Über acht berge um die welt - bo

1
VON ALEXANDER DINKHOFF (T EXT) UND BORIS KURZ (FOTOS) A m Ende wurde jener pessi- mistische Freund, der par- tout nicht an den Erfolg sei- nes Kumpels Boris Kurz glauben wollte, eben doch eines Besseren belehrt. Nicht zu schaffen, hatte er gesagt. Binnen zwölf Monaten auf allen Gipfeln der Seven Summits stehen? Auf acht sogar, Kurz hatte zu allem Überfluss ja auch noch an- gekündigt, sowohl die alte als auch die neue Summit-Liste abarbeiten zu wollen (siehe Kasten »Die 3. Etap- pe – die Carstensz-Pyramide in Oze- anien«). Mit gesundem Menschen- verstand konnte es da nur eine Prophezeiung geben: keine Chance – bei aller Liebe. Boris Kurz konnte es seinem Freund nicht übelnehmen. Dem Lehrer und erfahrenen Bergstei- ger aus Zell-Weierbach war durch- aus klar, dass die Wahrscheinlich- keit, alle Summits innerhalb eines Jahres gesund hinauf- und auch wieder herabzusteigen, gering war. Nicht umsonst war keinem Deut- schen dieses Unterfangen bisher ge- glückt. Zu viel kann schiefgehen, zu viele Faktoren müssen passen – bei jeder einzelnen Etappe: das Wetter; die Gesundheit; die Gesundheit der Mitstreiter, sofern vonnöten; der Zustand der Ausrüstung. An der chinesischen Grenze besteht zudem die Ge- fahr, Opfer von amtlicher Will- kür der Grenz- schützer zu wer- den. Doch Boris Kurz hat es allen gezeigt. Nicht nur seinen Bekann- ten und Freunden, Anhängern des Bergsteigersports oder seinem Kumpel, dem er wie gesagt ohnehin nichts nachträgt. Er hat es vor allem sich selbst ge- zeigt. Kurz wusste, was für eine He- rausforderung er sich da aufge- halst hatte. Dass sich berufstätige Menschen ein Sabbatjahr nehmen, um die Welt zu bereisen, ist per se keine Seltenheit. Das Sabbatjahr in der Kurz-Version sprengt aller- dings den Rahmen des Gewöhnli- chen. Auch in finanzieller Hinsicht. Boris Kurz stand im Sommer 2012 vor dem Abenteuer seines Lebens – dass es im Fiasko enden würde, konnte der Sport- und Mathelehrer nicht mit höherer Wahrscheinlich- keit ausschließen. Es war in der Nacht des 23. Sep- tember, als Boris Kurz schlagartig ins Gedächtnis gerufen wurde, dass eine vermeintlich reibungslos ver- laufende Berg- tour jederzeit ins andere Ex- trem umschla- gen kann. Kurz war nach Nepal gereist, wollte mit dem Manas- lu, einem »Trai- ningsberg« au- ßerhalb der Summit-Reihe, seinen ersten Achttausender bezwingen – und war am Ende froh, anstelle des Gipfelerfolgs mit dem Leben davon- gekommen zu sein. Eine Lawine hatte seinem Auf- stieg auf 6800 Metern ein jähes En- de bereitet. Sie kam plötzlich, un- erwartet, war zunächst nur als dumpfes Donnergrollen wahrzu- nehmen – und riss dann mit voller Wucht alles mit, was nicht bomben- sicher mit dem Erdboden verankert war. Zelte. Ausrüstung. Menschen. Dass Kurz sich selbst aus der La- wine befreien konnte, nicht in eine Gletscherspalte rutschte und über- haupt »nur« mit Rippenprellungen und leichten Erfrierungen davon- kam, kann als Zufall gewertet wer- den. Der Schlagersänger Wolfgang Petry sang einst »So ein Schwein hat man nur einmal« – Boris Kurz kam danach zum Glück nicht noch mal in eine vergleichbare Situation, in der er seinen Schutzengel hätte erneut auf die Probe stellen müssen. Nun ist das Jahr beinahe rum. Unglaublich flott ging das, fin- det Boris Kurz. Was ihm jetzt noch bleibt, sind Erfahrungen fürs Le- ben und die Hoffnung, künftig noch mehr Ausdauer zu haben, wenn es darum geht, Lösungen für ver- meintlich ausweglose Probleme zu finden. Ob er noch einmal eine ver- gleichbare Reise antritt, bezweifelt er. Vielleicht geht es nächstes Jahr nach Pakistan. Mal gucken. Ganz sicher geht es nach den Sommerferien aber wieder in die Schule. Darauf freut sich Kurz. Über acht Berge um die Welt Boris Kurz aus Zell-Weierbach ist am Ziel: Binnen eines Jahres hat er die höchsten Gipfel aller Kontinente bestiegen Ein Video zum Erfolg von Bergsteiger Boris Kurz finden Sie unter: www.mibatv.de | Videocode: 13921 Texte, Bilder und Videos zu den Expediti- onen von Boris Kurz unter www.bo.de/7- Gipfel Mein Jahr - 7 Gipfel Serie Boris Kurz Dass sich berufstätige Menschen ein Sabbatjahr nehmen, um die Welt zu bereisen ist per se keine Seltenheit. Die Boris-Kurz- Version sprengt allerdings den Rahmen des Gewöhnlichen. Die 1. Etappe: Elbrus – der höchste Gipfel Europas Name: Elbrus Höhe: 5642 Meter Lage: Kabardino-Balkarien, Karatschai- Tscherkessien (Russland), Europa Koordinaten: 43° 21' 18'' N, 42° 26' 21'' O Gipfeltag: Mittwoch, 1. August 2012 BORIS KURZ: Auf dem Elbrus stand ich nach einer Tour 2009 bereits zum zweiten Mal. Körperlich war mein erster Summit ziemlich an- strengend – das hatten mein Be- gleiter und ich zum Teil allerdings selbst zu verantworten. Der Elbrus hat zwei Gipfel, einen im Westen, ei- nen im Osten – wir wollten auf bei- de. Aufgrund einer Fehleinschät- zung der Route mussten wir nach dem Abstieg vom Westgipfel den ganzen Weg noch mal zurück – und bescherten uns damit eine 24-Stun- den-Tour, bei der wir zweimal auf dem Westgipfel standen. Die 2. Etappe: Kilimandscharo – der weiße Berg Afrikas Name: Kilimandscharo Höhe: 5895 Meter Lage: Nordost-Tansania, Ostafrika Koordinaten: 3° 4' S, 37° 22' O Gipfeltag: Mittwoch, 15. August 2012 3. Etappe, Teil I: die Carstensz-Pyramide in Ozeanien Name: Carstensz-Pyramide Höhe: 4884 Meter Lage: Indonesien (West-Papua), Ozeanien Koordinaten: 4° 4' 44'' S, 137° 9' 30'' O Gipfeltag: Freitag, 26. Oktober 2012 3. Etappe, Teil II: Mount Kosciuszko – der »Wanderberg« Name: Mount Kosciuszko Höhe: 2228 Meter Lage: New South Wales, Australien Koordinaten: 36° 27' 21'' S, 148° 15' 48'' O Gipfeltag: Freitag, 23. November 2012 Die 7. Etappe: Der Denali in Alaska – das ersehnte Ziel Name: Denali (Mt. McKinley) Höhe: 6194 Meter Lage: Alaska, USA, Nordamerika Koordinaten: 63° 4' 9'' N, 151° 0' 28'' W Gipfeltag: Mittwoch, 26. Juni 2013 Die 6. Etappe: Mount Everest – das Dach der Welt Name: Mount Everest Höhe: 8848 Meter Lage: Nepal/China (Tibet), Asien Koordinaten: 27° 59' 17'' N, 86° 55' 31'' O Gipfeltag: Sonntag, 19. Mai 2013 Die 5. Etappe: Aconcagua – Südamerikas höchster Punkt Name: Aconcagua Höhe: 6962 Meter Lage: Mendoza, Argentinien, Südamerika Koordinaten: 32° 39' 12'' S, 70° 0' 42'' W Gipfeltag: Donnerstag, 27. Dezember 2012 Die 4. Etappe: Kalt, kälter – der Mount Vinson in der Antarktis Name: Mount Vinson Höhe: 4892 Meter Lage: Antarktis Koordinaten: 78° 31' 31'' S, 85° 37' 2'' W Gipfeltag: Montag, 10. Dezember 2012 BORIS KURZ: Auch der Kilimand- scharo war für mich ein alter Be- kannter. 2011 stand ich dort zum ersten Mal auf dem Gipfel. Neu war diesmal die Route: Ich habe die so- genannte »Coca-Cola-Route« ge- wählt. Zusammenfassend kann ich sagen, dass die zweite Etappe mei- ner Reise völlig reibungslos über die Bühne ging. Völlig frei von Stress, körperlich gemütlich. Das lag sicherlich auch daran, dass ich dank meiner Elbrus-Tour topfit ge- wesen bin. BORIS KURZ: Geht man die Seven Summits an, kann man zwei Listen folgen: der Kosciuszko-Liste und der Messner-Liste. Als Australien – und nicht wie heute Ozeanien –noch als Kontinent galt, folgten viele der ersten Liste. Heute ist eigentlich die Messner-Liste geläufig. Ich hat- te mich entschieden, beide Listen – und somit eigentlich acht Summits – abzuklappern. Die Carstenz-Py- ramide war aus logistischer Sicht – An- und Abreise betreffend – ein völliges Chaos. Zudem ist der Berg technisch wohl der anspruchsvolls- te. Ich habe in sieben Tagen sieben Kilo verloren. BORIS KURZ: Ein netter Ausflugs- tag mit meiner Familie. Etwas An- deres kann ich über die Besteigung des Mount Kosciuszko nicht sagen. Ich hatte sie in einen vierwöchigen Australienurlaub integriert, bei dem auch meine Familie dabei war. Alles in allem ein netter Ausflugs- tag, was vor allem daran liegt, dass der Kosciuszko beinahe rollstuhl- gerecht ausgebaut ist. Der Berg ist vergleichbar mit dem Feldberg und für wirklich jedermann zu schaf- fen. Auch ohne Training. BORIS KURZ: Was die Landschaft angeht, war mein Trip in die Ant- arktis sicherlich am beeindru- ckendsten. Gerade den Blick vom Gipfel des Mount Vinson werde ich wohl mein Leben lang nicht mehr vergessen. Überraschend für mich war: Wenn die Sonne schien, wur- de es ziemlich warm, sodass ich lo- cker auch ohne Handschuhe gehen konnte. Das liegt an der trockenen Luft. Bei Wolken und Wind wird es naturgemäß aber richtig eisig. Der Vinson war übrigens mit Abstand auch mein teuerster Berg. BORIS KURZ: Der Aconcagua ist das beste Beispiel dafür, wie viel Glück ich bei allen Summits mit dem Wet- ter hatte. Es war die ganze Zeit sehr windig. Nachts war ich sogar mehr mit dem Zusammenhalten meines Zeltes beschäftigt als mit Schla- fen. Aber ausgerechnet am Gipfel- tag war dann bestes Wetter. Der Aufstieg in seiner Gesamtbetrach- tung war recht anstrengend, zwi- schenzeitlich hatte ich 35 Kilo Ge- päck. Trotzdem lief aber alles rund. Eigentlich war ich sogar deutlich zu schnell. Aber ich habe mich gut gefühlt und konnte meinen Rhyth- mus daher durchziehen. BORIS KURZ: Der Everest lag hin- ter mir, dennoch war klar: Auch der Denali ist einer der ernsthaf- teren Berge. Ähnlich wie beim Ki- limandscharo war ich aber durch meine Everest-Besteigung topfit, sodass der Aufstieg alles in allem recht problemlos verlief. Der De- nali kann allerdings auch sehr ge- fährlich sein, auch bei meinem Auf- stieg war es fast schon zu warm, was sich auf die Schneequalität und die Steinschlaggefahr auswirken kann. Ich bin mit meinen Beglei- tern daher nur nachts unterwegs gewesen. BORIS KURZ: Mein anstrengendster Aufstieg. Eine unglaubliche Schin- derei. Aber sicherlich war der Gip- feltag auch mein emotionalster Moment auf meiner Reise. Der Eve- rest ist der höchste und bekanntes- te Berg der Welt. Dort kommen für einen Bergsteiger alle Superlative zusammen, weshalb der Aufstieg auch am längsten gedauert hat. An wirkliche Jubelstürme war aber auch auf dem Gipfel nicht zu den- ken. Denn man weiß genau: Der Abstieg liegt noch vor dir – da pas- sieren die meisten Unfälle. Gene- rell gilt: Ein Berg ist erst bestiegen, wenn man wieder unten ist. MITTELBADISCHE PRESSE www.bo.de Samstag, 13. Juli 2013 ORTENAU

Upload: others

Post on 25-Jan-2022

1 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Von AlexAnder dinkhoff (TexT) und Boris kurz (foTos)

Am Ende wurde jener pessi-mistische Freund, der par-tout nicht an den Erfolg sei-

nes Kumpels Boris Kurz glauben wollte, eben doch eines Besseren belehrt. Nicht zu schaffen, hatte er gesagt. Binnen zwölf Monaten auf allen Gipfeln der Seven Summits stehen? Auf acht sogar, Kurz hatte zu allem Überfluss ja auch noch an-gekündigt, sowohl die alte als auch die neue Summit-Liste abarbeiten zu wollen (siehe Kasten »Die 3. Etap-pe – die Carstensz-Pyramide in Oze-anien«). Mit gesundem Menschen-verstand konnte es da nur eine Prophezeiung geben: keine Chance – bei aller Liebe.

Boris Kurz konnte es seinem Freund nicht übelnehmen. Dem Lehrer und erfahrenen Bergstei-ger aus Zell-Weierbach war durch-

aus klar, dass die Wahrscheinlich-keit, alle Summits innerhalb eines Jahres gesund hinauf- und auch wieder herabzusteigen, gering war. Nicht umsonst war keinem Deut-schen dieses Unterfangen bisher ge-glückt. Zu viel kann schiefgehen, zu viele Faktoren müssen passen – bei jeder einzelnen Etappe: das Wetter; die Gesundheit; die Gesundheit der Mitstreiter, sofern vonnöten; der Zustand der Ausrüstung. An der chinesischen Grenze besteht zudem die Ge-fahr, Opfer von amtlicher Will-kür der Grenz-schützer zu wer-den.

Doch Boris Kurz hat es allen gezeigt. Nicht nur seinen Bekann-ten und Freunden, Anhängern des Bergsteigersports oder seinem Kumpel, dem er wie gesagt ohnehin nichts nachträgt.

Er hat es vor allem sich selbst ge-zeigt.

Kurz wusste, was für eine He- rausforderung er sich da aufge-halst hatte. Dass sich berufstätige Menschen ein Sabbatjahr nehmen, um die Welt zu bereisen, ist per se keine Seltenheit. Das Sabbatjahr in der Kurz-Version sprengt aller-

dings den Rahmen des Gewöhnli-chen. Auch in finanzieller Hinsicht. Boris Kurz stand im Sommer 2012 vor dem Abenteuer seines Lebens – dass es im Fiasko enden würde, konnte der Sport- und Mathelehrer nicht mit höherer Wahrscheinlich-keit ausschließen.

Es war in der Nacht des 23. Sep-tember, als Boris Kurz schlagartig ins Gedächtnis gerufen wurde, dass eine vermeintlich reibungslos ver-

laufende Berg-tour jederzeit ins andere Ex-trem umschla-gen kann. Kurz war nach Nepal gereist, wollte mit dem Manas-lu, einem »Trai-ningsberg« au-

ßerhalb der Summit-Reihe, seinen ersten Achttausender bezwingen – und war am Ende froh, anstelle des Gipfelerfolgs mit dem Leben davon-gekommen zu sein.

Eine Lawine hatte seinem Auf-stieg auf 6800 Metern ein jähes En-de bereitet. Sie kam plötzlich, un-erwartet, war zunächst nur als dumpfes Donnergrollen wahrzu-nehmen – und riss dann mit voller Wucht alles mit, was nicht bomben-sicher mit dem Erdboden verankert war. Zelte. Ausrüstung. Menschen.

Dass Kurz sich selbst aus der La-wine befreien konnte, nicht in eine Gletscherspalte rutschte und über-haupt »nur« mit Rippenprellungen und leichten Erfrierungen davon-kam, kann als Zufall gewertet wer-den. Der Schlagersänger Wolfgang Petry sang einst »So ein Schwein hat man nur einmal« – Boris Kurz kam danach zum Glück nicht noch mal in eine vergleichbare Situation, in der er seinen Schutzengel hätte erneut auf die Probe stellen müssen.

Nun ist das Jahr beinahe rum. Unglaublich flott ging das, fin-det Boris Kurz. Was ihm jetzt noch bleibt, sind Erfahrungen fürs Le-ben und die Hoffnung, künftig noch mehr Ausdauer zu haben, wenn es darum geht, Lösungen für ver-meintlich ausweglose Probleme zu finden. Ob er noch einmal eine ver-gleichbare Reise antritt, bezweifelt er. Vielleicht geht es nächstes Jahr nach Pakistan. Mal gucken.

Ganz sicher geht es nach den Sommerferien aber wieder in die Schule. Darauf freut sich Kurz.

Über acht Berge um die WeltBoris Kurz aus Zell-Weierbach ist am Ziel: Binnen eines Jahres hat er die höchsten Gipfel aller Kontinente bestiegen

Ein Video zum Erfolg von BergsteigerBoris Kurz finden Sie unter:

www.mibatv.de | Videocode: 13921

Texte, Bilder und Videos zu den Expediti-onen von Boris Kurz unter www.bo.de/7-Gipfel

Mein Jahr - 7 Gipfel

SerieBoris Kurz

Dass sich berufstätige Menschen ein Sabbatjahr nehmen, um die Welt zu bereisen ist per se keine Seltenheit. Die Boris-Kurz-Version sprengt allerdings den Rahmen des Gewöhnlichen.

Die 1. Etappe: Elbrus – der höchste Gipfel Europas

Name: ElbrusHöhe: 5642 MeterLage: Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien (Russland), Europa Koordinaten: 43° 21' 18'' N, 42° 26' 21'' OGipfeltag: Mittwoch, 1. August 2012

Boris Kurz: Auf dem Elbrus stand ich nach einer Tour 2009 bereits zum zweiten Mal. Körperlich war mein erster Summit ziemlich an-strengend – das hatten mein Be-gleiter und ich zum Teil allerdings selbst zu verantworten. Der Elbrus hat zwei Gipfel, einen im Westen, ei-nen im Osten – wir wollten auf bei-de. Aufgrund einer Fehleinschät-zung der Route mussten wir nach dem Abstieg vom Westgipfel den ganzen Weg noch mal zurück – und bescherten uns damit eine 24-Stun-den-Tour, bei der wir zweimal auf dem Westgipfel standen.

Die 2. Etappe: Kilimandscharo – der weiße Berg Afrikas

Name: KilimandscharoHöhe: 5895 MeterLage: Nordost-Tansania, OstafrikaKoordinaten: 3° 4' S, 37° 22' OGipfeltag: Mittwoch, 15. August 2012

3. Etappe, Teil I: die Carstensz-Pyramide in Ozeanien

Name: Carstensz-PyramideHöhe: 4884 MeterLage: Indonesien (West-Papua), OzeanienKoordinaten: 4° 4' 44'' S, 137° 9' 30'' OGipfeltag: Freitag, 26. Oktober 2012

3. Etappe, Teil II: Mount Kosciuszko – der »Wanderberg«

Name: Mount KosciuszkoHöhe: 2228 MeterLage: New South Wales, AustralienKoordinaten: 36° 27' 21'' S, 148° 15' 48'' OGipfeltag: Freitag, 23. November 2012

Die 7. Etappe: Der Denali in Alaska – das ersehnte Ziel

Name: Denali (Mt. McKinley)Höhe: 6194 MeterLage: Alaska, USA, NordamerikaKoordinaten: 63° 4' 9'' N, 151° 0' 28'' WGipfeltag: Mittwoch, 26. Juni 2013

Die 6. Etappe: Mount Everest – das Dach der Welt

Name: Mount EverestHöhe: 8848 MeterLage: Nepal/China (Tibet), AsienKoordinaten: 27° 59' 17'' N, 86° 55' 31'' OGipfeltag: Sonntag, 19. Mai 2013

Die 5. Etappe: Aconcagua – Südamerikas höchster Punkt

Name: AconcaguaHöhe: 6962 MeterLage: Mendoza, Argentinien, SüdamerikaKoordinaten: 32° 39' 12'' S, 70° 0' 42'' WGipfeltag: Donnerstag, 27. Dezember 2012

Die 4. Etappe: Kalt, kälter – der Mount Vinson in der Antarktis

Name: Mount VinsonHöhe: 4892 MeterLage: AntarktisKoordinaten: 78° 31' 31'' S, 85° 37' 2'' WGipfeltag: Montag, 10. Dezember 2012

Boris Kurz: Auch der Kilimand-scharo war für mich ein alter Be-kannter. 2011 stand ich dort zum ersten Mal auf dem Gipfel. Neu war diesmal die Route: Ich habe die so-genannte »Coca-Cola-Route« ge-wählt. Zusammenfassend kann ich sagen, dass die zweite Etappe mei-ner Reise völlig reibungslos über die Bühne ging. Völlig frei von Stress, körperlich gemütlich. Das lag sicherlich auch daran, dass ich dank meiner Elbrus-Tour topfit ge-wesen bin.

Boris Kurz: Geht man die Seven Summits an, kann man zwei Listen folgen: der Kosciuszko-Liste und der Messner-Liste. Als Australien – und nicht wie heute Ozeanien –noch als Kontinent galt, folgten viele der ersten Liste. Heute ist eigentlich die Messner-Liste geläufig. Ich hat-te mich entschieden, beide Listen – und somit eigentlich acht Summits – abzuklappern. Die Carstenz-Py-ramide war aus logistischer Sicht – An- und Abreise betreffend – ein völliges Chaos. Zudem ist der Berg technisch wohl der anspruchsvolls-te. Ich habe in sieben Tagen sieben Kilo verloren.

Boris Kurz: Ein netter Ausflugs-tag mit meiner Familie. Etwas An-deres kann ich über die Besteigung des Mount Kosciuszko nicht sagen. Ich hatte sie in einen vierwöchigen Australienurlaub integriert, bei dem auch meine Familie dabei war. Alles in allem ein netter Ausflugs-tag, was vor allem daran liegt, dass der Kosciuszko beinahe rollstuhl-gerecht ausgebaut ist. Der Berg ist vergleichbar mit dem Feldberg und für wirklich jedermann zu schaf-fen. Auch ohne Training.

Boris Kurz: Was die Landschaft angeht, war mein Trip in die Ant-arktis sicherlich am beeindru-ckendsten. Gerade den Blick vom Gipfel des Mount Vinson werde ich wohl mein Leben lang nicht mehr vergessen. Überraschend für mich war: Wenn die Sonne schien, wur-de es ziemlich warm, sodass ich lo-cker auch ohne Handschuhe gehen konnte. Das liegt an der trockenen Luft. Bei Wolken und Wind wird es naturgemäß aber richtig eisig. Der Vinson war übrigens mit Abstand auch mein teuerster Berg.

Boris Kurz: Der Aconcagua ist das beste Beispiel dafür, wie viel Glück ich bei allen Summits mit dem Wet-ter hatte. Es war die ganze Zeit sehr windig. Nachts war ich sogar mehr mit dem Zusammenhalten meines Zeltes beschäftigt als mit Schla-fen. Aber ausgerechnet am Gipfel-tag war dann bestes Wetter. Der Aufstieg in seiner Gesamtbetrach-tung war recht anstrengend, zwi-schenzeitlich hatte ich 35 Kilo Ge-päck. Trotzdem lief aber alles rund. Eigentlich war ich sogar deutlich zu schnell. Aber ich habe mich gut gefühlt und konnte meinen Rhyth-mus daher durchziehen.

Boris Kurz: Der Everest lag hin-ter mir, dennoch war klar: Auch der Denali ist einer der ernsthaf-teren Berge. Ähnlich wie beim Ki-limandscharo war ich aber durch meine Everest-Besteigung topfit, sodass der Aufstieg alles in allem recht problemlos verlief. Der De-nali kann allerdings auch sehr ge-fährlich sein, auch bei meinem Auf-stieg war es fast schon zu warm, was sich auf die Schneequalität und die Steinschlaggefahr auswirken kann. Ich bin mit meinen Beglei-tern daher nur nachts unterwegs gewesen.

Boris Kurz: Mein anstrengendster Aufstieg. Eine unglaubliche Schin-derei. Aber sicherlich war der Gip-feltag auch mein emotionalster Moment auf meiner Reise. Der Eve-rest ist der höchste und bekanntes-te Berg der Welt. Dort kommen für einen Bergsteiger alle Superlative zusammen, weshalb der Aufstieg auch am längsten gedauert hat. An wirkliche Jubelstürme war aber auch auf dem Gipfel nicht zu den-ken. Denn man weiß genau: Der Abstieg liegt noch vor dir – da pas-sieren die meisten Unfälle. Gene-rell gilt: Ein Berg ist erst bestiegen, wenn man wieder unten ist.

MITTELBADISCHE PRESSE www.bo.de Samstag, 13. Juli 2013

ORTENAU