auf der flucht - alt-panko · ich fahre zur arbeit und hoffe, dass sie sich ... in der nacht hat...

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GEMEINDEBRIEF EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE ALT-PANKOW dez 2015 jan feb 2016 Auf der Flucht

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Page 1: Auf der Flucht - alt-panko · Ich fahre zur Arbeit und hoffe, dass sie sich ... In der Nacht hat sie kaum geschlafen, alle zwei Stunden trank der kleine Blaison. Wir hatten die Fa-

g e m e i n d e b r i e f e v a n g e l i s c h e K i r c h e n g e m e i n d e a l t - p a n K o w dez 2015

jan feb 2016

Auf der Flucht

Page 2: Auf der Flucht - alt-panko · Ich fahre zur Arbeit und hoffe, dass sie sich ... In der Nacht hat sie kaum geschlafen, alle zwei Stunden trank der kleine Blaison. Wir hatten die Fa-

Großmutter von ihrer Flucht mit drei Söhnen er-zählt hat, mein Onkel war damals ein Baby.

Es war falsch, Parkash, Shaban und den kleinen Blaison im strömenden Regen am LAGeSo abzu-setzen. Ich fahre zur Arbeit und hoffe, dass sie sich nächstes Mal länger ausruhen können.

Vier Tage später melden sie sich wieder bei uns, nachdem sie registriert und mit einem Hostel-Gut-schein versorgt sind, den kaum ein Hostel akzep-tiert, weil der Senat die Kosten erst nach Monaten übernimmt. Sie sehen noch erschöpfter aus. Inzwi-schen haben sie eine Nacht in Berlin auf der Straße verbracht. Ich bin so wahnsinnig froh und dankbar, dass wir sie in den Herbstferien für einige Tage gut aufnehmen können, bis sie – vermittelt durch die Caritas – in einem Hostel unterkommen. Maria ge-hört ins Wochenbett. Diesmal und für ein paar Tage konnte sie es sein.

Liebe Leserinnen und Leser, die nebenstehende Begebenheit ist einem Mitglied un-serer Gemeinde widerfahren. Dieses Schicksal ist der-zeit kein Einzelfall in unserer Stadt, das wissen wir alle. In diesem Heft finden Sie keine Weihnachtsromantik. Dennoch birgt es vielleicht mehr Weihnachten, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Wir haben mit Flüchtlingen geredet und mit Menschen, die helfen. Mitten in Pankow. Lesen Sie. Vielleicht möchten Sie auch helfen. Oder tun es bereits. Wir wünschen Ihnen gesegnete und behütete Weihnachten!

Ihre Gemeindebriefredaktion

Maria im Wochenbett Eine Begegnung in Berlin

Ich sitze im Auto, der Regen prasselt an die Wind-schutzscheibe und ich weiß: Das war falsch. Maria gehört ins Wochenbett, nicht in die Warteschlange vor dem LAGeSo in Moabit. Vor knapp vier Wochen hat sie in der Türkei entbunden. Ein Kaiserschnitt. In der Nacht hat sie kaum geschlafen, alle zwei Stunden trank der kleine Blaison. Wir hatten die Fa-milie in unsere Wohnung geholt, damit sie ihre erste Nacht nicht vor dem LAGeSo campieren musste.

Am nächsten Morgen war Maria, die eigentlich Par-kash heißt, so erschöpft, dass sie auf der kurzen Autofahrt zum LAGeSo einschlief. Ich habe sie ge-weckt und zusammen mit ihrem Mann und dem Baby in der Schlange platziert, in der sie nun war-ten, um als Flüchtlinge registriert zu werden. We-nigstens ist das Zelt, in dem sie nun Stunden ste-hen werden, beheizt. Es war falsch.

Ich fahre zur Arbeit, versuche, das junge Paar aus Pakistan mit dem Baby aus meinem Kopf zu ver-bannen, um mich auf meine eigentlichen Aufgaben konzentrieren zu können. Meine Arbeit liegt mir am Herzen, verlangt meine Kraft und Aufmerksamkeit. Ich fühle mich zerrissen und überfordert. Parkash und ihre Familie sprechen etwas Englisch. Sie ha-ben erzählt, dass sie als Christen in Pakistan ver-folgt und diskriminiert werden, dass sie deshalb geflohen sind. Ich denke daran, wie es mir selbst nach meinem Kaiserschnitt ging, wie unsicher ich oft im Umgang mit unserem ersten Sohn war, als er so klein war. Ich denke auch daran, was meine

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»Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleibe dort, bis ich dir´s sage, denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es um-zubringen.« Josef hört auf die Stimme des Engels, der ihm im Traum erschienen ist und flieht nach Ägypten. Jesu Leben beginnt mit Todesgefahr und Flucht. So er-zählt es der Evangelist Matthäus. Er zieht damit eine Parallele zum Schicksal des Propheten Mose, der sein Volk Israel auf der Flucht vor Todesgefahr und Un-terdrückung in die Freiheit geführt hat. Mose und Je-sus – sie beide stehen für die große Befreiungstat, die Gott zuerst seinem Volk und dann der ganzen Welt verheißt. Flucht vor Terror, Hunger und Gewalt – so hat es das Volk Israel erlebt, so erlebt es auch die Hei-lige Familie. So haben es Generationen vor uns erlebt, so werden es Generationen nach uns erleben. So erle-ben wir gegenwärtig die Flüchtlingsströme, die Europa und unser Land erreichen.

Stets mahnen die Propheten im Alten Testament ihr Volk, auf die Schwächsten und Geringsten im Lande acht zu geben – das waren die Witwen, die Waisen und die Fremdlinge. Denn diese haben keine Familie um sich, die ihnen Schutz und Sicherheit bietet. Sie sind auf die Fürsorge einer Gesellschaft angewiesen, die die-se mit Gesetzen und Regeln ordnen und notfalls ge-gen die mehrheitliche Stimmung im Volk durchset-

Maria und Josef auf der Flucht Von Pfarrerin Ruth Misselwitz

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zen muss. »Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eu-rem Land, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen, wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der Herr, euer Gott.« (3. Mose, 19, 33, 34). So steht es im Heiligen Buch Mose, so ist der Wille Gottes, so soll das Volk Gottes handeln.

Dass die Wirklichkeit oft ganz anders aussieht, erfah-ren wir ebenfalls in der Heiligen Schrift. Da ist von Fremdenhass die Rede, von Korruption und Macht-missbrauch. Aber deswegen wurden doch die Ge-setze nicht abgeschafft – im Gegenteil: Die Prophe-ten und Priester, die ihre Heilige Schrift kannten und ernst nahmen, wiesen hartnäckig auf solche Missstän-de hin und ermahnten das Volk und seine Könige, die Gesetze Gottes zu achten und einzuhalten. Auch Je-sus kannte diese Heilige Schrift. In der Erzählung vom großen Weltgericht teilt der Weltenkönig die Schafe von den Böcken und er spricht zu den Schafen: »Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben, ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet, ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen ...Wahrlich ich sage euch: Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan« (Matth. 25, 34 ff.) .

Wenn heute viele Menschen aus Angst vor kulturel-ler und religiöser Überfremdung plötzlich ihre christ- lichen Wurzeln entdecken und rufen »Wir sind ein christliches Land«, dann bin ich einigermaßen im Zweifel, ob sie wirklich wissen, was sie da reden. Eine Kenntnis der Christusbotschaft, oder zumindest der Wille, sich damit auseinander zu setzen, sollte schon

die Grundlage für solch ein Christusbekenntnis sein.Dass die großen Flüchtlingsströme uns vor immense Herausforderungen stellen, uns verunsichern und viel-leicht auch ängstigen, will ich gerne zugeben. Auch wenn ich nicht bereit bin, Flüchtlinge in meiner Woh-nung aufzunehmen, dann sollte ich doch zumindest nicht die Augen vor dem Elend dieser Menschen ver-schließen, sondern vielmehr auch unseren europä-ischen Anteil an der Misere sehen und nach Möglich-keiten suchen, wo und wie ich helfen kann.

Machen wir uns doch eines klar: Wenn damals Ägyp-ten der Heiligen Familie kein Asyl gegeben hätte, könnten wir heute kein Weihnachten feiern.

Titelbild und Seiten 4-5

Giotto di Bondone, »Die Flucht nach Ägypten«, 1304,

aus dem Freskenzyklus der Scrovegni-Kapelle in Padua

Seiten 8-9

Hinter einer Absperrung aus Stacheldraht warten Vertriebene

am Anhalter Bahnhof, 1945

Seite 10

Eine Frau mit Kindern vor dem LAGeSo, Berlin-Moabit, 2015

Seite 12-13

Warteschlangen vor dem LAGeSo, Berlin-Moabit, 2015

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Vor einigen Jahren hörte ich das Radio-Feature »Die langen Schatten von Bomben und Flucht«, aus dem ich hier einiges zitiere. Seitdem finde ich viele Antwor-ten, die ich vorher nicht hatte. Sie dominieren wissen-schaftliche Publikationen und schwemmen wie eine Welle ins öffentliche Bewusstsein: die (Erb)Lasten der Kriegskinder und -enkel.Inzwischen wissen wir, dass das kollektive Gedächtnis einer Familie etwa 100 Jahre zurück reicht. In Europa schließt das noch den 1. Weltkrieg, die Kriegskindheit der Großeltern, ein. Gibt es hier überhaupt, frage ich mich, eine Familie, die nicht die Schrecken irgendeiner Hölle in sich trägt? Es brauchte lange, diesen Verhee-rungen, die wir Traumata nennen, auf die Spur zu kom-men. Forschungsstudien belegen, dass von der älteren Generation, die den Krieg noch erlebt hat, 8-10 Prozent traumatisiert sind und körperliche Krankheiten ent-wickeln. In der Schweiz, einem Land ohne Krieg, sind es nur 0,7 Prozent. „...Von den 1933 bis 1945 Geborenen sind ein Viertel in ihrer Lebensqualität psychosozial einge-schränkt... verunsichert, leicht zu irritieren, haben Panik-attacken, Schlafstörungen, Depressionen, Suchterkran-kungen, ein extremes Sicherheitsbedürfnis...«

Zwischen 1945 und den frühen Fünfzigerjahren ka-men fast 14 Millionen Deutsche als traumatisierte, er-schöpfte Flüchtlinge und Vertriebene, unter ihnen un-

Traumata ziehen durch die Generationen Von Christina Schönau

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gibt kaum Zärtlichkeit. Erst auf Nachfragen der Jün-geren kommt das Drama der katastrophalen Flucht von Mutter und kleiner Tochter im eisigen Winter 1945 aus Ostpreußen ans Licht – der kleine Sohn er-fror dabei als Säugling. Nie konnte die Mutter, wie die meisten schwer Traumatisierten, darüber sprechen. Anschaulich wird das in dem Bild, wie die Obstbau-ern im Alten Land die Blüten ihrer Bäume vor Nacht-frösten schützen: Sie besprühen die Blüten mit feinen Wassertröpfchen, die zu einer dünnen Eisschicht ge-frieren. Eismäntel für die Blüten. Frostschutz durch Vereisung. Erstarrungswärme.

Sehr nah geht mir das Erleben einer lieben Freun-din. Sie war sieben, ihr Bruder neun Jahre alt, als ihre 30-jährige Mutter im bitterkalten Januar 1945 mit ih-nen aus der geliebten Heimat, aus Allenstein in Ost-preußen, fliehen musste. Zu Fuß über das Haff und die Nehrung, über ihnen die genau zielenden Tiefflie-ger. Auf einem kleinen Schiff nach Danzig. Von dort, auf dem Schulungsschiff »Deutschland« mit 10.000 Menschen eingepfercht, die tagelange gefährliche Überfahrt nach Rügen... Viel später, in relativer Si-cherheit, brechen sich die Traumata Bahn. Mit 49 Jah-ren kommen Psychosen, Verfolgungsängste, Schwer-mütigkeit. Die nun erwachsenen Kinder nehmen sie zu sich. Vor einigen Jahren schenkte mir diese Freun-din eine CD mit dem Titel »Lieder gebrannter Kin-der«, auf der sie mit schöner, kräftiger Stimme 20 Lieder singt: Es sind die Gedanken, Gefühle, Sehn-süchte ihrer Mutter, als wären es ihre eigenen. Ergrei-fend, poetisch, niemals kitschig, Texte und Melodien erfand sie im Moment des Singens. Als die Enkelin, die Tochter meiner Freundin, ins gleiche Alter kam, schrieb sie das (mit der ›Lola‹ geehrte) Drehbuch für den Film »Winterkind«, u.a. über die Geschichte ihrer Mutter. In der heiteren, warmherzigen Familie wurde das Gift als Gift erkannt und unschädlich gemacht – die große Chance der heutigen Generationen.

zählige Kinder, aus den sogenannten Ostgebieten in den kriegszerstörten Westen. Willkommen waren sie nicht. Gemeinsam waren ihnen die Ängste, die sich in die Seelen gefressen hatten.Die Kriegskinder wurden erwachsen und bekamen selbst Kinder. Der Krieg aber war aus ihren Seelen oft nicht verschwunden, er überlebte dort eingekapselt, irgendwo tief drinnen und wirkte wie ein Gift wei-ter, »...es breitete sich schleichend aus. Drang unmerklich durch ihr Leben und befiel von da aus die nächste Ge-neration, die der Kriegsenkel...« Scheinbar normal auf-gewachsen, spüren viele von ihnen emotionale Lee-re, diffuse Ängste und Unsicherheiten. Schreckliche Erlebnisse können auf viele Arten weitergegeben wer-den – durch Erziehungsprinzipien etwa, durch unbe-wusste Botschaften der Eltern, durch Miterleben der Spätfolgen bei den Eltern. »Fatal ist wahrscheinlich die Wirkung der Spiegelneuronen, die beim bloßen Miter-leben eines Vorgangs oder Gefühls genauso reagieren, als wenn der Mensch es direkt erlebt, ganz besonders bei Kin-dern. D.h., sie empfinden Bilder und Gefühle der Eltern und eben auch unverarbeitete traumatische Erfahrungen wie ein eigenes Erlebnis.« Die Bindungsforschung be-legt, dass Eltern unverarbeitete Traumata reinszenie-ren und dabei aus dem Kontakt gehen können, bei-spielsweise wenn ihr Baby schreit. Diese Kinder wer-den sich später nicht sicher gebunden fühlen. Das Gift des Krieges hemmt nicht nur das Leben des Einzel-nen, sondern lähmt auch die Nerven der Gesellschaft. Die deutschen Eigenschaften, wie etwa Gefühlsarmut, Kontrolliertheit und übersteigerte Angst können auch typische Anzeichen nicht bewältigter Traumata sein.

Vor kurzem las ich den Roman »Altes Land« der 1964 geborenen Dörte Hansen. Fast unmerklich entwi-ckelt sie die Zusammenhänge einer gestörten emo-tionalen Beziehung zwischen Mutter, Töchtern und Enkelin. Die Mutter trägt einen Mantel aus Eis, die Kälte strahlt auf diffuse Art in die Familie hinein, es

... der die Missetat der Väter

heimsucht auf Kinder

und Kindeskinder bis ins

dritte und vierte Glied ...

2. Mose 34

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Die Schlange vor dem LAGeSo

Trotz der neuen Registrierungsstelle in der Wil-mersdorfer Bundesallee bleibt die Lage vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGe-So) in Moabit angespannt. Abend für Abend for-miert sich bei Wind und Wetter eine Warteschlan-ge. Darunter Familien mit schlafenden Kindern, zugedeckt mit Decken und den Jacken ihrer Eltern. Junge Männer drängen sich am Absperrgitter. Alles Flüchtlinge, die sich am nächsten Tag im LAGeSo melden sollen und hoffen, dass ihr Anliegen auch bearbeitet wird.

Dazu kommen jeden Tag 500 bis 1.000 Flücht-linge neu an. Sie sind müde, entkräftet, trauma-tisiert. Sie müssen Tage, oft Wochen auf ihre Re-gistrierung warten. Fürs Erste können die meisten in einer nahen Turnhalle campieren, besonders Schutzbedürftige versuchen die Helfer privat un-terzubringen.

Viele Ehrenamtliche und die Caritas packen vor Ort dort an, wo die Not am größten ist: die Organisa-tion der medizinischen Erstversorgung, Kinderbe-treuung, die Koordination der ehrenamtlichen Hel-fer sowie die Identifikation und Betreuung beson-ders schutzbedürftiger Flüchtlinge. Das sind Fami-lien mit kleinen Kindern, alte Menschen und allein-reisende Frauen mit Kindern. In Kooperation mit diesen Helfern wollen wir als Kirchengemeinde eine Notunterkunft anbieten (siehe nächste Seiten).

thema: auf der flucht

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Wir brauchen Unterstützung!Die Flüchtlinge müssen Tag und Nacht betreut sein, sie brauchen Essen und Hygieneartikel. Für jedes Wochen-ende gibt es einen Koordinator aus dem GKR.Diese Dienste stehen an:• Vorbereitung des Raumes (Freitag 17 Uhr)• Nachbereitung des Raumes (Montag 7 Uhr)• Abholen vom und Bringen der Flüchtlinge zum

LAGeSo (Freitagabend/Montagfrüh)• 2 Tagdienste, 3 Nachtwachen

(Männer sind dringend gesucht!)• Menschen, die Essen vorbereiten und bringen

oder mit den Flüchtlingen bereiten• Wir benötigen keine Kleiderspenden und Möbel,

nur Geld für den Kauf von Hygieneartikeln, Lebensmitteln, Getränken und dergleichen

Spenden an: Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow IBAN: DE72520604107003995550 Verwendungszweck: Notunterkunft Alt-Pankow

Sie möchten mitmachen?So erreichen Sie uns:• per E-Mail: [email protected]• per SMS oder AB »Notunterkunft-Handy«:

0176-57825308• telefonisch im Gemeindebüro 47 53 42 53

(außerhalb der Sprechzeiten Anrufbeantworter)

Vorbereitungstreffen für alle Interessenten:donnerstags: 3. und 17. Dezember | 7. und 21. Januar | 4. und 18. Februar um 20 Uhr im Gemeindehaus.

Nachtrag: Außerdem sind jederzeit auch private Unter-künfte gesucht. Selbst nach der Registrierung kommen viele Flüchtlinge nicht (sofort) in einem Heim oder Hostel unter.

Notunterkunft in unserem GemeindehausUnsere Gemeinde verfügt nicht, wie einige andere, über mehrere Gebäude oder Grundstücke. Das Ge-meindehaus in der Breiten Straße ist vom Keller bis zur oberen Etage die ganze Woche über belegt. Nach sorgfältiger Abwägung und Planung seitens des GKR

soll dennoch eine Notunterkunft für besonders schutz-bedürftige Flüchtlinge bereitgestellt werden. Darüber wurde in einer Gemeindeversammlung am 15. Novem-ber von den Organisatorinnen Wiebke Hennig und Katrin Müller-Thalheim aus dem GKR und Pfarrerin Ruth Misselwitz informiert.

Das ist die Planung:• an den Wochenenden, von Freitagabend bis

Montagmorgen, können bis zu sechs besonders schutzbedürftige Flüchtlinge im Konfirmanden-raum des Gemeindehauses wohnen

• neben dem Raum gibt es eine kleine Küche, Toiletten und Dusche

• geplant sind vorerst alle Wochenenden im Dezember 4. – 7. | 11. – 14. | 18. – 21. | 25. – 28. Dezember

Der GKr informiert

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DEZEMBER

Samstag, 12. Dezember | 19.30 Uhr | Alte Pfarrkirche

VOM HIMMEL HOCH, DA KOMM ICH HER …

Weihnachtskonzert mit Werken von Felix Men-delssohn Bartholdy, Georg Friedrich Händel, César Franck…

Barbara Buntemeyer Sopran / Kathrin Klein Alt / Ro-bert Franke Tenor / Sascha Glintenkamp und Michael Timm BassKirchenchor Alt-Pankow / Kirchenchor der Kaper-naum-Gemeinde Wedding / collegium instrumentale Alt-Pankow / Orchester der Kapernaum-Gemeinde WeddingRudite Livmane-Lindenbeck / Alexander Kugler / Gesine Hagemann Leitung

Der Kirchenchor und das collegium instrumentale unserer Kirchengemeinde kooperieren gern: mit Gast-chören aus dem In- und Ausland, oder sie musizieren selbst als Gäste in den Nordberliner Nachbargemein-den oder in so schönen Städten wie Riga, Stockholm und im Jahr 2016 Rom.

Das Weihnachtskonzert musizieren wir gemeinsam mit Chor und Orchester der Weddinger Kapernaum-Gemeinde. Die Auswahl der Komponisten und Titel ist eine völlig andere, als wir gewohnt sind – also rund-um eine Bereicherung unseres Musiklebens. Zwar ken-nen wir Chorsätze von Felix Mendelssohn Bartholdy,

MUSIK In Alt-pAnKow

aber seine größeren oratorischen Werke sind für sehr große Besetzungen komponiert. Auch deshalb kann eine Kooperation hilfreich sein. »Vom Himmel hoch – Choralkantate über Luthers Weihnachtslied« ist für uns neu, ebenso der Ausschnitt aus dem Oratorium »Christus« op. 97, der die Geburt Christi zum Inhalt hat. Nach Monaten intensiver Probenarbeit ist es au-ßerdem schön, wenn ein Programm mehrmals aufge-führt werden kann.Nach Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium hörten wir gelegentlich aus den Reihen unserer Zu-hörer ein beseeltes »Nun kann es Weihnachten werden!« Lassen Sie sich überzeugen, dass auch weniger bekannte Musik weihnachtliche Vorfreude in uns wecken kann!

Das Weihnachtskonzert wird außerdem am Sonntag, dem 13. Dezember, um 17 Uhr in der Kapernaum- Kirche in Wedding, Seestraße 35, aufgeführt.

JANUAR

Freitag, 1. Januar 2016 | 17 Uhr | Alte Pfarrkirche

NEUJAHRSKONZERTMIT SEKTEMPFANGcollegium instrumentale mit Gästen

Rainer Volkenborn BandoneonRudite Livmane-Lindenbeck Leitung

Auf dem Programm stehen unter anderem Tangos von Astor Piazzolla. Lassen Sie sich überraschen!

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Samstag, 16. Januar | 19.30 Uhr | Gemeindehaus

F R A U E N P O R T R A I T S

Kammermusikabend mit Werken von Georg Friedrich Händel, Claude Debussy, Sergei Rachmaninow, Rodion Schtschedrin u.a.

Marlena Keine (Riga) Sopran / Nikolay Nikolov Viola / Rudite Livmane Lindenbeck Klavier

Frauendarstellungen finden wir als liebliche Portraits, Allegorien, Göttinnen, in Szenen aus der Antike, aus Mythen und Sagen, als Mütter oder dunkle Herrsche-rinnen. Auch den Komponisten sind sie Gegenstand der Betrachtung gewesen, abhängig vom Blick auf das Frauenbild in ihrer Zeit.

FEBRUAR

Samstag, 6. Februar | 19.30 Uhr | Gemeindehaus

AN DIE FREUNDSCHAFT

Kammermusikabend mit Liedern, Arien und Klavier-werken von Wolfgang Amadeus MozartMichael Geisler Bariton / Steven Desroches Klavier

Ob in großer oder kleiner Form – Mozart kennen wir als genialen Komponisten, der Spielfreude und Leich-tigkeit mit Tiefgründigkeit und Ausdruckskraft ideal zu verbinden wusste.

1918

musik in alt-pankow

Samstag, 20. Februar | 19.30 Uhr | Gemeindehaus

SINGT OJF JIDDISCH!

Jiddische Lieder & Geschichten – Eine heitere musika-lische Einführung in die jiddische Sprache, Musik und Kultur mit Olaf Ruhl, Rezitation und Gesang, Akkorde-on und Gitarre

Olaf Ruhl, gebürtiger Rheinländer, ist christlich er-zogen und aufgewachsen, aber mit dem Bewusst-sein, eine jüdische Urgroßmutter zu haben. Am Ran-de seines Theologiestudiums stolperte er über jiddische Lieder. Seitdem haben sie ihn nicht mehr losgelassen. In Kursen, Workshops und Gesangsunterricht ver-tiefte er seine musikalischen und sprachlichen Kennt-nisse. Mit seinem Soloprogramm tritte er nicht nur in Berlin auf.

In eigener SacheUnser Kirchenchor und auch das collegium instrumen-tale laden herzlich ein zum gemeinsamen Musizieren. Beide Kreise bedürfen dringend einer »Verjüngungs-kur«. 2016 nehmen wir spannende Projekte in Angriff: Gleich ab Januar proben wir eine Messe von Wolfgang Amadeus Mozart und die Kantate »Himmelskönig sei willkommen« von Johann Sebastian Bach. Beide Werke führen wir am 20. März (Palmsonntag) in Rom auf. Wer mit uns musizieren und an der Reise nach Rom teilnehmen möchte, sollte sich beeilen, denn in der Osterzeit sind Quartiere und Flüge knapp.Probenzeiten und Kontakte finden Sie auf Seite 22.

Helga Dietrich

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REGELMÄSSIGE VERANSTALTUNGEN

IM GEMEINDEHAUS

BREITE STR. 38

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KIRCHENMÄUSE1. Gruppe do 13:45 – 14:30 2. Gruppe do 15:00 – 15:45

CHRISTENLEHREChristenlehre ab 2. Schulwoche1. Klasse mi 15:30 2./3. Klasse mi 16:30 4./5. Klasse mi 17:30 6. Klasse do 16:30

Christenlehre im Doppelpack für alle, die sonst nicht können: 14-tägig, Freitag, 16 – 18 Uhr4. + 18. 12. / 8. + 22. 1. / 12. + 26. 2.

KONFIRMANDENUNTERRICHTVorkonfirmanden 7. Klasse di 17:00 – 18:00Konfirmanden 8. Klasse di 16:00 – 17:00

JUNGE GEMEINDE di 18:00 – 21:00mit Jugendwart Markus Maaß

KIRCHENMUSIKKirchenchor mo 19:30 – 21:30 collegium instrumentale do 19:30 – 21:30Kinderchor von 4 – 6 Jahren mo 16:00 – 16:30 Kinderchor ab 2. Schuljahr do 16:00 – 16:45

KREISE

Bibelkreis mi 9. 12. / 13. 1. / 10. 2. . . . . . . . . . . . . . . . 19:30 Friedenskreis fr 11. 12. / 8. 1. / 12. 2. . . . . . . . . . . . . . . . 20:00

Gesprächskreis do 3. 12. / 7. 1. / 4. 2. . . . . . . . . . . . . . . . . . 18:00

Gruppe 60 plus di 15. 12. / 26. 1. / 23. 2. . . . . . . . . . . . . . . 15:00 im Bonhoeffer-Saal / Alte Pfarrkirche

Mal montags mo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19:00 – 22:00 mit Jörg Schultz-Liebisch, tel 485 52 77

Seniorenfrühstück mi 20. 1. / 17. 2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11:00 im Bonhoeffer-Saal / Alte Pfarrkirche bitte anmelden, tel 47 53 42 53

Tanz und Besinnung mi 2. + 16. 12. / 6. + 20. 1. / 3. + 17. 2. . . .19:30 mit Christel Heidenreich, tel 43 43 254

Trauercafé di 8. 12. / 12. 1. / 9. 2. . . . . . . . . . 17:00 – 19:00 im Bonhoeffer-Saal / Alte Pfarrkirche

Mieterberatung des Berliner Mietervereins mi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17:00 – 19:00

EVANGELISCHER KINDERGARTEN ALT-PANKOW Wir bieten interessierten Eltern am 18. Januar und 15. Februar von 10 - 12 Uhr eine Besuchszeit an. Bei einem Rundgang können Sie unser Konzept und die Räume kennenlernen sowie Fragen zu Vormerkung und Aufnah-me stellen. Beratung erhalten Sie unter tel 47 53 49 63. Regine Holz, Leiterin

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GOTTESDIENSTE

D E Z E M B E R

Jauchzet, ihr Himmel ; freue dich, Erde ! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen ! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden. Jesaja 49,13

6. 12. 10:00 2. Advent . . . . . . Jazzmusik mit Agita Rando und Uwe Steinmetz . . . . . . . . . . . . . mit A / K / C . . . . . . . . . . . . . . Ilsabe Seibt

13. 12. 10:00 3. Advent . . . . . . mit K / C . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz 20. 12. 10:00 4. Advent . . . . . . Adventssingen . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz / . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rudite Livmane-L.

16:00 . . . . . . . . . . . . . Krippenspiel . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfirmanden

24.12. 14:30 Heiligabend . . . . Krippenspiel . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfirmanden

16:30 . . . . . . . . . . . . . Christvesper . . . . . . . . . . . . . mit Chor Alt-Pankow . . . . . . . Werner Krätschell

18:00 . . . . . . . . . . . . . Christvesper . . . . . . . . . . . . . mit collegium instrumentale . . Heike Richter

22:30 . . . . . . . . . . . . . Christnacht mit Friedenslicht* . . . . . . . . . . . . . Musik mit Familie Forck und Dorothe Ingenfeld

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz

25.12. 10:00 Christfest . . . . . mit Posaunenchor »Nordblech« Michael Hufen26.12. 10:00 2. Christfesttag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz27.12. 10:00 1. Sonntag nach dem Christfest . . . . . . . . . . . . . Lorenz Wilkens31.12. 17:00 Altjahresabend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz

A = Abendmahl / K = Kindergottesdienst / C = Kirchencafé

J A N U A R

Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraf t, der Liebe und der Besonnenheit. 2 .Timotheus 1,7

1. 1. 17:00 Neujahrskonzert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz / . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rudite Livmane-L.

3. 1. 10:00 2. Sonntag nach dem Christfest . . . mit A / C . . . Heike Richter10. 1. 10:00 1. Sonntag nach Epiphanias . . . . . . mit K / C . . Ruth Misselwitz17. 1. 10:00 letzter Sonntag nach Epiphanias . . . mit A / K . . Michael Hufen24. 1. 10:00 Septuagesimae . . . . . . . . . . . . . . . mit K / C . . Ruth Misselwitz / Gottesdienst zum Kirchentag 2017, Siehe Seite 27 Kirchentagspräsidium 16:00 Ökumenischer Gottesdienst, Siehe Seite 27

31. 1. 10:00 Sexagesimae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz

F E B R U A R

Wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt. Markus 11,25

7. 2. 10:00 Estomihi . . . . . . mit A / C . . . . . . . . . . . . . . . Heike Richter14. 2. 10:00 Invokavit . . . . . . mit K / C . . . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz21. 2. 10:00 Reminiszere . . . . mit A / K / C . . . . . . . . . . . . . Ruth Misselwitz28. 2. 10:00 Okuli . . . . . . . . mit K / C . . . . . . . . . . . . . . . Michael Hufen

W E I T E R E G O T T E S D I E N S T EDomicil Seniorenpflegeheim, Pestalozzistraße 30 . . . . . . Termine tel 700 93-0 Seniorenheim Leonhard-Frank-Straße 10 . . . . . . . . . . . . sonntags 10 Uhr Elisabeth Diakoniewerk, Pfarrer-Lenzel-Straße 1-5 . . . . . freitags 10 Uhr

K O M P L E T – D A S G E B E T Z U R N A C H T in der Tradition christlicher Klöster dienstags um 20 Uhr in der Alten Pfarrkirche Pankow.Zur Ruhe kommen, Psalmen singen und um Frieden beten.

J A H R E S L O S U N G 2 0 1 6 :Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Jesaja 66,13

* friedenslicht aus betlehem: Seit 1986 entzün-det ein Kind das Friedenslicht an der Flamme der Geburts-grotte Christi. Dieses Licht verteilen Pfadfinder an 500 Orte in Deutschland. In unserer Kirche können Sie das Friedens-licht in der Christnacht in Empfang nehmen. Bitte bringen Sie ein Windlicht/eine Laterne mit. Ihr Wolfgang Niemeyer

Motto 2015:

Hoffnung schenken

Frieden finden

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Wechsel im GemeindebüroVon Ulrike Queißner

Nein, richtig traurig sei sie nicht, sagt Beate Märker. Zum Jahresende verabschiedet sie sich nach 17 Jahren Tätigkeit in den Ruhestand. Das Wort Ruhestand mag sie nicht wirklich, sie wird dann eben keiner offiziellen Arbeit mehr nachgehen. Das klingt besser, als »still zu stehen«. Immerhin war der Abschied lange geplant und mit 68 Jahren auch an der Zeit.

Seit 1998 arbeitete Frau Märker als Küsterin in unserer Gemeinde. Die erste Zeit saß sie noch in der Hadlich-straße. Es folgte ein ziemlich ungemütliches und kaltes Jahr im Bonhoeffer-Saal in der Kirche. Dann endlich konnte das neue Gemeindehaus in der Breiten Straße bezogen werden. Über viele Jahre war sie die erste An-sprechpartnerin für alle, die mit irgendeinem Anliegen in der Gemeinde vorsprachen. Sie verbuchte die Fi-nanzen, über ihren Tisch gingen sämtliche Einnahmen und Ausgaben, jeder Brief. Sie vereinbarte Termine für Taufen und Hochzeiten, vermietete das Gemein-dehaus, führte alle Akten und Kirchenbücher. Es war eine schöne Arbeit, resümiert sie. Besonders in Erinne-rung werden ihr die Jahre des Kirchenumbaus bleiben. Stressig für alle sei das gewesen, »dafür ist das Ergebnis richtig schön geworden.«In den vergangenen 17 Jahren hat Frau Märker sämt-liche Geschicke und Wendungen unserer Kirchenge-meinde unmittelbar begleitet. Sehr herzlich sei ihr an

freUD UnD LeiDDer GKr informiert

K I N D E R T A U F E N

Benjamin Blackstein / Theodor Halter / Frida Haas / Jonathan Schorr / Lilia Sommer / Magdalene Sommermann / Samuel Wagner /Theresa Weyand

S E G N U N G G L E I C H G E S C H L E C H T-L I C H E R PA A R ERosemarie Micheel und Doris AmstlerEva-Maria Coffi und Ursula Wieschhoff

Allen Kindern und Erwachsenen herzliche Glück-wünsche und Gottes Segen auf ihrem Weg!

B E E R D I G U N G E N

Theodor Schiekel vor der Geburt gestorbenIrmgard Gade, geb. Schöneich im Alter von 93 JahrenIrma Schmidt, geb. Grabsch im Alter von 101 Jahren

» Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird sein; denn das Erste ist vergangen.« Offenbarung 21,4

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dieser Stelle für ihre langjährige und zuverlässige Ar-beit in unserem Gemeindebüro gedankt! Im Gottes-dienst am 10. Januar 2016 möchten wir Beate Märker gebührend von ihrer Tätigkeit verabschieden.

Gleichzeitig werden wir eine neue Mitarbeiterin in un-serer Gemeinde begrüßen.Ab Januar 2016 wird Christiane Steinmetz die neue Ansprechpartnerin in der Breiten Straße sein. Mit den Tätigkeiten in einem Gemeindebüro ist die 41-Jährige bestens vertraut, denn schon seit ein paar Jahren arbei-tet sie als Küsterin in der Gemeinde Martin Luther/Nordend. Zukünftig wird sie beide 25 Prozent-Stellen parallel ausführen. Herzlich willkommen!

Unser neues Gesicht im Gemeindebüro ab Januar 2016: Christiane Steinmetz

ankündigungender gkr informiert

Donnerstag, 3. Dezember | 16 – 17 Uhr | Gemeindehaus

Polizeiberatung zum Thema »Sicherheit«Das Präventionsteam des Polizeiabschnitts 13 berät rund um das Thema »Sicherheit«. Fragen und weiterführende Tipps werden beantworten. Die Sprechstunde dient der Beratung und nicht der Anzeigenaufnahme.

Sonntag, 24. Januar | 10 Uhr | Alte Pfarrkirche Pankow

Gottesdienst zum Kirchentag Im Reformationsjahr 2017 wird in Berlin und Wittenberg vom 24. – 28. Mai 2017 ein Kirchentag gefeiert. Um die Gemeinden darauf einzustim-men, gibt es diesen besonderen Sonntag, den KirchentagsSonntag am 24. Januar 2016. Er soll eine Station sein auf dem Vorbereitungsweg, soll informieren, Lust machen auf die Bibeltexte und Themen, in die jeweilige Kirchentagsstadt einladen, soll die Gemeinden mitnehmen und sie dazu auffordern, den Kirchentag in ihre Fürbitte einzuschließen. Mit der Feier des KirchentagsSonntags kommt ein Stück des Kirchentag-Flairs in die Ge-meinden. Ein Prediger oder eine Predigerin aus dem Kirchentagspräsidium wird die Predigt halten.

Sonntag, 24. Januar | 16 Uhr | St. Maria-Magdalena, Platanenstraße 22B

Ökumenischer Gottesdienst Zusammen mit der katholischen Gemeinde St. Georg, den Gemeinden Hoffnung, Martin Luther/Nordend, Niederschönhausen, Alt-Pankow, der baptistischen Gemeinde, der Stadtmission und der Freien evange-lischen Gemeinde Pankow feiern wir einen ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen. Anschlie-ßend wird zu einem Kaffeetrinken eingeladen, bei dem Informationen aus den Nachbargemeinden ausgetauscht werden.

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Mittwoch, 27. Januar | 18 Uhr | Ehemaliges Jüdisches Waisenhaus18.45 Uhr | Alte Pfarrkirche Pankow

Lichterkette mit Andacht Für ein tolerantes und gewaltfreies Miteinander sowie gegen Antisemitis-mus und Rassismus werden wir einen Lichterzug vom Waisenhaus zur Kir-che bilden. In der anschließenden Andacht singen der HardCHORella und der Erich-Fried-Chor unter der Leitung von Bettina Kurella und Andreas Bunckenburg. Pfarrerin Ruth Misselwitz liest Texte.

Freitag, 4. März | St. Maria-Magdalena, Platanenstraße 22B18.30Uhr|AnsingenderLieder•19.00Uhr|Gottesdienst

Weltgebetstag Wir feiern den Weltgebetstag ganz gewohnt in ökumenischer Gemein-schaft. Im Jahr 2016 ist die katholische Kirche St. Maria Magdalena Gast-geberin. Das Weltgebetstagsland ist Kuba und der Gottesdienst steht unter dem Thema: »Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf«.

Sonntag, 20. März | 10 Uhr | Alte Pfarrkirche Pankow

Goldene Konfirmation Am Palmsonntag möchten wir im Gottesdienst wieder die Goldene Kon-firmation feiern, und zwar mit allen, die um das Jahr 1966 in unserer Kirche oder anderswo konfirmiert wurden. Weil uns die Adressen und veränderten Namen nicht bekannt sind, bitten wir alle Jubilare, sich bei uns zu melden und ihnen bekannte Mitkonfirmanden zu informieren! Nach dem Gottes-dienst möchten wir bei Kaffee und Kuchen gemeinsam Erinnerungen aus-tauschen und Fotos anschauen. Anmeldungen nimmt das Gemeindebüro entgegen.

Am Reformationstag beherbergte das Gemeindehaus Alt-Pankow eine Tagung unter dem Titel

rückblick

Die Garnisonkirche Potsdam Ort des Versagens – ein Ort der Versöhnung?

Die kleine Initiativgruppe »Christen brauchen kei-ne Garnisonkirche« hatte zusammen mit der Martin-Niemöller-Stiftung e.V. Fachleute eingeladen, die den umstrittenen Neu- und Nachbau der Potsdamer Gar-nisonkirche kritisch beleuchteten. Hintergrund: Der Platz, auf dem die barocke Hof-und Heereskirche des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. ab 1735 in Potsdam gestanden hatte, ist seit der Bombardierung 1945 bzw. seit der Sprengung ihres Turmrestes 1968 leer. Nach der überwiegenden Auffassung der ca. 80 Teilnehmer soll das so bleiben. Grund dafür ist das Wissen um den un-seligen Hintergrund des ehemals preußischen Militär-tempels mit seiner verhängnisvollen Allianz von Thron und Altar und die Auswirkungen bis in die Gegenwart.

Mit einer Bestandsaufnahme der Geschichte dieser Kirche im 20. Jahrhundert begann die Tagung. Der Berliner Historiker Dr. Reiner Zilkenat zeigte anhand von Biografien und Kriegspredigten preußischer Mili-tärgeistlicher an der Garnisonkirche bis 1918 die »An-bindung von Militärseelsorge an den Staat«, – ein Pro-blem, das bis in die Gegenwart reicht. Am sogenann-ten »Tag von Potsdam« (Staatsakt Hitler-Hindenburg in der Garnisonkirche 1933) machte Prof. Dr. Gailus (Berlin) die Rolle der Evangelischen Kirchen von 1918 bis 1945 deutlich, als Orte antidemokratischer Gesin-nung und Unterwerfung unter die nationalsozialis-tische Ordnung. Eindrucksvoll legte der Architektur-28 29

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historiker Matthias Grünzig dar, wie sich in der Evan- gelischen Kirche in Berlin-Brandenburg in den 60er-Jahren die Meinung durchsetzte, dem Bau von Ge-meindezentren den Vorrang vor der Restaurierung der Turmruine zu geben. Einen Sprengungsbefehl durch Walter Ulbricht habe es nicht gegeben.

Der zweite Teil stand unter dem Thema: Welches Zei-chen setzt die Wiederherstellung der Garnisonkirche? Dazu kamen prominente Theologen zu Wort. Prof.Klaus Ahlheim (Berlin/»Zeitgeist und Renovierung der Erinnerungskultur«) warnte vor einer Vergan-genheitsbewältigung, die zu einem erneuerten Um-gang mit Macht führen will. Dem gegenüber erinnerte Prof. Martin Stöhr (Bad Vilbel) an die Bußerklärung »Darmstädter Wort« von 1947. Der geplante Barock-turm sei alles andere als ein Symbol der Umkehr und überhaupt überflüssig (»Die Kirche trägt zu viele und zu große Kleider«). Der Behauptung, »Steine sind unschuldig!«, setzte Prof. Pangritz (Bonn) entgegen, sie seien das, was wir und das kollektive Gedächtnis in sie hineinlegt haben. Auch Propst i.R. Heino Falcke (Erfurt) sieht in der Garnisonkirche das »falsche Symbol« für die Lebensäu-ßerung der Kirche. Es verkörpere gottgesetzten Obrig-keitsgehorsam, aber nicht Versöhnungsarbeit. Er fragt: Behält die Kirche die Freiheit zum Evangelium ange-sichts der anderen Interessen, die den Neubau fordern? Dann gehöre auf die Spitze das Nagelkreuz. Was wäre das richtige Symbol? Der Bauplatz – leer bis auf die Versöhnungskapelle, ein Dokumentationszentrum da-neben! Besser: Eine Wohnsiedlung für syrische Flücht-linge – ganz in der Tradition des toleranten Großen Kurfürsten. Ob da nicht die Spenden flössen?

Die Teilnehmer der Tagung waren sich einig, dass eine Weiterführung der Diskussion um die Garnisonkirche nötig ist, weil es dabei auch um die Zukunft unserer Kirche und unseres Landes geht. Günther Köhler 30 31

Musikalische KrönungKein Reformationsfest ohne Bach! Einen mitrei-ßenden und klangvollen Abschluss fand der Refor-mationstag mit einer musikalischen Vesper in unserer Alten Pfarrkirche. Unser Chor und das collegium in-strumentale sangen und spielten mit hörbarer Begeis-terung. Auf dem Programm standen eine Motette, das Doppelkonzert für zwei Violinen und die Messe A-Dur von Johann Sebastian Bach. Das Konzert bil-dete gleichzeitig das Finale einer gemeinsamen Pro-benphase mit Bernhard Forck. Die Spiel- und Sanges-freude übertrug sich auf das zahlreich erschienene Pu-blikum, die Kirche war bis fast auf den letzten Platz be-setzt. Gerne mehr davon! Wir danken für eine Kollekte über 1.400 Euro, die solche Konzerte auch in Zukunft ermöglicht. uqu

Hauptprobe mit

Bernhard Forck

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Ein halbes Jahr lang hat Frau Dr. Sändig wöchentlich in unserem Gemeindehaus afrikanischen Männern Deutschunterricht erteilt. Wir haben eine Deutsch-stunde besucht und die Literaturwissenschaftlerin, die ein Jahr als Dolmetscherin für eine Entwicklungshelfer-gruppe in Algerien gelebt hat und bis zu ihrem Ruhe-stand als Professorin tätig war, gefragt, wie sie den Un-terricht mit den jungen Männern aus Mali erlebt hat.

Eine Herausforderung waren die unterschiedlichen Vo-raussetzungen, die die Schüler mitbrachten. Die Span-ne reichte von Neulingen bis zu denen, die bereits gut deutsch sprechen. Die Schüler wechselten, die zwei be-sten blieben. Die Themen für den Unterricht waren na-heliegend: Floskeln zum Alltag, zur Gesundheit, Ver-kehr, Essen & Trinken... Gemeinsam Texte lesen und verstehen, reden, Vokabeln lernen, Grammatik üben.Schwieriger als der Unterricht selbst war seine Koor-dination. Mehrmals passierte es, dass die Lehrerin ver-setzt wurde und allein im Gemeindehaus stand. Für Ehrenamtliche, die Zeit in den Unterricht und in die Vorbereitung investieren, mag das frustrierend sein. Frau Sändig zeigt Verständnis für die Lebenssituation der Männer: »Die Kluft zwischen den rechtlosen Flücht-lingen und unserer reichen bürokratischen deutschen Ge-sellschaft ist riesig.« Die Männer sind mürbe von der oft jahrelangen Flucht, von den traumatischen Erleb-

Brigitte Sändig gab DeutschunterrichtVon Ulrike Queißner und Sophie Alex

vorgestellt

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Was braucht jemand, der Flüchtlingen Deutsch bei-bringen will? Einfühlung, Nachsicht, Respekt. Frau Sändig kennt die nordafrikanische Wüste, die tausen-de Kilometer groß ist. Sie hat ihre Schüler gefragt, wie sie durch die Wüste gekommen sind. »Gelaufen«, war die knappe Antwort. »Man kann diesen Leuten nicht genug Respekt zollen, bei dem, was die auf sich genom-men haben.«

nissen, vom Leben am Rande der Gesellschaft und der Perspektivlosigkeit. Eine Deutschstunde geht da schon mal unter. Dann muss wieder einer nach Italien, um seinen Aufenthalt zu verlängern.Jetzt bekommen die jungen Malier anderswo Deutsch-unterricht, angeblich jeden Tag, etwas Genaues weiß Frau Sändig auch nicht. Aber sie möchte wieder un-terrichten.

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Auf der Flucht: Von Mali nach PankowVon Ulrike Queißner und Sophie Alex

Als wir Keita nach seiner Flucht fragen, setzt er die Tee-tasse ab und senkt den Blick. Wir haben Mühe, ihn zu verstehen, obwohl er gut deutsch spricht. Keita ist ge-rade 22 geworden, er stammt aus Mali. Mit acht ver-ließ er das Dorf seiner Eltern, zog zum Onkel in die Stadt, um die Schule zu besuchen. Auf dem Gymnasi-um lernt er sogar etwas deutsch. 2006 reicht das Geld nicht mehr für den Schulbesuch. Zu Fuß schlägt er sich durch die algerische Wüste bis nach Lybien durch. Lybien ist reich, dort finden viele Schwarzafrikaner Ar-beit. Der Schrecken kommt 2011 mit dem Bürgerkrieg. Die Schwarzafrikaner werden bedroht, viele erschossen oder außer Landes gejagt. Keita flieht auf dem Boot, erreicht Lampedusa und erhält in Italien einen Auf-enthaltstitel. Er landet jedoch auf der Straße und zieht weiter nach Deutschland. Strandet in Berlin. Über ein Jahr lang lebt er mit hunderten anderen Flüchtlingen im Protestcamp auf dem Oranienplatz. Sie kämpfen darum, in Berlin aufgenommen zu werden. Hier trifft er auch seinen Landsmann Moussa wieder, den er von der Schule kennt. Nach einer Vereinbarung mit Inte-grationssenatorin Dilek Kolat räumen die Flüchtlinge das Camp. Jedem der Flüchtlinge wird eine umfas-sende Einzelfallprüfung zugesichert, dabei Betreuung und Unterstützung. Ein paar Monate hausen sie in der Gerhart-Hauptmann-Schule. Dann in einem Hostel am Kaiserdamm.

thema: auf der flucht

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Als sie vor die Tür gesetzt werden, nimmt der Jugend-club BerlinCult e.V. in der Friedrichshainer Liebigstra-ße eine Gruppe vorläufig auf. Einige finden bei Pri-vatpersonen Unterschlupf, einige unter dem Dach der Kirche. Heike Glende, die Leiterin des Jugendclubs, hört von einer leerstehenden Wohnung auf einem Kir-chengelände im Norden Pankows. Hierhin bringt sie Keita, Moussa und acht andere Geflüchtete aus Mali. Seit einem Jahr leben sie hier. Sie bekommen kein Geld, keine Sachleistungen, sind kaum krankenversi-chert. Der Verein BerlinCult kümmert sich weiter um die Männer in Pankow. Von Spenden werden Nah-rungsmittel und das Nötigste zum Leben bestritten. Deutschunterricht wird organisiert.

Zwischen der ZeitPlötzlich wohnen zehn junge afrikanische Männer in einem Haus in Pankow – und die Nachbarschaft staunt. Zögert. Weiß nicht so recht. Beate Märker hat einfach geklingelt. Hat die einzigen ihr bekannten französische Worte rausgekramt: »Bonjour Monsieur!« und sich vorgestellt. Hat mit den Männern geredet und sie nach und nach kennen gelernt. Sie erzählt uns von der Episode des Betens. Die Malier sind Moslems und beten in Richtung Mekka gewandt. Doch wo liegt von hier aus gesehen Mekka?

Der Alltag in Pankow ist trist. Arbeiten würden die Männer gerne und dürfen es nicht. Sie hängen zwi-schen der Zeit. Sie warten. Ein Krankenhaus möchte Keita zum Pfleger ausbilden, doch das Gesetz verbietet es. Seit einem Jahr bewegt sich nichts für die Männer vom Oranienplatz, das macht mürbe. Zu zehnt leben sie in einer 4-Zimmer-Wohnung. Es ist eng. Sie schla-fen viel. Spielen Fußball, kochen. Das Haus verlassen sie selten. Ab nächster Woche soll der Deutschunter-richt jeden Tag stattfinden, erklärt Heike Glende den beiden Männern, das scheint sie zu freuen.

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Helfen, aber wie?Beate Märker erzählt uns, wie das mit dem Helfen vor Ort ist. »Die Nachbarn bringen gute Sachen vorbei, auch Hühnerfleisch, Obst und Gemüse. Am Anfang war die Übergabe etwas schwierig. Wegen der schlechten Verstän-digung ist die Unsicherheit auf beiden Seiten groß und manchmal bleiben die erhofften Reaktionen aus. Doch die Männer waren und sind sehr dankbar.«

Von Heike Glende wollen wir wissen, was die Män-ner in Pankow am meisten brauchen. Am meisten hilft dem Verein schlicht und einfach Geld, denn da-von wird der Lebensunterhalt bestritten. BVG-Fahr-karten und Monatsmarken helfen. Lebensmittel für den täglichen Bedarf (siehe Liste). Schön wären Pa-tenschaften mit Pankowern, die ab und zu zwei jun-ge Männer für ein paar Stunden einladen. Zum Kar-ten spielen, zum Erzählen auf deutsch, zum Kochen und Essen, ins Kino. »Da ist vieles möglich, wir schauen gemeinsam, mit wem es passen könnte.« Heike Glende wünscht sich noch mehr: »Gemeinsam mit dem Kir-chenkreis Stadtmitte wurde ein Projekt entwickelt, bei dem die Geflüchteten die Arbeitswelt kennenlernen kön-nen. In diesem Projektrahmen suchen wir Betriebe und Firmen, große oder kleine, in denen die Männer für ei-nige Zeit hospitieren dürfen.« Einige der Geflüchteten haben bereits Berufserfahrung in unterschiedlichen Bereichen. Den Versicherungsschutz übernimmt der Verein. »Die Männer haben bessere Chancen, wenn sie Praxiserfahrung sammeln und vorweisen können«, weiß Glende, »und sie haben eine Aufgabe«. Diese Vermitt-lung liegt ihr sehr am Herzen. Und Kleiderspenden? Zur Zeit werden nur warme Wintersachen für junge Männer gebraucht.Fast vier Jahre währt jetzt die Odyssee von Keita und Moussa. Sie wirken frustriert und resigniert. Einige ziehen schon viel länger umher, weiß Heike Glende. Spanien, Frankreich, Italien. Immer auf der Suche 36

nach einem Ort, an dem sie die Chance bekommen, zu arbeiten und sich ein gesichertes Leben aufzubauen. An dem sie einfach sein dürfen. Mit welchem Gepäck sie unterwegs sind? Das passt in eine Plastiktüte.

Der rechtliche Status quoDie zugesagten Einzelfallprüfungen stehen immer noch aus, die Oranienplatz-Vereinbarung mit dem Senat erwies sich als wertloses Papier. »Sie hängen in der Schwebe«, drückt es Heike Glende aus. Keita und Moussa sind keine Inoffiziellen, den Status geduldet tra-gen sie aber auch nicht. Sie haben einen Pass mit itali-enischem Aufenthaltstitel (den sie dort regelmäßig er-neuern müssen) und mit dem Stempel Oranienplatz. Zur Zeit verhandelt die Kirchenleitung mit dem Senat und ringt um eine humanitäre Lösung für die Orani-enplatz-Flüchtlinge.

Menschen, die mit Arbeit, Sachleistungen oder persönlich unterstützen möchten, wenden sich an:Heike Glende, BerlinCult [email protected] 0163-2677583

Spenden: im Gemeindebüro oder auf das Konto der Ev. Kirchen-gemeinde Alt-Pankow (siehe Rückseite) mit Verwendungszweck: »Geflüchtete«

Diese Dinge helfen:Geld / Fahrkarten / Fußbälle / Stifte und SchreibheftePapier / Ständige Lebensmittel: Reis / Milch / Zwie-beln / Zucker / Tee / Hühnerfleisch

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Liebe Gemeindeglieder, lieber Gemeindekirchenrat, liebe Pfarrerin Misselwitz,

ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich im Namen des Vereins herzlich für die Unterstützung aus Ihrer Kirchengemeinde im vergangenen Jahr zu bedanken.Die Spenden in Höhe von 5.088,08 Euro wurden hauptsächlich für Lebensmittel, Unterkünfte, Monatsmarken und medizinische Versorgung ver-wendet.Auch für die eingegangenen Sachspenden, wie Monatsmarken, Lebensmittel und Kleidung, sei Ihnen herzlich gedankt.Wir bedanken uns für die Bereitstellung der Gemeinderäume für den Deutschunterricht. Ein herzliches Dankeschön an die Lehrerinnen und die UnterstützerInnen im Alltag.

Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam dazu beitragen können, die Menschen in unserer Obhut mit dem Nötigsten zu versorgen.

Heike GlendeVorstand BerlinCult e.V.

Berlin, den 11. November 2015

Zur Zeit sind zwei Unterstützerkreise in Pankow ak-tiv. NachbarInnen und Einrichtungen engagieren sich für Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft Müh-lenstraße und in der Notunterkunft Wackenbergstra-ße. Beide Initiativen sind Teil des Willkommensnetz-werkes »Pankow hilft«. www.pankow-hilft.de

Mühlenstraße: Wer helfen möchte, kann sich den bestehenden Arbeitsgruppen anschließen: Sachspen-den, Nachbarschaftscafé, Wohnungssuche, Hausauf-gaben- und Leseförderung, Deutschkurse und Bil-dung. Auf der monatlichen Infoveranstaltung kann man sich zunächst einen Überblick verschaffen. Anmeldung per E-Mail: [email protected]

Wackenbergstraße 79 : Die noch nicht registrier-ten Geflüchteten brauchen ganz dringend: Junge-Män-ner-Kleidung in kleinen Größen (Herren- und Sport-schuhe Gr. 40-45, Jogginganzüge, Unterwäsche, So-cken – bitte in gutem Zustand und gereinigt), Kin-derwagen, Rucksäcke, frisches Obst, Dusch- und Hy-gieneartikel. Das können Sie vor Ort bei der Heim-leitung abgeben. Mehr Infos unter www.pankow-hilft.de/

wackenbergstrasse

Das Café ohne Grenzen lädt zum persönlichen Austausch ein und findet alle 14 Tage jeweils von 15 - 17 Uhr im jup (Florastraße 84) statt. Hier können sich Heimbewohner, Unterstützer und Leute aus der Nach-barschaft bei Tee, Kaffee, Saft und mitgebrachten Spei-sen kennenlernen. Für Kinder gibt es Spielangebote. Die nächsten Termine sind am 13. und 27. 12. 2015. Alle sind herzlich willkommen!

Wo und wie kann ich (noch) in Pankow helfen?Von Katrin Müller-Thalheim

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thema: auf der flucht

Kein normaler AbendVon Kaspar (12 Jahre)

Ich kam nach Hause und meine Schwester empfing mich ganz aufgeregt schon in der Tür. Sie erzähl-te, dass unsere Mutter von einer Bekannten erfah-ren habe, dass man Flüchtlinge eine Nacht bei sich wohnen lassen könne und dass sie grade auf dem Weg sei, eine Flüchtlingsfamilie abzuholen. Es dau-erte einige Zeit, bis ich verstand, dann freute ich mich: Ich hatte schon immer helfen wollen, wusste nur nicht, wie. Ich räumte sofort mein Zimmer und begann gemeinsam mit meiner Schwester damit, Matratzen auf den Boden zu legen, Bettdecken zu beziehen und mein Zimmer mit Tüchern und ähn-lichem so schön wie irgend möglich zu gestalten. Kaum waren wir fertig, klingelte es auch schon an der Tür.Unsere Mutter kam mit zwei Männern und einer Frau, außerdem vier Kindern, die Treppe hoch ge-stapft. Die Kinder waren genau wie wir drei Jungen und ein Mädchen, und auch in ähnlichem Alter: 10, 9 und 5 Jahre und 9 Monate. Die Begrüßung war ein einziges Zunicken und Anlächeln. Die Verständi-gung gestaltete sich schwierig, da keiner, mit Aus-nahme des Begleiters, welcher nach kurzem Auf-enthalt unsere Wohnung wieder verließ, deutsch sprechen konnte. Ein wenig Englisch konnte nur der älteste Sohn.Da alle hungrig waren, aßen wir erst einmal. Es gab Spaghetti – ausgerechnet mit Hackfleischsauce. Zum Glück hatte die Familie Reis und Huhn dabei. Beim Essen lockerte sich die Stimmung: Die Frau nahm ihr Kopftuch ab, die Babys wurden herumge-

reicht und die Familie begann, auch vom Schwei-nefleisch zu probieren, welches vorrangig den Kin-dern gut schmeckte. Nach dem Essen gingen wir Kinder in mein Zimmer, welches sich nun die drei älteren Kinder teilten. Wir puzzelten und spielten Darts. Außerdem interessierte sich vor allem der älteste Sohn sehr für meine Asterix und Obelix-Hefte. Leider war es schon so spät, dass wir uns bettfertig machen sollten.Frisch geduscht und im Schlafanzug traf ich den zweitältesten Sohn, der in unserem Flur unsere große Weltkarte betrachtete. Sie ist sehr groß und auf ihr sind lauter Zeichnungen von z.B. der Con-corde; rund herum sind die Fahnen aller Länder. Er zeigte mir die Länder und die Fahnen, die er kann-te. Die Türkei und Griechenland waren auch dabei.Später im Bett dachte ich über den Tag nach und ich war glücklich: Wir hatten der Familie so gut helfen können. Als ich am nächsten Morgen auf-wachte, waren sie schon wieder fort, um sich regis-trieren zu lassen.

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Kein Oben und UntenWas kann eine einzelne Person dazu beitragen, unsere Welt zum besseren zu verändern?Buckminster Fuller (1895-1983) stellte sich diese Frage, als er mit 32 Jahren, völlig bankrott und versoffen, kurz vor dem Selbstmord stand. Sein weiteres Leben be-trachtete er als Experiment und führte ein halbes Jahr-hundert lang peinlich genau Tagebuch.In unermüdlicher schöpferischer Arbeit wurde er zum Universalgenie: Er designte ein futuristisches Auto, plante ein Ufo-artiges Haus – energiesparend, umwelt-freundlich, transportabel und bezahlbar für jeden. Er reiste und hielt philosophische Vorträge. Schlaf hielt der rastlose Weltverbesserer für Zeitverschwendung. Er reduzierte sein Schlafpensum auf zwei Stunden.

1943 stellte er seine Dymaxion-Weltkarte vor. Anders als alle herkömmlichen Globen und Weltkarten kennt diese kein Oben und kein Unten, kein wichtiger und unwichtiger, kein besser und schlechter.

Schneidet dieses Gebilde aus, faltet und klebt es zu einem »Ikosaeder«!

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impressum redaktion Ulrike Queißner / Ruth Misselwitz / Renate Wagner-Schill / Helga Dietrich [email protected] gestaltung Sophie Alex bildnachweis Titelbild / Seiten 4-5, 16-17: Giotto di Bondone, Scrovegni-Kapelle in Padua, Seiten 8-9: Shutterstock, Seiten 10, 12-13, 43: Col-lagen Alex, Seiten 14-15, 18-19, 20, 24-25, 28, 30-31, 33, 40-41, 42: Gemeinde-archiv auflage 1.500 Exemplare druck www.gemeindebriefdruckerei.de

Bürozeit mit Beate Märker / ab Januar mit Christiane Steinmetz di 10-14 Uhr / do 14-18 Uhr tel 47 53 42 53 fax 47 47 16 32

Pfarrerin Ruth Misselwitz tel 47 55 21 90 / [email protected]

Katechetin Petra Handtrag-Ristow tel 033 056-43 68 34

Kirchwarte Christine Iwen / Jörg Stahlberg tel 47 53 42 53

Kirchenmusikerin Dr. Rudite Livmane-Lindenbeck tel 0157-38 78 09 26 / [email protected]

Evangelischer Kindergarten Regine Holz Leiterin tel 47 53 49 63 fax 49 40 06 27

Jugendwart Markus Maaß tel 0172-397 28 56

Gemeindekirchenrat Uta Armbruster-Held [email protected]

Förderverein Alte Pfarrkirche Pankow e.V. tel 47 48 17 17 / [email protected]

Kirchgeld und Spenden Empfänger: Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow IBAN: DE72520604107003995550 BIC: GENODEF1EK1 Kreditinstitut: Evangelische Bank eG

Ev.KirchengemeindeAlt-Pankow•BreiteStr.38•13187 Berlin

AMT UND EHRENAMT www.alt-pankow.de