aus der praxis m.e.g.a - m.e.g.-hypnose · milton h. erickson gilt als begründer der mo-dernen...

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Aus der Praxis Maria Schnell Die Enkel sind die zweite Generation nach den Gründervätern und Müttern. Sie können die altehrwürdigen Traditionen fort- setzen, das Tafelsilber verscherbeln oder alles neu machen wollen. Wenn man davon ausgeht, dass meine AusbilderIn- nen mehr oder weniger direkt von Milton Erickson gelernt ha- ben, sozusagen als „Söhne“ und „Töchter“ die nächste Gene- ration bildeten, so verstehe ich mich als „Enkelin“. Und ich bin Hypnotherapeutin der Anfangszeit, seit Jahrzehnten in der „Familie“. Zeit also, einen Blick zurück zu werfen auf 40 Jahre M.E.G., genauer auf die Entwicklung und Veränderung der Hypnotherapie, wie sie im Curriculum „Klinische Hypnose“ gelehrt wird. Milton H. Erickson gilt als Begründer der mo- dernen Hypnose, die er „aus den Fesseln der Suggestionsbehandlung befreit hat“ (B. Peter) und überhaupt war er einer der vielfältigsten und kreativsten Therapeuten des letzten Jahr- hunderts. Er arbeitete mit Familien, bevor die Familientherapie erfunden wurde und führte schon Expositionsbehandlungen durch, als es das Wort noch nicht gab. Erickson gehört zu den psychotherapeutischen Pionieren, die neue Sichtweisen und Methoden begründeten und deren Traditionen wir fortführen. In den letzten 40 Jahren seit Gründung der M.E.G. hat sich die psychotherapeutische Landschaft in Deutschland und weltweit grundlegend neu gestaltet, differenziert und profes- sionalisiert, und die Hypnotherapie hat einen festen Platz darin gefunden. 40 Jahre Curriculum „Klinische Hypnose (KliHyp)“ Damals wie heute wird Hypnotherapie in der M.E.G. als curriculare Fortbildungsreihe mit einheitlichen Bestandteilen gelehrt. Inhalte der Seminare sind z. B. die Vermittlung wis- senschaftlicher Grundlagen, die Darstellung der besonderen therapeutischen Haltung und Beziehung, die Nutzung von Trancephänomenen, von spezifischen Sprachmustern, Meta- phern und Geschichten. Und damals wie heute berichten SeminarteilnehmerInnen, dass sie sich – wie Wunder – während der Fortbildung erho- len, dass die Arbeit mit Hypnotherapie Freude bereitet, Leich- tigkeit und ein Gefühl von Freiheit generiert und dennoch Tiefe und Weite beinhaltet. Zusätzlich zum KliHyp-Curriculum werden seit vielen Jah- ren drei weitere Curricula angeboten: „Hypnotherapeutische und systemische Konzepte für die Arbeit mit Kindern und Ju- gendlichen (KiHyp)“, „Hypnosystemische Kommunikation (KomHyp)“ und „Medizinische Hypnose (MedHyp)“. Milton Erickson hat zwar seine therapeutische Arbeit aus- führlich und detailliert beschrieben (Rossi & Erickson, 2018), sich dabei aber nicht als Begründer einer „Schule“ verstan- den, der ein einheitliches Konzept, womöglich mit Leitlinien und Modulen, erschafft, sondern ganz im Gegenteil ermutigte er seine SchülerInnen, sie selbst zu werden, auch als Thera- peutInnen: „Werde kein Ericksonianer, sondern werde <hier eigenen Namen einfügen>!“ Diese konsequent am Individu- um ausgerichtete Haltung kann als eine anthropologische Grundeinstellung seiner Psychotherapie verstanden werden. Entscheidend ist die Orientierung an und in der Welt der Patientin, ihren Ressourcen und Werten, während Entwick- lungstheorien und Interpretationen seitens der Therapeutin in den Hintergrund treten. Kein Wunder also, dass die „Söhne“ und „Töchter“ Ericksons verschiedene Aspekte sei- ner Arbeit aufgegriffen, konzeptualisiert und weiterentwickelt haben, so dass sich heute von einem bunten Strauß unterschiedlicher Flügel, Ausrichtungen und Erweiterungen der Hypnothe- rapie sprechen lässt, die sich auch in der Um- setzung der Fortbildungsinhalte abbilden. Einige möchte ich im Folgenden exemplarisch ausfüh- ren und zueinander in Beziehung setzen. Zwei Flügel der Hypnotherapie – Trancerituale und Imagination Üblicherweise wird eine explizite und implizite Arbeit mit Trance unterschieden. Explizite Hypnose bedeutet, dass eine Tranceinduktion erfolgt, ein Hinführen zu einem Trancezu- Rückblick einer „Enkelin“ Ericksons 10 Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose Eine sowohl körperlich, als auch kognitiv und emotional erlebte Durchlässigkeit in tieferer Trance begünstigt thera- peutische Veränderungen auf allen Ebenen. M.E.G.a.phon Ausgabe 51, 2018 11 Kindheitserfahrung, als während einem Schulprojekt ihre Mutter schwer erkrankt war und zuhause alles im Chaos ver- sank. Im weiteren Therapieprozess konnte dieses frühere Trauma bearbeitet werden, und zeitnah ging die Symptomatik zurück. Nutzung von Imaginationen Imaginationen sind Bestandteil der meisten Therapiemethoden, z. B. sogenannte „Phanta- siereisen“ in der Verhaltenstherapie oder „Kata- thymes Bilderleben“ in der Tiefenpsychologie. Durch hypnotherapeutische Strategien werden imaginative Prozesse individualisiert, intensi- viert und erweitert. Das Berücksichtigen aller Sinne, das Ver- wenden von indirekten Suggestionen, Patientenmetaphern und Geschichten ermöglichen lebendigere, unwillkürlichere und in diesem Sinne freiere Erfahrungen. Weniger die Trancetiefe als die veränderte Fokussierung der Aufmerksamkeit wird als entscheidend angenommen. Zu- dem kann davon ausgegangen werden, dass hoch-suggesti- ble Personen auch in leichten Trancen bedeutsame Verände- rungen erfahren. Luise Reddemann als bekannte Vertreterin der Arbeit mit Imaginationen hat gute Gründe, leichte Trancezustände anzu- streben: Sie behandelt vorwiegend schwer traumatisierte Pa- tientinnen, für die das Erleben von Kontrolle essentiell ist. Fallbeispiel hypnotherapeutische Imagination zum Thema Raucherentwöhnung nach C. Schweizer: Die Patientin wird eingeladen einen „sicheren Ort“ zu etablieren. Im Folgenden regt die Therapeutin einen Aufenthalt im Wald an. Dieser Teil des Waldes ist krank, schwarz und neblig, aber auch ange- nehm schemenhaft und mit weichen Konturen ausgestattet. Es wird betont, dass es positiv sein kann, wenn der Nebel sich lichtet und eine klare Sicht auf die Dinge erlaubt. Im wei- teren Verlauf wird die Patientin an die andere Seite des Waldes herangeführt, welche sich in einem gänzlich anderen Zustand befindet. Hier sind die Konturen klar und deutlich, die Luft frisch, die Bäume sind dabei auszutreiben und die ersten kleinen grünen Blätter werden bereits sichtbar. „Frische Luft“, „freies Atmen“, „Freiheit“. Vielleicht befindet sich die Patientin im Moment noch auf der „verrauchten“ Seite, doch es gibt unterschiedliche Wege, sich hinüber auf die frische Seite des Waldes zu bewegen. Dabei sind möglicherweise Hindernisse zu bewältigen, z. B. ein verschlossenes Tor. Als weitere Ressource wird die Idee von einem körpereigenen Wissen eingefügt, das schon dem Neugeborenen ermöglicht, die eigenen Bedürfnisse zu erspüren. Zusätzlich wird die Patientin angeleitet, eine mentale Helferfigur zu etablieren, eine „innere weise Frau“ oder einen „innerer Heiler“. stand, als Erfahrung von Unwillkürlichkeit, veränderter Wahr- nehmung und intensivem, häufig neuem oder überraschen- dem Erleben. Imaginationen dagegen gestalten sich bewusst- seinsnaher, kognitiver und vertrauter. Zu dieser Polarität ge- hört auch die in den hypnotherapeutischen Semi- naren häufig gestellte Frage nach der Bedeut- samkeit der Trancetiefe. Milton Erickson arbeite- te in ca. 30 % seiner Behandlungen mit expliziter Hypnose, andererseits wird über seine späten Ausbildungskurse erzählt, dass er praktisch immer auch Handlevitation zur Induktion von tie- feren Trancezuständen einsetzte. Selbstverständlich werden AusbilderInnen anführen, dass sie beide Flügel praktizieren und auch lehren, lediglich Schwerpunkte setzen. Aber ist es nicht wie häufig bei einer Reiseplanung? Gedacht ist eine Wanderung in den Bergen und dann wird doch wieder zum Chillen ans Meer gefahren. Nutzung von Tranceritualen Ideomotorische Bewegungen, mit der Handlevitation als Königsweg, sind die Klassiker der Trancerituale. Über diese unwillkürlichen Reaktionen wird eine Trance induziert, eine Kommunikation in Trance begleitet und ein unbewusster Suchprozess initiiert. B. Peter, ein Vertreter dieses Flügels, spricht von der Sym- bolisierung des Unbewussten als wissende Instanz („Thera- peutisches Tertium“), wodurch die Trance wie in einem Traum als überzeugend und wirklichkeitsnah erlebt wird. D. Revens- torf verweist auf die wissenschaftlichen Ergebnisse zu einer veränderten Informationsverarbeitung in Trance, die sich u. a. (hirn-) physiologisch nachweisen lässt. Eine sowohl körper- lich, als auch kognitiv und emotional erlebte Durchlässigkeit in tieferer Trance begünstigt therapeutische Veränderungen auf allen Ebenen. Fallbeispiel: In einer sogenannten „Symptombefragung“ wird bei einer Patientin mit einem psychosomatischen Reizmagen eine Handlevitation induziert. Die äußerlich sichtbar und für die Patientin fühlbar leichte Hand wird im Folgenden als Kommunikationsmittel verwendet: „Während sich die Hand von alleine nach oben bewegt, untersucht ein unbewusster Teil Ihrer Person, welche Themen und Gefühle mit ihrem Problem verbunden sind.“ Für die Patientin überraschend offenbaren sich nach einer Weile für sie selbst überzeugende Zusammenhänge: Zu dem Zeitpunkt als die Symptomatik begann, befand sie sich beruflich in einem wichtigen, aber unüberschaubaren Arbeitsprojekt. Dieses Unüberschaubare verknüpfte sich offensichtlich mit einer traumatischen Durch hypnothera- peutische Strategien werden imaginative Prozesse individu- alisiert, intensiviert und erweitert. 40 Jahre M.E.G. –

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Page 1: Aus der Praxis M.E.G.a - M.E.G.-Hypnose · Milton H. Erickson gilt als Begründer der mo-dernen Hypnose, die er „aus den Fesseln der Suggestionsbehandlung befreit hat“ (B. Peter)

Aus der Praxis

Maria Schnel l

Die Enkel sind die zweite Generation nach den Gründer väternund Müttern. Sie können die altehrwürdigen Traditionen fort-setzen, das Tafelsilber verscherbeln oder alles neu machenwollen. Wenn man davon ausgeht, dass meine AusbilderIn -nen mehr oder weniger direkt von Milton Erickson gelernt ha -ben, sozusagen als „Söhne“ und „Töchter“ die nächste Gene -ra tion bildeten, so verstehe ich mich als „Enkelin“. Und ich binHypnotherapeutin der Anfangszeit, seit Jahrzehnten in der„Familie“. Zeit also, einen Blick zurück zu werfen auf 40 JahreM.E.G., genauer auf die Entwicklung und Veränderung derHyp no therapie, wie sie im Curriculum „Klinische Hypnose“gelehrt wird.

Milton H. Erickson gilt als Begründer der mo -dernen Hyp nose, die er „aus den Fesseln derSuggestions behand lung befreit hat“ (B. Peter)und überhaupt war er einer der vielfältigstenund kreativsten Therapeuten des letzten Jahr -hun derts. Er arbeitete mit Familien, bevor dieFamilientherapie erfun den wurde und führteschon Expositionsbehandlungen durch, als esdas Wort noch nicht gab. Erickson gehört zuden psychotherapeutischen Pionieren, dieneue Sichtweisen und Methoden begründetenund deren Traditionen wir fortführen.

In den letzten 40 Jahren seit Gründung der M.E.G. hat sichdie psychotherapeutische Landschaft in Deutschland undwelt weit grundlegend neu gestaltet, differenziert und profes-sionalisiert, und die Hypnotherapie hat einen festen Platz da rin gefunden.

40 Jahre Curriculum „Klinische Hypnose(KliHyp)“

Damals wie heute wird Hypnotherapie in der M.E.G. alscurriculare Fortbildungsreihe mit einheitlichen Bestandteilengelehrt. Inhalte der Seminare sind z. B. die Vermittlung wis-senschaftlicher Grundlagen, die Darstellung der besonderentherapeutischen Haltung und Beziehung, die Nutzung vonTrance phänomenen, von spezifischen Sprachmustern, Meta -phern und Geschichten.

Und damals wie heute berichten SeminarteilnehmerInnen,dass sie sich – wie Wunder – während der Fortbildung erho-len, dass die Arbeit mit Hypnotherapie Freude bereitet, Leich -tig keit und ein Gefühl von Freiheit generiert und dennoch Tiefeund Weite beinhaltet.

Zusätzlich zum KliHyp-Curriculum werden seit vielen Jah -ren drei weitere Curricula angeboten: „Hypnotherapeutischeund systemische Konzepte für die Arbeit mit Kindern und Ju -gend lichen (KiHyp)“, „Hypnosystemische Kommunikation(KomHyp)“ und „Medizinische Hypnose (MedHyp)“.

Milton Erickson hat zwar seine therapeutische Arbeit aus-führlich und detailliert beschrieben (Rossi & Erickson, 2018),sich dabei aber nicht als Begründer einer „Schule“ verstan-den, der ein einheitliches Konzept, womöglich mit Leitlinienund Modulen, erschafft, sondern ganz im Gegenteil ermutigteer seine SchülerInnen, sie selbst zu werden, auch als Thera -peutInnen: „Werde kein Ericksonianer, sondern werde <hiereigenen Namen einfügen>!“ Diese konsequent am Indivi du -um ausgerichtete Haltung kann als eine anthropologischeGrund einstellung seiner Psychotherapie verstanden werden.Entscheidend ist die Orientierung an und in der Welt derPatientin, ihren Ressourcen und Werten, während Entwick -lungs theorien und Interpretationen seitens der Therapeutin in

den Hintergrund treten.Kein Wunder also, dass die „Söhne“ und

„Töch ter“ Erick sons verschiedene Aspekte sei-ner Arbeit aufgegriffen, konzeptualisiert undweiterentwickelt haben, so dass sich heute voneinem bunten Strauß unterschiedlicher Flügel,Aus rich tun gen und Erweiterungen der Hypno the -rapie sprechen lässt, die sich auch in der Um -setzung der Fortbildungsinhalte abbilden. Einigemöchte ich im Folgenden exemplarisch ausfüh-ren und zueinander in Beziehung setzen.

Zwei Flügel der Hypnotherapie –Trancerituale und Imagination

Üblicherweise wird eine explizite und implizite Arbeit mitTrance unterschieden. Explizite Hypnose bedeutet, dass eineTranceinduktion erfolgt, ein Hinführen zu einem Trance zu -

Rückblick einer „Enkelin“Ericksons

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M i l t o n E r i c k s o n G e s e l l s c h a f t f ü r K l i n i s c h e H y p n o s e

Eine sowohl körperlich, als auch

kognitiv und emotional erlebteDurchlässigkeit in tieferer Trancebegünstigt thera -

peutischeVeränderungen aufallen Ebenen.

M.E.G.a.phon

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Kindheitserfahrung, als während einem Schulprojekt ihreMutter schwer erkrankt war und zuhause alles im Chaos ver-sank. Im weiteren Therapieprozess konnte dieses frühereTrauma bearbeitet werden, und zeitnah ging die Symptomatik

zurück.

Nutzung von ImaginationenImaginationen sind Bestandteil der meisten

Therapie methoden, z. B. sogenannte „Phanta -sie reisen“ in der Verhal tens therapie oder „Kata -thymes Bilderleben“ in der Tiefen psy chologie.Durch hypnotherapeutische Strategien werdenima ginative Prozesse individualisiert, intensi-

viert und erweitert. Das Berücksichtigen aller Sinne, das Ver -wenden von indirekten Suggestionen, Patientenmetaphernund Geschichten ermöglichen lebendigere, unwillkürlichereund in diesem Sinne freiere Erfahrungen.

Weniger die Trancetiefe als die veränderte Fokussierungder Aufmerksamkeit wird als entscheidend angenommen. Zu -dem kann davon ausgegangen werden, dass hoch-suggesti-ble Personen auch in leichten Trancen bedeutsame Ver ände -rungen erfahren.

Luise Reddemann als bekannte Vertreterin der Arbeit mitImaginationen hat gute Gründe, leichte Trancezustände anzu-streben: Sie behandelt vorwiegend schwer traumatisierte Pa -tien tinnen, für die das Erleben von Kontrolle essentiell ist.Fallbeispiel hypnotherapeutische Imagination zum Thema

Raucherentwöhnung nach C. Schweizer: Die Patientin wirdeingeladen einen „sicheren Ort“ zu etablieren. Im Folgendenregt die Therapeutin einen Aufenthalt im Wald an. Dieser Teildes Waldes ist krank, schwarz und neblig, aber auch ange-nehm schemenhaft und mit weichen Konturen ausgestattet.Es wird betont, dass es positiv sein kann, wenn der Nebelsich lichtet und eine klare Sicht auf die Dinge erlaubt. Im wei-teren Verlauf wird die Patientin an die andere Seite desWaldes herangeführt, welche sich in einem gänzlich anderenZustand befindet. Hier sind die Konturen klar und deutlich, dieLuft frisch, die Bäume sind dabei auszutreiben und die erstenkleinen grünen Blätter werden bereits sichtbar. „FrischeLuft“, „freies Atmen“, „Freiheit“. Vielleicht befindet sich diePatientin im Moment noch auf der „verrauchten“ Seite, doches gibt unterschiedliche Wege, sich hinüber auf die frischeSeite des Waldes zu bewegen. Dabei sind möglicherweiseHindernisse zu bewältigen, z. B. ein verschlossenes Tor. Alsweitere Ressource wird die Idee von einem körpereigenenWissen eingefügt, das schon dem Neugeborenen ermöglicht,die eigenen Bedürfnisse zu erspüren. Zusätzlich wird diePatientin angeleitet, eine mentale Helferfigur zu etablieren,eine „innere weise Frau“ oder einen „innerer Heiler“.

stand, als Erfahrung von Unwillkür lichkeit, veränderter Wahr -neh mung und intensivem, häufig neuem oder überraschen-dem Erleben. Imaginationen dagegen gestalten sich bewusst-seinsnaher, kognitiver und vertrauter. Zu dieser Polarität ge -hört auch die in den hypno therapeutischen Se mi -naren häufig gestellte Frage nach der Bedeut -samkeit der Trancetiefe. Milton Erickson arbeite-te in ca. 30 % seiner Behandlungen mit expliziterHypnose, andererseits wird über seine spätenAus bil dungskurse erzählt, dass er praktischimmer auch Hand levitation zur Induktion von tie-feren Trancezuständen einsetzte.

Selbstverständlich werden AusbilderInnenanführen, dass sie beide Flügel praktizieren und auch lehren,lediglich Schwer punkte setzen. Aber ist es nicht wie häufigbei einer Reiseplanung? Gedacht ist eine Wanderung in denBergen und dann wird doch wieder zum Chillen ans Meergefahren.

Nutzung von TranceritualenIdeomotorische Bewegungen, mit der Handlevitation als

Königsweg, sind die Klassiker der Trancerituale. Über dieseun willkürlichen Reaktionen wird eine Trance induziert, eineKommunikation in Trance begleitet und ein unbewussterSuchprozess initiiert.

B. Peter, ein Vertreter dieses Flügels, spricht von der Sym -boli sierung des Unbewussten als wissende Instanz („Thera -peutisches Tertium“), wodurch die Trance wie in einem Traumals überzeugend und wirklichkeitsnah erlebt wird. D. Revens -torf verweist auf die wissenschaftlichen Ergebnisse zu einerveränderten Informationsverarbeitung in Trance, die sich u. a.(hirn-) physiologisch nachweisen lässt. Eine sowohl körper-lich, als auch kognitiv und emotional erlebte Durchlässigkeitin tieferer Trance begünstigt therapeutische Veränderungenauf allen Ebenen.

Fallbeispiel: In einer sogenannten „Symptombefragung“ wirdbei einer Patientin mit einem psychosomatischen Reizmageneine Handlevitation induziert. Die äußerlich sichtbar und fürdie Patientin fühlbar leichte Hand wird im Folgenden alsKommunikationsmittel verwendet: „Während sich die Handvon alleine nach oben bewegt, untersucht ein unbewussterTeil Ihrer Person, welche Themen und Gefühle mit ihremProblem verbunden sind.“ Für die Patientin überraschendoffenbaren sich nach einer Weile für sie selbst überzeugendeZusammenhänge: Zu dem Zeitpunkt als die Symptomatikbegann, befand sie sich beruflich in einem wichtigen, aberunüberschaubaren Arbeitsprojekt. Dieses Unüberschaubareverknüpfte sich offensichtlich mit einer traumatischen

Durch hypnothera-peutische

Strategien werdenimaginative

Prozesse individu-alisiert, intensiviertund erweitert.

40 Jahre M.E.G. –

Page 2: Aus der Praxis M.E.G.a - M.E.G.-Hypnose · Milton H. Erickson gilt als Begründer der mo-dernen Hypnose, die er „aus den Fesseln der Suggestionsbehandlung befreit hat“ (B. Peter)

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• Die M.E.G. wurde 1978 als Ver ein gegründet. Siehat heute fast 2.600 Mitglieder, von denen die mei -sten PsychologInnen oder ÄrztInnen sind.

• Seit 2000 existiert die professionelle Geschäftsstelle der M.E.G. mitGeschäftsführung – davor wur den fast alle Belange ehren amtlichorganisiert.

• Die Fortbildungs-Curricula der M.E.G. werden bundesweit an 18 Regio nal stellen kontinuierlich um gesetzt.

• Hypnotherapie ist seit 2006 für ei ni ge Indikationen als therapeu -tisches Verfahren anerkannt. Hyp nose wird nicht nur in psy cho -the ra peutischen Kontexten umgesetzt, sondern auch in der Medi -zin und im Coaching, z.B. im Sport be reich.

• Die erste Jahres tagung der M.E.G. 1988 hatte etwas 50 Teil neh mer,1998 waren es bereits um die 800 und in den letzten Jahren sind dieTagungen mit ca. 1.300 Teil neh mer In nen regelmäßig ausgebucht.Nachdem der Tagungsort Bad Orb zu klein geworden war, wurdedie Jahrestagung ab 2009 nach Bad Kissingen verlegt.

• Zusätzliche Tagungen, z. B. zu den Themen Mentale Stärken, Teile -tag ung, und Medizinische Hypno se (v. a. organisiert von B. Trenk -le und seinem Team), erweitern das Spektrum.

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schiedene Techniken verknüpft werden,wodurch in der Regel eine tiefe Tranceerreicht wird. Anschließend werden derPatientin die vorher konkret erarbeitetenSuggestionen präsen tiert.

ExplorationEin Trancezustand kann sehr gut für Explorationsprozesse

genutzt werden. Die entspannte Haltung, die Orientierungnach innen und der Fokus auf unwillkürliche Impulse führendabei zu ganz anderen Inhalten und Sichtweisen, als wenndies auf bewusster Ebene geschehen würde. EntscheidenderUnterschied zu dem direktiveren Vorgehen ist die Bedeutungdes Dialogs mit der Patientin und das Bemühen, ihren innerenProzess in den Mittelpunkt zu stellen. Damit bietet die Kon ver -sationstrance eine elementare Möglichkeit, in innere Asso -zia tionsräume einzutauchen, um wichtige Erfahrungen undErkenntnisse zu untersuchen. Die empathische Begleitung derTherapeutin und das gemeinsame Erkunden der Themenerweitern die Perspektive und intensivieren das Erleben.

Fallbeispiel: In einer Konversationstrance beschäftigt sichdie Patientin mit ihrer Position in der Herkunftsfamilie. Sorg -sam unterstützt von der Therapeutin überprüft sie die Bezie -hung zu ihren Geschwistern, wobei das Erleben konkreter Er -fah run gen im Vordergrund ist. Spontan erinnert sie unter-schiedliche Situationen mit ihrem Bruder, und ein Perspektiv -wech sel von Assoziation (absorbiert sein im Erleben) undDisso zia tion (von außen schauen) ermöglicht ihr, neue Posi -tio nen einzunehmen. Sie ist überrascht von ihrer Wut überden großen, vormals immer bewunderten Bruder, der ihr sooft geringschätzig begegnet ist. Demgegenüber rückt ihr nachund nach die abseits stehende, blass wirkende, sich aberfreundlich ver haltende große Schwester näher.

Erweiterungen der HypnotherapieHypnotherapie ist als psychotherapeutisches Verfahren für

einige Indikationsbereiche anerkannt und kann sehr gut mitverschiedenen Therapiemethoden kombiniert werden. Somitexistieren vielfältige Ergänzungen und Erweiterungen, die ichhier nur beispielhaft darlegen kann.

Hypnosystemische TherapieErickson arbeitete mit bedeutenden Vordenkern des Kon -

struktivismus und der Systemischen Therapie wie Jay Haley,Gregory Bateson, Margaret Mead und John Weakland (Men -tal Research Institut, Palo Alto) zusammen. Sein therapeuti-sches Handeln ist geprägt von der Haltung, komplexe Ver än -de rungsprozesse anzunehmen und die individuelle Wirk lich -

Zwei Richtungen in der Hypnotherapie –Suggestion und Exploration

Der Begriff Suggestion verweist auf die traditionsreicheVerwendung von Hypnose als Methode, von therapeutischerSeite Veränderungsideen und neue Sichtweisen anzubieten.Dies gilt auch für indirekte Suggestionsformen wie konstruier-te Metaphern oder Stellvertretergeschichten. Das Vorgehenkann insgesamt als strategisch und direktiv beschrieben wer-den. Demgegenüber weist ein sich Einstellen auf die Patien -tin, ein Verstehen und empathisches Nach empfinden ihrerWelt, in eine andere Richtung. In der Hypnotherapie werden

diese beiden Herangehensweisen mit denMeta-Strategien „Pacing“ (Patientin in ihrerWelt begegnen) und „Leading“ (sie in Rich -tung der vereinbarten Ziele führen) umfasst,und eine gelingende Therapie setzt beideAus richtungen voraus. Nichtsdestotrotz be -deutet es einen fundamentalen Unter schied,ob „Pacing“ oder „Lea ding“ im Mittelpunktsteht. Auch kann gefolgert werden, dass miteinem hohen Ausmaß an „Leading“ die The -ra peutin und die Technik im Vordergrund sind,während ein Fokus auf „Pacing“ den Schwer -punkt bei der Patientin und der Beziehung zuihr erkennen lässt.

SuggestionsbehandlungEine Suggestionsbehandlung zeichnet sich dadurch aus,

dass vor allem die Therapeutin spricht, dabei aber die nonver-balen Reaktionen der Patientin sorgsam wahrnimmt und auf-greift, so dass hier zumindest ein nonverbales Einbeziehenstattfindet.

Sinnvoll ist diese Form der Behandlung z. B. in medizini-schen Kontexten, die durch tendenziell hierarchische undauto ri täre Kommunikationsformen gekennzeichnet sind.

In der Psychotherapie erfolgt vorher in der Regel eine aus-führliche Besprechung mit der Patientin u. a. über ihre Ziele,Wünsche und Ängste. Die anschließende Tranceinduktionund Behandlung in Trance wird von Seiten der Therapeutindirektiv und klar geführt.

Fallbeispiel Elman-Trance und posthypnotische Suggestio -nen: Zunächst wird mit der Patientin ein erwünschtes Ver -halten detailliert herausgearbeitet, so dass die Zielvorstel -lung wie ein innerer Film ablaufen kann. Dieses Ziel solltestimmig sein: „Freitags morgens um 8 Uhr setzte ich mich miteiner Tasse Kaffee an meinen Rechner und arbeite eine Stun -de lang an Therapieanträgen.“ Dann leitet die Therapeutinschrittweise eine komplexe Tranceinduktion an, in der ver-

keitskonstruktion seiner Patienten zu berücksichtigen. Somitkann er als früher Konstruktivist verstanden wer den, der be -müht war, für jeden Men schen eine eigene, individuelle The ra -pie zu begründen.

Gunther Schmidt hat mit der Verbindung von systemischemDenken und der Arbeit mit Trance das „Hypno syste mi sche Mo dell“ entwickelt. Hier bei tritt die Nutzung von Trance ge gen -über systemischen Strategien in den Hin tergrund, wie z. B.Wechselwirkungen, zirkulären Prozes sen und Fragen nachKon se quen zen auf allen Ebe nen. Gegenstand der The ra pie istdie Sug ges tion des Kon textes und die Auto sug ges tio nen zusich selbst und zu anderen. So macht es z. B. einen Unter - schied im Denken, Füh len und Handeln, ob sich Men schen mitdem Hel len oder Dunklen, mit Problemen oder Lösun gen, mitSehn süchten oder Ab grün den beschäftigen.

Ego-State-Therapie (EST)Es gehört zum Kern-Bestandteil der Psychotherapie Erick -

sons, mit inneren Anteilen zu arbeiten, insbesondere be dürf -tige jüngere Selbstanteile zu versorgen. Die EST ist ein Per sön -lichkeitsmodell, das diesen Ansatz aufgegriffen und systemati-siert hat.

In der Therapie werden vernachlässigte, destruktive, aberauch kompetente Selbstanteile eingehend und auf differenzier-te Weise entwickelt und in Interaktion gebracht. Ziel ist einekonstruktive Kommunikation, letztendlich eine Inte gra tion die-ser Selbst-Symbolisierungen. Trancezustände werden nichtzwangsläufig genutzt, im Vordergrund steht die Aus ge stal tungder Wirklichkeitskonstruktion über die „Ego-States“ und ihreBeziehungen zueinander.

Weitere AnsätzeVor allem in der Verhaltenstherapie wurden wesentliche

hyp notherapeutische Elemente übernommen. Auch sämtlichetraumatherapeutischen Ver fah ren stützen sich auf hypnothera-

peutische Vor gehensweisen, z. B. Dissoziati -ons strategien, wie die „Leinwand-“ oder „Tre -sor technik“. Selt sa mer weise wird dabei dieHer kunft aus der Hyp notherapie wenig gewür-digt.

Eine wichtige Herangehensweise in den Ar -bei ten Erick sons stellen die „indirekten Kom - mu ni kationsformen“ dar. Die hypnotherapeuti-sche Spra che, die Nutzung von Meta phern undGe schichten verweisen theoretisch auf einenbis lang noch wenig beachteten linguistischenWirk mechanismus und prak tisch auf eine the-rapeutische Kompetenz im Zwischen raum vonSprache und Erleben. Auch das Thema „Humor

Aus der Praxis

Maria Schnel l

Der Begriff Sug gestion

verweist auf dietraditionsreicheVerwendung

von Hypnose alsMethode,

von therapeuti-scher Seite

Veränderungs-ideen und neueSichtweisen anzubieten.

Die entspannteHaltung, die

Orientierung nachinnen und der Fokusauf unwillkürliche

Impulse führen dabeizu ganz

anderen Inhalten undSichtweisen, als wenn

dies auf bewusster Ebene geschehen würde.

Die hypnotherapeu-tische Sprache, die Nutzung vonMetaphern undGeschichten

verweisen theoretischauf einen bislang

noch wenig beachte-ten linguistischenWirkmechanismus und praktisch

auf eine therapeuti-sche Kompetenz im Zwischenraum von Sprache und

Erleben.

• Der Gewinn aus einigen von der M.E.G. getragenen Tagungenführ te 1984 zur Gründung der M.E.G.-Stif tung, mit dem Ziel, dieHeraus gabe der wissenschaftlichen Zeitschriften der M.E.G.sicher zustellen: die Zeit schrift „Hypnose und Kogni tion (Hy Kog)“1984-2004, und „Hypnose – Zeitschrift für Hyp no thera pie und Hyp -nose (Hypnose-ZHH)“ ab 2005. Fast alle Arti kel der beiden Zeit -schriften stehen kostenlos zum Down load zur Verfügung (sieheauch S. 30 dieser Ausgabe).

• Der wissenschaftliche Beirat begleitet seit 2003 wissenschaftlicheProjekte: Seit 2005 erhielten zwölf Jungwissen schaft lerInnen denNachwuchs förder preis. In Tübingen wird dieses Jahr die großeEva lua tions studie zum Vergleich Hypno thera pie und kognitiveVerhaltenstherapie bei Depressionen abgeschlossen, die von derM.E.G. initiiert und finanziert wird. Fol ge studien zum ThemaAngstbewälti gung sind ge plant.

• Um sich von unseriösen Hypnose-Anbietern abzugrenzen und dar-über aufzuklären, hat die M.E.G. eine spezielle Info-Web site ent-wickelt: www.hypnose.de.

M.E.G. in Zahlen

Wissenschaftliche Orientierung

• Die Jahrestagung der M.E.G. ist eine der größten psychotherapeu-tischen Tagungen in Deutschland. Ihre Popularität wird nicht nurvon der vielfältigen inhaltlichen Gestaltung bestimmt, sondernauch durch den offenen, freundlichen Begegnungsraum.

• Und wahrscheinlich spielt das, was B. Peter in seinen For schun -gen über die Persönlichkeit der Hypothera peutInnen herausgefun-den hat, auch eine Rolle: Hyp no therapeutInnen sind vor allem …optimistisch.

• Seit 2002 existiert ein virtueller Fachaustausch, die „Hypno-Liste“mit aktuell ca. 4000 KollegInnen.

• Demnächst wird es einen M.E.G.-Blog geben.

M.E.G.-Kultur

40 Jahre M.E.G.

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Aus der Praxis M.E.G. intern

Maria Schnel l Die Regionalste l len

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Ein bisschen GenderMilton Erickson war ein Kind seiner Zeit, ein Patriarch,

Führungsperson und Vater von acht Kindern aus zwei Ehen.Zu Beginn meiner Ausbildung kursierte u. a. folgende Ge -schich te: Erickson könne Frauen anhand nonverbaler Ver hal -tens weisen ansehen, ob sie gerade ihre Menstruation habenoder schwanger sind. Als junge Frau fand ich das etwas selt-sam und habe mich gefragt, was er wohl bei Männern wahr-nimmt?

In den ersten ca. 15 Jahren waren die Ausbilder der M.E.G.alle männlich. Ich erinnere, dass zum Auftakt eines Tagungs -festes in Bad Orb, wahrscheinlich um auf das Fehlen weib-lichen Potenzials hinzuweisen, jedem Ausbilder ein Kak tusüberreicht wurde, und so standen sie mit ihren kleinen odergroßen, geraden oder krummen, auf jeden Fall stacheligenKakteen, in der Mitte von Heiterkeit.

Gibt es eigentlich eine männliche oder weibliche Hypno -therapie?

Literatur: Peter, B (2018) 40 Jahre M.E.G.: Kommt jetzt die Midlifecrisis? Vortragauf der M.E.G.-Jahrestagung Bad Kissingen.Peter, B & Revenstorf, D (2018) Hypnotherapie. Stuttgart: Kohlhammer.Reddemann L (2005) Imagination als heilsame Kraft. Stuttgart: Klett-Cotta.Rossi E & Erickson M (2018) Gesammelte Schriften von Milton H. Erickson.Heidelberg: Carl Auer.Schweizer, C (2017) Vom blauen Dunst zum frischen Wind. Hypnothera peu tischeRaucherentwöhnung in 5 Sitzungen. Das Tübinger Programm. Heidel berg: Carl Auer.

in der Psy chotherapie“ ist hier anzusiedeln. Es wä re nichtverwunderlich, wenn diese Inhalte in der Zukunft neu konzep-tualisiert und ausgestaltet wür den. So könnte in einer neuen„Wel le“ der Ver hal tens thera pie das Er zäh len und Kon struie -ren von Ge schichten Einzug halten.

Auch das Modell der Utilisation (Nutzung der Ressourcender Patientin und des Kontextes) in Kombination mit strate-gisch geplanter Therapie bietet Erweiterungspotenziale unterneuen Labeln.

Diskussion40 Jahre M.E.G. – und wie wird es wei tergehen? Werden

sich die Flügel ver binden und die Hypnotherapie ge mein samin die gleiche Richtung tragen? Oder werden elementare In -halte des KliHyp, vor allem die Ar beit mit Trance zustän den, an

Kontur und Far be ver lieren, um dann als leicht zu -gängliche Mainstream-Ele mente in andere Ver -fahren ab sor biert zu werden? Was ist die Essenzder Hypnotherapie? Ihre Identität?

Wäre Erickson jetzt hier, ich glaube, er würdesich über die Entwicklung der M.E.G. freuen. Sicherwäre er erstaunt über das mannigfaltige Spektrumder psychotherapeutischen Land schaft, die Vielzahlwissenschaftlicher Befunde und die Pa lette neuerKonzepte. Diesbezüglich könnte er anmerken, dass

schon viele Aspekte seiner Arbeit in selbstverständlicheBasis strategien verwandelt wurden, z. B. der Einbezug vonFa mi lien mitgliedern oder das Erstellen von Hausaufgaben.

Vielleicht würde er sich wünschen, dass die Hypnose alsNutzung tiefer Trancezustände, mit der er so viel experimen-tiert hat, wieder mehr in den Vordergrund rückt. Denn dieserUmgang mit unbewussten Ressourcen und Veränderungs -poten zialen ist immer noch in hypnotherapeutischer Hand –wenn auch zum Teil in unseriösen Kontexten. Haben moderneHypnotherapeuten Angst Trance-Rituale einzusetzen? Waswürden sie brauchen, um sich in diesem Bereich auszupro-bieren und weiter vor zu wagen?

Freuen würde sich Erickson sicher über die M.E.G.-Kultur,die große Zahl an Regionalstellen, die Atmosphäre der Leich -tig keit in den Seminaren, das vielgestaltige Programm derJah res tagung, das lebendige Tagungsfest. Wahrschein lichwürde ihn der virtuelle Austausch von 4000 KollegInnen in der„Hypno-Liste“ nach anfänglicher Verwunderung ebenfallsbe gei stern.

Und dann, vielleicht würde Erickson sich milde lächelndabwenden, so wie die weise Figur Yoda aus den Star-Wars-Filmen sich verabschiedet, weil eine neue Zeit begonnen hatund die nächste Generation herausgefordert ist, zu gestaltenund zu entscheiden.

Wäre Erickson jetzt hier, ich glaube, er würde sich

über die Entwicklung der M.E.G. freuen.

Der medizinische Bereich ruft nach spe -zifischer Unterstützung mit hypnothe ra -peutischen und hypnosystemischen Kon -zepten. Im Mai 2018 haben wir, Bern hardTrenkle und ich (Gunther Schmidt), dieTagung „Äskulap meets Hyp nose – Me -di zinische Hypnose und Ärzt liche Kom -mu nikation“ veranstaltet, in deren An -schluss wir begeisterte Rück meldungenvon den Teil nehmen den er hal ten haben.Damit bestätigt sich einmal mehr nach-drücklich, was bereits der deutscheEthikrat in einer Stellung nah me 2016 for-derte, dass es gilt, „eine bes sere Kom -mu nikation im Kranken haus sicherzu-stellen“, und da für müssten eigens Aus-oder Weiter bil dungs angebote entwik-kelt werden, so wohl in Hinblick auf dieKommunikation mit Pa tienten als auchhinsichtlich der Kom mu nikation zwi-schen den verschiedenen Berufs grup -pen im Gesundheits sys tem. Führt mansich zudem den steigenden Ärztemangelund die zunehmende Be lastung der me -di zinischen Berufs fel der in Kranken häu -sern und Praxen vor Augen, erhält dieseFor derung nach neu en Bildungs angebo -ten zusätzlich Nach druck. Denn der An -spruch einer opti malen (kommunikati-ven) Patienten versorgung kann letztlichnur umgesetzt werden, wenn die Be -dürf nisse der dort Arbeitenden ebensomit einbezogen wer den; das bedeutet,zentrale Auf ga be ist auch, wirksame Un -terstützung für de ren eigenes Wohl be -finden anzubieten (z.B. Burnout-Prä ven -tion). „Ausge brann te“ ÄrztIn nen, Pfle -ge kräfte, etc. be hindern massiv eine op -timale Für sor ge für PatientIn nen, denndiese setzt wirk same Selbst fürsorge beiden professionell Wirken den voraus.So wohl in der Kom muni ka tion mit Pa -

tientInnen als auch untereinander (inTeams) geht es im Grunde um dasselbe:in Kontexten, die als beson ders bela-stend erlebt werden, die – im Unbe -wuss ten schon vorhandenen – Ge sund -heit förderlichen Kompetenzen wiederschnell und nachhaltig wirksam zu re-aktivieren.

Genau dies soll speziell in den Cur ri -cula MedHyp kompakt und Medizi ni -sche Hyp nose angeboten werden. Un -ser Pro gramm, um diese Curricula zuerweitern, erscheint auch deshalb sinn-voll und überfällig, weil in den vielenJah ren, in denen wir das CurriculumKli ni sche Hypnose durchführen, auchMedi zi ner teilgenommen haben. Dieseäu ßer ten oft, dass für ihre spezifischenBe dürfnisse in der Kommunikation mitihren „PatientInnen“ (wie man die ko -ope rierenden Menschen eben in die-sem Bereich nennt) nicht genügendmaß geschneiderte Angebote in demdoch eher psychotherapeutisch ausge-richteten Curriculum zu finden sind (z.B.im Bereich Schmerzmanagement, Psy -choonkologie, OP-Vorberei tung, usw.)Ebenso wurde häufig der Wunsch ge -äußert, nicht nur Angebote für Ärztin -nen und PsychologInnen zu machen,son dern unbedingt auch für anderesme di zinisches Fachpersonal. Die Ko -ope ration bspw. zwischen ÄrztInnen,Krankenschwestern/-Pflegern, Hebam -men und die Atmosphäre in Kli niken,usw. ist entscheidend dafür, wie erfolg-reich die medizinischen Maßnah menwerden können.

Im Interesse von PatientInnen wieauch der im medizinischen Feld tätigenMen schen bieten wir deshalb nebenthemenspezifischen C-Seminaren fürdiesen Bereich zunächst ab 2019 dasKurz-Curriculum MedHyp Kompakt an(wobei wir es aus unserer Sicht nochumbe nen nen sollten, damit für dieAdres sa ten deutlicher wird, worauf dasCurri cu lum abzielt, zumindest mit einemUnter titel wie „Hypnosystemische Kom -

Nachwuchsförderpreis 2018

Der mit € 1.500 dotierte Nach -wuchs förderpreis wird an jungeWis senschaftler vergeben, dieHe rausragendes auf dem Gebietder Hypnose/-Hypnotherapie-For -schung geleistet haben. Wir gra -tulieren Frau Barbara Schmidt, Dr. phil. Dipl.-Psych. für ihre Ar -beit „The Power of mind: Block ingvisual perception by hypnosis“.

muni ka tions- und Interventions strate -gien für medizinisches Fachpersonal“oder ähnliches.

Zum neuen Kurz-Curriculum Med -Hyp Kompakt: Ursprünglich war dies inHei del berg als Inhouse-Schulung fürKlini ken gedacht. Da der Bedarf aberauch bei Teams in Arztpraxen, Zahn -arzt prax en, bei Pflegekräften, Sanitä -ter Innen, Hebammen, usw. besteht,wer den wir die ses Kurz-Curriculum mitdrei Blöcken auch für diese Berufs -grup pen am Mil ton-Erickson-InstitutHei delberg anbieten. MedHyp Kompakt steht damit auch

endlich den medizinischen Assistenz -be ru fen offen. Das ist aus unserer Sichtlängst überfällig; ohne sie ist erfolgrei-che Behandlung im medizinischen Be -reich kaum denkbar.

Inhaltlich werden dabei unter ande-rem angeboten: hilfreiche Kommuni ka -tions strategien bei Spritzenphobien undakuten Schmerzen, ressourcenaktivie-rende Kommunikation mit Pa tien tinnen,empathische Utili sations strategien beiÄngs ten, bzgl. vorheriger „Negativ sug -ges tio nen“ bei medizinischen Kontak -ten, usw. und ebenso hilfreiche Kon zep -te für die Optimie rung von Team kom mu -nikation und für Selbstfür sor ge. DasKurz curri cu lum wird praktisch angelegtsein, mit Übun gen in Klein gruppen, und

RS Heidelberg: „MedHyp Kompakt“ und Medizinische Hypnose“

Dipl.-Psych. Maria Schnell Giesebrechtstrasse 1910629 BerlinTelefon 030 [email protected]

Regionalstelle der M.E.G.www.ifhe-berlin.de

Foto: M

artina Schrenk

Foto: Andreas Friese

Page 4: Aus der Praxis M.E.G.a - M.E.G.-Hypnose · Milton H. Erickson gilt als Begründer der mo-dernen Hypnose, die er „aus den Fesseln der Suggestionsbehandlung befreit hat“ (B. Peter)

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M.E.G. intern

M i l t o n E r i c k s o n G e s e l l s c h a f t f ü r K l i n i s c h e H y p n o s e

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A u s g a b e 5 1 , 2 0 1 8

Im März dieses Jahres – rechtzeitigzur M.E.G.-Jahrestagung – wurde dieIn formations-Webseite der deutschen,wissenschaftlich fundierten Hypnose -ge sellschaften durch neue Video-Inter -views und Artikel erweitert. Viele neueThemenbereiche kamen hinzu, wie bei-spielsweise Selbsthypnose (MariaSchnell), Hypnotherapie bei Angst stö-r un gen (Paul Janouch, Ghita Benaguidund Melchior Fischer) und anderenStör ungsbildern wie Stress und De -pres sion (Reinhold Zeyer und OrtwinMei ss) sowie der Themenbereich Hyp -no therapie bei Kindern und Jugend li -chen (Hiltrud Bierbaum-Luttermann undSusy Signer-Fischer) u. v. m. Damit wur -de die Info-Webseite um häufig nach-gefragte Themen ergänzt und beant-wortet mittlerweile nahezu jede Fragerund um das Thema Hypnose.

Sie wird dadurch mehr und mehrdem Anspruch gerecht, einerseits inter-essierten Laien einen hinreichend ge -nauen Überblick über den Themen kom -plex zu verschaffen und andererseitsauch vor Laien-Hypnose zu warnen,die se zu erkennen, sowie Aufklärungda rüber zu vermitteln, wie man und fraugut ausgebildete HypnotherapeutInnenfinden können. Der Besuch der Web sei -te kann ein Aufklärungs- bzw. Erstge -spräch ersetzen und hat damit auchpraktischen Nutzen für (Zahn)-ÄrztIn -nen und (Psycho)-TherapeutInnen. Em -p feh len Sie den Besuch der Seite IhrenPatienten/Klienten als Hausaufgabeund Sie ersparen sich viel Zeit undWiederholung!

Außerdem haben wir den Look derSeite noch etwas verändert und moder-nisiert, um für die (typische) Nutzungam Handy oder Tablet eine optimaleDar stellung zu gewährleisten. Die Be -die nung ist nun intuitiver und den heuti-gen User-Erwartungen angepasst.

Auch wenn die Webseite erweiterungs-fähig bleibt, möchte ich fast sagen: mis-sion accomplished! Das Ziel einer nicht-kommerziellen Aufklärungsseite zu seriö -ser Hypnose und Hypnotherapie ist er -reicht. Aber das würde nur zum Teil stim-men; eine große, sehr wichtige Sa chegilt es nun voranzutreiben: Die Ver brei -tung in der Öffentlichkeit! Die Seite kannnoch so toll und sinnvoll sein, wenn nurwenige davon wissen, wird sie auch nurwenige erreichen.

Suchmaschinen-Optimierung und kon se - quente Verschlagwortung (tags) auf demyoutube-Kanal, auf dem alle Vi deo-Inter -views gespeichert sind, so wie bei Goog -le bringen die Webseite in der Anzeigeder Suchmaschinen nach vor ne. Darumkümmert sich die Ge schäfts stelle derM.E.G. Bis zum Er schei nen die ser Aus -gabe des M.E.G.a. Phons wird hier schonvieles ver bessert sein.

Erhalten Sie einen Stapel Hypno se.de-Postkarten kostenfrei!

Sie jedoch können auch etwas dazubeitragen und das ganz ohne Anstren-g ung und Kosten. Die M.E.G. hat ein In -for mations-Plakat (für das Warte zim -mer) und neuerdings auch Postkartenzum Auslegen, zur Weitergabe und/ oderzur Versendung produziert, die Sieanfordern können. Wir schicken Ihnendann einen Stapel Postkarten wahlwei -se mit oder ohne Plakat kostenfrei zu(nur in Deutschland). Schreiben Sie da -zu einfach eine E-Mail an kontakt@meg- hypnose.de mit dem Betreff hypnose.dePlakat und Postkarte sowie Ihrer Adres -se im Text. Das war‘s schon. Sie erhal-ten dann das Auslege-Material zuge-schickt.

Betty Niederauer(für die Geschäftsstelle der M.E.G.)

Neues von der Hypnose.de-Websitees soll die Teilnehmen den in ihrem Be -rufs alltag und dem damit verbundenenBe darf abholen.

Beginn ist im November 2019 (Ter mi -ne sie he Routenplaner). Ab 2020 werdenwir dann zudem das um fang reichereMedHyp-Curricu lum an bie ten.

Wir hoffen, dass das neue Angebotauf breites Interesse stoßen wird undauch, dass wir das medizinische Feldzu nehmend davon überzeugen können,wie bereichernd und unterstützend Hyp - no se und hypnosystemische Kom mu ni -kation für Behandlung und Alltag seinkönnen. Wir sind gespannt, wie es sichentwickeln wird, und würden uns freu-en, wenn Sie vielleicht nicht Ihrem Apo -theker, aber Ihrem Arzt davon berichten(oder natürlich selbst teilnehmen). Aus -führliche Informatio nen finden Sie aufwww.meihei.de

Dr. med. Gunther Schmidt

RS Gelsenkirchen-Dortmund: einneues MiteinanderDie Regionalstelle Gelsenkirchen wur de1998 von Martin Braun gegründet. Nach20 Jahren erfolgreichem Weiter bil -dungs angebot im Ruhrgebiet mit vielHerz und Seele, schien es für Martin, imWissen und Fühlen, wie wichtig undwohl tuend doch Veränderung ist, offen-bar Zeit zu sein für die neugierige Su chenach neuen Strukturen, möglichen krea-tiven Verbindungen und Über le gun genzu positiver Weiterentwicklung.

Als (u.a.) Mentalcoach für Spitzen -sportler und großer Fußballfan schienes naheliegend, auf die Innovations krafteiner vertrauensvollen Zusam men arbeitmit langjährig gewachsenen, vertrau-ensvollen und erfolgreichen Verbin dun -gen im Teamgeist zu setzen. So entwik-kelte Martin die Idee, seine Regional -

stelle Gelsenkirchen mit Anna Kaiser zurRegionalstelle Gelsenkirchen-Dort mundumzustrukturieren.

Bereits während ihres Studiums ab -sol vierte Anna ihre ersten Praktika inMar tins Praxis, war zunächst als „Hel fe -rin“ bei vielen Jahrestagungen dabei undverlor auch nach Abschluss ihres Stu di -ums und nach erfolgreicher Ap pro ba tionzur Verhaltenstherapeutin nie den Kon -takt zur Hypnotherapie und zur M.E.G. Esist hier also wohl durchaus an ge mes -sen, von „Vereins-Nach wuchs“ zu spre-chen, auch wenn beide letztlich nur eini-ge Jahre und ein paar Ruhr ge biets städ -te in der Ruhrmetro po le trennen.

Ca. ab Frühjahr 2019, nach Ab schlussder Ausbildung von Anna zur Aus bil de -rin der M.E.G., sollen also die ge mein -samen fachlichen Hintergründe der bei-den zukünftigen Regional stel len leiterdie Hintergrundbasis für die Se mi nar -angebote und Supervisionen bilden underweitern folglich die fachlichen Kom -pe tenzen und Angebote der zukünftigengemeinsamen Regional stel le.

Beide Praxen und damit die Se mi nar -räume liegen jeweils im Herzen von Gel senkirchen-Buer bzw. Dortmund undsind mit allen Verkehrsmitteln bes tenszu erreichen.

Den Gedanken des Teamgeistes wei -ter gedacht, ergab sich auch schnell ei -ne vernetzte Kooperation mit denM.E.G.-Regionalstellen Krefeld (SteffiSchramm/Daniel Timpe) und Bielefeld(Ghita Benaguid). Ghita und Steffi ha ben

die Zusammenarbeit und Koopera tion ja im Grunde seit der Gründung bzw.Über nahme ihrer Regionalstellen vor-gemacht. Aus der Zusammenarbeit vonGhita und Steffi ergab sich bereits vielFruchtbares und Kreatives – unteranderem z. B. das beliebte und erfolg-reiche Begleitbuch zum hypnotherapeu-tischem Curriculum. Daniel Timpe er -gänzt be reits seit einiger Zeit das Kin -der-Cur riculum an beidem Spielstätten(Biele feld/Krefeld) und wird nun auchbei der RS Gelsenkirchen-Dort munddabei sein. Hierdurch werden Seminarein Dort mund (je nach Anmeldestärke)sowohl in den Praxis räu men von AnnaKaiser, als auch im Kinderschutz zen -trum Dort mund (Daniel Timpe) stattfin-den. Hier durch ergibt sich ein großesund ausgewogenes An ge bot an Räu -men aller Art und Größe mit vielfältigerAusstattung.

Das kulturelle Angebot von Biele -feld, Krefeld, Gelsenkirchen und Dort -mund (z. B. durch das Deutsche Fuß -ball museum Dortmund, Industriekultur,etc.) hat im Rahmenprogramm natürlichsehr viel Interessantes und Attraktiveszu bieten. So werden sich die Regional -stellen Bielefeld und Gelsenkirchen-Dortmund demnächst noch deutlichmehr ergänzen und viele positive syner-gistische Effekte nutzen, indem sie dieB-Kurse jeweils im wechselnden Tur -nus präsentieren werden.

Dipl.-Psych. Anna Kaiser

RS Gelsenkirchen-Dortmund: ein neuesMiteinander

Die M.E.G.-CurriculaKomHyp, KliHyp und ihre KontexteDie M.E.G. hat vier Curricula für verschie-dene Ar beits bereiche. In diesem Artikelbe ziehe ich mich auf zwei dieser Curricula:das KliHyp (Erwachsenen-Psy cho thera -pie) wird in Bonn seit 1995 und das Kom -Hyp (Arbeitsbereiche: Psycholo gi sche Be -ra tung, Coa ching, Supervision) seit 2004angeboten. Daher kenne ich die Problemeder KollegIn nen dieser Weiter bildungs -gän ge, ihre Heterogenität, ihre Ent wick -lung in den Weiterbildungen und Super vi -sionen. Gerade, weil wir alle M.E.G.-Curri -cula an bie ten, war es immer schon not-wendig, die Abgrenzung bzw. Spezialitä -ten dieser Cur ri cula z.B. für Psycho thera -pie und für Be ra tung/ Kommuni ka tion/Ge - sprächs führung zu verdeutlichen.Zunächst:

Die M.E.G.-Curricula sind keine Aus bil -dun gen, sondern Weiterbildungen. Ist imfachlichen Diskurs die inhaltliche Abgren -zung zwischen Psycho thera pie und Berat -ung noch nie klar und deutlich gelungen,klärte das Psycho thera peuten-Gesetz 1999die formalen Arbeitsbereiche/Kon tex teder Anwen dung gesetzlich. Die Kon texteprägen also entscheidend mit, was in derje wei ligen Anwendung geschieht. Nachdem Gesetz war das eine Psycho thera pie,die – wenn über Kran ken kasse ab zu rech -nen –, über eine Patholo gie-Ein ordnung(Dia gno se) be gin nen muss. Dane ben gibtes eine Psycho thera pie von ap probiertenPsycho therapeuten, die ressourcenfokus-siert von Beginn an vorgeht, z. B. offiziell inden Kli ni k en, aber auch in Psycho thera -pie-Pra xen mit Approbation.Kommunikation und Beratung als Kontextder KomHyp:

Beratung ist beruflich nicht fest be -stimmt, vielfältiger und breiter angelegt.Na türlich ist in der Beratung psychologi-sches Vorgehen unumgänglich, was Kom -munikation und Gesprächsführung betrifft,als Anregung zur Selbsthilfe und dazu,dass andere erforderliche Maßnahmenüberhaupt eingebettet wirken können.Beratung gab es immer zusätzlich zu Ergo-, Logo-, Lern-Therapie, be trieb liche, beruf-liche Gesundheitsförderung, in der Schul-,der Organisations-Psy chologie, in derKran kenhauskommunikation und dem ärzt - lichem Gespräch. All das ist keine Psy -

Die Regionalste l len

M.E.G.a.phon

Foto: Andreas Friese

Foto: N

ici van Grote

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A u s g a b e 5 1 , 2 0 1 8

Anne M. Lang

M i l t o n E r i c k s o n G e s e l l s c h a f t f ü r K l i n i s c h e H y p n o s e

M.E.G. intern ISH / ESH

Bernhard Trenkle

1918

cho th e rapie und dennoch genauso wichtig,auch mit Erick sonscher Kommunikation undErick sonschem Vorgehen zu erweitern. DieKom Hyp kann hier ein groß artiges und berei-cherndes Angebot sein. Wir lehren in denentsprechenden Ausbildungs-Curricula hyp-nosystemischen Rap port, Ge sprächs führungüber Pacing und Leading, Suggestionen je -der Kom muni kation, die der Sprache und In -ter ak tion, die des Ko ntextes und des Sys -tems, die An wen dung von Bil dern und Meta -phern im Erickson schen Sin ne, einen Bera -tungs auf bau nach hypnosystemischen Prinz -ipien, systemische Per spektiven und Vor ge -hens weisen.

Hier treffen systemische und Erick son -sche Prinzi pien im Ressourcenfokus ideal zu -sammen und in ihrer beider auf Selbst orga -nisation be ruhenden Heran ge hens wei se.Der Beratungskontext ist geprägt von

kür zeren Prozesszeiten, einer eher klienten-/kundenorientierten Beziehung, eventuellFremd beauftragung/Fremd bezahlung. DenKlienten wird viel Selbstwirksamkeit zuge-sprochen. Was den Beratungs kontext aus-zeichnet, ist, dass hier in der Regel viel syste-mischer gedacht wird. Nicht, dass es in derPsychotherapie nicht auch absolut dringendnötig wäre. Es ist einfach dort nicht Konsens,geprägt vom PT-Gesetz und einer sozial-rechtlichen Regelung. Im Beratungskontexthaben wir oft berufliche Gemenge-Lagen, dienur systemisch anzugehen sind und von denKlienten so vorgetragen werden. Hier ist esun umgänglich, systemisch beraten zu kön-nen.Psychotherapie als Kontext der KliHyp-Weit erbildung

PT wird als Heilkunde definiert und wurdemit dem PT-Gesetz von 1999 geregelt. Psy -cho logische Psychotherapeuten erwerbennach Studium und Psy chotherapie-Richt li -nien-Ausbildung die staatliche Approbation;neben dem Ärztestand die einzige Berufs -grup pe mit eigenständiger Approbation. An -de re Berufsgruppen in der Heilkunde sindde le gationsbedürftig. Beratung fällt nichtunter die Heilkunde. Inhaltliche Aspekte und Unterschiede inner-halb der Psychotherapie

Carl. Rogers (Gesprächspsychotherapie)war der erste, der Psycho therapie nicht aufpsychischen Krankheits-Diagnosen begrün-dete, ebenso wenig wie Milton Erickson. Üb -ri gens war auch die Analyse ursprünglich nieals Therapie behandlung, sondern als lebens-lange Selbsterfahrung angelegt, anders als

die TP, die speziell dafür kreiert wurde. Beider PT-Gesetzgebung war die VT mit Stan -dar d interventionen, d. h. auf Diagnosen auf -bauend und bezogen auf be stimm te Stö -rungsbilder mit der Medizin-Vorstellung kom-patibel und wurde Richt linie. Sind VT und TPinhaltlich als Verfahren sehr unterschiedlich,gehören sie doch beide zu den Verfahren, diepathologieorientiert die Therapie beginnenund bisher auch nur so ihren Platz in einemso orientierten Gesundheitswesen als Richt -linie einnehmen können. C. Rogers, M. Erick -son und natürlich später die SystemischeThe rapie (seit 2008 wissenschaftlich aner-kanntes Verfahren) vertraten mit ihrem Vor -gehen dem gegenüber eine andere Psycho -therapie. Sie setzten nicht auf die Pathologieund dort an, sondern auf Ressourcen, auf dieBerücksichtigung der inneren individuellenWelt, wenn sie diese Prämisse auch jeweilsnochmal unterschiedlich ausbauten. Res -sour cen fokussierende Verfahren bewirkenandere Prozessverläufe, da sie von vornher-ein den Klien ten in seiner Entwicklung unter-stützen (und nicht einen u. U. suggestivenUm weg über die Pathologie gehen) – und dasergibt gerade ihre Wirkungs qualität. Psychotherapiekontext

Dieser ist also geprägt von entsprechen-den Ausbildungen, der Appro ba tion, ethi-scher Verpflichtungen (PT-Kammer zuge hö -rig keit mit deren Fort bil dungs kurs auflagen),einem speziellen therapeutischen Bezie -hungs ange bot, das besondere Qualifikationerfordert, Erwartungen des Patienten anSchwei ge pflicht, Regressionsmöglichkeit,Er fahrungen im Umgang mit allen psychi-schen, psychosomatischen und psychiatri-schen Störungen. Dennoch ist Psycho the -rapie hier nicht ausschließlich als Patho lo -gie-Behandlung zu sehen. Mit der Appro ba -tion kann man natürlich auch die anderenwissen schaft lichen Verfahren mit Ressour -cen orientierung, wie die GT, die ST und dieHT anwenden, allerdings werden diese nichtkassenfinanziert.

Wenn jetzt Psychotherapien wie die Sys -temi sche und Ericksonsche Thera pie eben sovon Beginn an selbst Menschen mit vorge-tragenen schwersten Störungen Selbst wir k -sam keit zusprechen, bleibt dennoch derPsycho thera pie kontext bestehen, auch,wenn er hier nicht auf Pathologie begründet.

Das ist ja gerade das epistemologischePrin zip einer Systemischen oder Erick son -schen Psy cho the ra pie, dass Psy cho therapiekeine „Be hand lung“ ist. Das macht den Un -

Mit dem ISH-Kongress in Montreal En de Augustbegann die dreijährige Amts zeit von BernhardTrenkle als Vor sitzen der der ISH. Wir haben ihngebeten, ei n en Bericht über internationale Projek teund Pläne zu geben.

Der ISH-Kongress inMontreal liegt hinteruns. Mit rund 900 Teil -nehmern war er deut-

lich kleiner als die beiden vorangegan-genen Konferenzen in Bre men (2300)und Paris (2500).Der nächste ISH-Kongress ist für Juni2021 in Kra kau geplant. Kris Klajs unddie Kol legInnen vom Polski InstytutErick so nowski werden ihn organisieren.In Kür ze wird es unter www.hypnosis2021.com nähere Infos darüber ge ben.

Zuvor wird es noch weitere wichtigeinternationale Tagungen geben. Dazuzählt im Oktober 2019 die 1. AsiatischeKon ferenz in Mashhad/Iran. Das In te -res se daran ist groß. Trotz der originel-len Auslegung von Vertragstreue derameri kanischen Regierung sind wir ent-schlossen, alle Widrigkeiten und Orga -ni sationshemmnisse zu überwinden. FürMashhad hat sich bereits eine gro ßeDelegation aus China angemeldet. AuchJapan, Indien und andere asiatischeLän der werden Referenten und Teil neh -mer schicken. Eine größere De le gationist auch aus der Türkei angemeldet.Über raschend viele prominente Euro pä -er haben sich angemeldet und Kon -gress beiträge eingereicht. Hinzu kom -men natürlich etliche ReferentIn nen derdeutsch-iranischen Razi-Ge sell schaftund der sehr aktiven iranischen Hypno -se-Gesellschaft.

Zu einer gewiss großartigen Kon -ferenz im wunderschönen neuen Kon fe -renz-Zentrum der Univer sität Mash had

gesellt sich ein hervorragendes touristi-sches Programm. Infos und An mel dungvia: www.iran2019.com und www. kaze-mi. tours.

Ein weiterer wichtiger internationa-ler Kongress wird der ESH-KongressMitte August 2020 in Basel sein.

WhoISHWho der HypnotherapieEines der Kernprojekte meiner Amts zeitals ISH-Präsident wird eine Web pagemit dem Namen www.WhoISHWho.comsein. Dort sollen Experten der Hyp no the -rapie aus dem Bereich der Thera pie, derFor schung und der Theorie mit einemLe bens lauf, Foto und (falls vorhanden)ei ner Publikationsliste vertreten sein.Da mit wird es sowohl für Kol legen wieKlien ten möglich sein, spezialisierteHyp nose-KollegInnen zu lokalisieren.Aber auch Tagungsorgani sa to ren oderInstitutsleiter können so in der Zukunftleichter nach Stichworten Spe zia listenfür ein bestimmtes Thema finden. Ex per -ten, die oft ohne voneinander zu wis senan gleichen Themen stellun gen arbeiten,können sich vernetzen, He r aus gebervon Fachbüchern können Autoren fürspe zielle Themen finden. Langfristig pla-nen wir, auch die Alt meister von FranzAnton Mesmer bis Mil ton Erickson indiesem System mit ih rem Lebenswerkrepräsentiert zu ha ben.

Alle, die zum Bereich der Hypnoseet was beigetragen haben, sind willkom-men, ihren Lebenslauf, Fotos und ihrePublikationsliste möglichst auf Englischeinzureichen. Ziel ist es, neben den gro-ßen bekannten Namen insbesondereauch Kolleginnen und Kollegen reprä-sentiert zu haben, die auf einem Teil ge -biet, wie z.B. Epilepsie, Multiple Sklero -se, kardiologische Rehabilitation oderim Bereich HNO, etwas beigetragenhaben.

ter schied zur „Kran -ken“-Be hand lung.Es ge hört ja geradezu den Erick son - schen Prin zipien undWirk fak to ren, denKlien ten Selbst kräf tezu zu spre chen. In ei -ne Psy chotherapieaber kommen Pa tien ten, die sich Res sour cenund Selbst wirk sam keit nicht zutrauen. DieEnt schei dung „Psycho therapie als Ant wortauf Psy chopathologie“ und „Bera tung alsEntwick lungs-/Empower ment-Ant wort“ hilftalso hier nicht weiter. Auch, wenn Sie prag-matisch meist so ausfällt. Dann aber wer denwir der Breite und Mög lich keiten der Psy -cho the ra pieverfahren nicht ge recht, die mitM. Erick son und den Sys te mischen Ver -fahren gerade die Res sour cen seite abdek-ken und mit den Syste mischen Verfahren ein -en größeren als den auf Perso nen bezoge-nen Diagnosefokus ausmachen. Klienten und Patienten

In der Regel wählen die Klienten/Patien -ten, ob sie in eine Psycho thera pie, zum Coa -ching oder zu einer Beratung gehen. Insge -samt ist aber für Laien die Situa tion völlig un -überschaubar. Wählen Sie eine Psycho the -ra pie, wollen sie über Kasse abrechnen, ha -ben meist diffuse andere Erwartungen an dieFach kraft, an das, was Psychotherapie be -deutet, was gemacht wird, an das, was siebrauchen als dann, wenn sie in eine Bera -tung gehen. Klien ten, die sich nicht als „Pa -tie nten“ sehen, wählen einen Beratungs-/Coa ching- Kontext. Die Un sicher heit und Un -kenntnis betrifft sowohl die Psycho therapieund Beratung als Vorgehen, die Verfahrenselbst, als auch die Aus bildung der Fachleuteund deren Hintergrund, was sie ausüben undinwieweit und auf welcher Grundlage eben-falls. Selbst Fachleuten fehlt manchmal derÜberblick. Die Inhalte der beiden M.E.G.-Curricula

verdeutlichen sehr gut die je wei li gen Hinter -gründe. Sie müssen nur durch jeweils imKontext erfahrene Ausbilder ausgefüllt undvertreten werden. Auch die Anwendungs -seminare können sich auch auf die Kontextevon Psychotherapie und Beratung mehr aus-richten. Die Herausforderungen der M.E.G. hinsicht-lich Hypnose-Anwendungen in den Kon tex -tenWas unsere Fachgesellschaft herausfordert,ist die Abgrenzung, wie wir Hyp nose definie-

ren wollen. Wir müssen entscheiden,wem wir sie wie lehren und in die Handgeben wollen, wer dann ein Zer ti fi kat vonuns tragen darf und was dann im Weite -ren mit diesem Zertifikat gemacht wird.Hypnose als Maßnahme ist in Deutsch - land nicht geschützt. Jeder kann sie an -wenden. Das muss aber nicht heißen,dass sie jeder bei uns lernen kann. Wirha ben unsere eigenen Qualitäts vor stel -lungen weiter zu entwickeln. In Deutschland lässt der „Heilprakti -

ker-/Heilpraktiker für Psycho thera pie“-Paragraph juristisch die Berufsausübungim Gesundheitsbereich zu. Damit ist aberweder eine Ausbildung noch eine Weiter -bildung verbunden oder geregelt. Immerwieder fragen Heilpraktiker Weite rbildun -gen in den bei den Curricula KomHyp undKliHyp an. Konsequent würden sie solchedann als M.E.G.-Hypno therapie im Ge -sund heitswesen anbieten und umsetzenwollen. Eine Heil prak ti ker prüfung oder -schu le aber entspricht nicht den Zu -gangs bedingungen der KliHyp oder Kom -Hyp.Eine weitere Crux ist der Begriff „The -

ra pie“ im Unterschied zur Psy cho thera -pie als Hypnotherapie. Ich versteheHypno the rapie im Rahmen einer Psycho -therapie bzw. als Psychotherapie. Inso -fern gehört der Begriff in die KliHyp-Weiter bildung. Wenn man KomHyp durch-laufen hat, bietet man mit M.E.G.-Bezugund Qualität Kom munikation nach MiltonErickson, Erick son sche Bera tung, Hypno -systemi sche Kom mu ni kation an – keineHypno thera pie.In der M.E.G. als wissenschaftlichem

Fac hverband kommen nun speziell allediese Fragen zusammen. Sie betreffen dieGe staltung der Curricula, die Zugangs -voraus setzungen für unsere Weiterbil -dungs teil nehmer, die Ziel grup pen, die Vor -aus set zun gen für AusbilderInnen und dieAn wen dung von Hypnose in den Kontex -ten. Wir sind ständig dabei, uns in der Dis -kus sion darüber zu entwickeln. Und mituns entwickelt sich – mit seinen eigenenKri terien natürlich – der Gesundheits-/Psy chotherapie- und Beratungs bereich,der Ausbildungs hinter grund und Weiter -bil dungs bereich. Es ist also wichtig, dasswir unseren Erfahrungen und Vorstel lun -gen eine Stimme geben und diesen Dis -kurs weiterführen.

ISH/ESH – Aus der Welt der internationalen Hypnose

M.E.G.a.phon

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01.-04.11.2018III. TTT – Teile-Therapie-Tagung.HeidelbergEgo-State-Therapie, Transaktions analy -se, Gestalt, Schema-Therapie, etc. – diewichtigsten Teile-Therapie-Ansätze undwesentliche Traumatherapie-Mo del leim Dialog. Wir feiern 29 Jahre Kon gres -se in der Stadthalle Heidelberg (1989-2018). Diese schließt wegen Umbau zueinem Konzerthaus. Wir wechseln ab2019 nach Würzburg.Info: www.teile-tagung.de

15.-18.11.2018Jahreskongress der DGH: „HYPNOSE –Impulse in Trance“.Bad LippspringeMeist ausverkaufte und immer hervor-ragend besetzte Jahrestagung der DGH.Info: www.dgh-hypnose.de

06.-09.12.2018Brief Therapy Conference: Anxiety,Depression and Trauma.Burlingame, KalifornienInnovative Kurztherapie – schulen über -gre i fend, organisiert von der MiltonErickson Foundation.Info: www.brieftherapyconference.com

21.-27.2.2019Ego-State-World Conference.Namibia Info: www.meisa.co.za

21.-24.03.2019 M.E.G.-Jahrestagung: gender, sex undidentität: Hypnotherapie und Vielfalt.Bad KissingenInfo: www.meg-tagung.de

01.-05.05.201930 Jahre Milton Erickson GesellschaftAustria (MEGA).WienSehr gutes Programm einer Jubiläums -tagung zur besten Zeit in Wien.http://mega-2019.at

29.08.-01.09.2019Jahrestagung der DGZH.BerlinInfo: www.hypnose-kongress-berlin.de

15.-19.10.2019First Asian Congress of Hypnosis.Mashhad, IranHochkarätige ReferentInnen aus Asien,Europa und Afrika. Herausragendestouris tisches Begleitprogramm. Info:www.iran2019.com, www.kazemi.tours

25.-27.10.20196. Wandlitzer Tagung Psychoonkologie.Info: www.meg-wandlitz.de

31.10.-03.11.20199. „Kindertagung“ Hypnotherapeu ti -sche und Systemische Konzepte für dieArbeit mit Kindern und Jugendlichen.WürzburgSchwerpunktthema: Familienkulturenim Wandel.Info: www.kindertagung.de

14.-17.11.2019DGH-Jahreskongress 2019: „Hypnose –Schmerz, lass nach!"Bad LippspringeInfo: dgh-hypnose.de

12.-15.12.201913th International Congress of Erick -sonian Hypnosis and Psychotherapy. Phoenix, USAJubiläumskongress 40 Jahre MiltonErick son Foundation.Info: www.erickson-foundation.com

30.05.-02.06.2019Jubiläumstagung: 15 Jahre Ego-State-Therapie im deutsch sprachigen Raum.RottweilStand der Kunst und innovative Ent -wick lungen.Info: www.ego-state.de

30.05.-01.06.2019Hypnosis: New Generation.Budapest, UngarnDie ungarischen KollegInnen um Prof.Katalin Varga (Uni Budapest) organisie-ren eine innovative Hypnose-Konferenz,zu der sie die „nächste“ Generation derHypnotherapeutinnen einladen.Info: www.hypnosisnewgeneration.com

12.-16.06.20194th World Congress on Excellence inSport and Life.Gavle, SchwedenDie Mentaltrainer-Legende Lars-EricUnestahl organisiert einen internationa-len Kongress mit starker internationalerBesetzung.Info: www.wcecongress.com

20.-23.06.2019 3. Tagung: Reden reicht nicht!?BremenDiese Tagung von Gunther Schmidt,Michael Bohne, Matthias Ohler undBernhard Trenkle begründete Kon fe-r enz bringt viele innovative Konzepteund Referenten zusammen.Info: www.redenreichtnicht.de

24.-31.08.2019XXIX. Deutsch-Polnische Seminar- undSupervisionswoche „UtiliSEAsation“.Kloster Wigry (Polen)Das Kloster wurde aufwendig renoviert.Dieses Mal findet die Konferenz malwie der in den Sommerferien einigerBun desländer statt.Info: www.wigry.de

2018-2019Tagungen im Überblick

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Priors Columne

M i l t o n E r i c k s o n G e s e l l s c h a f t f ü r K l i n i s c h e H y p n o s e

Immer wieder hört man von KlientInnenderartige generelle Beschreibungenvon Hintergründen oder Ursachen ei -nes Problems. Variationen dieser Be -schreibungen sind: „Das Problem mitmeiner Angst / den Stress mit meinemPartner / mit den Kopfschmerzen etc.habe ich,

• weil ich keinen Zugang zu meinen Ge füh -len habe,

• weil ich nicht offen / nicht emotional /nicht spontan / nicht konsequent / nichtzuversichtlich / etc. sein kann,

• weil ich immer so rational / unorganisiert/ angespannt / ängstlich / inkonsequent /etc. bin…“

Manchmal sind es auch Partner, An ge -hörige, gute Freunde oder andere wich -tige Bezugspersonen, die so reden unddamit in dieser Form das Problem defi-nieren. Beim genauen Hinschauen stelltman fest, dass diese Beschrei bungenver meintliche Unfähigkeiten ge nera li -sie ren. Damit hat man nicht nur dasAus gangsproblem (die Angst, denStress mit dem Partner, den Kopf -schmerz etc.), sondern ein dahin ter lie -gen des noch größeres, allgemeineresProblem. Und dieses größere, allgemei-nere Problem wird als eine generelleUnfähigkeit beschrieben. Die Lösungs -möglichkeiten, die sich aus diesen ge -ne ra lisierenden Negativ-Beschrei bun -gen ergeben, sind für die Klienten meistnicht praktizierbar. Es wird ja eine gene-relle Unfähigkeit attestiert, in unseremFall die Unfähigkeit loszulassen. Wennder Klient das ändern wollte, müsste erdiese generelle Unfähigkeit ändern ineine generelle Fähigkeit loszulassen.

Das ist vor allem aber deswegenschwer bis unmöglich, weil der Klientals Folge von solchen Beschreibungenvor allem auf das achtet, wo er überalldiese ge nerelle Unfähigkeit loszulassenfeststellen kann. Damit wird genau die -se Unfähigkeit buchstäblich festgestelltund fixiert. Sollte er mal etwas bemer-ken, was in Richtung „Loslassen“ geht,dann ist das nur die eine Ausnahme vonder generellen Unfähigkeit loszulassen.Erfolgserlebnisse oder schrittweiseBes serungen werden ausgeschlossen.Wenn er ausnahmsweise bemerkensollte, dass er mal „losgelassen“, etwasanderen überlassen, Verantwortung anandere abgegeben oder Dinge ander-weitig nicht kontrolliert hat, so wird dasnur als ein weiterer deprimierende Be -weis für die Richtigkeit der Regel ange-sehen, dass er eigentlich „nicht loslas-sen“ kann und „immer“ „alles“ kontrol-lieren müsse.

Richtig schwierig und besserungs-resistent wird das Ganze noch, wennmit diesen negativen Generalisierungennoch eine negative Aussage darüberge macht wird, wie der Klient „alsMensch“, und Persönlichkeit sei: er sei„jemand, der nicht loslassen“, „jemand,der keinen Zugang zu seinen Gefühlenhabe“, „ein Mensch, der immer allesun ter Kontrolle haben“ müsse. Darinsteckt eine sehr umfassende Entwer -tung: So wie der Klient als Mensch, alsPer sön lichkeit ist, ist er irgendwie nichtrichtig. Er müsse ein anderer Menschwer den. Die meisten Menschen tunsich aber sehr schwer damit, ihre ganzePersön lichkeit zu ändern und ein an-

derer Mensch, jemand anderes zu werden.

Was kann man tun, wenn KlientIn -nen so ihre Probleme definieren?

Zunächst mal kann man zufriedensein, wenn man sich vom Klienten nichtdazu verleiten lässt, selbst solcheschäd lichen Problembeschreibungenim therapeutischen Gespräch zu ver -wen den. Dann kann helfen:

• am besten beiläufig die generalisierendeNegativbeschreibung in Frage stellen, z.B. „Naja, das mit dem ´Nicht-Loslas senkönnen´ konnte ich hier nicht wahrneh-men. Mein Eindruck ist, dass Sie hier inunseren Gesprächen mit mir, den Sie jaerst so kurz kennen, mir in einem ho hemMaß ermöglicht haben, den Gang unsererGespräche zu bestimmen und sich hiersehr darauf einlassen…“ oder

• beiläufig eine positive Wertschätzungaus drücken für das, was der Klient ver-meintlicherweise „immer“ Schlechtes tut,z. B. „und zum Glück halten Sie an demfest, was Ihnen wichtig und für Sie gutist….“ oder

• beiläufig der negativen Persönlichkeits -beschreibung eine positive Beschrei bungder Persönlichkeit des Klienten ent -gegensetzen, indem man Wert schät zungfür das ausdrückt, wie der Klient ist: „Ichhabe Sie hier als einen sehr gefühlsbe-tonten, emotionalen Menschen kennengelernt…“ oder

• beiläufig den unterstellten Zusammen -hang in Frage stellen, z. B. „Also, ob IhreAngst jetzt damit zusammen hängt, dassSie meinen nicht loslassen zu können,würde ich gerne offen lassen wollen, eskönnte ja auch sein, dass Sie diese Angstunabhängig davon haben“ und dann

• auf die Besserung des Ausgangs pro -blems fokussieren: „Mein Vorschlag wä -re, dass wir uns mit Ihrer Angst / IhremStress mit dem Partner / Ihren Kopf -schmer zen beschäftigen und uns bemü-hen diesbezüglich Besserungen zu erzie-len. Wäre das ok für Sie?“

1 „am besten beiläufig“, weil man gegen Beiläufigesschwer angehen, schwer Widerstand leisten kann.Mit Beiläufigkeit vermeidet man sich polarisierendePosi tionen. Aber natürlich geht auch der direkte oderkonfrontative Weg. Das ist eine Frage des kommunika-tiven Stils. Beides kann funktionieren.

Unter der Lupe„Das Problem mit der Angst habe ich, weil ich nicht loslassen kann...“

Manfred Pr ior