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Artenschutzfachliche Risikoabschätzung zum Vorhaben
„Gewerbegebiet an der Lengenfelder Straße Rodewisch“
Bearbeiter: E. Fuchs, Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsnutzung & Naturschutz, N. Sigmund, Dipl.-Ing., Garten- und Landschaftsarchitekt Datum: 01.09.2017
Auftraggeber:
Stadtverwaltung Rodewisch Wernesgrüner Straße 32 08228 Rodewisch Tel.: 03744 3681-62 Fax.: 03744 34245 [email protected]
Auftragnehmer:
Hohensteiner Straße 45 09117 Chemnitz Tel: 0371 28 38 000 Fax: 0371 91 85 57 11 mail: [email protected]
Ingenieurgruppe Chemnitz GbRDipl.-Ing. Armin Wittber, Dipl.-Ing. N. Sigmund (LA) und Dipl.-Ing. (FH) E. Fuchs
Artenschutzfachliche Risikoabschätzung „Gewerbegebiet Rodewisch“ S. 2
igc Ingenieurgruppe Chemnitz GbR, Hohensteiner Straße 45, 09117 Chemnitz, 0371/ 28 38 000, 0371/ 91 85 57 11, [email protected]
Inhaltsverzeichnis 1. Anlass und Aufgabenstellung..............................................................................3 2. Untersuchungsgebiet ...........................................................................................3 3. Arten/ Artenpotenzial............................................................................................ 4 4. Risikoabschätzung ............................................................................................. 12
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1. Anlass und Aufgabenstellung
Die Stadt Rodewisch plant auf dem ehemaligen Bereich einer Kläranlage ein Gewerbegebiet
an der Äußeren Lengenfelder Straße. Das Planziel ist ein Gewerbegebiet. In
Zusammenhang mit dem Vorhaben sind unter anderem der Gehölzbestand und der
Artenschutz (Dauerniststätten, Avi- und Herpetofauna u.a.) zu prüfen.
Inhalt der vorliegenden Unterlage ist eine artenschutzfachliche Begutachtung der
Vorhabensfläche auf Grundlage einer einmaligen Begehung (31.08.2017) sowie eine
entsprechende Risikoabschätzung in Bezug auf das geplante Vorhaben.
2. Untersuchungsgebiet
Die ca. 2 ha große Vorhabensfläche (VF) liegt im Nordwesten der Stadt Rodewisch an der B
94, der Äußeren Lengenfelder Straße. Die Fläche wird zu einem Teil als Lagerfläche des
Bauhofes genutzt (Baustoffe, Stein- und Schotterhäufen etc.).
Im Westen befinden sich die Göltzsch und ein breiterer Gehölzriegel. Die ehemalige
Kläranlage, deren Beton-Becken schon beseitigt sind, ist frei von vormaligen Altanlagen und
Gebäuden, nur im Süden besteht noch ein kleiner, einsturzgefährdeter Schuppen. Ein
größerer Gehölzriegel ist nur am West-Rand zur Göltzsch hin zu finden. Dieser wird
dominiert von Birken, Sal-Weide, Spitz- und Berg-Ahorn, einzelnen Kirschen, Schwarzerlen
und Eschen.
Die überwiegend nicht versiegelten Bereiche der VF sind durch eine mehrjährige
Ruderalflur (Kanadische Goldrute, Gemeiner Beifuß, Gr. Brennnessel, Rainfarn,
Ackerkratzdistel, Gemeine Klette, Rotklee, Glatthafer, Weißer und Gemeiner Horn- und
Steinklee, Geruchlose Kamille, Landreitgras, Wilde Möhre) geprägt und durch
aufkommende, jüngere Sukzessionsgehölze wie Birke, Espe, Esche, Sal- und Silber-Weide
u.a.
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Abb. 1: Lage der Vorhabensfläche an der B 94. Kartengrundlage: b@siskarte sachsen © Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen 2017.
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3. Arten/ Artenpotenzial
Zur Einschätzung des vorhandenen Artenbestandes (Avifauna, Herpetofauna) wurde am
31.08.2017 (22°C, bedeckt, wolkig, schwach windig) eine kursorische Vorortbegehung
durchgeführt. Bei der Begehung wurden folgende Arten im Geltungsbereich bzw. für
unmittelbar angrenzende Areale nachgewiesen:
Tab. 1: nachgewiesene und potentiell zu erwartende Arten auf der Fläche:
Art Nachweise Schutz-/Gefährdung
Status, Brutzeitcode
Amsel (Turdus merula)
potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten
Blaumeise (Parus caeruleus)
potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten
Bluthänfling (Carduelus cannabina)
potentieller Brutvogel im Halboffenland
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ RLS V, RLD 3/ h.B.
Mögliches Brüten
Dorngrasmücke (Sylvia communis)
potentieller Brutvogel im Halboffenland
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ RLS V/ h.B.
Mögliches Brüten
Elster (Pica pica)
1 Ind. am Südrand
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Nahrungsgast
Feldsperling (Passer montanus)
potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ RLD V/ h.B.
Mögliches Brüten
Fitis (Phylloscopus trochilus)
potentieller Brutvogel im Halboffenland mit Sukzessionsgehölzen
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ RLS V/ h.B.
Mögliches Brüten
Gartengrasmücke (Sylvia borin)
potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ RLD V/ h.B.
Mögliches Brüten
Gebirgsstelze (Motacilla cinerea)
1 Ind. über Fläche und pot. An der Göltzsch auch Brutvogel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten A2
Goldammer (Emberiza citrinella)
potentieller Brutvogel im Halboffenland
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ RLD V/ h.B.
Mögliches Brüten
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Art Nachweise Schutz-/Gefährdung
Status, Brutzeitcode
Grünfink (Carduelis chloris)
potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten
Grünspecht (Picus viridis)
Potentieller Nahrungsgast
s.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.a.B.
Nahrungsgast
Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)
geeignetes Habitat (u.a. mit Steinhaufen); keine pot. Brutplätzen, da keine Gebäude bis auf Schuppen auf der Fläche
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.(A)
potentieller Brutvogel
Kernbeißer (Coccothraustes coccothrauses)
potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten
Kleiber (Sitta europaea)
1 Ind. und potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten A2
Kohlmeise (Parus major)
1 ruf. Ind. im SO-Bereich, pot. Brutplätze in westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten A2
Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten
Ringeltaube (Columba palumbus)
potentieller Brutvogel im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten
Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
keine Sichtung, jedoch geeignetes Habitat im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
potentieller Brutvogel
Stieglitz (Carduelis carduelis)
Kein Nachweis, aber Habitat geeignet mit aufkommender Sukzession
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
Mögliches Brüten
Turmfalke (Falco tinnunculus)
Kein Nachweis, aber pot. Nahrungshabitat
s.g.; Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.a.B.
Pot. Nahrungsgast
Zilpzalp (Phylloscopus collybita)
keine Sichtung, jedoch geeignetes Habitat im westl. Gehölzriegel
b.g./ Art. 1 VSchRL/ EZ günstig/ keine Gefährdung/ h.B.
potentieller Brutvogel
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Art Nachweise Schutz-/Gefährdung
Status, Brutzeitcode
Weitere Artengruppen: Tagfalter, Heuschrecken, Libellen Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae)
mehrere Ind. auf Ruderalfläche -
Gemeiner Bläuling (Polyommatus icarus)
mehrere Ind. auf Ruderalfläche -
Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
1 fliegendes Ind. über wassergefüllte Spurrinnen
b.g.
Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar)
1 Weibchen auf Ruderale; mittlerweile in SW Sachen verbreitet
-
Rösels Beißschrecke (Metrioptera roeselii)
häufig auf Ruderale -
Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus)
häufig auf Ruderale -
Gemeiner Grashüpfer (Chorthippus parallelus)
häufig auf Ruderale -
Zeichenerklärung: Artenschutz
B = Brutvogel h.B.(A) = häufige Brutvogelart („Allerweltsarten“) BV = Brutverdacht h.a.B. = Vogelarten mit hervorgehobener artenschutzrechtlicher Bedeutung NG = Nahrungsgast (gemäß Tabelle "Regelmäßig in Sachsen auftretende Vogelarten", Blischke LfULG 2017) Schutz BNatSchG
s.g. = streng geschützt nach § 7 Abs. 2 Nr.14 BNatSchG. b.g. = besonders geschützt nach § 7 Abs. 2 Nr.13 BNatSchG.
RLS RLD
= Rote Liste Sachsen = Rote Liste Deutschland
Gefährdungskategorien: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet V = Vorwarnliste (zurückgehende Art lt. Vorwarnliste, keine Gefährdungskategorie) Erläuterung der Brutzeitcodes Mögliches Brüten A1 Art zur Brutzeit im möglichen Bruthabitat festgestellt A2 Singendes, trommelndes oder balzendes Männchen zur Brutzeit im möglichen Bruthabitat festgestellt
Zum Beobachtungstermin konnten keine Höhlenbäume erfasst und keine Nachweise von
Reptilien (z.B. sich sonnende Ind., Ruheplätze unter Steinen, Baustoffen usw.) und
Amphibien erbracht werden. Außerdem gibt es keine Gebäude auf der Fläche – bis auf einen
maroden Schuppen im Südteil am Eingang der Fläche.
Defizite bei der Erfassung
Auf die Erfassung der Fauna, insbesondere der Brutvögel, wirkte sich nachteilig aus, dass
nur eine einmalige Begehung gegen Ende der Brutzeit stattfand (kaum noch Gesang oder
revieranzeigendes Verhalten). Deshalb wurden potentiell zu erwartende Arten entsprechend
der vorhandenen Lebensräume (halboffene Ruderale, aufkommende Gehölze, Gehölzriegel
zur Göltzsch) für die Fläche prognostiziert (vgl. Tab. 1).
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Fotodokumentation:
Foto 1: Eingang zum gepl. Gewerbegebiet an der Äußeren Lengenfelder Straße in Rodewisch, das aktuell teilweise als Lagerplatz vom Bauhof fungiert.
Foto 2: Ruderalfläche mit dominierender Kanadischer Goldrute und einzelnen Gehölzgruppen aus Birke, Salweide, Berg- und Spitzahorn.
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Foto 3: Neben Kanadischer Goldrute sind Gemeiner Beifuß, Gemeine Klette, Gr. Brennnessel, Rainfarn, Knaulgras, Rotklee, Acker-Kratzdistel u.a. auf der Ruderalfläche anzutreffen. Ehemals gehörte die Fläche zur Kläranlage mit mehreren Betonbecken, die aber nicht mehr vorhanden sind.
Foto 4: Abgelagerte Baustoff-, Stein- und Kieshäufen wurden u.a. auf Reptilien abgesucht – ohne
Hinweise auf vorkommende Arten.
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Foto 5: Am Westrand der Fläche stehen zur Göltzsch Gehölze (Birken, Spitz- und Bergahorn, Salweiden, Eschen, Süßkirschen) – zusammen mit Brombeere, Hopfen und einzelnen Rosen.
Foto 6: Aufgeschüttete Kiesfläche am nördlichen Rand der Fläche (Flstk. 695/10) mit Vorkommen von Heuschrecken wie Nachtigall- und Gemeinem Grashüpfer, Großer Goldschrecke und Rösels
Beißschrecke.
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Foto 7: Aufschüttungen mit offenen Abbruchkanten können Lebensraum für Reptilien (Zaun- oder Waldeidechse) darstellen, allerdings wurden bei der einmaligen Begehung keine festgestellt.
Foto 8: Männchen eines Bläulings (Gemeiner Bläuling, Polyommatus icarus) an Schwedenklee (Trifolium hybridum).
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4. Risikoabschätzung
In Zusammenhang mit dem geplanten Gewerbegebiet an der Äußeren Lengenfelder Straße
in Rodewisch sind zusammenfassend folgende Risiken nicht auszuschließen bzw.
auszuschließen:
‒ Bei der Baufeldfreimachung sind Verluste von Gehölzen besonders im westlichen
Randbereich zur Göltzsch und im Übergang von diesem zu den Ruderalflächen zu
prognostizieren.
‒ Bei Fällung der Gehölze außerhalb der Brutzeit (Oktober–Februar) ist der Verlust
besetzter Nester auszuschließen.
‒ Höhlenbäume sind auf der Fläche nicht vorhanden.
‒ Beseitigung der Vegetation (mehrjährige Ruderale) muss auch außerhalb der
Vegetationsperiode und der Brutzeit (Oktober–Februar) erfolgen (damit kein Verlust
von Nestern potentieller Halboffen- und Offenlandbewohner etc.).
‒ Bis auf den maroden Schuppen im Südteil am Eingang der Fläche gibt es keine
Gebäudesubstanz auf der Fläche – damit auch keine zu erwartenden Gebäudebrüter,
potentielle Fledermausquartiere etc.
Wir möchten darauf hinweisen, dass die Begutachtung mit der o. g. einen Begehung
(außerhalb der Brutzeit von Vögeln), planungsrelevante Aussagen liefern kann über
vorhandene Lebensraumstrukturen und damit hier potentiell vorkommende Arten, aber nach
Aufwand (Erfassungen, formaler Inhalt) keinen Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag ersetzt.