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Kapazität Kapital für Ausgabe Nr. II/2015 Der Mittelstand und die Welt: Wer international agiert, hat mehr Erfolg (S.1). Mission-Critical: Keymile konzentriert sich auf anwendungskritische Lösungen für Unternehmensnetze (S. 2). Produktionsallianz: Die Turbolader-Spezialisten CCN und PRAE-TURBO wollen gemeinsam international fertigen (S. 4). Flexibel ist besser: Wback hat die Kundenbasis erweitert und baut die Pro- duktion in Bönen aus (S. 6). Halbjahreszeugnis: Halders Portfolio ist größer, breiter und tiefer geworden (S. 7). Business as usual 23 neue Standorte im Ausland eingerichtet, davon fünf neue internationale Fabriken gebaut – das ist eine Möglichkeit zu zeigen, wie die Interna- tionalisierung der Unternehmen im Portfolio von Halder während der letzten Jahre fortgeschritten ist. Man könnte aber auch sagen, dass die Unternehmen mit Unterstüt- zung von Halder schlicht das tun, was getan werden muss, wenn man als Mittelständler Erfolg haben will. Internationalität ist Pflicht Hermann Simon ist u. a. für seine Arbeit rund um das Phäno- men „Hidden Champions“ bekannt. Er sieht diese Unterneh- men, die meist in Marktnischen aktiv sind, oſt unauffällige, aber einzigartige Produkte herstellen und regelmäßig eine hohe Fertigungstiefe haben, zur internationalen Expansion verurteilt: Ihr Heimatmarkt Deutschland ist auf Dauer zu klein. Diese Mittelständler müssen Auslandsmärkte erschließen – normaler- weise erst in (West-)Europa, aber letztlich ist eine weltweit gute Position das Ziel. Nur so kommen sie auf ausreichend hohe Stückzahlen, um Kosten für Forschung und Entwicklung, eine moderne Produktion und Zukunſtsinvestitionen zu finanzieren. Marktstudien wie das Gemeinschaſtsprojekt der Beratungsfirma PwC, des Wittener Instituts für Familienunter- nehmen und der INTES Akademie für Familienunternehmen zum ema Wachstumsmuster im Mittelstand bestätigen diesen Eindruck mit Stichproben aus der Wirtschaſtspraxis. Die 2014 veröffentlichte Studie zeigt, dass die Bearbeitung von Auslands- märkten anfangs meist durch Direktexport erfolgt, anschlie- ßend werden eigene Vertriebsgesellschaſten gegründet. Dann ist die Produktion an der Reihe: Die Hälſte der über 400 befragten Unternehmen unterhielt im Ausland eigene Fabriken. Wie wichtig internationale Märkte sind, zeigen die Umsatzstrukturen: 2011 erzielte knapp jedes vierte Unterneh- men mehr als 60 % seines Geschäſtsvolumens im Ausland, ein Jahr später bereits jedes dritte. Tendenz steigend, denn die meisten Firmen wollten international expandieren. Hier ist ein Wort zu China angebracht. Erst als kosten- günstige Produktionsbasis für den Export in andere Märkte, dann als dynamischer Absatzmarkt gesucht, stellen viele jetzt Fragen zum wirtschaſtlichen Potential des Landes – nach innen- politischen Korrekturen, sinkenden Wachstumsraten und Bör- sencrash. Bei den Unternehmen der Studie ist China eine feste Größe: Aus Deutschland kommend, sind die meisten in den europäischen Nachbarländern aktiv, aber gut zwei Drittel auch in China – Nordamerika kommt erst auf dem nächsten Platz. Internationalität ist normal Was diese Zahlen eigentlich zeigen: Unternehmerisches Engage- ment in China ist keine Pionierleistung mehr, sondern Teil einer sinnvollen und verbreiteten mittelständischen Geschäſtspla- nung. Dazu passt ein weiteres Ergebnis der Studie: Geht es nach Umsatz, Rendite, Vermögen und Zahl der Mitarbeiter, waren Unternehmen mit einer international angelegten, organisches Wachstum und Akquisitionen nutzenden Strategie am erfolg- reichsten. Wer zuhause blieb, hatte eher das Nachsehen. Für die Beteiligungspolitik von Halder, die sich auf kleine „Hidden Champions“ und deren Weiterentwicklung konzentriert, schließt sich der Kreis: Die Pioniere im Portfolio, VAG (2004 erste Fabrik in China) und GEKA (2009 Produktion in den USA), gehörten zu den Mittelständlern, die aufgrund von Marktchancen oder vorhandenen Kundenbeziehungen frühzei- tig im Ausland produzierten. CCN konnte 2013 die Erfahrung von Halder nutzen, um in China eine Lücke im internationalen Produktionsverbund zu schließen. Das Produktionsnetz von CCN wird jetzt für PRAE-TURBO, die jüngste Beteiligung von Halder, das Sprungbrett für die Internationalisierung der bis- lang auf Deutschland konzentrierten Produktion. Was vor zehn Jahren im Mittelstand noch ungewöhnlich war, ist heute Busi- ness as usual. Und nach wie vor entscheidend für den Erfolg. Gute Geschäſtsmodelle international ausbauen Quelle: Halder Fabriken Vertriebsunternehmen Neue internationale Tochtergesellschaften von Halder-Beteiligungen seit 2008

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KapazitätKapital für

Ausgabe Nr. II/2015

Der Mittelstand und die Welt: Wer international agiert, hat mehr Erfolg (S.1). Mission-Critical: Keymile konzentriert sich auf anwendungskritische Lösungen für Unternehmensnetze (S. 2). Produktionsallianz: Die Turbolader-Spezialisten CCN und PRAE-TURBO wollen gemeinsam international fertigen (S. 4). Flexibel ist besser: Wback hat die Kundenbasis erweitert und baut die Pro-duktion in Bönen aus (S. 6). Halbjahreszeugnis: Halders Portfolio ist größer, breiter und tiefer geworden (S. 7).

Business as usual

23 neue Standorte im Ausland eingerichtet, davon fünf neue internationale Fabriken gebaut – das ist eine Möglichkeit zu zeigen, wie die Interna-tionalisierung der Unternehmen im Portfolio

von Halder während der letzten Jahre fortgeschritten ist. Man könnte aber auch sagen, dass die Unternehmen mit Unterstüt-zung von Halder schlicht das tun, was getan werden muss, wenn man als Mittelständler Erfolg haben will.

Internationalität ist PflichtHermann Simon ist u. a. für seine Arbeit rund um das Phäno-men „Hidden Champions“ bekannt. Er sieht diese Unterneh-men, die meist in Marktnischen aktiv sind, oft unauffällige, aber einzigartige Produkte herstellen und regelmäßig eine hohe Fertigungstiefe haben, zur internationalen Expansion verurteilt: Ihr Heimatmarkt Deutschland ist auf Dauer zu klein. Diese Mittelständler müssen Auslandsmärkte erschließen – normaler- weise erst in (West-)Europa, aber letztlich ist eine weltweit gute Position das Ziel. Nur so kommen sie auf ausreichend hohe Stückzahlen, um Kosten für Forschung und Entwicklung, eine moderne Produktion und Zukunftsinvestitionen zu finanzieren.

Marktstudien wie das Gemeinschaftsprojekt der Beratungsfirma PwC, des Wittener Instituts für Familienunter-nehmen und der INTES Akademie für Familienunternehmen zum Thema Wachstumsmuster im Mittelstand bestätigen diesen Eindruck mit Stichproben aus der Wirtschaftspraxis. Die 2014 veröffentlichte Studie zeigt, dass die Bearbeitung von Auslands-märkten anfangs meist durch Direktexport erfolgt, anschlie-ßend werden eigene Vertriebsgesellschaften gegründet. Dann ist die Produktion an der Reihe: Die Hälfte der über 400 befragten Unternehmen unterhielt im Ausland eigene Fabriken.

Wie wichtig internationale Märkte sind, zeigen die Umsatzstrukturen: 2011 erzielte knapp jedes vierte Unterneh-men mehr als 60 % seines Geschäftsvolumens im Ausland, ein Jahr später bereits jedes dritte. Tendenz steigend, denn die meisten Firmen wollten international expandieren.

Hier ist ein Wort zu China angebracht. Erst als kosten-günstige Produktionsbasis für den Export in andere Märkte, dann als dynamischer Absatzmarkt gesucht, stellen viele jetzt Fragen zum wirtschaftlichen Potential des Landes – nach innen-politischen Korrekturen, sinkenden Wachstumsraten und Bör-

sencrash. Bei den Unternehmen der Studie ist China eine feste Größe: Aus Deutschland kommend, sind die meisten in den europäischen Nachbarländern aktiv, aber gut zwei Drittel auch in China – Nordamerika kommt erst auf dem nächsten Platz.

Internationalität ist normalWas diese Zahlen eigentlich zeigen: Unternehmerisches Engage-ment in China ist keine Pionierleistung mehr, sondern Teil einer sinnvollen und verbreiteten mittelständischen Geschäftspla-nung. Dazu passt ein weiteres Ergebnis der Studie: Geht es nach Umsatz, Rendite, Vermögen und Zahl der Mitarbeiter, waren Unternehmen mit einer international angelegten, organisches Wachstum und Akquisitionen nutzenden Strategie am erfolg-reichsten. Wer zuhause blieb, hatte eher das Nachsehen.

Für die Beteiligungspolitik von Halder, die sich auf kleine „Hidden Champions“ und deren Weiterentwicklung konzentriert, schließt sich der Kreis: Die Pioniere im Portfolio, VAG (2004 erste Fabrik in China) und GEKA (2009 Produktion in den USA), gehörten zu den Mittelständlern, die aufgrund von Marktchancen oder vorhandenen Kundenbeziehungen frühzei-tig im Ausland produzierten. CCN konnte 2013 die Erfahrung von Halder nutzen, um in China eine Lücke im internationalen Produktionsverbund zu schließen. Das Produktionsnetz von CCN wird jetzt für PRAE-TURBO, die jüngste Beteiligung von Halder, das Sprungbrett für die Internationalisierung der bis-lang auf Deutschland konzentrierten Produktion. Was vor zehn Jahren im Mittelstand noch ungewöhnlich war, ist heute Busi-ness as usual. Und nach wie vor entscheidend für den Erfolg. ◀

Gute Geschäftsmodelle international ausbauen

Quelle: Halder

Fabriken Vertriebsunternehmen

Neue internationale Tochtergesellschaften von Halder-Beteiligungen seit 2008

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Keymile, der Spezialist für Kommunikationstechnik aus Hannover, befindet sich im Umbruch: Die Minderheitsbeteiligung von Halder (2011) soll ein Marktführer für anwendungskritische Systeme in Betriebsnetzen von Unternehmen werden.

Bisher folgte Keymile der Grundidee, Zugangssyste-me für öffentliche Telekom- Netze und private Betriebs-netze anzubieten. Sie kön-

nen z. B. in der öffentlichen Telekom-Infrastruktur die Endverteilung von Tele-fonie, Datentransfer und Videostreaming an Endverbraucher übernehmen oder in den Betriebsnetzen von Unternehmen Kommunikationsdienste vermitteln.

Robuste BrückenbauerAls Mittelständler hat sich Keymile auf Systeme spezialisiert, die robust, skalier-bar und „abwärtskompatibel“ sind. Sie arbeiten selbst unter schwierigen Einsatz- bedingungen zuverlässig, gleichzeitig sind sie wirtschaftlich attraktiv: Keymile-Systeme ermöglichen eine schrittweise Umstellung der Netzinfrastruktur von älteren Datenübertragungstechniken auf neuere Verfahren, die das Internet-Protokoll nutzen. Als Brücke zwischen traditioneller Kupfer- und aktueller Glasfasertechnologie schützen sie beste-hende Investitionen und helfen dabei, Neuinvestitionen für die Modernisierung von Netzen und damit verbundene Applikationen über längere Zeiträume zu strecken.

Die Attraktivität öffentlicher Telekom-Märkte nimmt für Keymile ab: Das Breitbandgeschäft bietet weniger Ertrags-chancen und der Wettbewerb zwischen den Anbietern – oft multinationale Groß-unternehmen mit asiatischer Produkti-onsbasis – nimmt weiter zu. „Das ist kein gutes Spielfeld für einen Mittelständler“, stellt Axel Föry fest, seit Oktober 2014 Geschäftsführer von Keymile. Föry hat Nachrichtentechnik studiert und war über 20 Jahre lang in der Geschäftsfüh-rung und im Vertrieb von Nokia und Cisco, bevor er 2013 zunächst als Leiter des Vertriebs zu Keymile kam. „In einem Nischenmarkt sind wir viel besser aufge-hoben und können unsere Stärken gezielt einsetzen.“

Nische gefunden?Das Unternehmen will seinen Kunden in Zukunft das gewohnte Nutzenverspre-chen – hohe Verfügbarkeit, Zukunftssi-cherheit und Wirtschaftlichkeit – geben und Wachstumspotenziale im Bereich kritischer Unternehmensnetze intensiver nutzen. Föry: „Die Migration von anwen-dungskritischen Betriebsnetzen zu neue-ren Technologien ist für viele Unterneh-men ein Thema und Keymile kann ihnen bei diesem Übergangsprozess, der oft 10

bis 15 Jahre dauert, den Parallelbetrieb von alter und neuer Technik sichern.“ Das Stichwort „Systeme für anwendungs-kritische Betriebsnetze“ beschreibt ein Marktsegment, das so unterschiedliche Anwender wie Behörden, die Betreiber von Eisenbahnen, Öl-/Gaspipelines und Flughäfen oder Energieversorger umfasst. Dieser Markt hat ein Gesamtvolumen von rund 500 Mio. € (ohne Nordamerika), davon will sich Keymile in den nächs-ten Jahren 100 Mio. € „abschneiden“. Gemessen an den Größenordnungen am internationalen Kommunikationsmarkt ist das eine Nische. „Hier wollen und können wir mittelfristig eine Spitzenposi-tion erreichen“, gibt Föry als Ziel vor. Die bekannten Namen der Kommunikationstechnik sind hier ebenfalls aktiv, sehen anwendungskriti-sche Systeme aber in der Regel nicht als Kerngeschäft: Die möglichen Umsätze sind für Großunternehmen oft zu niedrig, das Geschäft ist kleinteiliger und durch intensive Kundenbeziehungen und indi-viduelle Problemlösungen geprägt. Ein produktives Umfeld für einen mittel-ständischen Anbieter, aber es stellt neue Anforderungen. Föry: „Wir sind dabei, Berater für unsere Kunden zu werden,

Mission: Critical

Kapital für Kapazität

Axel Föry ist seit 1. Oktober 2014 neuer CEO von Keymile

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99,9999 %Was ist ein anwendungskritisches Kommunika-tionsnetz? Eine hochzuverlässige und sichere Infrastruktur zur Steuerung von überlebens-wichtigen Prozessen in Unternehmen. In diesem Umfeld eingesetzte Zugangs- und Datenüber-tragungssysteme, wie sie Keymile anbietet, müssen fünf zentrale Anforderungen erfüllen.

Höchste Ausfallsicherheit: Die bewährten „Time-Division-Multiplexing“-Verfahren (TDM) erreichen eine Verfügbarkeit von 99,9999 % – d. h., die entsprechenden Geräte und die darü- ber laufende Datenübertragung dürfen pro Jahr maximal für 30 Sekunden ausfallen. Einige An-wendungen in der Stromversorgung machen bei einem Ausfall die Umschaltung auf einen ande-ren Übertragungsweg in unter 50 Millisekunden notwendig, um Schaden zu vermeiden.

Robustheit und Abschottung: Lebenszyklen der Netze von bis zu 20 Jahren erfordern eine Redundanz wichtiger Komponenten und die Abschottung der Systeme nach außen. D. h. wenig mechanische Teile, lüfterloser Betrieb, geschlossene Schaltschränke ohne eigene Klimasteuerung, geringer Energieverbrauch, langfristige Verfügbarkeit von Ersatzteilen.

„Outdoor“-Fähigkeit: Zugangs- und Übertra-gungssysteme werden oft an schwer zugäng-lichen Orten eingesetzt und müssen unter schwierigen Bedingungen funktionieren. Z. B. dürfen sie nicht viel Platz beanspruchen und müssen verschmutzte Luft, hohe Feuchtig-keit bzw. Außentemperaturen von +50° bis –50° aushalten.

Parallelbetrieb alter und neuer Dienste: In Betriebsnetzen erfolgt die Migration von bewährten Kommunikationsverfahren wie TDM zu neueren paketbasierten Diensten meist nach Abschluss von Pilotprojekten und dann schrittweise. Daher muss – oft über Jahre – ein Parallelbetrieb gewährleistet sein.

Verschlüsselung: Gerade für anwendungskriti-sche Kommunikationsnetze wird Datensicher-heit immer wichtiger, um Vertraulichkeit zu ge-währleisten und Diebstahl oder Manipulation zu verhindern. Neben mathematischen Verfahren funktioniert die Quantenverschlüsselung in ei-nigen Anwendungsgebieten bereits zuverlässig. Zusammen mit einem Partner wird Keymile 2016 einer der ersten Anbieter für diese Technik sein.

II/2015

die weniger vom Produkt als vom Bedarf her denken. Gleichzeitig müssen unsere Produktplattformen zukunftsweisende Lösungen ermöglichen, denn als Berater sollte man Kundenbedürfnissen nicht hinterherlaufen, sondern eine Richtung zeigen können.“ Keymile bietet ein brei-tes Programm an Zugangs- und Über- tragungssystemen für kritische Anwen-dungen und hat im Frühjahr 2015 die speziell auf diesen Markt zugeschnittene Produktfamilie XMC20 vorgestellt, die u. a. frei von technologischen Hinter- türen zur Ausspähung von Daten ist. Umdenken muss vor allem der Vertrieb. Die Veränderung findet aber nicht allein im Kopf statt. Keymile fasst die Produktion in Hannover zusam-men, weil „made in Germany“ auch in der Kommunikationstechnik etwas gilt – sicherheitsbewusste Kunden sehen Auslandsproduktion inzwischen als Gefahrenpotenzial. Gleichzeitig wird die Fertigung besser auf die kleineren Los-größen eingestellt, die für den Zielmarkt Betriebsnetze typisch sind. Im Vertrieb wird stärker zentralisiert: Im Bereich Betriebsnetze werden Auslandsmärkte mit Partnern und einem indirekten „Go to Market“-Modell bearbeitet, ergänzt durch einen „direct Touch“ für große Kunden wie z. B. Eisenbahngesellschaf-ten. Im Breitbandgeschäft werden die Top-10-Kunden weiter direkt betreut und alle übrigen ebenfalls über Partner abgedeckt.

Was sagen die Zahlen?Auf den ersten Blick hat sich die Ge- schäftsentwicklung bisher nicht we- sentlich verbessert – seit 2011 ist der Umsatz um 25% auf rund 90 Mio. € (2014) gefallen. Aber die Umsatzstruk-tur zeigt die 2013/14 eingeleitete neue Ausrichtung schon: Anwendungskri-tische Systeme steuerten bis 2013 etwa ein Drittel zum Umsatz bei, der Löwen-

Keymile stellt das Mission-Critical-Kommunikations-netz für die französische Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke Bretagne–Pays de la Loire von Le Mans nach Rennes bereit. Die Strecke soll bis Frühjahr 2017 fertiggestellt werden und eine Gesamtlänge von 214 km haben. Keymiles Lösung deckt alle Anwendungen und Dienste ab, die bei Datenkom-munikation und Signalübertragung für französische Hochgeschwindigkeitsstrecken unerlässlich sind, u. a. Signalisierung, Bahnstrom, Seitenwinddetek-tion, Video-Überwachung oder diverse Telefo-nie- und Datendienste. Keymile übernimmt das Projektmanagement und alle Projektphasen von Netzplanung über Engineering und Design bis zu Implementierung und Dokumentation. Nach Inbe-triebnahme werden bis zu 19 Jahre lang Service- und Supportleistungen geliefert.

anteil des Geschäfts entfiel aber weiter auf Breitbandanwendungen. 2014 nahm das Geschäft mit anwendungskritischen Systemen zu, fing aber den Rückgang im Breitbandsektor nicht auf. 2015 ist zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder mehr Volumen geplant – Grundlage ist die neue Ausrichtung, denn anwendungs-kritische Systeme sollen 60 Mio. € zum Umsatz beitragen. Föry: „Längerfristig eröffnen anwendungskritische Systeme Potenziale, die erst langsam sichtbar werden. ‚Sicherheit‘ bedeutet nicht mehr nur die möglichst hohe technische Ver-fügbarkeit von Kommunikationsnetzen. Zusätzlich wird der Schutz vor Angriffen von außen immer wichtiger. Hier können wir als Spezialist für anwendungskriti-sche Systeme noch deutlich wachsen.“ ◀

4

Der doppelte WachstumsfaktorZunehmende Motorisierung, vor allem in Asien, treibt die Fahrzeugproduktion an: Marktexperten erwarten, dass 2018 mehr als 100 Mio. Fahrzeuge mit Verbren-nungsmotoren gebaut werden. Immer mehr werden mit einem oder sogar zwei Turboladern ausgestattet sein, gegenüber einer Quote von derzeit einem Drittel wird mit einem Zuwachs auf deutlich über 40 % gerechnet. Vor allem bei PKW-Benzinmotoren wird der Turbo-Anteil kräftig steigen. Warum? Die Bestimmungen zu Verbrauch und Schadstoffemissionen von Verbrennungsmotoren werden strenger. Zwar unterscheiden sich die Vorschriften für Verbrauchs- und Schadstoffgrenzen in den wichtigen Absatzländern, aber an allen großen Automobilmärkten sollen Brennstoffverbrauch und Schadstoffemis-sion mittelfristig um rund 50 % reduziert werden. Da alternative Antriebskonzep-te bisher nur geringe Marktanteile haben, entwickelt die Industrie den Verbren-nungsmotor weiter, um mit ihren Flotten die künftigen Grenzwerte zu erreichen. Abgasaufladung mit Turbolader-Syste-men leistet dabei einen wichtigen Beitrag:

Mit Turboladern können bei gleicher oder höherer Motorleistung Verbrauchs-senkungen bis zu 30% erreicht werden. Außerdem reduzieren sie bei der Abgas-nachbehandlung durch Rückführung die Emission von Feststoffpartikeln.

Spezialisierte Zulieferer profitierenDiese Bedingungen bieten der Zuliefer-industrie auf Jahre eine gute Perspektive. CCN, der Spezialist für hochpräzise Baugruppen für Abgasturbolader, ist ein führender Lieferant für Turbolader-Her-steller wie die Marktführer Honeywell, BorgWarner und IHI. Das Unternehmen produziert in Frankreich, der Slowakei, Mexiko und China. Das Unternehmen ist in einer besonderen Situation: Die Kundenbezie-hungen sind eng und von gegenseitiger Abhängigkeit geprägt. Die Systemanbie-ter für Turbolader sind als Schlüsselzu-lieferer dort mit Fertigungsstandorten präsent, an denen die Autohersteller selbst produzieren. Indem CCN den Kunden nach 2013 China folgte, wurde die branchentypische Lieferkette herge-stellt: Bauteile werden vor der Haustür der Kunden produziert und just-in-time geliefert. Damit bietet CCN den Kunden

CCN stellt Präzisionskompo-nenten für Abgasturbolader her. Bei steigender Nachfrage baut das Unternehmen seine Produktion stetig aus: 2013 mit einer neuen Fabrik in China, jetzt kommen deut-lich größere Kapazitäten in der Slowakei dazu. Nächster Schritt ist eine internatio-nale Produktionsallianz mit PRAE-TURBO, dem zweiten Turbolader-Spezialisten im Halder-Portfolio.

Ausbau & Aufbau

Kapital für Kapazität

5II/2015

in allen wichtigen Absatzmärkten die gleichen Produkte und Leistungen. Zugleich verschaffte sich das Unternehmen mit dem Schritt nach China Präsenz im weltweit drittgrößten Automobilmarkt. Er bietet aufgrund der Verschärfung von Verbrauchs- und Emissionsvorschriften und der im Ver-gleich zu Europa oder den USA geringen Durchdringung mit Turboladern auch dann Wachstumspotenzial, wenn die Motorisierung nicht so schnell fort-schreitet wie in den vergangenen Jahren.

Erfolgsfaktor: internationale ProduktionDer Aufbau der Fabrik in China war das erste große Internationalisierungs- und Expansionsprojekt, das CCN und Halder nach dem MBO im Juli 2011 zusammen realisierten. 2014 wurde die nächste Er-weiterung beschlossen und nach sechs-monatiger Bauzeit abgeschlossen: Am 25. Juni 2015 eröffnete CCN ein neues Werk in Belusa, Slowakei. Auslöser für den Neubau war das steigende Auftragsvolumen, das die Kapazität des bestehenden slowakischen Produktionsstandorts in Povazska Bystrica in absehbarer Zeit überfordert hätte. Die neue, mit Investitionen von ca. 8 Mio. € errichtete Fabrik ist 15 km vom

früheren Standort entfernt und wird von der ebenfalls naheliegenden Gießerei des Unternehmens mit Rohlingen zur weiteren Bearbeitung versorgt. CCN beschäftigt in den slowakischen Standorten rund 480 Mit- arbeiter, davon ca. 300 in Belusa und plant 2016 ein zweistelliges Umsatzplus gegenüber dem laufenden Jahr auf über 50 Mio. €. Das neue Werk bietet mit einer Gesamtfläche von ca. 10.000 m2 ausrei-chend Kapazitätsreserven für weiteres Wachstum, die Beschäftigten aus der Metallbearbeitung und die vorhandene Maschinenausstattung wurden an den neuen Standort übernommen.

Nächster Schritt: Produktions- allianz mit PRAE-TURBOCCN-Geschäftsführer Nicolas Trouche rechnet damit, dass die neuen Kapazi-täten 2016 gebraucht werden. Aufgrund des starken Auftragseingangs zeichnet sich deutliches Umsatzwachstum ab, das zum Teil in Belusa realisiert wird. Da in einem produzierenden Unter-nehmen Fertigungskapazitäten und Auslastung immer ein zentrales Thema sind, beschäftigt sich Trouche außerdem intensiv damit, wie man unter Nutzung der CCN-Standorte die Internationali-sierung von PRAE-TURBO vorantreiben

kann. PRAE-TURBO ist seit Anfang 2015 im Portfolio von Halder – sozusa-gen ein „Schwesterunternehmen“, das ebenfalls Präzisionsteile für Abgasturbo-lader herstellt. CCN produziert Komponenten für die „heiße“ Seite des Systems, das die Verbrennungsgase des Motors nutzt; PRAE-TURBO fräst Verdichterräder aus hochfestem Material, die im „kalten“ Ansaugtrakt des Motors arbeiten. Da PRAE-TURBO bisher in Deutschland produziert, aber grundsätzlich die glei-chen Märkte und Kunden bedient wie CCN, ist die Internationalisierung der Fertigung auch hier eine entscheidende Aufgabe. In Mexicali, dem nordameri-kanischen Standort von CCN, zugleich Entwicklungszentrum für Komponenten in Turboladern von LKW- und Industrie-motoren, ist noch Platz für weitere CNC-Fräsmaschinen. 2016 wollen Trouche und PRAE-TURBO-Geschäftsführer Oliver Romano hier das erste Etappenziel auf dem Weg zu einer internationalen Fertigungsallianz erreichen. ◀

Eröffnung der neuen Fabrik von CCN in Belusa, Slowakei (von rechts nach links): Jaroslav Baska (Präsident Region Trencin), Jan Majersky (Geschäftsführer des Bauunternehmens PROMA), Nicolas Trouche (CEO CCN Group), Jan Prekop (Bürger- meister der Stadt Belusa), Tomas Hargas (Leiter Human Resource für CCN Slovakia).

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Systemgastronomie und LEHIn Deutschland sieht Matthias Geißler, Geschäftsführer bei Wback, teilweise deutliche Unterschiede in der Ent-wicklung der großen Marktsegmente: „Deutschland ist einer der größten Fast-Food-Märkte in Europa. Ein Teil der Systemgastronomie wächst langsam auf einer breiten Filialbasis, andere – wie unser Kunde Burger King – wollen in den nächsten Jahren deutlich zulegen.“ Aktuell kommt das Nachfragewachstum eher aus dem Lebensmittel-Einzelhandel (LEH), der sich vom grundsätzlichen Trend zum Burger eine Scheibe abschnei-den möchte.

Neue Burger-KonzepteWachstum statt Umverteilung von Marktanteilen scheint es derzeit eher bei neuen Anbietern zu geben, die frische Ideen zur Präsentation von Burgern haben. Grundsätzlich beruht ihr Konzept darauf, Burger mit besonderen Zutaten und als individuelles Gericht anzubieten, das nichts mehr mit dem bisherigen Verständnis von Fast Food zu tun hat. Das Magazin Wirtschaftswoche schätzt, dass es im ersten Halbjahr 2015 etwa

150 Gourmet-Burger-Filialen gab und ihre Zahl weiter steigt: Schiller-Burger aus Berlin oder What’s Beef aus Düssel-dorf wollen in anderen Städten expan-dieren, größter Anbieter ist vermutlich „Hans im Glück“ – 2014 machte das Un-ternehmen nach Angaben des Branchen-diensts Franchise Portal mit 30 Betrieben einen Umsatz von 43 Mio. €. Angesichts ähnlicher Entwicklungen in anderen europäischen Ländern fragte sich das Wall Street Journal, wie eine amerikani-sche Standardmahlzeit zum Modegericht werden kann. Antwort: durch „Regionali-sierung“ und Aufwertung des Klassikers. Geißler: „Im Moment redet unsere ganze Branche darüber.“

Europa-PerspektiveAls größter Produzent in der Region EMEA lieferte Wback 2014 rund 565 Mio. Hamburger- und Hot-Dog-Brötchen an die Kunden. Seither hat das Unterneh-men Aufträge hinzugewonnen, die sich auf ein zusätzliches Volumen von rund 70 Mio. Brötchen pro Jahr summieren. In Deutschland kommen sie vor allem aus dem LEH und dem Sektor Food-Service, der Brötchen zur Herstellung von Snacks

verwendet, die dann ebenfalls über den LEH vertrieben werden. International wächst Wback u. a. in Skandinavien (LEH), aber auch in Italien und Frank-reich (Systemgastronomie). In Frank-reich könnte Burger King während der kommenden Jahre substantiellen Einfluss auf die Entwicklung des Markts haben, an dem McDonald’s bereits mit über 1.300 Filialen vertreten ist. Geißler: „2015 hat Burger King die Zahl seiner franzö-sischen Filialen verdoppelt, 2016 ist eine weitere Verdoppelung geplant – aller-dings von einer vergleichsweise niedrigen Grundlage aus.“

Flexible ProduktionsstrukturenWachsende Auftragsvolumen einer breiter diversifizierten Kundenbasis führen bei Wback zu Anpassungen in der Produktion. Schnellrestaurants lassen ihre Brötchen täglich abholen, verkaufen sie innerhalb von zehn Stunden nach der Herstellung und brauchen Großgebinde. Der LEH arbeitet mit einem längeren Mindesthaltbarkeitsdatum (das macht andere Rezepturen und Verpackungen erforderlich), kleineren Gebinden mit entsprechendem Branding und holt seine Ware alle zwei Tage ab. „Aufgrund der höheren Umsätze mit dem LEH brau- chen wir zum ersten Mal ein eigenes Zwischenlager und außerdem weitere Verpackungsanlagen“, stellt Geißler fest. Seit dem Spätsommer wird in Bönen mit Investitionen von rund 6 Mio. € eine neue Halle für Lager, Ver-packung und Logistik gebaut. Da eigene Grundstücke genutzt werden und die Anbindung an vorhandene Anlagen gut zu realisieren ist, soll die Erweiterung im Frühjahr 2016 fertig sein. Geißler: „Dann haben wir die Flexibilität, um auch bei Nachfrageverschiebungen zwischen den Marktsegmenten optimal zu arbeiten.“ ◀

Wback, Spezialist für Hamburgerbrötchen und seit Juli 2013 im Portfolio von Halder, legt wieder zu. 2014 war ein Übergangsjahr, das eine deutliche Kapazitätserweiterung der Großbäckerei in Bönen bei gleichzeitigem Nachfragerückgang aus dem Sektor Schnellrestaurants brachte und mit einem Umsatz von 50 Mio. € abgeschlossen wurde. 2015 will das Unternehmen wieder stärker wachsen.

Diversifizieren und wachsen

Kapital für Kapazität

Das aktuelle „Halbjahreszeugnis“ sagt auch etwas über das gesamte Portfolio: Seit Mitte 2014 hat es Zuwachs bekommen, inzwischen gehören Amoena und PRAE-TURBO dazu. Mit den neuen Investitionen hat Halder die

Portfolio-Diversifikation verbreitert, denn Amoena ist die Nr. 1 in einem Teilbereich der Healthcare-Branche. Das Engagement bei Automobilzulieferern wurde zugleich vertieft, denn PRAE-TURBO stellt Komponenten für Abgasturbolader her – aber an-dere und mit anderen Verfahren als CCN, ein weiterer Spezialist für Turbolader-Bauteile, der seit 2011 im Portfolio ist.

Amoena ist ein etabliertes Unter-nehmen: 2015 besteht es seit 40 Jahren und wurde in dieser Zeit zum Weltmarkt-führer bei Prothesen für Frauen nach einer Brustamputation. Heute werden über eine halbe Million Patientinnen in mehr als 80 Ländern betreut. Der Vertrieb

erfolgt in der Regel über Krankenhäuser, Kliniken und den spezialisierten Fachhandel, traditionelle Partner in Deutschland sind die Sanitätshäuser. Mit Halder verfolgt das Management vor allem zwei Projekte: Erstens wird das Produktangebot von Brustprothesen und dazu passender Wäsche in die Bereiche Sport- und Freizeitbekleidung ausgeweitet, um die Bedürf-nisse der Zielgruppe breiter abzudecken. Als Reaktion auf das veränderte Einkaufsverhalten der Kundinnen werden außerdem die Optionen für die Marktbearbeitung gemeinsam mit den bestehenden Vertriebspartnern durch Shop-in-Shops und E-Commerce erweitert. Bis Ende 2015 sollen 20 Shop-in-Shops an den Start gehen (fünf davon wurden bereits eröffnet).

Aqua Vital, in Deutschland einer der Marktführer für kommerzielle Wasserspender, stattet Unternehmen, Behörden und Institutionen mit leitungs-gebundenen Spendern bzw. Geräten mit Wechselbehältern aus und bietet seinen Kunden Komplettlösungen für die an-

schließende Wasserversorgung. Dreh- und Angelpunkt des Geschäftsmodells ist die Vermietung, die dem Unternehmen eine breite Basis für laufende Einnahmen sichert: Über 90 % der Umsätze entstehen aus Mieteinnahmen, der Nachlieferung fri-scher Wasserbehälter und dem Service. Wie in den Jahren zuvor hat Aqua Vital auch 2015 den Wert der abgeschlossenen Verträ-ge weiter erhöht, zum Ende des ersten Halbjahres lag er bereits deutlich über dem Niveau des gesamten Vorjahres. Ebenfalls positiv: Über die Hälfte der neuen Kunden schließen Verträge mit einer Laufzeit von drei bis vier Jahren ab – eine stabile Basis für die mittelfristige Entwicklung. Die Neuorientierung von Bottega Manifatturiera Borse (BMB) geht weiter voran: Ausbau und Stärkung der Unter- nehmens- und Führungsstrukturen sind weitgehend abgeschlossen und die Ferti- gungstiefe wird zur Verbesserung der Wertschöpfung erhöht. Bis zum Jahresende werden weitere Stores für die neue Luxusmarke „Gianfranco Lotti“ eröffnet – nach Paris, Florenz und Mailand geht es weiter in Nahost (Dubai, Doha) und Asien (Seoul). Kundenverkehr und „Conversion Rate“ – der Anteil von Besuchern, die zu Käufern werden – sind im Jahresverlauf deutlich gestiegen, d. h., die Umsätze mit der neuen Marke beginnen, zum Geschäft von BMB beizutragen. Im traditionellen Industriegeschäft mit anderen Luxusmarken reagieren die Kunden auf das langsamere Wachstum in Russland und Teilen von Asien mit einer Konso-lidierung ihrer Lieferantenbasis. Voraussichtlich wird BMB als einer der zuverlässigsten Hersteller von Luxushandtaschen die Absatzbasis im Zug dieser Veränderungen verbreitern.

CCN, die ältere der beiden Beteili-gungen von Halder bei Komponenten für Abgasturbolader, hat im ersten Halbjahr den Transfer von Maschinen in die neue Fabrik in der Slowakei abgeschlossen. Mit einer Gesamtinvestition von rund 8 Mio. € wurde eine Produktionsfläche von

10.000 m2 bereitgestellt, die ausreichend Wachstumsreserven für die Zukunft bietet – derzeit nicht genutzte Flächen lassen sich bei Bedarf sukzessive mit Anlagen zur Metallbearbeitung bestücken. Möglicherweise wird dieser „Puffer“ bald gebraucht: Der laufende Auftragseingang von Zulieferern, die Abgasturbo-lader als Gesamtsysteme für Automobilhersteller anbieten und dabei hochpräzise Komponenten wie Wellen und Turbinenräder von CCN verbauen, lässt auf eine deutliche Ausweitung des Geschäfts für 2016 schließen (s. auch den Beitrag auf Seite 4).

7II/2015

Wie haben sich die Halder- Beteiligungen zuletzt entwickelt? Ein Überblick nach der ersten Jahreshälfte.

Halbjahreszeugnis 2015

Management Buy-Outs für den Mittelstand

IMPRESSUM Manifatturiera Borse, CCN, Keymile, Klingel, PRAE-TURBO, WbackDie Inhalte von Kapital für Kapazität wurden mit größtmöglicher Sorgfalt zusammengestellt, die Halder Beteiligungsberatung übernimmt jedoch keine Garantie für ihre Vollständigkeit und Richtigkeit. Eine Haftung von Halder für Folgen, die sich aus der Nutzung dieses Newsletters oder der Verwendung seiner Inhalte ergeben, ist ausgeschlossen. Information, Redaktion, Gestaltung, Illustrationen und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Außer für den persönlichen Gebrauch ist die Ver-vielfältigung, Reproduktion oder Verbreitung dieser Inhalte in Druckform oder auf elektronischem Wege ohne vorherige schriftliche Genehmigung untersagt.

Verantwortlicher Herausgeber: Thomas Fotteler Halder Beteiligungsberatung GmbH, Bockenheimer Landstraße 98–100, 60323 Frankfurt am Main, Telefon (069) 24 25 33 0 Geschäftsführer: Mathias Fackelmeyer, Thomas FottelerVorsitzender des Verwaltungsrats: Dr. Hanns Ostmeier Eingetragen: Amtsgericht Frankfurt am Main, HRB 33 799Gestaltung: DekantDesignbüro, Wiesbaden. Redaktion: Wedel & Beiertz GmbH, Frankfurt am Main. Copyright: DekantDesignbüro, Halder Beteiligungsberatung GmbH, Wedel & Beiertz GmbH, Fotos/Illustration: Amoena, Aqua Vital, Bottega

8 Kapital für KapazitätII/2015

Neue Marschrichtung: Keymile entwickelt Zugangssysteme für Kommu-nikationsnetze, bisher für Telekom-An-bieter und für Unternehmen aus Bran-chen wie Energie und Versorgung. Da der Telekom-Sektor unter Wachstums- und Ertragsaspekten nicht mehr so attraktiv

ist wie in früheren Jahren, hat Keymile mit einem veränderten Management die Prioritäten anders gesetzt – in Zukunft soll das Potenzial im Bereich Unternehmensbetriebsnetze stärker genutzt werden (s. auch den Bericht auf Seite 2). Hier sind die Entwicklungschancen besser, denn Systeme von Keymile sind entscheidende Schaltstellen in der Kommunikationsinfrastruk-tur von Unternehmen – entscheidend im Sinn von „anwen-dungskritisch“: Ohne permanente Datenkommunikation gäbe es erhebliche Ausfallrisiken für Unternehmensabläufe. Nicht zuletzt dann, wenn die Kommunikationsinfrastruktur moder-nisiert wird, z. B. durch Umstellung von älterer Technik auf Internet-Protokolle – für viele Firmen noch eine Riesenaufgabe. Einer der Vorteile von Keymile-Systemen besteht darin, ältere und neuere Technologien auf einer Plattform gleichzeitig zu unterstützen und bei der Modernisierung den Betrieb sicherzu-stellen. Auch Klingel hat seine Marsch-richtung neu ausgerichtet. Das Unterneh-men ist Spezialist für die CNC-Bearbeitung von schwer zerspanbaren Metallen wie Titan und hochveredelten Stahlsorten. Sie werden z. B. in der Medizintechnik eingesetzt, wenn es auf die Standfestigkeit von Komponenten ankommt. Seit dem ersten Halbjahr 2015 führt Klingel den Zusatz „medical metal“ im Firmennamen, der die stärkere Ausrichtung auf Medizintechnik signalisiert. Schon in früheren Jahren waren Unternehmen aus der Zahntechnik wichtige Kunden, jetzt ist Klingel dabei, die Kunden- und Ab-satzbasis auf andere Anwendungsgebiete auszudehnen. In die-sem Zusammenhang wurden bereits mehrere Zukäufe geprüft, aber der richtige Partner – ein Spezialist für Medizintechnik sollte es schon sein – ist noch nicht gefunden.

Am Markt für Abgasturbolader, die Motoren für LKW und PKW zu mehr Leistung und/oder besseren Verbrauchs- bzw. Emissionswerten verhelfen, wird in den nächsten fünf Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten gerechnet – Verbren-nungsmotoren müssen sauberer und sparsamer werden. PRAE-TURBO, Halders zweite Beteiligung im Bereich Komponenten für Abgasturbolader, profitiert mit gerade ausgebauter Produktionskapazität und neuester Tech-nik deutlich von diesem Trend: Umsatz und Ergebnis wachsen ebenfalls zweistellig, für 2015 wird ein Plus von 15 % bis 20 % erwartet. Das Unternehmen produziert bisher ausschließlich an einem Standort in Norddeutschland, bereitet aber in Zusam-menarbeit mit CCN, dem anderen Spezialisten für Turbolader-Komponenten im Halder-Portfolio, eine Internationalisierung der Fertigung vor: Zunächst in Mexiko, danach auch in China, sind zusätzliche Fertigungskapazitäten geplant, um nordameri-kanische und asiatische Märkte direkt zu beliefern. CCN ist hier bereits mit eigenen Fabriken aktiv.

Wback, die Großbäckerei für Hamburger- und Hot-Dog-Brötchen, war in den letzten Jahren mit Flexibilität erfolgreich: Das Unternehmen, dessen Hauptkunden aus der Systemgastrono-mie kommen, arbeitete 2013 mit zwei hochmodernen Produktionsstandorten in

Nord- und Süddeutschland hart an der Kapazitätsgrenze und erweiterte 2014 die Bäckerei am Hauptsitz Bönen um 50 %. Da in diesem Marktsegment vorübergehend eine unerwartet niedrige Nachfrage entstand, reagierte Wback mit einer Verbreiterung der Kundenbasis im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) und lastete die Produktion wieder aus. Da sich die neuen Kundenbe-ziehungen festigen und der LEH etwa bei der Verpackung ande-re Anforderungen stellt als die Systemgastronomie, folgen 2015 weitere Anpassungsschritte, u. a. durch Ausbau von Konfektio-nierung und Logistik. Mittlerweile kehrt die Nachfrage aus der Gastronomie auf den ursprünglichen Wachstumspfad zurück und zugleich findet eine Konsolidierung der Produktionskapa-zitäten in den für Wback relevanten Marktsegmenten statt – die Wachstumsaussichten bleiben gut (s. Beitrag auf Seite 6). ◀