bericht über die versammlungen der kreise gotha u. meiningen, gehalten zu meiningen am 7. sept....

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F'ereinszeitung. 147 an der Oder belegenen aus Sand undThon gebildet; hier lagert nun der Thon in der angegebenen Ziisammensetzung unmittel- bar unter dem Sande, in welchein Steine urid Felsstiicke vor- kommen, die an Grorse, Substanz und Zusammensetzun sehr von einander abweichen, obgleich sie griihtentheils aus 8ranit- erollen oder einer verwandten Masse bestehen und sich viele Eeuersteine unter ihnen befinden. Nach den Untersuchungen der beruhmtesten Geologen haben die Gebirgsgesteine in Schwe- den mit dcnen dieser Hiigel einen und denselben Ursprung. Das in dem Alaunwerke Gesehene und die Beschaffenheit des Bodens, die auch in hiesiger Gegend viele Torfmoore dar- bietet, gab bei der Riickfahrt reichen Stoff zur Unterhaltung. Es war fast ganz dunkel geworden, als die Gcsellschaft in Freien- walde mieder ankam. Die meisten Festtheilnehmer reisten jetzt sogleich ab, ein kleinerer Zirkel versainmelte sich noch einiiial in dem Gnsthofe sZur Stadt Berlina und warf einen befriedigenden Blick auf die so eben erlebte genufsreiche Zeit. Das Band inniger, aufrichti- ger Collegialitat hatte die Anwesenden wiihrend ihrer Zusam- menkunft fest umschlungen gehalten, daruin wurde Allen das Scheiden schwer. Als die in Freienwalde noch Verbliebenen sich zur Ruhe begaben, eilte der Verfasser dieses Berichts in der mondhellen Nacht nach seiner Heimath zu, wohin Berufsgeschafte ihn rie- fen; die schone Erinnrung an das Zusainmenleben in Freien- walde begleitete ihn auf der Reise, sie wird ihm aber auch fii? alle Zeiten werth bleiben und nilnmer aus seinem Geddchtnisse entschwinden. Bericht iiber dieVersaminlungen der Kreise Gotha u. Meiningeu, gehalten zu Meiningen am 7. Sept. 1840. - Dem Beschlusse der vorjahrigen Versammlung geinXs war Meiningen als Versammlungsort fur die Krrise Gotha und Mei- ningen gewahlt worden. Den vereinten Bemuhungen war es zwar gelungen, eine Versammlung zu Stande zu bringen, doch wurden mit grofsem Bedauern die meisfen Mitglieder des Kreises Meiningen, sowie auch ein grofser Theil derer des Kreises Gotha vermiLt. Wir hoffen mit ganzer Zuversicht, dafs die Versammlung des nich- sten Jahres, welche mit der Versaininlung des Vcreins der Her- ren Aerzte dortiger Gegend, auf besondern Wunsch der letatern Herren, zusammengehalten werden 8011, aufs zahlreichste besucht werden wird. Anwesend waren bei der Versammlung: 5 Professor B e r n h a r d i in Dreihigacker. D Oberbibliothekar, jetzt Hofrath, Bechs t e i n inMeiningen. P Apotheker M o lwi t z i n Meiningen. * Candidat der Pharmacie B a u m a n n in Meiniagen. 5 Thierarzt Mile in Meiningen. 5 Apoth. B i e d e r m a n n in Schweina. s s Heifsen in Vacha. Herr Kreisdirector, Apotheker J a h n in Meiningen. 10 *

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F'ereinszeitung. 147

an der Oder belegenen aus Sand undThon gebildet; hier lagert nun der Thon in der angegebenen Ziisammensetzung unmittel- bar unter dem Sande, in welchein Steine urid Felsstiicke vor- kommen, die an Grorse, Substanz und Zusammensetzun sehr von einander abweichen, obgleich sie griihtentheils aus 8ranit-

erollen oder einer verwandten Masse bestehen und sich viele Eeuersteine unter ihnen befinden. Nach den Untersuchungen der beruhmtesten Geologen haben die Gebirgsgesteine in Schwe- den mit dcnen dieser Hiigel einen und denselben Ursprung.

Das i n dem Alaunwerke Gesehene und die Beschaffenheit des Bodens, die auch in hiesiger Gegend viele Torfmoore dar- bietet, gab bei der Riickfahrt reichen Stoff zur Unterhaltung. Es war fast ganz dunkel geworden, als die Gcsellschaft in Freien- walde mieder ankam.

Die meisten Festtheilnehmer reisten jetzt sogleich ab, ein kleinerer Zirkel versainmelte sich noch einiiial in dem Gnsthofe sZur Stadt Berlina und warf einen befriedigenden Blick auf die so eben erlebte genufsreiche Zeit. Das Band inniger, aufrichti- g e r Collegialitat hatte die Anwesenden wiihrend ihrer Zusam- menkunft fest umschlungen gehalten, daruin wurde Allen das Scheiden schwer.

Als die in Freienwalde noch Verbliebenen sich z u r Ruhe begaben, eilte der Verfasser dieses Berichts in der mondhellen Nacht nach seiner Heimath zu, wohin Berufsgeschafte ihn rie- fen; die schone Erinnrung an das Zusainmenleben in Freien- walde begleitete ihn auf der Reise, sie wird ihm aber auch fii? alle Zeiten werth bleiben und nilnmer aus seinem Geddchtnisse entschwinden.

Bericht iiber dieVersaminlungen der Kreise Gotha u. Meiningeu, gehalten zu Meiningen am 7. Sept. 1840.

- Dem Beschlusse der vorjahrigen Versammlung geinXs war

Meiningen als Versammlungsort fur die Krrise Gotha und Mei- ningen gewahlt worden.

Den vereinten Bemuhungen war es zwar gelungen, eine Versammlung zu Stande zu bringen, doch wurden mit grofsem Bedauern die meisfen Mitglieder des Kreises Meiningen, sowie auch ein grofser Theil derer des Kreises Gotha vermiLt. W i r hoffen mit ganzer Zuversicht, dafs die Versammlung des nich- sten Jahres, welche mit der Versaininlung des Vcreins der Her- ren Aerzte dortiger Gegend, auf besondern Wunsch der letatern Herren, zusammengehalten werden 8011, aufs zahlreichste besucht werden wird.

Anwesend waren bei der Versammlung:

5 Professor B e r n h a r d i in Dreihigacker. D Oberbibliothekar, jetzt Hofrath, Bechs t e i n inMeiningen. P Apotheker M o l w i t z i n Meiningen. * Candidat der Pharmacie B a u m a n n in Meiniagen. 5 Thierarzt M i l e in Meiningen. 5 Apoth. B i e d e r m a n n in Schweina. s s H e i f s e n in Vacha.

Herr Kreisdirector, Apotheker J a h n in Meiningen.

10 *

148 Vereinszeitung,

Hr. Apoth. S o e l d n e r i n Schmalkalden. # s J u t t e in Schmalkaldcn, jetzt das. privatisirend. 9 Vicedirector B u c h o l z in Gotha. B u c h o l z erSffnete die Versammlung mit einer auf den

Zweck dieser Zusanimenkiinfte sich beziehenden Rede. Er fii.gte Eugleich bei, dafs der Verein niit dcni Jahre 18-10 sein zweites Jahrzehnt beschlossen, dafs in dieser Zeit viel herrliclie E’ruchte durcli den Verein ereift, und dafs rin regcres \cissenschaftli- cheres Streben der P%armaceuten Norddeutschlands durch diesen Verein geweckt, nicht zu verkennen sei. Nachden1.B. dip dies- jiihrige Versamnilung mit dem Namcn der V. H u in b o 1 d t’achen bezeichnet und der Verdienste rles hochgefeierten A I e x a 11 de r v. H u i n b o l d t noch besonderw Erwlihnung gethan, sprach er diefreudige Hoffnun aus, dafs durch diesen grofsen hlann, Iiei seinsr

practische Pharmacie in jetziger nicht gliinzenden Zeit fur die- selbe inanches Gutc gewirkt werdcn lioiine.

B u c l i o l z sprach hierauf iiber die nciieste Untersuchung des schwarzen Senfsamens durch B u s s y. Er war bemiilit gc- mesen (in einer sehr kurzen Zeit) das myronsaure Kali darzu- stellen, liatte abrr leider in dem Streben, das krystallisirte Salz zu erhalten, zu keinem Resultat gelnngen kiinncn, wahrbchein- lich war mohl die Sominerwarme ein Hindernifs, dieses schwer krystallisirende Salz (bald) zu erhalten, auch war demselben zu diesen Versuchcn nur eine allzu kurze Zcit zugemessen, und so beschrankte sich derselbe auf die Vorzeiqung ciniger bci der versuchten Dnrstellung erhaltcnen Priiparatc, als : 1) des fetten Senfsamenols, 2) riner e i ~ e n t l ~ u ~ i i l i c l r e ~ ~ scliiiiutziggelbweirsen pulverformigen Substanz, melche auf Kohlen gestreut einen ganz besondern Gc-ruch zeigte, 3) den bis zur Syrupsdicke ab- gedampften alkoholischen Auszug des schwarzen Senfsamens, welcher nach Zerstiirun des hlyrosins erhaltrn wurde, der mehre Schichten, jedocf nichts Krystallisirtes zeigte, 4) die mehrmals gereinigte, das myrosinsaure Kali enthaltende, Flus- sigkeit.

R u c h o l z zeigte auch das aus dem weifsen Senf mit Sorg- falt da r estellte Blyrosin vor und setzte von diesem dcr myron- sauren f a l i haltenden E’liiwigkeit so viel zu, daTs sich das athe- rische Senfol bald in solchcr S t i rke Pntwickelte, d& die thrz- nenden Augen derer, die das Gemisch anroclien, ein gutes Eeugnirs fur die Giite der Przparate und das Gelingen des Versuclis gaber..

B u c h o l z zeigte hierauf ein aus den reinen, von den Scha- len befreitcn Kirschkernen erhaltenes Gemisch von Schleiinzucker mi t Ainygdalin vor, melches letzterc, das Ainygdalin, nach m ~ h r m a l s wicderholtem Reinigen durchaus nicht von dein Zucker e u trennen gcwesen war; derselbc war den Versuchen des ver- ehrten Co1leg.cn G e i s e I e r in der Darstellung des Amygdalin Bus denSauerkirschkernen gefolgt und mufste um so mehr den genauen Arbeiten dieses talentvollen Chemikers auch in dieser Hinsicht volllcommcne Annrkennung zollen, als es auch ihm, bei genauester Wiederholung dcs Versuchs , nicht gelungen war, das Amygdalin rein und krystallinisch darzustellen. Man war darum gleichfalls der Meinung, d d s der starke Gehalt der

ausgezeichneten Stc f Iring zu seinein Blouarchen, auch fur die

Vereinszeitung. 1 49

Blaussure, welchen die Sauerkirschkerne bei gehSriger Behand- lung ausgeben, nicht allein dem Amygdalin, sondern auch einer, dem Amygdalin ahnlichen, dem Bitterstoff der Rirachlorheer- blatter analogen Substanz zuzuschreiben sei.

Wahrend der Versammlung wurdan 17 Gran obigen Ge- misches, aus Schleimzucker und Amygdalin mit 3j siil'ser Man- delemulsion in Beriihrun gebracht, worauf sich sogleich, und bei eini em Schritteln m e i r und mehr der bekannte an

entwickelte. Nach dem Geschmacke zeigte sich das Gemisch etwa halb so stark, als das Gemisch aus 17 Gran reinem Ampg- dalin rnit J j Sul'smandelemulsion.

Der Hr. College K r i i g e r i n Ohrdruff hatte eine Flasche xnit SchrotkBrnern im Innern der Masse verfalschter Reeina efasfica einpesandt , welche bei dPr Versammlung durch die Eigenthumlychkeit und Derbheit des Betrugs, so dars aber wohl eher auf einen Zufall des Hineinplangens der Schrote i n die noch weiche Harzmasse ohne Absicht eines Unterschleifs ge- schlossen werden mijchte, allgemeine Verwunderung erregte. Mit, herzlichem Dank gegen den Einsender wurde beschlossen, es dem Oberdirectorio fur das Vereinsmuseum zugehen zu lassen.

Hr. College J a h n liielt dann einen kleinen Vortrag uber die Empfehlungswiirdigkeit der nach Vorschrift des homBopa- thischen Dispensatoriums von C a s p a r i bereiteten Tincturen und zeipte Proben solcher im Jahr 1833 bereiteter Tinctiiren vor, wefche bis zu diesem Sommer noch vollkommen gut erhalten und durch Geruch und Geschmack die Zweckmiifssigkeit dieses Bereitungsverfahrens zu beweisen im Stande waren.

Hr. P h i l i p p M i c h a l in Schweinfurt hatte auch in diesem Jahre wiederum die Giite, den versammelten Mitgliedern von seinen Waarenvorr'athen Proben n w e r oder erst bekannt gewor- dener Droguen ued Arzneimittel einsusenden, er hatte sie auch mit einer Beschreibung begleitet, in welcher bei verschiedenen Gegenstanden aus Brasilien auf die Nachrichten der beriihmten Reisenden S p ix und M a r t i u s hingewiesen wurde, von welchen eine ziemliche Menge neuer Arzneimittel beschrieben worden sind. Unter den von M i c h a l der Versammlung vorgelegten chemischen Pr'tiparaten ha t die Anwesenden besonders das in neuerer Zeit von Frankreich aus bekannt ewordene und als Arzneimittel empfohlene milchsaure Eisen &in gelblichweihes volumin6ses Pulver von sanftem oder doch nicht widrigem Ei- aengeschmack) angezogen, welches aus den Hinden der Pariser Chemiker G 6 1 is und C o n t 8 , zugleich Init einer Quantitlt dar- aus gefertigter Zeltchen (0,8 Gran milchsauren Eisens pro dosi enthaltend), dieser bei den Franzosen so beliebten Arzneiform, a n das genannte Handlungshaus gelangt war.

Nachdcm nun noch iiber einige innere Angele enheitea der beiden Vereinskreise Unterhaltung gepflogen, J a% n auch den Wunsch geaul'sert hatte, es miige ein Anderer an seiner Statt zur Leitung des Kreises Meinin en berufen werden, dessen fernere Direction ihm anderweitige fjerufs eschifte knnftig un- moglich machen, so wurde um halb z w e i h r Nachtnittags die Versammlung geschlossen. Ein gemeinschaftliches Mahl , bei welchem mit Herelichlceit und rnit Frohsinn ausgebrv h t e Toaste

atark Bkusaure zeigende Geruch des geistigen

150 Vereinszeitung.

auf das Wohl des Landesfursten, in dessen Residenzstadt die Ver- sainmlung statt fand, auf das Wohl des unermiidlich th'iitigen Oberdirectors des Vereins und der iibrigen Mitglieder des Direc- toriums, so wie f u r das fernere gute Gedeihen nicht fehlten, hielt die Mitglieder noch bis zum Nachmittage zusamrnen, wor- auf in den iibrigen Stunden des Tags, voin schonsten Wet te r begiinstigt, noch manche schiine Umgebung Meiningens von ihnen besucht wurde.

Bericht iiber die Versammlung im Vicedirectorium Weimar. -

Jena, den 11. Sept. 1840. I n der heutigen Versammlung der Apotheker der Kreise

Jena und Weimar, zu welcher durch die Gute des Hrn. Vicedi- rectore D r e y k o r n auch die Mitglieder des Rreises Altenburp und Saalfeld eingeladen worden, hatten sich zur grorsten Freude aller Anwesenden auch

1) Iir. Geh. Hofrath D o e b e r e i n e r und 2) n Hofrath und Professor W a c k e n r o d e r und

auber ihnen auoh eini e Herren aus dein Preubischen Herzog- thume Sachsen und dem%erzogthume Coburg- Gotha eingefunden.

Nachdem die Versaininlung im Gasthause zum En e l gegen halb zwolf Uhr begonnen, hatte Hr. Kreisdirector Lofapoth. R n a u e r , im Auftrage des zuin Bedauern aller Anwesenden, a n der Theilnahmc? verhindert seienden Hrn. Vicedirectors D r ey- k o r n , die Giite,

1) inehre sehr zmeckmifsige Vorschlige, den unbefugten Ver- trieb mehrer Arzneiwaaren durch die Droguisten und

2) die zu wunschettde gesetzmzrsige Einfuhrung einer Arz- neitaxe im Grorsherzogthuni Weimar betreffcnd, aus einer vom Hrn. Vicedirector D r e yko r n eingesandten Abhand- lung vorzulesen.

Aus der einen dieser Abhandlungen und irn Laufe der die- rsrhalb stattgefundenen Besprechungen ping hervor: dafs die benachbarten Altenburger, Rudolstadter uiid Meiriin er Apothe- ker sich bereits einer gesetzlichen Arzneitaxe zu erfreuen hat- ten, und dars zu hoffen stehe: dafs die oberste Staatsbeharde i m GroDherzo thuin Weimar einer deshalb an die hohe Landesdirec- tion zu ricttende Petition, diesc wichtige An ele enheit betref- fend, in Beriicksichtigung der hierbei obwalten5en bmstYnde, eine Willfahrung gn'ridigst gewahren werde.

Es sprach sich hierbei allgeinein die Nothwendigkeit aus, d a b die zu erwartende Taxe in der Regel yiinctlichst von den Apothekern eingehalten werden miisse und dafs es dem Apothe- ker nur dann gestattet werden konne, unter der Taxe taxiren zu durfen, wenn er Arzneien an arme unbemittelte Kranke ab :be.

Die vom Hrn. etc. D r e y k o r n anderweit getbane Vorschfige, den Unfu der Dro uisten betreffend, wurden als sehr zweckmii- rsig anerfannt, u n s beschlossen : dars, da nicht alle Mitglieder der Kreise Jena iind Weimar anwesend seien, den fehlenden Rlit- gliedern diese Vorschlage baldigst zur Priifung und resp. Unter- tohrift mitl elct Circuiair zuzusenden, welches sodann sur weitern