahr 2010 [3]) haben, tragen wesentlich zur Krankheitslast bei und zĂ€hlen zu den hĂ€ufigsten Todesursachen weltweit (ĂŒber 3 Millionen TodesfĂ€lle im Jahr 2016) [2â4].Seit einigen Jahren steht der Zusammenhang zwischen chroni-schen Atemwegserkrankungen und kardiovaskulĂ€ren Erkran-kungen zunehmend im Interesse der klinischen Forschung [5]. KardiovaskulĂ€re Erkrankungen (wie arterielle Hypertonie, koro-nare Herzkrankheit, kongestive Herzinsuffizienz, periphere Ge-fĂ€Ăerkrankungen und pulmonale Hypertonie) gehören zu den KomorbiditĂ€ten mit der höchsten PrĂ€valenz und den stĂ€rksten Auswirkungen bei Patienten mit COPD (13%â68% der Bevölke-rung), Asthma (3%â25% der Bevölkerung) und ILD (8%â86% der Bevölkerung) [6â13]. Sie verschlechtern den funktionellen Status und die gesundheitsbezogene LebensqualitĂ€t der Patienten noch weiter, erhöhen das Hospitalisierungs- und MortalitĂ€tsrisiko (Hazard Ratio (HR) 1,1â3,4 [14â17]) und tragen so zu einer erhöh-ten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belastung sowie zu einer Verschlechterung der Prognose bei [7, 9, 10, 12]. Daher soll-te bei der Behandlung dieser Patienten der Blick ĂŒber die Lunge hinaus gehen [18] und eine umfassende Beurteilung sowie Be-handlung der kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten mit maĂge-schneiderten Interventionen wurde empfohlen [7, 12, 19, 20].Bewegungstraining ist eine tragende SĂ€ule bei der pulmonalen und kardialen Rehabilitation [21, 22]. Es bewirkt eine Symptom-linderung sowie eine Verbesserung der FunktionsfĂ€higkeit, Be-lastungstoleranz und gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t von Patienten mit chronischen Atemwegs- und kardiovaskulĂ€ren Er-krankungen [21, 22] und ist daher möglicherweise eine erfolgver-sprechende Intervention fĂŒr die Behandlung von Patienten mit diesen Begleiterkrankungen. Studien haben allerdings gezeigt, dass die Effekte bei Patienten mit chronischen Atemwegserkran-kungen und gleichzeitig vorliegenden kardiovaskulĂ€ren Komor-biditĂ€ten in der Regel geringer ausfallen als bei Patienten ohne kardiovaskulĂ€re KomorbiditĂ€ten [7, 19, 23]. Zudem existieren kaum Empfehlungen dazu, wie Bewegungsprogramme in Hin-blick auf kardiovaskulĂ€re Begleiterkrankungen bei COPD, Asth-ma und ILD angepasst werden können.Zur Untermauerung evidenzbasierter Aussagen zielte die vorlie-gende systematische Ăbersichtsarbeit deshalb darauf ab: 1. zu er-mitteln, welche Eignungskriterien in Bezug auf kardiovaskulĂ€re Erkrankungen herangezogen wurden, um Patienten mit COPD, Asthma oder ILD fĂŒr Studien auszuwĂ€hlen, in denen die Wirk-samkeit von Bewegungsprogrammen ĂŒber eine Dauer von min-destens drei Monaten untersucht wurde, 2. die Auswirkungen ei-nes mindestens dreimonatigen Bewegungstrainings auf die kar-
diovaskulÀren Outcomes dieser Patienten zu bewerten und 3. festzustellen, wie die Bewegungsprogramme auf die kardiovasku-lÀren KomorbiditÀten der Patienten zugeschnitten wurden.
Methoden
SuchstrategieDie vorliegende systematische Ăbersichtsarbeit folgte bei der Be-richterstattung den Preferred Reporting Items for Systematic re-views and Meta-Analyses (PRISMA)-Richtlinien [24] und wurde in zwei Phasen durchgefĂŒhrt. In Phase 1 wurde ermittelt, welche Eignungskriterien zur Auswahl von Patienten mit kardiovasku-lĂ€ren KomorbiditĂ€ten in klinischen Studien zur Wirksamkeit von Bewegungsprogrammen herangezogen wurden. In Phase 2 wur-de der Einfluss des Bewegungstrainings auf die kardiovaskulĂ€ren Outcomes bewertet und untersucht, wie die Bewegungsprogram-me auf Patienten mit kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten zuge-schnitten wurden.Im Mai 2019 erfolgte eine systematische Literaturrecherche in den folgenden elektronischen Datenbanken: PubMed, Scopus, Web of Science und Cochrane. Die Suchbegriffe waren auf Titel, Abstracts und SchlĂŒsselwörter/MeSH-Termini beschrĂ€nkt. Die vollstĂ€ndige Suchstrategie ist in Appendix A (Original abrufbar unter www.mdpi.com/2077â0383/8/9/1458/htm#app1-jcm-08â01458) be-schrieben.
Eignungskriterien und Auswahl der StudienIn Phase 1 wurden Studien eingeschlossen, die 1. erwachsene Pa-tienten mit stabiler COPD, Asthma und/oder ILD (d.h. seit 4 Wo-chen keine Exazerbation) untersuchten, 2. als Intervention ein mindestens 12-wöchiges Bewegungstraining (d.h. Ausdauer- und/oder Krafttraining) beinhalteten [25], 3. mindestens zwei unter direkter Aufsicht durchgefĂŒhrte Trainingseinheiten pro Woche vorsahen [26], und bei denen es sich 4. um prospektive quantitative Originalstudien handelte, die 5. in portugiesischer, englischer, französischer, niederlĂ€ndischer oder spanischer Spra-che verfasst waren. Retrospektive Studien, Fallstudien, Fallserien, Abstracts und Studien, die andere BewegungsmodalitĂ€ten bein-halteten (z.B. Yoga, Tai-Chi oder Qigong) wurden ausgeschlos-sen. Nach Bereinigung von Dubletten nahmen drei Reviewer (A.M., K.Q. und A.O.) eine Bewertung aller identifizierten, poten-ziell infrage kommenden Studien vor. Die Auswahl der Studien erfolgte auf Grundlage von Studientiteln und Abstracts. Waren Titel und Abstract fĂŒr den Zweck der Ăbersichtsarbeit potenziell relevant, dann lasen die Reviewer den Volltext sorgfĂ€ltig durch und entschieden ĂŒber den Einschluss der Studie. Bei etwaigen Differenzen wurde ein vierter Reviewer (C.B.) hinzugezogen.In Phase 2 wurden Studien aufgenommen, die in Phase 1 einge-schlossen worden waren und Angaben zur PrĂ€valenz kardiovas-kulĂ€rer KomorbiditĂ€ten (d.h. alle kardiovaskulĂ€ren Erkrankun-gen, die zusĂ€tzlich zur Atemwegserkrankung vorlagen und durch eine objektive Untersuchung der Patienten, ĂberprĂŒfung der Pa-tientenakte oder Selbstauskunft der Patienten bezĂŒglich ihrer Be-gleiterkrankungen festgestellt wurden) in den Baseline-Merkma-
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len der untersuchten Patientenpopulation enthielten und/oder in denen mindestens ein kardiovaskulÀres Outcome (d.h. Herzfre-quenz, systolischer und diastolischer Blutdruck, flussvermittelte Vasodilatation, Pulswellengeschwindigkeit, Intimadicke der Ar-teria carotis, Herzfunktion und -struktur, Herzfrequenzvariabi-litÀt, EKG-Analyse und Serumlipidprofil) angegeben war.
QualitĂ€tsbeurteilung und DatenextraktionZwei Reviewer (K.Q. und A.O.) beurteilten unabhĂ€ngig vonein-ander die QualitĂ€t der in Phase 2 aufgenommenen Studien mit-hilfe des Quality Assessment Tool for Quantitative Studies, das vom Effective Public Health Practice Project, Kanada, entwickelt worden war [27]. Dieses Instrument dient der Bewertung von sechs DomĂ€nen der methodischen QualitĂ€t: 1. Selektionsbias, 2. Studiendesign, 3. Confounders, 4. Verblindung, 5. Datenerhe-bungsmethoden und 6. Withdrawals und Dropouts [27]. Dabei wird jede DomĂ€ne gemÀà einem standardisierten Leitfaden als «stark», «mĂ€Ăig» oder «schwach» eingestuft, und die Gesamtbe-wertung der Studie erfolgt auf Grundlage der Gesamtzahl an «starken» und «schwachen» Einstufungen [27].In Phase 1 wurden aus allen eingeschlossenen Studien die Daten zu den Auswahlkriterien (d.h. Einschluss- und Ausschlusskriteri-en), die zur Auswahl der Patienten fĂŒr die Studie verwendet wor-den waren, extrahiert. Danach wurden alle Erkrankungen, die ein etwaiger Hinderungsgrund fĂŒr die Teilnahme der Patienten an den Bewegungsprogrammen gewesen wĂ€ren, und die als GrĂŒnde fĂŒr den Einschluss (z.B. Fehlen einer schweren kardiovaskulĂ€ren Erkrankung) oder den Ausschluss (z.B. Vorliegen einer schweren kardiovaskulĂ€ren Erkrankung) dieser Patienten angegeben wur-den, zusammengetragen und als Ausschlusskriterien berichtet. DarĂŒber hinaus erfolgte eine Datenextraktion aus den in Phase 2 eingeschlossenen Studien in ein zuvor entwickeltes strukturiertes Tabellenformat, das folgende Themen umfasste: Studie (Erstautor, Jahr der Veröffentlichung, Land), Studiendesign, Patientenpopu-lation (Teilnehmerzahl, Diagnose, Alter, Geschlecht, forciertes ex-spiratorisches Volumen in 1 s (forced expiratory volume in second 1, FEV1), forcierte VitalkapazitĂ€t (forced vital capacity, FVC), Koh-lenmonoxid-DiffusionskapazitĂ€t (diffusing capacity for carbon monoxide, DLCO), Intervention (Art und IntensitĂ€t der Interven-tion), Dauer und HĂ€ufigkeit (Dauer der Intervention, Dauer und HĂ€ufigkeit der Trainingseinheiten), Outcome und Outcome-MaĂ sowie Ergebnisse. Im Rahmen dieser Ăbersichtsarbeit wurden nur kardiovaskulĂ€re Outcomes und Outcome-MaĂe berĂŒcksichtigt.
Datenanalyse und -syntheseUm die Konsistenz der QualitĂ€tsbeurteilung beider Reviewer zu untersuchen, wurde eine Analyse der Inter-Rater-Ăbereinstim-mung mittels Cohen-Kappa-Koeffizient durchgefĂŒhrt. Der Wert des Cohen-Kappa-Koeffizienten liegt zwischen 0 und 1 und kann als «schwache» (†0,2), «leichte» (0,21â0,4), «moderate» (0,41â0,6), «hohe» (0,61â0,8) oder «(fast) vollstĂ€ndige» (â„ 0,81) Ăber-einstimmung interpretiert werden [28]. Die statistische Analyse erfolgte mittels IBM SPSS 24.0 (IBM, Armonk, New York, NY, USA).
Wenn möglich, wurden die EffektstĂ€rken (ES) berechnet und es erfolgte eine Metaanalyse. Die EffektstĂ€rken wurden als Cohenâs-d-Wert auf Grundlage der PrĂ€/Post-Mittelwerte und Standardab-weichungen oder Mittelwertdifferenzen und Standardabwei-chungen nach der Formel von Morris berechnet [29], und als «klein» (â„0,2), «mittelmĂ€Ăig» (â„0,5) oder «groĂ» (â„0,8) interpre-tiert [30]. FĂŒr die Metaanalyse wurde MetaXL 5.3 verwendet. Die Berechnung der gepoolten EffektschĂ€tzungen erfolgte mithilfe der Inverse-Varianz-Methode unter Annahme eines Modells mit festen Effekten. Input-Daten waren der Cohenâs d-Wert jeder Stu-die und der jeweilige Standardfehler. Output-Daten waren der ge-poolte Cohenâs-d-Wert und die entsprechenden Konfidenzinter-valle. Zur Beurteilung der HomogenitĂ€t der Studien wurden der Cochranâs-Q-Test und die I2-Statistik verwendet.
Ergebnisse
Auswahl der StudienDie Literatursuche ergab eine Gesamtzahl von 50.970 DatensÀt-zen. Nach Bereinigung der Dubletten wurden 29.756 DatensÀtze anhand von Titel und Abstract auf relevante Inhalte gesichtet und 29.248 DatensÀtze wurden ausgeschlossen. Von 508 potenziell re-levanten Artikeln wurde die Volltextversion beurteilt und 180 dieser Artikel wurden in Phase 1 und 42 in Phase 2 eingeschlossen (Abb. 1).
Abb. 1. PRISMA-Flowchart der eingeschlossenen Studien.
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Phase 1: Kriterien zum Ausschluss von Patienten mit kardio-vaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten von BewegungsprogrammenDie 180 eingeschlossenen Studien waren zwischen 1987 und 2019 durchgefĂŒhrt worden. Insgesamt schlossen 156 Studien Patienten mit COPD ein [23, 31â185], 15 Studien schlossen Patienten mit Asthma ein [46, 52, 63, 78, 185â195] und 16 Studien schlossen Pa-tienten mit ILD ein [87, 185, 196â209].In den Studien mit COPD-Patienten fanden sich 44 verschiedene Ausschlusskriterien (Abb. 2). Von diesen waren belastungsein-schrĂ€nkende Erkrankungen [34, 36, 40, 53, 60, 61, 89, 92, 104, 114, 125, 134, 135, 138, 148, 157, 166â170, 173, 174, 179, 181, 183, 184] (n = 27; 17,3%) das am hĂ€ufigsten berichtete Ausschlusskriterium, gefolgt von allgemeiner kardiovaskulĂ€rer Erkrankung [32, 39, 44, 70, 74, 75, 94, 100, 103, 107, 109, 112, 130, 152, 153, 160, 164, 171] (n = 18; 11,5%) und instabiler kardiovaskulĂ€rer Erkrankung 38, 47, 53, 65, 66, 98, 99, 101, 108, 116â119, 133, 137, 146, 147, 180] (n = 18; 11,5%). VierunddreiĂig Studien (21,8%) [23, 48, 50, 55, 63, 67, 69, 73, 77â80, 83, 84, 86, 88, 91, 95, 97, 110, 111, 115, 122, 126, 127, 132, 142, 149, 150, 155, 161, 165, 175, 185] enthielten keine Angaben zu den Eignungskriterien fĂŒr kardiovaskulĂ€re Komor-biditĂ€ten.In Studien mit Asthma-Patienten fanden sich 10 verschiedene Ausschlusskriterien (Abb. 3). Allgemeine kardiovaskulĂ€re Er-
krankung [186, 191, 192] (n = 3; 20,0%) war das am hĂ€ufigsten berichtete Kriterium, gefolgt von Kontraindikationen fĂŒr Bewe-gungstraining und/oder Belastungstests [194, 195] (n = 2; 13,3%). Sieben Studien (46,7%) [63, 78, 185, 187, 189, 190, 193] machten keine Angaben zu den Ausschlusskriterien.In Studien mit Patienten mit ILD waren 10 verschiedene Aus-schlusskriterien angegeben (Abb. 4). Von diesen waren instabile kardiovaskulĂ€re Erkrankungen [198, 199, 202, 203, 208, 209] (n = 6; 37,5%) das am hĂ€ufigsten berichtete Kriterium gefolgt von Kon-traindikationen fĂŒr Bewegungstraining und/oder Belastungs-tests (z.B. instabile Angina, kĂŒrzlich stattgehabter Myokardin-farkt oder zerebrovaskulĂ€res Ereignis) [201, 204, 207] (n = 3; 18,8%). Vier Studien (25,0%) [185, 197, 205, 206] enthielten keine Angaben zu Ausschlusskriterien.Allgemein enthielten 22,8% der Studien [23, 48, 50, 55, 63, 67, 69, 73, 77â80, 83, 84, 86, 88, 91, 95, 97, 110, 111, 115, 122, 126, 127, 132, 142, 149, 150, 155, 161, 165, 175, 185, 187, 189, 190, 193, 197, 205, 206] keine Informationen ĂŒber die Eignungskriterien, 18,3% der Studien [33, 42, 54, 65, 66, 72, 82, 96, 98, 99, 101, 108, 116â119, 128, 137, 141, 143, 145, 146, 180, 182, 194, 195, 200â203, 207â209] schlossen nur Patienten mit akuten oder instabilen kardiovasku-lĂ€ren KomorbiditĂ€ten, die eine Kontraindikation fĂŒr Bewegungs-training darstellten, aus, und 58,9% der Studien [31, 32, 34â41,
Abb. 2. Ausschlusskriterien von Studien mit COPD-Patienten (n = 156 Studien).
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43â47, 49, 51â53, 56â62, 64, 68, 70, 71, 74â76, 81, 85, 87, 89, 90, 92â94, 100, 102â107, 109, 112â114, 120, 121, 123â125, 129â131, 133â136, 138â140, 144, 147, 148, 151â160, 162â164, 166â174, 176â179, 181, 183, 184, 186, 188, 191, 192, 196, 198, 199, 204] schlossen sowohl stabile als auch instabile kardiovaskulĂ€re KomorbiditĂ€ten aus.
Phase 2: Auswirkungen des Bewegungstrainings auf die kardiovaskulĂ€ren Outcomes und Design der BewegungsprogrammeQualitĂ€tsbeurteilungDie Ergebnisse der Beurteilung der methodischen QualitĂ€t sind in Tabelle 1 dargestellt. Die meisten Studien (n = 24; 57,1%) waren von schwacher QualitĂ€t, es zeigte sich eine hohe Ăbereinstim-mung zwischen den beiden Reviewern (k = 0,72; 95%-Konfiden-zintervall (KI) = 0,53â0,91; p < 0,001; Prozent Ăbereinstimmung = 85,7%).
StudiencharakteristikaDie Charakteristika der eingeschlossenen Studien sind in Tabelle 2, Tabelle 3 und Tabelle 4 dargestellt. Von den 42 eingeschlosse-nen Studien schlossen 32 Patienten mit COPD ein [33, 37, 42â44, 48, 49, 53â55, 57, 59, 68, 80, 85, 90, 101, 104, 106â108, 120, 121, 123, 124, 128, 129, 136, 146, 147, 151, 167], 2 Studien schlossen Patien-ten mit Asthma ein [186, 189] und 8 Studien schlossen Patienten mit ILD ein [196, 198, 201â203, 207â209]. Bei den meisten Studien handelte es sich um randomisierte kontrollierte Studien (n = 24; 57,1%) [37, 43, 44, 49, 53, 80, 85, 120, 121, 123, 124, 129, 146, 147, 151, 167, 186, 189, 196, 198, 202, 207â209].Insgesamt wurden 1704 Patienten (65,2% MĂ€nner; Daten aus 34 Studien) mit einem gewichteten Durchschnittsalter von 65,4 Jah-ren und einem mittleren FEV1 von 53,7% des Sollwerts (Daten aus 36 Studien) in die eingeschlossenen Studien aufgenommen.Nur 13 Studien mit COPD-Patienten [33, 42â44, 48, 54, 55, 59, 68, 85, 101, 151, 167] und 6 Studien mit ILD-Patienten [196, 198, 203, 207â209] enthielten in den Baseline-Merkmalen der Patientenpo-
Abb. 3. Ausschlusskriterien von Studien mit Asthma-Patienten (n = 15 Studi-en).
Abb. 4. Ausschlusskriterien von Studien mit Patienten mit interstitiellen Lun-generkrankungen (ILD) (n = 16 Studien).
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pulation Angaben zu Patienten mit kardiovaskulĂ€ren Komorbidi-tĂ€ten. Es wurden keine Studien gefunden, in denen die Aufnahme von Asthma-Patienten mit kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten be-richtet wurde. Studien mit COPD-Patienten schlossen Patienten mit arterieller Hypertonie [33, 42â44, 48, 54, 68, 85, 151] (9 Stu-dien; 314 Patienten), kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen [43, 44, 48, 55, 59, 85, 101, 151, 167] (9 Studien; 247 Patienten), Durchblu-tungsstörungen [42â44, 85] (4 Studien; 84 Patienten), koronarer Herzkrankheit [42] (1 Studie; 54 Patienten), kongestiver Herzin-suffizienz [33, 54] (2 Studien; 10 Patienten), DyslipidĂ€mie [33, 54] (2 Studien; 11 Patienten) und ischĂ€mischer Kardiomyopathie [33]
(1 Studie; 3 Patienten) ein. Studien mit ILD-Patienten schlossen Patienten mit arterieller Hypertonie [196, 203, 207â209] (5 Studi-en; 49 Patienten), koronarer Herzkrankheit [207â209] (3 Studien; 21 Patienten), kongestiver Herzinsuffizienz [203] (1 Studie; 2 Pa-tienten), pulmonaler Hypertonie [207â209] (3 Studien; 15 Patien-ten) und einer Herzerkrankung in der Vorgeschichte [198] (1 Stu-die; 1 Patient) ein. Von diesen enthielten nur 3 Studien [196, 207, 209], an denen Patienten mit ILD teilnahmen, Angaben zu kar-diovaskulĂ€ren Outcomes und Outcome-MaĂen.Neunzehn Studien mit COPD-Patienten [37, 49, 53, 57, 80, 90, 104, 106â108, 120, 121, 123, 124, 128, 129, 136, 146, 147], 2 Studien mit
Tab. 1. QualitÀtsbewertung der in Phase 2 eingeschlossenen Studien (n = 42) mithilfe des Quality Assessment Tool for Quantitative Studies
Studie Selektionsbias Studiendesign Confounder Verblindung Datenerhebungs-methode
Withdrawals und Drop-outs
Global Rating
Cochrane et al., 1990 3 1 1 3 1 3 3Berry et al., 1999 2 2 3 3 1 1 3Foy et al., 2001 3 1 3 3 1 1 3Berry et al., 2003 2 1 1 2 1 1 1Panton et al., 2004 2 1 3 3 1 1 3Marquis et al., 2008 2 1 3 1 1 3 3Averna et al., 2009 3 1 1 3 1 1 2Berry et al., 2010 3 1 1 2 1 1 2Rejbi et al., 2010 2 1 2 3 1 1 2Camillo et al., 2011 2 1 1 3 1 1 2Lan et al., 2011 3 2 2 3 1 3 3Corhay et al., 2012 3 2 3 2 1 2 3Georgiopoulou et al., 2012 2 2 n.z. 3 1 1 2Lan et al., 2013 2 2 n.z. 3 1 3 3Cheng et al., 2014 3 2 n.z. 3 1 3 3Gaunaurd et al., 2014 3 1 1 3 1 1 3Vainshelboim et al., 2014 3 1 1 3 1 1 3Borghi-Silva et al., 2015 2 1 1 2 1 1 1Campos et al., 2015 2 2 n.z. 3 1 1 2Leite et al., 2015 2 1 1 3 1 3 3Marcellis et al., 2015 2 2 n.z. 3 1 2 2Mkacher et al., 2015 2 1 1 3 1 1 2Spielmanns et al., 2015 3 1 1 2 1 3 3Vainshelboim et al., 2015 2 1 1 3 1 1 2Boström et al., 2016 3 1 1 2 1 1 2Cardoso et al., 2016 2 1 3 3 1 1 3El-Kader et al., 2016 3 1 1 3 1 1 3Engel et al., 2016 3 1 1 1 1 1 2Boeselt et al., 2017 3 1 1 3 1 2 3Kanao et al., 2017 3 2 n.z. 3 1 1 3Pacheco et al., 2017 2 3 n.z. 3 1 1 3Papp et al., 2017 3 1 3 3 1 2 3Vainshelboim et al., 2017 2 1 1 3 1 1 2Vasilopoulou et al., 2017 3 1 3 3 1 1 3Lan et al., 2018 3 2 n.z. 3 1 1 3Moezy et al., 2018 3 1 1 3 1 1 3Naz et al., 2018a 2 2 n.z. 3 1 1 2Naz et al., 2018b 3 1 1 3 1 1 3Silva et al., 2018 2 1 1 3 1 1 2Charikiopoulou et al., 2019 2 2 3 3 1 1 3Mekki et al., 2019 2 1 1 2 1 2 2Silva et al., 2019 2 1 1 3 1 1 2
Legende: 1 = hohe QualitĂ€t; 2 = mĂ€Ăige QualitĂ€t; 3 = schwache QualitĂ€t; n.z.: nicht zutreffend.
184 Kompass Pneumol 2020;8:178â199DOI: 10.1159/000509305
Tab
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194 Kompass Pneumol 2020;8:178â199DOI: 10.1159/000509305
Asthma-Patienten [186, 189] und 5 Studien mit ILD-Patienten [196, 201, 202, 207, 209] enthielten Angaben zu kardiovaskulĂ€ren Outcomes und Outcome-MaĂen. In Studien mit COPD-Patien-ten fand sich eine Vielzahl von Outcome-MaĂen, wohingegen Studien mit Asthma-Patienten hauptsĂ€chlich auf das Serumlipid-profil ausgerichtet waren [187, 190] (n = 2), und in Studien mit ILD-Patienten vornehmlich die Herzfrequenz in Ruhe [196, 201, 209] (n = 3) und der Blutdruck [196, 207, 209] (n = 3) berichtet wurden. Das am hĂ€ufigsten berichtete Outcome-MaĂ war die Herzfrequenz in Ruhe [37, 57, 90, 106, 107, 121, 123, 124, 129, 136, 196, 201, 209] (n = 13; EffektstĂ€rke (effect size, ES) = [-0, 63; 0, 11]).In den meisten Studien (n = 20; 71,4 %) waren nur geringe bis mo-derate Effekte bei den berichteten kardiovaskulĂ€ren Outcome-MaĂen zu beobachten. Die Standardabweichung der RR-Inter-valle [49, 108] (n = 2; ES = [0, 67; 2, 64]) und der quadratische Mittelwert der Differenzen aufeinander folgender RR-Intervalle [49, 57, 108] (n = 3; ES = [0, 69; 2, 64]) waren die Outcome-MaĂe, die stĂ€rkere Effekte zeigten. Bei Patienten mit COPD fĂŒhrten die Effekte des Bewegungsprogramms auf die Herzfrequenz in Ruhe zu einer gepoolten Gesamt-EffektstĂ€rke von -0,23 (95%-KI) -0,33 bis -0,13) (Abb. 5).In Bezug auf die Bewegungsprogramme beinhalteten die meisten Studien mit COPD-Patienten ein pulmonales Rehabilitationspro-
gramm [33, 54, 55, 57, 59, 68, 80, 90, 101, 104, 106, 107, 121, 123, 136, 167] (n = 16) oder ein kombiniertes Bewegungsprogramm aus Ausdauer- und Krafttraining [38, 43â45, 54, 86, 129, 130] (n = 8). Die Trainingseinheiten erfolgten 2 bis 6 Mal pro Woche und dauerten jeweils zwischen 15 Minuten und 2 Stunden. Die Pro-grammdauer betrug zwischen 12 Wochen und 18 Monaten. Die verordneten Bewegungsprogramme wiesen ein breites Intensi-tĂ€tsspektrum auf: 60% bis 80% der maximalen Herzfrequenz, 50% bis 100% der Peak- oder maximalen Sauerstoffaufnahme, 50% bis 125% der Peak- oder maximalen Arbeitsbelastung, 35% bis 75% des Einer-Wiederholungs-Maximums, Dyspnoe und An-strengungsempfinden zwischen 3 und 6 auf der modifizierten Borg-Skala und 12 bis 16 auf der Borg-Skala. Keine der Studien enthielt Angaben ĂŒber etwaige Anpassungen der Bewegungspro-gramme fĂŒr Patienten mit kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten. Nur eine Studie [108] berichtete ĂŒber eine Anpassung des Bewe-gungsprogramms in verschiedenen Mesozyklen, um bestimmte kardiovaskulĂ€re Outcomes zu verbessern.In Studien mit Asthma-Patienten erfolgte ein dreimonatiges kombiniertes Bewegungsprogramm aus Ausdauer- und Kraft-training [189] oder ein sechsmonatiges Ausdauertraining [186]. Die Trainingseinheiten fanden 3 Mal pro Woche statt und dauer-ten jeweils 30 Minuten. Die IntensitĂ€t lag bei 60% bis 80% der
Tab. 3. Charakteristika der in Phase 2 eingeschlossenen Studien mit Asthma-Patienten (d.h. Studien, die Angaben zur PrÀvalenz kardiovaskulÀrer Komor-biditÀten in den Baseline-Merkmalen der untersuchten Patientenpopulation enthielten und/oder in denen mindestens ein kardiovaskulÀres Outcome angegeben war) (n = 2)
Studie und Land
Studiendesign Patientenpopulation Intervention Dauer und HĂ€ufigkeit
Kardio-vaskulĂ€re Outcomes und Outcome-MaĂe
Ergebnisse der kardio-vaskulÀren Outcomes
Cochrane et al., 1990 Schottland
Randomisierte kontrollierte Studie
18 Patienten mit Asthma (27,0±17,0 Jahre; FEV1 76,0±12,0%pred)
Ausdauer- und Krafttraining 75% HFmax
3 Monate 3 Einheiten/Woche 30 min/Einheit
Sauerstoffpuls (ml/Schlag)
PrÀ 8,8±2,3 vs. Post 10,8±2,4, p < 0,001 ES = 0,85
Gesamt Cholesterin i. S. (mmol/l)
PrĂ€ 5,4±1,1 vs. Post 5,3±1,1, p > 0,05 ES = â0,09
HDL-Cholesterin (mmol/l)
PrÀ 1,7±0,4 vs. Post 1,6±0,3, p > 0,05 ES = -0,28
LDL-Cholesterin (mmol/l)
PrÀ 3,2±1,2 vs. Post 2,9±0,9, p > 0,05 ES = -0,28
El-Kader et al., 2016 Saudi-Arabien
Randomisierte kontrollierte Studie
40 Patienten mit Asthma (23 â; 47,2±6,5 Jahre; FEV1 1,4±0,7 l)
Ausdauertraining 60â80% HFmax
6 Monate 3 Einheiten/Woche 30 min/Einheit
HDL-Cholesterin (mg/dl)
PrÀ 34,7±5,6 vs. Post 37,9±4,6, p < 0,05 ES = 0,62
LDL-Cholesterin (mg/dl)
PrÀ 133,7±13,2 vs. Post 120,3±11,5, p < 0,05 ES = -1,08
Cholesterin â Triglyzeride (mg/dl)
PrÀ 155,4±12,6 vs. Post 127,7±11,3, p < 1,05 ES = -2,31
Daten dargestellt als Mittelwert±Standardabweichung, sofern nicht anders angegeben. Legende: %pred: percentage predicted (Prozent des Sollwerts); ES: EffektstÀrke; FEV1: forciertes exspiratorisches Volumen in 1 s; HDL: High-Density-Lipoprotein; HF: Herzfrequenz; HFmax: maximale Herzfrequenz; LDL: Low-Density-Lipoprotein.
195Kompass Pneumol 2020;8:178â199DOI: 10.1159/000509305
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maximalen Herzfrequenz. Spezielle Anpassungen zur Verbesse-rung bestimmter kardiovaskulĂ€rer Outcomes wurden nicht be-richtet.In den meisten Studien mit ILD-Patienten erfolgte ein kombinier-tes Bewegungsprogramm aus Ausdauer- und Krafttraining [201â203, 207â209] (n = 6). Der GroĂteil der Programme dauerte 12 Wochen mit 2 Trainingseinheiten pro Woche [196, 198, 202, 203, 207â209] (n = 7). Die Trainingseinheiten dauerten jeweils 60 bis 90 Minuten bei einer verordneten IntensitĂ€t zwischen 65% und 85% der maximalen Herzfrequenz, einer Peak-Arbeitsbelastung von 50% bis 90% und Dyspnoe und Anstrengungsempfinden zwi-schen 3 und 6 auf der modifizierten Borg-Skala. Keine der Studi-en enthielt Angaben ĂŒber etwaige Anpassungen der Bewegungs-programme fĂŒr Patienten mit kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten.
Diskussion
Nach bestem Wissen der Autoren handelt es sich bei der vor-liegenden Arbeit um die erste umfassende Ăbersicht ĂŒber die wissenschaftliche Literatur, die zusammenfasst, welche Eig-nungskriterien in Bezug auf kardiovaskulĂ€re Erkrankungen her-angezogen wurden, um Patienten mit chronischen Atemwegser-krankungen fĂŒr Studien zu Bewegungsprogrammen auszuwĂ€h-len und welche Auswirkungen ein mindestens dreimonatiges Bewegungstraining auf die kardiovaskulĂ€ren Outcomes hat sowie welche Anpassungen vorgenommen wurden, um die verordneten Bewegungsprogramme auf Patienten mit kardiovaskulĂ€ren Ko-morbiditĂ€ten zuzuschneiden. Dabei zeigte sich zum einen, dass im GroĂteil der Studien (58,9%) Patienten mit kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten a priori ausgeschlossen waren, zum anderen, dass die Evidenzlage ĂŒber die Auswirkungen von Bewegungstrai-ning auf die kardiovaskulĂ€ren Outcomes von Patienten mit chro-nischen Atemwegserkrankungen begrenzt ist und keine der Stu-dien explizite Angaben enthielt, wie die TrainingsmodalitĂ€ten in Hinblick auf kardiovaskulĂ€re KomorbiditĂ€ten angepasst werden können.Das Spektrum der kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen, die in trai-ningsbezogenen wissenschaftlichen Untersuchungen Aus-schlusskriterien bilden, war breit. Interessanterweise gilt die Mehrzahl der berichteten Ausschlusskriterien (34/45) nicht als Kontraindikation fĂŒr Bewegungstraining. TatsĂ€chlich schlossen wenige Studien (18,3%) nur Patienten mit akuter/instabiler kar-diovaskulĂ€rer Erkrankung, die eine Kontraindikation fĂŒr die Teilnahme an einem Bewegungstraining darstellt, aus. Die meis-ten Studien schlossen Patienten sowohl mit stabilen als auch mit instabilen kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten aus, obwohl min-destens 20% bis 50% der Patienten mit COPD, Asthma oder ILD kardiovaskulĂ€re KomorbiditĂ€ten aufweisen [5, 7, 18, 20, 210, 211]. Werden Patienten mit kardiovaskulĂ€ren oder anderen Komorbi-ditĂ€ten, die keine Kontraindikation fĂŒr ein Bewegungstraining darstellen, ausgeschlossen, hat dies zur Folge, dass die gewonne-nen Erkenntnisse nur fĂŒr eine Untergruppe oder in einigen FĂ€llen sogar nur fĂŒr eine Minderheit der Patienten in die klinische Pra-xis ĂŒbertragen werden können. Dies könnte weitreichende Kon-Ta
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sequenzen haben, da das aktuelle Wissen (einschlieĂlich der kli-nischen Leitlinien) krankheitszentriert ist und daher nicht aus-reicht, um Kliniker entsprechend zu unterstĂŒtzen oder anzuleiten, wie Bewegungsprogramme fĂŒr Patienten mit chronischen Atem-wegserkrankungen und multiplen chronischen Erkrankungen zu verordnen sind [13, 212]. Zudem waren einige der berichteten Kri-terien (z.B. kardiovaskulĂ€re Erkrankung) zu vage, um nachzu-vollziehen, welche Erkrankungen tatsĂ€chlich ausgeschlossen wurden, und mehr als 20% der eingeschlossenen Studien enthiel-ten keine Angaben zu den Auswahlkriterien, obwohl diese Infor-mationen von zentraler Bedeutung sind, um Klarheit und Trans-parenz der Forschungsarbeit zu gewĂ€hrleisten [213].Bewegungsprogramme fĂŒhrten bei Patienten mit kardiovaskulĂ€-ren KomorbiditĂ€ten zu Ă€hnlichen signifikanten Verbesserungen der berichteten allgemeinen Outcomes, d.h. der Symptome, der FunktionsfĂ€higkeit, der BelastungskapazitĂ€t, der Muskelkraft und der gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t, wie sie normaler-weise bei Patienten mit Atemwegserkrankungen zu beobachten sind [22]. In Bezug auf die kardiovaskulĂ€ren Outcomes wurden in den meisten Studien (71,4%) jedoch nur geringe bis mĂ€Ăige Ef-fekte gefunden, wobei bei den MaĂen der Herzfrequenzvariabili-tĂ€t (ES = [-0, 78; 2, 64]) und des Serumlipidprofils (ES = [-2, 31; 0, 62]) gröĂere Effekte berichtet wurden. Daneben war ein leichter, aber signifikanter Gesamteffekt der Bewegungsprogramme auf die Ruheherzfrequenz von Patienten mit COPD nachweisbar. Diese Ergebnisse sind gegenĂŒber den zuvor berichteten Ergebnis-sen fĂŒr Patienten mit KardiovaskulĂ€ren Erkrankungen, bei denen positive Effekte des Bewegungstrainings auf die Herzfrequenzva-riabilitĂ€t und die Erholung der Herzfrequenz zu beobachten wa-ren, nicht unterlegen [214], und fĂŒr den arteriellen Blutdruck so-wie das Serumlipidprofil wurden uneinheitliche, aber signifikan-te und bescheidene Effekte berichtet [214â217]. Unserer Vermutung nach könnten mehrere GrĂŒnde zu den gefundenen begrenzten Wirkungen beitragen. Zum einen enthielten die meis-
ten Studien keine Angaben zu speziellen Anpassungen der ver-ordneten Bewegungsprogramme fĂŒr Patienten mit kardiovasku-lĂ€ren KomorbiditĂ€ten, doch kann es durchaus sein, dass die An-passungen erfolgten, ohne dass in der Veröffentlichung speziell darĂŒber berichtet wurde. Man weiĂ, dass kardiovaskulĂ€re Er-krankungen ein besonderes Augenmerk bei der Erstellung des Trainingsplans erfordern [22], und je nach Art und Schweregrad der vorliegenden kardiovaskulĂ€ren Erkrankung (z.B. koronare Herzkrankheit, kongestive Herzinsuffizienz, periphere arterielle Verschlusskrankheit, pulmonale arterielle Hypertonie) existieren unterschiedliche Empfehlungen [218]. TatsĂ€chlich mĂŒssen Dauer, HĂ€ufigkeit, Modus, IntensitĂ€t und Ăberwachung des Trainings an die Besonderheiten und BedĂŒrfnisse des Patienten, seine kli-nischen Erkrankungen, den kardiovaskulĂ€ren PhĂ€notyp (Risiko-faktoren und Krankheiten), den Fitness-Level, die Medikamen-teneinnahme (Betablocker, Statine, Glinide, Sulfonylharnstoff), abnorme Reaktionen auf Belastung (MyokardischĂ€mie, Vorhof-flimmern, ventrikulĂ€re Tachykardie) und die angestrebten Reha-bilitationsziele angepasst werden [1, 218â221]. AuĂerdem hĂ€ngt der Effekt des Bewegungstrainings vom richtigen Zuschnitt des Trainingsprogramms ab, da es sich gezeigt hat, dass unterschied-liche Trainingsverordnungen mit signifikant unterschiedlichen klinischen Outcomes verbunden sind [221]. ZukĂŒnftige Studien sollten daher den Effekt von Bewegungsprogrammen, die speziell auf Patienten mit gleichzeitig bestehenden Atemwegserkrankun-gen und kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten zugeschnitten sind, bewerten [7] und in allen Einzelheiten ĂŒber die Intervention be-richten. Ferner empfehlen die Leitlinien fĂŒr kardiale Rehabilita-tion der fĂŒhrenden wissenschaftlichen Gesellschaften, das Trai-ning dreimal wöchentlich durchzufĂŒhren und die IntensitĂ€t von moderat zu stark zu steigern [21]. In einigen der eingeschlossenen Studien erfolgte das Training jedoch bei geringerer IntensitĂ€t und/oder weniger hĂ€ufig pro Woche, und dies könnte ebenfalls zum relativen Mangel an Effekt beigetragen haben, weil die Min-
Abb. 5. Forest-Plot des Vergleichs «Kontrolle vs. Intervention» bei Patienten mit COPD; Outcome: Herzfrequenz in Ruhe. ES: EffektstÀrke; NMES: neuromuskulÀre Elektrostimulation; PR: pulmonale Rehabilitation.
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destbelastungsdosis fĂŒr einen kardiovaskulĂ€ren Nutzen (> 150 min/Woche Ausdauertraining, Energieverbrauch 1000â2000 kcal/Woche) möglicherweise nicht erreicht wurde [218, 222]. Zu-dem beinhalteten einige der eingeschlossenen Studien nur Kraft-training als Trainingsprogramm. TatsĂ€chlich wird Krafttraining fĂŒr Patienten mit kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen empfohlen, allerdings zusĂ€tzlich zum Ausdauertraining, das eine zentrale Komponente in der Rehabilitation dieser Patienten bildet [21]. Diese Beobachtungen zeigten, dass die derzeitige Verordnung von Bewegungsprogrammen fĂŒr Patienten mit COPD, Asthma oder ILD und kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten bei weitem nicht optimal ist und grĂŒndlich ĂŒberdacht werden muss. Digitale Un-terstĂŒtzung fĂŒr die Verordnung von Bewegungsprogrammen fĂŒr diese Patienten entsprechend den verschiedenen klinischen Leit-linien fĂŒr unterschiedliche kardiovaskulĂ€re Erkrankungen ist je-doch verfĂŒgbar und kann daher zur UnterstĂŒtzung der Ărzte ein-gesetzt werden [218]. Und schlieĂlich waren die meisten Studien, die Patienten mit kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten einschlos-sen, nur auf die Beurteilung der Herzfrequenz in Ruhe ausgerich-tet. Zwar handelt es sich dabei um ein relevantes Outcome-MaĂ und die Ergebnisse der Metaanalyse bei COPD-Patienten fallen zugunsten einer Intervention aus, doch plĂ€dieren die Empfehlun-gen fĂŒr Patienten mit kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen fĂŒr eine umfassendere Beurteilung, bei der auch Outcomes wie arterieller Blutdruck, Serumlipidprofil oder die Ergebnisse der Echokardio-graphie, die den Zielen der Rehabilitation bei diesen Patienten besser entsprechen, berĂŒcksichtigt werden [223, 224]. Daher soll-ten die Outcomes besser auf die kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€-ten der Patienten ausgerichtet werden [19].Trotz der bekannten PrĂ€valenz und dem erhöhten MorbiditĂ€ts- und MortalitĂ€tsrisiko, das kardiovaskulĂ€re KomorbiditĂ€ten fĂŒr Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen darstellen [7, 211], wurden nur in 3 Studien [196, 207, 209] (alle aus den vergan-genen 5 Jahren) Patienten mit kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten aufgenommen und eine Bewertung der kardiovaskulĂ€ren Out-come-MaĂe durchgefĂŒhrt. Dies verdeutlicht die derzeit in der Li-teratur bestehende Kluft in Bezug auf Bewegungsprogramme und zeigt, dass spezielle Studien erforderlich sind, die auf die kardio-vaskulĂ€ren Outcomes bei diesen Patienten ausgerichtet sind.Die vorliegende systematische Ăbersichtsarbeit hat etliche Ein-schrĂ€nkungen, die es zu berĂŒcksichtigen gilt. Zum einen wurden unter der Annahme, dass eine groĂe Anzahl von Studien gefun-den werden wĂŒrde, nur Ăbungsprogramme mit einer Dauer von mindestens 12 Wochen eingeschlossen, wodurch möglicherweise andere relevante Studien verloren gegangen sind. Eine Mindest-ĂŒbungsdauer von 12 Wochen wird jedoch empfohlen, um bei Pa-
tienten mit kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen einen Nutzen zu er-zielen [25]. Aufgrund der Tatsache, dass nur wenige der gefunde-nen Studien Patienten mit ILD einschlossen, erfolgte zudem eine Gruppierung aller ILD-Arten, obwohl verschiedene Arten von ILD unterschiedliche Merkmale aufweisen und möglicherweise mit unterschiedlichen kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten und Re-aktionen auf Bewegungsprogramme verbunden sind. Und zum Dritten war die Mehrzahl der eingeschlossenen Studien von schwacher QualitĂ€t. Da eine Verblindung der Probanden bei Be-wegungsinterventionen jedoch nicht möglich ist und die Patien-ten meist vom Arzt ĂŒberwiesen werden, um ihre Sicherheit zu gewĂ€hrleisten, war es praktisch unmöglich, eine hohe QualitĂ€t mit dem zur QualitĂ€tsbeurteilung verwendeten Instrument si-cherzustellen.
Schlussfolgerungen
Zwar untersuchten zahlreiche Studien die Effekte eines mindes-tens dreimonatigen Bewegungstrainings bei Patienten mit chro-nischen Atemwegserkrankungen, doch nur wenige Studien schlossen Patienten mit kardiovaskulĂ€ren KomorbiditĂ€ten ein. Die festgestellten Effekte der Bewegungsprogramme auf die kar-diovaskulĂ€ren Outcome-MaĂe waren begrenzt, was daran liegen könnte, dass keine Anpassung des verordneten Bewegungspro-gramms erfolgte und der Umfang der kardiovaskulĂ€ren Out-come-MaĂe nicht ausreichend war. Um die bestehende LĂŒcke in der Literatur zu schlieĂen, sind zukĂŒnftige Studien erforderlich, die auf Patienten mit gleichzeitig vorliegenden respiratorischen und kardiovaskulĂ€ren Erkrankungen ausgerichtet sind und die die Effekte von speziell auf diese Patienten zugeschnittenen Be-wegungsprogrammen untersuchen.
Disclosure Statement
Die Autoren erklÀren, dass keine Interessenskonflikte bestehen.
Lizenzangabe
Machado A, Quadflieg K, Oliveira A, Keytsman C, Marques A, Hansen D, Burtin C: Exercise Training in Patients with Chronic Respiratory Diseases: Are Cardiovascular Comorbidities and Outcomes Taken into Account? â A Systematic Review. J Clin Med. 2019; 8(9): 1458. (DOI: 10.3390/jcm809145) © 2019 by the authors. Licensee MDPI, Basel, Switzerland (Ăbersetzung; BeitrĂ€ge der einzelnen Autoren, Finanzielle UnterstĂŒtzung und Danksa-gungen gekĂŒrzt), lizensiert unter CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).
Literatur
Die Literatur ist unter https://www.karger.com/Article/Fulltext/509305 abrufbar.