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Dokumentation Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

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  • Dokumentation Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

  • 2 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Editorial Seite 3

    Einfhrung Seite 4

    Preis des Deutschen Stahlbaues 2012 Seite 6Museum der Bayerischen Knige, Hohenschwangau

    Sonderpreis des Bundesministeriums fr Verkehr, Bau und StadtentwicklungBlau-Gold-Haus, Kln Seite 10

    Auszeichnungen und Kapitel

    ffentliche Bauten Seite 13Keltenmuseum am Glauberg, Glauburg Seite 14Museum und berdachung St. Antony, Oberhausen Seite 18Sanierung und Neubau Zentraldepot Albertinum, Dresden Seite 22Pavillon Madeleine, Kayl-Ttange, Luxemburg Seite 26

    Wohnbauten Seite 37

    Bildungsbauten Seite 43Kernsanierung BlueBoxBochum Seite 44

    Verkehrsbauten Seite 55Skylink THE SQUAIRE METRO, Flughafen Frankfurt am Main Seite 56

    Brcken Seite 69Viaduktbrcke am Binnenhafen, Hamburg Seite 70

    Sportbauten Seite 85PGE Arena Danzig, Polen Seite 86

    Brobauten Seite 93Q1 im ThyssenKrupp Quartier, Essen Seite 94

    Sonderbauten Seite 107Solardach ber dem Carport des Abfallwirtschaftbetriebes Mnchen Seite 108

    Impressum:Preis des Deutschen Stahlbaues 2012Nr. B 311Oktober 2012

    Herausgeber:bauforumstahl e.V.Sohnstrae 6540237 DsseldorfT: +49(0)211.6707.828 F: +49(0)[email protected] www.bauforumstahl.dewww.facebook.com/bauforumstahl

    Titelbild:Preis des Deutschen Stahlbaues 2012:Museum der Bayerischen Knige, Staab Architekten

    Abbildungen und Text:Renderings, Fotos, Zeichnun-gen und Skizzen der vorge-stellten Arbeiten stammenvon den Verfassern. Die Er -luterungsberichte basierenauf Texten der Verfasser, dieaus redaktionellen Grndenbearbeitet bzw. gekrzt wurden.

    Bearbeitung:circa drei, Mnchen Martina Helzel, Stefan Zunhamer,Joachim Nicolaus

    Ein Nachdruck dieser Publi -kation auch auszugsweise ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Heraus -gebers bei deutlicher Quellenangabe gegen ein Belegexemplar gestattet.

    Danksagung

    Die Auslober gratulieren den Gewinnern ganz herzlich und danken allen Jury -mitgliedern fr ihren Einsatz und ihr Engagement. Wir danken der Fakultt fr Architektur der Fachhochschule Kln, bei der wir whrend der Jurysitzung zu Gastsein durften und die uns so groartig untersttzt hat. Unser besonderer Dank gilt dem Bundesministerium fr Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das den Sonderpreis 2012 ideell und finanziell gefrdert hat. Und natrlich sagen wirDank allen teilnehmenden Bros, die mit ihren eingereichten Objekten den Wettbewerb bereichert und die Bandbreite der Einsatzmglichkeiten von Stahl-konstruktionen so eindrucksvoll dokumentiert haben. Schon heute freuen wir uns auf den kommenden Wettbewerb in 2014.

  • 3bauforumstahl

    Dialog

    Gemeinsam ist meist besser als separat. Der Preis des Deut-schen Stahlbaues wird seit 1972 vergeben. Anfangs wurde ervom Deutschen Stahlbau-Verband ausgelobt, ab 1998 vonbauforumstahl bzw. gemeinsam mit dem DSTV. Seit Januar 2012haben bauforumstahl und der Deutsche Stahlbau-Verband ihre Aktivitten zusammen gefhrt; ist nun bauforumstahl dasgemeinsame Forum des Deutschen Stahlbaues.

    Gut geht immer noch besser. Die Zahl der Einreichungen war in all den Jahren immer formidabel. Doch 2012 bertrifft mitfast 100 Bewerbungen die khnsten Erwartungen; werden soWertigkeit und Interesse treffend verdeutlicht. Schn ist auch,dass wir dieses Mal mit Untersttzung des Bundesministeriumsfr Bau, Verkehr und Stadtentwicklung einen Sonderpreis frnachhaltige Stahlarchitektur ausloben konnten. Im vorliegen-den Band werden neben Stahlbaupreis und Sonderpreis desBMVBS auch alle Auszeichnungen sowie eine zugegebener Maen schwierig zu treffende Auswahl von weiteren Einreichun-gen dokumentiert.

    Formfindung

    Der Umgang mit Stahl spielt im Spektrum der groen Bautenweltweit seit dem 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. DieAnfnge der Hochhuser in Chicago sind ohne Stahl genausowenig denkbar wie Glanzleistungen der Ingenieurkunst im Brckenbau oder weitgespannte Hallen als besondere archi-tektonische Herausforderung.

    Seit 40 Jahren dokumentiert der Deutsche Stahlbaupreis denUmgang mit Stahl in der Architektur Deutschlands und es wur-den viele groe Bauten prmiert. Auch dieses Jahr sind einigegromastbliche Gebude unter den Auszeichnungen. Es istaber bezeichnend, dass der Preis des Deutschen Stahlbaues2012 fr den Umbau im Bestand vergeben wird, hat dieseBauaufgabe doch einen immer bedeutenderen Anteil an denaktuellen Bauaufgaben in Deutschland. Und dieses zeigt sichauch im Feld der 98 zum Wettbewerb eingereichten Projekte.

    Wie immer bei wichtigen Architekturpreisen kommt es aber einzig auf die Qualitt und die herausragende Lsung einer

    Der Preis des Deutschen Stahlbaues geht 2012 erstmalig nichtan einen Neubau, sondern an ein Revitalisierungsprojekt. Mitsthlernen Rautengewlben berdacht Volker Staab einen ehe-maligen Speisesaal und schafft so den introvertierten, zentralenAusstellungsraum fr die Kronjuwelen im Museum der bayeri-schen Knige in Hohenschwangau. Beim Sonderpreis desBMVBS fr ksg stand besonders die Erhaltung der historischenFassade des Blau-Gold-Hauses in Kln bei gleichzeitiger An-passung an modernste energetische und bauphysikalische Anforderungen im Focus. Die flexible, weitgespannte Stahl -konstruktion aus den 50er Jahren bot beste Voraussetzungenfr die Modernisierung und Umnutzung als Hotel.

    Die beiden Projekte spannen den Aufgabenbogen des Bauensim Bestand vom Weiterbauen und Verndern hin zu Erhaltenund Modernisieren. Aus meiner Sicht eine weitere Facette desnachhaltigen Bauens mit Stahl.

    Dr. Bernhard HaukeGeschftsfhrer bauforumstahl e.V., Dsseldorf

    gestellten Bauaufgabe an. Staab Architekten ist es in be -geisternder Art und Weise gelungen, aus einem ehemaligenHotel das Museum der Bayerischen Knige in Hohenschwangauzu entwickeln. Mit Hilfe feingliedriger sthlerner Gewlbe -schalen wird souvern mit der Historie und heraldischen Musterngespielt und erhlt das Museum gerade dadurch eine eigenezeitgeme Identitt und Kraft. Es entsteht eine vollendeteSynthese aus deutender Formsetzung und ingenieuser Form -findung, die bis ins Detail konsequent durchgefhrt wird.

    Auch der erst zum zweiten Mal vergebene Sonderpreis, der Dankdes Bundesministerium fr Verkehr, Bau und Stadtentwicklungmglich ist, ging an ein umzunutzendes Gebude. Das Blau-Gold-Haus in Kln, das in der 50er Jahren errichtet wurde undunter Denkmalschutz steht, konnte aufgrund der Flexibilitt desStahlskelett-Tragwerkes zu einem modernen Hotel transformiertwerden. Besonders beeindruckt hier die Wiederherstellung deshistorischen Fassadenbildes unter Bercksichtigung heutigerenergetischer Anforderungen.

    Editorial

  • 4 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Einfhrung

    Der Wettbewerb

    Der Preis des Deutschen Stahlbaues wird im zweijhrigen Turnusausgelobt. Er wird vergeben fr eine architektonische Leistungim Bereich des Hoch- und Brckenbaus, einschlielich aller Formen des Bauens im Bestand, bei der die Mglichkeiten desStahls in besonders guter Weise genutzt und gestalterisch zumAusdruck gebracht wurden.

    Im Rahmen des Wettbewerbs wird zum zweiten Mal auch derSonderpreis des Bundesministeriums fr Verkehr, Bau undStadtentwicklung (BMVBS) fr nachhaltige Stahlarchitekturvergeben.

    Teilnahmeberechtigt sind die geistigen Urheber der eingereich-ten Bauwerke.

    Vier weitere Projekte, die sich mit Bestandsbauten befassen, erhielten Auszeichnungen. Zum einen das Albertinum in Dresden,das durch die kongeniale Entwurfsidee die Depots mit Hilfeeiner Brckenkonstruktion aus Stahl schweben zu lassen einen phantastischen neuen Raum generiert. Zum anderen dieKernsanierung der BlueBoxBochum, deren elegante, beinaheunsichtbare Stahlkonstruktion durch eine sensible Sanierungund gute Integration der Technik ein positives Beispiel fr nach-haltige Revitalisierung darstellt.

    Zwei ganz andere Aufgaben mit Bestand umzugehen, zeigendas groe Solardach des Carports der Abfallwirtschaftsbetriebein Mnchen und die Viaduktbrcke am Hamburger Binnenhafen.Das Dach beeindruckt durch innovative Photovoltaik auf einerleichten Stahlkonstruktion und die Brcke durch eine gewagteRekonstruktion, die den Blick auf Elbe und Alster durch filigraneStahlgitter ermglicht.

    Auch im Bereich der Neubauten sind hnliche Anforderungenzu lsen. So zeigt der Skylink am Frankfurter Flughafen, eineparametrisch am Computer generierte Brcke, wie eine eleganteStahlkonstruktion ber 300 Meter ein aufregendes optischesErlebnis sein kann. Und die berdachung St. Antony, ber einerAusgrabungssttte an der Ruhr, besticht durch eine dnne Kon-struktion von Blechschindeln, die in berraschender Weise alsgeschraubte Rippenschale zusammen wirken und eine leichte,rohe und sehr kreative Wetterschutzhaut bilden. Den speziellen

    Materialausdruck setzt auch der Pavillon Madeleine in Luxem-burg ein. Hier wird der gesamte Landschaftspark mit wetter -festem Stahl zoniert und so zum Leitmotiv der Gesamtanlage in Hinblick auf Gestaltung und Nachhaltigkeit.

    Aber auch die groen Bauten sind beim diesjhrigen Stahlbau-preis vertreten. Die PGE-Arena in Danzig erinnert an traditionelleSchiffsrumpfkonstruktionen und auch das Keltenmuseum amGlauberg demonstriert mit der markanten Auskragung die kon-struktiven Mglichkeiten von Stahl. Das grte Gebude, dasThyssenKrupp Headquarter in Essen, nimmt das Thema identi-ttsstiftend auf und zeigt durch die Edelstahlhlle des Sonnen-schutzsystems und weitgespannte innere Konstruktionen modernes, nachhaltiges Bauen mit Stahl.

    Die Prmierungen des diesjhrigen Stahlbaupreises verdeut -lichen wieder einmal die phantastischen Optionen, die Stahl-konstruktionen bieten. Gleichzeitig berrascht aber auch dieimmerwhrende Innovationskraft, die diesem Material inne -zuwohnen scheint. Gerade die vielen Lsungen im Bereich derRevitalisierung zeigen die Nachhaltigkeit von Stahl und die innovativen Mglichkeiten dieses Materials zur zeitgemenFormfindung und Konstruktion kleiner und groer Bauten.

    Prof. Drte GatermannJuryvorsitzende

  • 5bauforumstahl

    Die Jurysitzung

    Die eingereichten Objekte werden von einer unabhngigen Jurybeurteilt. Die Beratung der Jury erfolgt nicht ffentlich. Ihre Entscheidung ist endgltig, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Drte Gatermann tagte am19. April 2012 in der Fachhochschule Kln.

    In drei Wertungsdurchgngen wurden unter den 98 zum Wett-bewerb eingereichten und zugelassenen Objekten auer demPreis des Deutschen Stahlbaues der Sonderpreis des Bundes-ministeriums fr Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowiezehn Auszeichnungen gekrt.

    Beurteilungskriterien fr die eingereichten Projekte

    architektonische Qualitt innovative Konstruktion und Technik materialgerechter Einsatz des Baustoffes Stahl Nachhaltigkeit funktionale Aspekte und Nutzungsflexibilitt stdtebauliche Einbindung

    Entscheidend fr die Vergabe der Preise ist der Gesamteindruck,den die Jury durch die eingereichten Unterlagen erhlt.

    Im Frhjahr 2014 wird der Preis des Deutschen Stahlbaues erneut ausgelobt. Auslobungsbedingungen und Einreichungs-termin werden rechtzeitig bekannt gegeben und sind im Internetunter www.bauforumstahl.de/stahl-architektur-wettbewerbeund www.facebook.com/bauforumstahl abrufbar.

    Die Jury 2012 (v.l.n.r): Prof. Dr.-Ing. Klaus Bollinger/B + G Ingenieure Bollingerund Grohmann, Dipl.-Ing. Architekt Michael Frielinghaus/BLFP Frielinghaus Architekten BDA, Prof. Sebastian Jehle/Hascher Jehle Architektur, MinR Dipl.-Ing.Hans-Dieter Hegner/BM fr Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Prof. VolkwinMarg, von Gerkan Marg und Partner Architekten, Prof. Drte Gatermann/Gatermann+Schossig Architekten Generalplaner, Dipl.-Ing. Architekt ChristianSchittich/Detail, Dipl.-Ing. Bernhard Hauke, PhD/bauforumstahl

  • 6 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: Staab Architekten, BerlinTragwerk: ifb frohloff staffa khl ecker, BerlinStahlbau: Prebeck GmbH, BogenBauherr: Wittelsbacher Ausgleichsfonds, vertreten durch die Schlosshotel Lisl GmbH & Co. KG, Hohenschwangau

    Preis des Deutschen Stahlbaues 2012Museum der Bayerischen Knige, Hohenschwangau

    Lageplan, mit Museum (1), Schloss Hohenschwangau (2) und Schloss Neuschwanstein (3), M 1:15000

    Im ehemaligen Hotel Alpenrose direkt am Alpsee unterhalb derSchlsser von Neuschwanstein und Hohenschwangau ist einMuseum ber die Geschichte des Wittelsbacher Knigshausesentstanden. Sichtbar nach auen wird die neue Nutzung vor allem ber den Bau einer neuen Dachkonstruktion ber demeingeschossigen Verbindungsbau, dem ehemaligen Speisesaaldes historischen Gebudeensembles, bestehend aus dem Jgerhaus, dem Verbindungsbau mit Palmenhaus und dem HotelAlpenrose.

    Mit einem filigranen Stahltragwerk wird eine dreischiffigeRaumanlage aus zwei Viertel- und einem Halbtonnengewlbe

    entwickelt. Whrend die beiden ueren Vierteltonnengewlbeden Blick in die Landschaft freigeben, entsteht in der mittlerenRaumspur ein zentraler groer Raum. Gedeckt mit metallischenSchindeln, die sich farblich auf die Bestandsziegeldcher beziehen, bildet der neue Aufbau die fnfte Fassade des Gebudes, die insbesondere in Anbetracht der bergigen Land-schaft auch als solche von Spaziergngern und den Besuchernder beiden Schlsser wahrgenommen werden kann.

    Ansicht des Gebudeensembles mitneuer Dachkonstruktion

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    Marcus Ebener

  • 7bauforumstahl

    Querschnitt, M 1:750 Grundriss Obergeschoss, M 1:750

    Grundriss Erdgeschoss, M 1:750

    Dachdeckung mit farbigen Metall-schindeln

    Der Zugang zum Museum erfolgt ber den Verbindungsbau.Hier befindet sich das Foyer als Empfangs- und Verteilerraumzur Ausstellung, zum Museumsshop und zur Gastronomie. VomFoyer aus gelangt man ber die neu errichtete Treppe in dieAusstellungsrume im Obergeschoss des Verbindungsbausund findet sich im zentralen Ausstellungsraum wieder. Zwei unterschiedlich breite Galerien mit Blick in den Garten oderber den Alpsee und Schloss Hohenschwangau laden zumVerweilen ein. Von der seeseitigen Galerie wird der Ausstellungs-rundgang im angrenzenden Jgerhaus im 1. Obergeschoss undim Erdgeschoss auf einer Gesamtflche von ca. 1.000 Quadrat-metern fortgesetzt. Hier werden die vorhandenen Rume als natrlich belichtete Kabinette genutzt.

    Im Erdgeschoss hofseitig an das Foyer angrenzend befindet sichdas Nebenfoyer mit Garderoben und Sanitrbereich. Das Neben-foyer dient auch als Foyer fr das restaurierte Palmenhaus, indem Wechselausstellungen und Veranstaltungen stattfinden. DieGastronomie mit groem Freibereich direkt am Ufer des Alpseesist im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss des ehemaligenHauptgebudes des Hotel Alpenrose untergebracht, whrenddie oberen Geschosse wieder als Hotel genutzt werden.

    Marcus Ebener

  • 8 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Aufbau der Halbtonne aus fnf vorgefertigten Teilen

    Detailschnitt Dach, M 1:50

    Montage der Vierteltonne

    Konstruktion

    Um mglichst wenig in den denkmalgeschtzten Bestand ein -zugreifen, wurde die Neubaukonstruktion als eine vom Altbauunabhngig funktionierende und gegrndete Tragstruktur aus-gefhrt. Fr das Dachtragwerk wurde eine von den Rauten derbayerischen Fahne abgeleitete Gitterschale entworfen. Diesespunktgesttzte Schalentragwerk, bestehend aus einer Halb -tonne und zwei Vierteltonnen, berspannt eine Sttzweite von20 Metern.

    Die Rauten der Schale werden von ausgelaserten Flachsthlengebildet, die der Zylinderschale folgend, nach dem Zollinger-Prinzip verschweit sind. Die lngsgerichteten Stahlpfetten,mit denen die Schale erst ihre rumliche Tragfhigkeit gewinnt,wurden oberhalb der Flachsthle angeordnet, so dass die imInnenraum sichtbaren Rauten gestalterisch nicht gestrt werden.Auf den Pfetten aufgeschweite Flachsthle nehmen die Trapez-blechdeckung auf.

    Die Gitterschale der Halbtonne wurde in fnf vorgefertigten Teilen angeliefert und auf einer Montagerstung zusammenge-baut. Die Vierteltonnen wurden in einem Stck auf die Baustelletransportiert.

    Marcus Ebener Marcus Ebener

  • 9bauforumstahl

    Isometrie des punktgesttztenSchalentragwerks

    Zentraler Ausstellungsraum unterdem Halbtonnengewlbe

    Laudatio

    Das neue Museum ber die Geschichte des Wittelsbacher Knigshauses unterhalb der Schlsser Neuschwanstein undHohenschwangau ist eine vollendete Synthese aus deutenderFormsetzung und ingenieuser Formfindung.

    Seine Architektur ergibt sich wie selbstverstndlich aus demDialog mit dem genius loci. Die sthlernen Rautengewlbeder leichten, neuen Dachkonstruktion ber einem ehemaligenSpeisesaal zwischen bestehendem Hotel und Jgerhaus trans-formieren hintersinnig das Rautenmuster der bayerischen Landesflagge in eine raumbildende Stahlstruktur, berwlbensttzenfrei den introvertierten Ausstellungssaal mit den Kron-juwelen und ffnen sich seitlich zur Alpenlandschaft.

    Die konstruktiven Vorzge der in groen Elementen vormontier-ten sthlernen Gewlbeschalen verbinden sich rumlich undbis ins Detail der ueren Dachdeckung und der inneren Licht-decke zu einer architektonischen Formensprache, die souvernmit der Historie und heraldischen Mustern spielt.

    Marcus Ebener

  • 10 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: kister scheithauer gross architekten und stadt planer GmbH, KlnTragwerk: PFAU + HELWIG Ingenieurbro GmbH fr Tragwerksplanung, KlnBauherr: LIG Lammerting Immobilien GmbH, Kln

    Sonderpreis des Bundesministeriums fr Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2012Blau-Gold-Haus, Kln

    Lageplan, M 1:2000 Das entkernte Gebude

    Sanierte Nordfassade am KlnerDomplatz

    Das Blau-Gold-Haus am Klner Domplatz wurde in den 1950erJahren von dem Architekten Wilhelm Koep fr die Duftwasser-firma 4711 erbaut. Nach mehreren Fassadensanierungen wurde der Stahlskelettbau 1991 unter Denkmalschutz gestellt.Zu diesem Zeitpunkt entsprach die dekorative Vorhangfassadenicht mehr der ursprnglichen Planung, nur die vertikalenLichtbnder und die Erdgeschosszone waren original erhalten.2010 wurde das Gebude dem angrenzenden Domhotel ange-gliedert und im Zuge dieser Umnutzung komplett saniert.

    Bestandsanalyse

    Im Rahmen einer umfassenden Bestandsuntersuchung stelltesich heraus, dass die Befestigungen zur geschossweisen Abtra-gung der Fassadenlasten aus statischer Sicht nicht ausreichten.Zudem wies die Bestandsfassade zahllose Wrmebrcken und erhebliche Luftundichtigkeiten auf. Die tragenden Haupt-unterzge und Sttzen waren als Stahlprofilkonstruktion ohneBrandschutzverkleidung im Bestand vorhanden.

    ksg

    bauforumstahl

  • 11bauforumstahl

    Grundriss Regelgeschoss mit Hotelnutzung, M 1:500

    Grundriss vor der Sanierung mit Original-Stahlstruktur (rot), M 1:500

    Das Blau-Gold-Haus vor der Fassade des Klner Doms

    Sanierung

    Die hohe Flexibilitt des Stahltragwerks ermglichte es pro-blemlos, die neue Nutzung als Hotel unterzubringen. Auch diehheren Lasten der neuen, energetisch hochwertigen Fassadekonnte die vorhandene Struktur vollstndig aufnehmen. DasStahlskelett musste lediglich den aktuellen Brandschutzan -forderungen gem nachgerstet werden.

    Zur denkmalgerechten Sanierung der prgnanten Gebudehlledes Blau-Gold-Hauses entwickelten die Architekten in engerZusammenarbeit mit den ausfhrenden Firmen ein Konzept,das nicht nur heutige Anforderungen an Wrmeschutz, Sicher-heit und Technik erfllt, sondern auch das namensgebende Erscheinungsbild bewahrt, respektive wiederherstellt.

    Bei der Gestaltung der Fassade, die sich an der ursprnglichenPlanung von Koep orientierte, wurde die feine Profilierung der frheren Holzschwingfenster auf das in den 1970er Jahreneingesetzte Material Aluminium bertragen. Um das zustz -liche Gewicht aus der Verglasung aufzunehmen, mussten proFassadenfeld zwei weitere Stahlwinkel eingebaut und die Fassade geschossweise auf den Deckenrandtrgern abgesttztwerden.

    Der Einsatz hochwertiger Fassadenprofile und einer Dreifach-Isolierverglasung ermglichte einen U-Wert von 0,9. Eine me-chanische Belftung sorgt darber hinaus fr einen kontinuier-lichen, energetisch sinnvollen Luftwechsel in den 41 neuenSuiten und Luxuszimmern des Hotels, die einen spektakulrenBlick auf den gegenberliegenden Dom bieten.

    bauforumstahl

  • 12 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Laudatio

    Das Blau-Gold-Haus in Kln, in den 50er Jahren stadtbildprgendfr die Firma 4711 errichtet, ist mit seiner feingegliederten Fassade ein gutes Beispiel der Nachkriegsmoderne und stehtseit 1991 unter Denkmalschutz. Die schlanke, nachhaltigeStahl-Skelett-Konstruktion mit wenigen Innensttzen bot besteVoraussetzungen fr die Modernisierung und Umnutzung alsHotel.

    Die Architekten haben im Verbund mit Fachplanern die Um -nutzung vorbildlich durchgefhrt, das historische Fassadenbildwiederhergestellt und fr eine moderne energetische Per -formance des Blau-Gold-Haus gesorgt. Das Modernisierungs -ergebnis ist nachhaltig, weil es ein stdtebauliches Kleinod unter aktuellen baulichen Anforderungen erhlt. Die Architektensetzten so Mastbe fr zukunftsfhiges Modernisieren undeine weitere Nutzung von frhen Nachkriegsbauten.

    Ansicht, Grundriss, Schnitt der Fassade, M 1:100

    Nach historischem Vorbild energetischsanierte Fassadenelemente

    bauforumstahl

  • 13bauforumstahl

    ffentliche Bauten

    GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH

  • 14 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: kadawittfeldarchitektur, AachenTragwerk: B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am MainBauherr: Land Hessen, vertreten durch Hessisches Ministeriumfr Wissenschaft und Kunst, vertreten durch Hessisches Bau-management Regionalniederlassung Mitte

    Auszeichnung 2012Keltenmuseum am Glauberg, Glauburg

    Seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. bis ins hohe Mittelalter war dasPlateau am Rand der Wetterau, etwa 30 Kilometer nordstlichvon Frankfurt am Main gelegen, aufgrund seiner strategischgnstigen Lage und dem weit reichenden Fernblick ein belieb-

    tes Siedlungsgebiet. Die berreste der Siedlungen sind nochheute im Gelnde zu sehen und machen den Glauberg unter-sttzt von den Geschichten und Mythen ber die Bewohner desGlaubergs nicht nur fr Forscher zu einem ganz besonderenOrt.

    Bereits in den 1930er Jahren gab es erste Ausgrabungen, diejedoch mit den Kriegswirren unterbrochen werden mussten.Sensationelle Entdeckungen machten Archologen mit Hilfegeomagnetischer Luftaufnahmen Ende des letzten Jahrhunderts:keltische Frstengrber mit reichhaltigen, vollstndig erhaltenenGrabbeigaben, dem Kultbezirk und der zugehrigen Siedlung.Das etwa 20 Hektar groe archologische Areal mit dem in -zwischen rekonstruierten Grabhgel und Teilstcken der Pro-zessionsstraen gehrt heute zu den wichtigsten keltischenFund- und Forschungssttten Europas.

    Montage der Stahlkonstruktion

    Weit auskragender Baukrper

    Lageplan, M 1:5000 Werner Huthmacher

    Werner Huthmacher

  • 15bauforumstahl

    Grundriss Erdgeschoss und Obergeschoss,Schnitt, M 1:800

    Geschtzter Eingangsbereich

    Museum

    Den unverwechselbaren Ort achtend, verzichtet die Architekturdes neu errichteten Museums auf groe Gesten und nimmt sichzugunsten der historisch geprgten Landschaft zurck. Der klarkonturierte Baukrper schneidet hangaufwrts in den Hgel ein,hangabwrts kragt das mit wetterfestem Baustahl verkleideteObergeschoss ber das glserne Erdgeschoss aus und markiertden Eingangsbereich.

    Der geschtzte Freiraum unter der eindrucksvollen Auskragungdient als Start- und Endpunkt fr den Rundgang auf dem archologischen Lehrpfad und fr die Erkundung des Museums.Eine Treppenrampe im Inneren des Gebudes empfngt denBesucher und leitet ihn in die Ausstellung. Einer der Hhepunkteder Ausstellung ist ein groes Panoramafenster, das als Ab-schluss des auskragenden Obergeschosses einen beeindrucken-den Ausblick auf den Grabhgel bietet. Das Dach als Aus -sichtsplattform ermglicht den Besuchern einen unverstelltenRundblick in die Landschaft.

    Konstruktion

    Analog zum Gebudekonzept gliedert sich das Tragwerk in zweiBereiche: einen Massivbaubereich und einen auskragendenStahlbaubereich. Der Teil des Obergeschosses, der in den Hangeinschneidet und Bibliothek, Museumspdagogik und Rumefr die Administration beherbergt, ist in Stahlbeton ausgefhrt.Der sttzenfreie Bereich fr Dauer- und Sonderausstellungenist als Stahltragwerk errichtet, das in Lngsrichtung elf Meter,in Querrichtung 2,50 Meter ber die Glasfassade des Erdge-schosses auskragt.

    Werner Huthmacher

  • 16 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Detailschnitt Obergeschoss, M 1:50

    Rundblick von der Dachterrasse Raumhohe Verglasung im Ausstellungsbereich

    Werner Huthmacher Werner Huthmacher

  • 17bauforumstahl

    Laudatio

    Die Herausforderung, ein Museum fr keltische Kultur in ein-drucksvoller Landschaft direkt neben dem historischen Grabhgel zu errichten, wurde mit einem klar gestalteten, prgnanten Baukrper gelst, der auf groe Gesten verzichtetund selbst eher wie ein vorzeitliches Fundstck in Erscheinungtritt. Halb im Hang verborgen richtet sich das Museum zum historischen Keltengrab hin mit einem groflchigen Panorama-fenster aus.

    Die Stahlkonstruktion besteht aus zwei in Lngsrichtung ver-laufenden, raumhohen Fachwerktrgern sowie einem quer gespannten Vierendeeltrger, der gleichzeitig als Trennwandim Ausstellungsraum fungiert und die empfindlichen Exponatevor dem Lichteinfall durch das Panoramafenster schtzt. Whrend die Decken die horizontalen Lasten in den Massivbauleiten, werden die vertikalen Lasten ber insgesamt vier Sttzen in den Boden geleitet. Die in ihren Dimensionen mini-mierten Sttzen werden durch geschickte Platzierung von denBesuchern kaum wahrgenommen, so dass die Illusion der freienAuskragung zustzlich verstrkt wird.

    Fassade

    Die kompakte Form des Baukrpers wird durch eine Verkleidungmit groformatigen Platten aus wetterfestem Baustahl unter-sttzt. Das Material weckt Assoziationen mit Erdverbundenheitund Schwere und ist gleichzeitig eine Reminiszenz an den fort-schrittlichen und handwerklich kunstvollen Umgang der Keltenmit Metallen. Die Farbnuancen der Fassade harmonieren mit derFarbigkeit des Ortes dem Kolorit der umgebenden Wiesen,der Felder und des Mischwaldes.

    konomie, kologie und Nachhaltigkeit

    Durch die kompakte Bauform und die geringe Hllflche desMuseums wird nicht nur der Primrenergiebedarf reduziert, eswerden auch nur sehr geringe Flchen des Landschaftsraumesversiegelt. Die Kombination der wesentlichen Konstruktions-materialien Beton und Stahl erlaubt einen materialgerechtenund effizienten Einsatz der Baustoffe. Die hinterlftete Metall-fassade aus wetterfestem Baustahl stellt energetisch einen optimalen Standard dar und schtzt die Konstruktion dauerhaft.Der Effekt der schtzenden Patinaschicht des Fassadenmaterialsminimiert zustzlich die Betriebskosten, da laufende Wartungs-kosten entfallen. Durch die Verwendung hochisolierender Baustoffe und Wrmeschutzverglasungen wird der Aufwand weiter reduziert. Alle Baustoffe sind recyclebar und knnen demWertstoffkreislauf wieder zugefhrt werden.

    Auch die technische Gebudeausrstung wurde unter nach -haltigen Aspekten konzipiert und entspricht diesem Anspruchmit einer CO2-neutralen Holzpelletheizung und einer Lftungs-anlage mit hocheffizienter Wrmerckgewinnung.

    Panoramafenster

    Mit seiner markanten Auskragung demonstriert der Neubauwunderbar die konstruktiven Mglichkeiten von Stahl. Die Bekleidung mit groflchigen Platten aus wetterfestem Stahlverleiht dem Museum eine sinnlich raue Haut, die mit den natrlichen Farben des Ortes harmoniert. So gelingt eine moderne Reminiszenz an den handwerklich kunstvollen Um-gang der Kelten mit Metallen.

    Werner Huthmacher

  • 18 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: Ahlbrecht Felix Scheidt Kasprusch, Essengemeinsam mitTragwerk: SchlkeWiesmann Ingenieurbro, DortmundBauherr: Landschaftsverband Rheinland, Kln

    Auszeichnung 2012Museum und berdachung St. Antony,Oberhausen

    Im Jahre 1758 wurde auf der St. Antony Eisenhtte in Oberhausender erste Hochofen des Ruhrgebietes in Betrieb genommen. DieHtte produzierte vom 18. bis in die Mitte des 19. Jahrhundertsgusseiserne Produkte von herausragender Qualitt, bis 1877die letzten Anlagen geschlossen und in der Folgezeit die meistenGebude auf dem Gelnde der ehemaligen Httenanlage, zudem auch Gieereien und Formereien gehrten, abgerissenwurden.

    2007 legten Archologen die Mauerreste des Hochofens frei.Im Rahmen der RUHR.2010 Kulturhauptstadt Europas wurdedie erste industriearchologische Grabungssttte Deutschlands

    als erlebbares historisches Vermchtnis in das Konzept desRheinischen Industriemuseums Oberhausen eingebunden.

    berdachung

    Architekten und Ingenieure entwickelten in enger Zusammen -arbeit eine gewlbte Rippenschale aus verzinktem Stahlblech,die das Grabungsfeld berdacht. Das Schalendach ermglichtdie sttzenfreie berspannung der Flche bei geringstmg -lichem Materialaufwand. Zudem vermittelt die schtzende, bewahrende Geste des Daches dem Besucher den historischenWert des Anwesens, ist Landmarke und sichtbares Zeichen frden Ort, der als Wiege der Montanindustrie im Ruhrgebiet gilt.Die Dachform erinnert gleichzeitig an einen temporren Wetter-schutz aus Zelttuch, das ber archologischen Fundsttten befestigt wird und sich wie durch Windsog nach oben wlbt.

    Ausstellung

    Die Zugnge befinden sich am stlichen und westlichen Endedes Grabungsgelndes. Zwei Sammelplattformen, die auchgrere Besuchergruppen aufnehmen, informieren ber dieGeschichte des Ortes und dienen der Ausstellung weiterer in-dustrieller Fundstcke. An die balkonartige Eingangsplattformbindet ein rund 80 Zentimeter ber der Grabungssttte ver -laufender, behindertengerecht ausgelegter Steg aus Stahlbetonan. Sein Verlauf folgt dem orthogonalen System der ehemaligenBebauung und somit den archologischen Funden. Dabei wirder wechselseitig von Info-Stelen mit Texttafeln, Bildschirmenund Lautsprechern flankiert. Den oberen Abschluss der in Abstimmung mit der Museumsdidaktik positionierten Stelenbilden Strahler zur Beleuchtung der Dachunterseite.

    Eingangsplattform und Steg

    Luftaufnahme der berdachung 2011 [email protected]

    Deimel+Wittmar

  • 19bauforumstahl

    Grundriss, M 1:500

    Beleuchtung der Ausgrabungbei Nacht

    Deimel+Wittmar

  • 20 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Tragwerk

    Das rund 1.000 Quadratmeter groe Schalendach, das die Grabungssttte freitragend berspannt, hat die Form einer synklastischen Translationsschale. Es ruht auf 4 Fupunkten,die ein Rechteck von etwa 40 x 18 Meter Gre beschreiben.Entlang ihrer Lngsseiten wlbt sich die Dachschale um rund2,5 Meter nach auen. Die Stichhhe betrgt 9,5 Meter.

    Das Dach setzt sich aus 323 hnlichen, aber nicht gleichenBlechtafeln von 5 Millimeter Dicke zusammen, die sich schindel-artig berlappen. Die gelaserten Tafeln mit einer Flche von jedrei Quadratmetern sind zur Versteifung an jeweils einerLngs- und Querseite um etwa 15 Zentimeter auf- bzw. abge-kantet. Entlang der Blechtafelrnder und im berlappungs -bereich der Kantungen sind die Tafeln miteinander verschraubt.Dichtbnder neben den Randverschraubungen schtzen vordrckendem Niederschlagswasser, dessen Ableitung in denKehlen der Aufkantungen erfolgt.

    Um einen langfristigen Korrosionsschutz sicherzustellen, wur-den die Stahlschindeln nach ihrer Fertigung durch Lasern und

    Entwicklung der Dachschale am Papiermodell

    Abkanten feuerverzinkt. Die Verzinkung erzeugt eine lebhaftemetallische Oberflche, die der Konstruktion den gewnschtentechnischen Charme verleiht.

    Aufgrund ihrer doppelt gekrmmten Form und der abgekantetenVersteifungen ist die Schale selbsttragend. Durch die Anordnungeiner Aufkantungs-Rippenschar auf der Schalenoberseite undder orthogonal dazu verlaufenden auf der Schalenunterseiteentfallen aufwndige Rippenkreuzungen und Schweinhte. Anden Lngsrndern der Schale sind geschachtelte, verschraubteRandtrger aus stehenden Flachsthlen zur Randversteifungangebracht.

    Die berdachung ist auf Bohrpfhlen gegrndet, die auch denHorizontalschub aufnehmen. Die Montage der nummeriertenSchindeln erfolgte neben der Grabungssttte in zwei Teilen aufeinem Leergerst. Die Teile wurden mit einem Mobilkran berdie Ausgrabung gehoben, provisorisch versteift und nach derMontage beider Teile miteinander verschraubt.

    Oben: Translationsnetz Links: Fupunkt

    Deimel+Wittmar

    AFSK | SchlkeWiesmann

  • 21bauforumstahl

    Laudatio

    Die Aufgabe, ein Schutzdach ber der Ausgrabungssttte desvermutlich ersten Hochofens an der Ruhr zu entwickeln, wurdein symbolhafter und innovativ bestechender Weise gelst.

    Die Konstruktion besteht aus dnnen, feuerverzinkten Blech-schindeln mit Aufkantungen, welche in berraschender Weiseals geschraubte Rippenschale zusammen wirken. Fertigungund Fgung sind eigentlich ganz simpel. Entstanden ist eineleichte Dachschale, welche im Stile eines vom Wind auf -gebauschten Wetterschutztuches die Wiege der Ruhrgebiets -industrie frei berspannt.

    Die einfache, fast roh wirkende Konstruktion kreiert doch einefaszinierend technisch anmutende, ja berraschende Optik dem Ort angemessen. Die berdachung ist ein hervorragendesBeispiel fr das erfolgreiche Zusammenwirken von architekto-nischer Kreativitt und genialer Ingenieurskunst.

    Verschraubte Bleche zur Rand -versteifung

    Deimel+Wittmar

  • 22 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Das Albertinum wurde im 16. Jahrhundert als kurfrstlichesZeughaus errichtet und zhlt zu den berhmtesten Renaissance-bauwerken in Dresden. Nach einigen baulichen VernderungenAnfang des 18. Jahrhunderts und seiner zeitweise militrischenNutzung als Arsenal wurde es Ende des 19. Jahrhunderts in Teilen als Museum und Staatsarchiv umgebaut und erhielt seinenheutigen Namen. Auf die partielle Zerstrung im Zweiten Welt-krieg folgte ein rascher Wiederaufbau. Diese vielfltigen undvielschichtigen Vernderungen und Transformationen des histo-rischen Bestandes sind auch heute noch in vielen Bereichendes Hauses ablesbar.

    In den gewlbten Kellern des Albertinums lagerten ber Jahr-zehnte wertvolle Bestnde der Staatlichen KunstsammlungenDresden. Das Jahrhunderthochwasser der nahe gelegenen Elbevon 2002 bedrohte die einzigartigen Skulpturen und Gemlde,die binnen Stunden vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden mussten. Die Notwendigkeit, Depot- und Werkstattrumeoberirdisch unterzubringen, fhrte zu einer Komplettsanierungund Neuorganisation des Albertinums.

    berdachter Innenhof

    Anstatt die neuen Rumlichkeiten wie geplant in einem Neubauim Innenhof unterzubrigen, entwickelten die Architekten dieIdee, nicht im, sondern ber den Hof zu bauen. Der zweige-schossige Neubau erstreckt sich, von unten kaum wahrnehm-bar, wie eine in Lngsrichtung gespannte Brcke ber den Innenhof. Da sich das Volumen genau zwischen First und Traufedes Altbaus befindet und die historische Firstlinie nicht ber-ragt, tritt es auch in der Stadtsilhouette nicht in Erscheinung.

    Architektur: Staab Architekten, BerlinTragwerk: EiSat GmbH Eisenloffel.Sattler + Partner, Berlin (Wettbewerb und tragwerksplanerische Konzeption), ARGE Erfurth + Mathes Beratende Ingenieure GmbH, Chemnitz,und Ingenieurbro Kless Mller GmbH, Dresden (Vorentwurf,Entwurf und Ausfhrung)Stahlbau: Mller Offenburg GmbH, OffenburgBauherr: Freistaat Sachsen, Schsisches Staatsministerium der Finanzen, vertreten durch Staatsbetrieb Schsisches Immobilien- und Baumanagement, Dresden

    Auszeichnung 2012Sanierung und Neubau Zentraldepot Albertinum, Dresden

    Das Albertinum mit Elbe und Brhl-scher Terrasse

    Querschnitt durch das Gebude

    Marcus Ebener

    Staab Architekten

  • 23bauforumstahl

    Blick auf die Baustelle

    Links: Montage der Stahlkonstruktion Rechts: Schematische Darstellung desEntwurfskonzepts

    Die Untersicht ist mit einer akustisch wirksamen, transluzentenFolie bespannt, die von unten angestrahlt wird. ber die Rck-reflektion der dahinter geschlossenen, aber hell gestaltetenDeckenflche wird der Anschein einer Lichtdecke erzeugt.Lngsseitig ist die Brckenkonstruktion vom Altbau abgelstund ermglicht zustzlichen Tageslichteinfall von oben auf diedurchscheinende Folie.

    Der neue Lichthof ist heute das Zentrum des Museums, von demaus alle Ausstellungsrume direkt erreichbar sind. Ein Leit -system mit groen weien Leuchtschriften untersttzt die ver-einfachte Orientierung im Haus zustzlich. ber einen neuenEingang zustzlich zu dem Zugang an der Brhlschen Terrasseist das Haus besser in die Bewegungsstrme der Stadt einge-bunden. Beide Eingnge fhren direkt in den nun berdachtenInnenhof, der alle ffentlichen Infrastruktureinrichtungen desMuseums beherbergt.

    Konstruktion

    Das Tragwerk der Depot- und Werkstattgeschosse im Neubauspannt als sthlerne Fachwerkbrcke in Lngsrichtung ber denInnenhof. Die Brcke ist als rumliches Stabwerk ausgebildet,dessen Haupttragglieder aus vier Fachwerkverbnden mit einerSpannweite von rund 72 Metern bestehen. Durch die Fachwerk-trger, die sich ber beide Depotgeschosse erstrecken und dadurch etwa 9 Meter statische Hhe erreichen, entsteht einoptimales Verhltnis von Hhe zu Spannweite (1:8) und dadurchein mglichst geringes Eigengewicht der Konstruktion.

    Die Lastabtragung erfolgt auf den Schmalseiten des Innenhofsin Form von zwei, hinter der historischen Fassade verborgenenSttzenkonstruktionen sowie eines in den Altbau eingefgten,neuen Lastenaufzugs an der Ostseite. Auf diese Weise musstennur wenige Eingriffe in die historische Substanz vorgenommenwerden und der zentrale Raum bleibt von der Tragkonstruktionunberhrt.

    Marcus Ebener

    Marcus Ebener Staab Architekten

  • 24 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Werksttten im 4. 0bergeschoss Gemldedepots im 3. 0bergeschoss

    Der als Sttze herangezogene Lastenaufzug bildet nicht nurstatisch, sondern auch organisatorisch ein wichtiges Elementim neu konzipierten Museum. Durch die Verlegung aller internerBereiche auf die Seite des Aufzugs entstanden mit den Bro -bereichen, den Werksttten, den Depotbereichen sowie der Anlieferungszone gut strukturierte interne Funktionszusammen-hnge mit kurzen Wegen und direkten Verbindungen. Der Neubau und alle Ebenen des Altbaus sind ber diesen neuenLastenaufzug miteinander verbunden.

    In dem zweigeschossigen Neubau ist im unteren Geschoss ein knapp 1.400 Quadratmeter groes Gemldedepot unterge-bracht. Darber befinden sich die zentralen Werksttten derGemlderestaurierung mit groen Atelierrumen, die mit fr dieArbeit der Restauratoren beraus gnstigem Seitennordlichtversorgt werden.

    Nachhaltigkeit

    Eine wichtige Rolle bei der Sanierung des Bestandes und demNeubau der Depot- und Werkstattflchen spielte die technische

    Erneuerung und klimatische Optimierung des Gebudes. Alleindurch die Platzierung des Neubaus ber dem Innenhof ent-steht ein klimatischer Pufferraum, der die thermische Stabilittdes Gebudes wesentlich erhht.

    Die fr die musealen Bereiche und die Depotbereiche vorge -gebenen Klimaparameter werden durch eine sinnvolle Gebude-organisation und durch nachhaltige technische Lsungen erreicht. So sind die sensiblen Depotbereiche im unteren Ge-schoss des Neubaus untergebracht, in dem das Klima ohne uere Einflussfaktoren leicht stabil gehalten werden kann.ber die Nutzung des Grundwassers wird ein Groteil der ntigen Khllast zur Verfgung gestellt. So konnte im Sinne desDenkmalschutzes auf konventionelle Rckkhltechnik auf demDach des Albertinums verzichtet werden.

    Stahlkonstruktion des Neubaus

    Werner Huthmacher Werner Huthmacher

    Erfurth + Mathes

  • 25bauforumstahl

    Laudatio

    Die Aufgabenstellung war, das in seiner Geschichte oft um -geformte Gebude um ein Werkstatt- und Depotgebude im Innenhof zu erweitern.

    Die Entwurfsidee eines schwebenden Depots wurde mit einerBrckenkonstruktion aus Stahl berzeugend umgesetzt. DerInnenhof wird mit den beiden Geschossen, welche die neuenRume aufnehmen, berdacht und so zum neuen Mittelpunkt

    des Museums. Selbstverstndliches Licht und zurckhaltendeTonalitt geben diesem trumerischen Ort eine eigene, die Geschftigkeit der Stadt konterkarierende, stille Magie.

    So entstand eine herausragende architektonische Gesamt -konzeption, die sowohl dem denkmalgeschtzten Gebude seineReferenz erweist, ein neues Zentrum gibt, als auch die stadt-gestalterisch so wertvolle Silhouette von Dresden bewahrt.

    Der neue Innenhof als ffentliches Forum

    Werner Huthmacher

  • 26 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: WW+, Trier/Esch-sur-Alzette, LuxemburgTragwerk: Schroeder & Associs S.A., LuxemburgBauherr: Gemeinde Kayl-Ttange, Luxemburg

    Auszeichnung 2012Pavillon Madeleine, Kayl-Ttange, Luxemburg

    Das Restaurant Pavillon Madeleine bildet zusammen mit demneu gestalteten Park Ouerbett die neue grne Mitte der Ge-meinde Kayl-Ttange im Sden des Groherzogtums Luxemburg.Das Restaurantgebude, an der Schnittstelle des Nord-Sd-Weges von Kayl nach Ttange und des Rundweges im Park gele-gen, fgt sich mit seinen Abmessungen von 10 x 22 x 4,5 Meternharmonisch in die Landschaft ein.

    Eine im Sden vorgelagerte Freiflche, in die sich eine Terrassemit Grillstation integriert, markiert den Eingang und fhrt denBesucher durch eine Glastr direkt ins Innere des Pavillons.Das Restaurant, in dem 40 Personen Platz finden, verfgt ber

    einen Sanitrblock fr Gste und Mitarbeiter sowie eine gro-zgige, offene Kche. Beim Open Cooking verbinden sich fr den Gastronomieliebhaber Geschmackserlebnisse mit dersichtbaren Zubereitung der Speisen.

    Sitzstufen vor dem Pavillon fhren an den Kaylbach, dessenQualitt durch Suberungs- und Verbesserungsmanahmen anden Ufern aufgewertet wurde. Alle Zugnge zum Pavillon sowieder Innenbereich sind barrierefrei gestaltet.

    Konstruktion

    Das Tragwerk des Pavillons beruht auf einer Sttzen-Trgerkon-struktion, die auf einer gedmmten Bodenplatte grndet. DieSttzen sind an einem Raster von 2 x 2 Meter ausgerichtet undnehmen die 10 Meter langen IPE400-Trger auf. Alle Stahlbau-teile sind vorgefertigt und vor Ort verschraubt. Die Fassade aus wetterfestem Baustahl umhllt das Volumen in seinerschlichten und einfachen Kubatur und wird von mehreren ge-schosshohen Glaseinschnitten unterbrochen. Diese vertikaleGliederung ermglicht ein interessantes Spiel zwischen Fenster-flchen und geschlossenen Bereichen. Die Auenwnde sind

    Der Pavillon am Ufer des Kaylbaches Linda Blatzek Photography

  • 27bauforumstahl

    Schnitt, Grundriss, M 1:400

    Sitzbnke im Park

    Wetterfester Stahl als verbindendes Gestaltungselement von Park und Pavillon.

    mit einer Holzfaserdmmung von 240 Millimetern Strke ver -sehen. Hochreflektierende Glser bewirken, dass die Sonnen-einstrahlung das Gebude nicht bermig aufheizt.

    Material

    Aufgrund der hohen Anforderungen an die Auenhlle des Gebudes hinsichtlich der geforderten Vandalismusresistenzund einer harmonischen Integration des Baukrpers in seinegrne Umgebung, wurde auf die Materialitt und Funktion derFassade ein besonderes Augenmerk gelegt. Die Verwendungvon wetterfestem Stahl knpft an das kulturelle Erbe der Stahl-industrie im Sden des Landes an, whrend seine warme, rost-farbene Oberflche mit der umgebenden Natur in Einklang steht.Die Fensterflchen sind whrend der Nacht durch geschlitzteFaltelemente, ebenfalls aus wetterfestem Baustahl, geschtzt.Der Wechsel von offenen und geschlossenen Faltelemententransportiert in den Abendstunden eine abwechslungsreicheLichtwirkung nach auen.

    Linda Blatzek Photography

    Linda Blatzek Photography

  • 28 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Detailschnitt, M 1:20

    Lebendige Vielfarbigkeit des Stahls

    Im Inneren schaffen wenige, hochwertige Materialien sowie inDecke und Wnden verborgene Haustechnik klare Rume mithoher Aufenthaltsqualitt. Schlicht gehaltene Wnde kontras-tieren mit dem in Schwarzstahl ausgefhrten Kamin, dem re-prsentativen Weinschrank und der Theke im gleichen Material.Der Parkettboden aus Eichenholz und die goldfarbenen Hnge-leuchten verleihen dem Restaurant eine warme und behaglicheAtmosphre, die im Winter durch das Feuer im Kamin unter-sttzt wird.

    Nachhaltigkeit

    Der Einsatz des wetterfesten Baustahls erfordert zwar eine hhere Anfangsinvestition, erweist sich aber als besonderslanglebig und kostengnstig im Unterhalt. Er kann vollstndigrecycelt werden und schtzt den Innenbereich effektiv vor Vandalismus. Das energetische Konzept baut auf einer hoch -gedmmten Gebudehlle in Kombination mit kontrollierterLftung auf. Dachbegrnung, Solarzellen, Wrmepumpe undFlchenkollektoren runden das nachhaltige Gesamtkonzeptdes Gebudes ab.

    Linda Blatzek Photography

    Linda Blatzek Photography

    Stahlkamin im Essbereich

  • 29bauforumstahl

    Laudatio

    Die Landschaftsplanung des Parks Ouerbett in der GemeindeKayl-Ttange und die Architektur der darin liegenden Gebudefolgen einem einheitlichen Gestaltungskonzept. Das Materialwetterfester Stahl stellt den Bezug zum kulturellen Erbe derStahlindustrie der Region her und wird so zum gestalterischenLeitmotiv der Gesamtanlage.

    Die Natur und der zeitlos wirkende wetterfeste Stahl bilden eineSymbiose. Diesem Prinzip folgend erscheint der Baukrper des Restaurants Pavillon Madeleine als schlichter Kubus, dervielfltige und reizvolle Sichtbezge zu der umgebenden Land-schaft des Park Ouerbett herstellt. Stahl wird hier in groerSelbstverstndlichkeit zum bestimmenden Element nachhalti-gen Bauens.

    Grundrissdetail Klappladen, M 1:20

    Spannender Wechsel von offenerund geschlossener Fassade.

    Linda Blatzek Photography

  • 30 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Militrhistorisches Museum Dresden

    Architektur: Architekt Daniel Libeskind AG, Zrich, SchweizTragwerk: GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH, BerlinBauherr: BMVG Bundesministerium der Verteidigung, vertreten durch das Landesamt fr Steuern und Finanzen,Chemnitz

    Das zwischen 1873 und 1876 als axialsymmetrisches Gebudeerrichtete Dresdner Militrarsenal war schon in der DDR-Zeit Armeemuseum und wurde nach der Wende von der Bundes-wehr bernommen. Nach seiner Sanierung und Erweiterungprsentiert sich das Gebude als modernes Museum, das Altund Neu, Geschichte und Gegenwart vereint. Neben neuen Ausstellungsrumen entstanden ein Konferenzbereich mit Vor-tragssaal, eine museumspdagogische Abteilung, eine Biblio-thek mit Archiven sowie Serviceeinrichtungen fr die Besucher.

    Der Erweiterungsbau, eine keilfrmige Stahlkonstruktion, durch-dringt den Altbau auf ganzer Hhe und berragt ihn um einneues, aufgesetztes Geschoss. Die Keilspitze als emblematischerAbschluss des Neubauteils setzt ein von auen sichtbares

    Zeichen des Bewusstseinswandels und stellt eine symbolischeVerbindung zwischen Museum und Stadt her.

    Altbau

    Im Altbau wurden bereits zur Entstehungszeit vorgefertigteGusssttzen und Stahlunterzge in einem einheitlichen Rasterverwendet. Diese konnten beibehalten und fr die neue Nutzungertchtigt werden die Sttzen mit einem Brandschutzanstrich,die Unterzge durch neue Brandschutzbekleidungen. Die altenHolzbalkendecken wurden fr die erhhten Nutzlast anforde -rungen mit Stahlverbunddecken aus Schwalbenschwanzblechenverstrkt. Die Oberflche der Decken wurde geschliffen undblieb sichtbar. Lediglich im neuen Konferenzbereich nahmendie Planer im Zuge des Umbaus einige der alten Sttzen herausund ersetzten sie durch weitspannende, vor gefertigte Abfang-konstruktionen.

    Neubau

    Der Neubauteil besteht durchgngig aus Stahlkonstruktionen.Smtliche Decken wurden mit Stahlverbundtrgern ausgefhrt.Erschlieungsstege in den Ausstellungsbereichen spannen als

    Grundriss Obergeschoss, M 1:1500

    Montage der Keilspitze Lubic und Woehrlin

  • 31bauforumstahl

    sichtbare Konstruktionen mit Bodengittern aus offenen Stahl-rosten ber die mehrere Geschosse hohen, offenen Luftrume.Der anspruchsvollste Teil der Erweiterung ist jedoch die mar-kante Keilspitze. Sie tritt weit aus der historischen Fassade heraus und weist auf jenen Bereich im Luftraum ber Dresden,wo am 13. Februar 1945 die ersten Bomben fielen und die Zer-strung der Stadt im Zweiten Weltkrieg ihren Anfang nahm. DieKeilspitze schliet den Baukrper des Neubauteils geometrischab und nimmt die auen liegende Aussichtsplattform, den sogenannten Dresdenblick auf.

    Sdansicht

    Ausstellungsraum mit Aussichts -plattform

    Das Tragwerk der Keilspitze wurde als rumliches Stabwerk mitbiegesteifen Knoten in Verbindung mit einer Stahlverbunddeckein der Dachebene ausgefhrt. Scharfkantige Hohlprofile mitrauten- und dreiecksfrmigen Querschnitten bilden die Stbedes Fachwerks. So, wie die Offenheit und Transparenz der neuenMetallkonstruktion der Abgeschlossenheit und Massivitt des historischen Bestands gegenbersteht, so reflektiert dieMetallfassade aus industriell vorgefertigten Teilen die Offenheiteiner demokratischen Gesellschaft neben der autoritrenStrenge der steinernen Altbaufassade.

    GSE

    GSE

  • 32 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: Coop Himmelb(l)au, Wien, sterreichTragwerk: B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am MainBauherr: Verein der Freunde der evangelischen Kirche in Hainburg, sterreich

    An der Stelle einer seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr existie-renden Kirche im Zentrum von Hainburg entstand in wenigerals einem Jahr Bauzeit eine neue evangelische Kirche, die voneinem skulptural ausgebildeten Stahldach gekrnt wird. Dreischwungvoll emporstrebende, in der Grundrissprojektion wieSchneckenhuser geformte ffnungen im Dach leiten in Analogiezur christlichen Trinitt das Licht nach innen. Die Geometrie

    knpft an die geschwungene Dachform eines benachbarten romanischen Karners einer Friedhofskapelle mit Beinhaus an und wurde mit digitalen Mitteln in eine zeitgenssischeForm gebracht.

    Das Gebudeensemble besteht neben dem eigentlichen Kirchenraum aus einem Gemeindesaal sowie der Sakristei, demBro des Pastors und einer kleineren Kche, die in einem langgestreckten Riegel an einer Nebenstrae untergebracht sind.

    Tragwerk und Stahldach

    Das Dach ber dem Kirchenraum ist als raumfllendes Volumenausgebildet, das nach oben und gleichzeitig nach unten ragt.Die ffnungen schrauben sich gen Himmel, wenden sich aberauch in den Raum. Das gesamte Dach funktioniert als eine statische Einheit, als ein tragendes Element.

    Oben: Explosionszeichnung desDachtragwerks

    Links: Der 20 Meter hohe Glocken-turm als rumliche Plastik

    Martin-Luther-Kirche, Hainburg, sterreich

    Marcus Pillhofer

  • 33bauforumstahl

    Die Dachhaut sowie ein daran angeschweites, 80 x 80 Zenti-meter messendes Raster aus Primr- und Sekundrspantenfungieren als Druckgurt, die an die Primrspanten angeschwei-ten Profiltrger als Zuggurt. Insgesamt 264, mit hydraulischenPressen kaltverformte und miteinander verschweiten Blech-platten mit einer Mindeststrke von 8 Millimetern bilden dieDachhaut. Die Bleche wurden mit den formgebenden, aus Stahlgeschnittenen Sekundr spanten verschweit, letztere dannwiederum mit den Primr spanten. Diese verlaufen parallel zuden Profiltrgern und wurden, um die Tragwirkung zu erhhenund die Konstruktion dadurch noch wirtschaftlicher zu machen,ebenfalls mit der Auenhaut verschweit.

    Die Gesamtform des Kirchenraumes leitet sich von einem ber-dimensionalen quadratischen Tisch ab. Diesem Motiv folgend,setzt das 28 Tonnen schwere Dach mit vier in den Ecken befindlichen Stahlstummeln auf die Auenwnde auf. Darausergeben sich zwischen den Kirchenwnden und dem Dach stellenweise kleine Lichtbnder.

    Fr die Montage wurde das Dach in vier groen Teilen vorge -fertigt. Vor Ort wurden drei Lngsteile sowie der obere Abschnittder Dachffnungen zu einem Element verschweit und von einem 100-Tonnen-Kran auf die Sttzen und Wnde des Gottes-hauses gehoben.

    Lngsschnitt, Querschnitt,M 1:200

    Skulptural geformte Dachffnung

    Oben: Einheben der Dachkonstruktion Unten: Nebentrakt mit Sakristei undNebenrumen

    Marcus Pillhofer

    Marcus Pillhofer

    Marcus Pillhofer

  • 34 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Tropenhalle Zoo Leipzig

    Architektur: Henchion+Reuter Architekten, BerlinTragwerk: EiSat GmbH, Eisenloffel.Sattler + Partner, BerlinBauherr: Zoo Leipzig GmbH, Leipzig

    Die Tropenhalle Gondwanaland mit einer Grundflche von16.000 Quadratmetern entstand als Erweiterung des LeipzigerZoos auf einer ehemaligen Industriebrache. Die Halle themati-siert den einstigen Urkontinent Gondwana, bestehend ausden heutigen Kontinenten Afrika, Sdamerika und Teilen Asiens.Sie fgt sich in unmittelbarer Nhe zur Innenstadt in das Zoo-gelnde und den stdtebaulichen Kontext ein und vereint dasZiel einer begehbaren Erlebnislandschaft mit den zoologischenBelangen einer Tropenhalle.

    Die Dachform der Halle ist sanft nach oben gewlbt und bildeteine Art Erdkugelsegment, whrend die dreieckige, wankel -frmige Grundrissprojektion ein sogenanntes Reuleaux-Dreieckdarstellt und auf die drei Kontinente bzw. Themenbereiche hinweist. Die Hhe des Hallendaches entwickelt sich von 10bis 18 Metern entlang der Traufen bis zu einer Hhe von 34,50Metern in der Hallenmitte und bietet Raum fr gut 20 Meterhohe Bume.

    Biegesteifes Primrtragwerk

    Das Tragwerk aus Stahlrohrprofilen mit einem Durchmesser von813 Millimetern konzipierten die Ingenieure als biegesteifeNetzschale aus groformatigen Dreiecksmaschen mit umlaufen-dem Zuggurt. Es ist extrem verformungssteif und trgt dieDachlasten im Wesentlichen ber Normalkrfte ab. Die Drei-ecksmaschen besitzen eine maximale Kantenlnge von circa18,20 Metern in der Hallenmitte und verjngen sich zum Randauf Kantenlngen von circa 8,30 Metern. Die vertikalen Lastenwerden an den Dachrndern von Stahlrohrsttzen mit einemDurchmesser von 559 Millimetern aufgenommen, die als Pendelsttzen ausgebildet sind. Die horizontale Aussteifungbernehmen drei rotationssymmetrische Querverbnde an denhchsten Punkten des elliptisch gekrmmten Dachrandes.

    Sekundrtragwerk

    Das Sekundrtragwerk ist mittels Zugstangen pendelnd vomPrimrtragwerk abgehngt. Die schwebende Sekundrkon-struktion trgt die Dachhaut aus mehrlagigen ETFE-Folienkissenund bildet die eigentliche Gebudehlle. Zur Aufnahme der Folienkissen wurde das Primraster aus Dreiecksmaschen indieser Ebene in ein Sekundrraster aus Vierecksmaschentransformiert. Eine Rechteckmasche besitzt die halbe Kanten-lnge der ihr zugeordneten Dreiecksmasche des Primrrasters.

    Blick ber die Dcher Leipzigs

    Dachaufsicht mit Primr- und Sekundr-tragwerk, M 1:2000

    Werner Huthmacher

  • 35bauforumstahl

    Die Kissen erreichen damit in Abhngigkeit von der Primr -konstruktion Abmessungen von maximal 8,90 auf 7,90 Meternund verjngen sich ebenfalls zu den Dachrndern hin. DurchSeile werden sie nochmals kreuzweise elastisch ber- und unterspannt.

    Die Quadratrohrprofile des Sekundrtragwerks mit Abmessun-gen von 200 x 200 Millimetern nehmen mit Hilfe von Fahnen-blechen einen Rinnentrger fr die Dachentwsserung auf.

    ber diesen fliet das Regenwasser zwischen den Kissen zurAbleitung am Dachrand.

    Durch die innerhalb des Primrtragwerks liegenden Folienkissenund die schlanken Querschnitte der tragenden Elemente ent-stand ein filigranes Dachtragwerk, das sich der Wahrnehmungdurch die Besucher weitgehend entzieht. Die perspektivischeberhhung lsst den Horizont geweitet erscheinen, und dieHalle scheint kein wirkliches Ende zu haben.

    Oben: Knotendetail, M 1:40 Rechts: Spaziergang in den Baumwipfeln

    Montagearbeiten Primrkonstruktion mit abgehngtem Foliendach

    Werner Huthmacher

    Werner Huthmacher Henchion+Reuter Architekten

  • 36 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: Drr Gesellschaft von Architekten mbH, BerlinTragwerk: Neuruppin Projekt GmbH, NeuruppinBauherr: Stiftung Brandenburgische Gedenksttten vertretendurch Brandenburgischer Landesbetrieb fr Liegenschaftenund Bauen, Potsdam

    Im Auftrag der Stiftung Brandenburgische Gedenksttten wurden die zwischen 1940 und 1943 errichteten, ehemaligenGaragen des Konzentrationslagers Ravensbrck fr die Zweckeder Gedenksttte umgebaut: In dem langen Gebuderiegel entstanden Bros fr die Verwaltung, Archive, eine Bibliotheksowie Veranstaltungs- und Ausstellungsrume. Das Umbau -konzept war darauf ausgerichtet, mglichst viel vom ursprng -lichen Erscheinungsbild der denkmalgeschtzten Garagen zubewahren.

    Neue Konstruktionselemente

    Das prgende Merkmal des 120 Meter langen Gebudes sinddie ffnungen der frheren Garagentore, die im Zuge des Umbaus mit glsernen Fassadenelementen geschlossen undmit Falttoren versehen wurden. Die Tore dienen als Sonnen-schutz und ermglichen eine weitgehende Verdunkelung derInnenrume bei Veranstaltungen.

    Das Innere des Gebudes wurde unter Beibehaltung der Raumhhen komplett umgestaltet. Die mit einfachen Mittelnaus gefhrten Bauten wren ohne zustzliche Aussteifung nichtumnutzbar gewesen. Innen liegende Stahlrahmen, die aus jedrei vorgefertigten Teilen bestehen, stabilisieren nun das Gebude. Die Rahmenecken sind zustzlich mit Stegblechenverstrkt. Hier greifen auch die Verbindungselemente an, ber die der Abtrag der horizontalen Lasten in einen neu insBestandsmauerwerk eingefgten Ringbalken erfolgt. Die Vertikallasten werden an den Fupunkten des Rahmens bereingezogene Streifenfundamente abgetragen.

    Die verglasten ffnungen der frheren Garagentore.

    Gedenkstttenarchiv

    Oben: Isometrische Darstellung mitQuerrahmen

    Unten: Wechselausstellung

    Fahrzeughalle Mahn- und GedenksttteRavensbrck

    [email protected]

    [email protected] [email protected]

  • 37bauforumstahl

    Wohnbauten

    Zooey Braun

  • Anders als es scheint, sind lediglich das Untergeschoss unddie Bodenplatte des Erdgeschosses in Stahlbeton ausgefhrt.Die oberirdischen Bauteile realisierten die Architekten in Holz-tafelbauweise mit OSB-Platten als aussteifender Beplankung.An der offenen Sdseite liegt der Randtrger der Dachkon -struktion auf den vier Stahlsttzen auf, die am Fupunkt ein -gespannt und am Kopfpunkt einseitig gelenkig gelagert sind.Die Kreuzsttzen sind aus je drei Stahlblechen gefertigt, derenVerbindungsnaht durchgehend geschweit und nachtrglichverschliffen wurde. Die Stegbreite betrgt 120 bzw. 90 Milli -meter im Bereich der Sttzenenden, wodurch sich Fu- undKopfpunkt optisch abheben. Auch die tragende Verbindung desVordaches an die Dachkonstruktion des Gebudes erfolgt bereigens hergestellte Stahlteile, die whrend der Montage eineeinfache Nachjustierung und somit den exakt horizontalen Ver-lauf der Dachkante ermglichten.

    Passive solare Gewinne durch die Verglasung, Nutzung vonGeothermie und eine zurckversetzt angebrachte Photovoltaik - anlage auf dem Dach sind Grnde fr die hervorragenden energe-tischen Kennwerte des Gebudes. Zudem ist die hochgedmmteStahl-Holz-Konstruktion nahezu vollstndig recyclingfhig.

    38 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Haus D10, Ulm

    Architektur: Werner Sobek GmbH & Co. KG, StuttgartTragwerk: Werner Sobek GmbH & Co. KG, StuttgartBauherr: privat

    Das in der Nhe von Ulm errichtete Wohnhaus knpft in seinerLeichtigkeit und Transparenz motivisch an Meisterwerke derklassischen Moderne an. Flieende Raumabfolgen bestimmendas Innere des Gebudes. Der drei Meter hohe Wohnraum ist auf drei Seiten vollstndig verglast; lediglich zwei paralleleWandscheiben treten als raumbildende Elemente in Erschei-nung. Eine umlaufende Terrasse, geschtzt durch das weit aus-kragende Flachdach, verbindet den Innenraum und den Gartenmit seinem alten Baumbestand.

    Das als dnne Horizontalscheibe ausgebildete Dach lagert imnrdlichen Bereich auf den beiden Wandscheiben und entlangder breiten Sdfassade auf vier kreuzfrmigen, schlankenStahlsttzen, die innerhalb des glsernen Raumabschlussesangeordnet sind. Das Dach wirkt dadurch nahezu schwerelos.

    Entmaterialisierte Glasfassade

    Oben: Grundriss Erdgeschoss, M 1:250 Links: Flieender bergang von Innen- und Auenraum

    Zooey Braun

    Zooey Braun

  • Im Zentrum Mnchens gelegen, steht das Viertel um den Grtnerplatz als eine der bedeutendsten grnderzeitlichen Stadt -erweiterungen heute unter Ensembleschutz. Das Spannungs -verhltnis zwischen historischem Erbe und Gegenwart bestimmteauch die Sanierung des Gebudes in der Reichenbachstrae.Weil seine ursprngliche, sptklassizistische Fassade durchfrhere bauliche Eingriffe unwiederbringlich verloren war, ent-schieden sich die Architekten fr eine zeitgenssische Neu -interpretation der Fassaden an der Straen- und Hofseite. Whrend die dreigliedrige Putzfassade der Straenseite nachihrer Erneuerung von einem wellenfrmigen, unterschiedlichweit hervortretenden Relief bestimmt wird, setzt sich das Motiv an der Hofseite in vernderter Form fort: Organisch geformteBalkonflchen laufen wellenfrmig ber die Fassade und er-zeugen ein lebhaftes Wechselspiel aus Enge und Weite. Je nachGeschoss sind die Wellen unterschiedlich breit und zudem gegeneinander versetzt.

    Unmittelbar vor der Hoffassade stehende Stahlsttzen tragendie vier Balkonbnder. Zwar erinnern deren Gelnder an tradi-tionelle schmiedeeiserne Balkonbrstungen, jedoch verbindetsich hier przises Schlosserhandwerk mit neuzeitlicher CNC-

    39bauforumstahl

    Oben:Detailschnitt Balkon, M 1:20 Unten: Horizontal und vertikal geschwungene Formen

    Sanierung eines Wohnhauses, Mnchen

    Architektur: Hild und K Architekten, MnchenTragwerk: Ingenieurbro Brengelmann, MnchenBauherr: Euroboden GmbH und Co. Projekt KG, Mnchen

    Technik. Aus der Horizontale der Balkone heraus bilden dievertikalen Stahlschwerter der Gelnder ihrerseits freie Formen,kombiniert aus lediglich zehn sich wiederholenden Elementen.Durch die berlagerung der horizontal geschwungenen Balkon-flchen mit den emporstrebenden Formen der Brstungen werden die Balkone zu dreidimensionalen Gebilden mit beinaheskulpturalem Charakter.

    Michael Heinrich Sebastian Klich

  • 40 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: sprenger von der lippe Architekten, HannoverTragwerk: eilers Ingenieurbro fr Bauwesen GmbH, HannoverBauherr: Wiebke Toppel, Haig Balian, Amsterdam

    Der Entwurf fr den Neubau eines Hausbootes entstand imRahmen des von der Stadt Hamburg initiierten PilotprojektesBauen auf dem Wasser. Die Hansestadt richtete am Eilbek -kanal zehn Liegepltze ein, um die Potentiale von Hausbootenals Form stdtischer Eigentumsbildung auszuloten. Bei IhremEntwurf verzichteten die Architekten auf dynamische, Mobilittsuggerierende Gestaltungselemente und stellten den Bezugzum Maritimen alleine durch Material und Konstruktion her.

    In bewusstem Kontrast zu dem schwer und massiv wirkendenGebudesockel auf Wasserniveau steht die aufgesetzte, voll-flchig verglaste Stahlkonstruktion: Das Obergeschoss desHausboots hat den Charakter eines leichten, transparenten Pavillons. Hier befinden sich Eingang, Kche und Essbereich,whrend die Wohn- und Schlafrume im Untergeschoss aufWasserniveau liegen. Zu beiden Seiten des 10 x 6 Meter mes-senden Aufbaus befinden sich grozgige Holzdecks.

    Stahlkonstruktion

    Die auen liegende Stahlkonstruktion des Unterdecks ist aufeinen wannenartigen Betonponton montiert. Sie weist das ungewhnlich enge Raster von 1,24 Metern auf, das den Span-tenkonstruktionen im Schiffsbau entlehnt ist. Durch eine Pufferschicht von der auen liegenden Stahlkonstruktion des

    Hausboot auf dem Eilbekkanal,Hamburg

    Leichtigkeit und Transparenz durch doppelte Rasterweite und groe Glasflchen

    Wetterfester Baustahl umhllt denRumpf des Hausbootes

    Archimage Hamburg/Meike Hansen

    Archimage Hamburg/Meike Hansen

  • 41bauforumstahl

    Sockelgeschosses getrennt, folgt als eigent liche thermischeGebudehlle eine hinterlftete Fassade aus gedmmten Stahl-sandwich-Paneelen und Fensterbndern. An seiner Auenseiteist der Sockel mit wetterfesten Baustahl-Platten verkleidet, derenPatina sich abhngig von Wetter und Jahreszeiten verndert.Fenster- und Glasflchen springen um die Tiefe der Spanten zu-rck, wodurch ein Fassadenrelief aus sichtbaren Rippen, opakenund transparenten Flchen entsteht.

    Die innen liegende, im Raster von 2,48 Metern errichtete Stahl-konstruktion des aufgesetzten Obergeschosses wirkt im Kontrastzu dem quaderfrmigen Unterdeck betont leicht und filigran.

    Unten: Der Luftraum auf der Wasserseiteverbindet Ober- und Untergeschoss

    Grundriss Untergeschoss, Grundriss Erdgeschoss, Lngsschnitt, Querschnitt, M 1:200

    Transport und Montage

    Besonderes Augenmerk galt bei der Planung den hausboot -spezifischen Anforderungen hinsichtlich Aufbau, Transport undWartung. So sind die Baukrper der unteren wie der oberenEbene komplett vorgefertigt. Aufgrund von Schraubverbindungenkann der gesamte Aufbau bei Bedarf relativ leicht demontiertwerden. Um die geforderte Brckengngigkeit zu gewhrleis-ten, knnen die vier konstruktiven Segmente der aufgesetztenGlasbox mit einem Kran einzeln abgehoben, auf einem LKW abtransportiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.

    Archimage Hamburg/Meike Hansen

  • 42 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Aus der Lage des Bauplatzes unmittelbar hinter der Umfassungs-mauer einer frheren, nicht mehr vorhandenen Villa ergab sichdie Mglichkeit, den Erdgeschossbereich des Neubaus uerstoffen zu gestalten und ihn rumlich bis zu der historischen

    Ziegelmauer zu konzipieren. Die fr das Haus gewnschteleichte, durchlssige Struktur fhrte zu der Entscheidung, es in Stahlskelettbauweise zu errichten.

    Das Erdgeschoss des CO2-neutralen Hauses wird als 180 Qua-dratmeter groer, gemeinschaftlicher Wohnraum mit integrierterKche genutzt. Die Schlaf- und Kinderzimmer befinden sich imObergeschoss. Weil keine der innen liegenden Wnde tragendist, konnte der Grundriss frei gestaltet werden, knftige Umbau-ten sind problemlos mglich.

    Die Stahlkonstruktion besteht aus gebudehohen HEB120-Profilen als Sttzen und umlaufenden Trgerprofilen in Hhe derGeschossdecken. Die aus HEB120- und L200-Profilen zusam-mengesetzten Trger sind ber Laschen an der Innenseite derSttzen verschraubt. Das L-Profil nimmt die 8,20 Meter langenSpannbeton-Hohldielen der Decke auf, die als konstruktiveScheibe in Stahlverbund-Bauweise die Horizontalkrfte ber-tragen. Zugstab-Verbnde in der Ebene der Stahlsttzen dienender Aussteifung. Die geschlossenen Teile der Fassade, die um-laufende Brstung im Obergeschoss und die Attika, sind aussogenanntem Massiv-Holz-Mauerwerk vorgefertigt und auenan das Stahlskelett angehngt. Auf eine voluminse Wrme-dmmung und entsprechende Folien konnte dadurch verzichtetwerden.

    Haus am Platz, Berlin-Steglitz

    Architektur: PLANPOPP architektur stadtplanung, BerlinTragwerk: Bauingenieurbro Johann Schneider, BerlinBauherr: privat

    Schlanke Stahlsttzen mit umlaufenden Trgern

    Hinter der alten Ziegelmauer erhebtsich der Neubau aus Stahl und Glas

    Wolfram Popp

    Wolfram Popp

  • 43bauforumstahl

    Bildungsbauten

    Roland Borgmann

  • 44 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: Archwerk Generalplaner KG Professor WolfgangKrenz, BochumTragwerk: T|S|B Ingenieurgesellschaft mbH, DarmstadtBauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, NL Dortmund

    Auszeichnung 2012Kernsanierung BlueBoxBochum

    Das von Bruno Lambert entworfene Gebude erfuhr seit der Inbetriebnahme 1965 verschiedenste Nutzungen: Mensa, Universittsbibliothek, KFZ-Werkstatt, Klubraum und Diskothek,Speicherbibliothek des Landes NRW und schlielich Lernhausder Hochschule Bochum. Zu diesem Zeitpunkt war das in dieJahre ge kommene Gebude schon sanierungsbedrftig und wrewahrscheinlich bald abgerissen worden.

    Mit viel Engagement von Seiten der Hochschule Bochum erfolgtedann die Kernsanierung und Umnutzung von einer bergangs-mensa zu einem modernen Lehr- und Lerngebude fr Archi-tekturstudenten, der BlueBoxBochum. Ein Grundrisskonzeptmit grozgig angelegten Nutzungsbereichen ermglicht eineflexible Nutzung fr den derzeitigen Hochschulbetrieb und bietetausreichende Ressourcen fr zuknftige Generationen von Studierenden.

    Einblicke bei Nacht durch die gro-flchige Verglasung

    Lageplan, M 1:2000

    Jens Kirchner

  • 45bauforumstahl

    Grundriss Erdgeschoss, Grundriss Obergeschoss, Schnitt, M 1:750

    Jens Kirchner Das Auditorium im Obergeschoss

  • 46 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    teilweise durchgerostet war und komplett ersetzt werden musste.Das neue Dach ist als Warmdach mit Foliendeckung erstellt.

    Dank des Brandschutzkonzeptes mit Wrmeabzugsflchen,Brandabschnitten und Fluchtwegesystem war es nicht erforder-lich, weitere Brandschutzmanahmen fr das Dachtragwerk zuergreifen. Die Stbe wurden grundiert und wei beschichtet.Auch die abgehngte Decke konnte wie ursprnglich oberhalbdes Tragwerks angebracht werden.

    Fassade

    Die Fassade wurde mit Ausnahme der ausreichend dimensio-nierten, tragenden Auensttzen, die sandgestrahlt und neubeschichtet wurden, gnzlich erneuert. Eine Zu- und Abluft -anlage mit automatischer Nachtauskhlung durch ffnungen inder Fassade ermglicht den wirtschaftlichen Betrieb des rund-um verglasten Gebudes. Whrend im Erdgeschoss ffenbareFenster bei Bedarf fr natrliche Belftung sorgen, dient einauen liegender Sonnenschutz aus Aluminiumlamellen imObergeschoss der Verschattung und stellt gleichzeitig das ur-sprngliche Erscheinungsbild der 1960er Jahre wieder her.

    Technische Gebudeausrstung sowie Wrmedmmung undSchallschutz wurden auf den aktuellen Stand gebracht, wobeidie Nachrstung mit zustzlichen, regenerativen Energiequellenwie Geothermie, Photovoltaik und Solarkollektoren bereits vorbereitet ist.

    Konstruktion

    Der zweigeschossige Baukrper wurde in Skelettbauweise er-richtet, mit einem in der Fassadenebene integrierten Stahltrag-werk und einer weitgespannten Dachkonstruktion als Raumfach-werk ber dem Obergeschoss. Das allseitig hinter den auenliegenden Stahlsttzen zurckspringende Erdgeschoss ist inStahlbeton ausgefhrt.

    Raumfachwerk

    Nahezu sttzenfrei berspannt das Raumfachwerk das weit -lufige Obergeschoss. Im Zuge der Sanierung und Umnutzungmusste die Tragfhigkeit neu nachgewiesen und das Tragwerkum rund 200 Stbe ergnzt werden. Auf die an den Knoten-punkten mittels Stahlrohren aufgestnderten Quertrger folgteeine Stahl trapezblechlage, die zum Zeitpunkt der Renovierung

    Jens Kirchner

    Arbeitspltze fr Studenten im Obergeschoss

    Sascha Vlzke/Archwerk Abbrucharbeiten auf dem alten Dach

  • 47bauforumstahl

    Laudatio

    Umbauten und Sanierungen werden in Zukunft eine immer grere Rolle spielen. Die BlueBoxBochum zeigt, wie zeitloseKonstruktionen hier ein sthlernes Raumtragwerk berJahrzehnte den Nutzerbedrfnissen angepasst werden knnen.Dank seiner weit spannenden Stahlkonstruktion hatte es bereitsverschiedenste Nutzungen erfahren.

    Die Transformation zum Lernzentrum Architektur ist ein hervor-ragendes Beispiel fr die nachhaltige Revitalisierung alter Bausubstanz mit Stahl. Die elegante, beinahe unsichtbareStahlkonstruktion und der universelle Raum kommen durch diesensible Sanierung und ausgezeichnete Integration der Technikwieder zu ihrem Recht.

    Eckdetail, M 1:20

    Jens Kirchner

    Die abgehngte Decke oberhalb des Raum-fachwerks verbirgt technische Installationen

  • 48 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Bibliothekserweiterung, Mnster

    Architektur: Bhler und Bhler Architekten, Mnchen mit planungsgemeinschaft zauberscho[e]n, MnsterTragwerk: Ingenieurgemeinschaft Fhrer-Kosch-Jrges, AachenBauherr: Land Nordrhein-Westfalen vertreten durch den Bau- undLiegenschaftsbetrieb NRW, NL Mnster

    Die Bibliothekserweiterung fr den Leonardo-Campus im Norden von Mnster, einem gemeinsamen Kreativstandort derMnsteraner Hochschulen, entstand als glserner Anbau andie einstigen Stallgebude einer Reiterkaserne. In Teilen derStallungen war bereits die Zentralbibliothek der einzelnen Institute untergebracht. Der notwendige Ergnzungstrakt er-streckt sich, nur durch eine schmale Lichtfuge getrennt, un -mittelbar vor der Ziegelfassade des Gebudes. Die einzelnen

    Bereiche des Anbaus bieten Raum fr unterschiedliche Arbeits -situationen: Studierkabinen fr ungestrtes, individuelles Lernen sowie einen groen, durch einen Akustikvorhang ab-trennbaren Tisch, der ohne Strung des Bibliotheksbetriebsauch Gruppenarbeit ermglicht.

    Das Pferd an der Decke

    Die uere Erscheinung des Erweiterungsbaus dominiert dasim Querschnitt flgelhnliche Dach, das von drei skulptural geformten Stahlsttzen und vier schlanken Rundrohren im Be-reich der Studierkabinen getragen wird. Die Architekten lieensich als Anklang an die frhere Nutzung des Gebudes bei der Formfindung der mehrfach geknickten Sttzen von denBeinen galoppierender Pferde inspirieren.

    Die Sttzen bestehen aus 1,5 Zentimeter starken, lasergeschnit-tenen und miteinander verschweiten Stahlblechen, deren

    Grundriss Erdgeschoss, Bestand und Erweiterung, M 1:500

    Treppen und Durchgnge verbindenBestand und Neubau.

    Die geknickten Stahlsttzen durchbrechendie klare Struktur der Bibliothek.

    Roland Borgmann Roland Borgmann

  • 49bauforumstahl

    Schweinhte anschlieend poliert wurden. Das Dachtragwerkbildet ein durch Trapezbleche ausgesteifter Stahltrgerrost.Entwssert wird das Dach ber eine offene Traufkante entlangder gesamten Lngsseite. Das herabtropfende Regenwassersammelt sich in einer Rigole vor der Fassade und wird kologischwirksam dem Gelnde zugefhrt.

    Seine Wirkung von Offenheit und Leichtigkeit verdankt der Anbau einer hochtransparenten Fassade aus Weiglas. Sie be-steht aus 25 groformatigen Scheiben und ist als Structural-Glazing-Fassade ausgefhrt. Die Aussteifung erfolgt durch ver-tikale Glasschwerter. Um die Windlasten optimal aufnehmen zu knnen, sind die Schwerter an der Lngsseite auen und anden Stirnseiten innen angebracht. Die Lichtfuge am bergangzum Bestandsgebude wurde als sthlerne Pfosten-Riegel-Verglasung konzipiert, die nur durch Lamellenfenster fr Ent -lftung und Entrauchung unterbrochen wird. Das einfallendeLicht setzt die historische Ziegelmauer eindrucksvoll in Szene.

    Oben: Explosionszeichnung Unten: Nachts werden die Bcher zumMittelpunkt des Campus.

    Roland Borgmann

  • 50 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Zayed Universitt, Abu Dhabi, VAE

    Architektur: BRT Architekten LLP Bothe Richter Teherani, HamburgTragwerk: Ingenieurbro Dr. Binnewies IngeniergesellschaftmbH, HamburgBauherr: Mubadala, Abu Dhabi, VAE

    Der neue Campus der Zayed Universitt ist zentraler Bestandteildes sdstlich der Stadt gelegenen, neuen HauptstadtdistriktsAbu Dhabis, Khalifa City. Er besteht aus getrennten Unterrichts-und Wohngebuden fr weibliche und mnnliche Studierende,einer Bibliothek, Verwaltungs-, Fakultts- und Mensagebudensowie einem Kongresszentrum. Die Gebude gruppieren sich

    symmetrisch entlang einer zentralen Hauptachse. Ein markan-tes, als berdimensionale Schale gestaltetes Dach berspanntden Komplex. Inspiriert von den flieenden Formen traditio -neller arabischer Gewnder ist es Wahrzeichen und rumlichesBindeglied des neuen Campus.

    Luftaufnahme des Campus

    Das Dach mit seinen flieenden Formenverbindet die einzelnen Gebude

    Jrg Hempel

    B.U.T.

  • 51bauforumstahl

    Wirtschaftliche Dachkonstruktion

    Das Dach mit seinen Abmessungen von circa 400 x 200 Meternwurde als beidseitig mit Aluminiumblechen verkleidete Stahl-konstruktion mit einer konstanten Gesamtdicke von 1,75 Meternkonzipiert. Trotz ihrer anspruchsvollen, kontinuierlich drei -dimensional gekrmmten Form zeichnet sich die Dachschaledurch eine ausgesprochen wirtschaftliche Konstruktion mit geringem Wartungsaufwand aus.

    Das primre Tragwerk besteht aus biege- und torsionssteifenHohlprofilen. Vier, als Stahlverbundkonstruktion ausgefhrteAuflagerpunkte im zentralen Campusbereich steifen das Dachaus und sttzen die weitgespannten Bauteile der Primrkon-struktion. Auf eine zustzliche Aussteifung konnte wegen der fest in die Konstruktion eingebundenen Auflager und derfugenlosen Ausbildung des Tragwerks verzichtet werden. DieseKonstruktionsweise erlaubte es zudem, auf eine Abtragung horizontaler Lasten auf die unter dem Dach befindlichen Gebu-de zu verzichten und diese Auflagerpunkte als Pendelsttzenauszubilden. Dadurch kann sich das Tragwerk auch bei den inder Wstenregion blichen hohen Temperaturschwankungenzwischen Tag und Nacht weitgehend zwngungsfrei verformen.Die sekundren Bauteile wurden als Fachwerktrger ausgefhrt.

    Aufgrund des regelmigen Rasters von etwa fnf mal fnf Metern sowie der Anwendung einfacher Konstruktionsprinzipien,zum Beispiel geschraubte Laschenste zwischen den einzelnenHubsegmenten, konnte der Stahlbau des Daches vom Planungs-auftrag bis zur Fertigstellung in nur 22 Monaten realisiert werden.

    Stahltragwerk mit integralenFestpunkten

    Vorgefertigtes Bauteil des biege- undtorsionssteifen Primrtragwerks

    Fachwerktrger mit 1,50 Meter Hhebilden die Sekundrkonstruktion.

    Dr. Binnewies Ingenieurgesellschaft mbH

    Dr. Binnewies Ingenieurgesellschaft mbH

    Dr. Binnewies Ingenieur -gesellschaft mbH

  • 52 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: IParch GmbH Bro fr integrale Planung, AachenTragwerk: Ingenieurgemeinschaft Fhrer-Kosch-Jrges, AachenBauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Aachen

    An prominenter Stelle unmittelbar neben dem Hauptgebudeder Aachener Hochschule befindet sich das seit den 1950er-Jahren in mehreren Bauphasen erweiterte und inzwischen still-gelegte, universittseigene Heizkraftwerk. Der hohe Bedarf an zustzlichen Hrslen und Seminarrumen durch neu ent-standene Bachelor- und Masterstudiengnge veranlasste die Hochschulleitung zur Umnutzung eines Teilbereichs des Bestandsgebudes.

    Die frhere Rauchgasfilteranlage, die auf sechs Stahlsttzenstehend brckenartig ber das Gaskesselhaus gebaut wordenwar, prgte als letzte Erweiterung des Heizkraftwerks die Stra-enfassade. Nach dem Umbau bildet ein moderner Baukrpermit zwei Hrslen, zwei Seminarrumen und einem grerenMultifunktionsraum den Abschluss der Anlage.

    Nachhaltige Nutzung der Stahlkonstruktion

    Das vorhandene Stahltragwerk war fr die schweren technischenAnlagen der Filter ausgelegt und somit ausreichend bemessen,um die Geschossdecken der neuen Rume und deren Verkehrs-lasten aufzunehmen. Als schwieriger erwies es sich, das Raum-programm in die geometrisch dafr nicht ideal dimensionierteBestandskonstruktion zu integrieren. Um den Umbauaufwandmglichst gering zu halten, wurden Raumhhen, -abmessungenund Treppenhuser so angepasst, dass eine optimale Nutzungder bestehenden Struktur mglich war. Nur wenige Teile desTragwerks mussten entfernt oder mit neuen Trgern ergnztwerden. Die Stahlkonstruktion blieb auch nach dem Umbau imgesamten Gebude sichtbar und verleiht ihm eine industrielle,an die ursprngliche Nutzung erinnernde Anmutung.

    Hrsaal- und Seminargebude der RWTH Aachen

    Im Zuge der Umnutzung entfernte (orange)und ergnzte (grn) Stahlprofile

    Hinterleuchtete Fassade bei Nacht

    Peter Hinschlger

  • 53bauforumstahl

    Fassade

    Einen neuen Charakter erhielt dagegen die Fassade, die imZuge des Umbaus mit horizontalen, in ihrer Hhe variierendenAluminiumblechen umhllt wurde. Die Bleche sind mit Zwischen-rumen von je drei Zentimetern montiert und hngen mit einemAbstand von sechzig Zentimetern vor der tragenden Auen-wand aus Porenbetontafeln. Die Tafeln sind ber Halteprofileund an die Bestandstrger angeschweite Laschen mit demHaupttragwerk verbunden.

    Die hochglnzenden weien Blechstreifen setzen sich vor denFenstern der Seminarrume und Hrsle fort. Dort weiten sichdie Schlitze jedoch auf, so dass sowohl der Blick nach auen alsauch guter Sonnenschutz gewhrleistet ist. Nachts ist die Fas-sade hinterleuchtet. Sobald es dunkel wird, tritt orangefarbenesLicht aus den horizontalen Schlitzen und erinnert bildhaft an dieeinst rot glhenden Kohlen im Heizraum des Kraftwerks.

    Schnitt durch die Stahlkonstruktion mitneuer Nutzung

    Sichtbare Stahldetails im Inneren

    Stahlkonstruktion nach dem Rckbau Neues Fluchttreppenhaus auerhalb derBestandskonstruktion

    IParch GmbH/Thomas Stachelhaus

    IParch GmbH/Thomas Stachelhaus IParch GmbH/Thomas Stachelhaus

  • 54 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: Peter Bhm Architekten, KlnTragwerk: Sailer Stepan und Partner GmbH, MnchenBauherr: Staatliches Bauamt Mnchen

    Hochschule fr Fernsehen und Film,Mnchen

    Oben: Stahlbewehrung der Fachwerktrger Unten: Lngsschnitt, M 1:1000

    Straenfassade mit Zugang zur Hochschule (links)und dem Museum (rechts)

    Die Hochschule fr Fernsehen und Film entstand gemeinsammit dem Staatlichen Museum gyptischer Kunst als Teil einesDoppelbaus im Mnchner Kunstareal gegenber der Alten Pinakothek. Der 150 Meter lange, sechsgeschossige Gebude -riegel fllt durch seine markante Horizontalgliederung auf: Dieuntere Hlfte des von der Strae zurckgesetzten Gebudesbesteht aus einer hohen, geschlossenen Sockelwand, seineobere Hlfte bildet ein feingliedriger, dreigeschossiger Glas -krper.

    Um das Gebude mglichst flexibel nutzen zu knnen, wurdeein Tragwerk konzipiert, das Spannweiten von bis zu dreiigMetern berbrcken kann. Whrend der Sockel in Stahlbetonausgefhrt wurde, whlten die Planer fr den Glas krper eineKonstruktion aus zwei, ber alle drei Geschosse reichendenLngsfachwerken in Stahlverbundbauweise. Gemeinsam mitvier Stahlbetondecken sowie eingeschossigen Querfachwerkenber dem Foyer berspannen sie die Gro rume im Sockelge-schoss. Die Stahlfachwerke wurden aus Brandschutzgrndenmit Beton vergossen und nutzen die Decken als Zug- beziehungs-weise Druckzone. Die Querfachwerke ber dem Eingangsbereichfangen die vertikalen Lasten aus der Gebudemitte zustzlichab und konzentrieren diese auf einige wenige Sttzpunkte vorallem an den Auenfassaden.

    Christoph Stepan

    Dieter Leistner

  • 55bauforumstahl

    Verkehrsbauten

    Jrg Hempel

  • 56 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Architektur: Lengfeld & Wilisch Architekten, DarmstadtTragwerk: B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am MainStahlbau: Stahlbau Pichler Deutschland GmbH, StuttgartBauherr: IVG THE SQUAIRE Parking GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main

    Auszeichnung 2012Skylink THE SQUAIRE METRO, Flughafen Frankfurt am Main

    Am Frankfurter Flughafen verbindet ein neues Brckenbau-werk, der sogenannte Skylink, das Multifunktionsgebude THE SQUAIRE mit einem 300 Meter entfernten Parkhaus. Esberspannt mehrere Autobahnzubringer und Vorfahrten sowieein Regenwasser rckhaltebecken. Die auf acht Sttzen ruhende,leicht geschwungene Brckentrasse weist Spannweiten von 12 bis 90 Meter auf. Auf ihr verkehrt eine Standseilbahn, die1.640 Fahrgste pro Stunde befrdern kann.

    Zwei gegenlufig fahrende Wagons werden ber Seile zwischenden Gleisen angetrieben und befrdern jeweils rund 30 Perso-nen. Die an den beiden Enden der Brckenkonstruktion ge lege -nen Haltestellen sind mit Stahlpaneeldchern und Glasfassadenwettergeschtzt eingehaust. In der Mitte der Gleisstrecke weitet

    sich die durchgehende Fachwerkkonstruktion mit 5 x 5 MeterGesamtquerschnitt auf 5 x 8 Meter auf. Hier befindet sich dieAusweichstelle fr die beiden Wagons auf der ansonsten ein-spurigen Strecke.

    Rahmenkonstruktion

    Der Skylink ist weltweit die erste realisierte Brcke, die para-metrisch generiert und optimiert wurde. Anders als eine konventionelle Fachwerktrgerbrcke, die auf dreieckigenGrundelementen basiert, erscheinen die Diagonalen zwischenOber- und Untergurten willkrlich platziert. Die zufllig wirkendeAnordnung entspricht jedoch dem optimalen Kraftfluss. Mit Hilfe eines eigens entwickelten Computer-Scripts, das eine

    Grundriss, M 1:2000

    Parkhaus und THE SQUAIRE verbundendurch den Skylink

    Lengfeld & Wilisch Architekten

  • 57bauforumstahl

    automatisierte Berechnung und Analyse ermglicht, konntenLnge, Position und Verteilung der quadratischen, zwischen 120und 140 Millimeter starken Hohlprofile in einem evolutionrenProzess ermittelt werden. Die Diagonalen wurden nicht nur an den Seiten, sondern auch an der Ober- und Unterseite derBrcke eingesetzt und erzeugen so eine einheitliche Optik ausallen Blickwinkeln auch aus der Luft.

    Aufgrund der vielen Steifen in den Knoten und den unterschied-lichen Wandstrken bestehen die Ober- und Untergurte nichtaus fertigen Rohren, sondern sind aus Flachblechen zusammen-geschweit. Die Gurte wurden in rund 10 Meter langen Seg-menten vorgefertigt, die Knoten bereits im Werk eingeschweitund auch geprft. Der Rahmentrger entstand durch Verschwei-en der einzelnen Teile vor Ort.

    Aufgelste, irregulre Konstruktion imUmfeld groer Solitrbauten

    Sttzen

    Fr die bis zu 17 Meter hohen Sttzen wurde ein dreieckigerQuerschnitt mit einer Kantenlnge von 635 Millimetern ge-whlt. Die Sttzdiagonalen sind in der Fachwerkstrgerebenebiegesteif und an den Fupunkten als Gelenk ausgefhrt.

    Da im Bereich der ffentlichen Straen auch mit Anprall durchFahrzeuge gerechnet werden muss, konnten die Sttzen nichtbis auf das Gelndeniveau gefhrt werden. Statt dessen wurdensie auf Betonsockel aufgelagert und mit Bohrpfhlen gegrn-det, die zwischen 15 und 30 Meter in den Boden einbinden.Eine der Sttzen wurde als Festpunkt definiert und als stabilerDreifu ausgebildet. Von hier schiebt sich die Brcke in Rich-tung der beiden Bahnhfe.

    Lengfeld & Wilisch Architekten

  • 58 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Schnitt Anschluss an THE SQUAIRE, M 1:250

    Einhub eines Brckenabschnittes

    Schnitt Weiche, M 1:250

    Bahnhfe

    Der Skylink endet im Westen mit einem kleinen Bahnhof imParkhaus. Die Trgerkonstruktion ist dort auf Lagern befestigt,die eine Ausdehnung von 50 Millimeter aufnehmen knnen.Sein stliches Ende verluft zunchst in einem Abstand von circa 11 Metern zum Brogebude, ehe es ber eine Verbin-dungsbrcke an das Hauptgebude andockt. Da die Konstruktiondes Brogebudes keine weiteren Lasten aufnehmen konnte,musste die Verbindungsbrcke seitlich auskragend an das Endedes Skylinks angehngt werden. Der Fassadenanschluss an dasBrogebude ist mit flexiblen Dichtungsbahnen ausgefhrt,um Bewegungen der Brcke in Lngsrichtung auszugleichen.

    Montage

    Das Montagekonzept der Brcke wurde mageblich durch dieBaustellenlogistik auf sehr engem Raum, die unmittelbareNhe zur ICE-Trasse, zur B43 und zur Flughafenzufahrt be-stimmt. Nicht nur die permanente Zugnglichkeit des Flughafensmusste whrend der gesamten Bauzeit sichergestellt werden,auch die gleichzeitig ausgefhrten Straenarbeiten zur Anbin-dung des Parkhauses waren zu bercksichtigen.

    Lengfeld & Wilisch Architekten

  • 59bauforumstahl

    Laudatio

    Der Skylink ist ein Schmuckstck im stdtebaulichen Chaos desFrankfurter Flughafens. Als erste parametrisch am Computergenerierte und optimierte Brcke der Welt, die auch realisiertwurde, spannt sich die elegante Stahlkonstruktion in neun geschwungenen Abschnitten ber 300 Meter. Als hoch gelegterVerkehrsweg verbindet der Skylink das MultifunktionsgebudeSquaire mit einem Parkhaus.

    In seiner Filigranitt wirkt der Skylink angenehm zurckhaltendgegenber den dominierenden Airport-Bauten. Mit den flirrenden Diagonalen, die zufllig platziert scheinen, deren Anordnung in Wahrheit aber dem optimalen Kraftfluss repr-sentiert, ist es gelungen die Kabinenfahrt auf dem Skylink zueinem optisch aufregenden Erlebnis zu machen.

    Untersicht des filigranen Brckenbauwerks

    Knotendetail

    Lengfeld & Wilisch Architekten

  • 60 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012

    Umsteigehaltestelle Mnchner Freiheit

    Architektur: OX2architekten GmbH, AachenTragwerk: Sailer Stepan und Partner GmbH, MnchenBauherr: SWM Zentrale Stadtwerke Mnchen GmbH, Mnchen

    An der verkehrsreichen Mnchner Freiheit scheint die berda-chung der Umsteigehaltestelle dem Rhythmus der benachbartenhochstmmigen Pappeln folgend aus dem Boden zu wachsen.Schlanke Sttzen heben ein sanft geschwungenes Dach wiedichtes Laub schtzend ber die Hlfte des neu entstandenenPlatzes. Darunter finden Bahnsteige fr die Straenbahn, zweiBushaltestellen mit Wartebereichen und der Zugang zur U-BahnPlatz.

    Das im Grundriss fnfseitige, mit abgerundeten Ecken gefasste,zweifach gekrmmte Dach hat eine projezierte Gesamtflchevon 1.550 Quadratmetern und uere Abmessungen von 73 x 31Metern. Getragen wird es von 18 unregelmig angeordneten,dreigeteilten Sttzen, aus denen sich die gewlbefrmige

    Dachkonstruktion entwickelt. Die Dreiteilung der Sttzen er-laubt sowohl horizontale Durchblicke als auch den Einfall vonnatrlichem Licht durch sternfrmige ffnungen ber den Sttzen, die mit transparent