baumgaertel die metallarbeiten der sammlung blatner

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    Teekanne und Mrser vgl. Kat.Nr. 36), gemalt und gezeichnet von Joseph Blatner 1943.

    Otto Baumgrtel

    Die Metallarbeiten der Sammlung latner

    Gegenstnde aus Messing, Zinn, Kupfer, Eisen und Silber machen mehr als ein Drittel der

    Sammlung Joseph Blatner aus. Was er schtzte und nach welchen Prinzipien er auswhlte, lt

    sich vor allem an den Buntmetallarbeiten ablesen. Bestnde in hnlicher Zusammensetzung

    sind nmlich recht ungewhnlich. Dies gilt ebenso fr die Schwerpunkte wie fr die Lcken;

    teilweise hat Blatner gegen den Strom gesammelt, wodurch vieles aus seinem Besitz, auch

    zunchst Unaufflliges, um so beachtenswerter erscheint.

    So kostet es einige Mhe, in Museen Vergleichsstcke zu den kirchlichen Gerten aus Messing

    und Zinn zu finden. Auch formschnes Gebrauchsgut ist vielfach nur durch Zufall, meist nach

    der Metallbeschlagnahme des ersten Weltkriegs, in ffentliche Sammlungen gehmgt. Dagegen

    fehlt bei Blatner das ausgesprochene Prunkgert, das in den Kunstgewerbemuseen reichlich

    vertreten ist, weil es als Anregung und Beispiel fr die Handwerker des Historismus gezielt .

    angekauft wurde.

    Metallsammlungen in Mnchen

    Die Vielzahl der Metallgegenstnde war durchaus ein Merkmal der frhen privaten Kunstge-

    werbesammlungen in Sddeutschland, besonders in Mnchen. Jedenfalls gewinnt man diesen

    Eindruck, wenn man in alten Auktionskatalogen blttert und zum Beispiel Berliner Bestnde in

    Gedanken danebenstellt. Nicht ohne Grund wurde, was Metallarbeiten betrifft, Mnchen zwi-

    schen 1870 und 1914 eine bevorzugte Einkaufsquelle der Museen; in den Inventaren findet man

    immer wieder die Namen von Mnchner Hndlern, voran Zatelli, Drey und Bhler.

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    Fast alle wichtigen Sammler und Hndler, aber auch Museumsleute waren Mitglieder des Mn-

    chener Altertumsvereins, der 1864 gegrndet worden war. Er bezweckte, ,,das allgemeine Ver-

    stndnis der Kulturgeschichte namentlich in denjenigen Zweigen zu frdern, welche auf Kennt-

    nis der Erzeugnisse der Kunst und des Handwerks beruhen . Blatners Kennerschaft und seine

    Sammelttigkeit verkrperten sehr universell dieses Programm. Er hat, solange seine Sehbe-

    hinderung nicht zu weit fortgeschritten war, viele Fachabende des Vereins reich mit Anschau-

    ungsmaterial aus seinem Besitz bestckt.

    Blatner stand damit als einer der letzten in einer langen Tradition. Denn nur wenige der frhen

    Mnchner Kunstgewerbesammler hatten sich spezialisiert. Die meisten hatten die vielfltigen

    Schwerpunkte, die das Bayerische Nationalmuseum von Anfang an bei der angewandten Kunst

    hatte, als Leitbild vor Augen. Der Grnder und Direktor des Museums, Carl Maria Freiherr von

    Aretin, war zugleich der erste Vorsitzende des Altertumsvereins; Aretins spterer Nachfolger,

    Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck, war Grndungsmitglied. Er hat sich brigens ausgiebig

    mit den Metallen befat und unter anderem schon 1870 Eisenobjekte der Gotik und Renais-

    sance wie Gitter, Beschlge, Schlsser und Werkzeuge in einem Tafelwerk vorgestellt.

    Das Sammeln und die wissenschaftliche Bearbeitung lassen sich in dieser Zeit noch nicht von

    dem Bestreben trennen, Kunst und Handwerk anzuregen. Der enge Zusammenhang wird auch

    darin deutlich, da viele Mnchner Sammler Architekten, Raumausstatter, Bildhauer und

    Maler waren. Bei ihrer Suche nach Vorbildern in der Vergangenheit entdeckten sie die Metallar-

    beiten und bewunderten Erfindungsreichtum und handwerkliche Kunstfertigkeit. Sie erwar-

    ben groe Mengen an Eisen, Messing und Zinn, teils auch Silber, die oft in malerischem Durch-

    einander mit anderen Gegenstnden die Wohnungen und die Ateliers zierten.

    Ich nenne beispielhaft nur einige Sammler, deren Besitz durch Kataloge gut dokumentiert ist:

    den Bildhauer Lorenz Gedon (1843-1883), den Baumeister Max Kuppelmayr (gest. 1888) und

    die Historienmaler Rudolph Kuppelmayr (1843-1918) und Otto Seitz (1846-1912). Gustav

    Hering (gest. 1916) trug unter anderem einen besonders reichen Eisenbestand zusammen. Den

    Genremaler Eduard von Grtzner (1846-1925), den Architekten Arnulf Bleibinhaus (Samm-

    lung 1930 versteigert) und den Restaurator von Skulpturen Georg Schuster (1869-1937) hat

    Blatner gekannt. Spezialsammler waren der Architekt Friedrich Hasselmann , dessen Schlosser -

    arbeiten 1888 ziemlich vollstndig publiziert sind, und der Maler und Zeichner Adolf Hengeler

    (1863-1927), der bemerkenswerte Zinngegenstnde besa. Eisen, Zinn und Messing waren die

    Domne der Brder Reinhold und Heinrich Kirsch, mit denen Blatner jahrzehntelang befreun-

    det war. Er hat von ihnen auch gelegentlich ein Stck erwerben knnen, z.B. einen der goti-

    schen Tischleuchter.

    Unter den erwhnten Knstlern ist Eduard von Grt zner ein Beispiel dafr, da die Maler

    Gegenstnde aus eigenem Besitz hufig auf ihren Gemlden darstellten . Man findet bei ihm

    immer wieder Kupfergefe, zinnerne Stitzen, einen Holzdaubenkrug mit Zinnintarsien und

    eine sptgotische Messingkanne. Auch Blatner hat studienhalber Metallarbeiten gelegentlich

    gezeichnet oder gemalt und oft fotografiert. Auf einer Bleistiftskizze und einem lbild, die das

    Dizesanmuseum besit zt, sind einer seiner gotischen Mrser und ein rheinlndischer Teekessel

    aus Messing zu sehen. Er bekam ihn von dem Sammler und Kunsthistoriker Rudolf Arthur Pelt-

    zer und verschenkte ihn spter selbst weiter. Seine Beschl ge, die eisernen Wandleuchter und

    manches andere waren fr ihn au erdem Vorbilder, die er bei seiner Ttigk eit als Denkmalpfle -

    ger manchmal kopieren lie. Er hielt es fr sinnvoll und angebracht, von dem unbertroffenen

    Formgefhl zu lernen, das die Handwerker vergangener Jahrhunderte besaen. Bezeichnend

    war es, wenn seine Schler einen seiner gotischen Schlssel- kein Kunstwerk, aber ein Beispiel

    solider Handwerkskunst - skizzieren muten. Wenn sie nur den Gebrauchswert erkannten,

    legte er einen modernen Hausschlssel daneben, um nach dem Unterschied zu fragen. Seine

    Schwester hat diese Anekdote gern erzhlt.

    Vor allen anderen hat Rudolf Arthur Peltzer Blatners Interesse fr die Met alle geweckt. Peltzer

    hatte schon 1909 eine umfangreiche Abhandlung ber die Aachener Messingindustrie verfat

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    Kiinnchen, Silber, Ende 18. Jh. BI. 1417).

    Zinnkrug, vermutlich Aarau/Schweiz, 1606

    BI. 758)

    und bis in die 20er Jahre mehrere Aufstze verffentlicht. Bei der gemeinsamen Arbeit fr die

    historische Abteilung der Ausstellung Kultur des Handwerks 1927 in Mnchen hat Blatner

    das Nrnberger Messinggert kennengelernt, das mit einer Sonderschau vertreten war. Er hat

    damals viel fotografiert; die Negative seiner Aufnahmen, von denen mehr als die Hlfte Mes-

    sing-, Zinn- und Eisengegenstnde zeigt, hat er um 1965 dem Mnchner Stadtmuseum ber-

    lassen.

    Ein weiterer Ansto fr Blatners Sammelttigkeit war das neue Verstndnis fr alte Gebrauchs-

    formen, das seit den 30er Jahren entstand. In Mnchen finden sich schon frher Anstze dazu,

    zum Beispiel in einem kleinen Beitrag ber Leuchter und Lichttrger , den Rudolph Kuppel-

    mayr fr die Zeitschrift des Altertumsvereins 1890/91 schrieb. Der eigentliche Entdecker des

    schnen und zweckmigen alten Hausgerts war jedoch der Kunsthistoriker, Maler und Grafi-

    ker Walter Dexel (1890-1973), den Blatner gut kannte. Dexels Deutsches Handwerksgut ,

    1939 als Ergnzungsband der Propylen-Kunstgeschichte erschienen, sowie die 1962 revidierte

    Fassung Das Hausgert Mitteleuropas gehrten zu den Bchern, die Blatner ganz besonders

    schtzte. Sie stehen in einem deutlichen Gegensatz zur lteren Kulturgeschichtsschreibung, die

    sich fast ausschlielich mit Prunk- und Reprsentationsgert befat hatte. So wird verstndlich,

    da er klassische Gebiete wie hochwertiges Steinzeug, geschliffenes und bemaltes Glas oder,

    um bei den Metallen zu bleiben, Reliefzinn und Tafelsilber kaum bercksichtigte. Selbst bei ver-

    zierten Gegenstnden aus seinem Besitz ist der Dekor oft der Form untergeordnet. Manches ist

    deshalb vergleichbar mit Stcken aus der Formsammlung in Braunschweig, die Dexel seit 1942

    zusammentrug.

    Leider hat Blatner keine Notizen ber seine Kufe hinterlassen, doch hat er mir viel erzhlt.

    Zwischen 1920 und 1940 entstand eine schne Wohnungseinrichtung. Die besten Mbel, meh-

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    rere Bilder und einige groe Plastiken drften in dieser Zeit erworben sein, jedoch eher wenig

    ausgewhltes Handwerksgut . Bei den Metallarbeiten stand - etwa 1918/19 - die groe Bek-

    kenschlgerschssel mit der Darstellung des Sndenfalls ganz am Anfang.

    n

    den 30er Jahren

    kamen einige der besten Objekte hinzu, zum Beispiel die gotischen Mrser . Nrnberger Mes-

    singgerte, darunter ein schn ornamentiertes Bgeleisen und mehrere Leuchter, die Blatner

    nicht ausgelagert hatte, sind im Bombenhagel des zweiten Weltkriegs untergegangen.

    Der grere Teil der Gegenstnde aus Messing, Zinn, Kupfer und Eisen ist, wie die anderen Spe-

    zialsammlungen, erst nach 1945 erworben . Vielleicht hat dabei der Schock der Verluste an Kul-

    turgut und vor allem der Metallbeschlagnahme 1942 eine Rolle gespielt: Blatner hatte vergeb-

    lich versucht, wichtige Stcke durch Tausch vor dem Einschmelzen zu bewahren. Die Serien

    zum Beispiel von Leuchtern und Mrsern, die er zusammentrug, sind sein Beitrag zu einer

    Dokumentation fr die Nachwelt. Er sprach oft davon, da er vllig verwahrloste Dinge, die er

    bei einem Trdler gefunden hatte, ,,gerettet hat.

    Bevorzugte Quellen waren die Mnchner Versteigerungen, die damals noch ergiebige Auer

    Dult und sddeutsche Hndler. Von seinen Fahrten, auch aus sterreich, brachte Blatner man-

    ches Stck heim. Ein Teil der Nrnberger Messingarbeiten stammt aus Sdtirol, meist aus

    Bozen und Meran . Die Ampeln, Weihwasserkessel und Altarvasen drften schon in ihrer Ent-

    stehungszeit dorthin und weiter in den Sden exportiert worden sein.

    Ein Beispiel: Nrnberger Messinggert

    Der grte geschlossene Komplex unter den Metallgegenstnden sind die Messingarbeiten aus

    Nrnberg. Diese Stadt trat schon im 15. Jahrhundert mit hochwertigen Produkten in Konkur-

    renz zu den Dinanderie-Zentren Nordfrankreichs und der sdlichen Niederlande. Man belie-

    ferte bereits damals Sddeutschland, Bhmen, Sachsen, Thringen, Tirol, Italien und die Iberi-

    sche Halbinsel. Der Spanier Pero Tafur berichtete 1438, da in Nrnberg viele Handwerker,

    besonders fr jede Arbeit in Messing wohnten. Spter dehnte Nrnberg den Export nach

    Westen, Norden und Osten noch erheblich aus.

    Die Sammlung enthlt viele Rotschmiedearbeiten, vor allem kirchliches Gert und Leuchter.

    Ein besonderes Merkmal dieses Handwerks war die Arbeitsteilung im technischen Ablauf der

    Herstellung: Es gab Former, Gieer, Drechsler und Bereiter (Polierer). Die Gieer besaen die

    Holzmodelle und waren wiederum nach ihren Erzeugnissen spezialisiert. Dieses System, das

    man als dezentralisierte Fabrik bezeichnen knnte, war die Grundlage einer Massenproduk-

    tion in denkbar hchster Qualitt. Die rationelle Herstellung, die Nutzung der Wasserkraft

    zum Antrieb der Maschinen und technische Fortschritte , die man geheimhielt, fhrten dazu,

    da Nrnberg mit rund 250 Rotschmiedewerksttten bei manchen Erzeugnissen eine mono-

    polartige Stellung bis um 1800 verteidigen konnte.

    Die Realitt der kunsthandwerklichen Produktion vergangener Zeiten hat also wenig gemein-

    sam mit der romantischen Verklrung des Handwerker-Meisters, die das 19. Jahrhundert

    betrieb. Whrend bei frheren Sammlern solche Schwrmerei durchaus eine Rolle spielte, sah

    Blatner vorwiegend den Gegenstand an sich, seine Form und ebenso die Technik. Nicht zuletzt

    die Bewunderung fr den dnnwandigen Gu und das kunstfertige Abdrehen hat dazu gefhrt,

    da er Musterbeispiele der Nrnberger Produktion erwarb. Deshalb sind die feingliedrigen

    Tischleuchter des 16.Jahrhundert s, die Miniaturleuchter und die kirchlichen Gert e so beispiel-

    haft vertreten. Eine Ergnzung stellen Erzeugnisse anderer Nrnberger Handwerke dar: die

    Schsseln der Beckenschlger, Dochtscheren der Zirkelschmiede und als Flaschnerarbeit ein

    Lampion.

    Zu S. 17: Nrnberger Messingarbeiten : Tischleuchter und Altarvasen des 16. bis 18. Jahrhun

    derts im Messingschrank des Sammlers.

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    Die kirchlichen Metallarbeiten

    Die kirchlichen Stcke sind fr das Dizesanmuseum besonders wertvoll, weil sie den eigenen

    Bestand gut ergnzen. Allerdings fehlen die prunkvollen Vasa Sacra, nmlich Kelche, Patenen,

    Ziborien und Monstranzen. Beim Silber sind nur die beiden Augsburger Ampeln und eine

    formschne Hostiendose erwhnenswert . Dagegen sind Gerte aus Messing und Zinn, die

    sonst wenig gesammelt werden, reichlich vertreten. Etwas am Rande liegen die vornehmen Epi-

    taphien fr Bernhard Hentz, um 1505, und Anna von Wiesentau, um 1523 (Kat.Nr. 40 und 41).

    Manche der frhen Messinggerte knnen kirchlichen wie profanen Zwecken gedient haben.

    Dies gilt zum Beispiel fr den sptgotischen Lavabokessel, der in den sdlichen Niederlanden

    oder in Nrnberg angefertigt wurde, und fr die Beckenschlgerschsseln, Nrnberger Mas-

    senerzeugnisse des 16. Jahrhunderts. In den religisen Bereich weisen Motive wie der Snden-

    fall und der Adler als Symbol des Evangelisten Johannes; der zweimal vertretene Hirsch knnte

    ein Sinnbild der Taufhandlung sein. Bei der tiefen Schssel mit dem Hirsch ist am Rand ein

    Herz eingeritzt, auf dem ein Kreuz sitzt, sicher keine Meistermarke, sondern ein - vielleicht

    klsterliches - Besitzerzeichen. Lehrreich ist der Vergleich mit zwei seltenen, wohl veneziani-

    schen Schsseln mit gravierten Wappen und Inschriften, von denen eine 1614 datiert ist. Sie

    wurden in der Gemeinde San Stefano di Cadore vor allem fr Gerichtshandlungen verwendet .

    Bei den Altarleuchtern aus Messing hat Blatner eine kleine Auswahl eher hufiger Typen

    zusammengetragen. Sie beginnt mit zwei klassischen Nrnberger Scheibenleuchtern, einem

    sptgotischen Erfolgsmodell", das bis um 1650 sehr beliebt war . Ein kleiner, krftiger Baluster-

    leuchter und ein franzsisches Beispiel mit dunkler Patina vertreten die Stilformen der Renais-

    sance und des frhen 17.Jahrhunderts. Die meisten Leuchter mit dreiseitigem Fu sind italieni-

    sche Arbeiten der Barockzeit; die greren Exemplare sind selten. Einige davon, wie auch zwei

    einfache Nrnberger Stcke, hat Blatner elektrifiziert als Stehlampen benutzt. Von guter Quali-

    tt sind vier Leuchter von Friedrich Resche aus Nrnberg (Kat.Nr. 52) und ein Satz von sechs

    sddeutschen Leuchtern aus Zinn, zu denen noch das Kreuz erhalten ist. (Kat.Nr. 50). Bei den

    versilberten Treibarbeiten aus Messing- und Kupferblech ist nicht immer so eindeutig zu

    bestimmen, ob sie nrdlich der Alpen oder in Italien entstanden sind.

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    Die kleinen, fein abgedrehten Nrnb erger Messingleuchter wurden wohl an Hausaltren ver-

    wendet. Das grte Paar ist mit dem Engelskopf gemarkt, stammt also erst aus dem 18. Jahr-

    hundert und ist ein Beleg dafr, da die oft vertretene Datierung solcher Stcke ins 16. Jahrhun-

    dert viel zu frh ist. Ungewhnlich ist ein Paar mit krft igen profilierten Schften. Bei den

    kleinen zinnernen Leuchtern mit Dreieck sfu findet man Modelle, die gelegentlich mit Augs-

    burger oder Mnchner Marken vorkommen.

    Neben einem sptgotischen Weihrauchfa sind zwei ty pisch e Nrnberger Stcke der Barock-

    zeit vorhanden. Das schnere mit dem seltenen Rankendekor stammt aus der Werkstatt Hans

    Georg Becks, nach 168C (Mz. Hufeisen zwischen H B), das andere, mit einem Doppelkreuz

    bekrnte, YOn \Iatthia s Hollederer, Meister 1748 (Mz. Fisch unter M H). Die Durchbruchsar-

    beit mit Bohrun gen, die zu Sternen und Rosetten ausgefeilt sind, ist ein kennzeichnendes

    :\Iu ste r bei ::--:rnberger :.vlessingarbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, zum Beispiel auch bei

    den be iden _-\ltarschellen. Die im Inneren angebrachten Clinsen, kleine Glckchen mit krallen-

    ,1rtig gezacktem Rand, ze igen unter anderem das Stadtwappen mit dem halben Adler und den

    Schr~balken.

    Hochgeschtzt hat Blatner die Ampeln fr das Ewige Licht, die fr ihn zur vollstndigen Aus-

    stattung des Altarraums gehrten. Er hat deshalb in den 50er Jahren eine ganze Anzahl aus dem

    H ande l fr bayerische Kirchen gekauft, und er hat sehr bedau ert , da die meisten davon lngst

    ieder entfernt sind. Zu den ltesten Beispielen - um und nach 1600 - gehren Ampeln mit

    Tierkopf-Abschlu, von denen er zwei besa, darunter eine besonders schne (Kat.Nr. 45) .

    hnlich mark ant zisel ierter Dekor kommt an Nrnb erger Messingarbeiten immer wieder vor,

    so auch mit einer Maske und einem Fisch an Blatners beiden Wandarmen aus dem 17.Jahrhun -

    dert . Sie knnten in einer Serie von Apostelleuchtern fr kirchlichen Gebrauch bestimmt gewe-

    sen sem.

    n der Mitte und im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts entstanden zwei reich verzierte

    Ampeln, bei denen di e Ketten an weiblichen Halbfiguren befe stigt sind. Die kleinere, etwas fr-

    here, hat ein groflchiges Muster aus schma len Stegen, die grere ist filigran durchbrochen

    und graviert (Kat .Nr . 44). Weitere Stcke entsp rech en hufigeren Modellen. Einer bestimmten

    Werkstatt zuzusc hreib en ist nur eine schmucklose Arbeit von Johann Jakob Schmidt, Meister

    1716, die als Besonderheit eine italienische Besitzerinschrift von 1753 aufweist (Mz. Trken-

    kopf sowie IIS). hnliche Beispiele befinden sich als Nrnberger Exportware noch heute zu

    vielen Hunderten in italienischen Kirch en. Die groe Messingampel mit Volutenhenkeln

    stammt dagegen sicher nicht aus Nrnb erg.

    Von den beiden Augsburger Silberampeln ist die von Emanuel Drent wett die bei weitem bedeu-

    tendere (Kat.Nr. 47). Sie trgt das Wappen des Mainzer Er zbischofs Philipp Karl von Eltz, um

    1737 39. Viel konventioneller ist das Stck von Joh ann David Saler, Meister um 1693, gest. 1724,

    das Blatner in Salzburg erwarb (Mz. IDS im Dreipa; Seling III, 1877). Eine versilberte Grt-

    lerarbeit zeigt, wie solches Silbergert in unedlen Metallen nachgeahmt wurde. In diesen

    Zusammenhang kann man auch die zinnerne Ampel mit Reliefdekor aus Akanthusblattwerk

    und Bltenmotiven einordnen. Sie scheint recht frh, um 1700, entstanden zu sein und ist, wie

    vieles kirchliche Zinn, leider nicht gemarkt. Die herzfrmige Ampel mit Fl geln, ein vor allem

    in Altbayern nachweisbarer Typ, gehrt sicher ins 19. Jahrhundert.

    Drei Altar vasen des Vilshofener Meisters Christoph Fra nkenb erger, um 1702/04, sind Muster-

    beispiele fr die besonders materialgerechte Formschnheit niederbayerischen Zinns (Kat.-

    Nr. 51). Ein Satz von vier Vasen mit gebuckeltem Dekor stamm t von dem Wasserburger Zinn-

    gieer Christoph Lipp d.J., Meister 1695 (Stadtmarke Wasserburg, Mz. Krug mit CL; Hint ze

    VII, 298-300); ein weiteres, ungemarktes Paar ist sicher ebenfalls sddeutsch. Zinnvasen sind

    offenbar schon frher bei Mnchner Sammlern beliebt gewese n, wie zum Beispiel ein Blick in

    die Katalo ge von Bleibinhaus und Schuster zeigt. Die eleganten Stcke aus Messing hat Blatner

    in Sdtirol gekauft . Die sorgfltige Bearbeitung auf der Drehbank belegt die Nrnberger Her -

    kunft; berdies sind mehrere von Conrad Schumann, Meister 1761, oder seinen Werkstattnach-

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    folgern gemarkt (Mz. Tanne ohne Initialen). Sie sind also spter entstanden, als man auf den

    ersten Blick annehmen mchte. Blatner hat die Vasen, die auch ursprnglich immer fr Kunst-

    blumen verwendet wurden, gerne mit italienischen Maibusehen aus Glasperlen dekoriert.

    Bei den Weihwasserkesseln aus Messing sind fast nur Nrnberger Arbeiten vorhanden, auer

    einem gotischen, vielleicht nordfranzsischen Exemplar, das Blatner in Nancy erwarb. Die

    kleinen Kessel bilden eine Auswahl kennzeichnender Formen des 16. bis 18.Jahrhunderts . Die

    groen zweywelleten Weihkeel werden in den Nrnberger Handwerksakten immer wieder

    erwhnt. Sie zeigen, da trotz der grundstzlichen hnlichkeit die Variationsbreite eines sol-

    chen Modells recht gro sein kann. Bemerkenswert ist das Stck von Hans Georg Beck, nach

    1680, weil gemarkte Beispiele dieser Form nur sehr selten vorkommen (Mz. Hufeisen zwischen

    H B). Von Beck stammt auch ein flacher, bauchiger Kessel mit reichem Flchenornament (Kat.-

    Nr. 46), zu dem es noch ein glattes, etwas spteres Vergleichsstck gibt. Den Messingarbeiten

    lassen sich zwei sddeutsche, aus Kupfer getriebene Stcke mit Fischblasendekor an die Seite

    stellen. Die gefute Form ist nicht gerade hufig . Das dritte, kleinere Beispiel war wohl fr ein

    Grabkreuz gedacht.

    Halbrunde Weihwasserkessel mit flacher Rckplatte, die man direkt an die Wand hngen

    konnte, waren schon frh in Italien verbreitet. Zwei Messinggsse, die vermutlich aus dem

    18. Jahrhundert stammen, zeigen in Flachrelief eine Kreuzigungsgruppe beziehungsweise ein

    Medaillon mit Karl Borromus. Sddeutsch ist dagegen eine versilberte Grtlerarbeit aus dem

    Ende des 18. Jahrhunderts . Bei den zinnernen Beispielen sind die schlichten eher fr Sd-

    deutschland, die reicher reliefierten eher fr Bhmen typisch; sie werden brigens immer wie-

    der in den Nachlainventaren von Mnchner Brgern erwhnt, und in der Tat tragen einige

    Mnchner Marken des 18. und frhen 19. Jahrhunderts.

    Hfisch sind die zwei prachtvollen Messingwannen mit dem Wappen des Freisinger Frstbi-

    schofs Johann Theodor, um 1750 (Kat.Nr. 55). Welches Handwerk fr solche Gegenstnde mit

    Gu und Treibarbeit in Betracht kommt, ist schwer zu sagen. Einen berblick ber die ver-

    schiedenen Arbeitsmethoden der Grtler -Ausschneiden aus Blech, Treiben, Stanzen, Punzie-

    ren, Versilbern und Vergolden - geben die Aufstze von Vortrag- und Fahnenstangen kirchli-

    cher Bruderschaften. Die Gruppe wird durch ein kleines, volkstmliches eisernes Stck

    ergnzt, das mit einem Totenkopf bemalt ist. Blatner hat berhaupt eine ganze Reihe meist ein-

    facher, aber typischer kirchlicher Eisenobjekte zusammengetragen, zum Beispiel geschmiedete

    Wandleuchter. Von guter Qualitt sind die Prozessionslaternen aus bemaltem Eisenblech auf

    farbig gefaten Holzstangen sowie eine kleine Opferbchse . Sie kommt wohl aus der Nhe von

    Friedberg und ist 1750 datiert.

    Die profanen Metallarbeiten

    Bei der Entwicklung der schlanken gotischen Mrser aus Messing oder Bronze hat Nrnberg

    eine wichtige Rolle gespielt, die bisher noch wenig erforscht ist. Zwei bemerkenswerte Beleg-

    stcke gehren in diesen Zusammenhang (Kat.Nr. 36, 37). Schmucklosere Formen knnen nur

    selten so genau lokalisiert werden; meist mu die Angabe deutsch gengen. Dies gilt fr den

    glatten gotischen Mrser mit einem Griff, das ebenfalls frhe Stck mit zwei Henkeln und waa-

    gerechten Profilringen sowie das viel kleinere mit Rillen und leicht ausgestellter Fuplatte. Das

    Renaissance-Exemplar mit dem unbeholfen eingeritzten Wappen wird nrnbergisch sein . Der

    reizvoll mit plastischem Rokokoornament dekorierte und 1766 datierte Mrser stammt aus der

    Werkstatt des Johann Georg von Ach, Meister 1760 (Mz. Engelskopf); das gerillte Pistill ist

    zugehrig. Blank geputzt ist er ein Beispiel, das trotz der traditionellen Form sehr spt in Sie-

    benbrgen entstand; sonst hat Blatner bei den Mrsern Wert auf die gepflegte Patina gelegt.

    Gegenber den hohen, nrdlich der Alpen beliebten Formen wirken sdlndische Mrser

    meist niedrig und gedrungen. Schn sind zwei italienische Stcke aus dem 15. und 16.Jahrhun-

    dert mit senkrechten Rippen bzw. Reliefs mit Engelskpfen. Die Sammlung enthlt auerdem

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    viel anspruchslosere Arbeiten aus Sdfrankreich und Spanien sowie aus Sdosteuropa oder der

    Trkei. Spanisch ist auch der sehr groe Eisenmrser aus dem 17. Jahrhundert.

    Eine niederlndische Tischglocke der Renaissance mit Imperatorenkpfen und Umschrift und

    einige Grapen schlieen sich an. Ein flach-kugeliges Gef auf hohen Beine n kommt aus

    Norddeutschland oder Skandinavien; die Form war fast unverndert vom Mittelalter bis ins

    spte 18. Jahrhundert blich. Erst aus dem 19. Jahrhundert stammen zwei ty pische Schwei zer

    Kessel, die man dank der gestuften Wand in den Herd einsetzen konnt e. Blatner hat sie als Blu-

    menbertpfe verwendet.

    Besonders zahlreich vertreten sind die Messingleuchter fr den Hausgebrauch. Der Schwer-

    punkt liegt, was die Qualitt anlangt, bei den frhen Rotschmiedearbeiten. Zwei schne goti-

    sche Stcke stammen aus den Sammlungen Kirsch und Pelt zer (Kat.Nr. 38). Sicher nrnber-

    gisch ist eine seltene Variante des frhen 16. Jahrhunderts mit hohem Fu und Balusterschaft;

    man findet sie, ein Beleg fr den Export, um 1520 auf Gemlden des Venezianers Vincenzo

    Catena dargestellt, zum Beispiel dem Hieronymus in der Studierstube und der Verkndigun g

    (London, National Gallery; Frankfurt , Stdel; Carpi, Museo Civico). Bei den etwas spter en

    Stcken mit flachem Fu und gerilltem oder mit Scheiben und Balusterteilen gegliedertem

    Schaft hat Blatner schne Beispiele der wichtigsten Modelle ausgewhlt.

    Ein Glockenleuchter mit vasenfrmigerTlle stammt von Stephan Schirmer, Meister 1593 (Mz.

    Schere zwischen S S), ein greres Exemplar mit dem vielgliedrigen Dockensch aft von David

    Zeltner, Meister 1658 (Mz . Krone zwischen D Z) . Zwei hbsche kleine Stcke sind ungemarkt .

    Das Leuchterpaar mit flachem Tellerfu vertritt eine ty pis che Nrnberger Form des 18. Jahr-

    hunderts (Mz. Fisch).

    Lehrreich ist der Vergleich mit Leuchtern anderer Herkunft. Die Stcke mit hohem Fu und

    kurzer Tlle, die aus dem 16. Jahrhundert stammen, sind spanisch bzw. franzsisch. Ein Kra-

    genleuchter des 17. Jahrhunderts ist hollndisch; bei den Stilformen des 18. Jahrhunderts, die

    sich an silberne Vorbilder anlehnen, sind deutsche Exemplare ebenso vertreten wie Arbeiten

    aus Frankreich, Spanien, Skandinavien und sogar der Trkei.

    Der seltene Chanukkaleuchter aus Nrnberg stammt sicher aus einer Synagoge (Kat.Nr. 54).

    Fr den Hausgebrauch war die Chanukkalampe gedacht. Die durchbrochene Rckwand weist

    zwei Hirsche und Vgel sowie geometrische Ornamente in recht volkstmlicher Manier auf, an

    den Seitenwnden erscheinen Lwen. Solche Stcke werden oft nach Polen loka lisiert. In der

    Metallbeschlagnahme des ersten Weltkriegs wurden zahlreiche Beispiele in sterreich-Ungarn

    eingeliefert. Wahrscheinlich handelt es sich um Manufaktur ware; zum Beispiel verkaufte die

    Messingwarenfabrik des Grafen Theodor Bathiani, deren Erzeugnisse von Wien aus vertrieben

    wurden, nach einer Preisliste 1796 Weihnachtslampen fr die Juden um fnf Gulden das

    Stck.

    Bei den weiteren Beleuchtungsgerten fallen zwei norddeutsche Wachsstockhalter aus dem

    letzten Drittel des 18. Jahrhunderts auf. Sddeutsch oder sterreichisch sind die beiden groen

    Laternen aus Messingblech mit ausgeschnittenen klassizistischen Ornamentstreifen. Die vier-

    flammige, hhenverstellbare llampe mit reichem Flchenornament entstand um oder nach

    1800 in einer venezianischen oder dalmatinischen Manufaktur, die auch Kupfergerte mit hnli-

    chen Dekaren herstellte . Bei den Lampions kann man eine Nrnberger Flaschnerarbeit, um

    1800, mit zwei getriebenen, wohl etwas spteren trkischen Beispielen vergle ichen.

    Wichtige Hilfsmittel, mit denen man fr das gleichmige Brennen der Kerzen sorgte, waren

    die Dochtscheren. Die Stcke mit geprgtem, rechteckigem Kasten und stark profilierten Grif-

    fen sind Nrnberger Zirkelschmiedearbeiten. Das grere Beispiel mit der Madonna in der

    Glorie stammt von Hans Raab, um 1600 (Mz. springendes Pferd), das kleinere m it dem Doppel-

    adler von Nikolaus Hautsch, um 1680 (Mz. zwei Schellen) . Auch die eisernen Exemplare knn-

    ten von Zirkelschmieden hergestellt sein; die messingene Miniatur-Doch tschere aus dem

    Anfang des 19. Jahrhunderts ist sicher ein Flaschnererz eugnis, wie auch der kleine Kronleuch-

    ter aus einer Puppenstube. Das Tischfeuerzeug aus Eisen und Messing, das mit Rocaillen und

    20

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    9/23

    Silberner Zuckerstreuer, Augsburg, 17

    3 6-3

    7

    l. 1398).

    Silberbecher mit rmischen Imperatoren-

    bsten, Augsburg, Hans Leucker, um

    1665

    Bl.

    1408).

    einem Reh graviert ist, wird ebenfalls nrnbergisch sein. Rotschmiedearbeiten sind der seltene

    Kronleuchterhaken und die hhenverstellbare Sge, die fr eine Sabbatlampe verwendet

    wurde.

    Bei den Tisch- und Tafelgerten aus Metall dominieren Zinn und Silber. An Messinggegenstn-

    den sind vor allem drei Nrnberger Rechauds zu nennen: ein ungemarktes aus dem 17.Jahrhun-

    dert, ein groes mit Holzgriff um 1700, das Blatner in Wien erwarb Mz. Buchstaben HI , sowie

    ein kleines, wohl von Conrad Schumann, Meister 1761 Mz. zwei gekreuzte Zweige oder

    Hirschgeweih?) zwischen C S).

    Einige der Zinnkrge zeichnen sich durch gravierte Dekore aus. Die groe Stitze auf drei

    Lwenfen ist 1606 datiert und wahrscheinlich sddeutsch. Als Brunnenfund, wohl aus der

    Gegend von Meran, ist sie leider restauriert; der Deckel ist nicht zugehrig. Der schlanke, nach

    unten ausschwingende Gefkrper ist in drei Zonen aufgeteilt; eine Weinkufe und die Jahres-

    zahl in der obersten, ein Reiter in der zweiten und ornamentale Fllungen in der untersten neh-

    men die gesamte Flche ein. Aus der gleichen Zeit stammt der niedrige Krug des Halleiner Mei-

    sters G

    H

    Kat.Nr. 39); das Stck des Augsburger Zinngieers Jeronimus Schiller ist wenig sp-

    ter entstanden Kat.Nr . 42).

    :\licht graviert, aber formschn sind eine Klner Kanne mit undeutlicher Marke und ein

    .\fnchner Bierkrug von Johann Ferdinand Renz, Meister 1699 Stadtmarke Mnchen; Mz. HR

    und 1703; Hintze VI, 539-544). Zwei Augsburger Krge mit gravierten Inschriften tragen die

    Datierung 1718 bzw. 1724 Kat.Nr. 43). Es ist interessant, solchen Stcken einen Silbergegen-

    stand wie den Nrnberger Humpen gegenberzustellen Kat.Nr. 48). Bei den Bechern hat Blat-

    ner auer vorwiegend Mnchner Zinnarbeiten eine Reihe silberner Stcke des 17., 18. und

    19. Jahrhunderts zusammengetragen . Aus dem Rahmen fllt der schne Taufbecher aus Ulm

    Kat.Nr. 49).

    21

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    10/23

    Neben den Trinkgefen sind die Teller und Platten, Tabletts und Schsseln aus Zinn zahlreich

    vorhanden. Die einfacheren waren fr Blatner Gebrauchsgut fr den eigenen Haushalt. Am

    wichtigsten sind die beiden Breitrandplatten. Sie stammen von VeitJost aus Mnchen, Meister

    1609 (Stadtmarke Mnchen; Mz. VI und 1648; Hintze VI, 515-516), sowie von Georg Suff aus

    Nrnberg, Meister 1700 (Stadtmarke Nrnberg mit G S; Hintze II, 370; datiert 1716). Kein

    Gebrauchsgegenstand, sondern reines Schaustck ist der Nrnberger Reliefteller mit Kaiser

    Ferdinand III. und den Kurfrsten von Paulus ham d.J., Meister 1634 (Hintze II, 277-286).

    Zur Aufbewahrung von Speisen und Flssigkeiten dienten das Hefeknnchen von Johann

    Caspar Weber d. . in Ulm, Meister 1723 (Stadtmarke Ulm; Mz. mit ICW; Hintze VII, 158),

    sowie die gravierte Schraubflasche mit dem typischen Mnchner Blumendekor von Johann

    Joseph Schmiderer, Meister 1743 (Stadtmarke Mnchen; Mz. IIS und 1743; Hintze VI, 552-

    553).

    beraus dekorativ ist das zinnerne Tisch- und Tafelgert des Rokoko, das Stilformen folgt. Das

    bemerkenswerteste Stck ist der Tafelaufsatz (Surtout) von Joseph Heilingtter aus Karlsbad,

    wo vier Meister dieses Namens um 1735 bis 1777 erwhnt sind (Tischer, 271, 289, 290, 315). Ein

    offenbar sehr hnliches Exemplar mit der gleichen mitgegossenen Signatur befand sich in der

    berhmten Zinnsammlung Manz in Stuttgart (Hintze IV, 1347 b ). Eine Reihe von Kaffee- und

    Schokoladenknnchen, Paare von Tischleuchtern und ein Salzfa vertreten Typen, wie sie vor

    allem in Augsburg und Frankfurt fr den Export in riesigen Mengen angefertigt worden sind.

    Die Verwandtschaft zu Silbergert, wie Blatner es in wenigen Beispielen besa, ist offensicht-

    lich. Von seinen Silberarbeiten ist hier vor allem die Reihe von Gewrzgefen und Salzfssern

    erwhnenswert, die einen berblick vom 17. Jahrhundert bis zur Empirezeit bietet. Bei den

    Bestecken fllt vor allem das des Augsburger Meisters Johann Ludwig Laminit, um 1735/36, auf

    (Stadtmarke Augsburg mit Jahresbuchstabe A; Mz. IL; Seling III, 2183). Es trgt das Wappen

    von Wilhelm Herzog zu Sachsen-Gotha (1699-1772).

    Dem huslichen Bereich, vor allem der Kche, zuzuordnen sind die eher einfachen, formsch-

    nen Kupferschmiedearbeiten, zum Beispiel eine Wasserblase mit Becken, eine Lavabowanne,

    Mehlfsser, Pfannen und Tpfe, ein Wasserschaff und eine Brotdose. Sie wurden von Blatner

    zumeist in Mnchen gekauft und sind sicher sddeutsch. Selten ist ein flaches, kupfernes

    Getreidema mit der Jahreszahl 1722. Die Hohlmae aus anderen Metallen waren fr Flssig-

    keiten gedacht. Das Beispiel aus Messing ist vielleicht eine Nrnberger Arbeit aus dem 16.Jahr-

    hundert. Die im unteren Drittel der Wandung gebauchte Form, die in der zweiten Hlfte des

    15. Jahrhunderts oder frher entstanden ist, hat sich sehr lange gehalten. Dies belegen die bei-

    den schnen Lindauer Mae aus Zinn. Das eine trgt die Marken von Johann Melchior Schnell,

    der um 1795 Meister wurde und 1817 starb (Hintze VI, 205; Schneider / Kneuss III, 853); das

    andere stammt erst von Johann Georg Winkler, der um 1825 nach Lindau kam und um 1874

    starb (Hintze VI, 207-208; Schneider / Kneuss III, 862). Unter den weiteren Maen fllt eine

    typische Wiener Arbeit des 18. Jahrhunderts mit dem in der Mitte abgeknickten Griff auf.

    Neben den Gerten umfat Blatners Sammlung eine Vielzahl von oft kleinen Gegenstnden.

    Diese Stcke demonstrieren beispielhaft die verschiedenen Techniken der Metallbearbeitung.

    Es wrde allerdings zu weit fhren, auf die Beschlge aus Eisen und Messing, die Schlsser,

    Schlssel und Werkzeuge im einzelnen einzugehen. Erwhnenswert, weil in Museen nur selten

    vorhanden, sind die messingenen Wandhaken des 17. und 18.Jahrhunderts aus Nrnberg: zwei

    in Form von Hirschkpfen, zwei aus S-frmigen Voluten mit Kpfen und einer mit gedrechsel-

    ten Profilen. Ungewhnlich ist auch das Vergleichsstck aus Eisen. Beachtung verdienen das

    Waffeleisen von 1574 mit Umschrift und Wappen, die getzte Nrnberger Eisenkassette um

    1600, ein sddeutsches Hundehalsband aus dem 18. Jahrhundert, Petschafte von Znften aus

    Heilsbronn und Burglengenfeld sowie von der Regensburger Johann-Nepomuk-Bruderschaft,

    schlielich die drei schnen Kammerherrenschlssel. Ein Unikum stellt das Bleimodel mit dem

    Mnchner Wappen dar (Kat.Nr. 53).

    22

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    11/23

    Blatner lebte in seiner Sammlung und mit ihr. Er hatte vieles geschmackvoll in die Wohnungs-

    einrichtung integriert noch mehr nach Sachgruppen geordnet in den Schrnken verwahrt.

    Nicht immer ist zu erkennen was er als wesentlich ansah oder was erz. B. nur fr das Ambiente

    oder fr den eigenen Gebrauch gekauft hatte. Im Gegensatz zu den wertvollen und seltenen

    Stcken hat er nmlich Silbergerte die Bestecke einiges Zinn brigens auch viele Glser und

    Keramiken im Alltag benutzt. Es wre deshalb falsch den einfachen Gegenstnden ein zu

    hohes Gewicht beizumessen wenn sie jetzt zwangslufig gleichgewichtig neben den bedeuten-

    deren stehen. Obwohl das Bescheidene meistens wenn schon nicht von hoher Qualitt doch

    charakteristisch und dadurch reizvoll ist war es fr Blatner nur Beiwerk. Bei den Metallobjek-

    ten bilden ungewhnliche seltene besonders formschne oder technisch hervorragend gear-

    beitete Beispiele fr die jeweilige Gattung einen insgesamt bemerkenswerten Bestand. Dement-

    sprechend ist bei den Metallobjekten die Auswahl fr die Abbildungen getroffen worden; die

    Katalogtexte versuchen jeweils die Besonderheit zu beschreiben.

    iteratur

    Hintze. - Schneider/Kneuss Zinn . - Seling. -Tischer Bhmisches Zinn. -AK Kunstschtze . -

    Festschrift Altertumsverein. - Stadtarchiv Nrnberg Handwerksakten der Rotschmiede.

    Taufe ]esu, Silbermedaille als Geschenk eines Taufpaten,

    montiert und teilvergoldet, um 1600 Bl. 1512).

    23

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    12/23

    6 Mrser

    Wohl Nrnberg 1. Hlfte 15. Jh.

    Messing, gegossen und geglttet, dunkelbraune

    Patina; 20,5 cm, Durchmesser 19 cm.

    Erworben in Mnchen. BI. 266

    Nach oben ausschwingende Form mit brei-

    tem, profiliertem Rand. Von einfachen Fen

    steigen vier senkrechte Rippen auf. Drei

    davon enden oben in stilisierten Lilien, die

    vierte geht in einen groen, rechteckigen

    Griff ber. Das eiserne Pistill mit T-frmiger

    Handhabe ist vielleicht zeitgenssisch.

    Die Mrser mit Liliendekor, die in verschiede-

    nen Sammlungen erhalten sind, zeigen die

    Entwicklung von einer eher gedrungenen

    Form um 1400 zu extrem schlanken Stcken

    aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Das vor-

    liegende Beispiel gehrt zu den frheren in

    dieser Reihe.

    Das Dizesanmuseum besitzt auch eine Blei-

    stiftskizze des Mrsers von Josef Blatner, die

    1943 datiert ist Bl. 1371, s. S. 13).

    O

    68

    7 Mrser

    Nrnberg Mitte oder

    2.

    Hlfte 15. Jh .

    Messing, gegossen und geglttet, lichtbraune

    Patina; 22 cm, Durchmesser 18 cm.

    Erworben in Mnchen. BI. 269

    Elegant nach oben ausschwingende Form mit

    Lippenrand . Vier schmale, senkrechte Rip-

    pen, die von Klauenfen aufsteigen, gliedern

    die Flche; zwei davon enden in groen Hen-

    keln mit Drachenmotiven. Das Messingpistill

    ist vielleicht zugehrig.

    Ein Mrser aus der gleichen Werkstatt wurde

    bereits zusammen mit mehreren Vergleichs-

    stcken nach Nrnberg lokalisiert Meyer,

    Nrnberger Bronzen). Es ist allerdings nicht

    sicher, da es sich wirklich um die Arbeit

    eines Glockengieers handelt. Als Hersteller

    kommt auch ein Rotschmied in Betracht. So

    sind Mrser im Inventar einer Rotschmiede-

    werkstatt 1529 erwhnt, und auch der Vers in

    Jost Ammans Stndebuch nennt sie unter den

    Haupterzeugnissen dieses Handwerks.

    O

    Lit.: Festschrift Altertumsverein, Nr. 271.-Meyer, Nrn-

    berger Bronzen, Abb. 15. - Baumgrtel, Inventar Amman .

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    13/23

    8 Zwei Tischleuchter

    Sdliche Niederlande oder Nrnberg 15. Jh.

    Messing, in zwei Teilen gegossen, abgedreht, ver-

    nietet, 25 cm bzw. 19 cm.

    Erworben aus Sammlung Kirsch, Mnchen, bzw.

    aus Sammlung Peltzer, Mnchen. BI. 280, BI. 288

    Hoher, leicht profilierter Fu, auf dem eine

    tiefe Tropfschale sitzt; schlanker Schaft mit

    vier bzw. zwei Scheiben, Tlle mit rechtecki-

    gen Aussparungen.

    Die Lokalisierung solcher Stcke ist noch

    schwierig, wenn man einmal von ganz dnn-

    wandigen Beispielen um und nach 1500 ab-

    sieht, die nur aus Nrnberg stammen knnen.

    Die ursprnglich wohl sdniederlndische

    Form wurde aber schon viel frher sicher

    auch in Nrnberg hergestellt, wo die Metall-

    handwerker durchaus auf Vorbilder aus den

    klassischen Dinanderie-Zentren im Westen

    zurckgriffen. Der Rillendekor an der Tlle

    und am Fu des greren Leuchters ist ein

    Datierungsmerkmal, das in die Zeit nach 1450

    weist.

    O

    9 Krug

    Hallein um 1600

    Stadtmarke Hallein, Mz. Kanne mit G H Hintze,

    VII, 893: unbekannter Zinngieer G. H., Meister

    wahrscheinlich 1583).

    Zinn, gegossen, abgedreht, graviert, 11,5 cm.

    Erworben aus dem Mnchner Handel. BI. 1001

    Gedrckter Krper auf drei geflgelten

    Engelskpfen, der flache Deckel von einem

    weiteren Engelskopf bekrnt. Bandhenkel,

    geschwungener Daumenrast. Die Flchen mit

    Blattranken graviert. Auf dem Deckel einge-

    schlagene Besitzermarke. Innen in der Mitte

    des Deckels eine Plakette mit Kriegerkopf,

    auf dem Boden abschraubbarer Behlter fr

    eine Muskatnu. O

    69

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    14/23

    4 Epitaph

    Nrnberg um 1505

    Messing, gegossen und stark ziseliert (ausge-

    meielte Inschrift), dunkle Patina, 14,5 x 28,5 cm.

    Erworben in Passau. BI. 487

    Flache Platte mit vierzeiliger Inschrift in goti-

    schen Minuskeln: ,,Anno dni 1505 starb Bern-

    hert Hentz am mittwoch S appolonia tag vnd

    Cristina sein hawsfraw den got genedig sey.

    Amen. Die Zeilen durch schmale Stege

    getrennt.

    Die Platte gehrt zu einer Gruppe von

    Inschrifttafeln aus dem Ende des 15. und dem

    Anfang des 16. Jahrhunderts. Einige sind in

    Nrnberg selbst, die meisten in frnkischen

    Kirchen erhalten. Die Zuweisung an eine

    bestimmte Werkstatt ist nach heutigem

    Kenntnisstand nicht mglich.

    O

    70

    41 Epitaph

    Nrnberg um 1523

    Messing, gegossen und ziseliert, dunkle Patina,

    18 x48 cm.

    Erworben aus dem sddeutschen Handel. BI. 488

    Flache Platte mit tuchartig eingerollten Sei-

    ten, fnfzeilige Inschrift in Textura: ,,Nach

    Cristi geburt MCCCCC vnd XXIII jar Am

    achnen tag Corporis Cristy Starb Die Edell

    vnd tugenthafft fraw Anna von Wiessentaw

    ein Geborne von Wolffstein Der sele Got

    genedig vnd Barmherzig sey .

    Das Epitaph gehrt zu einer Gruppe von

    Inschrifttafeln, die zwischen 1520 und etwa

    1525 entstanden sind. Der Schreibmeister, der

    die Schrift entwarf, ist nicht bekannt. Sie

    hnelt in manchen Buchstaben dem etwas

    spteren Textura-Alphabet am Ende des drit-

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    15/23

    ten Buchs von Drers Unterweisung der

    Messung (1525). Fr den Gu kommt viel-

    leicht die Vischer-Werkstatt in Betracht. Die

    Tafel stammt wahrscheinlich aus der Schwa-

    bacher Johanniskirche, wo eine Platte mit fast

    bereinstimmender Inschrift, aber in etwas

    anderer Gre beschrieben wird. Dort befin-

    det sich auch eine weitere Tafel fr einen Wolff

    Christoph von Wiesenthau, Amtmann in

    Schwabach, der 1541 starb (KDB).

    O

    Lit .: Zahn, Epigraphik, S. 95-97. - KDB V, 7, S. 78-79,

    Abb. 69.

    4 Krug

    jeronimus Schiller Augsburg 1. Hlfte 17. h .

    Kombiniertes Stadt- und Mz . mit Pyr und I S

    (Hintze, V, 207-209: Jeronimus Schiller, Meister

    vor 1618).

    Zinn, gegossen, abgedreht, graviert, 16,5 cm.

    BI. 985

    Ausschwingender, gedrungener Gefkrper

    mit profilierten Rndern, Bandhenkel, Dek-

    kelknauf. Gepunzte Friese mit Palmetten.

    Fein graviert mit einem Reiter, der den Hut

    zieht, sowie mit Blumen und Blattwerk. Dek-

    kel ebenfalls graviert .

    Die Qualitt der Gravierung geht ber hand-

    werkliches Knnen hinaus . Es ist mglich,

    da sie nicht in der Werkstatt des Zinngieers

    ausgefhrt wurde. Von Jeronimus Schiller

    sind sehr gut gravierte Stcke bekannt, die

    jedoch teilweise unterschiedliche Hand-

    schriften aufweisen.

    O

    43 Zwei Krge

    Georg Steisslinger Augsburg um 1718 bzw . um 1724

    Stadtmarke Augsburg und Mz. G S bzw . kombi-

    niertes Stadt- und Mz . Augsburg mit G S (Hintze,

    V, 234/ 235 oder 256 : Georg Steisslinger d. .,

    erwhnt seit 1677, gest. 1720, oder Georg Steisslin-

    ger d.J., erwhnt 1710 und 1717).

    Zinn, gegossen, abgedreht, gepunzt und graviert,

    15 bzw . 14,5 cm .

    Erworben aus dem Mnchner Handel.

    BI. 983, BI. 984

    Leicht ausschwingender Gefkrper mit

    stark profilierten Rndern, geschwungener

    Bandhenkel, hoher Daumenrast und Deckel-

    knauf. Gepunzte Ornamentfriese . Auf der

    Wandung gravierte Inschriften : ,,Johann Phi-

    liph Hes von Eisnach von Kalde Nordtheim

    1718 bzw. ,,JohanJacob Bier Man Von Kinzel

    Sau 1724 .

    71

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    16/23

    Die Form ist sehr charakteristisch fr Augs-

    burg und kommt sonst nur in wenigen Orten

    vor z.B. in Nrdlingen. Ob die genannten

    Personen sich in Augsburg aufhielten oder

    ob die Krge Exportware sind ist schwer zu

    entscheiden. Jedenfalls war der Augsburger

    Zinnexport im 18. Jahrhundert betrchtlich

    betraf aber vor allem Zinnwaren auf Silberart.

    44 Ewig Licht Ampel

    Nrnberg 3. Viertel 17. Jh.

    O

    Ungemarkt. Messing gegossen abgedreht durch-

    broch en und graviert 37 cm mit Kett en ca. 105 cm .

    Erworben in Rothenburg o. T. BI. 440

    Stark profilierter Krper mit drei Karyatiden

    als Befestigung fr die Aufhngung. Reich

    durchbrochen und fein graviert mit vorwie-

    gend floralen Motiven die jeweils eine gro e

    Rosette als Mittelstck zwischen den Ketten-

    halterungen bilden . Das Dach ebenso ver-

    ziert. Sptere vielleicht italienische Ketten. -

    Das vorliegende Stck ist mit einer Gruppe

    von Ampeln verwandt die alle in einer beson-

    deren Manier mit mehreren eng nebeneinan-

    derliegenden Linien graviert sind . Off enbar

    ist dies die Spezialitt einer Nrnberger

    Werkstatt die in mehreren Generationen vor

    allem fr den Italienexport so gearbeitet hat.

    Einige Beispiele tragen venezianische Wap-

    pen; e ine weitere Ampel stammt aus der

    Kathedrale von Toledo. O

    Lit.: Baumgrt el Antiek Abb . 4.

    45 Ewig Licht Ampel

    Nrnberg 1. Drittel 17. Jh .

    Ungemarkt. Messing gegossen abgedreht und

    durchbrochen bzw. stark ziseliert

    ca . 40 cm mit Ketten ca . 120 cm .

    Bl. 435

    Kugeliger Krper mit einer starken Einschn-

    rung in der unteren Hlfte; auf dem Kragen

    konkav geschwungener Aufsatz. Auf der gan-

    zen Flche durchbrochen mit Sternen und

    Rosetten. Als Abschlu ein doppelseitiger

    Tierkopf mit Zugring der aus zwei gegenein-

    ander gewendeten Fischen gebildet ist. Einfa-

    7

    ehe Ketten stark gewlbtes Dach mit Auf-

    hngegriff.

    Die mit dem Aufsatz und der originalen Auf-

    hngung ungewhnlich gut erhaltene Ampel

    gehrt zu einer recht seltenen frhen

    Gruppe. Das Abschlumotiv lt sich an

    Nrnberger Kronleuchtern und an anderen

    Gerten von der Sptgotik bis in die erste

    Hlfte des 17. Jahrhunderts verfolgen. Durch

    Vergleich mit datierten Stcken ergibt sich die

    Einordnung nach 1600. Bei frheren Varian-

    ten ist auch der kugelfrmige Krper gar nicht

    oder kaum gegliedert. Auf dem Aufsatz

    wurde ein farbloses gelbliches oder grnli-

    ches Glasgef fr das l plaziert. Die

    Annahme das Licht sei bei den frhen durch-

    brochenen Ampeln im Inneren des Krpers

    angebracht worden trifft sicher nicht zu.

    O

    Lit. : Ress Ewiges Licht .

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    17/23

    7

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    18/23

    46 Weihwasserkessel

    Hans Georg Beck Nrnberg nach 1680

    Mz. Hufeisen zwischen H B (Hans Georg Beck,

    Meist er 1665, gest. 1709, fhrt das Mz . seit 1680).

    Messing, gegossen, abgedreht, reiche Ornamentie-

    rung auf gepunztem Grund.

    11 cm ohne Henkel, Durchmesser oben 15,5 cm.

    Erworben in Salzburg. BI. 537

    Flache, gebauchte Form; Flchenornament

    mit Blattwerk, Blattmasken und Medaillons

    mit den Bsten von Kirchenvtern (?).

    Der Kessel gehrt zu einer Gruppe von Nrn-

    berger Messingarbeiten, die wohl fr den lta-

    lienexport im Geschmack der Abnehmer ver-

    ziert wurden.

    O

    Lit. : Baumgrtel, Weihwasserkessel , S. 73-76, Abb. 10. -

    Baumgrtel, Antiek, Abb. 3 und Anm. 3

    74

    47 Ewig Licht Ampel

    Emanuel Drentw ett Aug sburg um 1737/39

    Bz. Pyr mit C (Augsburg 1737 39) und Mz. ED

    (Emanuel Drentwett, Meister 1713, gest . 1753).

    Silber, getrieben , gegossen, graviert,

    41 cm, mit Ketten ca. 105 cm.

    Erworben aus dem Nrnberger Handel. BI. 553

    Silberne Ewig-Licht-Ampeln sind selten, da

    die meisten Silber-Ampeln aus bayerischen

    Kirchen im Jahre 1800 abgeliefert werden

    muten und in der kurfrstlichen Mnze in

    Mnchen eingeschmolzen wurden.

    Dreiseitiger, mehrfach abgestufter und profi-

    lierter Krper mit abgeschrgten Kanten .

    Weit ausladend e Griffe in Volutenform fr die

    Befestigung der Aufhngevorrichtung . Auf

    den drei Mittelteilen jeweils das gravierte

    Wappen des Mainzer Erzbischofs und Kurfr-

    sten Philipp Karl von Eltz (1732-1743), das

    von einer Rocaillekartusche gerahmt wird.

    Die besonders gelungene Form der vielfach

    abgetreppten Ampel offenbart dasselbe hohe

    kunsthandwerkliche Niveau wie die ge-

    schmackvolle Dekoration, die nicht berla-

    den wirkt. ,,Dieser hchst qualittvolle

    Gegenstand (Seling, I, S. 156) stammt

    ursprnglich wohl aus dem Dom von Mainz

    und kam vermutlich 1803 in die Schlokirche

    in Aschaffenburg, wo 1918 eine derartige

    Ampel beschrieben wird und auf einer Abbil-

    dung des Raumes einigermaen gut erkenn-

    bar ist.

    Emanuel Drentwett stammt aus einer groen

    Familie, die von 1575-1869 ber Generatio-

    nen in Augsburg als Silberarbeiter und Gold-

    schmiede ttig war.

    O

    Lit.: AK Kunstschtze , Nr. 224, Abb . 57. - Seling, I, S. 156

    und 309; II, Abb. 695; III, Nr. 2056d. - KDB III , 19,

    S. 262 und Abb . 192.

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    19/23

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  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

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    8 Deckelhumpen

    Nrnberg 2. Hlfte 17. Jahrhundert

    Stadtmarke Nrnberg, Mz . CK (Ros enberg, 4233;

    AK Nrnberger Goldschmiedekuns t , S. 491-5 08,

    Nr . 362: vielleicht Conrad Kerstner, Meister 1652,

    gestorben 1702).

    Silber, getrieben und gegossen, vergoldet, 16,5 cm.

    Erworben aus Sammlung Hermann Seid , Mn-

    chen. BI. 1394

    Hoher Wulstfu, Wandung mit sechs facet-

    tierten Feldern. Getriebene und gravierte

    Ornamente: Blattwerk, Frchte, Maskarons.

    Henkel mit Engelsherme.

    O

    76

    9 Deckelbecher

    Ulm um 1691

    Stadtmark e Ulm, Mz . V im Schild (Ros enbe rg,

    4794. Als Meister kommt vielleicht Joh ann

    Albrecht Vtter, geb. 1650, gest. 1732, in Betracht,

    auch wenn fr ihn bisher nur ein anderes Mz. nach-

    gewiesen ist , s. Kat. Ulm, S. 94, und Knstlerregi-

    ster).

    Silber, getrieben, vergoldet,

    9,5

    cm.

    Er worben aus Sammlung H ermann Seid , Mn-

    chen. BI.

    1413

    Wandung und Deckel in Schlangenhautma-

    nier punziert . Unter dem Rand zweizeilige

    Umschrift: ,,Ao. 1691. den 21. May. morg :

    Zw: 9. u. 10. uhr, ward gebohren Christoph

    Friedrich Besserer von Talfingen dem wn -

    schet leben und Seegen sein geuatter Georg

    Friedrich Harsdrffer."

    O

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    21/23

    5 Altarkreuz mit sechs Leuchtern

    Sddeutsch um 1700

    Ungemarkt. Zinn, in Teilen gegossen, teil~eise

    abgedreht, zusammengeltet bzw. -genietet,

    Leuchter ohne Dorn ca. 58 cm, Kreuz ca. 79,5 cm.

    Erworben in Trient. BI. 248 - 249

    Dreiseitiger Sockel mit reichem Blumen- und

    Blattwerk sowie geflgelten Grotesken. Balu-

    sterschaft mit aufgelegten Appliken mit

    Engelskpfen und Blattwerk. Das Kreuz mit

    Rippleistenprofilen und Engelskpfen an den

    Enden.

    h~liche Leuchter, die auf silberne Vorbilder

    zurckgehen, wurden z.B. in Augsburg ange-

    fertigt. Kreuze, die offenbar mit den gleichen

    Formen hergestellt wurden und aus d~rs~lben

    Werkstatt stammen, gibt es auch mit einem

    vierseitigen Sockel auf Kugelfen, in den

    eine Klosterarbeit mit einer Reliquie eingelas-

    sen ist.

    O

    51 Drei Altarvasen

    Christoph Frankenberger Vilshofen um 1702/1704

    Stadtmarke Vilshofen, Mz. Kanne mit CF (Hint ze,

    VII, 256; Freudenberg / Mondfeld, II, S. 223: Chri-

    stoph Frankenberger, erwhnt 1676-1717) .

    Zinn, gegossen, abgedreht, Henkel angegossen,

    26,5 cm (Einzelstck) bzw. 25 cm (Paar).

    Erworben aus dem Mnchner Handel.

    BI. 219-221

    Stark profilierter Gefkrper auf flachem

    Fu. Zwei Henkel aus C-Schwngen. Auf der

    Unterseite Inschriften: bei der greren Vase

    VNSER LIEBEN FRAVEN AM PIRN-

    'PAVM 1702 , bei den beiden kleineren Va-

    sen MICHAEL IGNAZI LVDWIG TE-

    CHANT IN VILSHOVEN 1704 (Orts-

    name teilweise getilgt).

    Die Vasen stammen sicher nicht aus Maria

    Birnbaum bei Aichach, sondern aus Mariahilf

    in Vilshofen. Der kurfrstliche Bruamtsge-

    genschreiber Caspar Wi_ese_r ~tte 1657_ ine

    Kopie des Passauer Manahilfbildes an einem

    Birnbaum an der Strae nach Osterhofen auf-

    gehngt. Man baute dort bald eine hlzerne

    Kapelle; 1691 legte man den Grundstein ~r

    die Wallfahrtskirche. Diese Wallfahrt wird

    auch auf einem dort vorhandenen Zinngef

    von 1776 Mariahilf zum Birnbaum ge-

    nannt.

    O

    Lit.: KDB IV, 14, S. 354ff .

    77

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    22/23

    5 Zwei Paar Altarleuchter

    Friedrich Resche , Nrnberg, um 1710/1720

    Auf den beiden greren Mz. Engelskopf und

    RESCHEL (Baumgrt el , Antiek, S. 380, Anm. 12:

    Friedrich Resche , Meist er 1700, gest. 1728, fhrt

    das Mz. seit 1707).

    Messin g, gegos sen, abgedre ht bzw. stark ziseliert,

    47 bzw. 39 cm, ohne Dorn.

    Erworben in Mnchen (Weinmller). BI. 246 - 247

    78

    Dreiseitiger Sockel auf Klauen und Kugeln,

    die Flchen mit reichem Rankenwerk und

    geflgelten Engelskpfen. Stark profilierter

    Balusterschaft, flache Tropfsch ale und hoher

    Dorn.

    Ein dri ttes Paar aus der gleichen Serie ist

    ebenfalls von Friedrich Resche bezeichnet

    und befindet sich in Privatbesitz (Weinmller,

    Nr. 860). O

    Lit.: Weinm ller, Nr. 859 und 861.

    53 Model

    Mnchen , 17./18. jh.

    Blei, gegosse n, 22,5 x 18 cm.

    BI. 1237

    Mnchner Wappen als Nega tivre lief.

    Der Verwendungszweck dieses ziemlich ein-

    zigartigen Stcks ist unkl ar. Mg licherweise

    stammt das Model aus ein er Wachszieh erei .

    O

  • 7/23/2019 Baumgaertel Die Metallarbeiten Der Sammlung Blatner

    23/23

    5 Chanukkaleuchter

    Nrnberg, 2. H lfte 18. Jh.

    Mz. Engelskopf (wohl Johann Georg von Ach, Mei-

    ster 1760, gest . 1805, fhrt das Mz. seit 1764).

    Messing, gegossen, abgedreht und ziseliert,

    52x53 cm.

    Erworben aus dem Mnchner Handel. BI. 12

    Flacher, am Rand leicht abgetreppter Fu;

    balusterartig profilierter Schaft, von dem in

    einer Ebene sechs eingehngte Arme ausge-

    hen. Dorne und Tropfschalen sowie in der

    Mitte eine Blumenvase sitzen auf einer Leiste,

    die die Arme auf einer Hhe hlt .

    Das jdische Chanukkafest feiert die erneute

    Weihe des Tempels unter den Makkabern

    (165 v. Chr.) . An acht Tagen werden acht Lich-

    ter der Reihe nach entzndet; ein zustzliches

    Bedienungslicht wird Schames" genannt.

    freistehende Leuchter nach dem Vorbild der

    Tempelmenora fanden erst spt Eingang in

    die Synagogen. Kirchner berichtet ber die

    Chanukkafeier der Juden: ,,Darzu haben sie

    einen eigenen Leuchter / worauf man acht

    Ampeln oder Lichter setzen und anstecken

    kann; wiewol sie die Wachs-Lichter auch wo

    nur an die Wnde zu kleben pflegen." Die

    Nrnberger Stcke, von denen nur sehr

    wenige erhalten sind, gehren zu den ltesten

    Chanukkaleuchtern fr Synagogen. O

    Lit.: Baumgrte l, Sabbatlampen, Abb. 18. - Kirchner,

    Jdisches Ceremoniel, S. 134.

    55 Zwei Wannen

    Wohl Mnchen, Mitte 18. Jh.

    Messing, getrieben und gegossen,

    17,5x56x27,5 cm.

    Erworben aus dem Mnchner Handel.

    BI. 523, BI. 749

    flaches Becken auf vier Volutenfen, seitlich

    zwei Volutenhenkel. Auf der Schauseite gra-

    viertes Wappen des Freisinger Frstbischofs

    Kardinal Johann Theodor von Bayern (reg.

    1727-1763). Die Wannen dienten vermutlich

    zum Reinigen liturgischer Gerte.

    O

    Lit.: Festschrift Altertumsverein, Nr. 280.

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