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Ausbildungsbegleitbuch
für die Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher
an der FSP 2
Teil I Studienbuch
Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona
Max-Brauer-Allee 134 22765 Hamburg Telefon: 040/42811-2978 Fax: 040/42811-3339
[email protected] www.fsp2.hamburg.de
„Berufliche Identität und Handlungskompetenzen der frühpädagogischen Fachkraft müssen –
neben einer fachtheoretischen Ausbildung – vor allem durch Tätigkeit in sozialpädagogischen
Handlungsfeldern erlernt werden (...) Nur durch pädagogische Praxis lernen die angehenden
Fachkräfte, mit der Komplexität, den Paradoxien und Ungewissheiten des pädagogischen Han-
delns umzugehen. Die Ko-Ausbildung in der Praxis soll dazu beitragen, Wissen in Handlungs-
kompetenz zu übersetzen. Auf welche Art und Weise dieser Übersetzungsprozess gelingt, hängt
zum einen davon ab, wie die Arbeit am Lernort Praxis qualitativ gestaltet wird und zum ande-
ren, wie die/der Praxisanleiter/in die Auszubildenden unterstützt und berät.“
Wiff
Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische
Fachkräfte, München, 2012
Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher Januar 2014
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Ausbildungsbegleitbuch
Studienbuch - Praktikumshandreichungen
Seite
0. Vorwort 4
Telefonnummern 5
1. Ausbildungsbegleitbuch - Studienbuch und Praktikumshandreichungen 6
1.1 Bedeutung des Ausbildungsbegleitbuchs 7
1.2 Ansprechpartner 7
1.3 Ergebnis des Ausbildungsprozesses 7
2. Die FS Reform an der FSP2 9
2.1 Struktur der Ausbildung 10
2.2 Team-Modultag 12
2.3 Kollegiale Praxisgespräche 13
2.4 Portfolioarbeit 15
2.5 Leistungsbewertung 15
3. Gesetzliche Grundlagen 18
4. Grundlagenausbildung 19
Grundlagenpraktikum 19
4.1 Inhalte des Grundlagenpraktikums 19
4.2 Ziele des Grundlagenpraktikums 19
4.3 Die Rollen der Beteiligten des Praktikums 21
5. Gestaltung eines individuellen Ausbildungsplanes im Grundlagenpraktikum 22
5.1 Phasen im Praktikumsverlauf 23
5.2 Aufgaben im Grundlagenpraktikum der 3jährigen Ausbildung zum/r Erzieher/in
Übersicht Praktikumsphasen - Aufgaben 23
5.3 Entwicklungsaufgaben im Grundlagenpraktikum in Anlehnung an das Qualifikati-
onsprofil Frühpädagogik
Wie professionalisiere ich mein Handeln im sozialpädagogischen Berufsalltag?
Beispiele für das Vorgehen
29
32
34
5.4 Gestaltung eines individuellen Ausbildungsplanes im Grundlagenpraktikum 1. Se-
mester 36
5.5 Gestaltung eines individuellen Ausbildungsplanes im Grundlagenpraktikum 2. Se-
mester 39
5.6 Abschließende Bemerkungen 41
6. Schwerpunktausbildung 42
Schwerpunktpraktikum 42
6.1 Inhalte des Schwerpunktpraktikums 42
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6.2 Ziele des Schwerpunktpraktikums 42
6.3 Die Rollen der Beteiligten im Verlauf des Praktikums 45
7. Gestaltung eines individuellen Ausbildungsplanes im Schwerpunktpraktikum 46
7.1. Phasen im Praktikumsverlauf 48
7.2. Aufgaben im Schwerpunktpraktikum der 3-jährigen Ausbildung zur Erzieherin/zum
Erzieher
48
7.3. Entwicklungsaufgaben im Schwerpunktpraktikum in Anlehnung an das Qualifikati-
onsprofil Frühpädagogik
53
8. Gestaltung des praktischen Ausbildungsprozesses in Anleitungsgespräche 58
8.1 Ziele von Ausbildungsgesprächen 58
8.2 Bedingungen für zielorientierte Ausbildungsgespräche 58
8.3 Methoden der Gesprächsführung und Reflexion 58
8.4 Inhaltliche Gestaltung des praktischen Ausbildungsprozesses 59
9. Umgang mit Konflikten im Praktikum 60
10. Anlagen
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0. Vorwort
Die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern ist im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausend stark
in den Vordergrund der Öffentlichkeit gerückt. Seit 2009 setzt sich die „Weiterbildungsinitiative
Frühpädagogische Fachkräfte“ (Wiff), bestehend aus den 3 Partnern Bundesministerium für Bil-
dung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V., dafür ein
im frühpädagogischen Aus- und Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzu-
stellen, die Qualität der Angebote zu sichern. Diese Veränderungen sind im Wesentlichen geprägt
durch zwei Erkenntnisse: Die Bedeutung von Frühkindlicher Bildung im Erziehungsprozess und die
Bedeutung qualifizierter Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher.
Parallel dazu entwickelte sich der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR, 2008) mit dem Ziel die
verschiedenen nationalen Qualifikationssysteme auf einen gemeinsamen europäischen Referenz-
rahmen zu beziehen. 2011 wurde der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) verabschiedet und
legt ein umfassendes, bildungsbereichsübergreifendes Profil der in Deutschland erworbenen
Kompetenzen vor. 2012 wurde die Ausbildung zur Erzieherin und Erzieher auf Level 6, vergleichbar
mit Bachelorstudiengängen festgelegt.
Laut des Beschlusses der Jugendministerkonferenz 2001 ist die Bedeutung des „Lernortes Praxis“
in der Ausbildung der Erzieherinnen und Erziehern besonders hervorgehoben. Damit wird die Zu-
sammenarbeit von „Schule“ und „Praxis“ verstärkt. Daher ist es wichtig, Schülerinnen und Schüler
intensiv und qualifiziert an beiden Lernorten vorzubereiten und zu begleiten. Das Ausbildungsbe-
gleitbuch soll die Aufgaben von Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleitern und Praktikantin-
nen und Praktikanten im Anleitungsprozess verdeutlichen. Es soll im Unterricht zur
Begleitung des Praktikum hilfreich sein. Den Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleitern soll es
eine Unterstützung und Hilfestellung im Anleitungsprozess sein.
Mit dem Schuljahr 2013/14 wird in Hamburg eine Reform der Ausbildung zur/zum staatlich aner-
kannten Erzieherin/Erzieher umgesetzt. Es gibt fortan eine 3-jährige und eine um 1 Jahr verkürzte
Ausbildung für Schülerinnen und Schülern mit Vorkenntnissen aus einer sozialpädagogischen Aus-
bildung oder Vorbildung. Ab dem 3. Semester werden die Schülerinnen und Schüler gemeinsam
unterrichtet. Hamburg kommt damit dem Ziel der Umsetzung des Rechts auf einen Kindergarten-
platz ab dem 2. Lebensjahr und dem damit verbundenen Fachkräftemangel entgegen.
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Wichtige Telefonnummern und Email Adressen
Fon / Mobil E-mail
Kerngruppenleiterin /
Kerngruppenleiter
PIZ
040/42811-2979 [email protected]
Schulbüro
040/42811-2978 [email protected]
Einrichtung Grundlagenpraktikum
AusbildungsleiterIn Grundlagen-praktikum
Praxisbegleitende Lehrkraft Grund-lagenpraktikum
Einrichtung Schwerpunktpraktikum
AusbildungsleiterIn Schwerpunkt-praktikum
Praxisbegleitende Lehrkraft Schwer-punktpraktikum
FSP 2 – Abteilungsleiter
Zusammenarbeit von Schule und Praxis
040/42811-2761 [email protected]
FSP 2 – Abteilungsleiterin
Fachschule 040/42811-2762 [email protected]
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1. Ausbildungsbegleitbuch
Studienbuch und Praktikumshandreichungen
Die bundesweit Veränderungen der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern und die Ham-
burger Entscheidungen veranlasste uns die Ausbildung an der FSP2 zu reformieren mit dem aus-
drücklichen Ziel die Verantwortung von Ausbildung sehr viel stärker als bisher in die Hände der
Schülerin und des Schülers zu geben. Dazu bedarf es größtmögliche Transparenz, verbindliche Re-
gelungen, andere Unterrichtsformen und eine reflektierte Praktikumsausbildung. Das vorliegende
Studienbuch und die Praktikumshandreichungen stellen die für alle Beteiligten verbindlichen
Grundlagen für die Ausbildung dar.
Die dreijährige Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher ist gegliedert in die Grundlagen- und
Schwerpunktausbildung, und beinhaltet jeweils ein Praktikum. Die Ausbildung erfolgt in Schule
und Praxis im Verhältnis 2:1. Eine gute Ausbildung – und letztlich im Sinne des lebenslangen Ler-
nens - ist gekennzeichnet durch eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis.
Die Schülerin und der Schüler der 3-jährigen Ausbildung absolvieren ihr Grundlagenpraktikum im
1. Jahr durchgängig an einer Praktikumsstelle. 2 bzw. 3 Tage haben sie Unterricht an der FSP2.
Damit entsteht die einzigartige Möglichkeit der intensiven Verzahnung von Schule und Praxis,
von Theorie und Praxis. Im Jahr 2013 hat – anlässlich dieser Hamburger Reform - eine große
Gruppe von Kolleginnen und Kollegen der FSP2 ein neues Konzept des 1. Ausbildungsjahres erar-
beitet, das einerseits die Verzahnung von Theorie und Praxis stark in den Vordergrund rückt und
andrerseits die Selbstverantwortung der SchülerInnen für ihre Ausbildung eindringlich macht.
An der FSP2 wird die Ausbildung zur Erzieherin und Erzieher drei wesentlichen Grundlagenpapie-
ren definiert:
1. Dem Studienbuch für Schülerinnen und Schüler
2. Den Praktikumshandreichungen für Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter
3. Dem Methodenhandbuch für Schülerinnen und Schüler
4. Dem Portfolio, einem von den SchülerInnen geführtes Arbeitsmittel, als Mittler/Bindeglied
zwischen Schule und Praxis
Studienbuch und Praktikumshandreichungen folgen der gleichen Gliederung.
Das Studienbuch ist zum Verbleib bei den Fachschülerinnen und Fachschüler der FSP 2 in der Aus-
bildung zur Erzieherin / zum Erzieher bestimmt und ist Grundlage des Kerngruppenunterrichts.
Das Ausbildungsbegleitbuch dient der Information aller Beteiligten und der Dokumentation von
Ausbildungsanteilen. Es enthält auch Bescheinigungen für Ausbildungsanteile, die nicht bewertet
werden. Gleichzeitig transportiert es Inhalte, die Bestandteil der Praktikumsbegleitung durch die
FSP 2 sind und die Grundlage von Ausbildungsgesprächen zwischen Ausbildungsleiterinnen und
Ausbildungsleitern und Praktikantinnen und Praktikanten sein sollten.
Die Schülerinnen und Schüler sind für die Vollständigkeit ihres Studienbuches verantwortlich und
gehalten, es regelmäßig in ihren Praxisausbildungsstellen vorzulegen. Die FSP 2, insbesondere die
Abteilungsleitungen der Fachschule und für die Zusammenarbeit von Schule und Praxis tragen die
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Verantwortung für die rechtzeitige Weitergabe der relevanten Informationen und Dokumente an
die Schülerinnen und Schüler.
Das Methodenhandbuch stellt eine Hilfe für die Schülerinnen und Schüler dar, Praxiserfahrungen
zu reflektieren, theoretische Zusammenhänge zu erarbeiten und Präsentationen, Hausarbeiten,
Referate etc. zu erarbeiten.
Die Inhalte des Studienbuches, der Praktikumshandreichungen und ein Teil des Portfolios sind
öffentlich und stehen allen an Ausbildung Beteiligten zur Verfügung mit dem Ziel der größtmögli-
chen Transparenz.
1.1 Bedeutung des Ausbildungsbegleitbuches
Das Ausbildungsbegleitbuch garantiert die Qualität in der praktischen und theoreti-
schen Ausbildung.
Es macht den Ausbildungsprozess nachvollziehbar für usbildungsleiterin und Ausbil-
dungsleiter und Praktikantin und Praktikant.
Es macht Ausbildungsinhalte sichtbar.
Es gewährleistet die Verzahnung von Theorie und Praxis.
Es strukturiert die praktische Ausbildung und gibt Anregungen zur individuellen Ausbil-
dungsgestaltung.
Es gibt Hilfestellung bei Reflexionsgesprächen und Praxisbesuchen
Es dient dem Austausch zwischen der Praxis, den Praktikantinnen / Praktikanten und
den Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter der Sozialpädagogischen Bildungs-
einrichtungen und den Lehrerinnen und Lehrern des Lernortes Schule.
1.2 Ansprechpartner
Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter
Schülerinnen und Praktikantinnen und Schüler und Praktikanten als Experten ihrer
Ausbildung
Praxisbegleitende Lehrerinnen und Lehrer
1.3 Ziele des Ausbildungsprozesses
Praktikantinnen und Praktikanten haben Handlungskompetenzen im sozialpädagogi-
schen Arbeitsfeld erworben.
Praktikantinnen und Praktikanten haben die im Ausbildungsbegleitbuch festgelegten
Ziele erreicht.
Praktikantinnen und Praktikanten sind befähigt, das in der Theorie erlernte Wissen ak-
tiv in die Praxis umzusetzen
Praktikantinnen und Praktikanten sind befähigt, Fragen, die in der Praxis auftauchen,
mit Hilfe von theoretischem Wissen zu erklären
Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter reflektieren die eigenen Handlungswei-
sen.
Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter sind sich ihrer Verantwortung in der Aus-
bildung bewusst.
Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter kennen die Ziele und Inhalte des Anlei-
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tungsprozesses.
Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter wenden vielfältige Methoden der Ausbil-
dungsbegleitung.
Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter treten motiviert an die Ausbildung der
Praktikantinnen heran.
Lehrerinnen und Lehrer bearbeiten Fragen aus der Praxis in theoretischer Perspektive
Schule und Praxis sind im Dialog und gestalten Ausbildung gemeinsam.
Das Ausbildungsbegleitbuch wird fortlaufend weiterentwickelt.
Über Anregungen und Kritik freuen wir uns, richten Sie diese bitte an:
[email protected] oder
Petra Schumann
Abteilung Fachschule
Jens Jung
Abteilung Zusammenarbeit von
Schule und Praxis
Hamburg, Januar 2014
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2 Die Reform zur Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher an der FSP2
„ uf den nfang“ kommt es an. Dieser Grundsatz hat zahlreiche Reformen der ErzieherInnenaus-
bildung der letzten Jahre beflügelt. Angestoßen wurden die Veränderungen durch Entscheidungen
der Politik (Ausweitung der Krippen- und Kitaplätze, Einführung der Nachmittagsbetreuung an
Grundschulen und Stadtteilschulen) und der mit Ausbildung beschäftigten Fachwelt (Grundlegen-
de Qualifikation mit Schwerpunktbildung). Dabei wurde insbesondere die Eigenständigkeit des
Elementarbereiches hervorgehoben. Nicht zuletzt wurde die Ausbildung über den Europäisches
Qualitätsrahmen für die berufliche Bildung europaweit vergleichbar. Die Vergleichbarkeit im euro-
päischen Raum gibt neue Möglichkeiten auch im Ausland zu arbeiten. Die Vergleichbarkeit erfolgt
auf der Basis von kompetenzorientierten Bildungsplänen. Dabei geht es nunmehr verstärkt um die
Bildung der Persönlichkeit. Das Ziel ist pädagogische Persönlichkeiten auszubilden, die sich und die
Umwelt in ein nachdenkliches Verhalten bringen. Weiterhin gehören dazu bspw. Entwicklungs-
themen, wie die Stärkung der Empathiefähigkeit, der Selbstreflexion, die Förderung situationsori-
entierten eigenständigen Handelns und Entscheidungsfähigkeit.
Aus der strukturellen Ebene hat Hamburg sich entschieden, aufgrund des Fachkräftemangels in
den Einrichtungen, die Ausbildung unter bestimmten Voraussetzungen zu verkürzen.
Wir als Fachschule FSP2 nahmen diese Entwicklungen zum Anlass, eine grundlegende, strukturelle
und inhaltliche Veränderung der Ausbildung durchzuführen.
Ein wesentliches Merkmal dieser Veränderung ist, das wir das Lernen als aktiven, sozialen und
selbstgesteuerten Prozess zu verstehen. Das bedeutet, dass Lernprozesse mehr in die Verantwor-
tung der Schülerinnen und Schüler übergeht und die Lehrkraft die Prozesse steuert und den not-
wendigen Rahmen für die Aneignung bietet. Diese Art des Lernens entspricht auch dem Lernen
des Kindes. In gleicher Weise eignet sich das Kind bzw. der Jugendliche die Umwelt an.
Eine weitere entscheidende Erweiterung der Ausbildung ist die verstärkte konstruktive und fach-
bezogene/-gebundene Verzahnung von Theorie und Praxis mit dem Ziel des theoretisch reflektier-
ten professionellen Handelns.
Das einjährige Grundlagenpraktikum zu Beginn der Ausbildung ermöglicht es den Schülerinnen
und Schülern in beiden parallel laufenden Bereichen Fachwissen und Praxiskenntnisse zu erwer-
ben, um diese kritisch und konstruktiv zu beleuchten. Erst hierdurch wird ermöglicht, eine eigene
konkrete fach- und praxisbezogene Fragestellung zur erlebten Praxis zu entwerfen. Diese führen
dann zu einem eigenen (nachhaltigen) Lern- und Erkenntnisprozess. Dies geschieht unter fachli-
cher Begleitung der Ausbilderinnen und Ausbilder beider Lernorte Schule und Praxis.
Beispiel: Menschenbild
m Lernort Schule wird zu Beginn der Themenblock „Menschenbild“ behandelt, um die Entwick-
lung einer ressourcenorientierten Haltung gegenüber Kindern und Jugendlichen zu verinnerlichen.
Am Lernort Praxis soll dies in gleicher Weise betrachtet, erprobt und beobachtet werden und mit
der Ausbildungsleiterin/dem Ausbildungsleiter thematisiert werden. Unterschiedliche Sichtweisen
im Sinne einer Pluralität sind gewünscht. Erst hierdurch wird es möglich, sich eine eigene Position
zu erarbeiten und einen Standpunkt zu formulieren, aus denen sich weitere Fragestellungen bzw.
Diskussionen ergeben.
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2.3 Struktur der Ausbildung
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Erläuterungen
Die dreijährige Ausbildung gliedert sich in die Grundlagen- und Schwerpunktausbildung. Die Aus-bildung ist eine Breitbandausbildung, d.h. zukünftige Erzieherinnen und Erzieher werden für sechs unterschiedliche Arbeitsfelder ausgebildet.
In der Grundlagenausbildung gibt es – neben Praxisgesprächen in kleinen Gruppen - ausschließlich verbindlichen Lernfeldunterricht in festen Lerngruppen während in der Schwerpunktausbildung Vertiefungskurse gewählt werden können, so dass jahrgangübergreifende Lerngruppen zu gewähl-ten Themen und Arbeitsfeldern entstehen. Die Schwerpunktausbildung dient der individuellen Spezialisierung und Profilierung. Eine Informationsveranstaltung zur Wahl der Vertiefungsgebiete findet Mitte des 3. Semesters statt. Das Vertiefungsgebiet Praxis, das aus einem Arbeitsfeldkurs und Praxisgesprächen zum gewählten Arbeitsfeld stattfindet, wird seitens der Schulleitung nach Bedarf zugewiesen.
In beiden Phasen ist die Theorie-Praxisverzahnung durch ein zweisemestriges Grundlagenprakti-kum im 1. und 2. Semester und ein einsemestriges Schwerpunktpraktikum im 4. Semester gewähr-leistet.
Im 5. und 6. Semester besteht die Möglichkeit Kurse zur Erlangung der Fachhochschulreife zu be-legen. Englisch findet in diesem Kurs auf dem Level „Vantage“ statt. SchülerInnen, die keine FHR-Kurse besuchen, belegen ein zweites Vertiefungsgebiet und besuchen den Englischkurs auf dem Level „Threshold“. Als Entscheidungshilfe findet am Ende des 4. Semesters eine Informationsver-anstaltung statt.
Struktur 1. Jahr der Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher
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2.3 Team-Modultag
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2.3 Kollegiale Praxisgespräche
Struktur, Zielsetzung und Inhalte der Kollegialen Praxisgespräche
Die durch die FSP 2 durchgeführte Praxisbegleitung gliedert sich in zwei Teile. Zum einen besu-
chen die praxisbegleitenden Lehrkräfte regelhaft jede Schülerin und Schüler einmal im Grund-
lagenpraktikum während des Blockpraktikums. Bei Konflikten und Krisen während des Prakti-
kums finden ggf. nach Absprache weitere Besuche statt (siehe hierzu auch Kapitel 7 „Umgang
mit Konflikten und Krisen im Praktikum“). Zum anderen findet eine regelmäßige Praxisbeglei-
tung in der Schule, in Form Kollegialer Praxisgespräche, im Umfang von drei Schulstunden je
Woche, wie unten stehend beschrieben, statt.
Achtung: Fehlzeiten im Praktikum oder Fehlzeiten in den Kollegialen Praxisgesprächen die
25% des Gesamtvolumens überschreiten, haben die Notwendigkeit zur Folge, das Semester
zu wiederholen.
Die Kollegialen Praxisgespräche finden in den Kerngruppen statt. Nach einer Einführung in die
Methodik der Kollegialen Praxisgespräche wird die Gruppe in zwei Kleingruppen unterteilt.
Diese beiden Kleingruppen, in der Größe von sieben bis acht Schülerinnen und Schülern, wech-
seln sich nach Bedarf und Absprache untereinander ab. Eine der Gruppen arbeitet als selbst
organisierte „Kollegiale Praxisgesprächsgruppe“, die andere wird von der Kerngruppenleitung
unter dem Oberbegriff „Praxisgespräche“ begleitet. In grafischer Darstellung:
Reflexionsfähigkeit ist ein grundlegender Bestandteil der beruflichen Handlungskompetenz
einer Erzieherin und eines Erziehers. Im Bildungsplan der Fachschule für Sozialpädagogik sind
vielfältige Ausbildungsziele an diese Kompetenz gebunden. Die Kollegialen Praxisgespräche an
der FSP 2 zielen mit der oben dargestellten Struktur auf eine intensive Begleitung der Entwick-
lung von Reflexionsfähigkeit der zukünftigen Erzieherinnen und Erziehern. Wir gehen davon
aus, dass in den Kollegialen Praxisgesprächen die Entwicklung von Reflexionsfähigkeit unter-
stützt und diese dann in den folgenden Semestern genutzt wird. Als Orientierung gilt Anlage 7.
Kollegiale Praxisge-spräche
Praxisgespräche mit Lehrkraft
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In der ersten Phase des Grundlagenpraktikums werden in der Praxisbegleitung in der Schule
methodische Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Durchführung der „Kollegialen Pra-
xisgespräche“ erarbeitet. Im Weiteren ergeben sich alle Inhalte der Gruppenarbeit dann aus
den Anliegen der Schülerinnen und Schüler, aus den Arbeitsaufgaben im Grundlagenpraktikum
oder aus den Entwicklungsaufgaben im Grundlagenpraktikum. Die Kollegialen Praxisgespräche
sind zu protokollieren (siehe hierzu auch Anlage 8 mindestens eines der Protokolle ist im Port-
folio exemplarisch abzulegen). Über den Verbleib der weiteren Protokolle entscheiden die
Schülerinnen und Schüler, bei Bedarf sind sie den begleitenden Lehrkräften vorzulegen.
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2.4 Portfolioarbeit
Der Begriff "Portfolio" setzt sich aus den beiden lateinischen Wörtern "portare" (tragen) und "foli-um" (Blatt) zusammen. Ein Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung, eigener Beobachtungen, Reflexionen und Arbeitsergebnisse. „Das Portfolio erzählt […] die Geschichte des Lernens, wobei die Schülerinnen und Schüler unterstützt werden, alles ins Portfolio aufzunehmen, was ihnen hilft, diese Geschichte besser zu erzählen.“1
Ein wesentliches Anliegen der Portfolio-Arbeit ist die Entwicklung und Stärkung der reflexiven Kompetenz, um sich eigener Lernfortschritte bewusst zu werden und eine professionelle Haltung zu entwickeln.
Ziele der Portfolio-Arbeit sind:
o sich der eigenen biografischen und fachlichen Lernprozesse bewusst zu werden und diese zu reflektieren.
o eigene fachliche und soziale Kompetenzen zu verdeutlichen. o Praxiserfahrungen und theoretische Inhalte zu verknüpfen und in einem reflexiven kolle-
gialen Austausch zu vertiefen.
Portfolio in der Ausbildung
Die Portfolio-Arbeit ist verbindlich und wird als Grundlage für die Lernentwicklungsgespräche und die kollegialen Praxisgespräche in der Schule genutzt. Die Portfolio-Arbeit umfasst verschiedene Phasen von der Sammlung bis hin zur Präsentation. Das Portfolio wird lernfeldfeldübergreifend und praxisbegleitend geführt. Für die Arbeit am Portfolio sind u.a. selbstorgansierte Lernzeiten (SOIL) vorgesehen. Das Portfolio ist Eigentum der Autorin und des Autors.
Es werden drei Ebenen unterschieden
1. Aufzeichnungen für sich selbst, die auch privat bleiben können. 2. Aufzeichnungen für den Dialog z. B. mit Mitschülerinnen und Mitschülern und/oder Lern-
beratung, z. B. im den Lernentwicklungsgesprächen und in den kollegialen Praxisgesprä-chen.
3. Aufzeichnungen, die als Grundlage für eigene Fragestellungen und Forschungsaufträge (auch in Form von Leistungsnachweisen) dienen können und in diesem Rahmen öffentlich gemacht werden.
Möglichkeiten der Be- und Erarbeitung
Das Portfolio enthält einen öffentlichen und einen persönlichen Bereich. Im öffentlichen Bereich werden themenbezogene Dokumente, Texte, Beobachtungen etc., die allen interessierten Mit-schülerinnen und Mitschülern und/oder Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern zugänglich sein sollen, gesammelt. Der persönliche Teil enthält Reflexionen, Notizen, Beobachtungen, etc. die nur für die Autorin und den Autoren einsehbar sind.
1 Häcker, Th.: Mit der Portfoliomethode den Unterricht verändern, 2005, S. 14.
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Mögliche Themen für den öffentlichen Bereich:
Ich als zukünftige Erzieherin oder Erzieher - meine Lerngeschichte.
Sich in die eigene Berufsrolle einfinden (Erwartungen an das Praktikum; Erwartungen der usbildungsleitung; eigene Ziele…)
Die Gruppe und Ich.
Die Lerngruppe in der Schule und in der Praxis kennenlernen und sich beteiligen.
Welche Bewegungsmöglichkeiten bieten die Innen- und Außenräume der Einrichtung?
Erkundung und Vorstellung der Praxiseinrichtung unter bestimmten Fragestellungen.
Was spielen bzw. Was bewegt Kinder/Jugendliche?
Spiel- und Bewegungsräume erkennen, sichern und begleiten.
Was bedeutet Spielen für mich und für Kinder/Jugendliche? Bewegungsthemen der Kinder/Jugendlichen im Innen- und Außenbereich entdecken und dokumentieren.
Wie gestalte ich die Beziehung zu Kindern/Jugendlichen?
Kontaktaufnahme zu Kindern/Jugendlichen meiner Einrichtung - Dialogische Grundhaltung.
Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt verstehen und Beziehungen zu ihnen entwickeln. Handlungsfelder in der Erzieherinnenausbildung kennen. Reflexion einer selbstgewählten Entwicklungsaufgabe.
Lernfeldübergreifende Auseinandersetzung mit einem selbstgewählten Thema.
Dafür können unterschiedliche Informationsquellen genutzt werden. Z.B. Recherche, Be-obachtungen, Fachtexte, Interviews mit Expertinnen und Experten, etc. (Das gefundene Material wird durch Quellenangaben belegt.)
Mögliche Themen für den persönlichen Bereich:
der eigene Lernweg wird dokumentiert und reflektiert.
Persönliche Erfahrungen der Lernbiografie werden reflektiert (div. Methoden z.B. Lebensli-nie / Fantasiereisen / kreatives Schreiben).
Erlebte Situationen aus der Praxis werden reflektiert (freiwilliger Bezug zum offenen Be-reich z.B. Berufsrolle reflektieren).
Reflexion des öffentlichen und persönlichen Bereichs Die Reflexionen begleiten die gesamte Portfolio-Arbeit. Dabei geht es um das Nachdenken dar-über, wie und was eine Person gelernt hat / lernt. Der Austausch über ausgewählte Teile des Port-folios (mit Mitschülerinnen und Mitschülern, Freundinnen und Freundinnen, u.a.) unterstützt den eigenen Reflexionsprozess.
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2.5 Leistungsbewertung
Um eine gute Bewertung im laufenden Unterricht zu bekommen, halten wir folgende Dinge für
wichtig:
o Aufmerksamkeit
o Aktive Beteiligung
o Beiträge, die das Thema voranbringen
o Bezug zu anderen Beiträgen von Mitschülerinnen und Mitschülern
o Fragende/ Nachdenkliche Haltung
o Konstruktives Verhalten in der Gruppenarbeit
o Verantwortung für einen gelingenden Lernprozess aller Beteiligten
o Einbringen von Fragen, Dokumenten aus dem Portfolio in den Unterricht
Logbuch/ Portfolio
Portfolio soll euren Lernprozess während der Ausbildung im jeweiligen Semester mit den dazuge-
hörigen Unterlagen dokumentieren. Es ist unter anderem als Hilfe zu verstehen, die eigene Ent-
wicklung nachvollziehen zu können. Zum Beispiel kann man dort wieder „hervorholen“, wie man
zu einem bestimmten Zeitpunkt über einige bedeutende Inhalte oder Sachverhalte nachgedacht
hat und dies dann mit dem jetzigen Stand vergleichen. „Wo stand ich damals und an welchem
Punkt befinde ich mich jetzt, wenn ich das Thema „X“ reflektiere?“ ußerdem bildet das Log-
buch/Portfolio eine Grundlage für das Lernentwicklungsgespräch (Siehe hierzu 2.5.3). Leitende
Fragen für die kontinuierliche Führung des Logbuchs/Portfolios könnten sein:
o Was hat mich besonders beeindruckt?
o Was habe ich von Anderen gelernt/erfahren?
o Was haben andere von mir gelernt/erfahren?
o Welche Frage/Idee zum Weiterforschen ist entstanden?
Lernentwicklungsgespräch
Das Lernentwicklungsgespräch hat zum Ziel, den eigenen Entwicklungsprozess bezogen auf einen
bestimmten Zeitraum zu reflektieren. In einem Gespräch mit der Kerngruppenleiterin oder dem
Kerngruppenleiter werden die jeweiligen Wahrnehmungen bzw. das Selbst- und Fremdbild mithil-
fe ausgewählter Themen des Portfolios kommuniziert. Dabei geht es darum, eigene Erfolge zu be-
nennen, sich über die eigenen Kompetenzen klarer zu werden und neue/zukünftige Entwicklungs-
schwerpunkte zu setzen.
Das Lernentwicklungsgespräch wird voraussichtlich zu Beginn der zweiten Hälfte des Semesters
stattfinden. Das ca. 30minütige Gespräch wird mit Hilfe eines Arbeitsblatts vorbereitet. Das Port-
folio, in dem der persönliche Entwicklungsprozess dokumentiert wird, ist eine weitere Grundlage
für das Gespräch. Bitte bringt mindestens 3 Dokumente aus euerm Logbuch/Portfolio mit, an de-
nen ihr euren Lern-/Reflexionsprozess deutlich machen wollt. In den Anlagen findest Du das Do-
kument zum Lernentwicklungsgespräch, was zum Lernentwicklungsgespräch vorliegen soll.
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3 Gesetzliche Grundlagen
Die Ausbildung zur Staatlich anerkannten Erzieherin / zum Staatlich anerkannten Erzieher ist in
vielfältigen gesetzlichen Grundlagen bundesweit geregelt. Dazu gehören die KMK-
Rahmenvereinbarung aus dem Jahr 2010 und das Kompetenzorientierte Qualifikationsprofil für
die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern aus dem Jahr 2011. Die links zu den Grundlagen
sind in der Anlage 16 zu finden.
Für Hamburg gelten die „Praxisstandards“ (Erzieherinnen/Erzieher – Standards für die praktische
Ausbildung in Hamburg) sowie der Bildungsplan, beide 2013 veröffentlicht.
Folgende Dokumente sind auf unserer homepage zu finden
fsp2.hamburg.de Ausbildungen FS Gesetzliche Grundlagen
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4. Grundlagenausbildung
Grundlagenpraktikum
4.1. Inhalte des Grundlagenpraktikums
Das übergeordnete Lernziel des Grundlagenpraktikums im ersten Ausbildungsjahr ist die Vermitt-lung von Basiskompetenzen. Das beinhaltet die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Berei-chen des Praxisfeldes. Hieraus ergeben sich folgende Bereiche, die sich nach den Lernmöglichkei-ten und konkreten Gegebenheiten der Praxisstelle wie auch den Erfordernissen der Hamburger Bildungsempfehlungen richten.
1. Einrichtung als Organisation 2. Alltagsgestaltung 3. Beobachten und dokumentieren 4. Pädagogisches Handeln mit einzelnen 5. Pädagogisches Handeln mit Gruppen 6. Zusammenarbeit mit Kollegen 7. Zusammenarbeit mit Familien und anderen Bezugspersonen 8. Auseinandersetzung mit der Berufswahl 9. Weiterentwicklung der Reflexionsfähigkeit
4.2. Ziele des Grundlagenpraktikums I. Kennenlernen der Organisation einer Tageseinrichtung
Die Praktikantin und der Praktikant lernt die Organisation der Einrichtung, ihre rechtlichen und konzeptionellen Grundlagen kennen. Sie/er kann die Ziele der Einrichtung die Adressa-tenkreises und ein Gebundenheit in den sozialen Raum beschreiben. Sie/er erwirbt Kenntnis-se über Aufgaben, Funktionen und Rollen der einzelnen Mitarbeiterinnen und über die Kom-munikationsstrukturen.
II. Überprüfen und konkretisieren des Berufswunsches Die Praktikantin und der Praktikant gewinnt Klarheit über die eigene Berufsmotivation. Sie/er überprüft und konkretisiert den Berufswunsch an der Realität des Berufsalltags und des tat-sächlich Berufsprofils. Sie/er lernt eine kindzentrierte Sicht des Berufes. Sie/er stellt damit entscheidende Weichen für die weitere Ausbildung, überprüft die eigene Einstellung zu Kin-dern und Jugendlichen, zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zu Sorgeberechtigten und Fa-milien sowie die eigene Bereitschaft, sich mit sozialpädagogischen Fragen fachlich kompetent auseinander zusetzen.
III. Einblick in die Anforderung an die beruflichen Aufgaben einer Erzieherin und eines Erzie-hers in einer sozialpädagogischen Einrichtung gewinnen Die Praktikantin und der Praktikant gewinnt einen Einblick in die Anforderungen an den Beruf und die Tätigkeiten der Erzieherinnen und Erzieher in einem besonderen Arbeitsfeld in einer konkreten Praxisstelle. Sie/er übernimmt im Laufe des Praktikums Aufgaben aus den mittel-baren und unmittelbaren Tätigkeiten einer Erzieherin und Erziehers mit den Kindern und de-ren Familien. Sie/er lernt durch die eigene Mitarbeit die Konzeption des Trägers unter Ein-richtung kennen und kann die Ziele, Inhalte und Methoden begründet reflektieren. Ihre eige-ne fachliche Position wird immer deutlicher erkennbar.
IV. Übersicht über Tages- und Wochengestaltung gewinnen Die Praktikantin und der Praktikant erkennt die Prinzipien der Tages und Wochen Gestaltung der jeweiligen Praxisstelle. Sie/er erkennt, welche Bedeutung die einzelnen Phasen innerhalb der Tagesgestaltung für das Kind/Jugendlichen besitzen und welche konkreten Aufgaben sich daraus für die Erzieherin und den Erzieher ergeben, und übernimmt seine Aufgaben inner-halb der Tages- und Wochengestaltung.
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V. Gestalten einer professionellen Beziehung zu Kindern Die Praktikantin und der Praktikant entwickelt Kompetenzen, die es ihr/ihm ermöglichen, in Kontakt zu den Kindern zu treten, Angebote aufzunehmen, Signale des Kindes aufzugreifen, angemessen darauf zu reagieren und letztendlich eine tragfähige professionelle Beziehung im Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz zu einzelnen Kindern der Gruppe herzustellen. Sie/er erwirbt auch die Fähigkeit, den Abschied von den Kindern zu planen und zu gestalten, d.h. diese Beziehung zu beenden.
VI. Entwicklung der Beobachtungsfähigkeit Die Praktikantin und der Praktikant lernt zielgerichtet und systematisch ein Kind unter zu entwickelnden Fragestellungen zu beobachten. Die Praktikantin reflektiert den Prozess des Beobachtens und dokumentiert ihre Beobachtungen im Portfolio. In Anleitungsgespräch er-hält sie ein angemessenes, zeitnahes Feedback der Leistungen. Sie/er erwirbt die Fähigkeit, dem Team Beobachtungen unter Einbeziehung und Einsicht in theoretische Modelle und ge-gebene Alltagsbedingungen vorzustellen und dies auszuwerten.
VII. Erkennen der individuellen Entwicklung des Kindes Im Hinblick auf die zunehmende Individualisierung der erzieherischen Hilfe lernt die Prakti-kantin und der Praktikant, sich einen positiven Blick auf die kognitive, emotionale, körperli-che und soziale Entwicklung einzelner Kinder, Ihrer Lebenssituation und ihres kulturellen Hin-tergrundes zu verschaffen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
VIII. Entwicklung angemessener Handlungsstrategien Die Praktikantin und der Praktikant lernt auf dem Hintergrund eigener Beobachtungen und im Austausch mit der Ausbildungsleiterin /Ausbildungsleiter angemessen auf das Kind zu rea-gieren, Impulse zur Weiterentwicklung zu geben, unterstützende Hilfen zu planen, durchzu-führen und auszuwerten.
IX. Sich mit konzeptionellen Begründungen sozialpädagogischen Handelns auseinandersetzen Vor dem Hintergrund Erkenntnisse der Hamburger Bildungsempfehlungen setzt sich die Prak-tikantin und der Praktikant mit den konzeptionellen Besonderheiten des Trägers und der Ein-richtung auseinander. Diese gilt es zu verstehen und mit der erlebten Praxis zu vergleichen, um zu einer eigenen begründeten Position zu gelangen.
X. Aktivitäten mit Teilgruppen planen, durchführen, dokumentieren und auswerten Die Praktikantin und der Praktikant lernt Aktivitäten für Kleingruppen zu planen, zu organisie-ren, durchzuführen, auszuwerten und zu dokumentieren. Sie lernt Ziele für das Vorhaben zu entwickeln, die Durchführung zu planen, entsprechendes Arbeitsmaterial zu beschaffen, das Vorhaben im Team vorzustellen und Verlauf und Auswertung schriftlich festzuhalten.
XI. Eine berufliche Beziehung zur Ausbildungsleiterin /Ausbildungsleiter und zu den Mitarbei-terinnen und Mitarbeitern des Hauses gestalten Die Praktikantin und der Praktikant lernt eine angemessene, berufsbezogene Beziehung zur Ausbildungsleiterin aufzunehmen. Wie gewinnt die Fähigkeit zwischen persönlichen und fachkollegialen Kontakten zu unterscheiden und sich konstruktiv mit Kritik auseinanderzuset-zen. Darüber hinaus lernt sie die in der Einrichtung beschäftigten Mitarbeiterinnen und ihre Funktionen kennen. Durch die regelmäßige Teilnahme an Dienst- oder Mitarbeiterinnenbe-sprechungen erfährt sie Formen und Inhalte ihrer Zusammenarbeit. Wie leistet einen dem Grundlagenpraktikum angemessenen Kooperationsbeitrag unreflektiert die eigene Rolle im Team.
XII. Zusammenarbeit mit Familien Die Praktikantin und der Praktikant entwickelt und vertieft durch regelmäßige Gespräche mit der Ausbildungsleiterin / Ausbildungsleiter und in den kollegialen Praxisgesprächen in der FSP2 die eigene Fähigkeit zur systematischen Reflexion ihrer Tätigkeiten. Grundlage hierfür ist ihr /sein Portfolio. Sie/er lernt das eigene Handeln kritisch zu beleuchten und auf dem Hin-
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tergrund theoretischen Wissens und gegebener Alltagsbedingungen sprachlich kompetent zu beschreiben und zu reflektieren.
4.3. Die Rollen der Beteiligten im Verlauf des Praktikums
Die Schülerinnen und Schüler der FSP2 in der Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher befinden
sich während ihres Grundlagenpraktikums in permanentem Wechsel zwischen den Lernorten
Schule und Praxisausbildungsstelle. Beide Lernorte haben den Auftrag, durch die Verknüpfung von
Theorie und Praxis die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenzen durch die Praktikantinnen
und Praktikanten zu initiieren und zu begleiten. Die Praktikantinnen und Praktikanten nehmen in
diesen Bildungsprozessen die Schlüsselposition ein. Sie lernen von und mit den Lehrkräften der
FSP2 auf der Basis eines Menschenbildes2, das sich (auch) an Grundsätzen einer „Ermöglichungs-
didaktik“ orientiert. Ihr Kerngedanke ist durch ein Verständnis von Lernprozessen zu charakterisie-
ren, das „Lernen“ nicht als Resultat von „Lehren“ begreift sondern als einen Vorgang, der sich un-
terstützen und anregen lässt3. Die Praktikantinnen und Praktikanten sind in diesem Verständnis
für ihren Lernprozess und ihre Kompetenzentwicklung selbst verantwortlich, die Lernorte für die
Gestaltung von Rahmenbedingungen und eine zielgerichtete Ausbildungsbegleitung.
Daraus folgt für die Schülerinnen und Schüler, dass Ihnen ein hohes Maß an Verantwortung für die
(Mit-) Gestaltung der eigenen Ausbildung übertragen wird. Diese Verantwortungsübergabe ist
wesentlicher Bestandteil der Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher und zielt auf die bewusste
und reflektierte (Weiter-) Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz vom ersten Schultag an.
Sie beinhaltet die zuverlässige Weitergabe von Informationen und Absprachen in dem Dreiecks-
verhältnis zwischen Fachschule, Schülerin / Schüler und Praxisausbildungsstelle. Erst auf dieser
Basis kann sich die Stärke einer Ausbildung, die auf zwei Lernorten basiert, vollständig entfalten.
Für die Ausbilderinnen und Ausbilder an beiden Lernorten folgt daraus, dass den Lernenden auch
wachsende Verantwortungsübernahme zugetraut und zugemutet werden muss. Sollte dies in
Ausnahmefällen nicht gelingen, ist das unbedingt zu thematisieren und muss im Extremfall in der
Frage nach der Berufseignung der einzelnen Schülerin / des einzelnen Schüler münden.
Vor diesem Hintergrund ist die Bedeutung von Planungs- und Reflexionsgesprächen, durch die
Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter/-leiter wie auch durch die Lehrkräfte, hervorzuhe-
ben. Die Praktikantinnen und Praktikanten sind bei der Entfaltung ihres Höchstmaßes an Lerninte-
resse und Lernbereitschaft, Offenheit, Engagement und Initiative zu unterstützen. Sie benötigen
auch in dieser Perspektive (begleitete) Reflexionsprozesse.
2 vgl. Leitbild der FSP2, Anlage 1 3 vgl. z.B. Arnold, Rolf/ Schüßler, Ingeborg (Hrsg.) (2010): Ermöglichungsdidaktik - Erwachsenenpädagogische Grundlagen und Erfahrungen.
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5. Gestaltung eines individuellen Ausbildungsplanes im Grundlagenpraktikum Die mit der FSP2 kooperierenden Praxisausbildungsstellen bieten den zukünftigen Erzieherinnen
und Erziehern während ihrer Praktika in den Arbeitsfeldern vielfältige Ausbildungschancen. In ih-
rer Gesamtheit spiegeln die Praxisausbildungsstellen eine Vielfalt denkbarer pädagogischer Ansät-
ze und Konzepte. Jeder Praktikumsplatz bietet ganz eigene Bedingungen, jede Praktikantin und
jeder Praktikant bringt sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Daher muss die Ausbildungs-
planung individuell und in der konkreten Einrichtung erfolgen.
Handreichungen und Informationen der Schule sowie die „Praxisstandards4“ geben Hinweise auf
die Gestaltung der praktischen Ausbildung, bleiben in ihren Formulierungen aber abstrakt, um der
Heterogenität der Einrichtungen gerecht zu werden.
Der Ausbildungsplan ist eine Hilfe zur Strukturierung des Praktikums. Er ist ein wichtiges Instru-
ment zur konkreten Beschreibung von Ziel- und Schwerpunktsetzung sowie der Zeitplanung. Er
legt fest, was die Praktikantin und der Praktikant in dieser Einrichtung, bei dieser Ausbildungsleite-
rin / Ausbildungsleiter lernen kann und soll. Die Zielvereinbarung dient der Arbeitsplanung, der
Verständigung über zu erwartende Ergebnisse, der regelmäßigen Überprüfung der Qualität der
Arbeit und natürlich der (Weiter-) Entwicklung der Praktikantin und des Praktikanten.
Im Ausbildungsplan werden die Erfahrungen der Praktikantin und des Praktikanten berücksichtigt,
sowie die besonderen Fähigkeiten der Ausbildungsleiterin / des Ausbildungsleiters und die beson-
deren Gegebenheiten der Praxisstelle.
Die Themen im Lernort Schule sind im 1. Semester: Wahrnehmung - Beobachtung und Beziehung,
Lebenslagen und Lebenswelten.
Diese vorgegebenen inhaltlichen Zielvorstellungen sollen im Lernort Praxis berücksichtigt werden.
Die vorgegebenen inhaltlichen Zielvorstellungen werden flexibel gehandhabt, um einerseits das
persönliche Tempo von Entwicklungs- und Lernprozessen der Praktikantin und des Praktikanten zu
respektieren, d.h. deren individuelle Erfahrungen, Wünsche, Vorstellungen und Interessen einzu-
beziehen, und andererseits die besonderen Möglichkeiten der sozialpädagogischen Einrichtung
abzubilden.
Die Erstellung des Ausbildungsplans ist abhängig von dem Verlauf des Praktikums mit seinen ver-
schiedenen Phasen (siehe unten) und wird gemeinsam von der Praktikantin / dem Praktikanten
und der Ausbildungsleiterin / dem Ausbildungsleiter erstellt.
Der Ausbildungsplan ist immer ein individueller Plan, der die Interessen anderer am Prozess Betei-
ligten berücksichtigt und in konkrete Lernschritte übersetzt. Der Ausbildungsplan wird in der Regel
in den ersten 2-3 Wochen des Praktikums erarbeitet.
4 Hamburger Institut für Berufliche Bildung: Erzieherinnen/Erzieher – Standards für die praktische Ausbildung in Hamburg , Hamburg, 2013
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5.1 Phasen im Praktikumsverlauf
Den Praktikumsverlauf ist modellhaft in 4 Phasen einzuteilen, orientiert an der Ermöglichungsdi-
daktik der Erwachsenenbildung wie in den Kapiteln zuvor bereits angesprochen: die Startphase,
die Erprobungsphase, Verantwortungsphase und die Schlussphase.
In den jeweiligen Phasen sollen die Praktikantinnen und Praktikanten die Herausforderungen und
Facetten der sozialpädagogischen Arbeit in ihrer Einrichtung kennenlernen, um so Fachkompe-
tenz, Methodenkompetenz, Selbstkompetenz und Sozialkompetenz zu erlangen.
5.2 Aufgaben im Grundlagenpraktikum der 3jährigen Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher
Die in den folgenden Tabellen global beschriebenen Aufgaben im Grundlagenpraktikum sind vor
dem Hintergrund des frühen Ausbildungsverlaufes von den Praktikantinnen und Praktikanten aktiv
zu gestalten. Es gilt für sie die Balance zwischen zielstrebigem Lernverhalten und der Eingliederung
in das System der Praxisausbildungsstelle zu finden und zu reflektieren. Inhaltlich unterscheiden
sich die Aufgabenbeschreibungen lediglich in ihren Akzentuierungen von denen des Schwerpunkt-
praktikums im 4. Semester der Ausbildung. Im Grundlagenpraktikum liegt der Schwerpunkt auf
Orientierung, Erprobung und beginnender, sich ausweitender Verantwortungsübernahme.
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1. Startphase - Orientierungsphase
Kontaktaufnahme und Orientierung: Kennenlernen von Personen und Aufgaben - Vertrauen finden
Die erste Phase dient der Orientierung in einer neuen Arbeitsumgebung und der Kontaktaufnahme. Der Zeitraum der Orientierungsphase kann zwischen 1 bis 4 Wochen variieren.
Konkrete Aufgabenstellung der Praktikantin / des Praktikanten: o Kennenlernen der Einrichtung und deren Struktur, Abläufe und Routinen (Tagesablauf, Wo-
chenrhythmus, Räumlichkeiten und Materialien innerhalb/außerhalb der Einrichtung) o Orientierung in der Einrichtung (von innen nach außen) o Kennenlernen des Konzepts der Einrichtung o Kennenlernen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (pädagogisches, nicht-pädagogisches Per-
sonal) o Beobachten und Kennenlernen der Kinder bzw. Jugendlichen, Eltern, Erwachsenen, Bezugsper-
sonen, Kooperationspartner etc. o Kennenlernen des Umfelds der Kinder/Jugendlichen, Eltern, Bezugspersonen, Kooperations-
partner etc. o Kennenlernen verschiedener Arbeitsbereiche der Einrichtung o Erkundung des Sozialraums der Einrichtung o Kennenlernen der pädagogischen Grundhaltung der Mitarbeiter/innen, dem Bild vom
Kind/Jugendlichen, Erwachsenen,dem Konzept o Verabredungen über die Reflexionsgespräche und erste Aufgaben im Praktikum mit der Ausbil-
dungsleiterin / dem Ausbildungsleiter treffen
Konkrete Aufgabenstellung der Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter o Vorstellung der Einrichtung, Aufgaben, Rituale, Einrichtungsziele o Rahmenbedingungen und arbeitsrelevanten Fragen klären o Information über alle pädagogischen Vorgaben o Konzeption vorstellen o Einsatzplanung klären o Wöchentliche feste Reflexionszeit vereinbaren o Gegenseitige Erwartungen abklären o Bekanntmachen mit allen wichtigen Personen (Kolleginnen und Kollegen/ Kinder/ Jugendli-
chen/ Eltern/….) o Teameinbindung begleiten und beobachten o Erläuterung der unterschiedlichen Rollen in multiprofessionellen Teams und der Abgrenzung zu
anderen Professionen (z.B. Ergotherapeuten, Logopäden, Lehrerinnen und Lehrern, Therapeu-tinnen und Therapeuten)
o Vertrauensaufbau zu den Kindern und Jugendlichen begleiten o Bei Bedarf „Brücken bauen“ zur Kontaktaufnahme o Der Praktikantin / der Praktikant erste klare Aufgaben zu stellen
Am Ende der Orientierungsphase:
Verabredung und Dokumentation individueller fachlicher, methodischer, persönlicher Lernziele für die Zeit des Praktikums.
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2. Erprobungsphase
das sich Ausprobieren, Mitmachen und Erforschen in möglichst vielfältigen Tätigkeiten einer Erziehe-rin/eines Erziehers im jeweiligen Arbeitsfeld
Nach der intensiven Orientierung im neuen Tätigkeitsfeld und der Identifikation mit der eigenen Rolle sollten die Praktikantin / der Praktikant eine angemessene Sicherheit erwerben. Im Vordergrund stehen das Mitmachen und Erforschen. Ziel dieser Phase ist es, durch angeleitetes, praktisches Erproben in kleinen Teilbereichen Sicherheit zu gewinnen. Die Erprobungsphase kann je nach Praktikantin / Praktikant zwischen 3 und 7 Monaten dauern.
Konkrete Aufgabenstellung der Praktikantin / des Praktikanten: o regelmäßige Beobachtung und Dokumentation des kindlichen Lern- und Entwicklungsprozesses o Übernahme von Alltagsaufgaben (in Absprache mit der Ausbildungsleiterin / dem Ausbildungslei-
ter) und in Abhängigkeit von Einrichtungskalender, Entwicklungsgesprächen, Elternabenden, Dienstbesprechungen, Kinderreisen, Festen, Ferienangeboten, etc.
o Wahrnehmen von Bedürfnissen, Interessen und Potenzialen von Kindern und Jugendlichen und/oder Erwachsenen
o Aufbau von Beziehungen zu Kindern bzw. Jugendlichen und/oder Erwachsenen o Teilnahme, Planung und Mitgestaltung von pädagogischen Aufgaben und Angeboten. o Zunehmendes selbstständiges Einbringen in pädagogisches Handeln o Teilnahme an Dienstbesprechungen o Bearbeiten der Praxisaufgaben aus der FSP2
Konkrete Aufgabenstellung der Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter: o Fortführung der wöchentlichen Reflexion o Überprüfung und Modifizierung des individuellen Ausbildungsplans gemeinsam mit der Praktikan-
tin / dem Praktikanten o Vorbereitung der praktischen Erprobung in den verschiedenen Aufgabenbereichen mit der Prakti-
kantin / dem Praktikanten, die eine Herausforderung stellen. Der Praktikantin / dem Praktikanten zu ihren/seinen Aktivitäten Rückmeldung geben und entsprechende Erfahrungsräume schaffen.
o Die eigene Planung transparent machen und Hintergründe des pädagogischen Handelns erläutern. o Rückmeldung und Reflexion zur ErzieherInnenrolle (Selbst- und Fremdwahrnehmung) als Fortschritt
des Professionalisierungsprozesses Gemeinsame Handlungsstrategien entwickeln, Fragen zu klären, die Fachliteratur zu Rate zu ziehen, gemeinsam eine Analyse der Praxissituation vorzunehmen und zu planen etc.
Am Ende der Erprobungsphase Überprüfung der Einhaltung der im Ausbildungsplan erarbeiteten Zielsetzung und gegebenenfalls Überarbeitung der Zielsetzung
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3. Verantwortungsphase:
Zunehmende Übernahme von Teilbereichen Ziel: am Ende der Arbeit eine Entwicklung hin zu einer kompetenten Kollegin / einem Kollegen
In dieser Phase sollte die Praktikantin / der Praktikant in Absprache mit der Ausbildungsleiterin / dem Ausbildungsleiter weitgehend selbstständig, aber begleitet in Teilbereichen arbeiten. Die Ausbildungs-leiterin / der Ausbildungsleiter ist beratend tätig, gibt Impulse, reflektiert, evaluiert. Die Praktikantin / der Praktikant handelt hierbei zunehmend verantwortlich und wendet ihr theoreti-sches Wissen an. Die Verantwortungsphase dauert zwischen 1 bis 4 Monaten.
Konkrete Aufgabenstellung der Praktikantin / des Praktikanten: o Aufgreifen von Bedürfnissen, Interessen und Potenzialen der Kinder/Jugendlichen bei der Planung,
Durchführung, Dokumentation und Reflexion von pädagogischen Angeboten. o Aktives, selbstständiges Einbringen in den pädagogischen Alltag. o Erprobung und Reflexion der eigenen Rolle in Gruppenprozessen und in der Betreuung, Bildung und
Erziehung von Kindern und Jugendlichen o Übernahme von Verantwortung und Aufgaben in Teilbereichen o Selbständige Vorschläge und Initiative im Team o Erprobung von Teilen eigenverantwortlicher Zusammenarbeit mit den Eltern o Einordnung und Reflexion unterschiedlicher Vorstellungen von Erziehung und Bildung
Konkrete Aufgabenstellung für die Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter: o Realistische Selbsteinschätzung der Praktikantin / des Praktikanten im Bezug auf den pädagogischen
Arbeit mit einzelnen Kindern/ Jugendlichen bzw. mit Gruppen von Kindern/ Jugendlichen unterstüt-zen
o Fordern des selbständigen Arbeitens der Praktikantin und des Praktikanten o Regelmäßige Durchführung der Anleitungsgespräche
Am Ende der Verselbständigungsphase o Die Ausbildungsleiterin / der Ausbildungsleiter begleitet die Praktikantin /den Praktikant in dieser
Phase, schaut zu und regt an neue Lösungen im pädagogischen Handeln zu entwickeln und fordert ein theoretisch begründetes Vorgehen der Praktikantin und des Praktikanten.
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4. Abschlussphase
(Reflexion- Ablösung- Abschied nehmen)
In dieser letzten Phase geht es sowohl um einen Rückblick auf das Praktikum sowie um die Einleitung eine Abschieds. Idealerweise haben sich Beziehungen zwischen Kindern/Jugendlichen und der Prakti-kantin / dem Praktikanten entwickelt und verfestigt. Hier gilt es einen Abschied und eine Ablösung zu initiieren. Diese Phase kann bis zu 3 Wochen dauern.
Konkrete Aufgabenstellung der Praktikantin / des Praktikanten: o Bewusstmachung der eigenen Entwicklungsfortschritte o Formulierung von Zielen für den weiteren Ausbildungsverlauf (Schule/Praxis) o Beschaffung der erforderlichen Unterlagen über den Praktikumsverlauf und das Praktikumsergeb-
nis
o Gestaltung des Abschiedes für Kinder bzw. Jugendliche, Eltern und Team (Ankündigung des Fort-gehens für die Zielgruppe und das Team, evtl. ein gemeinsamer Ausflug oder eine kleine Feier, ein Abschiedsbrief an die Eltern, o.ä.)
o Gemeinsame Abschlussreflexion
Konkrete Aufgabenstellung für die Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter: o Vorbereitung des Abschieds in der Gruppe o Verteilung der Aufgabenbereiche der Praktikantin
Am Ende der Abschlussphase: o Wichtig ist, dass alle Angebote oder Projekte abgeschlossen werden. Auch Versprechungen (vor
allem gegenüber den Kindern/ Jugendlichen und Kolleginnen und Kollegen) müssen eingehalten
werden. So kann die Verabschiedung erfolgen.
Im Folgenden eine Übersicht für eilige Leser und Leserinnen
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Übersicht Praktikumsphasen - Aufgaben
Einstiegsphase
1-4 Wochen
Erprobungsphase
3-7 Monate
Verantwortungsphase
1-4 Monate
Abschlussphase
Bis 3 Wochen
Einstiegsphase
Entwicklung eines individuellen Ausbildungsplanes
Fortschreibung des individuellen
Ausbildungsplanes
Abschied rechtzeitig den Kindern / Jugendlichen, Eltern, Team u.a. bekannt geben
Reflexion/ Feedback
Kontaktaufnahme mit Ausbildern
Team
weiteren Mitarbeiterinnen / Mitar-beiter
Kindern
Eltern/Familien
Erprobung in Handlungsfeldern 1-6 u. professioneller Haltung
Erledigung von
Praxisaufgaben & Leistungsnachweisen aus dem Unterricht
Regelmäßige wöchentliche Ausbildungs-
gespräche
Selbstverantwortliche Aufgaben-bereiche in Handlungsfeldern 1-6
u. professioneller Haltung Erledigung von
Praxisaufgaben & Leistungsnachweisen aus dem Unterricht
Regelmäßige wöchentliche Ausbildungs-
gespräche
Feedback
Abgabe in der Schule: des Formulars „Ergebnis der prakti-
schen usbildung“ in jedem Sem-ester
Praktikumsaufgaben
Anwesenheitsliste
Orientierung
Einrichtung/ Konzept
Struktur
Regeln
Tagesablauf/Wochenrhythmus etc.
Erzieheraufgaben
Stadtteil
und anderes
Formalien/Abgabe in der FSP:
Ausbildungsvereinbarung
Praktikumsaufgaben
Leistungsnachweise je nach Abgabe-termin
Praktikums-Anwesenheitsliste
Protokolle der Ausbildungsgesprä-chen
Formular „Ergebnis der praktischen usbildung“ in jedem Semester
Formalien/Abgabe in der FSP2:
Ausbildungsvereinbarung
Praktikumsaufgaben
Leistungsnachweise je nach Abgabe-termin
Praktikums-Anwesenheitsliste
Protokolle der Ausbildungsgesprä-chen
Formular „Ergebnis der praktischen usbildung“ in jedem Semester
Abschied feiern Letzter Praxistag Ist der ______________
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5.3 Entwicklungsaufgaben im Grundlagenpraktikum in Anlehnung an das Qualifikationsprofil
Frühpädagogik
Die Entwicklungsaufgaben der Schülerinnen und Schüler im Grundlagenpraktikum orientieren sich
an dem „Kompetenzorientierten Qualifikationsprofil“ der KMK. Wir übernehmen im Folgenden die
Darstellung aus der Systematik des „Qualifikationsprofils Frühpädagogik“ und folgen der Gliede-
rung in die Dimensionen „Handlungsfelder“, „Prozess“ und „professionelle Haltung“. Für die prak-
tische Ausbildung ist anzustreben, die Praktikantinnen /Praktikanten in möglichst alle Handlungs-
felder zunehmend verantwortlich einzubinden.
In grafischer Darstellung5 auf der nächsten Seite
5 Qualifikationsprofil „Frühpädagogik“ – Fachschule/Fachakademie, Deutsches Jugendinstitut e.V., München, 2011, S. 15 nur als download erhältlich: http://www.weiterbildungsinitiative.de/uploads/media/WiFF_Kooperationen_1_Qualifikationsprofil_Internet.pdf, 10.01.14, 13:30
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Die notwendige Begleitung der Entwicklungsaufgaben erfolgt im Grundlagenpraktikum im Kurs
„Kollegiale Praxisgespräche“. Im Schwerpunktpraktikum im Vertiefungskurs Praxis / „Kollegiale
Praxisgespräche , jeweils in der Schule. Dennoch sind die Entwicklungsaufgaben empfohlener Ge-
genstand für Ausbildungsgespräche in beiden Praktika. Die Praktikantin / der Praktikant nimmt
hier die Rolle der / des Berichtenden ein und holt sich ein Feedback.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass Entwicklungsaufgaben in Form von Kompetenzen formuliert
werden und es nicht möglich ist, diese jemals abschließend, gewissermaßen als fertiges Endpro-
dukt, vorzuweisen. Gleichermaßen ist davon auszugehen, dass die Schülerinnen und Schüler be-
reits in unterschiedlicher Ausprägung Grundlagen in den geforderten Kompetenzen besitzen.
Ebenso wird in den Kompetenzbeschreibungen deutlich, dass die Grenzen zwischen den theoreti-
schen und praktischen Grundlagen des beobachtbaren pädagogischen Handelns der Schülerinnen
und Schüler, wie auch zwischen den Rollen der verschiedenen Lernorte, fließend verlaufen. Die
Integration der Lernerfahrungen in Schule und Praxis ist von den Schülerinnen und Schülern zu
reflektieren.
Es ist die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler, den jeweiligen Stand der Entwicklung ihrer Kom-
petenzen, vor dem Hintergrund ihrer Praxiserfahrungen, zu reflektieren und an ausgewählten Bei-
spielen darüber in Anleitungsgesprächen in der Praxis und in den Kollegialen Praxisgesprächen zu
berichten. Angesichts der Fülle der Kompetenzanforderungen an (zukünftige) Erzieherinnen und
Erzieher nehmen die Schülerinnen und Schüler eine individuelle Schwerpunktsetzung vor. Darüber
hinaus ist im Sinne lebenslangen Lernens eine dauerhafte Weiterentwicklung und Professionalisie-
rung der geforderten Kompetenzen anzustreben. Diese individuelle Weiterentwicklung zeigt sich
in beiden Praktika, im Unterricht der Fachschule, in Selbstlernzeiten oder auch in der späteren
beruflichen Praxis fort. Die Schülerinnen und Schüler sollten spätestens ab dem Ende ihres Grund-
lagenpraktikums über ihren Entwicklungsstand der aufgezählten Kompetenzen Auskunft geben
und daraus ihren individuellen Lernbedarf, wie auch Lernwünsche ableiten können.
Als Hilfe bzw. „Übersetzung“ dienen das folgende Schema sowie beispielhafte Erläuterungen.
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Wie professionalisiere ich mein Handeln im sozialpädagogischen Berufsalltag?
Praxissituation Wissen und Verstehen Analyse und Bewertung
Beschreibe möglichst konkret eine Praxissituation, die dich herausfordert, so dass eine außenstehende Person diese nachvollziehen kann. Wer sind Beteiligte in der Situation? Welche Gefühle treten bei dir auf? Wie fühlen sich die anderen wohl? Welche Stichworte schießen dir bei dieser Thematik in den Kopf? Was möchtest du verändern? Halte deine Ergebnisse schriftlich fest.
An welche Unterrichtsinhalte kannst du anknüpfen, wenn du an diese Praxisherausforderung denkst? Welche Artikel aus sozialpädagogischen Fachzeitschriften,
Internetfachportalen, Kapitel aus Fachbüchern kannst du lesen, um mehr über das Thema deiner Praxissituation zu erfahren? (Bitte Quellen angeben Autor, Titel, Untertitel, Erscheinungsort, Erschei-nungsjahr, Seitenzahl/en)
Welche Experten aus der Praxis kannst du befragen (z.B. die Ausbildungsleiterin, die Einrichtungsleitung, Experten einer Beratungsstelle o. anderen Einrichtung)? Wie kannst du dich zu deinem Thema kollegial beraten lassen? Welche Fragen stellst du? Welche Antworten bekommst du? Halte deine Ergebnisse schriftlich fest.
Welche Rahmenbedingungen findest du genau in deiner Praxissituation bzw. beim einzelnen Kind/Jugendlichen/der Gruppe/Team zu deinem Thema vor? Welche Ideen und Erkenntnisse aus den Theoriebau-steinen bzw. den erhaltenen Antworten auf deine Fragen lassen sich in deiner Praxissituation realisie-ren? Was hältst du aus welchen Gründen für sinnvoll? Halte deine Ergebnisse schriftlich fest.
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Wie professionalisiere ich mein Handeln im sozialpädagogischen Berufsalltag?
Planung und Konzeption
Durchführung Evaluation und Reflexion
Welche konkreten Schritte planst du konkret, damit du diese herausfordernde Praxissituation s.o. profes-sionell bewältigen kannst? Passt dieses Vorgehen zum Konzept der Einrichtung? Welche Absprachen sind mit den anderen Mitarbei-tern/innen entscheidend (Raum, Zielgrup-pe/Teilnehmer/innen, Zeit/raum, Rest der Gruppe, Materialien, Personal, Finanzen, etc.)?
Halte Deine Ergebnisse schriftlich fest.
Erprobe dich in der Situation/Aufgabe Evtl. kannst du eine/n Beobachter/in für ein späteres Feedback dazu bitten (z.B. die Ausbildungsleiter/in, eine Kolleg/in, andere Praktikant/in )
Wenn du dich noch einmal genau auf die einzelnen Schritte besinnst, welche hast du als positiv, zielfüh-rend, angenehm empfunden? Warum? Welche Schritte bewertest du als negativ, wenig zielführend, unangenehm? Warum? Wie würde/n die Beteiligten an der Praxissituation deine Durchführung bewerten? Welche konkreten Handlungsalternativen kannst du entwickeln für eine ähnlich Situation? Welches Feedback gibt dir die beobachtende Person (s.o.)? Halte deine Ergebnisse schriftlich fest. Starte ggf. den Kreislauf der Professionalisierung von vorn.
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Beispielhafte Konkretisierungen in einzelnen Handlungsfeldern: Entwickle mindestens ein eigenes Beispiel, das zu deiner Praktikumssituation
passt. Dies sind exemplarische Formulierungen; Finde Deine eigenen Inhalte.
Wissen und Ver-stehen
Analyse und Be-wertung
Planung und Kon-zeption
Durchführung Evaluation und Reflexion
Zeitraum der Be-arbeitung
Kinder in ihrer Le-benswelt verstehen und Beziehungen zu
ihnen entwickeln
Texte lesen, Experten aus der Praxis befragen, um die Bedürfnisse, die
Lebenswelt der Ziel-gruppe zu verstehen
Unterrichtsbausteine an der FSP 2 nutzen
Betrachten, welche Parallelen aus der Fachli-
teratur auf die Kin-der/Jugendlichen auf die Einrichtung übertragbar
sind
Gezielte Planung von Schritten zur Kontakt-
aufnahme, Beziehungsaufbau zu
einzelnen Kin-dern/Jugendlichen,
welche in den Tagesab-lauf der Einrichtung
passen
Kontaktaufnahme und Beziehungsaufbau, indem ich mich anbiete als Ge-sprächs- und/oder Spiel-
partnerin in Alltagssituati-onen
Selbstreflexion und Fremdeinschätzung
durch die Ausbildungs-leiterin
Entwicklung von Hand-lungsalternativen
Einstiegsphase und weiterer Praktikumsver-
lauf
Entwicklungs- und Bildungsprozesse unterstützen und
fördern
Texte lesen, Experten aus der Praxis befragen,
um die Entwicklungs- und Bildungsprozesse der Zielgruppe in der
Einrichtung zu verstehen Unterrichtsbausteine an
der FSP 2 nutzen
Analyse + Bewertung
was ist übertragbar auf meine Einrichtung und
meine Zielgruppe
Planung in Abstimmung mit dem Team, Konzept,
Tagesablauf, den Rah-menbedingungen
von der gezielten Beglei-tung in Entwicklungs-
und Bildungsprozessen
Bewusst auf die eigene Wahrnehmung achten; Beobachtungs- und Do-kumentationsverfahren erproben; Entwicklungs-
und Bildungsprozesse darauf aufbauend im
Alltag, durch Angebote o.ä. begleiten
Selbstreflexion und Fremdeinschätzung
durch die Ausbildungs-leiterin
Entwicklung von Hand-lungsalternativen
Evaluation durch die Kinder/Jugendlichen
Erprobungsphase im Praktikumsverlauf
1. und 2. Semester
Gruppenpädagogisch handeln
Texte lesen, Experten aus der Praxis befragen, um die Gruppenprozes-
se der Zielgruppe in der
Einrichtung zu verstehen Unterrichtsbausteine an
der FSP 2 nutzen
Analyse + Bewertung was ist übertragbar auf
meine Zielgruppe; In welcher Gruppenpha-
se befinden sie sich?
Planung in Abstimmung mit dem Team, Konzept,
Tagesablauf, den Rah-menbedingungen
Wie kann ich gezielt diese Gruppenprozesse
begleiten?
Erprobung in Gruppen
Mit Eltern und Be-zugspersonen
zusammenarbeiten
Institution und Team entwickeln
In Netzwerken ko-operieren und Über-
gänge gestalten
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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Beispiele für das Vorgehen
Professionelle Dimension
Persönliche Ziele
Hinsichtlich meiner Vorbildfunktion und als Konfliktbegleiterin möchte ich in Konfliktsituationen
zukünftig ruhig und sachlich Konflikte besprechen und eine neutrale Haltung bezüglich der Streit-
schlichtung mit Kindern einnehmen. Dabei achte ich darauf, meine Gefühle wahrzunehmen, sie zu
lokalisieren und zu ordnen sowie sie verbal mitzuteilen. Im Kontakt mit Kindern bemühe ich mich
um eine allparteiliche Haltung ohne ein Verhalten eines Kindes besonders zu bevorzugen. Ich
nehme die Kinder ernst und vermittele ihnen meine Wertschätzung und ermuntere zu einer ge-
meinsamen Konfliktlösung. Dabei übe ich mich in Zurückhaltung bezüglich eigener Lösungsvor-
schläge.
Dazu erarbeite ich mir theoretisch verschiedene Strategien der Konfliktbewältigung insbesondere
des Verhaltens einer Konfliktbegleiterin und bespreche mein Vorgehen mit meiner Ausbilderin/
meinem Ausbilder. In weiteren Schritten erprobe ich mein erworbenes Wissen, indem ich es in
Konfliktsituationen konkret anwende. Dabei achte ich darauf, dass ich von den Kindern gut zu hö-
ren bin, ohne mir mit lauter Stimme Gehör zu verschaffen.
Handlungsfeld 1 Kinder in ihrer Lebenswelt verstehen und Beziehungen zu ihnen entwickeln
Praktikumsaufgaben / Herausforderungen für mich sind:
Während meines Praktikums nehme ich zu zwei Kindern gezielt Kontakt auf, da zu ihnen bisher
wenig Beziehung meinerseits bestand. Dazu möchte ich ergründen, warum eine bisherige Bezie-
hung erschwert wurde und welches meine eigenen Anteile daran sind. Dazu reflektiere ich meine
Beweggründe und setzte mich detailliert mit eigenen Sympathien und Antipathien auseinander.
Ich informiere mich über die Lebenszusammenhänge der Kinder und ermittele ihre Bedürfnisse,
um sie besser zu verstehen. Theoretisch erarbeite ich mir unterschiedliche Möglichkeiten des Auf-
baus einer pädagogischen Beziehung und erprobe mich in deren Umsetzung wie bspw. Gespräche
führen, offene Fragen stellen, teilnehmende Beobachtungen, Angebot eines gemeinsamen Spieles
usw. Dabei reflektiere ich mein konkretes Vorgehen und verändere bzw. optimiere mein Verhal-
ten. Diese neuen Vorgehensweisen erörtere ich eingehend mit meiner Ausbilderin meinem Anlei-
ter und plane auf dieser Grundlage meinen nächsten Handlungsschritt.
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5.4 Gestaltung eines individuellen Ausbildungsplanes im Grundlagenpraktikum für
das 1. Semester
Praktikumsaufgaben:
Kontaktaufnahme zu den Beteiligten in der Einrichtung
Gestalte die Kontaktaufnahme aktiv zu den unterschiedlich Beteiligten deiner Einrichtung, wie den
Kindern oder Jugendlichen, ihren Sorgeberechtigten bzw. ihren Familien, den dort tätigen Päda-
gogen ebenso wie zu dem nichtpädagogischen Personal und ggf. zu bedeutsamen Kooperations-
partnern für die Einrichtung.
Dazu ist es günstig, sich neben der täglichen persönlichen Präsenz auch in einer langfristigeren
Möglichkeit vorzustellen, wie bspw. in einem selbstgestalteten ‚Steckbrief‘ an dem Mitteilungs-
bord der Einrichtung oder auf einem Elternabend.
Setze dich in der Beziehungsaufnahme mit den Personen auch mit dem Spannungsfeld Nähe und
Distanz auseinander, um eine berufliche Nähe zur Kontaktgestaltung zu nutzen als auch eine pro-
fessionelle Distanz zu wahren. Reflektiere weitergehend deine Beziehungsgestaltung unter den
Aspekten Sympathie – Antipathie, um eine bewusste Auseinandersetzung mit deinen Motiven der
Kontaktaufnahme zu erlangen. Auch die persönliche Art deiner Beziehungsaufnahme hinsichtlich
Eigeninitiative – Passivität ist von dir zu reflektieren, um dich in deinem Handeln wahrzunehmen
und dich anderen mitzuteilen. Erprobe dich dazu in unterschiedlichen Kommunikationsformen
wie dem gezielten Mitteilen deiner Beweggründe, deiner eigenen Hypothesenbildung, deiner In-
terpretationen von Beobachtungen, dem neugierigen Nachfragen, dem Infrage stellen, dem Ar-
gumentieren, dem aktiven Zuhören usw.
Orientierung innerhalb und außerhalb der Einrichtung
Lerne deine gewählte Praxiseinrichtung kennen, indem du dich intensiv mit dem pädagogischen
Konzept, der daraus hervorgehenden pädagogischen Grundhaltung der Erzieher und ihrem Bild
vom Kind vertraut machst.
Nehme die Organisation des Ablaufes wahr, indem du den Rhythmus der Alltagsgestaltung, des
Wochen- und Jahresablaufes sowie der besonderen Ereignisse herausfindest. Zur ersten Orientie-
rung ist unabdingbar die vorherrschenden Regeln und Rituale zu kennen, auf deren Basis die pä-
dagogischen Interventionen beruhen.
Mache dich weitergehend mit den Räumen der Einrichtung vertraut, sowohl im Hausinneren als
auch mit dem Außengelände. Finde heraus, welche Möglichkeiten der jeweiligen Nutzung beste-
hen und wie sie von dir für pädagogische Anliegen wie bspw. einer Kleingruppenarbeit belegt
werden können.
Schwerpunkt der Orientierung ist das Kennenlernen des differenzierten Tätigkeitsfeldes von der
Erzieherin / dem Erzieher dieser Einrichtung. Je nach Arbeitsfeld gestaltet sich das Tätigkeitsprofil
deiner zukünftigen Berufsgruppe sehr unterschiedlich. Sowohl pädagogische, pflegerische, haus-
wirtschaftliche, administrative, informierende, kommunikative Aufgaben etc. sind von Erziehern
zu leisten – in einem durchaus differierenden Umfang. Erstelle ein Mind-map [siehe Methoden-
handbuch] zu den Aufgaben einer Erzieherin / Erzieher in deiner Einrichtung und bewerte den je-
weiligen prozentualen Umfang dieser Tätigkeiten.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
37
Erweitere deinen Orientierungsradius, indem du dir den Stadtteil differenzierter erarbeitest, in
welchem sich deine Einrichtung befindet. Recherchiere, mit welchen Institutionen deine Einrich-
tung vernetzt arbeitet, lerne die bedeutsamen Kooperationseinrichtungen für die Einrichtung ken-
nen und nehme ggf. zu diesen Kooperationspartnern Kontakt auf.
Soziale Wahrnehmung und Be(ob)achtung
Wähle ein Kind oder einen Jugendlichen aus, den du über einen längeren Zeitraum [mindestens
zwei Monate] kontinuierlich begleiten willst. Wende die erlernten Techniken des systematischen
Beobachtens an, halte deine Beobachtungen in ausgewählten Dokumentationsverfahren fest und
schenke dem Kind / Jugendlichen dadurch Beachtung.
Wähle ein ressourcenorientiertes Be(ob)achtungs- und Dokumentationsverfahren aus, welches
der individuellen Begleitung des Kindes / Jugendlichen entspricht und erprobe dich in deren For-
mulierung.
Übernahme von Tätigkeiten einer Erzieherin und Erzieher im Tagesablauf dieser Einrichtung
Die Tätigkeiten einer Erzieherin / eines Erziehers sind vielfältig. Nutze dazu das von dir erstellte
Mind-Map der Erzieheraufgaben und wähle aus, welche davon du bereits eigenverantwortlich
übernehmen kannst [wie pädagogischen, pflegerischen, versorgenden, hauswirtschaftlichen, ver-
waltenden, informierenden, kommunikativen etc.].
In der Tagesgestaltung der Einrichtung könnte es zum Beispiel die Gestaltung des Morgenkreises
sein, die Begleitung der Kinderkonferenz / des Klassenrates, die vermittelnde Rolle als Streit-
schlichterin/ Streitschlichter bei Konflikten der Kinder oder anderes. Im pflegerischen Bereich wä-
re das Wickeln der Kinder nach einem angemessenen Beziehungsaufbau denkbar, die Begleitung
beim Zähne putzen oder beispielsweise die Schlafbegleitung. Auch die gemeinsame Zubereitung
von Mahlzeiten, das gemeinsame Eindecken und die Essenseinnahme könnten von dir nach Ab-
sprache mit deiner Ausbilderin/Ausbilder selbstständig vorbereitet und durchgeführt werden.
Wähle auch im administrativen Bereich eigenverantwortliche Aufgaben aus wie bspw. das Schrei-
ben eines Protokolls, das Führen von Listen, das Erstellen von Informationsbriefen an Sorgebe-
rechtigte, das Formulieren von Einladungen zu Elternabenden und anderes mehr. Entscheide
ebenfalls mit deiner Ausbilderin, wann der Zeitpunkt geeignet ist, die Eltern/ Bezugspersonen in
kurzen Gesprächen wie einem Tür- & Angelgespräch über das Tagesgeschehen der Einrichtung
mündlich zu informieren.
Begleitung von Bildungs- und Entwicklungsprozessen
Begleite ein Kind / einen Jugendlichen in seinem Bildungs- und Entwicklungsprozess, indem du sie/
ihn individuell begleitest oder in einer Kleingruppe als auch in der Gesamtgruppe. Nutze dazu das
von dir erprobte Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren [siehe Soziale Wahrnehmung und
Be (ob)achtung] und ergänze es um geeignete ressourcenorientierte sozialpädagogische Techni-
ken, die sowohl den Entwicklungsprozess des Kindes / Jugendlichen unterstützen als auch dem
Vorgehen der Einrichtung entsprechen.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
38
Vorausgesetzt wird dabei eine offene Planung, die bei der anschließenden Durchführung auch
abgeändert genutzt werden sollte [je nach situativem Erfordernis] und einer anschließend diffe-
renzierten Reflexion des Angebotes, um nächstfolgende Handlungsschritte sinnvoll abzuleiten.
Ressourcenorientierte sozialpädagogische Techniken sind aus dem Zuschnitt der Begleitungsform
zu wählen, wie bspw. bei Begleitung einer einzelnen Person die Arbeit mit Lerngeschichten oder
das Erstellen eines Portfolios mit dem Kind/ Jugendlichen. In der Kleingruppenarbeit könnte sich
die Wahl auf ein Soziogramm oder das Sozialatom u. ä. beziehen. Im Methodenkoffer der FSP2
sind wertvolle Hinweise als auch Anregungen aus dem Lernfeldunterricht zu nutzen.
Teilnahme an Dienstbesprechungen und Veranstaltungen der Einrichtung
Die Teilnahme an den Dienstbesprechungen der Institution ist verbindlich. In einigen wenigen
Ausnahmefällen kann es sein, dass die Praktikantin / der Praktikant von Dienstbesprechungen
ausgeschlossen werden. Besprich diese Situation mit deiner praxisbegleitenden Lehrkraft. Hier ist
der Raum, sich zu unterschiedlichen pädagogischen Vorstellungen oder Vorgehensweisen, zu Rol-
lenausübungen und Regelwerken etc. einen Standpunkt zu erarbeiten und eine eigene Meinung zu
bilden. Weitergehend solltest du dich aktiv einbringen, indem du deine Meinungen im Team ver-
trittst und Sicherheit in deiner Argumentation erwirbst. Du solltest dich weiterhin aktiv an Planun-
gen beteiligen, konkrete Aufgaben darin übernehmen und sie verlässlich ausführen. Dazu gehört
ebenfalls das Erstellen eines Protokolls der Besprechung im rotierenden Verfahren aller Beteilig-
ten.
Veranstaltungen mit Sorgeberechtigten wie bspw. ein Elternabend oder ein Sommerfest sind mit
allen Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern und eventuell den Kindern / Jugendlichen gemeinsam vor-
zubereiten. Die Raumvorbereitung, die Beköstigung, der Ablauf ebenso wie die einzelnen Ge-
sprächs- / Aktivitätspunkte u.a. Getroffenen Absprachen sollten verantwortungsvoll geleistet und
verlässlich durchgeführt werden.
Zusammenfassung für eilige Leserinnen / Leser:
o Kontaktaufnahme zu den verschiedenen Menschen in der Einrichtung
o Orientierung inner- und außerhalb der Einrichtung
o Tätigkeitsprofil von Erziehern
o Auseinandersetzung mit dem pädagogischen Konzept
o Wahrnehmung und Be(ob)achtung der Zielgruppe
o Begleitung von Bildungs- und Entwicklungsprozessen
o Kennenlernen ressourcenorientierter sozialpädagogischer Techniken
o Teilnahme an Dienstbesprechungen
o Teilnahme an Veranstaltungen der Einrichtung
o Ausgewählte Kontakte mit Sorgeberechtigten
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
39
5.5 Gestaltung eines individuellen Ausbildungsplanes im Grundlagenpraktikum für
das 2. Semester
Praktikumsaufgaben:
Kontakterweiterung zu den Beteiligten in der Einrichtung
Die bereits bestehenden Kontakte zu den unterschiedlich Beteiligten deiner Einrichtung sollten
von dir entsprechend genutzt werden, um Beziehungen positiv zu verändern und zu festigen. Trag-
fähige Beziehungen erlauben dir, auch in Konfliktsituationen wirksam einzuschreiten und berech-
tigen dich zu einer Intervention.
Vergegenwärtige dir deine Kommunikationsformen und verfeinere sie. Nehme bewusst wahr, wie
du sowohl nonverbal als auch verbal in einem Dialog agierst/ reagierst und entdecke deine Wir-
kung auf andere Menschen. Beeinflusse deine Kommunikationsform in der Art, dass sie sowohl
angemessen als auch sozialpädagogisch wirksam ist.
Orientierung innerhalb und außerhalb der Einrichtung
Erweitere dein bisheriges Wissen um den Orientierungsradius, indem du dir den Stadtteil differen-
zierter erarbeitest, in welchem sich deine Einrichtung befindet. Erstelle eine Analyse des Sozial-
raumes [Sozialraumanalyse] und trage Zahlen und Fakten des Quartiers zusammen [Bevölke-
rungsdichte, Migrationsanteil, Besonderheiten u. a.], um ein Bild der Umgebung und Einflussgrö-
ßen zu erhalten. Ermittele den Träger deiner Einrichtung, informiere dich über weitere Tätigkeits-
schwerpunkte des Trägers, und den eventuellen Dachverband, dem die Einrichtung angeschlossen
ist. Recherchiere, mit welchen Institutionen deine Einrichtung vernetzt arbeitet, lerne die bedeut-
samen Kooperationseinrichtungen für die Einrichtung kennen und nehme ggf. zu diesen Koopera-
tionspartnern Kontakt auf. Ein Besuch der Kooperationseinrichtungen wäre wünschenswert, bspw.
den Allgemeinen Sozialen Dienst zur Aufnahmevermittlung von Kindern [Kitagutschein, Pflegesatz
u.a.].
Soziale Wahrnehmung und Be(ob)achtung
In der individuellen Arbeit mit einer dir anvertrauten Person [Kind, Jugendlicher] ist eine Klienten
zentrierte Haltung nach Carl Rogers in unserem Sinne. Überprüfe deine innere Einstellung Men-
schen gegenüber und reflektiere deine Haltung zu Andersartigkeit. Setze dich aktiv mit den Le-
benssituationen von Kindern / Jugendlichen und deren Familien in ihrem Stadtteil auseinander
und lerne die dir gebotene kulturelle Vielfalt kennen. Überprüfe dich, wie du anderen verdeutli-
chen kannst, dass du ihre Besonderheit wertschätzt.
Übernahme von Tätigkeiten einer Erzieherin und Erzieher im Tagesablauf dieser Einrichtung
Erweitere Dein Repertoire an Tätigkeiten einer Erzieherin / eines Erziehers. Nutze dazu das von dir
erstellte Mind-Map der Erzieheraufgaben und wähle neue Tätigkeitsschwerpunkte aus, die du in
dieser Praktikumszeit eigenverantwortlich übernehmen willst/kannst. [wie pädagogischen, pfle-
gerischen, versorgenden, hauswirtschaftlichen, verwaltenden, informierenden, kommunikativen
etc.].
Hierunter fallen beispielsweise themenbezogene Angebote, die sich auf die Beteiligung von Kin-
dern / Jugendlichen ausrichten; die Begleitung von Kindern/ Jugendlichen in Streitsituationen mit
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
40
der Intention, Konflikte konstruktiv in der Klärungs- und Lösungsfindung zu begleiten oder mit
ausgewählten Interaktionsspielen zu untermauern. Auch die Mitgestaltung einer Präventions-
gruppe wie „Faustlos“ wäre denkbar und vieles andere mehr.
Bespreche mit deiner Ausbilderin/ deinem Ausbildung, welche Möglichkeiten sich aus der Konzep-
tion und Arbeitsweise der Einrichtung ergeben und was sowohl sie dir zutraut als auch du selbst.
Begleitung von Bildungs- und Entwicklungsprozessen
In der Begleitung eines Kindes / eines Jugendlichen in seinem Bildungs- und Entwicklungsprozess
nutze weiterhin die dir vertrauten Techniken und erprobe dich in Neuen. Entwickel im Gespräch
mit deinen Lehrkräften bzw. deiner Ausbilderin/ deinem Ausbilder eine ’individuelle Fragestellung‘
in der Begleitung der Einzelperson und löse diese mit Hilfe von neuen Anregungen aus dem Lern-
feldunterricht, mit geeignetem Material aus der Bibliothek oder hilfreichen Tipps deiner Ausbilder.
Beachte dabei dringend die Partizipationsmöglichkeiten der Betroffenen und fungiere als Begleit-
person oder Anstoßgebende.
Teilnahme an Dienstbesprechungen und Veranstaltungen der Einrichtung
Die Teilnahme an den Dienstbesprechungen der Institution bleibt verbindlich (siehe Seite 38).
Festige deine Argumentationskompetenzen und finde deine Rolle im Team. Berichte selbstständig
von deinen Be[ob]achtungen und teile dich hinsichtlich deiner Vermutungen / Interpretationen
mit. Hole aktiv die Meinung deiner Teamkolleginnen/ Teamkollegen dazu ein, wäge unterschiedli-
che Standpunkte ab und teile dich in deiner Meinungsfindung den anderen mit. Finde eine ausge-
wogene Präsenz deiner Person, die sowohl mitteilsam als auch zuhörend ist.
Die Teilnahme an Gesprächen mit Sorgeberechtigten sollten dir ermöglicht werden, wobei du das
Gespräch aktiv verfolgen solltest, um anschließend in der Reflexion von deinen Beobachtungen zu
berichten. Gerade die andere Perspektive, die du in diesem Gespräch einnehmen könntest, dient
der Erweiterung des Teamblickwinkels. Einen aktiveren Part der Gesprächsführung in einem El-
terngespräch ist vorher unbedingt mit der Bezugserzieherin / der Gruppenerzieherin zu klären.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
41
Zusammenfassung für eilige Leserinnen / Leser:
o Kontakterweiterung zu den Menschen der Einrichtung
o Kommunikationsformen aktiv nutzen
o Haltung und Einstellung reflektieren
o Orientierung inner- und außerhalb der Einrichtung
o Erweitertes Tätigkeitsprofil von Erziehern
o Selbstverantwortliche Aufgaben übernehmen
o Wahrnehmung und Be(ob)achtung der Zielgruppe
o Begleitung von Bildungs- und Entwicklungsprozessen eigeninitiativ bearbeiten
o Umsetzung ressourcenorientierter sozialpädagogischer Techniken
o Teilnahme an Dienstbesprechungen und Veranstaltungen der Einrichtung
5.6 Abschließende Bemerkungen Die Praxis- und Entwicklungsaufgaben sind Bestandteil der Ausbildungsgespräche zwischen dir und
deiner Ausbilderin/ deinem Ausbilder. Dazu ist es erforderlich, dass die entsprechenden Beobach-
tungen, Bearbeitungen und Prozesse schriftlich dokumentiert werden. Ein Dokumentationsbuch
für die zwei Praxissemester der Grundausbildung sollten von dir verantwortlich geführt und im
wöchentlichen Anleitungsgespräch sowohl vorliegen als auch inhaltlich genutzt werden. Die Inten-
sität der Auseinandersetzung mit den Praxisaufgaben ist unter anderem Bestandteil der Beurtei-
lung durch deine Ausbilderin/ deinen Ausbildung.
Im Ausbildungsbegleitbuch sollten sowohl der Professionalisierungsprozess [siehe Kapitel 5], deine
Tätigkeiten im Praktikum als auch deine weiterführenden Gedanken und Auseinandersetzungen
niedergeschrieben werden. Der Professionalisierungsprozess sollte pro Semester in einem ande-
ren Handlungsfeld erfolgen – du wählst aus, in welchem Handlungsfeld du beginnen möchtest.
Diese Aufzeichnungen sind Bestandteil der Ausbildungserwartung und fließen in den Reflexions-
prozess ein. Die schriftliche Dokumentation ist bewertungsfrei aber unerlässlich für einen intensi-
ven Austausch mit Kommilitonen und Tutoren der FSP 2.
Praxiserlebnisse sowie Erfahrungen im handelnden Alltag werden neben dem Gespräch mit der
Ausbilderin/ dem Ausbilder auch in der schulischen kollegialen Beratung, dem Kernteamunter-
richt als auch den Lernentwicklungsgesprächen thematisiert. Dazu ist die Führung und Bereitstel-
lung deines Dokumentationsbuchs erforderlich, um an konkreten eigenen Fragestellungen mitei-
nander zu arbeiten.
In diesem Sinne hoffen wir auf einen gemeinsamen und anregenden Lernprozess der Weiterent-
wicklung.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
42
6. Schwerpunktausbildung
Ab dem 4. Semester findet die Schwerpunktausbildung statt. Dies geschieht durch
1. die Wahl Deines Arbeitsfeldes im Schwerpunktpraktikum; das Praktikum wird – wie im Grund-lagenpraktikum - in der Praxis durch die/den Ausbildungsleiterin und –leiter begleitet und in der Schule durch ein Vertiefungsgebiet Praxis sowie den „kollegialen Praxisgesprächen“; und
2. die Wahl Deines Vertiefungsgebietes Themen.
Beide Vertiefungsgebiete (Themen und Praxis) dienen Deiner individuellen Spezialisierung und persönlichen Profilierung. Du gewinnst also Spezialkenntnisse, die über den regulären Lernfeldun-terricht hinaus gehen. Lernfeldunterricht findet weiterhin im Klassenverband statt.
Gestaltung des praktischen Ausbildungsprozesses
6.1 Inhalte des Schwerpunktpraktikums
Das übergeordnete Lernziel des Schwerpunktpraktikums im vierten Ausbildungssemester ist die
Übernahme von Verantwortung im fortgeschrittenen Professionalisierungsprozess der Ausbil-
dung. Das beinhaltet die vertiefte und gewissenhafte Auseinandersetzung mit den verschiedenen
Bereichen des neuen Arbeitsfeldes. zu nennen sind folgende Bereiche, die sich aus den Lernmög-
lichkeiten und konkreten Gegebenheiten der Praxisstelle ergeben und variiert werden müssen,
wie auch aus den Erfordernissen der Praxisstandards für Erzieherinnen und Erzieher und der Ham-
burger Bildungsempfehlungen richten.
1. Einrichtung als Organisation
2. Alltagsgestaltung
3. Beobachten und dokumentieren
4. Pädagogisches Handeln mit einzelnen
5. Pädagogisches Handeln mit Gruppen
6. Zusammenarbeit mit Kollegen
7. Zusammenarbeit mit Familien und anderen Bezugspersonen
8. Auseinandersetzung mit der Wahl des Arbeitsfeldes
9. Weiterentwicklung der Reflexionsfähigkeit
6.2 Ziele des Schwerpunktpraktikums
I. Kennenlernen der Organisation einer Tageseinrichtung
Die Praktikantin bzw. der Praktikant lernt die Organisation der Einrichtung, ihre rechtlichen
und konzeptionellen Grundlagen in einer kurzen Orientierungsphase kennen. Sie/er kann
die Ziele der Einrichtung, die Adressatenkreise und die Verflechtungen mit dem sozialen
Raum der näheren Umgebung beschreiben. Sie/er erwirbt Kenntnisse über Aufgaben,
Funktionen und Rollen der einzelnen Mitarbeiterinnen und über die Kommunikationsstruk-
turen der Institution.
II. Überprüfung des Berufswunsches im neuen Arbeitsfeld
Die Praktikantin bzw der Praktikant gewinnt Klarheit über die eigene Berufsmotivation in
diesem Arbeitsfeld. Sie/er überprüft und konkretisiert den Berufswunsch an der Realität
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
43
des Berufsalltags und des tatsächlich Berufsprofils. Sie/er lernt neben der klientenzentrier-
ten Sicht des Berufes, die Perspektive von Eltern und Bezugspersonen, des Teams und
möglicher Kooperationspartnern kennen. Sie/er stellt damit entscheidende Weichen für
den Abschlussprüfungsprozess der Ausbildung im Fach sozialpädagogisches Handeln, ver-
deutlicht sich die eigene Einstellung zu Kindern und Jugendlichen, zu Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern, zu Sorgeberechtigten und Familien sowie die eigene Bereitschaft, sich mit
sozialpädagogischen Fragen fachlich kompetent auseinander zusetzen.
III. Verantwortliche Übernahme von beruflichen Aufgaben einer Erzieherin und eines Erzie-
hers in einer sozialpädagogischen Einrichtung
Die Praktikantin bzw. der Praktikant gewinnt einen Einblick in die Anforderungen an den
Beruf und die Tätigkeiten der Erzieherinnen und Erzieher in einem weiteren Arbeitsfeld.
Sie/er übernimmt nach einer kurzen Orientierungsphase zu Beginn des Praktikums verant-
wortlich Aufgaben aus den mittelbaren und unmittelbaren Tätigkeiten einer Erzieherin und
Erziehers mit den Kindern und deren Familien. Sie/er lernt durch die eigene Mitarbeit die
Konzeption des Trägers und der Einrichtung kennen und kann die Ziele, Inhalte und Me-
thoden begründet reflektieren. Ihre/seine eigene fachliche Position kann sie / er immer
deutlicher in Kooperationsprozessen mit Eltern, gegenüber Teammitgliedern und Koopera-
tionspartnern vertreten.
IV. Übernahme von Verantwortung in der Tages- und Wochengestaltung
Die Praktikantin bzw. der Praktikant orientiert sich an den Prinzipien der Tages- und Wo-
chen Gestaltung der jeweiligen Praxisstelle und übernimmt in diesem Kontext die eigen-
verantwortliche Gestaltung von Ritualen und Phasen allein oder im Team.
V. Gestalten einer professionellen Beziehung zu Kindern
Die Praktikantin und der Praktikant vertieft ihre/seine Kompetenzen, die es ihr / ihm er-
möglichen, in professionellen Kontakt zu den Kindern zu treten, Impulse aufzunehmen,
Signale des Kindes aufzugreifen, angemessen darauf zu reagieren und letztendlich eine
tragfähige professionelle Beziehung im Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz zu ein-
zelnen Kindern der Gruppe herzustellen. Sie/er entwickelt die Fähigkeit weiter, den Ab-
schied von den Kindern zu planen und zu gestalten, d.h. diese Beziehung auch wieder zu
beenden.
VI. Weiterentwicklung der Beobachtungs- und Dokumentationsfähigkeit
Die Praktikantin bzw. der Praktikant arbeitet zielgerichtet und systematisch an seiner/ihrer
Beobachtungs- und Dokumentationsfähigkeit. Die Praktikantin reflektiert den Prozess des
Beobachtens und dokumentiert ihre Beobachtungen im Portfolio. In Anleitungsgesprächen
erhält sie ein angemessenes, zeitnahes Feedback der Leistungen. Sie / er erwirbt die Fähig-
keit, dem Team und ggf. Eltern Beobachtungen unter Einbeziehung von theoretischen Mo-
dellen und gegebenen Alltagsbedingungen vorzustellen und auszuwerten.
VII. Erkennen der individuellen Entwicklung des Kindes/Jugendlichen im neuen Arbeitsfeld
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
44
Im Hinblick auf die zunehmende Individualisierung erzieherischer Hilfen lernt die Praktikan-
tin bzw. der Praktikant, sich einen ressourcenorientierten Blick auf die kognitive, emotiona-
le, körperliche und soziale Entwicklung einzelner Kinder / Jugendlicher, Ihrer Lebenssituati-
on und ihres kulturellen Hintergrundes zu verschaffen und professionelle Handlungsmög-
lichkeiten zur Begleitung von Bildungsprozessen zu entwickeln.
VIII. Weiterentwicklung angemessener Handlungsstrategien
Die Praktikantin bzw. der Praktikant knüpft vor dem Hintergrund eigener Beobachtungen
und im Austausch mit der Ausbildungsleiterin / dem Ausbildungsleiter an ihre / seine Vor-
erfahrungen an. Er / Sie reagiert auf das Kinder, Jugendliche und Erwachsene feinfühlig,
setzt gezielte Impulse zur Weiterentwicklung, bietet konkrete unterstützende Hilfen an,
führt diese selbständig durch und reflektiert bzw. evaluiert diesen Prozess.
IX. Sich mit konzeptionellen Begründungen sozialpädagogischen Handelns auseinanderset-
zen
Die Praktikantin bzw. der Praktikant setzt sich mit den konzeptionellen Besonderheiten des
Trägers und der Einrichtung auseinander. Diese gilt es zu verstehen und mit der erlebten
Praxis zu vergleichen, um zu einer begründeten Position zu gelangen.
X. Aktivitäten mit Teilgruppen planen, durchführen, dokumentieren und auswerten
Die Praktikantin bzw. der Praktikant entwickelt die Fähigkeit Bildungsprozesse für Klein-
oder Gesamtgruppen zu planen, zu organisieren, durchzuführen, auszuwerten und zu do-
kumentieren weiter. Sie / er konkretisiert Ziele für das Vorhaben, plant die Durchführung,
beschafft sich selbständig entsprechendes Arbeitsmaterial, stellt das Vorhaben im Team
vor und hält den Verlauf und die Auswertung für die Eltern und Kinder schriftlich fest.
XI. Eine berufliche Beziehung zur Ausbildungsleiterin / zum Ausbildungsleiter und zu den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses gestalten
Die Praktikantin bzw. der Praktikant entwickelt die Fähigkeit weiter, eine angemessene,
berufsbezogene Beziehung zu ihren / seinen Kolleginnen und Kollegen aufzunehmen. Sie /
er kann zwischen persönlichem und fachlichem Austausch unterscheiden und konstruktiv
Kritik geben und annehmen. Darüber hinaus lernt kooperiert sie / er in der Einrichtung mit
den allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Durch die regelmäßige Teilnahme an Dienst-
oder Mitarbeiterinnenbesprechungen hat sie / er die Möglichkeit sich aktiv an Formen und
Inhalten der Zusammenarbeit zu beteiligen. Sie/er leistet einen dem Schwerpunktprakti-
kum angemessenen Kooperationsbeitrag und reflektiert die eigene Rolle im Team.
XII. Zusammenarbeit mit Familien
Die Praktikantin bzw. der Praktikant entwickelt durch regelmäßige geeignete Kontaktauf-
nahmen mit Eltern und Bezugspersonen, im Rahmen der Möglichkeiten der Praxisausbil-
dungsstelle, Formen der Zusammenarbeit mit Sorgeberechtigten. Sie / er übernimmt, so
verantwortlich wie im Rahmen des Schwerpunktpraktikums möglich, Aufgaben bei den
verschiedenen Formen der Zusammenarbeit mit einzelnen Familien und Gruppen von Be-
zugspersonen und bringt sich aktiv in diesen Prozess ein.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
45
6.3 Die Rollen der Beteiligten im Verlauf des Praktikums
Die Schülerinnen und Schüler der FSP2 in der Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher befinden
sich während ihres Schwerpunktpraktikums zum überwiegenden Teil (4:1) am Lernort der Praxis-
ausbildungsstelle. Beide Lernorte haben den Auftrag, durch die Verknüpfung von Theorie und Pra-
xis die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenzen durch die Praktikantinnen und Praktikan-
ten zu initiieren und zu begleiten. Die Praktikantinnen und Praktikanten nehmen in diesen Bil-
dungsprozessen die Schlüsselposition ein. Sie lernen von und mit den Lehrkräften der FSP2 auf der
Basis eines Menschenbildes6, das sich (auch) an Grundsätzen einer „Ermöglichungsdidaktik“ orien-
tiert. Ihr Kerngedanke ist durch ein Verständnis von Lernprozessen zu charakterisieren, das „Ler-
nen“ nicht als Resultat von „Lehren“ begreift sondern als einen Vorgang, der sich unterstützen und
anregen lässt7. Die Praktikantinnen und Praktikanten sind in diesem Verständnis für ihren Lernpro-
zess und ihre Kompetenzentwicklung selbst verantwortlich, die Lernorte für die Gestaltung von
Rahmenbedingungen und eine zielgerichtete Ausbildungsbegleitung. Daraus folgt für die Schüle-
rinnen und Schüler, dass Ihnen ein hohes Maß an Verantwortung für die (Mit-) Gestaltung der ei-
genen Ausbildung übertragen wird. Diese Verantwortungsübergabe ist wesentlicher Bestandteil
der Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher und zielt auf die bewusste und reflektierte (Weiter-)
Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz vom ersten Schultag an. Sie beinhaltet die zuverläs-
sige Weitergabe von Informationen und Absprachen in dem Dreiecksverhältnis zwischen Fach-
schule, Schülerin / Schüler und Praxisausbildungsstelle. Erst auf dieser Basis kann sich die Stärke
einer Ausbildung, die auf zwei Lernorten basiert, vollständig entfalten.
Für die Ausbilderinnen und Ausbilder an beiden Lernorten folgt daraus, dass sie den Lernenden
auch wachsende Verantwortungsübernahme zutrauen und zumuten müssen. Sollte dies in Aus-
nahmefällen nicht gelingen, ist das unbedingt zu thematisieren und muss im Extremfall in der
Frage nach der Berufseignung/Ausbildungsverlängerung der einzelnen Schülerin / des einzelnen
Schüler münden.
Vor diesem Hintergrund ist die Bedeutung von Planungs- und Reflexionsgesprächen, durch die
Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter/-leiter wie auch durch die Lehrkräfte, hervorzuhe-
ben. Die Praktikantinnen und Praktikanten sind bei der Entfaltung ihres Höchstmaßes an Lerninte-
resse und Lernbereitschaft, Offenheit, Engagement und Initiative zu unterstützen. Sie benötigen
auch in dieser Perspektive (begleitete) Reflexionsprozesse.
6 vgl. Leitbild der FSP2, Anlage 1 7 vgl. z.B. Arnold, Rolf/ Schüßler, Ingeborg (Hrsg.) (2010): Ermöglichungsdidaktik - Erwachsenenpädagogische Grundlagen und Erfahrungen.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
46
Die FSP 2 gestaltet dieses in Form von arbeitsfeldbezogenen „Vertiefungskursen Praxis“, welche
Themenschwerpunkte und Aufgaben des jeweiligen Arbeitsfeldes theoretisch bearbeiten. Und in
Form von kollegialen Gesprächen Interventionen der Schüler/innen in der Praxis reflexiv betrach-
ten und ggf. nach Handlungsalternativen überlegen/recherchieren lassen.
Außerdem bietet die FSP 2 ein interdisziplinäres „Vertiefungsbebiet Themen“ an, welches die
Schüler/innen frei wählen können und welches i.d.R. hervorragend kombinierbar ist mit Themen
der Praxisausbildungsstelle.
Im 4. Semester und 5. Semester werden die SchülerInnen individuell, mehrschrittig zur Anferti-
gung einer Facharbeit im Fach „Sozialpädagogisches Handeln“ beraten. Diese bschlussarbeit
muss ein individuelles Thema der Praxis behandeln und eine deutliche Theorie- Praxisverzahnung
aufzeigen. Grundlage dafür sind die Dokumentationen der Schülerinnen und Schüler, die sie wäh-
rend des Praktikums anfertigen. Diese können je nach Absprache mit dem Team, ggf. mit den El-
tern in Text, Foto, Bild, Ton und / oder als Film dargestellt werden. Um eine angemessene Ver-
knüpfung von Theorie und Praxis zu gewährleisten, ist es ca. in der Mitte des Schwerpunktprak-
tikums notwendig, dass die Praktikantin bzw. der Praktikant sich auf das Themenfeld ihrer / sei-
ner Facharbeit festlegt, dazu Fachwissen recherchiert und in pädagogisches Handeln umzusetzen
sucht.
7. Gestaltung eines individuellen Ausbildungsplanes im Schwerpunktpraktikum
Die mit der FSP2 kooperierenden Praxisausbildungsstellen bieten den zukünftigen Erzieherinnen
und Erziehern während ihrer Praktika in den Arbeitsfeldern vielfältige Ausbildungschancen. In ih-
rer Gesamtheit spiegeln die Praxisausbildungsstellen eine Vielfalt denkbarer pädagogischer Ansät-
ze und Konzepte. Jeder Praktikumsplatz bietet ganz eigene Bedingungen, jede Praktikantin und
jeder Praktikant bringt sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Daher muss die Ausbildungs-
planung individuell und in der konkreten Einrichtung erfolgen.
Handreichungen und Informationen der Schule sowie die „Praxisstandards8“ geben Hinweise auf
die Gestaltung der praktischen Ausbildung, bleiben in ihren Formulierungen aber abstrakt, um der
Heterogenität der Einrichtungen gerecht zu werden.
Der Ausbildungsplan ist eine Hilfe zur Strukturierung des Praktikums. Er ist ein wichtiges Instru-
ment zur konkreten Beschreibung von Ziel- und Schwerpunktsetzung sowie der Zeitplanung in der
Ausbildung. Er legt fest, was die Praktikantin und der Praktikant in dieser Einrichtung, bei dieser
Ausbildungsleiterin / Ausbildungsleiter lernen kann und soll. Die Zielvereinbarung dient der Ar-
beitsplanung, der Verständigung über zu erwartende Ergebnisse, der regelmäßigen Überprüfung
der Qualität der Arbeit und natürlich der (Weiter-) Entwicklung der Praktikantin und des Praktikan-
ten.
8 Hamburger Institut für Berufliche Bildung (2013): Erzieherinnen/Erzieher – Standards für die praktische Aus-bildung in Hamburg
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
47
Im Ausbildungsplan werden die Erfahrungen der Praktikantin und des Praktikanten berücksichtigt,
die besonderen Fähigkeiten der Ausbildungsleiterin / des Ausbildungsleiters und die besonderen
Gegebenheiten der Praxisstelle.
Die Zielvorstellungen müssen individuell formuliert werden, um einerseits das persönliche Tempo
von Entwicklungs- und Lernprozessen der Praktikantin bzw. des Praktikanten zu respektieren und
andererseits die besonderen Möglichkeiten der sozialpädagogischen Einrichtung abzubilden. Es
muss jedoch unbedingt berücksichtigt werden, dass das Schwerpunktpraktikum, wie oben bereits
erwähnt, an einem fortgeschrittenen Ausbildungs- Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schü-
ler anknüpft und lediglich ein Semester andauert.
Die Erstellung des Ausbildungsplans ist abhängig von dem Verlauf des Praktikums mit seinen ver-
schiedenen Phasen (siehe unten) und wird unter der Federführung von der Praktikantin / dem
Praktikanten gemeinsam mit der Ausbildungsleiterin / dem Ausbildungsleiter erstellt.
Der Ausbildungsplan ist immer ein individueller Plan, der die Interessen aller am Prozess Beteilig-
ten berücksichtigt und in konkrete Lernschritte übersetzt. Der Ausbildungsplan wird in der Regel in
den ersten 1-2 Wochen des Praktikums erarbeitet und kontinuierlich erweitert.
Es ist hilfreich, sich zur individuellen Ausbildungsplanung den Einrichtungskalender hinzu zu neh-
men, um besondere Anlässe wie Dienstbesprechungen, Qualitätsentwicklungstage, Ausflü-
ge/Reisen, Formen der Kooperationen mit Eltern bzw. anderen Kooperationspartnern wie Ärzten,
Jugendamt, Sportvereinen, Therapeuten etc. nicht außer Acht zu lassen.
Die Schülerinnen und Schüler haben regulär in den Hamburger Schulferien frei, können aber in
Absprache mit der Einrichtung die Arbeitszeiten verschieben. Dazu muss das Formular „Verlegung
von Praxiszeiten“ (Anlage 14) ausgefüllt werden und in der Schule abgegeben werden (Achtung:
Versicherungsschutz). Überstunden sind dann ggf. mit den regulären Dienstzeiten zu verrechnen.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
48
7.1 Phasen im Praktikumsverlauf
Den Praktikumsverlauf möchten wir in 3 Phasen einteilen, orientiert an der Ermöglichungsdidaktik
der Erwachsenenbildung wie in den Kapiteln zuvor bereits angesprochen: die Startphase, die Ver-
antwortungsphase und die Schlussphase.
Im Gegensatz zum Grundlagenpraktikum entfällt eine Erprobungsphase, da das Praktikum auf ein
Semester begrenzt ist. In den jeweiligen Phasen sollen die Praktikantinnen und Praktikanten die
Herausforderungen und Facetten der sozialpädagogischen Arbeit in ihrer Einrichtung erweitern,
um so Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Selbstkompetenz und Sozialkompetenz zu vertie-
fen.
7.2 Aufgaben im Schwerpunktpraktikum der 2- und 3jährigen Ausbildung zur Erzieherin / zum
Erzieher
1. Startphase - Orientierungsphase
Kontaktaufnahme und Orientierung: Kennenlernen von Personen und Aufgaben - Vertrauen finden
Die erste Phase dient der Orientierung in einer neuen Arbeitsumgebung und der Kontaktaufnahme.
Der Zeitraum der Orientierungsphase kann zwischen 1 bis 2 Wochen (inkl. Blockpraktikum) variieren.
Konkrete Aufgabenstellung der Praktikantin / des Praktikanten:
o Kennenlernen der Einrichtung und deren Struktur, Abläufe und Routinen (Tagesablauf, Wo-
chenrhythmus, Räumlichkeiten und Materialien innerhalb/außerhalb der Einrichtung)
o Orientierung in der Einrichtung (von innen nach außen)
o Kennenlernen des Konzepts der Einrichtung
o Kennenlernen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (pädagogisches, nicht-pädagogisches Per-
sonal)
o Beobachten und Kennenlernen der Kinder bzw. Jugendlichen, Eltern, Bezugspersonen, Koope-
rationspartner etc.
o Kennenlernen des Umfelds der Kinder/Jugendlichen, Eltern, Bezugspersonen, Kooperations-
partner etc.
o Kennenlernen verschiedener Arbeitsbereiche der Einrichtung
o Erprobung der Aufgabenbereiche von Erzieherinnen und Erzieher in diesem Arbeitsfeld
o Erkundung des Sozialraums der Einrichtung
o Kennenlernen der pädagogischen Grundhaltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dem
Menschenbild und dem Konzept der Einrichtung
o Verabredungen über die Reflexionsgespräche und erste Aufgaben im Praktikum mit der Ausbil-
dungsleiterin / dem Ausbildungsleiter treffen
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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Konkrete Aufgabenstellung der Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter
o Vorstellung der Einrichtung, Aufgaben, Rituale, Einrichtungsziele
o Rahmenbedingungen und arbeitsrelevante Fragen klären
o Information über alle pädagogischen Vorgaben
o Konzeption vorstellen
o Einsatzplanung klären
o Wöchentliche feste Reflexionszeit vereinbaren
o Gegenseitige Erwartungen abklären
o Bekanntmachen mit allen wichtigen Personen (Kolleginnen und Kollegen/ Kindern/ Jugendli-
chen / Eltern / ...)
o Teameinbindung begleiten
o Erläuterung der unterschiedlichen Rollen in multiprofessionellen Teams und der Abgrenzung zu
anderen Professionen (z.B. Ergotherapeuten, Logopäden, Lehrerinnen und Lehrern, Therapeu-
tinnen und Therapeuten)
o Vertrauensaufbau zu den Kindern und Jugendlichen begleiten
o Bei Bedarf „Brücken bauen“ zur Kontaktaufnahme
o Der Praktikantin / der Praktikant erste klare Aufgaben im neuen Arbeitsfeld zu stellen
Am Ende der Orientierungsphase:
o Verabredung und Dokumentation individueller fachlicher, methodischer, persönlicher Lernziele
für die Zeit des Praktikums.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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2. Verantwortungsphase:
Zunehmende Übernahme von Teilbereichen
Ziel: am Ende der Arbeit eine Entwicklung hin zu einer kompetenten Kollegin / einem Kollegen
In dieser Phase sollte die Praktikantin / der Praktikant in Absprache mit der Ausbildungsleiterin / dem
Ausbildungsleiter weitgehend selbstständig, aber begleitet in Teilbereichen arbeiten. Die Ausbildungs-
leiterin / der Ausbildungsleiter ist beratend tätig, gibt Impulse, reflektiert, evaluiert.
Die Praktikantin / der Praktikant handelt zunehmend verantwortlich und wendet ihr /sein theoretisches
Wissen, nach ausführlicher Analyse aller erforderlichen Faktoren im neuen Arbeitsfeld begründet an.
Die Verantwortungsphase dauert zwischen 4 bis 5 Monaten.
Konkrete Aufgabenstellung der Praktikantin / des Praktikanten:
o Aufgreifen von Bedürfnissen, Interessen und Potenzialen der Kinder/Jugendlichen bei der Pla-
nung, Durchführung, Dokumentation und Reflexion von sozialpädagogischen Methoden, wie
Bildungsangeboten, Projekten, Einzelförderung, Gruppenarbeit, Stadtteilarbeit etc.
o Aktive, verantwortliche und vorausschauende Übernahme von Alltagsaufgaben (in Absprache
mit der Ausbildungsleiterin/dem Ausbildungsleiter)
o Verantwortliches Gestalten und Reflexion der eigenen Rolle in Gruppenprozessen und in der
Betreuung, Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen
o Übernahme von Verantwortung und Aufgaben in Teilbereichen von Einrichtungsgesprächen,
Entwicklungs-/Hilfeplangesprächen, Elternabenden, Dienstbesprechungen, Kinderreisen, Feri-
enangeboten, Festen, etc.
o Verantwortliches Agieren in Kooperationsprozessen mit einem multiprofessionellen Team
o Regelmäßige Teilnahme an Teamsitzungen, Qualitätsentwicklungsprozessen etc.
o Selbständige Vorschläge und Initiative im Team
o Kooperation mit anderen Institutionen wie Sportvereinen, Ärzten, Therapeuten, Jugendämtern,
etc.
o Kooperation in Gremien mit anderen Mitarbeiter/innen von Jugendhilfeeinrichtungen
o Erprobung von Teilen eigenverantwortlicher Zusammenarbeit mit den Eltern
o Einordnung und Reflexion unterschiedlicher Vorstellungen von Erziehung und Bildung
Konkrete Aufgabenstellung für die Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter:
o Realistische Selbsteinschätzung der Praktikantin / des Praktikanten im Bezug auf den pädagogi-schen Arbeit mit einzelnen Kindern/ Jugendlichen bzw. mit Gruppen von Kindern/ Jugendlichen unterstützen
o Fordern des selbständigen Arbeitens der Praktikantin und des Praktikanten o Regelmäßige Durchführung der Anleitungsgespräche, Fortführung der wöchentlichen Reflexi-
onsgespräche o Überprüfung und Modifizierung des individuellen Ausbildungsplans gemeinsam mit der Prakti-
kantin / dem Praktikanten o Vorbereitung der praktischen Erprobung pädagogischen Handelns in den verschiedenen Aufga-
benbereichen mit der Praktikantin / dem Praktikanten, die ihr / ihm Herausforderungen stellen. o Der Praktikantin / dem Praktikanten zu ihren / seinen Aktivitäten Rückmeldungen geben und
entsprechende Erfahrungsräume schaffen. o Die eigene Planung transparent machen und Hintergründe pädagogischen Handelns themati-
sieren. o Rückmeldung und Reflexion zur Rolle der Erzieherin / des Erziehers (Selbst- und Fremdwahr-
nehmung) als Fortschritt des Professionalisierungsprozesses geben o Gemeinsame Handlungsstrategien entwickeln, Fragen zu klären, Fachliteratur zu Rate zu zie-
hen, gemeinsam eine Analyse der Praxissituation vornehmen und gemeinsam planen etc.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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Am Ende der Verantwortungsphase
o Überprüfung der Einhaltung der im Ausbildungsplan erarbeiteten Zielsetzung und gegebenenfalls
Überarbeitung der Zielsetzung
o Die Ausbildungsleiterin / der Ausbildungsleiter begleitet die Praktikantin /den Praktikant in dieser
Phase, schaut zu und regt an neue Lösungen im pädagogischen Handeln zu entwickeln und fordert
ein theoretisch begründetes Vorgehen der Praktikantin und des Praktikanten.
3. Abschlussphase
Reflexion- Ablösung- Abschied nehmen
In dieser letzten Phase geht es sowohl um einen Rückblick auf das Praktikum sowie um die Einleitung
eine Abschieds. Idealerweise haben sich Beziehungen zwischen Kindern/Jugendlichen, dem Team, den
Eltern und Bezugspersonen und der Praktikantin / dem Praktikanten entwickelt und verfestigt. Hier gilt
es einen Abschied und eine Ablösung zu initiieren. Diese Phase kann bis zu 2 Wochen dauern.
Konkrete Aufgabenstellung der Praktikantin / des Praktikanten:
1. Bewusstmachung der eigenen Entwicklungsfortschritte
2. Formulierung von Zielen für den weiteren Ausbildungsverlauf (Schule/Praxis)
3. Dokumentation aller erforderlichen Unterlagen über den Praktikumsverlauf
4. Bewusste und angemessene Gestaltung des Abschiedes für Kinder bzw. Jugendliche, Eltern und
Team (Ankündigung des Fortgehens für die Zielgruppe und das Team, evtl. ein gemeinsamer
Ausflug oder eine kleine Feier, ein Abschiedsbrief an die Eltern, o.ä.)
5. Gemeinsame Abschlussreflexion
Konkrete Aufgabenstellung für die Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter:
o Verabredungen zur Vorbereitung des Abschieds mit der Praktikantin treffen
o Verteilung der Aufgabenbereiche der Praktikantin
Am Ende der Abschlussphase:
o Wichtig ist, dass alle Angebote oder Projekte abgeschlossen werden. Auch Versprechungen (vor
allem gegenüber den Kindern/ Jugendlichen und Kolleginnen und Kollegen) müssen eingehalten
werden. So kann die Verabschiedung erfolgen.
Im Folgenden eine Übersicht für eilige Leser und Leserinnen
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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Übersicht Praktikumsphasen - Aufgaben Einstiegs- und Erprobungsphase Blockpraktikum 1-3 Wochen
Verantwortungsphase 4-5 Monate
Abschlussphase Bis 2 Wochen
Regelmäßige wöchentliche Ausbildungsge-spräche Entwicklung eines individuellen Ausbildungsplanes
Regelmäßige Fortschreibung des individuellen Ausbildungsplanes orientiert am Einrichtungskalender
(inkl. Alltagsaufgaben des jeweiligen Arbeitsfeldes, Einrichtungsgesprä-chen, Entwicklungs-/Hilfeplangesprächen, Elternabenden, Dienstbespre-
chungen, Kinderreisen, Ferienangeboten, Festen, etc.)
Abschied rechtzeitig den Kindern / Jugendlichen, Eltern, Team u.a. bekannt geben Reflexion/ Feedback
Kontaktaufnahme mit
Ausbildern
Team
weiteren Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter
Kindern/Jugendlichen
Eltern/Familien
Kooperationspartnern
Selbstverantwortliche Aufgabenbereiche in Handlungsfeldern 1-6 über-nehmen
u. professioneller Haltung vertiefen Erledigung von
Praxisaufgaben & Leistungsnachweisen aus dem Unterricht
Regelmäßige wöchentliche Ausbildungsgespräche
Abgabe in der Schule:
des Formulars „Ergebnis der prak-tischen usbildung“
individueller Ausbildungsplan mit den erledigten Praktikumsaufga-ben
Anwesenheitsliste
Orientierung und Erprobung
Einrichtung/ Konzept
Struktur
Regeln
Tagesablauf/Wochen-rhythmus etc.
Erzieheraufgaben
Stadtteil
und anderes
Formalien/Abgabe in der FSP2:
Selbst gestellte Praktikumsaufgaben in Absprache mit der Ausbil-dungsleiter/in
Individueller Ausbildungsplan
Leistungsnachweise je nach Abgabetermin
Praktikums-Anwesenheitsliste
Protokolle der Ausbildungsgesprächen
Formular „Verschiebung der Praxiszeiten“ bei Bedarf
Abschied feiern Letzter Praxistag Ist der ______________
Formalien/Abgabe in der FSP:
Ausbildungsvereinbarung
Praktikumsaufgaben
Leistungsnachweise je nach Abgabetermin
Praktikums-Anwesenheitsliste
Protokolle der Ausbildungsgesprächen
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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7.3 Entwicklungsaufgaben im Schwerpunktpraktikum in Anlehnung an das Qualifikationsprofil Frühpädagogik
Die Entwicklungsaufgaben der Schülerinnen und Schüler im Schwerpunktpraktikum sind dem „Qualifikationsprofil Frühpädagogik – Fachschule/Fachakademie9 entnommen und geringfügig verändert worden. Die Auswahl und die Umformulierungen sind so gewählt, dass sie allen Arbeits-feldern von Erzieherinnen und Erziehern genügen.
In den „Praxisstandards“10 wird ebenso auf das „Qualifikationsprofil“ eingegangen, um über den Verlauf der praktischen Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher Transparenz herzustellen und Qualität zu sichern.
Gleichermaßen übernehmen wir die Systematik des „Qualifikationsprofils Frühpädagogik“ und folgen der Gliederung in die Dimensionen berufliche Handlungsfelder, Prozess des pädagogischen Handelns und pädagogische Professionalität. In grafischer Darstellung11: siehe Seite 30 dieses Stu-dienbuches.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass Entwicklungsaufgaben in Form von Kompetenzen formuliert werden und es nicht möglich ist, diese jemals abschließend, gewissermaßen als fertiges Endpro-dukt, vorzuweisen. Gleichermaßen ist davon auszugehen, dass die Schülerinnen und Schüler be-reits in unterschiedlicher Ausprägung Grundlagen in den geforderten Kompetenzen besitzen. Ebenso wird in den Kompetenzbeschreibungen deutlich, dass die Grenzen zwischen den theoreti-schen und praktischen Grundlagen des beobachtbaren pädagogischen Handelns der Schülerinnen und Schüler, wie auch zwischen den Rollen der verschiedenen Lernorte, fließend verlaufen. Die Integration der Lernerfahrungen in Schule und Praxis ist von den Schülerinnen und Schülern zu reflektieren.
Es ist die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler, den jeweiligen Stand der Entwicklung ihrer Kom-petenzen, vor dem Hintergrund ihrer Praxiserfahrungen, zu reflektieren und an ausgewählten Bei-spielen darüber in Anleitungsgesprächen in der Praxis und in der Schule zu berichten. Angesichts der Fülle der Kompetenzanforderungen an (zukünftige) Erzieherinnen und Erzieher nehmen die Schülerinnen und Schüler eine individuelle Schwerpunktsetzung vor. Darüber hinaus ist im Sinne lebenslangen Lernens eine dauerhafte Weiterentwicklung und Professionalisierung der geforder-ten Kompetenzen anzustreben. Diese individuelle Weiterentwicklung vom Grundlagenpraktikum bzw. vorangegangener Ausbildungen setzt sich im Schwerpunktpraktikum des 4. Semesters und darüber hinaus fort. Die Schülerinnen und Schüler müssen spätestens am Ende ihres Schwer-punktpraktikums über ihren Entwicklungsstand und die Entwicklung beruflicher Kompetenzen Auskunft geben können.
ls Hilfe bzw. „Übersetzung“ des Professionalisierungsprozesses in seinen einzelnen Schritten je-dem der 6 Handlungsfelder dient das folgende Schema sowie beispielhafte Erläuterungen.
9 Qualifikationsprofil „Frühpädagogik“ – Fachschule/Fachakademie, Deutsches Jugendinstitut e.V., München, 2011, S. 15 nur als download erhältlich: http://www.weiterbildungsinitiative.de/uploads/media/WiFF_Kooperationen_1_Qualifikationsprofil_Internet.pdf, 10.01.14, 13: 10 Hamburger Institut für Berufliche Bildung: Erzieherinnen/Erzieher – Standards für die praktische Ausbildung in Hamburg, 2013, S. 2ff 11 ebd. S. 15
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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Wie professionalisiere ich mein Handeln im sozialpädagogischen Berufsalltag?
Praxissituation Wissen und Verstehen Analyse und Bewertung
Beschreibe möglichst konkret eine Praxissitua-tion, die dich herausfordert, so dass eine au-ßenstehende Person diese nachvollziehen kann. Wer sind Beteiligte in der Situation? Welche Gefühle treten bei dir auf? Wie fühlen sich die anderen wohl? Welche Stichworte schießen dir bei dieser The-matik in den Kopf? Was möchtest du verändern? Halte deine Ergebnisse schriftlich fest.
An welche Unterrichtsinhalte kannst du anknüpfen, wenn du an diese Praxisherausforderung denkst? Welche Artikel aus sozialpädagogischen Fachzeit-
schriften, Internetfachportalen, Kapitel aus Fachbüchern kannst du lesen, um mehr über das Thema deiner Praxissituation zu erfahren? (Bitte Quellen angeben Autor, Titel, Untertitel, Erscheinungsort, Erscheinungsjahr, Seiten-zahl/en)
Welche Experten aus der Praxis kannst du befragen (z.B. die Ausbildungsleiterin, die Einrichtungsleitung, Experten einer Beratungsstelle o. anderen Einrich-tung)? Wie kannst du dich zu deinem Thema kollegial bera-ten lassen? Welche Fragen stellst du? Welche Antworten bekommst du? Halte deine Ergebnisse schriftlich fest.
Welche Rahmenbedingungen findest du genau in deiner Praxissituation bzw. beim einzelnen Kind/Jugendlichen/der Gruppe/Team zu deinem Thema vor? Welche Ideen und Erkenntnisse aus den Theo-riebausteinen bzw. den erhaltenen Antworten auf deine Fragen lassen sich in deiner Praxissi-tuation realisieren? Was hältst du aus welchen Gründen für sinnvoll? Halte deine Ergebnisse schriftlich fest.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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Wie professionalisiere ich mein Handeln im sozialpädagogischen Berufsalltag?
Planung und Konzeption
Durchführung Evaluation und Reflexion
Welche konkreten Schritte planst du konkret, damit du diese herausfordernde Praxissituation s.o. professionell bewältigen kannst? Passt dieses Vorgehen zum Konzept der Einrich-tung? Welche Absprachen sind mit den anderen Mit-arbeitern/innen entscheidend (Raum, Zielgrup-pe/Teilnehmer/innen, Zeit/raum, Rest der Gruppe, Materialien, Personal, Finanzen, etc.)? Halte Deine Ergebnisse schriftlich fest.
Erprobe dich in der Situation/Aufgabe Evtl. kannst du eine/n Beobachter/in für ein späte-res Feedback dazu bitten (z.B. die Ausbildungslei-ter/in, eine Kolleg/in, andere Praktikant/in )
Wenn du dich noch einmal genau auf die ein-zelnen Schritte besinnst, welche hast du als positiv, zielführend, angenehm empfunden? Warum? Welche Schritte bewertest du als negativ, wenig zielführend, unangenehm? Warum? Wie würde/n die Beteiligten an der Praxissitua-tion deine Durchführung bewerten? Welche konkreten Handlungsalternativen kannst du entwickeln für eine ähnlich Situation? Welches Feedback gibt dir die beobachtende Person (s.o.)? Halte deine Ergebnisse schriftlich fest. Starte ggf. den Kreislauf der Professionalisierung von vorn.
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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Beispielhafte Konkretisierungen in einzelnen Handlungsfeldern: Entwickle mindestens ein eigenes Beispiel, das zu deiner Praktikumssituation passt.
Ausgangslage in der Praxis
Handlungsfeld Wissen und Verstehen Analyse und
Bewertung
Planung und Konzep-tion
Durchführung Evaluation Reflexion
Wahrnehmung Beobachtung, Do-kumentation ein-zelner Kinder, Ju-gendlicher o. Er-wachsener
Kinder in ihrer Lebenswelt ver-stehen und Be-ziehungen zu ihnen entwickeln
Entwicklungspsychologie an Alter, Entwicklungsstand und Thema orientiert; Lebens-weltorientierung, Lebensla-genansatz
Einordnung, was ist hilfreich für die Praxissituation?
Planung konkreter Schrit-te z.B. zur Kontaktauf-nahme und zum Bezie-hungsaufbau, Dialoge führen
verantwortliche Durchführung dieser Schritte
Was lief gut/weniger gut?
Handlungs-alternativen?
Wahrnehmung und Beobachtung, Dokumentation von Interessen, Themen, Bedürf-nissen Einzelner/ der (Klein-)gruppe
Entwicklungs- und Bildungs-prozesse unter-stützen und fördern
Entwicklungspsychologie an Alter, Entwicklungsstand und Thema orientiert (einzelner /mehrere Entwicklungsberei-che);
Literatur zur praktischen Um-setzung in einem o. mehreren Bildungsbereichen
Einordnung, was ist geeignet für die
Praxissituation/meine Zielgruppe?
Planung einer konkreten sozialpädagogischen Methode z.B. eines Pro-jektes, einer Bildungsan-gebotskette, eines Kursangebotes, einer Einzelmaßnahme, Stadt-teil orientierter Angebote o.ä.
verantwortliche Durchführung dieser sozial-pädagogischen Methode
Was lief gut/weniger gut?
Handlungs-alternativen?
Wahrnehmung Beobachtung, Do-kumentation der Gruppen-situation, einzelner Rollen
Gruppen-pädagogisch Handeln
Gruppendynamik Gruppenphasen Gruppenleitung Rollen in Gruppen Kommunikation/Konflikte
Einordnung, was ist geeignet für die Pra-xissituation/meine Zielgruppe?
Planung konkreter Schrit-te wie Kennlern- u. Ko-operationsspiele; Kon-fliktlösungstechniken, Dialoge, Gruppengesprä-che, Mediation, etc.
verantwortliche Durchführung dieser Schritte allein o. im Team
Was lief gut/weniger gut?
Handlungs-alternativen?
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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Ausgangslage in der Praxis
Handlungsfeld Wissen und Verstehen Analyse und Be-wertung
Planung und Konzep-tion
Durchführung Evaluation Reflexion
Wahrnehmung Beobachtung, Do-kumentation ein-zelner Bezugsper-sonen, oder Fami-lien
Mit Eltern und Bezugsperso-nen zusammen-arbeiten
Erziehungspartnerschaft Formen u. Methoden von Er-ziehungspartnerschaft je nach Arbeitsfeld
Einordnung, was ist hilfreich für die Pra-xissituation?
Planung konkreter For-men der Kooperation wie Hilfeplan/Entwicklungs-gespräche, Hausbesuche, Tür- und Angelgespräche, Informationsaushänge, gemeinsame Feste/Aktionen etc.
verantwortliche Durchführung dieser Formen allein o. im Team
Was lief gut/weniger gut?
Handlungs-alternativen?
Wahrnehmung Beobachtung, Do-kumentation der Teamprozesse
Institution und Team entwickeln
Teamarbeit, Rollen in Teams, Formen u. Methoden der Teamarbeit
Einordnung, was ist hilfreich für die Pra-xissituation?
Planung konkreter For-men der Teamarbeit wie Protokoll schreiben, Dia-loge führen, Übernahme von Verantwortung für...
verantwortliche Durchführung dieser Form der Teamarbeit
Was lief gut/weniger gut?
Handlungs-alternativen?
Wahrnehmung Beobachtung, Do-kumentation der Kooperations-partner und Anläs-se und des ge-meinsamen Agie-rens
In Netzwerken kooperieren und Übergänge gestalten
(Ausbildungs-)Leitung befra-gen über Kooperationspartner wie Ärzte, Therapeuten, Ju-gendamt, Sportvereine Schu-len, etc.
Einordnung, welche Kooperationen sind nötig/geeignet für die Praxissituation?
Planung konkreter Ko-operations-möglichkeiten wie Besuche, Telefonate, Gremienarbeit o.ä.
Durchführung dieser Koopera-tions-möglichkeit
Was lief gut/weniger gut?
Handlungs-alternativen?
Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher Januar 2014
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8. Gestaltung des praktischen Ausbildungsprozesses in Anleitungsgespräche
8.1 Ziele von Ausbildungsgesprächen
Für eine ziel- und subjektorientierte Ausbildung sind Ausbildungsgespräche von herausragender
Bedeutung. Ziele der Ausbildungsgespräche sind, dass die Praktikantin und der Praktikant und die
Ausbildungsleitung
Herausforderungen, alltägliche und besondere Situationen aus dem Einrichtungsalltag
erfassen und reflektieren
die schulischen Anforderungen und ihre Realisierung in der Praxis besprechen,
Möglichkeiten und Gelegenheiten zum weiteren Lernen in der Einrichtung bestimmen
sich auf diese Weise den Lernprozess der Praktikantin / des Praktikanten bewusst ma-
chen
und schrittweise seine Weiterentwicklungen planen.
8.2 Bedingungen für zielorientierte Ausbildungsgespräche
Kleine Rückmeldungen und bsprachen zwischen „Tür und ngel“ sind Bestandteil jeder gemein-
samen Arbeit mit den Kindern / Jugendlichen. Wenn Lernen nachhaltig und (Selbst-) Reflexion in
die Tiefe gehen soll, braucht die Praktikantin bzw. der Praktikant einen Raum, in dem er / sie sich
sicher fühlen kann und in dem er / sie keine Angst oder Beschämung befürchten muss. Eine solche
Atmosphäre stellt sich am besten ein,
wenn die Praktikantin / der Praktikant weiß, dass es wöchentlich einen fest vereinbar-
ten zeitlichen Rahmen für das Gespräch gibt12, d.h. er / sie nicht befürchten muss,
durch Fragen oder nliegen den blauf der Einrichtung zu „stören“
wenn wie bei einem Teamgespräch ein Raum reserviert und die Tür geschlossen ist.
Weiterhin ist die Vorbereitung der Ausbildungsgespräche in die Verantwortung der Praktikantin
und des Praktikanten zu stellen. Es …
soll das Protokoll des letzten Gesprächs vorliegen. So kann an Absprachen, Aufgaben, Un-
erledigtes etc. angeknüpft werden
sollten die Themen und Inhalte zu Beginn miteinander abgestimmt werden
müssen Absprachen bezüglich der Verschwiegenheit getroffen sein
protokolliert der Praktikant / die Praktikantin die Ergebnisse und Absprachen.
8.3 Methoden der Gesprächsführung und Reflexion
Vorbereitung des Gesprächs
Wenn die Rahmenbedingungen des Ausbildungsgespräches geklärt sind, obliegt wie oben bereits
dargestellt die Vorbereitung der Ausbildungsgespräche der Praktikantin / dem Praktikanten. Sie /
er eröffnet das Gespräch mit der Vorstellung der Tagesordnung. Die Ausbildungsleiterin / der Aus-
bildungsleiter ergänzt diese um ihre/seine Anliegen.
12 HIBB Hamburger Institut für berufliche Bildung (2013): Erzieherinnen / Erzieher. Standards für die praktische Ausbildung in Hamburg. „Der Ausbildungsleiterin wird wöchentlich in angemessenen Umfang Zeit für pädagogi-sche Anleitungsgespräche zur Verfügung gestellt (2. Aufl, Veröffentlichung Juli 2013)
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Gerade, wenn „alles“ / sehr viel gut läuft, profitiert die Praktikantin / der Praktikant, wenn sie / er
die Gelegenheit bekommt, den Bedingungen für das Gelingen ihres / seines Handelns auf den
Grund zu gehen. Ebenso lassen sich folgende Methoden bei Konflikten, Krisen und Problemen
nutzen, nach deren Ursachen zu suchen.
nalog zum Menschenbild vom „Kompetenten Kind“ sollte die usbildungsleitung sich auch ein
Bild einer „Kompetenten Praktikantin und eines Praktikanten“ zu Eigen machen, die Akteurin /
der Akteur ihrer / seiner eigenen beruflichen Entwicklung und ihres / seines Lernprozesses ist. Die
Praktikantinnen und Praktikanten brauchen Gelegenheiten für selbstgesteuertes Lernen um sich
auszuprobieren.
8.4 Inhaltliche Gestaltung des praktischen Ausbildungsprozesse
Die inhaltliche Ausgestaltung des praktischen Ausbildungsprozesses findet in Kooperation der bei-
den Lernorte – Schule und Praxisausbildungsstelle – der Praktikantin / des Praktikanten statt. Die
Schule stellt den Praktikantinnen / Praktikanten regelmäßig Aufgaben zur Bearbeitung im Prakti-
kum. Aufgaben die nicht oder kaum in den Tagesablauf der Institution (z.B. Beobachtungen) ein-
greifen, sollen von den Praxisausbildungsstellen ermöglicht und ggf. unterstützt werden. Aufga-
benstellungen die aufwändig in den Tagesablauf der Einrichtung eingreifen, müssen in jedem Fall
durch die Praktikantin / den Praktikanten mit der Ausbildungsleitung abgestimmt und ggf. einrich-
tungsgenau verändert werden. Die Praktikantin / der Praktikant wird seitens der Schule unter-
stützt und ermutigt, zunehmend Verantwortung in ihrem / seinen Praktikum zu übernehmen und
individuelle, auf ihre Einrichtung abgestimmte Aufgaben zu übernehmen. Dabei sind wiederkeh-
rende Alltagsaufgaben von hoher Relevanz. Diese Aufgaben sollen von der Praktikantin / dem
Praktikanten gemeinsam mit der Ausbildungsleitung im Ausbildungsprozess entwickelt werden.
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9. Umgang mit Konflikten im Praktikum
Im Umgang mit Konflikten, definiert als unvereinbare Wert- oder Zielvorstellungen zwischen Prak-
tikantin / Praktikant und Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern der Praxis, erwarten wir von unseren
Schülerinnen und Schülern ein hohes Maß an Selbststeuerung und Verantwortungsübernahme.
Ihre Aufgabe ist es, die Initiative zu übernehmen und den Konflikt mit ihrer Ausbildungsleiterin /
ihrem Ausbildungsleiter sachlich, kooperativ und lösungsorientiert zu bearbeiten und sinnvolle
Handlungsschritte zu entwickeln. Gleichzeitig soll die Schülerin / der Schüler den Konflikt frühzeitig
in ihrer / seiner kollegialen Praxisgesprächsgruppe zum Gegenstand von Reflexionsgesprächen
machen und die Situation der begleitenden Lehrkraft schildern. Ist die Ausbildungsleiterin / der
Ausbildungsleiter der Konfliktpartner und erscheint es der Schülerin / dem Schüler unmöglich,
selbstständig das Gespräch mit der Ausbildungsleiterin / dem Ausbildungsleiter zu suchen, muss
umgehend die begleitende Lehr-kraft informiert werden.
Aufgabe der begleitenden Lehrkraft ist es, die Schülerinnen und Schüler zunächst dahin gehend zu
unterstützen, den Konflikt möglichst eigenständig zu lösen. Die Einbeziehung der kollegialen Pra-
xisgesprächsgruppe ist mit hoher Wahrscheinlichkeit sinnvoll. Wenn die zwischen der/dem Schüle-
rin/Schüler und der Lehrkraft vereinbarten Lösungsversuche nicht greifen, ist es Aufgabe der Schü-
lerin / des Schülers, unter Angabe der Gründe einen zusätzlichen Besuchstermin der begleitenden
Lehrkraft in der Praxis zu beantragen. Ansprechpartner hierfür ist der Abteilungsleiter für die Zu-
sammenarbeit von Schule und Praxis an der FSP2.
Krisen, definiert als eine Zuspitzung der Konfliktsituation, die eine Fortführung des Praxisverhält-
nisses gefährden, erfordern ein schnelleres Vorgehen. In diesem Fall ist es Aufgabe der Schüle-
rin/des Schülers, umgehend ihre begleitende Lehrkraft zu informieren. Die Lehrkräfte werden un-
mittelbar reagieren und eine individuelle Lösung mit den Schülerinnen und Schülern und der zu-
ständigen Praxisvertreterin / dem Praxisvertreter zu erarbeiten. Zusätzliche Besuche der praxisbe-
gleitenden Lehrkraft müssen auch in diesem Fall beim Abteilungsleiter für die Zusammenarbeit
von Schule und Praxis an der FSP 2 beantragt werden.
Sollten sich Schülerinnen und Schüler in Ausnahmefällen nicht an dieses Vorgehen halten (wollen),
appellieren wir von hier aus an die Ausbildungsleiterinnen und –leiter, darauf zu verweisen. Wenn
Sie berechtigten Zweifel an der Konfliktbearbeitungsfähigkeit ihrer Praktikantin / ihres Praktikan-
ten haben, nehmen Sie bitte direkt Kontakt mit der praxisbegleitenden Lehrkraft auf.