bericht über die 7. versammlung der deutschen otologischen gesellschaft am 27. und 28. mai 1898 zu...

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IX. Bericht fiber die 7. Versammlung der Deutschen otologischen Gesellschaft am 27. und 28. Mai 1898 zu Wfirzburg. Von Prof. K. Biirkner. I. Sitzung. Freitag, 27. Mai, vormittags. Herr B e z old- Mfinchen erSffnet an Ste]te des erkrankten Vorsitzenden, Herrn Sieb enm an n-Basel, die Sitzung mit einer Begriissungsansprache, dankt dem Prof. v. Rindfleis ch fflr die Ueberlassung seiner Institutsriume und knfipft daran die Hoffnung, es m~ge fttr die Thi~tigkeit der Gesellschaft ein gutes Omen sein, class sie im pathologischen Institute tage; aus dem Studium der pathologischen Anatomie habe Anto n v on Tr iil t sch, der hier so lunge segensreich gewirkt, seine Meisterschaft geschSpft. Um das An- denken dieses um unsere Wissenschaft so hochverdienten Mannes auch i~usser- lich zu ehren, schlage der Ausschuss vor, dass auf dem Grabe v. TrSltsch's dutch eine Abordnung der Gesellschaft ein Kranz niedergelegt wergen mSge. (Beifall.) Mit B ezug auf den M i t g 1i e d e r b e s t a n dder Gesellschaft theilt Redner mit, dass derselbe sich zur Zeit auf 173 belaute, naehdem ein Mitglied ausgetre- ten und leider eine sehmerzliche Lfieke durch den Tod eines hervorragenden Mittgliedes der Gesellschaft, Wilhelm Motdenhauer-Leipzig it i6. Febr. t898) gerissen worden sei. Die Versammlung erhebt sicb, um das Andenken dieses Verstorbenen zu ehren, you den Sitzen. D er Secret~r, Herr B fir k n e r-GSttingen, verliest die Namen der n eu aufgenommenen 3t Mitglieder, mit deren Einschluss die Mitglieder- zahl nun 204 betrhgt. Der Schatzmeister, Herr 0 s kar Wolf-Frankfurt a. M., erstattet Be* richt fiber den Ka s s enb estand. :Nachdem die vom Vorsflzenden ernannten Revisoren, Herr Barth-Leipzig und Herr Kirehner-Wtirzburg, die Be- lege gepriift und fflr ricbtig erkannt haben, wird dem Schatzmeister yon der Versammlung Decharge ertheitt. Es wird hierauf zur statutengem~ssen Neuwaht des Ausschusses geschritten. Hierzu bringt Herr H a r t m ann- Berlin den Antrag ein, es miigen kfinftighin allj~hrlich 3 Ausschussmitglieder ausgelost werden. Auf Antrag des Herrn Barth-Leipzig beschliesst die Gesellschaft, diesen Vorschlag auf die nhehste Tagesordnung zu setzen. Die nunmehr vollzogene Net~wahl mittels Stimmzetteln ergiebt, dass der bisherige Ausschuss wiedergewi~hlt ist. Aus der Mitte der Gesellschaft wird angeregt, Anton yon TrSltsch ein Denkmal zu setzen. Mit den Vorbereitungen hierzu wird der Ausschuss unter Hinzuziehung des Herrn K i r e h n e r- ~Vfirzburg beauftragt. Als Ort ft~r die n~chste Yersammlung wird mit grosser Stimmen- mehrheit Hamburg gewi~hlt. Beztiglich der V e r s a m m 1u n g s z eit wird ein Antrag des Herrn B a r t h - Leipzig angenommen~ nach welchem der Ausschuss zu erwhgen hat, ob die Zeit der Tagung der Gesellschaft ver~ndert und insbesondere ob die Tagung mit derjenigen der Naturforscher-Versammlung vereinigt werden solle.

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IX.

Bericht fiber die 7. Versammlung der Deutschen otologischen Gesellschaft am 27. und 28. Mai 1898 zu Wfirzburg.

Von

Prof. K. Biirkner.

I. Sitzung. Freitag, 27. Mai, vormittags.

Herr B e z o l d - Mfinchen erSffnet an Ste]te des erkrankten Vorsitzenden, Herrn S i e b enm a n n-Base l , die Sitzung mit einer Begriissungsansprache, dankt dem Prof. v. R i n d f l e i s ch fflr die Ueberlassung seiner Inst i tu tsr iume und knfipft daran die Hoffnung, es m~ge fttr die Thi~tigkeit der Gesellschaft ein gutes Omen sein, class sie im pathologischen Institute tage; aus dem Studium der pathologischen Anatomie habe A n t o n v on T r iil t s c h , der hier so lunge segensreich gewirkt, seine Meisterschaft geschSpft. Um das An- denken dieses um unsere Wissenschaft so hochverdienten Mannes auch i~usser- lich zu ehren, schlage der Ausschuss vor, dass auf dem Grabe v. T r S l t s c h ' s dutch eine Abordnung der Gesellschaft ein Kranz niedergelegt wergen mSge. (Beifall.)

Mit B ezug auf den M i t g 1 i e d e r b e s t a n d d e r Gesellschaft theilt Redner mit, dass derselbe sich zur Zeit auf 173 belaute, naehdem ein Mitglied ausgetre- ten und leider eine sehmerzliche Lfieke durch den Tod eines hervorragenden Mittgliedes der Gesellschaft, W i l h e l m M o t d e n h a u e r - L e i p z i g i t i6. Febr. t898) gerissen worden sei. Die Versammlung erhebt sicb, um das Andenken dieses Verstorbenen zu ehren, you den Sitzen.

D er Secret~r, Herr B fir k n e r -GSt t ingen , verliest die Namen der n eu a u f g e n o m m e n e n 3t M i t g l i e d e r , mit deren Einschluss die Mitglieder- zahl nun 204 betrhgt.

Der Schatzmeister, Herr 0 s k a r W o l f - F r a n k f u r t a. M., erstattet Be* richt fiber den K a s s e n b e s t a n d . :Nachdem die vom Vorsflzenden ernannten Revisoren, Herr B a r t h - L e i p z i g und Herr K i r e h n e r - W t i r z b u r g , die Be- lege gepriift und fflr ricbtig erkannt haben, wird dem Schatzmeister yon der Versammlung Decharge ertheitt.

Es wird hierauf zur statutengem~ssen N e u w a h t d e s A u s s c h u s s e s geschritten. Hierzu bringt Herr H a r t m a n n - Berlin den Antrag ein, es miigen kfinftighin allj~hrlich 3 Ausschussmitglieder ausgelost werden. Auf Antrag des Herrn B a r t h - L e i p z i g beschliesst die Gesellschaft, diesen Vorschlag auf die nhehste Tagesordnung zu setzen. Die nunmehr vollzogene Net~wahl mittels Stimmzetteln ergiebt, dass der bisherige Ausschuss wiedergewi~hlt ist.

Aus der Mitte der Gesellschaft wird angeregt, A n t o n y o n T r S l t s c h ein D e n k m a l zu setzen. Mit den Vorbereitungen hierzu wird der Ausschuss unter Hinzuziehung des Herrn K i r e h n e r - ~Vfirzburg beauftragt.

Als O r t ft~r d ie n ~ c h s t e Y e r s a m m l u n g wird mit grosser Stimmen- mehrheit H a m b u r g gewi~hlt.

Beztiglich der V e r s a m m 1 u n g s z e i t wird ein Antrag des Herrn B a r t h - Leipzig angenommen~ nach welchem der Ausschuss zu erwhgen hat , ob die Zeit der Tagung der Gesellschaft ver~ndert und insbesondere ob die Tagung mit derjenigen der Naturforscher-Versammlung vereinigt werden solle.

Bericht fiber d. 7. Versammt. d. Deutschen otolog. Gesellschaft u. s.w. 107

Herr H a r t m a n n - Berlin berichtet fiber den vorji~hrigen internationalen medicinischen Congress in Moskau, an welchem sich leider nur t2 Mitglieder der Gesellschaft betheiligt haben; er benutzt die Gelegenheit, zu einer regen Betheiligung am internationalen otologischen Congresse aufzufordern, welcher im n~chsten Jahre in London statt finde, und regt ft~r denselben eine gemein- same Ausstellung der deutschen Ohren~rzte an. Der Ausschuss wird auch mit der Erw~tgung dieser Frage betraut.

Herr K ir c h n e r - Wt~zburg fiberbringt der Gesellschaft die Begrfissung der medicinischen Facultht und der medicinischen Yereine yon Wfirzburg. Er legt der Versammlung als einen Gegenstand yon piethtvollem Interesse den ersten Ohrenspiegel vor~ welchen A n t o n yon T r 6 1 t s c h in Paris de- monstrirt hat,

Nach dem nun erfolgten Schluss der Geschhftssitzung beginnt die w i s s e n s c h a f t l i c h e S i t z u n g .

I. Herr T r u n e S e k - P r a g : Vorstellung eines Kranken mit Ifrebs am linken Ohre.

Der der Yersammlung vorgestellte, 45 Jahre alte Kranke bemerkte zu- erst im Jahre 1890 nach einer durch einen Eisenbahuunfall hervorgerufenen Kopfverletzung auf der vorderen Seite des linken GehSrganges ein kleines Geschwiir, welches langsam wuchs and allmhhlich den ganzen GehSrgang einnahm. Vor 2 Jahren entstand in der Insertionslinie der 0hrmuschei eine anfangs linsengrosse Geschwulst, welche bereits nach einem halben Jahre 6 cm im Durchmesser zeigte. Seit dieser Zeit traten heftige Kopfschmerzen und zuweilen kaum zu stillende Blutungen aus dem Geh~irgange auf.

Die mikroskopische Untersuchung eines aus der Tiefe entnommenen Gewebspartike]s ergab unzweifelhaft, dasses sich am C a r e in ore m it ziem. lich starken Stroma handelte.

Da der Kranke jede Operation ablehnte, schritt Redner zu der yon ibm und ~ e r n y empfohtenen Methode der Krebsbehand]ung (Semaine m~dicMe, 1897, Nr. 21), welche in husserer Application yon arsenik-alkoholischer Mix~ur besteht. Das yon nekrotischen Theilen gereinigte Geschwtir wurde t~tglich mit der schw~chsten LSsung (Acid. arsen, pulv. 1,0 Alkoh. abslt., Aq. dest. ~ 75,0) bepinselt, worauf nach starker Schorfbildung sich das krankhafte Gewebe innerhalb 6 Wochen ziemlich vollst~ndig abstiess. Die Ohrmuschel zeigt sich nun in zwei Theile geschieden, der knorpelize GehSrgang ist g~nzlich vernichtet~ an seiner Stelle besteht eine eiternde Flhche, welche die Eigen- schaften eines einfachen Gesehwiires besitzt, in der Tiefe aber noch kleine Reste yon Krebsgewebe zeigt. Auch die Geschwulst hinter dem Ohre wurde durch Einpinselung mit der erwi~hnten Mixtur beseitigt.

Gegenw~rtig ist der Defect vorn zu etwa einem Drittel mit normaler Haut fiberzogen, wghrend hinten und unten die Epidermisatioa noch nicht so weit vorgeschritten ist. Bei einer weiteren Behandtung in der bisherigen Weise hofft Redner, den Kranken, dessen K6rpergewicht um 5 kg zugenommen hat und der seit 2 Monaten seinem Berufe wieder nachgeht~ noch voll- kommen herzustellen.

II. Herr Ba r th -Le ipz ig : Ueber eine einheitliche Form der HSrpri~fung. Referat und Vorschls~Te.

Redner berichtet iiber die Vorsehlgtg% welehe die auf der vorji~hrigen Versammlung eingesetzte, aus den Herren B a r t h , B e z o l d , D e n n e r t ~ P a n s e und S c h w a b a c h bestehende Commission zur Berathung einer ein- heitlichen Form der H6rprfifung der Gesetlschaft zu unterbreiten beschlossen hat, und ffir welche er yon vornherein im nhchsten Jahre eine zweite Lesung zu veranstalten beantragen mSchte.

Auf mathematisch genaue Feststellungen diirfte umso eher verzichtet werden mt~ssen, als es zweifelhaft ist, oh sich die physikalischen Werthe, mit denen wir zu rechnen pflegen, mit dem physiologischen Effect decken. Es genfige vielmehr ein ungefhhrer, dem absolut riehtigen sich m6glichst ni~hern- der Maassstab, welcher uns fiir die praktischen Bediirinisse erlaubt, an ihm die H6rschhrfe eines einzelnen Falles zu beurtheilen und die mehrerer F~ile untereinander zu vergleichen.

108 XL BURKNER

Ftir die tagliche Praxis ist die Prtifung mit der Sp r a c h e die richtigste zur Feststettuug der HSrschi~rfe im altgemeinen. Sie ist die bequemste, er- laubt nicht selten Schlfisse, welche fiber die blosse Bestimmung der HSrschhrfe hinausgehen and giebt vor allem objectivere Resultate als andere Methoden~ Andererseits haftet der Sprachpriifung der Nachtheil an, dass sie keinen un- veri~nderlichen Maassstab bietet, und dass sie ein yore physikalisch-physio- logischen Standpunkte aus unfibersichtlich zusammengesetztes Prafungsmittel darstellt.

Um mit T S n e n priifen zu kSnnen, haben wir Instrumente nSthig~ die reine~ nebengeffmsch- und obertonfreie, messbare T6ne tiefern. Da bisher Stimmgabeln yon ganz verschiedenen Eigenschaften gebr~uchlich sind, ist es absolut unmSglich, die verschiedenen Untersuchungsresultate mit einander zu vergleichen.

Redner legt der Gesellsehaft iblgende Punkte vor: t. S o l l m i t B u c h s t a b e n , Z a h l e n , W o r t e n n a c h O s k a r W o l f

o d e r m S g l i c h s t u n b e k a n n t e n W o r t e n g e p r t i f t w e r d e n ? 2. W i e s o l l d ie s e h r i f t l i c h e A u f z e i c h n u n g l a u t e n ? 3. D i e T~ine s o l l t e n e i n h e i t t i e h b e z e i c h n e t w e r d e n . 4. S i n d S t i m m g a b e l n a l s I n s t r u m e n t e f i i r d ie P r l i f u n g m i t

T S n e n in e r s t e r L i n i e z u b e i z u b e h a l t e n ? 5. M i t w i e v i e l e n T ( i n e n s o l l g e w S h n l i c h u n t e r s u c h t w e r d e n ? 6. B e s i t z e n w i r g e e i g n e t e S t i m m g a b e l n f i i r d i e U n t e r -

s u e h u n g ? 7. S o l l e v e n t u e l l d ie G e s e l l s c h a f t es in d ie H a n d n e h m e n ~

g e e i g n e t e S t i m m g a b e l n e o n s t r u i r e n zu l a s s e n ? 8. D a r f z u m E r s a t z e i n z e l n e r S t i m m g a b e l n a u c h m i t an -

d e r e n I n s t r u m e n t e n , z. B. P f e i f e n ~ g e p r i i f t w e r d e n ? 9. D i e q u a l i t a t i v e U n t e r s u c h u n g k a n n n u r in F r a g e k o m -

m e n be i s e h r S c h w e r h S r i g e n , r e s p . T a u b e n m i t i n t e n s i v e n T S n e n , d ie e i n e T a s t w a h r n e h m u n g m S g l i c h s t a u s s e h l i e s s e n (hohe P fe i f e ) . D a n n n o c h b e i D i p l a k u s i s ~ wo d u r c h N a c h s i n g e n des T o n e s h ~ u f i g K l ~ r u n g des F a l l e s zu e r w a r t e n i s t .

10. Die q u a n t i t a t i v e U n t e r s u e h u n g . 11. O s t e o t y m p a n a l e L e i t u n g . ( S c h w a b a c h ' s c h e r ~ R i n n e ' s c h e r ,

W ebe r ' s ehe r ¥ersuch.) 12. W e r t h yon Ge l t~ ' s V e r s u c h . 13. P r i l f u n g m i t P o l i t z e r ' s H S r m e s s e r , U h r u. s. w.

IlI. Herr B 1 o c h - Freiburg i. t~r.: Ueber einheit t iche Beze i chnuny der .Funk- t ionspr~fungs-Ergebnisse . E i n V o r s c h 1 a g.

• Yon einer HSrpriifung ist zu verlangen, dass sie uns ein ~n6glichst klares Bild des physiologischen Besitzstandes liefert, dass sie nicht ungebiihr- lich lange Zeit beansprucht und dass sie dem Untersuchten nut solche Fragen vorlegt, welche er auch sicher beantworten kanu.

Redner macht folgende Vorschli~ge: Die Ermittelungen fiber das rechte Ohr sollen alle tiber, die fiir das

linke Ohr unter einen Horizontalstrich gesetzt werden, was ffir beide Ohren gilt, hinter diesen.

Whhrend mit H das tISrvermOgen bezeiehnet wird, a l s o - - H = A b - nahme desselben, SchwerhSrigkeit, bedeuten soil, werde die Taschenuhr mit h (horologium) angedeutet. Hinter h kommt in Klammern die normale H6rweite der Taschenuhr zu stehen und hinter dem Horizontalstrich die Knochenleitung (Kl) yore Scheitel, die median (m), nach dem rechten Ohre (r), oder nach links (l) oder aufgehoben (O) sein kann. Z .B . bedeutet h (5,0) 3,0, Kl i. c. KL O' r, dass die normal 5 m welt gehSrto Taschenuhr yore rechten

Ohre 3 m welt and auch am Warzenfortsatze (Kl), links aber nur in Contact mit der Ohrmusehel (i. c.i and vom Knochen nieht gehSrt wird, sowie dass sie yore Scheitel aus nach reehts pereirpirt wird.

Fli~stersprache werde mit v ( ~ vox) bezeichnet~ danach V laut geschriene, V -2- die gewShnliche, tSnende Conversationssprache; stets s~vllen hohe und tiefe

Bericht fiber d. 7.Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellsehaft u. s.w. 109

Laute getrennt geprtift und eingeschrieben werden, erstere zuerst. Es be- 7--1 m

deutet also v 5--0,5 in' dass rechts hohe Laute 7 m welt, tiefe 1 m welt nach-

gesprochen werden etc. v ~ ~ 7 m wtirde besagen, dass rechts wie links hohe und tiefe Laute, also alle gefltisterten WSrter welter als 7 m geh6rt werden; v ~ O heisst beiderseits ffir Fltistersprache g~nzlich taub.

Die Stimmgabeln werden so bezeichnet, dass C 2 ~ 16 v. d., C 1 ~ 32 v. d., C ~ 64 v. d. etc. bedeutet. Beim Rinne 'schenVersuche werde stets die benutzte

Stimmgabel angeschrieben; so bedeutet dann A ~ , dass der Ri n n e'sche Vet-

such, mit Stimmgabe1.41 (Contra-.J) yon 55 v. d. ausgeftihrt; rechts positiv, links

negativ ausf~llt, c i - ~ - heisst; der Versuch mit c 1 ~ 256 v. d. ausgeftihrt,

ist recht verktirzt positiv, links unentschieden. F~llt die Luftleitung ganzaus, wird der Ton nur yore Knochen geh5rt,

so sei daftir das Zeichen - - oc gesetzt und bei Wegfall der Knochenleitung - ~ a o .

Das Ergebniss des Webe r ' s chen Versuches werde einfach hinter den Horizontalstrich des R inne ' sehen gesetzt und der Versuch mit den gleichen

Stimmgabeln wie dieser ausgeftihrt: A ~ - - r bedeutet z. B. der W e b e r -

sche Versuch mit A~ bei welchem der R i n n e ' s c h e Versuch rechts unendlich negativ~ links positiv ausfi~llt, lateralisirt nach rechts.

U. S. W. Ein Fehlen der Perception yore Scheitel aus wird durch ~ vert. O

ausgedrtickt. Beim S c h w a b a c h ' s c h e n Versuche so]Ire bei e i n e r Stimmgabel die

Perceptionsdauer mit der Uhr gemessen und angesehrieben werden; sonst gentigt die Bemerkung, ob dieselbe verli~ngert (--]-), verktirzt ( - ) oder nor-

+ real (~) sei; z. B. c ~ m , - - (28/65): m i t c (i28 v. d.} geprtfft ist der R i n n e -

sehe Yersuch beiderseits -~-, W e b e r median, S c h w a b a c h verktirzt, und zwar wird der Ton yore Knochen nur 28 rr statt 65 rt lang gehfrt.

2 5 . . . Die Galtonpfeife wird analog angeschrieben G (l,0) ~ h e i s s t : das

Pfeifchen, welches yon einem normalen 0hre yon 1,0 Windungen angeh6rt wird, wird bier auf dem rechteu Ohre yon 2,5 an lfickenlos welter geh6rt und ebenso links yon 5,8 Windungen an.

IV. Herr B e z o l d und Herr E d e l m a n n - M t i n c h e n : Bestimmuny der t t6r- seh~rfe navh richtigen t¥oport ionen.

Wenn man die Zinken einer tiber einen graphisehen Apparat fest- gestellten Stimmgabel stark zusammendrtiekt und mit einer Holzklammer in dieser Stellung fixirt w so kann man durch das Abreissen der [-]olzklammer die Gabel in ihre maximale Sehwingung versetzen. Dri~ckt man nun gegen eine Taste, welche die bewusste Scheibe so welt hebt, dass sie mit der au der einen Zinke der Stimmgabel befestigten Anschreibefeder in Bertihrung kommt, in bestimmten Zwischenrhumen, z. B. nile Secunden, so erhhlt man a u f der Glasplatte die jeder Secunde entsprechende Elongation der Zinke vom Beginn ihres Schwingungsmaximums bis zu ihrem Ausklingen. Wie Redner bereits der letzten Yersammlung mittheilen konnte, ist das Gesetz, nach welchem eine maximal erregte Stimmgabel bis zu ihrem Verklingen an Schwingungs- weite nach und nach verliert, ftir alle Gabeln ausserordentlich ann~hernd das gleiche.

Ftir die Yergleichung yon Gabeln yon verschiedener Tonhiihe ist es nothwendig, ftir jedes Instrument zuni~chst eine Curve zu zeiehnen, als deren Abscissen Zeitstrecken, begrenzt durch 0 (Beginn des stfi, rksten Ert6nens) und 100 (AufhSren der Wahrnehmbarkeit des Tiinens) und in 100 gleiche Theile getheilt, dienen. Diese Theile bilden Fusspunkte fi~r die Ordinaten, welche durch die zu jedem Zeitpunkte gehiirigen Schwingungsweiten dargestellt werden.

110 IX. BI~RK~ER

Lasst man nun die s~mmtlichen Stimmgabeln der Tonreihe ihre Elongationen aufschreiben, so lassen sich ft~r dieselben Curven construiren, welche leicht direct iibereinandergelegt werden k6nnen.

Anf diesem Wege hat sich herausgestellt~ das alle Curven der gemesse- hen belasteten und unbelasteten Gabeln nur ganz geringe Abweichungen von- einander zeigen. ~immt man nun yon allen den sehr wenig voneinander abwelchenden Ordinaten dieser Curven, die zu jedem einzelnen Zeitabschnitte geh6ren, den jedesmaligen Nlittelwerth, so kann man hieraus eine Curve con- struiren, welche das alien Stimmgabeln gemeinsame Gesetz fiir die jedem einzelnen Zeitabschnitte zukommende verhi~Itnissmhssige ElongationsgrSsse des Zinken zur Anschauung bringt, und welche als Grundlage dienen kann fiir die Bestimmung des wirklichen Verh~ltnisses, in welchem die HSrsch~rfe eines SchwerhSrigen zu derjenigen des normaIen Ohres steht.

Setzt man die H6rempfindlichkeit ft~r einen Ton umgekehrt proportional der diesen Ton erzeugenden Stimmgabelelongation, yon wetcher die H6rschwelle des untersuchten Ohres gerade tiberschritten wird, so kann man mit Htilfe einer Tabe]le ftir jede am kranken 0hre gefundene HSrdauer yon 1--10t) {die normale HSrdauer ~ 1~)0 gesetz0 die zugehiirige HSrschhrfe fin@n, wie sie der im gegebenen Zeitmoment vorhandenen ElongationsgrOsse der geprtiften Stimmgabet entspricht. - -

D i s c u s s i o n t~ber die Vortr~ge II--IV. Herr K e s s e l - Jena empfiehlt, die Sprachpr~fung in 4 Sti~rkegraden, als

Fliistersprache, Umgangssprache, laute Sprache und Versthrkung der letzteren durch HSrrohre, auszuft~hren. Der verwerthbarste Grad sei die nach der Sti~rke des Exspirationsdruckes zu bemessende Fliistersprache, welche, je nach- dem sie mit eiuem Minimum oder einem Maximum oder einem Mittel yon Exspirationsdruck gesprochen werde, mit v 1, v2 oder v 3 bezeichne~ werden kOnne.

Die HSrweite ffir Fllistersprache betrage bei einem Alter von 30 Jahren im geschlossenen Raume 40 m~ bei jiingeren Individuen etwas mehr, bei ~lteren rasch abnehmend weniger. Die H6rweite soll durch einen Bruch aus- gedriickt werden, dessen Z~hler den Abstand der Schallquelle vom Ohre, und dessert Nenner die ~ormalhSrweite angiebt. Rticke die Schallquelle so nahe heran, dass sie den Kopf direct bert~hrt~ so soll dies dutch 0,000 :J: bezeichnet werden, d. h. dutch die Knochenleitung werde die Schallquelle bei Beri]hrung des Sch~dels {je nach dem gesetzten Zeichen -~- oder --) geh6rt oder nicht gehSrt.

huch die musikalische Priifung and die Priifung mit der Uhr lasse sich in Bruchform eben so gut ausdrticken.

Redner weist dann noch auf einige Schwierigkeiten hin, welche sieh bei der H6rprtifung bemerkbar machen, und welche namentlich in der UnmSglich~ keit begrtindet sind, eiu normalhSrendes Ohr bei der Priifung des schwer- hSrigen entgegengesetzteu voitsthndig auszuschMten.

Herr Be z o ld-Miinchen macht darauf aufmerksam, dass eine Fiiister- sprache yon einer HSrweite yon 40 ra und dari]ber offenbar nicht derjenigen entspreche, welche friiher bei den Ohren~rzten in Gebrauch war und eme uormale HSrweite yon 20 m ergeben hat. Dies gehe aus Redners Sehuhnter- suchungen an 3614 Geh6rorganen hervor, unter welchen nut I659 fiber 16 m, 1189 abet nur 16--8 m welt. gefl~sterte Zahlen verstanden hubert, wahrend die HSrweite der iibrigen noch unter diesem tetzterem Maasse zurtickblieb.

Die Intensit~t der Fliistersprache lasse sich am einfachsten reguliren durch eine dem Sprechen vorausgeschickte nicht forcirte Exspiration. Das Tempo, in welchem die Silben sich folgen, mfisse stets das g!eiche, die Arti- culation der beim gew6hnlichen Sprechen entsprechend sein. Unter diesen Cautelen seien die Zahien als Priifungsworte gent~gend.

Einige im Sitzungssaale angestellte Proben mit der eigenen Fltisterspraehe des Redners ergeben, dass die geiifisterten Zahlen yon einem Theile der Ver- sammlung nicht sicher bis zum Ende des Saales percipirt werden kbnnen.

Herr R u d o l f Pause -Dre sden bemerkt~ dass die ganze gegenwhrtige Verhandlung tiberhaupt nicht hierher geh6rt, da nicht festgestellt werden soil,

Bericht fiber d. 6. Versamml. d. Deutschen otolog. Gesetlschaft u. s.w. 111

wie welt Flfistern vom Gesuuden geh6rt wird, sondern wie wir die Prfifung mit Flfistern im Schema der HOrprfifung bezeichnen wolten.

Herr S c h w a b a c h- Berlin macht darauf aufmerksam, dass es durchaus unstatthaft ist, zu sagen: ,,Fliistersprache wird in der und der Entfernung geh6rt." Es sei unbedingt nothwendig, Angaben fiber die zur Prfifung ver- wendeten Lautgruppen zu machen, da es ganz verschieden sel, ob man mit Zisch]auten oder explosiven oder tiefen Lauten prfife.

Herr 0 st m ann-Marburg betont, dass die Fltistersprache der einzelnen Untersucher eine sehr verschiedene ist, und schl~gt vor, als einheitliches Maass diejenige ]ntensiti~t anzunehmen, bei welcher Normalh6rende bestimmte Worte in einer festgesetzten Entfernung (etwa 15 m) noch eben h6ren.

¥. Herr D e n n e r t - B e r l i n : .4kustische Mittheilungen z~m Z~veck physio- logischer und praktiseh-ototogischer ~Fragen mit Demonstration.

Redner hat ¥ersuche angestellt~ welche dutch die Frage der Mittheilung des Schalles yon t6nenden K6rpern an andere, speciell die Frage des Mit- t6nens, worauf die H e l m h o l t z ' s c h e Theorie beruht, in Angriff nehmen. Zu diesen ¥ersuchen wurden in der Hauptsache transversal schwingende Stimmgabeln benutzt. Setzt man eine c ~- oder cS-Gabel mit ihrem Stiel auf den Proc. mast. eines Knochensch~dels, so t6nen dieselben schon bei der lei- sesten momentanen Beriihrung des entgegengesetzten Warzenfortsatzes mit dem Fusse einer t6nenden c 5- oder c4-Gabet durch Knochenleitung mit. Von wesentlichem Einfluss auf das Mitt6nen wie auf das T6nen yon K6rpern fiberhaupt ist ihre mo]eculare Beschaffenheit und Anordnung, Von zwei c~-Gabeln des Redners yon nahezu gleicher Form und Gr6sse, aber aus ver- schiedenem Material, wird die eine schon bei einer ganz leisen Beriihrung in Schwingung versetzt und schwingt bei einem Anschlag mittlerer Stf~rke 24 Se- cunden~ w~hrend die andere durch einen Anstoss gleicher Intensitfi, t nicht in Schwingung versetzt wird und bei einem mittelstarken Anschlag nur 7 Se- cunden t6nt.

Dieselbe Verschiedenheit tier Sensibilitht und Erregungsdauer, welche man an K6rpern bei einem einmaligen Anstoss beobachtet, zeigen dieselben auch, wenn sich eine Reihe yon relativ sehr viel schw~cheren Anst6ssen zu einer Wirkung summiren, wie dies beim 5~littSnen der Fall ist. Die Eigen- schaft, durch gr6ssere oder kleinere Anst6sse in 8chwingung versetzt zu werden, kann man den K6rpern in gr6sserem oder geringerem Grade voriiber- gebend nehmen, wenn man sie di~mpfl. Schon das Einlegen yon etwas Watte zwischen die Zinken einer Stimmgabel wirkt auf das T6nen oder Mitt(inen ausserordentlich st6rend. Wenn man nun successive einen elastischen K6rper immer starker d~mpft, so wird die Periode des Nachschwingens beim An- schlag desselben immer kfirzer, bis schliesslich ein hiirbares ~achklingen fiberhaupt nicht mehr stattfindet, und die Tonempfindung in die eines trocke- nen Schlages fibergeht.

Yore physiotogischen Standpunkte ist dieser Uebergang einer Ton- empfindung in das Schlaggerhusch fl~sofern yon Interesse, als noch Contro- versen in der Gerauschfrage bestehen. Durch den erwfi, hnten Versuch kann man den objectiven experimentellen Beweis ffihren, class zur Analyse des Schlaggeri~usches kein anderes physikalisches Postulat erforderlieh ist als zur Analyse der T6ne. Wenn die erregende Stimmgabet (c 4 oder c ~) successive mehr gedhmpft wird~ so nimmt das Mitt6nen der zweiten gleichgestimmten, unged~mpften Gabel allmhhlich an Intensitii.t und Dauer ab , ist aber immer noch zu constatiren, wenn das erste beim Anschlag nur noch ein Schlag- ger~usch erzeugt.

Diesen Versuch kann man aueh mit ttiilfe jedes anderen Schlaggerhusches ausfiihren, wenn letzteres und Stimmgabel unisono sind; und es wird dadurch ffir diese Art von Gerhuschen bewiesen, dass sie physikalisch in derselben Weise analysirt werden wie T6ne, und dass snmit auch zu ihrer Ausl6sung im Ohre kein anderes Organ n6thig ist wie ffir diese.

Fiir die Zwecke de r H6rprfifung ist diese experimentelle Beobachtung insofern yon Interesse~ ats man unter Beriicksichtigung des Priucips yon der Wirkungsf~hlgkeit der K6rper und zugleich des Mittiinens derselben einen

112 IX. BI)RKNER

Apparat construiren kann, welcher sich sowohl ffir HOrpriifungen im all- gemeinen wie fttr bestimn/te Toniagen insbesondere verwenden liisst.

In einer kleinen Handhabe befinden sich zwei graduirte cO-Gabeln~ die sich durch an den Branchen angebrachte verschiebbare Zwingen in gr0sserem oder geringerem Grade di~mpfen lassen. Der Anschlag der erregenden Gabel wird dutch ein Hhmmerchen yon bestimmter BewegungsgrOsse bewirkt.

Dieser Apparat kann nun zur H0rpfflfung verwendet werden einmal~ indem man beide Stimmgabeln bis zu dem Punkte d~mpft, wo die erregte Stimmgabel ebea noch als ein sehr kurzer Ton wahrgenommen wird, oder dass man bei einer bestimmten Einstellung der Di~mfung geringeren Grades prfift, wielange der kurze Ton noch gehOrt wird.

Die Vortheile dieser priifung liegen einmal darin, dass der Scball ein einfacher~ bestimmt definirter ist, sich sehr rein abstufen und sich leicht auf die Constanz seiner Intensit~t prafen l~sst, andererseits in.dem Umstande, dass man sich dabei besser iiber den wirklichen Grad der HOrst0rung informiren kann als mit langtOnenden Gabeln, bei deuen die Ermiidung in Rechnung zu ziehen ist.

Auch wenn die schwingenden K0rper sich in einer Flfissigkeit befinden, gelingt der Nachweis des MittOnens. Da aber die Flilssigkeit einen d~mpfen- den Einfiuss ausfibt, so hOre~ die Schwingungen ausserordentlich schnelt auf, und zwar je h0her die benutzte Stimmgabei abgestimmt ist, umso schneller. Eine in einer Fltissigkeit befindliche Stimmgabel durch eine zweite ausserhalb der Flfissigkeit schwingende Gabel in der Luftleitung deutlich nachweisbar zum Mitt0nen zu bringen, ist dem Redner bisher nicht gelungen. Bringt man jedoch die eine Stimmgabel in die Fltissigkeit und setzt die andere Gabel ausserhalb derselben mit ihrem Stiel in Contact mit dem Stiel der ersteren~ so kann man ein schwaches Mitt~inen der in der Flitssigkeit befindlichen Gabel beobachten, was am besten mittels eines mit dem einen Ende in die Flfissigkeit getauehten HOrschlauches geschieht. Sobald der Contact zwischen beiden Gabeln geI0st wird~ hOrt man das Instrument in der Flfissig- keit noch eine sehr kurze Zeit schwach tOnen, aber nicht in der Periode des erregenden Tones, sondern tiefer, und zwar im Wasser um ca. zwei Tonstufen. Um eine c~-Gabel im Wasser zum MittOnen zu bringen, w~htt man ats er- regenden Ton der i~usseren Stimmgabel daher am zweckm~ssigsten einen am zwei Stufen tieferen, also f l . Setzt man den Stiel einer tOnenden/'1- Gabel auf den Stiel einer im Wasser befindlichen c~-Gabel, so tOnt dieselbe roll und unisono mit der erregenden mit, und nach LOsung des Contactes i~ndert slch ihr Ton nicht, sondern tOnt in der Periode der erregenden Gabel, ats yon f l , welter. - - Vl. Herr Beckmann-Ber l in : Zur Theorie des [15rens.

Dem l~edner hat sich schon seit Jahren die Ueberzeugung aafgedri~ngt, dass der sogenannte Scballteitungsapparat der Uebertragung der Schaltwellen nicht dienen kOnne, sondern eine ganz andere Funktion hubert masse. Es sei von vorherein unwahrscheinlich, dass ein complicirtes and vielfach be- lastetes Organ wie das Trommelfell zur Aufnahme and Uebertragung der feinsten und verwickeltsten Wellensysteme geeignet sein solle, und dass setbst grobe Verimderungen, wie Trfibungen, Yerdickungen, Narben~ Verkatkangen, diese Funktion kaum beeintr~chtigen. S c h m i d e k a m habe gefunden, dass das Trommelfell T0ne yon fiber 450 Schwingungen nicht mehr aufschreibt, B l a k e habe festgestellt, dass das Trommelfell zusammengesetzten Lautcom-

~ lexen nicht fotgt, dass die GehOrknOchelchenkette ffir die Wahrnehmung er hOheren TOne iiberfliissig ist, sei durch B ezo 1 d nachgewiesen. Ffir die

Nothwendi~keit der Kette far die Perception der tiefen TOne erachte letzterer Autor den~Umstand als bcweisend, dass eine Feststellung des Steigbfigels im ovalen Fenster einen Ausfall an der unteren Tongrenze bedingt.

Each der Vorstelinng des Redners handelt es sich bei dem Schallleitungs- apparate um ein Gegengewicht, welches die auf der Labyrinthseite st~rkere Belastung des ovalen Fensters ausgleichen soll. Bei der Membran des runden Feasters ist die Verst~rkung durch eine in ihr selbst angebrachte elastische Ver- steifung yon solcher Mi~chtigkeit bewirk~ dass die Membraa gegen das Laby- rinth convex gestaltet ist. Bei der Membran des ovalen Feasters wird die

Bericht fiber d. 7. Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellschaft u. s.w. 113

nothwendige Balancirung durch das complicirte Hebelwerk der GehfrknSchel- cben erreicht, das einerseits in einer in die Membran selbst eingefiig.te Knochenplatte endet, deren anderes Ende in Gestalt des Hammergriffes m eine grOssere, durch Radiar- and CireulSrfasern verschieden gespannte und abgesteifte Membran verwebt ist. Dieses System wird durch zwei Muskeln und durch den yon der Tubenmusculatur regulirten Luftdruck in seiner Gleich- gewichtslage und Spannuog erhalten und bringt durch sein Uebergewicht die zweite Membran me ine solche Abh~ngigkeit, dass diese vollsti~ndig seinen Bewegungen folgt. Die Schallwellea kSnnen durch alle Wandungea des Labyrinthes, also ausser durch Knochenw~nde auch durch die Fenster zu den in der Fl~lssigkeit saspendirten Nervenapparaten gelangen. Die Funktlon beider Membranen ist also die Erhaltung eines mSglichst labilen Gleichge- wichts der Labyrinthfliissigkeit, eine Funktion, die durch den hinzutretenden Mittelohrapparat unendlich verfeinert wird. Das Trommelfell wird aber auch durch Schall fortwhhrend in Schwingungen versetzt und dadurch nicht nur die eigene Beweglichkeit der Kette und Fenster erhalten, sondern es werden auch dem Labyrinthinhalte durch StSsse Bewegungen mitgetheitt, welche ein Mitschwingen der in ihm ausgespannten Saiten erleichtern. Die StOsse des 8teigbtigels drtlcken die auf den Basilarsaiten ruhenden Endpunkte der Cor t i - schen Bogen gegen die Saiten und dhmpfen diesetben.

Die Annahme,. dass:~ die vom sogenannten. Leitungsapparat aus-eftihrten Schwingungen mcht als Schall zur Perception gelangen, sondern zur Dgmpfung dienen, wird durch die Verl~ngerang der Knochenleitung bee Fixation oder Fehlern der Kette - - und zwar eben dutch den Ausfall dieser Di~mpfung p untersttitzt. Die tiefen TSne fallen aus, well die Fixation oder das Fehlen der Kette den Verlust des feineren labilen Gleichgewichtes des Labyrinth- wassers und des Pereeptionsorganes bedeutet und ein Mitschwingen besonder~ der in grOsseren Amplituden schwingenden tiefer abgestimmten Basilarsaiten, welehe eines soichen labilen Gleiehgewichtes besonders bedilrfen, unmSglicb gemacht wird. Auch der Umstand, dass bei acuten nicht perforativen Ex- sudatansammlungen in der PaukenhShle, bei welchen der Stapes nicht fixirt ist, dee Knochenleitung darch den besonders vollstandigen Ausfall der Dhmpfnng stark verl~ngert, die untere Tongrenze bei der nicht erheblich verhnderten Verminderung des Stapes aber wenig oder gar nicht beschrankt ist~ spricht zu Gunsten der vorgefiihrten Theorie.

Ebenso wird die Wirkung des die Sehwingungen eher hemmenden ktinst- lichen Trommelfelles durch die Annahme am besten erkl~rt, dass bei dieser Prothese das labile Gleichgewicht des Labyrinthwassers wieder mehr der Norm geni~hert wird.

Die Erseheinung, dass die an Fixation der Kette Leidenden beim Zu- sammensprechen Mehrerer so besonders sehwer verstehen, wird gleiehfatls durch das Fehlen der D~mpfung verstandlich; die ungedi~mpften Saiten sind nioht im Stande, die zahlreichen einzelnen TSne gesondert zur Perception zu bringen, und alles schwimmt zu unbestimmten Wahrnehmungen zusammen. Andererseits zeigt die als Paracusis Willisii bekannte Erscheintmg, wie das Fehlen der Labilit~t des Fensters und der durch den Mittelohrapparat dem Labyrintinhalte tibermittelten Bewegung durch eine Ersohtitterung des ganzen K(irpers oder durch starke 8challeinwirkungen wieder ausgegliehen werden kann. - -

VII. Herr P a s s o w - Heidelberg: Ueber Ohrenheilkunde und Taubstummen.

Nieht allein in Bezug auf die kSrpertiche Pflege des taubstummen Kindes (Behandlung yon Ohrleiden, Entfernung yon adenoiden Vegetationen) bedarf der Taubstummenlehrer des ohrenarzlichen Rathes; da die Zahl der Total- tauben in den Taubstummenanstalten~ wie zahlreiche neuere Untersuehungen ergeben haben, wesentlioh geringer ist, als man friiher annahm, und da es bekannt ist, dass Kinder mit HSrresten besser sprechen lernen als g~nzlich taube, so ist es auch filr die Erziehung yon grosser Wichtigkeit, dass die HSrreste in richtiger Weise verwerthet werden, was durch sachgemhsse H ~ir-

f t b u n g ~ n erreicht werden kann. Archly f, Ohrenheilkunde. XLV. Bd, S

114 IX. BURKNER

Durch die Bemiihungen yon Bezo ld ist es in Mtlnchen gelungen, eine Klasse yon Schiilern jeglichen Alters zu bilden, in welcher ausserhalb der eigentlichen Schulstunden thglich 1/2--| Stunde lang Uebungen mittels der $prache veto Ohre aus vorgenommen werden. Der Erfolg, besonders in Be- zug auf reine und deutliche Aussprache, ist nicht zu verkennen. U r b a n - t s c h i t s c h , der in jeder Hinsicht welter geht als B ezo ld , glaubt, dass fast allen taubstummen Kindern dutch Hiiriibungen his zu einem gewissen Grade geholfen werden kiinne, und verlangt nicht nur ttSr- nnd Sprech-, sondern aueh Toniibungen, in der Annahme, dass der Reiz, weIcher bei denselben den HSrnerven unausgesetzt trifft, das GehSr thatsachIich bessere. Diese Voraussetzung ist jedoeh dutch die Beobachtung von Be z old widertegt, dass die Grenzen far die Tonwahrnehmung bei den Kindern, deren HSrver- m(igen durch die Uebungen scheinbar gebessert war, sieh absolut nicht er- weitert batten.

Zum Wohle der Taubstummen muss es als dringend wiinsehenswerth erachtet werden, dass staatlicherseits regelmassige ohrenarztliche Unter- suehungen der Ziiglinge angeordnet werden, wie es bisher nur in Sachsen- Weimar gesehehen ist.

Die haufige Wiederkehr yon Fallen, in welchen kleinere, noeh nieht sehulpfiichtige Kinder info]ge yon Cerebrospinalmeningitis taub geworden waren, ohne indessen bereits auch die Sprache eingebi~sst zu haben, ver- anlasste den Redner, sieh nigher mit dem Taubstummenwesen Deutschlands und speciell Badens zu befassen. Infolge seiner Bemfihungen bei der Re- gierung wurde Redner beauftragt, die ZSglinge der Badischen Anstalten all- jahrtich einmal zu untersuchen.

Von t88 Kindern hatten 52 CeruminatpfrSpfe, davon 15 doppelseitig; 4 batten FremdkSrper (1 doppelseitig), einmai fanden sich Narben and Ver- wachsungen im Rachen, 35 zeigten Wueherungen im Rachen, 27 real bestand behinderte Nasenathmung dutch Yeranderung im Inneren der Nase, 6 batten Ozana~ 9 Kinder litten an Otitis media chronica (3 doppelseitig).

Die hypertrophischen RachentonsiUen wurden entfernt~ worauf sieh in mehreren Fallen die Spraehe wesentlieh besserte.

In beiden Anstalten fanden sich auch einige blSde Kinder, welche veto Unterricht so gut wie nichts profitirten.

Redner hat nun der badischen Regierung vorgeschlagen, dass allj~hrlich eine im Beginn des neuen Schuljahres abzuhaltende ohrenarzliche Untero suchung angeordnet werde, welche sich auf Mund, Hals und Ohren zu er- strecken und bei den neu aufgenommenen Kindern Ton- und VocalgehSr festzustellen habe; dass ferner OhrensehmalzpfrSpfe und FremdkSrper zu entfernen, h~pertrophische Rachen- und Gaumenmandeln zu beseitigen und vorhandene Nasenkrankheiten veto Anstaltsarzte zu behandeln sind. Kinder mit Ohreiterungen sind eiuer Ohrenklinik zu ~berweisen, dventuetl behufs Vornahme einer Radicaloperation. Bei der ji~hrlichen Untersuchung ist iest- zustellen~ welche Erfolge dutch die im vorhergehenden Jahre stattgefundene Behandlung erzielt worden sind.

Diese Vorschlage sind veto Ministerium bereits genehmigt werden; ferner wurde eine Anordnung getroffen, wodurch fiir Feststellung der H~rfi~higkeit fiir Tiine bei sammtlichen in den Anstalten befindlichen Kindern gesorgt ist; auch sell in jeder Ahstalt eine Classe fiir Taubstumme mit H(irvermSgen ge- bildet werden, in welcher in Mi~nchen vorgebildete Lehrer nach B ez o ld 's Principien unterrichten sollen.

Aehnliehe Einrichtungen sollten nach Redners Meinung iiberaI1 an- gestrebt werden. Die Lehrer, welche haufig ein Misstrauen gegen den Ohrenarzt haben and befilrchten, aus ihrer Position gedri~ngt zu werden, ml~ssen in aus- glebigster Weise mit den Bestrebungen vertraut gemacht und zu ihrer AUS- fiihrung herangezogen werden. Um dies zu erreichen, erscheint dem Redner der geeignetste Weg die Veranstaltung einer Conferenz yon Ohrenarzten und Taubstummenlehrern; ftlr diesen Plan, dem schon eine Anzahl yon Lehrern zugestimmt haben, wfinseht er die Versammlung zu gewinnen und schlagt vor, dass einige Delegirte zu einer solchen gemeinsamen Cenferenz mOchten erwahlt werden. Die Verhandlungen und Beschlilsse der tetzteren "wiirden

Bericht fiber d. %Versamml. d. Deutsehen otolog. Gesellschaft u. s.w. 115.

der Gesel]schaft im ~chsten Jahre vorgelegt und den zust/~ndigen Regierungen unterbreitet werden, um als Grundlage i'fir etwaige Neuerungen zu dienen.

Discuss ion . Herr Bezold-Mfinchen kann den Vortragenden zu seinen Erfolgen

beztiglich der Einf0hrung eines gesonderten Unterrichtes for die partieU h6renden Taubstummenz6glinge nur begl0ckw0nsehen. Im Mfinchener Central- Taubstummeninstitute seien es bis jetzt 17 bei einer Gesammtzahl von 80 Z6glingen, welche gesoadert yore Ohre aus unterrichtet werden, seitdem dieser Unterricht veto Ministerium angeordnet worden ist.

Redner schildert die wachsende Theilnahme und geistige Lebendigkeit der Kinder, die gr6ssere Reinheit und Vollkommenheit ihrer Sprache, die Freudigkeit, rait welcher die Lehrer an die Sache herangetreten sind.

Die Auswahl der ftir den HSrunterricht geeigneten Kinder k6nne mit H01fe der continuirlichen Tonreihe absolut sieher getroffen werden.

Redner beriehtet Sodann, dass kfirzlich ein preussischer Anstaltsdirector im Auftrage seines Ministeriums die Manchener Einrichtungen studirt und sich sehr befriedigt fiber diese wie fiber die gewonnenen Resultate aus- gesprochen habe.

Ffir die kfinftige Organisation dieses Unterrichtes hMt Redner for er- forderlich •

1. Die Anstellung mindestens eines weiteren Taubstummenlehrers an jeder Anstalt.

2. Die Anstellung mindestens eines ffir diesen Zweck speciell geschulten Ohrenarztes ffir je 3--4 Taubstummenanstalten, dessen Aufgabe es sein wird,

a) jhhrlich einmal in den ihm zugewiesenen Anstalten bei s~mmtlichen Kindern das Geh6rorgan zu prfifbn und

b) die noch fortbestehenden Erkrankungsproeesse des Ohres zu behandeln. Die weitere Ausbildung der Unterrichtsmethode sei Sache tier Lehrer.

Sie k6nne jedoch lediglich den Zweek haben, die Sprache auf der Basis tier bereits vorhandenen H6rreste aufzubauen; yon einer Erweiterung des Geh6res selbst, im Sinne yon U r b a n t s c h i t s c h , kSnne keine Rede sein.

Herr Ostmann-Marburg theilt mit, dass auf seinen Vorschlag seit 2 Jahren in der Taubstummenanstalt Homberg ohrenhrzttiche Untersuchungen durch ihn stattfinden, und die Wiinsche, welche Herr P a s so w als erstrebens- werth bezeichnet babe, somit bereits erffillt sind.

Herr Mann-Dresden hat bei seinen in den letzten Jahren wiederholt vorgenommenen Taubstummenuntersuchungen F~IIe gefunden, die noch tiber- rascheud gutes LI6rverm6gen batten. Solche Kinder geh6ren unbedingt nieht in die Taubstummenans~att, in der sie alte Gelegenheit vershumen, ihre H6r- reste zu fiben. Es miissten Schulen f(ir SehwerhSrige gegrtindet werden.

Herr Kesse l - Jena will seine Erfahrungen mittheilen, welehe er als vom Ministerium beauftragter und besoldeter Arzt an der Weimar'schen Taub- stummenanstait whhrend 1l Jahren gemacht hat.

Auf 10 Taubstumme kommt in dieser Anstalt ein Lehrer; gelibt wird die Articulationsmethode.

Der Taubstumme sei ein ,Viersinniger" ohne Verbildung des Gehirnes, nur ein Geh6rleidender, und nur solche sollten in die Taubstummenansta:lten aufgenommen werden, denn dann wfirde man sieh allgemein iiberzeugen, dass sie sich zu einer selbst~ndigen Existenz durchringen k6nnen.

Bezfiglich der Werthsch~tzung der H6rmethode beim Unterricht glaubt Redner, dass viele Irrthfimer untergelaufen sind. Es f~nden sieh in den An- stalten sensoriell Aphasische mit H6rrestern, die durch Tonprfifungen nach- gewiesen werden k6nnen, auch da, wo die Sprachprfifang im Stiche l~sst. Redner h~lt es ffir einen Irrthum, dass ein Tontauber jemals sprachh6rig ge- maeht werden kSnne; seine Erfahrungen spr~chen vollsthndig dagegen. Ein Tontauber k6nne auch auf Sehal! reagiren, allein dieser Reaction liege keine Geh6rs-, sondern eine Geffihlsempfindung zu Grunde. Intelligente erwaehsene Taubstumme wissen das und lehnen such die H6rmethode Ms aussichtslos ab, w/ibrend bei jungen, unerfahrenen Taubstummen Selbstt~uschungen vor-

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1](J IX. BURKNER

kommen, indem sie die Trommelfellschwingungen mit Geh6rsempfindungen verwechseln.

Von einer Anwendnng der H6rmethode bel allen Taubstummen werde dah~r hie die Rede sein; es kSnne sich nur darum handeln, dnrch exacte Ton- prtifung diejenigen unter ihnen herauszufinden, welche far die H6rmethode geeignet sind, und dann werde die Hauptfrage zu beantwarten sein, bei welchem Umfange noeh das Wortversti~.ndniss durch das Geh6r geweckt werden k6nne.

l'~othwendig sei, dass den Taubstummenlehrern faehmi~nnisch gebildete Aerzte beigegeben werden; nur dann sei es m6glich, die sensorieI1 Aphasischen und die hochgradig SchwerhSrigen yon jenen Anstalten zu entfernen, wohin sie nieht geh6ren.

Besonders sei dafi~r zu sorgen, dass den bereits sprechenden, yore 4. Le- bensjahre an taub gewordenen Kindern die Sprache erhalten bleibe, was nut bei angepasster Unterriehtsmethode erreicht werden k6nne.

tterr B arth-Leipzig macht den Vorschlag, nicht jetzt gleich Delegirte ftir eine Zusammenkunft und Berathung zu wi~hlen, sondern erst einzelne Herren Fiihlung mit den¥orstehern der Anstalten and den entsprechenden Beh6rden suchen zu ]assen, was Redder filr Sachsen gem iibernehmen will;

Herr Schmiedt-Leipzig empfiehlt, die dureh den HSrunterricht er- zielten Effolge in einem den Taubstummenlehrern zag~ngigen Organ zu ver- 5ffentliehen.

Herr Brieger-Breslau schlagt vor, der Ausschuss mSge sicb mit den Vereinen tier Taubstummenlehrer wegen Vereinbarung elner gemeinsamen Con- ferenz in ¥erbindung setzen and das Resultat dieser Verhandlungen den Mit- gliedern der Gesellschaft mittheilen.

Herr K fimmel-Breslau bemerkt, dass der yore Vortragenden erw~.hnte H ei d sie c k nicht als objectiver Beurtheiler angesehen werden diirie, da seine Yerurtheilung der Sprachiibungserfolge yon L e h f e 1 d t und U r b a n t s c h i t s e h unzweifelhaft tendenziSs und der Wahrheit nicht entsprechend sei.

Ffir die zahlreichen Auf~aben, welche den Lehrern durch Unterricht yore Ohre aus erwtichsen, dflrfte die deutliehe Abnahme der ZahI der Taub- stummen die n(ithige Zeit schaffen.

Herr Schuber t -Ni i rnberg h~lt es gegeniiber einer Bemerkung des Vortragenden ffir seine Pflicht, auf die Erfolge, welche U r b an t s c h i t s c h auf der Naturforseherversammiung in Wien vorgeffthrt hat, hinzuweisen. Allen Theilnehmern an jener Sitzung sei die klare and reine Aussprache der naeh der h~ethode yon U r b a n t s c h i t s ch unterrichteten Kinder tiberraschend ge- wesen. Der yore Herrn Vortragenden citirte Taubstummenlehrer hal~e sein absprechendes Urtheil nicht auf eigene Anschauung aufgebaut.

Redner warnt ferner davor, Kinder mit HSrresten aus der Taubstummen- anstalt eher zu nehmen, als geeignete andere Unterrichtsanstalten flit dieselben geschaffen worden sein werden; sonst wtirden gerade die mit H6rresten be- gabten Kinder iibler daran sein, als die vtillig tauben, weil in der allgemeinen Volkssehule weder Zeit, noch Krii.fte ffir den Unterricht hochgradig Schwer- h6riger vorhanden sind.

Herr Passow Heidelberg freat sich, dass Herr 0 s t m a n n mit specia- tistischen Untersuchungen beauftragt ist. Fiir die Richtigkeit der Heid sie c k - schen Behauptungen kann Redner nicht ei~stehen ; er habe sie nur registrirt, mi/sse aber hinzufi;lgen, dass viele Taubstummenlehrer ebenso denken.

Herr 7Mann wolle ja sehliesslich auf dasselbe hinaus, wie er (Redner); nur mtlsse betont werden, dass die Kinder, die noch h6ren, wohl in Taub- stummenanst~lten geh6ren, nut nicht in solche~ wie sie jetzt eingeriehtet sind.

Dass Redner sich mit der Taubstummenunterriehtsangelegenheit eingehend beschhftigt babe, werde sein Vortrag gezeigt haben. Er babe nicht behauptet, class alles, was er vorgebracht habe, neu sei; ihm sei die ttauptsache, dass er bei tier Versammlung Interesse far die Frage erweckt und das Rad in's Rollen gebracht habe. VIII. Herr Hel lmann-Wiirzburg: Die E'atwickelung des Zabyrinthes bei

To~Tedo ocellata. IZedner demonstrirt die Entwiekelung des Labyrinthes bei Torpedo ocel-

lata an 10 Wachsplattenmodellen nach S t r a s s e r - B o r n , welehe yon den be-

Bericht fiber d. 7. Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellschaft u, s.w. 117

treffenden Entwickelungsstadien den Epithelschlauch des linken Labyrinthes in hundertfacher VergrSsserung darstellen.

Das ganze Labyrinth des Zitterrochens erscheint pIattgedrtiekt; die Bogeng~nge und der Ductus endolymphaticus sind im Verh~tltniss zur unteren Partie des Labyrinthes sehr stark entwickelt; Saccutus und Utriculus der anderen Wirbeltbiere ist durch einen kleinen, seitlich abgeplatteten, recht- eckigen Hohlraum, ,,hhutiges Vestibulum", ersetzt. Ein an letzterem h~,ngen- der miitzenf6rmiger Fortsatz~ die Lagena, entspricht dem Canalis cochlearis der hSheren Ve~ebraten. Die beiden vertiealen Bogengiinge stellea je einen in sich geschlossenen Ring dar, in dessen unteren lateralen Theil die ent- sprechende Ampulle eingesehattet ist; der hintere Bogengang steht nur durch einen kurzen Kanal, den Ductus canalis posterioris, mit der medialen Wand des hautigen Vestibulums in Verbindung, w~hrend tier vordere mit demselben durch einen l~nglichen Spar communicirt. Der ~ussere Bogengang ragt mit seinem hinteren Ende durch den Ring des hinteren Bogenganges hindureh noch fiber die Ebene desselben heraus, Die vorderen Enden des i~usseren Kanales mtinden in den medialen Theil des vorderen und stehen nur dureh diesen mit dem hhutigen Vorhofe in Zusammenbang: Die Ebenen der Bogen- gange bitden unter sieh einen r~umlichen rechten Winkel, ebenso auch die Sulci transversi der Ampullen. Der den Ductus endolympbaticus aufnehmende, m~chtige Saccus endolymphaticus mfindet, wie bei allen Knorpelfisehen, dutch ein kurzes, enges EShrchen auf die Haut des Rfickens.

Auf eine genauere Schilderung tier vom Redner dargelegten Entwicke- lungsvorg~nge kann hier nicht eingegangen werden. Es geht aus denUnter- suchungen hervor, dass die Labyrinthentwicketung bei Torpedo ocetlata naeh denselben Principien erfolgt wie bei den h6heren Wirbelthieren; ebenso auch bei anderen Plagiostomen, wie Torpedo marmorata, Mustelus Jaevis, Yristiurus melanostomus; die Entwicketung der Bogeng~nge stimmt sogar in der Reihen- folge mit der bei den hOheren Wirbelthieren beobachteten fiberein. Die er- wi~hnte HautSffnung des Saccus endolymphaticus entspricht der Einsttilpungs- stetle der Labyrintblase.

IX. Herr Ostmann-~Marburg: Ueber die Reflexerregbarkeit des Muse. te~- • sor tymTani dutch Sehallwellen u~d ihre Bedeutung far den HSraet.

Die Frage, wie zuni~chst der ruhende Tensor tympani durch seine na- tiirliche tonische Spannung auf den Schallleitungsapparat wirke, findet ibre Beantwortung durch die Thatsachen, dass a. die Durehschneidung des Mus- kels die Geh6rschgrfe des gesunden 0hres nicht herabsetzt, b. nach der Durch- schneidung das normale Ohr gegen hohe T6ne fiberempfindlich ist, c. durch die tonische Spannung des Tensor die Ausgiebigkeit der Bewegungen der Ge- h6rknSchelchen nach aussen beschri~nkt wird.

:Die mechanische Wirkung des Muskels auf den Leitungsapparat hussert sieh a. in einer strafferen Spannung des Trommelfelles, b. einem festeren Inein- andergreifen der Sperrzhhne des Hammer- und Ambossgelenkes~ c. einer ver- mehrten Spannung sii.mmtlieher Befestigungsb~nder, d. dem Eindrii, ngen der Steigbfigelplatte in den Vorhof und e. einer Vermehrung des Labyrinthdruekes. Der Erfolg dieser mechanischen Leistung ist ein ersehwertes Mitschwingen des Trommelfelles and der KnSchelchen und eiu erschwertes Uebergehen der Steigbfigelbewegungen auf das Labyrinthwasser.

Der akustisehe Effect der Tensor-Contraction ist ein Abd~mpfen, insbe- sondere tlefer musikalischer TSne, eine Verminderung der Empfindlichkeit ffir hohe Geri~usche, wie ftir die Sprache, das Scheinbare HSherwerden yon TSnen.

Es handett sich also im wesentlichen um eiaen Schutzapparat, der bei der Einwirkung besonders Starker Schallwellen auf unser 0hr in Wirkung tritt.

Die yon H e n s e n and B o c k e n d a h l bei ihren Experimenten beob- achteten Contractionen des Tensor tympani sind in Analogie zu setzen mit dem Versuche yon C1. B e r n a r d , welcher gezeigt bat, dass bei einem eura- risirten Frosche, bei dem yon den Nerven aus eine Muskelzuckung nicbt mehr hervorgerufen werden kann, trotzdem auf directe Reizung der Muskel zuckt.

Redner hat nun zun~chst beim strychninisirten Hunde ohne Trommel* fell- und PaukenhShlenverletzung Versuche angestelIt, welehe ergaben, dass

118 IX. BOI~K~NER

auf mittelstarke und starke Schalleinwirkungen Bewegungen am Trommelfelle sichtbar warden, welche auf reilectorische Tensorcoutractionen zu beziehen waren. War die Reflexerregbarkeit indessen nicht durch Strychnin erhhht: so konnten die verschiedensten Schaltquellen in ~'erschiedenster Intensit~t keine Bewegungen des Tromsaelfelles erzeugen.

Beim Reiben einer behauchten Glasplatte versptirte der Redner in seinesa eigenen 0hre eine Muskelzuckung; diese Beobachtung veranlasste ihn zu aus- gedehnten ¥ersuchen an normalhhrenden Personen, auf wetche er, wi~hrend er das Trommelfell unter Lupenvergr6sserung beobachtete, saiiglichst intensive Geri~usche einwirken liess, u n d e s zeigte sich, dass nur bei sehr starkem durch ihre Eigenart verletzenden Ger~tuschen, wie bei sehr hohen T6nen (Pfiffe, K 6 n ig 'sche Ktangst&be) Zuckungen des Trosasaetfeltes eintraten. In diesen FMlen war die Reflexerregbarkeit augenscheinlich durch den Schreck erh6ht worden. Die besondere Art tier Gerausche, welche diese Zuckungen auszul6sen isa Stande sind, scheint darin zu liegen~ dass durch sie im Sinne der H e 1 m h o 1 t z 'schen Theorie eine besonders grosse Zahl yon Nervenelesaen- ten gereizt wird, ihnen somit versauthlich eine besonders erheb]iche l{eizst~rke innewohnt.

D i s c u s s i o n . Herr 0 s k a r W o 1 f- Frankfurt sahchte gegeniiber der vom Vortragenden

in seinesa im Archly for Anatomie und Physiologie verhffentlichten Aufsatze t~ber das soeben besprochene Thesaa gemachten Besaerkung, dass die Au~abe der Binnenmuskeln des 0hres eine ungel5ste Frage sei, darauf aufmerksasa saaehen, dass er bereits im Jahre t871 in seinem Buche: ,,Sprache and Ohr", den Schutzapparaten des 0hres ein Kapitel' gewidsaet und darin u. a. die Binnensauskeln des Ohres als solche bezeicbnet habe. Beztiglieh der Reflex- erregbarkeit des Musc. tensor tympani babe er dasaals gesagt, dass ihm infolge derselben der Ton einer stark th~enden Zungenpfeife (64 v. d.) usa 1/2 Ton hhher erscheine, wenn er sein 0hr nahe fiber der Pfeife halte, und dass die- selben Erscheinungen sich bei grossen auf Resouanzki~sten stehenden Stisam- gabeln boten; auch bier erschien tier Ton in der xN~he usa 1/2 Ton h6her als in einiger Entfernung. Die Beobachtung yon P o l i t z e r an einem Arzte, weleher bei einer wilikiirlichen Spannung des Tensor tyrapani einzelne Thne des Clavieres etwa 1/4 Ton hhher h~irte, best&tigten diese Versnche.

Der Tensor tympani scheine auch die schiitzende Fanktion der Tuba etwas zu untersttitzen, indem er, da er an der Grenze des knorpeligen and kn6chernen Theiles der E u s t a c h i 'schen R6hre entspringt, (lurch st&rkere Contractionen die Tuba erweitern hilft.

Herr D e n h e r t -Berl in betont, dass im 0hre, wo es sich am labile ¥er- hhltnisse handelt, eine die gegenseitige Relation zwischen Erregang und Aus- 16sung regulirender Accosasaodationsapparat ~,orausgesetzt werden railsse, and dass es nahe liege, an die beiden Muskein, den Tensor tysapani und den Stapedius, in ihrem gleichzeitigen Zusasasaenwirken zu denken.

Herr K e ss e l - J e n a weist d er Binnensausculatur eine wesentliehe Funk tiou bei der Accommodation zu; die Tubensausculatur regele den Atsaosph&ren- druek v o r u n d hinter desa Trosamelfelle und erhal~e sosait das a~rostatische Gleichgewicht, die Musketn der Gehhrkniiche!chen regeln den Labyrinthdruck und erhalten das hydrostatische Gleichgewicht. Dass der saechanische Mittel- obrapparat auch Schutzvorrichtungen in sich sehliess% sei ausser Zweifel, ebenso wie die Thatsache, dass das Trommelfell durch den Tensor nicht ab- gestisamt wird,, sondern dass der Musket nur salt der Intensit~tt tier Transver- salschwingungen zu than hat. Er hindere ausserdesa die Eigenschwingungen der Tromsaelfell- and Basilarseiten, so dass die isolirte Wahrnehsaung zweier anf einanderfolgender T(ine bei dem ZeitintervalI yon 0,Y' stattfinden kann.

Herr S c h e ib e- Miinchen hat saehrere Patienten mit nervhsen Muskel- zuckungen im Ohre whhrend des Anfalles untersucht und keine Bewegungen usa Trosasaelfelle beobuchten kiiunen; alierdings hat er ohae Lupe untersucht und nur auf den Lichtkegel geachtet.

Aehnliche Mus~elzuckungen spiiren viele Menschen bei starkesa An- schiage der L u ca e'schen Stimmgabeln c 4 und fis 4. Bei den tiefer und h6he[ gelegenen T(inen der continuirlichen Tonreihe traten sic nicht auL Vielleicht

Bericht tiber d. 7.Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellschaft u. s.w. t19

erklhrt sich das durch die Verst~rkung, welche diese StimmgabeltSne durch den Eigenton des GehSrganges, tier ungeffi~hr in dieser HShe liegen soll, er- fahren. 0b diese Zuckungen yore Tensor tympani oder vom Stapedius aus- gehen, dtlrfte sich durch Untersuchung mit der Lupe erkennen lassen. X. Herr S t rauss-Fulda . Demonstration einer tubereul6sen Granulations-

gesehwulst der rechten Ohrmusehel. Die 35 jAhrige Patientin, welche Redner vorstellt, war vor 20 Jahren

rnit rothen, stark schuppenden Flecken am rechten Ohrl~ppchen erkrankt, an deren Stelle sich sparer KnStchen entwickelten. Diese KnStchen wachsen tangsam, aber fortgesetzt, so dass schliesslich ein Tumor yon 17,5 cm Dicken- umfang und 8 cm L~nge entstand. Die ausgelegten mikroskopisehen Pr~parate bestii, tigen die Diagnose auf Tuberculose durch das Vorhandensein zahlreicher Riesenzellen.

IL Sitzung. Sonnabend, 28. Mai, Vorm. 9 Uhr.

Herr Bezold er6ffnet die Sitzung 9 Uhr 20 Min. XI. Herr Har tmann-Ber l in : Die Einwirkung der Otitis media der Sdug-

linge auf den Ern~hrungszustand. Redder hat in Gemeinschaft mit Dr. F i n k e l s t e i n auf der Berliner

UniversitAts-Kinderklinik weitere Untersuchungen fiber die Einwirkung der 0titis media auf den Erniihrungszustand der Shuglinge angestetlt und dabei alle diejenigen FMle bei Seite gelassen, bei welchen die Einwirkung sonstiger Erkrankungen nicht ausgeschlossen erschien. Es handelte sich um Kinder, bei denen gteichzeitig mit der Temperatursteigerung schlechte Sttihle mit naeh- folgender Gewichtsabnahme eintraten, bei denen aber naeh der Paracentese die Temperatur rasch zur Norm zurtickging, and wenige Tage sp~ter sieh normate Stt~hle mit nachfolgender Gewichtszanahme einstellten. Bei einem Kinde, bei welchem bei bestehendem Exsudat in beiden PaukenhOhlen absicht- lich keine Paracentese gemacht wurde, bestand wi~hrend l0 Tagen Gewichts- abnahme. Der Gewichtsverlust betrug bei manchen Kindern 200--1170g.

Redner stellt folgende Schlussfolgerungen auf: i. Die Otitis media der SAuglinge kann mit Ern~hrungsst6rungen ver-

bunden sein, welche in Yeriinderter Verdauung und Gewichtsabnahme ihren Ausdruck finden.

2. Mit Entleerung des Sekretes durch die Paracentese kann in solchen FAllen die Verdauung wieder zur Norm zurt~ckkehren, und auf die Gewichts- abnabme wieder eine Gewichtszunahme erfolgen.

3. Temperaturerh6hungen, welche im Verlaufe einer Darmerkrankung bei Sauglingen auftreten, kSnnen durch eine Otitis media bedingt sein.

4. Bei allen mit Temperaturerh6hung und Gewichtsabnahme verbundenen Darmerkrankungen der Sauglinge sind die HSrorgane zum Naehweise einer Entzfindung derselben zu untersuchen.

Uebrigens, bemerkt Redner, giebt es auch Exsudate, welche, wie be- reits G 6 p p e r t beobachtete, keinen wesentliehen Einfluss auf die Ernhh- rungsverhMtnisse ausiiben. Dieselben kSnnen durch besondere Behandlung zurtickgehen. XII. Herr Habe rmann-Graz : a. Erkrankung des Ohms infolge yon Endo-

carditis. Ein 53jAhriger Mann, weleher vor 11 Jahren Gelenkrheumatismus t~ber-

standen butte, seitdem herzleidend war und in den letzten 4 Jahren ¢ifters an Herzkr~mpfen gelitten hatte, erkrankte Mitre September i897 an Mattig- keit und heftigem Erbrechen und bemerkte seitdem ein ununterbroehenes Sausen im rechten Ohre nebst Geftihl yon Verstopftsein des Ohres and allmAhlieher Abnahme der HSff~,higkeit. Die am 15. October vorgenommene Untersuchung ergab eine mflehige Trtibung des Trommelfelles, geringe Injection der Hammer- griffgefhsse and Verwaschensein des Lichtkegels. Die HSrprttfung ergab rechts vollst~ndige Taubheit. Auf der medicinischen Klinik wurde die Diagnose auf Insufficienz und Stenose der Bicuspidalis und auf Endocarditis gestellt. Redner

120 IX. BURKNER

h~lt es in Anbetracht der obigen klinischen Befunde ffir in hohem Grade wahrscheinlich, dass es slch um eine Embolie im Acusticus gehandelt babe, voraussichtlich im peripheren Theile der Leitungsbahn dieses Nerven (Art. auditiva interna). b. Ueber Augenmuskell~ihmung als Complication der eiterigen Mittelohrent-

zi~ndung. Ein 6j~hriger Knabe erkrankte Anfang Februar d. J. an einer etwa

10 Tage andauernden, reichliehes Sekret liefernden 0titis media purulenta; es trat dann eine Eiterstockung ein, welche den behandelnden Arzt zur Er- weiterung der Trommelfellperforation veranlasste un~l zumal, da 0edem am Warzenfortsatze und Neuritis option hinzutraten, die Er6ffnung des Proc. mastoideus erforderlieh maehte. Am 6. M~rz sah Redder den Kranken zum erstenmal und eonstatirte eine starke SehweI]ung der grau belegten Wunde, eine ¥orwOlbung der hinteren-oberen Geh6rgangswand und des Trommelfelles. Der Befund bestimmte ihn dazu, sofort die breite Er6ffnung vorzunehmen. Trotzdem trat keine Besserung ein, im Gegentheil stellte sieh am 9. Mgrz linksseitige Abducensl~hmung ein. Am 10. Mgrz wurde der schon theilweise blossliegende Sinus und die hyperamische Dura in gr0sserem Umfange frei- gelegt; da die Granulationen sich weit in die Pars petrosa zwischen die Bogen- ggnge erstreckten, wurde mit einem feinem Meissel bis gegen den inneren Ge- h6rgang vorgedrungen, wobei eine st~rkere Blutung eintrat, welche weiteres Vordringen unm6glich machte.

Der Erfolg der Operation war gfinstig, alle krankhaften Erscheinungen besserten sich rasch. Redner verbreitet sich im Anschluss an diesen Fatl noch eingehend fiber die Abducensl~hmung und fiber die in der Litteratur fiber sie gemachten Angaben.

Di scuss ion . Herr O s k a r Wolf-Frankfur t a. M. hat schon vor 15 Jahren einen

Fall behandelt, in welchem er die Diagnose auf Embolie des inneren 0hres gestellt hat. Die Patientin ist vor einigen Monaten an Hirnembolie gestorben ; leider wurde die Section verweigert. Die Patientin, welche zur Zeit der ersten yore Redner vorgenommenen Untersuchung 49 Jahre alt war, war plStzlich w~hrend der Menstruation anter dem Geftlhl yon Verstopfung anf dem linken Ohre taub geworden, es war dabei 0hrensausen, 10 Stunden spi~ter Schwindel, Erbrechen aufgetreten. Der objective Trommelfellbefund war im wesentlichen normal, das Geh6r auf der erkrankten Seite fast ganz aufgehoben, der Kathe- terismus, der etwas feuchtes Gergusch gab, besserte das subjective Befinden, vielleicht dureh henderung des Labyrinthdruckes. Diese Erleichterung durch den Katheterismus stellte sich in der folgenden Zeit regelm~ssig ein, die Schwin- delanf~lle verloren sich nach einigen Wochen, die Gerausche schw~chten sich ab; 10 Wochen nach der Erkrankung zeigte es sich, dass einzelne T6ne wieder geh6rt wurden. Da deutliche HerzstSrangen (grosse Beschleunigung und Unruhe der Action, Dyspnoe, neben dem ersten Tone an der Mitratis ein Gergusch) nachweisbar waren, ist der Zusammenhang des Ohrleidens mit einer Embolie wahrscheinlich.

Zur Kl~rung der Frage tiber die Funktion der Bogeng~,nge tri~gt der Verlauf insofern bei, als er zeigt, dass das Organ auf den embotischen Reiz zun~chst mit Schwindelanfi~llen and Erbrechen reagirt, mit dem atlm~hlichen Eintreten der L~hmung des Organes durch Atrophie verschwinden auch die Gleichgewichtsst6rungen.

Herr Katz-Berl in hat bei einer 42j~hrigen Frau wegen Warzenfortsatz- entzttndung nach acuter Otitis media die breite Aufmeissetung vorgenommen, worauf sich ftir 6--8 Wochen s~mmtliche bedrohlichen Erseheinungen ver- loren. P16tzlich wieder auftretende heftige Schmerzen n6thigten zu einer nochmaligen Freilegung des Operationsfeldes und Entfernung yon Granula- tionen. Die Schmerzen liessen besonders in der Tiefe dennoch nicht nach; die Kranke wurde darauf ins Krankenhaus am Friedrichhain aufgenommen, wo sich nach wenigen Tagen Abdilcenslhhmung einstellte. Die Section ergab circumscripte eitrige Meningitis der Basis hlteren Datums und totale Ver- eiterung des Labyrinthes.

Bericht i~ber d. 7. Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellschaft u. s.w. ]21

Herr J a n s e n - B e r l i n hat ahnliche Bilder wie Herr H a b e r m a n n ge- sehen mit Abducenslhhmung, bei der Arachnitis serosa oder serofibrinosa be- stand; der Nachweis gelang meist durch Dural- oder Lumbalpunktion. Be- senders bei Labyrinthbetheiligung und perinu6sem Abscess hat Redner diese Complication beobachtet.

Herr J i i r g e n s m e y e r - B i e l e f e l d hat in einem Falle yon acuter 0titis media und Mastoiditis Abducenslhhmung und Stauungspapille beobachtet. Naeh 4 Wochen war die Lhhmung geschwunden und der Augenhintergrund fast normal. 1~edner fasste den Fall als einen solehen yon geheilter Menin. gi t is serosa auf.

Herr Mann-Dresden hat einen 8j~hrigen Knaben mit rechtsseitiger Mittelohreiterung behandelt, bei welchem doppeIseitige Stauungspapille und rechts Abducenst~hmung bestand. Bei der Radicaloperation ErSffnung eines grossen perisinuSsen Abscesses; 3 Tage nach der Operation Abducensli~hmung vollkommen geschwunden. Wahrscheinlich hatte keine Entziindung des Nerven, sondern nur Druckerscheinungen bestanden.

Herr B r i e g e r- Breslau h~lt wie Herr J a n s e n Augenmuskell~hmung bei Mittet0hreiterungen ohne vermittelnde Meningitis fiir unwahrscheinlich. In einem Falle des Redners bestand auf der Seite der Mittelohreiterung eine AbducenslShmung mehrere Tage lang ohne irgend welche andere cerebrale Erscheinungen, his pli/tzlich eine Meningitis auftrat, die innerhalb 2 Tagen zum Tode ftihrte. Die Section ergab eine i~ltere eiterige Meningitis.

Herr K i l l i a n - F r e i b u r g i. Br. fiihrt arts, dass die acuten Krankheiten der Nasennebenhfhlen i~hnliche Erscheinungen hervorrufen kSnnen. Da der Erfolg d~r operativen Therapie in Herrn H a b e r m a n n's Falle kein unmittei- barer war~ so kfnnte es sich um eine acute und dann spontan geheilte Neben- hiihlenaffection gehandelt haben.

Herr R u d t o ff-Wiesbaden m6ehte darauf aufmerksam machen, dass M a cew en fiir eine Anzahl der yon ihm beobachteten Augenmuskelli~hmungen eine bis auf den Nervenstamm ibrtgeleitete Entzi~ndung~ fiir eine grosse Zahl jedoch eine Druckwirkung verantwortlich macht. Die Wahrscheinlichkeit der letzteren Ursache liegt vor, wenn sieh sofort oder bMd nach der Operation die Li~hmung zurt~ckbildet.

Herr J a n s e n - B e r l i n hat in seinen F~llen die Nase stets untersueht und gesund befunden.

Herr Ke s s e 1- Jena hat in einem Falle Yon ausgedehnter Mittelohrcaries beobachtet, dass ein gr6sserer Subduralabscess yon der linken zur rechteu Seh~.delhShle hintiberging und dort eine Oculomotorius- und Abducensl~hmung hervorrief, w~hrend die entsprechenden Nerven der linken Seite frei blieben.

Herr H a b e r m a n n- Graz widerspricht der Aufikssung des Herrn K i I - li a n , dass eine Nebenh(ihlenaffeetion der Nase kSnne vergelegen haben. Die h'ase sei untersucht, und es seien nicht die geringsten Ver~nderungen gefunden worden, welche diese Vermuthung unterstl~tzt hhtten. Dass die Kopfsehmerzen nicht plStzlich nach der Operation aufhSrten, scheine ihm eher fiir die Richtig- keit seiner Annahme zu sprechen, da durch die Entfernung des kranken Knochens erst die Bedingungen geschaffen wurden, um eine Heilung der Folgezusti~nde an den Hirnh~uten herbeizuftihren.

Der yon Herrn K e s s e l erw~hnte Fall sei sehr interessant nicht nut zur Erkli~rung der Li~hmung in diesem Falle selbst, sondern auch fiir das Verst~ndniss eines Falles yon theilweiser L~hmung des entgegengesetzten Oeulom0torius, den Redner friiher verSffentlicht hat (Dieses Arch. XLII. i 63).

Den Fall des Herrn 0 s k a r W o 1 f habe Redner nicht erwi~hnen kSnnen, da er sich in der Litteratur nicht vorfinde.

XIII. Herr H a b e r m a n n - Graz: JOemonstration yon Prdparaten. Zwei F~lte yon Steigbiigelankylose. a) Bei einer 34j~hrigen Frau~ die hochgradig 'schwerhiirig und an

Sepsis puerpuratis zu Grunde gegangen war, fanden sich eine gresse Narbe im Trommelfell, Pauken- und WarzenhShle fast ganz mit Bindegewebe aus- gefiillt~ um den theilweise kniichernen ankylosirten Stapes kleine Exostosen~ welche im Zusammenhang standen mit einer tiefen bis zur Vorhofswand

122 IX, B[~P~KNER

reichenden Erkrankung des Knoehens; das hyperostotisehe Promontoriura zeigte kteine Osteophyten, sowie eine rait Bindegewebe ausgefiiilte Lficke.

b) 27ji~hriger Mann. Chronische eitrige Mittelohrentztindung rait Per- foration. Aehnliche Knochenerkrankung um den Steigbtigel. Der Tod war durch Thrombose der Carotis interna nach luetischer Gefi~sserkrankung ein- getreten. Der Zusamraenhang der Knochenerkrankung rait Lues wgre in diesera Falle wahrseheinlich. Bei Lues koraraen, wie Redner nachgewiesen, und S c h w a b a c h neuerdings best~tigt hat, klinisch ~hnliche 8yraptome vor wie bei der gew6hnlichen Mittelohrsklerose, bei der auch der Ausgangs- punkt ein Knochenprocess, fortgeleitet yon einer Rhinitis her, sein k6nne.

D i s c u s s i o n . Herr Sch e ib e-Mtinchen hat ebeni'alls in zwei F~llen yon chronischer

Mittelohreiterung circurascripte Ostitis in tier Labyrinthkapsel gefunden. Was die Aetiologie der Sklerose betrifft, so kann sich Redner mit der Beme.kung des Herrn H a b e r m a n n nicht einverstauden erkl~ren. Gegen die Annahrae einer eiterigen Knochenerkrankung spreche das oft typisch norraale Aussehen des Troramelfelles, der schleichende Beginn der 8chwerh6rigkeit, das A u f treten der Sklerose nicht in der Kindheit, sondern ira h6heren Alter.

Herr S c h w a b a c h - Berlin ra6chte erwghnen, dass in seinera yon Herrn H a b e r m a n n citirten Falle die Paukenh6hle keine Spur yon Eiter zeigte. Dass der Process an der Labyrinthwand syphilitischer Natur gewesen w~re, liess sich nicht feststellen.

Herr H a b e r r a a n n - G r a z muss auf Grund seiner ktinischen und ana- tomischen Erfahrungen daftir eintreten, dass die sogenannte Sklerose sich im Anschluss an chronisch-eitrige Rhinitis in Gestalt eines schleichenden Ent- ztindungsprocesses im Mittelohre entwickele. Das Fehlen yon Entziindungs- symptoraen im Beginn der Erkrankung k6nne nicht maassgebend sein, da wit tiberhaupt frlsche FMle yon Sklerose nicht zu sehen bekoraraen und jeden- falls auch nicht diagnosticiren kSnnen.

Was die Beziehung der Krankheit zur Syphilis betreffe, so fehlten Zei- chen davon in alien anatomisch untersuchten Fi~lten rait Ausnahrae des so- eben beschriebenen Falles, dessen Krankengeschichte unbekannt war und vielleicbt eine andere Erkl~rung wiirde an die Hand gegeben haben, und des Falles yon S c h w a b a c h , den der Autor selbst nicht in dieser Weise deute.

Herr Bezo ld -Mt inchen beraerkt, dass auch in den Anfangsstadien der Sklerose die Auscultation bei der Luftdouche niemals Fltissigkeitsgerliusche ergiebt. Auch babe er in zahlreichen F~llen yon Sklerose aller Stadien das Tubenostiura vollkomraen frei gefunden. XIV. Herr M a n a s s e - S t r a s s b u r g i . E . : Ueber prim4ren Mittelohrkrebs mit

secunddren Labyrinlhverdnderunyen. In dera ersten Falle des Redners handelte es sich um eine 68jf~hrige Frau,

welche seit ihrem 20. Jahre an einer Mittelohrentziindung gelitten hatte, aber erst vier Monate vor ihrera Tode in ~rztliche Behandlung gekomraen war and an Pneuraonie zu Grunde ging. Vorwiegend die unteren Partien des Felsen- beines waren yon der Neubildung ergriffen, welche den Warzenfortsatz und den Geh6rgang vollkomraen zerst6rt hatte, sich mehrere cm wait den Hals- gefhssen entlang zog und his an die Pharynxmusculatur hineinreichte. Nach hinten hatte die Geschwulst den knSchernen und h~utigen Sinus sigraoideus durchdrungen, welch tetzterer rait einera gew6hnlichen soliden Thrombus verschlossen war. Das Mittelohr war in semen unteren Theilen ergriffen, das Trommelfell gr6sstentheils zerst6rt, die Kn6chelchen erhalten. Das husser- lich anscheinend intacte Labyrinth war durch eine verdickte und durch eine feine Knochenplatte versti~rkte Membran ahgeschlossen. Die Basalwindung tier Schnecke zeigte keinerlei Andeutungen eines Ductus cochlearis oder eines C o r t i 'schen OIganes, nut einzelne bindegewebige Strange verliefen quer durch den Hohlraum. In den oberen Windungen zeigten sich die Organe der Schnecke, namentlich das stark verdickte und yon Zellen und Pigmenthaufen durchsetzte Lig. spirale, das verdickte innere Periost erheblich verf~ndert. Scala tympani and vestibuli waren mit Knochentrtimmern, Schollen und Gewebstheilen angefiillt. ¥ora inneren Periost des Vorhofes aus zogen sich

Bericht tiber d. 7. Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellschaft u, s.w. 123

feine Knochenspangen und Bindegewebsstr~nge ins Innere des Vestibulums und der Bogengi~nge; in letzteren waren kaum noch zellige Elemente zu er- kennen, da die Innenwand mit hyalinen Buckeln and Halbkugeln yon ver- schiedenen Dimensionen besetzt war. Die nerv6sen Apparate des Labyrinthes zeigten keine Yer~nderungen, w~hrend der Facialis yon Krebspartien durch- setzt war.

Im zweiten Falle handelte es sich um einen 58j~hrigen Mann, der wegen einer seit tier Kindheit bestehenden Ohreiterung trepanirt wurde. Die Neubildung entwickelte sich in Gestalt yon kleinen, harten, graurothen Tu- moren, die zuerst ffir Granulationen angesehen warden. 15 Monate nach der Operation trat der Tod elm Die ganze OperationshShle, so~qe tier grSsste Theil des Felsenbeines waren yon Geschwulstmasseu eingenommen; alas Tegmen fehlte vollsthndig, so dass die mit Tumormassen bedeckte Dura den Absch]uss des Nlittelohres bildete. Die mikroskopische Untersuchung, weiche die Diagnose I-]ornkrebs ergab, zeigte, class yon den normalen PaakenhShlen- gebilden nichts vorhanden war ; dagegen liess d~s Labyrinth noch den gr6ssten Theil seiner Organe erkennen, die indessen sehr stark veri~ndet waren: Scala vestibuli and Ductus cochlearis waren ausgeffillt mit einer Menge yon Kugeln and Batlen yon hyaliner Natur. Die zum Theil erhaltenen Zellen der Scala vestibuli waren oft mit hyalinen TrSpfchen and Buckeln besetzt, ebenso die Zellen des Ductus cochlearis; soweit sie vorhanden waren. Corti 'sches Organ and Membrana teetoria fehlten. Auch das Lumen der Scala tympani war dutch fremdartige Massen verlegt, die indessen auf dem Schnitt ein System yon netzfSrmigem Balkenwerk, thefts bindegewebiger, theils knScherner Natur~ zeigten; die Zwischenr~ume dieses Netzes waren mit hyalinen Rollen~ Kugeln and Tropfen angeft~llt. Das Ligamentum spirale war hochgradig verdickt, der R o s e n t h a l'sche Kanal wies nur wenige Ganglienzellen auf~ in der Schnecke waren keine Nervenfasern zu entdecken. Aach die Vorhof- si~ckchen und Bogeng~nge enthielten ein hetles, gtasiges Material yon fein- kSrnigem Charakter. Auch bier gingen yon den Wandungen kn(ieherne and bindegewebige Bhlkchen aus (Periostitis interna chronica ossificans). --

XV. Herr Jansen-Ber l in : Eine intratympanale Gesc/trvu{st. Der Tumor war aus der PaukenhShle einer 40j~hrigen Patientin operativ

entfernt worden; er hatte der Innenfl~che des sonst intacten Trommelfelles im hinteren oberen Qaadranten aufgesessen and l~ngs des Ambossschenkels etwas in die Pauke herabgeragt. Bei der Operation war der Koppelraum nach H an k e freigelegt worden.

Der Tumor war etwas fiber erbsengross, derb, h6ckerig. Er bestand aus Epithelzfigen mit alveol~rem Bau und Cystenbildung; stellenweise herrschte papillhre Anordnung vor. Das Epithel war kubisch, der Inhalt tier Cysten colloide Substanz, die sich yon den W~nden leicht abheben liess. Prof. Han- sem a n n, welcher die Geschwulst gleichfalls untersuchte, vermochte sie nicht zu classificiren, machte abet auf die grosse Aehnlichkeit ihres Baues mit dem der Schilddrfise aufmerksami denselben Vergleich stetlte auch Oeheimrath W a l d e y e r an.

Die Heilung erfolgte innerhalb 4 Wochen, nachdem anfangs dlinnfltissiges, bernsteingelbes Exsudat sich aus der Paukenh0hle ergossen hatte.

D i scuss ion . Herr Manasse-Strassburg bemerkt, dass es sich wohl doch sicher

nicht um eine aberrirte Struma handle, ebensowenig um eine yon den Ge- fi~ssen ausgehende GeschwuIst, sondern um einen dem PaukenhShlenepithel entstammenden Tumor. Dafiir spreche die Form des EpitheIs, die Schli~uche und Cysten mit ihrem Inhalt; letztere sei weder colloid, noch hyalin, sondern Schleim. Redner hat ~hnliche Gebilde in Mittelohrpolypen gesehen. Die Ge- schwulst sei als Adenom anzusprechen.

Herr Ki~mmel-Breslau findet an den Pr~paraten wenig Aehnlichkeit mit Strumen: dem Epithel fehle der Protoplasmareichthum, die Erscheinung der colloiden Umwandlung, dem Inhalt der Bl~schen maugle die charakteri- stische Schichtenbi]dung des Colloids.

124 IX. B~)RKNER

Herr Fr iedr ich-Leipzig h~lt den Tumor fiir ein Adenom and demoa- strirt im Ansehluss an diesen seltenen Fall mikroskopisehe Pr~parate yon Carcinom und Sarkom des Mittelohres, welches letztere seinen Ausgang yon der Dura genommen hatte. Ausserdem zeigt Redner Schleimpolypen aus der Nase bei Carcinom der Siebbeinzellen, deren Ansatzstellen ebenialls carcino- mat6ses Gewebe darboten, wi~hrend der freie Theft rein myxomatiisen Cha- rakter verrieth.

Herr Seheibe-Mtinchen hat genau dasselbe histologische Bild wie in Herrn J a n s e n ' s Fall bei einem Tumor aus der Nase constatiren kbnnen. Die Geschwutstmassen waren auffatlend welch and sind immer wieder reci- divirt. Der weitere Verlauf blieb unbekannt. XVI. Herr R u d o 1 f P a n s e - Dresden: Demonstration von t¥~'paraten.

a) L a b y r i n t h e i t e r u n g n a e h a c u t e r M i t t e l o h r e i t e r u n g . Durch- bruch dutch das Steigbfigelringband oben und unten; Haut des runden Fen- sters theilweise durehfressen, Eiteransammlung im Grunde der Paukentreppe, stellenweise bis zum kn6chernen Spiralblatte reiehend. Yerdickung und Rund- zelleninfiltration der Utriculuswand ; Erftillung des perilymphatischen Raumes der Bogeng~nge mit Fibrinfasern und Rundzellen; beide Wasserleitungen ent- halten gleichfalls Eiter. Membrana Reissneri zerstiirt, Ausftillung des am Modiolus gelegenen Theile der Treppen mit Eiter; Spiralganglienkanal mit Rundzellen durehsetzt; Acustieus v611ig vereitert, Facialis mit Rundzellen durchsetzt, aber wohl erhalten.

b) S e q u e s t e r des F a c i a l i s k a n a t e s in fo lge C h o i e s t e a t o m s . Enffernung wurde dureh den Eintritt yon Schftttelfrbsten erforderlich; sie verursachte, da der ~Ncrv mehrere Centimeter welt frei in der Wundb6hle lag, v(iltige Lhhmung. XVII. Herr S c h e ib e - Mtinchen: Durehbruch in das Labyrinth, insbesonderv

bei der acuten Form der Mittelohreiterung. W~hrend tiber die anatomische Grundlage der bel biittelohreiterungen

so hi~ufig vorkommenden Labyrintbaffectionen wenig bekannt ist, trennt sich nach Redners Ansicht eine kleine, aber die wichtigste Gruppe schon jetzt yon den fibrigen Complicationen ab: die eiterige Entztindung oder tier Labyrinth- abscess.

Redner hat einen Fall an einem 56 Jahre alten Manne beobachtet, dessen Verlauf folgender war. Der an Diabetes und Myocarditis leidende Patient erkrankte im Anschluss an Influenza an neuter Mittelohrentztindung. Redner fiihrte am 4. Tage die Paracentese aus uad musste diese Operation wegen vorzeitigen Verscblusses des Trommelfelles noch dreimal wiederholen. Nach 6 Wochen plbtzlich heftige Schmerzen mit Schtittelfrbsten und Erbrechen, welche Symptome die Aufmeisselung des Antrums und Blosslegung des Sinus erheischten. Die Warzenzelien enthielten theilweise Eiter und Granulationen, der Sinus war yon einem frischen extraduralen Abscess umspfilt. Nach der Operation rasche Besserung. Mehrere Wocben nach der Heilung plbtzlieh Schwindel und Brechreiz; dazu schnelle vbllige Ertaubung auf dem kranken Ohre. Redner diagnostieirte Durchbruch yon Eiter (solcher war im Mitten ohre nicht mehr nachweisbar)ins Labyrinth. 3 Wochen nach Beginn des Schwindels trat der Tod an Meningitis elm

Die Section ergab im Mittelohr nur eine Spur yon schleimig-eiterigem Secret, fast keine Schwellung der Schleimhaut; nur in der Gegend des o~'alen Fensters land sich ein dickes Granutationspolster, welches den Steigbi~gel urn- gab. Histotogisch wurde eine fortschreitende Erkraakung tier Labyrinthkapse}, und zwar Nekrose, rareficirende Ostitis and Knoehenerweichung sichergestellt, wi~hrend im Labyrinthe eine heftige, zum Theil fibrin6se Entztindung vorlag. Am sfftrksten sind die Bogenghnge, etwas schwhcher Schnecke und Vorhof ergriffen. Der Durchbrueh war naehweislich nieht an einer, sondern an drei Stellen erf01gt, and zwar der Reihenfolge naeh (nach dem Alter des Granu- lationsgewebes beurtheilt) am hinteren, dana am oberen Bogengange, and zu- letzt an der obereIi and unteren Peripherie des Steigbtigelringbandes. An den Bogengi~ngen war der Durehbruch durch rareficirende Otitis, am ovalen Fea- ster dutch Nekrose herbeigeftibrt worden.

Berieht fiber d. 7. Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellschaft u. s.w. 125

In einem anderen Falle (acuter Nachschub einer chronischen Eiterung), bei welchem zu Lebzeiten Durchbruch yon Eiter ins Labyrinth angenommen worden war, konnte Redner ebenfalls eine geringe Labyrinthentziiadung, so- wie die Stelle des anscheinend durch yon einem Cholesteatom ausgehende Druck- atrophie erfolgten Durchbruches in den horizontalen Bogengang naehweisen.

Di scuss ion . Herr Jansen-Ber l in muss demAusspruche des Redners entgegentreten,

dass das einzige sichere Symptom der eiterigen Labyrintherkrankuag die Er- taubung sei. Die Ertaubung brauche doch bei blosserErkrankung des hori- zontalen Bogenganges nicht einzutreten, sie sei ausserdem nicht immer leicht nachzuweisen und ktinne eine ganz andere Ursache als eine eiterige Erkran- kung haben. Redner hat schon auf der Naturforscherversammlung in Frank- furt dargetegt, dass fiir die eiterige Labyrintherkrankung ein bestimmter Sym- ptomeneomplex bestehe: Schwindel, Uebelkeit, Erbrechen, Gleichgewichts- st~rungen, Nystagmus. Komme dazu noch eiu charakteristischer Ausfall der HOrprtffung, so sei das erwtinscht, aber weder nSthig, noeh hAufig.

Die Prognose sei im allgemeinen keine schleehte; ob, wann und wie wit am Labyrinthe selbst eingreifen soilen, mtisse noch erst erSrtert werden; nach Redners Erfahrung seien es gerade die FMle mit excessiv hohem Grade yon Gleichgewichtsst(irungen, bei denen die Indication der Er0ffnung des Labyrinthes in Zukunft als eine dringende erseheinen werde. Ein Leichtes sei es, yore horizontalen Bogengange aus hinter dem Facialis das Vestibulum mit dem Meissel und der Fraise zu er~iffnen. Whhread Redner in Jena noch vor dem letzteren Instrumente warnte, hat er sich inzwischen yon seiner grossen Brauchbarkeit iiberzeugt.

Redner hat erst kiirzlich in dieser Weise 2 Fi~lle mit gutem Erfolge operirt; bei dem einen saher deutlich, dass Eiter aus dem Ductus cochlearis abflos~, beschr~akte sich aber trotzdem zan~chst auf die Er6ffnung des Vesti- bulums. Da abet jedesmal, wean in der Schnecke Eiterretention eintrat, sich meningitische Symptome einsteltten, hat Redner schliesslich doeh noch die Schnecke yore Promontorium aus mit der Fraise erOffnet und den aus Eiter, Wucherungen and sequestrirten KnochenbMkchen bestehenden Inhalt aus- geschabt.

Bei den acuten Eiterungen komme der Durchbruch in das Labyrinth 5fter zu Stande nicht veto Mittelohre her, sondern yon tiefen extraduralen Abscessen an der hintren-obren Felsenbeinkante aus; bei den chronischen Eite- rungen sei die Regel Durchbruch yore horizontalen Bogengange.

Herr H a b e r m a n n - G r a z hMt es ftir wahrscheinlieh, dass der Durch- bruch yon der Pars petrosa und den Warzenzellen her in die Bogeng~nge erfolgte and dana der Eiter aus dem Labyrinthe wieder durch das ovule Feaster in die PaukenhOhte durchbrach.

Herr Scheibe-Miinchen bemerkt, dass er auf die ihm zum Theil schon aus Ver6ffeatlichungen bekannten abweichenden Ansichten des Herrn J a n s e n der Kilrze der Zeit halber nicht babe eingehen kSnnen. An seiner Behauptung, dass das wichtigste differentietl-diagnostische Symptom des Labyrinthabscesses die Taubheit sei, mtisse er Herrn J a n s e n gegentiber so lange festhalten, bis derseibe bewieseu babe, dass in seinen FMlen mit er- haltener Funktion wirklich Eiterung im Labyrinthe bestehe.

Herr R u d o l f Panse-Dresden betont, dass der Durchbruch in den horizontalen Bogengang der unvergleichlieh viel h~ufigere ist, and dass der yon Herrn J a n s e n erwhhnte Symptomeneomplex leicht in jedem solehen Falle nach der Radicaloperatioa dureh Druck auf die Durchbruchstelle her- voI~erufen werden kSnne. XVIII. Herr Katz - Berlin: Ueberanatomische, resp. pathologisch-a~mtomische

Befunde am Geh6rorgan mit Demonstrationezz. 2. R i n n e n - oder L S c h e r b i l d u n g e n am n o r m a t e n Amboss.

Am getrockneten Amboss sieht man auf der medialen Flhche auffallend grosse LSeher, Rinnenbildungen und Vertiefungen in der Corticalis~ besonders des langen Schenkels. Dieselben siud aicht mit cariSsen ZerstCirungen zu ver- weehse]n, da mikroskopische Schnitte yon frischen Prhparaten zeigen, dass

126 IX. BURKNER

diese Vertiefungen yon periostalen, die Gef~sse begleitenden Bindegewebs- ausl~ufern ausgef~llt sind. Auch am Hammer sind hhnliche Befande in geringerem Maasse nachweisbar. Sie scheinen die hi~ufig vorkommenden cari6sen Anatzungen bei cbronischen Eiterungsproeessen zu begfinstigen.

2. Uebe r die h o r i z o n t a l e S c h l e i m h a u t f a l t e des T e n s o r tym- pan i ; T e n s o r - K a m m e r . D e m o n s t r a t i o n e ine r da r in e n t h a l t e u e ~ i s o l i r t e n G r a n u l a t i o n s b i l d u n g .

Die Tensorsehne hat, wie Redner bereits frtiher gezeigt hat, eine hori- zontale Sehleimbautfatte, welehe aueh oftmals mit einer frontal-transversalen Schleimhautfalte verbuuden ist. Die erstere ist fast immer derartig li~ckenlos veto Rostrum eochleare zur vorderen Tasehenfalte ausgespannt, dass man fiber der Tensorfalte eine vollst~ndige Kammer vorfindet, welche in klinischer Beziehung yon gresser Bedeutung sein kann, well hier Gelegenheit zur Eiter- retention gegeben ist. An Serieuschnitten demoustrirt Redner eine Granulations- bildung in dieser Kammer bei nieht perforirtem Trommelfelle und m~issiger Schwellung der Paukenschl~imhaut.

Redner ist der Ansicht, dass infolge dieser Tensorfalte die you hinten- her vorgenommene Durehschneidung der Tensorsehne stets ohne Erfolg bleiben muss, weil ein spi~teres Zusammenwachsen so gut wie unausbleiblich ist.

3. U e b e r Spa l t - , resp . C y s t e n b i l d u n g an der S t r i a m a l l e o l a r i s des T r o m m e l f e l l e s .

An Li~ngsschichten des Trommelfelles sieht man h~ufig bel Lupen- vergr6sserungen, dass die Cutisschicht sich veto Prec. brevis bis zur Spitze des Hammergriffes yon der darunter ]iegenden Propria infolge yon Maceration abl6st, so dass eiu Spalt oder eine Art Cyste entsteht. Diese Bitdung hat Redner auch zuweilen bei aeutem Mittelohrka[arrh uud bei acuten und ehronischen Mittelohreiterungen gefunden, wobei reiehliche Mengen yon Leukocyten oder fibrin6se Producte in diesem Spalt lagen. Dass bei ent- ztindlichen Processen die Stria malleolaris so sehnetl undeutlieh wird, ist nach Redners Ansicht auf diese Spaltbildung mit Rundzelleninfiltration zurflck- zuftihren. Die leicht stattfindende Abl6sung der Cutis scheint durch das reichliche Unterbautzellgewebe dieser Gegend begfinstigt zu werden.

4. Pr i~parat b e t r e f f e n d das V o r k o m m e n yon G a n g l i e n z e l l e n im B e r e i c h e der i n u e r e n H 6 r z e l l e n bei t ier n e u g e b o r e n e n Maus.

An dem demonstrirten Pri~parate sieht man in Reihe und Glied stehend vier spindelf6rmig% zum Theil mit erkennbarem Kerne versehene Zellen, welche nach unten zum Canalis ganglionaris verlaufende Fortshtze zeigen; daneben ein aus spiral verlaufenden ~ervenzttgen gebildetes Geflecht. Das Bild ist dassetbe wie bei den Riechzellen, welche als an die Peripherie ge- rtickte Ganglienzelleu des N. otfaetorius angesehen werden.

5. P r ~ p a r a t b e t r e f f e n d die i n n e r e n H 6 r z e l l e n you der Katze . Mau sieht 4 - 5 in Reihe uud Gtied stehende fiaschenf0rmige innere

Hiirzellen, an deren dicken unterem Ende feine ~Nervenf~serchea herantreten. 0b dies directe Forts~tze der Zellen sind, ist nieht sicher zu entseheidem Im Inneren jeder HSrzelle sieht man neben dem Kerne eine Vacuole.

6. P r h p a r a t eine s Q u e r s c h n i t t e s d u r c h d ie b a s a l e Schn-ecken- w i ndung e ine r v i e r w S c h e n t l i c h e n Katze .

Corti'sches Organ, innere HSrzelten, einzelne ~ervenfi~serchen, welche aa deren unterem Ende herauszutreten scheinen, sind deutlich zu sehen. Nach innen yon den Zellen einige gesehrumpfte, spindelfSrmige Sttitzzellen im Sulcus spiralis internus.

7. D e m o n s t r a t i o n e ines H o l z m o d e l l s tier m e d i a l e n P a u k e n - wand in 2 0 - f a c h e r Ve rg rSs se rung .

Das Modell zeigt, class die Fl~che der Nische des runden Fensters in 2 Abtheilungen zerf;dlt, welche durch eine Knochenbriicke getrennt sind. Die obere Abtheilung bildet alas eigentliehe runde Fenster, die uutere den Recessus sub fenestra rotunda. Diese nicht constante Bucht besitzt an manchen Prhparaten eine Tiefe yon 4--5 ram; sie liegt an der Grenze zwischen medialer und unterer Paukenwand.

Bericht fiber d. 7. Versamml. d. Deutsehen otolog. Gesellsehaft u. s.w. 127

8. D e m o n s t r a t i o n e i n e s Q u e r s c h n i t t e s d u r c h V o r h o f , Steig- b t i g e l u n d Muse. s t a p e d i u s mit s e i n e r Sebne.

Das yon einer Katze staramende Prhparat zeigt eiuen schSn gefiederten Ban und sehr krii, ftige Entwickelung des Stapedius.

9. Die mediale P a u k e n w a n d , spec i e t l die Gegend des S te ig- bfigels.

Man sieht einen durch reichliche Bindegewebsztige eirculi~r umwachsenen Stapes im Pelvis ovatis. ~ur das K0pfchen ist deutlich erkennbar. An der yore Vorhofe her freigelegten Steigbiigelplatte ist keine Anomalie des Ring- bandes sichtbar. Derartige als Ueberreste des embryonalen Schleimhatitpolsters zu betrachtende Bindegewebsfhden kommen in geringerem Grade unter 10 F~tllen mindestens sechsmal vor und sind in funktioneller Hinsicht, da sie im Leben feucht und dehnbar sind~ ohne Bedeutung.

XIX. Herr Haug-Miinchen: Demonstration yon Abbildungen yon Elephan- tiasis aurieulae.

Die Ohrmnsehel hatte sich infolge einer ausgesproehenen Elephantiasis im Laufe you 10 Jahren auf das Vierfaehe des normalen Umfanges vergr~ssert. Li~ngsdurchmesser 12,5 cm, Umfang yon 23 cm, Dicke 1,3--2 cm.

Histologisch erwies sich der Tumor ats ein Lymphangiofibrom.

XX. Herr Haug-Mtinchen: Ueber Alkohotbehandlung der Otitis externa circumscripta und diff'usa.

Redner geht in der Weise vor, dass bei FurunkeIn, insbesondere im Anfangsstadium, ein in Alkohol getauchter Gazestreifen in den Geh6rgang eingefiihrt wird, worauf noch etliche Tropfen Alkohol nachgegossen werden. Der Geh6rgang wird dann durch eine kteine Platte you Biltrothbatist ab- geschlossen. Eine Erwhrmung des Alkohols findet nicht start. Die Streifen werden in der Regel alle 24 Stunden einmal, in gtinstigen Fi~llen vom Pa- tienten oder einer geeigneten Person wohl auch 3--5real gewechselt. Bei der phlegmonSsen Otitis externa wird ausserdem noch eine Compresse yon durchlochtem Biltrothbattist aufgelegt.

Der Erfolg war im allgemeinen auffallend gtinstig. Die im Anfangs- stadium befindlichen Furunkel gingen im Laufe der nhchsten 2 Tage voll- st~ndig zuriick; bei einigen erst nach dem fiinften Tage der Erkrankung zur Behandtung gekommenen Fi~Llen kam es zur typischen Furunkelbitdung, je- doch mit rascher und umschriebener Localisation der Abscesse.

Bei der phlegmon6sen Entziindung gelang es fast stets~ im Laufe yon 2--5 Tagen eine vollstii, ndige Abschwellung zu erzietem

Der Schmerz li~sst bei dieser Alkoholbehandlung meist in 24--36 Stunden, h~ufig aber schon im Laufe der ersten Stunden sehr erheblich nach. Ein anfangs vorhandenes intensives W~rmegeftihl ist nach einer Minute vortlber, Schmerz wird dutch die Behandlung selbst nicht hervorgerufen. Auch die Spannung vermindert sich rasch, und Hand in Hand mit ihr auch die objectiv siehtbare SchweIlung. War Fieber vorhanden, so fhllt auch dieses sehr bald ab.

Stli, rkere Reizerscheinungen hat Redner hie beobachtet; die Gefahr einer Alkoholintoxication ist kaum zu befiirchten, wenigstens nicht bei Er- wachsenen. Bei einem Kinde wurde allerdings einmal ein bet~,ubungsg, hn- licher Zustalad festgestellt, der vieileicht auf Alkoholresorption zuriickzu- ftihren war.

D i scus s ion . Herr Ho ffm a n n - Dresden erwi~hnt, dass ihm die Alkoholbehandlung

des Furunkels aus der Jenenser Ohrenklinik bekannt sei, und dass er selbst die Krankheit stets so behandelt babe. Es wurde allerdings nieht reiner, soudern Sublimatalkohol verwendet; die giiustige Wirkung sei aber wohl nut dem Alkohol zuzuschreiben.

Herr Barth-Leipzig ist iiberzeugt, dass bei der Behaudlung mit Sub- limatalkohol auch dem Sublimat eine Bedeutung zukorame. Er behandelt schon seit Jahren die Furuakulose mit wi~sseriger Subtimatl6sungtamponade und hat damit wesentlieh bessere Resultate als mit irgend einer anderen Methode erzieit.

128 IX. BURKNER

XXI. Herr Br ieger-Bres lau: Ueber die Beziehungen der RachenmandeL hypertrophic zur Tuberculose.

Der Vortragende hat in anatomiseher, experimenteller und kliniseher Hinsicht den Zusammenhang der Raehenmandelhypertrophie mit Tubereulose festzustellen gesucht. Er weist darauf hin, dass der blosse Nachweis yon Riesenzellen in der hyperp]astischen Raehenmandel das Bestehen "~on Tuber- culose nieht beweise, weil Riesenzellen auch in den Granulationsherden, welehe sieh in der Umgebung yon FremdkSrpern bilden, ohne Tubereulose vorksmmen. Redner hat hingegen typische Tuberkel mit ausgiebiger Ver- kasung und zahlreichen L a n g h a n s 'schen Riesenzellen nachweisen kiinnen. Die Structur der Mandel war im fibrigen erhalten.

Der Nachweis yon Tuberkelbaeillen im Gewebe der als tubercul0s be- fundenen Rael/enmandeln gelang in keinem Falle; in dieser Beziehung seheine die ,,latente" Tuberculose der Rachenmandel mit den sogenanntsn Tumor- formen der Tuberculose an der Schleimhaut der oberen Luftwege abereinzu- stimmen. Redner ist der Ansicht, dass weniger das biologische Verhalten der Bacillen als die Zahl der Erreger auf den Verlauf und die Form der Sehleimhauterkrankung bestimmend einwirkt.

Um aaf experimentst|em Wege Aufschluss ftber die Natur der Raehen- mandelhypertrophie zu erhalten, hat Redner grosse Stiicke der frisch exci- dirten Mandel oder auch das gauze operativ entfernte Organ intraperitoneal auf Yleerschweinchen verimpft. Unter 20 Impfungen, welche vorgenommen wurden, ergab nur eins ein sicheres .positives Resultat; in einem zweiten Falle entwickette sich in der Umgebung der Inoculationsstelle ein ausgedehntes Geschwiir, dessert tabercul6se Natur nicht zu erweisen war .

Was die Tuberculininjection anbelangt, so hi,It Redner die darauf fol- gende Reaction bei der Tuberculese der oberen Luftwege im allgemeinen far diagnostisch werthvolll dass aber Allgemeinreaction, aueh bei sonst scheinbar gesunden Kindern, im Hinblick auf die Haufigkeit latenter Tuber- culose im Kindesalter nichts zu beweisen verm(igen, halt er fiir unzweifethaft. In Redners Fallen liess auch die locale Reaction im Stiche, auch in den Fallen, in welchen sparer die Abwesenheit yen Tuberculose sicher nach- gewiesen wurde, zeigten sich im Ansehlusse an die Injection erhebliche Re- aetionserseheinungen im Bereiehe des ganzen Schlundringes. In einem Falle folgte der Injection eine starke acute Scbwellung der Rachenmandel mit secundarer doppelseitiger Mittelohrentzandung.

In den yon Redner besbachteten Fallen yon Raehenmandeltubereulose war durchweg auch sine gleichartige Erkrankung der ttaislymphdrasen nach- weisbar, and mehrfach recidivirende Lymphdrfisentubersulose heilte erst naeh Beseitigung der Raehenmandsl definitiv aus. ftyperplasie und Tuberculose der Rachenmandel zu identificiren, ware voreilig, da der Zusammenhang ein relativ settener zu sein scheint. - - Wie die Halslymphdrtisen, so kfnnen aueh, wie Redner gesehen hat, die retropharyngealen Driisen yon der Rachenmandel aus iniieirt werden. Ebenso kann air Lupus des Gesichtes far Tubereulose der Knochen und Gelenke die latente Rachenmandeltubereulose eine ahnliche Rolle spielen, wie sis primaren Anginen far die 0steomyelitis zukommt.

Redner glaubt indessen, dass dieser latenten Tuberculose der Rachen- mandel eine welt hOhere Bedeutung far die Aetiologie der Tuberculose l~ber- haupt beigelegt wird, aIs nach der Hauiigkeit ihres Vorkommens begriindet ist. Er selbst hat in den ersten 60 untersuchten Fi~llen nur einmal, dagegen in 10 weiteren Fallen allerdings dreimal Tuberculose der Rachentonsille ge- fuuden; in diesen 4 Fallen bestand einmal Lungentuberculose, einmal Lupus des Gesichtes, einmal Drasentuberculsss am ttalse. In allen 4 Fallen war hereditare Disposition naehweisbar. Far die Entstehung tier Mittelohrtuber- culose kommt dieser Erkrankung der Rachenmandsl vistlsieht eine besondere praktische Bedeutung zu; in 2 yon Redners Fallen waren tuberculOss Processe im Mittelohr vorhaaden. XXII. Herr Biehl (Wien): Mdancholisvhe FFahnideen als Folye eines oti-

tischen Extraduralabscesses. Der yon Redner behandelte Patient, ein Soldat, war Ende October

vorigen Jahres an einer katarrhalisehsn Pneumonie erkrankt, an welehe sich

Bericht tiber d. 7. Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellschaft n. s.w. 129

naeh 3 Wochen eine rechtsseitige eiterige Otitis media anschloss. Nach kurzer Zeit war diese Complication wieder beseitigt. Vom 14. Januar dieses Jahres zeigte der Mann sich traurig verstimmt und hatte die fixe 3dee, dass er sterben masse. Inzwischen trat wieder Ohrausfiuss ein, das Trommelfell zeigte sieh ger0thet, geschwo]len~ perforirt ; schon nach wenigen Tagen wurde eine schmerzhafte Anschwellung am Proc. mastoideus bemerkt, weshalb so- fort die Er0ffnung des Warzenfortsatzes vorgenommen wurde. Eine breite Fistel6ffnung ft~hrte in das Innere; bei ihrer Erwei~erung entleerten sich 2 Essl6ffel yon unter sehr hohem Drucke stehenden Eiter; die nun frei- liegende, mit Granulationen bedeckte Data zeigte deutliche Respirations- bewegungen.

Der Erfolg der Operation war in Bezug auf das psychische ¥erhalten des Patienten i~berraschend: gleich nachher nahm er die vorher verweigerte Nahrung wiIlig auf, beantwortete an ihn gestellte Fragen klar und deutlich, yon einer fixen Idee wusste er bald nichts mehr.

XXIII. Herr Ru do 1 f P a n s e (Dresden) : Ohrensausen. Redner hat versucht~ einige Unterscheidungsmerkmale der subjectiven

Ger~usche nach ihrem Entstehungsort aufzufinden, und hat sieh zu diesem Zwecke, da die objective Untersuchung h~ufig gar keine Anhaltspunkte giebt, genauer HSrprfifungen bedient. Yon den objectiv h6rbaren~ durch Abheben der Tubenwhnde, durch die Athembewegungen oder durch Flt~ssigkeitsan- sammlung im Mittelohre entstehenden Ger~uschen sieht Redner ab. Er unterscheidet einseitige und doppelseitige, gleichm~ssige oder pulsirende, ins Ohr oder nach aussen ~erlegte Ger~usehe yon bestimmten oder unbestimmten Kl~ngen.

Die Tonh6hebestimmung des Ger~usches nahm Redner in tier Art vor~ dass er zun~chst welt auseinanderliegende T6ne, z. B. c 4 und C kurz hinter- einander anschlug und angeben liess, mit welchem das @erhusch raehr Aehn- lichkeit babe; der Zwischenraum wurde dann allm~hlich his aufeine Octave verkiirzt.

Aehnlich wie es bei den Stimmgabelversuchen der Fall ist, kSnnen auch stets vorhandene Ger~.usche erst wahrnehrabar werden dutch Yerschluss des GehSrganges oder Starrheit der Geh6rknfchelchenkette; die Wahrnehmung tier vom Knochen zugeleiteten TSne, und dies sind die gew6hnlichen im Sch~del vorhandenen, wird dureh irgendwelche Behinderung des Sehatlabflusses verst~rkt. Dies gilt indessen im wesentlichen nur far die tieferen Tfne bis etwa C". Die yore Redner untersuchten, an chronischen Mittelohrkatarrhen und an Sklerose Leidenden hatten fast ausnahmslos Gerhusche in tier Ton- lage yon etwa 128--256, selten yon 64 Schwingungen. Bleibt nach einer Luft- einblasung ein solches Ger~usch auch nut zun~ehst voriibergehend aus, so sind wir zu der Annahme berechtigt, dass ein nun aufgehobenes Schallleitungs- hindernis die Ursache desselben war. Ein ganz momentanes Aussetzen yon Gerhuschen schien auch bei solchen vorzukommen, welche im Labyrinthe entstehen.

Die Schltisse, welehe Redner aus seinen Untersuchungen zieht, sind folgende:

l. Fast alle Ger~.usehe sind nach der Tonlage zu bestimmen. 2. Die reinen Schallleitungsger~usche entstehen durch behinderten

Schallabfiuss infolge Starrheit der Schallleitungsvorrichtung. Da deren Be- weglichkeit nur zum tt6ren tieierer T6ne erforderlich ist, verhindert ihre Feststellung nur den Abfiuss tieferer TSne. Die reinen Schallleitungsger~usche sind vorwiegend solehe yon 16--256 v. d. 3. die Ger~usche hoher Ton- tagen beruhen auf Vorg~ngen im inneren Ohre. Sie kSnnen verursacht sein a) refiectorisch yore husseren Geh6rgang~ Mittelohr und den verschiedensten K0rpertheilen, b) durch Verhnderungen im inneren Ohre und Nerven.

Doch kSnnen in seltenen F~Ilen wahrseheinlich auch tiefere T6ne vom inneren Ohre ausgel6st werden.

Fiir unsere Heilversuehe ergiebt sich demnaeh: bei h o h e n T6nen keine Operationen an tier Schaltleitung vorzunehmen.

Archly f. Ohrenheitkunde. XLV, Bcl. 9

130 IX. BURKNER

XXI¥. Herr O s t m a n n (Marburg): Zxperimentelle ~lersuchungen zur Massage des Ohres.

Im Ansehluss an seine in diesem Archly (Bd. XLIV, 20i ft.) ver- 6ffentliehten Experimente fiber die LeistungsfAhigkeit der zur Massage empfohlenen Apparate bespricht der ¥ortragende die Einwirkung der elektro- motorisch betriebenen Massagevorrichtungen yon B r e i t u n g , S e l i g m a n n , H i r s e h m a n n u. a. auf das Trommelfelt. Wie I~edner in seiner erwAhnten Arbeit gezeigt hat, daft man niemals eine grSssere Verschiebung des Kolbens wAhlen als 2 ram, weft sonst so erhebliehe Druckhiihen entstehen, dass die Gefahr schwerer SchAdigung des Ohres vorliegt. Aber selbst bei eiuer so geringen Kolbenversehiebung wird das Trommelfell der Gefahr einer baldigen Erschlaffung ausgesetzt. Befestigt man n~mlich einen sehr feinen Sehreib- hebel am Hammerkopfe und 1Asst denselben auf einer rotirenden Trommet schreiben, wi~hrend der S challleitangsapparat d urch einen H i r s e h m a n n'sehen Vibromasseur bei 2 cm Kolbenverschiebung massirt wird, so erhi~lt man eine Curve, welche zeigt, dass wAhrend eines einma]igen Auf- und :Niedergehens des Kolbens der ttammerkopf nicht etwa einmat, sondern je zweimaI yon aussen naeh innen sehwingt. W~hrend das Trommelfelt in der Folge der Luftverdiehtung sieh naeh innen bewegt, bewegt sich der Hammerkouf zu- nhchst naeh aussen, zuletzt nach innen. Das Trommelfell wird de~nnach hyperextendirt, and eine derartige gewaltsame Bewegung dtirfte, lange fort- gesetzt, die Membran erheblich erschlaffen. Es muss deshalb damn gestellt bleiben, ob bei noch gut sehwingbarem Trommelfell der Schaden, den eine solehe Massage anriehtet, nicht gr(isser ist wie der Nutzen, der mOglicher- weise dureh eine griissere Beweglichkeit der Geh6rkn6ehelehen erreicht wird. Als indicirt sieht Redner daher die Massage mit derartigen Apparaten bei nicht mehr als 2 cm betragender Koibenverschiebung nur dann an, wean bei fixirten Geh6rkn(ichelchen auch das Trommelfell starr ist. - -

XXV. Herr N o l t e n i u s (Bremen): Zur tZrage der oTerativen Behandlung der Stapesankylose.

In 2 F~lien yon Stapesankylose mit unertrAglichen subjectiven Ge- rAuschen und hochgradiger Schwerh6rigkeit entschloss sicb Redner, nachdem alle anderen Behandlungsmethoden gimzlich im Stiche ge]assen hatten, zu o perativen Eingriffen. Es handette sieh in beiden FAllen um unverheirathete jungere Damen. Die Operation bestand zunAchst im Vorklappen der 0hr- musehel nebst AblSsung des Geh6rgangsschlauches, Abmeisselung der late- ralen Paukenwand, Entfernung yon Hammer und Amboss; da der Steigbiigel unbeweglieh feststand, und bei dem Extractionsversuche die Sehenkel ab- bra.hen, nahm Redner einen stumpfen Haken und drfickte mit diesem die Stapesfussplatte ein. Drei Tage nach der Operation trat im ersten Falle eine leichte Facialparese ein, welche sicb bis zur vollstAndigen Paralyse steigerte, aber nach 6 Wochen schwand; Fieber wurde nicht beobaehtet, ebensowenig Sehwindel. Schon am Tage nach tier Operation war das Sausen vollstAndig verschwunden, und das Geh6r besserte sich bis auf ~/~ Meter ftir Fliistersprache (vor der Operation mfihsam ad concham).

Im zweiten Falle war schon frtiher eine Er6ffnung des Warzenfortsatzes ausgefiihrt worden, welt die Kranke ~iel tiber Schmerzen geklagt butte; auch hatte Redner frfiher schon ohne Erfolg bezfiglich des Sausens den Hammer enffernt. Eine Abmeisselung des Margo tympanicus war bier nicht erforderlich, da der Stapes nach Abhebelung des Gehfrganges sichtbar war. In diesem Falle hat aber der Erfolg der Fussplatten-Fracturirung den Er- wartungen nicht entsprochen, da die GerAusche nur wenig naehliessen. Auch war der Heilungsverlauf kein ungest6rter~ indem sieh eine GehSrgangsstenose entwickelte, und ein Theft des GehOrganges nekrotisch wurde. Diese Patientin ]itt auch nach der Operation eine Zeitlang an Schwindel und erholte sieh sehr tangsam. XX¥I. Herr H o f f m a n n (Dresden): a) Ein _Fall von Sinus- und Jugularis-

thrombose. Der 20~hrige Patient wnrde yore Redner zuerst am 14. Januar 1898

untersucht. Es bestanden rechtsseitige Kopfschmerzen, denen Fieber und

Bericht tiber d. 7. Versamml. d. Deutschen otolog. Gesellschaft u. s.w. 13I

Schiittelfr6ste vorausgegangen warea; seit 8--t0 Jahren litt Patient an rechts- seitiger Mittelohreiterung; am Trommelfelle kraterfSrmige Perforation. 4 Tage darauf Er6ffaung and Ansrhumung der Mittelohrri~ume, welche ein verjauchtes Cholesteatom enthielten. Am drittea Tage naeh der Operation mehr FrSsteln, steiler Anstieg der Temperaturcurve mit ebenso steilem Abstieg und Schweiss- ausbrueh. 5 Tage nach der ersten Operation Freileguag und Incision des Sinus, wobei sich ein 2 cm ]anger, central erweiehter Thrombus zeigte. Etwa 10 Tage sparer Entleerung yon Jauche aus dem unteren Siausende, weshalb der Sinus weiter naeh unten, bis etwa 12 cm yore Foramen ju- gulare, verfo]gt wurde. Da dann die seitliche Halsgegend geschwollea, ge- rSthet und schmerzhaft wurde, unterband Redner 2 Tage nach diesem Ein- griffe die Jugularis in der ttShe tier Cartilago cricoidea - - 5 Tage spi~ter Exitus.

Sectionsbefund: Thrombose peripher bis zum Toreular Herophfli, im centralen Theil des Sinus nach dem Foramen jugulare zu, neben wand- st~ndigen flachen Thromben, Eiter, Jugularis and deren Bulbus roll Eiter~ Jugularis freigelegt dutch vine einem bleistiftdicken Kanale gleichende HShle~ welche, yon der ausseren Wandfl~che gemessen, fast 6 cm lang ist und fast bis zur Schhdelbasis filhrt. Unterhalb der eiterig geschmolzenen Thromben enth~lt die Jugularis eiaen 3 cm ]angen Thrombus neben fiiissigem Blute. Pleuritis, Pneamonie und Lungenabscesse.

b} Ein Fall yon Thrombose des Bulbus venae jugularis. 29ji~hrige Patientin war an acuter Mittelohrentztindung erkrankt, welche

mit heftigen Schmerzen am Warzenfortsaize verbunden war. Die Aufmeisse- lung des Antrums fSrderte keinen Eiter zu Tage.

Nach der Operation Ausbruch eiaer acuten Psychose, die 8 Tage an- hielt (Wechsel yon Tobsueht und Melancholie). Darauf 5dematiise Schwellung in der Umgebung der Wunde, Schwinde], leichte Frostanfhlle, sp~ter Schwel- lung und RSthung in der Fossa retromaxillaris; pyi~mische Fiebercurve. Am

y i8. November 1895 Aussehabung der Wundh6hle im Warzenfortsatze, Er* 6ffaung der mittleren Sch~delgrube mit Fortnahme des Paukendaehes, Frei- legung des Sinus, wobei heftige Blutung~ welche zur Einstetlung tier Operation zwang. Es wurde beschlossen, am folgenden Tage die Jugularis zu unter- binden, woran jedoch der schlechte Zustand des Pulses hinderte. Am 20. Nov. Erguss ins rechte Kniegelenk. 4 Tage spi~ter Exitus.

S e c t i o n s b e f u n d: Pyhmie, Phlebitis purulenta venue jugularis sin., Otitis media sin., Lungen(idem, parenchymati~se Degeneration des Herzfleisches, Nephritis acuta; Gonitis purutenta dextra.

XXVII. Herr D u n d a s Grant -London: Ueber Massage der Wirbels4ute in E~lte~ yon Mittelohr:~k[erose.

Redaer hat ¥ersuche dartlber angestellt, ob die Paracusis Willisil nicht viel mehr durch die mechanischen Erschfitterungen zu Stande kommt als durch die yon ihnen erzeugten Geri~usche. Zu diesem Zwecke verwendete er den vibrirenden Helm yon Gi l les de la T o u r e t t e , welchen er, elektromo- toriseh betrieben, ein- bis zweimat ti~glich etwa 5 Minuten tang auf den Rticken des Patienten einwirken ]hsst. Mit dieser Vibration der Wirbels~ule hat Vor- tragender in mehreren Fallen, welche elner anderen Behandlung nicht zugfmg- lich waren, recht gute Erfolge erzielt, so dass die H6rf~higkeit sich subjectiv und messbar besserte, und auch die Ger~usehe vermindert wurden.

XXVIIL Herr K i r c h n e r-Wtirzburg: Demonstration vines vom V~Zarzenfort - satze ausgehenden Sarkoms:

Das yon den Warzenzellen ausgehende Sarkom hatte allm~hlich den ganzea Fetsentheil ergriffen und zu einer so hochgradigen Erweichung des Knoehens gefiihrt, dass bei der Section das gauze Schl~fenbein mit dem Messer herausgeschnitten werden konnte. Bei der mehrere Wochen vor dem Tode vorgenommenen ErSffnung des Warzenfortsatzes war man sofort nach Entfernung der ~usseren Knochenschichten auf vine weitausgedehnte, h6cke- rige Geschwulstmasse gestossen, welche nicht zu isoliren war, und yon deren Entfernung deswegen Abstand genommen werden musste.

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XXIX. Herr Jansen-Ber l in : Einiges zur Plastik bei Radicaloperationen. Vortragender ist yon der modificirten S tack e'sehen Plastik abgekommen

und verwendet seit 1~/4 Jahren die KSrncr 'sche Plastik in Verbindung mit Th ie r sch ' schen Lappen. Er hat aueh in F~llen, in denen die Brauehbar- keit tier Methode zunhchst zweifelhaft erscheint, yon ihr Gebraueh gemacht, so bei Caries im Bereiche des Tubenostiums, bei Eiterungen an der medialen Paukeuwand und im hinteren Paukenraume; auch bei sehr grossen Wund- h6hlen hat sich die K6rner ' sche Plastik bew~hrt. Selbst in geeigneten F~llen yon extraduralen Eiterungen und bei Complicationen in der hinteren Sch~delgrube ist sie nicht yon vornberein contraindicirt.

In F~llen, in wetchen trotz acutem Auftreten einer Mastoiderkrankung die einfaehe Aufmeisselung nicht schnell zur Heflung ft~hrt, sondern stets ~on neuem Recidive bei geheitter Paukenh6hte auftreten, hat Reduer nach Fortnahme der hinteren-oberen Geh6rgangswand bis auf das tympanate Ende bei Erhaltung der Kn6chelchen auch die K6rner ' sche Plastik in Verbindung mit T hie r s c h'schen Lappen erprobt und schnellen Verlauf, ausgezeichnete Heilung und guten kosmetischen Effect gesehen.

Zur Erleichterung der Th ie r seh ' schen Plastik hat Redner nach dem I~Iodell der .Mikroskopirspatel ganz dfinne, der Form der Knochenfl~che sich leieht ansehmiegende Spatel constrairen lassen, auf welche die Hautstficke yore Rasirmesser aufgelegt werden. DEe Schwierigkeit des Auflagerns der Hautlappen fhllt dadurch fort, undes besteht nur noch die Schwierigkeit der Fixation.

XXX. Herr W a g e n h ~ u s e r- Tt~bingen: Ueber Ohrverletzungen dutch t(nall- erbsen.

In der Litteratur hat der Vortragende nur 3 F~lle yon Verletzungeu des Ohres durch Knallerbsen gefunden, yon denen einen K6bel , zwei 5an- k a u ver6ffentlicht hat] er selbst hat derartige Vorkommnisse mit einer ge- wissen Regelm~ssigkeit allj~thrlich beobachtet und verf~t bereits fiber sieben einschl~gige F/~lle, yon denen 6 Studenten und 1 Landmann betroffen, und welche alle zur Faschings-, resp. Jahrmarktszeit vorgekommen siad. Durch Auftreffen der Knallerbsen auf das Ohr and die bier stattfindende Explosion war in 5 F~dien eine Trommelfellruptur, in den beiden ~brigen eine leiehte Labyrintherschfitterung erzeugt worden. Die Beschwerden gingen raseh vor- fiber, nur bei einem Patienten bestanden subjective Ger~uscbe viele Monate lang fort.

Redner hat nur einmaI kleine Steinchen, welche einer Knallerbse ent- stammten, im Geh6rgange aufgefunden und nimmt an, dass es sich in seinen Fhllen nicht um Trommelfellrupturen durch directe, sondern um solche durch indirecte Gewalt gebandelt babe; dreimal handelte es sieh um hirsekorn-his stecknadelkopfgrosse Perforationen in der hinteren Hhlhe der Membran, zwei- real wurden (lurch Knallerbsen yon Kirschengr6sse ausgedehntere Zerreissun- gen mit st~rkeren Btutungen beobachtet. Letztere rfihrten hauptshchlich yon den dutch die in den Knallerbsen enthaltenen Steinchen in der Umgebung des Ohres und an tier Muschel selbst erzeugten Hautvertetzungen her. Ein- real war ein grosser Defect im Trommelfell entstanden, dessen R~nder sich umgeroll~ hatten, und dessen Heilung I/~ngere Zeit in Anspruch nahm.

XXXL Herr H ar tm a n n- Berlin: Demonstration einer ~asenzange. Redner hat eine Nasenzange anfertigen lassen, bei welcher die eine

Branche ~hnlich wie beim Conchotom gefenstert ist, und wetche deshalb besser schneidet als die frfiheren Instrumente. Dieselbe ist entweder geradlinig oder f fir die Freilegung des Zuganges zur Stirnh6hle rechtwinkelig abgebogen. Zum Zwecke tier besseren Reinigung kann das Instrument auseinandergenommen werden. XXXII. Herr B e c k m a n n- Berlin: ~emonstration yon Instrumenten.

Redner demonstrirt: a) eine katheterfSrmig fiber die Kante gebogene S c h e e r e zur vollstgndigen oder theilweisen Absehneidung der mittleren Nasenmuschel. b} 2 T u b e n k a t h e t e r mit verschiedener Sebnabellgnge, deren ~usserstes Schnabelende sch~rfer abgebogen ist, als bei den t~blichen

Bericht tiber d. 7.¥ersamml. d. Deuischen otolog. Geselischaft u. s.w. 133

tnstrumenten, so dass es den in der Tubenmtindung gelegenen Schleimhaut- falten parallel liegt und auch im vorderen Winkel des 0stiums gegen die SicherheitsrShre dirigirt werden kann.

Nachdem die Tagesordnung nunmehr ersch6pft ist, sehliesst der Yox- sitzende die Versammlung urn 4 Uhr mit einigen herzlichen Worten.

In diesem Archly dtirfte es auch am Platze sein, iiber~e)s*chlicbte Feier zu bericbten, welche die Gesellscbaft dem Andenke~ v ~ n t o n yon Tro e l t sch an dessen Grabe gewidmet hat.

Die anwesenden Mitglieder des Ausschusses, sowie ~ grSssere Anzaht tier Gese]lschaftsmitglieder begaben sich unter Flihrung d~Herrn K i r e h n e r zu dem Grabe, an welchem ein Theil der Familie des Meisters sieh versam- melt batte. Herr K i r e h n e r tegte im Auftrage der Gesellschaft einen Lor- beerkranz auf dem I-liigel nleder und hielt dabei folgende Ansprache:

Hochverehrte Anwesende, werthe Collegen! Vor nunmehr 8 Jahren wurde bier an dieser geweihten St~.tte eine Co-

ryph~e der medicinischen Wissenschaft, ein edler, idealer Mann zur Ruhe zebettet, den wir als unseren Altmeister und Begrtinder der wissenschaftliehen 0hrenheilkunde mit Recht stets hochhalten und verehren. Prof. v. Tro e l t sch , dessen Manen wir heute unsere Huldigung darbringen, hat dutch seine bahn- brechenden Arbeiten unserer Speeialwissensehaft eine hochgeachtete Stellung in der Gesammtmediein erworben. Seiner Energie verdanken wir es, dass seinem Beispiele tt~chtige Arbeitskri~fte folgten, welehe getragen yon Begeis- terung und Liebe za der so ]ange vernachl~.ssigten Disciplin der Ohrenheil- kunde die Kenntnisse auf diesem praktisch so wichtigen Gebiete der Medicin so welt f5rderten, dass jetzt an allen Hochschulen diese Disciplin gleiehbe' reehtigt mit den tibrigen Speeialf~ehern beriicksichtigt und gelehrt wird.

Vor yon T r o e l t s c h batten die Versuche, die Ohrenheilkunde zum Ge- genstande eines ernsten Studiums zu machen, und sich mit der Behandlung yon Obrenkrankheiten zu besch~ftigen, so geringe Effolge aufzuweisen, dass man in hrztlichen Kreisen fast ghnzlieh darauf verzichtete, sich dieses edlen Sinnesorganes welter anzunehmen. Nur in England und Frankreieh fanden sich einige hervorragende Forseher, welehe auf diesem Gebiet Grosses leisteten und zur Fundamentirung der wissenscbaftlichen 0hrenheilkunde wesentlich beitrugen. Dahin zog es daher auch von Troe l t sch~ und yon dort zurtick- gekehrt, g inger mit Begeisterung an alas Werk, dem er sein ganzes Leben gewidmet hat.

Das geringe Iateresse, dass in damaliger Zeit bei uns der Ohrenheil- kunde entgegen gebracht wurde, musste elnesthefls zu Missmuth in ~rztlichen Kreisen, sowie auch im Publicum fiihren, der sich bis zur Verachtung der ganzen Disciplln and ihrer Vertreter steigerte, andererseits eine rathlose Em- pirie in der Beurtheilung und Behandlung tier Ohrenkrankbeiten hervorrufen. Dutch yon T r o e l t s c h ' s Genie hnderte sich bald dieses trostlose Bild, denn er verstand es, die tief eingewurzelten Vorurtheile zu zerstreuen und Licht in das bisher so dunkte Gebiet zu bringen. Er hat uns den Weg gezeigt, wie nur durch eine exaete anatomische und pathologisch-anatomische Forsch- ung ein festes Fundament zu grtlnden sei, auf welchem sieh die Ohrenheil- kunde als wissensehaftliche Disciplin aufbauen lasse. Ausser den zahlreiehen fundamentalen Arbeiten auf anatomischem und pathologischem Gebiete ist vor allem auch die dutch v o n T r o e 1 t s c h eingefilhrte Untersuchungsmethode des 0hres hervorzuheben, welehe tiberall begeisterte Aufnahme fand und heute noch maassgebend ist.

Meine Herren! Sie werden es mir erlassen, auf die zahlreiehen Arbeiten v o n Tr o e 1 t s c h's auf allen Gebieten, welcbe das Geh6rorgan betreffen, n~her einzugehen; sie sindihnen allen bekannt. DemNamen yon T r o e l t s c h be- gegnen wit auf jedem Blatte der Geschichte unserer Specialwissenschaft!

Ebenso hervorragend wie ats wissenschaftlicher Forscher war yon T r o e l t s e h als academischer Lehrer und Arzt. Er verstand es wie selten

134 IX. BURKNER

einer, seine ZuhSrer ftir seine Wissenschaft za begeistern und durch seinen klaren, lichtvollen ¥ortrag zu fesseln. Sein Ruf als hervorragender Ohren- arzt zog zahlreiche Kranke aus alien Welttheilen heran, welche bei ihm Rath und Htilfe suehten. In dankbarer Verehrung gedenken seiner noch Tausende, denen seine Kunst das edle Sinnesorgan des Gehiires gerettet und sie vor schwerer Schi~digung ihrer Gesundheit bewahrt hat. Ueberall, wo auf der ganzen Welt die Pflege der Ohrenheilkunde eine Statte gefunden hat, wird stets der Name y o n T r o e l t s c h mit Verehrung und Dankbarkeit genannt werden.

Als Zeichen der Huldigung und ¥erehrung lege ich im Namen der Deut- schen otologischen Gesellschaft diesen Lorbeerkranz auf das Grab des her- vorragenden Forschers, des genialen Lehrers und hochgeschatzten Arztes nieder.

Hierauf ergriff der Rector des ktiniglichen Realgymnasiums, Herr M. K r i l c k , das Wort:

Nieine Herren! Gestatten Sie mir als den] Mtesten Schwiegersohne, dass ich Ihnen allen Namens der Familie und im Auftrage unserer Mutter, die zu ihrem Leidwesen heute durch Unwohlsein daran gehindert ist~ ]hnen in tiefer Riihrung selber bier die Hand zu driicken, unseren herzlichen Dank sage ftir die pietats, und weihevelle Huldigung, die Sie den Manen unseres theueren Vaters, des verehrten Lehrers und Meisters ]hrer Wissenschaft dargebracht haben, und den Ausdruck besonderen Dankes hinzuzufiigen fiir die trefflichen, warmen Worte, die Prof. Dr. K i r c h n e r soeben seinem Andenken gewidmet hat. Dass Sie im Drange Ihrer Arbeit es sieh haben angelegen sein ]assen, in dieser Morgenfrtihe zu dem stitlen, epheuumrankten Grabe des Heimgegan- genen Ihre Schritte zu lenken, ist wie ftir Sie ein ehrenvolles, so ftir uns ein trSstliches Zengniss dafiir, dass sein Andenken~ and was er gelehrt und ge- leistet hat, in lhnen lebendig welter wirkt. Seine Wissenschaft ist ibm alle- zeit nicht blos das Arbeitsfeld ftir seinen forschenden Verstand, sondern eine Angelegenheit des Herzens gewesen; der Gedanke an die Fortentwickelung und die Zukunft seiner Wissenschaft hat ihn bis an's Ende seines Lebens beschaftigt, und datum darf ich wohl heute an seinem Grabe der Hotihung, die ihn einst beseelte, erneuten Ausdruck verleihen, der zuversichtlichen Hof f hung, es werde in nicht atlzu ferner Zeit der ruhmreich begriindeten und stetig welter wachsenden modernen Ohrenheilkunde das Reeht und die An- erkennung, die ihr unter den anderen Zweigen der grossen medicinischen Ge- sammtwissenschaft zukommt, in vollem, unverkiimmertem Maasse iiberall zu Theft werden. Empfangen Sie noehmals unseren innigen Dank[

1. A u e r b a c h- Baden-Baden. 2. Av el l i s - Frankfurt. 3. B a r th-Leipzig. 4. B e c k m ann-Ber l in . 5. B e h r e n d t - Berlin. 6. B e z o l d - l~Itinchen. 7. B i e h l - Wien. 8. B i e n s t o e k - M t i h l h a u s e n i, E. 9. B1 o c h-Freiburg.

10. B r e i t u n g - Coburg. I1. B r i e g e r - B r e s l a u . t2. B r o ieh-Hannover . 13. B i i r k n e r - GSttingen. 14. D e n n e r t - B e r l i n . 15. D i e u do n n ~ oWiirzburg. 16. D r e s e l - S a n Franzisco. 1"i, D r e y f u s s -Strassburg. 18. F i k e n t sch er.Wiirzburg. 19. F i l b r y - Coblenz.

Pr~senzliste. 20. F i s chenich-Wiesbaden. 21. F r i e d r i c h - Leipzig. 22. Gran t -London . 23. H a b e r m a n n - Graz. 24. Haene l -Dre sden . 25. H a r tmann-Ber l in . 26. H au g- Niiinchen. 27. H e g e n e r - Heidelberg. 28. He ge t s chwe i l e r -Z t i r i ch . 29. H e l lmann-Wilrzburg. 30. H i t s e h - Hannover. 31. H o f f m a n n - D r e s d e n . 32. J a n s e n - B e r l i n . 33. J ens-Hannover. 34. J o ~ l - Gotha. 35. J t i rge n sm eye ro Bielefeld. 36. K a h n - Wtirzburg. 37. K a t z - Berlin. 38. K e s s e l . Jena.

Bericht tiber d, 7, VersammL d. Deutschen ototog. Gesellschaft u, s.w. 135

39. K i c k h e f e l - Danzig. 40. K i l l i a n - Freiburg. 4i. K i m m eI-Wiirzburg. 42. K i m u r a - J a p a n . 43. Ki r c h n e r -Wiirzburg. 44. K l i n g e l - E l b e r f e l d . 45. K 6 be 1- Stuttgart. 46. K 5 rn e r - Rostock. 47. K r e t s ehmann-Magdeburg . 48. K ti m m e 1 - Breslau. 49. L a u b i - Ziirich. 50. L e h r - Heidelberg. 51. L i n d e m an n- Saarbrficken. 52. L i n d t - Bern. 53. M a c k en thun -Le ipz ig . 54. M a n a s s e-Strassburg. 55. Mann-Dresden . 56. M a y er-Nfirnberg. 57. M i w a - Japan. 58. M o x t er-Wiesbaden. 59. M fi 11 e r - Leipzig-Lindenau. 60. M t~ 11 e r - Altenburg. 61. N i c o l a ier-Wiirzburg. 62. N o b i s - Chemnitz. 63. N o l t e n i u s - Bremen. 64. O k a d a - Japan. 65. O s t m a n n - Marburg. 66. O z e k i - J a p a n . 67. 13anse, Rudolf-Dresden. 68. 13 a s s o w- Heidelberg. 69. P a u s e , Felix-Dresden.

70. P f e i f f e r - L e i p z i g . 71. P r o eb st ing-Wiesbaden, 72. R e i n h ard-Duisburg. 73. R i ch t e r -M a g d e b u r g . 74. v. Riedl-Mtinehen. 75. R o b i n s o n - Baden-Baden. ~6. Roe l l -Mt inchen . 77. R o h d e n- Halberstadt, 78, R o t h e n a i c h e r - P a s s a u . 79. Ru dlo ff-Wiesbaden. 80. S c h e i b e- Miinchen, 81. S chin e de n-Oldenburg. 82. S c h mie d t - Leipzig-Plagwitz, 83. S c h m ttc k e r - Gelsenkirchen, 84. S c h u b e r t - Niirnberg, 85. S c h w a b a c h - Berlin. 86. S e i f e r t-Wt~rzburg. 87. S e l i g m a n n - F r a n k f u r t . 8S. S e y f e r t - Dresden. 89. S o n n e n k a l b - Chemnitz. 90. S t a c k e - E r f u r t . 91. S t r a u s s - F u l d a , 92. T h i e s - Leipzig. 93. W a g en h ~u s e r - Tiibingen. 94. W e r n e r - Mannheim. 95. v. Wi 1 d- Frankfurt. 96. W o l f , Oskar-Frankfurt. 97. Wolf~ Otto-Wfirzburg. 98. Z i m m e r m a n n - Dresden. 99. Z i n t l - Prag.